Castles in the Sky von abgemeldet (Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge) ================================================================================ Kapitel 15: So selten wie eine heilige Erscheinung -------------------------------------------------- Im Auto wurde Tom Zeuge davon, was passierte wenn ich verschlief. Denn wenn ich verschlief, bedeutete das auch Stress und Hektik für die Anderen. Georg trat aufs Gas damit wir noch einigermaßen pünktlich in die Schule kamen. Immerhin wollten wir ja alle weder nachsitzen noch eine Strafarbeit schreiben. Er hatte mit den restlichen Strafarbeiten die ihm diverse Lehrer auf brummten auch so schon genug zu tun. Gustav saß auf dem Beifahrersitz und spornte Georg an das wir es schon noch schaffen würden, wenn er zumindest versuchte uns und den Wagen nicht um den nächsten Baum wickelte. Ich gab ihm im Stillen recht. An dem nächsten Baum wollte ich eigentlich nicht landen. Und Tom war zu meinem persönlichen Assistenten befördert worden. Er musste den Handspiegel halten und das möglichst ohne zu wackeln, damit ich mich schminken konnte. Und bei Georgs Fahrweise war das nicht mal für mich einfach, sondern ein Balanceakt. Immerhin wollte ich mir kein Auge ausstechen, auch wenn wir dann eine Entschuldigung hätten warum wir zu spät kamen. Aber so ein großes Opfer würde ich dafür nicht bringen. Alles in allem war die Fahrt eigentlich der Horror und Tom schien genauso froh darüber zu sein das Auto verlassen zu können wie ich. Wir liefen nicht mehr zum Klassenzimmer sondern stürmten. Das letzte mal war ich so schnell gelaufen....letzte Woche Donnerstag. Und beim Sportfest wo ich von einer Biene verfolgt worden war. Übrigens war das der schlimmste Tag meines Lebens gewesen. Ich hatte echt Angst gehabt. Wir stürmten ins Klassenzimmer und atmeten synchron erleichtert auf als der Lehrer noch nicht da war, was einige Mädchen zum Kichern brachte, während sie Tom mal wieder mit unverhohlener Neugierde anstarrten. Oder mit Blicken auszogen. Kam wohl auf die Betrachtungsweise an. Meine war die letztere. Zusammen ließen wir uns auf unsere Plätze fallen und kramten unser Schulzeug heraus, ehe die Tür aufflog und unsere schusslige und mal wieder abgehetzte Mathematiklehrerin Fr. Plötz ins Zimmer gestolpert kam. Ich mochte die Frau. Sie war so verpeilt das es schon wirklich lustig war. Zudem war sie extrem tollpatschig und schusslig. Ständig verlegte sie Dinge die sie dann ewig nicht mehr fand. Wie unsere Klausuren zum Beispiel, was den meisten von uns nichts ausmachte. Mir besonders nicht. Frau Plötz war 29 Jahre alt und noch ein Frischling im Beruf der Lehrerin. Sie war zu nachsichtig, ließ sich ständig ärgern oder hänseln und sah meistens aus als hätte sie ein blinder Pastor angezogen. Ich mochte sie trotzdem. Der Grund dafür war schlicht und ergreifend das sie mich nicht wie andere Lehrer abfällig musterte, sondern immer höflich – schon beinahe lieb und fürsorglich – zu mir war. Sie war der festen Überzeugung das in mir mehr steckte als eine kleine, schwule Diva die zwischen den Stunden damit kämpfte in Ruhe gelassen zu werden. Ich verstand Mathematik auch. Ich mochte Mathematik. Und das wusste sie, auch wenn ich es nicht offen zugab. Schon allein damit man nicht noch mehr aufzog. Als Streber wollte ich nicht auch noch gelten. Genau deswegen war ich immer froh wenn sie die Klausuren verlegte, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, sie machte das mit Absicht. Das Gesicht unserer Lehrerin blieb bei einem Blick durch die Klasse auf Tom hängen und sie lächelte, bevor sie ihre dicke Hornbrille zurecht rückte und auf Tom zuging. „Ein neuer Schüler? Wer bist du denn?“ fragte sie freundlich und reichte Tom die Hand, die er mit einem kurzen Seitenblick auf mich entgegen nahm. „Tom, Bills Zwillingsbruder“ stellte er sich dann vor und ich konnte beobachten wie sich das Gesicht von Frau Plötz aufhellte. „Freut mich dich kennen zu lernen“ lächelte sie dann ehe sie ihre Stimme senkte. „Pass gut auf ihn auf. Der Junge ist ein Goldstück“ sprach sie leise ehe sie sich wieder an die Klasse wandte und zum Pult zurück ging, wo sie fast über ihre Tasche fiel die am Boden stand, was natürlich Gelächter in der Klasse auslöste. Mein Blick wanderte zu Tom und der sah mich fragend an ehe er auf die Lehrerin deutete und ich nur mit dem Kopf schüttelte ehe ich ein „Sie ist nett“ von mir gab. Vielleicht mochte ich die Frau auch deswegen, weil wir Beide irgendwie Außenseiter waren. Ihre Kollegen nahmen sie ja auch nicht wirklich ernst. Ich hatte schon öfter gehört, wie sie hinter ihrem Rücken über sei gelästert oder sich über sie lustig gemacht hatten. Der Unterricht verlief schleppend, weil Markus und diverse andere Leute mal wieder nichts kapierten. Leider gehörte Tom auch dazu. Er konnte laut eigenen Aussagen mit Mathematik genauso viel anfangen wie mit Wimperntusche. Also gar nichts. Und ich erklärte ihm alles mindestens zwanzig Mal ganz geduldig, bis er es endlich verstanden hatte. Der restliche Tag verlief eigentlich ganz ruhig, und wir hatten Halbzeit, worüber ich wirklich froh war. Es gab nichts langweiligeres als Geschichtsunterricht. Da war die Pause danach wirklich willkommen. Ich verzog mich in die Raucherecke, weil Tom noch auf die Toilette musste, und zündete mir eine Zigarette an bevor ich mich an die Wand lehnte und den Rauch wieder ausblies. Und alles hätte so ruhig und beschaulich sein können, wenn nicht in dem Moment Markus und Konsorten aufgetaucht wären und mich eingekesselt hätten. Ich drückte mich instinktiv etwas mehr an die Wand und guckte Markus abwartend an. Was auch immer er wollte, es würde mir nicht gefallen. Das war einfach ein Naturgesetz, da musste ich nicht mal abwarten. „Diesmal gibt’s keinen heldenhaften Lover der dich rettet“ kams höhnisch und mein Gesicht nahm einen resignierenden Ausdruck an. Hatte Tom nicht erst gestern klar gestellt, dass wir Zwillinge waren? Andererseits wollte ich mir auch nicht die Mühe machen und das Markus nochmal erklären. Das ging in die Erbsenbirne sowieso nicht rein. Markus knackte mit den Fingerknöcheln, und seine Kumpels lachten. Und ich fragte mich automatisch nur zwei Dinge. Erstens: wie lange konnte man auf dem Klo sein? Zweitens: Gab es die Klamotten von Markus wirklich zu kaufen oder musste seine Mum die extra nähen, weil seine Kleidergröße noch nicht erfunden war? Einer von Markus' Kumpeln schrie auf und landete vor meinen Füßen mit dem Gesicht im Dreck was mich irritiert blinzeln ließ. Mein Blick wurde noch irritierter als ein Anderer aufschrie und ich ein hässliches Knacken hörte, bevor mein Blick an Tom hängen blieb, der dessen Arm verdrehte, das es schon beim zuschauen weh tat. Und irgendwie hatte ich das Gefühl das da gerade was gebrochen war. Die Jungs wichen zurück und Tom trat den Typen den er gerade noch den Arm verdreht hatte in den Dreck, bevor er mit den Fingerknöcheln knackte. „Ich vermute ich hab mich gestern nicht deutlich genug ausgedrückt.“ kams dann ruhig von ihm, während er Markus mit einem Blick taxierte, der alles andere als freundlich war. Die Vollidioten hielten es anscheinend angebracht samt ihres verletzten Kumpels das Weite zu suchen. Natürlich nicht um mir und Tom noch ein „Das bereut ihr noch“ entgegen zu werfen, was Tom abfällig schnauben ließ, ehe er auf mich zukam. Er hatte noch immer diesen Gesichtsausdruck, aber irgendwie...störte mich der nicht mehr so sehr wie beim ersten und zweiten Mal. „Ohne dich jetzt anschwulen zu wollen...“ fing ich dann an und hatte Toms Aufmerksamkeit, indem er mir in die Augen sah. „Aber dieser Gesichtsausdruck macht dich irgendwie sexy“ kommentierte ich, ehe meine Mundwinkel zuckten. Toms Gesicht wurde weicher und er streckte mir grinsend die Zunge raus, nur um sich dann meine Hand zu schnappen und an meiner Zigarette zu ziehen. „Das war das geilste Kompliment meines Lebens“ kams dann während er den Rauch in die Luft blies und ich schenkte ihm einen fragenden Blick. „Hey, von dir das Kompliment zu kriegen das man sexy ist, ist so selten wie...ne Himmelserscheinung“ erklärte er mir dann und ich legte fragend den Kopf schief. Ja, es stimmte schon das ich die meisten Kerle nicht gerade toll fand. Nicht mal die mit denen ich im Bett war fand ich besonders attraktiv. Aber von irgendwo musste der Sex ja auch her kommen. Mal abgesehen davon das es für mich eher ein Rein-Raus-Fertig war. Aber woher Tom das wusste, war mir trotzdem schleierhaft. „Georg hat das letztens im Club erzählt. Also das du die meisten Kerle nicht gerade prickelnd findest, und er die Male wo du jemanden als gutaussehend bezeichnet hast an drei Fingern abzählen kann“ kam die Erklärung von Tom. Georg, war ja klar. Wie hatte ich meine kleine Klatschtante Georg vergessen können? Ein Grinsen umspielte meine Lippen ehe ich mit den Schultern zuckte. „Dann bild dir mal was drauf ein“ stichelte ich Tom dann und der grinste lediglich. Er bildete sich was darauf ein, das konnte ich an seinem Gesicht sehen. „Soll ich dir was sagen?“ fragte er dann und ich guckte ihn interessiert an, bevor ich einen bestätigenden Laut von mir gab und an meiner Zigarette zog. „Ich hab keinen Bock mehr. Lass uns die letzten zwei Stunden schwänzen“ eröffnete ich mir dann und ich musste unweigerlich leise lachen. Das passte irgendwie zu ihm, aber trotzdem nickte ich. Schwänzen hielt ich momentan für eine ziemlich gute Idee. Außerdem konnte uns Georg später auch noch auf gabeln, oder wir fuhren mit dem Bus zurück. „Dann lass uns abhauen“ kommentierte ich lediglich und schnippte meine Kippe weg, ehe ich leise lachen musste als Tom sich meine Hand schnappte und unsere Finger miteinander verhakte, bevor wir schon fast vom Schulgelände flüchteten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)