Castles in the Sky von abgemeldet (Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge) ================================================================================ Kapitel 3: Clubgänger --------------------- Als ich aufwachte fühlte ich mich wie nach einem beschissenen Traum. Mein Blick wanderte auf die andere Hälfte meines Bettes und ich registrierte dass sie leer war. Vielleicht war das alles auch wirklich nur ein beschissener Traum und ich hatte gar keinen Zwillingsbruder der Tom hieß, einen Mopp auf dem Kopf hatte und Klamotten in der Größe von Zweimannzelten. Nachdem ich mich aus dem Bett gequält hatte wühlte ich mir frische Klamotten aus meinem Kleiderschrank und steuerte das Bad an. Gerade als ich die Türe öffnen wollte wurde sie von innen schwungvoll aufgerissen und Tom rannte beinahe in mich hinein. „Ahhhhh“ gab ich von mir. „Ahhhhh“ gab Tom von sich und hielt sich die Hand ans Herz. Während wir uns eine Weile von Sekunden anstarrten verzog ich das Gesicht. „Verdammt, es war doch kein Traum“ murrte ich deswegen und quetschte mich an ihm vorbei ins Bad. „Na danke, soll das heißen ich seh aus wie ein Albtraum?“ wurde mir auch sogleich hinterher gemotzt was mich das Gesicht noch mehr verziehen ließ. „Du BIST mein Albtraum“ Damit knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu und schloss ab ehe ich mich mehr schlecht als Recht aus den Klamotten kämpfte und unter die Dusche stieg wo ich mir auch gleichzeitig die Zähne putzte. Ich war schon immer ein Multitaskingtalent. Während ich zwei Tätigkeiten gleichzeitig nachging überlegte ich mir ob ich vielleicht gemein zu Tom gewesen war. Okay, es ging mir tierisch auf den Sack das ich kein Einzelkind mehr war und zu allem Überfluss auch noch mein Zimmer halbieren musste. Und ich konnte auch seine Klamotten nicht ausstehen. Ich würde ihm außerdem niemals verzeihen dass er meine Klamotten gestern komplett zugesaut hatte. Aber eigentlich sollte ich nicht so gemein zu ihm sein. Nachdem ich aus der Dusche gekrochen war und mir den Mund ausgespült hatte zog ich mir meine Klamotten an – eine tief sitzende blaue Jeans und ein eng anliegendes schwarzes Shirt mit dem Aufdruck ‚Wenn du das lesen kannst solltest du freundlich zu mir sein. Du bist in meiner Reichweite’ – und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Ich sah aus wie vom Friedhof entlaufen. Man konnte es schön umschrieben auch ‚leichenähnlich’ nennen. Nach guten 30 Minuten befand ich mein Make up für perfekt und gähnte noch einmal ausgiebig. Meine Haare ließ ich heute einfach glatt. Ich hatte keine Lust am Abend Haarspray raus zu bürsten. Mit der Schnelligkeit einer Schildkröte ging ich in die Küche und sah dort schon Tom und meine – sorry, unsere – Mutter am Tisch sitzen. Mein Weg führte zur Kaffeemaschine und danach an den Tisch wo ich mir eine Zigarette ansteckte. Keiner machte einen Mucks und das fand ich gut. Ich wollte einfach nur meinen Kaffee und meine Zigarette. Leider machte mir meine Mutter einen Strich durch die Rechnung. „Du gehst heute mit Tom ins Pandämonium“ kams von ihr und ich verschluckte mich an meinem Kaffee. Das war ja jetzt wohl hoffentlich ein Witz. „Das ist ein Witz“ „Nein, ist es nicht. Du kannst Tom doch nicht allein in eine fremde Stadt schicken“ empörte sich meine Mutter. Oh, und ob ich das konnte. Ich wäre auch dazu fähig ihn in ein fremdes Land ohne Rückflugticket zu schicken. Meine vorige Überlegung verflog wie im Flug. Ich sollte und konnte definitiv gemein zu ihm sein. Er hatte es verdient. „Mich kriegen da keine zehn Elefanten rein, vergiss es“ knurrte ich und warf Tom einen giftigen Blick zu der komplett unschuldig zurück schaute. „Bill, du wirst Tom begleiten. Das ist mein letztes Wort“ Und damit stand sie auf. „Ich bin jetzt bei Bernd“ informierte sie uns und ich hob eine Augenbraue. „Ist das der von Donnerstag?“ fragte ich zurück. „Nein, der von Montag“ Ah…ja. Kaum war sie weg grinste Tom mich an und ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Das war Absicht“ fauchte ich und fuchtelte mit meiner Hand in der Luft rum. „Natürlich“ kams zurück „Du kannst mich ja nicht einfach so alleine lassen ne?“ Irgendwann würde ich ihn töten. „Du Arsch“ Was Besseres fiel mir nun wirklich nicht ein. Dafür war ich einfach zu traumatisiert. „Ich weiß dass ich nen Arsch hab. Und nen ziemlich geilen“ grinste mich Tom an. „Das kann ich nicht beurteilen. Unter diesen Zweimannzelten kann ich ihn nicht ausmachen“ Während Toms Kinnlade dem Fliesenboden die Hand schüttelte holte ich mir noch einen Kaffee und ging in Gedanken meinen Kleiderschrank durch. Das ich heute, mit dem, das Haus verlassen musste, auch noch in diesen verschissenen Club, war einfach unfassbar. Mit dem Kaffee bewaffnet steuerte ich das Wohnzimmer an und registrierte dass Tom mir folgte. „Warum lästerst du über meinen Arsch?“ „Ich lästere gar nicht über deinen Arsch. Ich habe nur erwähnt das ich ihn nicht ausmachen kann.“ Damit schaltete ich den Fernseher an und fläzte mich aufs Sofa. „Soll das heißen man kann meinen Arsch nicht sehen?“ „Gegenfrage, warum diskutieren wir eigentlich über deinen Arsch?“ fragte ich zurück und hob eine Augenbraue während hinter mir Stille einkehrte. „Gute Frage“ kams dann von Tom ehe er loslachte, weswegen ich mich unweigerlich zu ihm umdrehte. „Wir haben anscheinend nen Hang zu absolut bescheuerten Gesprächen“ grinste er dann während er sich neben mich fallen ließ. Joah, das konnte man so behaupten. Warum das allerdings so war, wusste ich nun wirklich nicht. Vielleicht waren wir uns einfach zu ähnlich. Außerdem brachte der mich da regelmäßig auf die Palme. Insgesamt saßen wir ganze zwei Stunden schweigend vor dem Fernseher. Na ja, schweigen war immerhin besser als wieder ne Diskussion über seinen Arsch anzufangen. Das war nämlich das letzte was ich durchdiskutieren wollte. Ich konnte mir wirklich bessere Themen vorstellen. Irgendwann stand Tom auf und verschwand in die Küche. Was mich nicht wirklich interessierte. Wenn er meinte in der Küche verschimmeln zu müssen war mir das auch recht. Ich war damit beschäftigt zu verstehen warum so viele Menschen in Talkshows rannten um Gülle zu reden. Das war ein immer währendes Rätsel, das ich wohl niemals entschlüsseln würde. Meine Aufmerksamkeit wurde erst vom Fernseher abgelenkt als meine Nase etwas wahrnahm das nach Essen roch. Also bequemte ich meinen Hintern vom Sofa hoch und schlenderte in die Küche um festzustellen, das Tom in der peinlichen rosa Schürze unserer Mutter vorm Herd stand und anscheinend Spagetti kochte. Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich betrachtete das skurrile Bild vor mir. Das müsste man ehrlich mal filmen oder so. „Hunger?“ war die Frage und ich nickte nur benommen während Tom uns Spagetti mit Tomatensauce auf die Teller häufte und mir einen davon in die Hand drückte. Jetzt stellte sich nur noch die Frage ob man das auch wirklich essen konnte. Wie ich herausfand, konnte man. „Tom? Tust du mir nen Gefallen?“ nuschelte ich mit vollem Mund und er sah mich etwas verwirrt an ehe er nickte. „Zieh diese Schürze aus. Das sieht mal echt lächerlich aus“ Während er mir seine Zunge entgegen streckte drehte ich mich meinem Essen zu und grinste. Das Essen verlief ansonsten schweigend und ich kam wieder zu der Frage was ich heute Abend anziehen sollte. Himmel noch mal, das konnte ja wohl nicht so schwer sein. Ich wusste immer was ich anzog, nur eben hier nicht. Immerhin würde ich heute Abend mit hunderten von Hoppern konfrontiert sein. Was mir übrigens Brechreiz verursachte. „Wann willst du los?“ kam deswegen die Frage an Tom aus meinem Mund während ich unsere Teller in den Spüler räumte. Wäre immerhin gut zu wissen ab wann ich Panik schieben musste. „Um acht so was“ gab er mir bereitwillig Auskunft und ich nickte ehe ich mich in mein Zimmer schleppte um mich dort meinem Kleiderschrank zu widmen. Immerhin hatten wir es jetzt fünf. Und da ich wusste wie lange ich brauchte und auch das Make up einberechnete das ich auffrischen musste, war es langsam an der Zeit sich fertig zu machen. Und Panik zu schieben. „Lass mich raten, du brauchst ewig um dich fertig zu machen“ tönte es hinter mir und ich verdrehte die Augen. „Ich muss eben nicht nur in Klamotten hüpfen“ murrte ich und zog einige Oberteile aus dem Schrank während Tom sich aufs Sofa fallen ließ und mich dabei beobachtete. Ob man es glaubt oder nicht, ich war sogar pünktlich fertig. Komplett pünktlich. Ich trug meine schwarze Röhrenjeans mit den Reißverschlüssen und Nieten deren Beine in meinen Grau-schwarzen Cowboystiefeln endeten. Dazu ein schwarzes Hemd und etliche Ketten und Armbänder. Meine Haare hingen mir immer noch glatt runter und das blieb auch so. Wie gesagt, keinen Bock auf Haarspray. Meine Augen waren komplett schwarz umrandet und ich hatte meine Sonnenbrille auf der Nase. Tja, und jetzt stand ich mit Tom an der Bushaltestelle und wartete auf diesen beschissenen Bus den ich von weitem schon sah. Während Tom sich eine Karte besorgte stieg ich hinten ein. Immerhin hatte ich meinen Fahrausweis. Nachdem er sich dann neben mich fallen gelassen hatte stieß ich einen Seufzer aus. „Ich fass es einfach nicht dass ich da mit muss“ stöhnte ich und erntete von Tom nur ein Grinsen. Gemeiner Sack. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)