Eine leere Hülle von Rekit (eine SasoxSakuxDei FF) ================================================================================ Prolog: -------- "Bedeutet dir ein Menschenleben denn gar nichts?!" Nein. Ich bin vollkommen leer. "Und deine Familie?! Bedeutet sie dir auch nichts?!" In mir ist nichts. Keine Seele. Kein Herz. Kein einziges Gefühl. Ich bin so, wie ein Ninja sein sollte. Aber sie... "Hey... Bist du echt ein Ninja?" Menschenleben? Familie? Diese Worte haben für mich keine Bedeutung mehr. Nicht einmal mein eigener Tod kratzt mich noch. Ich bin wirklich eine Puppe geworden. "Warum bist du so gleichgültig?!" Wer ist dieses Mädchen? Und was will sie eigentlich?! Sie kann hier doch sowieso nichts mehr retten. Da kann ich ihr doch auch egal sein. Sakura... Mit geschlossenen Augen hebe ich den Kopf und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich spüre keine Schmerzen, aber trotzdem kann ich fühlen, dass das Leben meinen Körper verlässt. Wie aus einem Sandsack mit Loch rieselt es aus mir heraus. Langsam, stetig. Wie viel Zeit bleibt mir noch? Ein paar Minuten? Ein paar Sekunden? Das Leben zieht an mir vorbei. Und alte Gefühle steigen wieder hoch. Hoffnung. Angst. Verzweiflung. Ich sehe die Szenen vor mir, Dinge, die ich verdrängt hatte, von denen ich mich trennen wollte. "Vielleicht, wenn wir uns eher getroffen hätten... und nicht so...", murmelte ich, doch weder Oma Chiyo noch das Mädchen hatten mich gehört. "Vielleicht wäre dann einiges anders gewesen." Ich atme noch einmal ein und meine Züge entspannen sich. War das der Tod? Wie seltsam. Sanft streicht er um mich und nimmt meine Hand, führt mich weg von all dem Elend, dass ich selbst auch verursacht hatte. Und ich sehe von weit oben, wie alles begonnen hatte, damals in Suna. Das war vor so langer Zeit. . . Kapitel 1: 1. ------------- „Sasori, komm, gehen wir schlafen.“ Die Alte Frau nahm meine Hand und gab mir ein halbherziges Lächeln. Oma Chiyo hatte mir noch nie sonderlich viel Wärme entgegengebracht, aber wenn meine Eltern nicht da waren, blieb ich über Nacht immer bei ihr. Heute, ein paar Tage nach meinem fünften Geburtstag, herrschte eine andere Atmosphäre. „Oma Chiyo“, sagte ich und blickte ihr in die Augen. „Warum sind Mama und Papa noch nicht wieder zurück?“ Ihre Mission war eigentlich schon längst beendet, sie wollten zu meinem Geburtstag wieder da gewesen sein. Aber sie waren nicht aufgetaucht. Bis heute nicht. Oma Chiyos Gesichtzüge verhärteten sich, doch möglicherweise hatte ich mir das auch eingebildet, denn kurz darauf lächelte sie mild. „Sie sind noch unterwegs, Sasori. Bestimmt kommen sie bald nach Hause.“ „Hoffentlich“, flüsterte ich, ließ mich von ihr ins Schlafzimmer bringen, mich von ihr ausziehen und in meinen Schlafanzug stecken, um dann in mein Bett zu fallen. „Hoffentlich kommen sie bald zurück. Sie haben mir versprochen, dass wir etwas Schönes an meinem Geburtstag unternehmen.“ Oma Chiyo nickte. „Schlaf jetzt, Sasori.“ Mein Schlaf in dieser Nacht war unruhig. Ich träumte nicht das erste Mal davon, dass meine Eltern in einer Mission umkamen, aber diese Nacht war es schlimmer als sonst. Mit fünf hatte ich das erste Mal diese Albträume. Sie weckten mich auf und als ich in meinem Bett lag und in das schwarze Zimmer starrte, durchfuhr es mich. Ich war ganz allein. Vorsichtig kletterte ich aus dem Bett, um zu Oma Chiyo zu laufen. Wenn ich nicht schlafen konnte, legte ich mich oft in ihr Bett, vor allem, wenn meine Eltern nicht da waren. Als ich gerade an ihrem Zimmer ankam und eintreten wollte, zögerte ich. Da waren Stimmen zu hören. Die von Oma Chiyo, aber auch eine andere. Auch war die Tür nur angelehnt. Ich trat nicht ein, sondern beschloss, zu warten, bis der Framde wieder gegangen war. „Sie sind tot, Chiyo“, sagte die zweite Stimme gerade. „Die Mission, auf die man sie geschickt hat... wir waren nicht richtig informiert.“ Oma Chiyos Stimme klang alt und gebrechlich, etwas, was mir neu war. „Tot? Wer... Wie ist das geschehen? Warum... es sollte doch eine einfache...“ Die fremde Stimme räusperte sich und fuhr dann eine Spur ruhiger fort: „ Wir hatten nicht alle Eventualitäten geklärt. Wir wussten nicht, dass... Konohas weißer Reißzahn. Er war auch dabei.“ Oma Chiyo schnappte entsetzt nach Luft. „Aber... Wie konnte...?“ Sie schwieg einen Moment, anscheinend versuchte sie, sich zusammenzunehmen. Dann fragte sie mit bebender Stimme: „Wer hat meinen Sohn und meine Schwiegertochter umgebracht?!“ Ich zuckte zusammen. Sie redeten von Vater und Mutter! In meiner Überraschung und plötzlich aufkommenden Angst musste ich wohl an die Tür gekommen sein, denn sie quietschte und schwang ein Stück auf, sodass Oma Chiyo und die andere Stimme verstummten. Ich hatte Angst, dass sie mich hier finden würde, und aus Gründen, die ich bis heute nicht nachvollziehen konnte, trat ich einige Schritte zurück in den Schatten. „Was war das?“, fragte die andere Stimme. Ich hörte Schritte auf mich zukommen und drückte mich in die dunkelste Ecke, die ich finden konnte. Oma Chiyo öffnete die Tür, sah sich um, konnte mich anscheinend aber nicht entdecken und schloss die Tür dann wieder. „Vielleicht nur der Wind“, hörte ich sie sagen und nachdem ich eine Weile in der Dunkelheit gestanden hatte, nahm ich meinen Mut zusammen und ging wieder zur Tür. „Also... wer... wer war es?“ Ich hielt den Atem an. Sie redeten darüber, dass Vater und Mutter, dass sie... Etwas Kaltes lief an meiner Wange hinab bis zum Kinn. Ich wischte es nicht ab, war zu entsetzt über das, was sich mir gerade offenbarte. Meine Eltern... sie würden nicht zurückkommen. Sie waren tot, sie waren... tot. „Es war... soweit wir wissen...“, begann die andere Stimme zögerlich. „WER?!“, schrie Oma Chiyo jetzt und ich zuckte zusammen. Sie war so wütend, so verzweifelt... Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte jemanden, der mich jetzt in den Arm nahm, ich hatte Angst, so schreckliche Angst. .. Aber ich blieb stehen, rührte mich nicht vom Fleck. Wer hatte meine Eltern umgebracht? „Es war... der weiße Reißzahn von Konoha, Sakumo Hatake.“ Die Stimme war leise, durch die Tür kaum noch zu hören. Meine Wangen fühlten sich verklebt an. Ich schloss die Augen. Die Dunkelheit umschloss mich und wollte mich nicht mehr freigeben. Wenn ich jetzt geschrien hätte, dann hätte mich vermutlich nicht einmal jemand gehört. „Chiyo... wirst du ihrem Sohn davon erzählen?“ Oma Chiyos Antwort kam von irgendwo weit entfernt. „Nein. Er soll es jetzt noch nicht erfahren. Und ich will auch nicht, dass er weiß, wer... wer ihr Mörder war. Behalt es bitte auch... für dich.“ Schritte kamen auf mich zu, aber ich war wie betäubt. Die Tür öffnete sich und ein Mann sah mich überrascht an. Oma Chiyo kam ebenfalls auf mich zu, ihr Gesicht war eingefallen und erschöpft. „Sasori...? Was machst du... solltest du nicht im Bett sein? Na komm, ich bringe dich wieder ins...“ „Stimmt es?“, flüsterte ich. „Mama und Papa sind... Sie sind...“ Oma Chiyo erstarrte. „Du hast mitgehört?“, fragte sie leise. „Du hast alles mitangehört? Oh... mein armer Sasori..“ Sie umarmte mich, doch ihre Stimme erreichte mich nicht, genauso wenig wie die Umarmung. Ich brach weinend auf dem Boden zusammen. Kapitel 2: 2. ------------- „Sasori? Sasori, Liebes, wo bist du?“ Oma Chiyo lief durch das Haus. Der Junge war mal wieder nicht aufzufinden. In letzter Zeit kam das häufiger vor, dass er einfach verschwand und sie nicht wusste, wohin. Und wenn sie nachfragte, dann bekam sie keine Antwort. Sie seufzte. Seit dem Tod seiner Eltern war der Junge... anders. Sonderlich gesellschaftsbedürftig war er noch nie gewesen, aber jetzt... Er versteckte sich. Aß kaum. Redete nicht. Sie machte sich wirklich Sorgen. Wo war dieser Junge bloß? In der Nähe ihrer Puppenwerkstatt machte sie Pause. Der Junge war verschwunden. Einfach weg. Sie hatte doch schon überall nachgesehen... Da hörte sie Geräuschte aus der Werkstatt. Etwa ein Einbrecher? Jemand, der ihre geheimen Künste stehlen wollte? Oder etwa... langsam kam sie näher. * „Ach. Hier bist du ja.“ Ich drehte mich nicht um, aber ich wusste, dass Oma Chiyo durch die Tür gekommen war. Ich hatte ihre Stimme schon öfter gehört, aber ich hatte nicht geantwortet, als sie nach mir rief. Wenn ich es getan hätte, dann hätte ich wahrscheinlich auch das erklären müssen, was ich hier tat. Ich legte den Hobel aus der Hand und sah sie an. „Da bin ich“, sagte ich leise und sah sie an. „Was machst du denn?“, fragte sie und kam näher. „Das sieht ja fast aus wie...“ „Eine Puppe“, antwortete ich knapp und machte mich wieder an die Arbeit. Der Kopf war schon fast fertig, sowie ein Arm. Ich hatte mir das Bauen der Puppen selbst heimlich beigebracht, indem ich die fertigen Puppen von Oma Chiyo studierte. Eigentlich war es gar nicht so kompliziert. Holz zurechtschneiden, hobeln, hier und da etwas Leim, Fäden, Metall... oder was man auch sonst noch für seine Puppe haben wollte. „Du machst eine Puppe?“, Oma Chiyo betrachtete nachdenklich mein unvollständiges Werk. Dann seufzte sie und schüttelte den Kopf. „Sasori, ich denke nicht, dass du jetzt schon dafür geeignet...“ Sie brach den Satz ab, als ich auf die Puppe deutete. „Das“, sagte ich. „wird Vater.“ Oma Chiyo wurde blass, ihre Augen ruhten zwar immer noch auf meiner Puppe, doch ihre Hände zitterten. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. „Siehst du“, sagte ich. „Ich baue zuerst ihn und dann Mutter. Und wenn ich sie mit meinem Chakra verbinde, ist es doch so, als würden sie wieder bei mir sein, oder?“ Oma Chiyo antwortete nicht. Sie sah nur starr auf die unvollständige Puppe. Ihre Augen ließen mich erschauern, aber ich startete noch einen weiteren Versuch. Ich hatte mir gedacht, dass sie vielleicht sauer auf mich sein könnte, aber ich... „Ich fühle mich... so allein, Oma Chiyo“, flüsterte ich jetzt und die Tränen schossen mir wieder in die Augen. „Wenn ich diese Puppen baue... Dann werden sie wieder bei mir sein, oder? Oma Chiyo, so ist es doch?“ Die Tränen rannen mir über die Wangen. Meine Augen suchten nach denen von Oma Chiyo, aber sie sah mich nicht an. Dann, schließlich, wandte sie den Blick von der Puppe ab und sah zu mir. Es war ein Blick der Sorte, die den Menschen nicht selbst ansah, sondern durch ihn hindurch. „Du kannst doch gar kein Chakra schmieden“, sagte sie leise. „Du weißt nichts darüber. So kannst du sie nicht dazu bringen, dass sie sich bewegen.“ Ich wischte mir die Tränen mit dem Ärmel ab und nickte. „Aber du kannst es, oder? Du könntest sie wieder lebendig machen.“ Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, das kann ich nicht.“ Als mir wieder die Tränen kamen, fuhr sie fort: „Das kannst nur du selbst, Sasori. Nur du kannst deine Eltern wieder zurückbringen.“ Ich blickte sie verwirrt an. „Aber... wie?“ Oma Chiyos Blick war in die Ferne gerückt. „Ich werde dir dabei helfen. Beim Bau deiner ersten Puppe und auch dabei, sie zu verwenden.“ Kapitel 3: 3. ------------- 3. Die nächsten Wochen verbrachten Oma Chiyo und ich mit Training. Sie brachte mir Dinge bei, die ich als Kind in meinem Alter eigentlich noch gar nicht wissen konnte und ich lernte sie so schnell wie ich konnte. In dieser Zeit lernte ich, perfekt Chakra zu schmieden, es in dünnen Fäden an meine Puppen zu stricken und sie dadurch zu bewegen. Ich bastelte an meinen ersten zwei Puppen, in der Hoffnung, sie so schnell wie möglich fertig zu bekommen, und Oma Chiyo half mir dabei. Ich hielt immer an den Worten fest, die sie mir gesagt hatte. Dass ich sie LEBENDIG machen könne. Mittlerweile glaube ich, dass sie vielleicht etwas anderes gemeint hatte. Aber als fünfjähriges Kind hätte ich das doch noch gar nicht so verstehen können. Später war es mir dann egal, wie es gemeint war – ich hatte es ja so oder so nicht eingehalten. Der Gedanke, dass ich meine Eltern bald zurückhaben könne, und zwar für immer, beflügelte mich und wir kamen gut mit dem Bau und mit den Übungen voran. Im Nachhinein erscheint es mir ein bisschen seltsam, dass Oma Chiyo so schnell eingewilligt hatte, obwohl sie wusste, dass ich meine Eltern nicht dadurch zurückgekommen konnte. Es lag wohl daran, dass sie es genoss, dass ihr Enkel nun nicht mehr die Trauermiene aufsetzte. Es lenkte mich ab, die Puppen zu bauen, das Gefühl, dass wir bald wieder vereint sein würden, ließ mich hoffen. Immer, wenn ich mit Oma Chiyo das Haus verließ, um Holz zu besorgen, merkte ich, dass meine Eltern bei den anderen Einwohnern schon in Veressenheit geraten waren. Die Menschen, die früher Freunde meiner Eltern gewesen waren,grüßten mich nun entweder gar nicht mehr oder mit einem mitleidigen Blick. Die Aufgaben, die meine Eltern ausgeführt hatten, wurden längst von anderen bewältigt. Niemand störte sich daran, dass sie fehlten. „ Das Leben geht nun mal weiter!“, hatten sie nur geantwortet und waren weiter ihrer Arbeit nachgegangen. Aber das Leben ging nicht weiter. Nicht für mich. Der einzige Lichtblick in dieser trostlosen Zeit, in der ich mich so unendlich einsam fühlte und Heimweh hatte, obwohl ich zu Hause war, war die baldige Fertigstellung der Puppen. Das hielt mich aufrecht und hinderte mich daran, tagelang nur zu weinen. Der Gedanke, meine Eltern bald wieder in die Arme schließen zu können... „Sasori, bist du abwesend? Wir wollten doch das Holz aussuchen!“ Ich schreckte zusammen und sah Oma Chiyo mit großen Augen an. „Äh... ja, natürlich bin ich anwesend“, murmelte ich und besah mir das Holz eine Weile. „Sasori wird heute seine ersten Puppen fertigstellen“, erklärte Oma Chiyo dem Holzverkäufer mit etwas Stolz in der Stimme. Der Holzverkäufer nickte anerkennend. „Dass der Junge ebenfalls so begabt darin ist, wusste ich nicht, Chiyo. Aber bei der Großmutter kann er natürlich nur ein geborenes Genie sein!“ Er beugte sich zu mir. „Sag, Sasori, wie willst du denn deine Schöpfungen nennen?“ Ich lächelte. „Okaa-san und Otou-san sind keine Schöpfungen und keine Puppen. Sie sind meine Eltern.“ Der Holzverkäufer erstarrte. Dann runzelte er die Stirn. „Deine Eltern? Kind, deine Eltern sind to..“ „SIND SIE NICHT!“, brüllte ich dazwischen und ohne zu überlegen rannte ich los. Egal wohin. Einfach weg von den Blicken, die mich bedauerten, die sich Sorgen machten. Die sich nicht einmal im Geringsten vorstellen konnten, wie ich mich fühlte. Kapitel 4: 4. ------------- Ich kehrte erst spät abends wieder zu Oma Chiyos Haus zurück. Nachdem ich den Holzhändler angeschrien hatte und davongerannt war, hatte ich zunächst nach einem Versteck gesucht, wo ich meine Gedanken ordnen konnte und die Wut zügeln, die mich packte, wenn ich an die Unvernunft der Bewohner von Suna dachte. Den Rest des Tages hatte ich stumpf auf dem Boden, etwas abseits des Dorfes gelegen und in den Himmel gestarrt. Jetzt, wo die Dunkelheit langsam über den Horizont kroch, wurde es unangenehm kalt und ich hatte nicht den Wunsch, zu erfrieren. Mir war während der Zeit, die ich so dagelegen hatte, klar geworden, dass ich nicht einfach hätte weglaufen sollen. Jetzt war es zu spät. Und mein Trotz hatte mich davon abgehalten, eher zurückzukehren als jetzt. Ich wollte wenigstens meine Eltern nicht vergessen. Denn wenn sie bald zurück kommen würden, dann... Ich kicherte. Ich konnte mir schon die Gesichter der anderen Bewohner vorstellen, was sie für Gesichter machen würden. Mama und Papa würden wieder da sein. Alles würde wieder normal werden. Alles würde gut werden. Mit diesen fröhlichen Gedanken betrat ich die Wohnung. Sofort stürzte Oma Chiyo auf mich zu und schrie mich an. „Wo bist du gewesen?!“ Die Worte verhallten in dem Flur. Ich senkte den Kopf und schwieg. Oma Chiyo schwieg ebenfalls eine Weile. Wir standen da. Keiner sagte ein Wort. Dann schüttelte sie den Kopf und durchbrach die Stille. „Es spielt keine Rolle. Du bist gesund zurückgekehrt, oder? Das ist alles, was zählt. Wasch dich und dann geh ins Bett, Sasori.“ Ich nickte gehorsam und machte mich auf den Weg, das zu tun, was sie mir befohlen hatte. Kurz bevor ich im Bad verschwunden war, hörte ich Oma Chiyo leise murmeln: „Du bist doch alles, was mir noch bleibt. Alles, was von ihnen übrig ist.“ Ich warf ihr einen fragenden Blick zu und wollte etwas sagen, doch da fiel die Tür ihres Zimmers ins Schloss und ich war allein. Während ich mir das Gesicht wusch, fragte ich mich, warum sie so niedergeschlagen war. Ich beherrschte die Puppen. Mit Oma Chiyos Puppen hatte ich geübt und ich war besser geworden als alle Kinder meines Alters. Und bald waren Mutter und Vater fertig. Und dann würde doch alles wieder gut werden, oder nicht? Ich trocknete mich ab und nickte bestimmend. Ja, dann würde alles gut werden. Alle würden es sehen. Wenige Minuten später lag ich in meinem Bett, den Schlafanzug angezogen und träumte von der Zukunft. Von meinen Eltern. Wie sie neben mir standen und mich anlächelten. Wie sie mich an sich drückten und mir immer wieder einen Satz zuflüsterten. Wie sie meinen Namen riefen. Lächelnde Gesichter. Keine Besorgnis mehr. Keinen Tod mehr. Keine Angst mehr. Du kannst den Tod besiegen, Sasori. Du kannst es. „Ich kann es“, flüsterte ich leise. Irgendwann löste sich dieser Traum langsam in Schwärze auf und ich schlief traumlos weiter. Nur der Satz schwebte immer noch in diesem Dunkel. Ich kann den Tod besiegen. Mutter und Vater würden leben. Sie würden zurrückkehren. Und das schon sehr bald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)