100% Liar von abgemeldet (One hundred percent LIAR) ================================================================================ Kapitel 1: Die Begegnung ------------------------ Die Story ist für alle Shonen Ai-Fans, die Lust auf längere Kapitel mit einer tiefgründigeren Story haben, die nach und nach klarer wird. Außerdem solltet ihr Lime nicht verpönen, wenn ihr die Geschichte hier lesen wollt, weil davon auch ein wenig vorkommt (gerade im ersten Kapitel). Dann viel Spaß! Die Begegnung Ich sah durch die beschlagene Scheibe des Zuges, hinaus in die Schneebedeckte Landschaft Japans. Draußen wirbelten die Schneeflocken in einem wilden Tanz hin und her, bis sie nach einer Weile beruhigt zu Boden fielen. Der Himmel war von grauen Wolken bedeckt und verbarg die Sonne tief hinter sich, sodass an diesem Tag noch kein einziger Sonnenstrahl zu sehen war. Es war mitten im Dezember und alles, was ich erblicken konnte waren Bäume und Felder, die weiß bedeckt, in Windeseile, an mir vorbeizogen. Und nichts veränderte sich an der Szenerie vor meinen Augen, bis der Zug schließlich den kargen Stadtrand von Tokyo erreichte. Die Natur machte nun den kleinen Einfamilienhäusern platz aus deren leicht geöffneten Fenstern ein warmer Qualm ,der gemütlich beheizten Häuser, stieg. Mit der Zeit kamen auch gläserne Hochhäuser, Fabriken und kleine, befüllte Einkaufspassagen dazu, die viel zu überfüllt waren. Ich hatte meine Stirn gegen die kühle Scheibe des Zuges gedrückt, sodass mein blondes, leicht gewelltes Haar nach oben geschoben wurde und mir nicht, wie sonst, ins Gesicht fiel. Manchmal hatte ich diesen nachdenklichen Blick auf, der mich etwas traurig und zugleich trotzig wirken ließ, genau wie in diesem Moment. Wobei es das Wort „Manchmal“ nicht genau beschrieb, da ich diesen Blick so gut, wie immer aufgesetzt hatte, denn ich war ein sehr nachdenklicher Mensch, könnte man sagen. Es waren keine politischen,wissenschaftlichen , oder ökonomische Themen, die mich beschäftigen, sondern viel mehr dachte ich über alles nach, was mich betraf – mich und meine Vergangenheit. Meine Mutter sagte einmal, dass ich nicht so viel nachdenken solle, da es zu mir nicht passe und ich dabei aussähe, als würde ich jeden Moment jemanden verprügeln und anschließend losheulen wollen. Irgendwie widersprüchlich, fand ich - Mh! Vor allem hatte ich es noch nie in meinem Leben geschafft jemanden ernsthaft zu verprügeln! Immer, wenn eine Diskussion eskalierte und ich auf den anderen Typen losging war ich derjenige, der zum Schluss k.o. auf dem Boden lag. Vielleicht lag es daran, dass ich für meine 21 Jahre recht schlank und einigermaßen schmächtig war. Wobei ich auch keiner von denen war, die in meinem Alter noch wie 16 oder 17 aussahen. Meine 21 Jahre sah man mir durchaus an und klein war ich auch nicht. Auf meinen Fotos sah ich auch nicht schlecht aus. Ich wusste, dass viele Probleme damit haben sich selbst als „gut aussehend“ zu bezeichnen, aber ich log nicht, wenn ich genau das von mir behauptete. Mein Charakter, war im Gegensatz zu meinem Aussehen, eher wechselhaft. Im Grunde war ich mehr der Ruhige, da es nicht viel gab, was ich hätte erzählen können. Es gab aber auch Momente, in denen ich ganz anders war. Mein Vater bezeichnete das gerne als „nachpubertäre Phase“, wofür ich ihn hasste. Das waren die Momente, in denen mir alles auf die Nerven ging und ich am liebsten alles umgeboxt hätte, was mir in die Quere kam. Das hat sich bisher noch nicht geändert und leider wirkte ich dann immer eher wie ein rebellischer Schuljunge, so einer der seine Uniform aus Trotz nicht anzog und sich die Haare färbte. Meine blonden Haare waren übrigens nicht gefärbt, die hatte ich von meiner europäischen Urgroßmutter geerbt, wie ich herausgefunden habe. Ich selbst war aber gebürtiger Japaner. Das ich so etwas wusste war bei mir leider eine Rarität, da ich nicht viel über mich zu wissen schien. Es gab in meinem Leben so wenige Erinnerungen an Früher und ich hatte keine Ahnung, wieso das so war. Deswegen war mein Leben, im eigentlichen Sinne, eine einzige Suche nach Hinweisen über alles, was meine Kindheit betraf. Während alle in der Oberschule ihre Kindheitserinnerungen ausgetauscht hatten, war ich derjenige, der stillschweigend in einer Ecke saß und mit der Leere im Kopf zu kämpfen hatte. Die einzigen Hinweise, die ich besaß, waren meine Kinderfotos auf denen ich meistens alleine war. Auf manchen war ich, wahrscheinlich, mit einem Freund zu sehen und auf anderen mit meiner Familie. So kam es eben, dass ich viel am nachdenken war und diesen störrischen Blick auf hatte. So wie jetzt, als ich aus dem Fenster sah. Nach einer weile fror mir dann jedoch fast der Kopf ein, sodass ich ihn von der eingeeisten Scheibe nehmen musste. Ich rieb mit der Handfläche über die unterkühlte Stelle an der Stirn und dachte, dass dies wieder einer der Momente war, über den ich nicht richtig nachgedacht hatte. Es hätte ja nicht sein müssen, dass ich so etwas unüberlegtes tat, aber das geschah nicht gerade selten und nun ärgerte ich mich wieder. „So ein blöder Mist“, hauchte ich vor mich hin und schielte auf die Anzeige, an der die nächste Station aufleuchtete. Das war meine Station – ein Ort mitten im Stadtrand Tokyos. Hier hatte mich eines meiner Fotos hingeführt. Ich fand es in einem Album, dass vor kurzem aufgetaucht war. Darauf war weder eine Person, noch ein Tier, noch sonst etwas zu sehen. Abgebildet war bloß eine Leuchtreklame von einem Klub oder so was Ähnlichem, der einen großen blauen Schriftzug trug, der „BlueLagoon“ lautete. Da mich schon lange nichts mehr in meiner Heimatstadt (im Süden Japans) hielt zog ich von Ort zu Ort, um für mich ganz in Ruhe nach alten Erinnerungen zu suchen. Manchmal ist es einfach so, dass man Orte oder Dinge sehen muss, um sich an andere Sachen zu erinnern und genau das war mein Ziel. Nebenbei suchte ich nach kleinen Nebenjobs, um mir meine Unterkünfte und Reisen zu finanzieren. Ein fester Beruf, oder die Uni kamen für mich nicht in Frage. Schon wieder war ich in Gedanken abgedriftet, als die Ansage kam, dass die Türen schließen würden. Ich griff meine Sporttasche, die mit Reisekleidung befüllt war und sprang auf, um noch durch die Türen der Bahn zu gleiten, die so knapp wieder hinter mir schlossen, dass mein Pulli zwischen den Türen eingeklemmt wurde. Das merkte ich jedoch erst, als der Zug im Begriff war jeden Moment loszufahren und ich vor Schreck meine Tasche fallen ließ, mich umdrehte und wie verrückt an dem Stück Pulli zog. „So ein Scheiß, jetzt mach schon!!“ . Auch in solchen Momenten kam mein trotziger, willensstarker Charakter zum Vorschein und ich beschloss den Kampf gegen diesen verflixten Pulli nicht zu verlieren, der ohnehin viel zu dünn für die niedrigen Temperaturen in Tokyo war. Als der Zug dann langsam anfuhr und mich mit sich zog, bereute ich es fast in dieses kühle, viel zu überfüllten Tokyo gekommen zu sein. „Man, komm schon raus, du dummes Teil, ich mach kurzen Prozess mit dir, wenn du mir das hier antust, du blödes, beschissenes......grrr!“ fluchte ich, während ich gezwungen war immer schneller mit dem Zug mit zulaufen und hier und da einige Menschen umriss, die an dem Bahngleis warteten. „' Tschuldigung!“, rief ich einer alten Dame in einem winterlichen Kimono hektisch hinterher, die ich so umgerannt hatte,so dass sie mit samt ihren Einkaufstüten, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Boden landete und einen älteren Mann mit sich riss. Ich wendete mich wieder meinem aktuellen Problem zu, als der Zug langsam etwas zu schnell für mich wurde. „Verdammt, ich bin zu alt für so einen Scheiß!“, schrie ich laut. Ja, das war einer der Momente, in denen ich verzweifelte. Sah denn niemand, dass ich an dem Schnellzug hing?? Scheinbar nicht.. Und in dem Augenblick, an dem ich vor mir schon das Ende des Bahnhofes sah, machte mir der Begriff „Schnellzug“ bedeutend viel Angst! Ich zog noch fester an dem Pulli, als würde mein Leben davon abhängen – und das tat es auch! Mit einem weiteren Ruck an dem Pulli hörte ich, wie er riss und als nächstes landete ich auf dem harten, steinernen Boden. Und als ob das nicht genug gewesen wäre beendete ich meine Performance mit zwei Salto-ähnlichen Überschlägen, eh ich auf dem Rücken noch einen Meter über den Boden glitt und erschlagen, kurz vor dem Ende des Bahngleises, liegen blieb. Da lag ein erwachsener, gut aussehender, junger Mann, mit einem halb aufgerissenen Pullover auf dem Boden, der zu unfähig gewesen war, rechtzeitig aus der Bahn zu steigen - „Scheiße, wie erbärmlich“ nuschelte ich zu mir und rappelte mich langsam auf, als schon ein Dutzend Leute auf mich zugelaufen kamen. "Scheiße" war einer meiner Lieblingsbegriffe, vielleicht, weil mir so viel davon passierte. Wobei der Vorfall hier wohl der peinlichste von allen war – und nicht zu vergessen einer der Schmerzhaftesten. Ich war zwar ein ruhigern Mensch, aber auch zugleich eher der „coole“ Typ, der sich Schmerzen nicht so gerne ansehen lies. Aber das war wohl alles andere als „cool“, was. Ich hörte einige Leute auf mich einschimpfen und -fluchen und andere fragten besorgt, ob alles in Ordnung sei und wieder andere konnten sich ihr dummes gelache nicht verkneifen. Mich interessierte keiner von ihnen und so klopfte ich meine Sachen ab und schob mich durch die aufgewirbelte Menge, schweigend und mit mürrischem Blick, hindurch. Ich griff in meine Hosentasche, um mich zu vergewissern, dass das Blue-Lagoon-Bild noch da war und das war es zu meiner Erleichterung auch. Immerhin war dieses Bild mein einziger Anhaltspunkt, der mir angab wo ich hin musste da auf der Rückseite die Adresse stand, die ich zuvor rausgesucht hatte. Mit verärgertem Blick Stapfte ich den Bahnsteig entlang um meine Tasche aufzu gabeln, die ich vor Schreck fallen gelassen hatte. Doch an der Stelle, an der sie hätte sein müssen war sie nicht mehr. Ich schaute mich suchend in der Menge um, doch sie war spurlos verschwunden. Vermutlich hatte ein Dieb die Gelegenheit meiner Unachtsamkeit genutzt und sie mitgenommen. Angepisst trat ich mit dem Fuß gegen einen Getränkeautomaten und begutachtete eine Schürfwunde an meinem rechten Ellenbogen. In der Tasche war meine einzige Wechselkleidung samt meinem Geld, das ich besaß und ich hatte nur Bargeld dabei. „Das war´s dann wohl mit dem Abendessen für heute..und für morgen..... ...und für überhaupt“. Aufgebracht seufzte ich auf, bevor ich mich wieder allmählich fangen konnte. So blieb mir nichts anderes übrig und ich setzt meinen Weg vom Bahnhof fort und ging frierend die Straßen von Tokyo entlang. Hier und da zeigte ich einem Einwohner das Foto und die Adresse, um schneller an mein Ziel zu kommen. Und so wurde es immer dunkler und die Stadt begann bunt zu leuchten und den Abendhimmel mit ihrer Leuchtreklame zu erwärmen. Mein Name war übrigens Yukio, Yukio Nakanami! Wobei ich fand, dass ein Name nicht viel über die Person an sich aussagte. Während ich, mit den Hände in den Hosentaschen, den Boden betrachtete der unter meinen Füßen vorbeizog, erschien vor mir der blaue Schriftzug „Blue-Lagoon“. In der Realität wirkte er noch viele größer und gewaltiger, als auf dem Foto und ich konnte mir ein leises „Wow“ nicht verkneifen. Durch die kühle Luft entstand vor meinem Mund ein kleiner Wärmenebel. Von der großen Schrift bekam ich den Eindruck vor einem besonders großen, teuren Nachtlokal zu stehen und fragte mich, ob ich mit meinem „fetzigen“ Look (zerfetztem Pullover) überhaupt dort reinkam. Sowieso fragte ich mich, in wie fern dieser Klub etwas mit meiner Vergangenheit zu tun haben könnte und was für ein Lokal o.ä. es überhaupt war. Grundsätzlich war ich noch nie in Einem, einer Disko, oder sonst was gewesen. Für so etwas habe ich mich eigentlich (so weit ich weiß) nie wirklich begeistern können und zum Anderen hatte mir das Geld für sowas gefehlt. Ich ging also ermutigt darauf zu und entschloss mich, kurzer Hand, meinen Pullover auszuziehen und ihn hinter ein paar Kartons für später zu verstecken. Obwohl ich nichts mehr hatte, zog es mich trotzdem weiterhin an den mysteriösen Ort, der „Blue-Lagoon“ hieß. Ich hatte das Gefühl hier endlich mehr erfahren zu können. Irgendetwas musste mich ja mit diesem Ort verbinden, wenn das Bild aus meinen Alben von Früher stammte - nur in wie fern? Als ich am Eingang ankam blieb ich stehen und betrachtete ein paar Männer, die fein angezogen waren und das große Gebäude gerade betraten. Was, gibt’s hier doch sowas, wie einen Dresscode?, fragte ich mich dann doch. In meiner Starre bemerkte ich nicht, dass ich den Eingang zu versperren schien und wurde darauf aufmerksam gemacht, als mich ein knapp zwei Meter großer, muskulöser Typ in schäbiger Kleidung grob zur Seite schob und sich mit seiner Sippe, die genauso heruntergekommen aussah, an mir vorbei drängelte. Pf, sone Typen hasste ich wie die Pest und am liebsten hätte ich dem ein paar verpasst, wenn er nicht so riesig gewesen wäre und noch mindestens 10 Mann in seiner Gefolgschaft gehabt hätte. „Hey, stell dich gefälligst hinten an, kapiert!“, konnte ich mit trotzdem nicht verkneifen. Daraufhin blieben alle stehen und der, der wie der Anführer aussah drehte sich langsam zu mir um. Ich war mir darüber bewusst, dass ich manchmal zu viel riskierte, aber ich konnte einfach nicht anders. Meine Hände hatte ich bereits zu Fäusten geballt, bereit für einen, vermutlich sieglosen, Kampf. Doch zu meiner Verwunderung ging dieser lauthals lachend mit seiner Truppe weiter und sagte über seine Schulter zu mir: „Wenn ich du wäre Kleiner, würde ich das Maul nicht so weit aufmachen, das würden sich hier sehr viele wünschen und mit Garantie extra falsch verstehen.“ Was will der von mir?, dachte ich bei mir und fragte mich, wie ich das verstehen sollte. Klang irgendwie zweideutig aber im Grunde konnte es mir auch egal sein, was solche Typen, wie die zu sagen hatten. Ich wartete kurz, bis die Gruppe reingegangen und verschwunden war und folgte dann in sicherem Abstand. Wenn sowas da reinkam, dann tat ich das auch! Ich fragte mich nur, was für ein Klub sowohl fein gekleidete Leute, als auch so schäbige Typen begeistern konnte. Mit hochgezogen skeptischer, Augenbraue und den Händen wieder in den Taschen, ging ich hinein und entdeckte hinter dem Eingang einen riesigen, dunklen Raum, der mit unzähligen bunten Lichtern ausgestattet war. Überall waren leuchtende Glastische, um die ein paar Leute saßen und entweder tranken, oder etwas zu spielen schienen. Ich ließ meinen Blick durch den edlen, modernen und schön erleuchteten Klub wandern und stellte fest, dass es hier keine einzige Frau gab. Schulter zuckend und etwas verwirrt ging ich weiter und quetschte mich langsam durch die Massen. Mein Ziel war zunächst einmal ein Bartresen am anderen Ende des großen Raums, an dem ich mich erst einmal unauffälliger niederlassen konnte, um über die nächsten Schritte nach zudenken. Doch eh ich mein Ziel erreichte, glitt eine Hand über meinen Hintern und ich war sofort bereit demjenigen dafür eins über zubraten, als ich mich zu meinem Peiniger umdrehte. „Was ist los, hm!?...-“ Doch bei den unzähligen Leuten, die mir jegliche Sicht versperrten hatte ich keinen blassen Schimmer, welcher Eckeltyp mich eben berührt hatte. Als ich mich daher wieder umdrehte hörte ich ein lautes Gepfeife, das in meine Richtung ging und ein anschließendes: „Hey, Süßer!“. Ich dachte mich wohl verhört zu haben, als man mich so nannte. Ich versuchte es zu ignorieren und weiter auf den Tresen zuzugehen. Jedoch wurde mir allmählich bewusst, wo ich mich zu befinden schien. „Na kleiner, noch nie zuvor in einer Schwulenbar gewesen, was?!“, rief mir einer der Poker-spielenden Männer zu, an denen ich gerade vorübergegangen war und bestätigte meine Vermutung nur. Ich wusste es! So ein Mist!, wieso ist das hier eine Schwulenbar,mh.., dachte ich mürrisch bei mir und senkte meinen Blick eingeschüchtert und verlegen zu Boden. Ich war tatsächlich noch nie in einem Lokal für Schwule und wollte es auch nie sein, da ich keineswegs schwul war, oder all zu viel von Schwulen hielt. Und nicht nur das, ich schien auch nicht gerade unauffällig zu sein, da nun immer mehr Blicke auf mich fielen und mich zum Teil fast schon durchbohrten oder gar auszogen. Vielleicht lag das daran, dass ich so ziemlich der einzige junge Mann war bzw. der Einzige, der unter 30 war. Zudem schien man mir meine Verwirrtheit und Verlegenheit, die mich schwach wirken ließen, auch noch anzusehen was mich zu einem roten Punkt auf einer Zielscheibe machte oder dem einzigen Loch auf einem großen Golfplatz in das jeder unbedingt einlochen wollte. So ein Mist! Schon allein die Vorstellung es mit einem Mann zu machen war einfach nur abartig! Und hier schien jeder seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und das nicht gerade unauffällig, dachte ich, während ich versuchte all den nötigenden Blicken zu entgehen, die sich auf mich gelegt hatten. Ich fühlte mich in etwa wie ein Häftling in einem Knast, auf dessen Haftkleidung „Nimm mich, wenn du willst“ stand. Endlich hatte ich den Bartresen erreicht, setzte mich und klammerte mich an dem Tresen fest, als wäre dies der Letzte Halt an einer steilen Klippe. Ich wollte mich erst gar nicht mehr umsehen und bestellte mir schnell eine Cola zur Ablenkung. „Hier eine Cola für Mamas Liebling“, entgegnete mir der hämisch grinsende Barkeeper, der scheinbar nicht all zu viel von meiner alkoholfreien Bestellung zu halten schien. Ich machte mir nicht viel aus Alkohol und eine Cola war vollkommen genug. Schnell griff ich zum dem Glas und nahm ein, zwei kühlende Schlucke, um die Wärme aus meinem rot angelaufenen Gesicht zu bekommen. Zum Glück wussten meine Eltern nicht, wo ich gerade war, da beide sehr alternativ dachten und schwule auf den Tod nicht ausstehen konnten. Vermutlich hätten sie mich verleugnet, auch wenn ich ihnen erklärt hätte, dass ich aus anderen Gründen hier war. Ich hielt das kühle Glas an meine Wange und während ich über diesen Ort nachdachte, fiel mir eine siebenköpfige Gruppe in die Augen, die weiter entfernt von mir, am Bartresen stand und mich begonnen hatten zu mustern. Es war eine Art Biker-Truppe, in der jeder eine Lederjacke und mindestens ein Abzeichen trug. Allerdings waren sie nicht bärtig, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt, sondern wirkten viel mehr wie eine der japanischen Mafias, die Yakuza. Durch ihre Tattoos und unzähligen Narben wirkten sie bedrohlich und so beschloss ich mich wieder wegzusehen, um sie nicht noch aufmerksamer auf mich zu machen oder sie etwas glauben zu lassen, was nicht stimmte. Doch ich konnte meinen Blick nicht abwenden, da ich noch etwas entdeckt hatte, was meine Aufmerksamkeit größer werden lies. Weiter hinten in der siebenköpfigen Truppe stand ein Mann, der etwas anders aussah als der Rest von ihnen. Es war ein ernst aussehender Mann in einem feinen Anzug, vielleicht Mitte bis Ende 20, der in einer machtvollen Pose am Tresen lehnte und ebenfalls zu mir herüber sah. Allerdings war dieser Blick nicht wie der, der Anderen. Er war noch viel intensiver und undurchschaubar, aber keinesfalls pervers, fand ich. Trotzdem wirke dieser stechende Blick richtig einschüchternd und deshalb drete ich mich mit dem ganzen Körper lieber in die andere Richtung und versuchte es zu verdrängen. Vielleicht sollte ich hier erst mal wieder abhauen, bis mir was besseres einfiel, als hier rumzu´sitzen und die Aufmerksamkeit vieler Schwuler auf mich zu ziehen. Doch als ich das Glas abgestellt hatte und bereit war zum Ausgang zurück zu gehen, standen plötzlich ein paar von den Bikern neben mir und sahen mich mit einem lasziven Lächeln an. „Na, heute schon was vor? Nein? Gut, dann komm doch mit uns mit!“ Zum gehen war es nun zu spät. Jetzt musste ich mich aus einer Angelegenheit holen, die ich eigentlich gar nicht erst hervorrufen wollte. „Eigentlich....warte ich hier auf einen Kumpel..“, log ich etwas stammelnd. Mit einem Mal lachten alle, wie auf Kommando los, als hätte sie den besten Witz ihres Lebens gehört und mein Gesicht nahm wütende und rote Zügen an. „Was ist daran so komisch!?“, nuschelte ich leise und mürrisch vor mich hin „Mit deinem „Kumpel“, sagst du, ja?“, fragte einer lachend, mit rauer Stimme. Ein Anderer, der eine Augenklappe über einem Auge trug fügte mit einem hämischen Lachen hinzu: „Mit deinem „Kumpel Kumpel“, oder mit deinem Ficker?“ und untermalte das Wort „Kumpel-Kumpel“ mit den Fingern, die zwei Anführungsstriche in die Luft malten. Ich fand das alles andere als komisch und wurde langsam wirklich wütend und ungeduldig. Jedoch hatte ich keine Möglichkeit einfach abzuhauen, da sie sich nun praktisch um mich herum gestellt hatten, so dass mir keine Möglichkeit blieb als sitzen zu bleiben und den Kopf gen Boden zu senken, um ihren Gesichtern nicht zu nahe zu kommen. Ich hoffte, dass mir noch etwas einfiel, um mich aus der Sache heraus zu holen, denn Fäuste würden hier wenig nützen – dafür waren es einfach zu Viele. „Nein, einfach nur ein Kumpel“, flüsterte ich, da meine Stimme einfach wegblieb. Noch nie hatte mich jemand so eingeschüchtert, so weit ich mich erinnern kann, aber die hier machten mir richtig Angst. Und sie kamen immer näher, was mich mit dem Rücken immer weiter gegen den Tresen rücken lies. „Also dann muss dein „Kumpel“ sich wohl ein anderes Gebläse suchen!“, sagte der Erste von ihnen wieder, dieses Mal in einem besonders ironischen Ton. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was sie mit mir machen würden, wenn ich nicht schnell eine Idee bekam, wie ich hier verschwinden konnte. „Haut doch einfach ab und sucht euch einen Anderen“, flüsterte ich ganz leise mit dem Gesicht zur Seite. „Was?“, sagte ihr Anführer laut.“Ich hab dich nicht verstanden, Prinzesschen! War das ein Liebesgeständnis?“ „Du musst etwas lauter reden, unser Boss hat' s etwas mit den Ohren, kapiert, Kleiner!“, fügte ein Dritter neckend hinzu. Meine Hände umklammerten noch immer den Bartresen und der Angstschweiß begann sich langsam unter diesen zu sammeln. Ich wollte am liebsten durch den ganzen Raum schreien, dass ich nicht schwul war. Aber das lies ich lieber bleiben, zumal es mir ohnehin schon genug die Sprache verschlagen hatte. Mein Herz begann laut zu rasen und ich schloss die Augen, um mich an einen anderen Ort zu holen. Also musste ich wohl doch versuchen, zu kämpfen, was Anderes blieb mir nicht übrig, aber was brachte das schon.. „Ihr habt gehört, was er gesagt hat!“, hörte ich dann eine ruhige, weiche und zugleich mächtige Stimme sagen und öffnete die Augen. Ich sah den fein gekleideten Mann, Mitte-Ende 20, der mich kurz zuvor noch mit einem undurchschaubaren Blick angesehen hatte und nun einmal durch die Runde sah und die gesamte Bikergruppe mit einem langsamen Kopfnicken dazu bewegte, ohne ein Murren, von mir abzulassen und sich einen anderen Ort zu suchen. Es schien fast so, als hätten sie mit ihrem kurzen Blickaustausch etwas ausgemacht damit sie aufhörten? Ich sah den Mann an, der mich gerettet hatte. Er sah der Bikergruppe nach, bis sie weg waren und drehte sich dann zum Barkeeper, ohne mir zunächst eines Blickes zu würdigen. „Was hat er bestellt? Cola mit..?“, fragte er mit seiner ernsten, ruhigen Stimme den Barkeeper und hatte bereits einen kurzen, fast unmerklichen Blick auf mein Glas geworfen. „Cola ohne alles!“, antwortete dieser belustigt und tat so, als hätte er von der Sache eben gar nichts mitbekommen. „Allerdings hat der die Kundschaft vertrieben!“, fügte er noch etwas erbost hinzu. Der mysteriöse Mann, griff mit seiner rechten Hand in sein Jacket und holte ein paar ordentlich zusammengerollte Geldscheine heraus, um anschließend zwei zehntausend-Yen-Scheine (ca. 200€) Bar auf den Tresen zu legen, ohne etwas dazu zu sagen. Anschließend steckte er den Rest wieder sorgfältig zurück in sein Jacket und Stellte sich vor mich, ohne mich anzusehen. Ich staunte ein wenig über die Summe, die er in seiner Jackettasche einfach so mit sich herumtrug. Es mussten mindestens 500.000Yen (ca. 5.000€)) gewesen sein. Da waren zwanzigtausend Yen für ihn sicher ein Hauch von Nichts, dennoch fragte ich mich, wieso er mein Getränk bezahlt hatte. Und mit einem Mal fiel mir ein, dass ich selbst gar kein Geld bei mir hatte, nachdem meine Reisetasche ja geklaut wurde. Ich hatte das Innere meiner Hosentaschen herausgezogen um mich zu vergewissern, dass ich rein gar nichts mehr an Geld besaß. „Ich habe mich in der Tat gefragt, wie du dein Getränk bezahlen willst, ohne einen Yen in deinem Besitz.“, hörte ich die monotone Stimme des Mannes vor mir, dessen Blick durch den Raum ging. Es war fast so, als hätte er gerochen, dass ich ein armer Hund ohne einen Yen war. Es war gruselig, aber um Weiten besser, als in der Nähe, von einem dieser Typen zu sein. „Trink was. Ich will deine Cola nicht umsonst bezahlt haben“, sagte er ruhig und sah zum erstem Mal zu mir. Ich nahm einen Schluck. Er war größer als ich und besser gebaut. Er war nicht so schmächtig wie ich, im Gegenteil, er hatte sehr maskuline Schultern und eine gute Statue. Seine Gesichtszüge waren eher weich und seine Augen nicht ganz geöffnet, was ihm diesen mysteriösen, geheimnisvollen Charakter gab. Seine Haare waren dunkel und kurz, aber lang genug, um sie zurecht zu machen. Ich würde sagen, er war der schönste Mann, in diesem Klub voller perversen Spinnern. Und trotzdem wirkte diese ruhige, undurchschaubare Art auf mich arrogant. Und ich hasste Arroganz, was es mir schwer machte, mich bei ihm zu bedanken und so brachte ich es mit einem schnellen, leisen „Hm, Danke.“ über mich. Daraufhin sah er mich einfach nur lange mit dem gleichen monotonen Blick an, als dachte er besonders intensiv darüber nach, was ich gerade gesagt hatte, eh er mir ruhig antwortete. „Wofür bedankst du dich? Du solltest nicht so voreilige Schlüsse ziehen.“ Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte, aber irgendwie kam ich mit seiner Art nicht zurecht. Was musste er auch so auf kühl und arrogant tun? Mein „Danke“ sollte er gar nicht falsch verstehen. Er hatte rein gar nichts bei mir gut!, dachte ich verärgert bei mir. „Du bist auf der Suche nach etwas, richtig.“ , fragte er so, als wüsste er bestens bescheid und das wieder in einem so allmächtigen, ruhigen Ton, dass es mir gewaltig gegen den Strich ging. Allerdings machte mich, was er sagte, neugierig. Woher wusste er davon? Hatte er Informationen, die ich brauchte? Oder hatte ihn jemand beauftragt mich das zu fragen? Ich hatte mit einem Mal unzählige Fragen, die ich diesem mysteriösen Kerl stellen wollte, doch dieser lief bereits von mir weg. Also eilte ich ihm hinterher, durch die Menge. Es schien sowieso sinnvoller zu sein, in dem Klub in seiner Nähe zu bleiben, da die Anderen Respekt und Achtung vor ihm zu haben schienen. Ich merkte, dass mich in seiner Nähe niemand mehr anzustarren schien. Im Gegenteil wirkte es, als schauten sie ganz bewusst weg.Ich fragte mich ernsthaft, wieso? Langsam holte ich ihn wieder ein, als wir auf einen Hintereingang zuzusteuern schienen. „Hey! Wenn es so wäre....gäbe es dann was, das ich hier finden könnte?“, fragte ich ihn frech, ohne Rücksicht auf Höflichkeitsfloskeln zu nehmen. „Hm.., kommt darauf an, wonach du suchst, oder?“, sagte er, als wäre die ganze Welt ein einziges Rätsel. „Ich dachte, Sie...DU wüsstest, wonach ich suche!“, sagte ich nun etwas lauter, als ich merkte, dass mich der Typ auf den Arm zu nehmen schien. Dabei entschied ich mich keine höfliche Form zu verwenden, da er es selbst auch nicht tat. „Das habe ich nie behauptetet.“, fügte er hinzu, öffnete die Tür und lies mir den Vortritt. „Aber es gibt da eine Sache, von der ich sehr wohl eine Ahnung habe!“, setzte er nun etwas ernster hinten ran und trat zu mir heraus. „Und das ist die, dass man mit einer Statue und einem Gesicht wie deinem nicht einfach in einen Klub wie diesen kommen kann, ohne ungeschoren wieder davon zu kommen.“ Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und sah ihn fragend an, als ich aus dem Hintergrund ein Gepfeife und Gejubel von dem Hinterhof hörte in dem wir nun standen. „Hey, Süßer! Wo ist dein Kumepl? Haha“ Als ich mich erschrocken umsah, stand vor mir die Gruppe von Bikern, der ich nur knapp entkommen war. Außer ihnen war der Hof von einer beängstigenden Stille bedeckt und war gottverlassen. Schnell drehte ich mich wieder zu dem Mann um, mit dem ich hier raus gekommen war, doch dieser würdigte mir wieder keines Blickes und stand seelenruhig mit den Händen in den Hosentaschen der Anzughose, da. „Tut ihm nicht so doll weh.“ , sagte er und drehte sich weg, um eine silberne Treppe hinauf zu steigen, die außen am Haus hoch in ein paar Zimmer führte. Was??? Ich dachte, ich höre nicht richtig! Was sollte das? Die Worte, die ich hörte, fanden in meinem Kopf keinen Sinn. „Ach ja, von hinten gibt es nicht, verstanden! Und wehe ihr tut es doch, dann seid ihr die längste Zeit Männer gewesen.“ Ein Raunen ging zu meinem tiefsten Entsetzten durch die Runde und ich machte schwer atmend ein paar Schritte nach hinten, bis ich gegen die Tür stieß. In was für einen Mist bin ich hier nur herein geraten. Ging es hier um Menschenhandel, oder was sollte das? Ich wusste nur eins und zwar, hatte ich dieses Mal niemanden, der mir aus der Klemme helfen konnte, denn weit und breit war niemand! Ich hob meine Fäuste. An mich kam keiner so einfach ran und schon gar nicht so ein Pack von Schwulen Vergewaltigern! Wenn ich hier irgendwie heile herauskam, würde ich es diesem arroganten Typen schon zeigen, der mich den Löwen so einfach und hinterhältig zum Fraß vorwerfen wollte. Er hatte doch gesehen, wie wenig ich mich gegen diese Typen wehren konnte! Also, wieso lies er mich dann allein? Ich sah die Biker immer näher auf mich zukommen und legte eine Hand hinter meinem Rücken an den Türknauf um vergebens daran zu rütteln – sie war verriegelt und man schien sie nur von innen, oder mit einem Schlüssel wieder öffnen zu können. Ich schielte verzweifelt nach oben zu dem hinterhältigen Mann, der nun durch ein Fenster auf das Geschehen herunter sah. Ich nahm beide Hände vor meinen Körper und schrie sie mit tiefer Stimme an: „Wenn ihr euch an mir vergreifen wollt, dann habt ihr euch den falschen ausgesucht, kapiert!!“ Sie lachten los und als einer von ihnen auf mich zukam schlug ich zu, tat mir jedoch mehr weh, als meinem Gegenüber. „Haltet ihn fest!“,sagte einer, woraufhin mich zwei an meinen Armen griffen. Ich wollte mich wehren und wuchtete mich hin und her, aber ich hatte keine Chance, das merkte ich schnell. „Nicht so aufgeregt, Kleines! Zeig mir doch mal, was du mit deinem Mund so drauf hast“ hörte ich unterschwellig und wünschte mir so sehr nicht hier her gekommen zu sein. Ich riss mich noch immer mit Wucht hin und her und spuckte einem von ihnen aus Trotz und Ekel ins Gesicht, was sie aber noch viel mehr anzutörnen schien. „Du bist ja richtig störrisch!“, sagte der Typ mit ekliger, angegeilter Stimme, der schon die ganze Zeit mit mir redete. „Lasst mich in Ruhe verdammt. Ihr Schweinehunde!!..“,schrie ich und wimmerte ich zugleich, als einer den Befehl erteilte mich mit Drogen vollzupumpen. Einer von ihnen trat hervor, öffnete eine Dose mit lauter Tabletten, riss meinen Mund gegen meinen Willen auf und lies mindestens fünf von den Tabletten hinein gleiten. Ich wurde immer lauter, aber keiner kam zur Hilfe. Der Typ drückte meinen Mund zu, nahm mich an den Haaren und schlug mich gegen die Tür hinter mir, wodurch ich die Tabletten automatisch verschluckte und in einem erstickten Husten zu Boden fiel. „Was war das für ein Zeug??!“ hauchte ich zwischen dem Husten fragend, während ich meine Hände würgend an den Hals hielt. „Tabletten?“ hörte ich nun entsetzt von ihrem Anführer. „Du Idiot hast ihm doch nicht die teuren Tabletten gegeben, oder was?!?“, ertönte die wütende Stimme, mit einem zornigen Hall und ich hörte einen lauten, dumpfen Knall. Sie hatten begonnen sich zu schlagen. „Du solltest ihm die Drogen mit einer beschissenen Spritze verpassen, du Null!“ „Man, das habe ich dir doch auch schon tausend Mal gesagt, du Trottel!“, kam von einem Anderen. „Halt dich da raus, du machst doch eh die meiste Scheiße von allen!“ meckerte der Typ, der mit die Tabletten verpasst hatte zurück und es ertönte erneut ein Schlaggeräusch, woraufhin weitere folgten. Eine Prügelei brach aus. Meine Sicht begann zu verschwimmen und ich versuchte verzweifelt die Drogen wieder hoch zu würgen, aber in meiner Panik gelang es mir nicht. Ich lag so, dass mein Blick auf die Treppe gerichtet war und ich sah , wie mir dieser Mistkerl noch immer zusah, eh er vom Fenster trat und mich mit meinem Schicksal alleine ließ. Ich keuchte auf dem Boden vor mich hin und schaffte es eine der Tabletten halbverdaut wieder aus zu spucken. Ich rang nach Luft und meine Sicht verschwamm hin und wieder. Ich hatte das Gefühl, als würde sich alles etwas entfernen und tauber werden. Und dann griff mich eine Hand grob am Arm und ich sah ein lange, dünne Nadel, die man mir in den Arm rammte. Ich schrie vor Angst und Schmerz auf und versuchte vergebens mit meiner freien Faust nach dem Kerl zu schlagen, aber ich traf ihn nicht. Ich wehrte mich so sehr ich nur konnte, um dem Griff zu entkommen, doch es brachte nichts, ich entkam alldem kein Stück. Die Linien der Gegend begannen sich zu verziehen und der Boden unter meinen Füßen schien sich zu bewegen. Die Drogen begannen mit einem Mal richtig zu wirken und mir wurde ganz komisch und zugleich übel und heiß. Ich wurde auf die Knie gezogen und das letzte woran ich mich erinnern konnte war, wie einer nach dem Anderen seine Hose hinunter lies und mich ohne Rücksicht nötigte, bis ich ohnmächtig zusammenbrach. Ende – Kapitel 1 Wenn ihr fragen, anregende Kritik, oder einfach nur Lust habt etwas zu dem Kapitel zu schreiben, würde ich mich sehr über jeden Kommentar freuen! :) Kapitel 2: Das Wiedersehen -------------------------- Hii :) Vielen, lieben Dank für den Kommentar und die Favs! Es spornt richtig an schnell weiterzuschreiben, wenn ich sehe, dass ihr Lust habt weiter zu lesen! ^o^ Also dann hier das 2. Kapi! Das Wiedersehen Es war dunkel vor meinen Augen. Alles war still und ein dumpfes Gefühl zog mich durch die Finsternis. Ich hatte vergessen, was bis gerade eben mit mir geschehen war – dass ich von 7 Männern missbraucht wurde..; dass ich Schmerzen hatte und mein innerer Stolz so mit Füßen getreten wurde, dass er daran zerbrach...; dass man mich damit gelockt hatte, mehr über das zu erfahren, wonach ich suchte..; dass man..., dass dieser Typ mich so hintergangen, ja fast schon belogen hatte.. ….. „Belogen“.... „...belogen...hatte..?“, hallte es in meinem Kopf wieder und es kam mir mit einem Mal so bekannt vor, belogen zu werden. Als hätte ich diese Erfahrung schon einmal gemacht. Belogen werden...bedeutet doch,...dass das Vertrauen, dass man einem Anderen geschenkt hat....von demjenigen ausgenutzt und missbraucht wird, eh man einsehen muss, dass man sein Vertrauen in die falsche Person gelegt hat, oder...? Wenn jemand nicht ehrlich ist, was ist er dann wert?... Es war fast so, als würde ich träumen. Und in diesem Traum kam mir all das in den Sinn. „Du bist für mich die wichtigste Person auf der gaaaanzen Welt! Niemals würde ich dich für irgendwen oder irgendwas eintauschen, hehe!“ Dies waren Worte, die von irgendwo her hallten. Es hörte sich wie die Worte eines glücklichen Kindes an.. Vielleicht die, eines guten Freundes? Jemand, der mich brauchte? Es fühlte sich an, als würde ich mich an etwas wichtiges Erinnern, aber es war zu weit weg, um es komplett und richtig verstehen zu können. Ich wusste nur, dass nach dem Gefühl, gebraucht zu werden, eine unendliche Tiefe und Einsamkeit über mich hereinbrachen... Als nächstes sah ich dann etwas vor meinem Inneren Auge. Ich sah es vom Boden aus. Ich lag und streckte meine Hand nach jemanden aus. Es war ein anderer Junge, der von mir weggezogen und dann -getragen wurde. Und egal, was ich tat, ich kam nicht mehr an ihn heran, ich konnte nicht mehr nach ihm greifen. Er schien etwas zu rufen, aber ich konnte es nicht verstehen. Und dann sank meine Hand zu Boden. Wieder war vor mir nur noch ein schwarzes Nichts. Mein Kopf fing fürchterlich zu schmerzen an und ich biss meine Zähne aufeinander, als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam. Noch wirkte alles so, als wäre es weit, weit von mir entfernt, aber ich merkte, wie sich jemand neben mir auf ein Bett legte, auf dem ich selbst auch lag. Die Decke über meinem nackten Körper wurde angehoben und ich spürte einen Blick auf mir haften. Ich wollte meine Augen öffnen, aber ich konnte nicht. Ich versuchte mich zu bewegen, aber auch das gelang mir nicht so, wie ich es wollte. Mein Körper fühlte sich taub an und ich konnte in diesem Moment nicht viel dagegen tun. „Die Drogen lassen allmählich nach. Du solltest dich bald wieder normal bewegen können.“, hörte ich eine vertrautere, ruhige und intensive Stimme zu mir sagen. Ich wusste zu wem sie gehörte. Es war dieser Typ, der mich in diese Situation gebracht hatte. Da ich mich nicht richtig bewegen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als ruhig liegen zu bleiben und ihm zuzuhören. Wäre es anders gewesen, hätte ich alles gegeben, um ihn so zu schlagen, dass es ihm ginge, wie mir jetzt. Die Realität sah aber anders aus. „Du bist einigermaßen gut ausgestattet“, hörte ich seine monotone und ruhige Stimme langsam sagen, eh die Decke wieder auf meinen nackten Körper glitt. Wieso war ich nicht mehr bekleidet..?.. „Du musst verstehen, dass ich den Kunden meines Club´s nicht verwehren kann mit jemandem zu schlafen, den sie hier für sich entdeckt haben. So kann ich ihnen auch nicht verbieten jemanden wie dich für ihre Liebesspielchen zu gebrauchen.“ Langsam öffnete ich die Augen ein wenig und das Bild vor mir schien immer noch verschwommen zu sein. Ich lag auf dem Rücken, mit dem Kopf zur Seite und sah einen Oberkörper neben mir, der in ein feines schwarzes Herrenhemd gekleidet war. Ich wanderte langsam mit dem Blick nach oben und hin und wieder wurde es kurz schwarz vor meinen Augen. Oben angekommen, sah ich eine Hand, die einen Kopf stützte. Es war dieser undurchschaubare Blick, dem ich begegnete, als ich in das Gesicht von dem Mann sah, wegen dem ich nun hier lag. Diese überlegenen, arroganten Augen, die mir alleine durch ihr Erscheinungsbild klar machten, dass sie auf mich herabschauten und ich trotzdem interessant genug war, um ihnen zu gefallen und mit mir reden zu können. Ich war so wütend über diese arrogante Person, dass ich die Finger in das Laken drückte, auf dem ich lag. „Wie ich bereits erwähnte, gehört mir der Club hier. Entschuldige meine Unhöflichkeit, ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Kurosaki, Kanai.“ sagte er gelassen zu mir und sah mich seitlich liegend an. Ich wollte ihm keinen Blickkontakt geben und schloss die Augen schnell wieder. Ich wollte diesen Typen nicht mehr sehen. Er drehte und wendete alles so, als wäre all das, was passiert ist nichts besonderes gewesen und als ob es einfach zum Geschäft gehörte. Und dann war das einzige was ihm einfiel, sich dafür zu entschuldigen, dass er vergessen hatte mir seinen wertlosen Namen zu nennen. Ich hatte zu meinem Bedauern noch immer keine Kraft im Körper, ansonsten hätte ich ihm am liebsten das Kissen auf dem ich lag auf seinen Mund gedrückt, bis er daran erstickt war – so ein Zorn wog in mir auf. Wieder verschwamm meine Sicht kurz und mein Kopf dröhnte noch immer. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Stirn, die meine Haare nach oben schob und sich auf ihr niederlegte. Und ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, machte sich in mir ein merkwürdig angenehmes Gefühl breit gegen das ich anzukommen versuchte. Seine Berührung fühlte sich so warm an,....so angenehm. Aber genau das ließ mich noch heftiger gegen das Gefühl ankämpfen, das ich aus mir verdrängen wollte. Wie konnte ich die Berührung von so einem Menschen als etwas so positives empfinden? Die Sache von zuvor schien mir noch mehr zugesetzt zu haben, als ich bis jetzt angenommen hatte. Seine Hand glitt von meiner Stirn in meine Haare und berührte mit leichtem Druck meinen Kopf. Und dann beugte er sich über mich und ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, als er seinen Kopf neben meinem hielt und mir etwas ins Ohr flüsterte: „Ich weiß so einiges über dich...Yukio!..“ Meine Augen weiteten sich und mein Atem stockte, als der Hauch meines Namens sich so eindringlich auf meinem Nacken nieder lies. Wieso sprach er ihn so vertraut aus? „Yukio..“, hörte ich seine Stimme wieder und wieder in meinem Kopf, eh ich schweißgebadet von dem Bett aufschreckte und niemand mehr in dem Raum war, in dem ich mich befand. Schwer atmend sah ich mich um, aber dort wo er eben noch gelegen hatte, war niemand mehr. Ich legte meine Hand an meine Stirn. Es hatte sich so echt angefühlt! Ob es die Drogen waren, die mich das haben glauben lassen? Das erste, was ich nun fühlte war das Gefühl von Verwirrung – nicht zu wissen, was man glaube sollte, wo man war, oder was wirklich geschehen war. Danach spürte ich meinen Hals, der vor lauter Würgen und Übergeben so angeschwollen war, dass er schmerzte. So glitt meine Hand von meiner Stirn an meinen Hals. Ich blickte an mir hinunter und war tatsächlich nackt. Ich hatte keine Ahnung, wieso und ob mehr geschehen war, als mir lieb war. Es fühlte sich, zu meiner Erleichterung, jedenfalls nicht so an. An meinen Armen waren blaue Flecke von den festen Griffen und als ich sie sah, wurde wieder alles was geschehen war so präsent, als wäre es gerade erst passiert. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit dem Vergangen war – Mein Gefühl dafür war verschwunden. Ich zog meine Beine , im sitzen, an mich heran und verkrampfte meine Hände in die Decke. „Diese....widerlichen Typen...!“ Ich senkte meinen Kopf und merkte, wie mir aus Wut, Ekel und Verzweiflung ein paar Tränen an der Wange entlang flossen. Noch nie wurde ich gegen meinen Willen zu so etwas gezwungen. Ich hatte das Gefühl nun genau zu verstehen, warum meine Eltern Schwule so sehr hassten. Und noch keine Andere Situation hatte mich je dazu gebracht auch nur eine Träne zu vergießen, so weit ich mich erinnern konnte. Normalerweise hätte ich mir gesagt, dass es erbärmlich und uncool wäre, wie ein Kleinkind zu „heulen“, jedoch war es dieses Mal nicht zu vermeiden. Ich wurde immer wütender, umso mehr ich über alles nachdachte. Ich schlug mit einer Faust auf das Bett, auf dem ich saß und biss meine Zähne fest aufeinander. „.!..“ Eine Weile saß ich so da, bis ich mir die dünne, weiße Bettdecke um die Hüfte band und mit tauben Beinen zu einem Raum schwankte, der wie ein Bad aussah. Ich hielt mich im Türrahmen fest, eh es mich überkam und die Übelkeit über mich siegte. Ich fiel über die Toilette in dem kleinen kahlen Bad und schaffte es im letzten Moment den Klodeckel zu öffnen. Ich übergab mich und mein Hals schmerzte noch mehr - ich fühlte mich elendig. Anschließend entschloss ich mich die kleine Dusche, die in dem Bad war zu benutzen und all den Dreck und die Erinnerungen von mir zu duschen, eh ich von diesem Ort so schnell wie möglich verschwinden würde. Auch beim Duschen kamen mir immer wieder die Bilder von diesen Bikern in den Kopf und ihren heruntergelassenen Hosen... Ich drückte meine Hände gegen meinen Kopf, doch was ich auch tat, diese Bilder verschwanden nicht mehr und es schien so, als würden sie es auch nie wieder tun. Nach dem ich fertig war fühlte ich mich etwas lebendiger. Also ging ich aus dem Bad hinaus und suchte nach meiner Kleidung. Tatsächlich fand ich sie auf einem Stuhl neben dem Bett ordentlich zusammengelegt. Ich griff sie und schlüpfte in die schmutzige Kleidung hinein, da mir nichts anderes übrig blieb. Ich wollte nur schnellst möglich von hier verschwinden. Ich sah aus dem Fenster , neben dem Bett, als ich meine Hose anzog und sah den Hof auf dem es passiert war. Von hier aus hatte dieser Typ mich beobachtet.. Wie gedacht, war ich also noch immer in dem Club. Als ich fertig war ging ich durch eine Tür, die mich innen, über den riesigen Raum des Clubs entlangzuführen schien. Ich beschleunigte meinen Gang, um noch schneller von hier weg zu kommen. Durch eine weitere Tür, die etwas vom Haupteingag entfernt lag, gelangte ich nach draußen. Es musste einige Zeit vergangen sein, seitdem ich hineingegangen war, da die Beleuchtungen der Stadt langsam ausgingen und auf die Dämmerung wartete. Ohne mich umzusehen, oder langsamer zu werden, ging ich weiter – auf den Ort zu, an dem ich meinen Pullover hinterlassen hatte. Der Weg dorthin war so kalt, dass ich meine Arme um keinen Körper schlingen musste, um nicht in eine Gefrierstarte zu verfallen. Die paar Meter kamen mir endlos lang vor und die Kälte und der rutschige Boden machten die Sache noch komplizierter. Als ich die Stelle endlich erreichte zog ein eisiger Wind durch mein Shirt und mein Körper wurde von einer Gänsehaut bedeckt. Für einen Moment lang war es einfach zu kalt, um sich zu bewegen. Doch dann griff ich schnell und entschlossen hinter die Kisten, um es endlich hinter mich zu bringen. Doch da, wo er hätte liegen müssen, war er nicht mehr. „Verdammt! Wo ist er?? Mir ist so kalt!“ Schnell kniete ich mich hin und angelte mit dem Arm alle Ecken und Löscher ab, in denen er vielleicht noch hätte liegen können, aber er war weg. Ich legte meinen Kopf kraftlos auf ein paar Kisten ab und seufze schwer in mich hinein. „Scheiße! Wieso muss das hier alles passieren?“ „Na sie mal einer an! Schaut mal, wen wir da haben, haha!“ Ich hob meinen Kopf, als ich hinter mir ein paar raue Stimmen hörte. „Na Süßer, wie geht es dir so nach deinem ersten „Mal“, wenn man das so nennen kann!? „Boss! Jetzt wo „er“ nicht da ist können wir doch richtig...ich meine du weißt schon!“ Ich wollte mich nicht umdrehen, ich wollte mich nicht vergewissern, ob die Stimme zu den Menschen gehörten, denen ich sie zuordnete, ich wollte es nicht. Ich wollte nur eins: weg von hier! „Ja, er hat recht! Außerdem bin ich überhaupt nicht zum Zug gekommen, weil der Pisser einfach umgekippt ist. Ich starrte schwer atmend die Wand vor mir an und wollte einfach nur aus diesem schrecklichen Traum aufwachen! Doch es war kein Traum – der kalte Winterwind erinnerte mich alle paar Sekunden daran. Eine Hand griff mich grob am Arm, wo die blauen Flecken waren und ich zögerte nicht aufzuschreien und meinen Arm an meinen Körper zu ziehen, um dem Griff zu entkommen. „Nein! Nicht noch einmal!!“ , schrie ich in mir. Doch dieses Mal schienen sie noch weniger Rücksicht zu nehmen – noch brutaler zu sein – jetzt wo sie von niemandem kontrolliert wurden. Ich bekam als erstes einen Schlag in die Magengrube und sackte zusammen, in die Kisten, die hinter mir waren. „Man, heute ist unser Glückstag, Jungs!!“ Jetzt konnten sie mit mir machen, was sie wollten – was sollte sie jetzt noch davon abhalten. Und als sie wieder auf mich zukamen und mich einer von ihnen hochzog um mir noch eine zu verpassen fuhr auf der Straße neben uns langsam ein Polizeiwagen vor. Mit halb zugekniffenen Augen sah ich es als Erster, da mein Kopf in diese Richtung gedreht war. In mir machte sich mit dem Anblick dieses Wagens ganz plötzlich eine angenehme Leichtigkeit breit und mein ganzer Körper entspannte sich mit einem Mal – Ich war ...gerettet...! Der Wagen hielt und die Tür öffnete sich. Der Griff an meinem Hemd löste sich, da auch die Biker die Lage erkannt hatten. Der Polizist stieg aus dem Auto und kam langsam auf uns zu, was die Gang zurückweichen lies. Ich selbst blieb an Ort und Stelle stehen und versuchte mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass es nun vorbei war. Der Polizist trat vor mich und stand so zwischen mir und den Typen. Er zeigte auf das Auto und deutete mir so an, dort ein zu steigen. Ich zögerte keinen Moment lang, ging zum Auto und stieg hinten ein. Schnell schloss ich die Tür und betrachtete das Innere des Polizeiautos kurz. Fahrer und Beifahrersitz waren von der Rückbank auf der ich saß voneinander getrennt, wie in den Filmen in denen ich solche Polizeiautos gesehen hatte. Hier drinnen fühlte ich mich sicher und blickte von hier aus nach draußen auf das Geschehen. „Jetzt geht’s euch an den Kragen, ihr Hunde! Der Knast lässt grüßen, wenn ich anfange über euch zu erzählen!“ Ich sah, wie sie miteinander zu reden schienen, verstand durch die Scheiben hindurch aber nichts. Zudem waren sie etwas zu weit entfernt. Ich blickte in die Gesichter meiner Peiniger und ich verspürte beinahe etwas Glück und Freunde, als ich ihre Angst in ihren Gesichtern sah. „Von wegen euer Glückstag!“, dachte ich mir. Vermutlich hatten sie nun wahnsinnige Angst in den Knast zu wandern, wenn ich erzählen würde, was sie mit mir getan hatten. Aber irgendetwas stimmte dort draußen nicht. Ihre Gesichter waren etwas zu beängstigt. Irgendwie hatte es etwas von...Todesangst? Ich wollte die Tür des Autos öffnen um etwas verstehen zu können, da die Hinterbank keine Fensterkurbel geschweige denn elektrische Öffner besaß. Doch als ich sie öffnen wollte, stellte ich fest, dass die Türen der Hinterbank etwas Ähnliches, wie eine automatische Verriegelungssicherung besaßen und sich von Innen nicht einfach so öffnen ließen. Vermutlich damit Kriminelle nicht die Möglichkeit besaßen wieder abzuhauen, wenn sie einmal drin waren. Und noch bevor ich den Türgriff wieder loslassen konnte, hörte ich von draußen einen dumpfen Schuss fallen und sah auf. Vor dem Polizisten, der seine Waffe gezogen hatte, lag der Biker mit der Augenklappe, tot, auf dem Boden und eine Blutlache machte sich aus seinem Kopf breit und bedeckte den eingefrorenen Boden mit einem dunklen Rot. Ich starrte erschrocken auf den Toten. Ich hatte noch nie einen Toten gesehen und ich fragte mich, ob es in Ordnung war, dass ein Polizist so einfach einen Kriminellen erschoss. Ich sah, wie die Anderen angsterfüllt von dem Polizist weg wichen. Und ich konnte meinen Blick zunächst nicht von dem Toten abwenden – es kam so plötzlich und unerwartet. Dann sah ich zu dem Polizisten. Der Polizist war recht groß, trug eine dunkelblaue Uniform, schwarze Handschuhe und eine schwarze Polizeimütze, die Gesicht und Haare etwas verbargen. Und dann fiel ein zweiter Schuss und der Boss der Biker, der bis gerade noch mit nach hinten gewichen war und die Arme kapitulierend in die Luft gehalten hatte fiel mit einem starren Blick und aufgerissenem Mund zu Boden. Ein dritter Schuss ging in seine Lendengegend. Ich zuckte zusammen und begann nervös an der Tür zu rütteln, aber sie ging nicht auf. Das Blut floss – was ging hier vor? Ich hatte zwar keinerlei Mitleid mit diesen Typen, allerdings war es nicht normal, dass der Polizist ohne weiteres zwei Menschen erschoss, ohne dass diese ihn angegriffen hatten und das auf so eine makabere Art und Weise. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er schoss einem Weiteren ins Bein, eh sie es schafften davon zu rennen. Ich rüttelte noch stärker an der Tür. Ich fühlte mich in dem Auto nicht mehr länger sicher. Und eh ich mich versah ging die Fahrertür auf und der Polizist setzte sich schweigend hinein. Langsam und möglichst unauffällig löste ich meinen Griff von der Tür und versuchte ruhig zu bleiben. Was sollte ich jetzt machen? Vielleicht einfach so tun, als hätte ich nichts gesehen? Ich sah vorsichtig nach vorne in den Innenspiegel, als der Polizist begann seine Pistole mit einem Tuch zu säubern und etwas zu sagen. „Ich hatte sie gewarnt. Anscheinend haben sie geglaubt in meiner Abwesenheit tun zu können, was ihnen gefällt.“ Diese Stimme! Der Polizist zog seine Mütze ab und ich erblickte im Innenspiegel das Gesicht von diesem Mann, der sich in meinem Traum Kanai Kurosaki genannt hatte. Ich schlug meine Hände gegen das Gitter, das zwischen mir und diesem Kerl stand. „Was??? Du bist das?! Was soll das?“ Dieser arrogante Kerl blickte mir mit seinem kühlen undurchschaubaren Blick in die Augen und schweig einfach nur. „Warum hast du die erschossen? Sowas ist doch nicht legal, scheiße!“ Ich rüttelte einmal wütend an dem Gitter, weil ich mir vorkam, als wäre ich eine Spielfigur, die er mal den Löwen zum Fraß vorwarf und wenn er Lust hatte mal vor ihnen rettete. Auf welcher Seite stand der?? Oder, was wollte er von mir? „Wie ich bereits sagte, haben sie eine meiner Anweisungen missachtet.“ Dann drehte er sich zu mir um und ich wich zurück und ließ vom Gitter ab. „Was meinst du, was sie mit dir gemacht hätten? Sicher nicht das alte Programm. Ich hatte ihnen deutlich untersagt dich von hinten zu nehmen. Aber sie haben förmlich herausgeschrieben, dass sie es vorhatten.“ Die ruhige, tiefe Stimme hat einen leichten Nachdruck in sich, als wäre er tatsächlich etwas aufgebracht. „Und sage mir nicht, du hättest es lieber gehabt, ich hätte die Beiden nicht erschossen und einfach laufen lassen“ Wieder lehnte sein Kopf auf seiner Handaußenfläche und stützte sich mit dem Ellenbogen, zu mir nach hinten gedreht, auf der Sitzlehne ab. Dieser Blick.. Diese überlegen Art. Ich schlug zornig gegen das Gitter. „Nein! Aber du hättest diese Typen auch verhaften können!“, schrie ich fast schon entsetzt. „Und mit welcher Begründung? Beim ersten Ereignis gab es keinerlei Zeugen und die Aussagen hätten zumindest 7 gegen 1 gestanden. Gerade haben sie noch nicht viel mehr gemacht, als dich zu verprügeln, was in eine einfache Straßenschlägerei eingeordnet worden wäre – keinen Grund also jemanden zu verhaften.“, erzählte er seelenruhig und lächelte ein wenig. „Vielleicht hätte ich noch etwas warten sollen?“, fügte er noch hinzu. „Wie kann jemand wie du ernsthaft Polizist sein?!“, entgegnete ich ihm nur erzürnt. Als ob er sich etwas daraus zu machen schien, was das Gesetz ihm erlaubte und was richtig und was falsch war. Mein Gesicht war nah am Gitter, aber weder von dem Schlag gegen es, noch meinem drohenden Gesicht zuckte er zusammen, oder wich weg. Er blieb seelenruhig und sah mich, immer aus einer erhobenen Blickwinkel, an. „Wo wohnst du? Ich werde dich nach Hause fahren.“ Ich sah ihn noch kurz an, in der Hoffnung ich könnte etwas in ihm lesen, aber er war wie ein versiegeltes Buch in das ich nicht hineinblicken konnte. Erst war er gegen mich, dann für mich...oder so ähnlich? Ich vertraute ihm kein Stück! Ich lies von dem Gitter ab und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Ich hasste es mir einzugestehen, dass es wahrscheinlich schlauer war mich von ihm fahren zu lassen, als wieder nach draußen zu gehen. Ich starrte nach draußen, als ich mir überlegte, wo ich eigentlich hinwollte. Immerhin hatte ich weder Unterkunft noch Geld noch warme Kleidung. Aber all das wollte ich einem Kerl wie dem nicht noch unter die Nase reiben. Also sagte ich schnell die einzige Adresse, die mir aus meiner Recherche über diesen Ort im Kopf hängen geblieben war. „Gut.“, antwortete er mir daraufhin nur und wendete sich von mir ab, um zu meinem Zielort zu fahren. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, wo mich die Adresse genau hinführte. Ich hatte bei meiner Suche nach dem „Blue-Lagoon“ ein paar Adressen für günstige Motels gelesen. Ich blickte vom warmen Auto nach draußen in die Kälte und sah noch ein paar bunte Lichter an mir vorbeiziehen, die noch nicht erloschen waren. Hier und da rauschten ein paar Läden vorbei. Keiner von uns unterbrach die Stille, die in dem Auto herrschte. Wer war dieser Typ nur... Erst war er in dieser Bar....und dann der Polizist. Es war merkwürdig, aber es schien fast so, als spielte er auf zwei verschiedenen Seiten. Zum Einen war er der Böse und zum Anderen der ...naja....“Gute“, wenn man einen kriminellen Polizisten als „gut“ bezeichnen konnte. Aber wieso? Und dann war da noch die Tatsache, dass er wusste, wo ich war... Es war fast so, als hätte er mich beobachtet und war genau im richtigen Moment am richtigen Ort. War es Zufall, oder Absicht? „Pfff“ Ich trat in Gedanken vor Wut gegen den Sitz vor mir und sah im Augenwinkel, wie er seine Augen kurz zu mir wendete und dann wieder von mir abließ. Dann hielt er an und ich konnte durch das Fenster sehen, dass wir in einer Menschenleeren, heruntergekommenen Gegend angekommen waren. Es machte „klick“ und die Sicherungen der Türen schienen sich gelöst zu haben. „Hier wohnst du also?“, fragte er mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, das leichte Skepsis zum Ausdruck brachte. „Ja!“, antwortete ich schnell aus Trotz.Was ging es ihn schon an, wo ich wirklich wohnte. „Soll ich dich noch vor die Tür bringen?“ „Nicht nötig!“, sagte ich mit strenger Stimme und stieg schnell aus dem Wagen aus. „Scheißkerl!“, nuschelte ich auf sein arrogantes, verzichtbares Angebot und schmiss die Tür hinter mir zu. Als ob ich mich von einem Kriminellen bis vor die Haustür bringen lassen würde, selbst, wenn ich hier eine Wohnung hätte. Wer weiß, ob er mich nicht hinter der nächsten Ecke wieder mit einer Gruppe von Perversen überraschen würde um anschließend ein, zwei zu erschießen. „Das ist doch gestört!“, hauchte ich und trat noch einmal viel zu selbstsicher gegen den Reifen und lief los, als hätte ich ein Ziel. Ich wollte ihm auf keinen Fall gönnen, dass er recht mit seiner Skepsis hatte und ich mich hier nicht einmal annähernd auskannte. Also lief ich die Straße entlang, als wüsste ich wo es lang ging. Wieder verfiel ich in eine leichte Kältestarre, als der eisige Wind ein paar Schneeflocken in die lockeren Ärmel meines Hemdes wehte. Als ich etwas vom Auto entfernt war, blickte ich zurück. Durch das Licht der Scheinwerfer konnte ich nicht viel sehen, aber er schien noch zu warten. Ich fragte mich worauf? Dachte er tatsächlich, dass ich es mir anders überlegen und zurück zum Auto kommen würde? Pf, niemals! Ich drehte mich wieder um und ging weiter. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich das Auto langsam in Bewegung setzte und davon fuhr. Als das Surren des Motors nicht mehr zu hören war, ließ ich mich frierend mit dem Rücken an einer Laterne nieder. Ich senkte den Kopf. Wo war ich hier nur? Weit und breit war keine Menschenseele. Alles, was es hier gab waren Geschäfte, die seit einiger Zeit geschlossen blieben, ein paar angesprayte Wände und ein nebliger Hafen, der ein paar hundert Meter von mir entfernt, begann. Das Motel, das ich damals rausgesucht hatte, war wohl auch eines der verriegelten Häuser, die sich an die geschlossenen Läden reihten. Ich drückte meine Handflächen auf mein Gesicht und schloss meine Augen. „...verdammt...“ Ende – Kapitel 2 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)