Black and White von -akai- ================================================================================ Kapitel 2: 1. Advent -------------------- Gähnend erwachte Manabu. Sonntage waren doch was Feines. Es gab nichts besseres, als auch mal in Ruhe auszuschlafen. Sogar Rui schlief noch. Er lag dicht neben Manabu und hatte seinen Arm besitzergreifend um seine Hüfte geschlungen. Sogar im Schlaf war er ein Macho. Besitzergreifend und kein Bisschen romantisch. Nur ab und zu mal. Aber im Großen und Ganzen waren Worte wie „romantisch“ oder „kitschig“ Fremdworte für den Bassisten. Aber es reichte dem Braunhaarigen zu wissen, dass Rui ihn wirklich liebte, denn auch wenn Rui es nicht absichtlich machte, so zeigte er doch manchmal deutlich, wie es um seine Gefühle für Manabu stand. Lächelnd schmiegte er sich weiter an den warmen Körper neben sich, bis er ein leises Kratzen und Miauen an der Tür hörte. Maru hatte also scheinbar bemerkt, dass einer der beiden wach war und wollte nun Aufmerksamkeit. Also löste er sich doch wieder von seinem Freund, was aufgrund von dessen Klammergriff gar nicht so einfach war, und öffnete die Schlafzimmertür. „Na komm rein“, erlaubte er ausnahmsweise, denn eigentlich war das Schlafzimmer Maru-freie Zone. Diese sah ihn auch zunächst beinahe fragend an, bevor sie doch schnell an Manabu vorbei ins Innere des Zimmers huschte, als ob er es sich doch noch anders überlegen würde, wenn sie zu lange warten würde. Auf Samtpfoten tapste die Katze dann schließlich durch den Raum und sprang elegant aufs Bett, wo sie es sich am Kopfende bequem machte. Auch Manabu legte sich wieder zu seinen beiden Lieblingen. Er hatte Maru von Anfang an in sein Herz geschlossen und Maru schien ihn auch zu lieben. Im Gegensatz zu Kazuki. Manabu erinnerte sich zu gerne an das Fotoshooting mit Rui, Kazuki und Maru. Der Brünette war der einzige, der nachher Kratzer hatte. Zum Glück hatte sie sein Gesicht verschont und nur seine Arme und Hände massakriert. Kazuki hatte das wenig witzig gefunden, doch die anderen beiden und Maru hatten sichtlich ihren Spaß gehabt. Der Gitarrist schmiegte sich wieder an seinen Freund und sogleich schlang sich auch wieder ein Arm um ihn. Maru lag glücklich und zufrieden über ihren Köpfen und schnurrte leise. Es dauerte auch nicht lange, bis Manabu wieder eingeschlafen war. Als Manabu das nächste Mal wach wurde hatte sich nichts geändert. Sowohl die Katze als auch Rui schliefen noch und genau das war es, was Manabu dazu veranlasste, augenblicklich hellwach zu sein. Sein Handy verriet ihm, dass es bereits weit nach Mittag war. Und Rui war Frühaufsteher. Sogar nach Konzerten schlief er selten länger als halb zehn, auch wenn der Zeitplan mehr zulassen würde. „Rui?!“ kam es deshalb etwas beunruhigt über seine Lippen. Zusätzlich stupste er den Rosahaarigen an. Der reagierte auch prompt mit einem Murren. „Keine Angst, ich lebe noch“, konnte der Gitarrist hören. Ruis Stimme klang richtig verpennt. „Aber ich hab bis halb sechs im Skype gequatscht“, kam auch gleich noch eine Erklärung hinterher. Okay, das erklärte alles. Wie hatte der Braunhaarige nur vergessen können, dass Rui und sein bester Freund, seines Zeichens bessere Hälfte ihres Sängers, im Skype gerne Raum und Zeit vergaßen und sich bis in die frühen Morgenstunden unterhielten. Aber halb sechs war ein neuer Rekord. Marus Kommentar dazu, ein langgezogenes Gähnen, weckte Ruis Aufmerksamkeit. „Maru? Wie kommst du denn hier rein?“, fragte er verpennt und kraulte seine Katze. „Ich hab sie ausnahmsweise rein gelassen heute Morgen“, meinte der Gitarrist zur Verteidigung, doch der Bassist wedelte mit der Hand. „Passt schon. Ich hatte eh überlegt, die Sperrzone für Maru aufzuheben. Sie würde sich freuen und eigentlich stört sie ja auch nicht wirklich. Und wenn ich dich flachlege, können wir sie immer noch rausschmeißen!“ „Ich hätte das jetzt anderes formuliert, aber ja“, stimmte Manabu zu und fing ebenfalls an Maru zu streicheln. Diese genoss die doppelte Aufmerksamkeit natürlich wieder laut schnurrend. Etwas später standen die drei dann auf. Rui brauchte ausnahmsweise auch mal einen Kaffee zum Wachwerden, Manabu wollte sehen, was sein Adventskalender heute für ihn parat hatte und Maru wollte ihr Frühstück. Zuerst vernichtete Manabu die Schokolade, nachdem er diese endlich aus dem Kalender gepfriemelt hatte und dann widmete er sich dem Umschlag, der danebenlag. Ein Kino-Gutschein. „Wir wollten ja schon länger mal wieder ins Kino gehen und jetzt haben wir einen Grund mehr, das auch endlich mal in die Tat umzusetzen“, rechtfertigte Rui das heutige Geschenk. Doch der Jüngere brauchte keine Erklärung. „Ist okay, danke schön“, freute er sich und drückte dem Rosahaarigen einen Kuss auf die Lippen, nachdem er ihn in seine Arme gezogen hatte. Rui wiederum freute sich, dass der Braunhaarige sich freute. Nach einem ruhigen Frühstück hatte Rui sich wieder an den Computer verzogen. Dieser Süchtige. Manabu schaute sich das ganze eine Weile kopfschüttelnd an, bis ihm einfiel, dass ja heute schon der erste Advent war. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und bevor der Rosahaarige fragen konnte, was los war, hörte er auch schon die Haustür zu gehen. Maru maunzte empört, da das Türknallen sie aus ihrem Schlaf gerissen hatte. Einige Minuten später öffnete sich die Tür wieder und der Gitarrist betrat mit einer großen, leicht verstaubten Kiste die Wohnung. „Was hast du da?“, fragte Rui mit hochgezogenen Augenbrauen und betrachtete Manabu, der seine Probleme hatte, die Tür wieder zu schließen. „Heute ist der erste Advent. Das ist die Weihnachtsdeko, die im Keller stand!“ Der Bassist sah nicht begeistert aus. „Weihnachtsdeko? Jetzt schon? Wir haben gerade mal den zweiten Dezember“ Der Braunhaarige stellte augenrollend die Kiste auf den Wohnzimmertisch. Warum mochte Rui Weihnachten eigentlich nicht? „Ja, aber es ist auch der erste Advent!“ „Naja, solange es nicht zu viel ist und ich nicht helfen muss…“, murmelte der Rosahaarige, bevor er sich wieder an den PC setzte. Der Jüngere grummelte etwas, das sich stark nach „Idiot“ anhörte, während er die Kiste öffnete. Er würde Rui sogar den Gefallen tun und nicht viel Weihnachtsdeko aufstellen. Zumindest vorerst. An Heilig Abend würde das ganz anders aussehen. Jetzt verteilte er nur Kleinigkeiten im Raum, abgesehen vom Adventskranz auf dem Tisch. Eine halbe Stunde später war Manabu dann zufrieden mit seinem Werk und ließ sich wieder auf die Couch fallen. Jetzt sah es immerhin ein bisschen weihnachtlich aus. So konnte Weihnachten wirklich langsam kommen. Die ganze Atmosphäre erfreute ihn jedes Jahr aufs Neue. Er liebte Weihnachten einfach. Und natürlich Geschenke. Ja, Weihnachten war eigentlich nur riesige Kommerzkacke, aber wer bekam schon nicht gerne Geschenke? Zumindest, wenn sie von Herzen kamen. Er war schon sehr gespannt, was Rui ihm schenken würde. Immerhin war dies ihr erstes gemeinsames Weihnachten als Paar. Sie lebten schon seit etwas über eineinhalb Jahren zusammen, aber ein Paar waren sie erst, kitschiger Weise, an Silvester geworden. Grinsend dachte der Braunhaarige daran zurück. In Erinnerungen schwelgend lag Manabu auf der Couch und kraulte nebenbei ihren pelzigen Vierbeiner. „Was grinst du denn so?“, wurde er schließlich aus seinen Gedanken gerissen und die Couch neben ihm gab nach, als sein Freund sich zu ihm setzte. „Letztes Silvester“, antwortete Manabu immer noch grinsend und schmiegte sich an Rui, der nun seine Arme um den Jüngeren legte. „Gab es da was Besonderes?“, fragte der Rosahaarige mit einem möglichst unschuldigen Ton in der Stimme. Manabu schlug ihm auf den Oberarm. „Du bist scheiße. Du liebst mich gar nicht!“, jaulte er und blickte Rui trotzig an, doch der drückte den Braunhaarigen nur noch näher an sich. „Lass dich doch nicht immer so von mir ärgern“, schmunzelte er und drückte seine Lippen auf Manabus. Dieser versuchte standhaft zu bleiben, doch Ruis Lippen ließen ihn vergessen, worüber sie vor nicht mal einer Minute noch drüber gesprochen hatten. Er schmolz mal wieder wie Butter in der Sonne und verfluchte sich innerlich dafür, dass er immer noch so auf Rui reagierte. Als frisch verliebter Teenager war das vielleicht normal, aber jetzt? Selbst nach fast einem Jahr fühlte Manabu sich wie frisch verliebt. Der Bassist musste ihm nur etwas Honig ums Maul schmieren oder ihn küssen und schon war alles andere unwichtig. Vor allem, wenn Rui seine vom Bass spielen rauen Fingerkuppen über seine Haut gleiten ließ, so wie jetzt. Denn die Hände des Rosahaarigen hatten sich mal wieder verselbstständigt und sich unter sein Shirt geschlichen, um nun seine Seiten zu kraulen. Der Braunhaarige schnurrte in den Kuss und drückte sich noch mehr an seinen Freund heran, der den Kuss vertiefte. Kurz darauf umschmeichelten sich ihre Zungen und der Kuss nahm immer mehr an Intensität zu, ebenso wie Ruis Kraulen an seiner Seite. Dann aber löste der Größere den Kuss. „Wir sollten aufhören, sonst kann ich gleich nicht mehr aufhören“, murmelte er an die Lippen des Braunhaarigen. Das wiederum führte dazu, dass Manabu empört von ihm wegrückte. „Wir hatten gestern Abend noch. Du bist echt ein Sexmonster manchmal!“ „Was kann ich denn dafür, dass du dich so willig an mich drückst. Da kann Mann doch nur mehr wollen“, rechtfertigte der Rosahaarige sich, bevor er aufstand und in der Küche verschwand. Dabei konnte Manabu sehen, dass der Kuss nicht ganz spurlos an Rui vorbei gegangen war. Das war mal wieder typisch. Auf der einen Seite ärgerte es Manabu, dass Rui dauernd spitz wie Nachbars Lumpi war. Aber andererseits störte es ihn auch wieder nicht, denn Rui hatte eine merkwürde Art wieder runterzukommen, wenn er nicht das bekam, was er wollte. Denn dann kochte er. Wie zur Bestätigung konnte der Gitarrist daraufhin auch schon hören, wie die Küchenschränke nach Zutaten durchforstet wurden. Also durfte Manabu sich auf ein leckeres Abendessen freuen. Auch gut. Während Rui nun also in der Küche beschäftigt war, schnappte sich Manabu den Roman, der schon seit Woche unangerührt im Bücherregal stand und fing endlich an, den dicken Wälzer zu lesen. Ein Fantasy-Roman mit Drachen, also wie für ihn gemacht. Doch bevor er in der Romanwelt versank, zündete er noch die erste Kerze auf dem Adventskranz an. Eine Weile später betrat Rui dann den Raum. Manabu bekam das gar nicht mit, da er so in sein Buch vertieft war. Er bemerkte nicht mal, wie der Rosahaarige den Wohnzimmertisch abräumte und stattdessen Stäbchen, Trinken und zwei voll beladene Teller darauf abstellte. „Manabu, Essen ist fertig“ Keine Reaktion. „Manabu!“ Das Buch musste ja außerordentlich interessant sein. „Schatz?“ Nicht mal darauf bekam er eine Reaktion, obwohl Rui ihn sonst nie so nannte. Manabu blätterte die Seite um. „Ich führe heimlich eine Dreiecksbeziehung mit Byou und Kazuki!!“ … „Ich bin nur mit dir zusammen, weil du gut im Bett bist!“ … „Ich hab dich nie geliebt und mach jetzt Schluss!“ Reaktionen seitens des Braunhaarigen? Fehlanzeige! „Dieses Jahr gibt’s kein Weihnachten!“ Empört blickte Manabu von seinem Buch auf. „Was hast du eigentlich gegen Weihnachten?!“ Rui starrte seinen Freund mit offenem Mund an. In einem Manga wäre dies die typische Kinnlade-trifft-Fußboden-Szene. „Aber mir beinahe täglich sagen ich wäre ein Idiot und ein Arschloch. Na vielen Dank auch. Kannst alleine essen. Lass mich bloß in Ruhe heute“, schnauzte der Bassist. Manabu hatte es wirklich geschafft, ihn auf die Palme zu bringen. Und das ging bei ihm eigentlich nicht allzu schnell. Mit eiligen Schritten verschwand der Rosahaarige im Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich ab, einen verwirrten Manabu zurücklassend. Das nagte jetzt wirklich an ihm. Manabu warf ihm dauernd vor, er würde ihn nicht lieben und dann sowas. Was sollte er denn davon halten? Manabu wusste doch, dass er nicht der romantischste Kerl war. Er warf nunmal nicht dauernd mit Liebesbekundungen und Süßholzraspeln um sich, aber das hieß noch lange nicht, dass er Manabu nicht liebte. Aber die Reaktion des Braunhaarigen gerade gab ihm das Gefühl, dass diesem das blöde Weihnachten wesentlich wichtiger war als er. „Rui, was ist denn los?“, hörte er Manabus Stimme durch die Tür und das zaghafte Klopfen an dieser. Doch Rui ignorierte es und schnappte sich stattdessen seine Kopfhörer, steckte diese in den Verstärker, nahm seinen Bass und fing an, sich die Emotionen von der Seele zu spielen. Sollte Manabu doch schmoren. Heute Abend würde er sicher kein Wort mehr mit dem Braunhaarigen reden. Vielleicht war es übertrieben, aber der Bassist fühlte sich ernsthaft verletzt. Erst drei Stunden später kam Rui zu dem Entschluss, doch mit Manabu zu reden. In den drei Stunden waren einige neue Melodien entstanden, aber genau so sehr hatte er über den Abend nachgedacht. Ja, es war für ihn verletzend gewesen, aber seinen Freund ohne Erklärung stehen lassen war vermutlich auch nicht das Beste gewesen. Als er die Tür vom Arbeitszimmer öffnete, erschrak er etwas, denn an der gegenüberliegenden Wand saß ein schlafender Manabu. Neben diesem saß Maru, als würde sie auf ihn aufpassen. Rui hockte sich vor den Schlafenden und strich ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht. „Wir sind schon zwei Idioten, was?“, hauchte er und hob den Braunhaarigen vorsichtig hoch. Dieser schlang aus Reflex seine Arme um Rui und kuschelte sich an den warmen Körper. „Na komm, Maru. Ab ins Bett“ Lächelnd brachte der Rosahaarige seine wertvolle Fracht ins Schlafzimmer und legte ihn auf dem Bett ab. Da Manabu nur eine Jogginghose und ein Shirt trug war es auch nicht allzu schwer, ihn aus seinen Klamotten zu schälen. Nachdem er dann noch überall Licht ausgemacht hatte legte er sich zu dem Gitarristen und seiner Katze ins Bett. Diese hatte es sich am Fußende bequem gemacht. Er zog Manabu in seine Arme und sofort kuschelte sich der Jüngere an ihn, was Rui lächeln ließ. Egal, wie dumm sich die beiden anstellten, sie wussten, wo sie hingehörten. In die Arme des anderen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)