Unter den Apfelbäumen von maidlin (Prequel zu Drachenkind) ================================================================================ Kapitel 10: Die 6. Begegnung - Teil 2 ------------------------------------- Jonathan starrte seine Mutter stumm an, während sein Kopf versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Hatte sie gerade wirklich gesagt, dass… „Jonathan, sag etwas, bitte“, brachten ihn die Worte seiner Mutter zurück. Er zuckte kurz zusammen. „Was? Was hast du gesagt?“, fragte er mit tonloser Stimme. Sein Blick fand die Dienstbotentreppe, die nach oben führte und plötzlich hatte er das Gefühl sich setzen zu müssen. Magdalena zögerte, das konnte Jonathan hören. Es war seltsam, seine Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Augenblick unter ihm nachgeben. Er musste sich wirklich setzen. „Mary hat geheiratet, vor guten 10 Wochen bereits.“ Er hatte sich nicht verhört. Jonathan legte den Kopf in die Hände und atmete zitternd ein und aus. Es war gut, dass er bereits saß, denn nun tanzten auch noch schwarze Punkte vor seinen Augen. „Aber… Nein, das kann nicht stimmen“, sagte er kopfschüttelnd. „Sie hat es mir versprochen, keinen anderen Mann… Sag, dass du dir einen Scherz erlaub hast“, flüsterte er heißer. Magdalena kniete sich vor Jonathan und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie sah ihm direkt in die Augen, während sie die nächsten Worte sprach: „Es tut mir leid, aber es ist wahr. Mary hat tatsächlich geheiratet. Es war ihre Entscheidung. Wir fragte sie, ob wir dir schreiben sollten, aber sie schüttelte nur den Kopf und sagte, es wäre besser, wenn du es nicht wüsstest. Aber auch, wenn wir dir davon erzählt hätten, hättest du es nicht verhindern können, denn der Brief wäre viel zu spät bei dir eingetroffen. Die Hochzeit fand innerhalb weniger Tage statt.“ „Ich verstehe das nicht. Sie hat es doch versprochen und Mary würde niemals… niemals…“ Er konnte nicht einmal mehr einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn aussprechen. Immer wieder sah er in seinem Geiste Mary wie sie heiratet, wie sie einen anderen außer ihm heiratet. Jonathan schluckte die bittere Flüssigkeit herunter, die in seinem Hals aufgestiegen war. Das Atmen viel ihm schwer und ihm war zum Weinen zu mute. Es störte ihn nicht einmal, dass seine Mutter anwesend und Mister Alley ganz sicher auch in der Nähe war. Aber sie würden es sowieso nicht verstehen, dachte er bitter. Er wusste ja, was sie von Mary hielten. „Jonathan, Marys Vater hatte einen schrecklichen Unfall. Sein Karren blieb im Schlamm stecken und bei dem Versuch die Räder herauszuziehen, ist der Karren einen Hang hinuntergestürzt und hat ihn unter sich begraben. Doktor Storm musste ihm ein Bein abnehmen und selbst jetzt steht es nicht sehr gut um ihn.“ Bei ihren Worten wurde Jonathan kalt. Er dachte daran, wie es Mary dabei gegangen war, welche Angst sie um ihren Vater gehabt haben musste und er war nicht da gewesen um ihr Trost zu spenden. Dennoch verstand er nicht ganz. „Was hat das mit Mary zu tun?“ „Da er bettlägerig ist, muss er ständig umsorgt werden. Also mussten Mary oder Clara ihre Arbeit hier aufgeben, um sich um ihn kümmern zu können. Mary zögerte nicht einen Augenblick und erklärte sich dazu bereit, da sie ohnehin weniger verdiente. Trotzdem fehlte der Familie nun gleich zwei Einkommen.“ „Und da hat sie irgendeinen Kerl geheiratet? Nein, das kann ich nicht glauben!“ „Natürlich haben wir angeboten sie finanziell zu unterstützen, aber sowohl Mary als auch Clara wollten unser Geld nicht. Allerdings blieben ihnen so nicht mehr viel andere Möglichkeiten.“ „Ich kann nicht glauben, dass Mary einfach irgendwen heiraten würde“, sagte Jonathan noch einmal. In Gedanken fügte er an: Niemand, der nicht ich ist. „Seit ein paar Monaten hatte Mary einen Verehrer. Ich glaube, es geschah kurz nach deiner Abreise.“ Ächzend zog er die Luft ein. Was war in den wenigen Monaten seiner Abwesenheit geschehen? Es waren doch nur sechs Monate gewesen und nicht sechs Jahre. „Wer? Kenne ich ihn?“ „Doyle Williamson, ich glaube du hast ihn mal auf einem der Feste kennengelernt. Er war da, um sich mit deinem Vater über einen neuen Pachtvertrag zu unterhalten, als er Mary begegnete. Mathew sagte, dass Doyle sofort von ihr begeistert gewesen war und ihm viele Frage zu Mary stellte. Am Anfang erschien Mathew sein Interesse nur oberfläch und auch Mary wies seine Annäherungsversuche höflich ab. „Als dann der Unfall geschah und Mary für ihren Vater sorgen musste, sah Doyle wohl seine Gelegenheit gekommen. Er machte Mary einen Antrag und versprach ihr, dass auch ihr Vater bei ihnen leben könnte und sie sich somit den ganzen Tag um ihn kümmern könnte. Auch ihre Geldsorgen wären damit erledigt gewesen.“ Jonathan blinzelte mehrmals. Hatte er das gerade richtig verstanden? „ Sie hat sich verkauft“, stieß er atemlos aus. „Nein! Das darfst du nicht einmal denken!“, widersprach Mary heftig. „Aber du hast doch gerade gesagt-“ „Ja, natürlich hab ich das gesagt, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie sich verkauft hat. Ich würde es eher als Tausch ansehen. Durch Marys Entscheidung können ihre Eltern beruhigt leben, ihr Vater kann sich vielleicht erholen. Ich bin sicher, dass es Mary nicht leicht fiel ihm zuzustimmen, aber es geschah aus Verzweiflung und Stolz gleichermaßen. Sie war sich dem Ausmaß ihrer Entscheidung durchaus bewusst.“ „Ist er... ist er gut zu ihr?“ Er konnte seiner Mutter nicht in die Augen sehen. Er wusste nur zu gut, dass all seine Gefühle auch so schon offen vor ihr lagen, aber es kümmerte ihn nicht mehr. Jetzt war sowieso alles zu spät. „Oh, aber natürlich. Doyle ist ein guter Mann. Er hat sein Ansehen und Vermögen in den letzten Jahren vermehren können. Hauptsächlich ist er als Kaufmann tätig und oft unterwegs. Mary bekommt Hilfe von ihrer Mutter, die immer noch bei uns arbeitet aber jeder Zeit gehen kann. Außerdem wollte sich Mary ja noch nie von anderen helfen lassen.“ „Nein, nein, das wollte sie nicht.“ Noch immer verbarg er das Gesicht hinter den Händen. Sie war tatsächlich verheiratet. All die Pläne, die er in den letzten Tagen gemacht hatte, all die Träume, die er sich erlaubt hatte – nichts: zersprungen und zu Staub zerfallen. Er würde wieder abreisen und seinen Meister erklären müssen, warum er allein kam. Am besten er bricht noch am gleichen Tag wieder auf, überlegte er. Nein, das konnte er nicht. Er musste sie wenigstens einmal sehen. Er musste es aus ihrem Mund hören, dass sie sich freiwillig für einen anderen entschieden hatte. „Wo wohnt sie?“, fragte er schließlich. „Jonathan, ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Wie sieht das denn aus, wenn ein vollkommen fremder-“ „Wo wohnt sie, Mutter?“, fragte er mit mehr Nachdruck in der Stimme. Was andere dachte, interessierte ihn im Moment nicht im Geringsten. „Am Ende der Stadt. Es ist das Haus, mit dem Brunnen davor, damit sie es nicht so weit hat“, gab Magdalene schließlich nach. Noch bevor sie richtig zu Ende geredet hatte, sprang Jonathan auf. „Was hast du vor?“, fragte sie und Jonathan glaubte Angst aus ihrer Stimme zu hören. „Das weiß ich noch nicht. Ich überleg es mir, wenn ich dort bin.“ Bei diesen Worten war er schon auf dem Weg nach draußen. Mister Alley stand in der Tür und seinem Gesichtsausdruck nach hatte er alles gehört. Mitleidig sah er Jonathan an. „Jonathan, nicht…“, wollte er sagen doch dieser unterbrach ihn mit einem scharfen „Nein!“ So schnell es sein Pferd erlaubte, ritt Jonathan in die Stadt. Es war Markttag und die Leute drängten sich auf den Straßen, um möglichst günstig einzukaufen. Die Händler priesen laut schreiend ihre Ware an und niemand achtete auf ihn. Niemand wunderte sich, wohin er wollte, warum er es so eilig hatte und es fragte auch niemand danach. Nur wenn er sich an einigen Frauen, Männern oder auch Kindern vorbeidrängen musste, schimpften sie auf ihn. Die Kinder machten ihn am meisten Sorgen. Immer wieder musste er ihnen ausweichen, damit sie nicht unter den Hufen des Pferds zertrampelt wurden. Dennoch versuchte er nicht zu viel Tempo zu verlieren. Als er den Markt endlich hinter sich ließ, waren die Straßen jedoch fast wie ausgestorben. Jonathan begegnete nur wenigen Leuten und wenn dann waren auch sie auf dem Weg zum Markt oder kamen von dort. Schon von weitem sah er einen Brunnen am Stadtrand. Es waren Häuser darum angebaut, aber noch nicht viele. Offenbar war dieses Stadtviertel gerade erst im Entstehen. Das sprach für Doyle Williamsons Geld und Einfluss. Er hätte seiner Mutter vielleicht genauer zuhören sollen, dachte er. Die Häuser sahen sich ähnlich und hinter jedem konnte Mary leben. Doch als Jonathan seinen Blick über die Türen schweifen ließ, fiel ihm eine besonders auf. Alle andere Häuser hatte vor der Tür keinen kleinen Absatz, nicht sehr hoch, aber doch gut zusehen. Nur ein Haus nicht. Dieser Absatz konnte für einen blinden Menschen eine Stolperfalle sein, überlegte er. Wenn Doyle also wirklich die meiste Zeit nicht da war und Mary allein mit ihrem Vater lebte, musste das Haus so gebaut sein, dass sie allein darin leben konnte. Deswegen konnte sie nur in dem Haus wohnen, dessen Tür keinen Absatz hatte. Jonathan setzte ab und klopfte mit der Faust an die Tür. Sie war schlicht, aus braunem Eichenholz. Fast kam es ihm vor, als würde sein Herz lauter schlagen als seine Faust an der Tür. Sollte er nach ihr rufen, so dass sie wusste, dass er es war? Was sollte er sagen? Er wusste es nicht. Er hatte keine Worte für die Gefühle, die ihn ihm brodelten. Er war doch gekommen, um sie mitzunehmen. Nicht um sie zu fragen, ob sie einen anderen geheiratet hatte, ob sie ihn vergessen hatte. Während der letzten Tage hatte er sich ihr Leben so oft ausgemalt. Er hatte mit ihr neu anfangen wollen, weit im Süden und dann wären sie gemeinsam zurückgehrt. Dann wenn seine Eltern es verstanden hätten. Das was er jetzt tat, war in seiner Vorstellung nicht vorgekommen. Niemand öffnete und er klopfte noch einmal. Was würde er tun, wenn ihr Mann da wäre? Oder ihre Mutter? Er wusste es einfach nicht. Noch nie hatte er sich so ratlos und hilflos gefühlt. Was würde er tun, wenn niemand ihm öffnete? Sofort zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Diese Vorstellung konnte er noch weniger ertragen, als sie gar nicht zu sehen. „Ich komme schon!“, hörte er plötzlich ihre Stimme von drinnen rufen. Jonathan zuckte zusammen und ihm wurde schwindlig. Dann öffnete sich auch schon die Tür und auf einmal stand Mary direkt vor ihm. Ihre Haare fielen offen und ungebändigt über ihre Schultern. Ihre graublauen Augen huschten hin und her und versuchten etwas zu sehen, obwohl sie es doch schon lange nicht mehr konnten. Mary trug ein nachtblaues Kleid, mit langen Ärmel und einer Schürze darum. Es stand ihr und war ein großer Kontrast zu dem ewigen Braun, dass Jonathan von ihr kannte. Doch ihre Haut schien blasser zu sein, als das vorherige Mal. Ihr Gesicht vielleicht etwas schmaler und auf ihrer Stirn lagen tiefen Sorgenfalten und unter ihren Augen ein blauer Schatten. Sie sah müde und erschöpft aus, doch sonst konnte er keinerlei Veränderung an ihr feststellen. Jonathan hoffte, dass das auch für ihre Gefühle galt. „Wer ist da?“, fragte Mary und zog die Augenbrauen zusammen. Wenn er nicht so verzweifelt gewesen wäre und von seinen Gefühlen überwältigt, hätte er bei ihren Worten wohl gelacht. So jedoch brach alles auf einmal in ihm zusammen und er machte einen hastigen Schritt nach vorn. Jonathan stieß Mary regelrecht von der Haustür weg und schlag seine Arme um sie. Die Tür trat er mit einem Fuß zu. Eine Hand vergrub er in ihren Haaren, die anderen legte er auf ihre Taille. Mary schrie erschrocken auf. Ohne ein Wort der Erklärung küsste er sie hungrig. Er konnte Marys Wiederstand spüren. Ihr Körper versteifte sich und mit aller Kraft versuchte sie ihn von sich zu drücken. Doch war er stärker als sie und hielt sie fest in seinen Armen, presste sie nur noch fester an seinen Körper. Er konnte den Kuss nicht loslassen. Wie ein Ertrinkender auf See, der sich an einem Stück Holz festhielt, hielt sich Jonathan an Mary fest. Er würde ohne sie untergehen. Nur wage nahm er war, wie Marys Hände seine Brust hinauffuhr, sie seine Schulter berührte und schließlich seinen Kopf. Sie versuchte noch immer ihn von sich zu drücken, doch als sie dabei jene Stelle hinter seinem Ohr berührte, an der Jonathan schon immer empfindlich gewesen war, stöhnte Jonathan kurz auf. Den Kuss jedoch unterbrach er nicht. Einen Augenblick später entrann Mary ein Schluchzen aus ihrer Kehle. Ihr Körper entspannte sich plötzlich und sie lehnte sich gegen ihn. Sie legte die Arme um seinen Hals, um ihn näher zu ziehen. Es dauerte nicht lange und Jonathan schmeckte salzige Tränen. Sie hatte ihn erkannt. Irgendwann musste sie sich doch von einander lösen. Jonathan blickte einen Moment in ihr tränennasses Gesicht, dann küsste er jede Träne einzeln weg. „Jonie…“, flüsterte Mary schließlich heißer und beim Klang dieses Namens küsste er sie noch einmal. „Warum?“, brachte er mühsam hervor. Aber er konnte die Antwort nicht einmal abwarten. Sofort küsste er sie ein weiteres Mal. Plötzlich ließ sie ein fremdes Stöhnen auseinanderfahren. „Wer-“ „Mein Vater“, beantwortete Mary seine unausgesprochene Frage. Sie nahm Jonathan bei der Hand und führte ihn weiter in das Haus hinein. Sicher führte Mary in ein kleineres Zimmer, welches sich links von ihnen befand. Jonathan folgte ihr und war einmal mehr fasziniert von ihr, wusste er doch dass sie ihren Weg allein durch das Zählen der Schritte so mühelos fand. Im Zimmer standen lediglich ein Bett und ein kleines Tischchen davor. Sobald er jedoch das Zimmer betreten hatte, hielt sich Jonathan angewiderte die Nase zu. Es stank fürchterlich. Fast wurde ihm schlecht dabei und er war froh, dass Mary nicht sah, wie sehr er sich ekelte. Es roch nach Schweiß, Blut, Krankheit und … er war fast sicher, dass es nach Verwesung roch. Als hätte man Fleisch in der heißen Sonne vergessen. Während Jonathan das Zimmer am liebsten auf der Stelle verlassen hätte, wandte sich Mary dem Mann zu, der in dem Bett lag. Sie tastet sich am Bettrahmen entlang, bis zu seinem Kopf, von dem sie ein Tuch nahm, welches auf seiner Stirn gelegen hatte. Dann drehte sie nur ihren Körper und tauchte das Tuch in die Schüssel mit Wasser, die auf dem Tisch bereit stand. Anschließend legte sie es ihrem Vater wieder auf die Stirn. Seine Mutter hatte zwar bereits angedeutet, dass es nicht gut um Marys Vater stand, aber was er sah überstieg Jonathans Vorstellung. Dieser Mann ist so gut wie tot, dachte er. Obwohl in der Anblick ekelte, konnte er den Blick doch nicht abwenden. Er sah den Stumpf des fehlenden Beines und wieder wurde ihm schlecht. Wie konnte es Mary ertragen immer bei ihm zu sein? Wusste sie, wie schlimm es wirklich um ihn stand? „Mary, er…“, öffnete Jonathan zögerlich den Mund. „Sag es nicht. Ich weiß es“, sagte sie leise. „Ich bin zwar blind, aber nicht dumm. Doktor Storm und meine Mutter sagen, ich solle mir keine Hoffnung machen. Es sei nur noch eine Frage von Tagen. Aber… dich durfte ich schließlich auch noch einmal spüren, warum sollte ich also nicht daran glauben, dass er sich doch wieder erholen wird?“ Ihre Stimme brach am Ende und Jonathan hörte sie erneut schluchzen. Er konnte nicht einmal ahnen, wie sie sich fühlte und trotz seiner Scheu ging er zu ihr und nahm sie in die Arme. Mary seufzte auf und lehnte sich erneut gegen ihn. Jonathan betrachtete den Mann, der Marys Vater war und der doch so gar nichts mit ihr gemeinsam zu haben schien. Nichts, bis auf das Haar. Auch er hatte braune Locken, die das nun eingefallene und schmerzverzehrte Gesicht einrahmten. „Er scheint große Schmerzen zu haben“, sagte Jonathan, mehr zu sich selbst, als direkt zu Mary. Mary erwiderte nichts darauf hin, doch wenige Augenblicke später richtete sie sich wieder auf und machte den Rücken gerade. Auf ihrem Gesicht stand ein entschlossener Ausdruck. „Doktor Storm hat mir etwas gegen die Schmerzen für ihn dagelassen. Ich hab es ihm noch nicht geben, da es eine sehr große Menge ist und das Medikament selbst für Doktor Storm schwer zu besorgen ist. Von dem Preis einmal zu schweigen. Bisher dachte ich, es ginge vielleicht so, aber jetzt habe ich wohl keine andere Wahl mehr. Und du bist ja jetzt bei mir.“ Ein wenig irritiert sah er sie an. Jonathan wusste nicht, was seine Anwesenheit damit zu tun haben könnte, aber er fragte sie nicht danach. „Bist du dir sicher?“ „Ja, Doktor Storm sagte, er würde davon lange schlafen und ohne Schmerzen sein.“ „Warum hast du so lange gezögert? Wenn es an dem Geld liegt so kann ich dir genug geben.“ Sie lächelte traurig und schüttelte den Kopf. „Ich… Ich… glaube ich bin nur selbstsüchtig.“ „Was? Mary, wenn jemand überhaupt nicht selbstsüchtig ist dann du! Wie kommst du darauf?“, fragte er aufgebracht. „Auf dem Tischchen sollte ein kleines gefaltete Pergament liegen“, sagte sie, ohne ihm eine Antwort gegeben zu haben. „Füllst du bitte einen Becher mit Wasser und löste das Pulver darin auf?“ „Ja“, erwiderte er schlicht. Jonathan wusste nicht, warum Mary ihn damit beauftragte, doch er wollte ihr nicht wiedersprechen. Wenn ihr Vater schlief, würden sie in Ruhe über alles reden können. Marys Haushalt war sehr aufgeräumt. Das musste auch so sein, weil sie sonst niemals allein hätte leben können. Schnell fand Jonathan einen Becher und erledigte seinen Auftrag schnell. Mary saß am Bett ihres Vaters, als er das Pergament auseinander faltet und dessen Inhalt in das Wasser schüttete. „Setzt du ihm den Becher bitte an die Lippen? Ich mache dann den Rest“, sagte sie. Ein weinig war Jonathan darüber verwundert, denn unter normalen Umständen hätte sie wohl darauf bestanden alles allein zu machen. Aber das waren keine normalen Umstände, sagte er sich selbst. Während ihr Vater das Wasser trank, sprach Mary beruhigend auf ihn ein. Sie erzählte ihm, dass ihre Mutter noch kommen würde und sie sie sicher etwas Köstliches für sie alle kochen würde. Er reagierte auf keines ihrer Worte, sondern sank kurz darauf in einen tiefen Schlaf. Als sie das Zimmer verlassen hatten, nahm Jonathan sie erneut in die Arme. Er küsste sie auf das Haar und flüsterte: „Es tut mir so leid. Ich wünsche, ich könnte etwas tun.“ Seine wahren Gedanken äußerte er nicht. Dabei wollte er mit ihr allein sein, irgendwo anders und nicht an diesem trostlosen Ort. Aber all das war in diesem Moment unangebracht. „Du kannst etwas tun“, antwortete Mary, doch ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern. „Was? Wie kann ich dir helfen?“ „Bring mich fort von hier, bitte.“ Verwundert sah er sie an. Mit allem hätte er gerechnet, doch nicht damit. „Mary?“, fragte er irritiert. „Bitte, nur heute. Lass mich nur heute bei dir sein und alles vergessen. Lass uns nur heute zusammen sein, so wie es sein sollte.“ Abermals begann sie zu schluchzen und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Sprachlos starrte er sie an und Erleichterung schoss durch seinen Körper. Sie fühlte wie er, dachte er aufgeregt. Sie wollte bei ihm sein. Sie hatte ihn nicht vergessen. Aber sie war die Frau eines anderen. „Mary, wenn wir jetzt gehen, dann will ich dass du ganz bei mir bist und ganz mir gehörst“, flüsterteer in ihr Ohr. Er erwartete, dass sie nein sagen würde. Sie hatte ihre Meinung dazu sehr deutlich klar gemacht und sie war niemand, der einen anderen betrügen würde. Dabei wünschte er sich nichts sehnlicher als genau das. „Das will ich auch.“ Stumm starrte er sie an. Jonathan war, als würde er träumen. Das konnte sie nicht wirklich gesagt haben. „Ich will es. Bitte, lass mich nicht darum betteln“, fügte sie an, als er immer noch nichts gesagt hatte. Statt ihre eine Antwort zu geben, küsste er sie hart. Dennoch musste er ihr noch eine Frage stellen: „Willst du ihn wirklich allein lassen?“ „Das Mittel wird lange wirken und er schläft. Im Moment will ich nur bei dir sein.“ Mehr musste er nicht hören. Er zog sie am Arm zur Tür. „Warte!“, rief Mary plötzlich. „Was?!“, fragte er ungeduldig. Er konnte es jetzt nicht mehr erwarten mit ihr allein zu sein, fort von all den anderen Sorgen. „Ich möchte dir angemessen gegenüber treten“, erwiderte sie. „Wartest du einen Moment draußen?“ „Wie du möchtest. Beeil dich.“ Er gab ihr noch einen weiteren Kuss, dann verließ er das Haus. In seinem Herzen trug er die Angst, dass sie es sich doch noch anders überlegen könnte, doch so gut es ging verdrängte er sie. Jonathan brauchte nicht lange zu überlegen, wo er mit Mary hin reiten würde. Es gab nur einen Ort, an dem sie ungestört sein würden. Im gleichen Moment lief eine Frau eilig an ihm vorbei. Sie trug einen Weidenkorb am Arm, aus dem ihm der Duft von frisch gebackenem Brot in die Nase stieg. Noch ehe er sich besann, ging er auf die Frau zu und rief: „Warten Sie!“ Erschrocken blieb die Frau stehen und sah ihn an. Als Jonathan in ihren Korb sah, erkannte er noch Schinken und Käse darin. Sie war gerade vom Markt gekommen. „Den Korb, ich will ihn kaufen“, stieß er hastig aus. Er hatte nicht vor dem nächsten Morgen mit Mary zurückzukommen und sie würden etwas zu essen brauchen. Die Frau reagierte gar nicht, erst als er nach ihrem Korb griff, fing sie an sich zu wehren. „Lassen Sie los! Das ist mein Korb!“, rief sie aufgebracht. „Rühren Sie sich nicht von der Stelle!“, sagte er und es klang selbst in seinen Ohren wie ein Befehl. Schnell ging er zu seinem Pferd, das noch immer an der Seite stand. Mit einer flüssigen Bewegung, griff er in einer der Satteltaschen und fand den Beutel mit seinen Münzen darin recht schnell. Jonathan öffnete ihn und ließ ein paar Goldmünzen in seine Hand fallen. Anschließend drückte er der Frau diese Münzen mit folgenden Worten in die Hand: „Ich denke, dass sollte Sie genügend entschädigen.“ Weit riss sie die Augen auf, als sie die vielen Goldmünzen in ihrer Hand sah. Sie war so fasziniert davon, dass sie nicht einmal bemerkte, wie Jonathan ihr den Korb vom Arm streifte. Erst als sie das Gewicht nicht mehr spüren konnte, sah sie Jonathan noch einmal an, dann rannte sie so schnell sie konnte davon, wohl aus Angst er könnte es sich noch einmal anders überlegen. Jonathan nahm Brot, Schinken und Käse aus seinen Korb und verstaute es in seinen Satteltaschen. Dann ging er zum Haus und klopfte an. Diese Mal dauerte es nicht lange, ehe Mary ihn hereinbat. Als er das Haus betrat, hielt er jedoch überrascht inne. Mary trug das Kleid, welches er ihr geschenkt hatte. Ihre Hände waren schüchtern vor ihrem Körper gefaltet, als wüsste sie nicht so recht wohin damit. Ihre Wangen waren leicht gerötet, als sie sagte: „Ich wollte passend für dich gekleidet sein.“ Ohne ein Wort zu sagen, stellte Jonathan den Korb an die Seite, ging zu ihr und küsste sie. Nachdem er sich von ihr löste, nahm er ihre Hand und führte sie hinaus. Leise schloss er die Tür hinter sich. „Bei drei“, flüsterte er, als sie bei seinem Pferd standen und Mary wusste, was er meinte. Er hob sie an, so dass sie sich auf das Pferd setzten konnte. Es war kein Damensattel, aber es gelang ihr trotzdem sich einigermaßen bequem zu setzten, so dass Jonathan hinter ihr noch Platz hatte. Er legte einen Arm um sie und führte ihre Hände zum Sattelknauf, so dass sie sich festhalten konnte. Dann ritten sie los. Da sie sich bereits am Stadtende befanden, wählte Jonathan den direkten Weg hinaus, geradewegs in den Wald hinein. Diesen kannte er sehr gut, denn sein Vater hatte ihn oft zur Jagd mitgenommen. Manchmal, wenn sie nicht gleich Erfolg gehabt hatten oder sein Vater sich einen besonderen Eber oder Hirsch in den Kopf gesetzt hatte, blieben sie auch über Nacht in einer Hütte, die Mathew extra dafür hatte bauen lassen. Genau dahin wollte Jonathan mit Mary reiten. In der Hütte gab es ein Bett, in dem Jonathan als Kind mit seinem Vater geschlafen hatte. Dann hatte Mathew ihm immer Geschichten von seinen Großeltern und Magdalena erzählt. Diese seltenen Momente, in denen er seinen Vater wirklich nur für sich allein hatte, hatte der kleine Jonathan immer sehr genossen. Neben dem Bett gab es noch einen kleinen Tisch und zwei Stühle, sowie Messer, um die Beute gleich zu häuten und zu zerlegen. Außerdem ein kleines Regal auf dem eine Bibel, Kerzen und Kerzenhalter und natürlich Weinflaschen und Becher standen. Sein Vater hatte immer gesagt, dass man sich auf so einem Abenteuer ruhig ein wenig Luxus gönnen sollte. Es war schon ein paar Jahre her, seit Jonathan das letzte Mal dort gewesen war, doch war er sicher, dass sein Vater sie weiterhin sorgsam gepflegt hatte. Als sie die Hütte erreichten, stellte Jonathan mit Erleichterung fest, dass sich nichts geändert hatte. Nur die Bäume herum waren gewachsen und ihre Äste und Zweige schienen nun ein schützendes Dach über der Hütte zu bilden. Dennoch ließen sie Tageslicht hindurch und nachts konnte man wohl die Sterne sehen. „Wir sind da“, sprach er schließlich. Nachdem er abgesetzt hatte, half er auch Mary. „Wo sind wir? In einem Wald?“ Er lächelte. „Ja, wir sind hier bei der Jagdhütte, die meinem Vater gehört.“ Er führte Mary an der Hand direkt zur Tür. Er fasste den Ring und wollte die Tür aufdrücken, erst da fiel sein Blick auf das Schloss. Daran hatte er nicht mehr gedacht. Jonathan runzelte die Stirn. Er war schon lange nicht mehr da gewesen und wusste nicht, ob sein Vater etwas an seinen alten Gewohnheiten geändert hatte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Mary nervös. „Nein, warte einen Moment hier.“ Schnell ging Jonathan um die Hütte herum, zu dessen Rückseite. Er beugte sich nach unten und dort zwischen Gräsern und Löwenzahn lag ein Stein, der ihm sehr bekannt vorkam. Mit einer Hand hob er ihn an. Darunter sah er die kleine Vertiefung, in der der Schlüssel lag. Erleichtert stieß er den Atem aus. Es war gut, dass sich manche Dinge einfach nicht änderten. Er schloss auf und fand das Innere der Hütte noch genauso vor, wie er es in Erinnerung hatte. Jonathan führte Mary hinein und zu dem Bett. „Setz dich, ich binde nur schnell das Pferd fest.“ „Gibt es hier Wölfe?“, fragte sie und Sorge war aus ihrer Stimme zu hören. „Nein, keine Angst. Ihm wird nichts passieren.“ Das schien sie zu beruhigen, denn sie nickte. Jonathan ließ sie allein, band das Pferd fest und löste beide Satteltaschen sowie den Sattel. Erst brachte er die Taschen hinein und sah dabei, wie Mary vorsichtig durch den Raum ging. Sie tastete sich an der Wand entlang und fuhr mit den Fingern, gerade über das Regal. Als sie mit den Fingern gegen einen der Becher stieß, wackelte dieser und Mary hielt angespannt den Atem an. Daran erkannte er, wie unsicher sie sich war. Anschließend rieb er mit einem Tuch das Pferd kurz trocken und legte den Sattel in die Hütte zu den anderen Sachen. Dann ging er zu Mary, schlag die Arme um ihren Körper und zog sie an sich. „Und nun?“, flüsterte er heißer und beugte den Kopf zu ihrem. „Ich weiß nicht“, gab sie ehrlich zu und wurde rot. „Wie wäre es dann hiermit?“, fragte er und küsste sie sanft. Sie nickte schüchtern und er küsste sie noch einmal. Mary legte die Arme um ihn und schmiegte sich an seine Brust. Jonathan zog sie fester an sich und ein Seufzen entrann seiner Kehle. Seine Hände glitten über ihren Körper, streichelten sanft über ihren Rücken. Mit den Fingern fuhr er ihre Wirbelsäule entlang. Unter dem feinen Stoff des Kleides hindurch konnte er diese spüren und für einen kurzen Moment kam ihm der Gedanke, dass seine Mary dünner geworden war. Er sprach es nicht aus, zu gefangen war er von ihren Lippen. Schließlich berührte seine Hand den Gürtel ihres Kleides. „Mary, ich…“, setzte er an zu sagen, doch sie nahm auch schon seine Hand und führte sie zu der Stelle, an der der Knoten des Gürtels saß. Mit geschickten Fingern öffnete er ihn, dann legte er die Arme erneut um ihren Körper und während er sie küsste, schob er sie gleichzeitig vorsichtig rückwärts zum Bett. Nur zwei schlichte Kissen und zwei Leinendecken lagen darauf, doch für sie würde es vollkommen reichen, dachte er unbewusst. Mary streifte ihm unterdessen die Jacke ab und legte dann die Hand auf seine Brust. Mit den Fingern fuhr sie darüber und selbst durch den Stoff der Weste hindurch, glaubte Jonathan ihre Fingerspitzen auf seiner Haut spüren zu können. Behutsam ließ er sie auf das Bett sinken und unterbrach den Kuss dabei nur kurz. Ihre Finger begannen die Knöpfe seiner Weste zu öffnen, während er mit denen ihres Kleides beschäftigt war. Die Schuhe hatten sie nebenbei bereits abgestreift. Als Jonathan die Knöpfe geöffnet hatte, konnte er den Drang nicht wiederstehen und berührte die seidige Haut, die sie bisher verborgen hatten. Mary sog scharf die Luft ein und hielt in ihrer Bewegung plötzlich inne. Jonathan hörte auf sie zu küssen und Angst befiel ihn, etwas Falsches getan zu haben. Nie zuvor hatte er sich darüber Gedanken gemacht. „Alles in Ordnung?“, fragte er aufgeregt und zog seine Hand hastig fort. Mary schüttelte den Kopf. „Ich… Ich habe nicht erwartete, dass es sich so anfühlen würde“, gestand sie und wieder wurden ihre Augen feucht. „Wie hat es sich angefühlt? Ich meine… gut oder… oder…“ Er schluckte heftig, als ihn das Gefühl der Unsicherheit befiel. Ihre Hand legte sich um seinen Hals und sie zog ihn zu sich hinab. Nur zu gern nahm Jonathan die Einladung zu einem Kuss an. „Ich wusste nicht, dass du so unsicher sein kannst“, flüsterte sie gegen seine Lippen und Schalk war aus ihrer Stimme zu hören. „Ich auch nicht“, erwiderte daraufhin trocken, woraufhin sie kicherte. Das brachte ihn nur dazu sie noch einmal zu küssen, doch wagte er nicht sie schon wieder zu berühren. „Bist du dir sicher?“, fragte Jonathan ein letztes Mal. „Ja“, hauchte sie. Das war alles, was er hören wollte. Wieder küsste er sie und seine Finger berührten ihre nackte Haut. Mary entfuhr ein kurzes Stöhnen, während sie ihm das Hemd aus der Hose zog und es langsam über seinen Oberkörper streifte. Nun erkundete sie mit ihren Fingern seinen Körper. Die Fingerspitzen waren von dem vielen Arbeiten rau und die Berührung ließ ihn unweigerlich erzittern. Schnell zog Mary ihre Hände fort, doch er hielt sie am Handgelenk fest. „Entschuldige, meine Finger, ich… Sie… Ich wollte dir nicht wehtun“, stammelte sie hilflos. Beruhigend küsste er ihre Fingerkuppen. „Sie nicht albern. Es ist, als könnte ich dich doppelt spüren.“ Dann legte er ihre Hand auf seinen Oberkörper zurück. Mit beiden Händen fuhr sie über seine Brust, die Schultern und Arme hinab – wie sie es schon so zuvor oft getan hatte, nur lag dieses Mal kein Stoff zwischen ihnen. Jonathan zitterte erneut unter ihrer Berührung. Danach begann Jonathan langsam ihre das Kleid vom Körper zu streifen. Er half ihr erst einen Arm herauszunehmen und dann den anderen. Anschließend schob er den Stoff nach unten, so dass ihr Busen bloß lag. Er presste seinen eigenen Körper gegen ihren und das Gefühl war unbeschreiblich. Mary war so warm und weich und schien sich perfekt an ihn anzupassen. Er liebkoste ihren Körper mit seinen Lippen, erst ihre Stirn, dann ihre Augenbrauen, ihre Nasespitze, ihre Lippen, ihren Hals und ihr Schüsselbein. Nur langsam und beinah zaghaft erreichten seine Küssen ihren Busen. Marys Hände fuhren durch seine Haare und immer wieder entfuhr ihr ein leises, zartes Seufzen. Ihr Körper bog sich ihm entgegen. Unter ihrem rechten Busen hatte sie einen kleinen Leberfleck, dass er zärtlich küsste. Seine Zunge glitt ihren Bauch hinab bis zu ihrem Nabel. Gleichzeitig streifte er ihr das Kleid gänzlich vom Körper. Seine Finger strichen über die weiche Haut ihres Pos und kneteten ihn sanft. Als das Kleid zu Boden gefallen war, richtete er sich auf, so dass er sie ganz sehen konnte. Jonathan betrachtete ihren Körper eingehend, sog alles auf, was sie ihm bot. So oft hatte er von ihr geträumt, auch von ihrem nackten Körper. Doch seine Träume schienen mit der Wirklichkeit nicht mithalten zu können. Sie war so viel schöner, als er es sich je vorgestellt hatte. So viel schöner, als jede andere Frau, mit der er jemals das Bett geteilt hatte. Es gab nichts, was er nicht an ihr liebte. Für ihn würde es immer nur sie geben. Und wie sehr er sie wollte! Sein Körper verglühte förmlich vor Verlangen nach ihr. Er wollte sich tief in ihr vergraben und dort für immer verweilen. Es kostete ihn unendlich viel Mühe nicht sofort über sie zu fallen und sich zu nehmen, was er schon so lange begehrte. Sein Herz schlug viel zu schnell und raubte ihm die Luft zu atmen. Erst als Mary ihn berührte und ihn nun auch von seinen letzten Kleidungsstücken befreite, kam er wieder zu sich. Dann war es an ihr seinen Körper zu erkunden, auf ihre eigene Weise. Sie streichelte ihn, berührte ihn dort, wo er am empfindlichsten war. Er hielt sie nicht zurück. Sie sollte alles von ihm auf ihre Art sehen. Mit der Hand liebkoste er ihren Busen bevor er seine Zunge darüber gleiten ließ. Dann küsste er sie auf den Mund bedeckte ihren Körper gänzlich mit dem seinen. Sein Herz schien gleichzeitig noch schneller zu schlagen, als es das ohnehin schon tat. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und sein Atem kam ihn kurzen, abgehakten Zügen. Er zitterte noch immer. Je näher er der vollkommenen Vereinigung mit ihr kam, desto heftiger wurde das Zittern, desto schneller schlug sein Herz, desto weniger konnte er Atmen. Jonathan versuchte sich zu beruhigen, indem er sie immer wieder küsste, mit seinen Fingern über ihre Wange streichelte oder durch ihr Haar. Er spürte, dass auch sie zitterte, er konnte ihren Herzschlag an seiner Brust spüren, aber dieser war nichts im Vergleich zu seinem eigenen. Jonathan musste den Kuss abbrechen. Er konnte nicht mehr atmen, schnappte verzweifelt nach Luft und versuchte den Schwindel zu bekämpfen, der ihn zu überfallen drohte. Als Mary jedoch ihr Becken in seine Richtung hob, so dass er ihren geheimen Ort spüren konnte, brach er zusammen. Der Schwindel befiel ihn, schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und es schnürte ihm die Kehle zu. Er stieß einen Schrei der Verzweiflung aus. Mary zuckte unter ihm heftig zusammen. Statt das zu tun, worauf er so lange gewartete hatte, wonach er sich so sehr gesehnt hatte, ließ er von ihr ab und rollte von ihr herunter. „Jonie?“, hörte er Mary neben sich ängstlich fragen. „Jonie, was ist los?!“ Jonathan antwortete ihr nicht. Mit weit geöffnetem Mund lag er neben ihr und starrte an die Decke. Gierig sog er Luft in seinen Körper, hoffte dass das Zittern und der Schwindel nachließen. Er antwortete ihr nicht. Er konnte nicht. Was war los mit ihm? War er krank? Er hatte doch schon oft mit Frauen geschlafen, Frauen die weit weniger Anziehung auf ihn ausgeübt hatten, als Mary. Er hatte keine Schwierigkeiten bei ihnen gehabt, nie. Bei ihnen hatte er nicht einmal ansatzweise so empfunden. Er hat noch nie so empfunden, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Die ganzen Gefühle, die an diesem Tag schon auf ihn eingeströmt waren, war vollkommen neu für ihn - neu und unheimlich. „Es ist meine Schuld, nicht wahr? Es liegt an mir, ich bin nicht… gut genug, nicht…“, schluchzte Mary neben ihm. Nur langsam beruhigte sich sein Herzschlag, es schlug immer noch ungewöhnlich schnell, aber nicht mehr so heftig wie zuvor. Ihm war nicht mehr schwindlig. „Ich glaube, ich sterbe“, brachte er schließlich heißer heraus. Abrupt hörte Mary auf zu weinen. „Was?“, fragte sie entsetzt. Er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Brust. „Mary, es ist nicht deine Schuld. Hör auf so etwas zu denken“, flüsterte er. „Du bist perfekt, einfach perfekt. Zu perfekt für mich. Ich…“ Er schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief ein. Was er im Begriff war zu sagen, hätte er auf keinen Fall vor einem anderen Menschen geäußert. „Die Wahrheit ist, dass ich noch nie so empfunden habe. Ich dachte mein Herz zerspringt jeden Augenblick. Es hat so schnell in meiner Brust gehämmert, das tut es noch. Ich bekam keine Luft mehr und mir wurde schwindlig. Das alles nur wegen dir. Nie…nie zuvor war ich so … so nervös… und… ängstlich… und… “ Abermals schloss er die Augen. Wie konnte er diese unglaublichen Gefühle noch beschreiben, die er in jenem Augenblick empfunden hatte? „…glücklich…“, fügte er schließlich an. „Diese Gefühle waren alle auf einmal da, so stark und heftig, wie ich es noch nie erlebt habe. Es war zu viel auf einmal… und ich…“ „Nervös?“, unterbrach sie ihn und ihre Stimme klang ernst und besorgt. „Ängstlich? Warum? Ich verstehe nicht… “ „Ich… ich will es richtig machen. Ich will dich glücklich machen, so glücklich wie ich es bin. Ich habe Angst, dass ich das nicht kann und ich bin nervös, weil es doch du bist und glücklich, eben weil du es bist. Ich habe so lange darauf gewartet, wollte es so sehr und nun… nun denke ich, dass es nicht genug ist, dass es nicht reicht, dass ich nicht reiche. Ich … Ich schäme mich…“ Eine ganze Weile sagte Mary nichts und Jonathan wurde das Herz schwer. Es war wirklich zu dumm, was er da geredet hatte. Jetzt konnte er es nicht mehr zurücknehmen, aber wie hätte er es sonst ausdrücken sollen? „Jonie?“ „Ja?“ „Küss mich, bitte.“ Ihre Bitte überraschte ihn, doch er richtete sich auf und küsste sie sanft. „Ich habe noch nie so empfunden, niemals zuvor. Was machst du nur mit mir?“, flüsterte er. „Ich weiß es nicht, aber deine Worte machen mich unglaublich glücklich.“ „Warum?“ „Verrate ich dir später“, murmelte sie. Jonathan rieb seine Nase an ihrer und musste lächeln. „Willst du mich immer noch?“, wisperte sie nach einem weiteren Kuss. „Ja.“ „Dann lass deinem Herz so viel Zeit, wie es braucht, um sich an mich zu gewöhnen, aber liebe mich.“ Ihre ehrlichen Worte überraschten ihn einmal mehr, doch machten sie ihm Mut und beruhigten ihn auf eine gewisse Art und Weise. Wie von selbst fand sein Körper seinen Platz auf ihrem. Er küsste sie leidenschaftlich, während er sich ihr langsam näherte. Erneut begann sein Herz heftig in seiner Brust zu hämmern. „Es beginnt schon wieder“, stieß er frustriert aus und verfluchte sich selbst dafür. Was war nur los mit ihm? Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Er wollte dieses nervöse Gefühl loswerden und verkrampfte dabei dich immer mehr. „Langsam…“, sprach Mary beruhigt auf ihn ein. Sie strich ihm in Kreisen über den Rücken. „Ich bin hier und ich werde auch nirgendwo hin gehen. Lass dir Zeit… “, flüsterte sie gegen seine Lippen. Äußerst behutsam versank er ein wenig in ihr. Dann hielt er inne, so lange bist sein Herz sich wieder beruhigt hatte, bis die dunklen Punkte vor seinen Augen blasser geworden waren und bis er wieder genug Luft bekam. Dann küsste er Mary erneut und es begann von vorn. Sie war geduldig mit ihm, flüsterte ihm liebvolle Worte ins Ohr und hörte nicht auf ihn sanft zu streicheln. Erst als er ihr leises Stöhnen hörte, als er sie endlich ganz ausfüllte und sich dem Zittern ihres Körpers gewahr wurde, verlor Jonathan seine Angst und Nervosität. Und dann konnte er sie endlich so lieben, wie er es sich all die Jahre vorgestellt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)