Der Meisterdieb und seine Feinde von -sunnygirl- ================================================================================ Kapitel 11: ------------ 11. Sakura bewegte sich keinen Millimeter. Wie gebannt starrte sie Sasuke an, der hier auf ihrem Balkon saß, offensichtlich verletzt. Nicht verletzt im Sinne von 'ein paar kleine Schürfwunden', nein verletzt im Sinne von Schulterverletzung, die stark blutete. Und jetzt bat er sie auch noch um Hilfe? War das hier denn mal wieder einer dieser verdammt real rüber kommenden Träume, von denen sie in letzter Zeit regelrecht heimgesucht wurde? Ihre Gedanken wurden jedoch unterbrochen. „Sakura! Bitte!“ Ohne weiter zu überlegen, kam sie nun auf Sasuke zu, packte ihn am linken Arm und half ihm schließlich aufzustehen, was allerdings erst nach ein paar versuchen klappte. Sasukes Gleichgewichtssinn war wohl nicht auf der Höhe und mit seinem verletzten, rechten Arm und der linken Hand, die er immer noch auf die Wunde presste, konnte er sich auch keine zusätzliche Stabilität verschaffen. Als er schließlich einigermaßen aufrecht am Balkongeländer lehnte, rutschte er auch gleich wieder zur Seite, was Sakura dazu zwang ihn zu stützen. Sie schlang den Arm um seine Hüfte und versuchte so, ihn mit sich zu ziehen. „Himmel Sasuke, mach dich nicht so verdammt schwer!“ Dass sie selbst in so einer Situation noch meckern konnte, hätte Sasuke normalerweise belustigt, doch mit den Schmerzen in seinem Arm entfuhr ihm nur das gewöhnliche „Ts“ Gut, dass die Balkontür noch offen war. Nebeneinander passten sie zwar nicht hindurch, doch seitlich meisterten sie die Hürde. Sakura stieg zuerst die Stufe hoch in ihre Wohnung und zerrte Sasuke dann weiter hinter sich her. Mittlerweile heftig atmend, da sie Sasuke fast schon trug und er um einiges schwerer war, als sie selbst, bewegte sich Sakura immer weiter durch ihr Wohnzimmer und schließlich ins Bad. Dort setzte sie den Uchiha vorerst auf dem Toilettensitz ab und richtete sich auf. „So, jetzt lass mich mal sehen!“ sie deutete auf seine Schulter. Widerwillig nahm Sasuke die linke Hand von seiner Schulter, die mittlerweile komplett blutverschmiert war. Sakura kam näher und besah sich die Wunde. „Himmel, Sasuke, hat jemand auf dich geschossen?!“ Sie sah ihm entsetzt in die Augen. „Hn.“ „Warum zum Teufel schießt jemand auf dich? Los, wir müssen dir das erst mal ausziehen.“ Dabei deutete sie auf sein Oberteil, das auch schon mit Blut durchtränkt und an der rechten Schulter völlig zerfetzt war. „Ich hol eben eine Schere, oder kannst du das so ausziehen?“ Er schüttelte nur den Kopf. Kurze Zeit später kam Sakura zurück, mit einer Schere, mehreren kleinen Fläschchen und Verbandszeug in den Händen. Sie schnitt das Oberteil auf, sodass sie es Sasuke einfach abstreifen konnte und er die verletzte Schulter nicht bewegen musste. Die blutverschmierten Reste seines Oberteils warf sie in die Badewanne. „Geh mal mit deinem Oberkörper etwas nach vorne. Ich muss gucken, ob die Kugel noch drin steckt oder ob das ein glatter Durchschuss war.“ Sasuke gehorchte und beugte sich minimal nach vorne, sodass Sakura grade einen Blick auf seinen Rücken werfen konnte, ehe er vor Schmerz wieder zurück sackte. „Hm, sieht nach einem Durchschuss aus. Sei froh, dass die Kugel nicht noch drin steckt.“ Dann begann sie den Inhalt eines der Fläschchen auf mehrere Tücher zu geben. „So, ich mache dann jetzt deine Wunde sauber. Wird vermutlich weh tun, weil das Desinfektionsmittel recht aggressiv ist. Sag mir, wenn es zu viel wird.“ „Hn.“ Sie verzog das Gesicht. Immer dieses verdammte 'Hn'. Sie hasste diesen Ausdruck abgrundtief. Sakura war natürlich klar, dass Sasuke gleich keinen Mucks von sich geben würde – ein Uchiha kannte schließlich keinen Schmerz … * Hust * Als sie jedoch anfing, die Wunde sauber zu machen, gab ihr 'Patient' doch tatsächlich ein zischendes Geräusch von sich, was Sakura jedoch nicht weiter kommentierte. Sie fuhr mit ihrer Arbeit fort und murmelte dabei eher zu sich selber als zu Sasuke: „Oh Sasuke, du wirst mir einiges erklären müssen.“ Als sie die vordere Seite gereinigt hatte, schloss sie die Wunde mit ein paar Klammerpflastern, die die Wundränder zusammen halten würden und befestigte dann noch ein großes Saugpolster darüber. „Sasuke?“ Er hatte lange keinen Laut mehr von sich gegeben... nicht dass der Gute ohnmächtig geworden war. „Hn.“ Na immerhin. „Du musst dich noch einmal nach vorne lehnen, damit ich an die Austrittswunde ran komme.“ Es fiel ihm sichtlich schwer, sich nach vorne zu lehnen. Im Endeffekt schaffte Sasuke es, sich soweit vor zu lehnen, dass er seinen Kopf an Sakuras Bauch abstützen konnte. Sie stand so dicht vor ihm, um an seinen Rücken zu kommen, denn im stehen wäre dies wohl bei dem Zustand des Dunkelhaarigen ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Sakura wiederholte also die Prozedur, die sie auf der Vorderseite gemacht hatte nun auch an seinem Rücken und verband schließlich seine Schulter noch mit Mull. Letztendlich öffnete sie noch eines der anderen Fläschchen und gab ihm daraus zwei Tabletten. „Kannst du die so schlucken, oder brauchst du was zum Runterspühlen?“ Wortlos nahm er ihr die beiden Tabletten aus der Hand und schluckte sie so herunter. „Na los, ich bring dich ins Wohnzimmer. Du brauchst Ruhe.“ Sakura schnappte sich also seinen linken Arm, zog diesen über ihre Schultern und verfrachtete Sasuke kurz darauf auf ihre Couch. „Leg dich am besten auf die linke Seite. Dann müsstest du am wenigsten Schmerzen haben und die Schmerzmittel sollten auch gleich wirken.“ Er tat, wie ihm geheißen. Sakura indes ließ sich auf dem Sessel ihm gegenüber fallen. „So Freundchen. Ich glaube du bist mir eine ziemlich gute Erklärung schuldig.“ Da hatte sie wohl recht, dass sah selbst Sasuke ein. Kurz überlegte er, ob er sich irgendeine haarsträubende Geschichte aus den Fingern saugen sollte, aber seine spontane Kreativität war noch nie besonders gut gewesen. Schon früher war es immer Naruto gewesen, der sie mit den verrücktesten Ausreden aus allen möglichen Situationen heraus geboxt hatte. Also entschloss er sich wohl oder übel für die Wahrheit. „Geh ins Bad. In der linken Vordertasche von meinem Oberteil ist der Grund, warum ich angeschossen wurde.“ Sie hielt den Augenkontakt noch einen Moment, stand dann jedoch auf und ging ins Bad. Dort kniete Sakura sich vor die Badewanne und räumte zunächst die blutigen Tupfer zur Seite. Dann kam Sasukes zerfetztes Oberteil zum Vorschein. Schnell durchsuchte sie es. Die Tasche war nicht schwer zu finden. Allein durch ihr Gewicht fiel sie Sakura sofort auf. Sie öffnete sie und zog das Collier heraus. „Oh mein Gott.“ Als Sakura mit entsetztem Gesichtsausdruck und dem Collier in ihren Händen wieder ins Wohnzimmer kam, ahnte Sasuke schon, dass ihn gleich eine recht heftige Schimpftirade ereilen würde. Doch nichts kam. Sie setzte sich wieder in ihren Sessel, hielt das Collier jedoch mit spitzen Fingern von sich. „Ich höre!“ kam es nur gefaucht von ihr. Sasuke begann also seine ganze Geschichte in (wie üblich) knappen Worten zu erzählen. Von seinem Dasein als Dieb, von dem Auftrag, bei dem er das Collier vorhin gestohlen hatte und von der anschließenden Verfolgung inklusive auf ihn abgefeuerten Schusses. Nachdem er geendet hatte, herrschte Stille im Raum. Sakura saß vor ihm, wie ein Kaninchen vor einer Schlange. Mit großen Augen starrte sie ihn an und stützte den Kopf mittlerweile auf einer Hand ab. Sasuke machte diese Stille nervös. Wenn sie ihn wenigstens anschreien würde, aber dieser vorwurfsvolle, erschrockene Blick war ja nicht zum Aushalten. „Ich fasse es nicht.“ gab sie schließlich mit monotoner Stimme von sich. Dann stand sie auf. „Ich fasse es einfach nicht.“ Ohne ihn noch einmal anzusehen, ging sie aus dem Wohnzimmer in ihr Schlafzimmer und schloss dort die Tür hinter sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)