Summer Ranch von Nao_Kirisaki ================================================================================ Prolog: RPG und Sommerferien ---------------------------- Ohne zu schauen tippte der Weißhaarige wild auf seinem Computer herum und schien konzentriert zu sein, vor sich ein neues MMORPG. Dort lief er mit seiner Figur die Wege entlang und schaute zum Teil gelangweilt und zum anderen Teil genervt drein. Sollte man nun aber meinen, dass es um das Rollenspiel ging, dass Ryou da spielte, lag man völlig falsch. Denn dieser war nicht allein und das war der Grund warum er genervt war. „Komm schon, Ryou. Willst du etwa den ganzen Sommer über nichts anderes machen als das da?“, fragte eine wohlbekannte Stimme mit blonden Haaren. „Nein, ich will nicht und ich weiß es nicht. Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin.“, maulte er als Antwort. „Das sagst du schon seit drei Tagen. Kannst du dich auch mal von dem Ding lösen, wenn du nicht gerade auf Toilette musst oder etwas isst?“, schaltete Malik ihm nun demonstrativ den PC aus und erntete einen bösen Blick. „Was denn? Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Du drehst dich ja nicht mal mehr zu mir um. Ich dachte wir seien Freunde, Ryou. Aber jedes Mal, wenn ich komme, hängst du vor dem Ding und würdigst mich keines Blickes mehr, als sei ich gar nicht da.“, machte dieser ihm nun ernste Vorwürfe. „Tut mir leid. Es ist nur so schwer, da dieses Spiel wirklich so gut ist. Kannst du nicht einfach mitspielen?“, fragte Ryou schuldbewusst aber auch mitleidig. „Mitspielen? Dann sehen wir uns ja gar nicht mehr und außerdem weißt du genau, dass ich sowas nicht kann, weil es mich auch nicht interessiert.“, gab der Blonde zu verstehen. „Ich hab dir einen Vorschlag gemacht, damit wir endlich mal wieder Zeit miteinander verbringen. Es sind doch nur vier Wochen und danach hättest du deinen geliebten Computer wieder und kannst machen was du willst. Aber alle anderen in unserem Alter fahren auch weg, also lass uns wenigstens diesen Sommer mal Spaß haben und unter Leute kommen.“ Ryou wusste genau, dass der Andere recht hatte. Die letzten Ferien hatten ähnlich ausgesehen, denn auch damals hatte er ein neues Spiel entdeckt und gespielt, die ganze Zeit lang. Als sie dann wieder in der Schule waren und jeder von seinen Ferienerlebnissen berichtete, war er nicht nur etwas neidisch gewesen, sondern hatte sich auch noch seltsame Blicke eingefangen, als er erzählt hatte, was er so getrieben hatte. Da der PC nun aus war, erhob er sich seufzend von seinem Stuhl und ging ins Schlafzimmer, holte dort einen Koffer hervor. Irgendwie war er es auch leid, dass man sich nach dem Sommer über ihn lustig machte und entschloss sich nun doch den Vorschlag von Malik wahrzunehmen, dass sie gemeinsam irgendwo hin fahren. „Und wo soll es deiner Meinung nach hingehen?“, fragte Ryou immer noch genervt, bekam ein Plakat einer Ranch entgegen gehalten. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Malik... Du weißt genau, dass ich nicht reiten kann.“ „Dann lernst du es. Oder du machst was anderes. In der Nähe ist auch ein See und man kann dort auch abschließend an einem Fest teilnehmen.“, erklärte der Blonde die Vorzüge und die Vielfältigkeit dieses Angebotes. „Komm schon, dafür ist es billig. So können wir es uns wenigstens leisten.“ „Hach, na gut. Dann eben die Ranch. Aber beim nächsten Mal entscheide ich und suche was raus. Abgemacht?“, fragte Ryou, nahm es aber vollkommen ernst. Der Blonde nickte daraufhin und Ryou packte seinen Koffer, der schließlich gerammelt voll war mit allem was er gerne mochte. Kopfschüttelnd nahm ihm Malik aber den Gameboy und den mp3-Player wieder heraus. Er wollte, dass es ein Sommer ohne technische Geräte für Ryou wurde, da sich dieser seiner Meinung nach nur noch damit beschäftigte. Wenn er sich langweilte, sollte er sich gefälligst ein Buch mitnehmen. So war jedenfalls insgeheim dessen Meinung und er nahm den nörgelnden Ryou mit zur Bahnstation. Wenig später kauften sie Tickets und machten sich auf den Weg zu besagter Ranch. Es sollte ein Sommer werden, den sie so schnell nicht vergessen würden... Kapitel 1: Entzug und Sommerlaune --------------------------------- Es hatte mehr als eine Stunde Fahrt gedauert, bis sie endlich aus dem Zug gestiegen waren. Diese Zeit war für Ryou ohne irgendeine mediale Unterhaltung fast unerträglich gewesen und dass sie dann auch noch in einem Taxi weiterfahren mussten, machte das ganze nicht besser. Doch schließlich stiegen sie auch aus diesem Gefährt und erleichtert atmete der Weißhaarige die Landluft aus. Endlich waren sie da, hier irgendwo im nirgendwo. Fern von der Zivilisation und von dem ach so heiß geliebten Computer. Innerlich betete Ryou nun schon, dass die Zeit schnell herumgehen würde und er bald wieder nach Hause konnte, denn er hatte sowas von keine Lust auf das hier. „Nun mach nicht so ein Gesicht. Am Ende wirst du es mir danken und ich bin mir sogar sicher, dass du am liebsten bleiben würdest.“, sah Malik den Gesichtsausdruck seines Freundes mit skeptischer Miene. „Da halte ich gegen. Hier stinkt es nach Tier und alles ist dreckig. Was sollte mich hier begeistern?“, entgegnete dieser. „Urlaubsverderber. Nun komm, wir beziehen unsere Zimmer.“, wechselte der Blonde das Thema. Sie spazierten gemeinsam über den von Ryou so verhassten und schlammigen Boden, fanden sich schließlich in einem kleinen Raum mit einem noch kleineren Tresen wieder, der erst einmal nicht besetzt war. Der Ältere schaute sich um, denn hier war es nicht nur mehr als sauber, sondern auch stilvoll eingerichtet, sodass selbst der Andere darüber wohl gar nicht meckern können sollte. Malik's Blick wandte sich nun wieder dem Tresen zu auf dem eine Glocke stand, die er läuten ließ. Es dauerte auch nicht lange, da öffnete sich die Tür des Hinterzimmers und ein großer muskulöser und dunkelhäutiger junger Mann kam heraus. Dieser trug aber nicht, wie man es vielleicht erwartet hätte, einen schicken Wrack und hatte auch keine kurzen zurück gegelten Haare. Nein, es war ganz anders. Dieser junge Herr trug ein schwarzes Muskelshirt, eine sandfarbene Hose und seine Haare standen kerzengerade nach oben. Malik überlegte sich, ob er nun lauthals loslachen, etwas sagen oder einfach nur einchecken sollte. Letztlich entschied er sich seinem genervten Freund zuliebe für die dritte Option. „Guten Tag. Mein Name ist Malik Ishtar und ich hatte zwei Einzelzimmer reserviert.“, teilte Malik mit. Daraufhin bekam er von dem Rezeptionist einen skeptischen Blick zugeworfen, der ihm stillschweigend zwei Schlüssel gab. Die Zimmernummer verriet dabei bereits, dass sich ihre Zimmer im obersten, also dem zweiten, Stock des Landhauses befanden. Es gab keinen Aufzug und beide mussten mit den Koffern die Treppe hoch laufen. Dem Blonden machte es wenig, er war sportlich und fit genug. Der Andere hatte aber durch das viele Videospiele spielen mehr als nur Not, schaffte es schließlich nach Luft ringend oben anzukommen. „Das will ich nicht jeden Tag machen. Lass uns bitte eine Pause machen.“, klagte dieser. „Pause machen kannst du gleich. Hier sind unsere Zimmer. Also los!“, forderte Malik ihn auf. Mit kurzer Verzögerung, die Ryou für die paar Schritte bis zur Zimmertür brauchte, wurden ihm die Schlüssel übergeben, bevor er nur noch sah, wie sich sein Freund zurückzog. Er selbst kämpfte mit seinem Kreislauf, öffnete die Tür und ließ sich auf das Bett fallen, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Für einen Moment schloss er die Augen, atmete tief durch und bewegte sich kein Stück. Viel zu fertig war er für diesen Moment, ließ den Blick durch das Zimmer wandern. Wenig überraschend aber trotzdem bedauernd, stellte er fest, dass es hier weder einen Fernseher, noch ein Radio oder sonst etwas in diesem Zimmer gab mit dem man sich amüsieren konnte. Und es war bereits Mittag, zudem viel zu heiß für seinen Geschmack um draußen herum zu laufen. Wie er so da lag und nichts tat, knurrte sein Magen wie auf Kommando. Eigentlich war der Weißhaarige bereits etwas übergewichtig, dachte aber zur Zeit nicht weiter darüber nach, denn wenn er Hunger hatte, dann aß er. Besonders beim Spielen bekam er häufig Hunger, aber nahm mangels der Bewegung immer etwas mehr zu. Selbst jetzt viel es ihm nicht ein daran nun etwas zu ändern, wollte sich so wenig wie eben möglich bewegen. Als es an der Tür klopfte, erhob er sich aber doch und öffnete seinem Freund, der ihn perplex ansah. „Wie? Noch nicht ausgepackt? Könntest du dich mal was beeilen?“, fragte Malik, der bereits bei sich im Zimmer fertig war. „Das mache ich später. Jetzt habe ich Hunger. Lass uns was essen gehen.“, murrte Ryou zurück. „Essen? Wie kannst du mit deinem Gewicht im Moment überhaupt noch hungrig sein. Du hast doch mindestens acht Kilo zu viel.“, wollte ihn dieser aufwecken. „Das ist mein Problem! Ich brauche etwas zu essen, wegen der Anstrengung gerade eben. Sonst kippe ich beim Klamotten einräumen noch um.“, schlug er aber deutlich in Ärger um. Seufzend gab der Ältere nach und gemeinsam suchten sie den Speisesaal auf. Malik, der Vegetarier war, nahm sich eins von drei fleischlosen Gerichten mit gebratenem Tofu. Ryou hingegen liebte Fleisch und griff nach dem Gericht mit paniertem Hühnchen. Die Erklärungsversuche seitens des Blonden, dass dies eigentlich im Moment Gift und viel zu kalorienreich für ihn sei, prallten dabei an ihm ab. Er aß sowas halt gerne und selten, wollte sich das deswegen von keinem ausreden lassen. Allerdings ließ er das Dessert aus, selbst wenn es Vanillepudding gab, den er liebte. Vielleicht hatte der Andere ja recht und er sollte wenigstens ein bisschen drauf achten was er aß. Trotzdem ließ er sich sonst nichts vorschreiben, nicht was er essen und auch nicht, was er diesen Sommer machen sollte. Und wenn es weiter so heiß war, würde er lieber im Hotelzimmer bleiben und schlafen. Auch egal! Nach dem Mittagstisch trennten sich die beiden, denn da Malik etwas erleben wollte, ging er mit Ryou genau in die andere Richtung. Dieser begab sich erst einmal zurück auf sein Zimmer und packte seine Sachen aus dem Koffer in den Schrank. Anschließend sah er sich um, was es hier zu entdecken gab, denn der Raum war nicht groß. Aber es gab ein großes Bett, einen Schrank und eine Kommode sowie einen Schreibtisch mit Stuhl. Weiter ging er zum Bad, das wirklich ordentlich war, allerdings nur eine Dusche besaß, was aber nicht weiter schlimm war, denn wenigstens gab es hier überhaupt was zum Waschen und relaxen, dass er für sich alleine hatte. Über ein großes Fenster ging es hinaus auf den Balkon, den er sich mit seinem Zimmernachbarn Malik teilte. Dieser war allerdings im Moment nicht da und so genoss er den Ausblick, den er zumal als schön empfand. Von hier aus konnte man fast die gesamte Ranch überblicken und er sah selbst den See, den der Andere erwähnt hatte. Vielleicht würde Ryou ja später oder an einem anderen Tag wenigstens mal dort hin gehen, denn Schwimmsachen hatte er schon eingepackt. Langsam ließ er den Blick schweifen, entdeckte auch die Pferdekoppel, wo bereits reges Treiben herrschte und eben irgendwelche Leute das Reiten zu erlernen versuchten. Dabei stellten sich manche geschickter an als andere, was ihn jedoch nicht ermutigte es auch zu probieren. Er selbst vermisste eher den Fernseher oder seinen Computer, sodass die Sommerstimmung nicht wirklich auf ihn übergriff. Seufzend drehte der Weißhaarige sich nunmehr herum und verließ den Balkon sowie das Zimmer, überlegte, was er hier jetzt machen konnte. Es war Mittag und es war heiß, also wollte er nicht unbedingt herausgehen, es sei denn... Zu seiner Erleichterung entdeckte Ryou einen Eisautomaten, gab seine guten Vorsätze dadurch auf ein paar Kilo abzunehmen. Es war einfach viel zu heiß für eine Diät und wenn er nicht mal Eis haben durfte, würde er den Sommer wohl kaum überstehen. Sein Eis schleckend begab er sich auf die Veranda des Gebäudes, starrte irgendwo ins nirgendwo auf einen fixen Punkt. Was sein Freund nun trieb wusste er nicht, hatte ihn seit dem Mittagessen nicht mehr gesehen. So kam es, dass er sich aus der Information die Zettel mit den hiesigen Angeboten schnappte, sie studierte und dann feststellte, dass er in erster Linie gar nichts davon machen wollte. Weder Radfahren, noch wandern oder Kajak fahren und schon recht nicht reiten. Na das konnte ja ein heiterer Sommer werden, wenn es so weiter ging. Indes war Malik nach dem Mittagstisch sofort losgegangen und hatte die Freizeitangebote studiert, war schließlich auf die Idee gekommen auf jeden Fall zum Strand zu gehen. Dieser bot eine Menge an Vergnügen in der Hitze und durch das Wasser war es auch nicht ganz so warm. Innerlich hoffte er, dass Ryou, der ja viel Hitze empfindlicher war als er, auch an den Strand kommen würde, rechnete aber nicht wirklich damit. Kurzerhand nahm er sich eines der Angebote hier vor und entschied sich, sich mit dem Schnellboot und einem Gleitschirm über das Wasser ziehen zu lassen. Dieses Angebot würde zwar nicht lange dauern, aber dort oben war die Luft sicher angenehmer als hier unten, sodass er etwas Abkühlung erhalten würde. Und der Blonde behielt recht, denn kaum war er oben, blies ihm der Wind um die Ohren. Es machte wirklich Spaß, sodass es für ihn viel zu schnell wieder um war. Dennoch wollte er noch nicht gehen, blieb bis zum Sonnenuntergang, bevor er in die Unterkunft und sein Zimmer zurückkehrte. Hier ruhte Malik sich erst einmal aus, entschloss sich aber doch noch einen Blick auf seinen Freund zu werfen und ging schließlich hinüber. „Herein.“, ertönte es seitens des Jüngeren nach dem Klopfen. „Oh, es ist offen. Und du sitzt auf dem Balkon. Hast du das etwa den ganzen Tag gemacht?“, fragte der Andere. „Nein, ich bin auch mal unten gewesen. Ich brauchte eine Abkühlung.“, gestand dieser. „Eine... Du hattest also Eis. Naja, ist deine Gesundheit. Wärst du zum Strand gekommen, dann wäre es dort angenehm genug gewesen. Ich hab mich wenigstens schon mit einem Gleitschirm übers Wasser ziehen lassen. Das war Spaß und genug Wind hatte man auch.“, erzählte der Blonde. „Malik... Du weißt genau, dass ich nicht schwindelfrei bin. Wie hätte das gehen sollen?“, erwiderte Ryou daraufhin. „Stimmt, hatte ich fast vergessen. Aber auch so war es dort kühl, glaub mir. Hach, wenn du den ganzen Sommer so bist, dann sehe ich dich ja kaum. Spaß macht es mir jedenfalls nicht, wenn ich daran denke, dass dich das alles hier kein bisschen interessiert. Würdest du denn wenigstens auf einen Vorschlag von mir eingehen? Was du sonst machst, ist mir egal, aber... Trag dich doch wenigstens für den Anfängerkurs zum Reiten ein. Er dauert auch nur eine Woche, ist am Vormittag, wo es noch nicht so heiß ist und wir können am Ferienende gemeinsam einen Ausritt machen. Nun komm schon.“, zog er Ryou aus dem Zimmer und die Treppe zur Anmeldung hinunter. Seufzend folgte er seinem Freund, glaubte aber eigentlich gar nicht daran, dass jemand wie er überhaupt reiten können würde. Selbst wenn der Kurs am Vormittag war, hatte er eigentlich gar keine Lust, füllte das Formular ziemlich demotiviert und lustlos aus. Dies machte sich auch in seiner Schrift bemerkbar, was ihm herzlich egal war. Allerdings wollte er es Malik zuliebe wenigstens probieren, befürchtete, dass er sonst durch seine Haltung ihm gegenüber einen Freund verlieren würde. Und bis auf Malik hatte Ryou sonst nur noch Yugi, der aber meist auch nur spielte und keine richtige Zeit hatte. Deswegen willigte er ein und begab sich kurz darauf wieder hoch in sein Zimmer. Im Moment war alles zu viel - die Hitze, der Medienverlust, die Langeweile und die Tatsache, dass er mit sich selbst wenig zurecht kam. Begleitet wurde er zwar, aber die meiste Zeit unterhielt doch der Andere, was sie beide aber nicht wirklich störte. Am später Abend verabschiedete sich der Blonde letztlich aber um 22 Uhr, hatte am nächsten Tag immerhin einiges vor. Und so ging auch Ryou bald schlafen, war erschöpft und wusste ja, dass der morgige Kurs pünktlich um neun Uhr startete... Kapitel 2: Reitunterricht und noch mehr Frust --------------------------------------------- Ryou schlief in aller Seelen Ruhe vor sich hin, spürte nicht einmal, wie spät es war. Auf Malik's Wunsch hatte er sich gestern für einen Anfängerkurs zum Reiten eingetragen, doch die geplante Uhrzeit von neun Uhr früh war längst vorbei. Nichts ahnend schlief er weiter, spürte plötzlich, wie ihn etwas hartes traf. Mit einem murmelnden Etwas genannt Satz, ließ er einen verdutzten Blick seitens eines Lehrers passieren. Ohne dass er es selbst realisierte, wurde er kurzerhand hochgehoben und in der Dusche abgesetzt, spürte erst etwas, als jemand das kalte Wasser anstellte. Sofort sprang er auf, blickte schließlich komplett durchnässt in das Gesicht eines Fremden. „Was soll das?! Sind Sie total verrückt? Wer sind Sie überhaupt und was machen Sie hier?“, zischte Ryou komplett durchnässt. „Zisch mich nicht so an. Wer ich bin? Dein Reitlehrer, du Schnarchnase. Und ich habe über eine halbe Stunde auf dich gewartet, Prinzesschen. So, nun bist du wach. Also zieh dich gefälligst an und komm in die Gänge. Ich habe auch noch andere Kursteilnehmer und weitere Dinge zu tun.“, knallte der Fremde die Tür. Na das hatte ja toll begonnen. Er hatte nicht nur einen schlechten Eindruck auf den Lehrer hinterlassen, sondern ihn auch angeschrien und war komplett durchnässt. Ryou hasste diesen Sommer, denn er hatte einfach kein Glück. So schnell er konnte trocknete er sich unter mehrmaligem Seufzen ab und zog sich schließlich frische Kleidung an. Sein Bett konnte er auch später machen, wollte den Lehrer nicht noch länger warten lassen. Der Weißhaarige wusste, dass der Kurs erst Mal an der Koppel stattfand, also begab er sich dort hin. Dort angekommen, wurde er von einigen belächelt und manche tuschelten bereits, was da vorgefallen war. Ryou war das alles mehr als unangenehm, wäre am Liebsten ganz weit weg von hier. Wenn er jetzt allerdings ging, würde ihm dieser Typ sicher nachkommen und wer weiß, was der dann mit ihm machte. „So, nun sind wir alle vollzählig. Noch eine kleine Zusammenfassung für die Trödelliese von heute. Mein Name ist Bakura Ishijo. Du sprichst mich mit Ishijo-san an, klar soweit? Der Kurs geht eine Woche lang täglich von neun bis zwölf Uhr. Morgen bist du also gefälligst pünktlich. Und nun gehen wir in die Stallungen, wo jeder sich ein Pferd aussuchen darf.“, teilte ihm dieser mit. Kurz darauf ging der Lehrer voran und Ryou folgte ihm genau wie die Anderen, die dort waren. In den Stallungen selbst war es recht düster, wenig Licht drang hier hinein. Aber wenn man bedachte, dass die Pferde hier auch schlafen mussten, konnte er es verstehen. Der Reitlehrer, dem Ryou immer noch nicht verzieh, lehnte am Ausgang und wartete auf seine Schüler. Die ersten gingen bereits in die Boxen und nahmen sich ein Pferd. Aber er selbst hatte keine Ahnung, wonach er gehen sollte und welches von Ihnen er nehmen sollte. Spontan atmete er tief durch, ging kurzerhand auf eine der Boxen zu. Gerade wollte er die Tür öffnen, wurde aber jäh von einer Hand gestoppt, die verhinderte, dass er die Tür öffnen konnte. „Was denkst du, was du da machst?“, fragte eine Stimme im ruhigen Ton. „Das willst du nicht wirklich, glaub mir. Dort drinnen erwartet dich Unheil, glaub mir Junge. Du solltest vorher die Beschilderung lesen. Was ist nur los mit dir?“, fragte der Ältere. „Ich... Oh, das ist dein Pferd.“, las er nun. „Tut mir leid.“, nahm Ryou sich kurz darauf ein anderes Pferd. Dass er das Pferd nicht haben durfte, fasste er aber als Schikane auf und beschloss sich ab jetzt lieber auf Distanz zu halten. Wäre nicht Malik's Wunsch gemeinsam am Ferienende zu reiten, hätte er es nie und nimmer gemacht. Aber er kam scheinbar nicht mehr drum herum. Als alle ein Pferd hatten, gingen sie zurück zur Koppel. Das Tier was er bekommen hatte, war schon etwas kräftiger, konnte sein momentanes Übergewicht sicher gut halten. Heute, so teilte Bakura ihnen mit, würden sie alle erst einmal eine Beziehung zu den Tieren aufbauen. Allerdings war es doch anders, als der Weißhaarige sich das vorstellte. Sie mussten ihnen verschiedene Befehle geben. Entweder geschah dies durch Töne oder aber durch die Zügel des Tieres, womit Ryou aber seine Mühe Not hatte. Nur mit der Zügelsache kam er klar, nicht jedoch mit den Tönen. Das Pferd reagierte meist gar nicht und wenn doch, dann machte es etwas völlig Anderes. Wenn dem so weiter ging, würde nur wieder der Lehrer aufmerksam auf ihn, was er zu verhindern versuchte. „Nun setz dich schon, bitte.“, flehte er das Tier heimlich und mit auf diesem fixierten Blick an. „Was machst du da? Bittest du etwa das Pferd sich zu setzen?“, fragte eine bekannte Stimme. „Er hört nicht auf mich. Egal, was ich mache. Er setzt sich einfach nicht.“, jammerte Ryou. „Jammerst du mich etwa an. Gott, Heulsuse. Na gut, dann mach mal vor. Dann kann ich dir auch sagen, was du falsch machst.“, schien sein Lehrer nun völlig anders. Unsicher gab Ryou ein paar Laute von sich, wartete auf eine Reaktion des Pferdes und des Lehrers. Bei ersterem rührte sich allerdings nichts und der Lehrer sagte selbst erst einmal nichts. Er schien zu überlegen, ließ sich aber absichtlich Zeit. Mit einem Kopfschütteln, nahm er sich des Pferdes an, wiederholte die Laute mit starkem Ausdruck, woraufhin sich das Pferd setzte. „Gott, du... Wie soll ich dir das erklären. Dein Klang in der Stimme ist viel zu unsicher. Es klingt wie 'Sitz?'. Denkst du das Pferd reagiert auf eine Frage? Also nochmal, denn den gleichen Befehl verwendest du auch, damit das Pferd aufsteht. Und übrigens ist das eine 'Sie', kein 'Er'.“, machte Bakura den kleinen aber feinen Unterschied sichtbar. Erneut versuchte Ryou es, diesmal aber mit etwas mehr Sicherheit. Er schnalzte mit der Zunge, wurde genau vom Lehrer begutachtet. Gefallen tat es ihm nicht aus irgendeinem Grund, aber er schaffte es schließlich doch noch das Pferd auf Kommando sitzen und aufstehen zu lassen. Wenigstens durften sie heute auch mal auf dem Pferd sitzen, probten ebenfalls das auf- und absteigen. Seine Kondition ließ ihn im Stich, als er dies einige Male wiederholt hatte, wurde aber von dem eigenwilligen Reitlehrer immer wieder aufgescheucht. Allmählich glaubte selbst Ryou, dass er ein Problem mit seinem Gewicht hatte, denn das ganze Training ging nicht spurlos an ihm vorüber. Und als sie auch noch zwei Runden mit dem Pferd mitlaufen sollten, machte sich deutlich der Muskelkater bemerkbar. Danach war das Training zur Erleichterung des Jüngeren vorbei und nachdem das Pferd weg war, begab er sich zurück auf sein Zimmer. Der schwere und müde Körper fiel auf das Bett, schlief wenig später vor Erschöpfung ein... Als er wieder erwachte, fühlte er sich ein klein bisschen besser. Nur für den Augenblick war es so, denn im nächsten Moment streckte er sich und spürte, dass er immer noch etwas Muskelkater in den Beinen hatte. Beim Blick aus dem Fenster merkte Ryou allerdings schnell, dass es bereits Nachmittag sein musste. Er hatte also das Mittagessen verpasst und die Kantine war sicher bereits geschlossen. Gefrühstückt hatte er ebenfalls nicht, fühlte sich mehr als hungrig. So schaute er auf die Uhr, merkte schnell, dass es erst in zwei Stunden Abendbrot gab. Kurzerhand stand der Weißhaarige auf und begab sich in die Lobby, anschließend nach draußen. Er fragte sich allmählich, wo der Blonde steckte, begab sich auf dessen Suche. Nirgends war ein Zeichen seines Freundes zu entdecken, fast so als sei dieser vom Erdboden verschluckt worden. Seine Suche blieb jedoch nicht unbemerkt und wenig später sprang ihm jemand, den er sehr wohl kannte, von einer hohen Mauer vor die Füße. „Was schleichst du hier so herum? Suchst du wen?“, fragte der Ältere mit einem Grinsen, nun scheinbar besser gelaunt. „Ach, Sie haben mir gerade noch gefehlt. Aber wenn Sie es genau wissen wollen... Ich suche meinen Freund Malik. Haben Sie ihn gesehen? Wenn nicht, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich nicht weiter stören.“, fragte Ryou unwirsch. „Nana, was ist denn mit deiner Haltung? Falls du den blonden dunkelhäutigen Jungen meinst... Ja, habe ich. Er ist gerade allerdings beschäftigt... Mit Mariku... Das ist der, der immer den Empfang macht.“, ergänzte der Ältere. „Aber ich muss mit ihm sprechen. Beschäftigt? Mit Mariku? Wieso denn mit dem beschäf-... Oh! Sie meinen doch nicht etwa?“, ging ihm nun ein Licht auf, wusste er doch, dass sein Freund schwul war. „Naja, sowas in der Art. Dein Freund scheint sehr großen Gefallen an ihm gefunden zu haben. Und wenn du deinem Freund einen Gefallen tun willst, solltest du ihn lassen.“, riet ihm Bakura. „Aber ich hab Hunger. Den ganzen Tag habe ich dank Ihnen noch nichts gegessen und Mittag habe ich auch verpasst, weil Sie mich so herum gescheucht haben, dass ich auf dem Bett eingeschlafen bin.“, jammerte der Jüngere schon wieder. „Kannst du auch was Anderes als dauernd nur jammern? Du bist doch sowieso schon zu dick. Zudem... Wieso sollte es meine Schuld sein, wenn du einschläfst und deine Knochen schmerzen, weil du dich zu Hause sonst gar nicht bewegst. Aber hier hast du was gesundes, wenn du unbedingt Hunger hast.“, gab Bakura ihm einen Apfel. „Wieso machen Sie das? Sie sind echt gemein. Jedes Wort von Ihnen ist gemein. Aber... Sie können doch auch...“, nahm er den Apfel entgegen, wurde aber unterbrochen. „Was kann ich? Netter sein? Klar kann ich das. Aber nur zu jemanden, der mir den nötigen Respekt erweist. Du hingegen hältst das scheinbar überhaupt nicht für nötig, Junge. Deine Verspätung, die Tatsache, dass du mich anschreist, deine 'Bitte-lass-mich-in-Ruhe-ich-mach-mich-auch-ganz-klein'-Haltung. Du hast ja keine Ahnung, was ich hier alles mache, damit so jemand wie du eine kleine Chance hat ein wenig mit einem Pferd klar zu kommen. Und dann das heute Mittag in den Stallungen...“, gab er Ryou eine Mitschuld. „Sie meinen wegen der Box. Ist es denn so kostbar, dass niemand sonst ihr Tier haben darf?“, fragte der Weißhaarige ziemlich ironisch. „Idiot! Hast du überhaupt eine Ahnung, wieso ich dir verboten habe dort hinein zu gehen? Der Letzte, der diese Box geöffnet hat, wäre fast tot getrampelt worden und landete mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus. Es darf niemand in diese Box, weil das Pferd dort drin so wild ist, dass nur ich es bändigen kann. Ich wollte dich nicht als Leiche dort heraus zerren müssen, kapierst du das eigentlich?!“, fauchte dieser ihn an. „T-tut mir leid. Das wusste ich nicht. Danke für den Apfel.“, war Ryou nun ziemlich eingeschüchtert, wollte weglaufen. „Hey, sry. Ich bin etwas aus der Haut gefahren. Aber es ist nun mal so. Dieses Pferd ist reines Dynamit. Aber... Hm... Wie wäre es, wenn ich dich als Entschuldigung dünner mache. Die Spitznamen wärst du auf diese Weise jedenfalls los.“, meinte Bakura das ernst. „Sie können auch einfach netter zu mir sein.“, entgegnete der Andere. „Hm~ Lass mich nachdenken~... Nein.“, wusste Bakura genau, was er tat. Er wollte ihm eigentlich nur helfen. Aber wenn er locker ließ, würde sich der Junge nie helfen lassen. Ein Anreiz zum Abnehmen musste schon sein und sonst hatte er nichts, was er anbieten konnte. Zum Erstaunen willigte dieser schließlich ein, selbst wenn er nicht wusste, was ihn erwartete. Den Apfel behielt er bei sich, würde ihn nachher essen. Bakura hatte ihm angeboten etwas zu zeigen, dass diesem die Augen öffnen sollte. Deswegen ging er bereits zur Koppel vor, wo er auf diesen warten würde. Es dauerte eine Weile, da betrat der Ältere mit einem schwarzen Pferd das Gelände. Ryou stand außerhalb, wartete ab was passieren würde. Es war ihm etwas versprochen worden, doch das was er sah, überstieg seine kühnsten Vorstellungen. Reiter und Pferd schienen eins zu sein, sprangen über gefährliche Hürden, ritten in Windeseile um Hindernisse. Zum Schluss stieg das Pferd sogar an und ging mitsamt Reiter ein paar Schritte zum Ausgang. Ryou war sprachlos, hatte sowas nie zuvor gesehen oder für möglich gehalten. „Warte hier auf mich. Ich bin gleich zurück.“, kehrte der Reitlehrer schließlich ohne Pferd zurück zu ihm. „Wow, Herr Ishi-“, fing Ryou an, wurde jedoch erneut unterbrochen. „Nenn mich Bakura. Aber nur, wenn wir unter vier Augen sind, klar.“, entschied dieser. „Bakura, dass war großartig!“, lobte er diesen. „Ach, quatsch keinen Müll. Ich habe nicht viel gemacht. Das Lob verdient das Pferd. Es ist das, wovor du dich in acht nehmen solltest.“, entgegnete Bakura. „Hm, naja. Aber verdienst du nicht auch... Das ist das Pferd?!“, konnte er es kaum glauben. „Was? Niemand lobt mich, wenn ich mich um den Hof kümmere. Oder die Stallungen sauber mache. Wieso sollte man mich hier loben. Es ist nur Training, mehr nicht. Ich selbst mache dabei viel weniger als du denkst.“, gab der Ältere zu verstehen. „Wir sehen uns morgen, klar. Sei pünktlich. Es sei denn du willst wieder eine Dusche.“, grinste er. Daraufhin zog Ryou eine Schnute, wollte das mit Sicherheit nicht. Er nahm sich fest vor einen Handywecker zu setzen, sah dem Reiter hinterher, wie dieser wieder Richtung Stallungen ging. Er selbst merkte, wie allmählich die Sonne dämmerte und die Zeit schneller herum gegangen war, als ihm bewusst gewesen war. Entschlossen ging er deswegen zum Speisesaal, entschied sich für ein gesundes Abendbrot mit wenig Kalorien, bevor er zeitig und mit gestelltem Wecker schlafen ging. Kapitel 3: Freundschaft und falsche Vermutungen ----------------------------------------------- Es war der selbe Tag an dem Ryou Reitunterricht hatte. Aber da Malik ein Frühaufsteher war, war es erst sieben Uhr. Guter Laune marschierte der Blonde über das Gelände, hatte sein Morgenritual längst hinter sich. Frühstück würde es allerdings erst um acht geben, weswegen er nach einer Beschäftigung oder einer Unterhaltung Ausschau hielt. So kam er zu den Ställen, in denen bereits reges Treiben herrschte. Hier gab es sicher eine Menge Tiere und er wurde neugierig, da er bestimmte noch nie gesehen hatte. Neugierig, wie er war, ging er also hinein und schaute, ob hier jemand war. Als ihm dann eine Kuh entgegen kam, schreckte er zunächst zurück, da das Tier wirklich groß war. Nur wenig später folgte ihm eine bekannte Person, die er überrascht anblickte. „Oh, ist dir die hier laufen gegangen? Was machst du eigentlich hier?“, fragte Malik neugierig. „Kühe fangen, siehst du doch. Ich melke sie natürlich, was sonst?“, beantwortete er die Frage hinterher aber doch. „Kühe melken? Oh! Darf ich dir dabei zusehen?“, hatte er sowas noch nie gesehen. „Zusehen? Du kannst mir helfen. Komm, ich gebe dir einen Eimer und wir fangen an.“ Perplex schaute der Jüngere und hielt sich erst einmal zurück. Er konnte einfach nicht glauben, dass er eine Kuh melken sollte. Allerdings war er dem auch nicht abgeneigt oder hatte eine Hemmung ein Tier anzufassen. Der Fremde war ihm nicht ganz geheuer, doch langsam folgte er ihm und setzte sich auf den Platz, den dieser ihm zuwies. Keiner von ihnen sagte etwas, ließen es einfach passieren. Kurzerhand nickte der Ältere, woraufhin er den Euter des Tieres umschloss. Seine Hand wurde umschlossen von einer wärmeren, die anfing in gleichmäßigem Takt zu drücken, bis er nach ein paar Mal los ließ und Malik es alleine schaffte. „Gratulation. Und nun, mach den Eimer voll. Die Gäste warten sicher schon auf die Milch. Übrigens... Ich heiße Mariku.“, stellte dieser sich vor. „Das ist direkt von der Kuh? Äh... Oh, mein Name ist Malik. Freut mich.“, erwiderte Malik. „Natürlich. Unsere Eier sind ebenfalls frisch, genau wie der Ziegenkäse und das Brot. Was wir selber produzieren können, machen wir selbst.“, erklärte der Ältere. „Oh, das wusste ich nicht. Aber das ist wirklich großartig. Als ich dich das erste Mal am Empfang gesehen habe, dachte ich, du wärst aus dem Irrenhaus geflohen. Deine Frisur ist so befremdlich, wieso lässt du sie nicht ändern? Du bist doch ganz nett.“, fand er. „Oh, ganz nett. Irrenhaus... Du findest also ich sehe aus wie aus dem Irrenhaus.“, stand Mariku auf und kam auf ihn zu. „Und du fandest es womöglich amüsant, all deine Theorien und bist zu dem Schluss gekommen, dass ich mich ändern muss.“ „Nein, das wollte ich nicht damit sagen. Es... tut mir leid. Ich wollte dich nicht verärgern. Aber wieso trägst du eine solche Frisur?“, merkte man deutlich die Besorgnis, dass er es sich jetzt verscherzt haben könnte. „Ich habe meine Gründe. Aber sie jedem auf die Nase zu binden, dazu habe ich keine Lust. Genieße deine Ferien, ich bin nur ein Angestellter. Wir sollten nicht so tun, als seien wir Freunde.“, entgegnete dieser. Daraufhin schaute Malik mehr als verdutzt drein. Sie sollten nicht so tun? Was war das denn für eine komische Begründung. Sie beide waren in einem Alter, wo man eigentlich befreundet sein konnte, wenn man sich länger kannte. Jetzt war die Neugier in dem Blonden nur noch mehr geweckt, sodass er nicht mehr locker lassen wollte. Allerdings hatte der Andere sicher auch viel zu tun, weswegen er ihm erst einmal half die Milch in die Küche hinter dem Speisesaal zu tragen. Sie benutzten eben den Personalzugang, sodass die Gäste nicht sahen, was sich dort abspielte. Erstaunt war Malik trotzdem, denn die Küche war riesig und es gab eine Menge Mitarbeiter, die hier bereits tüchtig zu Gange waren. Ryou, so vermutete er, würde sicher auch draußen sitzen, hatte aber keine Zeit sich zu vergewissern. Kaum hatten sie die Speisen abgeliefert, musste er mit Mariku auch schon aus der Küche heraus, denn diese war normalerweise für Gäste tabu. Dieser blieb allerdings nicht stehen, hatte noch jede Menge andere Verpflichtungen. So ging er zu den Stallungen der Schweine, wo es wirklich übelst roch, und gab ihnen frisches Futter sowie Wasser. Immer gefolgt von dem Jüngeren, der ihm allmählich auf den Geist fiel. „Sag mal, hast du nichts besseres zu tun? Es gibt essen, also geh in den Speisesaal oder sonst wo hin. Aber lass mich hier bitte in Ruhe meine Arbeit machen.“, sagte dieser höflich. „Na gut, aber... Eine Frage erlaubst du mir wohl noch. Wieso können wir keine Freunde werden?“, wollte der Blonde wissen. „Weil ich ein Angestellter und du ein Gast bist. Nach den Ferien bist du weg.“, antwortete Mariku. Damit hatte der Ältere deutlich ins Schwarze getroffen und für einen Augenblick war der sonst so quirlige Junge still. Allerdings, so überlegte er, dass er ja in den nächsten Ferien eventuell zurückkommen könnte. Nichts war unmöglich in dieser Welt. Ohne ein Wort folgte er dem Anderen weiterhin und sah mit zu, wie dieser die Hennen fütterte. Es war einfach schön zu sehen, dass es nebst all der Industrialisierung noch so etwas gab. Schließlich kam er aber auf eine Idee, musste aber aufpassen, wie er sie formulierte, damit sie die gewünschte Wirkung hatte den Anderen zum Reden zu bekommen. „Du, aber... Eins wüsste ich gerne noch. Deine Stachelfrisur hast du nicht schon morgens beim Aufstehen, oder?“, streckte Malik frech die Zunge raus. „Was?! Na warte. Dir werde ich...“, hatte der Ältere den Köder geschluckt. Dieser rannte dem frechen Jungen hinterher, über die Wiesen, bis hin zu den Felsen am Strand. Dort endlich schnappte er Malik, zwang ihn, sich hinzusetzen und bekam als Strafe die Haare durchwuschelt. Trotz alledem musste er lachen und dies steckte selbst seinen Gegenüber mit einem kleinen Lächeln an. Dieser schüttelte mit dem Kopf, dass er sich zu so etwas hatte hinreißen lassen, wo er doch eigentlich weiter seinen Pflichten nachkommen musste. Es war schon lange her, dass er sich mal amüsiert hatte, dachte immer wieder an seine Vergangenheit. Davon ahnte der Jüngere aber nichts, war einfach nur heiter und wollte Mariku damit anstecken. So waren sie kurze Zeit ganz still, bis Malik losgelassen wurde und der Andere aufstand. Perplex, da dieser sich kurz darauf entfernte, tat er das selbe. „Wir sollten uns nicht so nahe sein. Du hast doch sicher eine Freundin, auch wenn sie nicht hier ist. Ruf sie an und falle ihr auf die Nerven. Ich hab zu tun.“, entgegnete Mariku. „Was? Wie? Eine Freundin? Ich glaube du missverstehst da was. Auf Mädchen stehe ich überhaupt nicht.“, klärte der Jüngere die Situation, so hoffte er, auf, woraufhin der Andere stehen blieb. „Oh! Dann ist der andere Junge also dein Freund. Na ja, gut. Aber ich muss trotzdem wieder an die Arbeit.“, setzte der Ältere sich wieder in Bewegung, bis er am Arm festgehalten wurde. „Nun warte doch mal. Wieso sagst du so etwas? Nein, Ryou und ich sind nicht zusammen. Auch wenn ich schwul bin, habe ich über eine ernste Beziehung noch gar nicht nachgedacht. Willst du deswegen etwa nicht mal versuchen mit mir befreundet zu sein? Oder etwa, weil ich eine Freundin hätte haben können? Du bist echt seltsam, weißt du. Wenn ich Freundschaften schließe, dann doch nicht einfach so aus einer Laune heraus und irgendwann melde ich mich nicht mehr. Ich dachte echt, du seist netter.“, war der Blonde nun etwas enttäuscht. „Du willst echt mit mir befreundet sein? Wieso? Tut mir leid, wenn ich Frage. Aber die meisten Feriengäste pflegen mehr Kontakt zu anderen Gästen als zum Personal. Da bleibt die Frage nun mal offen, was dich an mir so interessiert.“, konterte Mariku und erntete ein Seufzen. „Hast du dich hier mal umgesehen? Die meisten die gerade hier sind, sind entweder alleinstehende ältere Herrschaften oder Familien mit Kindern. Es sind sonst nur wenige Jugendliche da, also konzentriere ich mich auf Leute in etwa meinem Alter. Das ist doch wohl normal.“, gab der Jüngere zur Antwort. „Hn, verstehe. Und von allen diesen wenigen in deinem Alter, fandest du mich am interessantesten? Nun gut, dann von mir aus. Aber erwarte nicht, dass ich vor Begeisterung gleich überspringe. Im Moment muss ich nämlich wirklich arbeiten. Kannst mitkommen, wenn du willst.“ Dieses Angebot nahm Malik gerne an und verbrachte die Zeit mit dem anderen Blonden. Es gab viel zu tun und auch wenn dieser ihm verbot weiter zu helfen, verging viel Zeit. In dieser Zeit wurden die Schweine- und Kuhställe ausgemistet, neues Heu ausgelegt, der Hof geputzt und die Gäste empfangen. Schließlich am späteren Nachmittag, gegen 16 Uhr, war der Ältere dann mit seinen Pflichten fertig und bekam erst einmal ein Getränk spendiert. Da dieser aber scheinbar auch duschen wollte, wurde er mit in das eine Holzhaus genommen, dass etwas abseits der Pension stand und scheinbar, wie er sich gedacht hatte, den Mitarbeitern diente. Einige Zeit verging, Malik hörte das Wasser im Bad rauschen und hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht, da verstummte die Geräuschkulisse. Erwartungsvoll starrte er zur Tür, die sich wenig später langsam öffnete. Heraus kam besagter Dunkelhäutiger, nur mit einer Hose bekleidet und dem Handtuch locker um die Schultern. Seine Haare standen nach der Dusche nicht mehr so kerzengerade nach oben und er erkannte Mariku für einen Augenblick fast nicht wieder. Ohne es selbst zu merken, gaffte er ein wenig, denn Mariku war wirklich gut trainiert und hatte einen tollen Oberkörper. Als er es merkte, wand er den Blick ab und hoffte, dass der Andere das nicht so eng sah, hatte allerdings einen kleinen aber deutlichen Rotschimmer um die Nase. „Könntest du dir bitte etwas anziehen. Ich hab dir ja gesagt, dass ich Männer mag und auf so was stehe ich.“, war es Malik schon mehr als peinlich. „Soso, du magst also Bauchmuskeln. Und wenn ich das hier mache?“, bewegte dieser sich nun ein wenig und musste doch ein wenig lachen, als der Andere versuchte nicht hinzuschauen. „So, das war die Revenge dafür, dass du dich über meine Frisur lustig gemacht hast, die durchaus einen Grund hat. Aber sag mal, hast du nicht Lust was zu reiten?“, hatte der Ältere sich inzwischen etwas über ihn gebeugt. „Was? Reiten? Oh, ja gerne!“, hatte er schon auf eine Gelegenheit dazu gewartet. „Na gut, dann... Warte hier kurz. Meine Haare mache ich trotzdem wieder so, wie es mir passt.“, zog er sich erneut ins Bad zurück. Schließlich, nachdem er mit viel Haarspray und etwas Wachs seine Haare aufgerichtet hatte, zog sich Mariku ein schwarzes Top über und begleitete den Jüngeren zu den Stallungen. Er selbst war schon länger nicht mehr geritten, hatte es im Moment auch nicht vor. Stattdessen holte er ein braunes Pferd für Malik aus einer der Boxen, was etwas Verwunderung für diesen verursachte. Zunächst sagte er allerdings nichts und folgte dem Größeren zur Koppel. Wie ein Profi stieg er auf das Tier, ließ es sich nicht nehmen zu zeigen, dass er selbst niedrige Hindernissprünge beherrschte. An die höheren traute er sich dann aber doch nicht heran, stieg wenig später wieder ab und band das Pferd an. Kurz darauf setzte er sich zu Mariku auf die Holzbalken des Zaunes, starrte eine Weile in den Himmel und beobachtete die vorüberziehenden Wolken. „Du sag mal. Als du sagtest 'wir reiten', da dachte ich auch, dass 'wir reiten'. Wieso...?“, wurde er jäh unterbrochen. „Ich kann noch nicht. Brauche noch Zeit. Vor kurzem starb mein erstes Pferd Belas.“, sagte er nichts mehr, doch erkannte man an seinen Augen, dass dieses Tier ihm viel bedeutet haben musste. „Ich... Ist schon in Ordnung. Aber dann hättest du auch einfach sagen können, dass du mich reiten sehen willst.“, wechselte Malik das Thema, was den Anderen doch erstaunte. „Was? Kein 'Das tut mir aber leid.'? Oder 'Ich weiß, wie du dich fühlst.'?“, entgegnete der Andere. „Nein, wieso denn auch? Ich kannte weder dich noch das Pferd vorher. Sowas kann doch nur jemand sagen, der euch beide vorher kannte.“, fand der Jüngere solches Mitleidsgefasel auch nicht gut. „Danke. Du weißt nicht, wie oft ich mir das am Anfang anhören musste. Man, scheint als hätte ich mich in dir getäuscht. In Ordnung bist du schon, hast echt was drauf, auch auf dem Pferd. Scheinbar gehst du lieber auf Nummer sicher, das ist in Ordnung.“, erkannte Mariku das in seinem Reitstil. Nach einer Weile wurde es kälter und stiller, es ging auf den Abend an. Dies merkte man deutlich daran, dass sich die Gäste mehr und mehr zurückzogen. Allerdings war es dem Blonden egal, denn er war gerne mit Mariku zusammen. So begleitete er ihn zu den Stallungen, wo sie das Pferd zurück in die Box brachten. Der Abend war für ihn jedoch noch längst nicht herum, sodass der Jüngere ihm weiter folgte. Viele Fragen waren offen geblieben und eine ganz wichtige ganz besonders. Deswegen lief er kurzerhand voran und stoppte vor den Augen des Größeren. Dieser war erst überrascht, war nicht gefasst darauf, sodass er eigentlich an Malik vorbeiziehen wollte. Allerdings hatte der damit gerechnet und hinderte ihn daran etwas, wusste dennoch nicht, ob er diesen gerade verärgerte, weswegen er es kurz machen musste. „Du? Können wir nun Freunde sein oder nicht?“, war es Malik scheinbar ernst damit. „Freunde? Hn, tu was du nicht lassen kannst.“, gab dieser eine völlig konfuse Antwort, die er aber erst einmal annahm. Wenig später verabschiedete sich der Ältere aber von ihm, sagte, dass Malik ihn nun erst einmal lassen sollte. Den Grund verstand er zwar nicht wirklich, bohrte allerdings auch nicht weiter nach. Es würde schon seine Gründe haben und zudem wollte er sowieso noch einen Tee und etwas Zwieback vor der Nachtruhe zu sich nehmen. So blickte er dem älteren Blonden nach, nahm sich fest vor, sich morgen wieder mit ihm zu treffen... Kapitel 4: Abreise und Aussprache --------------------------------- Inzwischen waren einige Tage ins Land gezogen. Bakura's Lektion hatte gezogen, sodass der sonst so faule Weißhaarige immer pünktlich zum Reitunterricht gekommen war. Jedoch lag dieser ihm seither in den Ohren, dass er etwas mehr Sport treiben solle. Diesem war Ryou aber bislang immer mit irgendwelchen Ausflüchten entgangen. Und wenn es ihm morgen auch gelingen würde, dann hatte er endlich für den Rest der Ferien seine Ruhe. Heute war Sonntag und der Unterricht startete ausnahmsweise um 10 Uhr. So hatte der Weißhaarige Zeit für ein ausgiebiges Frühstück – glaubte er jedenfalls. Kurz nachdem er den Speisesaal betreten hatte und die leckeren Speisen sah, wollte er eigentlich losstürmen und genüsslich schlemmen. Dies wurde jedoch jäh verhindert, da er an der Schulter festgehalten wurde. „Was hast du vor? Lass mich dir ein wenig helfen?“, fragte eine altbekannte Stimme. Diese gehörte aber nicht seinem Freund Malik, sodass seine Stimmung plötzlich wieder gen null steuerte, als er den Besitzer der Stimme anblickte. Dieser ließ es sich also nicht nehmen ihn auch heute am Sonntag zu schikanieren. Kurzerhand wurde ihm sein Teller aus der Hand genommen und mit allerlei Sachen belegt. Darunter waren ein Apfel, Schwarzbrot, Geflügelwurst, Tomaten, etwas Margarine statt Butter, fettarmer Käse und dazu etwas Tee. Dieser Teller wurde dem Jüngeren in die Hände gedrückt, der eigentlich Brötchen, Schoko-Creme und Marmelade zum Frühstück liebte. Sofort zog er eine Schnute, was seinen Gegenüber in Erstaunen zu versetzen schien. „Was denn? Hast du ein Problem damit, Moppelchen?“, fragte dieser etwas spöttisch. „Ja, hab ich. Hör auf mir ständig irgendwelche Spitznamen zu geben. Und du hast kein Recht zu entscheiden, was ich esse.“, antwortete Ryou ziemlich sauer über die Aktion. Dieser setzte sich kurzerhand an einen Tisch und ignorierte den Älteren kurzerhand, der einfach stehen gelassen worden war. Dieser seufzte, konnte solch ein Verhalten gar nicht leiden. Dass er es eigentlich nur gut gemeint hatte, schien dem Anderen gar nicht zu interessieren. Seufzend atmete er tief durch und beruhigte seine Nerven damit, ging dann auf den Tisch zu an dem Ryou platz genommen hatte. Kurzerhand stützte er sich mit einer Hand auf den Tisch ab und blickte zu dem Weißhaarigen, der zu seiner Überraschung tatsächlich das aß, was er ihm auf den Teller gelegt hatte. Dennoch vermutete er, dass dieser es nur zu sich nahm um kein großes Aufsehen zu erregen und dieser Gedanke störte ihn irgendwie. „Na gut, hör zu. Ich wäre bereit das mit den Nicknamen zu lassen. Aber nur, wenn ich sehe, dass du tatsächlich fit genug dafür bist.“, schlug Bakura schließlich vor. „Ehrlich? Was muss ich dafür tun?“, blickte Ryou neugierig von seinem Teller auf. „Kannst es dir aussuchen. Entweder läufst du eine Runde einer festgelegten Strecke innerhalb der Zeit oder du schwimmst eine komplette Runde um den See.“, legte dieser fest. Ryou schien zu überlegen, konnte es aber angesichts der Siegertrophäe nicht ausschlagen. Entschieden nickte er und wählte für sich die zweite Option. Aber erst wollte er in Ruhe essen und da ließ er sich nicht weiter stören. Daraufhin ließ der Ältere ihn auch alleine, würde ihn schon früh genug wiedersehen. Ryou indes aß den Teller leer und musste zugeben, dass er davon doch satt geworden ist. Es hatte zwar mal anders geschmeckt, aber schaden tat es vielleicht auch nicht. Ohne ein Wort zu verlieren, brachte er den Teller weg und zog sich noch etwas auf sein Zimmer zurück. Er brauchte noch etwas Ruhe, bevor der Reitunterricht mit dem Älteren starten würde. Nachdem dieser den Jüngeren zurückgelassen hatte, kümmerte er sich um die Pferde. Sein Herz gehörte nun mal ihnen und da war er eben super gründlich. Anschließend ritt er Hurricane etwas aus, der eben hin und wieder sehr wild sein konnte. Selbst Bakura war bei diesem Pferd stets auf alles gefasst, auch wenn er der einzige war, der dieses Tier reiten konnte. Nach einer kurzen Runde brachte er es wieder zurück in die Stallungen und kümmerte sich um die anwesenden Schüler. Selbst Ryou war anwesend und grinste wie ein Honigkuchenpferd, was er aber gleich wieder bereuen sollte. „Du, was gibt es da zu grinsen? Hast du Kichererbsen gefrühstückt?“, triezte er den Weißhaarigen. „Nein, aber ich fand es interessant. Du bist geritten.“, hatte Ryou es scheinbar gesehen. „Und? Im Gegensatz zu dir kann ich reiten. Also rede nicht so einen Blödsinn. Und wir sind immer noch beim 'Sie'.“, wusste Bakura scheinbar nichts mit dessen seltsamen Verhalten anzufangen. „Sie sind ganz schön gemein. Ich bin immerhin hier um es zu lernen.“, antwortete dieser. „Bist du das wirklich? Oder bist du nicht nur hier, weil ich dich sonst wieder nass machen könnte?“, konterte der Ältere. Daraufhin wollte der Andere erst etwas sagen, verstummte urplötzlich aber und starrte nach unten. Etwas hatte der Reitlehrer wohl auch ins Schwarze getroffen, sagte nichts mehr. Den ganzen Reitunterricht lang war er still, sodass selbst die anderen Anwesenden tuschelten. Eine Mutter hielt selbst ein Kind von ihm fern, er wurde mehr und mehr isoliert und das nur wegen Bakura. Innerlich machte er eine Faust in der Tasche, wünschte sich nur noch, dass die Zeit schnell um ging. Ohne sich zu beschweren, aber auch ohne sich viel Mühe zu geben, machte er alles mit. Dies blieb Bakura nicht verborgen, der jedoch zu sehr mit den anderen Schülern zu tun hatte, konnte sich nun schlecht um die seelischen Probleme eines Einzeln kümmern, wenn er es denn überhaupt wollte. Eigentlich hasste er solche Konversationen, musste zugeben, dass er sich selbst etwas abschottete. Nach dem Unterricht wollte er deswegen mit dem Jüngeren sprechen, der allerdings schnell verschwunden war. Sich fragend, womit er das verdient hatte, ging er auf die Suche und fand ihn in den Schweineställen. Zusammen gekauert saß dieser dort und schien sich den Frust und die Augen auszuweinen. Stumm setzte er sich neben ihm und überlegte sich was er tun sollte, war mal wieder schneller mit dem Mund. „Willst du wirklich an diesem Ort sein? Das ist wirklich zu leicht zu assoziieren.“, gab der Weißhaarige von sich. „Ach, sei doch endlich still! Hast du nicht schon genug gestichelt? Wann bist du... Wann sind Sie endlich zufrieden?!“, betonte Ryou das 'Sie' auf das Bakura so bestand. „Ich kann langsam nicht mehr. Sie machen alles unerträglich. Niemand mag mich dank Ihnen und Spaß macht es mir schon gar nicht mehr. Zuerst hatte ich wenigstens etwas die Hoffnung, wollte Malik zuliebe einen schönen Sommer verbringen. Aber jetzt will ich nur noch heim und das ist alles Ihre Schuld!“ „Ist es das wirklich? Du machst es dir echt zu einfach. Typen wie du geben echt zu leicht auf. Wenn du wirklich was auf dir hältst, warum beweist du nicht mir und den Anderen, dass wir uns irren? Willst du wirklich aufgeben und weglaufen? Ich halte dich nicht auf, bitte. Es ist deine Entscheidung. Ich biete dir lediglich die Möglichkeit, auch wenn ich dabei nicht immer nett bin.“, gab der Ältere zu verstehen. „Helfen? Überlegen Sie doch mal. Wie soll es mir helfen, wenn sie mich dauernd beleidigen und mich die Leute ausschließen? Das ist einfach nur ungerecht.“, hob Ryou den Blick und sah ihn mit verheulten Augen an. „Na wenn du das sagst. Ich kann viel für dich tun. Lass es dir einfach durch den Kopf gehen.“, meinte Bakura daraufhin und verschwand wieder. Er konnte einfach nicht mit solchen Situationen umgehen, wollte nicht den Tröster spielen. Stattdessen flüchtete der Weißhaarige in seine Arbeit, ließ Ryou alleine zurück und vergaß ihn auch für eine Weile. Die Ablenkung kam in Form der Strandaufsicht, die er für drei Stunden bis zur Ablöse machte. Diese war immer besonders intensiv, sodass man alles Andere sogar ausblenden musste. Die Ablöse kam auch pünktlich und er hatte einige weitere Aufgaben. Heute war er mit der Pflege der Pflanzen dran, was der Ältere nicht so gerne machte. Dadurch kamen die Erinnerung wieder hoch, die er bis vorhin hatte vergessen können. Dabei gab es vielleicht parallelen zwischen ihm und seinem Schüler, die ihn immer mehr in seiner Konzentration störten. Kurzerhand brach er die Blumenpflege ab und schritt mit erhöhtem Schritttempo in die Kuhställe. „Mariku?! Bist du hier?!“, suchte er seinen ältesten Freund auf. „Ja, aber schrei nicht so. Du machst die Kühe nervös. Außerdem weißt du, dass du hier arbeiten musst.“, deutete der Blonde auf einen Eimer. „Setz dich und fang an.“ „Ich muss mit dir reden. Es geht um einen meiner Schüler.“, fing Bakura an, hatte sich inzwischen gesetzt und melkte die Kuh. „Einen Schüler? Nur?“, fragte sich dieser, warum sein Kumpel denn nun über einen Schüler sprechen wollte. „Naja, er ist kompliziert. Wir hängen dauernd aneinander und... Naja, hauptsächlich habe ich dazu beigetragen. Jedenfalls hat er heute nach dem Unterricht in den Schweineställen geweint. Aber er ist eben übergewichtig und ich hatte gehofft, dass er dadurch eben etwas ändern wird an sich.“, legte Bakura die Fakten dar, „Das soll jemanden helfen? So ein quatsch. Du weißt selbst, dass deine lose Klappe manchmal einfach einen Reißverschluss braucht. Bakura... Wir sind dazu verpflichtet eine gewisse Distanz zu unseren Gästen zu halten, damit sie sich wohl fühlen. Dieser Junge von dem du sprichst scheint dies nicht mehr zu sein. Das wirft die Frage auf wie nah du ihm wirklich warst, dass sowas passieren konnte. Du solltest dir klar darüber werden, ob er für dich wirklich nur ein Gast ist?“, sprach Mariku damit ein heikles Thema an. „Was soll das denn heißen? Du weißt genau, dass solche Beziehungen untersagt sind!“, stand der Weißhaarige daraufhin wutentbrannt auf. Eigentlich wollte er schon gehen, wurde aber von Mariku gestoppt. Dieser kam auf ihn zu und zog ihn von der Kuh weg, die inzwischen durch das Geschrei schon viel zu nervös war und keine Milch mehr gab. Stattdessen bockte sie etwas herum und schmiss dabei den Milcheimer um, was den Blonden schon sehr ärgerte. Kurzerhand drückte er Bakura gegen eine Holztür und funkelte ihn verärgert an. Bakura wusste, dass er nun besser still war, da in diesem Zustand mit seinem Freund nicht zu scherzen war. So dicht bei ihm war er einfach gefährlich, behielt ihn deswegen genau im Auge. Dieser drängte sich gegen ihn und stoppte mit dem Gesicht direkt an seinem Ohr, sodass er nicht mehr ausweichen konnte. Auch wenn er nun nichts hören wollte, konnte er seine Ohren nicht mehr verschließen und das war schon wirklich unangenehm für ihn, weil er wusste, dass nun etwas kommen konnte, was er vielleicht nicht hören wollte. „Das mag sein, aber versuchst du dich damit nicht einfach raus zu reden? Du solltest dir jedenfalls darüber im Klaren werden, wieso du einem Gast so nahe kommst und das egal wie du dich letztendlich entscheidest. Und solange du das nicht weißt, glätte die Wogen zwischen euch. Ich will hinterher keine Reklamation verbuchen müssen. Ist das klar?“, löste sich der Blonde nach einem kurzen Nicken wieder. Ohne ein weiteres Wort verschwand Bakura aus dem Stall, war nun wieder klarer im Kopf. Mariku hatte ihm deutlich die Leviten gelesen und er wusste genau, warum dieser sein Freund war. Sein Rat war einfach manchmal unerlässlich. Kurzerhand fing er an nach Ryou zu suchen, konnte ihn hingegen nirgends finden. Dafür fand er dessen Freund Malik am Eingang der Pension, der etwas niedergeschlagen dreinschaute. Sich fragend was passiert war schritt er auf den Blonden zu und erkundigte sich nach Ryou. „Der hat sich entschlossen abzureisen. Es ging ihm nicht gut und das hab ich auch gemerkt. Er hat sich eben mit seinem Koffer auf den Weg zu den Taxiständen gemacht.“, teilte ihm dieser mit. Erschrocken was seine Sticheleien angerichtet hatten, rannte er los. Unbedingt wollte der Weißhaarige verhindern, dass Ryou abreiste. Nicht etwa weil Mariku ihn wegen einer Reklamation gedroht hatte, sondern weil er nicht wollte, dass es seine Schuld war. Dabei rannte er als sei der Teufel persönlich hinter ihm her, sprang über einen Zaun und sogar einen Hügel hinab. An den Taxiständen angekommen, entdeckte er bereits ein losfahrendes Taxi und ohne nachzudenken rannte er genau davor. Das Auto bremste mit einem geschockten Fahrer und Ryou knallte dadurch fast gegen die Kopflehne des Fahrers. Nach einer Minute der Erleichterung blickte er in das Gesicht Bakura's mit einem beängstigenden Lächeln und vor Wut funkelnden Augen. Dieser Blick änderte sich aber schlagartig und er sah etwas traurig aus. „Stopp! Bitte steig aus.“, verlangte dieser, während der Fahrer ihn wüst beschimpfte. Kurzerhand tastete er sich an dem Auto entlang, hoffte, dass Ryou nicht verlangen würde, dass der Fahrer nun einfach losfuhr. Dies passierte zu seinem Glück nicht, dafür war Ryou einfach zu perplex. Wenig später konnte der Ältere so die Tür öffnen und verhinderte so die Weiterfahrt endgültig. „Gott sei dank. Ich dachte schon, dass ich dich nicht mehr bekomme.“, gab Bakura zu. „Gott sei dank? Was soll das?! Sind Sie wahnsinnig geworden?“, fragte der Taxigast. „Ach das. Ich konnte nicht anders. Ich musste verhindern, dass du fährst bevor wir reden konnten. Bitte steig aus und lass uns reden. Wenn du danach immer noch fahren willst, dann meinetwegen. Aber gib mir wenigstens noch eine Chance.“, schien dieser sehr ernst. Da der Fahrer inzwischen auch wirklich sauer zu sein schien, stieg er kurzerhand zögernd aus und holte den Koffer aus dem Taxi. Er wusste, dass er nun etwas warten musste, wenn er ein neues Taxi haben wolle. Mit einem wütenden Fahrer wollte er aber auch nicht abreisen. Schmollend über den Verlust setzte er sich am Wegrand und starrte in die Leere, als ein Schatten vor ihm die Sonne verdeckte. Aufschauend stockte ihm der Atem, denn der Reitlehrer mit der sonst so großen Klappe verneigte sich vor ihm. „Es tut mir leid, was ich gemacht habe. Ich bin wirklich zu weit gegangen mit den ganzen Beschimpfungen. Das war sicher kein Urlaub wie du es wolltest. Deswegen bitte ich dir, mir zu vergeben und noch eine Chance zu geben. Wenn du möchtest, dann kannst du sogar eine Sache unseres Programmes kostenlos als Entschädigung machen.“, bot er dem verdutzten Jungen an. „Ach, Herr Ishijo. Das ist nicht nötig. Solange Sie das wirklich ernst meinen, dass sie netter zu mir sind. Jeder verdient eine zweite Chance und vielleicht war ich da nicht ganz fair Ihnen gegenüber. Gut, probieren wir es.“, reichte er ihm die Hand, die daraufhin mit einem zufriedenen Lächeln des Anderen geschüttelt wurde. „Ach übrigens, ich heiße Bakura. In meiner Freizeit darfst du mich ausnahmsweise so nennen. Ich hab wohl wirklich mit der ganzen Sache übertrieben, als ich dich dünner machen wollte. Aber erst Mal... Wollen wir wieder zurück?“, fragte er und sie setzten sich in Bewegung auf den Weg zurück zur Pension. „Ich... Als ich dich sah, machte ich mir etwas Sorgen. Ich habe aber die falschen Methoden benutzt. Wenn du wirklich abnehmen willst, dann sollte das denke ich eher von dir aus kommen. Das einzige, was ich dir anbieten sollte, ist, dich dabei zu unterstützen. Also sag mir einfach...“ „Ist schon gut. Du hast ja recht, dass ich etwas übergewichtig bin. Einige Sachen passen mir schon gar nicht mehr. Dabei sind auch ein paar meiner Lieblingssachen. Können Sie das denn wirklich?“, war Ryou doch deutlich unsicher. „Die Frage ist nicht, ob ich das kann. Du musst wissen, ob du wirklich ehrgeizig genug bist das durchzuziehen ohne Rücksicht auf Verluste. Wir haben hier nur drei Wochen und das ist recht wenig Zeit, was es weitaus intensiver machen wird.“, machte ihm der Ältere klar. „Ob ich es... Nun ja. Ja, ich will es schon. Solange mein Körper... Ach, quatsch. Jetzt oder nie, also bitte machen Sie mich wieder schlank.“, forderte der Weißhaarige, erntete ein siegessicheres Lächeln. Dieses konnte er aber nicht ganz deuten, wusste noch nicht worauf er sich eingelassen hatte. Doch nun kehrten sie erst mal in die Pension zurück, wo Bakura ihm auch beim erneuten Einräumen half. So verging der Tag und sie hatten ihre Differenzen fürs erste geklärt. Beim Abendessen ließ es Ryou sogar über sich ergehen, dass er etwas zu Essen zusammen gestellt bekam und verbrachte auch den Abend an der Seite seines Reitlehrers. Sie redeten sehr viel über verschiedene Dinge ohne das der Jüngere auch nur das Geringste ahnte... Kapitel 5: Blanke Verwirrung ---------------------------- Es war der Morgen am Sonntag, die Morgensonne kitzelte Malik's Nase und holte ihn aus den Federn. Auf der Uhr erkannte er, dass er bereits 8 Uhr war. Im Bad wusch er sich und machte sich wenig später auf zum Speisesaal, der noch ziemlich leer war. Allerdings war der Blonde nicht der Typ ein spätes Frühstück zu sich zu nehmen, obwohl er gelesen hatte, dass der Saal Sonntags bis 10 Uhr geöffnet hatte. Er gönnte sich ein gesundes Frühstück mit Knäckebrot und einem Vollkornbrötchen. Dazu nahm er sich Fetakäse, Diät Marmelade und einen Obstsalat, da er sehr auf seine Gesundheit achtete. Außerdem trank er etwas von dem frischen Apfelsaft, der, wie er merkte, kein gekaufter war, sondern sicher von einem Bauern aus der Nähe war. Fertig mit seinem Mahl, begab er sich nach draußen an die frische Luft, überlegte, ob er wieder zu Mariku sollte. Er entschied sich dagegen und machte sich auf zu den Stallungen der Pferde, lieh sich ein Pferd um etwas auf der Koppel zu reiten. Schnell war er jedoch davon gelangweilt, da er mit dem Pferd das Gelände nicht verlassen durfte und kehrte mit diesem zurück. //Was kann ich nur machen? Wieder zum Strand? Oder doch zu Mariku? Ah, ich schau mal in das Programmangebot.//, beschloss der Halbägypter gedanklich. Am Empfang angekommen, wo das Wochenprogramm ausgehängt war, schaute er auf die Angebote für Sonntags, fand jedoch nicht viel. Am Abend würde eine Strandparty sein und jetzt war auch gerade viel los dort. Reiten hatte er bereits abgehackt, aber dann entdeckte er doch etwas. Ein Angebot über eine Wandertour in der Nähe, wo man mit dem Auto hingefahren wurde. Abfahrt war um 11 Uhr, was ihm nur noch eine halbe Stunde ließ. Schnell hastete der Blonde die Treppen hoch und packte sich ein paar seiner Meinung nach notwendigen Dinge in den Rucksack. Wieder unten angekommen packte er sich eines der Lunchpakete, deren Inhalt man selbst zusammen stellen konnte, sowie zwei kleine Flaschen Wasser, kam gerade noch rechtzeitig bei den Autos an. Erleichtert darüber, stieg er schleunigst ein, wollte die Abfahrt nicht unnötig verzögern. Er saß mit einer jungen Frau, schätzungsweise 30 Jahre, einem Kind und einem älteren Herrn im Rentenalter in dem Wagen, was für so ziemliche Stille sorgte. Diese machte ihm wegen der schönen Kulisse, die sich ihnen allmählich bot, nichts aus und war froh, dass er schließlich das Auto verlassen konnte. Jeder der Teilnehmer bekam am Anfang eine Karte der Umgebung auf dem die Wanderstrecke aufgezeichnet war. Zudem gab die Leiterin eine Sicherheitsunterweisung die Wege nicht zu verlassen und sich zu melden, falls man es doch tun musste. Die Frau deutete auch auf ein Toilettenhäuschen, dass man jetzt benutzen sollte, da auf dem Weg keine Möglichkeit mehr dazu bestand. Nachdem schließlich alle zurück gekehrt waren, die dieses Angebot genutzt hatten, zählte man kurz die Teilnehmer durch. Anschließend ging es auch schon los und Malik genoss die angenehme Luft, die nicht so staubig wie die Ranch war. Auf den Weg nach oben gab es einiges zu sehen und er bereute es nicht, dass er hier teilgenommen hatte. Der Blick auf einen alten Tempel, einen Hasen, eine Eidechse und jede Menge Landschaft bot sich hier. Selbst einen Adler konnte er beim Fliegen entdecken, sodass die Zeit wie im Fluge verging, als sie am Gipfel ankamen. Dort waren Tische und Bänke aufgestellt, sodass sie eine Pause machten. Etwas hungrig packte er das mitgenommene Lunchpaket aus, entschied sich erst einmal das Ei-Sandwich zu essen. Dieses war mit Salat belegt und hatte ein mildes Joghurtdressing, was er aus Erfahrung heraus schmecken konnte. Sich genüsslich die Lippen leckend, trank der Blonde anschließend etwas Wasser und verstaute den restlichen Proviant erst einmal wieder in den Rucksack. Eine Mandarine, die er noch draußen gelassen hatte, vertilgte er zum Nachtisch und brachte die Schalen anschließend zum Mülleimer. Diese Gelegenheit nutzte Malik auch gleich um sich etwas umzusehen, da sie noch etwa eine halbe Stunde bleiben würden, bevor es weiter ging. Es gab hier wirklich viel zu sehen, sodass er gar nicht mitbekam, dass sich ihm jemand näherte. „Onii-chan? Wa~, wie schön!“, lächelte ein junges Mädchen, als sie einen im Sonnenlicht glitzernden Fluss entdeckte. „Stimmt, es ist einfach traumhaft.“, antwortete er und hockte sich zu dem Mädchen hinunter. „Mein Name ist Malik. Freut mich.“ „Hallo Malik. Ich bin Miu.“, lächelte das Mädchen. „Magst du Karten spielen, Onii-chan?“ Plötzlich wurde Malik ein Kartenspiel unter die Nase gehalten, war im ersten Moment etwas überrascht. Kurz darauf nickte er aber und suchte sich mit ihr ein freies Plätzchen, wo sie ungestört etwas Mau-Mau spielten. Rechtzeitig wurde nach einer gewissen Zeit angekündigt, dass sie weiter zum Abfahrtort wandern würden. So packten sie zusammen und trennten sich letztlich wieder, als das Kind zu seinen Eltern zurück kehrte. Noch rechtzeitig kam er auf die Toilette, die bereits von den anderen Teilnehmern verlassen worden war. Eine Weile blickte er an sich hinab, schien nachzudenken und kehrte mit einer Entscheidung, die er auf später schob, wieder zurück. Es war auf ihn gewartet worden, sodass es nun auch schon weiter bis zum Abfahrtsort ging. Dieser war an einer anderen Stelle, der sie über eine weitere Strecke dieser Landschaft führte. Schließlich trat Malik so die Heimreise an, erinnerte sich mit einem Lächeln zurück an die heutigen Erlebnisse. Wieder daheim angekommen, es war inzwischen fast 15 Uhr, kehrte er auf sein Zimmer zurück. Das Speisesaal hatte bereits zum Mittagessen geschlossen, was nicht weiter schlimm für ihn war, da er ja gegessen hatte. Erschöpft von der heutigen Wandertour, ließ er sich erst einmal auf das Bett fallen und ruhte sich etwas aus. Den Rucksack hatte er in eine Ecke seines Zimmers geworfen und streifte die Schuhe mit seinen Füßen herunter. Für einen Moment schloss der Blonde die Augen, atmete tief durch. Dabei lag ein Arm oberhalb seines Kopfes und der Zweite auf seinem Bauch, rutschte allmählich tiefer. Seine Augen wieder öffnend, entschloss er sich sein Vorhaben nun durchzuführen und erhob sich vom Bett. Kurzerhand öffnete er die Tür und lugte hinaus, doch der Gang war Menschenleer und das war auch gut so. Wenig später verriegelte er die Tür und zog die Vorhänge zu, streifte sich nacheinander die Kleidungsstücke von seinem Körper. Entgegen aller Erwartung legte er sich aber keine neue Kleidung zurecht, sondern begab sich ohne Umwege ins Bad und verschloss auch diesen Raum. Kurz darauf stieg er unter die Dusche und zog den Hebel hoch, ließ so langsam immer wärmer werdendes Wasser auf sich runter prasseln. Dabei stützte Malik sich an der Wand ab und genoss es für einen Moment, atmete den Wasserdampf tief ein. Kurz darauf wanderte er mit der anderen Hand über seinen Körper, streifte dabei sanft über die eigene Brust und versuchte sich für das Kommende zu entspannen. Ganz langsam drehte er sich herum und lehnte nun mit dem Rücken zur Wand, hatte so beide Hände frei, die er nutzte. Die eine Hand blieb dabei an seiner Brust, fing an diese zu etwas zu streicheln, indes die andere Hand sich in tiefere Regionen begab. Diese umfasste sein Glied und fing an es sanft zu massieren, woraufhin er etwas tiefer an der Wand herab rutschte. Es war noch nicht lange her, dass der Blonde dies zum ersten Mal gemacht hatte, wiederholte es seither ab und an mal, wenn ihm danach war. Seine Gedanke fixierte er mühevoll, was er auch musste, wollte er dies hier erfolgreich zu ende bringen. Inzwischen war er noch ein Stück tiefer an der Wand gerutscht, gab die ersten Laute der Lust von sich. Doch er wusste auch, dass es bei seiner Unerfahrenheit etwas dauern konnte, bis es den gewünschten Effekt erzielte. Deswegen massierte Malik in unterschiedlichem Rhythmus, versuchte verschiedene Dinge aus um herauszufinden, wie es am besten klappen würde, wofür er aber immer noch kein richtiges Konzept hatte. Seine Laute waren inzwischen noch besser hörbar, weswegen er sich seine Hand vor den Mund hielt um es ab zu dämpfen. Indes hatte sich sein Glied bereits aufgerichtet, sodass er wusste, dass er dem Druck nicht mehr lange halten können würde. „Ah~!“, kam er tatsächlich wenig später mit einem von seiner Hand so gut es ging erstickten Aufschrei. Für einen Moment ließ er sich ganz sinken, musste wieder zu klarem Verstand kommen. Seine Beine fühlten sich danach meist etwas wackelig an, konnten sein Gewicht für eine kurze Weile nicht tragen. Deswegen duschte er so weiter, wusch seine Haare und den Körper mit Shampoo und entfernte die Überreste seines Treibens. Als er merkte, dass er wieder stehen konnte, richtete er sich auf und wickelte sich ein Handtuch um den Kopf und trocknete sich ab. Malik ließ das große Handtuch aber im Bad zurück, öffnete wenig später die Tür. „Na, viel Spaß gehabt?“, fragte eine wohlbekannte Stimme. Der Besitzer dieser Stimme grinste ihn an, worauf er angesichts der Tatsache, dass er nackt war, erst einmal knallrot anlief. Kurz darauf stürmte er ins Bad zurück und schloss sich wieder darin ein, fragte sich aber, was Mariku denn hier machte und wie viel dieser mitbekommen hatte. Ganz still lauschte er und hörte Schritte, die sich auf die Tür zubewegten. „Was machen Sie denn hier? Wie sind Sie hier reingekommen? Und wer gibt Ihnen eigentlich das Recht dazu?“, wollte Malik mit leicht wütenden Ton gen Ende wissen. „Was denn? Ich bin verantwortlich für diese Pension und habe für jedes Zimmer einen Generalschlüssel. Ein Zimmernachbar hat mich über merkwürdige Geräusche informiert, nachdem er von oben herunter kam. Als Verantwortlicher habe ich da eine Pflicht nachzusehen. Ich habe geklopft, aber es kam keine Antwort, also bin ich herein.“, gestand der Ältere ehrlich. „Aber...“, seufzte der Andere und kam kurz darauf mit einem Handtuch umwickelt aus dem Bad. „Du solltest beim nächsten Mal leiser sein oder aber Bescheid geben. Dann gebe ich dir Rückendeckung.“, meinte Mariku daraufhin und sah in das verärgerte Gesicht des Gastes. „Raus! Sie spinnen wohl!“, öffnete dieser die Tür und warf den ungebetenen Besuch heraus. Mit einem lauten Knall flog daraufhin die Tür zu, ließ einen verdutzten Pensionsaufseher zurück. Dieser zuckte mit der Schulter und ging wenig später erneut seinen Pflichten nach, hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, wollte es aber auch nicht. Malik indes hatte sich auf sein Bett geworfen, wälzte sich etwas unruhig und immer noch mit etwas Schamröte umher. Gedanklich verfluchte er sich selbst, dass er nicht mehr Vorkehrungen getroffen hatte und überlegte verzweifelt, was man in solch einer Situation tun konnte. Seufzend schaute er zum Fenster, schloss langsam die Augen und sank wenig später ins Reich der Träume. Es dauerte eine Weile, Malik wusste nicht wie spät es war, da erwachte er aus seinem Traum und reckte sich erst einmal. Inzwischen war ihm etwas kalt geworden, weswegen er sich wenig später erhob und anzog, als ihm wieder die Erinnerung in den Kopf schoss, dass der Andere ihn nackt gesehen hatte. Letztlich verdrängte er aber erst einmal den Gedanken um sich anzuziehen. Es war bereits 16.30 Uhr, als Malik sein Zimmer verließ und nach draußen ging um dort einen klaren Kopf zu bekommen. Doch Ruhe sollte er nicht bekommen, denn wenig später kam Ryou auf ihn zu und wirkte ziemlich angekratzt. „Du, ich muss kurz mit dir reden. Ich... Ich kann das hier nicht mehr. Versucht habe ich es, aber es geht einfach nicht mehr.“, fing Ryou an zu reden und er ahnte schon, worauf das hinaus lief. „Wie meinst du das? Was ist denn passiert? Wenn, dann sag mir wenigstens was vorgefallen ist.“, verlangte der Blonde. „Ich... Mein Reitlehrer. Er schikaniert mich nur und... Bitte verzeih mir, Malik. Aber ich fühle mich hier noch schlimmer als in der Schule.“, gab der Andere zu und erntete einen traurigen Blick seines Freundes. „Ich verstehe. Und wenn man ein klärendes Gespräch...?“, brach Malik ab, als er den Gesichtsausdruck seines Freundes sah. „Es ist schade. Aber ich kann dich nicht zwingen hier zu bleiben.“, wusste er ja selbst nicht, ob er nach dem Erlebten noch hier bleiben wollte. Eine halbe Stunde später sah er mit an, wie Ryou mit seinem Koffer aus der Pension kam. Dieser verabschiedete sich zwar noch, es tat aber schon weh hier alleine gelassen zu werden. Als Ryou nach einer Weile aus seiner Sichtweite verschwunden war und er sich erneut hingesetzt hatte um Trübsinn zu blasen, kam ein weißhaariger junger Mann plötzlich auf ihn zu, der von ihm wissen wollte, wo sein Freund hingegangen war. Zunächst fragte er, wer der Fremde denn war und als dieser sich als dessen Reitlehrer entpuppte, staunte Malik nicht schlecht. „Wegen Ihnen werde ich hier ganz alleine gelassen. Reife Leistung, echt. Er ist zu den Taxis gegangen.“, antwortete der Blonde deprimiert. Bakura sagte nichts weiter und ging nicht auf die Laune des Jüngeren ein, war wenig später ebenfalls aus seiner Sichtweite verschwunden. Mit getrübter Stimmung schaute er erneut zu Boden, denn das war einfach nicht sein Tag heute. Zuerst hatte er Langeweile gehabt, dann einen ungebetenen Zuhörer, der ihn auch noch nackt gesehen hatte, und wenig später ließ sein bester Freund ihn auch noch hier alleine. Aber das zweite Problem machte sich am deutlichsten bei seiner Stimmung bemerkbar, da er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Wie tickte dieser Mariku überhaupt und würde er bald Gesprächsthema Nummer Eins auf der Ranch sein? War es nicht eigentlich normal, dass man hin und wieder auch solchen Bedürfnissen nach kam? Das alles verunsicherte den Blonden nur noch mehr, da es noch nicht lange her war, gerade mal ein halbes Jahr, dass er sich richtig intensiv mit seiner Sexualität beschäftigte hatte. Da verwirrten solche Dinge eben noch und das war deutlich der Knackpunkt. Schließlich hielt er es nicht mehr aus, suchte eine Ablenkung und fand sie auch wenig später in einem großen Plakat. Dieses kündigte eine Strandparty ab 18 Uhr an, die eben jede Menge Abwechslung zu bieten schien. Da er noch minderjährig war, war ihm der Zutritt zwar nur bis 22 Uhr erlaubt, aber es war genug Ablenkung um sowieso todmüde ins Bett zu fallen. Sein Blick war mit großem Erstaunen gefüllt, als er sah, wie viel hier noch los war, da auch aus anderen Unterkünften scheinbar Menschen gekommen waren. Malik würde sich also einfach in der Menge verstecken und so dem Anderen gar nicht erst begegnen, plante er fest. Kurzerhand mischte er sich unter die Gäste und auch wenn er keinen starken Alkohol bekommen würde, so bestellte er doch wenigstens trotzdem etwas Alkohol, nämlich ein Bier. So verging die Zeit und Malik verbrachte sie damit viele Biere zu trinken, sodass er selbst sogar ein bisschen den Überblick verlor. Als es dann allmählich Zeit war für ihn zurück zu gehen und die Aufseher dies auch genauestens überprüften, döste der Blonde angetrunken vor sich hin, bekam nicht einmal mehr mit, was um ihn herum passierte. Ein Aufseher wollte daraufhin bereits weitere Maßnahmen einleiten, wurde aber von einem Pensionsaufseher gestört. Dieser entschuldigte sich und versprach den Gast zurück zu bringen. Wenig später schnappte besagte Person sich den ruhenden Körper auch, bezahlte den Rest der Rechnung und machte sich mit Malik auf den Weg zurück. Nicht mehr weit von der Pension streifte der Wind die Haare des Jüngeren und weckte ihn so auf. „Na, gut geschlafen?“, fragte eine wohl bekannte Stimme. Diese riss Malik nun gänzlich aus den Schlaf und als er merkte, dass er an der Brust des Älteren ruhte, lief er auch noch knallrot an. Sofort fing er an zu zappeln, weswegen er den Halt verlor und auf dem harten Boden landete. „Hey, pass doch auf. Du tust dir doch nur weh.“, seufzte Mariku und hielt ihm die Hand hin, die aber jäh weg geschlagen wurde. „Was fällt Ihnen ein mich so zu entführen?!“, lallte Malik laut ohne es wirklich zu merken. Kurz darauf stand dieser auf, ging ein paar Schritte weiter und sank plötzlich in die Knie, die einfach so nachgaben. Sehr überrascht, versuchte er es erneut, konnte diesmal aber nicht mal mehr aufstehen. Der andere Ägypter fackelte jedenfalls nicht lange und nahm sich seiner wieder an, warf ihn wie einen Sack Kartoffel über die Schulter. Daraufhin protestierte er natürlich und schlug mit den Fäusten auf dessen Rücken, was dennoch keine Reaktion zur Folge hatte. Letztlich wurde er hoch getragen und vor seiner Zimmertür wieder abgesetzt. „Na los, schließ auf. Wenn du drinnen bist, kannst du von mir aus machen was du willst. Aber ich möchte zumindest auf Nummer Sicher gehen, dass du dein Zimmer überhaupt betrittst... Wenn du willst, kannst du mir dann auch wieder die Tür vor der Nase zuschlagen.“, sagte er den letzten Satz nach einer kleinen Pause und lächelte daraufhin. „Klar, der Schlüssel ist...“, durchwühlte Malik zunächst seine Hosentasche, zog ihn dann aber aus der Westentasche von innen. Zittrig versuchte er das Schlüsselloch zu finden, musste zugeben, dass er vielleicht etwas mehr getrunken hatte, als er sich selbst gegenüber zugeben wollte. Plötzlich legte sich eine warme Hand auf seine, führte den Schlüssel ein, woraufhin Malik ihn drehte. Sein Herz hatte vor Aufregung für einen Moment schneller geschlagen und etwas verwundert trat er wenig später in sein Zimmer. „Kommen Sie rein.“, verlangte der Blonde dann auch noch, zu seinem eigenen Erstaunen. „Hach, das ist mir so unangenehm.“ Natürlich meinte dieser die Tatsache, dass er sich hier wie ein Baby helfen lassen musste. Der Ältere erwiderte nichts dazu, besah sich nur, wie der Zimmerbewohner sich auf das Bett setzte. Er selbst war der Einladung selbstverständlich gefolgt und hielt den betrunkenen Jungen genau im Auge. Dieser schien, nebst der Tatsache, dass er eben betrunken war, irgendwie durcheinander. Letztlich konnte er sich denken, was passiert war und gab sich selbst die Schuld dafür. Seufzend fuhr er sich durch seine Haare und setzte sich auf einen Stuhl. „Ich hätte besser doch mit dir reden sollen, nicht? Das hier ist meine Schuld. Es tut mir leid, wenn ich dich irgendwie beschämt habe.“, verbeugte sich der Pensionsaufseher daraufhin. „Häh, wie?“, war Malik damit erneut überfordert, hatte diesem doch keine Schuldgefühle aufdrängen wollen. „Nein, das ist nicht Ihre Schuld. Es war doch meine Entscheidung zu trinken.“ „Aber das heute war dir peinlich, stimmt's? Das hat sicher dazu beigetragen, dass du die Kontrolle verloren hast. Deswegen war das Mindeste, was ich tun konnte, dich vor der Security am Strand zu bewahren. Die hätten dich sicher ein paar Tage in die Ausnüchterungszelle gesteckt.“, erzählte er nun was passiert war. „Security? Deswegen haben Sie...? Äh. Hn. Danke.“, war Malik ganz sprachlos. „Aber Sie irren sich. Ich war nur so durch den Wind durch diese Sache und...“ „Wieso tust du das eigentlich? Versuchst du mich auf Distanz zu halten, dass du mich die ganze Zeit siezt?“, fragte Mariku nun, erntete einen erstaunten Blick. „Nein, ich dachte nur... Ich kenne Sie... Dich... doch kaum. Ich dachte... das sei vielleicht zu unhöflich... und... naja... eben zu direkt. Sie... du... bist doch... auch älter und so...“, stammelte der Jüngere daraufhin. „Na und? Ich habe dir doch meinen Vornamen neulich verraten. Wenn es für mich nicht in Ordnung wäre, dann hätte ich das nicht gemacht.“, setzte dieser sich daraufhin zu Malik auf das Bett. „Dann... Danke Mariku...“, hauchte der Blonde. „Ich weiß, dass ich nicht immer ganz zuverlässig bin und wenn ich dir Umstände gemacht habe...“ „Sowas darfst du nicht denken. Wenn es mir egal gewesen wäre, hätte ich nichts gemacht. Aber es war mir nicht egal, ich... Ich wollte dich nur wegen der dünnen Wände warnen. Dich dabei ohne Kleidung zu sehen lag auch nicht in meiner Absicht.“, gestand der Ägypter ihm. „Wirklich? Das war also keine Absicht gewesen?“, war Malik nun ein wenig erleichtert. Für einen Augenblick herrschte Stille, während sich in dem Blonden verschiedene Dinge abspielten. Noch einmal ließ er den Tag Revue passieren, zog sich indes im Bad um, wechselte zu einem Pyjama, während Mariku draußen wieder auf dem Stuhl saß. Innerlich war er etwas zwiegespalten, wusste nicht, wie er sich selbst verzeihen konnte, dass er den Anderen für einen Perversen gehalten hatte. Andererseits fühlte er eine Leichtigkeit in seiner Brust, dass dieser eben nicht aus einer solchen Intention gehandelt hatte. Wenig später kam er aus dem Bad, setzte sich wegen seines Zustandes auf das Bett. „Gut, du bist umgezogen und versorgt. Ich mache mich dann mal auf den Weg. Der morgige Tag wartet auf mich sehr früh.“, teilte der Ältere mit. Kurz darauf stand dieser vom Stuhl auf und wand sich, bewegte sich allmählich auf die Tür zu. Auf dreiviertel des Weges wurde er plötzlich gestoppt, wand sich um und stellte fest, dass der Jüngere ihn am Shirt festhielt. Dieser war von sich selbst etwas überrascht, wusste selbst nicht so genau, wieso er Mariku jetzt aufhielt. Mit einem leichten Rotschimmer, schaute er langsam auf und sah seinem Gegenüber in die Augen. „Danke... Mariku... Für alles heute... und...“, wurde der Blonde daraufhin ganz ruhig. Für einen Moment blendete er ein wenig seine Gedanken aus, näherte sich in seinem doch sehr labilen Zustand dem Gesicht des Ägypters. Dieser wusste im ersten Augenblick nicht so recht, was das hier werden sollte, sodass sich beide fast eine Ewigkeit erst einmal in die Augen schauten. Doch als Malik sich ihm weiter näherte und er keine Gegenwehr zu leisten schien, lagen wenig später Malik's Lippen auf den seinen, was ihn zu etwas mehr animierte. Zärtlich erwiderte Mariku den Kuss und drang vorsichtig mit seiner Zunge ein. Es entstand ein harmonischen Zungenspiel zwischen den Beiden, ließ das Herz des Jüngeren wie verrückt pochen... Kapitel 6: Bittersüße Überraschung ---------------------------------- Am nächsten Morgen stand der Langschläfer mit dem weißen Haar schon um 7 Uhr in der Frühe auf, denn er wollte Frühstücken, bevor es zum Reitunterricht ging. Noch duschte er genüsslich, ahnte nicht, was der heutige Tag für ihn bereit hielt. Summend spülte er sich die Haare aus und föhnte sie schnell an, flitzte anschließend hinunter in den Speisesaal. Dort angekommen hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet, wodurch er befürchtete zu spät zu kommen. Nervös hibbelte er hin und her, kam aber doch schnell genug an die Reihe. Eigentlich wollte er ein Marmeladenbrötchen und einen Pudding, kam jedoch nicht mehr dazu, dies zu bestellen. Augenblicklich wurde der Teller mit etwas anderem gefüllt, mit der Anmerkung, dass es die Anweisung des Chefs war. Ryou konnte sich denken wessen Anweisung das war, seufzte daraufhin, nahm es aber hin und setzte sich auf einen Platz. Anstatt des Marmeladenbrötchens hatte er nun einen Teller mit Vollkornbrot, fettarmen Käse, Gurkenscheiben, Tomatenvierteln und einem Obstsalat. Eigentlich wäre das ja nicht das schlimmste, doch war dieses ganze Grünzeug eher Malik's Ding als seines. Dennoch hatte er Hunger und keine Zeit Bakura darauf anzusprechen, weswegen er nun aß. Den Blonden traf er nicht im Speisesaal an, weswegen er beschloss ihn am Nachmittag mal aufzusuchen um etwas gemeinsam zu machen. Nach dem Frühstück machte er sich ein wenig gestärkter auf zum Reittraining. Bakura hatte bereits ein Pferd auf die Koppel gebracht, was ein wenig verwunderlich war. Allerdings klärte sich wenig später auch auf, wieso, denn dieser wollte etwas erklären. Demnach hatten sie heute nach dem Reitunterricht nicht gleich Schluss, sondern mussten die Tiere auch noch säubern, weswegen der Reitlehrer ihnen erklärte was genau sie zu tun hatten. Nach der Demonstration gingen sie wieder zu den Stallungen, wo Ryou sich das selbe Pferd wie beim letzten Mal holte. Inzwischen kannte er sich hier auch ein wenig aus, wusste, in welchen Boxen die Pferde für die Gäste waren. Wieder auf der Koppel, stieg er auf Kommando auf das Tier und anschließend wieder ab. Dies übten sie wie jeden Tag ein paar Male, damit auch nichts passieren konnte, wenn man auf- oder abstieg. Wenig später bildete er mit den anderen Reitgästen eine Reihe entlang der Außenbahn, wo sie versuchen sollten im Schritttempo hintereinander her zu reiten. Bei einigen klappte es wie von Natur aus, aber er zählte eher zu den nervöseren, weswegen er mal zu schnell und mal zu langsam war. Es brauchte wahrscheinlich noch eine Weile, bis er den Bogen raus hatte, was natürlich auch der Reitlehrer sah. Schon vor Ende der 2. Runde war er somit draußen, musste mit dem Pferd im Kreisinneren stehen bleiben und durfte nur noch zusehen. So trennte Bakura die Spreu vom Weizen, was ihn allerdings nicht so begeisterte. Deswegen beäugte er skeptisch, als dieser sich auf ein Pferd begab und die anderen in die Koppel nebenan verlagerte. Er selbst kehrte wieder zurück und wank daraufhin zuerst Ryou zu sich, was ihn nur noch nervöser machte. Mit zittrigen Beinen setzte er das Tier in Bewegung, was dadurch jedoch ein komplett falsches Signal erhielt und in eine Richtung weiter rechts lief. „Nein, stopp.“, zog der Reiter dadurch verzweifelt an den Zügeln. „Ryou. Absteigen, sofort!“, hörte er dann nur noch, wie der Reitlehrer einen Befehl erteilte. Augenblicklich schluckte Ryou, brachte das Pferd irgendwie zum Stehen und stieg wie verlangt ab. In dem Moment war er ein wenig enttäuscht von sich selbst, schaute gen Boden. So sah er nicht, dass der Reitlehrer ebenfalls abgestiegen war und auf ihn zu kam. Und dieser war alles andere als erfreut, schubste den Jungen vor sich ohne ein zögern auf den staubigen Boden, der perplex hoch sah. Eigentlich wollte Bakura doch netter zu ihm gewesen sein, also was war das nun. Das war alles andere als schön für ihn, doch hatte Bakura wirklich sein Wort gebrochen? Er hatte ihn nicht beleidigt, sondern ihn angegriffen und der Weißhaarige wusste nicht, wie er das nun werten sollte. „Kannst du jetzt ordentlich auf einem Pferd sitzen? Gott... Denkst du, du könntest dir ein bisschen mehr Mühe geben, Angsthase? Beiße ich oder warum zittern deine Beine wie Espenlaub?“, schüttelte Besagter mit dem Kopf. „Hopp, auf dein Pferd. Aber diesmal richtig.“ Wenig später stand Ryou auf, starrte seinen Gegenüber finster an. Für den Augenblick war dadurch seine Nervosität wie weggeblasen. Auch sein Reitlehrer bestieg wieder das Pferd, ließ seinen Schüler hinter sich. Eigentlich hatte er keine Zeit jedem Einzeln zu zeigen, wie man einem anderen Pferd folgte, aber immerhin hatten die Leute gezahlt, weswegen er versuchen musste auch ihnen das Reiten beizubringen. Als sich Ryou hinter ihm eingereiht hatte, ging Bakura im Schritttempo voran, gefolgt von ihm, der erneut dafür sorgte, dass ein anderes Pferd angeschoben wurde. „Ryou! Konzentriere dich und schließe die Beine nicht so fest. Lass es locker.“ ermahnte der sichtlich verzweifelte Reitlehrer. Dieser nahm sich den Rat jedoch zu Herzen und versuchte seine Beine etwas zu lockern, was letztlich auch klappte ohne den Kontakt ganz zu lösen. So musste er zwei ganze Runden hinter ihm her reiten, kam sich vor wie ein Vorführobjekt. Aber vielleicht war das Ganze auch nicht so schlimm dieses Mal, denn es verlief ja positiv. Wenig später durften die, die es geschafft hatten auch noch eine Runde mit den Anderen in der zweiten, kleineren Koppel drehen, bevor der Unterricht ums Reiten zu Ende war. In der Box kümmerte sich der Weißhaarige schließlich noch darum das Pferd zu bürsten, machte auch die Hufen sauber und legte sich fix und fertig draußen auf eine Bank. Dort schloss er die Augen, ließ für einen Moment die Sonne auf sein bleiches Gesicht scheinen, als diese von Schatten verdeckt wurde. Deswegen öffnete er die Augen und schaute in ein paar bekannte Augen, bekam einen Schrecken, sodass er von der Sitzmöglichkeit rutschte. „Autsch.“, rieb er sich den Po. „Na, du Faulenzer. Wenn du Zeit zum Ausruhen hast, solltest du lieber in die Pension und deine Joggingkleidung holen. Und sag jetzt nicht du kannst nicht mehr, denn du warst es, der es wollte. Meinen Tagesplan kann ich nicht nur nach dir richten, also los.“, forderte Bakura ihn auf. Seufzend erhob er sich, wusste ja, dass dieser insgeheim recht hatte. Sein Reitlehrer bemühte sich um ihn, konnte aber seinen Tagesplan wohl kaum danach ausrichten, wann er selbst Zeit und Lust hatte. Kurzerhand wischte er sich den Staub vom Po und ging schnellen Schrittes zurück in die Pension, wo er tatsächlich sowas wie Joggingkleidung hervorholte, auch wenn die eher zum Faulenzen gekauft worden war. Diese zog er an, rannte anschließend sofort wieder runter, wo er zuerst nach dem anderen Weißhaarigen suchte. Dieser kam ihm dann auf einem Pferd entgegen, was doch einen verdutzten Blick auslöste. Wieso dieser auf einem Pferd saß, wo sie doch laufen wollten, verstand er nicht wirklich, sah ihn verdutzt an. „Wir wollten doch laufen, wieso das Pferd?“, fragte der Jüngere nach, erntete ein Grinsen. „Niemand hat gesagt, dass 'wir' laufen. Ich muss nicht abnehmen, also bist du der Einzige der läuft. Los, setz dich in Bewegung.“, kommandierte Bakura. Seufzend, als hätte er es geahnt, setzte Ryou sich aber in Bewegung. Immerhin hatte er sich fest vorgenommen, hatte sich selbst versprochen es zu versuchen. So ging der Ältere mit ihm Richtung eines Wanderweges, wo Ryou weiter joggte. Dennoch blieb er von den Drängeleien seines Lehrers nicht verschont, der sein Pferd immer wieder dazu brachte ihn an zu stupsen. Allmählich ging es ihm auch tierisch auf den Geist, denn so hatte er sich das nicht vorgestellt. Sie hatten doch miteinander geredet, dass Bakura nicht mehr so auf ihm herum hacken wollte, fragte sich nun, was dies nun wieder sollte. Aber allmählich zerrte es auch an seinen Kräften, denn sie liefen und liefen und er war nicht gerade auf dem Höhepunkt. Dies verursachte ein leichtes Stechen in seiner Rippengegend, was ihn stoppen ließ. Doch daraufhin stupste die Schnauze des edln Tieres ihn nur noch mehr an, woraufhin er in den Dreck stürzte. „Hoffnungslos.“, kommentierte daraufhin Bakura und drehte mit dem Pferd einfach um. „Was? Du bist ein Mistkerl, weißt du das eigentlich? Hau doch ab, wenn du meinst.“, reichte es Ryou. Dieser hatte keine Lust sich so herum schubsen zu lassen, auch wenn er abnehmen wollte. Doch wenig später war der Reitlehrer verschwunden und er stand alleine da. Deswegen verschnaufte er kurz, dachte nicht daran nun wieder umzukehren. Diesen gefallen wollte er dem Anderen nicht tun, vor allen, da er vermutete, dass dieser nur wieder spottete. Wenig später lief er einfach weiter in die andere Richtung, joggte eben so weit er kam und fast eine dreiviertel Stunde, wie er nach dem Blick auf die Uhr feststellte. Da er allerdings so verärgert gewesen war, hatte er nicht auf den Weg geachtet, wusste nun nicht, wo er sich befand. Überrascht verloren sah er sich um, erschrak etwas um den Umstand. Wie er einfach ohne einen Plan der Gegend loslaufen konnte, wusste Ryou selbst nicht genau. Trotzdem hatte er ja nicht damit gerechnet so im Stich gelassen zu werden. Weit und breit war nichts weiter als Feldweg, weswegen er wohl weiter musste, bis er irgendwo einen belebteren Weg oder eine Straße fand. Solange er vor Sonnenuntergang zurück war, stellte das alles ja noch kein Problem dar. Kurzerhand nahm er die Beine in die Hand und ging in etwa die Richtung aus der er gekommen war. An einer Weggabelung konnte der Junge jedoch nur raten, entschied sich für den Weg, der nach links verlief. Letztlich brach die Dämmerung herein, als eine total erschöpfte Person am Strand auftauchte. Dort liefen bereits Vorbereitungen alles dicht zu machen, da heute hier nichts mehr laufen würde. Auch Bakura war fleißig bei der Arbeit, als er ein weißes Haarbüschel in den Sand fallen sah. Sofort lief er los, hatte schon den ganzen Tag nach dem Jungen gesucht und sich doch ein paar Gedanken gemacht. Dieser wusste inzwischen, wo er war, war aber für den Moment zu erschöpft um weiter zu laufen. Wenig später tauchte ein bekanntes Gesicht über ihm auf, aber er war keiner Mimik mehr fähig, schaute deswegen ohne ein Lächeln oder Verärgerung im Gesicht hoch. Es hatte länger gedauert als gedacht, aber er hatte sich eben mehrmals verlaufen, hatte nur dank einer alten Dame auf einem Fahrrad zurück gefunden. „Ich bin wieder da. Das war echt der Lauf meines Lebens. Gib mir das nächste Mal eine Karte, wenn du abhaust.“, äußerte sich Ryou nüchtern. Daraufhin schloss er die Augen und ließ sich den leicht kühlen Wind um die Ohren blasen. Dazu es lange zu genießen, kam er nicht, wurde wenig später hochgehoben, wogegen er protestierte. Bakura bezeichnete ihn als sein Paket und teilte mit, dass er 'es' zurück auf sein Zimmer bringen würde. Große Kraft sich zu wehren hatte der Jüngere zwar nicht, versuchte es aber dennoch. Es war ihm einfach peinlich, wusste einfach nicht, was sein Reitlehrer nun wieder damit bezweckte. Letztlich war er aber auf seinem Zimmer und wurde dort auf sein Bett fallen gelassen, wo er einen wütenden Blick des Anderen erntete. „Was fällt dir ein so spät zurück zu kommen?! Weißt du überhaupt, was wir für Probleme hätten, wenn dir etwas passiert wäre? Du bist so ein hoffnungsloser Fall.“, fing dieser an und schimpfte ihn aus. „Was?! Nun schiebst du 'mir' dir Schuld in die Schuhe? Wer hat mich denn sitzen lassen? Und wer hat mich mit seinem Pferd drangsaliert?! Ich hasse dich, du Lügner! Verschwinde!“, keifte Ryou zurück. Er begriff nicht, dass Bakura sich eigentlich etwas gesorgt hatte, auch wenn dieser es unter einem Vorwand verbarg. Diese Worte kränkten den sonst so gefassten Reitlehrer etwas, der aber auch hier nichts zeigte. Stattdessen blieb er ungewohnt ruhig, wand sich der Tür zu und ließ ihn alleine. Es hatte sich nichts geändert, wusste nicht einmal, ob es es je würde. Ryou wunderte sich etwas, hatte es doch nicht so erwartet. Irgendetwas wirkte befremdlich an diesem Abgang, hatte er doch mehr Gegenwehr erwartet. Zu erschöpft um dem Älteren nach zu spionieren, beließ er es aber erst einmal dabei. Sämtlicher seiner Gliedmaßen schmerzten vom langen Heimweg zurück in die Pension und... Wenn er ehrlich war, hätte er es nicht mal in die Pension geschafft, hätte Bakura ihn nicht den Rest des Weges getragen. Erst einmal ließ er sich ein Bad ein, musste gegen seine Muskelkrämpfe ankommen. So genoss er das heiße Bad und träumte langsam vor sich hin. Nachdem das Wasser kälter wurde, verließ er die Wanne aber wieder und zog sich etwas bequemes an. Mit einem Blick auf die Uhr erkannte er, dass es fast 21 Uhr war, haderte etwas mit sich selbst. Irgendwie, so fand er, musste er sich zumindest etwas erkenntlich zeigen für die Hilfe seines Reitlehrers. Andererseits war dieser ja Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen war, wusste nun wirklich nicht, wie er sich da am besten verhalten sollte. Wenig später ging er erst einmal herunter zum Automaten, entdeckte dann doch etwas, was perfekt war. Dieses etwas versah er mit einer kleinen Schleife, hinterließ seinen Namen und ein Kurzes 'Sei das nächste mal netter. Danke.' als Widmung. Wenig später ging er dann hinüber zu dem Haus in dem die Mitarbeiter residierten, wusste nicht, was ihn dort erwarten würde. Nach einem Klingeln öffnete der Erwartete tatsächlich die Tür, sein Oberkörper war aber nicht bedeckt und auf seinem Kopf prunkte lose ein Handtuch. Diesen Anblick hatte Ryou nicht erwartet, schaute beschämt weg. Kurzerhand drückte er ihm das Präsent in die Hand, wollte daraufhin umdrehen und gehen, wurde aber festgehalten. Es erwirkte nun genau den falschen Eindruck, hatte er sich eigentlich nur erkenntlich zeigen wollen. Dazu abzuhauen kam er jetzt nicht mehr, wurde mit hinein gezogen und auf einen Stuhl platziert. Hier wartete er, bis sein Reitlehrer, der deutlich gut gebaut war, wieder mit einem übergestreiftem Shirt aus seinem Zimmer kam. Erleichtert atmete der Jüngere durch, fühlte, dass er wieder schauen konnte, ohne dass es peinlich wurde. Dieser hatte inzwischen den Zettel studiert und schmunzelte leicht. „Netter. Das könnte man von dir auch sagen. Wir haben uns beide nicht toll verhalten. Aber das mit der Schokolade war eine interessante Idee.“, öffnete er die Packung. „Davon verdienen wir beide etwas.“, brach er ein Stück hiervon ab. Dieses Mal wollte er eine Ausnahme für Ryou machen, der ja eigentlich abnehmen sollte. Sich selbst nahm er auch ein Stück, setzte sich ihm gegenüber und reichte dazu etwas Tee. Wenig später saßen sie schweigend beieinander, wechselten nicht ein Wort, waren aber auch nicht darauf aus zu streiten. Stattdessen tranken sie den Tee und aßen die Schokolade. Sie war wie ihre Worte... Zartbitter... Kapitel 7: Zerstreuende Gefühle ------------------------------- Malik hatte am nächsten Morgen seinen Rausch länger ausgeschlafen als er selbst gedacht hatte. Inzwischen war es schon 10 Uhr und er machte immer noch keine Anstalten aufzustehen, obwohl er wach war. Stattdessen lag er einfach nur da, eine Hand über seinen Kopf ruhend und starrte die Decke an. Dabei dachte er über den gestrigen Abend nach, schreckte aber auf einmal auf und wurde knallrot. Augenblicklich war ihm die Erinnerung an den Kuss wieder ins Gedächtnis gedrungen und die morgige Zerstreutheit ließ ihn vieles denken. Doch es gelang ihm nicht, dies in den Griff zu bekommen, gab sich letztlich geschlagen und zog sich nach dem Waschen an. Malik verließ das Zimmer und zog sich etwas am Automaten, da die Kantine inzwischen geschlossen hatte. Es war nicht viel, aber immerhin etwas bis zum Mittagessen. Gedankenverloren streifte er auf der Ranch umher, versuchte ein Gespräch mit Mariku in seinen Gedanken zu führen. Doch trotzdem wusste er nicht, was er sagen sollte und vor allen Dingen wie der Andere tickte. Er fragte sich, wieso er selbst das getan hatte, wieso das alles so gekommen war und wieso der Ältere ihn nicht aufgehalten hatte. Letztlich gab er diesem die Schuld und während er sich, wieder zurück auf seinem Zimmer, im Bad sein Gesicht wusch um die Schamröte irgendwie weg zu bekommen, versuchte er den Gedanken zu verdrängen. Wütend stampfte er aus seinem Zimmer, wusste, wo besagte Person sich aufhielt und ging schnurstracks zu den Kuhställen. „Mariku! Ich habe mit dir zu reden. Was fällt dir ein mich gestern einfach zu küssen?!“, stellte der Jüngere ihn zur Rede. „Wie? Moment mal, du hast...“, wurde der Andere jäh unterbrochen. „Was 'Moment mal'? Versuch nicht eine Ausrede zu finden, damit kommst du bei mir nicht durch.“, entgegnete Malik. „Wie kannst du die Situation einfach so ausnutzen, nachdem ich alkoholisiert bin. Das war echt gemein und wahrscheinlich war es für dich nicht mal was ernstes.“ „Malik... Das war deine Idee und ging von dir aus. Also versuch nicht mir die Schuld anzuhängen“, stand der Ältere von Melken auf. „Und nun lass mich in Ruhe meine Arbeit machen. Geh raus und genieße den Tag. Es sei denn du willst unbedingt Kühe melken.“, bezweifelte dieser es aber, drängte ihn raus und verriegelte danach die Tür. Doch die ganze Sache ließ Malik keine Ruhe, denn er hatte zu nichts Lust und konnte nur an das Geschehene und den vergangenen Abend denken. Deswegen befand er sich auch noch immer vor der Scheune, als der Andere scheinbar fertig war und mit Milchkannen heraus kam. Verwundert schaute Mariku ihn an, drückte ihm eine der Milchkannen in die Hand und machte eine Bewegung ihm zu folgen. Eigentlich wollte er nicht, aber nun hatte er keine Wahl mehr. Durch den Mitarbeitereingang ging es in die Küche und dort wurden die Kannen in Flaschen umgefüllt, bevor sie letztlich im Kühlschrank landeten. So gut er konnte, half der Jüngere dabei und hatte dadurch eine Weile seine Verunsicherung vergessen. Schließlich verließ er mit Mariku die Küche wieder, doch dieser ließ ihn nicht so einfach gehen, sondern zog ihn mit sich. Es ging über die Ranch und hinüber zu dem Häuschen, wo dieser lebte. „Nein, nein, nein... Mariku!“, wusste er, worauf dieser hinaus wollte und bekam etwas Panik. „Lass uns drinnen reden. Oder willst du das lieber hier besprechen?“, fragte dieser ihn. Daraufhin schüttelte Malik den Kopf, ließ sich mehr oder weniger von ihm mit in das Haus ziehen. Es fühlte sich seltsam an hier zu sein. Eigentlich wollte er auch gar nicht über gestern Abend sprechen, wusste ja nicht einmal, wieso er nun eigentlich den Kuss angeregt hatte. Weil er angetrunken war oder weil er irgendwelchen Gefühlen für den Anderen nachgegeben hatte. Doch wie dieser empfand machte ihm am meisten Angst. Angst vor Ablehnung oder eine Predigt wären für Malik eine völlig neue Situation und sicher nicht einfach so zu verdauen. Und auch ein normales Gespräch wäre kompliziert genug, denn es war das erste Mal, dass er solche Gefühle, die er noch nicht ganz zuzuordnen wusste, hatte. Innerlich rechnete der Blonde also schon mit einer Ablehnung, als der Andere aus der Küche wieder kam. „Es... Ich...“, druckste Malik herum, wollte dieses Gespräch irgendwie verhindern. „Jetzt bleib locker. Ich werde dich schon nicht fressen.“, äußerte Mariku und setzte sich in einen bequemen Sessel ihm gegenüber. „Es... Es ist wegen gestern Abend, stimmt's?“, fragte Malik, wusste er doch, dass der Kuss eigentlich von ihm ausgegangen war. Doch der Ältere schwieg, machte ihn damit nur noch nervöser. Was würde nun kommen und wann würde dieser seine Entscheidung kund tun? Denn für Malik stand fest, dass er auf jeden Fall einen Korb bekommen würde und das hatte sich inzwischen in seinem Kopf als auch in seinem Herz manifestiert. Worauf wartete der Andere denn noch? Und wieso schaute er ihn die ganze Zeit nur an? Tief atmete der Jüngere durch, trank einen Schluck des Wassers, dass ihm hingestellt worden war. Doch auf Mariku's Frage hin verschluckte er sich augenblicklich, musste erst einmal wieder zur Ruhe kommen. „Liebst du mich?“, hatte dieser ihn gefragt. „Das merkt man doch, oder? Ich... Ich denke schon.“, antwortete der junge Ägypter daraufhin. „Du denkst...? Malik... Liebst du mich?“, fragte Mariku noch einmal ernster. Es brauchte eine Weile, bis der Gefragte anstatt zu antworten einfach nur nickte. Das alles war so neu für ihn, diese Gefühle und diese Situation und dann Mariku's Blicke auf ihn. Da konnte er nicht einfach mit einem direkten 'Ja' antworten, denn er beschrieb nicht mal annähernd, was in ihm vorging. Doch dabei blieb es nicht, denn der Ältere drängte ihm eine weitere Frage auf mit der er nicht ansatzweise gerechnet hatte und ihn abermals nervös werden ließ. „Und willst du eine Beziehung mit mir haben?“, fragte Mariku daraufhin. „Ich... Also...“, stammelte der junge Ägypter erneut. „Malik! Beantworte meine Frage.“, verlangte dieser, diesmal etwas energischer. „Ja, aber... Wieso fragst du das?“, war der Blonde mehr als verwirrt. „Weil ich generell nicht mit jemanden zusammen sein könnte, der nicht zu mir stehen kann. Also... Willst du eine Beziehung mit mir?“, fragte dieser ein drittes Mal. Eine Weile herrschte einfach nur Schweigen im Raum. Malik sah zu dem Anderen, das erste Mal, dass er ihn direkt ansah seit sie hier waren. Dennoch verstand er nicht, wieso Mariku ihn das fragte und was dieser damit bezweckte. Es war schon schwer genug überhaupt eine Ablehnung zu erhalten, aber dann noch dieses mehr als seltsame Gespräch auf das er nicht gefasst gewesen war. Von allen möglichen Formen der Ablehnung war das wirklich die seltsamste, denn sie war so kontraproduktiv. „Wieso? Wieso fragst du mich das? Was bringt es dir, wenn ich dir sage, dass ich dich Liebe oder mit dir gehen möchte, wenn meine Gefühle nicht erwidert werden?“, entgegnete der Jüngere daraufhin mit all seiner Schwere auf dem Herzen. „Wann hab ich das gesagt?“, fragte dieser daraufhin. „Wann...? Das ist doch offensichtlich. Du hast mich sogar in der Scheune rausgeworfen!“, machte Malik klar. „Und? Gäste haben nichts in der Scheune zu suchen. Das ist kein Ort an dem du deine Freizeit verbringen solltest.“, entgegnete der Ältere. Tief atmete Malik durch, wusste nun weder was er sagen noch tun sollte. Was das wurde, wenn das Gespräch fertig war, war er sich auch nicht mehr sicher. Und irgendwie hoffte er auf ein Wunder, dass ihn hier raus holte, doch sein Wunsch blieb unerfüllt, denn erneut setzte Mariku an die Unterhaltung fortzusetzen. „Du bist ganz schön schwer von Begriff, wie ich feststelle. Wie kommst du darauf, dass ich dich generell ablehne ohne auch nur ein Wort zu sagen? Ich bin ein sehr direkter Mensch und kann durchaus dazu stehen, wenn ich etwas nicht will. Ebenso, wie wenn ich etwas will. Denn ich muss zugeben... Ich finde dich durchaus interessant.“, verriet Mariku nun. Dabei hatte er absichtlich letzteres Wort gewählt, betonte es etwas doppeldeutig, sodass es gleich mehrere Dinge heißen konnte. Wahrhaftig fand er Malik aber nicht nur heiß, sondern auch süß, klug und charmant. Diese Eigenschaften schätzte er schon sehr, weswegen er sich gut vorstellen konnte, dass da mehr lief, sofern der Andere auch wollte. „Aber... Ich bin nicht der Typ, der sich einfach nur auf eine Ferienbeziehung einlässt oder nur mal so probiert. Deswegen...“, stand dieser kurzerhand auf und kam auf den verdutzt drein blickenden Ägypter zu, beugte sich zu ihm herunter. „Deswegen wirst du mir antworten müssen.“ Sprachlos blickte der Gefragte nun in zwei violette Augen und sein Herz blieb für einige Sekunden stehen. Er verstand nun endlich worauf der Ältere hinaus wollte, glaubte es jedenfalls, doch wusste er nicht wirklich wie ernst es ihm sein konnte. Sein Herz raste, denn eventuell stand er gerade vor seiner ersten Beziehung. Und auch wenn er schon in gewisser Weise etwas Erfahrung gesammelt hatte, war DAS doch etwas Neues. In ihm tobte ein wilder Kampf seines Herzens mit dem Verstand, indes er seine Hände etwas in die Sitzfläche krallte. Schließlich brachte er keinen Ton mehr heraus und traute sich auch nicht zu atmen. Alles ging sehr schnell und erneut lagen die Lippen des Pensionsleiters auf seinen. Der Ältere hatte daraufhin die gesamte Aufmerksamkeit des Jüngeren, der sich dadurch wieder etwas entspannt zu haben schien. „Ich möchte gerne, versteh mich nicht falsch. Aber wir sind Angestellter und Gast. Wenn auch höherer Angestellter, aber... Geht das denn überhaupt?“, machte sich der Blonde schon seine Gedanken, hatte ja nicht wirklich damit gerechnet im Urlaub eine Beziehung mit dem Pensionsleiter zu beginnen. „Mach dir doch nicht so viele Gedanken. Wichtig ist mir nur, dass du es nicht nur aus einer Laune heraus machst. Auf Spielereien und sowas stehe ich nämlich überhaupt nicht.“, stellte Mariku klar. „Aber... Das würde ich nie tun. Ich würde gerne mit dir zusammen sein. Natürlich nur, wenn es geht und du auch möchtest.“, brachte der Jüngere nun hervor, was seinen Gegenüber ein Grinsen entlockte. „Willst du wirklich wissen, was geht?“, fragte dieser daraufhin und küsste ihn zur Antwort diesmal ziemlich verspielt. (Haut mich nicht, ist schon so ewig her XD Außerdem hab ich mittendrin festgestellt, dass ich schon mal völlig anders angefangen habe und hab das dann irgendwie zusammen geführt *lach*) Kapitel 8: Mittagstalk ---------------------- Am Abend hatte sich Ryou nach dem Besuch bei Bakura zeitig ins Bett begeben und sich auch den Wecker gesetzt. Er wollte dem Älteren zeigen, dass er auch anders konnte. Es war immerhin der Wille der zählte, redete er sich jedenfalls ein und wusch sich im Bad zunächst. Duschen wollte er eventuell am Abend, da er wusste, dass er eh nur wieder dreckig werden würde. Es herrschte aber auch ein rauer Wind auf der Ranch, die jederzeit den Staub aufwirbeln konnte. Nachdem er sich in der Kantine dieses Mal nicht an den süßen Speisen bediente und wirklich abnehmen wollte, lehnte er zwar das Essen ab, dass man ihm brachte, schlug aber vor selbst etwas mit dem Kellner zusammen zu stellen, dass er kalorienbewusst zu sich nehmen konnte. So landete etwas Fisch nebst Vollkornbrot und eine Scheibe des Diätkäses sowie etwas Obst in Form von Apfelstücken auf seinem Teller. Er war selbst von sich überrascht, dass er dies durchzog, aber der Weißhaarige wusste auch, dass Bakura dem Kassierer sicher verboten hatte ihm die üblichen Kalorienbomben zu verkaufen. Fertig mit dem Frühstück ging er zu der Koppel und trat dort als einer der Ersten zum Reittraining an. „Wow, hast du dich nicht vertan?“, fragte der Reitlehrer, erntete ein Kopfschütteln. „Ich hätte nie gedacht, dass du mal überpünktlich sein kannst. Der Unterricht fängt erst in 10 Minuten an. Setz dich dort drüben zu den Anderen.“ „Ich...“, sah er hinüber, wo die anderen Kursteilnehmer saßen. „Ich würde gerne helfen, wenn es noch etwas zu tun gibt.“ „Helfen? Du machst mich ganz baff, Kleiner. Na gut... Kannst dort hinten die Eimer mit Wasser füllen. Nachher brauchen die Pferde etwas zu trinken und während ich rede, braucht Hurricane auch immer etwas. Also bring gleich einen mit.“, entschied der Ältere. Dieser Aufgabe kam Ryou mit einem Nicken nach, füllte die Eimer nach und nach mit dem Schlauch mit Wasser. Als er fertig war, was etwas Zeit in Anspruch nahm, da es langsam floss, nahm er einen der Eimer und brachte ihn zu Bakura. Dieser wusste, dass er nicht zu nah an dessen Pferd heran konnte, da es keinen Fremden in seine Nähe ließ ohne aufzusteigen. Der Ältere nickte daraufhin und brachte seinem Pferd den Eimer Wasser, ehe die anderen Kursteilnehmer ebenfalls herbei kamen. Sie stellten sich in einer reihe auf und Ryou tat es ihnen gleich. Aufmerksam hörte er dem Lehrer zu, denn die heutige Lektion sollte eine Vertrauensbasis zu dem Pferd aufbauen. Sie sollten es füttern und säubern, bekamen dafür jeder ein Paket mit Inhalten wie Äpfeln und Möhren zugeteilt. Auch sollten sie sich jeder einen Eimer mit Wasser mitnehmen und mit diesen Dingen zu den Stallungen gehen. Indes band Bakura sein Pferd fest, folgte seinen Schülern wenig später. Jeder kehrte zu der Box in der sein ausgesuchtes Pferd stand, auch Ryou. Sie öffneten die Boxen, führten ihr Pferd in einen speziellen Bereich und banden es an, damit es während der Säuberung nicht weglief. Daraufhin stellten sie das Wasser zur Seite des Pferdes und folgten dem Reitlehrer, der ihnen aus einem Schrank die benötigten Bürsten gab. So säuberten sie die Tiere, Ryou passte genau auf, wie Bakura alles erklärte und machte es dieses Mal richtig. Als sie fertig waren, kehrten alle Schüler in die bereits ausgemisteten Boxen zurück, zunächst jedoch ohne die Pferde, und packten das Essen in den Futtertrog. Eines der Sachen sollten sie sich allerdings mitnehmen und das Pferd damit zurück zu den Boxen führen, wo sie es ihm von Hand füttern sollten. Ryou war etwas nervös, aber er schaffte es auch dieses Hindernis zu überwinden. Für heute war der Unterricht damit beendet, den sie alle dieses Mal gut geschafft hatten. Nach dem Unterricht rief Bakura den Jüngeren allerdings zu sich, was ihn dann doch etwas nervös werden ließ. Dieser hatte aber seiner Meinung nach dieses Mal keinen Grund nervös zu sein. Als alle anderen Kursteilnehmer verschwunden waren, zog er Ryou mit sich zur Scheune, wo bereits ein Pferd stand. Etwas skeptisch schaute dieser ihn an, wusste nicht, was das nun werden sollte und wieso Bakura ihn hier her gebracht hatte. Kurzerhand wies er ihn an rüber zu dem Pferd zu gehen und sich auf dieses zu setzen, was er auch letztendlich tat. Das Pferd war an einem langen Seil festgemacht, das wiederum an einem Pfahl in der Mitte hing. „Morgen wollen wir mit dem Trab beginnen und du kannst nicht mal im Schritt vernünftig reiten. Deswegen legen wir heute ein paar Extrarunden ein, bis du das halbwegs drauf hast.“, entschied der Ältere. Verdutzt schaute Ryou zu ihm, denn er hatte nicht erwartet, dass er jetzt noch reiten sollte. Allerdings hatte Bakura recht, wenn sie morgen schon etwas Anderes probieren würden. Da war er den anderen Kursteilnehmern dann nur im Weg. Kurzerhand entschied sich der Reitschüler dieses Angebot anzunehmen und wartete kurz, während Bakura Hurricane holte. Als er mit dem Pferd wieder kam schluckte der Jüngere, denn er hatte Respekt vor dem Tier. Doch was war, wenn er ihm mit seinem Pferd zu nahe kam? Keinesfalls wollte er, dass seinem Lehrer etwas passierte. „Bist du sicher? Ist das nicht ein wenig gefährlich? Ich meine... Was, wenn ich deinem Pferd zu nahe komme? Wirft es dich dann nicht ab?“, fragte Ryou nach. „Mich abwerfen. Junge, du hast zu viele billige Western gesehen. Hurricane ist ein starkes Pferd. Es wird dir deine Grenzen zeigen. Es weiß genau, was es macht. Ich mach das nicht zum ersten Mal. Es kommt immer mal wieder vor, dass jemand hinterher hinkt. Hurricane hat mich da noch nie im Stich gelassen.“, antwortete der Ältere selbstsicher. Daraufhin stellte sich dieser vor Ryou mit seinem Pferd und fing an loszugehen. Auch er selbst startete, setzte das Pferd aber schneller in Bewegung, als ihm lieb war. Sofort zog er an den Zügeln, erntete ein Seufzen seitens seines Lehrers. „Ryou, lass das. Wenn du es so nicht schaffst, bringt es auch nichts das Pferd zu drangsalieren. Es ist dein Fehler, nicht ihrer.“, meinte er damit das Pferd. „Deine Beinarbeit... Ändere deine Beinarbeit, Junge.“, forderte er ihn auf. Tief atmete Ryou durch, denn er wollte nicht wieder wütend werden. Sicher meinte Bakura es nicht so, stand immerhin auch ein wenig unter Zeitdruck. Während er ihm half, blieben andere Aufgaben liegen und die mussten später auch noch verrichtet werden. Der Schüler nahm sich vor ihm zum Dank zu helfen, versuchte es erneut, hörte dieses Mal auf Bakura. Er versuchte mehrere Arten der Beinhaltung aus, bis es allmählich tatsächlich klappte. Das Pferd schien zu verstehen, was er wollte. Oder lag es doch daran, dass er von Anfang an Fehler gemacht hatte? Er wusste es nicht. Durch das ganze Nachdenken schweifte er ab, merkte so auch nicht, dass er sich wieder verkrampfte und das Pferd daraufhin in Hurricane hinein lief. „Ryou!“, schrie Bakura. Dieser zuckte zusammen, stoppte das Pferd und stieg ab. Das gefiel Bakura aber gar nicht, der daraufhin mit Hurricane auf ihn zukam. Der Jüngere, der immer noch Angst vor dem Pferd hatte, stolperte zurück und fiel auf den Hosenboden. Kurz darauf stand er aber wieder auf und rannte, gefolgt von Bakura auf seinem Pferd, zum Eingang der Koppel. Dieser ließ es aber nicht zu, dass Ryou nun verduftete, schnitt ihm den Weg ab. „Du bleibst hier und lernst das jetzt. Lauf nicht immer weg, wenn mal was nicht so läuft, wie du willst. Du steigst jetzt auf das Pferd und machst weiter. Ich opfere nicht meine Zeit...“, wurde der Lehrer aber jäh unterbrochen. „Du verschwendest sie! Ich kann das nicht!“, brüllte dieser nun, was einen erstaunten Gesichtsausdruck auf dessen Gesicht hinterließ. „Du widersprichst mir? Mach, dass du auf das Pferd kommst oder ich...“, drohte Bakura. „Du was?! Ich kann nicht mehr Bakura. Tu mir das nicht an.“, flehte der Jüngere. Seufzend stieg er ab, zog den fast weinenden Jungen mit sich und drängte ihn auf das Pferd zu steigen. Er verstand nicht, welches Problem dieser nun wieder hatte, immerhin hatte Ryou keine Angst vor Pferden. Daraufhin rief er Hurricane zu sich und stieg ebenfalls wieder in den Sattel. „Also gut. Mach es so wie zuvor. Wenn du drei Runden schaffst, dann lasse ich dich ziehen.“, fragte Bakura nicht weiter. Seufzend gab Ryou nach, wollte das hier endlich hinter sich bringen. Er hatte keine Lust noch weiter zu diskutieren, ahnte, dass es eh nicht helfen würde. Wenn man mit Bakura über das Reiten diskutierte, redete man wie mit einer Wand. Mit einem Nicken seitens des Jüngeren ging Hurricane los, gefolgt von Laska. Doch hatte der Schüler geglaubt dies schnell hinter sich zu bringen, irrte er sich. Immer wieder machte er Fehler, die ihn von den ersehnten drei Runden am Stück trennten. Trotzdem packte ihn der Eifer, weil er wusste, dass er vorher sowieso nicht gehen gelassen wurde. Gut eine Stunde war inzwischen vergangen, der Jüngere hatte schließlich aufgehört zu zählen, da ritt er einfach hinter Bakura her. Da er selbst ja nicht mehr zählte, wusste er auch nicht, wie viele Runden das inzwischen waren, als Hurricane aus der Reihe schritt und der Ältere in die Hände klatschte. „Ich... Sind wir etwa fertig?“, stutzte Ryou noch. „Das waren sieben Runden. Siehst du... Du kannst, wenn du willst.“, antwortete sein Lehrer. Kurz darauf stieg dieser von seinem Pferd und ging ihm entgegen. Man sah dem geschafften Jungen deutlich an, dass er glücklich war. So rannte er ihm entgegen und umarmte Bakura ohne nachzudenken. Dieser jedoch war etwas überrumpelt und hielt die Arme hoch. „Oh, danke Bakura! Ohne dich hätte ich das nie geschafft.“, freute er sich und strahlte. „Äh... Ja...“, kommentierte der Ältere diese Aktion, der daraufhin sofort losgelassen wurde. „Oh, tut mir leid. Ich wollte nicht... Tut mir leid.“, stammelte Ryou nun, ließ ihn augenblicklich los. „Schon gut. Dafür musst du mir aber jetzt etwas helfen. Es ist viel Arbeit liegen geblieben. Das schaffe ich nicht mehr alleine.“, gab er zu. Ryou haderte etwas, denn er war immerhin nicht verpflichtet ihm zu helfen. Doch dann beschloss er sich es doch zu tun, wollte nicht jemand sein, der nur nahm und nicht gab. Kurzerhand schob der Ältere ihn etwas an der Taille vor und streifte dabei nur ganz leicht den Po seines Schülers. Dieser spürte es nur ganz leicht, ließ sich aber zunächst nichts anmerken, da Bakura so tat als sei nichts gewesen. //War das nun Absicht? Hat er das überhaupt gemerkt?//, fragte der Jüngere sich trotzdem. Immer wieder beschäftigte ihn der Gedanke daran, ob dies nun Absicht gewesen war oder nicht, während er Bakura so gut er konnte half. Aber sie schafften es trotzdem noch gemeinsam die Arbeit, die liegen geblieben war, zu verrichten. Erschöpft und andererseits froh so viel geschafft zu haben, auch das Reiten, wurde er von dem Älteren verabschiedet. Daraufhin ging Ryou, hungrig wie er war, in die Kantine, wollte wirklich nun etwas essen. Was er jetzt essen durfte, damit er nicht zunahm, daran war der Andere sicher auch wieder beteiligt. Aber das war nicht das Einzige, was heute so alles um ihn herum passierte. Etwas weiter vorne erblickte er einen blonden Haarschopf, sah seit längerem nun mal wieder Malik, den er seit Beginn des Reitunterrichts aus Zeitgründen nicht mehr gesehen hatte, die beinahe Abreise mal ausgeschlossen. Sofort rief er ihm zu, woraufhin Malik sich umdrehte und etwas matt lächelte. Verwundert war der Weißhaarige daraufhin schon, kannte er den Ägypter sonst auf diese Art gar nicht. Dennoch willigte er ein, dass sie gemeinsam aßen und sich austauschten, da Ryou eine Frage auf der Seele brannte und der Blonde auch so aussah, als hätte er einiges zu erzählen. Zu essen bekam Ryou dieses Mal gedämpftes Gemüse, etwas mageres Hühnerfleisch und dazu Reis mit etwas fettarmer Gemüsesoße. //Naja, wenigstens muss ich es nicht trocken essen.//, dachte Ryou, der sich damit schon arrangieren konnte. Gemeinsam suchte der Weißhaarige mit Malik einen Tisch etwas abseits auf, an dem sie sich ungestört von Zuhörern unterhalten konnten. Immerhin war seine Angelegenheit doch sehr privat und er traute sich nur mit ihm darüber zu reden. Und auch den Ägypter schien etwas zu bedrücken, was nicht von Dritten mit angehört werden sollte. Trotzdem fingen sie erst einmal an zu essen, denn Malik hatte, untypisch für sich, zu einem Teller Pasta mit Tomatensoße gegriffen, hatte aber auch eine Schale Salat dazu genommen. Ryou mochte sein Essen aber auch, denn das Gemüse und alles war geschmacklich genau getroffen, schmeckte keinesfalls fad. Irgendwann unterbrach er dennoch, hielt seine Gabel einfach nur in das Essen. „Alles klar? Du wirkst irgendwie... durch den Wind...“, meinte der Weißhaarige. „Alles klar... Ich weiß nicht... Ich... Ich glaube ich habe eine Beziehung.“, antwortete Malik ziemlich durcheinander. „Du glaubst...? Eine Beziehung...?“, verstand der Jüngere nicht, was nun tatsächlich vor sich ging. „Hast du eine oder...? Ich verstehe nicht, was du meinst und worauf du hinaus willst.“ „Ich... Es war alles so seltsam. Mariku, er... Ich hab ihn gestern geküsst... Als ich aus Kummer etwas getrunken habe. Und dann... Ich hab noch versucht irgendwas zu machen deswegen und die Verantwortung dafür auf ihn zu schieben, weil ich ja alkoholisiert war. Aber dann... Dann war da dieses mehr als verkorkste Gespräch. Und dann fragte er mich, ob ich eine Beziehung mit ihm will.“, erzählte Malik was passiert war und sah in das ungläubige Gesicht seines Freundes. „U-und... Was hast du gesagt?“, fragte Ryou daraufhin erst mal, der mit sowas gar nicht gerechnet hatte, geschweige denn umgehen oder Rat geben konnte. „Ich... Ich meinte sowas wie... Dass ich gerne mit ihm zusammen sein würde... Aber nur, wenn es geht und er auch möchte... Daraufhin meinte er, o-ob ich... Ob ich wissen will, was geht. Und zur Antwort bekam ich einen Kuss.“ Daraufhin herrschte erst einmal eisiges Schweigen am Tisch, denn Ryou überforderte das Erzählte etwas. Mit solch einer Geschichte hatte er einfach nicht gerechnet, war noch nicht erfahren genug um einen direkten Rat zu erteilen. So sahen die beiden Freunde eine Weile vor sich hin, schienen zu überlegen. Mariku war ja nicht irgendwer hier, sondern einer der Ranchleiter. Malik wusste nicht, ob es erlaubt war mit diesem eine Beziehung anzufangen und der Weißhaarige wusste nicht, ob für der Ägypter später eine Fernbeziehung überhaupt in Frage kam. „Und wenn du noch einmal mit ihm redest?“, fragte dieser nach einer Weile. „Mit ihm reden? Damit noch mal so ein absolut verrücktes Gespräch dabei heraus kommt. Ryou... Er... Er wollte von mir direkt wissen, ob ich ihn liebe und fragt dann sowas. Es war einfach... sonderbar...“, klang Malik immer noch völlig durcheinander. „Ist ja gut, beruhige dich doch mal. Willst du denn mit ihm überhaupt zusammen sein?“, folgte nach dieser Frage erneut kurzes Schweigen des Blonden. „Ja... Nein... Ich weiß nicht. Irgendwie ist er ja auch süß, aber auch sehr kompliziert und direkt. Er hat so eine Ausstrahlung...“, fing dieser an, wurde aber jäh unterbrochen. „Malik. Du redest wie ein Verliebter. Von sowas verstehe ich noch nicht so viel und ich glaube das weißt du. Es ist besser, wenn du mit Mariku redest, aber... Du bist definitiv verschossen in ihn.“, machte Ryou ihm klar. „I-ich...“, wurde Malik daraufhin doch etwas rot. „Ich weiß... Was soll ich nur tun? Wahrscheinlich muss ich tatsächlich noch mal mit ihm reden.“, atmete dieser kurz durch, wurde allmählich wieder ruhiger und verlor die Röte im Gesicht. „Und... Was beschäftigt dich?“, wollte er nun wissen. „Ich bin mir nicht sicher. Es geht um Bakura.“, machte Ryou daraufhin erst einmal eine kleine Pause. „Er hat sich heute über eine Stunde Zeit genommen, damit ich es lerne mit dem Pferd Schritttempo zu halten. Als ich es geschafft habe, da hab ich ihn vor Freude umarmt. Das könnte er falsch verstanden haben, aber ich bin mir nicht sicher, ob es Absicht war. Er... Er hat meinen P... P... Po berührt.“, japste er. „Oh... Das ist sehr knifflig. Aber...“, stoppte der Ägypter hier und dachte nach. „Was denn? Was denn?“, fragte der Weißhaarige ungeduldig. „Naja, ein bisschen was weiß ich ja von dir über ihn und... Dass er auf Männer steht ist dir klar, oder? Mir ist es schon ziemlich schnell aufgefallen.“, gab Malik zu. „W-wie? Was...? Und wie bitte? Ich meine... Wie hast du das bemerkt und ich nicht?“, hatte Ryou das bis jetzt, wo sein Freund es ihm aufs Brot schmierte, nicht mal erahnt. „Dir ist das echt nicht aufgefallen? Er hat selbst ganz in deiner Nähe schon mal geflirtet. Das aber nicht mit Frauen.“, erntete Malik daraufhin einen fassungslosen Gesichtsausdruck seitens des Anderen. „Naja, aber mal zurück zu deiner Frage. Könnte schon sein, dass es Absicht war. Ein bisschen was weiß ich ja schon über ihn von deinen Erzählungen damals wo du abreisen wolltest. Er schien ja auch interessiert daran, dass du es nicht tust und... Ein wenig passt es schon ins Bild. In dem Fall wäre er das typische Klischee eines Alphamännchens. Großspurig, arrogant... Aber wenn es dann drauf ankommt, lässt er sich nichts anmerken und tut doch alles um es zu verhindern.“, schlussfolgerte der Blonde. „Das wichtigste wäre zu entscheiden, wie du dem ganzen gegenüber stehen willst.“ „E-entscheiden... Gegenüber stehen... Malik, ich bin 17 Jahre. Und du weist genau, dass ich noch nicht so reif bin, wie du.“, versuchte er sich heraus zu reden. „Nein, du bist schon 17 Jahre. Und genau das ist es, was Bakura sieht, wenn er dich denn tatsächlich irgendwie mag. Also solltest du entscheiden, was du willst, klipp und klar. Denn solange du ihm weder klar zusagst noch ihn ablehnst, wird er sicher versuchen dich nach und nach herum zu bekommen. Ob es dir gefällt oder nicht, so ist das nun mal. Natürlich kannst du nicht einfach auf eine bloße Vermutung hin auf ihn zu spazieren und ihn ablehnen oder ihn direkt fragen.“, machte ihm der Blonde klar. „Aber was soll ich dann tun?“, fragte Ryou ziemlich verunsichert. „Erst mal musst du entscheiden, was du denn überhaupt möchtest, wenn er Interesse hätte. Also werde dir bewusst über deine Gefühle, deine Sexualität, werde reifer. Du kannst dich nicht ewig hinter dem Gedanken verstecken zu jung dafür zu sein. Es gibt Leute, die können das anders sehen und für die du ein leichtes Opfer bist. Du bist 17 Jahre, Ryou. Und damit hast auch du die Möglichkeit zu... Naja... Du weißt schon...“, meinte dieser damit natürlich Sex. „Ich... Ich kann doch nicht... Aber... Mit sowas habe ich mich bisher noch nie beschäftigt. Wozu auch? Es hilft einem doch nicht und in der Schule...“, versuchte Ryou sich zu rechtfertigen. „Ryou. Schule hin oder her, aber du bist auch nicht ewig dort. Und durch deine Spiele... Deine Videospiele... Du hast dich deswegen bisher einfach nicht damit beschäftigt, das sehe ich ja ein. Aber dann musst du es nun tun. Denk darüber nach, ob du dir generell vorstellen kannst eher mit einem Jungen oder einem Mädchen zusammen zu sein. Und beschäftige dich etwas mehr mit dem Thema, das du bisher immer umgangen zu haben scheinst... Bezogen auf deinen Körper... Und wenn du irgendwelche nicht gerade peinliche Fragen, hast... Beispielsweise, was eine Beziehung anbelangt... Dann versuche ich dir zu helfen und jede Frage zu beantworten so gut es geht.“, versprach der Ältere. „Und wenn du eine Entscheidung getroffen hast, helfe ich dir einen Weg zu finden Bakura's Verhältnis zu dir heraus zu filtern.“ „Aber... Woher soll ich denn das überhaupt wissen, ob ich eher auf das männliche oder weibliche Geschlecht stehe?“, fragte der Weißhaarige in dieser für ihn neuen Situation. „Das merkst du, während du dich ausgiebig mit Beziehungen, Männern und Frauen beschäftigst. Solange du nicht Gefahr läufst dir etwas einzureden. Deswegen denke keinesfalls die ganze Zeit an ihn, das würde eventuell etwas an deiner tatsächlichen Einstellung ändern. Beobachte Pärchen, lies ein paar Zeitschriften... Wenn du nachher um 14.30 Uhr mit einem der Shuttleautos in die Stadt fährst gibt es sicher dort einen Kiosk oder so. Ich kann dir ein paar Namen von Zeitschriften aufschreiben, die du, ohne dass es peinlich wird, kaufen kannst und die sich teilweise mit solchen Dingen wie Liebe, Sexualität und Beziehungen beschäftigen.“, quasselte der Ägypter vor sich her, erntete aber zu seinem Erstaunen ein Nicken. „Ich... Na gut, ich probiere es.“, versprach Ryou, hatte wohl keine andere Wahl in dieser Situation. So saßen die beiden Freunde noch eine Weile zusammen, redeten über dies und das und aßen ihr Essen fertig. Noch ein paar Fragen hatte der Jüngere gehabt, die jedoch mehr eine Lappalie waren und schnell abgeklärt waren. Das waren dann so Fragen wie 'Ist es wirklich nicht peinlich mit den Zeitschriften?' und 'Was soll ich tun, wenn während des Lesens jemand klopft?'. Aber diese waren schnell geklärt, weswegen sie sich nach dem ersten gemeinsamen Essen und viel Erleichterung beiderseits fürs erste wieder trennten. Ryou ging mit seiner Liste zu den Shuttleautos und Malik ging auch seiner Wege zu dem blonden Ranchleiter... (Sry, wegen des Titels. Aber es ist mir nichts besseres eingefallen und eigentlich ist es vielmehr auch ironisch gemeint. Ich hoffe, ihr mögt das Kapitel an sich trotzdem. Viel Spaß beim Lesen ^^) Kapitel 9: Gewitter und neue Erkenntnisse ----------------------------------------- Am späteren Nachmittag kehrte Ryou dann mit dem Shuttleauto zur Ranch zurück. Die Zeitschriften hatte er gut verstaut in seinen Rucksack gepackt, doch es war nicht das Einzige, was er eingekauft hatte. Auf Süßigkeiten hatte die Naschkatze zwar verzichtet, war dafür aber in einen Souvenirladen einmarschiert. Dort hatte er ein paar Andenken gekauft, da sie nicht nur Ansichtskarten, sondern auch andere Dinge verkauften. Mit seinen Errungenschaften ging er von den Parkplätzen der Shuttleautos auf direktem Weg in sein Zimmer, wo er nicht nur den Souvenirs einen Platz gab, sondern auch die Magazine verstaute, wo sie niemand finden würde außer er selbst. Jetzt wollte er sie aber noch nicht lesen, sondern erst am Abend, wenn er sowieso schon so müde war, dass sein Körper nicht mehr irgendwie darauf reagieren konnte. Stattdessen wollte der Weißhaarige etwas spazieren gehen, auch wenn das Wetter etwas frisch war und die Sonne sich nicht am Himmel blicken hatte lassen. Es war das ideale Wetter für ihn, denn er mochte so heiße Tage, wo man in der Sonne brutzelte, nicht. Also schritt er die Treppen hinab, warf einen vorsichtigen Blick nach draußen und checkte ab, ob die Luft rein war. Immerhin wollte er dem Älteren nicht begegnen, wusste er doch, dass er sich vorher nicht abgemeldet hatte wegen des Joggings. Draußen war aber niemand zu sehen, weswegen er sich tatsächlich nach einer Weile hinaus traute. Zufrieden und entschlossen legte er einen Spaziergang ein, ging zu den Wanderwegen und von dort aus zu den Profikoppeln, die er gesehen hatte. Die Sicht dort hin war allerdings von einigen Bäumen verdeckt, weswegen er nicht wusste, dass sich der Andere dort mit Hurricane aufhielt. Erst, als er den Weg schon herunter war, erblickte er diesen und dieser ihn. Sofort wollte Ryou wieder hoch und nur weg von hier, doch das war nicht so leicht, denn der Weg war steil und nicht gerade leicht zu erklimmen. Deswegen rutschte er zurück, als sein Alptraum auf Hurricane auf ihn zu geschnellt kam und augenblicklich abstieg. „Sag mal... Kannst du mir mal verraten, wo du warst? Ich habe fast eine viertel Stunde auf dich gewartet. Denkst du, ich habe nichts besseres zu tun?!“, maulte er den völlig überforderten Schüler an. „Ich... Tut mir leid. Ich wollte ja Bescheid geben, aber es ging nicht mehr. Sonst wäre doch das Shuttleauto ohne mich gefahren und ich musste doch ganz dringend in den nächsten Ort.“, versuchte sich Ryou zu erklären. „In den nächsten Ort? Was hast du denn da gemacht? Doch nicht etwa Süßigkeiten oder so gekauft?“, hakte der Reitlehrer nach. „Nein, natürlich nicht. Ich habe dort etwas von der Post aus verschickt. Ein paar Ansichtskarten und ein Paket.“, gab er an. „Ich habe mir auch was von dort aus dem Souvenirladen gekauft, wo ich einmal da war. Naja, immerhin kann ich das nicht am letzten Tag machen. Da bin ich ja schon wieder zurück.“ „Na gut... Wehe ich finde Süßigkeiten bei dir. Aber sag das nächste Mal trotzdem irgendwie etwas, lass deinen Freund irgendwas wissen oder... Wie auch immer.“, hatte sich Bakura's erste Wut nach einem tiefen Durchatmen gelegt. „Und was machst du nun hier?“ „Wandern.“, beantwortete der Jüngere die Frage. „Ich mag es nicht so viel zu laufen, wenn es so warm ist.“ „Verstehe. Na dann... Fühle dich ganz ungestört und...“, unterbrach Bakura plötzlich, als etwas feuchtes auf seinem Kopf landete. „Oh je.“, äußerte dieser daraufhin. Dem einzelnen Tropfen folgten ein paar weitere, während Ryou sich die Hände über den Kopf hielt. Es fing also an zu regnen und er hatte wieder einmal kein Glück mal eine ungestörte sorgenfreie Zeit hier zu genießen. Sofort stieg Bakura wieder auf Hurricane, riet ihm noch sich etwas zu beeilen und in die Herberge zurück zu kehren. Indes ritt er voraus, machte sich daran die Kühe in ihre Stallungen zu treiben, die noch draußen auf der Wiese weideten. Als er fertig war und Hurricane ebenfalls in seine Box gebracht hatte, wollte er eigentlich zurück in die Personalunterkunft, als Ryou ihm völlig durchnässt entgegen kam. Dieser schien es aber gar nicht mehr eilig zu haben, ging einfach gemächlich vor sich hin. //Das darf doch jetzt nicht wahr sein.//, dachte der Ranchleiter und verdrehte die Augen. „Na los, beeile dich mal. Es sieht nach Sturm aus und du trödelst hier vor dir her als sei gar nichts. Gott herrje, komm mit.“, zog er den Durchnässten mit sich. Dieser wollte sich noch wehren, wollte nicht mit Bakura alleine sein, sondern ihm eigentlich aus dem Weg gegangen sein. Doch nun wurde er schnurstracks von ihm weg gezerrt und das nicht zur Herberge, sondern zu der Personalunterkunft. Alles in ihm sträubte sich auf einem Mal, wusste er immer noch nicht, wie er sich dem Älteren gegenüber geben sollte. Immerhin konnte es sein, dass dieser was von ihm wollte, also durfte er keinesfalls mit ihm alleine sein. Allerdings wusste er auch nicht, wie er sich unauffällig aus der Situation hinaus manövrieren sollte. Schließlich war es dann auch zu spät, als die Tür sich hinter ihm schloss. Er hatte einfach zu lange darüber nachgedacht und jetzt einfach wieder hinaus laufen war auch nicht sehr klug, denn inzwischen donnerte es ganz schön. Indes war Bakura in ein anderes Zimmer gegangen, warf ihm schließlich ein Handtuch mitten ins Gesicht. Leicht murrend nahm er es dann aber trotzdem an, trocknete sich die Haare ab und wollte schon weiter gehen, als... „Bleib da gefälligst stehen. Du machst ja alles nass und schmutzig.“, meckerte dieser wie eine Putzfrau. „Na los, zieh die Schuhe aus. Und die nasse Kleidung am besten auch noch, sonst könntest du noch krank werden. Darauf hast du sicher keine Lust und... Wenn du glaubst du könntest dich so vor dem Reitunterricht drücken...“, beendete er den Satz nicht. Ryou zog daraufhin zwar seine Schuhe aus, machte aber nicht die Anstalten sich sonst irgendwie zu entkleiden. Die Tatsache, dass es hier so ruhig war, machte ihn auch irgendwie nervös, wusste er nicht, ob er denn hier mit dem Älteren nun alleine war oder nicht. So blieb er einfach im Flur stehen und wartete, dass irgendwas passierte. Eine Weile dauerte es, da kam der Ranchleiter wieder zu ihm. „Stehst du immer noch da? Mensch, Ryou. Willst du da Wurzeln schlagen?“, fragte dieser. „A-aber... Ich habe doch nichts zum Anziehen.“, entgegnete Ryou. „Dann ist mir nur noch kälter.“ „Ach, Ryou. Ich gebe dir schon was, mach dir da mal keine Gedanken. Mach einfach und komm hoch.“, verlangte der Ältere und verschwand daraufhin in eben jene Richtung. Einen kurzen Augenblick zögerte der Weißhaarige noch immer, entledigte sich aber dann doch seiner nassen Kleidung und nahm sie mit nach oben. Dort angekommen fand er Bakura in seinem Zimmer, so nahm er jedenfalls an, konnte ihn durch einen Türspalt sehen, wie er dann den Kleiderschrank schloss. Kurz darauf klopfte er an, öffnete die Tür und blieb dort stehen. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken in seiner Nähe so zu sein, ausgesetzt der Tatsache, dass es wohl wirklich so war, dass er mit diesem alleine war. „Bleib da nicht so angewurzelt stehen. Komm rein, ich beiße nicht.“, zog er Ryou am Arm in sein Zimmer. „Ich kann dir leider nur das hier geben. Meine Hosen werden dir wohl kaum passen.“ Daraufhin nahm er die Kleidung des Jüngeren und brachte sie hinunter um sie auf die Wäscheleine zu hängen. Es dauerte einen Moment, da realisierte Ryou, was er da bekommen hatte. Es hielt lediglich ein großes Shirt in den Händen und nichts für unten herum. Trotzdem ahnte er, dass Bakura wohl recht hatte mit den Hosen und zog wenigstens das an, was er hatte, bevor dieser ihn so noch länger sah. Dennoch zupfte er an dem Shirt, versuchte es irgendwie länger zu machen, als der Ältere wieder zurück kam. „Bakura, das ist zu kalt.“, jammerte Ryou. „Mensch, stell dich nicht so an. Ich kann dir höchstens noch eine dünne Decke geben.“, warf er ihm diese entgegen. Daraufhin schloss der Ranchleiter die Tür und klopfte daraufhin neben sich auf das Bett. Etwas zögerte der Schüler daraufhin, aber nicht so lange, da er wusste, dass er sonst nur wieder dazu gezwungen wurde. Stattdessen setzte er sich mit etwas Abstand auf das Bett und lehnte sich hinten an eines der Kissen, ehe er die Decke über seine Beine legte. Indes zappte Bakura etwas mit dem kleinen Fernseh herum, legte sich dann aber doch auf ein Programm fest. „Wo... Wo sind die anderen Bewohner des Hauses? Sind wir hier etwa ganz alleine?“, fragte der Weißhaarige etwas besorgt, während sein Herz immer unruhiger klopfte. „Naja, ich denke schon. Jeder hat hier halt seine Aufgaben in solch einem Fall. Mariku kümmert sich um die Gäste, ich um die Pferde und Kühe... Und die anderen Bewohner kümmern sich eben um andere Tiere. Das dauert sicher noch, oder sie haben beschlossen nicht zurück zu kommen und den Regen abzuwarten.“, erklärte dieser daraufhin. „Ach so.“, kommentierte Ryou das Gesagte. „Und... Naja, schauen wir halt Fernseh.“ Daraufhin herrschte fürs Erste Schweigen zwischen den Beiden. Innerlich herrschte aber weiterhin Unruhe in Ryou's Kopf. Es machte ihn einfach nervös in dessen Zimmer zu sein, alleine nur mit ihm im Haus und seine Kleidung nass im Keller, wissend, dass er erst hier weg konnte, wenn sie trocken war oder es aufhörte zu regnen. Irgendwann aber vertiefte er sich in das Fernsehprogramm wurde so allmählich müder. Er hatte es vermisst so unterhalten zu werden, war es, im Gegensatz zu Bakura, gewohnt so zu leben. Schwerer und schwerer wurden mit der Zeit seine Augenlider, denn ohne den sonst üblichen Koffeinschub, konnte er sich einfach nicht so gut wach halten wie sonst. Es regnete aber immer noch und seine Kleidung war laut der Information des Älteren auch noch nicht trocken. Inzwischen lag er mehr schlecht als recht gebeutelt auf dessen Bett, unfähig noch irgendwie klar zu denken oder gar irgendwo anders hin zu gehen. Wenig später schaltete der Ranchleiter das Gerät dann auch ab, schaltete das Nachtlicht an und deckte Ryou mit einer weiteren Decke zu. „Schlaf ruhig hier. Ich werde gleich auch hinab gehen und auf der Couch schlafen.“, informierte dieser ihn, woraufhin Ryou schon protestieren wollte. „Keine Widerrede.“, entgegnete Bakura jedoch schnell, als er dies merkte. Und Ryou war tatsächlich zu müde um noch irgendwie mit ihm herum zu diskutieren. Immer schwerer konnte er die Augen offen halten, kuschelte sich stattdessen in die warme Decke, ehe ihm die Lider ganz zu fielen und sich nicht mehr öffneten. Der Reitlehrer wartete noch einen Augenblick, damit er sich wirklich sicher war, dass dieser auch schlief. Kurz darauf schob er dessen Haare etwas beiseite und hinterließ einen kleinen Kuss im Nacken des Schlafenden, ehe er sich tatsächlich zum schlafen hinunter begab. Darauf hatte er den ganzen Abend gewartet, grinste nun schelmisch vor sich hin. Selbst wenn dies bedeutete, dass er heute auf der Couch schlafen musste, hatte es sich doch gelohnt Ryou hier her zu locken. Zufrieden mit sich und seiner Perfidität, entledigte er sich letztlich seiner Kleidung und legte sich in der Stube zur Ruhe... Ein greller Blitz und ein darauf gefolgter lauter Donnerknall ließ Ryou aus seinem Schlaf hochschrecken. Einen Moment brauchte er um sich zu orientieren, wusste dann wieder, wo er war. Irgendwie fühlte er sich einen Moment lang komisch, konnte aber nicht sagen, woran es lag. Dafür hatte er ein wenig Durst bekommen, verließ deswegen den ruhigen Schutz des Raumes. Vorsichtig wankte er im Halbdunkel die Treppen hinab, konnte nur durch die ab und an auftauchenden Blitze etwas sehen. Auf der Suche nach der Küche, ging er auch durch die Stube, musste allerdings jäh feststellen, dass der Ältere verschwunden war. Etwas lauter rief er seinen Namen, bekam jedoch keine Antwort. Schließlich fand der Weißhaarige die Küche aber dennoch, die wohl nach hinten hinaus zur Richtung der Stallungen lief, wie er durch die Lage des Fensters erkennen konnte. Unbedacht schenkte er sich erst einmal etwas Wasser aus der Leitung ein und trank dieses, vernahm dann aber irgendwelche Stimmen. Sich fragend, was da los sei, blickte Ryou nach draußen und konnte gerade noch so Bakura entdecken. Etwas überrascht, entschloss er sich nachschauen zu gehen und holte indes seine inzwischen trockene Kleidung wieder aus dem Keller. Kurzerhand und ungefragt schnappte er sich eine größere Jacke von der Garderobe und rannte mit Kapuze bedeckt zu der Richtung in die er den Ranchleiter gesehen hatte. Hektik herrschte in der Scheune, während immer wieder Leute mit den dortigen Tieren heraus kamen. Vorsichtig watete Ryou hinein in die wässrige Pampe, die sich inzwischen hier gebildet hatte, denn die Scheune stand inzwischen knöcheltief unter Wasser. Als er Bakura schließlich fand, schien dieser ganz schön angespannt und redete auf zwei Stallburschen ein. „Bakura! Was ist hier los?“, rief der Jüngere ihm schließlich zu und machte so auf sich aufmerksam. „Ryou?! Was machst du denn hier? Geh zurück nach drinnen. Das hier ist kein Ort für Greenhorns. Ich will nachher nicht verantwortlich sein, dass die auch noch etwas passiert.“, machte der Ranchleiter klar. „Aber... Ich übernehme die Verantwortung schon selbst.“, entschied Ryou, vernahm das Wiehern eines aufgeregten Pferdes. „Kann... Kann ich irgendwie helfen?“, fragte dieser, merkte man ihm doch an, dass er sich zumindest um irgendwas sorgte, auch wenn man nicht wusste, ob es die Tiere oder Bakura war. Kurzerhand kam er um die Ecke, erkannte nun was los war. Zwei Stallburschen und Bakura als Aufseher, versuchten Laska hervor zu holen und hier weg zu schaffen, scheinbar genau wie die anderen Tiere, die hier gewesen waren. Nicht mehr viele waren geblieben, aber Laska machte Probleme, da sie dauernd stieg und sich keinen Zentimeter vor bewegen wollte. „Sie ist wasserscheu. Wenn du helfen willst, dann... Zieh dir da drüben ein paar Gummistiefel, nimm eine Ente oder so und bring sie...“, unterbrach Bakura jäh seine Erzählung, als der Jüngere näher an das Pferd schritt. „Was machst du? Willst du gleich unter Laska liegen?!“ „Lass mich. Ich habe keine Angst. Dem Pferd habe ich viel zu verdanken, also... Ich... Laska... Laska, vertrau mir.“, streckte Ryou die Hand aus und schritt vorsichtig vor. Dabei hielt er Blickkontakt, wagte sich Zentimeter um Zentimeter vor, während Laska... Ja, sie wurde allmählich tatsächlich ruhiger, stieg nicht mehr und ließ sich dann doch tatsächlich von Ryou streicheln. „Pferde. Ich werde sie nie verstehen.“, seufzte der Ältere daraufhin. „Na gut, bring Laska eben hoch zu den anderen in die Scheune auf dem Hügel. Aber nicht reiten, wehe ich höre da sowas. Das ist bei dem Wetter zu gefährlich.“ Kurzerhand zog sich Ryou schnell ein paar Gummistiefel über und watete durch das Wasser mit Laska. Es war eine weite Strecke hinauf zur Scheune, die über eine Brücke führte. Er folgte dem Convoy und lieferte dort eines der letzten Tiere ab, ehe er wieder zurück lief. Natürlich wollte er zu keinem Anderen als Bakura, der noch immer unten war, wie er jedenfalls glaubte. Dieser kam ihm dann allerdings doch entgegen, woraufhin der Jüngere los rannte und den Halt auf der rutschigen Wiese verlor. Etwas geschockt, weil dieser geradewegs auf den Fluss zu rutschte, lief der Ranchleiter mit Hurricane ebenfalls los. Wenig später sprang er, die Leine seines Pferdes haltend, in das Wasser und bekam den leichtsinnigen Tollpatsch gerade noch so zu fassen. Als sie von dem Pferd heraus gezogen wurden, waren sie aber beide pitschnass, woraufhin der Ältere ihm eine Kopfnuss verpasste. „Bist du lebensmüde?! Was meinst du, warum ich sagte nicht reiten?! Hier ist alles rutschig, Ryou. Dass...“, stoppte dieser jedoch. Durch den Schreck des Momentes und seinem Gebrüll, rannen dem empfindlichen Jungen Tränen über die Wangen. Er selbst war hart, wenn so etwas passierte, hatte nicht bedacht, wie sein Schüler in so einem ersten Moment, wo er beinahe in den Fluss gestürzt war und ertrinken hätte können, empfand. Tief durchatmend bewegte sich der Ältere auf ihn zu, nahm ihn erst einmal in die Arme und tröstete ihn etwas. „Shhh~, schon gut. Ist ja noch mal gut gegangen. Ich passe auf dich auf, versprochen.“, redete Bakura beruhigend auf ihn ein. „I-ich... Können wir zurück zum Haus? Ich...“, stammelte der Schüler nun aus Angst. Daraufhin nickte der Reitlehrer, brachte nur noch Hurricane zu den Stallungen und kehrte nach einer kurzen Erklärung zurück. Es hatte keinerlei Einwände seitens der anderen Mitarbeiter gegeben, nachdem er berichtete, was vorgefallen war. Wieder zurück bei Ryou, geleitete er diesen zurück in die Personalunterkunft, wo sie beide nun erst mal frische Kleidung brauchten. Bakura begab sich, nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte, hinauf in sein Zimmer und Ryou zog wieder das große T-Shirt an, dass er beim verlassen der Unterkunft über die Couch geworfen hatte. Gemeinsam breiteten sie die Kleidung im Keller auf der Wäscheleine aus, begaben sich daraufhin wieder hoch. Zwar wollte der Jüngere nun nichts lieber als wieder zu schlafen und das alles vergessen, doch wurde er plötzlich aufgehalten. „Ich... Kann ich kurz mit dir sprechen? Ich habe etwas wichtiges mit dir zu klären. Komm, wir setzen uns ins Wohnzimmer.“, ließ er dem Schüler erneut keine wirkliche Wahl. Ein wenig müde aber dadurch auch kein bisschen nervös, folgte er Bakura in die Stube und setzte sich auf die Couch. Dieser hatte inzwischen auch einen Pyjama an, was ein ungewohnter Anblick war. Kurz darauf nahm er neben Ryou platz, atmete erst einmal tief durch um den Schock von vorhin noch etwas zu verdauen. „Wir müssen reden, Ryou. Ich war nicht ganz fair zu dir und ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe dich für einen faulen und unmotivierten Stadti gehalten, der nichts auf die Reihe bekommt und am Liebsten die Tag zur Nacht und die Nacht zum Tag macht. Aber... Ich habe mich geirrt.“, machte Bakura hier eine Pause. „Naja, anfänglich stimmte das ja auch. Trotzdem merke ich, dass ich mich allmählich auch ändern kann. Du brauchst dich deswegen nicht zu entschuldigen.“, entgegnete der Jüngere. „Doch, muss ich. Du hast heute jede Menge Mut und Aufopferung gezeigt, hast insgesamt meine Schikanierungen ausgehalten und auch nicht aufgegeben, als ich dich gefordert habe. Du hast dich auch nicht beim Management beschwert, obwohl du sicher mehr als ein mal Grund dazu gehabt hättest.“, räumte dieser ein. „Wieso erzählst du mir das alles?“, wunderte Ryou diese Ansprache doch nun sehr. „Ich... Naja, ich muss mich noch für etwas entschuldigen. Ich weiß nicht, ob du es neulich bemerkt hast. Am Ende der Reitstunde in den Innenstallungen, da war meine Hand, wo sie nicht sein sollte. Das ging zu weit und es tut mir leid.“, erntete der Ältere einen fassungslosen Gesichtsausdruck seitens des Weißhaarigen, der daraufhin aufsprang. „A-also doch... Dann habe ich mir das gar nicht eingebildet. Aber wieso...?“, verstand Ryou nicht, warum dies nun alles um ihn herum passierte. „Wieso? Gut, ich hatte kein Recht dazu. Aber dass du mich fragst, wieso? Schau doch mal in den Spiegel. Bis auf dein Körpergewicht am Bauch bist du wohl alles andere als hässlich. Ich finde dich süß.“, gestand der Ältere daraufhin. Ryou, sichtlich überfordert mit diesem Geständnis, stand erst einmal fassungslos und mit offenem Mund vor der Couch, sein Herz pochend und sich doch unsicher, ob er darauf etwas sagen sollte oder konnte. Ein wirres Gefühlschaos herrschte in seinem Kopf und seiner Brust, woraufhin er nur wenig später die Flucht nach oben in das Zimmer antrat und den Schlüssel herum drehte, der auf der Tür steckte... Kapitel 10: Stürmische Gefühle ------------------------------ Nach dem Mittagessen begab sich der immer noch etwas konfuse Blonde auf die Suche nach Mariku, suchte ihn überall. Bei den Kühen, in der Personalunterkunft und auch auf der Koppel konnte er ihn allerdings nirgendwo finden. Erschöpft vom vielen Herumlaufen, ließ er sich erst einmal auf einer Mauer nieder, als eine weitere Mitarbeiterin, die im nächsten Ort wohnte, seinen Weg kreuzte. „Entschuldigung... Wissen Sie, wo ich Mariku finde?“, forschte er nach. „Der ist mit Thunder ausgeritten. Zugegeben macht er das zwar selten, aber... Musst du wohl warten.“, antwortete sie ihm und zog dann weiter. Seufzend stimmte er der Tatsache zu, entschied sich aber woanders zu warten. Wenn Mariku mit dem Pferd ausgeritten war, dann musste er zuerst in die Stallungen, entschied sich dort zu bleiben. Auf einer Bank sitzend, musste er warten... und warten... und warten... Fast eine geschlagene Stunde ging dabei herum, aber er wollte den Älteren um keinen Preis verpasst haben, da tauchte dieser in seinem Blickfeld auf. Kurzerhand stieg Mariku vom Pferd ab und ging die restlichen Meter zu Fuß mit dem Tier in die Box, gefolgt von dem etwas unruhigen Ägypter. „Wo warst du so lange? Ich wollte mit dir reden, aber du...“, wurde er jäh unterbrochen. „Hast du mich vermisst?“, warf der Andere ein. „Was...? Mariku, ich meine es ernst. Ich muss wirklich mit dir reden. Es geht um gestern und... Ich habe das immer noch nicht so ganz verstanden. Aber... Können wir bitte nicht hier darüber reden? Muss ja nicht gleich die halbe Ranch mitbekommen.“, plapperte Malik munter drauf los. Etwas genervt die Augen verdrehend, was dieser allerdings nicht sehen konnte, zog der Ältere ihn mit sich in die Stallungen. Er hatte keine Zeit mehr zurück zu den Personalunterkünften zu marschieren, musste gleich die Gänse füttern. Kurzerhand zog er ihn in eine leere Box und schloss die Tür hinter sich. „Was hast du denn für ein Problem? Reichte dir meine Antwort gestern etwa nicht?“, fragte Mariku. „Was für eine Antwort? Du hast mich geküsst, aber... Es war so... Verwirrend und... Ach, ich weiß auch nicht. Sind wir nun zusammen oder...?“, gab der Jüngere zu. „Soll ich dich noch mal küssen, damit du es kapierst? Es ist deine Entscheidung, wenn du es ernst meinst, Malik. Ich jedenfalls würde nur zu gerne mit dir zusammen sein. Und es gibt keine Vorschrift, die mir das verbietet, falls es dich noch interessiert.“, stellte Mariku klar. „Ich... Aber ich war zuvor mit noch niemanden zusammen. Also haben wir eine Beziehung?“, fragte er erneut. „Malik. Jetzt frag nicht dauernd und entscheide dich, was du willst. Ich bin niemand, der auf so ein hin und her steht.“, machte der Ältere eindeutig klar. „Also... Okay. Ich möchte mit dir zusammen sein.“, traf Malik schließlich doch noch seine Wahl. „Ich... Dann halte ich dich mal nicht weiter auf. Bis später.“ Daraufhin lief der Blonde aus der Box und verließ die Stallungen. Sein Herz pochte dabei unwillkürlich, denn ihm war nun klar, dass er eine Beziehung mit jemandem hatte, der nicht nur verantwortungsbewusst, sondern auch sehr heiß war. Auf was er sich dabei einstellen musste, hatte er noch keine Ahnung, denn bisher hatte er nie so ernsthaft über Beziehungen nachgedacht. Auch die Küsse, die dieser ihm quasi aufgedrängt hatte, waren neu für ihn. Es kam so viel Neues auf ihn zu, dass er unwillkürlich ein wenig innerlich nervös war. Und während dies so war, verging die Zeit für ihn irgendwie in Nanosekunden. Mariku indes fütterte die Gänse und ging seinen sonstigen Aufgaben nach, nichts ahnend, was in seinem Freund vorging. Irgendwie versuchte dieser sich dann damit abzulenken, dass er sich eines der Pferde nahm und über Hindernisse sprang. Der Ägypter machte dies zugegeben gut, was ihm aber nicht wirklich half die Gedanken frei zu bekommen. An Nachmittag dann verdrückte er sich Richtung Strand, ging etwas im Wasser schwimmen. Dies hatte er noch nicht genutzt, seit er hier war und von daher nutzte er sogar die Sonne nach dem Bad, um noch etwas brauner zu werden. Dort schlief er aber irgendwann ein... Als es schon dunkel wurde und die Sonne gerade unterging, erwachte der Blonde aus seinem Schlaf, herbei geführt durch die Tatsache, dass es etwas frischer geworden war. Kurz blickte er etwas verschlafen auf, öffnete schließlich seine Augen erstaunt weit, als er merkte, dass er nicht mehr alleine war. Neben ihm saß Mariku, der sich den Sonnenuntergang anschaute und eher lässig dreinschaute. „Was machst du denn hier? Seit wann bist du hier?“, wollte Malik überrascht wissen, als er sich aufrichtete. „Darf ich nicht? Seit etwa zehn Minuten.“, antwortete der Gefragte. „Du hast tief und fest geschlafen, sahst richtig süß aus.“ „Mariku!“, schoss dem Jüngeren daraufhin die Röte ins Gesicht und erntete ein Lachen. „Das ist nicht lustig. Ich habe nicht damit gerechnet und...“ „Und was? Wir sind doch jetzt zusammen. Da möchte ich eben auch etwas Zeit mit dir verbringen. Das kann ich eben erst am Abend.“, gab Mariku zu verstehen. „Ist schon klar, aber... Dann hättest du mich wecken sollen. Mensch... Erst versuche ich dich wenigstens ein wenig aus meinen Gedanken zu bekommen und schon...“, stockte er augenblicklich, weil er das gerade laut gedacht hatte. „Soso, ich war also in deinen Gedanken. Sind es schöne Gedanken?“, grinste der Ältere und kam ihm dabei gefährlich nahe. Nervös rutschte Malik ein wenig zurück, schaffte es allerdings nicht sehr weit. Sein Herz pochte plötzlich wie wild, während der Ältere diese Situation wirklich zu genießen schien. Kurzerhand lagen dessen Lippen auf seinen, versiegelten sie zu einem Kuss. Erst mal reagierte er darauf gar nicht, war zu beschäftigt die Situation zu erfassen. Nach einem gedanklichen Einverständnis erwiderte er diese Geste letztlich doch noch, berührte sanft Mariku's Zunge, die sich in seinen Mund vorgedrängt hatte. Aus Luftmangel trennte er sich wenig später allerdings von ihm, während Mariku den Raum zwischen ihnen wieder vergrößerte. „Das müssen wir noch ein wenig üben.“, kommentierte dieser den Kuss. „Wie meinst du das? Das... war mein erster Kuss... auf diese Art...“, gab der Jüngere zu. „Dein erster Kuss... Okay, das erklärt es natürlich schon.“, stellte Mariku einfach nur fest. „Die Aktion im Bad und so... Du erinnerst dich. Aber ist nicht weiter tragisch. Eigentlich mag ich es sogar, dass ich dir alles beibringen kann.“ „Es... Ich bin eben noch nicht so erfahren, wie es vielleicht den Anschein macht. Ich... Das im Bad... Es ist noch nicht so lange her, dass ich damit begonnen hatte. Und... So geschickt bin ich damit auch nicht.“, murmelte er die letzten Worte. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden Ägyptern, während nun die letzten Sonnenstrahlen für heute das Antlitz der Erde berührten. Anschließend stand der Ältere auf und hielt ihm die Hand hin. Ohne zu zögern nahm er diese an, denn inzwischen regnete es schon etwas länger und nur die Tatsache, dass er unter einem Sonnenschirm gelegen hatte, schützte ihn davor. Schnell lief er deswegen mit seinem Freund über den Strand und zu der Ranch, kam aber mit seinen Badepantoffeln nicht so gut voran. Deswegen packte ihn sich Mariku kurzerhand über die Schulter und lief mit ihm in die Pension. Sofort kümmerte sich dieser darum, dass er hoch in sein Zimmer kam und sich etwas anzog. Eigentlich wollte er schon ins Bad flüchten, da schnitt ihm der Pensionsleiter den Weg ab, woraufhin er einen verdutzten Gesichtsausdruck machte. „Du kannst dich hier umziehen. Wir sind doch jetzt ein Paar und... Ich habe dich doch schon nackt gesehen.“, machte er ihm klar. Eigentlich wollte der Jüngere augenblicklich protestieren, gestand sich jedoch ein, dass Mariku wohl Recht hatte. Nichtsdestotrotz wollte er es nicht hier an der Tür machen, eingekesselt von dem Älteren. Aus diesem Grund ging er zu seinem Kleiderschrank, suchte sich etwas daraus heraus und ließ daraufhin die Badehose gen Boden wandern. Indes suchte er im Kleiderschrank nach einem Pyjama, schnappte sich im Anschluss einen sandfarbenen kurzen Schlafanzug. Daraufhin zog er sich eine Unterhose und eben jenen an, während der Ältere ihn bei jeder Aktion zu begutachten schien. Als er fertig war, forderte dieser ihn mit einem Klopfen auf das Bett auf, dass er sich zu ihm auf eben jenes begeben sollte, wo Mariku es sich inzwischen bequem gemacht hatte. Kurzerhand nahm sich der Jüngere die Fernbedienung des Fernsehers vor, die hingegen sofort aus seinen Händen verschwand, weil ein gewisser Jemand sie ihm wegnahm. „Du hast was vergessen. Es wird kein Fernseh geschaut. Ich sagte ja bereits am Strand, dass wir das Küssen noch ein wenig üben müssen. Da kommst du jetzt nicht so einfach drum herum.“, entschied der Pensionsleiter. Daraufhin rückte besagte Person erneut so nah an ihn, dass Malik gegen das Kopfende stieß, bevor sich dessen Lippen auf seine legten. Sein Herz fing daraufhin an schneller zu schlagen und er krallte sich kurz in die Decke, als der Ältere Einlass verlangte. Es brauchte einen kurzen Moment, indes hatte Malik seine Augen verschlossen, da gewährte er ihm diesen. Augenblicklich schob sich Mariku's Zunge vor, was in ihm die Reaktion auslöste, dass er sich kurzzeitig in die Bettdecke krallte, bevor er sich wieder entspannen konnte. In der Zwischenzeit hatte sich die Zunge seines Freundes munter vor gewagt und unter seine geschoben, animierte sie mit ein paar flinken Manövern dazu seinem Rhythmus zu folgen. Diesem konnte er aber keineswegs stand halten, was Mariku auch wusste, versuchte es aber trotzdem und erwiderte den Kuss so gut er eben konnte. „Hm~“, keuchte der ziemlich überforderte Ägypter in den Kuss. Der Ältere forderte ihn wirklich sehr, was ihn keineswegs bei dem Anblick störte, der sich ihm bot. Erst als Malik aufhörte auf die Bewegungen einzugehen, trennte er den Kuss, blickte in das inzwischen leicht rote Gesicht seines Liebsten. Dieser saß schnell atmend und nach Luft ringend vor ihm, sein Herz pochend und die Augen auf keinen festen Punkt mehr gerichtet. Nach Fassung ringend, versuchte Malik seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen, was er sonst nur kannte, hatte er gerade einen Dauerlauf hinter sich. „Du verkrampfst dich viel zu sehr. So wird das irgendwie nie was. Sei etwas lockerer, entspann dich.“, forderte Mariku ihn auf. „Und wie... soll ich... das machen...?“, fragte der Jüngere nach Luft ringend. „Jeder Kuss von dir... ist wie ein... Adrenalinschub... in mir... Mein Herz... pocht wie wild... und... mein Körper will... mir einfach nicht gehorchen...“ „Ist ja interessant. Machen wir weiter.“, sagte der Ältere daraufhin schnell, woraufhin erneut nur wenig später dessen Lippen auf seinen lagen. „W-warte... Mariku...“, entzog er sich ihm kurz. Diesen Zustand konnte der Jüngere allerdings nicht lange halten, denn dafür war Mariku einfach zu geschickt. In seiner Brust schürte sich daraufhin alles zusammen, als würde sein Herz jeden Augenblick stehen bleiben und auch sein Blick war einen Moment lang etwas geschockt. Irgendetwas noch sagen wollend, entwichen ihm die Laute durch die Nase, ehe er sich allmählich damit abfand. Mariku hatte sich inzwischen seine Hände genommen, sie miteinander verflochten und lehnte gegen seine Brust, sodass er deutlich den Herzschlag des Jüngeren spüren konnte. Auch Malik's Hände zitterten ein wenig, was den Anderen nur noch mehr ermunterte dies weiter zu treiben. Mehr und mehr wurden seine Sinne betäubt von den zärtlichen Küssen, doch noch immer wehrte Malik sich ein wenig. „Mariku, ni...“, erstickte dieser seine Worte im Keim. „Mariku...“, wurde er erneut unterbrochen. „Ma...“, war das letzte, was er sagen konnte. Als Besagter weiter machte, war er schon hoffnungslos gefangen in seinen Gefühlen, umnebelt von seinen eigenen Hormonen und erwartungsvoll zu ihm aufblickend. Der Ältere hatte es nicht nur geschafft, dass sein Körper gerade im Dreieck sprang, sondern auch, dass er nun auf dem Bett lag anstatt zu sitzen. Entweder war es Erfahrung oder die Tatsache, dass dieser eben älter war und mehr wusste oder beides, schoss Malik kurz durch seine Gedanken. Doch seine Erwartungen wurden nun nicht mehr erfüllt, hörte dieser plötzlich einfach auf. „Mari... ku... Bitte.“, flehte er daraufhin. „Was denn? Wenn du was willst, musst du es dir diesmal schon holen.“, verlangte der Ältere. Ein Malik bei klarem Verstand hätte jetzt deswegen protestiert, aber nun war es anders. Ohne nachzudenken folgte er der Anweisung des Pensionsleiters, richtete sich so gut er konnte auf und forderte nun einen Kuss ein. Dabei war Mariku sehr geschickt, lockte ihn mit der Zunge zu sich und entfachte ein kleines aber leidenschaftliches Spiel. So ging es fast den ganzen Abend bis in die Nacht hinein immer mal wieder hin und her, bis dem Jüngeren nach und nach die Kraft ausging sich noch länger wach zu halten, wenn Mariku dies fortsetzen würde. Wie zum Stichwort vibrierte auch dessen Handy, woraufhin er von seinem Liebsten abließ. „Mariku Ahkurio.“, meldete sich dieser, bevor eine kurze Pause eintrat. „WAS?!! Ich komme sofort.“, antwortete er wenig später geschockt, legte auf. „Ich... Die Scheune steht unter Wasser. Malik, ich muss sofort dort hin.“, erzählte dieser und begab sich zur Tür. „Ich komme mit. Ich kann dir helfen.“, war der Jüngere aufgesprungen und ihm sofort gefolgt. „Nein, Malik. Du bleibst hier.“, drückte er den erschöpften Jungen zurück Richtung Bett. „Das ist eine Sache der Mitarbeiter und uns Leitern hier. Außerdem bist du viel zu müde, dir fallen ja schon fast die Augen zu. Es ist mir lieber, wenn du hier bleibst, wo ich dich in Sicherheit weiß.“ „Aber... Kann ich denn wenigstens mit nach unten kommen? Bitte Mariku.“, hatte Malik ein wenig Angst um ihn. „Na gut, aber beeile dich. Und danach legst du dich schlafen, ist das klar?“, verlangte der Pensionsleiter ihm ab. Daraufhin folgte ein Nicken, woraufhin sie schnellen Schrittes nach unten eilten. Es war nicht viel Zeit, trotzdem wollte Malik noch etwas sagen. Daher entschied er sich für das Erste, was ihm irgendwie durch den Kopf schoss, während der Andere sich eine Taschenlampe schnappte und wasserfeste Kleidung anzog. „Bitte pass auf dich auf, ja. Gute Nacht.“, wünschte er dem Älteren, obgleich er vielleicht keine haben würde und begab sich zu den Treppen nach oben. „Ja, mach ich. Ich mach das wieder gut. Schlaf schön.“, tat dieser wenig später die ersten Schritte nach draußen, gefolgt von Malik, der auf diese Worte hin nicht anders konnte und ihn innig küsste. „Das brauchst du nicht. Ich verstehe es, das ist dein Job.“, erwiderte Malik auf diese Worte hin etwas lauter, sodass er durch den Sturm noch zu hören war. „Schon gut. Geh rein, du erkältest dich noch.“, brauchte der Ältere dies nicht zwei Mal sagen. Wenig später sah der Ägypter ihm mit müdem Blick nach, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Er hoffte nur, dass diesem nichts passierte, als er die Treppen hoch und in sein Zimmer ging. Erschöpft begab er sich zu Bett, seine letzten Gedanken um nur einen kreisend... Mariku... Kapitel 11: 'Die Magazine' oder 'Was bin ich?' ---------------------------------------------- Die Nacht über hatte Ryou Schwierigkeiten gehabt zu schlafen, erwachte am nächsten Morgen in dem Bett in Bakura's Zimmer. Er wollte nur schnell weg hier, hatte aber Angst, dass eben jener noch hier sein könnte. Vorsichtig ging er zur Tür, wollte eigentlich lauschen, als er auf etwas drauf trat. Etwas überrascht über den weißen Zettel, hob er ihn auf und klappte ihn auf, las die Nachricht. 'Bin in der Scheune und helfe sie wieder trocken zu bekommen. Reitunterricht fällt deswegen heute aus. Genieße den freien Tag, Süßer.' Kurzerhand ließ Ryou den Zettel fallen und seufzte. Zum einen hieß dies, dass er hier ganz alleine war, aber zum Anderen auch, dass selbst hier Bakura nicht mal davor zurückschreckte, ihn anzumachen. Es dauerte nicht lange, da war der Weißhaarige in den Keller spaziert, schnappte sich seine Kleidung und zog sich an. Duschen wollte er bei sich auf dem Zimmer, da er hier auch keine Wechselklamotten hatte. Außerdem wollte er nicht länger hier bleiben als unbedingt nötig, da er befürchtete, dass Bakura trotzdem hier her zurück kommen könnte. Nach dem Anziehen verließ er also die Mitarbeiterunterkunft und duschte in seinem Zimmer sehr ausgiebig. Es war einfach ein komisches Gefühl, dass er in dem Bett des Pensionsleiters geschlafen hatte nach alledem was vorgefallen war. Entspannt wagte er sich aus der Dusche, stand schließlich nackt vor dem Kleiderschrank, wo er sich frische Kleidung heraus holte und anzog. Hunger hatte er nicht wirklich, kramte stattdessen die Zeitungen hervor, die er sich auf Malik's Rat hin geholt hatte. Nach und nach studierte er sie, las darin, was ihn interessierte. Die unangenehmen Themen ließ er jedoch aus, legte für das Mittagessen eine kleine Pause ein, nur um danach noch ein wenig darin weiter zu lesen. Dennoch machten ihn die Zeitschriften nicht wirklich schlauer im Bezug zu Bakura. „Was mache ich nur.“, seufzte Ryou. //Ich sollte draußen den freien Tag genießen. Aber... Ich... Hach, gestern geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.//, gestand er sich gedanklich ein. Da er aber mit den Zeitschriften nicht weiter kam, blieb ihm nur noch eine Option. Er musste mit Malik sprechen, ihn mal zu seiner Meinung befragen. Also suchte er ihn, fand ihn schließlich auch draußen am Strand. Der Weißhaarige setzte sich unter den Sonnenschirm und sagte erst einmal nichts. Er schaute hinaus zum Meer, zu den Vögeln und überlegte, was er sagen sollte. Indes kam der Ägypter aus dem Wasser, trocknete sich ab. „Hey, alles klar?“, fragte der Blonde. „Nein, es ist was passiert. Bakura, er...“, sagte Ryou, während sich Malik erst einmal setzte. „Gestern stand die Scheune unter Wasser und... Ich habe ihm geholfen. Dabei wäre ich sogar fast in den Fluss gefallen, der da oben bei der Scheune ist. Aber er hat mich davor bewahrt. Am Ende sind wir dann völlig durchnässt in die Mitarbeiterunterkunft gegangen, haben uns umgezogen und... Er hat mich zum Gespräch gebeten.“ „Aha, und was hat er gewollt?“, fragte Malik, als sein Freund nicht weiter sprach. „Naja, er sagte, dass er mir tatsächlich neulich an den Po gefasst habe. Und das auch noch mit voller Absicht. Ich habe mich dann heute so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht. Wie soll ich mich nur verhalten, wenn morgen wieder Reitunterricht ist? Das Ganze... Ich habe sogar die Zeitschriften gelesen, die ich gekauft habe, aber... Ich bin mir einfach so unsicher.“, gab Ryou zu. „Oh, das erklärt natürlich einiges. Wenn du nicht mal weißt... Naja, deine Unentschlossenheit was sexuelle Dinge anbelangt... Du weißt schon, was ich meine. Es ist wirklich kompliziert. Ah, da kommt ja Mariku. Vielleicht weiß er etwas.“, entdeckte der Ägypter seinen Freund. „Hey, alles klar. Seid ihr fertig in der Scheune?“ „Ja, sind wir. Die anderen Mitarbeiter bringen jetzt die Tiere zurück. Selten, dass man euch beide mal gemeinsam sieht, seit ihr hier seid.“, gab Mariku zu, wollte eigentlich mit Malik alleine gewesen sein. „Ich weiß, aber Ryou hat mich um Rat gebeten. Allerdings habe ich nicht wirklich einen. Bakura hat ihn wohl angefasst und das auch noch zugegeben. Jetzt weiß er nicht, wie er sich morgen beim Reitunterricht diesem gegenüber verhalten soll.“, erzählte der Jüngere die Kurzfassung. „Nicht schon wieder. Sowas kommt bei ihm hin und wieder vor, dass er es so übertreibt. Deswegen habe ich auch wegen ihm die Regel aufgestellt, dass Beziehungen zu Gästen untersagt ist. Aber eigentlich gilt das hauptsächlich für ihn.“, gab Mariku zu verstehen. „Es kam schon mehr als ein Mal vor? Hach, das ist einfach so...“, verkrampfte sich etwas in ihm. „Wie stehst du denn überhaupt dazu? Bist du schwul?“, wollte der Älteste unter ihnen plötzlich wissen. „Was? I-ich...“, herrschte eine kurze Pause, hatte der Weißhaarige doch nicht mit einer solchen und vor allen Dingen direkten Frage gerechnet. „Ich weiß es nicht. Ich beschäftige mich doch erst seit kurzem mit dem ganzen Thema. Und dann fasst Bakura mir an den Po und erzählt mir, dass er das getan habe, einfach weil er mich süß fände.“ „Moment. Er hat gesagt er fände dich süß? Also...“, war Mariku nun selbst etwas überrascht. „Was denn? Macht das so einen Unterschied?“, fragte Ryou aus einer Laune heraus. „Ich weiß nicht. Möglicherweise. Es hat schon eine Menge Beschwerden seinetwegen gegeben, dass er Gäste angefasst habe. Allerdings kam in keiner Erzählung jemals vor, dass er zu irgendwem gesagt habe, dass er denjenigen süß fände. Das ist völlig neu.“, gab der Pensionsleiter zu verstehen. „Und was heißt das jetzt? Werden Sie etwas tun?“, hakte Ryou nach. „Ich werde ihn später fragen, was das zu bedeuten hatte. Wenn es mal wieder nur aus einer Laune ist, dann werde ich ihn abmahnen. Wenn es jedoch etwas ernstes ist, dann müsst ihr das unter euch klären. In dem Fall mische ich mich nicht weiter darin ein.“, hatte Mariku da wohl klare Richtlinien. „Verstehe. Und was soll ich dann machen?“, hatte der Jüngste etwas Angst. „Du solltest dir klar werden, was du willst. Bist du überhaupt an Männern interessiert, also kannst du dir eine Beziehung mit einem Mann vorstellen? Das heißt ja noch lange nicht, dass du mit Bakura zusammen kommen musst. Jedenfalls musst du damit schon alleine zurecht kommen. Wenn du das nicht willst, dann musst du es ihm selbst sagen.“, machte ihm der Blonde klar. „Na gut... Danke, Malik. I-ich... Dann will ich euch mal nicht weiter stören. Wir sehen uns vielleicht noch. Ich wünsche euch einen schönen Abend.“, verabschiedete sich der Weißhaarige damit. Kurzerhand ließ Ryou die beiden Blonden alleine, hatte schon gemerkt, dass diese nun wohl scheinbar ein Paar waren. Aber konnte er das auch, wo er doch wusste, dass sie nach den Sommerferien nicht mehr hier sein würden. Dennoch durfte er danach keine Entscheidung treffen, denn immerhin gab es auch sogenannte Fernbeziehungen, von denen manche eben auch erfolgreich hielten. Also war im Moment erst einmal wichtig mit sich selbst zu klären, ob er auch mit einem Mann zusammen sein konnte. //Aber woher weiß ich denn, dass ich Frauen mag? Das weiß ich doch auch nicht.//, gestand er sich ein. Gedankenverloren marschierte er auf der Ranch herum, entschloss sich schließlich von weitem etwas zuzusehen, wie die Tiere immer noch zurück in die Stallungen gebracht wurden. So bekam er auch mit, wie Mariku sich kurz Bakura vornahm und etwas mit ihm besprach. Den Ausgang konnte der Jüngere aber nicht erkennen und während der Blonde wieder verschwand, kam Bakura nun direkt auf ihn zu. Plötzlich bekam Ryou ein wenig Panik, fühlte sich noch nicht in der Lage mit ihm zu sprechen. Eigentlich wollte er daraufhin in die Pension flüchten, doch der Reitlehrer schnitt ihm den Weg ab. „Wohin denn so eilig? Ich glaube wir müssen uns unterhalten.“, hakte sich Bakura kurzerhand bei ihm ein und zog den völlig perplexen Jungen mit sich Richtung der Stallungen. „Bakura, bitte. Ich... Ich will zu Abend essen, ich...“, wurde der Jüngere jäh unterbrochen, während er fest eingekesselt in einer ruhigen Ecke stand. „Quatsch keinen Müll, die Kantine hat noch gar nicht auf für das Abendessen. Du hast also mit Mariku darüber geredet.“, verlangte der Reitlehrer. „Naja, eigentlich wollte ich nur mit Malik darüber reden. Er kam halt dazu und der hat ihm alles erzählt.“, gab Ryou zu. „Ich wollte nicht so einen Aufruhr dadurch verursachen.“ „Gott. Und wegen sowas muss ich unangenehme Fragen ertragen. Denk gefälligst mal ein bisschen mehr nach. Wenn du das nochmal machst, dann wirst du schon sehen, was du davon hast. Und nun verschwinde.“, klang Bakura wirklich sauer. „A-aber... Ich will noch was wissen. Er sagte, dass du noch nie zu jemandem gesagt hättest, dass du ihn süß findest. Wieso dann zu mir? Was heißt das für dich?“, wollte der Jüngere nun wissen, blieb deswegen stehen. „Ich finde dich süß heißt genau das, was es heißt. Ich finde dich süß. Und nun geh, ich habe zu tun.“, verlangte dieser erneut. Daraufhin verschwand Ryou tatsächlich, war nun noch verwirrter als zuvor. Er ahnte schon, dass sich die Situation zwischen ihm und Bakura nicht so einfach in Luft auflösen geschweige denn leichter werden würde. Den ganzen Tag über beschäftigte es ihn noch,nicht eine Minute ging es ihm aus dem Kopf. Aber was blieb ihm anderes übrig, als die Situation ganz von vorne aufzurollen. Gerade in den Ferien hatte er eigentlich gehofft, dass er entspannen konnte, doch nun... Seine Ferien, wie er sich Ferien eben vorstellte, löste sich nach und nach in Luft auf und etwas in ihm wollte nun weit weg von solchen Problemen sein. Gut, er hatte verstanden, dass es nicht heißen musste, dass er auf Bakura stand, selbst wenn er auf Männer stand. Aber was brachte ihm die Erkenntnis, wenn er sich nicht entscheiden konnte. Aber war es überhaupt eine Entscheidung? Es war doch mehr eine Sache, die aus seinem Herzen heraus kam, jedenfalls wenn es nach den Magazinen ging. Aber er selbst fühlte weder etwas, wenn er an Mädchen dachte, noch, wenn er an Jungen dachte. Und doch war ständig einer in seinen Gedanken... Bakura... Wieso er da allgegenwärtig war, konnte er sich sehr gut erklären, denn seine Art war einfach zu speziell, als dass man es einfach ignorieren konnte. Dadurch konnte er ihn einfach nicht aus seinen Gedanken blocken. Bis zum Abend dachte Ryou immer wieder darüber nach, ob er mit Frauen oder Männern zusammen sein wollte, fand aber nicht wirklich eine Antwort. Kurzerhand zog er sich deswegen zum Abendbrot auf sein Zimmer zurück, wollte dieses auf dem Balkon zu sich nehmen, was er letztlich auch tat. Indes hatte er so die Chance noch mal ein wenig die Zeitschriften zu durchforsten, hoffte dort auf eine Antwort zu stoßen. Nach und nach durchblätterte er nun auch die Themen, die er vorhin hatte ausgelassen, da sie ihm zu peinlich gewesen waren. Dabei achtete er nicht auf seine Umgebung, aß und las einfach nur. „Hey, Sweetheart.“, rief eine altbekannte Stimme ihm zu. Etwas erschrocken, da er dachte Bakura könne sehen, was er gerade las, kippte er sein Glas mit Mineralwasser um. Dadurch wurde der Jüngere nur noch nervöser, sprang auf und zog die Zeitschrift weg. Diese legte er etwas achtlos auf dem Balkongelände ab um das Wasser aufzuwischen, dass am Tisch herunter lief. Bei seiner Panik stieß er aber gegen eben jene und sie fiel hinunter. Einen etwas erschrockenen Gesichtsausdruck machend, sah er ihr noch nach, bevor sie genau vor den Füßen seines Reitlehrers landete, der sie aufhob. „Nanu, was ist denn das?“, zeigte sich Bakura gespielt erstaunt. „Wehe, du wagst es! Ich komme runter.“, flitzte Ryou so schnell er konnte, erwischte ihn aber dabei, wie er schon darin blätterte. „Gib das her. Das geht dich nichts an.“, riss er ihm das Magazin mit rotem Kopf aus der Hand. „Ein Männermagazin. Sowas sehe ich nicht zum ersten Mal, Kleiner. Kein Grund sich zu schämen. Aber wieso brauchst du sowas?“, verstand der Ältere nicht, was in dem Anderen vorging. „Wie gesagt geht dich das nichts an. Du machst dich doch sowieso nur über alles lustig.“, war der Weißhaarige nun sauer. „Ich mache mich über alles lustig? Das denkst du also? Na gut, ich bin ernst. Was willst du mit solch einem Magazin? Hast du etwa jemand Anderen?“, hakte Bakura nach, aber so, dass man seine Eifersucht nicht hören konnte. „Ach quatsch. I-ich... Wie sollte ich denn sowas anstellen? Wo ich nicht mal weiß wie und wen und welches Geschlecht und was Liebe ist und...?“, wurde Ryou's Stimme gen Ende immer leiser. „Wie meinst du das? Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass...? Du bist sexuell unentschlossen?!“, stellte der Ältere erstaunt fest. „I-ich...“, stammelte der Weißhaarige daraufhin zunächst, schaute aber dann auf, nun, da es raus war. „Nicht unentschlossen, sondern völlig unerfahren. Aber du hast dafür gesorgt, dass ich mich damit auseinander setzen musste.“ „Na toll, sowas kann auch nur mir passieren. Von allen Leuten auf der Ranch treffe ich auf den mit der wenigsten Erfahrung. Und dann... Was hast du jetzt vor?“, fragte Bakura nach seiner ersten Jammerattacke. „Ich werde herausfinden, was ich bin. Auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie ich das machen soll.“, gab Ryou zu. „Naja, damit jedenfalls nicht. Das ist eher für Menschen, die sich klar darüber sind, was sie wollen. Wenn du dich entscheiden willst, dann musst du ein wenig unter Menschen gehen und einfach mal Pärchen beobachten. Es sind immer welche am Strand und am Wochenende... Da wimmelt es am Abend durch die Strandpartys nur so von denen. Schau doch einfach mal vorbei, ganz unverbindlich natürlich. Mehr kann ich dir auch nicht helfen. Einen schönen Abend noch.“, gab Bakura ihm daraufhin das Heft wieder. Ryou schaute ihm nach, ging anschließend wieder hinauf auf sein Zimmer und beseitigte das Chaos, bevor er das Magazin weglegte und den Abend ganz normal ausklingen ließ. Und Bakura... Der zog sich in die Mitarbeiterunterkunft zurück, bedauerte sich ein wenig selbst, dass ihm das vorher nicht aufgefallen war. Dennoch nahm er sich vor, dass sich nichts ändern sollte, solange der Jüngere sich nicht entschieden und ihm eine klare Abfuhr erteilt hatte. Zudem wollte er ebenfalls auf der Strandparty sein, von der er ihm erzählt hatte, hatte das schon klar ausgeheckt. Und so blieb noch ein Grinsen wegen seines Planes auf seinen Lippen und die Gewissheit, dass er Ryou morgen beim Reitunterricht ja wieder sehen würde... Kapitel 12: 1. Date, Vergangenheit und Gegenwart ------------------------------------------------ Nachdem der Blonde Ryou so gut es ging geholfen hatte, war er nun alleine mit seinem Freund. Dennoch war er im Moment nicht so nervös wie gestern, fing an es langsam zu verstehen und zu akzeptieren. Es hatte eine Weile gedauert, bis es in seinem Kopf Klick gemacht hatte, doch nun. Nun lag er hier am Strand, in den Armen des Älteren und genoss ein wenig mit ihm das warme Wetter. Trotzdem herrschte irgendwie Stille zwischen ihnen, was der Jüngere so nicht akzeptieren konnte. „Du, sag mal. Können wir nicht was gemeinsam machen. Ich meine... Deine Zeit ist doch sicher sowieso knapp.“, äußerte sich Malik. „Ja, da hast du natürlich recht. Viel Zeit habe ich wirklich nicht, aber... Na gut, hast du einen Vorschlag?“, erntete der Pensionsleiter ein Kopfschütteln zur Antwort. „Na gut, dann weiß ich was. Leg dich hin und leg das Handtuch beiseite.“ Ein wenig skeptisch blickte er drein, war ein wenig rot um die Nase. Er vertraute seinem Freund zwar, aber es klang trotzdem seltsam zweideutig. Ihm war auch klar, dass der Ältere wusste, woran er dabei zunächst dachte und belächelte dies. Dennoch sagte dieser nichts, wartete, bis er sich hingelegt hatte. Anschließend nahm Mariku etwas von der Sonnencreme, verteilte sie sanft und in kreisenden Bewegungen auf dessen Rücken. Es fühlte sich gut, die weichen Hände seines Liebsten zu spüren. Beim Eincremen alleine blieb es auch nicht, denn kurz darauf begann er mit einer Massage, die sich wirklich mehr als gut anfühlte. Genießend schloss der Jüngere die Augen, ließ ihn machen und entspannte sich dabei deutlich. „Du bist gut.“, kommentierte er genüsslich. „Ich habe mal einen Lehrgang mitgemacht. Es ist gut, dass ich es nach all den Jahren doch noch anwenden kann. Es hat sich doch schon gelohnt, wenn ich dich damit verwöhnen kann.“, erzählte Mariku. „Verwöhnen? Ja, es ist sehr schön.“, genoss er es weiterhin. Am Ende seiner Massage bekam Malik von ihm auch noch ein Küsschen in den Nacken, war aber so entspannt, dass er kaum mehr mitbekam, wie sein Freund aufstand und ihn alleine lassen wollte. Augenblicklich sprang er auf, folgte ihm aber nicht und blieb unter dem Schirm stehen. „Wo gehst du denn hin?“, klang der Jüngere etwas überrascht, hatte Zeit und die Situation völlig vergessen. „Arbeiten. Du weißt schon, die Sache mit der Pension und den Tieren. Wenn du mehr willst, dann musst du es dir heute Abend holen. Komm einfach in die Mitarbeiterunterkunft, Süßer.“, verabschiedete er sich mit einem Handkuss. Kurz darauf herrschte erneut Stille um ihn herum, Malik war erneut alleine und langweilte sich etwas. Kaum jemand in seinem Alter war hier, weshalb er sich letztlich entschloss, dass er ein wenig Kompromisse eingehen musste. Kurzerhand schloss er sich einem Team aus gemischten Leuten an, die gerade ein Volleyballspiel veranstalten wollten. Anfänglich war man skeptisch, da er einen doch recht sportlichen Eindruck machte, ob dies denn fair sei. Der Blonde versicherte den Anderen aber, dass er nicht besser oder schlechter wie jeder Andere im Volleyball war und sein Körper nichts damit zu tun hatte. Dieser kam eher vom Laufen und Aerobic als von irgendwelchen Ballspielen. Das er gut Laufen konnte bewies er schon in dem Spiel, behielt aber Recht, dass er nicht schlechter oder besser war und sich damit auch keinen Vorteil verschaffte. So spielte er eine Weile, vertrieb sich die Zeit und hatte ein wenig Spaß. Es war auch eine gute Ablenkung zu den Dingen, die heute um ihn herum passiert waren, was Ryou und Mariku betraf. Zwar empfand er beide nicht als unangenehm oder gar störend, doch keiner der Beiden war so leicht aus seinem Kopf zu bekommen. Da war Ryou, der mit dem Thema Sexualität überfordert zu sein schien und Mariku, der ihm gehörig den Kopf verdreht hatte. Nach einigen Runden des Spiels löste sich die muntere Gruppe nach und nach auf, bis es nicht mehr genug Mitspieler gab. Auch Malik bedankte sich bei den Anderen, verabschiedete sich höflich und kehrte zu seinem Platz zurück. Dort packte er seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zurück in die Pension. Heute hatte er noch ein wenig was vor. Zurück auf seinem Zimmer, hing er zunächst sein Handtuch zum trocknen auf den Balkon, räumte auch die anderen Dinge fein säuberlich weg. Erst danach machte er sich daran, dass er sich Kleidung für heute Abend heraus suchte. Mit dieser verschwand er dann im Bad, wollte den Geruch nach Seewasser und Sonnencreme aus seiner Haut bekommen. Auch seine Haare sollten anders riechen, weswegen er sich Zeit nahm und sich ausgiebig duschte. Zudem benutzte er ein Duschgel mit Vanilleextrakt, roch nach einer Weile dadurch richtig gut. Seine Haare letztlich auch befreit, begab er sich nach einer halben Stunde aus der Dusche, überprüfte noch einmal seine Kleiderauswahl. Da war zum einen die Hotpants, die er schon länger einmal hatte ausprobieren wollen und zum Anderen ein Shirt, dass er diesen Sommer noch nicht an gehabt hatte und lässig seinen Körper umspielte. Dieses war schwarz und ein wenig femininer geschnitten, jedoch nicht zu übertrieben, was in Kombination mit der blauen Hotpants echt gut aussah. Dazu legte er sich ein paar Sneaker zurecht, die er später kurz tragen wollte um in die Mitarbeiterunterkunft zu gehen. Trotzdem kehrte er so noch einmal ins Bad zurück, zog dort den Kholstift nach, den er immer zum Schutz vor der Sonne trug und sprühte sich etwas mit einem nach tropischen Blumen und Sommerfrische riechenden Parfum ein. Kurz kümmerte er sich noch um das Nachstyling seiner Haare, bis er schließlich zufrieden in die Schuhe schlüpfte. Nach diesem Dusch- und Stylingmarathon, es war inzwischen früher Abend, ging der Blonde hinüber zur Mitarbeiterunterkunft und klingelte. Trotzdem war es nicht Mariku, der ihm aufmachte und herein ließ. Kurz darauf erfuhr er auch wieso, denn sein Freund war noch nicht zurück, hatte noch mindestens eine halbe Stunde Schicht übernehmen müssen. Entschlossen zu warten, setzte er sich auf die Couch und blätterte dort etwas in der Fernsehzeitschrift. Diesen schaltete er aber nicht ein, las stattdessen den Bericht über eine Filmproduktion. Eine Weile vertiefte er sich darin, war noch nicht ganz fertig, als er hörte, wie die Haustüre sich öffnete. Erwartungsvoll schaute er deswegen zum Eingang des Wohnzimmers, wo schließlich die erwartete Person auftauchte. „Hi, Honey. Entschuldigung, ich habe dich warten lassen.“, kam Mariku auf ihn zu, zog ihn in einen kurzen Kuss. „Du siehst heute noch umwerfender aus. Da fehlen mir fast die Worte. Aber lass uns erst mal hochgehen.“ Ohne etwas zu sagen, nahm der Jüngere Mariku's Hand und stieg mit ihm die Treppen hoch. Kurz darauf waren sie in seinem Zimmer verschwunden, wo der Blonde das erste Mal war. Neugierig blickte er sich um, wurde kurz von seinem Freund alleine gelassen, da dieser noch keine Zeit gefunden hatte etwas vorzubereiten. Interessiert ließ er seine Blicke schweifen, hatte sich das Zimmer so völlig anders vorgestellt. Doch das Zimmer sah sehr normal aus, gerade so genügend eingerichtet. Das einzig Auffällige waren die Reitsportpokale, von denen sich Malik einen genauer ansah und ihn zwecks dessen aus dem Regal nahm. Es stand allerdings nicht nur sein Name auf dem Pokal, sondern noch ein weiterer, den er nicht kannte – Belas. Kurz darauf kam der Ältere wieder in das Zimmer, teilte ihm mit, dass er ein paar Snacks und Getränke hätte und stellte diese auf den Schreibtisch. Kurz darauf wurde ihm der Pokal von diesem aus den Händen genommen und zurück in das Regal genommen. Um den Abend nicht direkt von Anfang an zu ruinieren, fragte der Blonde nicht, wer Belas war und kommentierte auch nicht den betrübten Blick, den er kurz auf dessen Gesicht gesehen hatte. „Vielen Dank, du gibst dir echt Mühe. Das weiß ich sehr zu schätzen. Aber es wäre auch okay, wenn du dich kurz ausruhst. Du bist doch sicher schon sehr erschöpft von der heutigen Arbeit. Lass es langsam angehen. Ich kann auch helfen.“, bot Malik an. „Wie könnte ich dir etwas abverlangen. Das ist doch meine Aufgabe als Gastgeber und zudem hast du doch Urlaub.“, entgegnete der Ältere. „Aber... Das hat doch nichts damit zu tun. Es ist in Ordnung für mich, immerhin ist das hier sowas wie unser erster gemeinsamer Abend. Ich betrachte es als ein Date und bei einem Date macht doch nicht nur einer etwas.“, wand der Ägypter ein. „Na gut, ausnahmsweise. Später aber, nicht jetzt. Fehlt sowieso nichts mehr im Moment. Mach es dir bequem.“, verwies sein Freund auf die Schlafcouch. Ohne weiter zu fragen, setzte sich Malik dort hin, während sein Freund auf ihn wartete. Scheinbar versuchte der Ältere noch einen kleinen Tisch zu organisieren, auf der ein paar der Snacks platz hatten. Zumal er aber selbst am Abend nicht so viel aß, machte es ihm auch nichts aus darauf zu verzichten. Dennoch sagte er nichts, fand es immerhin positiv, dass er sich bemühte und wollte auch keine negative Stimmung riskieren. Kurzerhand ließ er ihn machen, war dann aber froh, als der Tisch organisiert war und er schließlich neben ihm saß. Sofort kuschelte er sich an seinen Freund, wollte einfach seine Nähe bei sich spüren. Seinen Hoffnungen zufolge blieb der Fernseher auch diesmal aus, denn scheinbar plante der Andere etwas, das nicht auf das typische Klischee hinaus zielte was Pärchen so machten. „Es ist schon in Ordnung. Wenn du lieber ein wenig Zärtlichkeiten austauschen magst... Ich bin dem nicht abgeneigt.“, hatte sein Freund scheinbar auf einen passenden Moment gewartet. „Dir entgeht aber auch gar nichts. Solange du nichts falsches von mir denkst. Es ist ja nicht so, dass ich dem typischen Paarabend abgeneigt wäre, aber da i-...“, wollte Mariku scheinbar etwas erklären, wurde aber dabei unterbrochen. Zwei Lippen hatten sich just in dem Moment auf seine gelegt, sodass der Ältere schließlich aufgab und die Führung dabei übernahm. Ein leidenschaftliches Spiel entwickelte sich dabei und Mariku's Hände blieben nicht untätig. Eine wanderte unter sein Shirt, während sich die Andere langsam tiefer verflüchtigte. Als sie dann aber in die Hose des Gastes verschwand, erschreckte sich dieser und löste den Kuss. Instinktiv hatte er nach dessen Arm gegriffen, hielt sie fest, während der Ältere stoppte. „Mariku, ich...“, wusste Malik nicht, was er sagen sollte. „Schon gut. Es war mein Fehler. Ich wollte dich nicht drängen.“, gestand dieser. „Verstehe schon. Es ist ja nicht so, dass ich gar nicht möchte. Aber wir sind doch erst sein ein paar Tagen richtig zusammen. Das geht mir etwas zu schnell.“, fühlte sich der Jüngere immer noch etwas überrumpelt. „Geht schon klar. Wenn du meinen Arm los lässt, werde ich sie auch heraus holen.“, versprach Mariku. Ein wenig mit einem Rotschimmer um die Nase, ließ er dann seinen Arm los und der Pensionsleiter hielt daraufhin sein Versprechen. Allerdings herrschte nun ein wenig dicke Luft, da keiner von ihnen so recht wusste, was sie nun sagen oder machen sollten. Da wollte der Ältere erneut die Chance seinem Liebsten überlassen, da er es bei seinem ersten Versuch verbockt hatte. Kurzerhand stand Malik schließlich auf und wanderte durch das Zimmer. „Hm... Wie wäre es, wenn du mir ein wenig von dir zeigst. Damit ich dich besser kennen lerne. Alte Bilder oder so etwas. Oder du erzählst mir einfach etwas über dich. Was du vor dem hier gemacht hast zum Beispiel.“, schlug Malik nun vor. „Klar. Dann möchte ich aber auch etwas über dich wissen.“, verlangte der Ältere um Gegenzug. Kurz darauf saßen sie wieder etwas lockerer beieinander, Mariku hatte entgegen den Erwartungen des Jüngeren kein Fotoalbum hervorgeholt. Stattdessen schien er zu überlegen in welcher Reihenfolge er was erzählen sollte. Schließlich nickte er und entschied sich, dass er ganz von vorne anfing. „Also angefangen hat alles, als ich 15 Jahre alt war. Damals nahm ich schon an Turnierreitwettbewerben teil und habe auch einige Male gesiegt, wie man unschwer an den Pokalen erkennen kann. Allerdings mit einem anderen Pferd, muss ich zugeben. Ich war aber schon damals recht eigen, wurde von meiner Familie immer weiter und weiter zum Erfolg gedrängt. Mit 17 Jahren litt ich dann schon ziemlich merklich an dem Erfolgsdruck meiner Eltern. Bis zu dem Punkt, wo ich übermüdet zusammen brach und nicht mehr am Rennen teilnehmen konnte. Nach einer Reha sollte es aber meinen Eltern nach sofort weiter gehen.“, erzählte der Ältere. „Das ist ja furchtbar. Solche Eltern sind nicht das Wahre.“, fühlte Malik mit ihm. „Naja, jedenfalls habe ich mich damals vehement dagegen gesperrt. Stattdessen ging ich erst einmal wieder zur Schule, die durch die Rennen immer öfter ausfiel. Es war auch das Schuljahr in dem man normalerweise ein Schülerpraktikum macht. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber durch den Zusammenbruch und die vielen Rennen keine Zeit gehabt etwas zu suchen. Jedenfalls bekam ich deswegen auch überall, wo ich hier in der Gegen nachfragte, immer nur Absagen. Es gibt hier halt nicht sonderlich viel.“, machte Mariku hier eine kurze Pause. „Dennoch gab ich nicht auf, entschied mich letztlich mal bei Verwandten zu fragen. Meine Großmutter erzählte mir schließlich von meinem Onkel, der eine Ranch hatte. Ich kannte diesen Onkel schon, aber er war nicht sonderlich gut mit meinen Eltern klar gekommen. Letztlich war er aber meine einzige verbliebene Chance, also ging ich zu ihm auf die Ranch. Es war gerade Wochenende, also nahm er mich mit in die Kuhstallungen und setzte mich an eine Kuh. Erst schaute ich verdutzt, gestand dann aber, dass ich keine Ahnung vom Melken hatte. Ich gab aber nicht gleich auf und bat ihn es mir zu zeigen. Und es war gar nicht so schwer.“ „Und was ist dann passiert?“, wollte der Andere wissen. „Er sagte 'Test bestanden' und nahm mich als sein Praktikant. Meine Eltern waren natürlich dagegen und außer sich, als sie davon erfuhren. Aber entgegen meines Bildes war mein Onkel wirklich nett. Er bot mir sogar an, dass ich hier schlafen konnte, damit ich nicht pendeln muss. Dennoch ließ ich mich nicht davon abbringen das Praktikum hier machen zu wollen. Meine Eltern sahen es aber partout nicht ein, wollten sogar nach einem Telefonat am Wochenende herkommen.“, berichtete der Ältere weiter. „Als sie herkamen, erlebten sie gleich zwei Überraschungen. Zum Einen hatte ich mir entgegen ihres Willens meine Haare total punkig herrichten lassen und zum Anderen stieg ich nicht, wie sie verlangten in den Wagen. Nach einigen Diskussionen, die mein Onkel mich alleine übernehmen ließ, verschwanden sie wieder. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen. Mein Onkel nahm mich anschließend hier auf, ich konnte die Schule beenden, das Praktikum machen und erwies mich auch vor rund einem Jahr sehr gut im Umgang mit der Zimmervergabe und den Gästen. Und weil mein Onkel nicht so gut mit Menschen kann, überließ er mir diesbezüglich das Feld, beförderte mich sogar zum Leiter der Pension. Solange die Einnahmen stimmen, so sagte er, sei es ihm sogar ganz recht. Mein Onkel lebt aber nicht hier, sondern im nächsten Dorf, kümmert sich von dort aus um die Buchhaltung und die Verwaltung.“ „Also ist deine Frisur ein Überbleibsel deiner erfolgreichen Rebellion gegen deine Eltern. Jetzt verstehe ich es auch. Naja, es hat dir ja auch einiges gebracht, wie ich finde.“, schmunzelte Malik über die Geschichte, war froh, dass es ihm nun gut ging. „Dank meines Onkels ja. Und er hat auch nie was zu meiner Frisur gesagt, fand wohl alles im Endeffekt gut, was meine Eltern ärgerte. Inzwischen bin ich ja auch alt genug und sie können mich ab Oktober schon nicht mehr hier weg holen. Aber ich glaube das wollen sie auch gar nicht mehr.“, fügte der Ältere an. „Nun gut, jetzt bist du dran etwas über dich zu erzählen.“ „Na gut, versprochen ist versprochen. Also mein Leben ist relativ in Ordnung, nicht so kompliziert. In jungen Jahren bin ich mit meinen Eltern nach Japan gezogen, weil mein Vater dort einen Job angenommen hat. Anfänglich war es etwas schwierig wegen der Sprache, aber ich war gut im Lernen und fand auch ein paar gute Freunde letztlich. Als Ausländer hat man es dort nicht so leicht, aber ich denke hier auf dem Land ist es nicht leichter. Ich bin also nicht wie du scheinbar hier geboren. Aber ich mag dieses Land auch sehr gern, könnte mir nicht mehr vorstellen zurück zu gehen. In Tokyo habe ich wie gesagt ein paar gute Freunde und studiere da jetzt auch nach den Sommerferien. Ryou und ich sind quasi seit der Oberschule befreundet, haben wohl das gleiche Schicksal nicht von hier zu kommen. Am Anfang haben wir uns nur auf Englisch unterhalten, haben uns aber auch gegenseitig in japanisch erprobt. So kamen letztlich noch ein paar Japaner mit als Freunde hinzu. Nach den Sommerferien wollen wir gemeinsam eine Kurzhochschule (*) besuchen, allerdings in verschiedenen Fächern. Und ich überlege, da Ryou schon alleine lebt, ob ich auch den Sprung wagen und mir eine eigene Wohnung suchen soll.“, fasste Malik damit seine Geschichte zusammen. „Also relativ unspektakulär.“, hielt der Ältere fest, erntete ein Nicken. „Ich weiß, aber... Sieh es mal von der Seite. Du bist das erste Außergewöhnliche, was mir passiert. Nach den Ferien muss ich das unbedingt meinen Eltern erzählen, dass ich nun einen Freund habe. Vorausgesetzt es ist dir recht.“, meinte Malik dazu. „Deine Eltern. Solange sie mich nicht auf der Stelle kennen lernen wollen. Ich kann hier nicht mal so eben einfach weg.“, hatte er zwar nichts dagegen, aber auch Verpflichtungen. „Nein, verstehe ich schon. Du musst zum Einen Geld verdienen und zum Anderen bist du hier einer der wichtigsten Angestellten. Frei nehmen ist da nicht mal eben drin ohne Ersatz. Aber... Das lässt trotzdem einige Fragen offen. Wie stellst du dir vor, dass wir nach den Ferien weiter machen?“, traf er damit den Nagel auf den Kopf, denn es war ein heikles Thema. „Schlag du was vor. An mir soll es nicht liegen.“, entgegnete der Ältere. „Naja, ich kann natürlich in jeden Ferien herkommen. Würde mir sogar Spaß machen. Aber ich vermisse dich sicher ganz schrecklich. Wir müssen auf jeden Fall Handynummern tauschen und ich will, dass wir so oft es geht telefonieren. Natürlich ohne uns dabei auf den Wecker zu fallen. Ich meine, wenn du damit einverstanden bist.“, stellte Malik sich das so vor. „Und das sagst du so einfach? Ich meine... Du weißt, dass dann in der Zeit körperlich rein gar nichts laufen wird. Nicht, dass du mich da jetzt falsch verstehst, aber... Ich will nur, dass dir das auch wirklich zu hundert Prozent bewusst ist.“, war Mariku da etwas älter und wusste, dass manche in diesem Alter noch keine wahre Vorstellung einer Fernbeziehung hatten. „Selbstverständlich weiß ich das. Aber... Das ändert nun doch nichts an meinen Gefühlen. Ich will wirklich mit dir zusammen sein, das habe ich ja bereits gesagt.“, wiederholte der Jüngere wie ernst es ihm war und besiegelte es mit einem Kuss. „Na dann. Lass uns nicht mehr an nach den Ferien denken. Und verzeih mir noch mal, dass ich vorhin so unbeherrscht war. Ich wollte nun wirklich nicht, dass du annimmst ich wolle dich nur flachlegen.“, zog der Pensionsleiter ihn näher und verwickelte ihn daraufhin in einen zärtlichen Kuss. Den Abend ließen die beiden dann mit etwas Fernseh und vertrauter Zweisamkeit mit den Snacks ausklingen. Irgendwann dann, es war bereits fast Mitternacht, war der Jüngere auf Mariku's Schoß eingeschlafen. Dieser kümmerte sich um den anderen Ägypter, legte ihn erst einmal in den bequemen Sessel. Indes bereitete er die Schlafcouch vor, in die er den jungen Ägypter hinein legte. Letztlich zog er sich noch um, legte sich dann mit einer eigenen Decke hinzu und schlief mit seinen Liebsten in den Armen ein... --------------------------------------------------------------------------------------------------------- (*) die japanische Kurzhochschule nennt sich Tanki Daigaku Kapitel 13: Ein schmerzhaftes Date ---------------------------------- Inzwischen waren zwei weitere Tage verstrichen, es war Freitag und Ryou machte sich wie gewohnt auf den Weg zum Reittraining. Allerdings hielt er sich so gut es ging von Bakura fern, der es allerdings nicht lassen konnte ihn genau im Auge zu behalten. Irgendwie machte ihn das aber gerade nervös, denn es war wie der Blick eines hungrigen Wolfes nach einem Schaf, so fühlte es sich für den unerfahrenen Weißhaarigen jedenfalls an. Doch er schlug sich diesmal gut im Training, hatte seine anfängliche Scheu gegenüber den Tieren verloren und war auch durch das Laufen um einiges fitter geworden. Nach den Aufwärmübungen sollte es dieses mal, sogar etwas schneller gehen. Erwartungsvoll saß Ryou im Sattel, denn durch den Galopp konnte immer nur eine Person einige Runden ziehen. Drei Runden sollten sie machen ohne vom Pferd zu fallen, geschweige denn das Tempo zu wechseln. Das war schon eine ganz schöne Herausforderung und nicht bei allen klappte es auf Anhieb. Mancher Hengst oder manche Stute blieb einfach stehen oder schlug einfach mal Haken. Auch bei Ryou gelang es nicht perfekt, aber zum Erstaunen seines Lehrers blieb er diesmal ruhig und ließ das Pferd sich selbst wieder finden, während er nach Plan weiter machte. „Wow, hast ja in den zwei Wochen doch was gelernt. Gut gemacht.“, lobte sein Reitlehrer ihn plötzlich. Ob er dieses Lob allerdings für positiv erachten sollte, wusste der Schüler selbst nicht, denn es hatte irgendwie etwas Unterschwelliges. Deswegen nickte er nur kurz und begab sich dann wieder zu den anderen Reitern um dem Nächsten Platz zu machen. Bis alle durch waren, war viel Zeit vergangen, weswegen hier und da nur noch Zeit für einen allgemeinen Austausch von Verbesserungsvorschlägen und kurzen Proben reichte, bevor es zurück zur Box ging. Dort mussten sie diesmal das Heu selbst austauschen, was mit vereinten Kräften zusammen mit den Stallmitarbeitern recht zügig zu schaffen gewesen war. Kurz nachdem alle gegangen waren, hielt Bakura ihn allerdings auf, drängte sich ihm diesmal aber nicht auf. „Du hör mal. Die Party ist vorverlegt worden auf heute Abend, wegen der Regenvorhersage morgen. Also es bleibt doch dabei, dass ich dich zu der Strandparty einlade, in Ordnung? Du kommst also, ja?“, bat ihn der Ältere, der daraufhin ein zögerliches Nicken zur Antwort erhielt. Nach dem Reitunterricht und dem Aufenthalt in den Stallungen ging Ryou aber nicht zuerst laufen, musste erst neue Energie tanken. Das Mittagessen dauerte aber noch eine Weile, weswegen er sich auf sein Zimmer zurück zog und dort eine Zeitschrift aus dem Aufenthaltsraum las. Jedenfalls hatte er sich gegen den Fernseher entschieden, denn er wusste, wenn er einmal schauen würde, kam er nicht so schnell davon los und vergaß die Zeit. Damit er diese nicht beim Lesen vergaß, hatte er die Erinnerungsfunktion seines Handys benutzt. Zeitig war er so unten in der Lobby angekommen und hatte die Zeitung zurück gelegt, bevor er den Speisesaal betrat. Indes beherrschte er die Auswahl gesunder Speisen bereits gut genug sich selbst etwas zusammen zu stellen, sodass er Bakura's zusammen gestelltes Menü nicht mehr brauchte. Kurzerhand hatte er einen Teller mit Salzkartoffel mit Dill, Leipziger Allerlei und einer Bockwurst mit einem Klecks Senf. Nun galt es einen Platz zu finden, doch sein suchender Blick hatte ihn vorhin schon auf den Blonden aufmerksam gemacht. Aber war das wirklich Malik? Jedenfalls wirkte dieser total verändert, nicht wieder zu erkennen, auch äußerlich war ein wenig was anders. Kurzerhand begab sich der Weißhaarige doch vorsichtig zu dem Tisch und sah zu besagter Person, setzte sich noch nicht. Diese hatte einen Arm auf den Tisch gestützt und hielt mit deren Hand seinen Kopf, dessen Blick ins Leere streifte. Mit dem anderen Arm war er auch ein wenig abgestützt, hielt die Gabel und stocherte mit dieser im Essen herum. „Malik? Du... Kann ich mich setzen?“, erntete Ryou daraufhin ein Nicken. „Wow, was ist mit dir passiert? Du wirkst so verändert.“ Daraufhin löste sich besagte Person aus der Starre und sah nun seinen Freund an, als wäre plötzlich ein Geist vor ihm erschienen. Irgendwie hatte Malik vor lauter Träumerei nicht mal mitbekommen, dass sein Freund aufgetaucht war und sich zu ihm gesetzt hatte. Das Nicken war wohl auch nur geistesabwesend gemacht worden und so kam es, dass er sich wohl doch ein wenig erschrocken hatte. „Oh, du... hast mich erschreckt... Wann bist du denn gekommen? Ich...“, stammelte der Blonde vor sich her. „Erde an Malik. Was ist denn mit dir los? Erst erkenne ich dich kaum, weil du irgendwie anders aussiehst und dann bekommst du nicht mal mehr mit, was um dich herum passiert. Dein essen ist sicher auch bald kalt.“, seufzte Ryou. „Was mit mir los ist? Ich sehe anders aus?“, nahm der Ägypter dies nicht so wahr. „Natürlich, sieh mal in den Spiegel. Du trägst kurze Hosen und noch kürzere oder weitere Oberteile, riechst nach Parfum, hast deine Haare irgendwie anders...“, zählte Ryou nur ein paar Dinge auf. „Hm, naja... Ich... Ich bin eben verliebt und... Ach ja, habe ich ja noch gar nicht erzählt. Ich bin mit Mariku zusammen. Ich habe neulich mit ihm geredet und... Er meinte es ernst und... Also habe ich zugesagt.“, berichtete Malik ziemlich durcheinander. Im ersten Moment herrschte Stille zwischen den beiden Freunden, denn Ryou war nicht so der Redner, wenn es um solche Angelegenheiten ging. Allerdings verstand er nun auch, wieso Malik sich so gekleidet hatte und verhielt. Doch wie er nun, da es ihm erzählt worden war, damit umgehen sollte, wusste er nicht so recht. Er hatte zwar gewusst, dass der Ägypter auf Männer stand und es war auch damals zunächst nicht leicht gewesen. Nun aber war es irgendwie, als wäre es jetzt erst real und das musste Ryou erst mal sacken lassen. „Wow, ich... gratuliere... Aber... Können wir heute mal ausnahmsweise trotzdem über etwas anderes reden? Ich wäre glücklich, wenn ich nicht dauernd irgendwie an Beziehungen oder so denken muss, wegen Bakura und was er gesagt und gemacht hat. Ich muss den Kopf wieder etwas frei bekommen.“, gestand der Weißhaarige. „Du gratulierst...?“, kicherte Malik, denn immerhin klang es so, als habe er wen geheiratet. „Geht klar, bekommen wir schon hin. Also dann... Essen wir und... Du erzählst mir vom Reitunterricht oder was du willst. Immerhin war's dein Vorschlag.“ Zuerst hatte Ryou noch protestieren wollen, aber dann willigte er doch ein. Gleichzeitig fing er an zu essen und erzählte nebenbei vom Reiten, dem heutigen Unterricht, seinen Fortschritt und das Lob seines Reitlehrers ließ er auch nicht aus. Daraufhin hatte Malik kurz eine Augenbraue gehoben, hatte das aber unkommentiert gelassen. Das Mittagessen wurde also von Smalltalk bestimmt, dem sich der Blonde später auch einfügte und ebenfalls seine Pläne für den Nachmittag preis gab. Nach dem Essen hatten sie ihre Tabletts in den dafür vorgesehenen Wagen gestellt und den Raum verlassen. Eigentlich wollte Malik heute mal ein wenig Zeit mit ihm verbringen, wurde aber auf heute Abend vertröstet. Einerseits verstand er es schon und freute sich auch darüber, dass sein Freund aus Kindertagen etwas für seine Gesundheit tat. Andererseits bedeutete dies aber auch, dass er sich wieder mal eine Beschäftigung, bis heute Abend und bis Mariku dann auch endlich frei und Zeit für ihn hatte, suchen musste. Der Weißhaarige indes ging wie die vergangenen Tage hoch, zog sich seine Trainingskleidung an und ging dann laufen. Inzwischen hatte er auch eine Karte an der Rezeption erhalten, sodass er bei kurzen Pausen entscheiden konnte, wo entlang er laufen wollte. Auf diese Weise entdeckte er auch viele neue Gebiete, hätte vor wenigen Wochen auch nicht für möglich gehalten, dass er sich dafür mal begeistern konnte. Wenn er aber schon so etwas anstrengendes machen musste, dann wollte er sich wenigstens auch ein wenig dafür belohnen. So lief er vor allen Dingen die Flussroute entlang, wo ihn immer wieder schöne Blumen und Bäume begegneten. Dennoch blieb er nicht stehen, musste immerhin eine Strecke schaffen, doch es war auch angenehm hier, sodass er nicht all zu sehr ins straucheln geriet. Die frische klare Luft hier tat ihm gut und irgendwie war er froh, dass er damit angefangen hatte. Ob er viel Gewicht verloren hatte, wusste Ryou nicht, aber er fühlte sich wesentlich ausdauernder. So lief er erst einmal eine Stunde, machte dann auf einer Bank am Gehweg platz und genoss ein Weilchen die Aussicht zum Fluss. Indes gönnte er sich etwas Traubenzucker und Wasser, damit er neue Energie bekam und nicht dehydrierte, denn es war immer noch warm genug. Eine Weile war es ruhig gewesen, doch dann schweiften seine Gedanken in seine Traumwelt. Unweigerlich tauchte Bakura darin plötzlich auf und er dachte nach. Dieser hatte ihn zwar eingeladen, aber darauf geantwortet hatte er nicht direkt. Deswegen war er sich unsicher, ob er gehen sollte, riss sich schließlich selbst aus seinen Gedanken indem er sich zwang weiter zu laufen. Dennoch war es nicht mehr als eine verzweifelte Tat um IHN aus dem Kopf zu bekommen. Denn jedes Mal, wenn er ihn wieder im Kopf hatte, fühlte es sich irgendwie seltsam, doch Ryou wusste selbst nicht, was genau das war oder wie er es denn benennen sollte. Insgesamt eineinhalb Stunden, die Pause mit eingerechnet, waren vergangen, bevor der Weißhaarige wieder einen Fuß auf die Ranch setzte. Es war Nachmittag geworden, schätzungsweise 15 Uhr, und es war einiges an Betrieb hier. Nicht nur, dass die Mitarbeiter ihrem Dienst nachkamen, sondern auch die Gäste waren aktiv. Manche kamen von Wandertouren zurück, andere spielten mit ihren Kindern, die Kinder untereinander spielten ebenfalls, manche gingen Ballspielen nach und und und... Die Liste war fast endlos, doch viel Zeit sich das anzusehen, blieb Ryou nicht. Er wollte erst einmal auf sein Zimmer, war noch ziemlich entkräftet und auch etwas verschwitzt. Trotzdem machte er noch einmal halt im Sanitärraum, den es für Notfälle hier gab und klopfte vorsichtig an. Neugierig, wie er dieses Mal war, wartete der Weißhaarige nicht auf eine Antwort, sondern drückte die Klinke und schob langsam die Tür auf. „Ähm, entschuldigen sie die Störung.“, meinte Ryou, als tatsächlich ein Mitarbeiter in ziviler Kleidung dort saß. „Ich... Haben sie hier vielleicht eine Waage. Dürfte ich sie benutzen?“ „Klar, tu dir keinen Zwang an. Ich bin kein Arzt, ich passe nur hier auf, dass niemand was unerlaubt nimmt oder so.“, erklärte ihm der Mitarbeiter. „Die Waage ist dort in der Ecke.“ Der nun muntere Junge zögerte plötzlich ein wenig, ging aber auf die Digitalwaage zu und stellte sie zu Boden. Es war nicht leicht, denn bislang hatte er seit Ewigkeiten eben jene gemieden, musste sich dem jedoch genau in diesem Augenblick stellen. Einen tiefen Atemzug nehmend, schaltete der Weißhaarige das Gerät ein, wartete, dass sie bereit war sich drauf zu stellen... Und tat den Schritt... Zahlen erschienen, schwankten auf und ab, was den bemühten Läufer nervös machte. Krampfhaft schloss er die Augen, wagte nach einer Weile doch den Blick. Vorsichtig öffnete er ein Auge, besah sich schließlich die Zahlen und stieg ohne eine Miene zu verziehen wieder von dem Instrument, bevor er es fein säuberlich wieder in die Ecke stellte. Wenig später verließ er ohne einen Abschiedsgruß den Raum wieder und begab sich auf sein Zimmer. Die verschwitzte Kleidung landete auf einen Wäschehaufen um den er sich später kümmern wollte, stand nun in Unterwäsche da und kramte nach frischer Kleidung. Noch schwirrten seine Gedanken um das hier und jetzt, sodass er einfach irgendwas nahm. Daraufhin verzog er sich ins Bad, genoss eine ausgiebige Dusche und säuberte sein Haar ausgiebigst. Auch um andere Details machte er sich Gedanken, denn immerhin war heute kein normaler Tag. Er sollte mit Bakura gemeinsam den Abend verbringen. Und da war er wieder... Bakura... Wieso dachte er dauernd an ihn? Und wieso machte er sich überhaupt ein wenig Gedanken, was diesem gefiel? Dennoch kam er nicht drum herum an sich zu arbeiten, fragte sich auch, was Malik an seiner Stelle tun würde oder schon alles getan hatte in so einer Situation. Letztlich brauchte er für die Schönheitskorrekturen, die er nicht wusste wieso gemacht zu haben, gut eine Stunde. Anschließend warf er sich erst mal in gemütliche Kleidung, hatte nicht vor jetzt schon hinaus zu gehen. Für die Strandparty war es noch zu früh und wenn er einfach nur nach draußen ging, dann war es zu warm und er musste erneut duschen, denn er wollte keinesfalls verschwitzt sein, wenn er Bakura begegnete. Noch immer war er verunsichert, in seinem Kopf schwirrten tausend Gedanken, weswegen er sich letztlich doch etwas dem Fernseh zu wandte, nicht aber ohne vorher den Timer seines Handys zu stellen. Es war 18 Uhr, Ryou hatte einige Zeit mit Fernseh und später mit Lesen verbracht, da klingelte sein Handy. Es war Zeit sich für die Party zurecht zu machen. Doch plötzlich hemmte den sonst so ausgelassenen Japaner etwas, ließ ihn minutenlang einfach nur zum Kleiderschrank starren. //Was ziehe ich denn an? Ist das eigentlich ein Date? Oder ist es das nicht? Hach, ich weiß nicht... Was mache ich nur, wenn das ein Date ist? Nein, das ist kein Date. Oder doch?//, fragte er sich. Total verunsichert hing er seinen Gedanken nach, merkte dabei zunächst nicht, wie die Zeit verging. Eine halbe Stunde ging dies aber so, bevor eine SMS seines Netzbetreibers ihn aus seinen Gedanken riss und ihn innerlich fluchen ließ. Schließlich entschied Ryou, dass er sich doch etwas schicker anziehen wollte, nicht aber zu überzogen, damit er für beide Situationen gewappnet war. Deswegen probierte er einfach mehrere Kombination von dem was er da hatte aus und machte eine kleine Modenschau. Dabei versuchte er sich vorzustellen, ob es seinem Reitlehrer gefallen würde oder nicht, wie dieser reagieren würde. Mehr und mehr Zeit verging, der Weißhaarige stieß langsam an seine Grenzen, als es an der Tür klopfte. „Wer ist da?“, fragte Ryou, als ein blonder Haarschopf hinein lugte. „Ich wollte gerade fragen, ob du mit zur Party kommst, aber... Du scheinst ja schon fertig zu sein.“, meinte dieser. „Malik, ich... Ich brauche noch etwas, ja? Geh schon mal vor und sag Bakura, nur falls er fragt, dass ich mich etwas verspäte.“, erklärte der Weißhaarige. Darauf erfolgte kein neuer Kommentar, denn Malik ließ ihn einfach. Er fand es aber interessant, wie sein Freund aus Kindertagen sich verhielt, da man schon merkte, dass dieser etwas durch den Wind war. Jedenfalls ging er schon vor zur Party, während sich Ryou langsam wieder fing. Er blies kurzerhand all seine Gedanken aus dem Kopf, entschied sich dann plötzlich nicht zu gehen. Innerlich würde er so den Abend einfach nicht überstehen. Immer wieder versuchte er zu überlegen, was er Bakura morgen sagen wollte, fand dann aber, dass er das auch wieder nicht machen konnte. Es war einfach zum Haare raufen und ehe er sich versah, war es fast 20 Uhr und er immer noch hier. Zudem war er durch den vielen Kleidungswechsel etwas verschwitzt, was für ihn bedeutete, dass er sich erneut duschen musste. Fest entschlossen sich nun nicht mehr aus dem Konzept bringen zu lassen, band er seine Haare hoch, stieg noch einmal in Windeseile unter die Dusche und kleidete sich wenig später endlich mit einem festgelegten Outfit ein. Im Spiegel betrachtete er sich kurz, fand dann, dass es gar nicht so schlecht aussah, wenn seine Haare hochgesteckt blieben, weswegen er es so beließ. Kurz darauf verließ er dann endlich sein Zimmer Richtung Strand, wo er bisher noch nicht gewesen war. Hatte er bis hinunter kaum eine Menschenseele gesehen, so war es hier wirklich sehr voll und der Weißhaarige würde sicher ein paar Minuten brauchen die Anderen zu finden. Deswegen begab er sich erst einmal zur Bar, bestellte sich ein Eiswasser und verschaffte sich von dort aus einen Überblick. Nach einem kurzen Moment hatte er sie endlich gesichtet, nahm das Wasser und begab sich zu dem Platz. Die Musik war entsprechend etwas lauter und der Ältere saß mit dem Rücken zu ihm, sodass er ihn nicht sehen konnte. Das kam Ryou natürlich entgegen, wollte er ihn mit seiner Erscheinung überraschen, kam just in dem Moment zum stehen. „Ach, so ein Blödsinn. Wenn ich Ryou will, dann bekomme ich ihn schon dafür.“, machte Bakura gerade den beiden Blonden klar. Nur wenige Sekunden später floss eine kalte Flüssigkeit über dessen Kopf und dieser zuckte zusammen. Mit so einem Schlag ins Gesicht hatte Ryou nicht gerechnet, hatte aus Reflex sein Glas Wasser über den Älteren entleert. Irgendwas in seinem Magen hatte sich aber in jenem Moment verkrampft, weswegen er kein Ton heraus bekam. Ohne noch etwas zu sagen, fiel daraufhin das Glas in den Sand und Ryou rannte davon. „Echt super hinbekommen. Du bist echt ein Casanova, hast du dir verdient. Komm Malik, der hier muss erst mal wieder runter kommen. Gehen wir tanzen.“, zogen sich daraufhin auch die beiden Blonden von ihm zurück. Der Weißhaarige saß noch ein paar Minuten durchnässt und mit tuschelnden Tischnachbarn dort, hatte seinen Blick gesenkt und versuchte zu begreifen, was da gerade passiert war. Doch er war einfach zu müde, durchnässt, durcheinander und auch angetrunken, dass er da noch etwas machen konnte. Allmählich begriff er aber doch, was passiert war, wusste nun auch, dass es nichts brachte, Ryou hinterher zu laufen. Deswegen verließ er wenig später die Party und begab sich zurück zur Mitarbeiterunterkunft, wo er erst einmal alleine sein wollte. Indes war Ryou schon lange zurück in die Pension gelaufen, hatte sich in sein Zimmer eingesperrt und lag nun auf dem Bett. Die Tür hatte er verriegelt, wollte jetzt niemand sehe, nicht Malik und besonders nicht Bakura. Etwas in seiner Brust hatte schmerzlich weh getan, als er die Angeberei seines Reitlehrers vernommen hatte. Schließlich, als er zurück in der Pension gewesen war, brannte es nur noch in ihm. Es war eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und etwas, was er noch nicht ganz erfasst hatte. Jedenfalls wollte ein Teil von ihm das immer noch nicht wahr haben und blendete es aus. Doch nun lag er da, auf dem Bett, mit dem Gesicht im Kissen... Und weinte sich in den Schlaf... Kapitel 14: Wahre Gefühle ------------------------- Es waren inzwischen zwei Tage vergangen, in denen Malik seinen ersten festen Freund nur wenige Male zu Gesicht bekommen hatte. Bei der Arbeit wollte er diesen nicht belästigen und hatte dieser dann endlich Zeit, dann war es bereits Abend und er konnte wieder kaum Zeit mit ihm verbringen. Irgendwie wurmte den Blonden das etwas, auch wenn der Ältere da nichts für konnte. Sein Herz verlangte etwas mehr inzwischen, wollte ihn bei sich haben. Doch nun, am schönen Freitag Morgen, war er alleine. Mit den Gedanken an seinen Freund, streckte sich der Ägypter im Bett und stand schließlich auf, denn es half ja alles nichts. Innerlich unzufrieden begab er sich ins Bad, gönnte sich dort eine Dusche und warf sich klamottenmäßig in Schale, falls er seinem Liebsten heute doch noch begegnen sollte. Allerdings konnte er sich wieder nicht dazu durchringen ihn bei der Arbeit zu stören und einfach im Stall oder wo dieser gerade war aufzutauchen. Deswegen entschied er hier zu bleiben und ein wenig auf dem Balkon die frische Luft zu genießen. Eine Weile passierte nichts und der Blonde langweilte sich schon, als eine gewisse Person auftauchte und schnellen Schrittes in die Pension einkehrte. Dieser war zwar nicht alleine, aber es zauberte ein Lächeln auf Malik's Lippen. Sofort zog er sich seine Slipper an und lief die Treppe hinunter in die Lobby. Jedoch war Mariku nicht auffindbar, als er unten ankam und etwas enttäuscht schaute er schon drein. Doch noch wollte er nicht aufgeben, fragte die Person, die im Moment am Empfang aufpasste. „Oh, der Chef. Der ist schon wieder weg und sah sehr beschäftigt aus. Aber kein Wunder, wo heute Abend die Party vorverlegt wurde.“, meinte dieser. „Sag mal, bist du Malik?“ „Ja, wieso?“, war der Blonde über die Nachricht noch etwas überrascht. „Der Chef meinte, ich solle dir das hier geben.“, meinte der Aufpasser. Daraufhin händigte dieser ihm einen Briefumschlag aus und sofort eilte Malik damit nach oben. Er wollte ihn in Ruhe und alleine lesen und keinesfalls, dass irgendwer mit bekam, dass er mit dem Pensionsleiter eine Beziehung hatte, jedenfalls jetzt noch nicht. Der Inhalt des Briefes beschränkte sich jedenfalls auf's Wesentliche. Ihm wurde mitgeteilt, dass wegen des Wetters die wöchentliche Strandparty vorverlegt würde und lud ihn ein. Zudem gab er ihm zum Schluss einen Kuss, woraufhin er ein wenig verlegen lächeln musste. Des Weiteren beschloss der Blonde den Brief nicht einfach weg zu werfen, sondern ihn auf zu bewahren und packte ihn in seinen Koffer. Es war der erste Brief, den er von seinem Freund bekommen hatte und er fand dies doch als sehr wichtig um ihn auch nach dem Urlaub ein Stück bei sich zu haben. Der Ägypter ließ sich kurzerhand auf das Bett fallen und träumte vor sich hin, dachte an Mariku und merkte dabei kaum, wie die Zeit verging, wie es nun mal manchmal so war, wenn man verliebt war. Jedenfalls schaute er irgendwann doch auf die Uhr und stellte beiläufig fest, dass der Speisesaal nun zum Mittag gedeckt haben musste. Bevor er sich allerdings hinunter begab um etwas zu sich zu nehmen, checkte er noch einmal sein Äußeres, besserte seine Schminke nach und wechselte sein Top und dies nur für den unwahrscheinlichen Fall seinem Liebsten doch noch zu begegnen. Dass er mit der schwarzen Hotpants und dem fliederfarbenen bauchfreien Knotenshirt eher befremdlich wirkte, merkte er nicht einmal. Im Speisesaal angekommen schnappte er sich kurzerhand ein Tablett sowie einen Teller und belud diesen mit einer Tofu-Gemüse Mischung und Spätzle. Dazu nahm er sich einen Obstsalat und ein Glas stilles Mineralwasser und setzte sich an einen freien Platz in der Ecke. Anfänglich aß Malik auch, doch dann wanderten seine Gedanken wieder zu dem Älteren und er stocherte mehr in seinem Essen herum, seinen Kopf mit einer Hand abgestützt. „Malik? Du... Kann ich mich setzen?“, fragte Ryou ihn, woraufhin er immer noch geistesabwesend nickte. „Wow, was ist mit dir passiert? Du wirkst so verändert.“ „Oh, du... hast mich erschreckt... Wann bist du denn gekommen? Ich...“, stammelte der Blonde vor sich her. „Erde an Malik. Was ist denn mit dir los? Erst erkenne ich dich kaum, weil du irgendwie anders aussiehst und dann bekommst du nicht mal mehr mit, was um dich herum passiert. Dein Essen ist sicher auch bald kalt.“, seufzte Ryou. „Was mit mir los ist? Ich sehe anders aus?“, nahm der Ägypter dies nicht so wahr. „Natürlich, sieh mal in den Spiegel. Du trägst kurze Hosen und noch kürzere oder weitere Oberteile, riechst nach Parfum, hast deine Haare irgendwie anders...“, zählte Ryou nur ein paar Dinge auf. „Hm, naja... Ich... Ich bin eben verliebt und... Ach ja, habe ich ja noch gar nicht erzählt. Ich bin mit Mariku zusammen. Ich habe neulich mit ihm geredet und... Er meinte es ernst und... Also habe ich zugesagt.“, berichtete Malik ziemlich durcheinander. Im ersten Moment herrschte Stille zwischen den beiden Freunden, denn Ryou war nicht so der Redner, wenn es um solche Angelegenheiten ging. Allerdings verstand er nun auch, wieso Malik sich so gekleidet hatte und verhielt. Doch wie dieser nun, da es ihm erzählt worden war, damit umgehen sollte, schien dieser nicht so recht zu wissen. Ryou hatte zwar gewusst, dass der Ägypter auf Männer stand, aber es war auch damals zunächst nicht leicht gewesen. Nun aber war es irgendwie, als wäre es jetzt erst real und das musste der Weißhaarige erst mal sacken lassen. „Wow, ich... gratuliere... Aber... Können wir heute mal ausnahmsweise trotzdem über etwas anderes reden? Ich wäre glücklich, wenn ich nicht dauernd irgendwie an Beziehungen oder so denken muss, wegen Bakura und was er gesagt und gemacht hat. Ich muss den Kopf wieder etwas frei bekommen.“, gestand dieser. „Du gratulierst...?“, kicherte Malik, denn immerhin klang es so, als habe er wen geheiratet. „Geht klar, bekommen wir schon hin. Also dann... Essen wir und... Du erzählst mir vom Reitunterricht oder was du willst. Immerhin war's dein Vorschlag.“ Zuerst hatte Ryou noch protestieren wollen, aber dann willigte dieser doch ein. Gleichzeitig fing der Jüngere an zu essen und erzählte nebenbei vom Reiten, dem heutigen Unterricht, seinen Fortschritt und das Lob seines Reitlehrers ließ dieser auch nicht aus. Daraufhin hob Malik kurz eine Augenbraue, ließ es aber unkommentiert. Das Mittagessen wurde also von Smalltalk bestimmt, dem sich der Blonde später auch einfügte und ebenfalls seine Pläne für den Nachmittag preis gab. Nach dem Essen hatten sie ihre Tabletts in den dafür vorgesehenen Wagen gestellt und den Raum verlassen. Eigentlich wollte der Ägypter heute mal ein wenig Zeit mit ihm verbringen, vertröstete Ryou allerdings auf heute Abend. Einerseits verstand er es schon und freute sich auch darüber, dass sein Freund aus Kindertagen etwas für seine Gesundheit tat. Andererseits bedeutete dies aber auch, dass er sich wieder mal eine Beschäftigung bis heute Abend und bis Mariku dann auch endlich frei und Zeit für ihn hatte, suchen musste. Kurz darauf trennten sich ihre Wege und Malik musste sehen, wie er den heutigen Nachmittag verbringen wollte. Zunächst hatte er sich zurück auf sein Zimmer begeben, was aber nur damit geendet hatte, dass er gelangweilt im Zimmer auf und ab lief. Draußen herrschte allerdings schönes Wetter und da er ebenfalls draußen auf und ab laufen konnte, entschied der Blonde kurzerhand, dass er dies auch draußen tun konnte und begab sich kurzerhand zum Strand. Es war angenehmes Wetter, noch nichts zu sehen vom dem angekündigten Gewitter. Dennoch spürte man eine angenehme Brise, die dies irgendwie ankündigte und doch das heutige Wetter perfekt machte. Malik stand nun fast wadentief im Wasser und genoss den Blick hinaus auf die See, die Vögel und die Menschen auf dem Pier. Hier fühlte er sich wohl, erinnerte es ihn doch auch irgendwie zumindest ein kleines bisschen an das Land aus dem er kam. Für eine Weile konnte er so den seelischen Ballast vergessen, der ihn die Stunden über gequält hatten. Ohne groß nachzudenken entschied er sich schließlich hier ein wenig den üblichen Urlaubsbeschäftigungen als Tourist nachzukommen. Er suchte nach schönen Muscheln und baute ein Sandtier. Doch ab und an konnte der Blonde in weiterer Ferne auch seinen Freund entdecken, wie dieser beschäftigt war und die Koordination und den Aufbau des Partybereichs übernahm. Dieser schaute allerdings nicht einmal zu ihm, jedenfalls nicht merklich, was ihn doch irgendwie wurmte. Deswegen gab er die Aktivitäten hier auf und zog sich vom Strand zurück Richtung Wald, wo Ryou sonst immer lief. Hier machte Malik einen kleinen Spaziergang, musste zugeben, dass es auch dort sehr schön war. War es überall auch so schön, so fehlte ihm sein Freund doch irgendwie schon, obwohl sie erst ein paar Tage zusammen waren. Durch den Spaziergang durch den Wald und die Gedanken, die Malik sich über seinen Freund gemacht hatte, wurde es allmählich früher Abend, ehe er wieder an der Pension ankam. Doch es war noch früh genug Vorbereitungen zu treffen, noch einmal duschen zu gehen und sich dann auf zum Strand zu machen. Also begab der Blonde sich auf sein Zimmer, duschte ausnahmsweise mal kalt und richtete seine Haare. Dieses Mal wollte er es lockerer angehen lassen, ließ seine Haare natürlich aussehen und versuchte nicht unbedingt mehr sich so übertrieben zu stylen. Immerhin hatte der Ältere auch so in ihn verliebt, sodass er das nicht nötig hatte. Kurzerhand zog er sich ein einfaches Figur betonendes schwarzes Trägertop und eine dunkelblaue 3/4-Jeans im Used-Look an. Dazu trug er ein Paar Slipper mit Kreuzband aus Binsen. So begab er sich wenig später an den Strand und kam gerade noch rechtzeitig, während sein Freund bereits auf der Bühne stand und das Fest eröffnete. Als alle applaudierten, tat er das Gleiche und wartete, dass sein Freund hinunter kam, bevor er ihm einen Kuss gab. „Na Süßer. Scheint ja so, als seist du wieder normal.“, meinte Mariku. „Wieder normal? Wie meinst du das denn?“, verwunderte dem Jüngeren diese Aussage. „Ich habe dich in den letzten Tagen gesehen. Und auch wenn du zugegeben sehr sexy aussiehst... Diese ganzen Outfits und die Aufbrezelei... Das warst nicht wirklich du!“, beantwortete dieser seine Frage. „Findest du? Aber... Ehrlich gesagt wollte ich das für dich tun. Du warst kaum da, nicht mal am Strand und... Ich wollte doch nur, dass ich dir auffalle.“, war der Blonde ehrlich. „Naja, aufgefallen bist du mir. Auch heute bei den Vorbereitungen. Aber eher nicht so, wie du solltest. Das ist schwer zu erklären, aber ich mag dich so wie jetzt eben lieber.“, war der Ältere ehrlich. „Aber... Ich dachte... Wieso hattest du dann keine Zeit für mich? Wieso bist du dann nicht mal zum Strand gekommen? Ich habe dich vermisst.“, war Malik ehrlich. „Was dachtest du? Dass ich dich mehr beachte, wenn du mehr Haut zeigst? Hör mal, du bist hübsch und... Das darfst du auch ruhig zeigen, aber...“, zog dieser ihn plötzlich näher. „Ich will der Einzige sein und bleiben, der dich so sieht.“, flüsterte der Pensionsleiter ihm ins Ohr. Daraufhin sagte der andere Ägypter erst einmal nichts mehr, war auch ein wenig rot um die Nase, da er mit dieser Art von Antwort nicht gerechnet hatte. Trotzdem fühlte er sich irgendwie froh und war erleichtert, dass Mariku ihm gar nicht aus dem Weg zu gehen schien und ihn dennoch nicht teilen wollte. Doch bevor er etwas erwidern oder fragen konnte, nahm dieser seine Hand und zog ihn mit sich an einen freien Platz, wo sich die beiden nebeneinander setzten. Da der Ältere auch nicht verantwortlich für die Abendveranstaltung war, hatte er nun auch Zeit für seinen Liebsten, der sich noch etwas unsicher war, was er tun sollte. Kurzerhand zog er Malik an sich und dieser schien es zu genießen, entspannte sich allmählich. „Du, sag mal. Da ich jetzt weiß, dass ich ein wenig übertrieben habe und so... Wieso aber bist du eigentlich nicht an den Strand gekommen so wie neulich?“, stellte er die Frage schließlich doch. „Weil ich so viel zu tun hatte. Durch den Monsun ist einiges liegen geblieben. Und als ich heute zu dir wollte schockst du mich mit sowas. Da musste ich dir doch zeigen, dass ich das nicht unterstütze, dass du so herum läufst. Du siehst auch so mehr als sexy aus, dass du es nicht nötig hast, fast nackt und aufgedonnert herum zu laufen.“, machte Mariku klar, dass er dies nicht wollte. „Du hast ja recht, aber... Lass mir beim nächsten Mal dann wenigstens Bescheid geben, wenn du verhindert bist. Sonst denke ich, es liegt an mir und... Manchmal, wenn man verliebt ist, dann macht man dumme Sachen. Tut mir leid.“, entschuldigte der Blonde sich. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Beim nächsten Mal werde ich schauen, dass ich jemanden zu dir schicken kann.“, versprach der Ältere. „Allerdings hättest du auch vorbei kommen können, ich beiße doch nicht.“ „Aber... Ich wollte dich nicht stören bei deiner Arbeit.“, stellte Malik klar. „Mich stören. Du störst doch nicht, Malik. Wie kommst du denn darauf, dass du störst?“, wollte dieser von ihm wissen. „Naja. Du sagtest neulich, dass du arbeiten musst und beschäftigt seist. Das klang für mich nach einer Aufforderung dann nicht gestört zu werden. Zudem meintest du, dass ich meine Freizeit dann woanders verbringen sollte als nur in den Kuhstallungen zu sein.“, teilte der Jüngere ihm mit, woraufhin ein Seufzer des Anderen folgte. „Das hatte ich doch nicht so wortwörtlich gemeint. Klar muss ich arbeiten und kann nicht die ganze Zeit mit dir kuscheln, dich küssen... Und ja, ich sagte, dass du nicht die ganze Zeit mit mir in den Stallungen sein sollst. Aber ich wusste doch nicht, dass du das so verstehst. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich das richtig gestellt. Natürlich darfst du auch zu mir kommen, wenn du den Bedarf danach hast, solange ich weiter arbeiten kann. Und mit meiner Aussage nicht die ganze Zeit in den Stallungen zu sein meinte ich eigentlich, dass du deine Freizeit genießen sollst, denn immerhin bist du Gast und hast Ferien, da sollst du etwas Abwechslung haben und mir nicht die ganze Zeit bei der Arbeit zusehen. Wenn du hin und wieder vorbei kommst, habe ich aber nichts dagegen.“, stellte Mariku richtig, was er eigentlich gemeint hatte. „Oh. Ich glaube da haben wir beide wohl aneinander vorbei gehandelt.“, schmunzelte der Jüngere nun. Und sein Freund schmunzelte ebenfalls, zog ihn dann aber zu sich und gab ihm einen Kuss. Eigentlich wäre es für den Uke der perfekte Moment gewesen, sich an ihn zu kuscheln, doch dann traute er sich doch nicht, da eine Person mit weißen Haaren urplötzlich auf sie zukam. Dieser wirkte etwas durcheinander und blieb doch vor dem Tisch stehen. „Sagt mal, hat einer von euch Ryou gesehen? Ich warte schon eine ganze Weile auf ihn, aber er ist bis jetzt nicht aufgetaucht.“, erzählte Bakura. „Nein, hier war er jedenfalls nicht? Was meinst du, darf er hier warten? Ryou sagte zwar er würde sich etwas verspäten, aber...“, fand Malik, dass diese Verspätung schon etwas lang war. Zunächst zögerte der Reitlehrer jedoch etwas, wollte den beiden Turteltauben nicht den Abend verderben. Allerdings wusste er auch nicht, was er im Moment tun sollte, setzte sich kurzerhand den beiden gegenüber. Gemeinsam bestellten sie erst einmal etwas zu trinken, doch mit jeder Minute, die verging, fühlte sich Bakura unwohler und gleichzeitig plagte ihn die Sorge, dass Ryou ihn versetzen würde. Deswegen trank er nicht nur dieses eine Bier, sondern bestellte immer mal wieder etwas nach. Dabei war es recht ruhig am Tisch, da die beiden Blonden ihn nicht alleine lassen wollten, nicht genau wissend, was Bakura im Moment dachte. „Das ist seltsam. Sonst ist Ryou eigentlich recht zuverlässig. Vielleicht ist irgend etwas vorgefallen.“, mutmaßte Malik plötzlich und durchbrach damit die Stelle. „Ach und was? Nein, es war irgendwie schon zu erwarten. Und genau aus diesem Grund sollte man sich keine Hoffnungen machen.“, versuchte der Versetzte seinen Frust abzuschütteln. „Bakura, red nicht so einen Unsinn. Es gibt sicher für alles...“, wand der Ältere ein, wurde aber unterbrochen. „Was? Einen logischen Grund? Ich hätte mich nicht zu so einen Blödsinn mit Dates einlassen sollen.“, schweifte der Weißhaarige nun ganz ab. „Ach, so ein Unsinn. Du...“, kam Mariku erneut nicht zu Wort. „Unsinn? Nein, das hier ist Unsinn. Vorher war alles leichter und daran hätte ich nichts ändern sollen.“, machte sich der Alkohol deutlich bemerkbar. „Weißt du, ich glaube du solltest keinen Alkohol mehr haben. Du weißt ja nicht wovon du redest. Liebe ist etwas tolles, wenn man sie ein Mal gefunden hat.“, redete der Pensionsleiter auf den Angetrunkenen ein. „Das mag vielleicht für dich gelten. Aber ich habe in so etwas nie Glück. Wieso sollte ich dann überhaupt etwas ändern?“, wirkte Bakura etwas gefrustet. „Weil es sich lohnt, ganz einfach.“, machte ihm Mariku klar. „Ach, so ein Blödsinn. Wenn ich Ryou will, dann bekomme ich ihn schon dafür.“, erwiderte Bakura daraufhin keck. Eigentlich wollte er noch ergänzen, wieso er sich dann auf so etwas wie Liebe einlassen sollte, als plötzlich auch schon ein Schwall eiskaltes Wasser über seinen Kopf und seinen Körper lief. Daraufhin zuckte er erst einmal zusammen, wollte schon aufspringen, als er Ryou erblickte und wie gelähmt sitzen blieb. Das hatte er nun wirklich nicht gewollt, dass solch eine Situation entstand und er wusste sich im Moment nicht weiter zu helfen, brachte einfach keinen Ton mehr heraus. Das einzige was er wusste, war, dass nun der Abend für ihn gelaufen war. Deswegen ließ er den Kopf sinken und wartete, bis Ryou verschwunden war. „Echt super hinbekommen. Du bist echt ein Casanova, hast du dir verdient. Komm Malik, der hier muss erst mal wieder runter kommen. Gehen wir tanzen.“, zog Mariku seinen Liebsten daraufhin zur Tanzfläche. Die ganze Aktion hatte natürlich Aufmerksamkeit erregt und die Leute an den Tischen tuschelten. Selbst für die beiden Verliebten war das zu viel, denn sie wollten nur einen ruhigen schönen Abend verbringen. Dass Bakura aber nun unfreiwillig die Hauptattraktion des Abends war, gefiel ihm gar nicht, er fühlte sich augenblicklich nicht wohl. Doch gab er auch nicht Ryou die Schuld dafür, sondern sich selbst, was die ganze Situation nicht besser machte. Noch einen Moment blieb er steif gefroren sitzen, stand dann aber auf und machte sich nur noch so schnell er konnte vom Acker. Er wollte nur noch weg von hier, denn innerlich rauschte es in seinem Kopf und als er in der Mitarbeiterunterkunft ankam, sank er kraftlos an der Tür seines Zimmers nieder... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)