Summer Ranch von Nao_Kirisaki ================================================================================ Kapitel 2: Reitunterricht und noch mehr Frust --------------------------------------------- Ryou schlief in aller Seelen Ruhe vor sich hin, spürte nicht einmal, wie spät es war. Auf Malik's Wunsch hatte er sich gestern für einen Anfängerkurs zum Reiten eingetragen, doch die geplante Uhrzeit von neun Uhr früh war längst vorbei. Nichts ahnend schlief er weiter, spürte plötzlich, wie ihn etwas hartes traf. Mit einem murmelnden Etwas genannt Satz, ließ er einen verdutzten Blick seitens eines Lehrers passieren. Ohne dass er es selbst realisierte, wurde er kurzerhand hochgehoben und in der Dusche abgesetzt, spürte erst etwas, als jemand das kalte Wasser anstellte. Sofort sprang er auf, blickte schließlich komplett durchnässt in das Gesicht eines Fremden. „Was soll das?! Sind Sie total verrückt? Wer sind Sie überhaupt und was machen Sie hier?“, zischte Ryou komplett durchnässt. „Zisch mich nicht so an. Wer ich bin? Dein Reitlehrer, du Schnarchnase. Und ich habe über eine halbe Stunde auf dich gewartet, Prinzesschen. So, nun bist du wach. Also zieh dich gefälligst an und komm in die Gänge. Ich habe auch noch andere Kursteilnehmer und weitere Dinge zu tun.“, knallte der Fremde die Tür. Na das hatte ja toll begonnen. Er hatte nicht nur einen schlechten Eindruck auf den Lehrer hinterlassen, sondern ihn auch angeschrien und war komplett durchnässt. Ryou hasste diesen Sommer, denn er hatte einfach kein Glück. So schnell er konnte trocknete er sich unter mehrmaligem Seufzen ab und zog sich schließlich frische Kleidung an. Sein Bett konnte er auch später machen, wollte den Lehrer nicht noch länger warten lassen. Der Weißhaarige wusste, dass der Kurs erst Mal an der Koppel stattfand, also begab er sich dort hin. Dort angekommen, wurde er von einigen belächelt und manche tuschelten bereits, was da vorgefallen war. Ryou war das alles mehr als unangenehm, wäre am Liebsten ganz weit weg von hier. Wenn er jetzt allerdings ging, würde ihm dieser Typ sicher nachkommen und wer weiß, was der dann mit ihm machte. „So, nun sind wir alle vollzählig. Noch eine kleine Zusammenfassung für die Trödelliese von heute. Mein Name ist Bakura Ishijo. Du sprichst mich mit Ishijo-san an, klar soweit? Der Kurs geht eine Woche lang täglich von neun bis zwölf Uhr. Morgen bist du also gefälligst pünktlich. Und nun gehen wir in die Stallungen, wo jeder sich ein Pferd aussuchen darf.“, teilte ihm dieser mit. Kurz darauf ging der Lehrer voran und Ryou folgte ihm genau wie die Anderen, die dort waren. In den Stallungen selbst war es recht düster, wenig Licht drang hier hinein. Aber wenn man bedachte, dass die Pferde hier auch schlafen mussten, konnte er es verstehen. Der Reitlehrer, dem Ryou immer noch nicht verzieh, lehnte am Ausgang und wartete auf seine Schüler. Die ersten gingen bereits in die Boxen und nahmen sich ein Pferd. Aber er selbst hatte keine Ahnung, wonach er gehen sollte und welches von Ihnen er nehmen sollte. Spontan atmete er tief durch, ging kurzerhand auf eine der Boxen zu. Gerade wollte er die Tür öffnen, wurde aber jäh von einer Hand gestoppt, die verhinderte, dass er die Tür öffnen konnte. „Was denkst du, was du da machst?“, fragte eine Stimme im ruhigen Ton. „Das willst du nicht wirklich, glaub mir. Dort drinnen erwartet dich Unheil, glaub mir Junge. Du solltest vorher die Beschilderung lesen. Was ist nur los mit dir?“, fragte der Ältere. „Ich... Oh, das ist dein Pferd.“, las er nun. „Tut mir leid.“, nahm Ryou sich kurz darauf ein anderes Pferd. Dass er das Pferd nicht haben durfte, fasste er aber als Schikane auf und beschloss sich ab jetzt lieber auf Distanz zu halten. Wäre nicht Malik's Wunsch gemeinsam am Ferienende zu reiten, hätte er es nie und nimmer gemacht. Aber er kam scheinbar nicht mehr drum herum. Als alle ein Pferd hatten, gingen sie zurück zur Koppel. Das Tier was er bekommen hatte, war schon etwas kräftiger, konnte sein momentanes Übergewicht sicher gut halten. Heute, so teilte Bakura ihnen mit, würden sie alle erst einmal eine Beziehung zu den Tieren aufbauen. Allerdings war es doch anders, als der Weißhaarige sich das vorstellte. Sie mussten ihnen verschiedene Befehle geben. Entweder geschah dies durch Töne oder aber durch die Zügel des Tieres, womit Ryou aber seine Mühe Not hatte. Nur mit der Zügelsache kam er klar, nicht jedoch mit den Tönen. Das Pferd reagierte meist gar nicht und wenn doch, dann machte es etwas völlig Anderes. Wenn dem so weiter ging, würde nur wieder der Lehrer aufmerksam auf ihn, was er zu verhindern versuchte. „Nun setz dich schon, bitte.“, flehte er das Tier heimlich und mit auf diesem fixierten Blick an. „Was machst du da? Bittest du etwa das Pferd sich zu setzen?“, fragte eine bekannte Stimme. „Er hört nicht auf mich. Egal, was ich mache. Er setzt sich einfach nicht.“, jammerte Ryou. „Jammerst du mich etwa an. Gott, Heulsuse. Na gut, dann mach mal vor. Dann kann ich dir auch sagen, was du falsch machst.“, schien sein Lehrer nun völlig anders. Unsicher gab Ryou ein paar Laute von sich, wartete auf eine Reaktion des Pferdes und des Lehrers. Bei ersterem rührte sich allerdings nichts und der Lehrer sagte selbst erst einmal nichts. Er schien zu überlegen, ließ sich aber absichtlich Zeit. Mit einem Kopfschütteln, nahm er sich des Pferdes an, wiederholte die Laute mit starkem Ausdruck, woraufhin sich das Pferd setzte. „Gott, du... Wie soll ich dir das erklären. Dein Klang in der Stimme ist viel zu unsicher. Es klingt wie 'Sitz?'. Denkst du das Pferd reagiert auf eine Frage? Also nochmal, denn den gleichen Befehl verwendest du auch, damit das Pferd aufsteht. Und übrigens ist das eine 'Sie', kein 'Er'.“, machte Bakura den kleinen aber feinen Unterschied sichtbar. Erneut versuchte Ryou es, diesmal aber mit etwas mehr Sicherheit. Er schnalzte mit der Zunge, wurde genau vom Lehrer begutachtet. Gefallen tat es ihm nicht aus irgendeinem Grund, aber er schaffte es schließlich doch noch das Pferd auf Kommando sitzen und aufstehen zu lassen. Wenigstens durften sie heute auch mal auf dem Pferd sitzen, probten ebenfalls das auf- und absteigen. Seine Kondition ließ ihn im Stich, als er dies einige Male wiederholt hatte, wurde aber von dem eigenwilligen Reitlehrer immer wieder aufgescheucht. Allmählich glaubte selbst Ryou, dass er ein Problem mit seinem Gewicht hatte, denn das ganze Training ging nicht spurlos an ihm vorüber. Und als sie auch noch zwei Runden mit dem Pferd mitlaufen sollten, machte sich deutlich der Muskelkater bemerkbar. Danach war das Training zur Erleichterung des Jüngeren vorbei und nachdem das Pferd weg war, begab er sich zurück auf sein Zimmer. Der schwere und müde Körper fiel auf das Bett, schlief wenig später vor Erschöpfung ein... Als er wieder erwachte, fühlte er sich ein klein bisschen besser. Nur für den Augenblick war es so, denn im nächsten Moment streckte er sich und spürte, dass er immer noch etwas Muskelkater in den Beinen hatte. Beim Blick aus dem Fenster merkte Ryou allerdings schnell, dass es bereits Nachmittag sein musste. Er hatte also das Mittagessen verpasst und die Kantine war sicher bereits geschlossen. Gefrühstückt hatte er ebenfalls nicht, fühlte sich mehr als hungrig. So schaute er auf die Uhr, merkte schnell, dass es erst in zwei Stunden Abendbrot gab. Kurzerhand stand der Weißhaarige auf und begab sich in die Lobby, anschließend nach draußen. Er fragte sich allmählich, wo der Blonde steckte, begab sich auf dessen Suche. Nirgends war ein Zeichen seines Freundes zu entdecken, fast so als sei dieser vom Erdboden verschluckt worden. Seine Suche blieb jedoch nicht unbemerkt und wenig später sprang ihm jemand, den er sehr wohl kannte, von einer hohen Mauer vor die Füße. „Was schleichst du hier so herum? Suchst du wen?“, fragte der Ältere mit einem Grinsen, nun scheinbar besser gelaunt. „Ach, Sie haben mir gerade noch gefehlt. Aber wenn Sie es genau wissen wollen... Ich suche meinen Freund Malik. Haben Sie ihn gesehen? Wenn nicht, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich nicht weiter stören.“, fragte Ryou unwirsch. „Nana, was ist denn mit deiner Haltung? Falls du den blonden dunkelhäutigen Jungen meinst... Ja, habe ich. Er ist gerade allerdings beschäftigt... Mit Mariku... Das ist der, der immer den Empfang macht.“, ergänzte der Ältere. „Aber ich muss mit ihm sprechen. Beschäftigt? Mit Mariku? Wieso denn mit dem beschäf-... Oh! Sie meinen doch nicht etwa?“, ging ihm nun ein Licht auf, wusste er doch, dass sein Freund schwul war. „Naja, sowas in der Art. Dein Freund scheint sehr großen Gefallen an ihm gefunden zu haben. Und wenn du deinem Freund einen Gefallen tun willst, solltest du ihn lassen.“, riet ihm Bakura. „Aber ich hab Hunger. Den ganzen Tag habe ich dank Ihnen noch nichts gegessen und Mittag habe ich auch verpasst, weil Sie mich so herum gescheucht haben, dass ich auf dem Bett eingeschlafen bin.“, jammerte der Jüngere schon wieder. „Kannst du auch was Anderes als dauernd nur jammern? Du bist doch sowieso schon zu dick. Zudem... Wieso sollte es meine Schuld sein, wenn du einschläfst und deine Knochen schmerzen, weil du dich zu Hause sonst gar nicht bewegst. Aber hier hast du was gesundes, wenn du unbedingt Hunger hast.“, gab Bakura ihm einen Apfel. „Wieso machen Sie das? Sie sind echt gemein. Jedes Wort von Ihnen ist gemein. Aber... Sie können doch auch...“, nahm er den Apfel entgegen, wurde aber unterbrochen. „Was kann ich? Netter sein? Klar kann ich das. Aber nur zu jemanden, der mir den nötigen Respekt erweist. Du hingegen hältst das scheinbar überhaupt nicht für nötig, Junge. Deine Verspätung, die Tatsache, dass du mich anschreist, deine 'Bitte-lass-mich-in-Ruhe-ich-mach-mich-auch-ganz-klein'-Haltung. Du hast ja keine Ahnung, was ich hier alles mache, damit so jemand wie du eine kleine Chance hat ein wenig mit einem Pferd klar zu kommen. Und dann das heute Mittag in den Stallungen...“, gab er Ryou eine Mitschuld. „Sie meinen wegen der Box. Ist es denn so kostbar, dass niemand sonst ihr Tier haben darf?“, fragte der Weißhaarige ziemlich ironisch. „Idiot! Hast du überhaupt eine Ahnung, wieso ich dir verboten habe dort hinein zu gehen? Der Letzte, der diese Box geöffnet hat, wäre fast tot getrampelt worden und landete mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus. Es darf niemand in diese Box, weil das Pferd dort drin so wild ist, dass nur ich es bändigen kann. Ich wollte dich nicht als Leiche dort heraus zerren müssen, kapierst du das eigentlich?!“, fauchte dieser ihn an. „T-tut mir leid. Das wusste ich nicht. Danke für den Apfel.“, war Ryou nun ziemlich eingeschüchtert, wollte weglaufen. „Hey, sry. Ich bin etwas aus der Haut gefahren. Aber es ist nun mal so. Dieses Pferd ist reines Dynamit. Aber... Hm... Wie wäre es, wenn ich dich als Entschuldigung dünner mache. Die Spitznamen wärst du auf diese Weise jedenfalls los.“, meinte Bakura das ernst. „Sie können auch einfach netter zu mir sein.“, entgegnete der Andere. „Hm~ Lass mich nachdenken~... Nein.“, wusste Bakura genau, was er tat. Er wollte ihm eigentlich nur helfen. Aber wenn er locker ließ, würde sich der Junge nie helfen lassen. Ein Anreiz zum Abnehmen musste schon sein und sonst hatte er nichts, was er anbieten konnte. Zum Erstaunen willigte dieser schließlich ein, selbst wenn er nicht wusste, was ihn erwartete. Den Apfel behielt er bei sich, würde ihn nachher essen. Bakura hatte ihm angeboten etwas zu zeigen, dass diesem die Augen öffnen sollte. Deswegen ging er bereits zur Koppel vor, wo er auf diesen warten würde. Es dauerte eine Weile, da betrat der Ältere mit einem schwarzen Pferd das Gelände. Ryou stand außerhalb, wartete ab was passieren würde. Es war ihm etwas versprochen worden, doch das was er sah, überstieg seine kühnsten Vorstellungen. Reiter und Pferd schienen eins zu sein, sprangen über gefährliche Hürden, ritten in Windeseile um Hindernisse. Zum Schluss stieg das Pferd sogar an und ging mitsamt Reiter ein paar Schritte zum Ausgang. Ryou war sprachlos, hatte sowas nie zuvor gesehen oder für möglich gehalten. „Warte hier auf mich. Ich bin gleich zurück.“, kehrte der Reitlehrer schließlich ohne Pferd zurück zu ihm. „Wow, Herr Ishi-“, fing Ryou an, wurde jedoch erneut unterbrochen. „Nenn mich Bakura. Aber nur, wenn wir unter vier Augen sind, klar.“, entschied dieser. „Bakura, dass war großartig!“, lobte er diesen. „Ach, quatsch keinen Müll. Ich habe nicht viel gemacht. Das Lob verdient das Pferd. Es ist das, wovor du dich in acht nehmen solltest.“, entgegnete Bakura. „Hm, naja. Aber verdienst du nicht auch... Das ist das Pferd?!“, konnte er es kaum glauben. „Was? Niemand lobt mich, wenn ich mich um den Hof kümmere. Oder die Stallungen sauber mache. Wieso sollte man mich hier loben. Es ist nur Training, mehr nicht. Ich selbst mache dabei viel weniger als du denkst.“, gab der Ältere zu verstehen. „Wir sehen uns morgen, klar. Sei pünktlich. Es sei denn du willst wieder eine Dusche.“, grinste er. Daraufhin zog Ryou eine Schnute, wollte das mit Sicherheit nicht. Er nahm sich fest vor einen Handywecker zu setzen, sah dem Reiter hinterher, wie dieser wieder Richtung Stallungen ging. Er selbst merkte, wie allmählich die Sonne dämmerte und die Zeit schneller herum gegangen war, als ihm bewusst gewesen war. Entschlossen ging er deswegen zum Speisesaal, entschied sich für ein gesundes Abendbrot mit wenig Kalorien, bevor er zeitig und mit gestelltem Wecker schlafen ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)