Jenseits der Straße von mangacrack ================================================================================ Kapitel 1: The World is Looking into your Eyes ---------------------------------------------- Titel: Jenseits der Straße Genre: Hurt/Comfort Warnungen: Angst, alternative Storyline Inhalt: Es ist leicht von einem Moment auf den anderen jegliche Sicherheit zu verlieren, die man bisher hatte. Eragon erlebt dies auf seine ganz eigene Art und Weise. Kommentar: Eine Inheritance Cycle Story. Ich finde nicht genügend gute Geschichten dazu, besonders wenn man all jene missachtet, die mit Galbatorix Töchtern, heimlichen Drachenreiterinnen und anderen Magierinnen gespickt sind. Daher nahm ich mir ein Her und schrieb die Geschichte selbst. Mein Dank gilt Synapsenfehler / Genprojekt, für die Betaleserei. mangacrack Anything that will end, can be endured. Wenn er sich zurück erinnerte, dann konnte er nicht genau sagen, wann Murtagh für ihn unersetzlich geworden war. Murtagh war in sein Leben getreten und hatte ihn für immer verändert. Damals war er an dem Feuer aufgewacht und er hatte ihm in vollkommener Ruhe gegenüber gesessen. Seine sanfte, beherrschte Stimme war das Erste gewesen, was er neben seiner herausragenden Ausstrahlung von ihm vernommen hatte. Im Schutze der Dunkelheit hatte sich Murtagh mit seinen braunen Haaren, seinen dunklen Augen und seinem zerschlissenen Umhang kaum von der Umgebung abgehoben, nur der Schein des kleinen Feuers hatte seine Umrisse wieder gegeben. Aber trotz der Finsternis um sie herum hatte er erkennen können mit welcher Ruhe und mit was für einer Selbstsicherheit der ihm damals noch fremde Mann ihm entgegen getreten war. Die Tiefe seiner Stimme hatte Eragon überrascht. Der Klang war wohltuend aber auch unerwartet bei einem so jungen Menschen. Alles in einem hatte Murtagh einen Eindruck bei ihm hinterlassen, den er kaum beschreiben konnte. Sein Herz hatte nur einen Augenblick gebraucht um zu erkennen, dass er Murtagh vertrauen konnte. Auch wenn es eine Weile und einige Hindernisse gedauert hatte, um auch Eragons Verstand und vor allem Saphira davon zu überzeugen. Die darauf folgenden Tage wurden durch Broms plötzlichen Tod, dessen unerwartete, aber im Nachhinein nicht mehr allzu überraschende Enthüllung ein Drachenreiter gewesen zu sein, überschattet. Wäre Murtagh nicht an seiner Seite gewesen, hätte Eragon diese Tage vor lauter Kummer und Schmerz nicht überlebt. Während ihrer Reise hatte Eragon entdeckt, dass der junge Mann sich sehr sorgfältig um ihn und seine Wunden gekümmert hatte. Brom war durch einen Messerstich zwischen den Rippen gestorben, aber er selbst hatte den Überfall der Ra‘zac nicht unbeschadet überstanden. Seine linke Brusthälfte war ein einziger Bluterguss gewesen, hinzukommend zu den angebrochenen Rippen. Eragon rief sich in Erinnerung, wie oft er Murtaghs raue Hände auf seiner Haut gespürt hatte, als dieser Abend für Abend den Verband neu anlegte. Es hatte Vorsicht und Rücksicht dahinter gelegen, die ihm verwehrt geblieben war, seit sich sein Leben drastisch verändert hatte. „Murtagh“, wisperte Eragon leise in die Nacht hinein. „Du fehlst mir, mein Freund.“ Eragon hörte neben sich das Rascheln von Flügeln und sah hoch, als Saphira ihren langen Hals zu ihm drehte und ihre Schnauze an seiner Wange rieb. Er konnte ihre Anteilnahme in ihrem Geist fühlen und auf der Suche nach Trost lehnte er sich an sie. In den letzten Monaten war viel passiert, dass er keine Zeit zum Trauern gefunden hatte. Nach seiner Abreise aus Farthen Dûr hatte die Welt der Elfen ihn überrumpelt. Alle Eindrücke waren neu und überwältigend, da blieb ihm keine Zeit um jemanden zu vermissen, den er theoretisch nur kurz gekannt hatte. Doch nun hatte er endlich ein wenig Zeit für sich. Die Schlacht auf den brennenden Steppen war vorüber und obwohl sie hart gewesen war, so hatten die Varden relativ wenige Verluste erlitten. Sie hatten Surda erfolgreich gegen den König verteidigt und nun war er auf dem Rückweg nach Ellesméra. Er würde nun zurück zu Meister Oromis und seinem Drachen Glaedr fliegen und noch mehr Zeit in seine Ausbildung investieren. Galbatorix verhielt sich endlich ruhig und ein harter Winter stand vor der Tür. In den nächsten Monaten würde es kalt werden und der König hatte Zeit. Eragon hatte nach der Schlacht eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Galbatorix kümmerte es nicht, wann die Varden wieder in Aktion treten würden, solange er sich selbst einigermaßen sicher fühlte und die Stadt des Königs war seit der Niederlage der Elfen nie wieder belagert worden. Da es nicht zu erwarten war, dass ihm Eragon in die Arme laufen würde, konnte der König sich selbst in Ruhe auf die Zukunft vorbereiten. Genau das würde Eragon ebenfalls tun. Es gab noch so viel zu lernen, so viel, was er wissen musste. Von Legenden und Geschichten aus Vroengard bis zu Waffenkünsten. Im Moment war er der einzige Drachenreiter, der gegen den König antreten konnte. Also konnte auch er sich die Zeit nehmen und trainieren. Es hatte gedauert sich dies einzugestehen, doch lange Stunden mit Saphira hatten ihm klar gemacht, dass er sich auf Galbatorix konzentrieren musste. Den Varden musste er leider mehr oder weniger die Armee des Königs überlassen, denn in einer Schlacht konnte er nicht gegen beide antreten. Mach dir nicht so viele Gedanken, Eragon, sagte Saphira zu ihm und hob ihren Flügel über ihn, sodass er vor Wind und Kälte geschützt war. Es wird alles wieder gut werden. Saphira sagte es, doch sie und Eragon wussten beide, dass es optimistisch klang. Sie standen erst am Anfang eines langen und blutigen Krieges. Auf ihnen lasteten die Erwartungen eines ganzen Reiches und es bestand keine Aussicht, dass sie das unversehrt überstehen könnten. Eragon wusste, dass er es im Moment noch sehr gut hatte, doch jede Nacht kam ihm auch stets der Gedanke, was passieren würde, sollte Saphira gefangen oder getötet werden. Letzteres könnte er kaum ertragen, doch er würde auch nicht eher sterben, ehe er nicht Galbatorix getötet hatte. Am meisten jedoch fürchtete er sich vor den Fängen des Königs. Sollte je das Unglück passieren, dass sie ihm lebend in die Hände fielen, vermochte Eragon nicht sich die Folgen vorzustellen. Ein Knacken am Rande der Lichtung, wo er sich niedergelegt hatte, ließ ihn aufhorchen. Saphira?, fragte er. Hast du das Geräusch auch gehört? Sie antwortete ihm nicht, sondern richtete sich nur vollständig auf, hielt Eragon aber hinter sich. Dieser stand nun vorsichtig auf und zog sein Schwert. Zar‘rocs Klinge leuchtete im Schein des Lagerfeuers in einem rötlichen Schimmer. Ohne den Blick von der Richtung zu nehmen aus der das unnatürliche Geräusch gekommen war, hob er einen breiten Stock auf und hielt ihn in die Flammen, bis er Feuer gefangen hatte. Behutsam trat er an Saphira vorbei, ließ ihr aber genug Platz, um notfalls vorspringen zu können, sollte es sich doch um ein wildes Tier handeln. Eragon hielt seine provisorische Fackel höher, um den Saum des Waldes besser ableuchten zu können. Er war sich jetzt sicher, dass dort etwas wartete. Mit seinen neu gewonnen Fähigkeiten fühlte er ein Lebewesen und da er dessen Natur nicht näher bestimmen konnte, tippte er auf einen Menschen. Einen Menschen, der seinen Geist fest verschlossen hatte. Nur ein Echo hallte in seinem Kopf wieder als er versuchte den Geist des Herankommenden abzutasten. Trotzdem ließ Eragon für keine Sekunde seine Deckung fallen. Er war bereit jederzeit vorzuspringen und als er deutliche Schritte auf dem Erdboden hörte, spannte er sich an. Doch ehe er angreifen und den Unbekannten an den Boden fesseln konnte, hörte er eine vertraute Stimme. „Eragon“, vernahm Eragon seinen Namen und hielt inne. In dem Lichtkegel seiner Fackel sah er eine dunkle Gestalt stolpern und fast hätte Eragon sein Schwert fallen gelassen. Selbst Saphira hörte er hinter sich überrascht mit den Krallen scharren. Wie gebannt starrte er auf die Gestalt, die leicht gekrümmt und sichtlich erschöpft vor ihm stehen blieb. Eragon hob langsam die Fackeln und blickte in Murtaghs abgekämpftes, müdes Gesicht. - „Was...?“, stammelte Eragon und ließ vor Schreck den brennenden Ast fallen. Geistesgegenwärtig stampfte Saphira mit ihrem Vorderbein das Feuer aus, damit es nicht das trockene Herbstlaub in Brand steckte. Schließlich warf sie wieder ihren Blick auf die Gestalt, die gerade aus den Bäumen hervor getreten war und vergewisserte sich, dass es auch wirklich Murtagh war. Allerdings brauchte sie nur den Geruch einzuziehen um zu wissen, dass da tatsächlich Murtagh vor ihnen stand. Anders als Eragon, der sich vor Schock noch keinen Zentimeter bewegt hatte, blieb Saphira vorsichtig. Die Toten kamen nicht zurück. „Murtagh?“ Eragon konnte den Blick nicht von dem Mann abwenden, den er seit Monaten für tot gehalten hatte. Sich zurückhaltend trat er einen Schritt näher, als fürchtete er, Murtagh könnte sich vor seinen Augen auflösen, wenn er eine zu hastige Bewegung machte. Doch der Zauber zerbrach nicht, auch dann nicht als Eragon vorsichtig seine Hand auf Murtaghs Wange legte. „Wer bist du, Murtagh?“, fragte Eragon. „Eine Erscheinung in meinem Geist? Oder vielleicht ein Traum?“ „Eragon“, erklang nun Murtaghs krächzende Stimme. „Ich habe dich gefunden.“ Erschöpft sank Murtagh auf den Boden und Eragon eilte heran, um ihn ab zu stützen. Besorgt und jede Vorsicht vergessend kniete er sich neben ihn und studierte Murtaghs Gesicht. Dunkle Ringe lagen um seine Augen, Schmutz verdeckte die Haut, das Haar hing in langen, wirren Strähnen herunter. Es sah aus, als wäre es seit Wochen nicht geschnitten worden. Bartstoppeln am Kinn bewiesen das. Schließlich schleppte Eragon Murtagh zum Feuer, der keinerlei Anstalten machte, sich aus eigener Kraft zu bewegen. Saphira begutachtete Murtagh immer noch misstrauisch, aber auch sie konnte dessen Erschöpfung wahrnehmen. Zusammen mit recht frischem Blut, das überall an seiner Kleidung haftete. Aber sie wusste, dass von Murtagh im Moment keine Gefahr ausging. Deswegen ließ sie sich neben ihrem Reiter nieder, der Murtagh gerade in eine sitzende Position half. „Murtagh“, begann Eragon. „Ich kann meinen eigenen Augen kaum glauben. Du lebst. Wie ist dir dieses Wunder gelungen?“ Ein Schwall aus Fragen drohte Eragons Mund zu verlassen. Unglaube vermischt mit Sorge und Freude hallte in seiner Stimme wieder. Saphira stellte sich im Geist dieselben Fragen. Nur hielt sie sich in ihrem Inneren mit der Freude zurück. Sicherlich gab es einen Grund, warum Murtagh noch lebte und warum er hier war, aber keine der möglichen Antworten, die ihr einfielen, sagte ihr zu. „Eragon“, wiederholte Murtagh. „Du musst mich zu den Elfen bringen.“ „Bitte?“ Eragon starrte Murtagh ungläubig an. Mit vielem hatte er gerechnet, aber nicht mit einer solchen Bitte. Woher wusste Murtagh überhaupt, dass er den Weg zu den Elfen kannte? Er wollte protestieren, dass ihm das ohne Erlaubnis nicht möglich war, aber Murtagh unterbrach ihn, bevor er auch nur einen Ton von sich geben konnte. „Hör zu, es ist wichtig. Ich werde vom Imperium gejagt und auf meinen Kopf ist ähnlich viel Geld ausgesetzt wie auf deinen. Aber ich kann mich nicht an die Varden wenden. Dieses Mal würden sie mich töten.“ Murtagh wird gejagt? Das würde zumindest seinen erbärmlichen Zustand erklären, schoss es Eragon durch den Kopf. Noch nie hatte er Murtagh in einem derartigen Zustand gesehen. Dieser griff abwesend nach dem Wasserschlauch, der an Saphiras Satteltasche befestigt war und trank ihn in wenigen Zügen aus. Er schien halb verdurstet zu sein und wenn Eragon die Kleidung betrachtete, dann schien sich das kurze Bild, das Murtagh ihm geliefert hatte, zu bestätigen. Der dunkle Mantel war an mehreren Stellen aufgerissen, Eragon konnte Stellen erkennen, an denen Klingen den Stoff durchdrungen hatten. Dann war die Kleidung unheimlich verdreckt und abgewetzt, als wäre sie seit Wochen weder gewechselt noch gewaschen worden. Außerdem fiel sein Blick auf zahlreiche Verbände, die zwischen den Stoffen hervorlugten. Am Auffälligsten war der dicke um Murtaghs Hals, der aber durch den Kragen fast vollkommen verdeckt wurde. Vorsichtig näherte sich Eragon dem Verband mit seinen Finger und wollte darüber streifen, doch kaum das sie den Stoff berührten, zuckte Murtagh zurück. Verschreckt ließ Eragon seine Hand sinken. Schnell entschuldigte er sich: „Tut mir Leid, ich hätte nicht ohne Vorwarnung berühren sollen.“ Murtagh sprach leise: „Die Wunde ist inzwischen ein paar Monate alt. Aber sie schmerzt.“ „Was ist passiert?“, erkundigte sich Eragon. Der Verband bedeckte die Kehle, es ließ nur eine Schlussfolgerung zu: „Hat man versucht dich umzubringen?“ Murtagh lachte kurz auf, begann kurz darauf jedoch zu husten und hielt seine Hand an seinen Hals. Er drückte gegen den Kehlkopf und erst nach einer langen Weile verstarb das Husten. Eragon hatte besorgt zugesehen, machte aber keine Anstalten ohne Murtaghs Erlaubnis die Wunde erneut zu berühren. „In der letzten Zeit hat man oft versucht mich umzubringen“, antwortete Murtagh schließlich und trotz des Zitterns in seiner Stimme klang er amüsiert. Für einen Moment erblickte Eragon den Mann, der ihn auf ihrer gemeinsamen Reise durch die Hadarac Wüste pausenlos mit seiner weitläufigeren Erfahrung geneckt du sich über einige der Vorstellungen Eragons amüsiert hatte. Doch schnell verschwand die humorvolle Leichtigkeit wieder. „Aber diese Wunde gehört erstaunlicherweise nicht dazu.“ „Wie ist sie dann entstanden? Ein Unfall?“, mutmaßte Eragon, auch wenn er sich das bei einem erfahrenen Schwertkämpfer wie Murtagh nicht vorstellen konnte. „Nein“, sagte Murtagh und drehte seinen Kopf von Eragon weg, als würde er sich schämen. „Ich habe sie mir selbst zugefügt.“ „Dir ... dir selbst“, stotterte Eragon und nicht nur er schien geschockt. Auch Saphira war bei diesen Worten aufgeschreckt und hatte sich näher zu den beiden Jungen gebeugt. Sie fragte sich was jemanden wie Murtagh dazu treiben könnte, sich das Leben nehmen zu wollen. Murtagh sah Eragon an, Unsicherheit lag in seinen Augen. Er wusste, wie seine Worte geklungen haben mochten. „Nein, so ist es nicht gewesen“, widersprach Murtagh Eragons stummer Mutmaßung. „Ich wollte mir nicht das Leben nehmen, nur...“ „Was ‚nur’ ... ?“, fragte Eragon und ein Vorwurf schwang in seiner Stimme mit. Der Gedanke, dass Murtagh zu einem feigen Mittel wie dem Selbstmord greifen würde, stieß ihn ab. Saphira hingegen hatte eine dunkle Vorahnung. „Ich musste mir selbst die Stimme rauben“, brachte Murtagh mit Schwierigkeiten hervor, „um zu verhindern, Galbatorix die Treue schwören.“ Das Gespräch erstarb und Stille legte sich um sie herum. Nur noch das Knistern des Feuers und das Rauschen des Windes in den Bäumen waren zu vernehmen. Murtagh hatte den letzten Satz mit einer Grabesstimme gesprochen, die Eragon und Saphira deutlich sagte, dass er es ernst gemeint hatte. Eragon überfielen mehr Fragen als er vermutlich je Antworten dazu finden würde. Besonders, weil die Situation deutlich genug war. Murtagh hätte kaum direkter sein können und in seiner Fantasie malte sich Eragon automatisch aus, welche Schmerzen einen starken, stolzen Kämpfer wie seinen Freund zu einer Tat treiben konnten, die das eigene Messer an die eigene Kehle führte. Wut kochte in Eragon hoch. Nicht nur Murtagh hatte ihm von dem König berichtet. Inzwischen hatte Eragon gelernt, dass Galbatorix schmeichelnde Worte und traumhaften Ideale nur für jene galten, die ihm gehorchten und die er für nützlich empfand. Seine restlichen Untertanen betrachtete er als wertlos, so hungerte die Bevölkerung während die Adligen unter dem König dick und fett wurden. Dieselbe Willkür musste Murtagh getroffen haben, die ihn zu einer Tat zwang, welche ihn als halbverhungerten Flüchtling enden ließ. „Was hat er dir angetan?“, fragte Eragon energisch und packte Murtagh bei den Schultern. Der senkte den Kopf und starrte auf den Boden unter sich, weil er es nicht über sich bringen konnte Eragon in die Augen zu sehen. „Du hast auf der Schlacht der Brennenden Steppen gekämpft?“, erkundigte sich Murtagh und wies mit seinem Daumen auf Saphiras gepanzerte Ausrüstung. Eragon nickte stumm unter der Furcht, dass ein falsches Wort die Folge mit sich zog, Murtaghs Erklärung nie zu Ohren zu bekommen. „In dem Kampf ist es dir sicherlich nicht aufgefallen, aber die Zwillinge bei den Varden waren Verräter. Sie kämpften letztendlich für die Seite des Königs.“ Als Reaktion auf diese Neuigkeit zischte Saphira wütend und es stiegen kleine Flammen aus ihren Nasenlöchern auf. Ein Grollen entfuhr ihr und sie spannte ihre Krallen an in dem Wunsch, die Verräter zu zerfleischen. Diese unehrlichen Kreaturen. Ich hätte ihnen die Köpfe abreißen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte! Erbost stimmte Eragon dem Verlangen seines Drachen zu. „Ich meine mich daran zu erinnern, dass zwei Magier erschlagen worden sind. Deswegen konnten wir die Schlacht für uns entscheiden. Aber ich wusste nicht, dass es diese Zwillinge waren. Ansonsten hätte ich vielleicht ...“ Schuldbewusst brach Eragon ab. „Lass es sein“, erriet Murtagh Eragons Gedanken und machte eine abwerfende Bewegung. „Die Falle war gut durchdacht. Die Schluchten in den Bergen waren tief, ihr hättet unmöglich wissen können, dass ich noch lebe und die Zwillinge die Gedanken der Urgals übernommen hatten, um mich gefangen nehmen zu können.“ „Ist es auf diese Art und Weise abgelaufen?“, fragte Eragon. Er musste wissen, wie viel Schuld er an diesem Schicksal trug. „So ähnlich“, bestätigte Murtagh. „Sie schlugen mich nieder und schleppten mich fort. Nachdem ich zu mir gekommen war und begriff, wohin man mich bringen würde, versuchte ich zu fliehen. Aber verletzt und schwach wie ich war, fingen sie mich bei jedem Versuch wieder ein.“ Eragon konnte Murtagh ansehen, dass er sich Vorwürfe machte, nicht entkommen zu sein. Tröstend legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ein wenig Beistand zu leisten. Womit er nicht rechnete war die Tatsache, dass Murtagh scheinbar vollkommen beherrscht seine eigene Hand darüber legte. Die einfache Geste regte Mitleid und Sorge in Eragon. Murtagh mied körperlichen Kontakt wann immer es ihm möglich war. Was war geschehen, dass er sich nun danach sehnte? Noch immer durcheinander tat Eragon eigentlich genau das Gegenteil, was man normalerweise erwartet hätte. Anstatt erschreckt seine Hand zurück zu ziehen, rückte er ein Stück näher an Murtagh heran und legte vorsichtig einen weiteren Arm um dessen angespannten Körper. Jener nahm die Berührung nicht einmal richtig wahr. Möglicherweise bemerkte er es, aber er störte sich nicht daran. Vielmehr fiel es ihm schwer mit seiner Erzählung fortzufahren. Aber er wusste, wenn er nicht eine vernünftige Erklärung ablieferte, dann würde ihm zumindest Saphira kein Stück über den Weg trauen und er brauchte ihr beider Vertrauen, wenn er zu den Elfen wollte. „Was ist dann passiert?“, fragte Eragon, um Murtagh zu helfen. Eine Weile lang war Stille und Murtagh starrte regungslos auf den Boden, immer noch nicht fähig, Eragon anzusehen. „Es ... es kam wie es kommen musste. Sie schleppten mich zu Galbatorix, gleich als wir Uru'baen betreten hatten.“ Die Pause, die folgte, zeigte nur deutlich, dass das, was jetzt kam schrecklich sein musste. „Er hat mir Vorwürfe gemacht, wie ich nur hatte gehen können, wo er mir doch immer alles gegeben hatte, was ich wollte. Er ... folterte mich“, sprach Murtagh weiter und sah nun endlich auf, als er Eragons Bestürzung wahrnahm. „Das war weniger schlimm, als das, was danach folgte. Er drang in meinen Geist ein. Ich ... ich konnte ihm widerstehen, darauf hatte ich mich all die Jahre ja vorbereitet. Niemandem in meinen Geist zu lassen. Doch gegen Galbatorix konnte ich nicht es nicht ewig aushalten.“ Murtagh biss sich auf die Lippe, bis sie anfing zu bluten. Der metallische Geschmack störte ihn inzwischen nicht mehr. Zu oft hatte er ihn schon im Mund gehabt. „Er ist in meinen Geist eingedrungen. Nur kurz, als ich ... abgelenkt war und jemand anderes beschützen musste“, gab Murtagh abgehackt von sich. „Du kennst das Gefühl nicht, Eragon. Wenn etwas in deinem Geist ist, dass da nicht hin gehört, sich falsch anfühlt und du nicht einmal weglaufen kannst.“ Eragon musste kurz an das erste Mal denken, als er Saphira in seinem Kopf gehört hatte. Damals war ihm das fremd und eigenartig vorgekommen, aber nicht falsch. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre seinen eignen Gedanken nicht trauen zu können. Es macht dich paranoid, sprach Saphira zu ihm und Eragon sah sie fragend an. Meister Glaedr hat mir davon erzählt. Er sagte, es gab einst Drachenmeister, deren Geisteskraft von unermesslicher Stärke war. Aber er hat mir auch von Opfern erzählt, die diese Misshandlung des Geistes durchmachen mussten. Ist es so schrecklich?, fragte Eragon, der Saphiras Grauen spüren konnte. Man kann es nicht mit Worten beschreiben. Es zerreißt die Seele, lässt dich Dinge sehen, die nicht real sind und macht dich in den schlimmsten Fällen zum willenlosen Sklaven deiner eigenen Ängste. Das ist bedauernswert, sagte Eragon. Ja, ist es. Aber Murtagh hat viel Widerstandskraft. Er ist wie eine Festung auf einem Felsen in der Brandung. Er bröckelt vielleicht, aber er wankt niemals. Murtagh zuerst genau betrachtend stand Eragon auf, um seine Decke aus der Tasche des Sattels zu holen. Er setzte sich wieder neben Murtagh und schlang die Decke um sie beide herum. Lächelnd blickte er in Murtaghs müde Augen. „Du kannst mir den Rest morgen erzählen. Du bist erschöpft und brauchst Ruhe. Saphira wird über uns wachen, sodass du heute Nacht ruhig schlafen kannst.“ Eragon kannte Murtagh gut genug um zu wissen, dass der wahrscheinlich keine ruhige Nacht mehr gehabt hatte, seit er geflohen war. Zuerst schien Murtagh protestieren zu wollen, dann rückte er näher an Eragon heran und lehnte sich schließlich mit dem Rücken an Saphiras Körper, bevor er die Augen schloss. Stumm blickte sie auf, Murtagh war bereits eingeschlafen. Entweder es war noch verdammt viel, was Murtagh noch nicht erzählt hatte oder er war einfach zu müde um mitzubekommen, dass er sich gerade an einen Drachen gelehnt hatte. Bevor sie getrennt worden waren, hatte Murtagh immer Abstand zu ihr gewahrt und sie mit Respekt behandelt. Zwar nicht weil er sich fürchtete, sondern wegen des Wissens, dass sie ihm körperlich weit überlegen war. Saphira reckte den Kopf und spannte ihren Flügel über Eragon und Murtagh. Sie selbst würde Wache halten, schlafen musste sie nicht. Von der Schlacht hatte sie sich lange erholt und weiter fliegen würden sie morgen wahrscheinlich sowieso nicht, denn obwohl Eragon Murtagh vertraute, wusste ihr Reiter, dass er nicht einfach einen Fremden nach Du Weldenvarden bringen konnte. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um den Sohn eines Abtrünnigen handelte, der mehr verschwieg, als er Wunden am Körper hatte. - Murtagh registrierte zuerst, dass er nicht fror. Um ihn herum war es kalt, aber ihm selbst war warm. Verwundert schlug er die Augen auf. Seit die Tage kälter geworden waren hatte er immer gefroren. Verwundert blickte er auf hell braunes Haar vor ihm. Nicht wissend, wo er war, suchte er unter der Decke vorsichtig nach seinen Waffen. Sie waren noch an seinem Körper. Gefesselt war er auch nicht. Wo auch immer er sich befand, die Person vor ihm erschien zumindest nicht feindlich gesinnt. Neugierig, wer so dumm und so gutgläubig gewesen war ihn einfach so schlafen zu lassen und ihm nicht seine Waffen abzunehmen, drehte er sich auf den Rücken und richtete sich auf. Dabei stieß er mit seinem Kopf an etwas weiches, Lederartiges. Kurz überlegte er was das sein könnte, dann wurde ihm bewusst, dass er unter einem Drachenflügel lag. Unter einem blauen Drachenflüge. Murtagh seufzte auf und wand sich unter Decke und dem Flügel hervor, möglichst ohne Eragon zu berühren, denn er konnte an dessen Atem hören, dass er noch tief und fest schlief. Es scheint ihm nichts auszumachen, einfach neben mir zu schlafen, obwohl ich noch gestern mehr als tot galt, dachte Murtagh und stand auf. Er reckte sich und hörte ein paar Knochen knacken. Dann fiel sein Blick auf Saphira, die ihn wachsam ansah und wohl jede seine Bewegungen genauestens verfolgt hatte. Ihre blauen Augen blickten ihn ruhig an und Murtagh fragte sich, was für Gedanken ihr wohl gerade durch den Kopf gingen. Er sah wie sie ihren Flügel fester um ihren Reiter schlang um zu verhindern, dass durch den entstandenen Freiraum kalte Zugluft Eragon plagen würde. Sie ist noch genau wie früher, dachte Murtagh leicht erheitert. Nur ist sie nicht mehr ganz so aufbrausend. Allerdings fielen ihm noch ganz andere Sachen auf. Als sie in der Wüste gewesen waren, hatte er sie für stark und kräftig gehalten, wenn er jetzt allerdings ihre mit Thorns Statur verglich, wirkte sie fast schmächtig. Ihr Körperbau war wesentlich schlanker, ihr Hals länger und ihr Schwanz kürzer. Sehnsucht überfiel Murtagh. Er hatte gewusst, dass es hart werden würde. Doch er war sich nicht bewusst gewesen, dass allein Saphiras Anblick reichte, um seinen Drachen zu vermissen. Sie hatten sich seit Wochen nicht gesehen und noch länger nichts voneinander gehört. Ich sollte aufhören darüber nachzudenken. Es ändert ja doch nichts, ermahnte Murtagh sich. Ich weiß ja noch nicht einmal, wo er ist ... oder ob es ihm gut geht. Um sich abzulenken, suchte er nach dem Wasserschlauch, welchen er gestern geleert hatte, um ihn wieder aufzufüllen. Da er Eragon nicht wecken wollte, wendete er sich an Saphira. „Wo ist der nächste Bach, damit ich die Schläuche auffüllen kann?“, fragte er und sah sie direkt an. Er wusste, sie würde ihm nicht antworteten können, da er seinen Geist verschlossen hielt, doch Saphira wusste sich auch ohne Worte zu verständigen. Ihr Schwanz rutschte über den Boden und durch das Laub, ehe das Schwanzende in eine bestimmte Richtung wies. Dankend nickte er ihr zu und wandte sich an. „Ich bin gleich wieder da.“ Als er ein Schnauben hörte, drehte er sich noch einmal um und er musste keine Gedankenverbindung mit ihr haben, um zu wissen, was sie gerade dachte. Grinsend blickte er zu ihr: „Glaubst du wirklich, dass ich dir entkommen könnte, wenn ich versuchen würde zu fliehen? Du müssest nur drei große Sätze machen und mich wie damals mit deiner Pranke am Erdboden festnageln, um mich am Gehen zu hindern.“ Saphira sah Murtagh hinterher. Sie wusste, dass er Recht hatte. Es war eine lästige Eigenschaft von ihm, dass er meistens Recht behielt, ganz einfach weil er umsichtig war und weise Entscheidungen traf. Schon kurz nach Broms Verwundung hatten Eragon und sie sich entschieden, dass Murtagh sie begleiten durfte und im Laufe der Reise hatte er sich als wertvoller Gefährte erwiesen. Ob sie ihn wirklich mochte, konnte sie nach wie vor nicht sagen. Seine Persönlichkeit ließ sicherlich zu wünschen übrig, aber er war kein schlechter Mensch. Das konnte sie auch jetzt noch in seinen Augen lesen, trotz dessen dass er gerade eine schwere Prüfung überlebt hatte. Allerdings war da noch mehr, als Murtagh zu erzählen hatte. Sicherlich wäre es interessant zu erfahren, wie es ihm gelungen war, als vielleicht einziges Lebewesen in Alagaesia dem König mehr als einmal zu entkommen. Gerade als Murtagh zwischen den Bäumen verschwunden war, hörte sie wie Eragon aufwachte. Sie fühlte zuerst seine Verwunderung und dann seine Panik. Schnell hob sie den Flügel beiseite um zu sehen, was ihr Reiter denn hatte und stelle fest, dass Eragon nach Murtagh suchte. Er füllt die Schläuche wieder auf, informierte sie ihn. Murtagh? Ich dachte schon..., antwortete Eragon, sichtlich erleichtert. Dass er verschwunden wäre? Das könnte er gar nicht. Ich würde es bemerken, aber solange er nicht da ist, sollten wir bereden, was wir nun tun werden. Tun werden?, fragte Eragon verwirrt. Wir können ihn nicht einfach hier lassen. Es streichen noch viele wilde Urgals durch die Gegend. ganz zu schweigen von den Soldaten des Königs. Er wird nirgendwo sicherer sein als bei den Elfen. Aber werden sie uns gestatten, ihn einfach so mit zu bringen? Selbst die Varden hatten Bedenken. Wie sollen wir da glauben, dass die Elfen den Sohn eines Wyrdfell in Ruhe lassen werden? Sie könnten ihn auch auf der Stelle töten, sobald sie wissen wer er ist. Es mag sein, dass Murtagh mit Feindseligkeiten rechnen muss, aber er hätte die Elfen auch ohne uns gefunden. Wenn ich jemandem das zutraue, dann Murtagh. Er würde uns folgen und auch wiederfinden, selbst wenn wir ihn hier an einen Baum ketten würden und ihn an der Grenze zehn Elfenkrieger erwarten. Saphira seufzte. Es behagte ihr nicht ohne Zustimmung Murtagh mit ins Reich der Elfen zu nehmen. Aber sie glaubte auch nicht, dass Murtagh naiv genug wäre um zu glauben, dass die Elfen ihn mit offenen Armen empfangen würden. Wir sollten Murtagh seine Geschichte zu Ende erzählen lassen. Und dann jemanden um Rat fragen. Eragon nickte. Wen sollen wir fragen? Die Königin? Saphira machte eine verneinende Bewegung mit ihrem Kopf. Besser nicht. Ich halte Arya oder Meister Oromis für die bessere Wahl. Arya kennt Murtagh bereits und steht zudem noch in seiner Schuld weil er ebenfalls geholfen hat, ihr Leben zu retten und sie zu befreien. Sie würde nicht zulassen, dass ihr Volk ihm etwas antut, solange sie noch eine Lebensschuld abzugleichen hat. Meister Oromis weiß außerdem von meiner Vergangenheit mit Murtagh. Er würde sicher eine Lösung finden. „Seid ihr euch über mein Schicksal schon einig?“, sprach plötzlich jemand neben ihnen und beide fuhren kampfbereit herum, verärgert darüber, dass sie sich hatten ablenken lassen. Doch Saphira und Eragon entspannten sich wieder als sie entdeckten, dass es nur Murtagh war, der sie sichtlich schon eine ganze Weile beobachtet hatte. Eragon wollte schon ertappt den Kopf senken und sich entschuldigen, als er sich anders entschied. Er musste einen klaren Kopf behalten und Murtagh die restlichen Informationen entlocken, denn auch wenn er ihm vertraute und ihn mochte, so wusste er, dass Murtagh nie mehr erzählte, wenn er es nicht wollte. Entschlossen sah Eragon Murtagh an, der immer noch an den Bäumen stand, zwischen denen er hervor getreten war. „Murtagh, du musst Saphira und mir den Rest erzählen, was du erlebt hast. Erst dann können wir entscheiden, ob wir die Elfen bitten dich bei ihnen aufzunehmen. Ich sehe ein, dass du nicht zu den Varden kannst. Sie würden dich sicherlich des Verrats oder gar Mordes an Ajiihad beschuldigen, wenn du jetzt bei ihnen auftauchst.“ Murtagh verzog dabei nur bitter die Lippen, sagte aber nichts und Eragon fuhr fort. „Wir werden dich unterstützen Murtagh, denn du hast uns nicht nur mehrmals das Leben gerettet, sondern du bist auch zumindest mir ein sehr teurer Freund geworden.“ Murtagh schien noch nicht ganz davon überzeugt. „Deswegen werde ich Arya und noch jemanden anderes bitten, zuerst mit den Elfen zu reden um zu beraten, wie wir es ihnen am besten beibringen sollen, dass ein Fremder Schutz in Du Weldenvarden sucht. Denn wenn du einfach so zu ihnen gehst, werden sie dich wahrscheinlich töten.“ Eragon beobachtete Murtagh, wie dieser die Augen schloss und sichtlich damit kämpfte die Wahrheit zu sagen. Dann schien er einzulenken. „Ich sehe ein, dass die Elfen gerade bei mir vorsichtig sein werden, vor allem wenn sie hören, wie ich Galbatorix entkommen bin. Sie werden behaupten, ich würde ihm immer noch dienen. Deswegen bin ich auch hier wieder bereit alles zu tun, was sie von mir verlangen. Meinetwegen können sie mich auch in eine Zelle werfen, aber ich darf nicht schon wieder in seine Hände geraten.“ Seine Hände ... Murtagh redete wohl immer noch vom König, dachte Eragon und fragte sich, ob er das Durchhaltevermögen und den Willen besessen hätte sich die Kehle durchzutrennen, um das Schlimmste zu verhindern. „Ich glaube nicht, dass sie dich direkt in eine Zelle werfen werden. Elfen haben andere Möglichkeiten dich festzuhalten“, wandte Eragon ein, allerdings war ihm bewusst, dass Murtagh wirklich freiwillig eine Zelle beziehen würde, wenn er dafür näher an sein Ziel kam. „Meinetwegen halte ich mich an alle ihre Regeln“, knurrte Murtagh. „Aber ich kann dir versichern Eragon: Sie werden mich nicht töten können. Zwar habe ich alle meine Kraft darauf verwendet dich und Saphira zu finden, aber wenn mir das nicht gelungen wäre, auch dann hätte ich Ellesmera sicherlich gefunden.“ Wie hat er uns dann gefunden oder gar eingeholt, wenn er nicht damit gerechnet hat, es tatsächlich zu schaffen?, fragte Saphira, erhielt von Eragon aber nichts als Ratlosigkeit, weil er sich dieselbe Frage stellte und keine Antwort darauf wusste. „Wie kommst du auf die Idee, dass sie dich nicht töten werden, Murtagh?“, erkundigte sich Eragon neugierig. Elfen waren schwierige Wesen und hießen Fremde oder gar Feinde nicht gerade willkommen. Er hatte es selbst erlebt. Murtagh grinste bei der Frage. „Glaube mir, ich habe vorgesorgt. Als Galbatorix zunächst einmal sicher gestellt hatte, dass ich nicht so einfach wieder fliehen konnte, fing er an mich gezielt in den Bereichen auszubilden, von denen ich bisher noch keine Ahnung hatte. Ich wusste, ich würde warten müssen, bis sich die nächste Gelegenheit zur Flucht bot und spielte sein Spiel mit. Ich fing an zu lernen und bemühte mich ihn zufrieden zu stellen...“ Murtagh machte eine kurze Pause und meinte dann leiser: „Es war auch seit dem Zeitpunkt weniger schmerzlich in seiner Nähe zu verweilen.“ Eragon konnte nur ahnen, was Murtagh damit meinte, fürchtete aber, dass Galbatorix auch Folter und Magie zurückgegriffen hatte, um Murtagh unter Kontrolle zu halten. Er behielt Recht. „Die Folterungen waren grauenhaft. Jedes Mal wieder, wenn ich in etwas versagte. Aber wenn ich er besonders guter Laune war, ließ er andere meine Fehler ausbaden, während ich hilflos zusehen musste und dass war noch schlimmer als die Schmerzen, die ich selbst erleiden musste.“ Diesmal schauderte auch Saphira. Sie konnte sich vorstellen, dass Galbatorix Unschuldige für Murtaghs Vergehen bezahlen ließ und sofort stieg ihr Mitleid für Murtagh. Allein der Gedanke sie müsste zum Beispiel Eragon dabei beobachten wie dieser gefoltert wurde, ohne dass sie etwas tun konnte ... niemand der menschliche Regungen hegte, konnte sich einer derartigen Tortur lange widersetzten. „Also lernte ich wie besessen und gleichzeitig machte ich mir meine Position als Galbatorix Schüler zu nutze.“ Fragend sahen Eragon und Saphira Murtagh an. „Ganz einfach“, antwortete der auf die nicht gestellte Frage. „Ich lernte auch alles, woran ein Spion der Varden nicht einmal zu träumen wagen würde.“ Drache wie Reiter begriffen. „Ich kundschaftete Galbatorix Essens- wie Schlafgewohnheiten aus. Ebenso kenne ich inzwischen jeden Schleichweg im Palast und in der Stadt. Ich weiß, wer dem Regime sympathisiert und wie die Wache im Palast und an der Stadtmauer funktioniert. Es gibt schon lange keinen Platz in Uru'baen mehr, den ich nicht kenne.“ Saphiras zurechtgelegte Theorien nahmen Formen an. Sie erkannte, was für Informationen Murtagh zusammengetragen hatte. Als ein sehr intelligenter Mann, konnte sie sich vorstellen, dass Murtagh nicht nur über Uru'baen und den Palast Bescheid wusste, sondern auch jeden wichtigen Adligen, jeden Kriegsherrn und jeden Vorgang des Heeres auswendig kannte. Er musste es, wenn er überleben wollte. Jetzt sehe ich, wie Murtagh sich seiner Position so sicher sein kann, sagte sie zu Eragon. Mit diesen Informationen könnten die Varden viel an Boden gewinnen. Da sie keine Antwort vernahm, sprach sie weiter: Die Elfen als ihre Verbündeten wären dumm, wenn sie das ignorieren und nicht nutzen würden. Damit ließ Murtagh auch ihnen keine Wahl. Weniger sie selbst, aber besonders Eragon war dazu verpflichtet Nasuada und der Königen der Elfen von dem potenziellen Informanten zu berichten. Um nützlich zu sein mussten sie Murtagh am Leben erhalten. Notfalls auch durch Kampf vor einer erneuten Gefangenschaft und damit vor dem sicheren Untergang bewahren. Für sich selbst entschied Saphira, dass Murtagh dies sehr genau geplant und durchdacht haben musste. Wenn auch gleich sie ihm nichts Schlechtes wünschte, sie mochte es nicht manipuliert zu werden. Helfen tat der gut versteckte, feindselige Eindruck in Murtaghs dunklen Augen auch nicht. Ich respektiere dich, sagten sie. Aber vertrauen tue ich dir nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)