Zum Inhalt der Seite

Meeresruf

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hahaha... Nach einem Jahr das nächste Kapitel...
Ich entschuldige mich herzlichst für meine Langsamkeit und hoffe euch gefällt das nächste Kapitel und versuche, dass nächste Kapitel schneller zu schreiben und hochzuladen.
Ich habe das Kapitel vor dem Hochladen nicht probegelesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das letzte Kapitel... Die letzten Passagen gingen mir erstaunlich leicht von der Hand.
Nun neigt sich alles dem Ende zu und ich möchte euch nicht weiter aufhalten.
Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Meine Sehnsucht

  Ich spürte etwas an meinem Arm ziehen, mein Körper bewegte sich nicht. Alles fühlte sich taub an, meine Empfindungen waren abgeschaltet, weg. Denken konnte ich nur mühvoll, wer bin ich? Wo bin ich? Was tue ich hier? Ich hatte keine Antwort auf all die Fragen in meinem Kopf, fühlte plötzlich, wie alles anfing zu brennen, zu schmerzen. Schreien konnte ich nicht, ich habe vergessen, wie man vor Schmerz weint.

 Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es klappte nicht. Ich versuchte es immer wieder, versuchte die Qualen zu vergessen, die meinen Körper durchstachen. Ich fühlte eine warme Hand meine Wange streicheln, vernahm Laute, die ich nicht verstand. Auf einmal fühlte ich mich geborgen und wurde schläfrig. Sanft gleitete ich in den Schlaf.
 

 Der nächste Morgen brach an und die warmen Sonnenstrahlen bannten sich leise einen Weg durch den zugezogenen Vorhang. Die Luft war erfüllt von Stille. Ich sah mich um, in diesem finster gehaltenem Raum. Alles war mir unbekannt, wo war ich? Ich rieb mir die Augen und kniff die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können.

 Auf einmal hörte ich ein Geräusch. Ich erschrak und verkroch mich unter dem weichem Stoff, der über mir ausgebreitet war. Mein Körper zitterten stark, ich versuchte, mich zu beruhigen. Vorsichtig linste ich unter dem Stoff hervor. Unter mir war der Boden seltsam weich, ich kletterte vorsichtig zum Ende und befühlte die Seiten des Weichem. Ich erspürte etwas Hartes, es fühlte sich glatt an. Ich sah mich nochmal um und kriechte auf dem Ding herum und stellte nach einer Weile fest, dass es sich um einen gepolstertem Holzkasten handeln muss.

 Langsam streckte ich meine Füße auf den kalten, seltsam glatten Steinboden auf. Ganz behutsam stieg ich von dem Holzkasten und zerrte den Stoff mit mir. Ich fiel aber wieder hin, der Stoff dämpfte meinen Aufprall. Erneut erschrocken schrie ich leise auf und hockte jetzt auf dem kühlem, glattem Stein.

 Schritte näherten sich und jemand berührte mich an der Schulter. Vor Schreck schlug ich die Hand weg und versuchte, weiter weg zu kommen. Den Stoff hatte ich schützend um mich gelegt und beobachtete denjenigen, der gekommen war, genau.

 Es war ein männliches Wesen, das merkte ich. Haare in Farbe der glühenden Sonne umrahmten sein Gesicht. Er flüsterte sanft leise Worte, Sätze, die ich nicht verstand. Was redet er? Ich konnte ihn nicht verstehen. Sollte ich mich ihm nähern? Bevor ich entscheiden konnte, was ich tun sollte, kam er zu mir. Ich versuchte mich noch mehr zu entfernen, die Angst kroch mir den Rücken hinauf. Was sollte ich tun?

 Irgendwann stieß ich mit meinem Rücken gegen etwas, ich hatte Panik. Was sollte ich jetzt bloß tun? Ich schloss die Augen und kauerte mich hin. Plötzlich verstummten seine Schritte und ich sah ihn überrascht an. Er hockte da und sah mich mit seinen stechend blauen Augen an. Ich konnte nicht anders als zurück zu blicken, die Farbe des Meeres in seinen Augen vereint zu betrachten.

 So blieben wir eine Weile, der Wind wehte leicht in das Zimmer herein und wuselte in seinen Haaren. Dann stand er auf, ich sah ihm nach, als er das Zimmer verließ und mich in der Dunkelheit zurückließ. Wer war er? Oder wer war ich? Wer waren wir?

 Ich blieb dort, wo ich war und legte mich hin, den Stoff um mich gehüllt. Ich atmete den warmen Geruch des Stoffes ein und blickte zur Tür. Ob er nochmal zurückkam? Fragen über Fragen häuften sich in meinem Kopf an. Doch irgendwann wurden sie fortgespült, ließen die Müdigkeit, die hinter ihnen verborgen war, ans Licht treten. Die Müdigkeit schimmerte reinweiß, sie sah aus wie Sand an einem Meer...

 Doch bevor weitere Fragen den Sand verdecken konnte, fiel ich in einen tiefen Schlaf.
 

 Ein kleiner Lichtstrahl kam durch die Tür herein, ich wachte auf. Dann sah ich zur Tür und erblickte ihn. Er stand dort und hatte etwas in der Hand, dessen Form mich an ein Holzbrett erinnerte. Darauf standen allerlei Dinge, die meisten konnte ich nicht erkennen.

 Der Junge lächelte mir zu und fragte mich etwas, doch ich verstand es, wie soviele Male, nicht. Er legte das Brett auf den Boden und schob es über den glatten Stein zu mir herüber. Dann blieb er dort vor der Tür stehen und ging in die Hocke. Sein Blick ruhte auf mir. Ich spürte es ganz genau, versuchte es aber zu ignorieren und betrachtete das Brett mit den Gegenständen genauer.

 Ich erkannte, das es Essen war. Ich sah von dem Essen zu ihm herüber, er lächelte mich an. Sollte ich es essen? Konnte ich es überhaupt essen? Er merkte anscheinend meine Nervosität und strahlte mich ein letztes Mal an, dann verschwand er hinter der Tür und ließ mich allein in der Finsternes zurück.

 Ich sah das Essen an, das vor mir lag und spürte, wie Hunger und Müdigkeit mich überrumpelte. Ich kroch langsam und vorsichtig näher an das Brett und sah mir das Essen an. Es bestand aus einem braunem Etwas mit vielen kleinen Löchern, es standen auch mehrere kleine Schälchen mit etwas drin, mal war es rot glibbrig oder orange glibbrig, anderes war gelb und ölig. Dann lag noch ein Messer neben einem rundem Keramikstück.

 Ich wusste nicht so recht, was ich damit soll, nahm aber das Braune in die Hand und roch daran. Erinnerungen überfluteten mich...

 Ich stand in einem kleinem, lichtdurchflutenem Raum. Ich sah ein kleines Mädchen, es lachte und hielt ein großes, braunes Etwas umarmt. Neben ihr stand ein lächelnder, etwas älterer Herr. Er hatte eine Kochmütze an und es duftete überall nach frischgebackenem...

 ... Brot. Überrascht sah ich das Braune an, erinnerte mich an seinen Namen. Es brannte sich in mein Gedächtnis, doch ich dachte nicht weiter darüber nach und aß das Brot auf. Ich probierte auch das Zeug in den Schälchen, es schmeckte süßlich.

 Satt und zufrieden stieß ich das Brett ein wenig weiter von mir weg und rollte mich in meine Decke ein. Schnell fand ich das Land der Träume, was bei mir aussah, wie ein riesiger Sandstrand, der an ein schimmernd blaues Meer grenzte. Ich schlief sanft ein, das Rauschen des Meeres in meinen Ohren.
 

 Ich stand an einem weißem, strahlendem Strand. Vor mir rauschte das Meer, brausend, temperamentvoll warf es mit Wellen um sich. Es sah aus, als wäre das Meer erzürnt, wütend. Ich fragte mich, warum? Ich schloss die Augen und fing an zu singen, etwas beruhigendes, was das Meer hoffentlich wieder besänftigte. Meine Klänge erfüllten die Luft... Wurden von den Wellen verschluckt. Das Meer, es wurde ruhiger. Ich wurde ruhiger. Alles fand sich in meinen Augen, spiegelte es wieder...
 

 Ich öffnete die Augen, spürte, wie ich weinte. Tränen rannten meine Wangen hinunter, ich konnte nicht aufhören, sie stoppen. Ich hörte, wie die Tür quitschend aufging, doch ich versteckte mich nicht oder dergleichen. Alles war mir gleichgültig... Alles in mir tobte. Ich wollte schreien, konnte nicht. Es war, als wand ich mich in unsichtbaren Schmerzen, die keinen Namen besaßen.

 Was wollte es? Was wollten sie von mir?

 Der Junge kam ganz ruhig zu mir, vorsichtig, doch ich schüttelte mich, schlug aus und ließ niemanden an mich heran. Meine Augen... Ich spürte den Hass in ihnen, doch es war nicht meiner. Ich spürte sie rot glühen, sah den Lichtschein davon auf der fast weißen Haut des Jungens. Er entfernte sich nicht und näherte sich auch nicht, er blieb dort und wartete.

 Plötzlich, als würde mich das weite Meer durchspülen, wurde ich wieder ruhig. Mein Blick, der eben noch verschwommen war, wurde wieder scharf und ich sah in die klaren Augen von dem Jungen. Ich merkte, dass seine Augen die helle, blaue Farbe von Eis hatten. Sie waren so schön, so wunderschön.

 Ich näherte mich ihm, und er blieb dort, wo er war. Ich war so nah bei ihm, dass ich ihn berühren konnte. Er blieb da einfach, in der Haltung, seine Augen verfolgten jede meiner Bewegungen, es machte mir aber nichts aus. Ich streckte meine Hände aus und legte meine Fingerspitzen an seine Wangen, sie waren so weich, seine Haut richtig zart. Ich legte meine Hände an seine Wangen und sie waren warm. Die Wärme drang in meinen Körper und ich schloss meine Augen.

 Der Junge berührte meine Hände, doch ich tat nichts. Es war fast so, als wäre mein Wille unteer der Wärme seines Körpers geschmolzen. Er löste meine Hände behutsam von seinen Wangen und streichelte mir sanft über den Kopf. Ich kam ihm noch näher und er nahm mich in den Arm. Ich roch an ihm, er roch nach dem Stoff, auf dem ich die letzten Nächte geschlafen habe.

 Ohne das es mir bewusst war schlief ich wieder ein, in seinen Armen.
 

 Als ich am nächsten Morgen aufwach lag ich immer noch in seinen warmen Armen. Er war auch eingeschlafen und hatte seinen Kopf auf meinen gelegt. Er wachte auf, nachdem ich mich leicht bewegte.

 "Na, gut geschlafen?", fragte er mich müde blinzelnd. Ich erschreckte. Warum konnte ich auf einmal seine Wort verstehen? Unbewusst nickte ich und auch er schien leicht zu erschrecken.

 "Du kannst... verstehen was ich sage?" Ein Ausdrucks der Überraschung lag in seinen Augen. Auch diesmal nickte ich langsam. Die neue Erkenntnis schockte mich irgendwie, doch ich wusste nicht warum.

 Seine Augen sahen mich sanft an, er streichelte mir, wie gestern auch, den Kopf. Sein Blick schien mich zu treffen, ich merkte aber, dass er in Wirklichkeit in Leere starrte. Was war mit ihm los? Ich stupste ihn leicht am Kopf an, machte eine fragende Miene. Er schüttelte nur den Kopf und war geistesabwesend.

 Langsam machte ich mir Sorgen, wusste aber nicht, was ich tun sollte. Da fing er plötzlich wieder an zu sprechen.

 "Das kann nicht wahr sein...", murmelte er leise vor sich hin,"Wie konnte das bloß passieren? Warum?" Die Worte klangen verzweifelt, sie hallten in mir wieder. Er atmete einmal tief ein und man sah ihm an, dass er versuchen wollte, sich zu beruhigen. Dann fragte er mich, als sei nicht s gewesen:"Wollen wir mal rausgehen?" Er lächelte mich wieder an.

 Ich war erstmal ein wenig verdutzt, nickte dann aber langsam. Er nahm mich bei der Hand und stand auf. Ich spürte, wie seine Hand zitterte, als ob er sich vor etwas fürchete. Ich fragte mich, was es wohl war. Als er dann aber anfing zu sprechen, war seine Stimme erstaunlich klar.

 "Warst du schonmal am Meer?", war seine Frage. Ich erstarrte und blieb stehen, meine Augen wurden leer und mich überfluteten Erinnerungen...

 Ein Palast, das Meer und die Wellen, die mich an diesen Strand geführt haben, strahlten hellblau. Zögerlich ging ich immer wieder den Strand entlang. Das Meer... es rief mir etwas zu, doch ich verstand es nicht. Ich kam jeden Tag hierher, an diesen endlosen Strand und sang für das Meer.

 Ich fühlte den kalten Boden unter mir und kam wieder zu mir. Ich öffnete die Augen uns sah in das erschrockene und fast verzweifelte Gesicht von ihm.

 "Was ist... passiert?", fragte ich leise, kaum hörbar, doch ich wusste, er hatte es gehört. Er schüttelte den Kopf und flüsterte immer wieder:"Nein, nein, nein, das kann einfach nicht sein! Warum? Warum? Warum?"

 Meine Miene war fragend, aber er beachtete mich nicht. Ganz in Gedanken versunken starrte er fassungslos den Boden an. Ich wandte mich von ihm ab, konnte nicht ertragen, ihn so zu sehen, ihn leiden zu sehen. Ich sah in den Himmel, endlos weit erstrahlte er. In die Ferne führte er, ich schloss die Augen. Wieder spielte sich eine Szene vor meinen Augen ab, malte sich auf die Schwärze, die mein Sichtfeld nun war.

 Ich erblickte ein wunderschönes Mädchen, es hatte silbrig schimmerndes, langes Haar. Sie saß auf einem Felsen, die Wellen verschluckten den Felsen und sie fast. Es schien ihr aber nichts auszumachen, sie sang.

 Ungläubig öffnete ich wieder die Augen und stand auf. Ich sah in den länglichen Spiegel, der in die Wand eingearbeitet worden war. Das, was ich sah, war zu unwirklich, als das ich es sein könnte. Ein Mädchen mit langen, seidigen Haaren, die in einem strahlendem Meerblau leuchteten. Augen, in denen die Farbe seiner Augen war. Meine hatten jedoch etwas anderes als seine: Meine waren heller und glichen eher dem Mittagshimmel, als dem tiefem Meer.

 Ich hörte Stoff leise rascheln, während er sich wieder erhob.

 "Ich glaube... Ich muss dich da aufklären", sagte er, wieder ein wenig gefasst. Ich drehte mich wieder zu ihm um und wollte ihm helfen, da er etwas wackelig auf den Beinen stand. Er jedoch schlug meine Hand weg."Es geht schon", meinte er dann noch und ging vor. Wir gingen den Weg zurück und kamen auch an der Tür des Zimmers vorbei, was mal meines gewesen war. Ob es jetzt immer noch so war oder nicht?, fragte ich mich.

 Wir gingen daran vorbei, weiter den dunklen Flur entlang, dessen Wände in Blautönen gestrichen war. Die Türen waren alle aus dem gleichem Material, einem dunklem, fast schwarz wirkendem Holz. Ich tippte ihn leicht an der Schulter an, woraufhin er sich total erschreckte. Er zuckte zusammen und sah erschrocken zu mir. Dann beruhigte er sich wieder und fragte:"Was ist los?"

 "Aus welchem Holz sind die Türen?", fragte ich. Ich hatte mich daran gewöhnt, wieder sprechen zu können.

 "Das müsste Ebenholz oder so sein. Kann auch Eiche oder was weiß ich sein. Bitte ersckrick mich nicht mehr so sehr", erklärte er ein wenig schroff. Dann lächelte er mich kurz an und schaute dann wieder geraudeaus und ich konnte nur noch seinen Hinterkopf sehen, sein Gesicht blieb mir verborgen. Bald erreichten wir eine große, weiße Tür und er öffnete sie leise.

 Der Raum, der hinter den Türen lag, war hell und meine Augen mussten sich erstmal an das flutende Sonnenlicht gewöhnen, das von den vielen Fenstern hereinkam. Ich bemerkte, dass die Fenster ebenfalls auch kein Glas hatten und kühler Wind spielte mit meinen Haaren und den Vorhängen, die hellblau und sandweiß waren. Muscheln hingen an Ketten mit Perlen und dienten als Verzierung an den Vorhängen, wenn sie zusammenstoßen, ergab es einen glockenhellen Laut, es war wunderschön.

 "Setz dich doch", forderte mich der Junge wieder auf und zeigte auf einen der hellweißen Sesseln, die in der Mitte des Raumes im Kreis um einen kleinen Tisch standen. Ein weicher Teppich lag auf dem Boden. Ich ging langsam zu einem der Sessel und sah zu, wie er sich mir gegenüber setzte.

 "Wie soll ich dir das jetzt erklären...?", fing er an und sah mich an. Ich sah kurz zurück, dann sagte ich einfach:"Sag es doch einfach. Und dann fang von ganz vorne an, da ich schon ahne, dass dies schon ein paar viele Jährchen existiert."

 Er schaute mich leicht erheiternd an, dann wurde sein Ausdruck ganz ernst."Du bist eine Muschel."

 Ich starrte ihn erstmal verwirrt, dann ungläubig an."Ich bin eine was?"

 "Eine Muschel." Seine Stimme war erstaunlich ruhig."Und ich bin dein Zuhörer."

 Ich schwieg erstmal und antwortete dann mit halbwegs gefasster Stimme:"Ich glaube, du beginnst am besten nochmal von vorne."

 "Du bist eine Muschel, jedenfalls das, was im Innerem der größten Muscheln wohnt und lebt. In den sagenumwobenen Sienamni-Muscheln, die nur an den tiefsten Punkten des Ozeans auftauchen, und dann auch nur im Atlantik. Am Strand flüstert man einige Geschichten über sie. Sie sagen, das Fleisch von den Wesen, die in der Sienamni-Muschel aufwachsen und leben, versprechen Unsterblichkeit und all diesen Quatsch."

 "Was meinst du mit ' Leben und Aufwachsen'? Können sie da einfach rausspazieren und andere besuchen? Und was hat es mit den Zuhörern auf sich?"

 "Dazu wollte ich gerade kommen. Nein, mit Leben und Aufwachsen meine ich etwas anderes. Sie können nicht rausgehen, sie sind ja noch nicht einmal ganz ausgebildet, nein. Du musst es dir so vorstellen: Die Sienamni-Muschel ist ein großer Körper, ein Gefäß mit allen Nährstoffen, die Muscheln brauchen. Und darin ist die Muschel gefangen. Das Einzige, was sie tun kann, ist zu singen und zu rufen. Zu hoffen, das jemand sie erhört und befreit. Da kommen wir Zuhörer ins Spiel. Ein Zuhörer tut eigentlich nichts anderes, als seiner Muschel zuzuhören, die einzige Muschel, die er jemals hören kann." Er hielt kurz inne und sah zu mir herüber. Erst jetzt bemerkte ich, wie Tränen meine Wange herunterliefen. Das eben gerade... es war ein Teil von meiner Geschichte. Das war ich, eine Muschel.

 Als er keine Anstalten machte, fortzufahren, drängte ich ihn."Du kannst weitersprechen", sagte ich mit tränenerstickter Stimme, doch ich sah ihm gefasst und ernst in die Augen. Er nickte kaum merklich.

 "Der Zuhörer geht dann an den Strand, der seiner Muschel am nächstem ist und sendet seine Erinnerungen an die Muschel. Das macht er dann solange, bis die Erinnerungen sich selbst zu ihr bewegen, die Muschel ein Teil seines Selbst sind, Teil seines Lebens. Doch auch der Zuhörer ist ein Teil der Muschel, das Fenster, was das Licht von Außen in die Tiefe des Ozeans bringt. Die Muschel und Zuhörer teilen sich ein Ich, sind für immer miteinander verbunden." Er hatte geendet und sah mich an.

 Ich schloss für einen Moment meine Augen und wurde von etwas umspült, sanft wie das Meeresrauschen und doch lauter, als ein Sturm. Ruhe kehrte ein, das Rauschen blieb jedoch. Erinnerungen wurden für einen Augenblick angespült und ich erhaschte einen Blick auf ein Leben, das meins war und nicht. In ihnen kam ein Junge vor, Menschen, unbekannt und bekannt, und Freude. Trauer. Wut. Es war ein riesiges Paket von Emotionen, alles stürzte sich auf mich und drohte, mich zu verschlingen. Ganz leise brachte ich noch eine Frage hervor:"Warum bin ich hier...?" Danach färbte sich alles schwarz, übermalte die Erinnerungen und schloss das Paket wieder.
 

 Eine warme Hand hielt meine, ich hörte das Meer. Die Wellen schlugen an Felsen, ich konnte es sehen, meine Augen blieben aber geschlossen. Eine leise Stimme rief mich, erweckte eine Sehnsucht, die ich nicht unterdrücken konnte. Die Stimme wurde lauter, die Wellen größer, der Wind zerrte an meinen Haaren. Ich öffnete die Augen.

 Das weite Meer erstreckte sich vor meinen Augen, ich sah weißen Sand glitzern. Die andere Hand drückte meine und ich wandte den Kopf ab und sah die Person an. Es war der Junge, er stand neben mir und lächelte mir ermutigend zu. Das Meer rief weiter, während wir schwiegen. Ich sah wieder zu den weiß schäumenden Wellen und spürte einen traurigen Blick auf mir. Dann starke Arme, die mich umschlossen.

 Überrascht versuchte ich, ihn anzusehen, doch er hielt mich fest und ich erwiderte die Umarmung. Wenige Augenblicke später fühlte ich warme Tränen an meinem Gesicht, der Griff lockerte sich. Ich sah ihn an, sah die reinen Tränen an, die er vergoss. Warum?

 "Warum... weinst du?" Ich schaute ihn fragend an, die Stimme des Meeres dröhnte in meinen Ohren, meine Gefühle, meine Sehnsucht, überrollte mich fast. Er schüttelte nur den Kopf und nahm mich wieder in den Arm.

 "Ich... erzähl es dir ein... andermal." Seine Stimme klang zittrig, schien erschöpft zu sein. Emotionen, die mir fremd waren, überkamen mich wie eine Welle sich über das Meer ergoss. Ein warmes Gefühl, sanft und rosig schimmernd.

 Er ließ mich los und sah zum Himmel hinauf. Dann fing er an mit leiser Stimme zu reden:"Ich weiß nicht, ob du jetzt etwas damit anfangen kannst. Aber du musst wissen, dass ich... dich liebe. Ich weiß nicht, seit wann und ob es überhaupt gut ist, mein anderes Ich zu lieben... oder ob andere es auch tun. Aber ich glaube, es ist nur flüchtig." Doch sein Gesicht sagte mir etwas anderes, es war vor Trauer und Schmerz fast verzerrt, doch er versuchte, zu lächeln.

 Ich wusste nicht, warum ich es getan habe, auch nicht, ob ich es tun sollte. Ich handelte rein aus Gefühlen, egal, seien sie jetzt seine oder meine. Ich küsste ihn, kurz, flüchtig, doch ich konnte die Wärme seiner Lippen fühlen. Wie er danach reagiert hat, bekam ich nicht mehr mit. Ganz leicht hatte ich einen überraschten, verwirrten, freudigen Ausdruck von ihm gespürt, im nächstem Moment lief ich in das Meer und es verschluckte mich, nahm mich wieder mit nach Hause.

Deine Sehnsucht

 Ich sah ihr nach, wie sie langsam im Meer verschwand. Sie drehte sich nicht zu mir um, ich konnte ihren Gesichtsausdruck nur erahnen. Ich hätte gerne noch ihr Gesicht gesehen, wenigstens ganz kurz, bevor sie in ihr mir fremdes Heimatland zurückkehrte, bevor das Meer sie verschluckt hatte.  

 Ich blickte ihr noch lange hinterher, wollte nicht gehen, ich klammerte mich an eine kleine Hoffnung, dass sie nicht vielleicht doch noch einen Blick zu mir werfen würde, zu mir zurückkehren würde. Ich wusste jedoch, wie nutzlos und unerfüllt dieser Wunsch war und blieb.  

 Der Wind pfiff und die Wellen schlugen hin und her, in das Meer und wieder zum Strand hin, keines von Beiden erfüllte diese Leere in mir, brachte mir den größten Schatz wieder zu mir, den Schatz, den ich erst vor kurzem kennengelernt hatte.  

 Nach einigen Minuten oder auch Stunden ging ich vom Strand weg. Auch ich warf nun keinen Blick mehr zurück, es würde zu sehr schmerzen, den leeren Strand zu sehen. Ich versuchte, meine Tränen zurückzuhalten, doch ich spürte wie sie warm meine Wangen herunterrollten und meine Sicht verschleierten. 

 Die Straßenlaternen warfen ihr kaltes Licht auf die hohen Büsche in der Straße und erhellten nur das Nötigste. Oben, im Himmel, leuchteten die Sterne. Der Mond wurde von dahinziehenden Wolken immer wieder kurzzeitig verdeckt. Der nachtblaue, fast tiefschwarze Himmel schien so endlos wie die weiten Meere zu sein, in die sie verschwunden war. 

 Entschlossen schüttelte ich den Kopf und vertrieb all die dunklen Gedanken aus meinem Kopf, versuchte, sie zu verbannen. Nein, jetzt war keine Zeit für miese Laune und Pessimismus. Ich erlaubte mir einen langgezogenen Seufzer und machte mich dann auf den Weg. Der Asphalt war so unwirklich und hart unter meinen Füßen. Ich fing an, eine beliebige Melodie zu summen. 

 Ich hörte seine Schritte wiederhallen und sich in den Ästen der Bäume verhingen, nochmal erklangen und verschwanden. Wieder seufzte ich. Ich dachte zu viel nach, malte mir zu viel sentimentalen Unsinn aus. Aber so war ich und würde ich immer sein, und doch, hatte ich es nicht akzeptiert. 

 Die Lichter meines Hauses kamen in Sicht. Warm und hell luden sie mich ein, einzutreten und mich geborgen zu fühlen. Heute Nacht nahm ich die stille Einladung an, die mich immer wieder erreichte. Ich durchschritt den einfach gehaltenen Kiesgarten mit einem Teich, in dem Fische schwammen. Sanft glitzerten ihre Schuppen im Licht des Hauses. Ich nahm meinen Schlüssel heraus und steckte ihn in das Schlüsselloch, drehte und öffnete die Tür. Ein vertrautes Klicken ertönte und ich trat ein, sperrte die Dunkelheit aus und badete ihm warmen Licht der Lampe, die an der Flurdecke hing. 

 Ich lehnte sich an die Wand und atmete tief den Geruch ein. Danach zog ich meine Schuhe aus und begann damit, alle Lichter auszuschalten, die gerade nicht benötigt wurden. In all der Eile, in der wir beide das Haus verlassen haben, hatte ich es komplett vergessen. Ein Stich zuckte kurz, aber schmerzhaft, durch mein Herz, als die Erinnerungen an sie wieder hochkamen. 

 Ich verdrängte sie aus seinem Kopf. Wieder einmal. 

 Ich schritt die Treppen zu seinem Zimmer hinter einer Buchenholztür hoch und ließ meine Hand eine Weile lang auf dem rundem und lackiertem Holzgriff ruhen. Ich drehte sie und drückte die Tür nach innen auf. Auch in meinem Zimmer war das Licht an und erhellte den kargen, nicht besonders persönlich gestalteten Raum. Die Wände waren weiß gestrichen, wie fast alles andere in diesem Raum. Ein weißes Bett stand in einer Ecke, ein weißer Schreibtisch mit einigen Blättern und Stiften stand in einer anderen, während ein kleiner, ebenfalls weißer Schrank trostlos mit wenig Inhalt sein Leben in noch einer anderen Ecke verbrachte. Auf dem Boden, der mit weißem Laminat ausgelegt war, lag ein blauer Teppich, aber das war auch schon alles an Farbe. 

 Ich plumpste auf mein Bett und sog tief den Duft ein, der nach Geborgenheit roch. Ich schlief ein. 

 

 Der nächste Morgen brach an und mein Wecker klingelte mich aus den Federn. Heute begann das neue Schuljahr an der Sienamni-Akademie. Ich zog mich rasch um, putzte Zähne und aß wie jeden Morgen nichts zum Frühstück. 

 "Ich gehe jetzt!", rief ich in das leere Haus, niemand würde mein Rufen erwidern können. Und doch verspürte ich tagtäglich erneut den Drang, es sagen zu müssen. Ohne auf eine sowieso nicht kommende Antwort zu warten verließ ich das Haus und schloss sorgfältig die Tür ab. Die Sonne ging gerade auf und erhellte die Welt mit ihrem warmen Schimmer. Ich verweilte eine Weile auf der Stelle, ehe ich mich in Bewegung setzte und nach Osten ging. Dort ging die Sonne auf, und ebenfalls in der Richtung lag die Akademie. Ich würde eine Weile nicht mehr hierher zurückkehren, denn heute begann das erste Trimester. 

 Langsam ging ich die Straße entlang. Das warme Licht der bald erlischenden Straßenlaternen war in der Wärme der Sonne kaum zu spüren, doch blendeten mich die kleinen Lichtkegel doch ab und zu. Der Weg zur Akademie war gefüllt von nachdenklicher Stille. War sie nun unten angekommen, war sie jetzt bei ihren Eltern? Ob sie sich wieder erinnern konnte? Fragen über Fragen stürmten auf meinen Kopf ein, doch auf keine wusste ich eine Antwort. Ich erhoffte mir eine, wenn ich wieder mit ihr rede. Es war sehr schwierig und außerdem regelwidrig innerhalb eines Trimesters ohne Erlaubnis das Schulgelände zu verlassen, doch ich hielt diese Ungewissheit wahrscheinlich nicht mehr lange aus. 

 Während ich nun den Weg zur Schule ging, begegnete ich niemandem. Wie jedes Mal, wenn die Akademie ihre Pforten für die Zuhörer öffnete, waren alle anderen, normalen Leute weg. Wohin sie jedes Mal verschwanden, wusste ich nicht. Ich hatte sie noch nie gesehen, die "normalen" Menschen. Selbst unsere Lehrer waren Genies unter Genies, meine Mitschüler waren allesamt ebenfalls Zuhörer. 

 Ich dachte und ging vor mich hin, durchschritt die leeren Wege. Ich musste nicht darauf achten, ob Autos dabei waren, mich zu überfahren, oder nicht, es gab hier sowieso niemanden, der mich überfahren könnte. 

 Nach einigen Minuten Gehen erhoben sich die in ihrem eigenem Glanz strahlenden Tore der Akademie von dem Asphalt der Straße. Der Weg, dem ich bis hier gefolgt war, endete an den weißen und an sich auftürmenden Wellen erinnernde Tore. Ich trat an das Tor hinein. Gespenstisch leise öffnete sich die Tore und ließen mich in ihr Inneres hinein. Links und Rechts waren hohe Mauern mit weißblauem Putz, die Mauer war mit hochsensiblen Alarmanlagen ausgestattet. Der Kies unter meinen Füßen knirschte und ich verlangsamte meine Schritte, denn bald würde ich wieder in meinem Gefängnis sein. Einen Weg rauszufinden war theoretisch unmöglich, doch bekanntlich sah die Praxis stets anders aus. 

 Der Kiesweg führte direkt und ohne jegliche Umwege direkt zum ebenfalls weiß verputztem Wohnhaus der Zuhörer. Nebenan war die Beobachtungsstation für die Muscheln und ihre Aktivitäten. Ehe ich meine Hand der Edelstahlklinke der Eichenholztür nähern konnte, schwang sie auf. Ich erblickte meinen Zimmer- und Klassenkameraden, Lien Hunt. Er war für gewöhnlich ein recht lauter Junge, der kein Blatt vor den Mund nahm. Manchmal hasste ich ihn dafür, doch es gab auch Momente, wo mir seine Worte Klarheit gegeben hatten. Wie jedes Mal begrüßte er mich mit überschwänglicher Freude. 

 "Na, wie waren deine Ferien so? Hast du deinen alten Freund vermisst?", lachte er mit seinem gutmütigem und vor allem breitem Grinsen. Ich war, wie jedes Mal, überwältigt von seiner Offenheit und der puren Freude, die von ihm ausging. Ich hatte, bevor ich ihn getroffen hatte, nicht geahnt, dass es so ehrliche Menschen wie ihn gab. Er zog mich auch schon mit in die Kühle des Hauses hinein, ehe ich auch nur einen Laut von mir geben konnte. Er nahm mich am Arm und zog mich rasch durch die Flure. Natürlich war auch hier alles Blau und Weiß eingerichtet, die Forscher meinten, dass wir uns in einer solchen Umgebung wohler fühlten und besseren Kontakt zu unseren Muscheln pflegen konnten. ob daran etwas Wahres war, wusste ich nicht so recht, aber da ich die Farbkombination auch so mochte, hatte ich mich auch zu Hause mehr oder weniger so eingerichtet. 

 Lien führte mich in unser Zimmer, welches im oberstem Stockwerk lag. Da wir vergleichsweise kurz hier waren, ungefähr ein Jahr, mussten wir die oberen Zimmer belegen. Es gab auch keine Aufzüge, die Forscher meinten, wir sollen uns durch das Treppensteigen fit halten, was bis zum zehntem Stock wohl etwas verständlich war. 

 Lien schloss die Zimmertür, sobald ich und er im Raum waren. Es war geräumig und mit Blick zum Meer, wie jedes Zimmer, und ausgestattet mit allem, was wir brauchten. Seufzend ließ sich Lien auf das Bett plumpsen. 

 "Wann sie sich wohl endlich entscheiden wollen, dass wir Aufzüge brauchen?", brachte er hervor. Obwohl er eigentlich topfit sein müsste, setzte es ihm nach den zweiwöchigen Ferien doch etwas zu. "Wieso bist du eigentlich nie außer Atem? Ich habe dich wirklich noch nie schwitzen sehen, oder?", fragte er mich mit einem gespielt neidischem Unterton. 

 "Vielleicht bin ich auch einfach in einer besseren körperlichen Verfassung als du", meinte ich und setzte mich ebenfalls auf mein Bett. 

 "Ach, lass uns nicht weiter über dieses liederliche Thema sprechen!" 

 "Du hast damit angefangen", gab ich zurück. 

 "Egal, egal! Also, wie waren deine Ferien? Hast du dich mit ihr treffen können?", legte er direkt die wichtigste Frage für uns beide auf den Tisch. 

 Ich druckste ein wenig herum: "Wie sieht es denn bei dir aus?" Ich wollte nicht die Ereignisse schildern, die ich erlebt hatte. 

 "Na, will der feine Herr sich mal wieder aus der Schlinge ziehen? Aber na schön, da du es anscheinend nicht willst, muss ich wohl den Anfang machen. Ja, ich habe sie getroffen." Seine Augen nahmen einen träumerischen Ausdruck an. "Es war genauso wie in den letzten Ferien auch, doch das Gruseligste war, wie ich finde, dass es genauso war, wie von den Forschern geschildert." Sein Blick verhärtete sich ein wenig, eher er fortfuhr: "Ich bin zum Meer gegangen. Etwas in mir sagte mir, dass ich hineingehen sollte. Es war stürmisch, doch ich folgte der inneren Stimme, sie klang genauso wie Etoile." Er sagte es mit schwärmendem Ausdruck, doch ich verzog ein wenig das Gesicht. Die Muscheln hatten keine Namen, nur Zahlen, doch er bestand immer wieder darauf, sie so zu nennen. Das hatte ihn schon den einen oder anderen Tadel eingebracht, doch nach meiner Begegnung mit ihr konnte ich ihn besser verstehen. 

 "Als ich dann also auf das Meer zulief, verschwand der Sturm zusehends. Ich trat in das Wasser, natürlich erwartete ich, dass ich versinken würde, doch ich tat es einfach nicht. Ich bekam Panik, doch da war wieder ihre Stimme, die mir gut zuredete. So ging ich also weiter auf dem Meer. Als ich ein schwaches Licht erreicht hatte und nach unten sah, da sah ich sie endlich wieder. Sie war so wundervoll wie immer. Ich kniete mich hin, wir unterhielten uns. Wir waren nur durch die Oberfläche des Meeres getrennt. Es war beinahe gruselig. Ich konnte nicht zu ihr, sie konnte nicht zu mir. Das Meer hatte sich an der Oberfläche verhärtet, und doch habe ich leichte Wellenschläge gespürt. Es war... ja, wirklich gruselig, doch dadurch, dass sie da war, war alles nur noch halb so schlimm." Er ist richtig ins Schwärmen geraten, seine Augen schienen in das Leere zu starren. An den Ort, wo sie war. 

 Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Lien der Einzige aus unserem Jahrgang war, der bisher so mit seiner Muschel kommunizieren konnte. Und was meinen Vorfall betraf, es war mir immer noch ein Rätsel wie und warum sie zu mir konnte. Doch da riss mich Lien wieder aus meinen Gedanken: "Und, nun erzähl doch schon. Wie waren deine Ferien?" Er sah mich voll Neugierde an. 

 "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll...", sagte ich wahrlich bekümmert. Ich wollte es ihm, nach seinem mehr als ehrlichem Bericht, wirklich sagen, doch ich wusste nicht, ob ich das durfte, konnte. Ich wusste es einfach nicht, ich fühlte mich regelrecht zerrissen. 

 Ich ahnte, dass er es mir, wie schon so oft, ansah. 

 "Dann erzähl es mir ein andermal, okay? Aber du musst es mir auf jeden Fall vor der Verschmelzung erzählen, sonst ist ja alles zu spät und du nimmst dein schönes Geheimnis ja mit ins Meer", sagte er nach einer Weile. Ich nickte erleichtert und war wie immer verwundert, wie gut mich jemand verstand.  

 "In zehn Minuten fängt der Unterricht an. Wir bitten die Schüler des Jahrgangs Nr. 1 in die Klassenräume 01, 02 und 03, je nach ihrer persönlichen Erfahrung mit ihren Muscheln. Danke", ertönte die leicht leiernde Durchsagenstimme. Sofort stand Lien mit großem Schwung vom Bett auf, sodass ich mich jedes Mal wunderte, wieso er von seinem Schwung nicht ergriffen wurde und umfiel. 

 "Dann mal los", sagte er mit einem eiferndem Unterton. Ich wusste, dass er gerne mehr über seine Muschel erfuhr und über ihre Lebensweise. Man konnte sagen, dass er in "Etoile" verliebt war, doch die Forscher meinten, dass es nur eine Nebenwirkung war, die auftrat, damit die Verschmelzung besser ablief, doch nachdem ich sie selbst getroffen hatte, wusste ich nicht so recht, ob das wirklich wahr war, oder waren die Gefühle, die ich damals empfand, falsch? 

 Erneut nahm er mich am Arm und zog mich hinter sich her. Nun ging es erneut die vielen, vielen Stufen hinunter und dann noch den kleinen Fußmarsch auf dem Kiesweg zum kleinem Schulgebäude. Es war kaum größer als das Wohnheim, doch türmten sich hinter seiner eher kleinen Gestalt die riesigen Forschungsanstalten auf. Das Schulgebäude an sich war diesmal in Blau verputzt, auf unserem Weg trafen wir noch andere Schüler, einige schlossen sich uns an, als wir auch die zweite, dritte und so weiter bis zur zehnten Durchsage für jeden Jahrgang hörten. 

 Als wir uns in die verschiedenen Klassenräume aufteilten, winkte mir Lien nochmal kurz zu, ehe er Klassenraum 03 betrat, der, wohin die von uns gebeten wurden, die am meisten an persönlicher Erfahrung mit ihrer Muschel hatten. Dort gingen nur noch drei andere hin, die meisten gingen in 01 herein, die mit den wenigsten Erfahrungen. Ich ging, obwohl ich nach dem normalen Maßstab wohl eher nach 02 musste, ebenfalls nach 01, da ich mir immer noch nicht im Klaren darüber war und ich nicht bereit war, mit den Forschern darüber zu sprechen. 

 Es hatten sich schon viele im Raum versammelt. Ich setzte mich schnell auf einen freien Platz, richtete meinen Blick zur Tafel und wartete auf die Kameraübertragung von einem der Forscher. Nachdem der Letzte registriert wurde, schloss sich die Tür automatisch und das Bild wurde übertragen. Wir sahen nun den Kopf- und Schulterbereich von Forscher 01, der die "Normalen" betreute. Wie immer hatte er ein freundliches Lächeln, das mir ein mulmiges Gefühl vermittelte, aufgesetzt. 

 "Willkommen zurück an der Akademie. Ihr seid also diejenigen, die noch keinen oder kaum einen persönlichen Kontakt mit euren Muscheln gepflegt hatten, doch seid beruhigt: Das ist der Normalfall, Ausnahmen wie in 02 und 03 sind wirklich äußerst selten. Wir beginnen das erste Trimester nun mit einem kleinem, informativem Film. Ich hoffe ihr lernt viel. In der Zwischenzeit macht ihr euch bitte Notizen. Nach Ablauf des Filmes komme ich zu euch und wir besprechen ihn gemeinsam", sagte er mit einem für mich säuselndem Unterton, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. 

 Wir hatten wie gewöhnlich zwei Minuten um Blatt und Stift herauszuholen, bevor anstelle der Übertragung von Forscher 01 der Film lief. Es herrschte Stille, alle starrten konzentriert auf den Bildschirm und machten sich ebenso konzentriert Notizen. An dieser Akademie war etwas Anderes nur äußerst selten vorhanden, jeder wollte mehr über diese geheimnisvolle Welt unterhalb der Meeresoberfläche wissen, zumal es überall hieß, sie seien von unbeschreiblicher Schönheit. Ich machte mir ebenso viele Notizen wie die anderen, in diesem Punkt war ich wohl mit den anderen identisch. Überhaupt ähnelte ich den anderen doch sehr, noch hatte ich keinen eigenen Drang wie die Älteren und auch Lien entwickelt, doch ich merkte, dass es so langsam etwas wurde. 

 Die Bilder flimmerten vor unseren Blicke und Informationen strömten regelrecht auf uns ein. Wir schrieben mit, nur das Kratzen der Stifte über das Papier war zu hören. Bald endete der Film auch schon wieder, doch in unseren Köpfen spukte der Stoff einer ganzen Unterrichtswoche. Pünktlich betrat auch Forscher 01 den Raum und sah sich zufrieden um. Die ganze Zeit hatte er sein Lächeln im Gesicht, als wir den Film besprachen. Jeder meldete sich, und heute fiel mir zum ersten Mal auf, dass es beängstigend war, es war so, als wäre wir alle einer Gehirnwäsche unterzogen, so eine Macht übten auf uns die im Meer schlummernden Wesen auf uns. 

 Nach Besprechung des Filmes hatten wir auch schon wieder frei. Manche wollten noch mehr Unterricht haben, noch mehr erfahren, doch die Forscher meinten, dass sie nicht gut für unsere Gesundheit. Nach einer gerade mal einstündigen Unterrichtsstunde gingen wir zurück in das Wohnheim oder verstreuten uns auf dem weitläufigem Gelände. Am beliebtestem war wohl die Terrasse mit Blick zum Meer, wo Ältere manchmal von ihren Erlebnissen berichten. 

 Lien fing mich vor dem Klassenzimmer ab und zusammen gingen wir wieder zurück in unser Zimmer. Deutlich erfrischter kamen wir oben an. Diesmal öffnete ich die Türe und schloss sie hinter uns. 

 "Wie war deine erste Stunde?", fragte ich ihn diesmal zuerst. 

 "Wie immer. Wir haben über unsere Erfahrungen mit einem der Forscher gesprochen und das war's dann auch schon. Den Rest haben wir uns mehr oder weniger selbst unterhalten", sagte er gelangweilt. Er schnappte ich seine bunten Jonglierbälle, der einzige bunte Farbfleck in unserem Zimmer, denn selbst unsere Kleidung war einheitlich blau-weiß. Geschickt wusste er mit den Bällen umzugehen, es war sein liebster Zeitvertrieb und er machte es oft zwischendurch, wenn wir uns unterhielten. "Ich wette ihr habt einen Film geguckt und ihn dann besprochen, nicht wahr?" Er grinste vorrauschauend. 

 Ich nickte. 

 "Meinst du, es ist wirklich nötig soviel darüber zu wissen? Ich meine, wenn wir mit ihnen verschmelzen, bringt uns das Wissen doch gar nichts mehr", lenkte er unser Gespräch in eine Richtung, die mich nachdenklich stimmte. 

 "Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht", beteuerte ich stirnrunzelnd. Es hatte etwas Wahres, so wie alles, was er sagte. Nachdenkliche Stille meinerseits und Schweigen seinerseits erfüllten den Raum. Ich dachte nach. Über sie, über mich, aber vor allem dann doch über sie. 

 Sie hatte genau gewusst, was sie wollte. Sie wollte... Ja, was wollte sie eigentlich? Ich wusste es, ehrlich gesagt, bis heute nicht richtig. Was hatte sie aus meinen Armen getrieben? Ich glaube nicht, dass es an mir lag. Wieso hatte sie mir einen Kuss gegeben? Wusste sie, was sie tat? Ich nicht. Ich wusste... überhaupt nichts. Ich fühlte mich auf einmal so schwach und nutzlos. Ich sank in den weichen Stoff meines Bettes ein und ehe ich ahnte, was geschah, sank ich in das Reich der Träume ein. 

 

 Wo war ich? 

 Weiß umgab mich, ich sah kein Ende. Ich drehte mich um mich, sah immer nur diese eine Farbe. 

 Ein ungewöhnlicher Traum. 

 Ich zuckte mit den Schultern und folgte diesmal meiner spontanen Ader: Ich ging einfach drauflos, in der Hoffnung, ein Ziel, ein Ende, irgendetwas zu finden. 

 So wanderte und wanderte ich also durch das Weiß, das scheinbar nie aufhörte, egal, ob ich nun nach rechts oder links ging. Während meines Marsches fiel mir nichts ein, worüber ich nachdenken konnte. Ich fühlte mich regelrecht befreit. Befreit von all den Sorgen, den Fragen über mich und sie, befreit von dem Dasein als Zuhörer, befreit von den ewigen Besserwissern, den Forschern. Einfach nur frei. 

 Ich breitete meine Arme wie Flügel aus und spürte einen nicht vorhandenen Wind, der mir durch die Haare strich. Ich fühlte eine Hand an meiner Schulter, drehte mich überrascht um, denn ich kannte diese Hand, glaubte sie zu kennen. Es war ihre Hand, ihre zarte, kleine Hand. Ich blickte in ihr sanftes Lächeln, nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich schreckte nicht zurück, tief in mir drinnen musste ich es wohl gewusst haben. Ich rührte mich nicht und sie ebenfalls nicht. Wie Statuen standen wir hier. Mir fiel auf, dass sie zu schweben schien. 

 "Wonach sehnst du dich?", fragte sie mich lautlos, ohne ihre Lippen zu bewegen, und doch schallte die Frage laut und klar durch meine Gedanken. 

 

 Ich schreckte hoch. Was war das für ein Traum gewesen? 

 Nein, es war kein Traum. 

 Doch, oder? 

 Ich war, wie so oft in letzter Zeit, verwirrt. Ich wusste, ihre Nähe, ihre Worte, sie selbst, war echt gewesen. Doch wo waren wir? Ich erinnerte mich an die Worte der Forscher, die gesagt hatten, dass wir unseren Muscheln auch im Traum begegnen konnten. Sie konnten mithilfe ihrer Kraft in die Träume ihrer Zuhörer eindringen und mit ihnen reden. 

 Sollte ich das wirklich glauben? Ich wusste nicht mehr, was richtig und falsch war. Ich fühlte mich zerrissen. Wie sehr sehnte ich mich nach der Freiheit, die ich verspürt hatte? Sie war tief verborgen, das ahnte ich, doch wie sollte ich sie aus ihrem Versteck hervorlocken? 

 Vielleicht kommt sie heraus, wenn ich ihre Frage beantworte. Sie hallte immer noch klar durch meine Gedanken, ein Echo: "Wonach sehnst du dich?" 

 Wieso fragte sie so etwas? Ich hatte keine Antwort, weder auf meine, noch auf ihre Frage. Frustriert brummte ich, all diese Ungewissheit, all diese Änderungen, ich war langsam alles leid. Kurzerhand ging ich aus meinem Bett, sah kurz nach, wieviel Uhr es war und zog mir Schuhe an, ehe ich durch die Zimmertür in den Flur trat. Es war kurz nach fünf, die Sonne würde bald aufgehen. Ich stieg so schnell ich konnte die Treppen hinunter. 

 Die ersten warmen Sonnenstrahlen begrüßten mich, als ich aus der Tür schritt. Ich verweilte noch ein wenig und setzte dann meinen Weg zur Terrasse fort. Um diese Uhrzeit war niemand hier, ich war also allein. Der Klang der an die Bucht krachenden Wellen stimmte mich traurig, doch die Sonne bewegte sich immerfort höher an den Himmel und nahm die dunklen Zweifel, die mich aufgefressen hatten, mit sich. Ich lächelte und lauschte der Melodie der Wellen, während die Sonne immer höher den Himmel erklomm. 

 "Mann, auf dich aufzupassen ist echt die Hölle!", schreckte mich eine Stimme aus meinen Tagträumen auf. "Wieso schleicht man sich auch in aller Frühe aus dem Bett? Erklär mir das mal!" Ich drehte mich um und sah in das verschlafen wütende Gesicht von Lien. Ich war völlig überrascht ihn hier zu sehen, dass ich erstmal gar nicht antwortete, bevor er mich an den Schultern packte und mich durchrüttelte. Ich fasste ihn an den Armen, um ihn wegzuschieben, war jedoch zu schwach dafür. Er krallte seine Hände in meine Schultern, während er mit beinahe weinerlicher Stimme sagte: "Ich habe mir Sorgen gemacht, okay?" 

 Halt. 

 Seine Stimme war weinerlich gewesen, in seinen Augen glitzerte etwas. 

 Tränen? 

 Mir wurde zum ersten Mal bewusst, wie sehr er an mir hängen musste. 

 Wieso? 

 Ich wusste nicht, was ich in solch einer Situation machen musste. Nach nicht allzu langer Überlegung streichelte ich ihm, wie bei ihr, als ich sie gerade aufgelesen hatte, über den Kopf, doch ich war mir unsicher, ob das auch Jungs half, sich zu beruhigen. 

 Lien wandte schnell den Kopf von mir ab nachdem er sich beruhigt hatte und sah peinlich berührt irgendwohin. "Los, wir müssen los", sagte er mit roten Wangen und ebenfalls roten Augen. 

 "Sicher? Geht es dir wieder besser?", fragte ich, unschlüssig, was ich tun sollte. 

 "Ja, los!" Er nahm meinen Arm und zog mich in Richtung des Schulgebäudes. Während er mich so dahinzog, mich nicht ansah und einfach immerfort weiterschritt, kam es mir so vor, als wäre dies ein glücklicher Moment. 

 

 Ich saß im Klassenzimmer und wartete wie die anderen darauf, dass der Lehrer kam. Wie in einer normalen Schule plapperten vor dem Unterricht, wenn der Lehrer noch nicht da war, alle wild durcheinander. Doch auch hier unterschied sich etwas von anderen: Die Themen, über die geredet wurde. Das Thema war häufig der Unterricht oder etwas Anderes, was ähnlich war. Über Stars und Sternchen, das neueste Buch oder die aktuelle Mode redete niemand. 

 Ich saß kerzengerade auf meinem Stuhl am Fenster und schaute starr nach vorne, ich hatte nicht wirklich Freunde in meiner Freunde gefunden, wenn es so etwas an der Akademie denn gab. Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen in unser Zimmer, doch hatten wir alle kein Auge für das Land, denn wir alle werden irgendwann in den Tiefen der Fluten versinken, dies ist unser Wunsch. 

 War es das wirklich? Ich konnte die Worte der anderen einfach nicht so leicht nachvollziehen, es kam mir so vor, als ob sie einfach das wiederholten, was wir im Unterricht gelernt hatten, aber ob es der Realität entsprach? 

 Ich war wirklich ein Zweifler. 

 

 Nach dem heutigem Unterricht wichen alle auf die Terrasse aus und merkwürdigerweise fand ich auch Lien heute dort. Er saß etwas abseits von der Menge und starrte angestrengt in die Wellen, die das Meer an die Felsen trieb, als ob er irgendetwas sehen könnte. Sein Blick wirkte seltsam leer, als wäre er ganz weit weg. Plötzlich packte mich die blanke Angst, ihn verlieren zu können. Ich eilte schnell zu ihm, doch als ich ihn antippen wollte, hielt ich inne. 

 Ich seufzte leise und ließ mich schließlich neben ihm nieder. Für den Augenblick wäre es wohl besser, ihn in seiner Traumwelt, oder wo auch immer er gerade war, zu lassen und aufzupassen, dass die anderen ihn nicht störten, doch diese lauschten gerade einer Geschichte eines Älteren. Der Wind strich sanft über das Gelände der Akademie, die Sonne versteckte sich hinter dahinziehenden Wolken, tauchte die Welt, in der nur das Rauschen des Meeres wichtig war, in einen dunklen, nicht lange gebliebenem Schatten. 

 Lien starrte weiter in die Leere, doch merkte ich, dass sein Blick unmerklich immer ein wenig schweifte, als würde er sich immer wieder daran erinnern, dass er etwas suchte. Ich folgte seinem Blick, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken. Ich gab es auf und schloss schließlich die Augen, gab mich ganz dem Meeresrauschen hin, hörte eine sanfte Stimme traurig, aber durchdringend singen. 

 Ich konnte nicht verstehen, was sie sang, doch es war auch nicht wichtig. Ich hörte sie, hörte ihr zu und das allein reichte. 

 

 "Seit wann bist du hier?", fragte Lien mich verwundert. Ich hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war, dem Gesang von ihr zu lauschen raubte mir jegliches Zeitgefühl. Ich hatte ebenfalls nicht gemerkt, dass ich ebenfalls gedankenverloren auf das Meer geschaut hatte. 

 "Weiß nicht mehr so genau... Jedenfalls habe ich mir Sorgen gemacht, weil du so in die Leere gestarrt hast", antwortete ich. Ich stand auf und klopfte mir den Dreck von der Hose. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich seine Hand, die er nach mir ausgestreckt hatte. Ich zog ihn hoch, fiel jedoch selbst durch den Schwung fast hin. Er streckte sich und sah nachdenklich in das Meer, als ob er immer noch gedanklich weit entfernt war. 

 Ich folgte seinem Blick, in den Ohren immer noch der wiederhallende Klang ihres Klageliedes und ihrer Frage, die simpel und doch kompliziert war. Wonach sehnst du dich? 

 Ich wusste einfach keine Antwort auf die Frage. Wollte ich bei ihr sein? Ja, das wollte ich. Ein geradezu unerträgliches Ziehen in den Tiefen meiner Brust entstand immer, wenn ich an sie dachte. Ich wusste dieses Gefühl einfach nicht einzuordnen. 

 Vielleicht sollte ich einfach in mich horchen, der Wunsch, das Etwas, wonach ich mich sehne, müsste doch dort zu finden sein, oder etwa nicht? Seufzend betrachtete ich die Wellen des Meeres, die auf de Strand zukamen. Als ich noch bei ihr war, war alles irgendwie einfacher, als würde sie meine Instinkte wecken, die in der jetzigen Welt wohl keine so große Rolle spielten. 

 Was sie wohl gerade machte? Mein Blick schweifte wie meine Gedanken hin und her, rastlos erfasste ich jede Einzelheit meiner Umgebung. Lien schien es nicht anders zu gehen, auch er starrte geistesabwesend in die Leere. 

 Waren ich und Lien uns ähnlich? 

 Ich wusste es nicht, ich wusste nichts von den anderen Schülern, außer, dass wir dasselbe Schicksal teilten. 

 Ich sah zum Himmel hinauf, doch ehe ich meinen Kopf vollends in den Nacken legen konnte, ahnte ich, dass der Himmel keine Antworten für mich haben konnte. Und meine Ahnung wurde bestätigt, noch nie wirkte der Himmel so weit entfernt. War er schon immer so weit... oben? Und ich soweit unten? 

 Fragen häuften sich, doch die eine Frage ließ ich nicht aus den Augen, denn sie hatte sie mit gestellt. 

 "Habe keine Angst." 

 Eine Stimme, dir mir schmerzlich vertraut war, flüsterte diese simplen Worte. Doch gerade diese simplen Worte brachten mir wenigstens eine simple Wahrheit näher: Ich hatte Angst. Angst wovor? 

 Den Himmel aus den Augen zu verlieren, das Licht nie wieder zu sehen, Lien ans Meer zu verlieren. 

 Sie nie wieder zu sehen. 

 Es pochte in mir, ganz tief in mir spürte ich, wie die Angst seine Wurzeln weiter ausbreitete, mich jeden Tag eine neue, simple Sorge erfasste, die mich auffraß. 

 "Habe keine Angst. Ich bin hier, bei dir. Ich werde immer da sein." 

 Ich spürte das sanfte Lächeln in den Worten, die sie mir schickte, die sie mir schickte, um mir neuen Mut zu machen. Es war fast beängstigend wie gut sie mich in der Hand hatte, doch es machte mir nichts aus, schließlich war es sie. Ich konnte einfach nicht anders, sie war der einzige Lebensinhalt, den ich noch hatte? 

 Hatte ich jemals einen anderen gehabt? 

 Meine Gedanken kreisten und kreisten um eine seltsame Leere. 

 Lange umkreisten sie diese Leere nicht, denn ich wurde von Lien schlagartig wieder in die Realität zurückgeholt. 

 "Komm, lass uns gehen." Es war nur ein Satz, ein normaler Satz, den er häufig gesagt hatte, doch es kam mir melancholischer vor, trauriger. 

 Wie ein Ende. 

 Nein, das durfte ich nicht denken. 

 Ich versuchte mich an einem Lächeln und nahm die Hand, die er mir reichte. "Lass uns gehen." 

 "Wirklich? Du wirkst nicht gerade glücklich", meinte er und zog mich auf die Beine. Ruckartig stand ich auf meinen Beinen, die sich zu weich anfühlten, als dass sie mein Gewicht tragen könnten. Ich schwankte nach rechts und links, doch er fing mich rechtzeitig auf und stützte mich. Ich sah zu ihm hoch, er sah besorgt zu mir herunter. 

 "Geht es wieder?", fragte er, mich langsam wieder loslassend. 

 "Ja, danke." Ich versuchte einige tapsige Schritte, dann setzten wir uns in Bewegung. 

 Hinter unseren Rücken ging die Sonne gerade unter, wärmte uns mit den letzten Strahlen bis die Kälte der Nacht uns alle umschlang. 

 

"Was war heute mit dir los?" Es war die erste Frage, die er mir stellte, nachdem die Tür mit einem leisem Klicken ins Schloss gefallen ist. 

 Verwirrt antwortete ich: "Was soll mit mir los sein?", doch ich tief in mir hatte ich es doch gewusst. 

 "Ich weiß es auch nicht, aber du bist irgendwie so... Anders?" Er ließ sich mit einem lautem Seufzer auf das Bett plumpsen und sah mich mit seinem durchdringendem Blick an. 

 "Es ist Nichts, wirklich." Ich tat es ihm nach, setzte mich auf mein Bett, blickte jedoch in die Leere, an die Wand, solange es nicht sein aufrichtiges Gesicht war, war mir im Moment alles recht. 

 "Wirklich? Ist auch wirklich alles in Ordnung?" 

 Ich nickte still. 

 "Dann erzähl mir alles von deinen Ferien, als Beweis, dass alles in Ordnung ist." Sein Blick wurde bohrender, forschender. Ich musste auf meinen Gesichtsausdruck achten, jedes noch so kleine Detail wurde er merken. 

 "Was hat denn das mit meinem jetzigem Zustand zu tun?", fragte ich verklemmt lächelnd. 

 "Es ist also doch etwas geschehen", murmelte er leise vor sich hin, sodass ich ihn kaum verstehen konnte. Schlagartig stand er auf und packte mich fest an meinen Schultern. Er zwang mich dazu in seine Augen zu sehen. "Wenn etwas nicht in Ordnung ist, sag es mir doch. Bitte." Sein Blick schwankte, wurde weinerlich, traurig, verletzt. 

 Mir wurde klar, wir schrecklich ich mich benahm. 

 Ehe er oder ich vor all unserer Schwäche zusammenbrechen konnten, erzählte ich ihm alles, was ich erlebt hatte. Ich erzählte ihm alles von ihr. In meinem Unterbewusstsein spürte ich leise ihre Zuversicht, ihr Lied, voller Freude gesungen, ihren Namen. 

 Wave 

 

Als ich aufwachte war es schon schätzungsweise Mittag, die Sonne stand hoch. Verschlafen rieb ich mir die Augen, riskierte keinen Blick auf die Uhr, die uns sagen würde, dass wir den heutigen Unterricht verpasst hatten. Dunkel erinnerte ich mich an den gestrigen Abend zurück, doch mit dem Fortschreiten der Sonne kamen auch mehr Erinnerungen zurück. 

 Erinnerungen daran, wie ich Lien alles gestanden, erzählt hatte, doch meine dunkle Vorahnung wegließ. Erinnerungen daran, wie sie bei mir war. Ihre unglaubliche Wärme, die mich eingelullt hatte, die bei mir war, während ich schlief. Mir war so, als wäre mir kalt, obwohl das Thermometer warme 20 Grad Celsius anzeigte. Als würde sie Wärme nur von innen kommen und die Kälte mich mit ihren Armen umschlingen würde. 

 Was war das bloß für ein Gefühl? 

 Grummeln riss mich aus meinen Gedanken, es kam von Liens Bett. Tatsächlich erhob sich gerade die Decke und machte einen Buckel, bevor sie herunterrutschte und Lien, der sich genüsslich streckte, enthüllte. Ich musste bei diesem Anblick unwillkürlich kichern. Das hatte er scheinbar gehört, denn er drehte seinen Kopf in meine Richtung. 

 "Na, aaaauch schooon waaaach?", gähnte er mehr vor sich hin, als dass er mit mir sprach. 

 "Siehst du doch, oder?" Ich lächelte. Ich fühlte mich unendlich leichter nachdem ich mich mit ihm ausgesprochen hatte, doch war da immer noch etwas, was ich ihm nicht sagen konnte, worüber ich mir auch noch nicht ganz sicher war. 

 "Wir haben den Unterricht verschlafen, kann das sein?" Er tigerte aus dem Bett und schnappte sich seine Klamotten. 

 "Ich wundere mich auch ein wenig, ich dachte immer, bei Verschlafen würden wir geweckt werden, aber es scheint so, als ob dem nicht so wäre. Ich glaube auch, dass das noch nie passiert ist." 

 "Ja, die Vermutung liegt nahe, nicht wahr?" 

 Es war wirklich komisch, dass die Akademie Schüler verschlafen ließ. 

 "Meinst du wir müssen nachher in ein Disziplinarverfahren oder so?" 

 "Gibt es das?" Es starrte mich mit einem ungläubigem Blick an. 

 Ich zuckte mit den Schultern, etwas überrascht über seine Reaktion. 

 "Naja, was sollen wir jetzt machen?" 

 "Lass uns spazieren gehen", schlug er vor. Fertig angezogen wartete er an der Tür auf mich. 

 "Warte doch auf mich!" Hastig zog ich mich um, eilte ihm nach. 

 "Mach ich doch!" 

 Die ganze Zeit ließ mich dieses Gefühl nicht los, welches ich trotz dieser fröhliche Stimmung hatte. 

 Ein Herz, das sich zu schwer anfühlte. 

 Diese Traurigkeit, die ich nicht abschütteln konnte. 

 Ein Finger schnippte mir hart und schmerzhaft gegen die Stirn. 

 "Aua!", rief ich und rieb mir die schmerzende Stelle. Der Übeltäter war schnell gefunden, Lien stand grinsend vor mir. 

 "Du sollst nicht immer so traurig aus der Wäsche gucke und vor allem auf den Weg achten!", mahnte er mich und hatte schon die Finger in der Position, mir noch einmal einen Stirnschnippser zu geben. 

 "Ist ja gut, ist ja gut!" Ich entfaltete eilig seine Hände. Immer noch frech vor sich hin grinsend ging Lien weiter, ich beeilte mich, ihm zu folgen. Das dunkle Gefühl, er könnte bald nicht mehr da sein, beschlich mich, noch ein Gefühl, dass langsam meine Seele auffraß. 

 "Da, schon wieder", sagte Lien traurig und tippte mir sanft auf die Stirn. "Dich bedrückt doch irgendetwas, oder?" Sein trauriges Lächeln war ein Stich in mein Herz. 

 Ich sollte ihm davon erzählen, aber ich kann es nicht. 

 Ich kann es einfach nicht. 

 Ich muss es tun, sonst frisst es nicht nur mich, sondern auch ihn auf. 

 Aber ich kann es nicht. 

 Ich muss aber. 

 Während meines inneren Kampfes merkte ich nicht, wie er tapfer an meiner Seite blieb. 

 

 Wieder war ich in diesem weißen Raum, doch ich war eben doch noch bei Lien gewesen? 

 Habe ich ihn zurückgelassen? Ich muss schnell zurück, sonst geht er vielleicht noch kaputt... 

 Oder gehe ich vorher zugrunde? 

 "Endlich bist du wieder da!" Zarte, kleine Hände ergriffen meine, führten mich durch einen fröhlichen Tanz. Nach links, nach rechts, vorn und zurück. Mir kam alles so schrecklich vertraut vor, aber ich erinnerte mich nicht mehr daran, wieso es so war. 

 Der Tanz, den sie mit mir tanzte, war einfach und ihre Stimme klang glücklich. 

 Ein mulmiges Gefühl breitete sich in der Unruhe meines Herzens aus. 

 Sie stoppte ihren Tanz und sah mich wissend an. "Es fehlt noch etwas, nicht wahr?" Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen, sie hielt inne. Unfähig ich zu bewegen sackte ich wie ein nasser Sack in mich zusammen, brach zusammen, doch es war kein harter Boden, auf den ich stürzte, nein es war weich, warm. 

 "Du bist noch nicht bereit, du hast es noch nicht gefunden." 

 Ich blickte zu ihr hoch. "Was meinst du damit?" 

 Sie lächelte nur sanft und legte mir eine Hand auf meine rechte Schulter, sagte: "Du bemühst dich darum, an der Oberfläche zu bleiben, und das ist auch gut so, denn es wartet jemand auf dich. Sieh nach oben, dann wirst du es finden." 

 Angst ergriff mich, doch wurde sie sofort von ihrer Welle der Zuversicht fortgespült. 

 "Geh, wir sehen uns wieder. Bestimmt." 

 Ihr Lächeln voller Wärme, Trauer und Sanftmut, als ich ging. 

 

"Shuichi! Bist du wach? Hallo?" Lien fuchtelte wie wild vor meinem Gesicht rum. 

 "Jaja, mir geht es gut und ich bin wach", brummelte ich vor mich hin, ich fühlte mich auf einmal so erschöpft. Da wurde mir bewusst, dass ich auf dem Boden lag und Lien neben mir kniete. Ich ließ meinen Blick schweifen und sah sogleich in den strahlend blauen Himmel, so strahlend, dass ich meinen Blick abwand. 

 "Du bist in letzter Zeit wirklich komisch, weißt du das?" 

 Ich nickte nur abwesend, legte meinen Kopf zur Seite und betrachtete das Gras. Feine, kleine Striche, die sich nach oben strecken. Mich fasste auf einmal der Drang, aufzustehen, fortzugehen, nicht mehr auf kleinen Halmen zu liegen, die sich nach oben sehnen. 

 Und was war mit mir? 

 Ich... wollte etwas., doch was dieses Etwas am Ende ist, wusste ich nicht. 

 "Du bist immer öfter in Gedanken versunken, ich frage mich ob das mit ihr zu tun hat." In der Öffentlichkeit vermieden wir es, ihre Namen zu sagen. Es war etwas Kostbares, ich brachte es an einem Ort, wo jeder es hören konnte, einfach nicht über die Lippen. Namen waren generell vielleicht nichts Wertvolles, doch sind sie es doch. Ihren Namen bewahrte ich in mir auf wie einen Schatz. 

 "Ich weiß es nicht." Ich ging einen Schritt. Blieb stehen, setzte einen weiteren nach vorne, einen nach hinten. Zögerlich schwankte ich vor und zurück, bis Lien es zuviel wurde. 

 "Meine Güte, wenn du dich nicht für einen Richtung entscheiden kannst, lauf nach vorn!", rief er mehr genervt als weise aus und schob mich nach vorne. Stolpernd folgte ich der Richtung, die er mir vorgegeben hatte. Und plötzlich fragte ich mich, ob ich, wenn er nicht mehr wäre, einfach fallen würde, durch die Gegend torkeln würde. 

 Verloren sein würde. 

 

 "Du bist wirklich verdammt komisch heute", sagte mir Lien schon zum zehntem Mal heute. Genau dies war auch die exakte Anzahl meiner Klammerversuche an ihn, allein die Vorstellung, ihn nicht mehr zu sehen war unerträglich. 

 Ich war echt egoistisch. 

 "Komm, lass mich los." Seine Stimme war sanft, doch war es wie ein Stich in mein Herz. Vorsichtig nahm er meine Hände von seinen Armen, die sich jedoch sofort wieder an seine klammerten. Krampfhaft. 

 "Was ist mit dir los?" Mit einem leichtem Ruck hatte er seine Arme befreit, packte mich an den Schultern und zwang mich, seinem direkten Blick nicht auszuweichen. "Also?" 

 "Ich...", fing ich an, doch sofort fraß mich dieses Gefühl wieder auf, nahm mir die Worte aus dem Mund. Er sah mich weiter an, sein aufrichtig direkter Blick brachte mich dazu, weiterreden zu wollen. "Ich habe Angst." Die Worte waren raus, doch ahnte ich seine nächste Frage schon. 

 "Wovor?" Sein Griff lockerte sich, sein Blick blieb standhaft. 

 "Davor, dass..." Erneut stockte ich, mir blieben die Worte im Hals stecken. Ich musste es ihm sagen, egal ob ich konnte oder nicht. Ich durfte mir nicht erlauben, nur wegen meiner Schwäche ihn verletzt zu haben. "Dass du... nicht mehr da bist." Während ich sprach, rollte eine Träne meine Wange herunter, sogleich fanden auch andere Tränen ihren Weg aus meinen Augen. Reflexartig wischte ich sie weg, versuchte sie zu verbergen, wusste aber schon längst, dass er sie gesehen hatte. 

 Starke, warme Arme schlangen sich um mich, ein kleines Häufchen Elend. Ich weinte und weinte, fast schien es kein Ende zu nehmen. Ich spürte auch ein leichtes Zittern von Lien, er versteckte es aber sehr gut und ich konnte es nur erahnen. 

 "Weißt du, es geht mir genauso", sagte er nach einer Weile des Schweigens fast flüsternd. "Ich habe Angst, dass du plötzlich in den Tiefen des Meeres verschwindest." 

 Ich hörte auf zu weinen und befreite mich leicht aus seinem Griff, um ihn in die Augen sehen zu können. Er schaute traurig lächelnd zu mir hinunter. "Wir sind uns wohl ähnlich, was?" Ein trockenes, kurzes Lachen erklang. "Gehen wir rein, da können wir besser reden." Er wischte mir meine letzten Tränen ab und versteckte mich mehr oder weniger vor den Blicken der anderen. 

 Schweigen herrschte, als wir zum Wohnhaus gingen und auch, als wir die vielen, vielen Treppen hinaufstiegen. Das Wiederhallen unserer Schritte war das einzige Geräusch, welches in diesen Momenten im Flur existierte. 

 Leise schloss sich die Tür unseres Zimmers nachdem wir es betraten hatten. Lien ließ mich langsam los und setzte sich auf sein Bett. Ich tat es ihm nach, ging zögerlich in dieser bedrückten Atmosphäre auf mein Bett zu, setzte sich so leise es ging. 

 Es herrschte erneut Schweigen, dass durch nichts unterbrochen wurde. Selbst das sonst immer unüberhörbare Rauschen des Meeres war still geworden. Niemand von uns beiden wollte das erste Wort ergreifen, doch irgendjemand musste es tun. Oder schwiegen wir bis an das Ende? 

 "Ich..." 

 "Ich..." 

 Wir stoppten beide, merkten gleichzeitig, dass wir zur selben Zeit gesprochen hatten, schwiegen und kicherten dann. Dieses leise, eher zurückhaltende Kichern wurde langsam aber stetig zu einem lautem Lachanfall, bei dem wir vergaßen, worüber wir uns totgeschwiegen hatten oder worüber wir lachten. 

 "Okay, okay", japste Lien schlussendlich und sein Gesicht wurde ernster. Ich wurde ebenfalls wieder still und er sprach weiter, fasste die Ereignisse der letzten Wochen und Tage zusammen: "Du hast deine Muschel in der Realität gesehen, du hast es mir verschwiegen, du hast Zweifel bekommen. Du hast es mir erzählt, du hattest Angst, dass ich nicht mehr da wäre, du hast es verschwiegen. Ich hatte Angst, dass du verschwindest, ich habe es ebenfalls verschwiegen. Wir wissen beide die Namen unserer Muscheln, wir zweifeln an dem System. War das alles?" 

 Ich hatte ihm aufmerksam zugehört, bei manchen Punkten zog sich mein Herz in der Brust zusammen, ich nickte. 

 "Vielleicht sollten wir etwas beschließen, damit wir einen Punkt weg haben." 

 Meine Worte, über die ich nicht lange nachgedacht hatte, erschienen mir wie ein Witz, wie eine unreale Wirklichkeit. Ich hatte aber auch nicht den Mut, sie zurückzunehmen, denn ich wollte an sie glauben. Ihnen vertrauen. 

 "Vielleicht sollten wir genau das tun." Lien lehnte sich zurück, legte sich auf sein Bett und sah mich mit seinem direkten Blick an. Ich sah nicht weg, hoffte, dass mein Blick genauso direkt und ehrlich wie seiner war. 

Unsere Sehnsucht

Der nächste Morgen graute und wir waren schon sehr früh auf den Beinen. Seit den Geschehnissen der letzten Tage verstanden wir uns besser denn je, doch rüttelte eine leise Sehnsucht in mir, die ich zu ignorieren versuchte.

„Shuichi!“, rief er und weckte mich aus meinem Gedankenwirrwarr. Ich war mitten auf dem Weg stehengeblieben, wir wollten noch vor Sonnenaufgang zur Terrasse gehen und ihn uns ansehen. Letzte Nacht hatten wir sehr viel geredet, über Belangloses, über Ernstes, über Alles. Ich beeilte mich, ihm zu folgen, denn er schritt weiter voran.

So wie die Zeit immer weiter nach vorne schritt, ohne sich nach hinten umzusehen.

Bei der Terrasse angekommen, schauten wir auf das Meer. Die sanften Wellen schlugen gegen die Wellen, ein Plätschern erfüllte die Luft, der salzige Meergeruch hing überall, doch er war nicht unangenehm.

Schließlich rissen wir unseren Blick förmlich von den Wellen ab, vom Meer weg, und drehten uns nach Osten, der Richtung, in der die Sonne jeden Tag aufging.

Es war schon ulkig. Menschen, die sich seit jenem schicksalshaftem Tag, an dem sie zum ersten Mal eine fremde, sanfte, und doch traurige Stimme hatten singen hören, und dessen Zukunft sich nur um sie und das Meer, in dem sie irgendwann für immer leben mussten, schauten sich den Sonnenaufgang an.

Der Himmel leuchtete in den klaren Farben des Morgens. In einem sanftem Rot, ein leuchtendes Gelb, blasses Blau und Lila. Und die Sonne, um die unser Sonnensystem kreiste, kam hoch. Ganz langsam, kaum merklich, schlich sie sich am Himmel hinauf und begrüßte den Morgen.

Ich hatte noch nie gehört, dass das jemals Schüler der Akademie gemacht hatten, doch irgendwie verlangte es uns danach, genau dies zu tun. Es war mir ein Rätsel, wieso und warum, aber ich dachte, dass ich meinen Gefühlen vertrauen konnte. Ich wusste, dass ich mich damit immer weiter ihr und ihrer Welt tief im Meer trennte. Es machte mir Angst, doch im selben Grad, in dem ich Angst hatte, wollte ich meine Freundschaft mit ihm vertiefen, ehe wir, davon war ich überzeugt, in diese blaue Welt versanken.

„Was wir wohl morgen machen werden?“, fragte er plötzlich.

„Was meinst du damit?“, fragte ich zurück, verwirrt, denn ich konnte seine Frage nicht einordnen und beantworten erst recht nicht.

„Na, ich meine damit, was wir morgen machen werden.“

„Das, was wir heute und eigentlich das vorige Trimester gemacht haben, oder?“, antwortete ich, immer noch verwirrt. Warum fragte er das?

Nun schwieg er, betrachtete nachdenklich die lebenspendende Kugel, die den Himmel Tag für Tag erleuchtete.

„Lien?“ Zögerlich bewegte sich meine Stimme in ebenso ängstlichen Schallwellen durch die Luft.

„Hmm?“ Sein Gesicht wirkte so, als wäre er hochkonzentriert.

„Ist alles in Ordnung?“

„Ja, ja.“ Er nickte nachdenklich. „Ja.“

„Wirklich?“

Erneut ein leichtes Nicken, immer noch war er in seinen Gedanken verloren. Ich seufzte leise und beobachtete dann weiter die Sonne, die sich immer weiter am Himmel nach oben bewegte. Das gleißende Sonnenlicht hinterließ Pünktchen in meinem Sichtfeld. Es war ein warmer Tag, dessen Morgen ich genoss.

Es war schon merkwürdig.
 

„So, damit ist der Unterricht beendet.“

Mal wieder hatten wir einen Film über die Muscheln geguckt, mit Filmen konnte man am besten vermeiden, dass ungewollte Informationen erfragt oder weitergegeben wurden. Blätter, über und über mit Notizen zum eben gesehenem, wurden ordentlich in Mappen eingeheftet. Geraschel und letztes, hastiges Gekritzel erfüllte den Raum. Ich sah auf meine fast reinweißen Papiere hinab und machte mir Sorgen, ob ich nicht zu auffällig war. Schließlich hatten andere beinahe ein ganzes Notizbuch gefüllt, wenn nicht sogar wirklich ein Ganzes.

Am Ende packte ich mit einem Hauch von Sorge meine Blätter ein und verließ den Raum als einer der ersten.

„Hei!“, rief Lien mir zu. Er wartete schon im Flur, der von Tageslicht durchflutet wurde. Doch das Licht, das durch die getönten Scheiben hinein drang, war nichts im Vergleich zur blendenden Helligkeit draußen.

„Ganz schon hell, was?“, merkte er an, ich nickte und versuchte, in Richtung Sonne zu blicken, doch sie schien einfach zu grell für mich. Schnell wandte ich meinen Blick von ihr ab.

„Wir schweben ziemlich in der Mitte, huh?“, sagte Lien auf einmal mit einem traurig anmutendem Lächeln. Ich verstand erst nicht wirklich was er meinte, doch als ich es verstand, setzten wir den Weg zum Wohnheim in melancholischem Schweigen fort.

War ich inzwischen so weit von ihr gerückt? Mit Wehmut erinnerte ich mich an sie, doch ich spürte nichts von ihr in mir. Nur meine Gefühle pochten alleine vor sich hin.
 

Ich konnte ihn nicht mehr sehen...

Mit schwerem Herzen wandte ich meinen Blick zur Erdoberfläche ab, zog das fühlende Tasten meines Geistes zurück und zog mich tief, tief zurück.

Er entfernte sich immer mehr, und jetzt, in diesen einsamen Augenblicken schwebte er auf der Wasseroberfläche, sodass er keinen Schatten auf den dunklen Meeresboden, an den ich gefesselt war, warf.

Alleine wiegte ich mich mit meinen starken Gefühlen an einen Ort, an dem ich diese Schmerzen nicht ertragen musste.
 

Die Tage verstrichen.

Rasten vorbei.

Beachteten die Bedenkzeit, die ich benötigte, einfach nicht.

Ich verbrachte immer mehr Zeit mit Lien, wir sprachen manchmal viel, manchmal schwiegen wir einfach in stillem Einverständnis in der Nähe des Anderen. Mir erschien Lien anfangs wie ein Fremdkörper, das war ganz früher noch gewesen, doch mit jedem Tag wurde er mehr und mehr Teil meines Lebens, wie ich es jetzt führte.

Trotz der friedlichen Stunden war da etwas immer allgegenwärtig. Ein Zerren, ein Ziehen, ich konnte es nicht recht beschreiben. Es war einfach da, und ich wusste nicht wieso es existierte. Warum es meine innere Ruhe aus der Balance brachte.

Es war auch nicht wie jenes melodische Rauschen, dieser wundervolle Klang, der mich zum Meer geführt hatte. Immer wieder besuchte er mich und zog mich in die Richtung des weiten Meeres, zu ihr.

Doch diesmal war da kein Rufen.

Nein, kein einziges.

Dieses Gefühl, das ich gerade, in diesem Augenblick verspürte...

Es kam von mir selbst.

Doch es war zerrissen. Ich wusste nicht, was ich wirklich wollte, wonach ich mich wirklich sehnte. Würde ich diese Wärme, die ich gefunden hatte, verlassen können? Ich war ein regelrechter Ozean der Unwissenheit, der Unentschlossenheit.

Ocean...

Dieses Gefühl tat weh. Es schnitt mir die Luft zum Atmen ab, ließ mich nachts weinen, eine Träne nach der anderen floss aus meinen Augen, doch kein einziger Laut war zu hören. Ich wollte Lien nicht beunruhigen und mit meinen Plagen belasten, doch gleichzeitig fragte ich mich, ob sie mich schon aufgegeben hatte.

Was sollte ich tun?

Die Tage setzten sich immerwährend fort, ohne dass ich meine Antwort gefunden hatte.

Ich wurde immer unkonzentrierter und passte immer weniger auf, ständig schweiften meine Gedanken ab, doch wenn man mich nachher fragen würde, worüber ich nachgedacht hatte, wusste ich es nicht mehr. Ich verlor langsam, aber sicher die Kontrolle über mein Handeln.

Was war bloß los?

Die Akademie versetzte mich in einen anderen Kurs, einen Kurs, dessen Name und Sinn geheim war.

Ich wurde in dieses Geheimnis eingeweiht, konnte es aber nicht glauben. Ich konnte nicht glauben, was die Professoren mir erzählten. Wollte es nicht glauben. Sie redeten mit hochroten Gesichtern, lächelnden Augen und wissbegierigen Blicken. Sie sahen mich wie ein Versuchsobjekt an, was ich wohl auch war.

Sie sagten mir, dass ich kurz vor einer Fusion stand.
 

Wieder einmal vergingen Tage und Wochen, vielleicht sogar Monate?

In diesem Sonderkurs war ich ganz alleine. Der Kontakt mit anderen Schülern wurde mir strikt untersagt, Lien hatte ich seitdem nicht mehr gesehen. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden, ich wurde einfach verschleppt. Von da an stand ich jeden Tag unter strenger Kontrolle, sie kapselten mich in ein Gerät ein, welches sich unter dem Meeresspiegel befand. Im Meer.

Sie beobachteten jeden meiner Gedankengänge mit Neugier und einem habgierigem Wissensdurst, der keinen Halt vor Privatssphäre machte. Er machte Halt vor nichts.

Sie spionierten jeden meiner intimsten und geheimsten Gedanken aus, doch wozu ihnen das nütze, wusste ich nicht. Ich konnte sowieso nichts machen.

Ich war hilflos.

Hilf mir...
 

Ich vernahm einen Laut. Mit schwachen Wellenschlängen erreichte er mein Ohr, strich über meine Haut, berührte mein Herz mit einem schmerzendem Stich.

Einsamkeit. Ertapptheit. Leere. Wünsche.

Es kam von ihm. Ich hörte ihn, spürte ihn, fühlte mit ihm, aber immer noch, immer noch konnte ich ihn nicht sehen.

Ich konnte nur für ihn, der nicht in meinem Blickfeld war, den ich nicht sehen konnte, lächeln.

Ich bin bei dir...
 

Sie antwortete mir. Immer wieder sandte sie mir ihr gedankliches Lächeln mit ihren aufmunternden Worte, doch weil ich das nicht wollte, kappte ich die Verbindung wieder.

Wir wurden beobachtet.

Ich wollte nicht, dass diese Professoren meine Glücksmomente mitbekamen.

Meine Liebe zu ihr.

Aber immer noch hielt mich etwas zurück.

War es der Groll, der Hass gegen sie?

Nein, das war es nicht.

Ich erinnerte mich.

Ich erinnerte mich an die warmen Sonnenstrahlen, an das Gras unter meinen nackten Füßen. An den strahlenden Himmel. Ich erinnerte mich an den Regen, den Schnee. Ich erinnerte mich an wogendes Meer, tiefe Seen und reißende Flüsse. Erinnerte mich an so Vieles.

Ich wog ab.

Kalkulierte.

War es mir wert?

Freundschaft gegen Liebe.

Ich fragte mich, was mir wichtiger war.

Nein, das war eine dumme Frage. Ich konnte mich nie entscheiden.

Entschuldige...
 

Nein, das musst du nicht.

Seit langem konnte ich wieder etwas von ihm in meinem Herz erklingen hören. Ich wusste um seine Lage, er hatte sie mir stumm übermittelt. Dies war die Schäche der gedankenlesenden Professoren. Sie konnten nur Wort umsetzen, nicht aber die Bilder, die so zahlreich in unseren Köpfen vorhanden waren. Immer da waren.

Ich konnte wieder nur lächeln und warten, denn die Entscheidung, die würde er letzendlich selbst treffen müssen.
 

Wieso drängte sie mich zu nichts? Sie lächelte und machte mir Mut. Sie sagte nicht, dass ich mich entscheiden solle. Nicht wie meine Eltern, die Professoren, die ganze Welt.

Ich selbst.

Ich wollte endlich eine Antwort finden, doch ich konnte es einfach nicht.

Wieso?

Ich wollte nichts verlieren. Nichts von alledem verlieren. Ich wünschte mir, nichts weggeben zu müssen und doch etwas zu erhalten.

Es war egoistisch.

Ich konnte nur trocken über mich lachen, ich war so ein Idiot.

Ein vollkommener Idiot.
 

Ich wusste wirklich nicht mehr, wie lange ich nun hier lag. Oder schwamm ich?

Meine Empfindungen stumpften ab, hier herrschte nur die komische Schwerelosigkeit.

Ob sie mich hier heraus holen würden, wenn ich sie darum bat? Bestimmt nicht.

Wie alt ich wohl nun war? War ein Jahr vergangen? Ich wusste es nicht.

Hier waren nur ihre Gegenwart, die Professoren, die Schwerelosigkeit und meine Erinnerungen und Gedanken.

Ich sollte langsam wählen.

Konnte ich es nun?

Vielleicht.

War mein Wille stark genug, die Entscheidung ohne Bedauern zu verfolgen und zu verwirklichen?

Vielleicht.

Konnte ich abwägen?

Vielleicht.

Wie stehen meine Chancen für das eine wie das andere?

Keine Ahnung.

Es war eine vage Zukunft, für die ich mich schließlich entscheiden konnte.
 

Im Nachhinein fragte ich mich, was ich eigentlich gemacht hatte. Ich erinnerte mich nur noch an Alarmsirenen, die angingen und eine lange Schwimmetappe, aber niemand konnte mich aufhalten.

Wieso?

Keine Ahnung. Die Professoren wichen vor mir, war etwas passiert? Ich hatte keine Veränderung bemerkt. Ich durchquerte sicher mit erstaunlich klaren Erinnerungen an den Hinweg in mein Gefägnis den Weg zurück, um dann wieder das Sonnenlicht auf meiner nackten Haut spüren zu können. Es war Dämmerung und niemand war draußen. Wieso bloß?

Ich ging weiter den Erinnerungen nach, immerzu mit einem Verlangen.

Ich schritt durch die Flure nach oben, ganz nach oben. Folgte einem Geruch, der mir sehr vertraut war.

An meinem Ziel angekommen, wartete er auf mich. Ich wusste nicht mehr so recht, ob er wirklich auf mich wartete, aber er war da. Mit ruhigen Blicken hatte er mich angesehen und mich dann angegrinst.

„Du gehst also? Wurde aber auch Zeit, dass du endlich zu ihr gehst!“

Wir umarmten uns und erst da merkte ich ein wenig meine äußere Erscheinung. Ich hatte nichts an und meine Haut... Sie wurde langsam hart und fing an wie Perlmutt im Licht der Abendsonne zu schimmern.

„Hui, so sieht das also aus“, hattest du lachend gemeint, als ich wie ein Weltfremder meine Haut betrachtete. „Na dann.“

Ich hatte mich wieder von ihm abgewendet, war zu einem der Fenster gegangen.

„Du gehst wirklich.“ Er kam nochmal zu mir. „Pass auf dich auf.“ Er klopfte mir auf die Schulter, als er sich ohne mich anzusehen umwandte und ich nur noch ein Türklicken hörte. Dann leises Schluchzen, aber meine Gefühle waren in diesem Moment von einer eigenartigen Stumpfsinnigkeit überzogen.

Nein, das war gelogen, aber ich hatte nicht gedacht, dass ich solch einen Willen besitzen könnte.

Ich sprang aus dem Fenster in das Freie hinaus, landete sicher auf allen vieren. Setzte meinen Weg zu ihr weiter fort.

Ich kam an den Strand, der Ort, wo ich ihr das erste Mal begegnete. Ich erinnerte mich mit einem Lächeln an sie zurück, als die Wellen um meine Beine schwappten, als würden sie mich willkommen heißen.

Endlich bist du da!, schienen sie zu rufen. Wie kleine verspielte Kinder umspülten sie bald meinen ganzen Körper. Ich genoss die letzten abendlichen Strahlen der Dämmerungssonne, die mich nun an die Dunkelheit übergab. Aber ich konnte noch nicht gehen.

Ich widmete noch einen Satz und ein Wort an die Sonne, die mich mein ganzes Leben lang begleitet hatte: „Selbst in der tiefsten Dunkelheit wird dein Strahlen mich noch erreichen. Danke.“

Danach rissen mich die Wellen mit sanfter Bestimmtheit in die Tiefe, in der sie auf mich wartete.
 

Endlich sind wir vereint.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich entschuldige mich für die langen, unmöglichen Wartezeiten und danke für das Lesen von "Meeresruf".
Danke. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Gisi
2013-03-17T09:43:57+00:00 17.03.2013 10:43
Die Geschichte ist echt sehr süß. Ich mag auch total die Idee mit der Muschel. An einigen Stellen habe ich nicht ganz verstanden was los ist, aber man konnte der Geschichte dennoch gut folgen.
Ich finde auch das du alles sehr schön umschrieben hast. Sie ist das lesen auf jeden Fall wert ;)
Greets Gisi
Von:  pandine
2012-09-08T17:15:46+00:00 08.09.2012 19:15
Uah, danke für das viele Lob! Ich finde die Geschichte übrigens auch gnz toll ^^ (xD)
@Maliondarin : Ich würde sehr erfreut sein, wenn du mir Korrekturen schicken würdest ^^ Im nächstem Kaptiel könnte sein, dass es ein wenig nachlassen wird(?), aber ich werde mir natürlich Mühe geben ^^ Und es wird noch eine Weile dauern ^^"
@Jaberwocky : Ich hab die zwei Dinge dann nochmal überarbeitet ^^ Ich hoffe sie sind jetzt besser so :D

Und dann noch eine kurze Erklärung drangehangen(Vielleicht wisst ihr es ja schon, aber egal xD):
Ich hab das alles so umschrieben, weil sie ja ihr Gedächtnis verloren hat und da wollte ich halt, dass sie soviel wie möglich vergessen hat ^^ Aber um einige Sachen bin ich dann einfach nicht herumgekommen... Sonst sähe der Text wahrscheinlich so aus:


xD Leer, oder?

Ich hoffe ihr bleibt der Geschichte treu und habt weiterhin Spaß an ihr ^^
Von:  Maliondarin
2012-09-01T14:52:54+00:00 01.09.2012 16:52
Oh Gott ist das süß!
Da kann man ja kaum die Tränen und das übermäßige Grinsen dabei zurück halten <3.
Einfach goldig <3!!
Ich danke dir, dass du mir so eine wundervolle Geschichte gewichtelt hast! Besser hätte ich es doch garnicht treffen können ;D
Ich bin total gespannt, wie es weiter geht, denn mir scheint, da könnten noch 2(?) Kapitel kommen? *total gespannt wartet*
Aber auch so hat die Story schon jetzt eine total schöne Aussage und ist rund, es liest sich sehr flüssig, auch wenn mich hier und da ein paar Sätze aus dem Konzept gebracht haben.
Das Mädchen ist total niedlich, ich hab erst an eine Meerjungfrau gedacht, auf eine Muschel wäre ich NIE im Leben gekommen XD, ganz ehrlich nicht ^^.

Ähm, was Rechtschreibung und Grammatik angeht >.< ich will das hier jetzt nicht hinschreiben, das sähe so aus, als wöllte man diese so toll geschriebene Geschichte auseinander reißen und kaputt machen.
FALS du von mir ein paar Tipps möchtest und dich vielleicht auch drüber freust, wenn ich dir sage, wo alles Fehler sind (damit du sie vlt austauschen kannst ^^) schreibe ich dir das gern per ENS <3.

Oh Gott, ich freu mich soooooo auf die nächsten Kapitel <3.
Liebe Schreibziehergrüße,
Maliondarin <3
Von:  Jaberwocky
2012-09-01T11:55:11+00:00 01.09.2012 13:55
SOOO! Ich bin nicht der Meister im Kommentieren, aber ich möchte es probieren.

Mir gefällt die Geschichte gut, ich bin nicht der Romantikertyp, aber mir hat die Ich-Perspektive doch sehr gut gefallen. So konnte ich mich besser in die 'Muschel' hineinversetzen und konnte auch die Umgebung aus ihren Augen sehen. Das fand ich wirklich toll.
Ich war sehr überrascht, als plötzlich herrauskam, dass die Person eine Muschel ist und war sehr gespannt auf die Erklärung dazu. Die Idee fand ich sehr toll, weil sie 'mal was Neues' ist und weil sie den Romantik-Charackter der Geschichte schön unterstreicht. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

Zwei Dinge sind mir noch aufgefallen:
1.)"wollte aus dem Holzkasten klettern, worauf ich saß."
Das habe ich nicht so ganz verstanden. Das 'aus dem Holzkasten klettern' klang so, als würde sie darin liegen, im Nebensatz saß sie jedoch dann darauf. Das verstand ich nicht.

2.)Als ich so nah bei ihm war, sodass ich ihn berühren konnte.
Das 'Als' hatte Erwartungen geweckt, die nicht gestillt wurden. Liest sich, als wäre der Satz ursprünglich anders aufgebaut gewesen und das Als war der Rest davon.

Trotz Romantik-Tag hat es mir gefallen :D


Zurück