Operation: Last Minute Urlaub von Kalliope (Die Pinguine aus Madagascar) ================================================================================ Kapitel 1: Operation: Last Minute Urlaub ---------------------------------------- „Und wenden, Männer.“ Skipper drehte sich vom Rücken auf den Bauch, streckte die Beine vom Körper weg und ließ mit einem genüsslichen Schmatzen den Kopf auf das flauschige, kanariengelbe Handtuch fallen. Die Sommersonne brannte in ihrer ganzen Pracht und Intensität auf die vier Pinguine nieder und während die meisten anderen Tiere unter der Hitze zu leiden hatten, vergnügten sie sich mit Sonnenbaden. Die drei anderen taten es ihrem Anführer nach, legten sich auf den Bauch und sinnierten darüber, dass der Sommer die schönste Zeit des Jahres war. „Viel besser als die Winterkälte. Brr, das ist immer viel zu kalt“, ertönte Privates helle Stimme neben Skipper. „Jetzt fehlt nur noch ein leckeres Eis, meint ihr nicht auch?“ „Brababa!“ Rico sprang sofort auf, nickte heftig und deutete in Richtung des Zookiosks, an dem Eis am Stiel verkauft wurde, wenn die Besucher im Zoo waren. Jetzt, nach Ende der Besuchszeit, war der Kiosk zwar abgeschlossen, aber nichts, was die tapferen Pinguine aufgehalten hätte. „Männer, das ist eine ausgezeichnete Idee.“ Zusammen mit Skipper erhoben sich auch Kowalski und Private und starrten in Richtung des Kiosks. „Kowalski, Optionen bitte.“ „Nun, der Kiosk wird immer pünktlich abgeschlossen – und zwar mit einem alten Vorhängeschloss. Wir können uns aus nord-nord-östlicher Richtung anschleichen und entgehen damit den Blicken des Lemurengeheges.“ „Diese pelzigen Säugetiere sollen sich ihr Eis selbst besorgen. Männer, auf geht’s!“ Alle vier rutschten auf ihren Bäuchen über den glatten Felsen, tauchten ins Wasser ein, schnellten am anderen Ende heraus und landeten hinter dem Zaun, jeder in eine andere Richtung schauend und die Arme in bester Karate-Manier von sich gestreckt oder angewinkelt. „Die Luft ist rein, weiter!“, verkündete Skipper und glitt auf dem Bauch bis zu dem Kiosk. Mit dem geübten Blick betrachtete er das Schloss und nickte zufrieden. „Na dann wollen wir diese alte Rostlaube mal knacken. Rico?“ „Ha, gadra!“ Während er würgte, wackelten die einzelnen, abstehenden Federn an seinem Kopf hin und her und etwas unappetitliche Geräusche waren zu hören, bis schließlich eine Haarnadel aus seinem Schnabel flog, direkt in Kowalskis Arme. „Nur ein bisschen nach links, dann ein wenig nach rechts…“ Mit einem leisen Klicken sprang das Vorhängeschloss auf und fiel zu Boden. Alle vier Pinguine zögerten keine Sekunde, huschten durch die nur einen Spalt breit geöffnete Tür ins Innere und schauten sich um. Die große Eistruhe war natürlich an den Strom angeschlossen und surrte leise. Skipper formte mit den Flügeln ein Sprungbrett für Kowalski, der oben auf der Truhe landete, die Schiebetür zur Seite drückte und im Inneren verschwand. Derweil klatschten Private und Rico aufgeregt ihre Flügelspitzen aneinander. „Wir haben Vanilleeis, Erdbeere und – oh, wir nehmen dieses hier!“ Vier hellblaue Verpackungen flogen aus der Truhe und wirbelten in der Luft herum. Skipper sprang, erwischte sie alle im Flug und landete mit einem galanten Lächeln. In der Zwischenzeit hatte sich auch Kowalski wieder zu ihnen gesellt und schaute zu, wie Skipper die Verpackungen aufriss und jedem von ihnen ein fischförmiges Eis am Stiel mit Blaubeergeschmack reichte. „Ah, dieses Eis ist jetzt genau das, was ich brauche.“ „Du, Skipper, schau mal dort“, sprach Private mit vollem Schnabel und deutete auf ein Plakat an der Wand, dessen Überschrift in bunten Buchstaben alle Aufmerksamkeit auf sich zog. „Last-Minute-Urlaub am Meer?“ „Na, gada, Urlaub!“ Rico schlang sein Eis in einem Stück runter, sprang umher und riss das Plakat von der Wand. Mit leuchtenden Augen starrte er auf das Bild, das eine fröhliche Familie am Meer zeigte, im Hintergrund Palmen und Hibiskusblüten. Beinahe sehnsüchtig strich er über das Papier und hielt es Skipper direkt vor das Gesicht. „Urlaub!“ Der Anführer strich sich nachdenklich über das Kinn, biss das letzte Stück von seinem Eis ab und warf den Holzstiel in einen Mülleimer. „Urlaub? Das ist gar keine so schlechte Idee. Auch wir haben uns eine Auszeit verdient, Männer. Zurück zum Quartier!“ Kaum eine Stunde später stand der Entschluss fest. Der Zoo würde eine Woche auf sie verzichten müssen, denn auch diejenigen, die hier für Ordnung sorgten, brauchten ihre wohl verdiente Pause. Private hatte sich einen pinken Schwimmreif umgelegt, Rico einen Sonnenschirm und seine geliebte Puppe unter den Flügeln, Skipper einen Strohhut auf dem Kopf und Kowalski trug einen riesigen Rucksack mit … nun, die anderen drei hatten ihn nicht gefragt, was er alles für den Urlaub dabei hatte, da es sich vermutlich wieder um eine von seinen Erfindungen handelte. So unauffällig, wie sie in ihrer Urlaubsverkleidung sein konnten, machten sie sich auf den Weg von ihrem Pinguingehege quer durch den Zoo Richtung Ausgang, als plötzlich eine Stimme direkt vor ihnen ertönte. „Halt!“ Julien sprang von dem Zaun seines Geheges herunter, spazierte einmal um die Pinguine herum und betrachtete sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Ich weiße genau, was ihr federigen Vögel vorhabt.“ Skipper und Kowalski tauschten einen schnellen Blick aus. „Ach ja? Und was wäre das deiner Meinung nach, mein royaler Freund?“ Der Lemurenkönig richtete seine Blätterkrone akkurat aus und piekste danach mit einem Finger gegen Skippers Brust. „Das ist zu offensichtlich.“ Mit einem theatralischen Wedeln der Hand stellte er sich wieder kerzengerade hin. „Ihr wolltet etwas hinter dem Rücken von eure König machen, ja, ja. Doch ich weiße alles. Der König weiße immer alles!“ Und mit einem gigantischen „Ha, damit habe ihr nicht gerechnet!“ hüpfte er auf der Stelle. „Ihr wolltet eine Uberraschungsstrandparty fur eure König veranstalten! Na, na, habe ich nicht recht?“ Blitzschnell hatte er Skipper einen Arm um die Schultern gelegt. „Aber ich werde euch nicht in eure Vorbereitungen reinreden, es soll doch eine Uberraschung sein!“ So schnell, wie Julien zu ihnen gesprungen war, so schnell hatte er wieder auf dem Zaun Platz genommen. „Maurice! Maurice, wo steckste du? Du musse überwachen die Partyplanung von die Pinguine!“ Mit diesen Worten verschwand er auf der anderen Seite und ließ vier angespannte Gesichter zurück. „Gut … Männer, wir machen uns vom Acker, solange unser pelziger, partysüchtiger Freund glaubt, dass wir das alles für ihn machen. Beeilung, Männer!“ Skipper nahm Anlauf, warf sich auf den gut gepolsterten Bauch und rutschte den Rest des Weges bis zum Eingang, seine drei Freunde direkt hinter ihm. Nachdem sie den Zoo erst einmal hinter sich gelassen hatten, lief es schneller. Sie sprangen mit Hab und Gut auf die Ladefläche eines Transporters, der gerade aus dem Central Park gefahren kam. Sie hielten Ausschau und sprangen einige Blocks weiter ab, um sich auf das Sonnendeck eines Doppeldeckerbusses zu schmuggeln, der Rundfahrten für Touristen anbot und gerade in Richtung Hafen unterwegs war. Private stand auf Kowalskis Schultern und Skipper auf Ricos; sowohl Private als auch Skipper hielten zur Tarnung alte Ausgaben der New York Times weit aufgeschlagen vor sich, während sie in der letzten Reihe saßen. „Meinen Berechnungen zufolge müssen wir in t minus siebzehn Minuten abspringen.“ Kowalski ächzte zwar ein bisschen unter Privates Gewicht und wackelte hin und her, doch das schien nicht weiter aufzufallen, denn die einzigen beiden Touristen, die hier oben saßen, waren ein altes Ehepaar in der ersten Reihe, die sich angestrengt über die Architektur der Wolkenkratzer unterhielten. Als die Sonne unterging, erreichten sie den Hafen, ließen die Zeitungen im Bus zurück und suchten Deckung hinter einem kleinen Katamaran, der auf dem Trockenen stand. „Und was jetzt, Skipper?“ Private drückte den Schwimmreifen an seinem Bauch. „Jetzt suchen wir uns ein kleines Bötchen. Ausschwärmen, Männer!“ Sie liefen in vier unterschiedliche Richtungen des Hafens, jeder auf einen anderen Steg verteilt und die Augen nach einem geeigneten Transportmittel offen gehalten. Private entdeckte etwas abseits einen Bootsverleih mit Schwanenbooten und winkte Kowalski aus der Entfernung zu, doch dieser schüttelte nur mit dem Kopf und deutete stattdessen auf eine schnittige Segelyacht, die auch Skippers Geschmack treffen könnte. Doch es war Rico, der mit lautem Rufen die anderen anlockte und zu einem kleinen, gemütlichen Hausboot aus Holz führte. „Das da?“, fragte Kowalski und zückte sofort Notizblock und Stift. „Ich muss erst überprüfen, ob dieses Teil überhaupt seetüchtig ist.“ „Oh …“ Enttäuscht ließ Rico die Schultern hängen und schmiegte sich fest an sein blondes Püppchen. Skipper schaute zwischen Rico und Kowalski hin und her, bis der Erfinder nickte. „Solange wir damit nicht auf hoher See fahren, dürfte es keine Probleme geben.“ „Also gut, Männer. Dann lasst uns dieses Baby mal in Fahrt bringen.“ Rico stieß einen Freudenschrei aus, warf den Sonnenschirm an Deck und sprang auf die Planken des Hausboots, wo er sofort die nächstbeste Wand umarmte. Während Skipper und Private die Knoten der Halteseile lösten, machte sich Kowalski mit der altmodischen Technik an Bord vertraut und startete per Knopfdruck den Motor. Zuerst war nur ein Gurgeln zu hören, dann ein Schnauben, schließlich ein Brummen und das Hausboot setzte sich in Schrittgeschwindigkeit langsam in Bewegung. „Wohin soll es gehen, Skipper?“, rief Kowalski vom Steuerrad aus. „Egal“, erwiderte der Anführer und klopfte Rico auf die Schulter. „Dahin, wo es uns über Nacht hintreibt. Das nennt man Abenteuer, Männer.“ „Ui, ein Abenteuerurlaub, das wird ja immer besser!“ Zufrieden kuschelte Private sich auf ein Sofa und lauschte im Hintergrund den aufgeregten Rufen der Bootsbesitzerin. „Hilfe, mein Boot!“ „Das nenne ich Musik in meinen Ohren. Das Geräusch von der Freiheit weitab des Massentourismus.“ Zusammen machten sie es sich auf dem Sofa bequem, ließen das Boot mit der Strömung treiben und träumten sich an die schönsten Strände, die die Welt zu bieten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)