An Unlucky Kitten von TrafalgarKidd (Broken) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Tag 1 Er war schon wieder, oder vielleicht sollte man sagen: immer noch, in seinem Schmerz gefangen. Er rannte und rannte, schrie und schrie. Die Bilder, der Schmerz, all das verschwand ja doch nicht. Nichts davon. Egal, was er tat. Er war doch allein und die Dunkelheit und der Schmerz ließen ihn nicht los. Er rannte, um dem Leid zu entkommen. Er versuchte, nicht daran zu denken. Er wollte nicht daran denken. Nicht an Ace. Nicht an Ace, wie er seinen letzten Atemhauch von sich gab. An das Blut. Das Blut, das von Ace stammt. Schreiend lief der Kapitän der Strohhutbande noch schneller am Strand der Insel von Boa Hancock entlang. Er wollte nur, dass es aufhört. Nur aufhören. Mehr sollte es nicht. Nur aufhören. Ruffy lief so schnell und so blind, dass er einen Stamm nicht sah, den er zwar umrannte und durchbrach, aber dennoch an ihm hängen blieb und in den Sand knallte. Er schlidderte ein paar Meter nach vorne, mit dem Gesicht im Sand, den Mund nun voller Sand habend. Eine elend lange Zeit blieb er so. Er musste nicht atmen. Er wollte nicht atmen. Was brachte es ihm zu atmen, wenn jeder Atemzug sein Herz noch mehr zerfetzte? Als es anfing dunkel zu werden, drehte er seinen Kopf zum Meer. Er sah der Sonne nach, die am Horizont versank. Wie er sich wünschte genauso versinken zu können. Ohne Kummer, Leid, Sorgen. Aber das sollte dem jungen Käpt’n verwehrt bleiben. Aber etwas anderes dafür erregte seine Aufmerksamkeit. Es war nicht so, dass Ruffy in letzter Zeit groß ansprechbar war oder dass ihn irgendetwas interessiert hätte. Aber dieses Etwas, was im Wasser schwamm, interessierte ihn zum ersten Mal seit einer sehr langen Zeit. Ruffy stand auf, spuckte den ganzen Sand aus; es war ja auch ekelhaft, und lief zum Meer, auf dem ein Stück Holz trieb. Vermutlich war ein weiteres Schiff untergegangen und das hier war alles, was übrig geblieben war. Wieso interessierte er sich plötzlich für ein Stück Holz? Ruffy musterte es genau. Nein, es war kein Holz. Es war das leise Geräusch, das vom Holz kam und dieses Etwas, das drauflag, was seine Aufmerksamkeit erregte. Und ihn zum ersten Mal, seit er hier war, beruhigte. Ruffy holte aus, griff nach der Planke und zog sie samt dem Passagier zu ihm. Er staunte nicht schlecht, als der Passigier sich als ein kleines Kätzchen entpuppte. Und eigentlich wollte sich Ruffy auch sofort wieder umdrehen und seinem Leid weiter freien Lauf lassen, aber diese Katze schien verletzt zu sein. Außerdem traten ihre Knochen schon durch. Er war sich nicht sicher, ob nicht welche auch gebrochen waren. Und noch etwas, es war eine Stimme in seinem Kopf, vielleicht sein Instinkt, er wusste es nicht, aber es befahl ihm, das Kätzchen zu nehmen und es auf dem schnellsten Wege zu versorgen. Er durfte es nicht sterben lassen. Wieso auch immer. Er kniff die Augen zusammen. Er hätte dann doch nur noch einen Tod zu verschulden. Und wenn er es nicht schaffte? Dann hätte er sie doch auch umgebracht. Diese wunderschöne Katze, deren Fell so orange wie Namis Haare war. Nami … Er nahm das Kitten auf seinen Arm, vorsichtig, darauf bedacht, ihr nicht wehzutun und rannte,  so schnell, wie er konnte, zu Hancock.     Tag 3   Wieder rannte er. Und rannte er. Aber diesmal fühlte er sich ein klein wenig anders. Ab und zu streifte seinen müden Geist das Bild eines süßen, kleinen Kätzchens, von dem er noch immer nicht wusste, ob es überlebte oder seinen schweren Verletzungen unterlag. Aber was machte er sich vor? Ein Tod mehr machte jetzt doch auch nichts mehr aus. Zuerst konnte er seine Crew nicht beschützen, dann seinen Bruder. Und sein Bruder musste mit seinem Leben zahlen.War seine Crew denn in Ordnung? Lebten sie? Ging es ihnen gut? Brauchten sie Hilfe? Es war doch nicht so, dass sie allein schwach waren, aber oft war er es, der alles wieder in Ordnung brachte. Er war immerhin der Kapitän. Sie mussten sich doch auf ihn verlassen können. Und nun? Er hatte seinen Bruder im Stich gelassen. Wie konnten sie sich nun auf ihn verlassen, wenn er sich nicht mehr sicher sein konnte, dass er sie auch wirklich beschützen konnte. Oder würde letztendlich er sie umbringen? Weil er sich immer in jedes Abenteuer stürzen musste und sie in Gefahr brachte. Sie alle. Würde es ihr Tod werden? Ihr aller? Seine Crew? Würden sie ihn überleben? Ruffy konnte nicht mehr. Konnte einfach gar nicht mehr. Er ließ sich fallen, schlug mit der Faust mit aller Kraft auf den Boden. Tränen, unsagbar viele Tränen, flossen dem Schwarzhaarigen heiß die Wangen herunter. Er hatte seinen Bruder im Stich gelassen. Er konnte es nicht greifen. Nicht begreifen. Ace war weg. Für immer weg. Er würde nie wieder kommen. Ihn nie wieder retten. Ihn nie wieder belehren. Sich nie wieder über ihn aufregen. Sich nie wieder mit ihm messen. Er war einfach weg. Aber er war an einem besseren Ort. Das sagte sich Ruffy immer wieder. Er war jetzt glücklich, glücklicher als bis jetzt. Oder? Ace hatte es doch nie leicht gehabt, aber hatte er sein Leben genossen? Der Schwarzhaarige senkte seinen Kopf auf den Boden, weinte bitterlich bis zur Erschöpfung. Es zerrte an ihm. Es riss an ihm. Und er blutete. Er verblutete. Sein Herz war durchbohrt worden. Und das Messer steckte noch drin. Aber es steckte nicht nur, es wurde ständig herumgedreht. Und gedreht. Sodass die Wunde noch größer wurde und der Schmerz immer nur schlimmer. Und Ruffy konnte nicht mehr. Es war zu viel. Selbst für seinen starken Willen. Wie konnte er jetzt noch stark genug sein? Wie konnte er seine geliebten Freunde beschützen? Würde er sie überhaupt wiedersehen? Oder würden sie ihn jetzt verlassen? Er war sich da nicht einmal mehr so sicher. Würden sie ihn jetzt im Stich lassen, so wie Ruffy seinen Bruder im Stich ließ? Er würde es ihnen nicht im Geringsten verübeln, aber es würde ihn endgültig umbringen.   Tag 5   Dieses kleine Kätzchen. Wieso war er hier?  Wieso betrachtete er, wie es schlief? Wieso? Es war doch nur ein kleines Kätzchen. Wieso sagte ihm also sein Instinkt, sein Gefühl, dass er da sein sollte? Dass er es beschützen sollte? Wovor sollte er denn dieses kleine Kätzchen beschützen? Die Ärztin hatte ihm gesagt, es sei eine weibliche Katze. Also wirklich eine Katze und kein Kater, aber Ruffy hatte gleich gewusst, dass es ein Kätzchen war und kein Kater. Woher? Instinkt. Aber trotzdem verstand er nicht, wieso er da war. Bei diesem Kätzchen. Es war unterkühlt und hatte wohl schon eine Weile keine Nahrung bekommen. Außerdem hatte es angeknackste Knochen, aber nichts, was nicht heilbar war. Und es würde heilen. Und die Ärztin würde wohl Recht behalten. Dieses Kätzchen biss sich durch. Sie hatte einen starken Willen. Sie wollte leben. Sie hing am Leben, als wäre es das alles wert. Als wäre es den Schmerz, das Leid, den Kummer wert. Sie wurde geschlagen, hatte die Frau gesagt. Und anschließend vermutlich über Bord geschmissen, vielleicht war das Schiff aber auch in einen Sturm geraten. Das wusste keiner. Aber dieses Kätzchen hätte sich nicht auf einer Planke retten sollen. Es hätte nicht den Willen haben dürfen, sich an das Holz zu krallen und zu überleben. Es hätte sterben müssen. Denn es war bloß ein junges Kätzchen. Ein junges Kätzchen, dass mitten auf der Grand Line auf einem Stück Holz trieb. Es hätte von Stürmen umgebracht werden müssen. Wenn nicht Stürme, dann hätten es feindliche Piraten sein sollen. Wenn die nicht, dann Fische. Wo waren denn die Seemonster geblieben? Wieso hatte das Kätzchen überlebt? Wieso hatte es gekämpft? Gekämpft um ihr Leben, das doch verloren war. Verloren war, seit dem Augeblick, an dem es das Wasser erblickt hatte. Wieso lebte es also? Wieso überlebte so ein kleines Wesen? Wieso konnte er nicht überleben? Wieso konnte er nicht so einen Willen haben wie das Kätzchen? Woran klammerte sich das Kätzchen, an das er sich nicht klammern konnte? Ruffy wusste es nicht. Dennoch beneidete er das Kätzchen. Es hatte sein Zeil erreicht. Es hatte überlebt. Es hatte wahrlich überlebt. Keiner zweifelte jetzt noch, dass es sterben würde. Auch wenn es noch sehr schwach war.   Tag 6   Der junge Kapitän saß auf einer Klippe und sah der untergehenden Sonne zu. Wieso wollte er heute nicht schreien? Wieso war ihm nicht nach schreien? Er wollte noch immer rennen. Vor dem Schmerz weglaufen. Auch wenn er es hasste. Er hatte keine andere Möglichkeit. Wie denn auch? Was sollte er denn tun? Was? Wieso aber saß er also hier und sah der Sonne hinterher? Was wollte er denn damit erreichen? Wollte er etwas erreichen? Was war los mit ihm? War er etwa dabei Ace’s Tod zu vergessen? Wollte er es etwa vertuschen? So tun, als wäre es nie passiert? Das hatte er doch versucht. Und es hatte nicht geklappt. Es war kein Alptraum gewesen. Doch, vielleicht schon, aber ein realer Alptraum. Der schlimmste, der hätte eintreten können. Er schloss seine Augen, ließ den Wind durch sein Haar wehen. Gab sich einfach nur der Welt hin. Er hörte das Rauschen der Wellen, hörte, wie sie unten auf die Felsen aufschlugen, wie die Möwen kreischten und andere Vögel sangen, wie die Blätter der Bäume im Wind raschelten und die Erde sanft zu ihm sprach. Es alles gab ihm Mut. Hoffnung. Alles, was er verloren hatte. Nein, was er aufgegeben hatte. Aber er wollte es nicht annehmen. Er war nicht bereit dafür. Er wollte einfach nicht. Er würde es nicht annehmen. Wieso sollte er? Was hatte es noch für einen Grund? Natürlich, seine Freunde waren mehr als Grund genug. Aber er hatte sie schon so lange nicht gesehen. Suchten sie überhaupt nach ihm? Ja, suchten sie nach ihm? Lebten sie? Lebten seine geliebten Freunde? Seine teure Crew? Die Menschen, die er niemals für niemanden umtauschen würde. Für die er sein Leben mit Freuden geben würde. Und für die er weitaus mehr tun würde, als nur sein Leben zu geben. Was hatte es alles einen Sinn ohne sie? Trotzdem landete er nach einigen Stunden erbarmungslosen Rennens wieder in dem einen Krankenzimmer, in dem ein bestimmtes kleines Kätzchen lag. Es ging der Kleinen schon besser. Sie schlief noch immer, aber es sollte wohl etwas Gutes bedeuten. Sie atmete ganz ruhig. Und sie sah so schrecklich friedlich aus. Zufrieden mit sich selbst. Die Fellfarbe war noch wunderschöner als zuvor. Als sie noch nass war, war sie dunkel und mit Blut beklebt, zerklumpt. Aber jetzt glänzte es etwas. Und es war so hell wie die Haare seiner Navigatorin. Das Kätzchen hatte eine Pfote eingegipst, die anderen Wunden waren bloß leicht verbunden. Es sollte später ja laufen können. Und nicht behindert werden sollen. Das kleine Kitten. Vorsichtig, ja schon gedankenverloren, streckte der Kapitän seine Hand aus und berührte das schlafende Bündel am Kopf. Strich vorsichtig über das leuchtende Fell. Es fühlte sich weich an. So unglaublich weich. Und die Haare waren flauschig. Sie waren nicht sehr lang, aber länger als die aller Katzen, die er bisher aus näherer Distanz betrachtet hatte. Ihre Ohren waren zerkratzt und aufgerissen. Er fragte sich, wer so einem kleinen Wesen nur so etwas Schreckliches antun konnte. Er fragte sich auch, wie er auch nur daran denken konnte, dieses kleine Wesen sterben zu lassen. Er fuhr mit seiner Hand zu ihren Ohren, streichelte drüber. Es fühlte sich merkwürdig an. Er konnte dieses Gefühl nicht zuordnen. Wieso hielt dieses Kätzchen ihn so auf Trapp? Wieso erschien es ab und zu in seinem Kopf gleich neben Ace? Wieso? Was war so besonders an ihr? Ihr Wille? Oder dieser schier ausweglose Kampf? Den sie dennoch gewonnen hatte? Was faszinierte Ruffy nur an diesem Kitten? Was war denn schon so toll an einer blöden Katze, die eigentlich hätte sterben müssen? Er wusste es nicht. Er wusste es einfach nicht. So wie vieles. Er wusste so vieles einfach nicht. Was wusste er über dieses Wesen? Was? Konnte er es verurteilen? Nein. Wieso tat er es dann? Wieso wollte er, dass es den Kampf nicht überlebt hatte? Jeder hatte verdient am Leben zu bleiben. Nicht? Wieso war er bei diesem Kätzchen dagegen? Hasste er es? Wieso kam er dann aber seit zwei Tagen nun? Wieso? Wieso kam er überhaupt? Ja, wieso eigentlich? Er drehte sich um und verließ den Raum.    Tag 7   Am nächsten Tag saß er auf derselben Klippe wie den Tag zuvor. Und wieder dachte er nach. Seine Wut wurde immer weniger. Trauer wurde immer größer. Aber er dachte nach. Über seinen Schmerz, sein Leid. Er fing an, sich damit auseinander zu setzen. Bis Jimbei neben ihn trat. „Ruffy, du musst etwas essen.“ Er klang ehrlich besorgt. Ob Nami ihn mögen würde? Jimbei war ein Fischmensch, nach wie vor und Nami war von einem versklavt worden. So viele Jahre. So viele Jahre hatte sie leiden müssen. Würde sie diesen Fischmenschen akzeptieren? Würde sie Angst haben? Oder ihn hassen? Aber Okta hatte sie dann doch auch akzeptiert, nicht? Aber wahrscheinlich würde sie ihn ja nie kennen lernen. Also wieso fragte er sich denn sowas überhaupt? Er hatte versagt. Auf ganzer Linie versagt. Er war es nicht mehr wert Kapitän genannt zu werden. Er hatte sich diesen Titel nicht mehr verdient. Nickend stand er auf und folgte Jimbei. Er hatte hier Freunde, die ihm wichtig waren. Und die ihn nicht einfach gehen lassen würden. Er hatte immer noch Grund zu kämpfen. Und wenn er noch so klein war. Er war da. Doch sein Wille, der war nicht da. Boa Hancock war so glücklich, dass Ruffy endlich zu ihr gekommen war, dass sie in Ohnmacht fiel und erst wieder aufwachte, als Ruffy aufgegessen hatte und wieder gegangen war. Aber es war ihr wichtig, dass er wenigsten Nahrung zu sich genommen hatte. So konnten seine Wunden auch viel besser heilen. Und er würde überleben. Ja, wenigstens dessen konnte sie sich sicher sein. Ruffy hatte nicht so viel gegessen, wie es normal für ihn war. Jedoch war ihre Tagesration alle. Und das war ein gutes Zeichen. Nach dem Essen ging Ruffy direkt in dieses ihm verhasste und inzwischen so bekannte Krankenzimmer. Wieso hasste er es? Das Kätzchen hatte ihm nichts getan. Er hasste doch keine Menschen oder Tiere, nur weil sie einen Kampf überlebt hatten, denn er verloren hatte. Seit wann war er eifersüchtig? Vor allem, weil das Kätzchen mit schweren Schäden davon gekommen war. Es hatte ebenso viel leiden müssen. Wieso hasste er es? Wieso? Noch bevor Ruffy rein kam, hörte er etwas miauzen. War etwa das Kitten aufgewacht? Er war sich dessen wahrscheinlich nicht bewusst, aber ein kleines, ein winzig kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er ging ein ganz klein wenig schneller in das Zimmer hinein. Das Kitten war tatsächlich aufgewacht und versuchte nun zu stehen, doch es fiel immer wieder hin, denn die Pfote hatte es schließlich eingegipst. Als Ruffy hereintrat, fuhr des Kittens Kopf herum und betrachtete Ruffy mit großen, braunen Augen. Vielleicht war es dieser Augenblick, der sein Schicksal besiegelte. Vielleicht aber auch nicht. Aber diese Augen. Er konnte schwören, dass er so wunderschöne Augen schon irgendwo gesehen hatte. Und er konnte schwören, dass er etwas übersah. Ein winziges, aber so bedeutendes Detail. Aber was nur? Er schritt auf das Kätzchen zu und legte es wieder auf den Rücken. „Du darfst nicht aufstehen, sonst können deine Knochen nicht heilen“, sagte er monoton. Aber es war nicht so, als würde er jemand anders mit einem anderen Ton ansprechen. „Du musst vorsichtiger sein. Du wurdest schwer verletzt und kannst nur von Glück sprechen, dass du noch lebst.“ Ruffy konnte diesen Blick wirklich nicht fassen. Diesen Blick. Er verstand auch die Emotionen dahinter nicht. Ja, er sah Emotionen, aber er konnte sie nicht zuordnen. Wieso? Weil er selbst nur Trauer, Wut, Hass und Leid empfand? Deswegen? Würde er denn diese Emotionen erkennen, wenn ihn jemand so ansah? Wäre er noch in der Lage zu sagen, wie der Andere fühlte? „Miau.“ Ruffy wurde aus seinen Gedanken geholt und schaute das Kitten an. „Was möchtest du?“ „Miau.“ Es versuchte wieder aufzustehen. Aber Ruffy drückte es abermals auf den Tisch. „Hast du Hunger? Soll ich dir Milch bringen?“ „Miau.“ Ruffy überlegte. Hieß das ja oder nein? Aber er war nicht dumm. Er hätte auch tierischen Hungernach so einem Trip. „Warte, ich hole dir etwas Milch“, sagte er und lief schnell in die große Küche, um Milch für sein Kätzchen zu holen. Das Miau des Kittens hatte er schon gar nicht mehr gehört. Wieso war er so eifrig? Wieso wollte er dem Kätzchen helfen? Wieso tat er das? Er verstand sich selbst nicht. Er tat es. Sein Kopf dachte nach, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Schon, seit er das Kitten gefunden hatte, handelte sein Körper von ganz allein. Und sein Kopf dachte nur über seine Handlung nach. Nein, es war viel mehr, als machte sein Kopf etwas ganz anderes. Als handle sein Körper, aber der Kopf war wo ganz anders. Er sah sich bloß von oben, sah sich diese Dinge tun. Und er versuchte sie zu verstehen. Aber was gab in seinem Leben noch für einen Sinn? Wen er auch traf, den ignorierte er. Nur die Milch holte er und eine Schale, in die er ihr die Milch schütten würde und rannte wieder schnell zu ihr. Das Kitten lag, als er wiederkam. Scheinbar hörte es doch auf ihn. Er legte die Schale neben sie und füllte sie auf. Das Kitten versuchte wieder aufzustehen, diesmal aber hievte Ruffy sie hoch und hielt sie auch, sodass sie schön die ganze Schale austrinken konnte. Und das tat das Kitten auch. Es schleckte die Schüssel genüsslich aus. Leckte sich anschließend über ihre Lefzen und sah Ruffy mit großen, braunen Augen an. Dankbar. Aber auch verlangend. War es Verlangen? Oder sah er etwas falsch? Was würde sie denn noch wollen? „Miau.“ „Hast du etwa noch Hunger?“ Die Katze schien zu lächeln, so kam es Ruffy vor. Sie miaute wieder. Und das verwirrte Ruffy. Was wollte sie denn? „Also kein Hunger, hm?“ Er legte sie wieder hin, aber das Kitten sprang auf seine Pfoten und lief dahin, wo Ruffy an den Tisch angelehnt stand. Sie hatte ihre Vorderpfote eingegipst, aber hatte noch immerhin drei andere Pfoten zum Laufen und so allmählich gewöhnte sie sich daran. Sie schmiegte sich an Ruffys Hose und schnurrte sanft. Dabei drehte sie ihren Kopf zu ihm hoch und schaute ihn aus glänzend braunen Augen an. Er war wie verzaubert. Er war in ihren Bann geraten. Aber wie? Und wann? Und dann von einer Katze? Er musste hier weg. Ganz schnell. Oh ja. Er drehte sich um, sagte nichts, sah sie nicht noch einmal an. Und flüchtete.   Tag 8   Und letztendlich war er wieder gekommen. Er konnte nicht anders. Es ging nicht. Natürlich war er vorher wieder gerannt. Aber nur die ganze Nacht. Und am frühen Morgen kam er hierher. Hier zu dem kleinen Kätzchen, das ihn so sehr erstaunte. Er holte sich einen Stuhl, schob ihn zu dem Tisch und beobachtete das Kätzchen, wie es mit großen Augen und, wie es schien, Neugier wiederum seine Handlungen verfolgte. Er legte seinen Kopf auf dem Tisch und war fast auf Augenhöhe mit der Katze. „Wie soll ich dich eigentlich nenen?“ Das Kitten zuckte sofort mit den Ohren und hob den Kopf. In ihrem Blick war Hoffnung. War es Honffnung? Ruffy war sich nicht sicher. Wieso würde ein Kätzchen denn hoffen? Aber das Kätzchen wusste es besser. Denn es zu benennen war der erste Schritt, Ruffy für immer für sich zu gewinnen. Er würde sie nicht mehr allein lassen, wenn er nur noch ein wenig näher an sie kam. Nur ein klein wenig. Leicht lächelnd, naja, seine Mundwinkel gaben preis, dass es wohl ein Lächeln war, aber dennoch war es ein Fortschritt, dachte er nach. „Wie sollen wir dich bloß nennen?“ „Miau?“ Ruffy musterte sein kleines Kitten. „Wie wär’s, wenn ich dich Fleisch nenne?“ Das Kitten sprang auf und fauchte ihn an. Dabei zerkratze sie Ruffy etwas das Gesicht. Ruffy wich nicht zurück, aber sein Ausdruck änderte sich. „Ok ok, dann eben nicht Fleisch.“ Er spitzte die Lippen. Das Kitten mauzte auf. Offensichtlich war es amüsiert und das wiederum zauberte Ruffy ein etwas breiteres Lächeln aufs Gesicht. „Wie wär’s mit Steak?“ Wieder fauchte ihn das Kitten an. Diesmal aber blieb es liegen und schlug nur mit der Pfote um sich. Und knurrte. Ja, es war Knurren und nicht Schnurren, wobei es sich einfach nur niedlich anhörte. „Ok, auch nicht. Dann … Würstchen?“ „Salami?“ „Dann eben Schinken!“ „Fisch! Du magst doch auch Fisch. Aber das ist doof. Dann kannst du ja nicht Fisch heißen.“ Fieberhaft überlegte Ruffy und starrte das Kitten dabei an. „Ich weiß was“, meinte er plötzlich. „Jedes Mal, wenn ich dich sehe, denke ich an Orangen. Wieso nenne ich dich nicht einfach Mikan?“ Ruffy lächelte breit über seine Idee. Unbewusst. Aber er tat es. „So werde ich dich jetzt nennen!“, beschloss Ruffy und das Kitten miauzte zufrieden. „Dir gefällt der Name also auch? Das ist gut, shishi.“ Mikan sprang auf ihr Pfoten, knickte um und fiel wieder hin. Daraufhin sprang Ruffy auf und hob sie auf, musterte sie besorgt. „Geht’s dir gut, Mikan? Ist dir was passiert?“ Mikan aber schnurrte nur, genoß es sichtlich in seinen Händen. Ja, Mikan war so klein, dass sie problemlos auf Ruffys beiden ausgebreiteten Händen genug Platz fand. Sie schmiegte sich an seine Handflächen und schnurrte genüsslich. Ruffy lächelte und hielt seine Hände so. Eine ganze Weile. Denn er wollte ihr nicht wehtun. Er wollte diesen Moment auch nicht zerstören. Diesen Moment voller Liebe und Wärme. Diese Gefühle, die er schon so lange nicht mehr zu empfinden schien. Konnte er sie denn jetzt auf einmal empfinden? Wegen einer Katze? Das war doch lächerlich. Und dumm. Vorsichtig legte der Kapitän das Kitten wieder auf den Tisch und schaute gar nicht erst in die enttäuschten haselnussbraunen Augen seines Kätzchens. „Sei brav“, sagte er nur leise. Selbst das hatte er nicht vor gehabt.  Er hatte nicht vorgehabt ihr auch noch zu versprechen, dass er wieder kam. Wieso hatte er es doch getan? Wieso? Er würde sie doch auch nicht beschützen können. Selbst so ein kleines Kitten nicht. Er drehte sich daraufhin wortlos um und ging.     Tag 9   Er rannte. Er rannte wie wild. Und er rannte schon seitdem er das Krankenzimmer verlassen hatte. Woher hatte er nur auf einmal die Kraft zu rennen? So lange zu rennen. Woher nahm er die Kraft? Wo ihn doch Ace’s Tod wieder übermannte. Wo ihn die Bilder zu erdrücken drohten. Wo doch alles wieder so sinnlos erschien. Wo ihn die Wut packte. Die Wut und die unendliche Trauer, das Leid. Die Schmerzen, der Dolch in seinem Herzen. Er konnte doch nicht atmen, wieso tat er es trotzdem? Wieso blieb die Welt nach Ace’s Tod nicht stehen? Wieso drehte sie sich weiter? Und wieso lebte er selbst, wenn sein Bruder doch tot war? Was hatte Ace verbrochen, dass er sterben musste? Was hatte Ruffy verbrochen, dass er seinen Bruder nicht retten konnte? Was hatte seine Crew verbrochen, dass sie so brutal von ihm getrennt wurde? Was hatte wer verbrochen, dass sich die Welt trotzdem weiter drehte?   Tag 13   Er rannte immer noch. Die Bilder waren zu stark. Sie erdrückten ihn. Sie hielten ihn auf dem Boden, nahmen ihm die Luft zum Atmen, den Willen zum Leben. Wieso? Wozu? Dann kamen Rachegelüste hinzu. Er wollte die Regerierung umbringen. Einen nach dem Anderen. Alle hatten sie es verdient. Alle hatten es verdient zu sterben. Alle hatten sie es verdient. Ausnahmslos alle. Denn sie hatten es gewagt Ace auch nur falsch anzusehen. Diese unglaubliche Wut überkam Ruffy und er zerschlug alles, was ihm in den Weg kam. Alles. Doch bald war diese Wut auch verblasst und nur Schmerz und Leid waren wieder bei ihm. Sie waren seine treuen Begleiter in den letzten Wochen. Wie sein Schatten waren sie stets da. Folgten ihm, ließen ihn nicht los und plagten ihn. Jede Sekunde seines Lebens. Sie raubten ihm seinen Schlaf, sie raubten ihm seinen Verstand. „Miau!“ Doch bei diesem Laut setzte sein Verstand aus und sein Körper schaltete auf Automatik. „Miaaaaau!“ Und ein wildes Knurren war ebenfalls zu hören. Ruffy sprintete, wie er es noch nie hatte, zu der Stelle und konnte sich  noch rechtzeitig auf den riesigen Tiger stürzen, bevor dieser sein kleines Kitten auffressen konnte. Er schlug den Tiger tot. Es war ihm egal. Sofort drehte er sich zu Mikan und nahm sie hoch. „Mikan, alles in Ordnung?“ Er war besorgt. Nein, er war krank vor Sorge. Denn sie zitterte und sie war zerkratzt. Ihr Gips war ebenfalls ab. „Was hast du hier verloren, Mikan?!“ Er brüllte sie nicht an, aber seine Stimme bebte und klang gefährlich. Mikans Haare stellten sich auf und sie knurrte zurück. Zitterte aber immer noch. Ruffy besann sich darauf auch wieder. Aber er war doch nur besorgt. Ihr hätte doch sonst etwas passieren können. Sie hätte getötet werden können. Ohne Probleme. Auf der Stelle. „Komm, lass uns dich verarzten.“ Mikan entspannte sich daraufhin und machte es sich auf Ruffys Händen gemütlich. Sie waren ja auch so schön warm. Oh ja. Zwar zerkratzt und blutig und sie hasste den Geruch des Blutes, aber er war da. Ihr Retter. Und er war bei ihr. Und er hatte sie erneut gerettet. Sie fühlte sich sicher und geborgen. Und … ja, geliebt. Vielleicht hatte Ruffy das ja nicht beabsichtig, aber das Kitten fühlte sich geliebt. Denn wer würde sie retten, der sie nicht mochte? Sie wurde schließlich gejagt und geschlagen und fast umgebracht. Dass sie also annahm, dass diese Person, die ihr Milch hinstellte und sie zwei Mal rettete, sie liebte.   „Ach, du meine Güte“, sagte die Ärztin, als sie beide reinkommen sah. „Wie das Herrchen, so das Tier.“ Die Frau seufzte. „Leg das Tier da ab. Um dich kümmer ich mich auch gleich.“ „Aber zuerst um Mikan. Außerdem geht’s mir gut“, widersprach Ruffy. Er lehnte sich an eine Wand und beobachtete, wie die Ärztin seine kleine Freundin verarztete. Dabei erklärte sie ihm, dass der Gips schon ab war, weil der Bruch nicht schlimm war und es hier bei Kitty wohl noch extra schnell heilte. Aber eine Hinterpfote hatte sich Mikan aufgerissen und die wurde jetzt verbunden, sowie noch ein paar andere Stellen. Aber bis auf das ging es ihr gut. Sie miauzte fröhlich und ließ Ruffy keinen einzigen Augenblick aus den Augen. Die Ärztin drehte sich zu Ruffy um und bestand darauf, ihn zu behandeln. Er sah schrecklich aus. So viel Blut. Getrocknetes und frisches. Noch fließendes. Was hatte dieser Junge nur getan? Und was tat er noch immer? Ruffy murmelte etwas, aber gab doch nach. Allein des Kittens Wohls wegen. Als Ruffy auch verarzt war, nahm dieser Mikan und ging mit ihr in die Küche. Er hatte Hunger und er war sich sicher, dass sie auch vollkommen ausgehungert war. „Ruffy! Oh, Ruffy!“, erklang es plötzlich hinter ihm und eine sehr schüchterne Boa winkte ihm zu. Bis sie das Kitten in seiner Hand sah. Ihr Blick wurde hasserfüllt, dann wütend und letztendlich verletzt. Dann schien es ihr aber egal zu sein, denn als sie ihren Weg zu Ruffy fortführte, würdigte sie Mikan keines Blickes. Mikan wunderte sich über diese hübsche Frau. Aber sie war ihr egal. Ruffy hatte Mikan mehr lieb und das wusste das Kitten. „Was möchtest du essen, Ruffylein?“ „Eine Schale Milch für Mikan und dann noch, was Katzen futtern.“ Danach sah sich Ruffy erst auf dem Buffet um und schon beim Laufen stopfte er sich haufenweise Essen in den Mund. Von den Tellern, die er nebenbei füllte, ganz zu schweigen. Mikan hätte gelächelt, wenn sie gekonnt hätte. Ruffy war auch wirklich eine Nummer für sich selbst. Als die Teller endlich vollkommen voll waren und Ruffy sich erstmal genug vollgestopft hatte, setzte er sich an einen Tisch im Essraum. Oder Halle. Es war eine große Halle mit vielen Tischen und Stühlen. Und es gab halt den Buffet, an dem man sich bedienen konnte. Mikan setzte er auf dem Tisch neben sich ab und als er die ersten zehn Teller geleert hatte, kam auch schon Mikans Schale mit Milch und noch Fleisch in einer anderen Schale. Ruffy lächelte leicht, als er sah, wie sich sein Kätzchen auf das Fleisch stürzte. Fast wie er. Allein dieser Gedanke heiterte ihn auf. Fast wie er. Mikan schleckte die Schüssel mit dem Fleisch aus und stürzte sich danach sofort auf die Milch. Sie fühlte sich wie im Himmel. Ihr Bauch war voll und neben ihr saß ihr Held. Und sie war sich sicher, dass er sie nicht mehr allein lassen würde. Wieso? Weil sie ihn immer wieder suchen würde und er dann Gefahr laufen würde, dass ihr etwas passierte und sie sah doch an seiner Reaktion vorhin, dass er so wütend geworden war, dass sie ihm nun mal etwas bedeutete. Vermutlich sogar mehr als nur etwas. Und sie war sicher, dass Ruffy es auch wusste. Bewusst oder unbewusst, aber er wusste es. Sie leckte sich über ihre Lefzen, setzte sich hin und sah sich im Raum um. Es waren ein paar Frauen am Essen, andere beobachteten sie mit großen Augen. Mikan fragte sich wieso. Nur weil sie eine Katze war? Dann drehte sie sich um und sie lachte auf. Natürlich kam bloß Mauzen aus ihrer Schnauze, aber als sie Boa so sah, so allein gelassen und von Ruffy einfach stehen gelassen, konnte sie nicht anders. Denn Boa hatte offensichtlich etwas für Ruffy übrig. Aber er nicht für sie. Er war ihr bestimmt dankbar, dass sie ihn hier duldete, aber mehr wahrscheinlich nicht. War es mehr für ihn? Bestimmt nicht. Also drehte sich Mikan um und schaute prompt in ein paar schwarze, tiefe Augen, die sie wohl schon die ganze Zeit gemustert haben. Mikan stand galant auf, streckte sich und schmiegte sich an Ruffys Hand, schnurrte dabei genüsslich. Ruffy lächelte leicht, strich ihr übers Fell und staunte nicht schlecht, als er merkte, wie anders sich ihr Fell heute anfühlte. Es war nämlich so viel weicher und voller. Es leuchtete auch viel mehr und glänzte. Ja, sie wurde von Tag zu Tag schöner, seine Mikan. Ruffy hatte seine Berge schon aufgegessen und obwohl er noch lange nicht satt war, nach seinen Maßstäben, nahm er Kitty auf seine Hand und ging mit ihr raus. Den vollkommen verletzten Blick Boas sah er dabei nicht.   „Was machen wir heute, Mikan?“ „Miau.“ Ruffy schmunzelte. „Oh ja, miau hört sich gut an.“ „Miau.“ Grinsend sah er zu ihr herunter. „Willst du mich ärgern, Mikan?“ „Miau?“ Große braune Augen sahen ihn von unten an. Wie konnte er da denn auch nur tun, als wäre er böse? Wie nur? Wo sie doch so ein wunderbares Geschöpf war. So wunderbar. So wunderbar. Ruffy lief mit ihr zu der Klippe, auf der er schon oft saß. Es war inzwischen Nachmittag, aber die Sonne schien nicht. Es sah eher nach Regen aus. Dennoch wollte Ruffy draußen bleiben. Und er wusste, dass Mikan da bleiben würde, wo er war. Also würde sie auch draußen bleiben. Mit ihm. Er setzte sich auf einen Felsen und legte Mikan auf seinen Schoß. „Wunderschön, nicht Mikan?“ „Miau.“ Ruffy streichelte ihr rhythmisch über ihren Rücken und kraulte mit der anderen Hand ihr Ohr. Wie sie es liebte. Wirklich. Es war, als wusste Ruffy, wo er sie berühren musste, um sie vollkommen glücklich zu machen. Sie schnurrte zufrieden und lehnte sich in seine Hand. Ihr Schwanz wedelte dabei ab und zu etwas, wenn ihr etwas besonders gefiel.   Tag 14   Ihre Katzeninstinkte weckten sie, noch bevor sie wusste, was los war. Mikan sprang auf ihre Füße und lief zum Bett, auf dem Ruffy lag. Sie hatte ein eigenes Körbchen bekommen und auch wenn sie lieber in Ruffys Nähe war, war das Körbchen wahrscheinlich das Näheste, was sie bekommen würde. Es war noch mitten in der Nacht, denn lediglich der schwache Mondschein erhellte das Zimmer. Mikan duckte sich gerade noch rechtzeitig, bevor Ruffy sie mit seinem Arm weggestoßen hätte. Erschrocken sah sie ihn an. Er wühlte sich im Bett. Schlug um sich. Atmete schwer. Sofort sprang das Kitten auf seine Brust und schlug mit ihrer Pfote gegen seine Brust. Doch es war aussichtslos, denn Ruffy ließ sich nicht wecken. Er wurde nur unruhiger. Er schlug und trat. Winselte und weinte schmerzhafte Tränen. Mikan hatte Schwierigkeiten, sich auf seinem Körper zu halten. Aber irgendetwas musste sie doch tun. „Ace.“ Er klang so hoffnungsvoll. Und es brach ihr das Herz. Denn Ace war tot. „Ace!“ Seine Stimme wurde flehend. „Nein, Ace!“ Jetzt weinte er. Mikan lief zu seinem Gesicht, beugte sich hinunter und schleckte ihn ab. Wenn ihn das nicht weckte. Ruffy aber hörte nicht auf zu schreien. Er wachte nicht auf. „ACE!“ Ihr Herz brach. Sie drehte sich um und holte mit ihrer Pfote aus und kratzte ihn so sehr, dass sie sich sicher war, dass die Wunde viel zu tief war, aber er musste aufwachen. Sofort hörte Ruffy auf und saß aufrecht im Bett. Mikan flog durch den Schwung bis zum Ende des Bettes und krallte sich dort an die Decke, damit sie nicht noch herunterfiel. Ruffy keuchte, schaute sich desorientiert im Raum um. Schon wieder. Schon wieder dieser Alptraum. Wann hörte es nur auf? „Miau?“ Zwei wunderschöne braune Augen holten ihn zurück. Sein Blick fiel nach unten auf seinen Schoß, auf welchem es sich eine kleine Katze gerade bequem machte. Dann fiel sein Blick auf seine Brust, die blutete. Es sah so aus, als wäre er gekratzt worden. Mikan leckte an seinem Bauch. Sie wollte ihn nicht verletzen. Und es tat ihr leid. Aber er war wenigstens wach. „Ach Mikan“, seufzte der Schwarzhaarige. Er ließ sich wieder nach hinten fallen und legte seinen Arm über seine geschlossenen Lider. Mikan währenddessen hüpfte wieder vom Bett und rannte weg. Ruffy wunderte sich zwar, wohin sie wollte, aber er schaute ihr nicht einmal hinterher. Er war fertig. Es machte ihn fertig. Eigentlich dachte er, schlimmer ging es nicht, aber … Bevor er sich weiter den Kopf zerbrechen konnte, hörte er Mikan miauzen und ihre ganz leichten und leisen Tapsen auf dem Boden. Dann spürte er ein Gewicht auf dem Bett und schließlich auf seinem Bauch. Aber außer der weichen, warmen Pfoten spürte er noch etwas Raues. Ruffy schaute auf und sah das Tuch, das Mikan in der Schnauze hatte und über seine Brust legte. Dann trat sie drauf und wischte somit das Blut weg, oder versuchte es und gleichzeitig versuchte sie die Blutung zu stoppen. Ruffy lächelte. „Was für ein schlaues Kätzchen du bist.“ Er streichelte Mikan, setzte sie dann aber wieder auf seinen Schoß und setzte sich selbst auf. Er tupfte seine Brust ab und wischte das Blut weg. Die Blutung würde schon bald aufhören, bis dahin würde er das Tuch eben noch dranhalten. Dabei kraulte er Mikan die ganze Zeit hinterm Ohr. Schnurrend genoss diese die Liebkosung.   Tag 14    Seit Ruffys Alptraum war Mikan ihm nicht mehr von der Seite gewichen und zugegeben, das wollte er auch nicht. Sie hatte sich auf seinem Bach zusammengerollt und er kraulte sie beständig weiter. Wie ihm dieses warme Fell gut tat. Er wusste, dass jemand da war. Dass jemand auf ihn aufpasste, auch wenn er das nicht nötig hatte. Es war trotzdem ein schönes Gefühl. Und diese Katze, seine Mikan, sie erinnerte ihn so sehr an jemanden. Oder? Er hatte immer noch das Gefühl, dass er etwas übersah. Dass da etwas war, er aber nicht dahinter kam, was. Es beschäftigte ihn den Rest der Nacht, aber die Träume blieben aus, die plagenden Gedanken über Ace auch. Am frühen Morgen, als die Sonne erst ganz schwache Sonnenstrahlen durch das Fenster schickte, wollte Ruffy aufstehen. Aber er konnte sich einfach nicht überwinden das niedliche Bündel auf seinem Bauch zu wecken. Er konnte einfach nicht. Es war zu niedlich. Zu süß. Und zu friedlich. Sie war sein Engel. Oh ja. Und er würde sie beschützen. Mit allem, was er hatte. Und verdammt noch mal, verflucht sollte er sein, wenn er es nicht schaffte, so ein kleines Wesen zu beschützen. Ja, der Strohhutkäpt’n hatte wieder Hoffnung geschöpft. Er wollte sie wieder beschützen. Er wollte wieder ein Leben auf sich nehmen und es schützen, hüten und glücklich machen. Mikan wurde durch eine winzige Bewegung wach und schaute ihn mit großen runden Augen an. Ruffy lächelte, strich ihr über den Rücken. „Guten Morgen, Kätzchen. Gut geschlafen?“ Er schmunzelte, als sie Mikan reckte und streckte und gähnte, so als wollte sie ihm sagen, wie gut sie geschlafen hatte. Sie tapste auf seiner Brust zu seinem Gesicht und schleckte ihn ab. Lachend nahm Ruffy sie hoch und hinderte sie so vor weiteren Schleckattacken. „Nicht so, meine Kleine. Das war ja eine üble Attacke.“ „Miau.“ „Wie war das? Du willst es bestreiten?“ „Miau.“ „Aaaaah, das ist nicht gut, Mikan.“ Strafend sah er sie an. „Du willst etwas leugnen, das du hinterlistig geplant hast?“ „Miau.“ Mikan sah ihn herausfordernd an. „Ich glaube, da muss ich dich aber bestrafen. Immerhin hast du einen sehr bösen Piraten vor dir.“ Ruffy hätte schwören können, dass Mikan daraufhin versuchte hatte, ihm ihre Zunge entgegen zu strecken. Verblüfft sah er sie an. Aber dann tat er es unter Einbildung ab und warf sie spielerisch aufs Bett. Mikan drehte sich sofort auf die Füße, miauzte und sah Ruffy herausfordernd an. Dieser legte sie wieder auf den Rücken und begann ihren Bauch zu kitzeln. Oder er versuchte es. Blöd nur, dass sie nicht kitzlig war. Stattdessen schnurrte sie und spielte mit seiner Hand. Sie sah wohl seine Hand als so etwas wie ein Wollknäuel an und versuchte es mit ihren Pfoten zu fangen. Dass Ruffy dabei ein paar Kratzer abbekam, war ihm herzlich egal. Ihr kleines Spiel wurde aber unterbrochen, als Ruffys Magen sich lautstark beschwerte. Sofort sprang Mikan auf ihre vier Pfoten, biss in Ruffys Finger und versuchte ihn vom Bett zu ziehen. „Ruhig, Mikan, ruhig“, sagte er lachend. „Lass mich zuerst umziehen.“ Seine Klamotten waren durchgeschwitzt und bestimmt roch er auch nicht mehr so angenehm. „Lass mich duschen gehen.“ Mikan schien darüber nachzudenken, schnupperte dann und rümpfte die Nase. Sie ließ daraufhin Ruffys Finger sofort los, lief in ihr Körbchen und fixierte ihn von dort. „Danke, Mädchen.“ Lächelnd ging er ins Bad und ließ Mikan allein im Zimmer zurück. Er schloss aber die Badezimmertür nicht richtig hinter sich. Ach, wer sollte auch schon rein kommen? Wer auch immer, Mikan würde ihn vertreiben. Ihren Ruffy hatte keiner so zu sehen. Das Kitten hörte, wie Wasser plätscherte und sie entspannte sich. Ruffy war wirklich sehr verletzlich geworden. Es wunderte sie nicht. Aber es brach ihr ihr eigenes Herz. Wieso musste so einem wunderbaren Menschen nur so etwas Grauenhaftes passieren? Was hatte er der Welt getan? Gar nichts. Wieso also musste er so schrecklich bestraft werden? Sie verstand es nicht. Absolut nicht. Mikan rollte sich in ihrem Körbchen ein und musterte die einen Spalt offene Badezimmertür. Das Zimmer war groß und geräumig. Da hatte diese Boa Ruffy wirklich ein schönes Zimmer gegeben. Eine Seite war nämlich fast durchgängig verglast, so kam auch so viel Licht herein und man konnte das Meer in der Ferne glitzern sehen. Das Bett war direkt vor den Fenstern, also hatte man auch genug frische Luft, wenn man sie brauchte. Außerdem gab es hier einen riesigen Schrank, einen Tisch mit einem Stuhl, die Tür zum Badezimmer und in der Mitte des Zimmers einen riesigen Teppich. Sie war sich fast sicher, dass er ein Vermögen gekostet hatte. Die Wände waren in einem zarten Gelb mit ausdrucksstarken orangefarbigen, sowie braunen Streifen hier und da. Alles in allem wirkte das Zimmer sehr gemütlich, und das war es auch. Das Bett war riesig, es war weich. Darin zu schlafen war wirklich ein Traum. Es hatte sich wie auf Wolken angefühlt. Und da würden locker zwei Menschen rauf passen. Mikan schloss ihre Äuglein, aber ihre Sinne waren weiter gespannt. Natürlich, denn sie würde ihren Helden mit allen Mitteln beschützen. Um jeden Preis. Aber sie war auch müde, also ruhte sie sich ein wenig aus. Es war nicht so, dass ihr die Nacht zu kurz war, aber Katzen schliefen nun mal sehr viel und Mikan wusste, dass sie noch einen langen Tagen vor sich hatte. Aber sicher würde er so wunderschön wie noch nie werden. Immerhin würde sie ihn mit Ruffy verbringen. Plötzlich wude das Wasser abgestellt. Sie hörte Schritte, wie Haut abgerubbelt wurde und dann wieder Schritte. Sie öffnete ihre Augen, hob ihren Kopf und wünschte sich, eingeschlafen zu sein. Denn Ruffy stand im Türrahmen und sah sie lächelnd an. Ohne Handtuch. Völlig nackt. Sie sah ihm in die Augen, aber es ging nicht anders, sie musterte auch seinen Körper und als sie bei seinen unteren Regionen angekommen war, oh ihr wäre so das Blut ins Gesicht geschossen, hätte sie eins gehabt, sprang sie auf ihre Füße und sprintete unter das Bett. Er war nackt. Konnte er sich um himmelswillen nicht etwas anziehen? Immerhin war sie immer noch weiblich. Und er eben nicht. Das war wirklich ein Schock für Mikan ihren Helden auch so zu sehen. „Mikan?“, erklang dann plötzlich die besorgte Stimme Ruffys. Mikan miauzte, nur damit er sich was anzog und erst dann zu ihr kam. Aber nein, das Schicksal hasste sie, denn Ruffy zog sich nichts über und ging zum Bett, hockte sich hin, sodass sie es auch noch praktisch vor der Nase zu baumeln hatte, und beugte sich zu ihr runter. Mikan drehte sich um und wollte wieder fliehen, aber Ruffys Hand war schneller und er zog sie raus. Besorgt musterte er sein Kätzchen. „Was hast du, Mikan?“ Was sie nur hatte?  Er hätte es nur zu gern gewusst. Ruffy legte sein Kätzchen auf seinem Bett ab, bemerkte nicht, wie sie ihren Kopf gesenkt hielt, so sehr darauf bedacht, nicht noch mehr zu sehen, was sie niemals hätte sehen dürfen. Aber sie musste auch zugeben, dass sein Körper sie anzog. Es war eine Rarität ihn so freizügig zu sehen und irgendwie lohnte sich die Aussicht schon. Faszination überkam sie und sie richtete ihren Blick doch wieder auf ihn, schließlich bot sich ihr so ein Blick nicht jeden Tag an, während er zu dem Schrank lief, ihn öffnete und ein paar frische Sachen heraus kramte. Mikan fand, dass ihr Held unglaublich attraktiv aussah. Er war so stark, so muskulös und trotzdem sah er nicht protzig aus. Er sah dezent aus. Dennoch war er unglaublich männlich. Und er war gut bestückt. Das musste sie schon zugeben. Sie leckte sich über die Lefzen. Ihr gefiel das, was sie sah. Wirklich. Denn so jemand gehörte ihr. Und niemand sonst. Voller Stolz sprang sie vom Bett und lief zu ihrem Retter. Sie schlängelte sich um seine Beine, schmiegte sich an sie. Sie war halt immer noch ein kleines, verschmustes Kätzchen, das Aufmerksamkeit haben wollte. Ruffy hatte sich gerade ein weißes T-Shirt übergezogen, als er dem weichen Fell wirklich nicht mehr widerstehen konnte. Er hob sie auf und legte sich auf die Schulter. Mikan miauzte, scheinbar gefiel es ihr da oben. So gingen sie beide in die Essenshalle, wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurden. „Oh, guten Morgen Ruffylein“, schwärmte Boa. Ruffy lächelte nur leicht. „Morgen. Bitte bring Mikan wieder Milch und Fleisch.“ Damit ließ der Kapitän die Frau wieder stehen und er stürzte sich auf das Buffet. Er war wirklich ausgehungert. Und diesmal schaffte er es endlich, die Küche leer zu essen. Aber noch war er immer noch nicht in Bestform, denn die Köchinnen standen alle noch auf ihren Beinen. Mikan aß diesmal in aller Ruhe. Die Milch schmeckte hier vortrefflich und das Fleisch, naja, wenn es denn nichts Anderes gab. Aber sie hatte schon etwas Angst, dass das Essen auf einmal vergiftet sein könnte, den Blicken nach zu urteilen, die Boa ihr ständig zuwarf. Aber was konnte das arme, kleine Kätzchen dafür, dass Ruffy nun mal auf Katzen stand und nicht auf Schlangen. Und Mikan war nun mal eine Katze, die Ruffy ganz doll lieb hatte. Außerdem war sie ganz doll süß und Ruffy war ihr Retter und umgekehrt bewahrte sie ihn davor, den Verstand und Mut zu verlieren. Sie war in der Lage ihn zu retten. Und vielleicht gab es sonst niemanden auf der Welt, der das konnte, denn seit sie da war, machte er Fortschritte. Kleine, aber sie waren zu sehen. Und natürlich würde es noch so lange dauern, bis Ruffy wieder klar denken konnte. Aber jeder kleinster Fortschritt war ein riesengroßer Schritt. Sie hatten damit so viel erreicht und geschafft. Und egal, wie lange es dauerte, sie würde bei ihm sein, so lange, wie er sie brauchte. Und dann würde sie ihn erst recht nicht mehr gehen lassen. „Fertig?“ Ruffys Stimme holte sie wieder in die Realität zurück. Sie leckte sich über die Lefzen. „Miau.“ „Das nehme ich als ein Ja.“ Ruffy lachte fröhlich, nahm sie wieder auf seine Schulter und sprintete raus. Den eifersüchtigen und traurigen Blick Boas vollkommen gar nicht bemerkend.   „Also, was machen wir heute?“, fragte Ruffy, als sie wieder an der Klippe waren. Da hatte Mikan eine Idee. Sie sprang von seiner Schulter und fing an, in eine Richtung zu rennen. „Warte, Mikan! Wo willst du hin?“, fragte Ruffy überrascht. Er folgte ihr sofort. Sie hatte ein gutes Tempo drauf, aber er hatte ja doch viel längere Beine und deswegen hatte er überhaupt keine Probleme mit ihr Schritt zu halten und aufzupassen, dass ihr auch wirklich nichts geschah. Mikan rannte durch den Wald. Sie ließ sich von ihren Instinkten leiten, außerdem mochte sie es zu rennen. Und dann auch noch mit Ruffy an ihrer Seite. Es war einfach nur toll. Das Kitten hüpfte von Baumstamm zu Baumstamm und Ast. Und wenn sie nicht verspielt gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich auf ihre Vernunft gehört. Aber sie war einfach viel zu verspielt. Also sprang Mikan quer über einen Ast und bog dann gleich um die Ecke. Sie wollte mit Ruffy fangen spielen. Sie rannte also plötzlich in die andere Richtung und blieb erst stehen, als sie keine Schritte hörte. Aber sie wollte, dass er sie fängt. Dann vernahm sie doch leise Schritte. Ganz leise Schritte. Spielten sie etwa jetzt Verstecken? Na gut, das würde sie mitspielen. Sie sprang auf einen Stamm und kletterte ihn hinauf. Dann sprang sie von Ast zu Ast, wohl wissend, das Ruffy genau wusste, wo sie sich aufhielt. Sie wollte es ihm aber nicht leicht machen. Also sprang sie von Baum zu Baum und flüchtete so schnell sie konnte, nach einem guten Versteck suchend. Sie wusste ganz genau, dass Ruffy es schon nicht zuließ, dass ihr etwas passierte, dafür hatte er sie zu sehr lieb. Nicht? Mikan blieb auf einem dünnen Ast stehen, der sie gerade noch so hielt und wartete ab. Sie horchte und horchte, konnte aber nichts hören. Kein Ruffy, keine Schritte. Nur das Rascheln der Bäume und das Zwitschern der Vögel. Und auf einmal spürte sie ihn hinter sich. Sie war aber schneller als er, drückte sich vom Ast ab und sprang zum nächsten. „Mikan“, hörte sie hinter sich. „Du glaubst doch wirklich nicht ernsthaft, dass du schneller bist als ich?“ Nein, das glaubte sie nicht, aber es brachte ihn zum Lachen. Mehr wollte sie ja nicht. Schallend war sein Gelächter, auch wenn es noch immer betrübt war. Aber sie hatte auch nichts Anderes erwartet. Seine Wunden waren tief und wer wusste schon, ob sie jemals vollständig heilen würden. Wahrscheinlich nicht. Mikan gab aber nicht auf, sondern sprang noch schneller, noch weiter und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen. Ruffy lachte wieder auf. „Nun gut, ich nehme die Herausforderung an.“ Er war ebenso wenig außer Atem wie sie. Mikan hätte wahrlich gegrinst, wenn sie gekonnt hätte, denn es machte so sehr Spaß. Mit Ruffy war doch alles lustig. Aber das hier war besonders. Mikan sah kurz nach hinten, sah Ruffy, wie er sie mühelos einholte und stolperte über einen Ast, verlor ihren Halt und näherte sich im Sturzflug ans Wasser. Ah gut, nur Wasser. Moment. Wasser? Sie schaute nach unten. Wasser? Wasser?! „Miaaaaauuuuuuuuuuuuuuu!“ Jetzt war der Zeitpunkt, dass der Hirnie sie endlich rettete, wo blieb er nur? Weiter flog sie dem Wasser entgegen, sah sich schon im Wasser und wie sie erbärmlich von den Strömen mitgerissen wurde und wenn nicht von denen, dann wie sie erbärmlich ertrank. Denn sie hasste Wasser. Und sie konnte nicht schwimmen. Hatte es nie gelernt. Sie kniff ihre Augen zusammen, ihre Pfoten angespannt, zur Landung bereit, als sich etwas Warmes um sie wickelte. Oh endlich. Ruffys Hand. Endlich. Erleichtert atmete das kleine Kätzchen aus, als sie sich sicher wieder an seiner Brust befand. „Miaaau“, sagte sie erschöpft. Ruffy schmunzelte, aber in seiner Stimme schwang Tadel mit. „Nächstes Mal solltest du aufpassen, wohin du rennst.“ „Miauuuu“, beschwerte sich Mikan und blickte beleidigt weg. Er war doch Schuld daran. Er hätte sie nicht so ablenken dürfen. Ruffy lachte. „Ach, jetzt sei doch nicht so, Kätzchen.“ Er drückte ihren Kopf an seine Wange. „Hab dich doch lieb.“ „Miauu“, erwiderte Mikan und leckte ihm über seine Wange. Ruffy lachte. „Oh ja, so gefällst du mir schon viel besser.“ Ruffy sah sich um, wo sie eigentlich gelandet waren und bemerkte erst jetzt den wunderschönen Ort. Es war eine Art Lichtung, die von einer Seite von Klippen begrenzt wurde. Von der anderen durch den Wald. Und an einer Seite gab es einen wunderschönen Wasserfall mit einem kleinen See, der dann ein paar Meter später wieder in einen Wasserfall mündete. „Weißt du, worauf ich Lust hätte?“ Miakn schaute ihn interessiert an. „Miau?“ „Baden.“ „Miau??“ Ruffy schaute sie an. „Ja.“ Mikan blinzelte. Hatte sie richtig gehört? Ruffy und baden? A-aber das hieß jetzt nicht, dass er sich nackig auszog, o-oder? Mikan beobachtete mit Horror, wie er sein T-Shirt auszog, danach seine Hose und sie konnte den Blick nicht abwenden, als seine Boxer auch ihren Weg nach unten fand. Mikan war wie erstarrt. Schon zum zweiten Mal an einem Tag. Ihr wäre jetzt Blut aus der Nase geflossen, wäre sie ein Mensch. Aber sie war eine Katze und Katzen empfanden so eigentlich auch nicht. Wieso also sie? Und wieso reagierte sie so auf ihn? Er sah auch heiß aus. Und er war gut bestückt, oh ja, aber- woran dachte sie hier eigentlich?! Ein Schock hatte doch an einem Tag gereicht, oder? Mit noch viel größerem Horror bemerkte sie, wie er auf sie zukam, sie hochhob und sich mit ihr in Richtung des kleinen Sees bewegte. Mikan gefror das Blut in den Adern. Er hatte jetzt nicht das vor, was sie dachte, dass er vor hatte, oder? Erst als sie das Wasser unter sich sah, fasste sie sich und begann wie wild um sich zu treten und versuchte sich aus seinem Griff zu wenden. Sie miauzte und kratzte und drehte sich, aber Ruffys Griff blieb eisern. „Mikan?“ Sie hasste Wasser, aber dann sollte sie auch noch mit einem nackten Ruffy baden? Mikan wollte nicht aufgeben, seinem starken Griff nachgeben. Denn er war nackt! Vielleicht konnte sie einfach die Augen geschlossen halten. Denn sie konnte es definitiv nicht verkraften ihn drei Mal am Tag nackig zu sehen und dann auch noch mit ihm zu baden! Schließlich war sie doch eine Katze! Und sie fühlte sich so missbraucht.Ihre Augen wurden missbraucht. Unbewusst. Aber trotzdem missbraucht. „Was hast du denn, Kätzchen?“ Ruffy klang so sanft, so sinnlich. Und so besorgt. „Magst du etwa kein Wasser?“ „Miau.“ „Doch, was ist dann los?“ „MIAU!!!“ Ruffy sah sie verwirrt an. „Jetzt bist du kompliziert.“ Er drehte den Kopf wie eine Eule und sah sie schief an. Mikan seufzte. „Miaaaau…“, gab sie gequält von sich. „Was denn, Mikan? Du musst mir schon sagen, was du willst.“ „Miau, miauuu, miaaaaaau.“ Ruffy sah sie mit großen Augen an. Er schien nachzudenken. „Du verstehst mich.“ Wow. Blitzmerker. Mikan verdrehte den Kopf, sah ihn schief an. Wovon redete er? Er blinzelte. „Du verstehst mich doch nicht?“ Jetzt war er ehrlich verwirrt. „Katzen!“, brachte er leicht beleidigt hervor. „Miaaauuuuuuu, miau, miau, miaaaaau.“ Sie stupste ich mit ihrer Pfote sanft an. Würde er sie auch mal wieder loslassen? Sodass sie flüchten konnte? Zumindest, bis er sich wieder angezogen hatte? Ruffy setzte sich ins Wasser und legte Mikan auf seine Knie, sodass sie halb im Wasser war. Ihre Hoffnungen zerplatzten wie Seifenblasen. Wirklich. Unglaublich dieser Strohhut. Wirklich. Was hatte sie wem angetan, dass sie so bestraft wurde?! „Du erinnerst mich an jemanden, weißt du das?“ Mikan schaute auf. Nur auf sein Gesicht. Genau. Sie schaute nur hoch. Nur hoch. Gedankenverloren strich er ihr übers Fell. „In meiner Crew. Du erinnerst mich an meine Navigatorin.“ „Miau??“ „Ja.“ Ruffy schaute sie an. Jegliche Freude war wieder aus seinen Augen verschwunden. „Aber ich habe sie verloren.“ „Miau?“ Ruffy schwieg daraufhin. „Miau?“, sagte Mikan wieder. „Miau!“ Sie stupste ihn mit ihrer Pfote wieder an, er sollte weiter machen. „Ich habe sie alle verloren.“ Mikan stand auf und sprang auf seine Schulter, schmiegte sich an seinen Hals und Gesicht. „Miau!“ Sie war da. Genau. Wen brauchte er denn noch, wenn er sie doch hatte? Ruffy lächelte sanft. „Ja, meine Kleine. Du bist auch noch da.“ „Miau.“ Sie leckte ihm aufmunternd über die Wange. „Aber weißt du, meine Crew bedeutet mir so viel. Sie gehen mir über alles. Ich würde alles für sie tun. Wirklich alles, Mikan.“ „Miau?“ „Sie sind jetzt aber weg. Ich weiß nicht wo und ich weiß nicht, ob ich sie jemals wieder sehen werde.“ „Miau.“ „Und ich weiß noch nicht einmal, ob sie mich wieder sehen wollen.“ Mikan kratzte hart seine Schulter. Dann leckte sie über das Blut. Ruffy sah sie verwundert an. Verstand sie ihn etwa doch? Ja, wahrscheinlich schon. Sein kleiner Engel. „Du hast Recht. Es ist Unsinn. Wieso sollten sie mich nicht mehr sehen wollen?“ Aber keiner war gekommen. Aber verdammt, wie dumm musste er sein, zu glauben, dass sie ihn nie mehr sehen wollten, nur weil sie noch nicht hier waren, denn woher sollten sie auch wissen, wo er war? Ruffy seufzte. „Aber ich weiß nicht, wie ich ihnen entgegen treten sollte.“ Mikan presste sich wieder an ihn. Sie war da. Immer. „Ich war schwach. Ich konnte sie zuerst nicht beschützen und dann noch Ace.“ Etwas Nasses tropfte in ihr Fell und Mikan identifizierte es als Tropfen. Sie schaute nach oben. Aber es regnete ja gar nicht. Erst bei näherer Betrachtung fiel ihr auf, dass Ruffy weinte. Stumme, dicke Tränen. Sie stand auf und leckte über seine Wange, leckte seine Tränen weg. „Miau“, sagte sie beruhigend und es klang sogar so. Beruhigend. „Was wenn es wieder passiert? Und sie dann sterben? Was wenn sie schon tot sind?“ Mikan haute ihn mit ihrer Pfote, kratzte ihn aber nicht. So als wollte sie ihm sagen, dass es Unsinn war, was er erzählte. Aber war es Unsinn? Ruffy ließ die warmen Sonnenstrahlen auf seinen Rücken scheinen. Aber sein Gesicht lag im Schatten und die Tränen flossen unnachgiebig weiter. Mikan hätte gern etwas gesagt, aber sie hatte nur die Macht Taten sprechen zu lassen. Also sprang sie auf seinen aufgesetzten Hut und drückte ihn herunter, sodass sie zwar ins Wasser fiel, Ruffy aber wieder erinnert werden sollte. Erinnert daran, dass er nicht allein war. Dass er kämpfen musste, denn er hatte noch so viel zu erledigen. Dass er nicht zweifeln durfte. Ruffy fing den Hut noch rechtzeitig, bevor er ins Wasser fiel. Und seine Wirkung verfehlte den Schwarzhaarigen nicht. Denn er wurde wirklich erinnert. An seinen Traum. An sein Vorbild Shanks. An seine Crew. Dass sie doch immer alle zu ihm halten würden. Und an Nami … Er musterte seinen Hut. Wie oft hatte er ihn Nami aufgesetzt, wenn sie zweifelte, nur damit sie wieder Mut fasste? Damit sie nicht mehr allein war. Damit sie wusste, dass er immer wieder zurück kommen würde, um ihn sich wieder zu holen. Ja, Nami war schon etwas sehr Besonderes und er vermisste sie schrecklich. Noch viel schlimmer aber plagte ihn das Nichtwissen, ob es ihr gut ging. Nachdenklich sah er nach unten. Moment mal, wo war Mikan? „Mikan!“, sagte er erschrocken, als das Kätzchen nicht aus dem Wasser auftauchte. Er griff ins Wasser und holte sie raus, legte sie auf den Boden und betete innerlich, dass es ihr gut ging. Wie belebte man denn eine Katze wieder? Er wusste es sicher nicht. Und nicht zum ersten Mal wünschte er sich Chopper hierher. Mikan aber nahm ihm die Entscheidung ab, als sie das ganze eklige, süße Wasser ausspuckte, teilweise durch Würgen herausbrachte, aber immerhin war es raus und sie gesund. Erschöpft ließ sich Ruffy auf den Boden fallen, nur noch die Füße im Wasser habend. Er hatte sich schon ein paar Mal gefragt, wieso das Wasser hier ihn kaum schwächte. Denn merkwürdigerweise fühlte er sich genauso wie an Land. Es machte ihm gar nichts aus. Vielleicht hatte es ja eine andere Wasserkonsistenz, vielleicht aber war es auch sein gebrochener Geist, der nicht mehr vollkommen funktinierte. Ruffy tippte auf letzteres. Sein Körper hatte mit vielem zu tun. Vielleicht hatte es ihn so sehr getroffen, dass solche Funktionen wie Kraftverlust im Wasser aufgehoben wurden. Wer wusste es schon. Er jedenfalls nicht. Mikan stand auf und schüttelte sich so kräftig wie möglich. Das Wasser spritzte in alle Richtungen und traf sogar Ruffy, aber dieser belächelte es nur. Denn er selbst tat Sekunden später dasselbe. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund. Immerhin konnte er doch nicht so nass wieder seine Klamotten anziehen. Oder? Mikan hielt ihren Kopf vehement in die andere Richtung gedreht, bis sie sich sicher war, dass er wieder angezogen war. Ein vierter Schock wäre heute zu viel gewesen für so ein kleines Wesen wie Mikan.     Kapitel 2: -----------   Tag 15   „Weißt du Mikan, ich vermisse meine Crew ganz schön.“ „Miau.“ „Meinst du?“ „Miau.“ „Hm.“ Sie saßen wieder an ihrer Klippe und sahen dem Sonnenuntergang zu. Ruffy verstand, was Mikan ihm sagte und er wunderte sich auch nicht, wieso sie ihn verstand. Oder wieso sie ihm antwortete, auf ihre Art zwar, aber dennoch. Den ganzen Tag hatten sie zusammen draußen verbracht. Sie waren zusammen am Strand gerannt, haben Wettläufe gemacht und Verstecken gespielt. Hancock wurde mit jeder Sekunde eifersüchtiger, weil Ruffy sich nur noch dieser Katze beschäftigte. Und vor allem, weil die Katze ihm gut tat und sie selbst nicht. Oder zumindest ließ Ruffy die Katze an sich ran und Hancock nicht. „Glaubst du wirklich, sie vermissen mich auch?” Mikan nickte. „Miau.” „Aber …” Es war nicht Ruffy, dass er zweifelte. Das wusste er auch. Aber Zweifel gehörten wie Schmerz und Leid nun zu ihm wie sein Schatten. Aber Mikan brachte wieder Licht in sein dunkles Leben und er zweifelte nicht mehr so oft. Und nicht mehr so stark. „Miau.“ Mikan legte ihm tröstend die Pfote auf den Bauch. „Miau.“ Ruffy lächelte. „Ja, natürlich vermissen sie mich. Wieso sollten sie mich auch nicht vermissen, hm?“ „Miau.“ „Shishishi.“ Mikan schnurrte und kuschelte sich in seinen Schoß. Sie machte es sich wirklich bequem. Auch wenn ihr deutlich klar war, wo sie da lag. Was sollte sie schon groß tun? Ruffy wurde wieder still. Sein Blick verlor sich im Nichts, als er gedankenverloren weiter der Sonne nachsah.     Tag 16     „Was soll ich nur tun, Mikan?“ Den ganzen Tag hatte es schon geregnet und den ganzen Tag hatten sie auf der Klippe verbracht. Ruffy hatte so etwas wie einen Rückfall. Es übermannte ihn. Die Erinnerungen, die Gefühle. Es wurde zu viel. Er brach. Er brach schon wieder. Vor ihren Augen und sie konnte nichts tun. Sie konnte ihrem großen Helden nicht helfen. Nicht mehr tun, als da zu sein, ihn spüren zu lassen, dass er nicht allein war und dass er die ganze Last nicht allein tragen musste. „Ich bin nicht stark genug, Mikan. Wie soll ich nur weiter machen?“ Sie konnte nicht genau sagen, ob es nur der Regen war oder ob er weinte. „Miau.“ Er legte seine Hand auf ihren Rücken. „Aber was soll ich tun, Mikan?“ Sein Blick wurde vollkommen verzweifelt. „Ace ist tot.“ Seine Stimme brach. „Er ist tot und kommt nie wieder. Meine Crew habe ich auch verloren.“ Er ließ den Kopf hängen. „Und sie verfolgen mich. Sie verfolgen mich alle, strafen mich, dass ich nicht stark genug war, um sie zu beschützen.“ „Was soll ich nur machen, Mikan?“ Sie stupste seine Hand an. Schmiegte sich an seinen Bauch. „Miau.“ Was konnte sie schon mehr dazu sagen? „Was, wenn sie mich nicht sehen wollen? Was, wenn ich sie nie wieder sehe? Was, wenn ihnen meinetwegen etwas passiert ist? Ich will nicht an ihrem Unglück Schuld sein.“ Er schluchzte auf. „Ich habe doch schon bei Ace versagt.“ „Miau.“ Sie drückte ihren Kopf an seinen Bauch, leckte ihn. Himmel, er sollte doch nur nicht mehr so sehr leiden. Er brach hier vor ihr und sie konnte nichts tun, außer ihm dabei zusehen. Und sie hasste sich dafür. „Miau!“, sagte sie etwas bestimmter. „Miau!“ Ruffy sah sie verweint an. „Was?“, hauchte er. „Miau.“ „Ich soll nach vorn schauen?“ „Miau.“ „Aber wie soll ich das tun, wenn mich die Vergangenheit nicht in Ruhe lässt?“ „Miau.“ „Ich habe eben nicht alle Zeit der Welt.“ „Miau!“ „Nein, Mikan. Du verstehst das nicht. Ich kann hier nicht ewig bleiben und mich verstecken. Ich muss wieder raus. Ich muss noch so viel erledigen. Aber wie? Wie, wenn die Dunkelheit um mich schwebt und jeden Moment über mir hereinzubrechen droht. Ich  bin ein Wrack, ich kann mich doch niemandem zumuten.“ „Miau.“ Danach war Ruffy still. „Miau.“ Er schloss seine Augen. „Aber was wenn ich zu lange brauche? Was wenn es nicht heilt und ich da draußen doch zusammenbreche?“ „Miau.“ Er riss seine Augen auf und sah Mikan gschockt an. „Meine … Freunde?“ „Miau.“ Sein Blick wurde wieder gequält. „Ich werde eine Last für sie sein. Besonders, wenn ich zusammenbreche. Außerdem bin ich Käpt’n. Ich darf nicht zuammenbrechen. Ich muss stark sein. Wenn ich zusammenbreche, wer soll dann ihr Halt sein?“ Jetzt war Mikan still. Sie wusste keine Antwort auf diese Frage. „Siehst du? Nicht einmal du kannst mir sagen, was ich machen soll.“   Tag 17   „Miau.” „Was sagst du, Mikan? Du willst heute im Bett bleiben?“ Ruffy sah sie besorgt an. „Du hast dich nicht erkältet, oder?“ „Miaau.“ „Hm, das ist nicht gut. Ich bringe dich zum Arzt.“ „Miau“, beschwerte sich Mikan. „Wenn du krank bist, musst du behandelt werden.“ Mikan machte sich ganz schwer auf seinem Bauch und musterte ihn ganz lieb. „Miau.“ „Na gut, kein Arzt“, gab sich Ruffy geschlagen. „Aber wenn es dir auch nur ein wenig schlechter geht, sagst du mir bescheid.“ „Miau.“ Ruffy lächelte. „Braves Kätzchen.“ Es war früher Morgen, aber die Sonne schien schon und erhellte das ganze Zimmer. Gestern waren sie noch lange draußen geblieben. So lange, bis Mikan anfing zu niesen. Dann hatte sich Ruffy aus seinem Mitleid gerissen und war mit ihr zurückgegangen. Oh, sie erinnerte sich nicht gern daran. Er hatte nämlich ein Handtuch genommen und sie trocken gerubbelt. Und Himmel, wo er sie alles angefasst hatte. Sie hatte sich wieder missbraucht gefühlt. Auch wenn es ihr gefiel. Trotzdem hatte sie lieber mehr Privatsphäre haben wollen, aber vielleicht war das zu viel verlangt, immerhin war sie ja nur eine Katze. Die Nacht verlief ruhig. Mikan hatte jeden Atemzug von ihm kontrolliert und dabei die ganze Nacht kein Auge zugetan. Sie hatte wirklich über ihn gewacht. Und war jetzt deswegen so schrecklich müde. Aber es war ihr wert gewesen. Jetzt schien es Ruffy auch besser zu gehen. Das freute sie wirklich sehr, denn sie mochte keinen traurigen Ruffy. Sie schloss ihre Augen und augenblicklich schlief sie ein.     Tag 18     Den letzten Tag hatten sie, wie Mikan wollte nur im Zimmer verbracht. Außer zum Essen gehen natürlich. Heute aber wollte Ruffy unbedingt wieder raus. Er brauchte Bewegung. In dem Raum fühlte er sich eingesperrt und eingeengt. Er fühlte sich unwohl und sah Dinge, die nicht da waren. Kurz: Enge machte ihn verrückt. Deswegen hatte Mikan auch so gut wie nur möglich versucht, ihn abzulenken. Es hatte schon geholfen, aber zwischendurch traf ihn die Realität doch immer wieder. Jetzt waren sie also wieder im großen, weiten Wald. Ruffy fühlte sich wieder viel besser. Er dachte nicht mehr, er würde gleich ersticken oder erdrückt werden. Er konnte durchatmen und sich bewegen. Er konnte sich wieder ganz auf seine Sinne verlassen. „Miau.“ Mikan lief neben ihm, aber so langesam fiel sie doch zurück und er wurde immer schneller und schneller. Aber sie hatte nun mal kurze Beinchen und kam nicht so schnell hinterher. Ruffy drehte sich um und verlangsamte kurz, um sie wieder aufholen zu lassen. „Du gibst nach, mein Mädchen.“ Lachend nahm er sie hoch und legte sie sich wieder auf die Schulter. „Komm, ich zeige dir, was wirkliche Geschwindigkeit ist.“ Lachend beschleunigte er und beide rasten durch den Wald, als gäbe es keinen Morgen. Aber es tat Ruffy so gut. Er konnte sich auspowern; er wusste, dass er frei war. Er musste das tun, sonst wäre schon längst die Dunkelheit über ihm hereingebrochen. Es war eine Art Training einerseits, denn er musste stärker werden und schneller, eine Erlösung andererseits. Denn so kamen die Gefühle nicht hinterher, oder anders: so konnte er viel besser denken und verarbeiten. Er brauchte diese Freiheit solange, bis er mit der Welt und sich selbst endlich wieder klar kam. Mikan wusste nicht, wie lange sie so rannten, aber nach einer Weile kamen sie am Strand an. Und zum ersten Mal sah sie Schiffe. Sie hatte nie darüber nachgedacht, aber es war logisch, dass noch andere hier waren. Es überraschte sie trotzdem. Sie hatte nämlich nur Hancocks Frauen gesehen, aber sonst niemanden. Vor allem keine Männer und auf diesem Schiff waren Männer. Mikan staunte nicht schlecht, als plötzlich Law auftauchte. Trafalgar Law. Was machte der denn hier? Ruffy blieb stehen, lächelte und ging auf ihn zu. Law bedachte ihn nur mit einem nachdenklichen Blick. „Hey, ihr seid ja immer noch hier.“ Law grinste. „Ja, ich dachte, es wäre besser.“ Mikan musterte den Mann. Er sah wirklich gut aus. Aber Ruffy war viel besser. Viel heißer. Oh ja. „Oh, was ist denn das für ein niedliches Kätzchen?“ Sie hörte nur den Satz, doch noch bevor sie ihn verstehen konnte, wurde sie von Ruffys Schulter gerissen und an ihrem Nacken in der Luft gehalten. Sie sah den Mann an, der sie angrinste und musterte, bevor ihr ganz schlecht wurde. Irgendwas in ihr drin fühlte sich auf einmal ganz merkwürdig an. Ihr wurde heiß und kalt zugleich, sie zitterte und plötzlich hatte sie unsagbare Schmerzen. Aber kein Ton kam aus ihrem Mund. Nur die Schwärze umfing sie. Als sie die Augen Sekunden später wieder aufschlug, als der Schmerz vorbei war, fühlte sich alles so merkwürdig an. Auf einmal wurde sie losgelassen und sie fiel auf den Sand. Ihr Blick fiel dabei nach unten und sie zog scharf die Luft ein. Sie hatte wieder Beine. Sie hatte wieder menschliche Beine. „N-Nami?“ Die zitternde Stimme ihres Käpt’ns. Sie erstarrte. Oh nein. Oh nein, oh nein, oh nein. Tränen kamen ihr hoch. Verdammt, er sollte es doch niemals wissen. Langsam drehte sie ihren Kopf nach hinten, um ihn anzusehen, aber noch bevor sie konnte, fiel etwas um ihre Schultern. Erst da merkte sie, dass sie eigentlich nackig war. Erschrocken zog sie schnell Ruffys Shirt über und traute sich nicht, noch einmal nach hinten zu schauen. Es war auch nicht mehr nötig. Denn Ruffy drehte sich um und lief in den Wald. „Nein! Warte, Ruffy! Nein!“ Sie schrie, aber er hörte nicht. Also sprang sie auf ihre Beine, lief zwei Schritte, stolperte über ihre eigenen Füße und landete im Sand. Nami richtete sich mühselig wieder auf. Tränen drohten überzulaufen. Was hatte sie nur angerichtet? Was hatte sie nur getan? Sie ließ den Kopf hängen und sah betrübt auf den Sand. Law zog sich mit seiner Mannschaft zurück und Nami blieb allein. Aber es war ihr recht. Es war so besser. Wehleidig sah sie in den Wald hinein, hoffend Ruffy doch noch irgendwo zu erkennen. Aber es war reines Wunschdenken. Er war weg. Also stand Nami auf und machte sich auf den Weg zu Boas Schloss, denn sie brauchte dringend Klamotten. Wirklich. Ihr war kalt und trotz Ruffys Shirt fühlte sie sich einfach nur nackt.   Hancock war eine Hexe, aber etwas Anderes hatte Nami nicht erwartet. Ein paar Kleidungsstücke hatte sie gnädigerweise trotzdem bekommen. Also lief sie in Ruffys Zimmer und zog sich dort um. Er war nicht drin, aber das war ihr klar gewesen. Er würde jetzt wahrscheinlich allein sein wollen. Ohne alle. Nachdenken. Wieder mit allem allein klar kommen. Und irgendwo konnte sie es nachvollziehen, denn er war in erster Linie ihr Käpt’n. Nami setzte sich aufs Bett und betrachtete gedankenverloren die untergehende Sonne. Als Käpt’n durfte er einfach keine Schwäche zeigen. Vor nichts und niemandem und schon gar nicht vor seiner Crew und auch das verstand sie. Er war schließlich ihr Halt, sie sahen zu ihm auf, erwarteten seine Befehle und sie konnten kaum einem Mann ihr Leben anvertrauen, der gerade nichts weiter als ein Bündel des Jammers war. Er musste für sie stark sein, das war er momentan nicht, deswegen verstand sie es, wieso er allein sein wollte. Aber andererseits … er war eben nicht nur ihr Käpt’n. Er war so viel mehr und er brauchte sie. Und sie ihn. Sie wollte ihn halten. Ihn fühlen. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Sie wollte seine Stimme hören, sich mit ihm unterhalten. Denn auch wenn sie es als Katze tat, so war es etwas völlig anderes. Außerdem konnte sie sich nicht wirklich mit ihm unterhalten als Katze. Denn er hatte nicht alles verstanden. Wie denn auch? Und sie wollte ihm helfen als der Mensch, der sie war. Er war ihr Freund, um den sie sich kümmern wollte. Er war jetzt nicht ihr Käpt’n. Sie hatten hier kein Schiff, keine Mannschaft und Nami wusste, dass er noch lange nicht bereit war, wieder Käpt’n zu sein. Nicht, dass er es je abgelegt hatte, aber er war noch nicht wieder bereit Verantwortung in dem Maße zu übernehmen, denn vielleicht kam es Außenstehen so vor, aber er hatte schon immer so viel Verantwortung übernommen. Nun würde es ihn aber überfordern. Noch. Und deswegen musste sie als Freundin zu ihm und er musste sich helfen lassen. Als Freund. Nicht mehr und nicht weniger. Nami stand auf, ging zu seinem Schrank und oh Wunder, es lag sogar sein Pullover drin, den sie sich überzog und dann nach Draußen ging. Nami wollte ihren Freund unbedingt finden, es ihm erklären, sich entschuldigen. Ihr war alles recht. Wirklich alles. Denn er brauchte sie. Und er sollte die Wahrheit wissen. Was passiert war. Wieso sie so war. Wieso sie nichts gesagt hatte. Wieso sie ihn, ja angelogen hatte. Betrogen. Egal, wie man es betrachtete, es war nicht richtig  gewesen, was sie getan hatte. Sie hätte ihm irgendwie klar machen müssen, wer sie war. Aber in dem Moment, als sie ihn sah, wusste sie, dass sie als Nami nicht weiterkam. Sie musste jemand Unbekanntes sein, damit sie an ihn heran kam. Sie hatte nicht vor gehabt so weit zu gehen. Sie bereute es nicht, denn es half ihr, ihn zu verstehen. Aber es tat ihr leid, dass sie ihn damit verletzt hatte. Als sie hinaustrat, fing es an zu regnen. Nami blieb kurz stehen. Aber ihre Zweifel zogen in Sekundenschnelle an ihr vorüber und sie setzte ihren Weg in den Wald fort. Wann hatte sich Ruffy je durch Regen aufhalten lassen, wenn es seinen Leuten schlecht ging? Nie. Genau. Woher nahm sie also das Recht zu zweifeln und ihn im Stich zu lassen? Nirgendwoher. Genau. Nami lief durch das dicke Gestrüpp, an dunklen Bäumen vorbei. Es war kalt und es war nass, aber durch die Bäume war sie einigermaßen geschützt und wurde nicht ganz so nass. Sie befürchtete eher, dass sie auf ein wildes Tier treffen würde. Sie würde sich nicht verteidigen können, denn ihren Klimataktstock hatte sie verloren, als sie in eine Katze verwandelt  worden war. Und körperlich war Nami nur eine Frau, die auf eine Waffe angewiesen war. Und die keine Teufelskräfte besaß. Also konnte sie nur hoffen und beten, dass sie kein Tier angriff und wenn doch, dass sie dann schnell genug war, um ihm zu entkommen. Oder dass sie genug Glück hatte und auf Ruffy traf, der sie dann retten würde. Sie hoffte wirklich, nichts davon würde eintreffen. Nami lief zur Klippe, denn Ruffy war da oft mit ihr gewesen und ehrlich, sie wusste nicht, wo sie ihn sonst suchen sollte. Wenn er also nicht da war, würde sie nicht wissen, wo sie hin sollte. Und es war nicht so, dass sie nicht die ganze Insel nach ihm absuchen würde, wenn es sein musste, sie befürchtete viel mehr, dass sie ihn dann nirgends finden würde. Dass er praktisch vor ihr weglief. Sie nicht an ihn ran ließ. Es war nicht typisch für Ruffy wegzlaufen, aber was war in letzter Zeit auch schon normal gewesen? Nichts. Und vermutlich wollte Ruffy auch nur nachdenken. Nur Zeit haben, damit klar zu kommen. Nur deswegen würde er ihr aus dem Weg gehen. Nicht? Als Nami an der Klippe ankam, wurde ihre Befürchtungen zum Glück nicht Realität und sie seufzte erleichtert auf. „Ruffy?“, fragte sie vorsichtig. Er rührte sich nicht. Er saß nur mit dem Rücken zu ihr gedreht im Regen und dachte nach? Was auch immer, er schien nicht mit ihr reden zu wollen. Egal. Nami war nicht hierher gekommen, um ihn dann zu ignorieren. Wenn er sie ignorieren wollte, durfte er das machen. Aber sie hatte kein Recht, ihn jetzt allein zu lassen. Sie setzte sich auf den Boden neben ihn. Betrachtete die tosenden Wellen. Die dicken, dunklen Wolken. „Es war falsch. Und das tut mir leid.“ Immer noch keine Reaktion von Ruffy. „Aber ich bereue es nicht. Denn wie hätte ich sonst an dich rankommen sollen?“, fragte sie leise. „Du hättest doch genauso abgeblockt, wie du es jetzt tust. Aber es ist in Ordnung.“ Nami nickte. „Ja, denn ich hab dich irgendwo belogen und das war nicht in Ordnung. Du hast also jedes Recht, wütend auf mich zu sein.“ Seufzend lehnte sie sich nach vorne, legte ihren Kopf auf ihre Arme. „Aber ich hatte nicht einmal gewusst, ob ich je wieder zurückverwandelt werden konnte.“ Sie schloss ihre Augen, lächelte leicht. „Weißt du, ich hatte keine Ahnung, wie ich es dir auch hätte sagen sollen. Ich konnte nicht reden, nicht schreiben. Zwar hast du ja vieles verstanden, aber wie hättest du reagiert, wenn du die Wahrheit gewusst hättest?“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Vielleicht hätte ich es dir von Anfang an irgendwie sagen sollen. Vielleicht. Aber es war mir wert, dass ich es nicht getan hatte.“ Nami hörte, wie er seufzte. „Hast du die Anderen gesehen?“ Nami schüttelte ihren Kopf. „Nein. Ich habe dich gesucht. Und wenn ich ihnen dabei begegnet wäre, wäre ich ja nicht allein hier. Aber ich habe niemanden getroffen. Und als du auch noch von Law mitgenommen worden warst, hatte ich selbst deine Spur verloren. Es war wirklich pures Glück, dass ich ausgerechnet hier geladet bin.“ „Du hättest sterben können.“ „Sagt der Richtige.“ „Du hättest auch ohne mich weitermachen können.“ „Willst du wem weismachen? Mir oder dir?“ „Nami!“, brachte er knirschend hervor. Jetzt sah er sie endlich an. „Es hätte dir so viel Schlimmeres passieren können als der Tod.“ „Hat dich das jemals abgehalten?“ „Das ist etwas völlig anderes.“ „Seh ich nicht so.“ „Das ist mir egal.“ Sie nickte. „Oh ja, mir auch. Denn jetzt bin ich eh hier. Und dir bleiben nur zwei Möglichkeiten.“ Sie sah ihm fest in die Augen und Ruffy erwiderte den Blick, ohne auch nur einmal zu blinzeln. „Entweder du schickst mich weg. Ich würde auch gehen, wenn du mir sagen würdest, dass du allein sein musst, damit es dir wieder besser geht. Dann würde ich mich auf die Suche nach den Anderen machen und wenn wir komplett wären, würden wir wieder hierher kommen und dich abholen. Oder du schickst mich nicht weg. Dann bleib ich hier und wenn du sagst, dass du soweit bist, gehen wir die Anderen gemeinsam suchen.“ Die erste Option wäre sehr hart für Nami. Aber sie würde sie ohne zu zucken hinnehmen. Wenn es ihrem Freund half, würde sie alles tun. Selbst allein die Grand Line durchsegeln, um ihre Freunde zu suchen. Grimmig sah er sie an. „Erstens fällt ja wohl sowieso weg.“ „Wieso?!“, zischte Nami, aber innerlich freute sie sich gewaltig darüber. Er würde sie also nicht allein gehen lassen. Er würde sie generell nicht gehen lassen. „Weil du allein nicht weit kommen würdest. Du siehst doch, wie nah du dem Tod vor einer Woche noch gewesen bist.“ Seufzend schloss Nami die Augen. „Aber wenn es dir hilft …“ „Wer sagt denn, dass es mir hilft?“ Diesmal klang seine Stimme weicher, fast schon schmerzhaft. „Du tust so, als müsstest du allein sein, Ruffy, um mit allem klar zu kommen.“ Sie legte ihre Arme um ihre angezogenen Knie und legte ihren Kopf auf sie. „Aber weißt du. Es tut schrecklich weh, wenn man allein ist.“ Sie schloss ihre Lider. „Ich war die letzten acht Jahre allein und nach Bellemeres Tod war niemand da. Wie denn auch? Ich hatte doch alle hintergangen.“ Schmerzhaft zog sich ihre Brust zu. „Zu der Zeit hatte ich mir so sehr jemanden gewünscht, der mir all diesen Schmerz genommen hätte. Oder wenigstens zum Teil. Der mir geholfen hätte. Irgendwie. Aber es kam niemand.“ Seufzend hörte sie auf daran zu denken, denn Ruffy war der Leidtragende und nicht sie. „Deswegen würde ich auch jetzt viel lieber bei dir bleiben. Aber jeder geht mit so etwas anders um. Und wenn du am besten allein d-“ „Ich habe doch schon gesagt, dass es mir nicht hilft.“ Nami lächelte leicht. „Gut, ich bleib nämlich gern“, sagte sie nickend. „Ist dir kalt?“, fragte der Junge, als er sah, wie seine Freundin am ganzen Körper zitterte. Nami vergrub ihren Kopf an ihren Knien und schüttelte ihn, so gut es ging. „Du sollst nicht lügen, Nami.“ „Ich lüge nicht.“ Seufzend stand er auf und ging zu ihr. „Nein“, sagte sie schnell. „Du magst es da drin nicht und ich lasse dich nicht mehr allein.“ Vielleicht war sie nur eine Katze gewesen, aber niemals dumm oder naiv. „Aber wenn du krank wirst, ist es noch viel schlimmer.“ Nami schürzte die Lippen. „Ist es nicht“, spuckte sie kleinlaut hervor. Ruffys Mundwinkel zuckten und ein winzig kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Gut, mir ist kalt, also gehen wir wieder zurück.“ Nami sah ihn skeptisch an. Seufzend stand sie dann ebenfalls auf. „Kannst du laufen, oder soll ich dich tragen?“ Nami überlegte, denn es klang wirklich verführerisch. Aber sie entschied sich dagegen. Dafür nahm sie aber seine Hand und lief langsam los. „Wenn du nicht mehr kannst, kann ich dich ja tragen.“ Ruffy musterte sie spitzbübisch. Grinste leicht. „Ach, meinst du, das schaffst du?“ Nami streckte ihm die Zunge raus. „Wieso nicht?“ Ruffy lief neben ihr, seine Sinne wach und gespannt. „Naja, zuerst mal bin ich viel größer als du. Das wäre also Problem Nummer eins. Dann kommt hinzu, dass ich viel schwerer bin. Außerdem bist du mir so ein Würstchen, dass doch gleich zusammenklappen würde.“ „Oh, jetzt bist du gemein“, schmollte Nami. „Ich würde es schon irgendwie schaffen.“ Ruffy lächelte, drückte ihre Hand und lief schweigend weiter. „… Ruffy?“ „Hm?“ Neugierig schaute er sie an. Nami öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder. Und das Ganze zwei Mal. Dann schüttelte sie ihen Kopf. „Ach nichts, vergiss es.“ Er drückte ihre Hand. „Du kannst mit mir über alles reden, Nami.“ Sie nickte leicht lächelnd. „Ja, ich weiß. Danke.“ „Nichts zu danken, Nami.“ Sie hatte etwas auf der Seele und er sah es und trotz des Schocks, den Nami ihm bereitet hat, denn er hatte nie auch nur im Traum geahnt, dass Mikan sie sein könnte, machte er sich schreckliche Sorgen um sie. Und wie hätte er böse auf sie sein können, wenn sie ja doch Recht gehabt hatte? Aber er war trotzdem enttäuscht, dass sie ihm nichts gesagt hatte. Doch er war der Letzte, der sie deswegen veruteilen würde. Sie wollte nur helfen. Und hatte ihr Ziel auch wirklich erreicht. Außerdem war er so verdammt glücklich und froh, sie bei sich zu haben. Zu wissen, dass es ihr gut ging, dass ihr jetzt auch nichts mehr passieren würde. Nach einem stillen Rückweg, aber die Stille war keineswegs erdrückend gewesen, nein, beide hingen ihren Gedanken nach, händchenhaltend, kamen sie in Boas Schloss an, die sie auch prompt willkommen hieß. Oder sollte man vielleicht sagen, dass sie Ruffy willkommen hieß und Nami am liebsten die Pest an den Hals gewünscht hätte? Aber wer wusste es schon, vielleicht tat sie es insgeheim ja doch. „Hey, Hancock. Kannst du Nami trockene Sachen geben? Ich will nicht, dass sie sich erkältet.“ „Aber natürlich, Ruffylein.“ Sie war wirklich hin und weg. Nami wuderte es nicht, wer konnte für Ruffy auch nicht schwärmen? Er war nun mal der Tollste. Aber irgendwo war Nami doch schon ein wenig eifersüchtig. Dann wiederum hatte sie keinen Grund. Ruffy schien nichts in Boa zu sehen. Wozu also Eifersucht? Nami lehnte sich also an Ruffys Arm und wartete, dass ihr die Kleidung gebracht wurden. Sie schloss ihre Augen und sah deswegen nicht, wie Boa sie hasserfüllt beobachtete und in ihrem Kopf schon nach einem Plan kramte, wie sie Nami beseitigen sollte. Ruffy sah Boa nur kurz an, vielleicht merkte er ihren Blick, vielleicht aber auch nicht. „Boa, das ist Nami. Meine Navigatorin.“ Das hatte sich Boa schon gedacht, aber jetzt war es sicher. Das war’s also mit ihrem tollen Plan. Sie konnte ja schlecht seine Navigatorin töten. Dann wiederum, wieso nicht? Sie würde ihm eine bessere geben. Genau! Hauptsache diese Göre war nicht bei ihrem Ruffy. Als Ruffy merkte, wie sich Nami an ihn lehnte, ließ er ihre Hand los, legte sie aber um ihre Schulter und drückte sie an sich. Ihm gefiel es nicht, wie sie zitterte. Das fiel Boa natürlich auf. Aber noch bevor sie etwas sagen konnte, kam auch schon endlich eine Frau, die für Nami die Sachen dabei hatte. „Hier, es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ „Hätte ruhig viel länger dauern können. Dann wäre diese Hexe wenigstens krank geworden“, nuschelte Boa in ihren nicht-vorhandenen Bart. „Danke“, sagte Ruffy freundlich lächelnd und nahm die Sachen. „Komm Nami.“ Sie nickte schwach, blieb aber an ihm gelehnt, in seinem starken Arm. War er es nicht, der es brauchte, in den Arm genommen zu werden? Nami hasste sich dafür, wirklich. Aber ihr war kalt und Ruffy war so warm. Und es fühlte sich bei ihm einfach richtig an. Es war doch immer so gewesen. Er war immer für sie dagewesen. Und eher seltener umgekehrt. Sie liefen beide in Ruffys Zimmer, Nami an ihm gelehnt, Ruffy ganz der fürsorgliche Freund. „Du solltest ein heißes Bad nehmen, Nami. Wenn du krank bist, wird es zu spät sein.“ Nami lächelte sanft. „Aye, aye.“ Nami ließ ihn unfreiwillig los und lief ins Bad. Sie überlegte nur kurz, denn sie wollte Ruffy nicht so sehr warten lassen, außerdem wollte er sich bestimmt auch aufwärmen. Deswegen nahm sie nur eine heiße Dusche. Auch wenn sie unter jenen auch ziemlich lange stand. Aber Ruffy würde ihr das schon verzeihen. Ruffy wartete in der Zwischenzeit am Fenster auf sie. Er hatte es aufgemacht und saß nun auf dem Fensterbrett, denn auf einem Fenster hier war es möglich. Es war nicht ganz verglast, sondern nur ab der Mitte etwa. Der Schwarzhaarige beobachtete den Wald, das Meer. Alles und nichts. Seine Sinne waren auf Nami gerichtet. Er hörte das Wasser plätschern. Wusste, dass es ihr gut ging. Instinktiv wusste er es. Dennoch war er besorgt. Und noch immer saß ihm der Schock tief in den Gliedern. Trotzdem war er verantwortungslos gewesen. Er hatte sie stehen lassen. Er hatte sie allein durch den Wald laufen lassen, wo er sich doch vorstellen konnte, dass sie unbewaffnet war. Und was konnte sie da schon gegen so eine dumme Raubkatze anrichten? Seufzend lehnte er sich an den Fensterrahmen. Er war heilfroh, dass er immer auf seinen Instinkt hörte. Denn er wusste noch ganz genau, wie er die Katze einfach liegen lassen wollte. Wie er Nami einfach hätte sterben lassen. Oh ja. Er hätte es zugelassen. Und das machte alles nur noch schlimmer. Denn wäre sein Gefühl nicht gewesen, dann hätte er es getan. Oder? Was war er nur für ein Mensch? Er hätte seine Navigatorin sterben lassen. Erschöpft strich er sich durchs Haar. War er wirklich so verantwortungslos? Und jetzt? Was sollte er jetzt machen? Jetzt, wo Nami wieder da war. Er musste doch stark sein. Er musste so sehr stark sein. Denn er hatte doch das Kitten gefunden. Er hatte doch gesehen, wie es zugerichtet war. Wie Nami zugerichtet war. Und er hatte jetzt auch Blicke erhaschen können. Sie war immer noch grün und blau. Und etwas lastete ihr auf der Seele. Sie brauchte ihn. Jetzt durfte er sich keine Schwäche mehr erlauben. Vor allem auch, weil er ihr Käpt’n war und so viel mehr. Sie musste sich auf ihn verlassen. Aber dann wiederum wusste sie das alles. Er hatte es ihr alles erzählt. Der Griff um sein Herz löste sich etwas. Ja, denn Nami wusste das alles doch. Er hatte ihr seine Schwäche gestanden. Er hatte sich ihr anvertraut. Sie wusste, mit wem sie es jetzt zu tun hatte. Aber würde sie ihn so akzeptieren? Auch als die Nami, die sie nun mal war. Und keine Katze. Denn Nami wollte sich sicher fühlen, wollte beschützt werden. Und es war nicht so, dass er es nicht tun würde. Aber er wusste nicht, inwieweit er dazu in der Lage war. Er wusste nicht, ob er sie trösten konnte, wenn er selbst doch am Ende war. Aber das wusste sie, nicht? Das wusste sie doch. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sich die Badezimmertür öffnete und Nami herauskam, offensichtlich nach etwas suchend. „Ruffy, wo sind die Sachen?“ Denn sie hatte sie nicht mitgenommen. Ruffy lächelte leicht. Dieser Dummkopf. Wirklich. Manchmal war sie einfach nur ein kleiner Dummkopf. Er drehte sich um, sprang vom Fensterbrett und erstarrte. Erstens war sie nur in einem äußerst kurzen Handtuch gekleidet und zweitens war der Anblick noch viel erschreckender. Schnell stand er hinter ihr und berührte die noch recht frische Wunde an ihrem Rücken. Die kompletten Streifen waren durch das Handtuch versteckt, aber er konnte es sich denken. Nami zuckte zusammen unter seine Berührung, zog scharf die Luft ein und erstarrte. Sie war so angeschpannt, ihre Glieder zitterten leicht und er hatte das Gefühl, dass sie Angst vor ihm hatte. Dass er nicht stark genug gewesen war, endete also damit, dass sie fast getötet worden war und diese Narben wohl nie mehr los wurde. Ruffy war zum Heulen zu Mute. Er schlang seine Arme um sie, drückte sie an sich. Verdammt, er war es doch nicht, vor dem sie Angst haben musste. Er würde sie beschützen. Er würde es niemals zulasen, dass ihr jemand wehtat. Nicht so. Ruffy drückte sein Gesicht in ihr noch nasses Haar. „Was ist passiert, Nami?“, fragte er heiser. Wollte er es überhaupt wissen? Er würde jeden umbringen, der Nami auch nur schief angesehen hatte. Er würde sie aufspüren und foltern, bis sie ihn anflehten, dass er sie endlich erlöste. Aber dann wäre er ein kaltblütiger Mörder. Genauso korrupt wie die Marine. Wie alle in dieser Welt. Und das wollte er doch nicht. Das durfte er nicht sein. Er spürte, wie Nami entspannte und in sich zusammensackte, aber er hielt sie, ließ sie nicht fallen. Nie mehr. Niemals wieder. Sie umklammerte seine Hände, drückte sich an seine Brust. Sie schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Ruffy. Es würde nichts bringen, wenn du es wüsstest.“ Ihre Stimme war genauso heiser. „Es ist zu spät.“ Ihre Worte lagen schwer zwischen ihnen. Denn Ruffy interpretierte sich nicht ganz, wie Nami es wollte. Denn es war zu spät. Er war nicht dagewesen, als sie ihn so sehr brauchte. Dabei meinte Nami einfach nur, dass es passiert war und nicht mehr geändert werden konnte, ob er es wusste oder nicht. „Aber …“, Ihre Stimme zitterte, als sie es sagte. Sie kniff die Augen zusammen, drehte sich in seinen Armen um und klammerte sich an sein T-Shirt. „Aber…“ Ruffy drückte sie fest an sich. „Aber du lässt doch nicht zu …“ Ihre Stimme brach erneut. „Du lässt sie nicht zu mir.“ Ihre Stimme klang fragend und unsicher. Dabei müsste sie die Antwort doch kennen. „Nein, Nami. Ich lasse niemanden an dich ran. Ich verspreche es. Keiner wird dir wehtun, Nami. Keiner.“ Er küsste sie auf den Kopf, drückte sie noch mehr an sich. Wer hatte ihr nur so Schreckliches angetan, dass sie solche Angst hatte? Nicht einmal vor Arlong hatte sie solche Angst und er hatte sie die meiste Zeit ihre Lebens versklavt. Wenn er die Typen erwischen sollte, dann konnte er nichts mehr garantieren. Gar nichts. Denn keiner, wirklich keiner, wagte es seiner Nami etwas anzutun. Und schon gar nicht so, dass sie solche Panik vor ihm hatte. „Ich bin da, Nami. Keine Angst. Du bist nicht allein.“ Nami lachte bitter auf. „Sollte das nicht mein Text sein?“, fragte sie missbilligend. Trotzdem wurde ihr Griff keinesfalls lockerer. Daraufhin lächelte Ruffy bitter. „Nein. Es war schon immer mein Text gewesen und das wird er auch bleiben.“ Jetzt ließ sie locker und sah ihn gequält an. „Es tut mir leid, Ruffy.“ Er schüttelte aber seinen Kopf. „Nein, Nami. Es soll so sein und nicht umgekehrt. Ich muss für dich da sein. Und nicht du für mich. Ich muss stark sein. Das ist meine Aufgabe. Auf dich aufpassen und für dich da sein, das ist auch meine Aufgabe. Und du musst nur glücklich sein, das ist deine Aufgabe.“ Nami schüttelte vehement den Kopf, aber Ruffy ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. „Nami, ich muss stark sein, schon allein, weil ich Kapitän bin, kann ich mir Schwäche nicht leisen. Und weil ich Kapitän bin, muss ich mich um euch kümmern, dafür sorgen, dass es euch gut geht. Ich muss auf euch aufpassen, und nicht nur, weil es meine Pflicht ist, sondern auch weil ihr meine Freunde seid und ich es gern tue und ich es mir nicht verzeihen kann, wenn dann doch etwas passiert.“ „Aber-…“ „Kein aber, Nami. Wer hat das getan?  Was ist passiert? Wieso warst du im Wasser, wieso als eine Katze?“ Nami schluchzte auf. Sie sollte doch ihm helfen und nicht umgekehrt. Es war doch so egal, was mit ihr war. Jetzt war sie hier. Das war doch genug. Sie wollte nicht mehr. Sie wollte sich jetzt nur um ihn kümmern. Sie wollte damit nicht konfrontiert werden. Nein. Sie wollte darüber nicht reden. Sie wollte es nur vergessen. Einfach nur vergessen. „Hey, ganz ruhig, Nami. Es wird alles gut.“ Er küsste sie erneut auf den Kopf, strich ihr durchs Haar, drückte sie noch fester an sich. „Ich bin da.“ „Ich will nicht mehr … schwach sein. Ich … will dir … auch helfen können.“ Es brach ihm das Herz, dass sie so litt. Wegen ihm. Weil er sie nicht beschützt hatte und weil er sie jetzt nicht helfen lassen wollte. „Du bist nicht schwach, Nami. Du bist alles andere als schwach. Allein dass du das alles überlebt hast, zeugt von unendlicher Stärke.“ Aber seine Worte überzeugten sie nicht. Sie weinte weiter. Klammerte sich an ihn. Obwohl sie wusste, dass sie es nicht durfte. Es würde ihn stürzen. Noch mehr als ohnehin schon. Es würde ihn nur endgültig über die Klippe stoßen. Sie wischte sich die Tränen ab, löste sich von ihm, wurde aber immer noch von Schluchzern geschüttelt. „Es tut mir leid.“ Er wollte etwas erwidern, aber sie ließ ihn nicht. Nami schnappte sich ihre Sachen und verschwand im Bad. Ruffy sah ihr nachdenklich hinterher. Es tat ihm wirklich leid, dass er so sein musste. Aber er durfte sie das alles nicht sehen lassen. Nicht mehr. Vor allem, wenn sie doch ihn brauchte. Und scheinbar mehr, als ihr klar war. Ruffy seufzte und setzte sich wieder auf die Fensterbank. Als Nami wieder aus dem Bad kam, kurze Minuten später, drehte er sich nicht zu ihr um, weil er einfach nicht wusste, wie er ihr begegnen sollte, aber die zwei warmen Arme, die sich um ihn schlangen, hatte er nicht erwartet. „Du solltest auch duschen. Und dir was Trockenes anziehen, Ruffy. Wenn du krank wirst, ist es noch viel schlimmer, als wenn ich es täte.“ Sie ließ ihn wieder los und legte sich aufs Bett. Sie war müde und ausgelaugt. Ruffy musterte die Orangehaarige. Sie hatte ein weißes T-Shirt an und eine lockere Shorts, die ihr bis zu den Knien ging. Jetzt, wo er sie genauer betrachtete, fielen ihm auch die anderen Wunden auf und er musste sich wirklich zwingen wegzusehen, denn er war sich auf einmal nicht sicher, ob er es nicht aus Nami notfalls rausquetschen und dann nicht sofort nach den Bastarden auf die Jagd gehen würde. Er sprang wieder in den Raum, schloss das Fenster, denn Nami sollte nicht kalt sein und befolgte ihren Rat. Es dauerte bei ihm aber so viel kürzer und im Nu war er wieder bei seiner Navigatorin. Sie sah ihn verschlafen aus dem Bett an. „Du schläfst doch hier, oder?“ Hörte er etwaPanik aus ihrer Stimme? Er setzte sich auf die Bettkante, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Willst du denn, dass ich bleibe?“ Nami sah ihm müde in die Augen. „Ja.“ Sie setzte sich auf und krabbelte zum Fenster hin, gab Ruffy also genug Platz, um sogar neben ihr zu liegen. Ruffy sah sie verblüfft an. „Hier?“ Eigentlich überraschte es ihn gar nicht, denn auch sein Kätzchen war ständig bei ihm, seit sie gehen konnte. Und ab der zweiten Nacht hatten sie sogar das Bett geteilt. Und vorher war es doch auch nie ein Problem gewesen, wenn sie mal draußen oder in einem Hotel übernachtet hatten. Wieso denn jetzt auf einmal? Wieso fühlte es sich so anders an? Auf einmal. „Ja, natürlich hier. Es ist genug Platz, sodass auch ein dritter noch locker dazwischen passen würde.“ Ruffy sah sie merkwürdig an. „Nein, kein dritter.“ Nami seufzte. „Das war doch nur so gemeint.“ Ruffy lächelte. „Ich weiß.“ Er legte sich auf den freien Platz neben Nami aufs Bett und musterte sie. „Schlaf ruhig, du siehst müde aus.“ Nickend schloss Nami ihre Augen und kuschelte sich in das Kissen. Es war warm und irgendwie wollte sie auch gar nicht unter die Decke. Aber als die Matratze sich bewegte, öffnete sie ihre Augen und noch bevor ihr Verstand registriert hatte, was sie tat, hatte sie schon Ruffys Hand gegriffen. Erstaunt sah er sie an. Sah die Panik in ihren Augen. „Ich gehe nirgendwohin, Nami. Nur das Licht ausmachen.“ Sie schien darüber kurz nachzudenken, ließ ihn nach einer Weile dann los. Aber sie beobachtete jeden seiner Schritte, so als ahnte sie, dass er sie doch allein lassen würde. Aber das tat er nicht, denn er schaltete wirklich nur das Licht aus und kam wieder zurück ins Bett. „Ist dir nicht kalt?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern schob seine Arme unter ihrem Körper durch, hob sie hoch, setzte auf seinen Schoß und zog die Decke zurück. Dann legte er Nami wieder aufs Bett und deckte sie zu. Rot um die Nase sah Nami ihn mit geweiteten Augen an. „Ich will nicht, dass du krank wirst“, war seine logische Erklärung. Nami war es egal. Solange er nur da war. Solange sie nicht allein war.   Tag 19   Seine Stimme weckte sie. Aber es war nicht die Art, auf dieNami sie hören wollte. Schnell setzte siesich auf und sah die Tränen, die an seinen Wangen hinunterliefen. Er rief wieder Ace‘ Namen. Er rief ihn ständig. Panisch. Verlangend. Ängstlich. Es brach Nami das Herz. Sie krabelte zu ihm, schüttelte ihn. Es war nur ein Alptraum. Ein Alptraum, dem er nicht entkommen konnte. „Ruffy“, sagte sie sanft. „Ruffy, wach auf.“ Es war noch Nacht, denn es war dunkel, kein Mondschein erhellte das Zimmer. Alles war pechschwarz. „Ruffy.“ Erneut schüttelte sie ihn, aber erneut passierte nichts. Nami verzweifelte. Was hatte sie letztens getan? Ach ja, ihn gekratzt. Aber das wollte sie nicht wieder tun. Sie betrachtete verzweifelt sein Gesicht und es überkam sie einfach. Sie beugte sich zu ihm, hauchte seinen Namen und küsste ihn auf die Lippen. Vielleicht war es der Kuss, oder ihre warmen Lippen, ihre Nähe oder auch nur der Zeitpunkt, an dem er schrocken aufwachte. Er fuhr hoch, drückte Nami mit sich, die den Kuss löste, als beide saßen. Keuchend sahen sie sich in die Augen. Fest, intensiv, verzweifelt. „Ruffy“, sagte sie verzweifelt und legte die Arme um ihn, drückte ihn an sich. Er war wohl immer noch zu sehr mitgenommen, um zu reagieren. Aber er war wach und er wusste, dass sie da war. Das bestätigten auch seine Arme, die sich nach einer Weile um sie legten. „Alles wieder gut, Nami.“ Sie nickte und ließ ihn widerwillig los. Sie sah ihn wieder an und hätte ihn am liebsten wieder umarmt. „Wegen dem Kuss …“ Ruffy lächelte. „Hast mich nicht anders wecken können?“ Nami kratzte sich verlegen am Kopf. „Nein, nicht wirklich. Ich habe nicht nachgedacht …“ Ruffy sah sie sanft an. „Es ist in Ordnung“, sagte er und Nami fiel ein Stein vom Herzen. „Wir sollten noch ein wenig schlafen.“ Ruffy nickte und legte sich wieder hin. Nami zögerte kurz, entschied sich letztendlich aber doch für die Initiative und legte sich ganz nah an Ruffy. „Ist doch ok“, fragte sie murmelnd. Ruffy war zuerst verblüfft, entspannte aber schnell wieder. Er legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich. Ja, damit konnte er durchaus leben. Nami legte ihren Arm um seinen Bauch und machte es sich an seiner Seite gemütlich. Sie wollte nicht allein sein und er konnte es offenbar nicht. „GuteNacht.“ „Schlaf gut, Nami.“   Am nächsten Morgen schien endlich wieder die Sonne.   „Ruffy?“ „Hm?“ Er hatte nicht mehr wirklich geschlafen. Er wollte sicher gehen, dass es Nami gut ging und solange es ihn vor den Albträumen fern hielt, war er mit allem zufrieden. „Keiner weiß, wo du bist.“ Er drückte sie fester an sich. „Sie machen sich Sorgen. Ich hatte mir Sorgen gemacht. Und es war schrecklich, ohne jede Spur nach dir suchen zu müssen.“ „Tut mir leid.“ „Nein, so meine ich das nicht. Ich meine nur, dass wir sie wissen lassen sollten, dass du lebst, und vielleicht, wo du dich aufhältst. Oder …“ Ja, darüber hatte Ruffy auch nachgedacht. Die ganze Nacht. Es tat ihm so gut, sie im Arm zu halten, sie bei sich zu haben. Und er war sich sicher, dass er sich noch besser fühlte, wenn seine ganze Crew bei ihm wäre. Wenn nicht nur Nami sich in seiner sicheren Obhut befäne, sondern alle seine Freunde. Denn er hatte durch Nami gelernt, dass es nicht nur ein Albtraum war, sonderen bittere Realität, dass sie allein weitaus nicht so stark waren wie in der ganzen Gruppe. „… wir suchen sie. Ja, wir sollten uns auf die Suche nach ihnen begeben.“ Nami hob ihren Kopf, sah ihn nachdenklich an. „Bist du sicher? Ich meine, wir können noch ein wenig hier bleiben u-“ Ruffy schüttelte hart seinen Kopf. „Nein“, verzweifelt sah er sie an. „Ich will auch alle wieder bei mir haben.“ Sein Anblick erschütterte sie. Diese Not, diese Notwendigkeit in seinen Augen. Er wollte seine Freunde wieder. Aber war er bereit wieder Kapitän zu sein? Jetzt schon? Konnte er sich der Welt wieder stellen? Sie zweifelte nicht an seiner Stärke. Nicht an seiner inneren Stärke und schon gar nicht an seiner physischen. Aber war er wirklich bereit, wieder all die Lasten auf seine Schultern zu heben? Sie legte ihren Kopf auf seine Brust.  Es war falsch. Sie würde die Lasten mit ihm tragen. Sie würde ihn sie nicht mehr allein tragen lassen. Alle sowieso nicht. Grinsend hob sie ihren Kopf. „Aye, Käpt’n! Wir stechen wieder auf zur See.“ Wie im Nachthimmel versank der Junge in ihren Augen, Kraft und Mut schöpfend. Ja, er hatte seine Crew, seine Leute, die ihn brauchten und die er noch viel mehr brauchte. Sie glaubten an ihn, vertrauten ihm und auf ihn. Er durfte sie jetzt nicht im Stich lassen. Nie wieder.     „Sie haben keinen Anhaltspunkt. Also werden sie dahin zurück gehen, wo wir zuletzt zusammen waren. Außerdem muss unser Schiff da noch irgendwo sein.“ „Ja.“ „Aber ich habe eine andere, bessere Idee, wie wir herausfinden, wo sie sind.“ Er schaute zu ihr herüber. Sie saßen wieder auf der Klippe und beobachteten das Meer. Nebenbei besprachen sie, wie es weiter gehen sollte. „Es gibt bestimmte Möwen, Brief-Möwen. Sie sind nicht an Orte, sondern an Menschen gebunden. So wie die Geier in Alabasta. Sie spüren Menschen auf.“ Grinsend drehte sie ihren Kopf zu Ruffy. „Sie sind sehr selten und nur sehr wenige Menschen wissen über sie bescheid. Hätte ich mich nicht mit einer in meiner Katzengestalt unterhalten, hätte ich es selbst nicht geglaubt. Aber das Beste ist, dass eine auf dieser Insel lebt. Und ich weiß auch, wo sie sich in diesem Moment befindet.“ Ruffys Augen leuchteten, als Nami zu ende gesprochen hatte. „Auf, worauf warten wir noch? Los, finden wir die Möwe!“ Er sprang auf die Beine, zog Nami mit sich hoch und stoppte abrupt. (dead in his tracks) „Und dann?“ Nami wäre wieder hingefallen, hätte Ruffy sie nicht gehalten. „Sag mir nicht, dass die dir dein Gehirn weggeballert haben. Obwohl, da war von Beginn nichts gewesen …“ „Oi!“ Leicht lächelnd hob sie ihren Kopf und schaute in seine Augen. „Es heißt, dass wir der Möwe einen Brief schreiben können, den sie dann unseren Freunden bringt.“ Ruffy erstarrte. So einfach. So einfach war es? So einfach war es, seine Freunde wieder zu finden? Er zitterte, als er seinen Kopf senkte und Nami rutschte das Herz in die Hose, weil sie nicht wusste, was sie Falsches gesagt hatte, als er sie pötzlich hochhob und sich mit ihr im Kreis drehte. Laut lachend drückte er sie an sich. „Du bist die Beste, Nami. Shishishi. Du bist einfach die Beste!“ Er war so glücklich. So unglaublich glücklich. Nami hatte er schon hier und jetzt stand ihm nichts mehr im Weg, die Anderen auch zu finden. Denn, egal wie schlimm sein Schmerz war, ohne seine Crew war er tausend Mal schlimmer. Er konnte alles ertragen, solange sie nur bei ihm waren. Seine Menschen. Die, die ihn so sehr liebten, ihn schätzten, ihn brauchten. Die, die ihn utnerstützten. Gott, wie er diese Menschen liebte. Er konnte nicht ohne sie. Und sie würden zu ihm halten. Und solange sie dies taten, würde er nicht zusammen brechen. Er würde ihnen ein würdiger Kapitän sein. Besser als zuvor.   Tag 20     „Stärker werden, hm?“ „Oh ja. Und wir werden hier anfangen. Bis zu der Insel ist es noch ein weiter Weg mit vielen Zwischenstopps und wer weiß, vielleicht sammeln wir den Einen oder Anderen unterwegs auf. Nichtsdestotrotz müssen wir alle stärker werden, damit wir in der Neuen Welt bestehen.“ „Na, zum Glück bin ich keine Katze mehr, sonst wäre das nichts mit dem stärker werden.“ „Shishi, ja, aber du trainierst erst mal sowieso nicht.“ „Wa-?! Wieso nicht?“ Er drehte seinen Kopf und sah seine Navigatorin abschätzend an. „Erstens hat es die Ärztin gesagt. Du brauchst noch immer Erholung. Zweitens bist du nur Haut und Knochen. Es ist mir ein Rätsel, wie du dich auf den Beinen halten kannst. Und drittens brauch ich dich mehr hier auf dem Schiff als auf dem Schlachtfeld.“ Nami seufzte und schaute beleidigt weg. Es war ja nicht nur ihre Schuld, dass sie so mager geworden ist. Aber irgendwo hatte er Recht. Sie war noch nicht fit genug, um zu trainieren. Zuerst musste sie wieder körperlich fit werden, um über ihre Grenzen zu gehen. Und überhaupt musste sie fit sein, um das Schiffchen hier steuern zu können, denn sie waren auf See auf direktem Weg zu einer Insel, die nur wenigen bekannt war und nun ihr Treffpunkt war. Von dort aus würden sie ihr Schiff zurückholen gehen. Gemeinsam. Stärker. Und mit neuem Mut. Lächelnd drehte sie sich wieder dem Meer zu, ließ die sanfte Brise durch ihr Haar wehen und genoß es einfach, wieder sie selbst zu sein. Auf dem Meer und mit ihrem Käpt’n vereint. „Apropos Haut und Knochen, ich habe Hunger.“ Lachend wandte sich Nami ab und ging zur Kombüse, Rufy dicht hinter ihr. „Und vielleicht sollte ich dich mästen.“ „Bitte, was? Wag es nicht!“ „Shishish- aua!“ „Hast du davon.“ „Dumme Kuh. – Aua!“ „Idiot.“   „…Nami?“ „Ja?“ Sie drehte sich zu ihm nach hinten und sah ihn fragend an. „Was ist passiert?“ Sie seufzte und drehte sich wieder der Kochplatte zu. Sie fing an etwas zu kochen und hoffte, dass es reichen und schmecken würde. Immerhin musste sie einen Ruffy ernähren. Zum Glück waren sie aber sehr gut verpflegt. Wenigstens daran hatten die Mädels gedacht. „Ok. Kurzversion.“ Sie merkte, wie er sich hinter ihr anspannte. „Ich war auf einer Insel, als du nach dem Krieg spurlos verschwunden bist. Also hab ich mich auf ein Schiff geschlichen, nur dummerweise war es ein Piratenschiff und durch eine Dummheit meinerseits bin ich aufgeflogen. Also haben sie mich unten eingesperrt. Da ich aber immer noch auf der Suche nach dir war, bin ich abgehauen und direkt in mein nächstes Unglück gerannt.“ Bitter lächelnd dachte sie daran zurück. „Der Typ hatte Teufelskräfte, verwandelte mich in die Katzengestalt, in der du mich gefunden hast.“ Kurz hörte sie auf zu kochen und stand still. Unterlag ihren Erinnerungen. „Er hatte die Anderen geweckt. Und Naja. Ich habe mich gewehrt, sie wurden aggressiv, letztendlich landete ich im Meer. Und, oh Gott, ich hätte lieber alles andere ertragen als im Wasser zu sein.“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Keine Ahnung, was mich gerettet hat, aber als ich aufwachte, lag ich auf dem Holzstück, auf dem du mich gefunden hast. Und naja, irgendwann landete ich vor deinen Füßen und den Rest kennst du.“ „Nami … wann hast du … die ganzen Wunden … und so dünn … “ Sie spürte seine Händen an ihren Schultern. „Sie haben dich geschlagen? Dich hungern lassen?“ Sie konnte nicht antworten. Sie wollte ihm nicht antworten. „Ruff-“ „Was für Bande war es, Nami? Ich bringe sie um.“ „Ruffy …“ Sie drehte sich um. Sah ihn an. Er war wütend. So sehr wütend. „Ich sagte doch, ich wehrte mich und sie dann eben auch. Lass es gut sein, Käpt’n. Ich habe es überlebt, bin sogar wieder ein Mensch. Die paar Blessuren machen mich höchsten stärker. Kein Weltuntergang. Und mein Gott, ein Kampf verloren bedeutet nicht, dass die ganze Schlacht zu ende ist.“ Der Strohhut nickte abwesend. „Ja. Aber wenn ich die erwische, garantiere ich für nichts mehr.“ Sanft lächelte Nami. „Ich würde dich schlagen, wenn du sie verschonen solltest.“ Oh, und wie er sich selbst schlagen würde, sollte er sie verschonen. Denn irgendwoher wusste er, dass Nami ihm nicht einmal die halbe Wahrheit erzählt hatte. Wann hatte sie so stark abgenommen? Und die ganzen Wunden? Seufzend setzte er sich an den Tisch und versuchte nicht mehr über die Vergangenheit nachzudenken. Es war passiert. Nami lebte. Wenn die Bastarde sich trauten, ihm unter die Augen zu treten, wären sie tot. Jetzt jedoch spielten sie keine Rolle. Jetzt hieß es seine Freunde zu finden.   Epilog: --------   Sie hatten getrennte Zimmer. Und Nami verstand nicht, wieso sie nicht einfach wieder in einem Bett schlafen konnten. Sie wollte bei ihm sein. In seinen sicheren Armen. Die Gewissheit, dass ihr wirklich nichts passierte. Dass ihr keiner mehr zu nahe kam. Ruffy wusste also auch nichts von ihren Albträumen und wieso sie nicht schlafen konnte. Der Nachthimmel war wunderschön. Das Meer war ruhig. Ein leichter Wind wehte, sodass sie voran kamen, aber nicht mit Stürmen zu kämpfen hatten. Die Ruhe hatte etwas Friedvolles. Und die Dunkelheit war erdrückend. So wie Ruffy in dem Raum erdrückt wurde, wurde sie in der Dunkelheit erdrückt. Zumindest wenn sie allein war. Deswegen wollte sie auch als Katze bei ihm sein. Tag und Nacht. Weil sie die Angst als Katze genauso wenig schlafen ließ wie als Menschen. Leise und nachdenklich beobachtete er sie aus dem Türrahmen. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben, umso besser für ihn. Denn ihm entkam nicht, dass sie schneller atmete; panischer? Dass sie leicht zitterte. Dass sie sich immer wieder umschaute, als würde sie jeden Moment jemanden erwarten, der ihr nichts Gutes wollte, um es harmlos auszudrücken. Und es machte ihm große Sorgen. Ja, denn es würde eine lange Reise werden, bis er sie wieder allein lassen konnte. Mit diesen Gedanken stieß er sich von dem Türrahmen und lief zu seiner Freundin. Vielleicht sollten sie wieder das Zimmer teilen. Und das Bett. So würde er zumindest sicher gehen, dass es ihr gut ging. Und das wirklich keiner sie von hinten angriff. Sanft legte er seine Hände an ihre Hüften und drückte sie an sich. Sie erschrak nicht, hatte wohl seine Schritte gehört. Stattdessen lehnte sie sich an seine Brust, ließ sich fallen, zeigte ihm, wie zerbrechlich sie geworden war. Ihre eigene größte Schwäche. Und er würde ihr helfen, sie zu bekämpfen. Wieder stärker zu werden. Furchtloser. Langsam drehte Nami sich in seinen  Armen um. Sah ihn aus schmerzenden Augen an. Sie hatte den Kampf verloren, aber mit dem Kampf hatte sie auch sich verloren. Er drückte sie fest an sich. Er würde kämpfen. Für sie. Mit ihr. Und er würde sie stark machen. Er würde sie nicht mehr allein lassen. Er würde da sein. Immer. Er würde ihr helfen.  Und er würde lernen, seine Situation vollkommen zu begreifen. Sodass er damit umgehen konnte und sich um seine Freunde kümmern konnte. Er würde für sie kämpfen. – Und sterben.  Oh, ich dachte, der Epi wäre länger xD Naja, ist egal. Also, das ist also das Ende dieses - eigentlich - One Shots. Ich habe hier aufgehört, weil es in dieser Story um Ruffy ging - hauptsächlich. Es würde nicht passen, wenn ich weiter machen würde und dann Ruffy Nami rächen lasse und alles. Das kann ich gern in einem Sequel tun. Aber diese Story ist in sich abgeschlossen. Klar ging es nicht nur um Ruffy, aber hauptsächlich und ich will hier Nami auch nicht in den Vordergrund stellen. Das hier gehört nur Ruffy! Naja, ich habe bislang noch nicht geplant einen Sequel zu schreiben, aber bei mir weiß man nie. xD Also vielen Dank an all meine Leser und Kommischreiber. Ich habe mich sehr über eure Unterstützung gefreut und hoffe, ihr bleibt am Ball und lest auch meine anderen Stories. Kurze Werbung für mich selbst xD Ich werde jetzt ein paar "One Shots" so mit um die 20000 Wörtern wieder xD veröffentlichen. Sind alles NaRu und würd mich freuen, wenn ihr reinschaut :) Bis dahin. Viel Spaß und euch einen schönen Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)