Geister der Nacht von Pandora- (Versuchungen kommen meist durch absichtlich offen gelassene Türen) ================================================================================ Kapitel 1: Geistergeflüster --------------------------- Sakura wachte nicht allein auf. Ein genervtes Seufzen war zu vernehmen, ehe sein Arm unter der schwarzen Bettwäsche zum Vorschein kam und nach der Flasche neben sich tastete. Offenbar überdachte er sein Vorhaben jedoch, denn der Uchiha zog sie murrend an sich, als wolle er verhindern, dass sie sein Bett verließ. Sie ergab sich, legte ihren Kopf liebevoll an seine Schulter. Unter ihren Fingern spürte sie seinen nackten Oberkörper. Sanft streichelte sie über seine Haut, bis sie seinen Hals erreichte wo sie eine tiefe Narbe ertastete, die längst verheilt war. Wie in Trance beobachtete sie das Spiel ihrer Finger auf seinem nackten Körper. Es war schön ihm so nahe zu sein. Worte waren nie die Stärke des Uchihas gewesen. Doch wenn sie so in seinen Armen lag, dann fühlte sie sich geborgen, brauchte keine Worte. Als könnte ihr niemand etwas anhaben, und doch gab es eines, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Der April war dieses Jahr kalt, doch der Uchiha Haushalt war kälter. „Frierst du?“ „Nein ... nein, jetzt nicht mehr, Sasuke.“ Einen Funken Freude konnte sie selbst zu einer so frühen Stunde nicht unterdrücken, obwohl es im Schlafzimmer zugegebenermaßen eisig kalt war. „Dann schlaf weiter.“ Wie monoton seine Stimme klang. Und irgendwo zwischen Halbschlaf und Realität kam der letzte Abend wieder hoch, an dem ihr beinahe die Ausreden ausgegangen wären. „Ist es wahr? Bist du mit ihm zusammen?“ Davon durfte niemals, unter keinen Umständen eine Menschenseele erfahren. „Ich ...“ Sakura senkte demütig ihren Kopf „Nein, du weißt doch - Uchiha führen nur innerhalb des Clans Beziehungen ...“ Sie erstarrte, bezweifelte, dass ihr ihre Lüge abgenommen werden würde. Ihre Schwäche für ihn war schon immer so verflucht offensichtlich gewesen. Und doch glaubte man ihr. Kurz herrschte Stille und der strenge Blick ihres Vaters schien sie zu erdrücken. War er enttäuscht, weil er wusste, dass sie ihn belog? „Wenn das so ist ..“, antwortete er und ließ das Thema damit fallen. Niemand bemerkte, dass sie mittlerweile wie ein Geist durch ihr eigenes Leben ging, ständig darauf bedacht, Sasuke im Verborgenen zu treffen. Alles kreiste darum, bis ein Netz aus Lügen entstanden war, das sie jedem auftischte der ihr nahe stand. Bis sie das Gefühl hatte, nur noch in jenen wenigen, verwirrenden Momenten lebendig zu sein, die sie mit teilte. Weil sie nur dann nicht log. Das was sie ihm zeigte war echt. Sie wollte es in die Welt hinausschreien, wie sehr sie ihn liebte und stattdessen lebte sie mit dieser Lüge, die ihr Leben immer mehr aufzufressen drohte. Eine Lüge, die langsam mehr wurde als sie ertragen konnte, denn sie fing an sich selbst für ihre Unaufrichtigkeit zu hassen. Nach dieser Konfrontation hatte sie den Entschluss gefasst, Sasuke ihr Herz auszuschütten. Sie wusste zwar, dass er von einer einwöchigen Mission zurückkam und den Schlaf nötig haben würde, doch es konnte nicht warten. Sie war zu aufgewühlt, mittlerweile innerlich zerfressen und tapste von einem Bein auf das andere, während sie viel zu lange vor seiner Haustüre stand und die Finger um den Bund ihres Shirts verkrampfte. Obwohl sie sich nicht hatten treffen wollen, obwohl sie viel zu aufgelöst war, als dass sie noch ein vernünftiges Gespräch mit ihm hätte führen können, stand sie in dieser Nacht vor ihm und er sah unbeeindruckt auf sie hinab. Nur, dass sie die feinen Züge bemerkte, die sich über seine Stirn zogen, die nur ihr auffielen und die meist ein Zeichen von Sorge waren. Und wie gewöhnlich ließ er sie in seine Wohnung, die so weit am Rande von allem lag, dass die Gefahr entdeckt zu werden wesentlich kleiner war als in ihrer, die sich mitten im Stadtzentrum von Konoha befand und die er nie betreten hatte. Doch das Debakel begann erst, denn wenn sie vor Sasuke Uchiha stand, war immer alles schrecklich schwer. Alleine aufgrund der Tatsache, dass ihr Herz schnell schlug, wenn er sie nur ansah. Diese Vertrautheit zwischen ihnen, dieser Funke machte ihr einmal mehr bewusst, wie wichtig er ihr war. Sie konnte kaum atmen und dabei hatte er noch kein einziges Wort an sie gerichtet. Nur schwer konnte sie einschätzen, wie er reagierte oder was er im Moment dachte. Sasuke blickte ihr tief in die Augen und offenbarte ihr seine Schlussfolgerung "Du willst also nicht mehr?“ Was musste ihm in seinem Leben zugestoßen sein, dass er das dachte? Merkte er denn gar nicht, wie sehr sie an ihm hing? „Gott Sasuke ... natürlich will ich dich!“, und da sprach sie es aus: das, was wahr war. Was sie sich ständig selbst vorbetete wie ein Mantra aber noch nie laut ausgesprochen hatte. Und es reichte aus, dass es passierte. Sie schliefen in dieser Nacht miteinander, weil beide nicht wussten, wie sie mit der Situation sonst hätten umgehen können. Sasuke konnte sowieso nicht darüber sprechen, hatte diese persönlichen Grenzen und sie war ein elender Feigling, der das nicht aussprechen konnte, was sie sich sehnsüchtig von ihm wünschte. Eine Chance für sie beide. Diese Beziehung war wie ein verkehrtes Märchen. Unrealistisch. Unmöglich. Verboten. All das hatte zu besagtem Morgen in seinem Bett geführt. Sie musste im Halbschlaf gewesen sein, denn der Schleier lichtete sich nur langsam als Sasukes Wecker klingelte. Was für verwirrende Gedanken sie selbst im Traum begleiteten. Ihre Affäre bedrückte sie, verlangte mehr von ihr als sie leisten konnte. Wie lange konnte sie noch ein Leben als Geist führen? „Mach den Scheiß aus ...“, kam es von dem genervten Uchiha, der seinen gut geübten verzogenen Mund aufsetzte und sich auf die andere Seite des Bettes wälzte, seinen Kopf tiefer in das Kissen vergrub. Er war erledigt, er war die letzte Woche über fast pausenlos auf den Beinen gewesen und einem abgängigen Mann nachgejagt. Sakura konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. So sah er also aus, ihr Traummann, ihr Morgenmuffel. Sie waren gestern kaum zum Reden gekommen und Sakura wollte wissen, wie es ihm ergangen war. „Du bist wieder da...“ Es war weniger eine Frage als eine glückliche Feststellung, die der Uchiha mit einem teilnahmslosen „Hn.“ quittierte und sich konsequent weigerte seine Augen zu öffnen. Bitte geh nicht wieder weg, Sasuke. „Weißt du, ich habe oft an dich gedacht in den letzten Tagen ...“ Nur so ein, zwei Trillionen Mal. Wieder ein genervtes Raunen und eine ungläubig dreinblickende Sakura. Es war als würde sie mit großen, leuchtenden Augen von all seinen tollen Eigenschaften schwärmen, aber dank seines freundlichen Wesens sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Dieser unverbesserliche Romantiker. Ein klein wenig musste sie erneut Grinsen. Andererseits hatte er ihr schon oft deutlich klargemacht, dass er es wirklich hasste, wenn Sakura ihn morgens mit Monologen quälte. Wie gerne hätte sie ihn jetzt mit Fragen bombardiert. Was hat deine Mission ergeben? Hat dir die letzte Nacht gefallen? Warum isst du gerne Gorgonzola? Was muss ich tun, damit du eine öffentliche Beziehung mit mir eingehst? Was denkst du über uns? Sakura seufzte. Manchmal kam es ihr vor, als würde sich seine Laune auch tagsüber kaum heben. Es spielte keine Rolle, dass er nicht über seine Gefühle sprach, sie hatte sich für ihn entschieden und würde es auch immer, auch wenn er sich emotionslos ihr gegenüber verhielt. Vielleicht gab es Menschen, die damit nicht umgehen konnten, doch Sakura hatte diese Seite an ihm längst lieben gelernt. Sie war eben ein Teil von dem Menschen, der mit ihr morgens die Zeitung las und mit ihr über die Entscheidungen des Stadtoberhaupts diskutierte. Er kaufte ihr Kuchen, den er selbst nie angerührt hätte, weil er wusste, dass sie ihn mochte und ließ ihr nach einem langen Tag ohne zu fragen ein Bad ein, das er dann mit ihr teilte. All das tat er emotionslos und doch lag in seinen Taten so viel Zuneigung. Über die letzten Monate hinweg, still, unbemerkt hatte er sich immer weiter in ihr Herz geschlichen. Sasuke bedeutete ihr einfach mehr als sie in Worte fassen konnte. Schlief er, so wollte sie wissen, was er träumte. Blickte er teilnahmslos in die Ferne, so wollt sie wissen, was er dachte. Sie wollte alles für ihn tun, alles für ihn sein, was er sich wünschte. Sie hing an ihm. Sakura erstarrte mit einem Mal, als sie zufällig ihr Spiegelbild in dem großen Spiegel neben dem Bett bemerkte und spürte, wie Unsicherheit ihre Stimmung trübte. Auch ohne eine Decke, die irgendetwas verdeckte, mit zerzausten Haaren, war er mehr als perfekt. Überdurchschnittlich attraktiv, stark. Nun gut, er war meist der stille Beobachter, ein Morgenmuffel, verschlossen und seine sturen Denkweisen hatten sie schon oft zum Verzweifeln gebracht. Trotzdem gab es kaum ein Mädchen, das ihm keinen sehnsüchtigen Blick hinterherwarf. Diese Tatsache erfüllte sie einerseits mit Stolz, andererseits mit Eifersucht und zum Teil auch mit Schmerz. Am meisten hasste sie die Unsicherheit, die an ihr nagte. Kapitel 2: Schau mir in die Augen und sieh, wer ich wirklich bin ---------------------------------------------------------------- .. erkenne mein Inneres, mein Wesen Sieh dir meine Seele an, wühle in meiner Vergangenheit, lese meine Gedanken und finde meine Erinnerungen Während Sakura über ihre Beziehung mit Sasuke nachdachte, bemerkte sie, dass es einige schwerwiegende Fehler gab, die zwischen ihnen standen und über die sie nie sprachen. Erstens: Sakura Haruno war, egal von welcher Seite man es betrachtete, nie mehr als Durchschnitt gewesen. Durchschnittlich hübsch, unterdurchschnittlich reich, nichts Besonderes. Sie arbeitete in der Kaserne im Lazarett, wo sie überwiegend Papierkram erledigte und bewohnte eine kleine Wohnung mit ihrem Vater. Sakura seufzte, sie wünschte sich, dass die zwei wichtigsten Männer in ihrem Leben sich endlich begegneten. Ihr Vater wusste nicht, wo Sakura nachts war und sie mochte es nicht ihn zu belügen. Aufgrund ihrer Abstammung von einem Obsthändler war sie in der Stadt schon immer eher vernachlässigbar gewesen. Die Uchihas hingegegen befehligten die Kaserne und hatten somit großen Einfluss in der Stadt. Der Unterschied Sasuke gegenüber war so stark, dass Sakura sich für ihre Zweitklassigkeit schämte. Immerhin gehörte Sasuke einer ehrenwerten Familie an und war ein ehrgeiziger, junger Leutnant, dem alle Türen offenstanden. Viele im Dorf sprachen davon, welch unmögliche Missionen er in seinem Alter bereits bewältigt hatte. Nicht zu vergessen stand sein Vater als Offizier in direkter Verbindung mit dem Bürgermeister. Zweitens: Der Uchiha war Mittelpunkt ihres Lebens, doch von ihrer Beziehung wusste bisher niemand. Ihr war klar wie schwer es war, jemanden wie sie in die Uchiha Familie zu integrieren, dennoch gab es nichts, dass sie sich mehr wünsche als ihre Beziehung endlich zugeben zu können. Wenn man wollte, war es ihr größter Traum akzeptiert zu werden. Doch manchmal hatte sie die Befürchtung, das das nicht in Sasukes Sinne war und schaffte es deshalb nicht derartiges vor ihm anzusprechen. Ungläubig und enttäuscht blickte sie auf die Alkoholflasche an seinen Lippen. „Du sollst doch nicht trinken ..“, flüsterte sie. Seit sein Bruder im Krieg gestorben war, schien es, als ob er den Boden unter den Füßen verloren hätte. Damit hatte zumindest seine gelegentliche Trinkerei begonnen. Er trank kaum in der Öffentlichkeit, doch ihr zeigte er diese verborgene Seite von sich. Nachdem sie miteinander schliefen, erzählte er ihr manchmal von den schrecklichen Dingen, die er gesehen hatte. Ließ sie an seinem Trauma teilhaben. Dadurch, dass niemand von ihnen wusste konnte er sicher sein, dass sie die Dinge für sich behielt. Dieses Vertrauen hatte sie sich hart erarbeitet. Nach und nach war sie hinter seine Mauer vorgedrungen, an seinen Grund an dem weniger Wortkargheit herrschte, weil es sich befreiend anfühlte sich ihr anzuvertrauen. Sakura machte sich gerne bewusst, dass diese Seite an ihm niemand so kannte wie sie, dass er mit keinem sonst darüber sprach und deshalb war da eine besondere Verbindung zwischen ihnen. Für sie war es mehr als Vertrautheit. Es war wahrhaftes, echtes Vertrauen ineinander, eine Verbundenheit die sich entwickelt hatte, seit sie ihm im Lazarett begegnet war. Seither kam es immer häufiger vor, das Sasuke mit einem Team auf anspruchsvolle Missionen geschickt wurde, um sich einen Namen zu machen. Die politische Situation war noch immer angespannt. Im Prinzip schickte ihn sein eigener Vater fort. Wo ihr Vater sie immer ihre Meinung berücksichtigt hatte, hatte er seinem Vater bedingungslos zu gehorchen. Doch was wusste sie schon davon, ihr Vater war Obsthändler? Eines Nachts, er war gerade erst zu ihr zurückgekehrt, hatte sie ihm die Frage gestellt, ob ihn der Krieg verändert hatte. Immerhin war sein Bruder gestorben und er hatte mit dem Alkohol angefangen. Er hatte lange geschwiegen und ihr schließlich geantwortet, dass manche mit zwanzig sterben und nicht begraben werden bis sie siebzig sind. Diese Antwort hatte sie erschüttert und doch verstand sie ihn auf tragische Weise. Immerhin hatte sie der Krieg selbst gezeichnet. Oft suchte sie in seinen schwarzen Augen nach einer Reaktion auf dieses Schicksal, konnte aber nichts in ihnen erkennen. Auch heute war da nichts. Keine Trauer, kein Schmerz, nur Leere. Was für ein komplizierter Mensch er doch war. Traumatisiert vom Krieg, der mittlerweile knapp ein Jahr beendet war. Gequält von Mord und Gewalt, die er mit eigenen Augen erlebt hatte, machte er es ihr oft schwer ihm nahe zu sein. Der dritte Haken. „Sasuke .. wieso trinkst du? Das bringt doch nichts.“ In ihren Augen hingegen, konnte man ihre ganze Welt erahnen, all die Emotionen, die er möglicherweise auch empfand, aber nicht zeigen konnte. Sasuke zuckte daraufhin mit den Schultern. „Nicht zu trinken, bringt auch nichts.“ Deshalb kam sein Bruder auch nicht zurück! Aber vielleicht half es ihm sich für den Moment besser zu fühlen. Trotzdem wollte sie nicht, dass er sich zerstörte und es war ein Warnsignal, wenn er trank bevor er überhaupt das Bett verließ. Das vierte Problem. „Ja, aber es ist noch so früh ..“ Sie musste mit einem Mal lachen, als der Uchiha sie ganz unerwartet ins Bett drückte und sich über sie rollte. „Na und ..“ Nie hatte sie so eine attraktive männliche Stimme gehört. Er küsste sie heftig, murrte leicht in den Kuss hinein und sie konnte Alkohol an seinen Lippen schmecken, bittersüß gemischt mit Verlangen. Aber es war Sasuke. Alle zweifelnden Gedanken waren wie weggefegt. Bei seiner Berührung rauschte das Blut in ihren Ohren und vor Nervosität wurden ihre Finger zittrig. Genauso wie es in Liebesfilmen immer beschrieben wurde und dabei mochte sie keine Liebesfilme. Sie mochte ihn. Seine Nähe löste Reaktionen aus, die sie im Grunde nicht gebrauchen konnte, die sie schwach machten und trotzdem waren die Liebe und Zuneigung für ihn die schönsten Gefühle, die sie kannte. Erinnerungen von letzter Nacht stiegen ihr erneut in den Kopf als der Uchiha sich über sie schob, nicht mehr als schwarzer, dünner Stoff sie voneinander trennte. Der erbärmliche Versuch ihre Beziehung anzusprechen, gefolgt von sanften Küssen, gefolgt von einem verzweifelten Verlangen, das dazu geführt hatte, dass sie mit eilender Dringlichkeit in sein Schlafzimmer gestürzt waren. Er hatte ihre Hand genommen, sie zum Bett geführt, die kühlen, schwarzen Laken hatten sich um sie verheddert, sie abgekühlt. Sie hatte seinen Nacken umklammert, ihre Fingernägel in seinen nackten Rücken geschlagen. Er hatte etwas geflüstert und dann erinnerte sie sich nur noch an tiefes unterdrücktes Stöhnen, Zittern, Erschaudern. Wie sie ihren Kopf fest in die Kissen presste, ihre Lippen auf seinen und wie sich ihre Brust unter seiner hob und senkte. Er schlief nicht nur mit ihr, weil er es wollte, sondern auch weil er sie glücklich machen wollte. So schnell wie er sie überfallen hatte, ließ er jetzt von ihr ab und vergrub seinen Kopf in den Kissen, hatte wie immer keine Ahnung welche Wirkung er auf sie hatte und wie sehr er ihr den Kopf verdrehte. Doch warum vergaß sie nur immer, dass auch er nicht perfekt war? „Wenn du weiter trinkst, muss ich mir überlegen dir die Flasche zu entziehen!“ Sie würde es noch nicht gut sein lassen, auch sein Ablenkungsmanöver änderte nichts daran. „Das ich nicht lache...“, erwiderte er ungläubig. Eine Augenbraue hebend, betrachtete sie den Uchiha, der ihr wie sonst einen neutralen Blick zuwarf. Sein Markenzeichen. „Du siehst nicht so aus als würdest du gleich Lachen.“ „Sakura ...“ „Entschuldige, ich weiß es ist immer noch Morgen ...“ „Hn.“ Er packte die Flasche weg, verstaute sie im Nachtschrank und sie sah ihn lächelnd an, weil es nicht oft vorkam, dass er ihre Worte befolgte. „Zur Belohnung mache ich Frühstück, na wie klingt das?“ "Gut." Sakura grinste ein weiteres Mal, dieses Mal vor Freude. Ich liebe dich, Sasuke Uchiha. Gähnend kroch sie aus dem Bett und streifte sich sein schwarzes Shirt zu Recht. Er hatte es ihr überlassen und sie roch ihn noch daran. Ihre Arme kreisend schaute die sich in seinem Schlafzimmer um, ob sich seit ihrem letzten Besuch etwas geändert hatte. Wer Sasuke kannte, der wusste, dass diese Wohnung zu ihm passte. Nichts, bis auf den Schwarzhaarigen im Bett, wirkte sonderlich auffällig, obwohl die Wohnung selbst, mit ihren endlosen Räumen viel zu groß war. Der Raum war steril, ohne Dekoration, ohne Bilder, ohne Pflanzen, ohne Liebe. Genau wie Sasuke auf den ersten Blick, doch wenn er jemanden unter seine kalte Oberfläche blicken ließ, gab es viel mehr. Da waren Stürme in ihm. Erst jetzt fiel ihr der fragende Blick des Schwarzhaarigen auf. „Wieso siehst du mich so an, Sasuke?“ „Es wirkt, als ob du nach irgendetwas auf der Suche bist.“ „Hm.“ Sakura zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Sie schenkte ihm noch einen frechen Blick und sein Mundwinkel zuckte kaum merklich, bevor sie auf den Gang hinaustrat und vollkommen versank in ihren ambivalenten Gefühlen zwischen Zufriedenheit und Unglück. Auf dem Weg in die Küche erschlug sie das große Gemälde im Flur, das überhaupt nicht zu Sasuke passte und vermutlich mehr kostete als ihre Einrichtung. Sie wusste, dass es ein ungeliebtes Geschenk seiner Mutter gewesen war und ihr Versuch, mehr aus seiner Wohnung zu machen. Ihr Blick fiel auf den geschlossenen Kühlschrank, in dem sich deutlich ihre intensive Haarfarbe spiegelte. Wieder einmal schlichen sich Tagträume in ihre Gedanken. Es war eine so schöne Vorstellung Sasuke an ihrer Seite zu haben, mit ihm zu leben ohne Reue. Das Morgenlicht fiel nur schwach auf die Anrichten, alles in allem war es in der Küche ziemlich düster und sie beschloss etwas Licht hineinzulassen bevor sie essen würden. Erst anschließend bemerkte sie das Stück Kuchen, dass sich neben den Eiern im Kühlschrank befand und sie offenbar anlächelte. Sasuke hatte an sie gedacht. Mehr noch, er hatte damit gerechnet, dass sie ihn nach seiner Mission besuchte. Ein glückliches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Vielleicht würde doch alles gut werden, wenn sie nur fest zusammenhielten, würde sich alles regeln. Bestimmt! Wie lange hatte sie sich eigentlich schon keinen Kuchen mehr geleistet? Ihr lief das Wasser im Mund zusammen und sie bemerkte, wie hungrig wie war. Sie lieferte sich noch einmal einen Blickwettbewerb mit ihm, bevor sie schließlich nachgab und das Teller herausnahm. Ein paar kleine Bissen wären jetzt genau das richtige, um sich selbst etwas zu beruhigen. Frühstück für ihn konnte sie im Anschluss zubereiten. Während Sakura bereits ein Stück kaute und die Eier bewachte, die sie nebenbei für Sasuke zubereitete, fiel ihr auf, dass eine Tasche auf dem kleinen Frühstückstisch in der Küche stand. Genau so schnell wie sich das glückliche Grinsen auf ihr Gesicht geschlichen hatte, starb es wieder als Sakura zwei rabenschwarze Augen entdeckte, die sie in der Kühlschrankspiegelung fixierten. Fugaku Uchiha wirkte äußerlich gelassen, nur sein Mund, den er zu einem Strich verzog, ließ deutlich Abneigung erkennen. Das war die unangenehmste Situationen in Sakuras Leben, sie wollte im Erdboden versinken. Sakura wurde ganz plötzlich schlecht und es klang vielleicht dramatisch, aber sie spürte in diesem Moment, dass diese Begegnung mit Sasukes Vater der Anfang vom Ende ihrer Beziehung war. Es war so verflucht logisch das es sich um seinen Kuchen handelte, den sie da gerade angestochen hatte. Immerhin war Sasuke erst gestern nach Hause zurückgekehrt. Womöglich wollte er Sasuke mit einem gemeinsamen Frühstück überraschen. Gott, Sakura hatte nie mehr gewollt als vor diesem Mann perfekt zu sein, es war ihr größtes Anliegen, damit sie mit Sasuke eine Zukunft hatte. Doch nun aß sie ungefragt seinen Kuchen und befand sich halb nackt in den Kleidern seinen Sohnes in dessen Küche und entsprach seinen hohen Anforderungen in keiner Weise. Ihre Haare waren verwuschelt und es war offensichtlich das die Beiden miteinander im Schlafzimmer gewesen waren. Ausreden waren zwecklos. Was Fugaku jetzt wohl dachte? Was für ein unverzeihlich unhöfliches Benehmen. Sie hätte schreien können und weinen und zusammenbrechen. Alles gleichzeitig. Sie waren verraten worden, schon als ihr eigener Vater Gerüchte darüber gehört hatte, dass sie zusammen waren, hätte es ihr dämmern müssen. Dieses Gerücht hatte sich offenbar in Konoha herumgesprochen und auch vor Fugaku keinen Halt gemacht. War er also in Wirklichkeit hier, weil er die Beiden auf frischer Tat hatte ertappen wollen? „Sasuke ... ?“, Fugaku Stimme, leise und besonnen, dennoch bedrohlich klingend. Sasuke erschien nur wenige unerträgliche Sekunden später im Türrahmen und Fugaku Augen lagen berechnend auf Sakura. „Wer ist dieses Mädchen?“ Sasuke schien sich kurz überlegen zu müssen, wie er mit der Situation umgehen wollte. Ein klein wenig von den alten Selbstzweifeln kam zurück, aber der Wille ihrem Traum näher zu kommen, war in diesem Moment einfach stärker. Das hier war wichtig, sie durfte nicht versagen! Für ihre Beziehung mit Sasuke. Deshalb machte Sakura zwei schwere Schritte auf Fugaku zu und reichte ihm freundlich lächelnd die Hand. „Guten Tag mein Name ist Sakura Haruno.“ Normalerweise waren die meisten Menschen begeistert von Sakuras Herzlichkeit, doch die Situation hatte bereits zu verzwickt gestartet, als das sie noch irgendwie hätte natürlich werden können. Ja, es gab vier Probleme an ihrer Beziehung zu Sasuke und Fugaku Uchiha war definitiv der fünfte und gleichzeitig der Unüberwindbarste. In diesem Moment ließ er Sakuras Hand unberührt drehte sich von ihr weg. „Tut mir leid, ich möchte kurz mit meinem Sohn sprechen.“ Einige Minuten lang ließen die Beiden Sakura warten, in denen sie vierzehn Mal von einer Seite des Flurs zur anderen wanderte - und der Flur war verflucht lang. Jedes einzelne Mal hätte sie vor Verzweiflung das pompöse Gemälde, das nicht zu Sasuke passte, von der Wand schlagen können. „Ich erwarte euch beide sonntags um sechs Uhr zum Abendessen bei deiner Großmutter.“, fasste Fugaku zusammen, während er an Sakura vorbeikam und Richtung Haustüre schritt. Er sah Sakura nicht mehr in die Augen, beachtete sie nicht. Sakura wusste nicht, warum ihr plötzlich, als sie Sasuke ansah, eine kleine Träne über die Wange lief. So steif wie er dort stand und seinem Vater nachsah, wurde ihr das Herz plötzlich schwer. Schämte er sich für sie? Oder was dachte er gerade? Das hier fühlte sich definitiv an wie der Anfang vom Ende. Kapitel 3: Schwimmen bezeichnet das Schweben eines Körpers in einer Flüssigkeit ------------------------------------------------------------------------------- And I'm floating, and it's like this amazing, amazing realness. I'm free. I'm safe. Then I realize I'm completely alone. Da waren sie nun, vor dem großen Wohnhaus im Herzen des Uchiha Viertels. Die Einfahrt war gesäumt von in Reih und Glied aufgestellten Statuen vergangener Kriegshelden, Sasukes Vorfahren. Es war noch nicht dunkel, doch die Sonne war schwach geworden und Sakura sah zu Sasuke auf, der Still an ihrer Seite ging. Seit sie von seiner Wohnung aus aufgebrochen waren, hatte keiner der Beiden ein Wort verloren und sie war sicher, dass Sasuke diese Konfrontation um jeden Preis hatte verhindern wollen und gescheitert war. Beiden war die Anspannung anzumerken und Sakura hätte etwas zu ihm sagen können, doch alles was ihr einfiel schien so schrecklich deplatziert, daher entschied sie sich für Schweigen. Das Anwesen erhob sich stolz in den Himmel, eine Mischung aus klassischer Eleganz und militärischer Präzision. Die Fassade, aus Stein gefertigt, und die großen Fenster mit schweren, dunklen Vorhängen imponierten jedem Besucher. Ein Turm thronte über dem Gebäude und bot bestimmt einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. Die Flagge mit dem Familienwappen flatterte stolz im Wind und signalisierte die militärische Macht des Hauses. Sakura atmete heftig als sie das Haus betrat und Sasuke durch die endlosen Gänge folgte. Dort, wo das hässliche pompöse Gemälde hergekommen war, befanden sich zahlreiche mehr. Vor einer großen hölzernen Schiebetüre machte er schließlich halt und man hörte bereits die Stimmen der Personen die sich im Speiseraum befanden. Plötzlich war da seine Hand die vorsichtig ihre Schulter fand. Sasuke sagte nichts weiter und doch schenkte ihr diese einfache Geste Mut. Sein Blick war stark und unnachgiebig als er die Türe öffnete. Sofort war es im Raum totenstill und die Uchiha schenkten sich untereinander skeptische Blicke, während zwei von ihnen hinter vorgehaltener Hand flüsterten. Kein Wunder, soweit Sakura es ausmachen konnte, war sie die einzige nicht Uchiha im Raum. Sie musste sich dem Familienoberhaupt, Fukagu, seiner Frau Mikoto, sowie Sasukes Großeltern stellen. Ein paar der Menschen kannte sie nicht, doch sie waren bestimmt ebenfalls Verwandte. „Das ist Sakura Haruno.“, stellte Sasuke sie knapp vor und machte ihr den Stuhl an seiner Seite bereit. „Guten Abend.“, lächelte Sakura schüchtern und nickte höflich zur Begrüßung. „Willkommen.“ Sakura sah zum ersten Mal, dass Sasuke nicht der einzige Uchiha war, dessen Gefühle man nicht anhand seines Gesichtes erahnen konnte. Wie immer wirkte er beherrscht und hielt sich zurück, genau wie sein Vater. Die Vorspeise, eine Suppe mit Gemüse, wurde von einer Bediensten des Hauses serviert und Sakura war froh, das erste Mal nicht im Mittelpunkt zu stehen. Sie entschied sich, nur ein Glas Wasser zu trinken und hob es unruhig an ihre Lippen. Fugakus Blick streifte dabei ihren und schien sie zu vereinnahmen. Die Stille, die eingetreten war, war bedrückend und Sakura richtete ihren Blick auf ihr Essen, versteckte ihre linke Hand unter dem Tisch, da sie leicht zu zittern begonnen hatte. Der Druck der Situation war enorm und baute sich weiter auf. „Stimmt es, dass Sie als Schreibkraft in der Kaserne arbeiten?“, unterbrach Mikoto schließlich die Stille in ernstem Tonfall. Sasuke sah sie streng an, entgegnete jedoch nichts. Sakura verhustete sich beinahe an dem Schluck Wasser, den sie gerade genommen hatte. „Ja, das stimmt.“ „Was genau sind denn dort Ihre Tätigkeiten?“ War dies ein Verhör? Sakura war keine Person, die sich von solchen Fragen einschüchtern ließ, hatte sie zumindest immer gedacht. Doch warum zitterte ihre Hand dann unaufhörlich? „Ich ähm .. ich nehme Patienten auf und erledige alle nötigen Unterlagen ..“ „Entschuldigt mich ..“ Fugaku Uchiha verließ den Tisch in Rage. Sofort erhob sich auch Sasuke und folgte ihm, sodass Sakura mit den anderen Uchihas alleine am Esstisch saß. Mit gesenkten Augenbrauen sah sie ihm nach, wie er in den dunklen Gang verschwand und betete gleichzeitig für seine Rückkehr. „Wie Sie sicher wissen, gehören die Uchiha zu den größten Familien im Land aufgrund zahlreicher Dienste der vergangenen Kriege. Alleine die Tatsache, dass Sasuke mit seinen zwanzig Jahren bereits eine kleine Gruppe anführt und zur Elite der Stadt gehört spricht für sich.“ Nur was diese Tatsache mit ihm machte, interessierte offenbar niemanden. Wie sehr er sich anstrengte um in die Fußstapfen seines Bruders zu treten und wie viel von sich er dabei verloren hatte. „Ich .. ja, ich .. bin sehr stolz auf ihn.“ Sakura richtete ihren Blick nicht auf Mikoto, sondern in die Mitte des Tisches, sie konnte sie nicht ansehen und glaube sich nicht einmal selbst. Erst nachdem sie sich vor Augen geführt hatte, wie dumm sie aussehen musste, riskierte sie erneut einen Blick. „Nur aus reiner Neugier, was verdient man da?“ Endlich begriff auch die gutgläubige Sakura, was sie mit ihren verletzenden Worten bewirken wollte. Sie wollte sie nicht in Sasukes Leben haben – um jeden Preis. Mikoto war einst warmherzig und großzügig gewesen. Itachies Tod hatte vieles geändert. „Ähm..“, alle am Esstisch musterten Sakura, die sofort ihre Finger verkrampfte und sie mit gesenktem Blick unter den Tisch schob. Mikotos halb emotionsloser, halb spöttischer Blick ließ sie sich erbärmlich fühlen und raubte ihr den letzten Rest Selbstvertrauen. "Bestimmt nicht viel? Sind sie deshalb hier? Wegen dem Uchiha Vermögen?“ Ihr Blick musterte Sakura abfällig von oben bis unten und sie wurde immer kleiner, bis sie bemerkte, dass sie der Uchiha plötzlich überhaupt nichts mehr entgegenzusetzten hatte. Mit einem Mal war sie sich nicht mehr sicher, ob das zwischen Ihnen dem standhalten konnte. „Nein .. ich .. ich bin wegen Sasuke hier .. aus keinem anderen Grund.“ Sie versuchte ihre Hände hervorzuholen, standhaft zu bleiben und zu gestikulieren um deutlich zu machen, wie ernst es ihr war, doch vor Nervosität verschüttete Sakura ihr Wasserglas und die Flüssigkeit tropfte zunächst auf den Tisch und dann auf Sakuras Kleidung. „Ich es tut mir wirklich .. leid“ Blitzschnell sprang sie auf, um mit ihrer Serviette die Tischoberfläche wenigstens etwas zu trocknen. Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie war doch sonst nicht tollpatschig, doch die Aura die alle hier verbreiten verunsicherte sie. Sakura hatte sich niemals unwohler gefühlt als in diesem Moment. „Ist es wahr, dass Sie nicht einmal Schwimmen können?“ Sakura hielt inne, hörte auf die Pfütze zu trocknen, ihr ganzer Körper erstarrte, war stocksteif. Mikotos schwarze Augen blitzten herausfordernd und tiefer Spott lag in ihnen. „Ich .. woher?“ Sakura schoss das Blut vor Scharm und Demütigung in die Wangen. Sie blickte sich am Tisch um, in die Gesichter. Sasukes Großvater konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen, denn mit ihrem Verhalten hatte Sakura indirekt bestätigt, dass es stimmte. „Woher wir wissen, dass Sie noch nicht einmal schwimmen können? Das hat Sasuke uns erzählt.“ Mikotos Worte trafen Sakura wie ein Stich ins Herz. Sasuke? Aber er würde doch nicht .. er würde niemals. Es störte ihn nicht, sprach ihre innere Stimme – er liebte sie. Oder? Und er hatte seiner Familie doch nichts von ihr erzählt? Oder war dies in den letzten Stunden passiert? Sakura war derart erschüttert, so tief verletzt, dass sie noch nicht einmal ein Wort herausbrachte. Doch sie mussten es von ihm wissen. Warum hatte er ihr peinlichstes Geheimnis seiner Familie erzählt? Sie hatte es ihm im Vertrauen gesagt, es war ein Detail ihres Lebens von dem niemand wissen sollte. Niemals, unter keinen Umständen hätte sie ihm zugetraut, sie auf diese Weise bloßzustellen. Vor allem nicht vor seiner Familie. Sie hatte ihm blind vertraut. Sie hatte ihn von Herzen geliebt, bedingungslos. Und jetzt zog ein so tiefer, stechender Schmerz durch ihre Brust, dass ihr für einen Moment der Atem wegblieb. Stumme Tränen bahnten sich über ihre Wangen, tropften auf den Tisch hinab, direkt in die Pfütze Wasser, die sich ihretwegen gebildet hatte. Nun wusste sie, wie Verrat schmeckte, er hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge und ein Stechen in ihrem Brustkorb. „Wie gedenken Sie, die hohen Erwartungen, die wir an unsere Familie haben, zu erfüllen? Haben Sie eine Vorstellung davon, was es bedeutet, Teil dieser Familie zu sein? Ich weiß nicht, aus welchem Grund mein Sohn denkt Sie würden hier her passen ... aber ich versichere Ihnen, dass zwischen euch Welten liegen, und dieses Ungleichgewicht wird sich nie ändern.“ „Entschuldigung...“, brachte sie Mikoto noch piepsend entgegen, bevor sie sich umdrehte und wie ein Häufchen Elend das Haus verließ. Es war egal, dass nicht mal die Hauptspeise serviert worden war. Es war egal, dass Sasuke sich noch immer dort befand. Mikoto hatte eine tiefe Narbe geöffnet, einen wunden Punkt erreicht, mit dem sie nicht umgehen konnte und wollte. Es war zu schmerzhaft. Die einzige Reaktion, zu der sie noch fähig war, war Flucht. „Was hast du dir dabei gedacht, Sasuke? Sie ist nicht annähernd gut genug um in unsere Familie einzuheiraten!“ „...“ „Wir haben unsere Macht Jahre lang hart erarbeitet! Ich kann es nicht dulden, dass dieses unbedeutende Mädchen unseren Namen in den Schmutz zieht!“ „Vater ...“ „Dieses Mädchen ist es nicht wert eine Uchiha zu werden!“ Sasuke senkte den Kopf. Er durfte seinem Vater nicht widersprechen, war so erzogen worden und doch wollte er nichts mehr. Seine Finger verkrampften sich und er presste seine Hand so fest zu einer Faust, dass es ihn selbst schmerzte. „Wieso hast du sie mich dann mitbringen lassen?“, entgegnete er eintönig. Schluckte seine Emotionen wie immer hinunter. So, wie es auch sein Bruder getan hatte. „Damit du erkennst, wie fehl am Platz sie ist.“ Es tat ihm weh, diese Worte. Er sah ihr Gesicht deutlich vor sich. Ihr gottverdammtes warmes Lächeln und ihre Stimme. Sie war ihre eigene Sonne. „Sie könnte es lernen...“ „Was heißt das? Liebst du dieses Mädchen?“ Sasuke antwortete nicht, er intensivierte nur seinen Blick. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber mit einer solchen Abneigung hatte er nicht gerechnet. „Entweder du verleugnest sie oder du legst unseren Namen ab und verlässt unser Viertel.“ Das ernüchternde, alles zerstörende Urteil seines Vaters – unvermeidbar und endgültig. „Vater...“ Kurz stellte er sich vor, wie es wäre. Doch er konnte seinem Clan, seinen Wurzeln, seinem ganzen Leben nicht einfach den Rücken zukehren. Was blieb dann von ihm übrig ohne Beruf, Wohnung, Familie oder Freunde? „Wenn du eines Tages das Familienoberhaupt bist, wirst du gleich handeln. Du brauchst eine starke Frau an deiner Seite, um unser Vermächtnis weiterzugeben. Deine Mutter wird jemand passendes finden. Überleg was für dich auf dem Spiel steht – dein Titel als Clanoberhaupt. Es ist deine Entscheidung wie deine Zukunft aussieht!“ Es war klar, dass diese Entscheidung Sasuke zu treffen hatte, aber er sah nur einen Weg und der wurde ihm aufgezwungen. Alles in seinem Leben war ihm vorgegeben worden, sogar wen er zu seiner Frau zu machen hatte und wen nicht! „Sasuke, ich habe dir gelernt was Stolz und Ehre und bedeuten! Ich verlange Loyalität deinem Clan gegenüber, vergiss deine gute Erziehung nicht! Und jetzt sag mir was du zu tun hast.“ Sasuke senkte den Blick und atmete hörbar aus. „Ich verleugne Sakura. Ich akzeptiere Mutters Wahl." „Gut." Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete Fugaku auf die Türe und wendete sich dann ignorant Richtung Fenster, um Sasuke nicht mehr ansehen zu müssen. Er war noch immer wütend. „Ich verstehe jetzt, wieso Itachi nicht mehr leben wollte.“, erwiderte Sasuke eiskalt und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Er hatte seinen Bruder in den Armen gehalten als er gestorben war und dessen letzte Worte wiederholten sich seit Monaten in seinem Kopf, waren in diesem eingebrannt: Es ist gut so. „Unsere Familie wird sie nie, NIEMALS akzeptieren! Du hast in meinem Haus nichts verloren, solange sie auch nur mit dir spricht!“, brüllte ihm sein Vater nach. Er hatte nichts aus seinen Fehlern gelernt. Sie hatte Zuflucht gesucht, die einzige, die sie kannte. Die einzige, wo sie in letzter Zeit sie selbst gewesen war. Seine Wohnung. Und dort weinte sie bitterlich. Es gab Probleme in ihrer Beziehung, ja, aber hatte sie nichts stets all seine Geheimnisse, alles, was er ihr je über sich anvertraut hatte, für sich behalten und wie einen Schatz bewahrt? Die unsagbaren Erzählungen vom Krieg, der ihn verändert hatte. Wie oft hatte er sogar spät nachts im Bett getrunken? Nun starrte sie apathisch auf den Boden und weinte wie noch nie zuvor, ihre Schultern hoben sich unkontrolliert bei ihren Schluchzern und sie fand absolut keinen Gedanken, der sie hätte beruhigen können. Sie verlor sich regelrecht in ihren Tränen, es gab keinen Halt mehr. Sie wollte mit ihm sprechen, Sasuke sehen. Sie wollte, dass er vor ihr stand und ihr erklärte, weshalb er keine Schuld daran trug und doch würde sie ihm vermutlich nicht glauben können. Zu tief saß der Schmerz, zu tief saß die Scharm und ihre Selbstzweifel zerstörten in diesem Augenblick all ihre positiven Gefühle. Saskue holte sie schließlich ein, war nur einige Minuten nach ihr an der Wohnung angekommen und stürzte zur Türe herein. Als er sie sah, wusste er sofort, wie tief verletzt sie war. Man sah ihr den Schmerz an. An ihren vom Weinen geröteten Augen, an der Art wie sie ihren Körper klein machte, an der Unsicherheit in ihrer Mimik. Sie konnte ihn kaum ansehen. Er hatte sie nie unsicher, oder verletzt oder zerstört sehen wollen. Und doch war es unausweichlich. Früher oder später hatte es soweit kommen müssen. „Sakura, was hat sie zu dir gesagt?“ „Du hast es deiner Familie erzählt Sasuke.. oder? Wie ist es denn abgelaufen, hast du es ihnen als Witz zum Besten gegeben? Habt ihr herzlich über mich gelacht?“ Sie fühlte sich betrogen, so schrecklich betrogen, weil sie ihm vertraut hatte. Sie hätte ihm ihr Leben anvertraut. Er sah sie abwartend an, erwiderte nichts. „Das ich nicht schwimmen kann...“, platze sie endlich heraus. „Sakura, sie haben es nicht von mir ..“ Die Erkenntnis saß tief, gefolgt von einem lauten Seufzer. Es war eine Intrige, wie auch immer sie es erfahren hatten, Sasuke war es nicht gewesen. Sie war so erleichtert, so schrecklich erleichtert. Sie glaube ihm jedes Wort, er hatte sie nie belogen. Sie musste ihm glauben, denn sonst hätte sie den Glauben an alles verloren. „Sie wollen, dass du mich verlässt, habe ich recht?“ „Aah.“ Ihre nächsten Worte waren an Stärke kaum zu überbieten. „Wirst du es tun?“ „Nein.“ „Was bedeutet das?“ „Das ich eine neue Bleibe brauche.“ Seine Worte wogen schwer. Er war bereit sein Leben hinter sich zu lassen. Für sie. Nur klang das so gar nicht nach ihm. Die Missionen, die er bestritt, sein Rang, seine Familie und deren Bräuche definierten ihn. All das gehörte so sehr zu ihm, machte ihn zu dem, der er war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihm wichtiger war als all das. Noch weniger konnte sie sich ihn ohne all das vorstellen, denn dann hatte er nur noch sie. „Ich kann das nicht, Sasuke. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du dein Leben aufgibst.“ „Tust du nicht.“ Noch vor wenigen Monaten hätte er Sakura ohne mit der Wimpern zu zucken verlassen und wäre seinen Zielen gefolgt. Und doch hatte sich etwas Fundamentales verändert. Itachi. Sein Bruder war tot und diese Tatsache hatte etwas in ihm verändert. Er war sicher, Itachi auf diesem Wege nicht folgen zu wollen. „Sie werden nie mehr mit dir reden.“ „Das ist ihre Entscheidung.“ „Die Wohnung bei meinem Vater ist zu winzig für uns Beide.“ „Ich werde nicht mehr viele Sachen besitzen.“ War es wirklich eine Möglichkeit? Gab es eine Zukunft für sie? Gemeinsam, als Paar, das sich nicht verstecken musste? Dieses Mal war es eine Freudenträne, weil er zu ihr hielt. Weil er sie gerade über seine Familie stellte. Und doch wusste sie, dass sie nie eine Karriere machen würde. Zumindest konnte sie ihm nichts versprechen. Sie hatte sie nie dafür interessiert. Sie hatte sich schon immer eine kleine Familie gewünscht doch diese Tatsache würde seinem Ruf schaden. Sie konnte nicht skrupellos im Job agieren, sie konnte keine Menschen jagen oder Dörfer brennen sehen. Es war gegen ihre Natur. „Sasuke, beantworte mir zuerst eine Frage: Hat es oder wird es dich jemals stören, dass ich pleite bin, nicht schwimmen kann, einen miesen Job habe - und auch sonst keinen Plan habe, wie es in meinem Leben weitergehen soll?“ Er stand vor ihr, starr und schwarz traf auf grün. Das waren sie also, ihre tief verborgenen Ängste. Das sie nicht gut genug für ihn war. Und trotzdem hatte sie ein großes Herz, in dem viele Menschen Platz hatten. Sie liebte das Leben so sehr. „Alles, was ich weiß ist, dass ich zur Zeit auch nicht mehr viel Sinn in meinem Leben sehe.“, erwiderte er und seine Stimme klang erschreckend sanft. „Du hast meine Frage nicht beantwortet!“ „Ich lerne dir, wie man schwimmt.“ Er streckte seine Hand nach ihr aus. „Willst du wirklich mit mir gemeinsam dein Leben verbringen? Ohne Plan?“ Er nickte leicht, versuchte sie zu beruhigen, versuchte ihr Vertrauen wieder herzustellen. „Aber das ist doch ein Plan.“ Er wollte Glück - und er war sich sicher, dass dieses unmittelbar mit Sakura verknüpft war. Wenn er mit ihr zusammen war, wenn sie ihm Mut zusprach, wenn sie ihn ansah oder einfach nur still neben ihm saß um zu Lesen und besonders wenn sie lachte, konnte er es fühlen. Nach kurzem Zögern nahm sie seine Hand und sie fiel ihm in die Arme und drückte sich so fest an seine Brust, wie noch nie zuvor, begleitet von Schluchzen und Tränen. Sakura schloss ihr Notizbuch und Tränen bahnten sich an. So hätte es für sie ausgehen können. Die Menschen behaupteten immer, wahre Liebe würde gewinnen, aber die Zeit war vergangen und beide fanden sich damit ab, dass diese Liebe nur von kurzer Beständigkeit gewesen war. Es hatte zu viele Probleme gegeben. Also war Sakura nie in seine Wohnung zurückgekehrt und Sasuke war nie aufgebrochen, um sie zu sich zu holen. Schon seit Monaten versuchte sie nun, die Ereignisse zu verarbeiten, schaffte es jedoch nicht. Noch nie war es ihr so schlecht gegangen, wie in dieser Phase ihres Lebens. Sie weinte sich fast täglich in den Schlaf und ihre Gedanken waren wie Gift. Einen Monat später sah sie ihn zum ersten Mal wieder, an der Seite von einigen Soldaten im Lazarett. Er stand vor ihr, in all seiner Größe, mittlerweile einen Rang höher als zuvor und ohne Zweifel angesehener und sie war noch immer eine Schreibkraft, musste ihn dort aufnehmen, seinen Namen auf ein Blatt Papier schreiben. Sasuke war unnahbar wie eh und je - tat als hätte er sie nie zuvor gesehen. Sakura hingegen kannte jedes Detail an ihm, angefangen bei seinem Geburtsdatum bis hin zu seiner Blutgruppe und etwaige bisherige Verletzungen. Ihre Hände zitterten als sie die Papiere ausfüllte, bedacht darauf ihren Blick nie zu erheben, um ihm nicht in die Augen blicken zu müssen. Da waren diese starken Gefühle für ihn, gemischt mit niederschmetternder Angst vor emotionaler Verletzung, weil sie ihm schutzlos ausgeliefert war. Ein unfassbar grausamer Cocktail. Das Schlimmste an diesem Moment war, dass sie nie gelernt hatte zu schwimmen und über seinen Betrug nie hinwegkommen würde. Kapitel 4: Erstens, der Pfad der Selbstliebe -------------------------------------------- In einer Stadt, umgeben von Wäldern und vergessenen Träumen, lebte Sakura. Ein Schatten ihrer selbst, gezeichnet von vergangenen Stürmen. Ihr Lächeln, ein fahles Echo dessen, was es einmal war, spiegelte die zermürbende Last einer gescheiterten Liebe wider. Dieser Mensch hatte ihr einfach alles bedeutet. Liebe hatte sie zu Beginn wie ein Frühlingserwachen empfunden, voller Hoffnung und sanfter Wärme. Eine Zeit des Glücks und der Vertrautheit. Doch mit der Zeit zogen dunkle Wolken auf. Misstrauen, Unsicherheit und Unausgesprochenes wurden zu den stummen Begleitern der Liebenden. Der Verrat, der ihre Liebe ihr bereitete, ließ tiefe Narben zurück. Ihre Vergangenheit kam ihr heute vor wie ein Labyrinth aus gebrochenem Vertrauen und zerstörten Hoffnungen. Liebe hatte sie in ein Tal der Selbstzweifel gestürzt und ein leises Flüstern in ihrem Inneren hatte die Überzeugung genährt, dass sie nichts wert war. Doch eines Tages, als der Himmel nach einem stürmischen Regen wieder aufklarte, erwachte in Sakura ein Gedanke. Ein zaghaftes Pflänzchen namens Selbstvertrauen. Sie begann den steinigen Pfad der Selbstheilung zu beschreiten. Die ersten Schritte waren zaghaft. Sakura öffnete ein Tagebuch und begann, ihre Gedanken niederzuschreiben. Die leeren Seiten füllten sich mit ihren Träumen, ihren Ängsten und den kleinen Erfolgen des Tages. Das Tagebuch wurde zu einem Vertrauten, das ihre innersten Geheimnisse bewahrte. Der ihn bewahrte und das Leben, das sie sich mit ihm erträumt hatte. Mit ihrem Vater teilte sie ihre Geschichte und fand Trost in seinen Worten. Der Gedanke, dass sie nicht mehr allein war, gab ihr Kraft, weiterzugehen. Sakura stolperte über inspirierende Bücher, die ihre Seele berührten. Worte der Selbstliebe drangen durch die Mauern ihrer Unsicherheit. Der wichtigste Schritt auf ihrem Weg war es, Schwimmen zu lernen und sie tat es nur für sich selbst und liebte es. Mit der Zeit verwandelte sich Sakura von einer gebrochenen Frau zu einer kraftvolleren Version ihrer selbst. Die Narben ihrer Vergangenheit wurden zu ihrer Stärke. Die Reise war nicht einfach, aber jeder Schritt führte sie näher zu sich selbst. Sie hatte gelernt, dass das Fundament des Selbstvertrauens im liebevollen Umgang mit ihr selbst lag. In diesem kleinen Städtchen, umgeben von gescheiterten Träumen begann Sakura ein neues Kapitel. Kapitel 5: Zweitens, dass du zu uns stehst ------------------------------------------ Die Papiere in der Hand, machte er sich auf den Weg, unbewusst darauf vorbereitet, dass dieser Dienstweg mehr für ihn bereithalten könnte als nur militärische Pflichterfüllung. Als er das Büro betrat, wurde er von der vertrauten Atmosphäre einer jungen Frau begrüßt. Sakura hob den Kopf von ihren Papieren, als sie ihn erkannte. Überraschung zeigte sich in ihren Augen, und ihr Gesicht wirkte wie eine Maske. „Guten Abend…“, Nie hatte sie eine kältere Stimme gehört als in diesem Moment. Seine Stimme wirkte rauer aus früher. Früher, als er neben ihr geschlafen hatte und sie es geliebt hatte seine verwuschelten Haare zu berühren, wenn er es nicht mitbekam. Sie sagte sich selbst: Du bist jetzt stärker, selbstbewusster. „Ignorierst du mich nicht mehr?“, fragte sie plump. Sie spielte damit auf die Situation vor einigen Wochen an. Sein Erscheinen im Lazarett. Die Monate anhaltende Kälte zwischen ihnen. Seine Reaktion war ein gottverdammtes Grinsen. Was genau fand er an dieser Situation lustig? Und hatte ihr Herz vergessen, dass sie nun eine Grenze zwischen den Beiden ziehen würde? Ihr gottverdammtes, dummes Herz klopfte so stark, dass er es doch garantiert hören musste. „Du bist doch nicht immer noch wütend?“ Weshalb sollte sie wütend sein? Weil er seiner Familie ihr peinlichstes Geheimnis anvertraut hatte? Weil er nicht für sie kämpfte? Weil er sie wie Luft behandelte? Sie wusste nicht, was sie am meisten belastete. Vielleicht das sie fest davon überzeugt gewesen war, dass er sie über alles liebte. Und dann dachte sie an seine Finger. Wie zärtlich er ihre Schulter gestreichelt und ihr dabei in die Augen geblickt hatte, in ihre gottverdammte Seele. Sie hatte ihm alles gegeben. Konnten seine verdammten Finger lügen? Oder war er selbst eine arme Seele, weil er diese emotionalen Grenzen nicht überwinden konnte? Du liebst ihn nicht mehr. Das liegt in deiner Vergangenheit. Er hat dich weggeworfen. „Es war unvermeidlich herzukommen da die Unterlagen zur durchgeführten Mission bearbeitet werden müssen und ich allein die Details kenne. Wir sollten das professionell halten.“ Bestimmt, und es gab nicht noch weitere Schreibkräfte, die genau diese Aufgabe erledigen konnten. Sie vermutete sogar, dass die Kollegin im Nebenbüro allzu gerne mit ihm ins Bett gehen würde. Was wenn sein Vater ihre Beziehung nicht entdeckt hätte? Würde er sie dann immer noch geheim halten wie eine schmutzige Affäre die ihm peinlich war? Falls er auch nur ein wenig Reue in sich trug, so ließ er sich diese nicht anmerken. „Setzen Sie sich bitte Leutnant Uchiha.“, war ihre Antwort. Ihre Hand ballte sich zu einer Faust und sie hätte beinahe die Papiere unter ihrer Hand zerknüllt. Sie musste sich jetzt sammeln und ihrer Arbeit nachkommen, schlug die Akte auf und hielt die wichtigsten Daten fest. Doch die Berührungen der Vergangenheit begannen, zwischen den Akten und militärischen Unterlagen, wieder ihre Gedanken zu vergiften. War da nichts mehr in ihm? Kein Funken Wärme? Vielleicht war das gut so, denn dann gab es auch nichts mehr wofür es sich zu kämpfen lohnte. „War das alles, was du brauchst?“ „Ja.“, war ihre gedankenverlorene Antwort, weil sie realisiert hatte, dass sie es nicht schaffen würde professionell zu bleiben. Sie mochte sich weiterentwickelt haben, doch es war noch zu frisch. „Kann ich dich noch eine letzte Sache fragen, bevor ich dieses Kapitel beende?“, fragte sie. Er sah sie nur an, sein Gesicht ließ keinerlei Emotionen erkennen. Es war also wieder einmal an ihr. Vielleicht würde sie es im Gegensatz zu ihm nie schaffen ihre Emotionen abzustellen, doch das war in Ordnung. Sie war stolz darauf Gefühle zu haben. Es gehörte zu ihr, das musste sie sich nur immer wieder vor Augen führen. „Bist du glücklich?“ „Was willst du von mir?“ „Das du zu uns stehst. Öffentlich. Doch das wirst du nicht und deshalb muss ich ohne dich leben!“, spie sie ihm entgegen obwohl sie es gar nicht wollte. Was verdammt nochmal war in sie gefahren? Sie hatte es doch verarbeitet, oder nicht? Es war fast unmöglich sich zu beherrschen wenn, wenn sie mit ihm allein war. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien.“ Tränen bahnten sich einen Weg über ihre Wangen. „Bitte… geh jetzt.“ Er drehte sich um und verschwand aus ihrem Büro. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass er ihr Herz ein zweites Mal brach. Doch irgendetwas hatte sich verändert. Dieses Mal wusste sie, dass sie es überleben würde. Sie wusste, wie stark sie war und er tat ihr leid. Emotionen würde er nie zeigen können. Dieser Mensch hatte ihr schon verdammt viele Tränen gekostet. Der Ballsaal pulsierte im Rhythmus als Sakura, in ein gewagtes Abendkleid gehüllt, die Szenerie betrat. Die Kristalllüster tauchten den Raum in funkelndes Licht, während die Gäste des Militärballs in ihren feinen Uniformen und eleganten Abendkleidern, sich im Takt zur Musik bewegten. Ihr Blick schweifte durch die Menschenmenge, bis er auf ihm ruhte – dem Mann, der ihr noch immer etwas bedeutete. Sasuke, in seiner makellosen Leutnantsuniform. Sakura, in einem dunklen Abendkleid, anmutig und zugleich verletzlich. Ihre Blicke trafen sich wie elektrische Funken in der Nacht und verfingen sich ineinander, während die Erinnerungen an vergangene Zeiten hochkamen und er schließlich den Mut fasste, die Distanz zu überwinden. Normalerweise wäre dies nicht sonderlich bemerkenswert, doch für Sakura bedeutete es die Welt. Es war das erste Mal, dass er öffentlich ihre Nähe suchte. Während eine Band im Hintergrund eine Melodie spielte, kam er näher, bis er vor ihr stand, nur getrennt durch eine unsichtbare Barriere unausgesprochener Worte. „Guten Abend", sagte er, seine Stimme von einer Mischung aus Nostalgie und Verlangen durchzogen. Sasukes Augen, einst so vertraut, waren gezeichnet von Kälte. „Sasuke...“ Es war nur ein Wort, bei dem so viel mehr mitschwang. Am meisten Sehnsucht gemischt mit dem bitteren Beigeschmack seines herzlosen Verrates. Hatte er seit ihren Worten gestern über diese nachgedacht? Oder war sie nichts weiter als eine Untergebene für ihn? Spielte er ein Spiel? „Es gibt so viel, was wir nie gesagt haben.", sagte er. Sakura senkte ihren Blick für einen Moment, dann sah sie wieder auf, ihre Augen voller Emotionen. Spielte er darauf an, dass sie wollte das er sich bekannte? Die Spannung zwischen ihnen war greifbar, als würden Monate von unausgesprochenen Gefühlen die Luft um sie herum aufladen. „Wir haben unsere Gründe, warum wir auseinandergegangen sind.", flüsterte sie. Die Musik umhüllt sie, als Sasuke seine Hand ausstreckte. Die Unsicherheit in Sakuras Augen wich einem zögerlichen Lächeln, und sie legte ihre Hand in seine. Gemeinsam betraten sie die Tanzfläche. Der Militärball wurde zum Schauplatz einer tiefen, verlorenen Verbindung, während sie tanzten. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie drückte ihr Gesicht an seine Schulter und schluchzte leise. „Ich erkenne mich selbst nicht mehr.“, flüsterte sie. Sie war verletzt gewesen, gekränkt von seinem Besuch in ihr Büro und hatte eine fürchterliche Entscheidung über seinen Kopf weg beschlossen. Gott, sie hasste sich so sehr dafür ihm das angetan zu haben, dass sie ihn nicht einmal ansehen konnte. „Ich habe dir etwas schreckliches angetan.“, sagte sie dann. Mit Tränen in den Augen lief sie davon. Sie hatte aus Rache und verletzten Gefühlen gehandelt. Es war falsch gewesen, das erkannte sie nun und doch war es zu spät. Und er, er hatte sich endlich zu ihr bekannt. Die große Geste, auf die sie gewartet hatte. Er würde noch früh genug erfahren was sie getan hatte und dann würde er sie hassen. Die Distanz würde zurückkehren, stärker als zuvor, aber in diesem einen Tanz hatten sie einen kostbaren Augenblick der Nähe gefunden – ein Augenblick, den sie in ihrem Herzen tragen würde, selbst wenn sie wieder in ihre entzweiten Welten zurückkehrten. Kapitel 6: Drittens, der Alkohol der dich zerstört -------------------------------------------------- Die Nacht hatte bereits dunkle Schatten über die Stadt geworfen. Die Dunkelheit des Apartments wurde nur vom fahlen Licht des Mondes durch die Vorhänge durchbrochen. Der Raum schien trostlos und das Gewicht der Vergangenheit belastete wie jeden Tag seine Gedanken. Fest entschlossen, diese aufkommenden Gedanken zu betäuben, griff er erneut nach der Flasche Schnaps. Die Flüssigkeit brannte auf ihrem Weg seine Kehle hinunter, doch anstatt ihm Erleichterung zu verschaffen, fühlte sich lediglich sein Körper taub an und seine Gedanken rasten. Er Schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie voller Wut. Dann hörte er ein Klopfen an seiner Tür. Seine baufällige Türe öffnete sich und seine schwarzen Augen fanden intensiv Grüne. Das starke Gefühl von Sehnsucht überrannte Sakura unerwartet und heftig. Sie hatte seine neue Adresse erfahren und wusste selbst nicht so recht, was sie sagen sollte. Vielleicht, dass sie pausenlos an ihn dachte? Dass es immer noch weh tat wie am ersten Tag? Das sie sich nicht von ihm erholen konnte? Oder ob er sie nach allem, was sie angerichtet hatte, hineinbitten würde? „Woher?“, brummte er. „Ich bin Schreibkraft, schon vergessen? Deine neue Adresse steht in deiner Akte.“ Sasuke blickte sie eisern an, seine Augen schienen leer und ausdruckslos. „Was willst du?“, knurrte Sasuke. Sie hatte ihre Rache doch bekommen. „Ich habe Essen mitgebracht, weil ich gehört habe du baust um.“ Sie hätte schwören können, dass sie Alkohol an ihm roch. Die Sorge um ihn und um seine Einsamkeit ließ sie nie los. Egal wie viel Tage vergingen. Irgendetwas von ihm hatte sich eingebrannt. Seine Berührungen, seine Stimme, die Momente, wenn er sanft zu ihr gewesen war und sie am Kopf streichelte. „Du hast in einem öffentlichen Brief meinen Alkoholkonsum publik gemacht, und dass ich während der Arbeit trinke. Das is nur einmal vorgekommen!“ Am Todestags seines Bruders, den hatte er nicht ertragen können. Aufgrund der Betonung seiner Worte war sie nun sicher, dass er stark betrunken war. „So war es nicht! Ich habe meiner Kollegin erzählt was zwischen uns war. Ich war verletzt und sie hat einfach ...“, rechtfertigte Sakura sich und eine Träne erschien in ihrem Augenwinkel. Er hatte sie doch auch verletzt und sie bloßgestellt! Und trotzdem stand sie nun hier und sein Verrat tat immer noch in ihrem ganzen Körper weh, so sehr dass sie nicht wusste wie das Atmen funktionierte. Sie wusste nicht, wie sie es überhaupt schaffte aufrecht vor ihm zu stehen, und in seine schwarzen Augen zu blicken, weil sie sich noch immer für ihre einstige Schwäche schämte. Doch sie fand in ihrem Herzen darauf nur eine Antwort: Sehnsucht. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass ihr ihre eigene Ehre und Selbstachtung mittlerweile so scheiß egal waren! „Spar dir das. Ich bin fertig mit dir.“, erwiderte Sasuke mit hinuntergezogenen Mundwinkeln. Bei seinen Worten zog sich ihr Brustkorb zusammen. Sie wollte ihm ins Gesicht schreien, dass sie einen verdammten Fehler gemacht hatte. Dass er sie anschreien sollte oder auf andere Art und Weise bestrafen. Wut war gut, denn im Anschluss konnte er es vielleicht schaffen ihr zu vergeben. „Ich war verletzt. Ich war rücksichtlos. Ich hätte dir das nie antun dürfen.“, sagte sie beschämt. „Doch du hast dich nie bei mir entschuldigt für das, was du…“ Hatte sie ihm nicht mehr entgegenzusetzen? Das war lächerlich. „Ich habe deinetwegen alles verloren.“, spie er und sein Magen drehte ich um. „Meine Stellung. Meine Familie. Sogar meine Wohnung!“ Sie hätte wissen sollen, dass der Schaden zu groß war. Egal wie sehr sie ihn liebte, und das tat sie von ganzem Herzen, über gewisse Taten ließ sich nicht hinwegsehen. Ihre Beziehung war dauerhaft vergiftet. Ein Moment der Unsicherheit ergriff ihn, und bevor er mehr sagen konnte, brach der Druck in seinem Magen durch. Ein Schwall Erbrochenes fand seinen Weg auf den Boden vor der Tür. Ihre starre Körperhaltung und ihr Blick, der sich zu Boden richtete, verrieten ihre Entrüstung. Sakura zuckte zusammen, doch ihre Besorgnis überdeckte jeglichen Ekel. "Oh Gott, Sasuke. Bist du in Ordnung?" Der ehemalige Leutnant lehnte schwer gegen den Türrahmen, sein Gesicht von Scham und der Wirkung des Alkohols gezeichnet. "Verpiss dich endlich", murmelte er, während seine Versuche, die Kontrolle zu behalten, erfolglos blieben. Sakura trat vorsichtig näher, ihre Besorgnis übertrumpfte jedes Unbehagen. Es ging ihm schlecht und sie war schuld daran. Sie bereute, was sie ihm angetan hatte, und sie hasste sich selbst dafür. "Lass uns rein gehen. Wir können später darüber reden. Im Moment solltest du dich hinlegen." Mit ihrer Hilfe bewegte er sich ins Innere der Wohnung, wobei er gelegentlich von einer Welle der Übelkeit übermannt wurde und zweimal stolperte. Was sie erwartete, war schlimmer als zunächst angenommen. Die Wohnung befand sich nicht nur im schlimmsten Viertel der Stadt, sie war zudem im Zustand eines Rohbaus! Aufgrund der fehlenden Lampen herrschte Dunkelheit, es gab keine Böden oder Türen, geschweige eine Küche. In einer Ecke entdeckte sie eine Matratze, die mit einer zerwühlten Decke bestückt war. All das spiegelte auch den katastrophalen Zustand in seinem Inneren wider und irgendwie passte alles zusammen. Er war kaputt, zerbrochen. „Bis duh zzufrieden?“, stammelte er. Sein Alkoholpegel war ihm nun deutlich anzuhören. Ich bin nicht zufrieden, überhaupt nicht. Seit du nicht mehr da bist fühlt sich mein Leben leer an. Ich denke jeden Tag an dich und kann dich nicht sehen oder mit dir sprechen und dann komme ich her und du zerstörst dich selbst. Du warst mein wichtigster Mensch, mein Liebhaber, du warst alles für mich und es tut weh dich so zu sehen. „Ich bin für dich da, Sasuke. Lass uns sehen, wie wir dir helfen können", sagte Sakura ruhig, während sie ein Handtuch suchte, um die Spuren vor der Tür zu beseitigen. Er ließ einfach nur seinen Kopf hängen und sie sah sein Gesicht nicht mehr. Sein Zustand wurde von Minute zu Minute schrecklicher. Wieso tust du dir das an? Woher weiß man, dass man jemanden liebt? Diese Frage hatte sie sich schon oft gestellt. Wenn man ihn schwerbetrunken in die Dusche trägt. Ihn auszieht und abduscht. Wenn man einfach nur das beste für jemanden möchte. Wenn man alles hinnehmen würde und bedingungslos alles geben würde. Wenn man jemanden nur das beste wünscht, egal was er einem angetan hat. Wenn man verzeiht und der eigene Stolz plötzlich egal ist. Wenn man weiß, was das Wort Sehnsucht eigentlich bedeutet. „Mein Bruder…“, flüsterte Sasuke, während das Wasser auf ihn hinablief. „Was?“ „Seit er tot ist, frage ich mich, ob er tot sein wollte. Wegen allem das ihm aufgezwungen wurde in seinem Leben. Er war ein friedfertiger Mensch, der Militärdienst zerstörte ihn.“ Seine Stimme war leise, als wäre er kurz davor einzuschlafen. „Und du?“, fragte sie und ein Schluchzen löste sich aus ihrer Kehle. "Was kann ich tun, damit es dir besser geht? Ich würde nämlich alles für dich tun." Die Alkoholnebel in Sasukes Kopf verhinderte jedes rationale Gespräch. Nachdem sie ihn auf die Matratze gebracht hatte, ging sie in das, was eine Küche hätte sein können und rang um Fassung. Einst hatte er eine luxuriöse Wohnung bewohnt und nun lebte er in diesem Loch und das ihretwegen. Sie war ein verdammtes Miststück, hätte sie nur den Mund vor ihrer Kollegin gehalten, doch sie musste sich ja ausweinen. Eins hatte zum anderen geführt und er war entlassen worden und wie es schien hatten ihn auch seine Eltern verstoßen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, denn sie fühlte sich in diesem Moment einfach hilflos und überfordertet. Dann wischte sie sie entschlossen weg. Fest stand, dass sie ihn über alles liebte, und sie würde ihn unterstützen diese Sucht hinter sich zu lassen, wenn er ihre Hilfe zuließ. Die Nacht, die mit Erbrochenem begonnen hatte, endete mit einem Zeichen der Fürsorge und zahllosen Gedanken, wie eine Heilung möglich sein könnte. Am nächsten Tag hatte sie allen Alkohol aus seiner Wohnung entfernt, die nötigsten Dinge wie Lebensmittel besorgt und sagte zu ihm: „Ich habe mit einer Psychologin gesprochen. Sie wäre jederzeit bereit herzukommen. Und ich finde wir sollten das Grab deines Bruders besuchen. Und noch etwas: Dein Bruder hat dich geliebt und er würde nicht wollen, dass du dich zugrunde richtest. Und ich will es auch nicht. Und deshalb bin ich für dich da.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)