Feels Like Home von -Ly- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war ein warmer, spätsommerlicher Abend. Natasha saß auf ihrem Bett, eine kleine schwarze Kiste mit zwei silbernen Nieten an jeder Ecke betrachtend. Wie lange war es her, dass sie diese Kiste geöffnet und den Inhalt herausgeholt hatte? Der Staubschicht nach zu urteilen waren es vielleicht sechs Monate oder ein Jahr, nicht mehr, aber auch nicht viel weniger. In dieser Kiste verbarg sich ihre Vergangenheit. Eine Vergangenheit, mit der sie schon längst hätte vollkommen abschließen sollen. Eigentlich hatte sie dies auch. Eigentlich. Uneigentlich eben nicht. Denn sonst hätte sie in all den Jahren dieses Stück Vergangenheit aus ihrem Leben verbannt, es im Meer versenkt, am Strand vergraben oder einfach ein kleines Lagerfeuer damit gemacht. Aber nein, sie ließ sich immer wieder zurück ziehen, sich von jeglichen Erinnerungen übermannen. Und genau das war es, warum sie nicht absolut glücklich sein konnte. In den Augen eines normalen Menschen müsste ihr Leben sicher perfekt sein. Sie war ein gut bezahltes Model, war mit ihrer Jugendliebe verheiratet, war Mutter zweier wundervoller Kinder, lebte in einem traumhaft schönen Anwesen auf Hawaii, hatte einen tollen besten Freund mit dem sie über eigentlich alles sprechen konnte und Freunde, die immer zu ihr standen und sie bei allem unterstützten, und sie hatte Nick. Im Prinzip gab es keinen Begriff der ihr Verhältnis zu Nick beschreiben konnte. Nick war schon immer ihr Abenteuer, ihr Liebhaber, ein wunderbarer Kumpel, der Wellenbrecher der jeden Tsunami in die Knie zwang. Doch er war nie ihr Partner. Was wollte eine Frau in der Blüte ihres Lebens noch? Tasha wusste, dass sie dankbar für das sein sollte, was sie hatte. Doch immer, wenn sie auf diese Kiste stieß, kamen ihr Zweifel. Das Schicksal hatte es damals nicht gut mit ihr gemeint. Alles hätte anders kommen sollen. Und doch kam es so, dass sie in einem perfekten Leben lebte. Vorsichtig hob sie die rechte Hand und fuhr mit Zeige- und Mittelfinger über den Deckel der schwarzen Box ihrer Vergangenheit. Feinste Staubkörnchen wurden aufgewirbelt und flogen auf direktem Wege in ihre Nase. Diese begann prompt zu jucken und entlockten ihr ein doch sehr lautes hatschi. Die junge Frau rümpfte leicht die Nase bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Kiste legte. Verdammt nochmal, sie musste endlich abschließen. Das war sie ihrer Tochter und vor allem ihrem Mann Steven und Nick schuldig. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt. Und damals, als es passierte, war sie noch ein Teenager. Irgendwann musste es doch auch mal ein Ende nehmen, oder etwa nicht? Entschlossen erhob sie sich von ihrem Bett, griff nach der kleinen, aber doch recht schweren Kiste, um diese in ihre große Strandtasche zu stopfen, in ihre Schuhe zu schlüpfen und rasch die Treppen herunter zu schleichen. Widererwartend stand Vicki, ihre kleine Schwester plötzlich vor ihr. „Wo willst du hin?“ fragte das kleine Mädchen neugierig, ihre Schwester mit großen, unschuldigen Augen anlächelnd. Vicki hatte sehr viel Ähnlichkeit mit ihrer Schwester, nur das die Jüngere ein kinderfreundlicheres Leben geführt hatte. Es war nicht so, dass ihre Eltern sich nicht um sie gekümmert haben. Ganz im Gegenteil. Ihre Mutter litt sehr darunter, ihre beiden Töchter nach Hawaii ziehen zu lassen und selbst in Los Angeles zu bleiben. Doch wussten sie nie, wann ihr Vater wieder versetzt wurde und in ein anderes Land oder einen anderen Staat reisen musste. Davor wollte Tasha Vicki schützen, weswegen sie die Kleine mit sich nach Hawaii genommen hatte. Nun war ihr Mann in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und war selbst viel unterwegs. Er ließ sie zurück, denn Tasha wollte das Leben, was sie damals geführt hatte nicht auch für ihre eigene Tochter. Nun fühlte sich Tasha allerdings etwas erwischt. Es war schon spät. Die Sterne würden bald hoch am Himmelszelt stehen. „Ähm, ich wollte noch einmal runter zum Strand. Die Wellen sind gut, das sollte ich ausnutzen. Würdest du auf Lydia aufpassen?“ antwortete sie überraschend ruhig. Innerlich befand sich die Ältere zumindest in einem riesigen Chaos aus der Vergangenheit und dem Pflichtgefühl der Gegenwart. Vicki legte den Kopf etwas schief und musterte ihre Schwester von oben bis unten, bevor sich ihre Lippenwinkel etwas in die Höhe bewegten und sie nickte. „Ich werde wohl nie verstehen, warum du so gerne nachts surfen gehst“ antwortete die Jüngere, wobei sie bereits ahnte und es nur nicht zeigte, dass ihre Schwester wegen eines anderen Grundes runter zum Strand wollte. Sie wusste von der Kiste, wusste mehr von Tashas Vergangenheit als eben diese ahnte, weil sie darüber mit ihrer Mutter sprach. Sie selbst war damals erst vier und dementsprechend zu jung, um sich zu erinnern. Tasha überreichte ihrer Schwester das Babyphone, um sich schließlich die Autoschlüssel für ihren Jeep zu schnappen auf dem die Surfbretter immer festgeschnallt waren. Der Schein war perfekt. Am Strand angekommen nahm sie rein aus Gewohnheit das Surfbrett mit. Vielleicht würde sie sich danach doch die Seele aus dem Leib planschen, um sich von den Gedanken, die Kiste und somit ihre Vergangenheit zu begraben, abzulenken. Die Suche nach einem perfekten Strandstück dauerte nicht lange. Dort ließ sie sich in den Sand nieder und blickte sich um. Hier hatten sie vor Jahren schon einmal gesessen. Genau hier. Sie sah es noch allzu deutlich vor ihrem geistigen Auge. Damals war ihre Vergangenheit, trotz Trennung, ihr hinterher gereist um sie aufhalten zu wollen. Ihre Vergangenheit hatte sich einfach ein Ticket nach Hawaii gekauft, mit all seinem Geld, um sie davon abzuhalten, für immer nach Hawaii zu gehen. Damals hatte es ihre Vergangenheit geschafft. Sie hatten sich ein paar Tage Urlaub gegönnt, er hatte zum ersten Mal ihre Freunde richtig kennen gelernt und sie hatten hier zum ersten Mal am Strand gesessen. Sie lag in seinen Armen an einem Lagerfeuer und sie waren glücklich. Tasha schluckte schwer. Die Erinnerungen flogen an ihrem inneren Auge vorbei wie ein Film. Immer wieder stoppte der Film und hielt beim Gesicht ihrer Vergangenheit, damit sie es ganz genau vor sich sah. Da spürte sie plötzlich, wie ihre Augen feucht wurden und durch die salzige Flüssigkeit begannen zu brennen. Sie presste die Augen zusammen, wollte diese glücklichen Bilder nicht mehr vor sich sehen. Dann schüttelte sie ihren Kopf, als könne sie sie dadurch einfach heraus schütteln. Doch es klappte nicht. Stattdessen kullerten ihre zwei, drei kleine Tränen über die Wangen. Langsam und intuitiv fuhren ihre Hände in die große Strandtasche, umfasste die Box, in der all diese Erinnerungen lagen, um diese langsam heraus zu ziehen und vor sich abzulegen. Angespannt lagen ihre Augen auf eben dieser. Sie fixierte sie, als könne sie jeden Moment Beine bekommen und selbstständig davon laufen. So schlecht wäre das doch eigentlich gar nicht, oder? Wäre das nicht genau das, was sie wollte? Immerhin würde dann die Vergangenheit vor ihr flüchten und nicht sie vor ihm. Es war seltsam, doch Tasha war sich sicher, dass sie der Kiste hinterher laufen und sie wieder einfangen würde. Sie würde sie nicht gehen sehen können. Auch wenn es eigentlich genau das war, was sie wollte. Tasha seufzte, was der Äußerung einer Kapitulation nahe kam. Warum war es so schwer? War sie tatsächlich so ein Masochist, dass sie sich all die qualvollen Erinnerungen immer wieder antat? Oder war sie schon bei einem Punkt angelangt, dass sie eventuell verzeihen konnte? Verzeihen, aber niemals vergessen! Doch was hätte verzeihen für Auswirkungen auf ihr Leben? Alles, wirklich alles würde sich ändern. Ihr Sohn würde endlich die liebende Mutter bekommen, die er nie hatte. Lydia würde wahrscheinlich ihren Vater verlieren, der sowieso nicht für sie da war, da er sich für einen Job mit hoher Reise- und Umzugsbereitschaft entschieden hatte. Sie würde den Zorn ihres Vaters auf sich ziehen, weil sie Steven verließ, ihre Freunde wären sicherlich ebenfalls nicht begeistert und Nick… ja Nick wäre wie immer ein ganz besonderer Fall. Nana konnte nicht sagen, wie es mit Nick weiter gehen würde. Wieder fiel ihr Blick auf die Kiste, die ihr so viel Kummer bereitete. Ganz langsam wanderten ihre Hände auf sie zu, umschlossen sie mit festem, gewillten Griff sie endlich zu vergraben. Doch als sie sie so nah am Körper hielt, war die Versuchung sie zu öffnen und sich zurück in die Vergangenheit zu begeben noch viel größer. Der Drang war unaufhaltsam, als ihre Finger sich unterhalb des Deckels verankerten und ihn langsam auf schoben, bis er, natürlich vollkommen unabsichtlich zu Boden fiel. Hoppala. Natashas Blick wanderte rasch ihre Umgebung ab, suchte nach Störenfrieden oder Menschen, die auf keinen Fall sehen durften, was sie hier tat. Es wirkte schon fast so, als hätte sie einen Mord begangen, oder wäre inmitten eines Millionen Dollar schweren Drogendeals verwickelt und suchte nun nach Augenzeugen. Nachdem sie in dem blassen Licht, dass ihr die fast untergegangene Sonne noch bot in die Kiste sah, setzte ihr Herz für einen Moment aus. Da war sie, ihre Vergangenheit. Ganz vorsichtig tastete ihre Hand in die schwarze Box hinein, umgriff mit den rot lackierten Fingernägeln eine Kette, die sie langsam heraus zog. Die einzelnen Glieder der Kette waren trotz der nicht Benutzung noch immer sauber und strahlend hell, denn die Kette war aus weißgold und das, obwohl sie wusste, sie würde sie selten bis nie tragen. Doch der Anhänger der Kette war kein einfacher Anhänger. Es war ein Ring. Ein Ring den sie vor ewigen Jahren in ihrer Heimat London erhalten hatte, von einem ganz speziellen Jungen. Sie war erst siebzehn und doch war sie sich sicher, dass dieser Mann ihr Leben war, das sie mit eben diesem Mann die Ewigkeit verbringen wollte. Er war ihre Vergangenheit, weil er es tatsächlich geschafft hatte, ihr Herz in tausend Einzelteile zu zerbrechen und damit alles zu zerstören. Natasha’s Gedanken schweiften weiter ab. Sie sah es genau vor sich, wie er vor ihr nieder kniete, als die Gondel des London Eye hoch über ihrer Heimatstadt stand. Es war, als wurde sie zurück versetzt. Selbst die Dekoration der Gondel sah sie deutlich vor sich. Überall standen weiße und rote Duftkerzen, der Boden war mit weißen, roten und rosanen Rosenblättern bedeckt und an den Wänden hingen weiße und rosane Lilien. Schließlich erinnerte sie sich an jedes einzelne Wort, dass er ihr in diesem Moment gesagt hatte, während sie wie versteinert und vollkommen verzaubert da stand. „Tasha…Seitdem ich mit dir zusammen bin, erstrahlt mein Leben in einem ganz anderen Licht. Du brachtest Licht in mein so dunkles Leben und zeigtest mir den Weg aus der Dunkelheit. Als wir uns damals kennenlernten, sagte ich du seist perfekt. Doch du widersprachst gleich… Du meintest ich könne nach einem halben Tag noch nicht sagen, dass du perfekt seist. Die Zeit danach verlief ziemlich durchwachsen und du hattest eine Menge durchzustehen. Und ich tat mein Bestes dir da irgendwie durchzuhelfen. Nur zu gerne hätte ich dir alle Last von den Schultern genommen. Hätte ich dich besser beschütz, wäre dir sicher einiges erspart geblieben. Doch im Endeffekt… hat uns das nur näher zusammen gebracht und hat das Fundament für unser Beziehung gelegt. Auch wenn diese Glück uns nicht auf Dauer erhalten blieb. Denn immer wieder warf das Schicksal uns Steine in den Weg. Hürden gab es zu überwinden, manche leichter, manche schwerer. Doch haben wir es am Ende doch immer geschafft. Denn unsere Liebe hat alles gemeistert. Sie hat Wunden geheilt. Sie hat uns durch schwere Zeiten geholfen. Wir hatten Höhen und Tiefen. Und so schlimm die Dinge auch standen, so war die Zeit danach als alles wieder lief, umso schöner. Du hast mir so viel gegeben und mir mehr als einmal bewiesen wie sehr du mich liebst. Doch konnte ich es dir nie in der Form danken in der du es verdient hättest. Und als wir nun drei Wochen voneinander getrennt waren, hatte ich viel Zeit um darüber nachzudenken, wie ich dir zeigen kann wie sehr ich dich liebe und wie viel du mir bedeutest. Mir ist klar geworden, oder sollte ich klarer sagen, dass ein Leben ohne dich, für mich kein Leben mehr ist. Nie im Leben hätte ich es für möglich gehalten jemanden wie dich auf dieser Welt zu finden. Du bist einzigartig. Tasha, du…bist mein Leben. Und ich weiß, dass sich das nie ändern wird. Das ich nie jemanden außer dir lieben kann. Denn du bist alles für mich und noch mehr. Und deshalb…war ich gestern bei Richard und Anny, um mir ihren Segen zu holen, um dich dieser Stelle zu fragen…Natasha Elizabeth Skye Crist… Willst du meine Frau werden?“ . Eine Gänsehaut rannte schon damals über ihren Körper und auch jetzt bemerkte sie, wie ihre Haut zu Kribbeln begann. Sie hatte ja gesagt. Sie hatte eingestimmt ihn zu heiraten und mit ihm alt zu werden. Die junge Frau schluckte schwer und erwischte sich, wie sie den Ring fest umschlungen an ihr Herz gedrückt hielt. Kleine Tränen sammelten sich in den Winkeln ihrer Augen. Es hätte alles so schön werden können. Tasha biss sich so hart auf die Unterlippe, dass sie einen leicht eisigen Geschmack wahrnehmen konnte. Sie hätte besser aufpassen müssen, sie hätte wissen müssen, dass ihre Erzrivalin sich an ihrem Verlobten zu schaffen machen würde. Und doch hatte sie ihn alleine gelassen auf jener Party und der Löwin ausgeliefert. Im Prinzip hätte es sie nicht stören dürfen. Immerhin war Treue bis dato nie das Schlüsselwort in ihren Beziehungen gewesen. Selbst heute konnte sie ihrem Mann nicht hundertprozentig treu sein. Es gab nur einen Mann, der ihr Herz vollständig besessen hatte und eben dieser eine hatte sie betrogen und ihr jegliches Vertrauen in die wahre Liebe und somit auch Treue genommen. Ihr Herz pochte stark, während Natasha bemerkte, dass die Tränen unaufhaltsam und stumm über ihre Wangen rannten. Trotz all der Jahre die vergangen waren, tat es noch immer weh. Wahrscheinlich weil er der erste überhaupt war, dem sie sich vollkommen hingegeben und ihr Herz geschenkt hatte. Ihm war sie treu, nicht einmal Nick ließ sie zu der Zeit an sich heran. Und gerade er enttäuschte sie so sehr. Damals hatte sie sich geschworen sich nie wieder so sehr zu öffnen, nie wieder so verletzbar zu sein. Weswegen sie ihr Leben vor ihm wieder aufgenommen hatte. Denn er hatte ihr gezeigt, dass es nur weh tat, wenn sie sich für einen Mann aufsparte. Schwer schluckend ließ sie den Ring in den Sand fallen. Die Tränen wischte sie mit ihrem Handrücken fort, nur um wieder in die Kiste zu greifen und das Nächste Stück der Erinnerungen heraus zu fischen. Es war ein kariertes Hemd. Trotz all der schmerzhaften Erinnerungen rang sie sich ein Schmunzeln ab. Er hatte immer diese Hemden getragen. Anfangs noch mit einem weißen Unterhemd, später dann ganz ohne, weil sie es ohne liebe mochte. Ob er diese Hemden heute noch trug? Ob er wohl wieder ein Unterhemd drunter hatte, oder sich ihren Rat noch immer zu Herzen nahm? Ganz langsam hob sie das Hemd an ihr Gesicht, kuschelte sich an und roch daran. Auch wenn es nicht mehr danach roch, so war die Erinnerung noch stark. Die Gedanken ausblendend, erlag sie den schönen Erinnerungen. Da öffneten sich ihre Lippen und begann leise ein Lied zu singen, indem sie ihre Gefühle zum Ausdruck brachte, die sie empfand, wenn sie diese Kiste öffnete und sich den Erinnerungen hingab. “Somethin' in your eyes, makes me wanna lose myself Makes me wanna lose myself, in your arms There's somethin' in your voice, makes my heartbeat fast Hope this feeling lasts, the rest of my life” Genau das tat es. Bei dem Gedanken an seine wundervolle, tiefe Stimme, began ihr Herz schneller zu schlagen und wenn sie so sein Shirt in den Händen hielt, dachte sie daran, in seinen Armen zu liegen und sich selbst zu verlieren. “If you knew how lonely my life has been And how long I've been so alone And if you knew how I wanted someone to come along And change my life the way you've done” Es war schon damals das Gefühl allein zu sein, obwohl man es nicht war. Natasha musste damals so oft umziehen, ihre Freunde verlassen und wieder ganz neu Anfangen, dass sie dieses Gefühl besaß und er hatte es geschafft, es ihr zu nehmen. Ihr ein Gefühl zu geben vollständig zu sein. Er hatte ihr Leben verändert, denn er konnte sie etwas zügeln, konnte ihre ausschweifende, rebellierende Lebensweise durch seine bloße Art und Liebe verändern. “It feels like home to me, feels like home to me It feels like I'm all the way back where I come from It feels like home to me, feels like home to me It feels like I'm all the way back where I belong” Gehörte sie wirklich zurück zu ihm? Langsam ließ sie sich zurück auf den Rücken fallen, den Sternenhimmel betrachtend und das Shirt fest an sich drückend. „A window breaks, down a long, dark street And a siren wails in the night But I'm alright, 'cause I have you here with me And I can almost see, through the dark there is light Well, if you knew how much this moment means to me And how long I've waited for your touch And if you knew how happy you are making me I never thought that I'd love anyone so much” Langsam fiel ihr Blick zurück in die Kiste, in der noch ein Foto von den Beiden lag. Sie waren glücklich und wussten bereits, dass sie Eltern wurden. Ihre stechend grünen Augen starrten den Jungen an. Musterten ihn mit seinen dunkelbraunen Haaren und den wunderschönen Augen. Ihr Daumen streichelte langsam über das Gesicht ihrer Vergangenheit, während sein Hemd auf ihrem Schoß lag. Es entsprach einfach der Wahrheit. Niemals hatte sie jemanden so sehr geliebt wie ihn. “It feels like home to me, it feels like home to me It feels like I'm all the way the back where I come from It feels like home to me, it feels like home to me It feels like I'm all the way back where I belong It feels like I'm all the way back where I belong” Eine weitere Träne kullerte aus ihrem Auge, langsam bahnte sie sich den Weg über ihre Wange, bis sie hinab auf den Boden tropfte. Der Mond schien hell am Himmelszelt. Es war eine sternenklare Vollmondnacht. Das Licht schimmerte an den feuchten Stellen in ihrem Gesicht. Da hörte sie plötzlich ein Räuspern und schrak zusammen. „Ich glaub, wir müssen mal wieder ein ernsthaftes Gespräch führen, meine Liebe“ flüsterte eine sehr einfühlsame Stimme. Tasha sah nicht auf. Sie wusste, wer dort neben ihr stand und sie mit besorgten Blicken musterte. Der Blonde, großgewachsene junge Mann ließ sich neben das Model sinken und hielt inne. Sie würde reden, wenn sie soweit war. Das wusste Bree, ihr bester Freund. Außerdem gab es für das Model keinen Ausweg, denn der Ring im Sand, das Hemd auf ihrem Schoß und das Bild sagten eigentlich genug aus, sodass Worte überflüssig waren. Doch wahrscheinlich tat es ihr einfach mal gut zu reden und er wäre für sie das Beste. So, wie es sich für einen anständigen besten Freund gehörte blieb Bree ruhig und wartete darauf, dass sie sprach. Tasha hingegen fühlte sich erwischt. Sie fühlte sich winzig und schwach. Wenn es etwas gab, dass sie hasste, dann war es vor anderen Schwäche zeigen. Sie brauchte eine Weile, bis sich ihre Stimme einigermaßen stark anfühlte und sie zu sprechen beginnen konnte. „Wie lange standst du schon da?“ fragte sie flüsternd, hoffend, dass er nicht zu viel mitbekommen hatte. „Eine Weile“ antwortete Bree direkt und mit regelrecht strenger Stimme. Das Model schwieg daraufhin. Er hatte zu viel gesehen, sodass es nun egal war und sie ihre Kraft nicht für billige Ausreden verschwenden brauchte. Da herrschte plötzlich Stille zwischen ihnen. Nur das Brechen der Wellen durchschnitt die Nacht. Tashas Hände krallten sich noch immer in das Hemd auf ihrem Schoß, während ihre Augen auf dem Foto lagen, als es plötzlich aus ihr heraus sprudelte. „Ich wollte sie begraben. Ich wollte es beenden. Aber es geht nicht… ich kann es nicht. Bree, ich kann nicht los lassen. Ich will, aber… Warum? Warum lässt es mich nicht in Ruhe? Warum muss ich immer noch an ihn denken? Ich kann es nicht mehr. Ich darf es nicht mehr. Das bin ich Steven schuldig, und Lydia, und meinem Vater, und Nick, und euch… Ich gehöre doch hier her. Ich will nicht mehr an das was war denken. Aber... Es.ist.einfach.da!“ Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit brach Natasha vollkommen aus sich heraus und sprach über ihre Empfindungen und die Gedanken an die Vergangenheit. Tränen schossen über ihre Wangen, weswegen Bree nicht zögerte, einen Arm um ihre Schultern legte und sie liebevoll an seine Brust zog. Rein freundschaftlich natürlich, denn auch Bree war mittlerweile glücklich verheiratet und würde bald Vater. Er hielt sie eine ganze Weile im Arm, streichelte sie und wippte sanft hin und her, bis er erkannte, dass ihre Tränen langsam verstummten. Der Blonde begann leicht zu Lächeln bevor er ihr einen behutsamen Kuss auf die Stirn raunte. „Pacey war dir sehr wichtig Nana. Er war der Erste überhaupt, den du so nah an dich heran gelassen hast, wie keinen anderen. Du hast dich ihm geöffnet. Das geht nicht so einfach weg. Und manchmal braucht man diese Momente, um noch einmal zurück in die Vergangenheit zu schauen. Denn, auch wenn er dir das Herz gebrochen hat, hattet ihr wunderschöne Momente die euch niemals jemand mehr nimmt. Und zu alle dem seid ihr im Prinzip für immer mit einander verbunden, durch Brian.“ Seine Hand strich langsam und gewissenhaft durch die langen, dunklen Haare seiner besten Freundin. Er wusste genau, wie er sie beruhigen konnte. „So ungerne ich es auch sage, aber ich glaube nicht daran, dass du ihn jemals vollständig vergessen und aus deinem Leben verbannen kannst. So glücklich wie in seinen Armen, hatte ich dich noch nie gesehen. Und solange du an Brian denkst, wirst du auch an ihn und eure gemeinsame Zeit denken“ Brees Worte waren nun mehr ein leises flüstern, während Tasha mit ihrem Kopf auf seinem Schoß lag und allem lauschte, was er sagte. Es war einleuchtend, hatte eine gewisse Logik, die sie verstand und gegen die sie nichts auszusetzen hatte. Das war genau das, was sie gebraucht hatte. Zuspruch und Verständnis eines Außenstehenden. Steven und Nick waren selbst zu sehr in die Sache involviert, Bree hingegen konnte darüber objektiv urteilen. Es tat gut. Es tat einfach gut. „Weißt du, Kleines, du solltest die Sachen nicht wegschmeißen wollen. Behalt sie als wundervolle Erinnerung, schreib das Lied auf, was du gesungen hast und leg es hinzu. Irgendwann wirst du es betrachten können und an die wunderschöne Zeit zurück denken. Du wirst dankbar dafür sein, dass du es aufbewahrt hast. Das Verspreche ich dir“ Kaum spürbar nickte sie leicht, bevor sie sich mit dem Handrücken die Feuchte aus dem Gesicht rieb und sich wieder aufsetzte. Nun löste sich ihr Blick von den Sachen, um Bree, ihrem besten Freund ein liebevolles Lächeln zu schenken. „Danke“ Das war das Mindeste, was sie nun hervor bringen konnte. Um ihre Dankbarkeit noch zu verstärken, lehnte sie sich vor, umarmte ihn fest und schloss die Augen für einen Moment, als sie spürte, dass er den Druck erwiederte. „Ich bin so froh, dass ich dich habe.“ Bree lächelte charmant und zwinkerte ihr daraufhin kess zu, woraufhin er auf die schwarze, mit Nieten versetzte Box deutete. Natasha verstand sofort, legte das Hemd wieder sorgfältig zusammen, um es anschließend zu dem Bild und dem Armband, was noch am Boden der Kiste lag, zu verstauen. Auch die Kette mit dem Verlobungsring fand erneut seinen Platz auf dem Hemd, bevor es behutsam wieder verschlossen und in die Strandtasche gepackt wurde. Die junge Frau atmete tief durch, wobei sie den schmunzelnden Blick Brees auf sich spürte. Da fiel ihr plötzlich etwas ein. „Wieso bist du hier? Das war doch kein Zufall oder?“ Skeptisch legte sie den Kopf schief und verengte die katzengrünen Augen, die wachsam auf dem Blonden lagen. Der zuckte nur kurz mit den Schultern und erkannte anschließend, da sie sich keinen Millimeter bewegte, dass er ihr eine Erklärung schuldig war. „Vicki hat mich angerufen und meinte, dass du zum Strand zum Surfen bist. Sie sagte, du wirktest etwas aufgelöst auf deine gefasste Art und Weise und sie hat sich sorgen gemacht“ Tasha nickte leicht. Es war nicht Vickis Aufgabe, sich um ihre große Schwester zu sorgen, doch sie tat es. Stolz breitete sich in dem Model aus. Sie war doch froh, Vicki so gut hinbekommen zu haben. „Da bin ich ihr wohl auch ein Danke schuldig“ Bree nickte, sah schließlich auf das Meer hinaus, auf dem sich höhe und perfekte Wellen zum Surfen ausbreiteten. „Na, Lust noch eine Runde zu Surfen. Deswegen warst du doch eigentlich hier“ forderte er neckend, wobei er direkt auf seine Füße sprang und sich sein Brett nahm. Das Model schmunzelte zu ihm hinauf, nickte schließlich und tat es ihm gleich, nur um kurz darauf mit ihm zum Wasser zu laufen und in das kühle Nass zu springen. Heute Nacht war sie definitiv ein kleines bisschen reifer geworden und das durch den guten Rat eines guten Freundes, den sie niemals missen wollen würde. Vielleicht wendete sich doch alles zum Guten. Vielleicht hatte Bree recht und sie konnte schon bald anders über die Sache denken. Vielleicht! Doch tief im Inneren wusste sie sicher... Nur bei ihrer Vergangenheit würde sie sich jemals vollständig zu Hause fühlen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)