Wolf´s Paws Beta-Version von Wild-Wolf (Shadow of the Wolves) ================================================================================ Kapitel 6: 6. Insane? --------------------- Nervös trat Lily von einem Fuß auf den anderen und schaute sich im Wartezimmer um. Wieder einmal war sie alleine in der Praxis. Ob es wohl noch andere Patienten außer mir gibt, fragte sie sich. Sie hoffte nur dass der Arzt wirklich so gut war, wie ihr Hausarzt sagte. Lily war immer noch der Meinung, dass sie hier nicht hergehörte und auch keine Therapie brauchte. Trotzdem saß sie jetzt in der Praxis und hoffte dass sie bald an die Reihe kommen würde, damit sie endlich wieder nachhause konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür zum Sitzungsraum und Dr. Schulze betrat das Wartezimmer. „Frau Carter. Schön Sie zu sehen.“ begrüßte er Lily herzlich. Lily hingegen brachte nur ein einfaches „Hallo Herr Schulze“ hervor, da sie überhaupt keine Lust hatte hier zu sein. Er bat Lily ihm in das Sitzungszimmer zu folgen und auf dem Ledersessel Platz zunehmen. Wiederwillige setzte sie sich in Bewegung und folgte ihm. Es war ein anderer Raum als der, in dem sie zuvor gewesen war. Die Einrichtung entsprach beinahe der aus dem Wartezimmer. Wenn sie es recht bedachte, konnte sie keinen großen Unterschied feststellen, außer dass es hier noch einen großen braunen Schreibtisch gab, der von seiner Wuchtigkeit her ganz sicher aus Massivholz bestand. So wie einen langen hohen Schrank voller Bücher, welche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Medizinbücher waren. Der Schrank passte von der Farbe und der Art her ohne weiteres zum Schreibtisch. Genaugenommen, passte alles in diesem Raum zusammen. Die weißen Wände, das dunkle Laminat auf dem Boden, die dunklen Ledersessel. Sie fand nichts, was irgendwie nicht in das Bild eines Arbeitszimmers passen würde. Naja fast nichts bis auf den Mann mit dem Notizblock und dem Stift in der Hand, der vor ihr Platznahm. „Ich werde mich jetzt aber nicht hier irgendwo hinlegen und meine Lebensgeschichte erzählen.“ gab Lily zu verstehen. Der Arzt konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und sprach schließlich sanft zu Lily: „Da brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Sie müssen sich nirgendswo hinlegen. – Ich bin der Meinung, dass die Sessel bequem genug sind, damit Sie mir auch im Sitzen von Ihrem kleinen Ausflug erzählen können.“ Lily atmete erleichtert auf. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Ihr war es schon unangenehm genug einen Psychologen aufzusuchen. Und dann auch noch auf die Couch legen? Ganz sicher nicht, dachte sie. „Was möchten Sie denn alles hören?“ wollte sie wissen. „Am besten von Anfang an.“ „Ich hatte Ihnen doch schon von dem Abflug und der Ankunft in North Carolina erzählt.“ Er sah sie einige Sekunden schweigend an und fuhr dann fort: „Ja, ich weiß aber wir müssen das alles ruhig und von Anfang an angehen, um kein wichtiges Detail zu übersehen.“ erklärte er ihr mit ruhiger Stimme. Sie seufzte und ließ sich in den Sessel sinken. „Na gut. Wenn es unbedingt sein muss.“ Allmählich bereute sie es auf ihren Hausarzt gehört zu haben. Da ihr allerdings nichts anderes übrigblieb, fing sie an ihre Geschichte erneut zu erzählen. Sie fing an von der Dokumentation über die Cherokee Indianer zu erzählen, welchen Stamm sie sich für ihr Vorhaben ausgesucht hatte und von dem Zeitpunkt ihrer Abreise. Lily versuchte sich an jede Kleinigkeit, jedes Detail zu erinnern, um nichts Wichtiges auszulassen. Noch während den ersten Sätzen, schloss sie ihre Augen und tauchte in ihre Erinnerungen ein. Um sie herum bildeten sich Schatten und Geräusche. Leise unverständliche Stimmen wurden immer klarer bis Lily erkannte wo sie war. Sie stand vor dem Flughafen von North Carolina und wartete auf ihr Taxi. Das Wetter war sehr durchwachsen an diesem Tag. Nach einer kurzen Fahrt von ungefähr zwanzig Minuten war sie in ihrem Hotel angekommen. Sie holte sich ihren Zimmerschlüssel von der Rezeption ab und stellte fest, dass ihr Zimmer im fünften Stock lag. Zum Glück gab es hier einen Aufzug. Bei dem ganzen Gepäck wollte ich nicht gerne die Treppe nehmen, dachte sich Lily. Das Hotel war nicht sehr groß mit seinen fünf Stockwerken, hatte aber alles was Lily gerne mochte. Besonders gespannt war sie auf den Pool im Untergeschoss des Hotels, den sie später unbedingt ausprobieren musste. Aber jetzt musste sie erst einmal ihre zwei Koffer sowie die Kameratasche und den Laptop verstauen. Anschließend richtete sie sich einen kleinen Arbeitsplatz her, um ihre E-Mails zu prüfen und um ein wenig über die Cherokee Indianer zu recherchieren. Das Zimmer was Lily sich gebucht hatte, war nicht viel größer als ihr Wohnzimmer zuhause, was allerdings für zwei Nächte reichen würde. Außerdem würde sie nur zum Schlafen hier sein. Außerdem würde sie in zwei Tagen sowieso in einer Hütte im Wald übernachten, um nicht jedes Mal ihre ganze Ausrüstung quer durch die Stadt und zu dem Cherokee-Stamm zu schleppen. Nicht dass sie dieses nicht schaffen würde. Sie hatte nur einfach keine Lust jeden Tag von A nach B zu laufen. Die Einrichtung bestand wie in fast jedem Hotel das Lily kannte aus einem Bett, einen Nachtschrank, einen kleinen Schreibtisch mit Kühlschrank an der Seite und einem Fernsehen sowie einem Telefon und einem Schrank für die Kleidung, der im Flur stand. Zum Glück hatte sie auch ein eigenes Bad. Sie haste Etagenbäder die sie mit anderen Gästen teilen musste. Ihre Privatsphäre war ihr sehr heilig. Als Lily einen Blick auf die Uhr ihres Laptops warf, bekam sie einen Schreck. Sie war so sehr in ihre Recherchen vertieft, dass sie nicht merkte wie die Zeit verstrich. Ganze vier Stunden sind seid ihrer Ankunft vergangen und sie hatte noch nichts anderes gemacht, als auf eine E-Mail von ihrem Kontakt in North Carolina zu warten, die natürlich nicht kam und über die Cherokee zu recherchieren. Wird mal Zeit für eine Pause und einen Kaffee, stellte sie fest. Außerdem wollte sie ja noch unbedingt in den Pool gehen. Lily stand auf, öffnete einen ihrer Koffer, kramte ihren Bikini und ein Handtuch heraus und verlies ihr Zimmer in Richtung Aufzug. Das Untergeschoss des Hotels bot neben dem Poolbereich noch einige Umkleiden, eine Sauna und eine Bar, an der sich Lily erst einmal einen Kaffee gönnte. Das war genau das was sie jetzt brauchte um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Nach diesem kleinen Koffeinschub, freute sie sich umso mehr auf den Pool. Schnell huschte sie in eine der kleinen Umkleiden und zog sich ihren hellblauen Bikini über. Das warme Wasser war die reinste Wohltat für ihre Haut und ihren gestressten Körper. Lily war eine richtige Wasserratte. So bezeichnete ihre Mutter sie früher jedenfalls immer, weil sie es liebte eine Bahn nach der anderen zu schwimmen, oder einfach nur im Wasser zu liegen und das angenehme Nass auf ihrer Haut zu spüren. Zum Glück gab es in dem Pool Steinbänke, auf denen sie sich hinsetzte und zurücksinken lassen konnte. Lilys blick schweifte ein wenig umher. „Ist das herrlich hier. Daran könnte man sich glatt gewöhnen“ nuschelte sie vor sich hin. Als sie ihren Blick nach rechts wendete, stellte sie fest, dass sich neben ihr nur noch drei weitere Gäste im Poolbereich aufhielten, was aber um diese Uhrzeit sicher nicht verwunderlich war. Wer geht auch schon um dreiundzwanzig Uhr schwimmen? Bei den anderen Gästen handelte es sich um ein junges Pärchen, welches frisch verliebt zu sein schien. Jedenfalls schlussfolgerte Lily dieses aus dem leidenschaftlichen Kuss den die beiden austauschten, sowie einen gutaussehenden Mann Mitte zwanzig, Anfang dreißig. Er hatte schulterlanges schwarzes Haar und einen sportlichen durchtrainierten und gut gebräunten Körper. Lily viel es schwer die Augen von dem Mann zulassen, da er einfach hinreisend aussah. Als er sich vom Beckenrand abstieß um eine weitere Bahn zu schwimmen, trafen sich ihre Blicke und Lily spürte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Schnell wandte sie ihren Blick von ihm ab doch es war bereits zu spät gewesen. Der Mann schwamm genau in ihre Richtung. Was sollte sie nur tun. Verdammt Lily, was hast du nun schon wieder angestellt, ermahnte sie sich in ihren eigenen Gedanken. Als er näher kam, konnte sie sein Gesicht erkennen. „Maik?!“ rief Lily plötzlich und riss die Augen auf. Allerdings saß vor ihr nicht Maik, sondern Dr. Schulze, der sie ganz verwundert anschaute. Langsam realisierte Lily, das sie nichtmehr in North Carolina in einem Hotel, sondern in Leipzig und bei einem Psychologen war. Der Arzt hatte sich mittlerweile wieder gefangen und setzte auch gleich zu seiner ersten Frage an: „Wer ist denn dieser Maik von dem Sie gerade gesprochen haben?“ Immer noch leicht verwirrt schaute Lily den älteren Mann an und brauchte einige Sekunden bis sie antworten konnte. „Maik ist ein Straßenmusiker, den ich hier in der Stadt kennengelernt habe.“ Ihr Puls raste, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. „Sind Sie sich sicher, dass Sie ihn erst hier kennengelernt haben?“ hakte er nach. „Ja absolut. Ich habe ihn erst vor einigen Wochen zum ersten Mal in der Stadt angesprochen.“ „Mhm“ machte der Arzt und schaute Lily weiterhin an. Lily mochte es überhaupt nicht, wenn jemand sie anstarrte ohne eine Wort zu sagen. „Was denken Sie gerade?“ Sie konnte nicht anders. Sie musste es wissen. „Sie sagen, Sie haben diesen Maik? hier zum ersten Mal getroffen und angesprochen. Aber trotzdem schrecken Sie aus ihrer Erzählung auf und rufen seinen Namen. Sie müssen zugeben dass, das ein wenig merkwürdig ist.“ Langsam fing Lily an zu verstehen, was er ihr damit versuchte zu sagen. Doch das konnte nicht sein. Was sollte Maik in North Carolina gemacht haben. Außerdem hatte der Mann dort viel längere Haare. Klar kann er sich diese auch abgeschnitten haben, aber wieso sollte er. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Lily wusste nicht mehr was sie denken oder glauben sollte und dennoch ließ sie der Gedanke nicht mehr los. Nachdenklich und erschöpft, verließ Lily die Praxis. Gleich die erste Sitzung hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie fragte sich wo dass noch alles enden sollte. Was ihr jedoch noch mehr Angst machte, war der Gedanke was noch alles mit ihr geschehen sein könnte, ohne dass sie noch irgendetwas davon wusste. Das klingen ihres Handys ließ sie wieder in die Realität zurückkehren. Es dauerte einige Sekunden, bis Lily den Klingelton zuordnen konnte doch dann viel es ihr wieder ein. „Tony“ Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Aber im Moment war ihr jede Ablenkung recht. „Hi Tony, was gibt´s?“ begrüßte sie ihn. „Lilymaus. Schön deine Stimme zuhören. Na was machst du schönes.“ Normalerweise würde sie ihm jetzt für diesen Kosenamen die Hölle heiß machen. Aber im Moment hatte sie keine Lust sich über irgendetwas aufzuregen. Also tat sie so, als hätte sie es überhört. Aber Tony wäre nicht Tony, wenn er nicht alles hinterfragen würde. Vor allem dann, wenn ihm etwas komisch vorkam. „Ist alles in Ordnung bei dir Lily? – Kein Tony lass das oder hör auf mit dem Mist?“ Ein kurzer Moment des schweigends trat ein, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. „Klar geht´s mir gut. Du weißt doch, schlechten Menschen geht´s immer gut.“ Sie versuchte ihre Aussage mit einem leichten Lachen zu untermalen, doch irgendwie gelang es ihr dieses Mal nicht so richtig. Tony fand Lily´s Verhalten gar nicht Lustig und sagte schließlich zu ihr: „Treffen. Heute Abend um zwanzig Uhr im Ricks.“ mit diesen Worten beendete er das Gespräch und ließ Lily mit einer klaren Ansage wieder alleine. Völlig überrascht, hielt Sie das Handy noch immer an ihrem Ohr. So etwas kannte sie von Tony überhaupt nicht. Normalerweise versuchte er sie immer mit irgendwelchen Kosenamen und Flirtversuchen zur Weißglut zu bringen. Aber eine klare Ansage? Immer noch geschockt von dem Telefonat, steckte sie langsam das Handy in die Tasche, warf aber zuvor noch einen schnellen Blick auf die Uhrzeit. „Acht Uhr, da habe ich ja noch drei Stunden Zeit. Was soll ich jetzt noch solange machen?“. Sie schaute sich um und überlegte, womit sie jetzt die Zeit totschlagen konnte. Der Geruch von Döner und Pizza stieg ihr in die Nase. Nun meldete sich auch ihr Magen zu Wort und wies sie darauf hin, dass die letzte Mahlzeit schon eine Weile zurück lag. Sie überquerte die vielbefahrene Straße und stand bereits vor dem Dönerladen, von dem der Geruch, den sie wahrnahm stammte. Zum Glück waren keine Kunden in dem Laden, so das Lily gleich dran kam. Mit einem Döner to go wie Lily gerne sagte bewaffnet, schlenderte Sie um den Block, zu einer Bank auf der sie sich niederlies. Ihr Hunger schien doch größer zu sein als sie gedacht hatte, denn es dauerte keine fünf Minuten und sie hatte den kompletten Döner verputzt. Während sie ihren Blick über die Straße und die Wiese schweifen ließ, sah sie aus den Augenwinkeln einen Schatten an ihr vorbeihuschen. Doch als sie zur Seite sah, war nichts zu sehen, außer die Büsche auf denen einige Vögel saßen. „Ok Lily. Ab jetzt leidest du offiziell unter Verfolgungswahn.“ Wieder einmal konnte sie ihre Gedanken nicht für sich behalten und musste diese laut Kundtun. Zum Glück war niemand anderes in der Nähe gewesen. Wer weiß was man sonst von ihr gedacht hätte. Da Lily noch genug Zeit hatte bis zu dem Treffen mit Tony, entschloss sie sich erst einmal nachhause zu gehen um sich frisch zu machen und eventuell noch etwas anderes anzuziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)