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Ein letzter Tanz

von

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Prolog

„Du machst Witze!“

Das Tanzlokal war komplett gefüllt. Mamoru starrte seinen besten Freund an, mit dem er an einem Tisch in der hintersten Ecke saß. Plötzlich wurde dem Studenten ganz heiß.

„Ich meine das ernst“, gluckste Motoki und reichte ihm ein weiteres Bier. „Du wirst dich nicht wehren können.“

„Hör auf damit!“, sagte Mamoru kopfschüttelnd und schob ihm das Bier wieder zu. Unsicher sah er nach links und rechts und hoffte, dass ihnen niemand zuhörte. Auf was für Ideen er kam!

„Ich bin mit Bunny zusammen, Motoki.“

„Und?“

Männer, fuhr es Mamoru durch den Kopf, aber er schwieg. Motoki stand auf. Als Mamoru ihn ansah, glaubte er in seinem Blick zu versinken. Ein neues Lied setzte ein.

„Ich werde dich schon noch aktiv im Bett kriegen!“

„Motoki! Bei mir und Bunny…“

„Läuft nichts?!“

Mamoru schwieg. Warum kannte er ihn nur so gut? Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Keiner hörte ihnen zu, dafür war es viel zu laut. Aber trotzdem kam es ihm so vor, als ruhten alle Blicke des Lokals auf ihnen.

Motoki lachte bei seinem Anblick und nahm seine Hand. Bestimmend zog er ihn vom Stuhl nach oben.

„Komm mir bloß nicht mit irgendeiner anderen Frau an und versuch mich zu verkuppeln! Das kann ich nicht gebrauchen und will es auch nicht! Ich möchte mit Bunny zusammen sein!“

„Wer redet von einer anderen Frau?“ Motoki näherte sich ihm, führte seinen Mund ganz nah an sein Ohr und ließ alles um Mamoru verschwimmen.

„Ich werde dich verführen. Gib mir eine Woche. Irgendwann brauchst auch du mal deinen Spaß. Entweder wir beide landen im Bett oder du mit Bunny.“

„Eine Woche?! Motoki, ehrlich, ich… „ – „Eine Woche und ich habe dich soweit.“

Mamoru riss seine Augen auf. Er starrte seinen besten Freund an. Langsam kapierte er auch, warum der Blondschopf in letzter Zeit so viel mit ihm unternehmen wollte. Unsicher schüttelte er seinen Kopf.

„Das können wir nicht bringen.“

Motoki lächelte nur, seine Augen strahlten. „Ah, du wettest also dagegen, dass ich es schaffe? Das heißt, sie gilt?“

„Motoki…!“

„Zu spät, ist abgemacht!“

Motoki verneigte sich vor ihm.

„Dürfte ich um einen letzten Tanz für heute Abend bitten?“

Verdattert ergriff Mamoru seine Hand. Und damit nahm die Woche seinen Lauf. Er sollte ernsthaft Sex haben?!

Nur ... Motoki oder Bunny?!

Tag 1 - Aller Anfang ist schwer (1/2)

Mamoru öffnete verschlafen seine Augen. Sein Kopf hämmerte. Langsam richtete er sich auf und streckte sich. Er fühlte sich wie von einer Dampflock überrollt. Wenn es nicht sogar zwei gewesen waren. Als sein Blick auf die Uhr fiel, stöhnte er. Was war das für eine verdammte, späte Uhrzeit? Und wieso war er nicht schon lange wach? Ach, ja. Tanzlokal. Nicht sehr früh zu Hause. Bunny hatte noch spät angeklopft und war bei ihm auf der Couch - wo sonst - eingeschlafen.

Und schlagartig kam ihm die absurde Abmachung in den Sinn, die er gestern mit Motoki getroffen hatte.

Was um alles in der Welt war in seinen sogenannten besten Freund gefahren? Um Himmels Willen! Mamoru verschwendete sonst kaum (naja, fast kaum) einen Gedanken an Sex und mir nichts, dir nichts, schleppte ihn der blonde Spielhöllenbesitzer in ein Tanzlokal und verkündete ihm, man müsse etwas gegen sein Sexproblem unternehmen. Warum überhaupt Sexproblem?! Er und Bunny waren einfach noch nicht soweit, das war alles! Und Chibiusa war ja wohl Beweis genug, dass sich das irgendwann erledigen würde. An unbefleckte Empfängnis glaubte Mamoru nämlich nicht. Unter Sexproblem verstand er etwas ganz anderes.

Nun, zugegeben, er hatte vor Motoki ab und an verlauten lassen, dass ihn das Ganze schon wurmte. Aber es war wirklich nicht oft. Es war ja nicht so, dass er Motoki tagtäglich in den Ohren damit lag, dass er keinen Sex mit Bunny hatte, geschweige denn in die Nähe ihres Körpers kam. Nur… halt eben an und an. So hin und wieder fielen dann mal die Worte, dass da bisher noch nichts gelaufen ist. Und Bunny wurde ja auch immer älter und reifer. Welcher Mann würde sich da nicht wünschen, mit seiner Freundin intim zu werden?! Aber nur, weil er das Thema angesprochen hatte, brauchte Motoki nicht auf die lächerliche Idee kommen, dass Mamoru innerhalb von einer Woche Sex brauchte, um seine Frustration loszuwerden. Frustration! Das war doch lächerlich!

Sicherlich war der Gedanke reizvoll… Mamoru schüttelte den Gedanken von sich. Wo blieben nur seine Manieren, die er als Prinz haben sollte? Es gab doch wohl weitaus wichtigere Sachen.

In dem Moment glitt die Tür auf und eine verschlafene Bunny tapste hinein. Sie gähnte herzhaft und strich sich den Schlaf aus den Augen. Ihr Nachthemd – den lächerlichen Hasen auf ihrer Brust ignorierte er – ging ihr gerade einmal bis über den Po und betonten ihre langen Beine.

Nun, vielleicht gab es zurzeit doch keine wichtigeren Sachen.

Bunny war zur einer jungen Frau herangewachsen. Ihre Brust zeichnete sich deutlich unter ihrem T-Shirt ab. Sie war einfach… attraktiv. Mamoru vergrub sich unter die Decke, um ihr seine Erregung nicht gleich präsentieren zu müssen. Ruhig Blut, Großer.

„Ich werde mich nachher mit den Mädels treffen. Möchtest du mit?“, gähnte sie.

„Nein, nein!“, antwortete er eine Spur zu hastig. Er zählte innerlich bis drei und unterdrückte ein Stöhnen, als sich Bunny noch kurz neben ihn setzte. Sein Blick streifte ihren ganzen Körper, bevor er sich zwang die Bettdecke anzustarren. Er wünschte sich, sie hätte ein Muster und wäre nicht einfarbig. So hatte er keine Ahnung, woran sich seine Augen eigentlich klammern sollten. Unweigerlich starrte er seine Freundin an, als hätte er sie zum ersten Mal in seinem Leben gesehen. Ihre großen, kullernden blauen Augen. Ihre blonden Haare. Ihr zartes Gesicht. Ihr zierlicher Körper. Mamoru schluckte.

„Ich muss noch lernen. Aber, hey! Wie wäre es mit einem gemeinsam DVD-Abend heute?“

„Das klingt gut!“, sagte sie fröhlich und kletterte wieder aus dem Bett. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie mit Sicherheit ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Mamoru ließ sich nach hinten fallen.

Sex mit ihr oder Motoki. Wie er seinen besten Freund kannte, würde er alles daran setzen, ihn zu verführen. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog er das normalerweise auch durch. Mamoru starrte in die Richtung, in der Bunny verschwunden war.

Dass er Bunny liebte, stand außer Frage.

Dass er sich trotzdem Sex mit Motoki vorstellen konnte, machte die Sache nicht leichter.

Wieso hatte er sich nur auf diese Abmachung eingelassen? Dann würde er nicht ununterbrochen an Sex und sonst nichts denken!

Mamoru blieb noch einen Moment liegen, ehe er ebenfalls aufstand und sich anzog.
 

„Ich werde dann mal los!“, hörte er seine Freundin durch die Wohnung rufen. Er sah von seiner Zeitung auf und lugte vorsichtig durch die Brille. Mit Brille kam er sich immer wie ein sexy Student vor, auch wenn er es noch nie jemanden anvertraut hatte.

Da stand sie. In einem Sommerkleid. Kurzes Sommerkleid. Knapp, korrigierte er sich ein letztes Mal. Machte sie das mit Absicht oder wieso sah er andauernd zu viel nackte Haut von ihr? Mamoru versteckte sich wieder hinter der Zeitung.

„Um wie viel Uhr soll ich heute kommen?“ Bunny drückte die Zeitung nach unten und sah ihn an. Mamoru starrte in ihr Gesicht. Jetzt fiel ihm erst einmal auf, was die Abmachung noch beinhaltete.
 

Entweder er war gut genug im Verführen und schaffte es, Bunny ins Bett zu kriegen.

Oder Motoki war schlicht und ergreifend schneller bei der Sache, und bekam Mamoru ins Bett.

Wer von den beiden war der bessere Verführer?
 

Mamoru sah Bunny an. Wie sollte er Bunny, der die Unschuld nahezu ins Gesicht geschrieben stand, überhaupt auf die Idee bringen, mit Mamoru wer weiß anzustellen?

Zugegeben, er könnte es bei einem romantischen Abend versuchen. Er hatte aber auch nichts dagegen, sie einfach gleich auf der Stelle auf dem Tisch zu nehmen. Sein Blick glitt hinter ihr. Die Höhe wäre sogar passend… Er könnte sanft ihr Kleid nach oben streichen, sie mit einem Kuss um den Verstand bringen und seine Hand langsam Richtung Schritt führen… Er würde…

„Mamoru?“

Er wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen.

„Um acht“, sagte er und schob sie Richtung Tür. Nun, das erste Mal auf dem Tisch zu verbringen, wollte er ihr dann doch nicht antun. Ein wenig Prinz blieb dann doch in ihm übrig.

„Bis später!“, rief er noch, gab ihr einen flüchtigen Kuss und schloss die Tür hinter ihr. Erst einmal zu Atem kommen und sich überlegen, wie er das Ganze anstellte.

Zum Denken kam er allerdings nicht. Sein Handy klingelte und – er hätte es wissen müssen – Motokis Name leuchtete auf. Grummelnd nahm Mamoru ab.

„Warum genau habe ich bei dieser Abmachung eigentlich zugesagt?!“

Motoki lachte erst einmal eine Weile und Mamoru ließ sich stöhnend zurück auf das Bett fallen. Obwohl es spät war, hätte er nichts gegen eine weitere Runde Schlaf einzuwenden gehabt.

„Ach, komm! Stell dich nicht so an!“

„Du willst doch nur wissen, ob ich es vor dir schaffe jemanden zu verführen!“

„Auch. Aber nicht nur“, gestand Motoki. Mamoru lauschte seinem Atem am anderen Ende der Leitung.

„Sondern?!“

„Ich will dich wirklich ins Bett kriegen!“

„Du bist der größte Spinner, den ich kenne“, entgegnete Mamoru.

„Wenn dich die Vorstellung so abschrecken würde, hättest du wohl kaum die Abmachung mit mir getroffen.“

1:0 für Motoki. Ja, er hatte ja recht. Sex mit ihm war schon irgendwie, naja, reizend.

„Wie sieht’s aus? Sehen wir uns nachher?“, erkundigte sich Motoki, als Mamoru nichts mehr zu sagen hatte. Mamoru schloss seine Augen und zählte innerlich bis drei. Er hätte nicht versprechen können, sich gleich am ersten Tag von ihm verführen zu lassen. Und immerhin lag noch eine ganze Woche vor ihm!

„Ich mache einen DVD-Abend mit Bunny.“

„Ulala. Gut, dass wir erst mittags haben. Dann haben wir ja noch Zeit, etwas zu unternehmen.“

„Ich muss lernen!“, beharrte Mamoru.

„Ach, Großer! Du darfst mich nicht dauernd abwimmeln. Wie soll ich denn da gewinnen? Also? Ich hole dich nachher ab und wir fahren zur Videothek. Ich helf dir auch bei der Auswahl für heute Abend!“

Mamoru seufzte. „Ok, meinetwegen! Aber nur zu Videothek!“

„Versprochen. Das wird mir reichen. So in einer Stunde?“

„Wenn es unbedingt sein muss.“

„Hey, du wirst es nicht bereuen. Bis später!“

Mamoru legte auf.

Der erste Tag war nicht einmal zur Hälfte rum und er bekam jetzt schon die Krise. Seine Gedanken drehten sich völlig im Kreis. Eine heiße Dusche würde ihm hoffentlich dabei helfen, langsam wieder zur Ruhe zu kommen. Und dann konnte er in Angriff nehmen, seinen Teil der Abmachung vor Motoki zu erfüllen.

Er musste dafür sorgen, dass er Bunny zuerst verführte. Wie sollte er auch mal jemals erklären können, dass er sich von einem Mann hatte rumkriegen lassen? Und dann auch noch Motoki.

Er sah durch seine Wohnung. Ja, ein romantischer Abend. Nutzte er die erste Idee (und bisher einzige) einfach als erstes. Kerzen. Rote Rosen. Romantische Musik. Bunnys Lieblingsessen. Wer würde da schon widerstehen können?! Vielleicht hatte er ja das Glück und die Abmachung hatte sich gleich am ersten Tag schon erledigt. Ja, das war ein Superplan.

Jetzt musste er nur noch das Treffen mit Motoki ohne Zwischenfälle überstehen können! Und dann konnte der Abend kommen…

Tag 1 - Versuch macht klug! (2/2)

„Wie wäre es denn mit dem Film hier?“ Motoki hielt Mamoru einen Horrorfilm unter die Nase.

„Damit sie anfängt zu heulen?“, entgegnete Mamoru gereizt. „Ich dachte, du wolltest mir eine Hilfe sein!“

„Das bin ich doch!“, protestierte Motoki. Er lief zu einem anderen Stand und holte eine weitere DVD hervor. „Und was ist mit dieser hier?“

Mamoru stellte sich dicht hinter ihm und lugte über seine Schulter. „Eine Komödie? Dann bekommt sie einen Lachanfall und denkt nicht einmal ansatzweise an Sex.“

Motoki hob skeptisch seine Augenbrauen und drehte sich zu ihm. „Willst du mit ihr nen Porno gucken, damit sie rafft, worauf du hinauswillst?“

„Nein, man! Eine Liebesromanze oder so etwas.“

„Oder einen Barbiefilm“, schlug Motoki vor. Mamoru boxte ihn in den Oberarm.

„Ich hätte dich eindeutig zu Hause lassen sollen“, grummelte er. Motoki nutzte die Gelegenheit, packte Mamoru am Handgelenk und sah ihm tief in die Augen. Dass ihm dabei schwindelig wurde, schob Mamoru auf die Sommerhitze. Es musste die Sommerhitze sein. Nein, er würde ganz sicher nicht auf Motokis Verführungskünste herein fallen. Das wäre ja noch schöner. Und mal davon ab – er fand seinen besten Freund sexuell noch nie attraktiv! Warum sollte er jetzt plötzlich damit anfangen? Unweigerlich wanderten seine Augen Motokis Körper entlang.

„Ach, lass mich los!“, sagte Mamoru. Motoki lachte. „Macht dich das etwa an?“

„Natürlich nicht!“, protestierte Mamoru.

„Ich wollte schon sagen… Ich habe nämlich noch gar nicht richtig angefangen.“ Er lächelte verschmitzt und ließ ihn letztendlich los. Mamoru fuhr sich fluchend durch die Haare und gesellte sich zur anderen Ladeseite. Selbstverständlich hörte er im gleichen Atemzug Motokis Schritte hinter ihm. Was hatte er auch anderes erwartet?

„Du bist ganz schön hartnäckig!“

„Wieso? Ich habe dir versprochen, dir bei der Wahl des Filmes zu helfen und nichts anderes tue ich gerade.“

„Ich wette, du gibt’s mir irgendwelche falschen Ratschläge, damit das mit Bunny nicht klappt.“

„Ich bin immer noch dein bester Freund, so gemein bin ich nun auch nicht. Und als ob Bunny einen Abend mit ihrem heißgeliebten Mamoru nicht toll findet. Ihr ist sowieso egal, welcher Film dabei läuft.“

Er klang ein wenig eifersüchtig, fand Mamoru. Aber als er ihm lachend den nächsten Film zeigte, vertrieb er seine lächerlichen Gedanken.

„Zwischen welchen Filmen schwankst du denn jetzt?“, fragte Motoki. Mamoru zeigte ihm drei Filme, die alle letztendlich aus dem gleichen Genre stammten. Mehr oder wenige witzige Storys, die darauf abzielten, dass sich die beiden Hauptdarsteller bekamen. Motoki seufzte und deutete auf den rechten Film, der seiner Meinung nach die beste Mischung aus Lachen und Romantik war.

„Du hast mir aber keine besonders gute Wahl gelassen!“, protestierte er, als sie gemeinsam die Videothek verließen. Mamoru pfiff eine Melodie gut gelaunt vor sich her.

„Doch, doch! Das war schon die richtige Wahl.“

„Also ich wäre ja beim Porno geblieben.“

Mamoru blieb stehen und beobachtete seinen besten Freund von hinten. Für eine Sekunde hatte er vergessen, dass die dämliche Abmachung zwischen ihnen stand, jetzt wurde es ihm wieder bewusst. Aber so wie er Motoki kannte … Abmachung war Abmachung. Und er würde sie mit Sicherheit auch nicht auflösen können.

„Ich sollte langsam alles für den DVD Abend vorbereiten“, begann Mamoru.

„Sehen wir uns morgen?“, fragte Motoki. Mamoru zog eine Augenbraue nach oben.

„Und wenn ich die Abmachung heute schon gewinne und mit Bunny geschlafen habe?“

„Träum weiter, Großer. Träum weiter. Ich melde mich wegen morgen!“ Er verabschiedete sich in die entgegengesetzte Richtung von Mamoru.

„Das wird nicht nötig sein!“, rief er ihm hinterher. Aber wenn er ehrlich war, war er sich nicht einmal ansatzweise sicher damit. Er würde es ganz schön schwer haben, mit seiner Freundin zu schlafen.
 

Mamoru hatte alles perfekt vorbereitet. Manchmal musste er sich ja selbst loben. Das Schlafzimmer sah einfach wunderbar für einen gemeinsamen Abend aus. Er hatte das Bett gemacht, Rosen auf dem Nachttisch bereit gestellt, Snacks für den Film besorgt und für romantisches Licht gesorgt.

Fehlte nur noch Bunny.

Nervös trippelte Mamoru mit dem Fuß auf und ab. Warum glaubte Motoki eigentlich, es würde heute Abend nicht klappen? Als ob er es nicht schaffte, seine eigene Freundin für Sex zu begeistern. Sonst würde er ernsthaft an seine Qualitäten als Mann zweifeln. Zumal er nicht vorhatte ihre dämliche Abmachung bis zum Ende der Woche aufrecht zu erhalten. Einer von ihnen musste es einfach schnell schaffen! Und natürlich bevorzugte er sich und Bunny dabei. Eigentlich.

Er vertrieb das Bild von einem Motoki mit Oberkörper frei aus seinem Kopf, als es klingelte und lief schnell zur Tür. Da stand sie. Seine Traumfrau. Zu seinem Wohlwollen trug sie noch das kurze Kleid von heute Vormittag. Perfekt!

„Ich habe alles vorbereitet!“, begrüßte er sie überschwänglich und verlangte ihr einen Kuss ab. Ihre Brust drückte sich gegen seinen Oberkörper, er konnte ihre warme Haut spüren und atmete ihren Duft ein. Eine schnelle Nummer im Hausflur hätte auch etwas.

Reiß dich zusammen, fluchte er innerlich. Du bist ein Mann, kein wild gewordenes Tier.

Auch wenn er zugeben musste, dass seine Bedürfnisse in dieser Hinsicht in letzter Zeit dermaßen … ungeachtet waren. Da konnte er nun wirklich nichts für seine lüsternen Gedanken. Schon gar nicht bei Bunny, wenn sie mittlerweile eine junge, erwachsene Frau war. Außerdem war sie nicht irgendeine Frau, sondern seine Freundin. Da durfte er ja wohl so etwas denken.

„Ich freu mich!“, lächelte Bunny in den Kuss hinein. Mamoru fackelte nicht lange. Am liebsten würde er gleich Nägel mit Köpfen machen. Behutsam nahm er ihre Hand, führte sie ins Schlafzimmer und präsentierte ihr den romantischen Anblick.

Bunny schnappte sich die Snacktüte und futterte.
 

Mamoru zählte innerlich bis drei, schaltete den Film ein und setzte sich zu ihr aufs Bett. Es musste einfach klappen!

Nach den ersten Minuten hatten sie es sich auf dem Bett gemütlich gemacht. Bunny lag seitlich, Mamoru dicht hinter ihr. Nervös strich er ihr über ihre nackten Arme und beobachtete ihren Körper von hinten. Das Kleid bedeckte wirklich nur das allernötigste. Wusste sie eigentlich, dass ihr Hintern dermaßen betont wurde?! Und dann ihre schlanken Beine… Wenn eines nicht stimmte, dann war es ihr Gejammer, dass sie zu dick war. Ihr Körper war vollkommen. Und das merkte auch sein kleiner Freund, der langsam ordentlich an Größe zunahm. Mamoru schluckte die Spucke hinunter und legte sich enger an Bunny. Er spürte ihren Körper an seinen, spürte ihre Beine, die an seinen lagen, ihren Hintern, der gegen sein steifes Glied drückte… Er stöhnte leise und schloss seine Augen, als er immer weiter über ihren Körper strich, Arme, Rücken, Beine… Sie musste doch regelrecht wahnsinnig bei diesen Berührungen werden! Es lief perfekt, fand Mamoru. Vom Film bekam er überhaupt nichts mehr mit.

Er beugte sich vor, küsste ihren Nacken, ihren Hals, bedeckte auch ihre Arme mit Küssen, die Augen stets zum Genuss geschlossen. Er presste sich eng an sie und fuhr mit seiner Hand nun auch über ihre Brust.

„Oh, Bunny…“, flüsterte er. Seine Hand verweilte in der Nähe ihrer Brust. Sollte er es wagen, mit seiner Hand unters Kleid zu schlüpfen? Wenn er nur daran dachte, wie er ihre nackte Brust berührte. Sein Glied stieß gegen seine Jeans und hatte mittlerweile ordentlich Platzmangel. Er haperte mit sich selbst. Es wagen oder nicht? Was sollte schon schief gehen? Vielleicht sollte er sie doch lieber erst küssen.

Seine Hand strich ihren Hals entlang, sein Blick ruhte auf ihrer Brust. Allein die Vorstellung, wie er sie überall berührte, wie seine Hand ihre Schenkel entlang glitt und Richtung Schritt führte. Er stöhnte und lehnte sich noch enger an sie.
 

Warum tat sie eigentlich nichts?
 

Skeptisch öffnete Mamoru seine Augen. Er war sich sicher, dass er sich das Ganze nicht einbildete und unter Halluzinationen litt er auch nicht. So ruhig konnte sie doch nicht bleiben!

„Bunny?“, murmelte er. Er lauschte ihrem Atem. Ihrem gleichmäßigen Atem.

Gott, nicht ernsthaft!

„Bunny!“

Er beugte sich über sie. Tatsächlich. Sie hatte ihre Augen geschlossen und schlief seelenruhig vor sich hin. Mamoru ließ sich nach hinten fallen und strich sich erschöpft über das Gesicht.

Ganz großes Kino! Das war also der erste Tag ihrer absolut bescheuerten Abmachung und anstatt eines perfekten Abends, der mit dem Höhepunkt enden sollte, war Bunny eingeschlafen.

Wie sollte er jemals Sex mit seiner Freundin haben, wenn sie ernsthaft einschlief?

Und wie sollte er sich gegen die Anmachversuche von Motoki wehren, die ihn nun wirklich nicht kalt ließen?

Mamoru warf einen letzten Blick auf Bunnys attraktiven Körper.

Na, das konnte ja eine prima Woche werden…

Tag 2 - Lang ist nicht ewig (1/2)

Als Mamoru am nächsten Morgen erwachte, lag Bunny noch immer neben ihm. Selbst der Fernseher lief noch. Müde und erschlagen rappelte er sich auf. Was für ein erfolgreicher Abend das doch gewesen war... Sie waren auch noch eingeschlafen, bevor sie sich fürs Bett umziehen konnten und waren in ihrer Alltagskleidung der Traumwelt verfallen. Grandios. Und ungemütlich sowieso.

Er seufzte und sein Blick glitt gierig über Bunnys Körper. Ihr Kleid war hochgerutscht und sie lag auf dem Rücken. Sie sah so friedlich beim Schlafen aus. Und leider Gottes auch extrem anziehend. Mamoru sah auf ihre langen, glatten Beine und spürte zugleich, wie sich sein kleiner Freund stehend meldete und regelrecht um Beschäftigung bettelte. Aber was sollte er machen? Sie im Schlaf überfallen? Mamoru schnappte sich die Decke, die glücklicherweise nicht unter ihrem Körper vergraben lag, und versteckte seine Morgenlatte. Sie musste ja nicht gleich alles mit bekommen, wenn sie aufwachte. Aber vielleicht schlief sie ja lang genug, damit er es sich wenigsten anders erfreuen konnte…

Mamoru warf einen flüchtigen Blick zu seiner Freundin und beschloss, dass sie tief und fest schlief. Wie immer eigentlich. Und die Uhrzeit versicherte ihm, dass sie noch lange nicht aus dem Reich der Träume erwachen würde. Mamoru legte sich sicherheitshalber einen Zentimeter zur Seite und glitt mit seiner Hand unter die Decke. Irgendwie musste man(n) ja seine Bedürfnisse stillen. Wer wusste schon, wie lang diese bescheuerte Woche noch werden würde?! Da konnte man ja vorher noch verrückt werden, wenn man nichts tat.

Er öffnete seine Hose, erfreute sich an dem größeren Platz und führte seine Hand in seine Boxershorts. Ja, das gefiel ihm. Zwar war es nicht einmal ansatzweise mit richtigem Sex zu vergleichen, aber man nahm ja bekanntlich das, was man bekam. Erst berührte er sich langsam, dann wurde er immer schneller, gieriger, fordernder. Mit gleichmäßigen Bewegungen versetzte er sich in eine andere Welt. Er stöhnte, als die Lust in ihm immer größer wurde, schloss erregt seine Augen, hörte nicht einen Augenblick auf. Er stellte sich alle möglichen Unanständigkeiten mit Bunny vor, die sie beide zu einem Höhepunkt führte. Seine Hand wurde schneller, seine andere krallte sich in der Bettdecke fest. Er hatte alles um sich herum vergessen. Er spürte, wie der Höhepunkt immer näher kam, wollte es auf der einen Seite noch hinauszögern und es genießen, auf der anderen Seite konnte er es nicht mehr erwarten. Der Körper entschied für ihn. Nach weiteren, regelmäßigen Bewegungen stöhnte er auf und spürte die weiße Flüssigkeit über seine Hand laufen und die Boxershorts einweichen.

Sein Puls war auf 180 und sein Herz raste.

Es war absolut lohnenswert gewesen.

Er grinste und öffnete seine Augen. Glücklicherweise schlief Bunny noch immer in aller Seelenruhe neben ihm. Gut, okay, es war ein kleiner Ausflug gewesen. Aber er war auch nur ein Mann und in ihrer lächerlichen Abmachung wurde mit keinem Wort erwähnt, dass so etwas verboten war... Warum sich also die Mühe machen und die Bedürfnisse unterdrücken?! Er wollte ja nicht zum Tier werden.

Friedlich kuschelte sich Mamoru an Bunny und schaffte es, noch einmal mit ihr im Arm einzuschlafen.
 

„Du schummelst, das zählt nicht!“

„Was redest du da?“, brummte Mamoru und nippte an seinem Kaffee. Er hatte sich mit Motoki im Café verabredet und – warum auch immer – ihm von heute Morgen erzählt. Wieso dachte er eigentlich nie mit?

„Du glaubst ja nicht, wenn du dir einen runter holst, dass du dann gewonnen hast!“

Mamoru verschluckte sich an seinem Kaffee, hustete und sah sich hektisch im Café um.

„Ich hab dabei mit Sicherheit nicht an die Abmachung gedacht!“

„Nicht?“, fragte Motoki grinsend nach.

„Und überhaupt! Schrei doch nicht so dermaßen herum, was ich gemacht habe! Das muss nicht die ganze Stadt wissen!“

„Das ist doch das Natürlichste auf der Welt.“

„Na, und?! Ich renne doch nicht herum und erzähle jedem von meinem Sexleben!“

„Du hast sowieso keins“, merkte Motoki an und winkte der Kellnerin zu. Er bestellte ihnen beiden ein weiteres Getränk und Mamoru sah konsequent zur Seite, bis sie wieder weg war.

„Also, was ist dein Plan?“, fragte Motoki.

„Wieso Plan?“

„Damit du die Abmachung gewinnst!“

„Bei unserer idiotischen Abmachung geht es sowieso nur um Ehre. Ich weiß überhaupt nicht, wieso du da so eine große Sache raus machst.“

Motoki lächelte nur. Nach wenigen Augenblicken reichte ihnen die Kellnerin die zwei weiteren Getränke und ließ sie wieder alleine.

„Aber ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, muss ich gestehen. Den DVD-Abend fand ich eigentlich ziemlich kreativ.“

„Wie wäre es mit einem Deal?“, schlug Motoki vor.

„Komm mir nicht wieder mit irgendwelchen komischen Ideen!“, protestierte Mamoru.

„Ein netter Deal“, fügte Motoki hinzu.

„Sag mir erst, was du dir überlegt hast, bevor ich wieder bei wer weiß was zusage.“

„Gut. Ich gebe dir einen Tipp, was du heute Abend mit Bunny machen kannst und dafür machen wir morgen einen Tagesausflug.“

Mamoru hob skeptisch seine Augenbrauen nach oben. „Manchmal frage ich mich echt, was eigentlich in deinem Kopf vorgeht.“

„Du führst sie zum Essen aus!“, sagte Motoki, ohne auf die Aussage von Mamoru einzugehen. „Darauf bestehen Frauen ja.“

Okay, die Idee ist wirklich nicht schlecht. Ausnahmsweise musste Mamoru zugeben, dass sein bester Freund ab und an doch wusste, wovon er sprach.

„Du...“, fiel Mamoru plötzlich ein und extrem misstrauisch beäugte er seinen besten Freund, „Wieso erteilst du mir eigentlich Ratschläge? Wäre das nicht ein Nachteil für dich, wenn Bunny heute Abend mit mir schläft?“

Motoki bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen. „Ehrlich gesagt bin ich einfach vollkommen davon überzeugt, dass sie das eben nicht tun wird. Und so habe ich morgen meinen Tagesausflug mit dir!“

„Ich habe noch gar nicht zugesagt!“, fiel ihm Mamoru ins Wort.

„Du wirst so oder so mit ihr essen gehen! Also, ich rufe dich morgen an. Halt dir den Tag soweit frei!“

Und mit diesen Worten beendete Motoki das Gespräch und vollführte eines über Gott und die Welt, als würde es ihre Abmachung gar nicht geben. Ungläubig starrte Mamoru ihn an. Es war doch zum Verrückt werden...
 

Mamoru lief im Zimmer auf und ab. Der zweite Morgen also. Und wenn er ehrlich war, wusste er, dass er aus der Nummer nicht mehr herauskam. Musste er nur hoffen, dass Bunny von der ganzen Sache nichts mitbekam. Er wollte sich ihre Reaktion nicht ausmalen. Entweder bekam sie einen Lachkrampf und er wäre der Pausenclown bei ihren Mädels und ihr in den nächsten Wochen oder sie würde auf zehntausend Entschädigungen bestehen, angefangen beim Essen und aufgehört bei Süßigkeiten.

Grummelnd schnappte er sich sein Handy und rief seine Freundin an. Wenn diese bescheuerte Abmachung nicht noch seinen Reiz hätte, hätte er schön längst aufgegeben. Aber sie hatte den Reiz... Und so siegessicher wie Motoki sich aufführte, wollte er ihm unbedingt das Gegenteil beweisen.

„Bunny? Hast du Lust, dich heute Abend zum Essen ausführen zu lassen?“, fragte er, sobald sie abgenommen hatte, ohne irgendetwas hinzuzufügen.

„Sag mal, habe ich meinen Geburtstag vergessen oder was ist los?“, fragte sie lachend.

„Nein, nein. Ich habe Hunger und dachte, man könnte das verbinden.“

„Ja, klar, gerne. Ich werde so zuschlagen... Wenn ich nur daran denke...“ Und sie plapperte und plapperte. Mamoru ließ sich auf das Sofa fallen. Die Woche konnte lang werden, ja. Aber lang hieß noch lange nicht, dass es ewig sein würde...

Motoki oder Mamoru. Einer von beiden würde es schaffen, jemanden zu verführen. Motoki ihn oder er Bunny...

Ja, lange war nicht ewig. Jetzt blieb nur die Frage, wie lange es dauerte, bis der erste es geschafft hatte...

Und sein kleiner Freund ein Abenteuer erlebte, ohne, dass seine Hände seine einzigen Weggefährten waren.

Na, dann - auf in den weiteren Kampf! Bevor er sich auf den Tagesausflug mit Motoki einließ, musste er vorher einfach erfolgreich sein... Gut, es wurde Zeit, dass er seine kompletten Gentlemanfähigkeiten ans Tageslicht holte.

Tag 2 - Ist der Bauch satt, so ist das Herz froh (2/2)

„Wow!“

Mamoru blieb fast die Spucke im Hals stecken, als er Bunny vor sich stehen sah. Sie trug ein rosa Kleid, mit einer auffälligen Schleife am rechten Träger und es fiel in vielen Lagen bis zu ihren Knien. Sie sah einfach umwerfend aus und wunderschön.

„Ich wusste gar nicht, dass ich eine so hübsche Freundin habe!“, platzte es aus ihm heraus und entlockte ihr ein herzhaftes Lachen.

„Wieder einmal Gentleman ohne Ende! Gehen wir Sushi essen?“, fragte Bunny und hakte sich bei ihm ein. Mamoru schloss seine Haustür hinter sich und lief los. Bunny schmiegte sich sofort an ihn.
 

Auf der einen Seite fühlte sich Mamoru wirklich mies. Bunny war einfach die Unschuld in Person und er würde am liebsten niemals mit ihr schlafen.
 

Auf der anderen Seite musste Chibiusa ja mal irgendwann entstehen. Und ewig konnte er sein Hormonhaushalt nun wirklich nicht unter Kontrolle halten.
 

Also, warum nicht die bescheuerte Abmachung nutzen und Bunny langsam aber sicher auf die richtige Fährte locken? So schwer konnte das ja nun wirklich nicht sein. Immerhin war er Mamoru. Mamoru Chiba. Er würde ja wohl in der Lage sein, jemanden zu verführen oder er würde ernsthaft an seinen Fähigkeiten als Mann zweifeln. Und am besten gleich heute Abend, damit Motoki gar keinen Versuch starten konnte, ihn zu verführen.
 

Überhaupt. Es war doch verrückt genug, dass er sich auch nur ansatzweise vorstellen konnte, mit Motoki etwas anzufangen. Wie gestört war das männliche Denken eigentlich manchmal?
 

Die beiden betraten das Restaurant und suchten sich einen Ecktisch aus. Während Bunny sich quer durch die Karte bestellte, fing Mamoru erst einmal mit einer Suppe an. Er wusste, dass er jetzt sowieso nicht viel herunter bekommen würde.

„Es ist wunderschön, dass wir mal wieder was machen!“, murmelte Bunny und strahlte ihren Mamoru an. Für einen kurzen Moment schlich sich das schlechte Gewissen bei ihm ein, aber er vertrieb es. Dafür war nun wirklich kein Platz mehr in seinem Kopf.

„Ja, finde ich auch!“, beteuerte Mamoru und nahm dankbar seine Vorspeise entgegen. Eine Weile sagten sie nichts, sondern genossen nur die Nähe des anderen. Es wurde Zeit, dass Mamoru seine Künste heraus kramte und alles gab.

So schwer konnte das noch nicht sein!
 

„Gehen wir nachher noch zu dir oder zu mir?“
 

Okay, im ersten Moment fand Mamoru die Frage wirklich angemessen. Im zweiten Moment fiel ihm ein, wie absolut bescheuert das klang und wusste nicht, was er sich dabei gedacht hatte. Gott, Mamoru Chiba! Du bist ein Mann und sie ist deine Freundin, du wirst es doch wohl irgendwie schaffen, sie romantisch zu verführen.

Bunny sah ihn zu Recht mit riesengroßen Augen an.

„Bitte?“, fragte sie verwirrt nach und hatte noch Essensreste an ihrem Mundwinkel. Wie konnte sie so hübsch, sexy und verfressen gleichzeitig sein?!

„Vergiss es!“, sagte Mamoru hastig und schlang seine Suppe hinunter.

„Ich habe es nicht verstanden, es war so laut“, erklärte sie und deutete auf den Nachbartisch, an dem eine große Familie gemeinsam aß. Mamorus Kopf ratterte, aber ihm fiel nicht ein, was er stattdessen fragen sollte.

„Ob du nachher noch mit zu mir möchtest oder zu dir“, sagte Mamoru, in der Hoffnung, dass es nicht ganz so platt wie gerade klang.

„Ach, so! Ja, Rei und Amy wollten nachher noch vorbei kommen. Kommst du mit?“

Mamoru nickte nur. War ja klar. Auf einen vierer hatte er sich nun wirklich nicht eingestellt. Und wenn er schon Probleme hatte, seine Freundin zu verführen, würde er sich bei Rei und Amy nur die Zähne ausbeißen.

Verdammter Mist! So viel zum Thema, dass Essengehen würde sie einen Schritt weiter bringen.
 

„Du, Bunny…“

„Oh, wie schön!“, unterbrach Bunny ihn und deutete nach draußen. Mamoru drehte sich um und sah ein Hochzeitspaar. Ausgerechnet. Was musste eigentlich noch alles schief gehen?! Und wieso mussten sie gerade hier in ihre dämliche Kutsche einsteigen?!

„Ich freu mich so auf unsere Hochzeit“, schwärmte Bunny. Mamoru lächelte. Ja, darauf freute er sich auch. Auch auf ihre gemeinsame Zukunft.

Motoki.

Die Abmachung.

Sex.

Mamoru schüttelte innerlich seinen Kopf. Seine Gedanken spielten ihm einen Streich nach dem anderen.

„Sollen wir nicht erst einmal an etwas anderes denken, bevor wir Richtung Hochzeit gehen?“

„Hm?“

„Naja, es dauert ja noch, bis wir heiraten“, murmelte Mamoru und redete sich um Kopf und Kragen. Bunny schob sich weiter Sushi in den Mund.

„Und? Ich freue mich trotzdem drauf“, sagte Bunny.

„Ja, aber vorher… Na, also. Man kann ja auch schon vorher fester zusammen sein. Also enger meine ich. Also, ich meine, näher und enger.“

Mamoru vermied nun konsequent Bunnys Blick, der mit Sicherheit Bände sprach – was wollte der sogenannte Student eigentlich von ihr und wieso redete er sich in ein Missverständnis ins nächste?!
 

Kommt, Leute! Konnte man es Mamoru echt Übel nehmen? Er hatte eine wunderschöne Freundin und Sex haben zu wollen war nichts Verbotenes. Schon gar nicht mit ihr. Wenn Mamoru sie länger betrachtete, gerieten seine Vorstellungen wieder in unzählige Unanständigkeiten. Irgendwann musste sie so etwas doch auch wollen!
 

„Was redest du da, Mamoru?“

„In einer Beziehung wird es doch irgendwann bisschen anders zwischen Mann und Frau, oder?“ Er sah sie ungeduldig an. Bestanden seine Verführungskünste gerade echt darin, dass er sie direkt fragte? Das Gespräch würde noch unendlich peinlich enden, wenn er nicht schnell die Notbremse zog.

„Was genau meinst du?“

Wie genau sollte er ihr es noch sagen?! Er winkte die Kellnerin zu sich heran und bestellte sich ebenfalls durch die Karte. Entweder er nahm gleich das Wort Sex in den Mund oder Bunny kam vom selbst drauf.

„Schon gut, was ich sagen will – ich freue mich auf die Zukunft!“

„Ich mich auch!“, sagte Bunny und lächelte. Mamoru beobachtete sie. Ja, das war ihr Essen. Gleich war er dermaßen vollgefressen, dass er sowieso nur noch ans Schlafen denken konnte.

„Es ist ein echt schöner Abend!“, murmelte Bunny und beugte sich vor, um Mamoru einen Kuss zu geben.
 

Mensch, Bunny war erwachsen geworden. Eine richtige Frau! Die Tage, in denen sie gegen Monster kämpfen musste und sie mit jedem neuen Feind stärker wurde, waren vorbei. Sie hatte sich entwickelt, sie hatte ihr Alter erreicht. Irgendwann…! Am liebsten wäre Mamoru dieses Irgendwann in den nächsten fünf Tagen, damit er sich sicher war, seine Fähigkeiten als Mann nicht endgültig verloren zu haben – und vor allem so schwach zu sein, dass er sich auf Motoki einließ.
 

Als Benny sich vorbeugte, vermied es Mamoru ihr in den Ausschnitt zu sehen. Auf unanständige Gedanken zu kommen half ihm heute Abend auch nichts mehr.

Wie um Gottes Willen sollte er es schaffen, seine Bunny zu verführen!?
 

Am Ende des Abends rief Mamoru seinen besten Freund Motoki an.

„Und? Wie war der Abend?“, erkundigte er sich fröhlich.

„Schön“, antwortete Mamoru ehrlich.

„Schön oder geil?“, vergewisserte sich Motoki.

„Ersteres“, gab Mamoru zähneknirschend zu. Am anderen Ende der Leitung hörte er eine Weile nichts, außer einem heiteren Lachen. Wie er Motoki manchmal gleichzeitig würgen, schlagen, küssen und boxen gleichzeitig konnte. Gerade war einer dieser Momente.

Im nächsten Augenblick strich er küssen von seiner Liste, weil sich sein bester Freund immer noch nicht ein bekommen hatte.

„Das schreit wohl nach einem Tagesausflug morgen, nicht wahr?“

„Ich fürchte schon“, murmelte Mamoru.

„Gut, gut! Ich hole dich morgen früh ab. Du brauchst dich um nichts kümmern.“
 

Mamoru legte auf. Anstatt seiner Verführungskünste würde er morgen wohl seine Fähigkeiten des Ignorierens und des Standhaltens ans Tageslicht holen müssen.
 

Hoffte er nur, dass sie nicht allzu miserabel wie seine Verführungskünste waren. Denn sonst geriet er morgen wahrlich in Bedrängnis…

Tag 3 - Faustdick hinter den Ohren (1/1)

Mamoru wachte mit Kopfschmerzen auf. Ein besonders gutes Zeichen war das nun wirklich nicht. Tag 3. Und wenn er ehrlich war, war er nicht ein Stück weiter, ob nun bei Bunny oder Motoki bei ihm.

Grummelnd schlug er die Bettdecke zur Seite und wollte am liebsten gleich zu Bunny eilen, um zur Sache zu kommen. Aber er hatte die bescheuerte Abmachung Nummer 2 nicht vergessen, dass er heute den ganzen Tag mit Motoki unterwegs sein würde. Wie viel Doofheit ertrug ein Mensch eigentlich auf einmal?! Erst sagte er überhaupt dazu zu, dass die zwei um die Wette verführten und jetzt hatte er sich für einen unbrauchbaren Ratschlag auch noch zu einem Tagesausflug überreden lassen.
 

Es wurde Zeit, dass er langsam erwachsen wurde.
 

Wie auf Bestellung klingelte es auch an der Tür und Mamoru öffnete seinem vermeintlich besten Freund. Er kam gut gelaunt und pfeifend die Treppenstufen nach oben.

„Du bist ja noch im Schlafanzug!“, rief Motoki lachend. Mamoru sah ihn skeptisch an. Ah, Moment. Schlafanzug. Mamoru sah an sich herunter.
 

Boxershorts. Natürlich schlief er nicht in einem abschreckenden, rosa Hasenpyjama, nein, es musste seine eng anliegende Boxershorts sein.

Naja, immerhin schlief er nicht nackt.
 

„Der Anblick gefällt mir“, murmelte Motoki, als er an Mamoru vorbei in die Wohnung lief. Mamoru entschied sich dafür, die Aussage unkommentiert stehen zu lassen. Alles andere würde nur zu sinnlosen Diskussionen führen.

„Ich hoffe, du hast dir den Tag frei genommen?“, fragte Motoki gut gelaunt und machte es sich am Küchentisch gemütlich. Mamoru setzte Kaffee auf und gesellte sich zu ihm.

„Ja, wie versprochen“, antwortete Mamoru. Motoki lächelte ihn freudestrahlend an.

„Prima, dann können wir ja gleich los!“

„Wohin geht es überhaupt?“, wollte Mamoru wissen.

„In den Zoo.“
 

Zoo.

Ja.

Auf die Idee wäre Mamoru wahrscheinlich auch als erstes gekommen.

„Was wollen wir im Zoo?“, fragte Mamoru.

„Na, den Tag zusammen verbringen?!“

„Im Zoo?? Hätte dir nichts Besseres einfallen können?“

Gespielt enttäuscht schob Motoki seine Unterlippe nach vorne: „Nichts gegen meine Idee“, schmollte er.

„Was erhoffst du dir vom Zoo? Dass es Affen miteinander treiben und ich geil davon werde?“, fragte Mamoru grinsend.

„Hey, du solltest mir schon mehr Verführungskraft zutrauen, als dir irgendwelche Affen beim Geschlechtsverkehr vorzusetzen!“

Mamoru hörte das Piepsen der Kaffeemaschine und stand auf. Noch immer grinste er vor sich hin, als er ihnen beiden einen Kaffee einschenkte. Wenn er ehrlich war, freute er sich auf den Tag. Im Zoo würde es ihm ein Leichtes sein, sich jeglichen Verführungsversuchen von Motoki zu entziehen. Mitten in der Öffentlichkeit konnte er ja nun wirklich nicht in die Offensive gehen.

„Freu dich nicht zu früh“, sagte Motoki, der scheinbar Mamorus Gedanken gelesen hatte, als er von ihm den Kaffee entgegennahm. „Ich bekomme dich schon noch rum!“
 

Der Ausflug im Zoo erinnerte Mamoru durchgehend an einen weit zurück liegenden Kindergartenausflug, den er damals mit seiner Klasse gemacht hatte. Jetzt war er Student, hatte eine Wette mit seinem besten Freund am Laufen, wer der bessere Verführer war und hoffte auf Sex in den nächsten vier Tagen.
 

Das Niveau hatte sich im Gegensatz zu damals also nicht im Geringsten verändert.
 

„Guck dir mal die Giraffe an!“, rief Motoki und zerrte ihn weiter. „Sie ist ja noch ganz klein.“

„Die ist riesig“, sagte Mamoru trocken.

„Sie ist noch ein Kind!“, protestierte er.

„Für ein Kind ist es trotzdem groß“, schmollte Motoki.

„Übrigens“, fügte er im gleichen Atemzug hinzu, „kenne ich noch etwas, dass groß ist.“

Mamoru verschluckte sich und hustete einige Male, bevor er sich mit großen Augen zu Motoki umdrehte. „Hör auf damit!“, brummte Mamoru.

„Womit?“

„So etwas so laut herum zu schreien! Wir beide werden sowieso schon schräg von der Seite angeguckt, dass wir in unserem Alter zu zweit im Zoo sind!“

Motoki konnte sich ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen. „Ach, Mamoru. Du stehst auf mich. Ich merk das.“

Mamoru schüttelte seinen Kopf und lief vor.

Gar nichts wusste er! Jetzt wollte er erst einmal was essen. Mit leerem Magen ließ es sich schwieriger beleidigt spielen.

Mamoru sah nach hinten zu Motoki, der die Giraffe noch immer beobachtete. Wenn er nicht so verdammt dumme Ideen hatte, dann war er wirklich der beste Freund, den er sich wünschen konnte.

Aber beste Freunde waren scheinbar dazu da, den anderen auf dumme Gedanken zu bringen…
 

Die zwei saßen in einer Imbissbude und schlugen sich plappernd den Bauch voll. Bisher hatte Motoki, bis auf den Satz bei den Giraffen, keine ernsthaften Anstalten gemacht, Mamoru irgendwie anzumachen. Erst wollte er konsequent skeptisch bleiben, aber mittlerweile hatte er Motokis böse Absichten vergessen und genoss den Tag.

Aber schneller als erwartet zeigte Motoki wieder, worauf es ihm ankam. Er deutete Mamoru mit einem Blick an, dass er ihm folgen sollte.

Widerwillig tat Mamoru wie geheißen, auch wenn er nichts gegen eine zweite Portion gehabt hätte.
 

Natürlich schleppte Motoki ihn in einen Teil des Zoos, in dem keinerlei Besucher waren. Besser gesagt standen sie hinter dem Affenhaus in einem Gebüsch und waren über einen Zaun geklettert.

Hervorragend.

Manchmal fragte Mamoru sich, warum er die ganze Sache nicht einfach abblies und nach Hause fuhr.

Wieso hatten Männer auch ihren Stolz? Und beharrten regelrecht darauf?

„Ein hübscher Busch“, bemerkte Mamoru und zupfte sich hängen gebliebene Äste aus seinem Haar.

„Ja, nicht wahr?“, stimmte Motoki ihm zu.
 

Und dann stand er plötzlich ganz nah vor Mamoru.
 

Mamoru hielt den Atem an. Er hatte keine Ahnung, wie er das gemacht hatte. Im nächsten Moment konnte er Motokis Duft einatmen und es vernebelte ihm vollkommen die Sinne. Schwer atmend versuchte Mamoru einen Schritt nach hinten zu weichen, aber er war wie gelähmt. Tranceartig sah er Motoki direkt in die Augen.

„Was wird das hier? Ein Spiel?“, fragte Mamoru. Er wollte angriffslustig klingen, aber seine Stimme verlor sich in den Weiten des Gebüschs.

Warum zur Hölle mussten sie sich auch hinter diesen Zaun gezwängt haben? Bei nächster Gelegenheit sollte Mamoru seine Denkfähigkeit überprüfen lassen.

„Für mich ist das kein Spiel“, hauchte Motoki. Er umfasste mit beiden Händen sein Gesicht und näherte sich ihm. Mamorus Herz raste und explodierte regelrecht. Sie standen kurz davor sich zu küssen. Seine Lippen…

„Wenn ich dich jetzt küssen würde…“

„Dann hast du nicht gewonnen!“, murmelte Mamoru. „Bunny küsse ich immerhin auch und das zählt nicht zum Verführen!“

Die Augenblicke verstrichen, in denen sie sich kaum einen Millimeter voneinander entfernt befanden. Motokis Atem streifte Mamorus Lippen. Er konnte sich nicht bewegen, war ihm mehr verfallen, als er erwartet hatte. Seine Haute brannte, sein Inneres rebellierte.
 

Doch dann ließ Motoki ihn los.
 

„Du hast recht“, sagte er schließlich und streckte seinen verspannten Körper. „Sollen wir langsam zurück? Wir haben die Bären, glaube ich, noch nicht gesehen.“

„Willst du mich verarschen?“, fragte Mamoru und kämpfte sich hinter ihm durch das Gebüsch zurück. Als sie über den Zaun kletterten, wurden sie von den Zoobesuchern mehr als verwundert angesehen. Mamoru verließ sich auf die Erkenntnis, dass er die Leute wahrscheinlich sowieso nie wieder sehen würde, also war es ihm egal, was sie dachten.

„Nein, aber du hast recht. Mit einem Kuss habe ich noch nicht gewonnen. Und wenn, dann will ich gleich das ganze Programm. Warte ab, was ich noch so auf Lager haben werde.“

Mamoru schüttelte seinen Kopf und lief neben Motoki her. „Ich hätte dich nicht geküsst“, sagte er schließlich. Doch Motoki lachte nur und antwortete nicht.
 

Mamoru lief schweigend hinter ihm her. Ja, es war berauschend gewesen, ihm so nah zu sein. Aber das bedeutete gar nichts. Er wollte Bunny und mit ihr schlafen.
 

Nur würde sie ihm das jemals verzeihen?

Und was war, wenn er Motoki noch einmal ausgeliefert war – alleine? Konnte er sich wirklich so sicher sein, dass er Bunny wollte und nicht Motoki?
 

„Mamoru? Schau mal, das sieht aus als würde sich der Bär am Hintern kratzen.“

Mamoru schüttelte ungläubig seinen Kopf. Was ging nur in Motokis Kopf manchmal vor?! Vielleicht sollte er sich schleunigst sicher werden, bevor die Woche vorbei war. Noch hatte er immerhin vier Tage…

Tag 4 - Aller guten Dinge sind drei (1/3)

Mamoru lief zum Bäcker und bestellte all die Leckereien, die Bunny am liebsten mochte. Wenn er nicht mal langsam Gas geben würde, dann würde er ziemlich dumm am Ende seiner Abmachung aussehen. Über den Ausgang wollte er trotzdem noch nicht nachdenken. So oder so wäre er einen Kopf kürzer.
 

Fand Bunny nach ihrem gemeinsamen Sex heraus, was das Ganze auf sich hatte – sie würde ihn umbringen. Und ihre vier Freundinnen würden es mit Vorfreude noch ein weiteres Mal tun.

Sollte er mit Motoki im Bett landen und Bunny es jemals herausfinden – sie würde ihn umbringen. Und dass es ihre vier Freundinnen noch mindestens vier Mal erneut tun würden, brauchte er ja nicht sagen.
 

Zugegeben, er befand sich in einer ziemlichen verzwickten Lage. Sicherlich könnte er Motoki fragen, ob sie das einfach sein lassen konnten, aber irgendwo hatte auch Mamoru noch seinen Stolz. Und es wäre doch gelacht, wenn er keine Möglichkeit finden würde, wie er elegant aus der Sache wieder heraus kam.
 

Ausgerüstet mit den besten Backwaren, machte er sich auf dem Weg zu Bunny. Es überraschte ihn nicht, dass ihre Mutter ihm öffnete und ihm verkündete, dass seine Freundin noch im Bett war und seelenruhig schlief. Da Wochenende war, hatte sie sich die Mühe gespart, sie auch nur ansatzweise aus dem Bett zu holen (sie hatte angst davor gehabt, mit einem Kissen beworfen zu werden).

Mamoru tapste mit der Brottüte in der Hand in ihr Zimmer und setzte sich zu ihr aufs Bett.

„Bunny? Bunny, aufstehen!“

„Nur 5 Minuten!“, murmelte sie und zog sich die Bettdecke über den Kopf.

„Dein ,über alles geliebter Mamoru’ ist mit dem halben Bäckerladen hier, ich würde an deiner Stelle lieber aufstehen“, murmelte er und Bunny wagte es unter der Bettdecke hervor zu sehen.

„Du bist ja wirklich da“, bemerkte sie. Mamoru lächelte sie verliebt an.

„Ich habe dir ja wohl nicht zu viel versprochen!“

„Wie komme ich denn zu der Ehre?“, fragte Bunny, machte ihrem Mamoru Platz, damit er unter die Bettdecke kriechen konnte und nahm ihm die Tüte aus der Hand.

„Meine Güte, so kann ich ruhig jeden Morgen geweckt werden!“
 

Mamoru kuschelte sich mit ihr unter die Decke und sie aßen eins nach dem anderen auf, während sie gemütlich vor sich hin redeten. Mamoru genoss diese Augenblicke wirklich sehr. Nicht nur, dass man Bunny als mittlerweile erwachsen ansehen konnte und sie auch über ernste Themen diskutierten konnten, sie war auch einfach… So schön. Mamoru beobachtete sie, wie sie genüsslich in einen Schokoladencroissant biss. Wieso fehlte nur der körperliche Part in ihrer Beziehung?! Es könnte so perfekt sein, wenn sie einfach endlich Sex hätten!
 

„Ich habe mir heute drei Sachen für dich überlegt“, fing Mamoru an.

„Uh, und?“, hakte sie nach.

„Nummer eins war das Frühstück!“ – „Nummer 1 war schon ziemlich perfekt, muss ich gestehen.“

„Es kommt ja noch besser“, lachte Mamoru und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr.

„Nummer zwei ist Kino! Und Nummer 3 wird ein abendlicher Spaziergang sein. Bist du dabei?“

Bunny schmiegte sich glücklich an ihn. „Klar! Ich freue mich auf den Tag!“
 

Gut, wenn Mamoru ehrlich war, dann war das fast schon wie Bestechung. Er würde Bunny wahrscheinlich den ganzen Tag auf Händen tragen, nur damit es am Ende des Tages klappen konnte. Aber in ihrer lächerlichen Abmachung gab es immerhin keine Klausel dafür, dass die Bestechung verboten war.
 

Mamoru nahm ihr die leere Brottüte aus der Hand und zog sie in seine Arme.

„Und wenn du magst, gehen wir auf dem Weg zum Kino noch einen Kaffee trinken.“

„Der Tag wird ja immer besser“, murmelte Bunny zufrieden und schlummerte innerhalb weniger Augenblicke in seinen Armen wieder ein. Mamoru war das egal. Er hielt sie fest im Arm und genoss die Zweisamkeit.
 

Und kam so wieder – leider Gottes – zum Nachdenken. Gut, heute versuchte er es mit Bestechung. Vielleicht war das nicht die höflichste Form der Verführung, aber im Endeffekt machte das doch keinen Unterschied, sollte das Ergebnis Sex gleich sein. Was Motoki von der Sache hielt, war ihm egal.
 

In dem Moment klingelte sein Handy. Grummelnd befreite er einen Arm und ging ran.

„Ja?“, flüsterte er leise.

„Mamoru-Boy! Warum denn so leise?“

„Schrei nicht so rum, Motoki! Ich bin Bunny und sie schläft noch ein wenig“, flüsterte Mamoru.

„Habt ihr miteinander geschlafen?“

„Nein“, zischte Mamoru und betete dafür, dass Bunny die laute Stimme seines Freundes nicht auch noch hören konnte.

„Und was hast du für heute vor?“

„Alle guten Dinge sind drei, habe ich mir gedacht. Frühstück, Kino, Spaziergang.“

„Dann wünsche ich dir mal viel Erfolg“, antwortete Motoki und schien einen Moment nachzudenken.

„Du, morgen früh zu mir? Frühstücken?“

„Wenn es unbedingt sein muss! Darf ich jetzt auflegen?“, grummelte Mamoru. Motoki lachte herzhaft.

„Ich will euch gar nicht weiter stören. Wir sehen uns dann morgen!“

Erleichtert legte Mamoru auf und steckte sein Handy wieder ein.
 

Zum Frühstück morgen wollte er es gar nicht kommen lassen. Egal wie, er musste Bunny heute ins Bett kriegen!
 


 

Mamoru schüttelte innerlich seinen Kopf. Was zur Hölle dachte er da eigentlich?! Er kuschelte sich enger an Bunny und zählte bis drei.
 

Bunny war seine Freundin. Entweder es würde sich ergeben oder eben nicht. Und wahrscheinlich war genau das die beste Taktik, die er haben konnte. Was sollte er auch sonst tun?! Ihr beim Spaziergang verklickern, dass er Sex mit ihr wollte?
 

Er neigte seinen Kopf zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Bunny öffnete müde ihre Augen und blinzelte ihn an.

„Bin ich eingeschlafen?“, murmelte sie.

„Ja…“

„Oh… Wie wäre es mit einem zweiten Frühstück, Mamo-Chan?“

„Bist du nicht satt?“, fragte Mamoru geschockt. Bunny lächelte und kuschelte sich wieder an ihn.

„War ein Scherz. Ich wollte nur gucken, wie du reagierst.“
 

Arm in Arm ließen sie den Morgen ausklingen. Ab und an war sich Mamoru sicher, dass er morgen mit Motoki reden würde, um die ganze Sache abzublasen. Aber dann… Bunny, nur mit einer kurzen Hose und einem Top bekleidet, legte ihr Bein über seines und schmiegte sich so eng wie schon lange nicht mehr an ihn.
 

Mamoru strich ihr über Arme und Beine, ohne weitere böse Absichten. Erst wollte er die nächsten beiden Punkte auf seiner Liste abhaken… Und dann, nach dem Kino und dem Spaziergang…Dann war es vielleicht endlich soweit!
 

Er wollte sich aufsetzen, um seinen heutigen Bestechungs-Plan in die Tat umzusetzen, doch er spürte Lippen, die leidenschaftlich und heiß auf seinen gedrückt würden.
 

Er riss seine Augen auf, vollkommen überrumpelt. All seine Gedanken waren ausgelöscht.
 

Es war Bunny. Seine Bunny, die ihn so küsste! Sein Herz explodierte, der Kuss wurde immer fordernder. Vollkommen vernebelt ging Mamoru auf den Kuss ein.
 

Was zur Hölle geschah hier plötzlich!?

Tag 4 - Übung macht den Meister (2/3)

Ihr Kuss wurde immer heißer, leidenschaftlicher.

Im ersten Moment hatte Mamoru noch geschockt seine Augen aufgerissen, bis er sich irgendwann auf das Spiel einließ und er den Kuss erwiderte. Noch nie hatten sich ihre Zungen so berührt, noch nie war er während eines Kusses so in dem Rausch seiner Gefühle gefangen.
 

Noch nie hatte er so einen steifen Penis.
 

Sein Gehirn schaltete sich vollkommen aus, als er seine Hand Richtung Bunnys Brust bewegte. Er wollte sie, er wollte sie spüren, er wollte eins mit ihr sein und ihr endlich auf eine andere Art und Weise zeigen, dass er sie liebte.
 

Doch so schnell sie ihn plötzlich innig geküsst hatte, so schnell hörte Bunny auch wieder auf. Sie hielt inne und nahm seine Hand.

„Was wird das?“

Mamoru öffnete seine Augen und sah sie irritiert an.

Was das werden sollte?! Wohl kaum eine Einladung zu einer Kreuzfahrt, geschweige denn ein Heiratsantrag. Was ging eigentlich manchmal in ihr vor?!

„Du hast mich doch so geküsst!“, protestierte Mamoru. Langsam machte es auch bei Bunny Klick. Gott sei Dank, fuhr es Mamoru durch den Kopf. Er hatte schon die Befürchtung gehabt, dass sie niemals auf den Gedanken kam, mal mit Mamoru ins Bett zu gehen.

„Ach, so!“, sagte sie nur und legte ihren Kopf schief. Mamoru wurde langsam ungeduldig und fing erneut an, sie zu küssen. Doch Bunny drängte ihn weg.

„Du darfst mich nicht so küssen und dann stehen lassen!“, maulte er. Bunny konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und sprang aus dem Bett.

„Du darfst Kenji dann erklären, was wir hier veranstalten. Also, was war der zweite Tagespunkt? Kino?!“
 

Mamoru sah ihr ungläubig hinterher.
 

1. Seit wann war Bunny in dieser Hinsicht so locker und wieso war es ihm nie aufgefallen?

2. Seit wann konnte seine Freundin verführen…

3. … und warum machte sie es nicht bis zum Ende?

4. Wieso hatten sie nicht einfach Sex zusammen?!
 

Stöhnend stand Mamoru auf. Vielleicht klappte es ja im Kino… Die Vorstellung hatte zumindest etwas.
 

„Dir ist schon klar, dass es nicht zählt, wenn Bunny dich verführt?!“

Mamoru verdrehte seine Augen. Er stand gerade an, um für sie beide Popcorn zu kaufen. Bunny hatte es sich schon im Kinosaal gemütlich gemacht und wahrscheinlich würde sie sich innerhalb von zwei Minuten in eine wilde Bestie verwandeln, wenn sie nicht endlich etwas zu Essen bekam. Das Frühstück lag immerhin schon zwei Stunden zurück und Mamoru wollte kein Risiko eingehen, zukünftig mit einem verhungerten Monster zusammen zu sein.

„Warum musst du das immer so laut durch die Gegend brüllen?“, zischte Mamoru. Zugegeben, er hatte Motoki angerufen, um ihm vom heutigen Morgen zu erzählen. Trotz dämlicher Abmachung war er leider Gottes sein bester Freund, mit dem er seine Erlebnisse teilen wollte.

Die Welt war echt ungerecht manchmal.

„Ich bin am Handy, so viele werden mich schon nicht hören.“

„Trotzdem, du bist unmöglich!“

Mamoru sah über die Köpfe der anderen hinweg. Die Schlange war schier endlos. Warum mussten auch alle im Kino auf die Idee kommen, sich Popcorn zu kaufen?

„Jedenfalls läuft es gut!“, beharrte Mamoru, auch wenn er sich selbst nicht so wirklich glauben konnte. Motoki schien es auch nicht zu tun, denn er lachte.

„Ja, ja. Am besten übst du noch ein bisschen, bevor du Bunny verführst. Na, auf jeden Fall, wenn du heute Abend nach deinem Spaziergang mit Bunny Langeweile hast, darfst du gerne vorbei kommen.“

„Werde ich nicht haben! Aber danke für das Angebot.“

Grummelnd legte Mamoru auf und war glücklich, dass er endlich an der Reihe war. Er bestellte die größte Portion, die es gab und kehrte zu seiner Freundin in den Kinosaal zurück.
 

„Hier, Popcorn für uns!“

Mamoru ließ sich neben Bunny nieder, die begeistert die Werbung auf der Leinwand verfolgte. Manchmal war sie so leicht zu beeindrucken. Und vor allem mit der riesigen Popcornpackung, schien sie auf einmal das glücklichste Mädchen aller Zeiten zu sein.

Aber wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, warum er seine Bunny so sehr liebte.

„Perfekt!“, sagte sie vergnügt. Sie begann sofort zu essen.
 

Okay, Mamoru. Denk nach. Anscheinend hatte Bunny gar nichts dagegen, dass sie langsam intim wurden. Immerhin hatte sie ihn übertrieben heiß heute geküsst! Das war doch quasi eine Einladung, oder nicht? Er sah sich verstohlen im Kinosaal um. Soo viel war auch nicht los. Also konnte er doch zumindest versuchen, einen kleinen Schritt weiter zu kommen.

Innerlich klopfte er sich auf die Schulter. Das war eine prima Idee.
 

Sobald das Licht ausging, bereitete sich Mamoru vor. Er wartete einige Augenblicke ab, bis die Leute im Film vertieft waren und legte dann einen Arm um Bunnys Schulter. Sie drehte sich zu ihm und sah ihn lächelnd an.

Er nutzte den Moment, um sie zu küssen.
 

Im ersten Augenblick war es dieses Mal Bunny, die zu verdattert war, aber dann ging sie auf den Kuss ein. Mamoru umfasste mit einer Hand ihr Gesicht, strich ihr sanft über die Wange mit seinem Daumen und presste seine Lippen auf ihre. Der Kuss fühlte sich perfekt an.
 

Er vergaß alles um sich herum. Dass sie im Kino waren, dass sie nicht alleine waren. Alles, was zählte, war der Kuss. Und naja, vielleicht auch das Vorhaben, einen Schritt weiter zu gehen. Mamoru stupste mit seiner Zunge gegen ihre Lippen. Sobald sie ihren Mund leicht öffnete und ihm Einlass gewährte, lehnte er sich weiter zu ihr und verinnerlichte den Kuss noch einmal. Ihre Zunge zu spüren war einfach berauschend. Vor allem, als er sich vorstellte, wie dieser Mund etwas ganz anderes umschloss, wie diese Zungen etwas ganz anderes verwöhnten…
 

Sein kleiner Freund meldete sich zu Wort und bettelte regelrecht darum, die Bilder in seinem Kopf wahr werden zu lassen. Aber darauf würde er wohl noch etwas warten müssen.

Mamoru ließ die Hand von ihrem Gesicht los, strich über ihren Hals, ließ sie weiter nach unten gleiten.
 

Dieses Mal hielt Bunny ihn nicht auf. Und es turnte ihn nur noch mehr an.

Leise stöhnte er auf, als seine Hand über ihre nackten Knie strich – Gott, dass sie auch ein Kleid heute trug, war einfach perfekt – und seine Finger ihre Schenkel entlang strich. Sie presste ihre Lippen auf seinen, krallte sich mit einer Hand erregt an seinem Hemd fest.
 

Es gefiel ihr!
 

Mamorus Hand wanderte weiter. Nicht mehr weit, und er würde sie berühren können, würde das Höschen zur Seite schieben können und sie anfassen. Er stöhnte leise, presste sich noch enger an Bunnys Lippen, damit er keinen Laut von sich gab.
 

Noch ein Stück.

Seine Hand war nun unter dem Kleid.
 

In seiner Hose explodierte es fast. Er nahm seinen Arm von ihrer Schulter, drückte die Hand auf seinen Schritt und die Lust entfachte nun vollends in ihm. Seine andere Hand hatte den Weg unter das Kleid endgültig gefunden, er strich über ihre Oberschenkel und war nur noch wenige Millimeter von seinem Traum entfernt. Er liebte es. Leise löste er sich von ihr und lächelte sie an. Sein Finger berührte ihr Höschen, er musste nur noch…
 

Dann tippte ihm jemand auf die Schulter.

Tag 4 - Ein Lächeln ist die schönste Sprache der Welt (3/3)

Mamoru zog hastig seine Hand zurück, während Bunny ihr Kleid zu Recht strich. Erst dann wagte es Mamoru, sich todesmutiges dem Schultertipper zu stellen.

„Ja?“, fragte er leise, um die anderen Kinogäste nicht zu stören. Eine Oma stand vor ihm, hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und funkelte ihn dermaßen wütend an, dass Mamoru glaubte, gleich gehe der Kinosaal in die Luft.

„Was erlauben Sie sich eigentlich?“, schrie die Oma. Übrigens Oma. Wahrscheinlich war es eine Hausfrau Mitten in ihren Vierzigern, aber wer konnte das heutzutage schon so genau einschätzen.

„Ich werde ja wohl noch…!“

Ja, was würde er ja wohl noch dürfen? Seiner Freundin im Kino an die Wäsche gehen und ihr mit Handgriffen klar machen, dass er sie begehrte?! Er grübelte noch weiter über eine perfekte Formulierung nach, doch die Oma redete sich längst in Rage: „Sex haben! Im Kino!“ – „Wir haben keinen Sex“, warf Mamoru kleinlaut ein. Was in jeglicher Hinsicht stimmte.

„Die Jugend von heutzutage!!! Hat keinerlei Schamgefühl mehr und hat Sex überall!!!“

Mittlerweile hatte sich der ganze Saal zu ihnen herumgedreht. Kein Kinogast interessierte sich mehr für den Film, sondern fand die Diskussion der beiden wesentlich spannender.

„Jetzt übertreiben Sie aber ein bisschen“, flüsterte Mamoru und hob abwehrend seine Hände. „Sie hätten ja nicht hinsehen müssen.“

Gott, was für bescheuerte Argumente fielen ihm eigentlich manchmal an? Wie dumm konnte er eigentlich sein? Er hörte, wie Bunny anfing zu lachen, nach ihrer Tasche griff und anschließend aufstand.

„Los, wir verschwinden“, flüsterte sie. Mamoru ließ sich das nicht zwei Mal sagen und eilte hinter ihr her. Die Omi – er blieb einfach bei der Bezeichnung, auch wenn sie bei Weitem nicht so alt war – fluchte noch weiter und zog langsam den Unmut der anderen Gäste auf sich. Mamoru war das Recht so. Sollte sie ruhig eins auf den Deckel kriegen.

„Du bist verrückt!“, rief Bunny, sobald sie das Kino verlassen hatten und an der frischen Luft waren. Mamoru beschwerte sich noch einige Augenblicke lang über das verloren Geld der Eintrittskarte, weil sie den Film nicht einmal zu Ende gesehen hatten, doch Bunny raubte ihm den Atem zum Sprechen, als sie ihm einfach ein Kuss entlockte.

„Beruhig dich, Mamoru!“

Mamoru sah sie verwirrt an. Er hatte seine Bunny wirklich viel zu lange falsch eingeschätzt. Sie war wesentlich lockerer und entspannter, als er gedacht hatte. Und mal davon abgesehen hatte sie es gerade wirklich genossen, als er sie berührt hatte (vielleicht war ja doch nicht so ein Trottel im Verführen, wie Motoki ihm die ganze Zeit einreden wollte).

„Es war echt schön gerade“, fügte sie lächelnd hinzu und ließ sich verliebt in die Arme nehmen. Mamoru umschloss seine Arme um ihren zierlichen Körper.

Ja, vielleicht war er seinem Ziel doch nicht so weit entfernt… Drei Tage blieben ihm noch!
 

Am Abend löste Mamoru wie versprochen noch das Dritte Treffen ein, wie er am Morgen angekündigt hatte – den Nachtspaziergang. Doch er hatte sich bewusst dagegen entschieden, heute noch einen Versuch zu starten, Bunny zu verführen. Egal, wie eilig er es hatte, auf den einen oder anderen Tag kam es dann nun wirklich nicht mehr an. Und lieber ein schönes, perfektes erstes Mal, als ein überstürztes.

Bunny hatte seine Hand genommen und lief glücklich neben ihm durch den Park. Gelegentlich sprang sie über eine Pfütze und hielt sich dann mit aller Kraft wieder an ihm fest (ein Wunder, dass er sich bei ihren waghalsigen Sprüngen und Festkrallen noch nicht die Schulter ausgerenkt hatte), aber immerhin war es jetzt trocken.

„Ich frage mich, was du der Oma noch so alles an den Kopf geworfen hättest“, sagte Bunny vergnügt.

Aha. Da war also noch jemand der Meinung, dass es sich um die werte Frau um eine Oma gehandelt hatte. Mamoru beschloss, die Bezeichnung so stehen zu lassen und nicht mit ihr auszudiskutieren, dass sie mit Sicherheit noch gar keine war.

„Ich hätte die Diskussion auf jeden Fall gewonnen“, kommentierte Mamoru und entlockte Bunny ein solch herzhaftes Lachen, dass er sich glatt neu in sie verliebte.

Die Frau war einfach einzigartig. Und da brauchte ihm nicht einmal das Schicksal vorschreiben, dass sie sowieso zusammen kamen und Chibiusa zeugen würden, er hätte sie auch ohne Zukunftsvorhersage genommen.

„So lustig ist das nun wirklich nicht“, fügte Mamoru hinzu.

„Ich liebe dich!“, sagte Bunny lächelnd, lehnte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss. Mamoru musste nicht einmal antworten, das Erwidern des Kusses zeigte ihr sowieso, dass er genauso empfand.

Tja, Herr Chiba, jetzt fehlt wirklich nur noch der Sex.

Ein, zwei, hundert Regentropfen holten sie zurück in die Realität. Bunny löste sich von Mamoru und hielt sich maulend die Hände über den Kopf.

„Ich habe natürlich keinen Regenschirm dabei!“

„Ich auch nicht“, musste Mamoru nehmen und packte sie bei der Hand.

„Komm, ich bring dich schnell nach Hause, Mondgesicht!“

Lächelnd ließ sich Bunny mitziehen.
 

Als Mamoru Bunny abgesetzt hatte und selbst nach Hause eilen wollte, war er bis auf die Haut durchnässt. Also gab er auf, sich großartig zu beeilen und ließ sich weiter nass regnen. Mal davon abgesehen war es bis zu Motoki bei Weitem nicht so weit wie bis zu ihm… Nun… Er kramte sein Handy hervor und rief ihn an.

„Hallo, altes Haus!“, begrüßte ihn Motoki.

„Du, es regnet in Strömen und ich bin gerade in deiner Nähe. Kann ich vorbei kommen und wieder abdampfen, wenn es weniger regnet?“

„Klar.“

„Es wird aber nichts passieren“, stellte Mamoru klar. „Ich rufe dich nur an, weil du – aus welchen Gründen auch immer mittlerweile – noch mein bester Freund bist.“

„Natürlich wird nichts passieren. Und hey, du hast dich ja wohl selbst für die Abmachung entschieden.“

„Ja, aber ich mache dich dafür verantwortlich, dass ich so dämlich bin.“

Mamoru wich einer Frau aus, die eilig an ihm vorbei lief und blieb schließlich vor Motokis Haus stehen.

„Ich kann ja wohl nichts für deine Dummheit“, protestierte Motoki lachend.

„Deine färbt aber ab! Also, ich bin jetzt da und klingel an.“

Motoki bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen. „Brauchst du nicht, wenn du vor der Tür stehst, mache ich dir jetzt auf. Bis gleich.“
 

Mamoru kam tropfend in seine Wohnung und konnte sein Shirt schon auswringen.

„Willst du es ausziehen?“, fragte Motoki grinsend. Mamoru schüttelte seinen Kopf.

„Ich geb dir auch eins von mir. Jetzt stell dich nicht so an“, sagte Motoki und führte ihn ins Schlafzimmer. Er warf Mamoru ein Handtuch und Sachen zum Wechseln hinzu.

„Ich habe übrigens einen richtig guten Tag mit Bunny gehabt“, erzählte Mamoru.

„Oh, ihr macht Fortschritte?“, erkundigte sich Motoki. Stolz nickte Mamoru.

„Ich gewinne die Abmachung mit Sicherheit!“

„Abwarten, Großer“, lachte Motoki. „Noch hatte ich ja keine richtige Gelegenheit, dir meine Künste zu zeigen.“

Abwehrend verschränkte seine Mamoru die Arme vor seiner Brust, was lächerlich aussah, wenn er bedachte, dass er sowohl Handtuch als Klamotten in den Händen hielt.

„Ich lasse mich darauf ja sowieso nicht ein!“

„Zieh dich um, ich koch uns einen Tee und dann machen wir uns einen Männerabend. Und keine Bange, ich werde ganz artig sein und das Zimmer verlassen, während du dich ausziehst.“

Mamoru sah ihm ewig lange skeptisch hinterher und drehte sich noch sicherheitshalber mit dem Rücken zur Tür. Ja, er liebte Bunny. Aber ein ganz, ganz winzig bisschen war es schon aufregend und etwas anderes, Erfahrungen auch mit Motoki auszutauschen…
 

Gott, was in seinem Gehirn funktionierte eigentlich nicht richtig?
 

Mamoru zog sich das nasse Shirt vom Kopf. Es war dann doch ein wenig unangenehm zu tragen und er war froh, dass er in trockene Sachen schlüpfen konnte. Als er sich umgezogen hatte und sich umdrehte, stieß er mit Motoki zusammen.

Sie standen nur wenige Millimeter voneinander entfernt.

„Ich wollte nur sagen, dass der Tee fertig ist“, flüsterte Motoki, machte aber keine Anstalten, einen Schritt nach hinten zu gehen.

Mamoru auch nicht.

Er sah in seine Augen, langsam wanderte sein Blick Richtung Lippen und blieb dort haften. Er müsste nur… Küssen zählte mit Sicherheit nicht als Verführen. Nur…

Mamoru versuchte sich innerlich zu wehren, versuchte sich nicht von dem Rausch einnehmen zu lassen.
 

Er konnte Motokis Atem spüren, seinen heißen Atem…

Mamoru schluckte. Doch er konnte sich nicht mehr wehren.
 

Langsam näherten sich ihre Lippen aufeinander zu…

Tag 5 - Ehrlich währt am längsten (1/2)

Mamoru schloss seine Augen, spürte Motokis Atem. Seine Gedanken und Gefühle gerieten vollkommen außer Kontrolle. Er wollte einen Schritt nach hinten machen, wollte sich wehren, wollte sich von dem Drang lösen, ihn einfach zu küssen.
 

Aber wieso eigentlich nicht?!

Mädchen küssten sich doch auch gelegentlich und dann war es okay … Wieso zur Hölle war es bei Kerlen eigentlich nicht das Gleiche? Und warum war es unter Mädchenfreunden vollkommen in Ordnung und Männer wurden dafür zur Verantwortung gezogen?

Was zur Hölle war eigentlich manchmal mit den Ansichten der Gesellschaft los? Und warum kümmerte sich Mamoru überhaupt darum, wie es öffentlich angesehen wurde?

Wenn es für Mädels okay war, dann…
 

Der Regeln prasselte noch immer unermüdlich gegen die Fensterscheiben und das Läuten der Kirchturmglocken um Mitternacht kündigte einen neuen Tag an. Mamorus Gehirn schaltete sich langsam vollkommen ab und er dachte nicht mehr nach – falls er das seit der dämlichen Abmachung überhaupt schon einmal getan hatte.

Denken.

Manchmal glaubte Mamoru, er wusste schon gar nicht mehr, wie das überhaupt ging.
 

„Motoki…“, flüsterte Mamoru, in der Hoffnung, im letzten Augenblick noch die Vernunft zu finden und sich nicht von seiner verdammten Neugierde leiten zu lassen (neugierig zu sein gehörte in manchen Fällen – vor allem in solchen – verboten, fand Mamoru). Aber es war zu spät. Motoki ergriff seine Hand, drückte sich gegen Mamoru. Er atmete schwer ein und aus und dann…
 

Ihre Lippen berührten sich.
 

Alles um Mamoru herum verschwamm. Er schloss seine Augen, geriet in einen Strudel des Chaos. Motokis Lippen auf seinen.

Tatsächlich.
 

Sie küssten sich!
 

Mamoru hörte Motoki in den Kuss hinein stöhnen. Aufhalten konnte er sowieso nichts mehr. Fordernd drückten sie ihre Lippen gegeneinander. Aus einem vorsichtigen Kuss wurde einer, bei dem beide ganz genau wussten, was sie wollten. Langsam öffnete Motoki seinen Mund und gewährte Mamorus Zunge Einlass. Erst berührten sie sich vorsichtig, erkundigten langsam das Gefühl, dann wurden sie schneller, fordernder, gieriger. Sie gewöhnten sich in sekundenschnelle aneinander.

Motokis Hand vergrub sich in Mamorus Haaren, er drückte ihn gegen die Wand und vollführte ein gekonntes, heißes Zungenspiel mit ihm. Für einige Momente ließ es Mamoru geschehen, dann löste er sich atemlos von ihm.
 

Was war da gerade geschehen?
 

„Das hätte nicht passieren dürfen!“, hauchte Mamoru sofort und fuhr mit seinem Handrücken über seinen Mund. Noch immer glaubte er, Motokis Lippen auf seinen zu spüren.

„Wieso nicht?“, murmelte Motoki und wollte ihn erneut küssen, doch Mamoru wandte sich ab.

„Bunny“, flüsterte er nur. Das schlechte Gewissen baute sich sofort auf.

Was hatte er sich bei dieser ganzen Sache eigentlich nur gedacht? Die Abmachung war von Anfang an Schwachsinn gewesen! Er hätte es weder darauf anlegen sollen, sie zu verführen, noch sich von Motoki verführen zu lassen!

„Wie betrunken waren wir eigentlich an diesem Abend?“, fragte Mamoru kopfschüttelnd.

„An welchem?“, fragte Motoki keck. Mamoru hob fluchend seine Hände in die Luft.

„Der, an dem wir diese lächerliche Abmachung gemacht haben!“

„Keine Ahnung, wir haben darüber geredet, dass bei euch im Bett nix läuft, haben dann miteinander getanzt und dann kam eins und eins zusammen.“

„Du als mein bester Freund hättest mich von so etwas abhalten müssen“, sagte Mamoru klagend, auch wenn er wusste, dass er es auch genauso gut selbst gekonnt hätte – einfach nein sagen.

„Es sind fünf Tage schon fast rum. Die anderen beiden schaffen wir auch noch.“

„Es geht nur um unsere Ehre, auf die kann ich verzichten?“

„Kannst du?“, fragte Motoki herausfordernd und drückte ihn erneut gegen die Wand.

Mamoru wehrte sich wieder nicht.

Wieso war eigentlich so schwach, wenn er Motoki direkt vor sich sah?

Mamoru ließ sich küssen, ließ sich in den Rausch der Gefühle einfangen, erlaubte es, seine Zunge und seine Lippen erneut zu spüren.

Es war schön, aber… Mamoru löste sich ein weiteres Mal von ihm und beobachtete ihn ausgiebig.

Egal, wie süß er ihn fand, er blieb und war sein bester Freund.
 

Und Bunny seine Herzensdame.
 

„Es wird keinen letzten Tanz geben“, murmelte Mamoru und lief Richtung Tür. Motoki folgte ihm tapsend.

„Schade“, flüsterte er, legte seinen Kopf schief und lächelte. „Auch wenn ich darauf bestehe, dass die zwei Tage ebenfalls laufen.“

Mamoru verdrehte seine Augen. „Meinetwegen, schlimmer kann es sowieso nicht mehr werden. Ach, übrigens. Der Kuss hier zählt nicht als Verführen, damit das klar ist. Ich habe Bunny immerhin auch geküsst.“

„Schon klar, Chef. Also, was ist dein Plan?“

„Mich nicht von dir verführen lassen! Bunny von dem Kuss erzählen und innerhalb der sieben Tage Bunny verführen.“
 

Motoki bekam einen Lachanfall und beruhigte sich erst nach einigen Minuten. „Als bester Freund gesprochen – du steckst total in der Scheiße.“

„Als bester Freund gesprochen – das habe ich auch dir zu verdanken!“ Mamoru öffnete die Tür und hielt inne. Zu allem Überfluss konnte er ihm nicht einmal böse sein. Sie beide waren schuld an der gestörten Situation und es war nur ihrer Dummheit zu verdanken, dass sie die Abmachung im nüchternen Zustand nicht wieder aufgelöst hatten.

„Sicher, dass du ihr davon erzählen willst?“, fragte Motoki zweifelnd.

„Ja, bin ich…“

„Gott, wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Wenn ich nur noch Überreste von dir finde, weiß ich ja Bescheid.“

„Danke, du machst mir wirklich Mut manchmal.“

Motoki schlug ihm aufmunternd gegen den Oberarm. „Ach, weißt du. Dafür sind Freunde doch da.“

Er sah ihm nach, wie Mamoru auf die Straße tat, rief ihn dann aber noch einmal zurück.

„Du küsst übrigens gut!“, sagte er grinsend. Mamoru wusste, wie er es aufzufassen hatte. Dieses Mal nicht so, als würde Motoki darauf bestehen, es nun täglich zu spüren.

Gott sei Dank.

„Tja, Mister. Das wird aber dein einziges Erlebnis gewesen sein. Sag mal, können wir so tun, als seien wir betrunken dabei gewesen?“

„Logo. In ein paar Wochen glauben wir es uns selbst, dass wir sturzbesoffen waren.“

„Sehr gut… Naja, dann mal auf zu Bunny.“

„Mein Beileid!“

Mamoru winkte ihm zu und lief los.

Schön, dass das mit Motoki geklärt war, auch wenn die zwei Tage noch laufen sollten, aber…

Aber wie um Gottes Willen sollte er das Bunny beibringen und auch noch überleben?!
 

Mamoru versuchte in dieser Nacht noch Schlaf zu finden. Er wollte nicht mitten in der Nacht vor Bunnys Haustür stehen, nur um ihr mitzuteilen, dass er Motoki geküsst hatte. Er konnte dann nicht einmal mit Sicherheit sagen, von wem er zuerst geköpft wurde. Von ihr selbst oder ihrem Vater.

Aber hey, es war nicht ganz so schlimm, wenn es ein Mädchen gewesen wäre. Immerhin etwas. Immerhin war es Motoki.

Und das alles war auch nur passiert, weil sie sich an einem Abend nicht mit dem Alkohol zurückhalten konnten und sich so eine Abmachung ausgedacht hatten!

Er schlief fürchterlich schlecht, wälzte sich andauernd hin und her und überlegte sich alles Mögliche, um es ihr so schonend wie möglich beizubringen. Aber wie er es drehte und wendete, es klang einfach bescheuert.
 

„Hallo, Bunny, tut mir leid, ich habe Motoki geküsst!“

„Ich habe übrigens Motoki geküsst, aber nehme es mir nicht so krumm, okay? Es war ja immerhin nur ein Kerl und mein bester Freund.“

„Wenn ihr Mädchen mit euren Freundinnen rummachen dürft, dachte ich mir, küsse ich mal Motoki!“

„Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, wie man einen Mann küsst.“

„Wir haben übrigens diese Abmachung, wer wen zuerst ins Bett kriegt.“
 

Es war, auf Deutsch gesagt, eine beschissene Situation, aus der er niemals wieder herausfinden würde!

Er stand grummelnd am nächsten Morgen auf und traute sich erst nach der dritten Tasse Kaffee das Haus zu verlassen.

Er war auf den Weg zur Höhle des Löwen. Und er war komplett selbst schuld daran, dass er nun quasi Selbstmord beging.

Für einen kurzen Moment überlegte er, ihr doch einfach nichts zu sagen, aber das konnte er ihr nun wirklich nicht antun. Da war er eindeutig nicht der Typ dafür.
 

Er lief die vertraute Strecke zu ihrer Wohnung und klingelte an. Es war ihr kleiner Bruder, der ihm die Tür öffnete und es wunderte Mamoru nicht, dass Bunny noch im Bett lag, als er in ihr Zimmer ging. Behutsam schloss er die Tür hinter sich und setzte sich zu ihr. Die Gardinen waren noch zugezogen und verschlafen öffnete sie ihre Augen.

Sein Herz raste wie wild.

Er liebte sie. Und würde ihr jetzt solch ein bescheuertes Geständnis machen.

Seine Gedanken gerieten vollkommen außer Kontrolle, er wusste nicht mehr ein und aus. Als Bunny ihn mit verschlafenen Augen und verliebt ansah, verkrampfte sich sein Inneres.

Er war so bescheuert. Ehrlich. Er war einfach bescheuert.

„Bunny, ich liebe dich!“, platzte es aus ihm heraus. „Ich liebe dich wirklich“, stammelte er und Bunny sah ihn total verwirrt an.

„Was ist denn mit dir los?“, murmelte sie leise, noch halb im Schlaf.

Mamoru schluckte. Er musste es ihr sagen. Jetzt, wo sie so vor ihm saß, so unschuldig und verliebt… Er konnte es nicht für sich behalten. Er musste zu seinem dummen Fehler stehen.
 

„Motoki. Ich. Kuss.“ Mehr brachte er nicht heraus.
 

Langsam wurden Bunnys Augen immer größer.

Tag 5 - Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht (2/2)

„Hm?“ Bunny sah noch immer müde aus und sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. Jetzt wäre ein Zeitpunkt gewesen, um seine dämliche Aussage wieder zurück zu ziehen und so zu tun, als wäre es ein Hustanfall, den sie gehört hatte, aber er war einfach zu treudoof, als es unter den Tisch zu kehren.

„Kuss“, wiederholte er nur und klang wie ein Schuljunge, der von seiner Lehrerin ausgeschimpft wurde und sich nun schämte, überhaupt noch irgendetwas zu sagen.

„Kuss?“, wiederholte Bunny ratlos und nur langsam verstand sie, worauf er hinaus wollte. „Kuss. Du. Motoki. Hm?!“

Sie riss ihre Augen auf und starrte ihn an.

„Ihr habt euch geküsst???“, wollte sie entsetzt wissen und aus ihrem Gesicht wich jegliche Farbe.
 

Okay, Mamoru. So viel dazu. Deine Freundin morgens zu wecken und sie zu überraschen – das war eine Spezialität von ihm. Aber dass das erste, was er zu ihr sagte, so etwas Dummes war, war Premiere für ihn.
 

Also, nichts, worauf er stolz sein konnte, versteht sich.
 

Er tätschelte sich etwas unbeholfen den Hinterkopf und Bunny rappelte sich nun endgültig auf.

„Sag mir, dass ich mich verhört habe!“, murmelte sie und näherte sich ihm bedrohlich. Ihre Augen glühten vor Feuer. In einer anderen Situation hätte er es wahrscheinlich genossen, denn er liebte das Feuer und Brodeln in ihren Augen, das ihn jedes Mal um den Verstand brachte.
 

Welche Optionen blieben ihm also?
 

Wegrennen war unmöglich (sie wäre nämlich einmal in ihrem Leben schneller als Mamoru und zwar heute).

Leugnen war wahrscheinlich zu spät (er hätte beim Husten bleiben sollen).

Es todernst besprechen, würde sein Untergang bedeuten (hinterher glaubte sie noch, er würde etwas von Motoki wollen und eine homosexuelle Seite wollte er sich trotz aller unartiger Gedanken, die er in den letzten Tagen hatte, nicht andichten lassen).

Es auf die witzige Schiene schieben (immerhin war die Abmachung auch ein Witz).
 

„Nein?“, fragte Mamoru so kleinlaut wie möglich. Er klang wie ein fiepender Welpe. Eigentlich die beste Voraussetzung, dass sie nicht vollkommen ausrastete, oder? Oh, Gott, bitte!

„Ihr habt euch geküsst?! Mamoru!“ Bunny schüttelte ungläubig ihren Kopf. Er hätte sie weiter schlafen lassen sollen, das war ihm jetzt auch klar, aber was sollte er machen? Die Zeit zurück drehen konnte er dann doch nicht.

„Es war dumm und aus der Laune heraus! Du hast Minako mit Sicherheit auch schon einmal geküsst, oder? Bei Mädchen ist es doch normal, dass sich die besten Freundinnen küssen, da dachte ich… Ach, egal, was ich dachte! Er ist mein bester Freund und ich habe ein mega mieses Gewissen. Ehrlich!“ Er hob abwehrend seine Hände.

„Ich glaube echt, mich tritt ein Pferd!“, murmelte Bunny. Sie wollte böse sein. Aber er sah auch ein ungläubiges, fast vergnügtes Lächeln, das sie versuchte zu unterdrücken.
 

Was zur Hölle war daran denn jetzt so witzig?
 

„Lachst du mich aus?“

„Nein“, sagte Bunny so ernst wie möglich, doch dann lachte sie los und hielt sich den Bauch.

„Sorry, aber ich habe dir gerade offenbart, dass Motoki und ich…“ – „Es ist das Beste! Darf ich das bitte den Mädchen erzählen?“

„Willst du mich auf den Arm nehmen?“

Bunny strich sich die Tränen aus den Augen, die vor Lachen geflossen waren und bemühte sich, Mamoru ernst anzusehen.

„Du bist ein Idiot“, flüsterte sie.

„Ich liebe dich! Und du bist diejenige, mit der ich zusammen sein will“, murmelte Mamoru und griff nach ihrer Hand. Bunny sah ihn mit ihren großen Augen an und lächelte leicht.

„Ich weiß“, sagte sie leise und ließ sich in den Arm nehmen. „Darum glaube ich dir, dass es wirklich aus einer Laune heraus war und nur unter Freunden passiert ist.“

„Wirklich?“

„Wirklich…“

Erleichtert drückte er sie an sich. Wie sehr er sie einfach liebte, wie sehr sie einfach sein Herz berührte.
 

„Und ich dachte schon, du wirst mich wegen der Abmachung umbringen.“
 

„Abmachung?“
 

Erst jetzt machte es in Mamorus Kopf Klick.

Gott verdammter Mist!

Wie bescheuert war er eigentlich?!

Das durfte jetzt echt nicht sein Ernst sein!
 

„Was für eine Abmachung?“, fragte Bunny und löste sich aus der Umarmung. Jetzt saß die Liebe seines Lebens vor ihm, unschuldig, liebevoll, einfach umwerfend. Zuvor hatte sie den Kuss auch noch mit Humor genommen und jetzt?
 

Mamoru hatte sich gerade wirklich sein eigenes Grab geschaufelt.
 

Verzweifelt suchte er nach einer Lösung, aber er konnte es drehen und wenden wie er wollte, Bunny saß mit ihrem fragenden Blick vor ihm und wartete auf eine Antwort. Egal wie oft er versuchte zu blinzeln und zu hoffen, dass es ein Traum war und er gleich wieder aufwachte - nichts dergleichen geschah.
 

Wunder geschahen eben nie, wenn man sie gerade brauchte.
 

„Abmachung?“, fragte Mamoru scheinheilig nach und wollte wieder nach ihrer Hand greifen, doch dieses Mal zog sie diese weg und hielt ihre Hand bedrohlich in der Luft. Wieso sah sie so scharf aus, wenn sie sauer war? Sie wirkte einfach reif… Aber es war wohl der falsche Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.

„Du meintest etwas von einer Abmachung“, murmelte sie leise. Ihr Unterton war eindeutig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie explodieren würde und sie würde es ungern vor Mamoru wollen. Und Mamoru wusste ganz genau, wie diese Explosion aussehen würde.
 

Sie würde weinen.
 

Anstatt all ihren Frust und ihre Wut vor ihm herauszulassen, würde er gehen sollen und sie würde schlicht und ergreifend weinen. Und das wollte er ihr nicht antun. Sich gegen die Wahrheit wehren konnte und wollte er jetzt sowieso nicht mehr… Sie hatte verdient zu wissen, mit welchem Idioten sie zusammen war. Und er musste ehrlich sein.

Wenn er sie einmal belog, würde sie ihm nie wieder vertrauen und das wollte er nicht riskieren.
 

Also, wie beschrieb er am besten die Abmachung?

Oder besser gesagt, wie erklärte er es ihr?
 

„Ach, Abmachung“, stammelte Mamoru unter den brechenden Blicken von Bunny, die langsam wieder ihre Hand sinken ließ.

„Wir hatten da so eine, aber nicht der Rede wert!“

„Nicht der Rede wert? Was hat überhaupt dieser idiotische Kuss damit zu tun?“
 

Jetzt war der Kuss schon nicht mehr witzig und eine lustige Story bei den Mädchen wert, sondern idiotisch. Langsam wurde es gefährlich. Mamoru nahm all seinen Mut zusammen. Aus der Sackgasse würde er sowieso nicht rauskommen.
 

Komm schon, sei ein Mann und steh zur Wahrheit!
 

„Nun, wir haben da diesen Abend etwas zu viel getrunken.“ – „Und?“, fragte Bunny nach und hob ihre Augenbrauen argwöhnisch nach oben.

„Mir ist rausgerutscht, dass wir keinen Sex haben, dann hat Motoki vorgeschlagen, dass alles innerhalb einer Woche zu regeln indem wir diese Abmachung machen, entweder ich verführe dich oder er mich, hauptsache, mein sexueller Frust hat sich nach der Woche verabschiedet und jetzt sind noch zwei Tage übrig…“
 

Er sprach und sprach und sprach, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. Währenddessen riss Bunny entsetzt ihre Augen auf, öffnete empört ihren Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut und stand zitternd auf.
 

„Was zur Hölle ist denn in dich gefahren? Hast du mich deswegen so im Kino angefasst? Gott, und ich wollte auch noch an dem Abend mit dir schlafen!“

„Wolltest du?!“, fragte Mamoru glücklich, schloss aber sofort unter den verzweifelten Blicken von Bunny seinen Mund.

„Ich habe mir langsam echt vorstellen können, so etwas mit dir zu genießen, weil wir zusammen älter geworden sind! Ich habe mich darauf gefreut, dir auch anders zu zeigen, wie viel du mir bedeutest. Aber weil ich dich liebe! Und nicht wegen so einer dämlichen Abmachung!“
 

Sie bewarf ihn mit einem Kissen.
 

Es hätte eindeutig schlimmer kommen können.

Mamoru stand auf und hob abwehrend seine Hände.
 

„Bunny, bitte. Du weißt doch, dass ich dich liebe…“ – „Du darfst gehen.“ – „Jetzt sei doch nicht so…“ – „Nicht so sein!? Gott, geh doch zu Motoki und hab Sex mit ihm, damit du diese Abmachung endlich aus deinem Kopf bekommst und wieder normal wirst!“ Sie wollte schreien, das wusste er. Sie wollte auch hysterisch sein und wütend werden. Aber es war Bunny. Und das konnte sie einfach nicht. Stattdessen stand sie wie ein Häufchen Elend vor ihm und kämpfte gegen ihre Tränen. Er war solch ein Idiot.
 

Mamoru wurde von ihr nach draußen geschoben und da stand er nun an der frischen Luft. Er bezweifelte, dass sie die letzte Aussage ernst gemeint hatte und ihm quasi erlaubt hatte, mit Motoki ins Bett zu gehen.

Er stand etwas unschlüssig vor Bunnys Haustür. Gemütliche zählte er bis drei - mit einem Kissen an den Kopf schien er ja recht glimpflich davon gekommen zu sein – und klingelte noch einmal an.

Er konnte und wollte es nicht so stehen lassen.

„Was willst du jetzt noch?“, fragte Bunny. Sie weinte. Sie war aufgelöst. Mamorus Herz zerbrach bei diesem Anblick.

Doch Bunny beobachtete Mamoru nicht länger und sah an ihm vorbei. Scheinbar hatte sie etwas entdeckt, was interessanter war als er. Mamoru drehte sich um und folgte ihrem Blick.

Na, klasse.

„Und was zur Hölle willst du hier, Motoki? Ihm noch mehr Flausen in den Kopf setzen?“, murmelte Bunny und strich sich die Tränen aus dem Gesicht.

Mamoru sah seinen Freund an. Das Chaos war hiermit also perfekt. Ein Aufeinandertreffen zu dritt?! Der eine stammelte vor sich hin, der andere war glücklich, dass er mit einem Kissen getroffen wurde und nicht mit einer Vase und seine geliebte Freundin hatte er zum Weinen gebracht.
 

Das konnte ja was werden!

Tag 6 - Geteiltes Leid ist halbes Leid (1/2)

„Es tut mir leid“, stammelte Motoki und spielte hilfesuchend mit seinen Händen. Mamoru schoss einen wütenden Blick zu ihm ab. Ja, super! Im Nachhinein war es immer leichter zu sagen, es tat einem leid! Sie hätten ja auch mal vorher auf die Idee kommen können, dass sie Bunny damit verletzten.
 

Oder er wäre intelligent genug gewesen, es gar nicht erst auszuplappern.
 

„Mir auch“, sagte Mamoru nun. Er hätte ja auch eigentlich mal eher auf die Idee kommen können, sich schlicht und ergreifend für den ganzen Mist zu entschuldigen. Seit Tagen hatte er nichts anderes mehr im Kopf gehabt, als mit Motoki oder Bunny oder zu schlafen. Über das ewige Nachdenken über Sex hatte er vollkommen vergessen, was eigentlich wichtig war – die Beziehung zu Bunny.
 

Okay, Sex war natürlich auch wichtig. In seinen Augen sogar sehr wichtig in einer funktionierenden Beziehung.

Aber er hätte es ja nicht gleich als Hauptsache auslegen müssen, sondern es einfach bei der schönsten Nebensache der Welt belassen können.
 

Und Nebensachen hatten bekanntlich Zeit.
 

„Welchen idiotischen Einfall hattet ihr da?“, fragte Bunny verzweifelt und strich sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Du kennst uns doch! Bei ein, zwei Bier setzt unser Denken aus.“

„Ich glaube eher, euer Denken setzt seit Tagen aus! Gott, es ist doch uns überlassen, wann wir miteinander schlafen. Ihr hättet das nicht unter euch Männern ausdiskutieren müssen und über Sex reden müssen“, murmelte sie.
 

Motoki hob abwehrend seine Hände nach oben. „Jetzt wirst du unfair. Erzähl mir nicht, du würdest mit deinen Mädels nicht über so etwas reden.“
 

Bunny schwieg, was für Motoki Antwort genug war. „Also. Gib dir einen Ruck und hab uns wieder lieb.“
 

Mamoru schlug sich mit der flachen Hand gegen das Gesicht. So etwas Bescheuertes konnte auch nur Motoki sagen. Bunnys enttäuschte und traurige Miene verwandelte sich in eine wütende und es gab Mamoru den Anlass, in Deckung zu gehen.
 

Übrigens sah sie unheimlich sexy aus, wenn sie wütend war. Da er seit Tagen schon an nichts anderes mehr dachte, brauchte er heute ja nicht damit anfangen, es wieder abzustellen.
 

Eine kostbare Vase – ihre Mutter würde sie umbringen – fand den Weg nach draußen.
 

„Geht doch zurück in eure bescheuerte Bar und macht noch mehr solcher Abmachungen!!! Ich spiele da nicht mit!! Ich werde mit Sicherheit nicht mit Mamoru schlafen, nur damit er sein Ego rettet und die Abmachung gewinnt!!“

Und mit diesen Worten knallte sie die Tür zu. Motoki sah anerkennend zu den Scherben.
 

„Es hätte schlimmer laufen können, findest du nicht?“
 

„Schlimmer??? Sie hat mir gerade die Tür vor der Nase zugeknallt."

„Uns“, berichtigte Motoki.

„Das ist mir doch egal!“

„Hey, geteiltes Leid ist immerhin halbes Leid", sagte Motoki grinsend.
 

Mamoru wirbelte ohne eine Antwort herum und konnte es nicht lassen, den Scherben ebenfalls Beachtung zu schenken. Ihre Mutter liebte diese Vase. Er wollte sich nicht ausmalen, was jetzt gerade los war. Oder Bunny erzählte, was Mamoru mit ihr angestellt hatte und ihre Mutter würde gleich die zweite Vase hinterher werfen.
 

„Was machen wir jetzt?“
 

Motoki sah auf seine Uhr und zuckte mit seinen Achsen. „Wir gehen nach Hause, verzocken den Tag und starten einen neuen.“

„Morgen ist schon Tag 6 der Abmachung… Können wir das nicht vorzeitig auflösen?!“

Motoki schüttelte vehement seinen Kopf. „Nichts da. Noch bleiben uns zwei Tage. Und stell dir mal vor, sie hat Versöhnungssex mit dir.“
 

Versöhnungssex … Okay, ja, gut. Die Vorstellung hatte was. Und wer wusste schon, was sich in den letzten zwei Tagen noch ergeben würde.
 


 

Sie hatten tatsächlich den ganzen Tag verzockt, ohne einmal auf die Uhr zu achten. Mamoru meldete sich hin und wieder bei Bunny und quatschte ihr auf die Mailbox, aber eine Antwort erhielt er natürlich nicht. Gegen Abend ließen sie sich eine Pizza liefern und schliefen in ungemütlicher Haltung auf dem Sofa ein.

Am nächsten Morgen hatte Mamoru Rückenschmerzen, sein Kopf hämmerte und sein ganzes Inneres fühlte sich verfault an. Das schlechte Gewissen, wie ihm Motoki prompt mitteilte, als er ihm von seinem Gefühl erzählte.
 

„Hast du keins?“, wollte Mamoru zweifelnd wissen und sah misstrauisch seine Tasse Kaffee an. Er hatte angst, dass ihm danach noch schlechter wurde.
 

„Doch. Aber es ist wieder weg, weil ich die ganze Nacht die Finger von dir gelassen habe.“

Mamoru dachte erst, sich verhört zu haben. Dann hob er skeptisch seine Augenbrauen nach oben und es machte Klick.
 

Warum dauerte es eigentlich immer solange, bis eine Information sein Gehirn erreichte?
 

„DU wolltest mich schon wieder verführen?“, fragte Mamoru entsetzt und riss seine Augen auf.

„Ist das so abwegig? Man, Alter. Krieg dich wieder ein, ich hab’s doch gelassen.“

„Trotzdem!“, protestierte Mamoru.

„Und die Tasse Kaffe habe ich übrigens nicht vergiftet, du kannst die ruhig trinken.“
 

Schmollend zog Mamoru die Tasse wieder zu sich. Er versuchte, die letzten Tage Revue passieren zu lassen und ihm fielen dazu nur fünf gestörte Tatsachen ein:
 

1. Sie hatten die dümmste Abmachung ihres Lebens getroffen, ihren Reiz habend hin oder her.

2. Er hatte tatsächlich an Sex mit Motoki gedacht.

3. Er hatte ihn geküsst – mit Zunge!!!

4. Er hatte, egal in welcher Situation oder Position, immer an Sex mit Bunny gedacht und sie waren sich sogar näher gekommen!

5. Er hatte es verschissen.
 

„Sag mal, Motoki. Was in den letzten fünf Tagen lief eigentlich normal?“ – „Nichts, aber wir können es ja ab heute anders machen.“ Motoki schien ein Moment nachzudenken und sah ihn dann ernst an.
 

„Willst du Morgensex?“
 

Mamoru verschluckte sich am Kaffee und prustete es über den ganzen Tisch. Motoki stand auf und starrte sein eingesautes Hemd an. „Was wird das, wenn es fertig ist??“
 

„Hast du gerade gehört, was du mich gefragt hast???“
 

„Alter!!!“ Motoki warf ihm ein Handtuch entgegen. „Hör auf, jeden Scheiß von mir ernst zu nehmen, das tust du doch sonst nicht.“
 

Mamoru schnappte sich das Handtuch und machte den Tisch sauber. „Ja, sorry. Aber nach dem wir uns so gekü…“ Er brach ab und rieb weiter über den Tisch. Wenn er so weiter machte, würde er gleich ein Loch reinschrubben.
 

„Es war aus der Laune heraus. Denke da nicht ewig darüber nach! Irgendwann haben wir es vergessen und so viel hat es uns nun auch nicht bedeutet, oder?“

Mamoru schüttelte seinen Kopf, um ihm zuzustimmen.

„Also. Mich hat die Abmachung einfach gereizt.“

„Mich doch auch. Aber…“
 

Motoki lief um den Tisch herum und reichte ihm seine Hand. Verwirrt ergriff Mamoru sie und musste einen Moment daran denken, wie sie in der Bar gesessen hatten und Motoki ihn um einen letzten Tanz gebeten hatte. Er vertrieb den Gedanken.
 

„Wir konzentrieren uns jetzt auf das Wesentliche. Wenn keiner von uns beiden die Abmachung gewinnt, dann sind wir halt beide Looser und ewige Sexlose.“
 

Mamoru musste grinsen. „Und was wäre das Wesentliche?“
 

„Du Idiot! Das mit Bunny wieder gerade biegen.“
 

Mamorus Miene versteinerte sich. Bunny. Wie sollte er es jemals wieder gut machen? Er würde es ihr nicht einmal verübeln, wenn sie ihn auf ewig hassen würde. „Und wie?“
 

„Ich habe da schon eine Idee!“
 

Schon wieder einer von Motokis Ideen. Mamoru sah ihn zweifelnd an. Aber da er nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hatte, wie er Bunny erneut gegenüber treten sollte, hörte er sich an, was Motoki ihm zu sagen hatte.
 

Und stimmte wieder einmal einen seiner Ideen zu.

Tag 6 - Keine Antwort ist auch eine Antwort (2/2)

„Also, du bist dir echt sicher mit deinem Plan?“, erkundigte sich Mamoru und wippte mit dem Stuhl vor und zurück. Sie waren noch immer bei Motoki zu Hause, nachdem sie es gestern tierisch mit Bunny vermasselt hatten. Der Kaffee in seiner Tasse war mittlerweile kalt und Mamoru rührte sie seit einer geraumen Weile nicht mehr an. Motoki reckte seinen verspannten Körper, nahm die dreckige Tasse und stellte sie in die Spüle.
 

„Ja, du machst Bunny einen Heiratsantrag.“
 

Ja, das war also Motokis grandiose Idee. Es war ja nicht so, dass nicht seine sonderbare Abmachung schon dermaßen grandios war, nein, jetzt kam Idee Nummer 2 und da sollte er Bunny gleich zum Altar schleppen.
 

Nachdem er mit Motoki gewettet hatte, wer wen schneller ins Bett kriegte.
 

Nachdem er Bunny verführen wollte, bevor seine sexuellen Bedürfnisse sein Inneres zum Platzen brachte.
 

Nachdem er Motoki geküsst hatte (mit Zunge…! Er konnte es immer noch nicht verdrängen).
 

Nachdem er Bunny also erfolgreich betrogen, hintergangen und mit ihr gespielt hatte – er sah das Ganze zwar wesentlich entspannter und lockerer, aber er kannte ja seine Bunny und sie würde das alles noch viel schlimmer formulieren – sollte er sie heiraten.
 

Nun, gut. Ja. Warum auch nicht?
 

„Und wie stellst du dir das vor? Soll ich auf einem weißen Pferd zu ihr reiten?“ – „Das hätte echt was! Soll ich gleich mal in einem Reitstall bei uns in der Nähe anrufen?“ Mamoru riss ungläubig seine Augen auf. „Motoki, bitte! Übertreib nicht!“
 

Motoki lachte. „Du siehst jetzt gefälligst zu, dass du dich wieder mit Bunny verträgst und das in Ordnung bringst. Und ich helfe dir!“
 

Mamoru schwieg. Er hatte recht. Er musste Benny einfach wieder für sich gewinnen. Er liebte sie!
 

„Was machen wir als erstes?“
 

„Wir gehen einen Ring kaufen.“
 

Ach, ja, natürlich. „Und die andere Abmachung? Von wegen bis morgen Abend mich ins Bett kriegen oder ich Bunny? Die ist dann jetzt natürlich gelaufen, oder?“
 

Motoki stand auf, lief zu Mamoru und stellte sich dicht hinter ihm. Er stützte seine Hände auf dem Tisch ab und beugte sich vor, sodass er sich von hinten seinem Kopf unheimlich näherte. Mamoru bekam eine Gänsehaut, als er Motokis Mund an seinem Ohr spürte.

„Natürlich nicht. Noch habe ich nicht verloren…“
 


 

Mamorus Körper kribbelte noch immer, als die beiden in die Stadt liefen, um einen geeigneten Juwelier zu finden. Und er hasste sich dafür. Für ihn war doch eindeutig klar, dass er Bunny wieder besänftigen wollte. Wieso lösten sie diese Abmachung nicht einfach auf? Als ob er sich jetzt noch ernsthaft zu Sex mit Motoki hinreißen lassen könnte…! Er dachte daran, wie nah er an seinem Ohr war, wie dicht er ihn gespürt hatte, wie es ihn… Er schüttelte innerlich seinen Kopf. Er durfte nicht daran denken! Die beiden betraten ein Geschäft, in denen nur ein älteres Paar und eine Verkäuferin waren. Motoki schlenderte herum und sah sich die Ringe an.

Mamoru sammelte sich. Nein, nein, nein! Er würde sich nicht von Motoki verführen lassen und es irgendwie hinkriegen, dass Bunny ihm verzieh, sie sich wieder lieb haben konnten und irgendwann auch bereit dafür waren, miteinander zu schlafen. Und er würde sie heiraten, sie war seine Traumfrau. Daran würde auch kein Motoki etwas ändern können, egal, wie verrückt er ihn gemacht hatte!
 

„Ich werde keinen Sex mit dir haben!“, platzte es laut aus ihm heraus.
 

Alle – einschließlich Motoki – drehten sich geschockt zu ihm. Hatte er das jetzt ernsthaft laut gesagt?
 

„Also, ich meine…“
 

Das Paar begann miteinander zu tuscheln und er schnappte Worte auf wie „ein schwules Paar wartet bis nach der Ehe?? Wie romantisch.“.
 

Wie konnte man sich nur so dermaßen blamieren?
 

„Er hat sich vertan!“, korrigierte Motoki. „Er möchte seine Freundin heirateten.“
 

Jetzt wurden sie erst recht angesehen, als wären sie von allen Geistern verlassen worden. Das Paar runzelte die Stirn und verließ ohne etwas zu kaufen den Laden. Um die verärgerte Verkäuferin zu besänftigen, kauften Motoki und Mamoru den teuersten und schönsten Ring, den sie finden konnten und verließen so schnell es ging die gefährliche Zone.
 

„Du bist der Hammer, Mamoru“, lachte Motoki, als sie wieder an der frischen Luft waren.
 

„Ich frage mich ernsthaft, was mit meinem Gehirn neuerdings los ist.“
 

„Das frage ich mich ehrlich gesagt auch. Also, du weißt, was zu tun ist?“, fragte Motoki und blieb stehen. Sie waren in der Nähe von Bunnys zu Hause und jetzt lag es an Mamoru, das Richtige zu tun.
 

„Ich locke sie in den nahe gelegenen Park, du gehst am besten schon einmal vor. Dann lasse ich euch alleine und der Rest liegt bei dir!“, antwortete Motoki, ohne auch nur darauf zu warten, dass Mamoru selbst auf die Idee gekommen war. Er schluckte seine Angst hinunter und nickte.
 

„Und was mache ich, wenn sie nicht mitkommt?“
 

„Sie wird!“
 

Mamoru stand im Park und wartete, die Schachtel mit dem Ring fest in seiner Hand. Seine Gedanken kreisten wild umher. Schlimm genug, dass Motoki die Abmachung noch immer nicht auflösen wollte und er sich beim Juwelier blamiert hatte, jetzt musste er auch noch versuchen es wieder mit Bunny gerade zu biegen… Er wollte sie wirklich nicht verletzen. Und er wollte wirklich nicht, dass sie so sauer und traurig zugleich war. Er hatte bei dieser ganzen idiotischen Abmachung einfach so wenig nachgedacht. Aber so etwas fiel einem meisten ja erst viel zu spät auf. Er liebte Bunny! Und das musste sie ihm einfach glauben.
 

Nach einer Weile lief Bunny tatsächlich den Weg zu ihm entlang. Bei passender Gelegenheit musste Mamoru fragen, wie Motoki das geschafft hatte.
 

„Was willst du?“, fragte Bunny wütend und verschränkte ihre Arme vor der Brust. In ihren Augen glitzerten Tränen der Wut. Und Mamoru konnte es ihr nicht einmal Übel nehmen. Ein Wunder, dass sie ihn nicht auf der Stelle umgebracht hatte.
 

„Bunny, du musst mir glauben, dass mir das alles total leid tut!“
 

„Das hat Motoki auch schon gesagt.“
 

„Hat er?“
 

„Frag ihn doch selbst! Also, was willst du?“
 

Mamoru schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Er wollte ihr noch so viel sagen, dass es ihm wirklich leid tat und er wirklich mit ihr zusammen sein wollte. Stattdessen holte er tief Luft und zeigte ihr den Ring.
 

„Ich will dich heiraten.“
 

Es war totenstill. Aus Bunnys Augen wichen die Tränen der Wut und die Verwunderung setzte sich fest.
 

Aber es blieb still. Minutenlang. Bunny ließ ihre Arme sinken und wandte sich von Mamoru ab.
 

Ja, keine Antwort war auch eine Antwort… Mamoru sah ihr hilflos hinterher.
 

„Bunny, ich will dich wirklich heiraten!“
 

Bunny drehte sich um. Und Mamoru wartete, was sie sagen würde.

Tag 7 - Ein Unglück kommt selten allein (1/2)

„Du willst mich heiraten, einfach so? Nach allem, was in den letzten Tagen vorgefallen ist?“
 

Mamoru sah sie verständnislos an. „Ist es nicht immer das gewesen, was du wirklich wolltest?“
 

„Was ich wirklich wollte?“, kreischte Bunny und stürmte auf ihn zu. Mamoru konnte gar nicht schnell genug reagieren, da trommelte sie mit ihren Fäusten schon auf seiner Brust ein. Immer und immer wieder schlug sie zu. Perplex sah er sie an und versuchte nicht einmal, sich zu wehren. Er hatte es wahrscheinlich verdient (mal davon abgesehen waren ihre Schläge so sanft, dass er sie kaum bemerkte).

„Was ich wirklich wollte? Ich wollte einen treuen Mann, der mich liebt und nimmt wie ich bin! Der nicht nur mit seinem Schwanz denkt und auf die Idee kommt, mit seinem besten Freund zu schlafen, nur weil ich meine Beine nicht schnell genug breit mache! Ich wollte jemanden, der mich auf Händen trägt, mir die Sterne vom Himmel holt und mich am besten mit einem weißen Pferd abholt und zum Schloss bringt! Eine Traumhochzeit in weiß, Tauben, rote Rosen, Romantik pur! DAS wollte ich! Und was bekomme ich stattdessen geliefert?! Du hast mit Motoki eine Wette abgeschlossen, wer wen schneller ins Bett bekommt. MOTOKI!“
 

Ihre Wut verwandelte sich in Trauer und Tränen flossen über ihre Wangen. Hilflos packte Mamoru sie nun doch an ihren Handgelenken und zwang sie, ihn in Ruhe anzusehen.
 

„Hör mir zu, Mondgesicht“, murmelte er. Doch Bunny schüttelte vehement ihren Kopf. „Ich habe keinen Grund mehr, dir zuzuhören! Wir sind geschiedene Leute!“
 

„Geschieden? Du hast meinen Antrag nicht einmal angenommen!“ Er sah sie verwirrt an und Bunny riss sich los.
 

„Schreib es dir auf: Leck mich! Oder besser, leck doch Motoki! Wir sind fertig miteinander!“
 

Sie drehte sich um und rauschte davon. Selbst unter Tränen und Wut fand Mamoru sie noch wunderschön, aber seine Chancen hatte er wohl gerade gehörig verspielt. Er versuchte tief ein- und auszuatmen, um langsam einen klaren Kopf zu erlangen, aber es fiel ihm unendlich schwer. Langsam aber sicher dämmerte es ihm.
 

Er hatte Bunny durch die Wette verloren.
 

„Ich hasse dich“, maulte Mamoru wohl schon zum zwanzigsten Mal mit der zwanzigsten Bierflasche in der Hand. Motoki wippte mit einem Stuhl neben ihm und zuckte gleichgültig seine Achsen. Selbst jetzt hatte er keine Ahnung, was sie eigentlich alles mit ihrer idiotischen Wette angerichtet hatten.
 

„Und selbst jetzt schleppst du mich in diese hirngestörte Bar, wo alles angefangen hat!“
 

„Willst du noch einmal tanzen?!“
 

„Vergiss es!“ Mamoru drückte auf die Stuhllehne, damit er endlich aufhörte zu wippen und wedelte mit seiner Bierflasche vor seiner Nase herum. Tropfen flogen herum und er fing langsam an zu lallen. Aber es war ihm vollkommen egal im Moment, was die anderen in seiner Umgebung von ihm dachten. Immerhin dachte ein Ehepaar letztens, als er Verlobungsringe für Bunny gekauft hatte, er wäre mit Motoki zusammen. Schlimmer konnte das Bild für Außenstehende nun wirklich nicht mehr werden. Betrunken hin oder her.
 

„Deine Wette ist das dümmste, was uns je hätte passieren können!“, brachte Mamoru unter größter Anstrengung in einem vollständigen Satz hervor.
 

„Es ist dumm gelaufen, ja“, pflichtete Motoki herbei und winkte einen Kellner heran, um zwei Schnaps zu bestellen.
 

„Dumm gelaufen? Weg isse! Verlassen!“
 

„Mensch, Dicker! Natürlich ist sie sauer! Aber sie kriegt sich schon wieder ein.“
 

„Verdammich noch mal!“ Mamoru wirbelte herum und die Bierflasche landete auf dem Boden. Motoki hob sie auf und wurde von einem wütenden Blick des Kellners gestraft. Seufzend kramte er in seiner Tasche, ließ genug Geld für die bisherigen Getränke liegen und packte Mamoru am Arm.
 

„Lass uns gehen.“
 

„Und der Schnaps?“
 

„Vergiss ihn! Du hast genug.“
 

Er zerrte ihn nach draußen und die kalte Luft schlug ihnen direkt entgegen. Es war weit nach Mitternacht. Der letzte Tag ihrer Wette hatte längst begonnen.
 

„Wasn mit der Abmachung? Heute is Tag 7“, nuschelte Mamoru. Motoki reagierte nicht, sondern zog ihn schnurstracks nach Hause.
 

„Hassu n schlechtes Gewissen?“, erkundigte sich Mamoru. Motoki grinste ihn von der Seite an und erkannte sofort, dass Mamoru schlucken musste. Es ließ ihn also immer noch nicht kalt. Worauf hatten sie sich nur eingelassen?
 

„Nein. Weil ich weiß, dass Bunny wieder zurück kommt.“
 

„Was machtn dich da so sicher, huh?“
 

„Sie liebt dich. Und du sie“, murmelte er mit Nachdruck. Er schloss die Tür zu seiner Wohnung auf und bugsierte Mamoru auf das Bett.
 

„Du solltest deinen Rausch ausschlafen.“
 

Mamoru schüttelte seinen Kopf und klopfte auf die Seite neben mir. „Lass reden“, brachte er hervor. Seine Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelattacken standen ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Motoki setzte sich neben ihn.
 

„Morgen wäre die Abmachung vorbei. Du has mich nich ins Bett gekriegt und ich Bunny nich.“
 

„Wir hätten beide verloren“, bestätigte Motoki und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Also beide schlecht im Verführen. Einverstanden? Wir vergessen die Abmachung einfach.“
 

„Ich will ne neue Abmachung. Du muss mir helfen.“
 

„Wobei soll ich dir denn helfen?“
 

„Ich muss Bunny zurück erobern. Du has drei Tage Zeit… Drei… Nur drei, okay? Dann will ich meine Bunny zurück.“
 

„Und wenn wir das nicht schaffen?“
 

„Wir müssen. Die andere is vorbei… Kein Verführen mehr. Jetzt muss Bunny mir verzeihen können.“
 

Motoki legte sich neben ihn und sah ihn von der Seite aus her an. „Wenn die Abmachung vorbei ist, können wir ja jetzt machen, was wir wollen, oder?“
 

„Was meinstn du?“
 

„Naja, jetzt sind wir Singles und die Abmachung los… Keiner hat was zu verlieren.“
 

„Motoki…“, nuschelte Mamoru und schüttelte seinen Kopf. „Bunny is die Frau, meine Traumfrau.“
 

„Aber wer ist dein Traummann?“
 

Mamoru sah ihn verwirrt an. „Binnich schwul.“
 

„Aber auch nicht abgeneigt“, vermutete Motoki. „Ich verspreche dir, dass ich dir dabei helfen werde, Bunny wieder zurück zu bekommen, aber vorher…“
 

Er beugte sich über ihn und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Motoki legte ihm eine Hand auf die Brust, er konnte spüren, wie Mamorus Herz unaufhörlich raste. In seinen Augen blitzte die Leidenschaft und das Feuer auf. Motokis Hände zitterten, als er ihm durch die Haare strich. Es mochte zwar eine dumme Abmachung gewesen sein, aber bis zum Schluss war er einfach nicht abgeneigt. Das Verlangen, mit Mamoru diese Erfahrung zu machen… Es ging ihm nicht einmal um Liebe. Aber er begehrte Mamoru, ihn und seinen Körper, ihn und das, was zwischen ihnen passieren könnte. War es denn verwerflich? Er beugte sich noch weiter herunter und beide hielten gleichzeitig den Atem an.
 

„Aber vorher will ich dich, Mamoru“, flüsterte er und ihre Lippen kamen sich gefährlich nahe. Die Zeit blieb stehen. Gierig legte Mamoru eine Hand in Motokis Nacken und zog ihn zu sich heran. Ihre Lippen trafen sich. Erst vorsichtig, dann immer leidenschaftlicher. Sie vollführten ein heißes Spiel mit ihren Zungen. Motoki kostete seinen weichen Lippen, spürte seine Zunge, die gierig mit seiner tanzte, spürte die Leidenschaft, die sich hinter diesem Kuss verbarg, dieser Kuss, der nach mehr schrie. Mamoru setzte sich leicht auf, ihr Kuss wurde fordernder. Motokis Hand glitt unter seinem T-Shirt und tastete seinen muskulösen Körper ab.
 

„Ich will dich, Mamoru“, wisperte er atemlos in den Kuss hinein.
 

Mamoru sah ihn an. Dachte unwillkürlich an Bunny, an die Trennung. Konnte er das wirklich tun? Er erschauderte, als er Motokis Hand auf seiner Brust spürte, schloss seine Augen, verlor sich in den Berührungen. Und er war es, der Motoki erneut zu einem Kuss einlud.
 

Was geschah hier nur?

Tag 7 - Betrunkene und Kinder sagen die Wahrheit (2/2)

Wilde Küsse, hungrige Küsse, Küsse, die voller Gier und Leidenschaft waren. Hände, die über den nackten Körper des anderen glitten, Stöhnen, das die Stille erfüllte, Berührungen, die voller Feuer waren. Das Kribbeln auf der Haut, in den Lenden, das Kribbeln überall dort, wo er ihn spürte, die Lippen, die ihn und jede freie Stelle seines nackten Körpers bedeckten. Aber trotzdem das Gefühl, gegen eine Mauer zu stoßen, nicht weiter zu kommen.
 

Mamoru blinzelte. Sein Kopf hämmerte wie verrückt, als er sich langsam aufrichtete und das Gefühl hatte, er würde entweder durch den Boden fallen oder ihm die Decke auf den Kopf. Schwindel packte ihn. Er richtete sich langsam auf und sah an sich herunter. Er trug nur noch seine Boxer-Shorts. Und er lag in Motokis Bett.
 

Bitte, lieber Gott, lass das ein Traum gewesen sein.
 

Er wusste nicht, woher die Erinnerung des leidenschaftlichen Kusses kam. Traum oder Realität? Mamoru schluckte und blickte zur Seite. Motoki lag ebenfalls dort, aber er hatte zumindest noch seine Jeans an.
 

Was war letzte Nacht geschehen? Konnte es wirklich sein, dass er sich trotz der aufgelösten Abmachung von Motoki hatte rumkriegen lassen? Das durfte doch nicht ernsthaft passiert sein.
 

Mamoru taumelte aus dem Bett, schlurfte ins Badezimmer und ehe er irgendetwas tun konnte, übergab er sich im vollen Bogen im Waschbecken. Das Erbrochene stank nach Alkohol und er fragte sich, was für ein Vollidiot er eigentlich in letzter Zeit war.
 

„Bist du schwanger?“, murmelte Motoki schmunzelnd und stand in der Tür. Mamoru schloss seine Augen, öffnete den Wasserhahn und ließ endlos lang das rettende Nass fließen.
 

„Hau ab. Du verleitest mich nur noch zu idiotischen Aktionen“, nuschelte Mamoru, aber er sprach so undeutlich, dass Motoki mit Sicherheit nicht ein Wort verstanden hatte.
 

„Ich mach Frühstück“, sagte Motoki leise und ließ ihn alleine. Vielleicht hatte er ihn doch verstanden.
 

Mamoru wusch sich den Mund aus und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Verzweifelt vergrub er seinen Kopf in seinen Händen und versuchte das ständige Hämmern zu verdrängen. Er fühlte sich elendig. Nicht nur wegen dem Alkohol, sondern wegen allem, was passiert war. Natürlich hatte Bunny Schluss gemacht, wenn er so idiotisch war und solch eine Abmachung mit Motoki hatte. Und natürlich war sie sauer, dass er ihn geküsst hatte. Aber wie viel von dem leidenschaftlichen Kuss, an den er sich wage erinnerte, war wahr? Wie viel war gestern Nacht zwischen ihnen passiert? Hatte das Gefühl der Mauer zu bedeuten, dass sie zum Glück nicht zu weit gegangen waren? Vielleicht war es auch einfach nur ein Traum und er hatte nichts zu befürchten.
 

Mamoru schluckte. Wie sollte er Bunny nach allem jemals zurück gewinnen? Das schlechte Gewissen plagte ihn. Anfangs erschien ihm alles locker, nach einem großen Scherz, nach etwas, womit er das Leben genießen konnte. Jetzt wurde ihm langsam klar, dass er mit Bunnys Gefühlen gespielt hatte, sie verletzt hatte. Und er wurde die Vorahnung nicht los, dass Motoki all dies ernster gesehen hatte als er.
 

Er stand auf und lief in die Küche. Motoki stand am Fenster und sah nachdenklich hinaus.
 

„Du liebst sie wirklich, oder?“, fragte er nur, als er hörte, wie Mamoru sich hinter ihn stelle.
 

„Was soll die Frage?“, murmelte Mamoru und hob abwehrend seine Hände. „Du wusstest von Anfang an, dass ich Bunny liebe. Ich hätte mich einfach nicht auf diese Abmachung einlassen sollen.“
 

„Du hättest ja nicht zusagen müssen. Schieb die ganze Schuld nicht in meine meine Schuhe, okay? Dazu gehören noch immer zwei.“
 

„Du hättest mich gar nicht dazu verleiten sollen.“
 

Motoki schnellte herum und funkelte in sauer sein. „Hör mir auf mit so einem Gelaber. Du hast auch mich geküsst!“
 

Mamoru biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Er hatte recht. Zu einem Kuss gehörten noch immer zwei. „Trotzdem“, versuchte er einen letzten Vorstoß, aber Motoki schüttelte vehement seinen Kopf. „Wir waren es beide, Mamoru“, knurrte Motoki drohend und drehte sich wieder um.
 

„Du hast deine Abmachung aber nicht vergessen, mir zu helfen, oder? Ich muss sie wieder zurück gewinnen, Motoki“, flehte Mamoru. Doch Motoki reagierte nicht. Erst, als er lange aus dem Fenster gesehen hatte, drei Mal tief ein- und ausatmete und sich zu ihm wandte.
 

„Was war das alles für dich?“
 

Mamoru hätte wissen müssen, dass die Frage früher oder später kommen würde. Und früher oder später musste er sich auch seiner eigenen Gefühlswelt stellen, warum er all dies so weit hatte kommen lassen.
 

„Ein Spiel“, murmelte Mamoru. Motoki hob zweifelnd seine Augenbrauen. „Ein Spiel? Und dir war egal, was Bunny dazu sagen würde?“
 

„Hey, manchmal verhalten sich Menschen nicht so, wie sie eigentlich sollten. Das solltest du auch wissen. Manchmal kann man Entscheidungen auch nicht rückgängig machen. Wir waren beide betrunken, als wir auf diese idiotische Idee gekommen waren.“
 

„Aber was hat dich gereizt? Immerhin ging es darum, dass wir miteinander schlafen oder du mit Bunny. Du hast dich darauf eingelassen, sie zu betrügen.“
 

„Mir kam es nicht wie ein Betrug vor“, verteidigte sich Mamoru schwach.
 

Motoki lachte verächtlich auf. „Und warum nicht?“
 

„Ich weiß nicht. Mir kam die Vorstellung, mit dir zu schlafen einfach… Nicht so vollkommen absurd vor.“
 

„Und warum?“
 

„Ich denke, weil ich neugierig war“, räumte Mamoru ein. „Ich habe mit Bunny nicht einmal ansatzweise Körperlichkeiten ausgetauscht und ich habe einfach immer mit dir darüber reden können. Es ist ja nicht so, dass ich auf das andere Geschlechte stehe oder so, aber du… Du hast mir halt das Gefühl gegeben, als wüsstest du ganz genau, was ich wollte. Ich habe dich nicht begehrt, sondern die Vorstellung, mich mal auszuleben. Es kam mir einfach wie ein absurdes Spiel vor und ich habe zu spät gemerkt, dass ich damit Bunnys Gefühle verletzt habe.“
 

„Was ist, wenn ich dir sagen würde, dass es für mich viel mehr wäre?“
 

„Was willst du damit sagen?“, fragte Mamoru verwirrt und schüttelte seinen Kopf. „Hey, Motoki. Ich gebe zu, dass ich mich falsch verhalten habe. Ich hätte dich auch nicht küssen dürfen. Ich liebe Bunny und ich will mit ihr zusammen sein. Ich weiß selbst nicht, warum ich in den letzten Tagen ständig hin und her gesprungen bin und mich auf dich eingelassen habe. Aber es hätte nicht passieren dürfen. Ich werde Bunny auch verstehen können, wenn sie nie wieder etwas mit mir zu tun haben will. Aber das mit uns…“ Mamoru suchte händeringend nach den richtigen Worten. „Das mit uns muss aufhören, Motoki. Wir können nicht ständig die Situation so aus den Rudern laufen lassen, dass wir uns küssen. Wir konzentrieren uns darauf, dass ich wieder mit ihr zusammen komme, okay?“
 

Motoki hob seine Augenbrauen. „Küssen? Und gestern Nacht?“
 

Mamorus kleine, heile Welt brach zusammen. Er erinnerte sich nicht. Was hießen die Fetzen in seinem Inneren?

„Naja, gestern Nacht…“
 

„Du erinnerst dich nicht mehr“, gab Motoki verletzt von sich.
 

„Ich war betrunken“, wehrte Mamoru ab. Seine Ausreden wurden immer schlimmer. „Sag mir bitte, was gestern Nacht passiert ist.“
 

„Du bist selbst schuld, wenn du es nicht mehr weißt!“, schrie Motoki wütend. Mamoru seufzte und ging einen Schritt auf ihn zu, doch sein bester Freund wich ihm aus.
 

„Bitte“, flehte Mamoru, doch Motoki zeigte ihm einen Vogel. „Denk dir doch meinetwegen was aus. Ganz ehrlich, vergiss unsere Abmachung! Vergiss auch, dass ich dir gesagt habe, ich würde dir mit Bunny helfen. Hau einfach ab.“
 

„Warte…“ Mamoru sah ihn verständnislos an, dann dämmerte es ihm langsam. Das musste sein verletzter Ton bedeuten!
 

„Du bist in mich verknallt“, platzte es aus Mamoru heraus.
 

Motoki sah ihn an, antwortete nicht. Mamorus Augen wurden immer größer. „Motoki, antworte mir!“ Motoki sah ihn an, seine Augen leer, dann öffnete er seinen Mund um endlich zu sagen, wie er die letzten Tage gesehen hatte.

Tag 8 - Nach fest kommt lose (1/3)

Mamoru sah ihn voller Neugier an. Ob sich seine Befürchtung bewahrheitete und Motoki tatsächlich in ihn verliebt war? Sein Herz hämmerte wie wild, als Motoki seinen Mund öffnete, um zu antworten.
 

„Erzähl doch keinen Müll!“, nuschelte Motoki und wandte sich ab.
 

Mamoru sah ihn ratlos an. „Motoki, jetzt sag mir nicht, dass du dich tatsächlich in dieser merkwürdigen Woche in mich verliebt hast, nur weil wir diese Abmachung hatten.“
 

Motoki schwieg. Das Schweigen zerriss regelrecht die Luft zwischen ihnen. Mamoru hielt es nicht aus. „Wir waren beide betrunken, als wir in dem Lokal zusammen getanzt haben und diese Abmachung gemacht haben! Und wer weiß, warum wir so idiotisch waren, dass auch noch durchzuziehen. Ja, du wolltest mich verführen, aber ich dachte, du wolltest das nur machen, um mir zu zeigen, was für ne Niete ich bin.“
 

„Wieso bist du eine Niete?“, fragte Motoki sichtlich verwirrt. Aber Mamoru war froh, dass er langsam doch mal ins Reden kam.
 

„Naja, weil ich mit Bunny bisher noch nicht geschlafen habe. Ich dachte, du wolltest mir zeigen, wie es ist, jemanden zu verführen.“
 

„Das wollte ich auch“, wandte Motoki schwach ein. Aber mehr fiel ihm dazu nicht ein.
 

„Ich dachte einfach, dir ging es die ganze Zeit darum zu zeigen, was für ein Held du im Bett bist“, murmelte Mamoru. „Und dass ich zu doof bin, um Bunny zu verführen. Naja, letztendlich hast du recht, denn ich habe sie mit dieser bescheuerten Aktion nur vergrault.“
 

„Du, Mamoru…“, setzte Motoki an und rang nach den richtigen Worten. „Sicherlich kam ich nur auf die Idee mit der Abmachung, weil bei dir und Bunny noch nichts gelaufen ist. Aber bestimmt nicht, damit ich dich vorführe oder du ständig daran erinnert wirst, dass du sie nicht rumgekriegt hast. Außerdem ist das nicht schlechtes, wenn ihr auf den richtigen Moment wartet.“
 

„Aber wenn du mich nicht daran erinnern wolltest, dass ich noch keinen Sex mit ihr hatte, was hast du dir dann die ganze Zeit erhofft? Wenn es dir nicht um die Ehre ging, alle möglichen Mädels und selbst mich ins Bett zu kriegen, worum ging es dir dann?“
 

„Ich wollte dich aber ins Bett kriegen“, murmelte Motoki.
 

„Um dich toll zu fühlen? Um der erste von uns beiden zu sein, der das mit dem Verführen hinbekommt?“
 

Motoki schüttelte seinen Kopf. Langsam wurde Mamoru ungeduldig. „Was denn sonst?“, drängelte er. Er musste doch endlich mal ausspucken, was ihn beschäftigte!
 

„Ich wollte dich ins Bett bringen, weil ich… Weil ich einfach wollte.“
 

„Du wolltest mal mit einem Mann schlafen?“
 

„Nein, ich wollte mit dir schlafen.“
 

„Ernsthaft?“ Mamoru klappte der Mund auf. „Motoki, ich dachte…“
 

„Was weißt du denn schon?“, fauchte Motoki. „Du hast keine Ahnung! Du denkst ich wäre der Held Tokios, weil ich mit ein paar Frauen geschlafen habe. Und du denkst ernsthaft, ich wäre überheblich genug zu glauben, dich ohne Weiteres ebenfalls in die Kiste zu kriegen und mit dir rumzuvögeln und das es mir um sonst nichts geht!“
 

„Halt doch mal den Ball flach!“, rief Mamoru und schüttelte abwehrend seinen Kopf. „Ich dachte einfach, das wäre der Hintergrund dieser Abmachung!“
 

„Das ich mich für obercool halte und dich ins Bett kriege, ne Nummer mit dir starte und dann war es das für dich und mich?!“
 

„Ging es nicht die ganze Zeit ums Verführen? Wer schneller und besser ist? Darum kamen wir doch erst auf den Mist!“
 

„Offiziell vielleicht, du Obermacker!“, schrie Motoki. „Wenn du wenigsten einmal in den letzten Tagen nachgedacht hättest, wäre Bunny jetzt vielleicht noch bei dir.“
 

„Hey, das ist unfair. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“
 

„Nichts zu tun?!“ Motoki lachte verächtlich auf. „Dir ging es vielleicht darum, wer wen schneller verführt, ob du Bunny oder ich dich. Mir ging es um den Sex mit dir.“
 

Mamoru schluckte, in seinem Kopf drehten sich die Erinnerungen im Kreis, die letzte Nacht schlich sich in sein Bewusstsein. Er hatte immer noch keine Ahnung, was geschehen ist. „Was ist gestern Abend passiert?“
 

„Ziemlich blöd, zu viel zu trinken, was?“
 

„Bitte“, flehte Mamoru. „Sag mir, was passiert ist.“
 

Motokis Augen flackerten unruhig. Doch er vergaß trotz allem nicht, dass Mamoru immer noch sein bester Freund war. „Wir waren kurz davor.“
 

Mamorus Erinnerung kamen wieder, ruckartig, unweigerlich, er konnte sich nicht wehren.
 

Wilde Küsse, hungrige Küsse, Küsse, die voller Gier und Leidenschaft waren. Hände, die über den nackten Körper des anderen glitten, Stöhnen, das die Stille erfüllte, Berührungen, die voller Feuer waren. Das Kribbeln auf der Haut, in den Lenden, das Kribbeln überall dort, wo er ihn spürte, die Lippen, die ihn und jede freie Stelle seines nackten Körpers bedeckten. Aber trotzdem das Gefühl, gegen eine Mauer zu stoßen, nicht weiter zu kommen.
 

„Aber es ist nichts passiert, okay?“, murmelte Motoki und bescherte Mamoru eine unendliche Erleichterung.
 

„Motoki!“ Mamoru hob abwehrend seine Hände. „Die Abmachung war eine Schnapsidee von uns beiden. Es war Bunny unfair gegenüber, es war unfair zu testen, wer wen besser verführen kann. Ich bereue es. Und ich liebe Bunny, ich will sie einfach wieder zurück.“
 

Motoki sah ihn wütend an. „Du glaubst also, es war nur ein Spiel für mich? Du glaubst also, ich hatte nichts Besseres zu tun, als dir zu beweisen, was für ein Hengst im Bett und im Verführen ich bin? Du dachtest, ich wollte einfach schneller als du sein und dich ins Bett kriegen? Schön, dass du das so siehst, aber ich kann dir da leider nicht zustimmen!“
 

Motoki lief auf ihn zu und stach ihm mit einem Finger in die Brust. „Fühl dich ruhig wie der größte Held auf Erden, weil du sowohl mich als auch Bunny um den Verstand bringst! Und vergiss mein Angebot dir zu helfen! Es ist mir doch egal, ob du sie zurück gewinnst oder nicht, zu unserer dämlichen Abmachung haben wir beide gleich viel Schuld!“
 

„Bist du bescheuert?“, rief Mamoru. „Ey, jetzt komm mal wieder runter! Es war nun mal der Hintergrund unserer Abmachung, ob du willst oder nicht! Du hast es schließlich auch so gesehen. Und wenn du erst jetzt mit deiner wahren Absicht ankommst, kann ich auch nichts dafür, dass ich das nicht vorher gemerkt habe.“
 

„Du hättest einfach mal deine Augen aufmachen können.“
 

„Das ist nicht fair, ganz ehrlich, Motoki. Wir waren beide idiotisch zu glauben, jemand von uns sei schneller im Verführen. Sieh dich doch mal um, wo wir jetzt stehen! Bunny hat sich von mir getrennt und wir streiten uns nur deswegen. Ich dachte, du wärst mein Freund und würdest mir helfen, sie wieder zurück zu gewinnen!“
 

Motoki packte ihn am Kragen und drängte ihn an die Wand. „Vielleicht will ich gar nicht, dass du sie zurück gewinnst, weil ich dich will.“
 

„Motoki, das ist egoistisch und unfair… Du weißt, was ich für Bunny empfinde“, flüsterte Mamoru und suchte hilfesuchend nach Halt, als er gegen die Wand gedrückt wurde. Er sah in seine Augen, die ihn verzweifelt und hilflos ansahen. Unweigerlich wanderten seine Augen zu seinen Lippen, die er – egal wie sehr er sich dagegen wehren wollte – einfach genossen hatte zu küssen.
 

„Liebst du Bunny?“
 

„Ja“, antwortete Mamoru ohne zu zögern, blickte dennoch auf seine Lippen. „Ich liebe sie und ich will wieder mit ihr zusammen sein.“ Es war die Wahrheit. Mamoru wusste es. Er dachte an all die schönen Tage, die er in letzter Zeit mit Bunny verbringen durfte, bevor es so eskalierte. Ihre Spaziergänge, ihr Besuch im Kino, bei der die Frau sie beim Fummeln erwischt hatte, ihr strahlendes Lachen, das ihn immer wieder berührte und faszinierte, ihre Schönheit und Vollkommenheit, die er begehrte. Er liebte alles an ihr, jede Faser ihres Körpers, jedes Lächeln, jedes Haar, jedes Stück Haut, jedes Wort, das sie sprach, die Art, wie er ihn und seine Gefühle berührte. Er bereute es zutiefst, sie so dermaßen verletzt und enttäuscht zu haben.
 

Doch Bunnys Gesicht wich aus seinem Inneren und die Realität drängte sich auf. Motoki stand vor ihm, Bunny und er waren getrennt. Die ganze letzte Woche hatte eine Wendung genommen, bei der er keine Ahnung hatte, wie er das noch retten sollte, was er überhaupt noch tun konnte, um es allen recht und vor allem wieder gut zu machen. Wie konnte er sich nur so in die Scheiße reinreiten?
 

„Und was ist das mit uns?“, flüsterte Motoki fast überhörbar. Mamorus Inneres begann zu schwanken. Wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung. Er hatte keine Ahnung, was er sah und fühlte, wenn er in Motokis Augen sah. Er hatte sich so sehr vor der Wahrheit gesträubt, dass er auf diese Frage keine Antwort parat hatte. Für ihn war klar, dass er Bunny liebte, mit ihr zusammen sein wollte und das auch in Zukunft.
 

Aber was sah er in Motoki?
 

„Was ist, wenn ich die Abmachung echt aus anderen Gründen gemacht habe?“, flüsterte Motoki und näherte sich seinem Gesicht. Sein Atmen streifte Mamorus Lippen, er erschauderte, drohte jeden Augenblick unter der Nähe und Wärme zusammen zu brechen.
 

„Du bist also doch in mich verliebt“, flüsterte Mamoru, spürte, wie sich Motoki gegen ihn lehnte, wie ihre Körper sich berührten, wie sie nach mehr gierten. In seiner Hose regte sich etwas, ihm wurde heiß und schwindelig.
 

„Und wenn?“, murmelte Motoki und küsste ihn. Mamoru schloss seine Augen.
 

Und erwiderte leidenschaftlich den Kuss.

Tag 8 - Einmal ist keinmal (2/3)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Tag 8 - Von nichts kommt nichts (3/3)

„Motoki, ich mache mir gleich in die Hose“, gestand Mamoru, als sie sich Bunnys Zuhause immer mehr näherten. Motoki neben ihm gluckste nur vergnügt. Seufzend beobachtete er seinen besten Freund. Sein Geständnis, dass er tatsächlich in ihn verliebt war, saß noch immer tief in seinen Knochen. Aber er musste ihm einfach glauben, dass er seine Gefühle unter Kontrolle bekommen konnte. Was sollte er sonst tun? Er hatte Panik, ihm das Herz zu brechen und wollte definitiv nicht als ein Herzensbrecher in die Geschichte eingehen, der sowohl Männlein als auch Weiblein innerhalb kürzester Zeit verletzt hatte. Wie viel Unheil hatte er eigentlich angerichtet? Er atmete tief aus und wandte sich von Motoki ab.
 

„Sie wird uns töten, wenn wir hier aufkreuzen“, beteuerte Mamoru und fuchtelte wild mit seinen Händen umher. „Du darfst dir aussuchen, wenn sie zuerst umbringt.“
 

„Mamoru, von nichts kommt nichts!“, entgegnete Motoki und wedelte mit seinem Finger vor seinem Gesicht. „Du musst ihr beweisen, wie viel sie dir bedeutet, wenn du sie zurück haben willst.“
 

„Indem ich den Mann mitbringe, mit dem ich sie betrogen habe?“
 

Motoki verdrehte seine Augen. „Siehst du, es kommt immer auf die Sichtweise an. Du bringst deinen besten Freund mit, das ist ja wohl ein Unterschied.“
 

„Ich sehe keinen“, gab Mamoru ehrlich zu.
 

Motoki blieb stehen und sah ihn nun direkt an. „Du bist doch bescheuert.“
 

„Kannst du es wirklich?“, erkundigte sich Mamoru, schloss zu ihm auf und trottete nun neben ihm her. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben.
 

„Was?“, fragte Motoki verwirrt und lief neben ihm her. Man könnte glatt meinen, es sei wie damals, als sie einfach nur beste Freunde waren. Aber irgendwie schwebte zwischen ihnen die Tatsache, dass sie sich nicht nur einmal geküsst hatten und zudem noch ganz andere Dinge im Mund gehabt haben.
 

„Einfach deine Gefühle abstellen“, meinte Mamoru. Motoki stieß mit seinem Ellbogen in die Seite. „Ich habe dir gesagt, dass ich es für dich und Bunny tun werde. Außerdem war von abstellen nicht die Rede, sondern von in den Griff bekommen.“
 

„Und wie soll das funktionieren?“
 

„Mamoru, wie alt bist du eigentlich? Wenn der Knopf für Gefühle einstellen gefunden worden wäre, hätte ich dir das schon mitgeteilt.“
 

„Tut mir leid. Aber ich will nicht, dass dir das alles so schwer fällt.“
 

„Im Moment glaube ich, dass es eher dir schwer fällt. Es wird Zeit, dass wir mit Bunny Klartext reden, wenn du sie zurück haben willst. Beide. Ihr alles erklären, von Anfang an, wie es bis zum Ende war. Sie wird verstehen, dass das kein richtiges Betrügen war…“
 

„Kein richtiges Betrügen?“ Zweifelnd hob Mamoru seine Augenbrauen nach oben. „Was soll es denn sonst gewesen sein?“
 

„Wir haben rumgealbert. Oder so. Keine Ahnung. Uns wird schon was einfallen.“
 

„Rumgealbert? Dafür sind wir ganz schön geil aufeinander übereinander hergefallen. Sie ist beim Kuss ausgerastet. Stell dir vor, sie würde von dem anderen Vorfall erfahren!“
 

Auf Motokis Lippen verirrte sich ein Lächeln. „Ach? Geil aufeinander übereinander hergefallen? Hat es dir also doch gefallen? Sollen wir nochmal…?“
 

„Denk gar nicht dran!“, warnte Mamoru und setzte sich wieder in Bewegung. Gemütlich lief Motoki neben ihm her. „War doch auch nur ein Scherz.“
 

„Was meinst du überhaupt mit alles erklären? Du willst ihr doch nicht ernsthaft erzählen, dass du in mich…?“
 

„Mamoru… Wenn einer verstehen kann in dich verliebt zu sein, dann ja wohl Bunny, oder?“
 


 

„Um Himmels Willen! Was macht ihr denn hier?!“ Bunnys Hand krallte sich an der Klinke fest und sie wollte im gleichen Atemzug die Tür vor den Nasen der beiden Männer zuknallen. Motokis Fuß schnellte vor und stellte sich dazwischen, sodass sie zwar seine Zehen zerquetschte, aber noch immer gezwungen war, mit den beiden zu reden.
 

„Hör uns bitte zu“, bat Motoki und Bunny lachte verächtlich auf. Verletzt beobachtete Mamoru sie und musste wieder einmal einsehen, wie sehr er dieses Mädchen liebte. Selbst wenn sie wütend war, war sie wunderschön. Ihre Körpersprache, dass ihm signalisierte wie verletzt und sauer sie war, ihre kullerblauen Augen … Sie war so wunderschön. Und er liebte sie. Ihren Charakter, ihr Wesen, ihr Temperament. Er liebte sie. Sie musste ihm die Aktionen der letzten Tage einfach verzeihen. Was sollte er sonst ohne sie tun? Doch dann glitt sein Blick zu Motoki und alles in ihm zog sich zusammen. Was war nur los mit ihm?
 

„Zuhören? Sag mal, willst du mich eigentlich verarschen?“, schrie Bunny, holte ihn zurück in die Realität und riss die Tür wieder auf. Sie lief auf Motoki zu und schob ihn immer weiter nach hinten, indem sie mit ihren Fäusten auf ihn eintrommelte. „Du bist doch mit an der ganzen Sache schuld! Ihr beiden habt einfach die beklopptesten Ideen zusammen! Eine Abmachung darüber, wer wen schneller ins Bett bekommt?! Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Ihr habt nicht eine einzige Sekunde daran gedacht, wie ich mich dabei fühle! Ich bin nicht euer bescheuertes Spielzeug, worüber ich diskutieren könnt, wann ich meine Beine für Mamoru breit mache! Und ich war in den letzten Tagen auch noch kurz davor! Das alles nur wegen euch! Ich lass mich auch noch im Kino befummeln – für – nichts – und – wieder – nichts!“
 

Bunny hatte erfolgreich die gesamte Straße zusammen geschrien, Mamoru und Motoki standen kleinlaut vor ihr und fühlten sich miserabler als je zuvor.
 

„Lass uns doch bitte versuchen alles zu erklären“, flehte Mamoru und stand hilflos vor ihr. Ihre Blicke trafen sich. Und es lag ein unendlicher Ausdruck des Schmerzes in ihren Augen.
 

„Ich möchte nichts mehr mit euch zu tun haben“, sagte Bunny leise und drehte sich um. „Bitte, geht einfach. Ihr habt mir schon genug weh getan.“
 

Motoki packte sie am Handgelenk und drehte sie wieder zu sich. „Es tut mir leid, was wir dir angetan haben. Es tut mir leid, dass wir solche Idioten gewesen sind. Aber Mamoru liebt dich.“
 

Bunnys Augen huschten unsicher zu ihm, doch sie senkte schnell ihren Blick. „Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, Motoki? Ich bin so unendlich verletzt. Und Mamoru… Ich weiß nicht, wie ich dir vertrauen soll. Wer weiß, was ihr zwei sonst noch treibt oder wann ihr wieder damit anfangt. Ich will es auch gar nicht wissen.“
 

„Wir haben uns ausgesprochen“, beeilte sich Motoki zu sagen. „Bunny, ich weiß wie es sich anfühlt. Ich…“
 

„Nicht, Motoki“, murmelte Mamoru und stellte sich zwischen die beiden. Er wollte nicht, dass Bunny von Motokis Gefühlen erfuhr. Er war sich nicht sicher, ob es das alles nicht noch schlimmer machen würde.
 

„Bunny, ich kann verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich habe dich verletzt und es tut mir leid. Ich habe in der letzten Woche nicht einmal nachgedacht, was ich dir damit eigentlich antue und ich hätte es mir wahrlich eher überlegen sollen. Aber bitte vergiss nicht, dass ich dich wirklich liebe.“
 

Er spürte, wie Motoki dicht hinter ihm bei diesen Worten zusammenzuckte. Auch Bunny entging die Reaktion nicht und sie sah unsicher zu ihm, als Mamoru weiter sprach: „Ich liebe dich. Ich habe noch nie einen Menschen so sehr geliebt wie dich. Oh, Bunny, sieh dich doch mal an, wie sollte ich mich da nicht in dich verlieben? Es reicht ein einziger Blick und ich vergesse einfach alles um mich herum. Ich begehrte dich, meine Gefühle sind wirklich aufrichtig. Ich will mit dir zusammen sein, Bunny. Ich habe bisher jede Sekunde genossen, die uns gegönnt war. Bitte, lass das nicht alles gewesen sein. Bitte verzeih mir.“
 

Bunny schluckte bei diesen Worten. Aber der Schmerz saß einfach zu tief. „Mamoru, weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt betrogen zu werden? Und dann ist es zu allem Überfluss noch dein bester Freund, mit dem du diese idiotische Abmachung hattest? Weißt du eigentlich, wie weh es tut, so behandelt zu werden? Ich habe das wirklich nicht verdient.“
 

„Das hast du auch nicht“, pflichtete Motoki ihr bei. „Bunny, wir beide haben einfach einen großen Fehler begangen. Und wir können dich nur bitten, dass du uns verzeihst.“
 

„Und ihr glaubt, wenn ihr beide vor meiner Haustür aufkreuzt und euch entschuldigt, ist alles vergeben und vergessen? Den bescheuerten Heiratsantrag vor Kurzem nicht zu vergessen?“
 

„Nein, aber du musst wissen, dass ich dich liebe“, flüsterte Mamoru. „Und ich mir nichts anderes wünsche, als mit dir zusammen zu sein.“
 

Bei diesen Worten war es Motoki, der schluckte und sich abwandte. Hilflos sah Mamoru zu ihm. Warum musste er einen von beiden unweigerlich verletzen? Mit gerunzelter Stirn sah Bunny zu ihm. Langsam dämmerte ihr es, die vollständige Wahrheit drängte sich ihr auf. Und mit einem Schlag setzte sich das Puzzle zusammen: „Motoki, du bist in Mamoru verliebt.“
 

Motoki sah hilflos zu Mamoru, nicht sicher, was er sagen oder tun sollte.
 

„Jetzt sag mir nicht, dass zu allem auch noch das dazu kommt und du wirklich in ihn verliebt bist.“
 

Motoki und Mamoru schwiegen. Bunny wartete auf eine Antwort, sah unsicher zwischen beiden hin und her.
 

„Und… Oh, mein Gott. Mamoru!“ Bunny sah ihn mit aufgerissenen Augen. „Du bist auch in ihn verliebt?“
 

Mamoru und Motoki sahen beide gleich geschockt zu ihr.
 

„Von Mamoru war nie die Rede!“, antwortete Motoki ungläubig.
 

Mamorus Herz hämmerte. Auf der einen Seite stand Bunny, die er schon immer geliebt hatte und wusste, dass ihnen eine Zukunft bestimmt war. Und auf der anderen Seite stand Motoki, der körperlich als auch gefühlsmäßig sein ganzes Leben binnen einer Woche auf den Kopf gestellt hatte. Er schluckte.
 

„Ich will es von Mamoru selbst hören“, giftete Bunny und starrte ihn an. „Mamoru… Bist – du – in – Motoki – verliebt?“
 

Mamorus Herz hämmerte, drohte regelrecht aus seiner Brust zu zerspringen. Seine Hände schwitzen, ihm wurde schwindelig, er taumelte. Das war nicht der Ausgang des Gesprächs, das er sich erhofft hatte.
 

„Ich…Eh… Also, ich…“

Tag 9 - Wer an die Lieben seiner Erben glaubt, dem ist aller Witz beraubt (1/3)

„Jetzt bist du nicht einmal Manns genug, um mir die Wahrheit zu sagen?“, schrie Bunny hysterisch und blickte ungläubig auf den stammelnden Mamoru, der nicht mehr wusste, wo vorne und hinten war, geschweige denn links oder rechts. Hilfesuchend rang er nach den richtigen Worten. Er erstickte regelrecht an seiner Bemühung, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, die sich langsam aber sicher immer dichter um seinen Hals schloss. Sowohl Bunnys Blicke als auch Motokis lagen anklagend und voller Verwirrung auf ihn. Was hatte er nur für ein Chaos innerhalb einer Woche angerichtet?
 

Zugegeben, er war anfangs mit Bunny glücklich, hatte sie aufrichtig geliebt und begehrt.
 

Konnte er da auch nur ansatzweise erahnen, was Motoki mit ihm in der Woche anstellen würde?
 

Ja, er hatte auf Bunnys Gefühlen herum getrampelt. Er hatte sie aufgrund der Abmachung benutzt und alles daran gesetzt, sie ins Bett zu bekommen, nur um vor Motoki die Abmachung zu erfüllen. Er hatte sie wirklich benutzt.
 

Und dann war da Motoki, der das Gleiche versucht hatte und ihn ins Bett bekommen wollte. Trotz der Tatsache, dass ihre Abmachung zu dem Zeitpunkt schon nichtig war und aufgelöst wurde, sind sie dennoch intim miteinander geworden – in Mamorus Augen vollkommen unwichtig, ob Motoki so noch als Sieger galt oder nicht. Er hatte es schlicht und ergreifend genossen. Und die gesamte Woche über hatte Mamoru dieses unwahrscheinliche Verlangen nach ihm, das er sich nie hatte eingestehen wollen.
 

Auf der einen Seite stand Bunny, die er lieben sollte, mit der er zusammen sein sollte – und natürlich auch wollte.
 

Und auf der anderen Seite war Motoki, der sein Leben innerhalb einer Woche auf den Kopf gestellt hatte und ihm Seiten im Leben gezeigt hatte, die er bis dato nicht kannte.
 

Vollkommen mit der Situation überfordert sah er abwechselnd zu Bunny und Motoki. Natürlich liebte er sie. Aber… War die Woche wirklich nur ein Spiel für ihn? Sein Blick blieb auf Motoki haften. Was war, wenn es für ihn genauso wenig Spiel war wie für Motoki? Wenn mehr dahinter steckte? Wollte er Bunny nur nicht krampfhaft für sich zurück gewinnen, weil es natürlich war und er sich dadurch nicht mit anderen Dingen auseinander setzen musste?
 

Er schüttelte innerlich seinen Kopf. Er durfte es nicht einmal denken.
 

„Ich will darauf nicht antworten“, sagte Mamoru und hob abwehrend seine Hände. „Ich finde das Ganze hier zum Verrücktwerden. Bunny, es tut mir wirklich aufrichtig und von Herzen leid, wie ich dich die letzte Woche behandelt habe und dass du Teil der Abmachung wurdest, ohne auch nur zu ahnen, was für Ideen ich mit Motoki habe. Es tut mir wirklich leid.“ Er sah sie flehend an und bemerkte, wie sich ihr Blick langsam besänftigte.

„Ich wollte dir nicht weh tun. Ich habe mir einfach nichts sehnlicher gewünscht, als dir noch näher sein zu können, weil ich wirklich aufrichtig Gefühle für dich habe.“
 

„Mamoru…“, flüsterte sie, doch Mamoru schüttelte zugleich seinen Kopf, damit er ungehindert fortfahren konnte. „Ich liebe dich auf eine Art und Weise, wie ich wahrscheinlich sonst niemand auf dieser Welt lieben könnte. Du bist nun einmal mein kleiner Mondhase und wirst es auch immer bleiben. Aber ich habe dir die letzte Woche so weh getan… Ich hätte nicht gedacht, dass ich dazu auch nur ansatzweise in der Lage bin. Es tut mir leid, Bunny. Es tut mir wirklich leid, wie ich dich behandelt habe. Aber…“ Er holte tief Luft und wandte sich nun an Motoki. „Ich fürchte einfach, die Abmachung und die letzte Woche war für uns alle von größerer Bedeutung, als wir jetzt erahnen können. Ich möchte keinem von euch mehr weh tun, okay? Es tut mir leid, dass ich mit euren Gefühlen gespielt habe, ohne es zu bemerken. Ich wollte niemanden verletzten. Wirklich nicht. Ich habe es viel zu sehr wie ein Spiel gesehen, ohne daran zu denken, dass da auch Gefühle mitwirken, die verletzt werden. Es tut mir ehrlich leid, dass es so gekommen ist. Aber die Abmachung ist vorbei. Und es ist besser, wenn wir erst einmal alle auf sicheren Abstand gehen.“
 

Bunny schluckte ihre Tränen hinunter. „Baka…“ Doch sie war zu keinen weiteren Worten fähig. Sie hielt sich schluchzend an der Tür fest und musste sich einen Augenblick lang sammeln, bevor sie weiter reden konnte. „Ich hasse dich dafür, was du getan hast, Baka. Dafür, dass du mich so ausgenutzt und mit mir gespielt hast. Ich dachte, unser erstes Mal würde für dich kein Spiel sein.“
 

„Es tut mir leid“, murmelte Motoki nun und zog mit seiner Fußspitze Kreise auf dem Boden. Er blickte nach unten, nicht fähig, auch nur einem von beiden in die Augen zu sehen. „Ich hätte mich nicht zwischen eure Beziehung stellen sollen, schon gar nicht mit so einer Abmachung. Bunny, es tut mir wirklich leid. Immerhin bist du einer meiner besten Freundinnen und ich habe bei der ganzen Sache nicht nachgedacht. Ich wollte dir nicht weh tun. Aber…“ Wehmütig sah er zu Mamoru. „Aber ich kann einfach nicht anders“, brachte er mühsam hervor und spürte Bunnys einfühlsamen und mitleidigen Blick. Motoki stieß die Luft zwischen seinen Zähnen hervor. Sie verstand, warum er Mamoru liebte, sie tat es doch auch aus den gleichen Gründen. Aber es war nicht verwunderlich, dass sie ihn ebenfalls mit einem unverzeihlichen Blick strafte.
 

„Es tut mir leid… Uns tut es leid“, wiederholte Mamoru, der Bunny verunsichert ansah. „Darum will ich dir auch nicht weiter mit meiner Anwesenheit weh tun und wir sollten erst einmal Zeit verstreichen lassen.“
 

Sie nickte, strich sich die Tränen aus dem Gesicht und schenkte ihm einen letzten wehmütigen Blick. „Es ist wahrscheinlich das Beste, ja“, murmelte sie und kehrte zurück ins Haus. Sofort machte Motoki einen Schritt auf Mamoru zu, doch er hob abwehrend seine Hände. „Motoki, vor allem vor dir brauche ich jetzt Abstand. Ich weiß einfach gar nichts mehr.“
 

„Liebst du mich?“, fragte er herausfordernd. Mamoru sah ihn lange an, sah in seine Augen. Er hatte ihn immer nur als besten Freund gesehen. Aber nach dieser Woche war ihm klar, dass so viel mehr dahinter stecken konnte, wenn er nur wollte, wenn er es sich einfach erlauben würde. Er wandte sich wortlos ab, vergrub seine Hände in den Hosentaschen und ging seines Weges.
 

○ ● ○ ● ○
 

Am nächsten Tag wachte Mamoru auf. Er blinzelte, drehte sich auf die Seite und blickte auf das leere Bett. Krampfhaft versuchte er sich zu beantworten, wen genau er an seiner Seite vermisste. Ob Bunny oder Motoki. Aber bei beiden geriet sein Inneres in ein vollkommenes Chaos. Wieso konnte er auf die Frage, ob er Gefühle für Motoki habe, nicht klar antworten? Was war es, das ihn daran gehindert hatte, einfach vehement nein zu sagen?
 

Er schlurfte ins Bad und klatschte sich erst einmal eine Ladung heißes Wasser ins Gesicht, um langsam wach zu werden. Seine Sinne kehrten zurück und seine Gedanken klärten sich stückweise auf.
 

Wenn er sich tatsächlich in Motoki verliebt hatte, dann… Er wusste es nicht. Er würde unter keinen Umständen mit Bunny zusammen sein können, ohne sich vorher sicher zu sein.

Aber wie sollte er mit seinen Gefühlen ins Reine kommen, wenn er so große Angst davor hatte?
 

Es klopfte an seiner Haustür. Erst sachte, dann immer vehementer, dann hörte es sich an, als würde sich ein Elefant gegen das Stück Holz werfen. Nur ein Idiot dieser Erde würde so an seiner Tür klopfen und sie regelrecht aus den Angeln reißen. Mamoru seufzte und öffnete sie einen Spalt breit. Was suchte er überhaupt hier? Er hatte ihm gestern noch gesagt, dass er Abstand brauchte.
 

„Warum ist es so schlimm, dass ich dich liebe?“
 

Er zuckte zusammen, als er Motokis zerbrechliche Stimme hörte und zog anschließend die Tür ganz auf. Er stand wie ein Häufchen Elend vor ihm. Seine blonden Haare waren verstrubbelt, in seinen Augen hatte sich ein unendlicher Ausdruck der Sehnsucht gelegt. Mamorus Herz klopfte wie wild, als er ihn erblickte, sein Magen rebellierte vor Nervosität und Aufregung. Er wollte ihm böse sein, weil er ihm gestern noch klar gemacht hatte, dass er Abstand brauchte und er keine zwölf Stunden später vor seiner Tür stand. Aber er konnte es nicht. Eine freudige Erregung kroch durch seine Sinne, als er ihn erblicken durfte. Er sah hinunter auf seine Lippen und spürte das, was er in Motokis Augen sah – Sehnsucht. Was hatte dieser Blondschopf nur mit ihm angestellt?
 

„Wer sagt, dass es…“, fing Mamoru an, doch er wurde sofort unterbrochen. Motoki schob ihn zur Seite und schloss die Haustür hinter ihnen.
 

„Ja, verdammt, ich hätte das alles nicht wegen Bunny machen dürfen. Aber ich kann es jetzt auch nicht mehr rückgängig machen. Mir tut leid, dass sie so leidet. Und dass ich hier bin, macht es nicht besser. Aber ich kann einfach nicht anders, es geht nicht. Gottverdammt, Mamoru. Weißt du eigentlich, wie es mir geht?“ Er lief vor ihm auf und ab. „Für mich war es keine Abmachung, wer der bessere Verführer wäre. Ich will einfach nur bei dir sein.“
 

„Motoki…“
 

„Du bist ein elender Dreckssack, dass du mich so aus der Bahn geworfen hast. Aber wie auch immer du es geschafft hast, ich habe mich in dich verliebt. Also, warum ist es so schlimm?“
 

Mamoru sah ihn hilflos an.
 

„Weil ich ein Mann bin? Dein bester Freund? Weil irgendeine Bestimmung aus der Zukunft, die wir sowieso nicht mit Sicherheit kennen, dir ein Kind mit Bunny prophezeit hat? Wer sagt überhaupt, dass das stimmt und es so kommen muss?“ Motoki machte einen Schritt auf ihn zu und packte ihn am Hemdkragen. Mamoru wurde mit jeder Sekunde hilfloser. „Scheiß auf all das, was all die anderen sagen. Scheiß auf das, was in den Augen der anderen normal wäre. Scheiß darauf, dass es für jeden selbstverständlich ist, dass du eigentlich mit Bunny zusammen wärst. Wenn du einmal nicht daran denkst, was alle von dir erwarten – was sagt dir dann dein Herz?“
 

„Motoki… Ich…“ Er packte seine Handgelenke und zog seine Hände wieder herunter. Aber er ließ sie nicht los. Stattdessen berührte er sie, hielt sie fest, wünschte sich, als könnte dieser Augenblick ewig weilen. Er spürte seinen Atem, versank in seinen Augen.
 

„Die Abmachung war auch kein Spiel für mich.“
 

„Sondern?“
 

„Es war mehr…“, flüsterte Mamoru. Motoki drückte ihn gegen die Haustür und presste seinen Körper gegen ihn.
 

„Es tut mir leid, Motoki. Ich gehe mir mit meinem Hin und Her schon selbst auf den Sack. Wenn ich mich nicht langsam entscheide, drehe ich noch durch. Und ich nerve dich wahrscheinlich tierisch damit, dass ich nicht mal einen geraden Satz aussprechen kann, was ich eigentlich will.“
 

Und er würde wirklich durchdrehen, wenn er dieses Hin und Her noch lange mitmachen würde. Mal davon abgesehen würde spätestens Bunny ihm umbringen, wenn er nicht mal bald ausspucken würde, was er eigentlich dachte und fühlte.
 

„Mich nervst du nicht“, nuschelte Motoki und sah ihn voller Gefühl an. „Was könnte nur aus uns werden, wenn wir nur dürften? Was wäre, wenn wir dürften? Wenn wir einfach zusammen sein dürften?“
 

Mamoru schluckte. „Das geht nicht, Motoki“, entschied er. „Allein Bunny gegenüber ist das hier schon wieder fürchterlich unfair.“
 

„Unfair? Ihr seid nicht zusammen im Moment“, hauchte Motoki. Er näherte sich seinen Lippen.
 

„Es darf nicht passieren.“
 

„Nur, weil alle anderen es sagen? Mamoru, ich liebe dich…“
 

Mamoru schloss seine Augen. Nur, weil alle anderen es sagten… Er hatte immer geglaubt, er würde Bunny ernsthaft und aufrichtig lieben. Nicht nur, weil ihm eine Zukunft mit ihr bestimmt war und sie eine gemeinsame Vergangenheit hatten, nein, weil er sich schlicht und ergreifend zu ihr hingezogen fühlte. Und nun? Wie konnte ein einziger Mensch - und dann auch noch Motoki - innerhalb einer Woche seine Gefühlswelt über den Haufen werfen und ihm ganz andere Möglichkeiten und Wege im Leben offenbaren? Wie sollte er da jemals zu einer Entscheidung kommen?
 

„Ich muss eine Entscheidung treffen. Ich muss mir klar werden, was das alles bedeutet…“
 

Motoki schüttelte seinen Kopf und legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Warum genießt du nicht einfach mal, ohne dir dauernd den Kopf zu zerbrechen? Eine überholte Entscheidung ist nicht eine, die von Herzen kommt. Lass dir Zeit.“
 

Mamoru schluckte, als er seinen Finger auf seinen Lippen spürte. Es benebelte ihn, es ließ seine Gefühle durcheinander geraten. Unwillkürlich musste er an ein Sprichwort denken… Wer an die Liebe seiner Erben glaubt, dem ist aller Witz beraubt… Was war, wenn er einfach mal seinen Blick Richtung Zukunft richten würde, ohne sich von irgendjemandem beeinflussen zu lassen? Wie viel verpasste er eigentlich vom Leben, weil er sich von vorgeschriebenen Wegen leiten ließ? Wie aufrichtig waren seine Gefühle? Mamorus Innere taumelte. Alleine an seiner Liebe zu Bunny zu zweifeln, während er vor Motoki stand, war doch absoluter Wahnsinn. Er konnte es ihr niemals antun.
 

Er spürte ihn, seine Nähe, roch seinen Duft. Er lockte ihn in eine Zukunft, die er nicht kannte, die aber ein aufregendes Prickeln auf seiner Haut hinterließ. Sein Inneres geriet vor Aufregung durcheinander, vor Nervosität. Er fühlte sich wie ein verliebter Teenager, wenn er vor Motoki stand, jeder Schritt wie eine neue Reise in eine unbekannte Welt. Und es kribbelte angenehm vor Wärme, jede Stelle, an die er von Motoki berührt wurde.
 

Was würde zwischen ihnen sein können, wenn Mamoru sich nur von seinem Herzen leiten ließ, und nicht von dem, was man von ihm erwartete?
 

„Du kannst dir das ernsthaft mit uns vorstellen?“, fragte Mamoru und öffnete seine Augen. Er ließ einen seiner Hände los und strich mit seinen Fingern zaghaft über seine Wange.
 

„Du etwa nicht?“
 

„Ich werde mich nie wieder vor Bunny und ihren Mädchen blicken lassen können, Motoki. Ich kann ihr nicht wegen dir das Herz brechen.“
 

„Also willst du aus Pflichtgefühl wieder mit ihr zusammen kommen? Wegen Erwartungen anderer? Glaubst du, dass macht sie glücklicher?“ Motoki sah ihn durchringend an. „Lass doch für einen einzigen Augenblick nur dein Herz sprechen. Was fühlst du dann?“
 

Motokis Nähe machte ihn schier schwindelig. Seine Finger verweilten noch immer auf seiner Wange. Und dann – zum ersten Mal, ohne dass er nachdenken musste – zog er sein Gesicht näher an sich heran und küsste ihn. Er küsste ihn, als gebe es kein Morgen, spürte die sinnlichen Lippen auf seinen, vergaß alles um sich herum. Vergaß Verpflichtungen, Moralvorstellungen, Erwartungen. Er ließ nur die Nähe, die Leidenschaft und die Sehnsucht Herr über ihre Gefühle werden.
 

Und als er Motokis Lippen auf seinen spürte, konnte sein Herz frei klopfen, frei vom Gewissen und Vorwürfen. Er dachte nicht an die Zukunft, er dachte nicht einmal an Morgen, nicht an den Stein, den er endgültig ins Rollen gebracht hatte. Es war Motoki, mit dem er in diesem Augenblick den Tanz der Gefühle vollführen wollte, ungeachtet der Angst, was sie eigentlich noch erwarten sollte. Denn was er in diesem Moment wirklich wollte, war die Nähe zu Motoki.
 

Doch dann klopfte es an der Tür und Bunnys liebliche Stimme hallte durch den Flur, als sich Motoki und Mamoru atemlos voneinander lösten und sich ansahen.

Tag 9 - Der liebe Gott hat uns Zeit geschenkt, aber von Eile hat er nichts gesagt

Motoki legte Mamoru einen Finger auf die Lippen und schüttelte mit Panik in den Augen seinen Kopf. Mamoru schluckte seine Unsicherheit hinunter und lauschte seinem rasenden Herzen, das ihm bis zum Hals klopfte.
 

„Mamoru? Bist du Zuhause?“
 

Er wollte ihr antworten, wollte sie herein lassen. Aber sie hätte ihn nur mit wütenden und enttäuschten Blicken gestraft, weil Motoki hier war. Das konnte und wollte er ihr einfach nicht antun. Er biss sich auf die Unterlippe, um sich selbst zur Ruhe zu zwingen.
 

„Mamoru? Bitte… Ich vermisse dich.“
 

Ein Stich durchfuhr Mamorus Herz. Ich vermisse dich auch. Es war das Einzige, was er sagen wollte, wollte sie in den Arm nehmen und ihr sagen, wie leid ihm alles tat, wie sehr er sie vermisste. Aber er konzentrierte sich nur noch darauf, keinen Laut von sich zu geben. Die Tatsache, dass seine Lippen kribbelten, nur weil Motokis Finger auf ihnen lag, missachtete er. Einen Moment lang erreichte sie noch Bunnys Stimme, ehe man hörte, wie sie auf den Absatz kehrte machte und sich weder entfernte. Erleichtert atmete Mamoru auf.
 

„Das hätte sie niemals verstanden“, flüsterte Mamoru. Motoki nahm seinen Finger von seinen Lippen und streckte seinen verspannten Körper. „Hackfleisch“, vermutete Motoki. „Sie hätte Hackfleisch aus uns gemacht.“
 

„So kann es nicht weiter gehen“, entschied Mamoru und lief an Motoki vorbei in sein Schlafzimmer. Der treue Blondschopf folgte ihm. Ohne großartig nachzudenken legten sie sich gemeinsam auf das Bett, nah genug, um die Nähe des anderen zu spüren, aber dennoch weit genug auseinander, um nicht den Körper des anderen zu berühren. Mamoru neigte seinen Kopf zur Seite und beobachtete mit einer wohligen Wärme in seinem Inneren seinen besten Freund.
 

„Es kann so nicht weiter gehen“, wiederholte Mamoru. Motoki fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und schloss seine Augen.

„Natürlich nicht. Aber du sollst dich damit nicht überstürzen.“
 

Mamoru wandte seinen Kopf wieder ab und starrte an die Decke. „Und das alles nur, weil du der Meinung warst, ich brauche unbedingt Sex – egal ob mit dir oder Bunny.“
 

Er hörte Motokis liebliches Lachen an seinem Ohr. „Mamoru, der Meinung bin ich immer noch.“
 

Mamoru grinste und drehte sich auf die Seite. „Warum eigentlich?“
 

„Weil du sexuell nicht ausgelastet bist“, sagte er und drehte sich ebenfalls auf die Seite. Ihre Gesichter kamen sich gefährlich nahe und erneut hätte Mamoru nichts lieber getan, als seine Lippen zu spüren und die Zeit bis aufs vollste zu genießen.
 

„Du bist doch bescheuert“, murmelte Mamoru und Motoki strich ihm mit einer Hand durchs Haar. „Das war ich schon immer. Ich bin dein bester Freund, schon vergessen?“
 

Bester Freund… Mamoru schloss seine Augen und genoss die Berührung, genoss das Schauern, das über seinen Rücken kroch und das Kribbeln, das sich auf seiner Haut ausbreitete. Würde man solch eine Berührung genießen, wenn es nur der beste Freund war?
 

„Trotzdem“, sagte Mamoru bestimmend und öffnete seine Augen. Er packte Motokis Hand, um sie von sich zu schieben und sah ihn ernst an. „Das muss echt ein Ende finden.“
 

Zu seiner Überraschung verdrehte Motoki nur seine Augen.
 

„Hey, hör mal“, beeilte sich Mamoru zu sagen, der mit dieser Reaktion nicht gerechnet hätte. „Ich habe Bunny und dich ziemlich verletzt, und alles nur, weil wir mit unserem Schwanz gedacht haben.“
 

Er entlockte Motoki ein herzhaftes Lächeln, seine Augen leuchten, seine Haaren waren verwuschelt – dieses Bild würde sich wohl auf ewig in Mamorus Gedächtnis gebrannt haben.
 

Er schüttelte den Gedanken von sich und fuhr fort: „Und so kann ich schlecht die nächsten Wochen weiter machen. Vielleicht sollte ich mal ein paar Tage weg fahren und meine Gedanken sammeln. Was meinst du?“
 

Noch immer fragte er Motoki um Rat, obwohl er genauso tief in der Scheiße steckte wie er selbst. Hege niemals Gefühle für deinen besten, rief sich Mamoru in Erinnerung. Das bringt nur Chaos.
 

„Ich kann ja mit dir fahren“, schlug Motoki grinsend vor. Mamoru hob zweifelnd eine Augenbraue nach oben.
 

„War nur ein Witz. Hey, Mamoru, im Ernst. Was bringt es dir, dich innerhalb von zwei Stunden zu entscheiden, wenn du dir so absolut unsicher bist?“
 

„Nichts wahrscheinlich, oder?“
 

„Genau. Warum lässt es du es nicht einfach auf dich zukommen?“
 

Mamoru legte sich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. „Und wie? Ich kann Bunny nicht ewig ignorieren und einem Gespräch aus dem Weg gehen. Ich hätte dich auch nicht rein lassen sollen.“
 

„Hast du aber. Siehst du, das meine ich damit, dass du es auf dich zukommen lassen sollst. Es wird sich schon vieles von selbst ergeben, wenn du deinem Herzen einfach die Zeit gibst, die es braucht. Ehe du dich versiehst, weißt du, was du willst und kannst darum kämpfen.“
 

Mamoru seufzte. „Warum kannst du immer noch die besten Ratschläge geben?“
 

„Weil ich dein bester Freund bin“, murmelte Motoki leise und krabbelte zu ihm. Er beugte sich über ihn und sah ihm lange in die Augen. „Und nur, weil sich gefühlsmäßig ein bisschen etwas geändert hat, bleibt unsere Freundschaft doch trotzdem bestehen.“
 

Mamoru sah ihn verträumt an. „Wann hast du dich in mich verliebt?“, murmelte er. Motoki musste nicht lange überlegen und seine Augen verrieten, das er sich die Erinnerung gerne ins Gedächtnis rief: „Als ich dich zum Tanz aufgefordert und wir die Abmachung beschlossen haben.“
 

„Warum?“
 

„Weil ein Tanz für mich ganz schön viel aussagt“, nuschelte Motoki und kuschelte sich an ihn. Er vergrub sein Gesicht in seinem Hals und Mamorus Innere geriet regelrecht ins Wanken. Gott, sein Herz raste unaufhörlich. Wie machte er das nur?
 

„Und ich mir ab da sicher war, dass zwischen uns mehr sein könnte, wenn wir es nur dürften.“
 

„Motoki? Wenn ich mich jemals für Bunny entscheiden sollte, was wird dann aus uns?“
 

„Ich habe es dir schon vor Kurzem gesagt… Für dich und Bunny würde ich die Gefühle zurück stecken, damit ihr sorglos zusammen sein könnt und wir unsere Freundschaft nicht riskieren.“
 

Mamoru drehte den Kopf leicht zu ihm und griff nach seiner Hand. Im Moment deutete nichts im Geringsten daraufhin, dass Mamoru selbst es jemals aufgeben wollte, was sich gerade zwischen ihnen aufbaute. Dafür fühlte es sich zu anders, neu, richtig und schön an.
 

„Es wird der Moment kommen, an dem ich mich entscheiden muss.“
 

„Ja, und ich weiß, dass du den richtigen Augenblick dafür abpassen wirst. Aber sei dir wirklich von ganzen Herzen sicher, okay?“ Motoki richtete sich auf und beugte sich über ihn. „Der liebe Gott hat uns die Zeit geschenkt, aber von Eile hat er nichts gesagt.“
 

Mamoru lächelte und legte eine Hand in seinen Nacken. Wenn er bedachte, wie viel ihm Motoki innerhalb von ein paar Tagen gezeigt hatte… Es gab so viel im Leben zu entdecken, so viel zu erfahren, und er hatte ihm den Weg dafür geebnet.
 

„Motoki?“
 

„Hm?“
 

„Danke für alles.“
 

„Für alles? Wieso?“ Er sah ihn irritiert an. Mamoru grinste, zog ihn zu sich und gab ihm einen innigen, verliebten Kuss. „Dafür, dass du mir gezeigt hast, was noch alles auf mich wartet.“
 

„Auf uns wartet…“, warf Motoki unsicher ein. Mamoru legte beide Hände in seinen Nacken. „Ja, auf uns“, murmelte er. Motoki schloss seine Augen, näherte sich seinem Gesicht und sie verschmolzen in einem Kuss, der noch nie so voller Gefühle und Wärme gewesen war wie in diesem Moment.
 

○ ●
 

Mamoru hatte seine Augen geschlossen und spürte Motokis Hand, die sein T-Shirt leicht nach oben geschoben hatte und unaufhörlich über seinen nackten Oberkörper und Bauch strich. Er genoss die Berührung, erschauderte, wenn seine Finger sanft über seine Haut strichen und ihn um den Verstand brachten.
 

Aber er dachte auch an Bunny. Wie sie noch vor einer Woche zusammen aufgewacht waren, gemeinsam einen DVD-Abend verbracht haben, spazieren und ins Kino gegangen waren. Er vermisste ihr Lächeln, ihre naive und unschuldige Art und ihre Küsse, die heiß und voller Lieber waren. Aber in erster Linie tat es ihm leid, sie mit in die Sache hineingezogen haben.
 

Er wollte Motokis Hand wegschieben, wollte ihn stoppen, wollte ihm sagen, dass es nicht richtig war.
 

Aber was war schon richtig und falsch?
 

Seine Gefühle hatten sich längst verirrt. Er hatte keine Ahnung, wie er jemals wieder aus diesem Labyrinth heraus kommen sollte. Aber war es so verwerflich, die Nähe zu Motoki zu genießen, etwas zu genießen, das er nicht kannte und genoss bis zur letzten Sekunde, der ihm eine so wunderbare Welt zeigte, die er so gerne mit ihm erkunden wollte? Er war so gerne bei Motoki. Und er musste sich eingestehen, dass es vor einer Woche nicht nur die Abmachung war, die ihn immer wieder zu Motoki getrieben hatte, sondern so viel mehr.
 

Nur Bunny…
 

„Ich kann nicht beide haben“, flüsterte Mamoru. Motoki hielt in seiner Bewegung inne und sofort bereute Mamoru seine Worte. Er wollte nicht, dass Motoki aufhörte. Er wollte, dass dieser Augenblick für immer anhielt.
 

„Es wird schon wieder alles“, murmelte Motoki und fing wieder an, über seine nackte Haut zu streichen. „Irgendwann…“
 

Mamoru drehte sich zu ihm und hauchte ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Er wünschte so sehr, dieser Moment könnte anhalten.
 

„Ich sollte weniger nachdenken, oder?“
 

„Du tust gerade nichts verwerfliches, Mamoru, außer die Zeit mit uns zu genießen.“
 

Die Frage war nur, wie viel Zeit ihnen noch gegeben war. Sie war so wertvoll und kostbar. Warum war es nur so schwer, all das mit Motoki zu genießen? Er hatte Angst, wenn er an die Zukunft dachte. Aber jetzt, wo er in seine Augen blickte, wollte er nichts anderes.
 

„Und ja, du solltest weniger nachdenken“, fügte Motoki hinzu. „Und einfach mal deine Klappe halten.“
 

Mamoru blendete all die Gedanken aus, die ihn schon so lange belasten hatten. Er blendete aus, dass dort draußen noch ein klärendes Gespräch mit Bunny wartete, blendete aus, dass er kaum Klarheit in seine Gefühle gebracht hatte. Jetzt gab es nur das Hier und Jetzt – und das durfte er endlich mit Motoki genießen.
 

Motoki drückte ihn zurück aufs Bett und beugte sich über ihn. Heißhungrig legten sich seine Lippen auf seinen und er schob mit zittrigen Fingern das T-Shirt von Mamoru nach oben. Mamoru lächelte in den Kuss hinein. Motoki war nervös. Diese Erkenntnis schenkte ihm Sicherheit und ließ seine Gefühle aufwallen.
 

Seine Finger strichen unbeholfen über seinen nackten Oberkörper, als sich Motoki von ihm löste und nun seine nackte Haut mit Küssen bedeckte. Mit jedem Kuss wurde er sicherer, wusste er genauer, was er wollte und auch Mamoru merkte, wie sehr er sich danach gesehnt hatte. Motokis Lippen wanderten weiter nach unten, er öffnete seine Hose und zog den Reißverschluss auf. Mamorus Glied wurde steif und es bildete sich eine Beule in seiner Boxershorts, die auch Motoki nicht verborgen blieb. Er lächelte und zog ihm sowohl Hose als auch Unterwäsche aus. Mamorus Hände krallten sich in dem Bettlaken fest, als Motokis Lippen über sein Glied glitten, ihn erst mit Küssen verwöhnte, dann mit der Zunge. Er bettelte regelrecht darum, dass er ihn in seinen Mund führte, aber Motoki wollte ihn noch ein wenig hinhalten. Grinsend zog er sein eigenes Shirt und Hose aus und lag nun nur noch in Boxershorts neben ihm. Mamoru strich sich ebenfalls sein Shirt über den Kopf und zog Motoki zu sich heran.
 

„Mach weiter“, wisperte er und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Motoki legte sich über ihn und schüttelte seinen Kopf. „Sei nicht so ungeduldig“, murmelte er. Sie verloren sich erneut in einen Kuss, der sie in eine andere Welt entführte. Hungrig legten sich Mamorus Hände auf seinen Oberkörper, er glitt über die Muskeln und strich über den Stoff der Boxershorts. Gierig und voller Sehnsucht zog er sie seinem besten Freund aus, um zugleich seine Lippen wieder auf seinen zu legen. Er knabberte an seiner Unterlippe, vollführte mit seiner Zunge ein gekonntes Spiel. Voller Leidenschaft drückte er Motoki aufs Bett und beugte sich über ihn.
 

„Ich will dich“, hauchte er und hielt seine Handgelenke fest. Er spürte, wie Motoki regelrecht an dieser Nähe und Berührung zerbrach, aber es ging ihm nicht anders. Er küsste ihn weiteres Mal und ließ dann von ihm ab. Zitternd drehte er Motoki herum und zog ihn zu sich heran. Sein steifes Glied war nun gefährlich nahe an seinem Hintern, das Blut pulsierte und rauschte in seinen Ohren, er verlor sich in den Wellen der Gefühle. Es war Neuland, aber er wollte es, wollte Motoki, wollte ihn bei sich haben.
 

Wie viel würde es endgültig zwischen ihnen verändern? Wie sehr würden sich seine Gefühle und sein Wunsch, bei Motoki sein zu dürfen, ändern? Was würde aus ihm und Bunny werden – was sollte sowieso jemals aus ihm oder einen der anderen beiden werden? Mamoru verlor sich erneut in dem Rausch, in der Hitze und Leidenschaft, die sich zwischen ausgebreitet hatte.
 

Ja, Gott hatte ihn Zeit geschenkt. Aber von Eile nie etwas gesagt.
 

Also schob Mamoru alle Gedanken, Gefühle und anstehenden Entscheidungen zur Seite und verlor sich in dem Augenblick, der nur ihnen beiden gehörte.
 

„Ich will dich ganz“, flüsterte Mamoru. Motoki drehte sich zu ihm und presste voller Leidenschaft, Liebe und Sehnsucht seine Lippen auf seinen Mund.
 

„Ich will dich auch ganz“, brachte er mit heiserer Stimme hervor. Mamoru lächelte, küsste ihn ein letztes Mal und zog ihn erneut zu sich heran. Ja, ein neues Spiel würde beginnen, ein neuer Tanz, den nur sie beide vollführen konnten.
 

Blieb nur noch die Frage, wem der letzte Tanz gehören würde.

Tag 9 - Lachen ist die beste Medizin (3/3)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Tag 10 - Wer die Wahl hat, hat die Qual (1/3)

Als Mamoru am nächsten Tag die Augen öffnete, war die andere Bettseite leer. Sofort begleitete ihn ein quälender Stich im Herzen, verzweifelt stand er auf und fuhr sich durch die Haare. Der letzte Tag kam ihm vor wie ein Traum. Hatte er all dies wirklich mit Motoki erlebt? Und so sehr genießen können? Aber… Wehmütig sah er auf die andere Bettseite. Warum war das Bett dann leer? Er stand auf und tigerte durch die Wohnung, doch in keinem der Räume befand sich Motoki. Er konnte sich doch nicht einfach klangheimlich aus dem Staub gemacht haben. Und wohl oder übel musste er sich eingestehen, dass er Motoki nicht nur vermisste, sondern es ihm wirklich weh tat, dass er nicht da war. Was fiel ihm eigentlich ein, ihn einen ganzen Tag lang so verrückt zu machen und dann? Mamoru kochte innerlich, aber er wusste nicht, ob es vor Wut oder vor Angst war. Zuletzt sah er in der Küche nach, an der Kaffeemaschine war ein Zettel befestigt.
 

Ich tue es für euch. Und weil ich Angst habe, dass du mir weh tun wirst – darum gehe ich…
 

Mamoru verstand die Welt nicht mehr. Das musste doch ein schlechter Scherz sein. Er hatte nie vorgehabt Motoki weh zu tun! Schon gar nicht nach gestern. Panisch griff er nach seinem Handy und rief ihn an.
 

„Was zur Hölle soll dieser gestörte Zettel?“, fuhr er ihn an, als Motoki endlich abnahm.
 

„Hast du mal vor die Tür geguckt?“, fragte er im Gegenzug barsch. Mamoru zog seine Stirn kraus, eilte zur Haustür und riss sie auf. Die Sternspieluhr. Sein Herz zerfiel in tausend Stücke. Langsam ließ er sich auf den Boden sinken und nahm einen weiteren Zettel in die Hand, dieses Mal von Bunny geschrieben.
 

Ich vermisse dich so sehr.
 

„Du kannst nicht einfach abhauen!“, schrie Mamoru und stand verzweifelt auf. Stiegen gerade tatsächlich Tränen in seinen Augen auf?
 

„Du hast doch selbst nie daran geglaubt, dass wir beide eine Zukunft haben. Und so kann es nicht ewig weiter gehen!“, protestierte Motoki sauer.
 

„Müssen wir die Scheiße echt am Telefon klären?“
 

„Du hast doch Bunnys Zettel gesehen, oder nicht? Was soll ich denn sonst machen deiner Meinung nach?“
 

„Habe ich. Na, und? Das ist kein Grund abzuhauen! Und was soll das überhaupt, von wegen du hättest Angst davor, dass ich dir weh tun werde! Jetzt komm sofort zurück und klär das vernünftig mit mir.“
 

„Das geht jetzt nicht.“
 

„Wieso geht das nicht? Wenn du nicht in den nächsten zehn Minuten wieder bei mir bist, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass man dir den Kopf abreißt. Du kannst nicht einfach mit mir schlafen und deine Liebe gestehen und dann gehen.“
 

„Ich bin schon auf dem Weg zu Bunny“, sagte Motoki und unterbrach ihn. Perplex starrte Mamoru den Hausflur an und hörte regelrecht, wie seine Gedanken durcheinander gerieten.
 

„Du bist was? Zur Hölle, Motoki! Ich bin noch keine fünf Minuten wach und könnte gerade echt ausrasten! Was ist in deinem bescheuerten Kopf nur wieder los?“
 

„Ich versuche nur das zu retten, was sich zu retten lohnt. Ich tue es für euch, okay?“
 

„Du hast dich da überhaupt nicht einzumischen!“
 

„Ach, nein? Ich stecke ja wohl genauso in der Scheiße mit drin wie du.“
 

„Worüber willst du mit ihr reden, Motoki? Komm auf der Stelle zurück.“
 

„Ich will nicht, dass du mich irgendwann fallen lässt. Mensch, Mamoru. Sieh dir die Geste von Bunny doch an. Welche Wahl haben wir denn da? Früher oder später hättest du mich verletzt. Es ist besser, wenn ich gehe, bevor du mich gehen lässt…“
 

„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du kannst nicht einfach für mich entscheiden!“, schrie Mamoru und starrte hilflos von einem Zettel zum anderen.
 

„Aber du kannst es anscheinend nicht. Du kannst dich nicht entscheiden…“, murmelte Motoki und legte auf.
 

Vollkommen überfordert blieb Mamoru in der Tür stehen und spürte die Tränen, die von seinen Wangen liefen.
 

○ ●
 

Motoki hatte Makoto darum gebeten, solange mit Bunny zu reden, bis sie zu einem Treffen mit ihm bereit war. Wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung, wie sie es letztendlich geschafft hatte. Aber jetzt saßen sie sich im Crown gegenüber, der Moment des peinlichen Schweigens zwischen ihnen. Motoki hatte sich den ganzen Morgen überlegt, was er ihr sagen konnte, nachdem er ihren Zettel gefunden hatte, aber jetzt, sie so verletzt und enttäuscht vor sich zu sehen… Seine Gedanken waren regelrecht ausgelöscht. Er schluckte seine Angst hinunter und holte tief Luft. Aber Bunny kam ihm zuvor: „Weiß Mamoru von dem Treffen?“, fragte Bunny leise und sah tapfer in ihre Eisschokolade, ohne auch nur den Kopf zu heben. Motoki biss sich auf die Unterlippe und wünschte sich, dass Bunny zu einem Augenkontakt bereit wäre. Aber konnte er es ihr nach allem wirklich verübeln, dass sie ihr Getränk bevorzugte als ihn? Immerhin war es ein Wunder, dass sie sich überhaupt mit ihm getroffen hatte und er verdankte es nur den Überredungskünsten von Makoto, dass sie hier saßen.
 

„Ich habe es ihm erst gesagt, als er es nicht mehr aufhalten konnte. Sonst wäre er mit Sicherheit dagegen wesen.“
 

„Weil du in ihn verliebt bist und er nicht will, dass ich damit konfrontiert werde?“, mutmaßte Bunny. Sie rührte mit ihrem Löffel im Glas herum und hatte noch nicht für eine Sekunde aufgehört. Das Eis war mittlerweile geschmolzen, aber ihr war es mit Sicherheit vollkommen egal.
 

„Ja, ich denke, genau aus dem Grund wäre er dagegen gewesen.“
 

„Motoki, was hast du dir dabei nur gedacht?“
 

Motoki sah hilflos zu ihr. Ihre verletzte Stimme verdeutlichte ihm, wie viel sie eigentlich in letzter Zeit falsch gemacht hatten. Noch vor einer Woche hatten sie scherzend im Café gesessen und tagelang darüber gelacht, es wie eine lustige Abwechslung gesehen. Im Endeffekt war es für Motoki so viel mehr gewesen, weil er Mamoru wirklich liebte. Und sie hatten Bunny damit unendlich verletzt. Es war ein letzter Tanz zwischen ihnen gewesen – aber aus einer Aktion, die sie noch für Spaß empfunden haben, wurde Ernst. Und ihm wurde bewusst, dass sie beide auf Bunnys Gefühlen herumgetrampelt hatten.
 

Jetzt konnte er nur hoffen, dass er nach allem Mamoru dabei helfen konnte, wieder zu seiner Traumfrau finden.
 

Auch wenn es für ihn bedeutete, dass er verzichten musste.
 

Aber was tat man nicht für Menschen, die man liebte?
 

„Am Anfang war es wirklich nur Spaß für uns. Wir haben kaum darüber nachgedacht. Mamoru hat mit mir darüber geredet, dass ihr beiden noch nicht… Jedenfalls kamen wir auf die Idee, dass wir testen wollten, wer der bessere Verführer war.“
 

„Aber warum?“, hauchte Bunny und blickte unter Tränen auf. „Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie weh das tut? Motoki, du bist ja nicht einmal eine Frau!“
 

„Macht das einen Unterschied?“, murmelte Motoki und griff nach ihrer Hand. Komischerweise zog sie diese nicht zurück, also hielt Motoki die Berührung aufrecht. „Macht es wirklich einen Unterschied, ob nun ich oder eine Frau Mamoru auf diese hirnrissige Idee gebracht hat? Bunny, hör zu. Männer in unserem Alter kommen manchmal auf Ideen, die wir lieber hätten bleiben lassen sollen. Ich kann dir nur von Herzen sagen, dass es vor allem mir leid tut, dass ich euch in diese schreckliche Situation gebracht habe. Ich wollte nicht, dass wir dich verletzen und ich wollte nicht, dass du betrogen wirst.“
 

„Hättet ihr euch das nicht eher überlegen können?“, flüsterte Bunny und zog ihre Hand nun doch weg. Motoki sah sie hilflos an. Verzweiflung stieg in ihm auf. „Ja, das hätten wir tun sollen. Und es war ein großer Fehler, dass wir das nicht getan haben.“
 

„Ich kann ihm das nicht verzeihen“, brachte Bunny mit tränenerstickter Stimme hervor. „Gott, Motoki, er hat mich betrogen! Und ich habe nichts Besseres zu tun als mit dem Menschen darüber zu reden, der genauso mit in der Geschichte drin steckt.“ Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und wollte aufstehen, aber Motoki war schneller und hielt sie fest. Unsicher blieb sie zurück und sah ihn verzweifelt an.
 

„Weißt du, Bunny. Wir alle sind mittlerweile erwachsener geworden, wenn wir im Gegensatz dazu an früher denken. Früher hättest du ganz anders reagiert…“
 

„Was meinst du damit?“, schniefte Bunny und blieb zurückhaltend sitzen.
 

„Du hättest getobt. Deine Tränen … Es tut weh, dich so zu sehen. Aber es zeigt mir auch, dass Mamoru recht hatte. Du bist erwachsen und reifer geworden. Natürlich begehrt er dich mehr als jemals zuvor.“
 

„Er hätte mir das zeigen können, Motoki. Ihr hättet nicht wetten brauchen, wer eher Sex hat und wann nicht.“
 

„Ich weiß“, murmelte Motoki verzweifelt und raufte sich durch die Haare. „Mensch, Bunny. Wenn doch einer verstehen kann wie es ist, aufrichtig in jemanden verliebt zu sein, dann doch wohl du…“
 

„Wie soll ich dir und Mamoru jemals wieder vertrauen?“, hauchte Bunny und kämpfte erneut gegen ein Schwall Tränen an, der drohte über ihre Wangen zu laufen. „Es war für euch vielleicht eine lustige Woche, in der ihr auch viel gelacht habt nehme ich an, aber ihr habt bestimmt nicht daran gedacht, wie es wohl nach dieser Abmachung aussieht.“
 

„Nein, das haben wir wirklich nicht“, gestand Motoki und setzte sich aufrichtig an. Er beugte sich vor und sah Bunny fest in die Augen. „Hör mir zu. Ja, ich habe Gefühle für ihn. Aber ich würde es euch von Herzen gönne, wenn ihr wieder zusammen seid, weil ihr trotz allem meine besten Freunde seid. Ja, wir haben Fehler begangen, aber wir können sie nun nicht mehr rückgängig machen. Ich kann dir nur von meiner Seite aus sagen, dass ich die Zeit gerne zurückdrehen würde. Ich hätte dir all dies gerne erspart… Ich hätte auch mir all dies ersparen sollen… Ja, es tut mehr als weh, Mamoru einfach gehen zu lassen. Aber ich weiß, dass ihr zusammen gehört! Wer weiß das denn nicht…?“
 

Bunny hörte ihm aufmerksam zu, doch am Ende seiner Rede schüttelte sie ihren Kopf. „Das Vertrauen ist einfach weg, Motoki.“
 

„Bunny… Was ist das Wichtigste in deinem Leben?“
 

„Mamoru“, sagte sie, ohne zu zögern.
 

„Und du willst einer Liebe, die du für dein Leben brauchst, keine zweite Chance geben?“
 

„Was ist mit euch?“, wisperte Bunny und konnte ihre neuen Tränen dann doch nicht mehr aufhalten.
 

„Wir werden wieder die normalen, besten Freunde sein, die wir noch vor zwei Wochen sein konnten. Ich kann dir an dieser Stelle nur mein Wort geben, das zwischen mir und Mamoru nie wieder etwas laufen wird. Ich will nicht, dass du noch länger unter der Situation leidest. Ihr gehört zusammen, Bunny. Und das weißt du.“
 

Bunny stand mit wackligen Beinen auf. „Ich weiß nicht, ob ich das wirklich kann“, flüsterte sie. „Ich weiß nicht, wie ich ihm und dir verzeihen soll. Und ich weiß nicht einmal, was Mamoru will.“
 

Motoki stand ebenfalls auf. „Du kannst es, und du weißt es. Weil du ihn liebst. Geh bitte zu ihm, Bunny. Und bitte sprecht euch aus.“
 

„Es tut mir leid“, flüsterte Bunny. „Aber es tut einfach so weh.“
 

Motoki packte ihr Handgelenk und führte sie nach draußen an die frische Luft. Eine kühle Brise umspielte sie und zeitweise kämpfte sich die Sonne durch die grauen Wolken.
 

„Fehler sind menschlich, Bunny. Und Vertrauen kann wieder wachsen, wenn die Liebe dafür nur stark genug ist.“
 

„Wieso sagst du mir all das?“
 

„Weil ich mir für euch wünsche, dass ihr den Weg wieder zueinander findet.“
 

„Und das, obwohl du ihn liebst?“
 

Motoki schüttelte seinen Kopf. „Nein, nicht obwohl. Sondern weil ich ihn liebe.“
 

Sie wandte sich schluchzend ab, ließ ihn mit sich und seinen Gedanken alleine. Motoki sah ihr nachdenklich hinterher, nicht sicher, ob das Gespräch irgendetwas genützt hatte.
 

○ ●
 

Mamoru beeilte sich ins Crown zu kommen. Nur dort konnte Motoki auf die hirnrissige Idee gekommen zu sein und mit Bunny geredet haben. Er rannte regelrecht und stürmte in den Laden. Tatsächlich. Der Blondschopf saß in der hintersten Ecke und sah nachdenklich aus dem Fenster.
 

„Was hast du dir dabei nur gedacht?“, schrie er. Motoki sah überrascht auf und stieß sein Getränk um. Mamoru rannte auf ihn zu, packte ihn am Kragen und zog ihn nach oben.
 

„Was soll die ganze Scheiße nach gestern? Erst schlafen wir miteinander, dann bringst du mich den ganzen Tag um den Verstand und jetzt? Jetzt entscheidest du, wen ich wählen soll?“
 

„Wie hast du dir denn sonst die nächsten Tage vorgestellt? Sollte das ernsthaft so weiter gehen?“
 

„Nein, aber!“ Mamoru stieß einen Schrei der Verzweiflung heraus. „Was soll der Scheiß? Warum hast du mit Bunny geredet? Und was hast du ihr überhaupt gesagt?“ Er raufte sich durch die Haare und sah ihn hilflos an. „Was hast du Bunny gesagt?“
 

„Du hast dich doch sowieso für sie entschieden“, nuschelte Motoki. „Weil wir beide keine Chance hätten. Niemals. Also habe ich ihr gesagt, dass ich für euch verzichten werde, damit ihr eine Chance habt.“
 

Verzichten… Mamoru schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. Er wollte erst die Faust benutzen, aber das konnte er unmöglich vor den ganzen Kunden tun. Geschockt sah Motoki ihn an.
 

„Was ist denn in dich gefahren? Warum schlägst du mich?“
 

„Ich könnte grad noch viel mehr tun! Es ist immer noch mein Leben und meine Entscheidung! Ich hätte dir niemals weh getan! Wie kommst du auf die Idee?“, sagte Mamoru mit fester Stimme. „Was ist, wenn wir doch eine Chance gehabt hätten?“, flüsterte Mamoru und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. „Warum hast du mit Bunny geredet? Gott, Motoki… Du kannst ihr nicht irgendetwas auftischen, zu dem ich nicht bereit bin!“
 

„Was soll das heißen? Soll das heißen, du hättest dich für mich entschieden?“, fragte Motoki ungläubig und riss seine Augen auf.
 

„Du hast mir ja nicht einmal die Chance gegeben, darüber nachzudenken!“, rief Mamoru. Er sah ihn geknickt an. „Du kannst doch nicht einfach eine Entscheidung für mich fällen…“, flüsterte er und sah an ihm vorbei. Nein… Bunny stand unschlüssig im Türeingang. In Motokis Augen stieg Panik auf, seine Chance bei Mamoru achtlos aus den Händen gegeben zu haben, ohne sie genutzt zu haben. Er hob hilflos seine Hand, wollte um ihn kämpfen, doch dann erreichte Bunnys zerbrechliche Stimme
 

„Können wir reden, Mamoru?“
 

Die Sternspieluhr. All die Erinnerungen, die sie miteinander geteilt haben. Mamoru wandte sich verletzt und zerbrochen von Motoki ab.
 

„Es tut mir leid“, flüsterte er.
 

Und lief dann auf Bunny zu.

Tag 10 - Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos (2/3)

Mamoru spürte Motokis Augen, als er ihm den Rücken kehrte und zu Bunny ging. Sein Blick durchbohrte ihn regelrecht. Natürlich tat es weh. Natürlich wollte Mamoru am liebsten schreien und einfach zurück zu Motoki gehen, ihn durchschütteln und ihn fragen, was er sich dabei gedacht hatte. Aber er war selbst schuld, nicht wahr? Er hatte doch mit Bunny geredet. Er hatte ihn regelrecht in ihre Arme getrieben und es so gewollt.
 

„Drehen wir eine Runde?“, murmelte Mamoru. „Und reden ganz in Ruhe?“ Er sah sie an, blickte in ihre blauen Augen, die in schon so oft angesehen hatten. Dieses Mädchen hatte ihn zum Lachen gebracht, er hatte mit ihr geweint, ihre Hand gehalten, ihre Lippen gespürt, hatte sie in den Arm genommen, hatte mit ihr sowohl eine Vergangenheit hinter sich und eine Zukunft vor sich. Er hatte sie wirklich geliebt. Wirklich. Und alte Liebe rostete doch nicht, oder? Er berührte sanft ihre Fingerspitzen und zuckte zusammen, als er sah, wie viel Gefühl in ihrem Blick lag. Sie hatte ihn immer mehr als ihr eigenes Leben geliebt. Hatte er es wirklich verdient? Sie nickte und gemeinsam verließen sie das Lokal. Mamoru wagte es nicht für eine Sekunde nach hinten zu sehen, ließ Motoki ohne einen weiteren Blick ziehen.
 

Schweigsam durchquerten sie die Straßen. Bunny griff zaghaft nach seiner Hand und er verharkte seine Finger mit ihren. Er schluckte. Tausend Gefühle und Gedanken schossen durch seinen Kopf.
 

„Es tut mir so leid, Bunny“, flüsterte er. Sie wollte gerade ihren Mund öffnen, doch er schüttelte seinen Kopf. Als sie in einer ruhigen Nebenstraße gelangten, blieb er stehen und zog sie zu sich. Da stand sie also vor ihm. Die Unschuld in Person. In ihren Augen glitzerten Tränen. Am Anfang der Abmachung hatte er sich wirklich zu ihr hingezogen gefühlt. Er dachte an die Morgen, wo er stets glaubte, sie hätte absichtlich zu wenig an, an ihren gemeinsamen DVD Abend, an dem sie eingeschlafen war, an ihren Nachtspaziergang, an das Essen gehen, an den Kinobesuch. Es lief doch alles perfekt. So, wie man sich eine Beziehung gewünscht hätte. Er hätte nur noch ein wenig mehr Geduld haben müssen und dann hätte es auch mit der körperlichen Nähe funktioniert. Er hätte einfach nur Geduld haben müssen. Doch dann kam Motoki und hatte einfach seine gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Ihr Besuch in der Videothek, ihr Besuch im Zoo, die Ringe, die sie gemeinsam gekauft hatten für Bunny und an dem Tag hatte man sie wirklich für ein Paar gehalten, ihre leidenschaftliche Küsse… Ihre gemeinsame Nacht.
 

Motoki hatte seine gesamten Vorstellungen über den Haufen geworfen.
 

Seine Gefühle.
 

Einfach alles.
 

„Bunny, es tut mir wirklich leid“, setzte er erneut an. „Ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder gut machen soll. Jeder Mensch auf Erden wünscht sich wahrscheinlich so von einer Frau geliebt zu werden, wie du mich liebst. Ich hätte einfach mit dir darüber sprechen sollen, wonach ich mich sehne… Ich… Ich hätte mich nicht auf das einlassen sollen, was Motoki mir da vorgeschlagen hat. Und es tut mir wirklich so sehr leid, dass ich dir damit weh getan habe. Ich hätte niemals gedacht, dass sich das Ganze so rasant in diese Richtung entwickelt. Bitte, Bunny, du musst mir glauben. Es tut mir nichts mehr leid, als dir weh getan zu haben.“
 

Ja, es tat ihm leid, dass er Bunny verletzt und weh getan hatte. Es tat ihm leid, dass die Frau, die alles für ihn tun würde, so verletzt und einsam vor ihm stand. Er hasste sich selbst dafür, so mit ihren Gefühlen gespielt zu haben. Aber tat es ihm wirklich leid, was er mit Motoki erlebt und gefühlt hatte? Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er an seinen besten Freund dachte und vertrieb den Gedanken an ihn.
 

„Bunny, verzeih mir“, flüsterte er.
 

Welcher Weg sollte schon der Richtige sein? Woher sollte er es wissen? Motoki hatte ihn einst um den letzten Tanz gebeten. Aber es war Motoki, der sich wünschte, er würde diesen letzten Tanz mit Bunny vollführen. Motoki kannte ihn besser, als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Er kannte ihn in- und auswendig. Wenn er nicht wusste, was das Beste für Mamoru war, wer denn dann? Also glaubte Mamoru ihm. Und verließ sich darauf, dass es das einzig Richtige war, wieder mit Bunny zusammen zu kommen.
 

„Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüsterte Bunny gebrochen und sah ihn unter Tränen an. „Mamoru, du und Motoki… Er meinte zu mir, er kann für uns zurück stecken und mit seinen Gefühlen umgehen. Er meinte, er will wieder dein bester Freund sein, wie er es einmal war. Aber wie soll ich euch vertrauen? Woher soll ich wissen, dass du es auch kannst?“
 

Mamoru sah sie hilflos an, war überfordert, wollte sich in eine Welt retten, in der Gefühle nicht so kompliziert waren. „Natürlich bekommen wir das wieder hin“, redete Mamoru drauf los. „Bunny, wir haben Mist in den letzten Tagen gebaut. Aber warum sollte ich für die wenigen Tage in der letzten Woche, die ich mit Motoki verbracht habe, unsere ganze Beziehung aufs Spiel setzen? Bunny, wir gehören zusammen!“
 

„Mamoru, wer sagt dir das? Dein Herz? Deine Vernunft? Eine Stimme in deinem Kopf, die keinen Ausweg mehr kennt? Wenn du wirklich nur auf dein Herz hörst, was fühlst du dann?“
 

Mamoru schluckte seine Angst hinunter. Mit jedem Wort mehr hatte er Panik, sie für immer zu verlieren. Er griff nach ihren Händen und drückte sie. „Bunny, ich liebe dich! Ich hätte dir den Heiratsantrag nicht einfach so gemacht.“
 

Bunny sah ihn traurig an. „Es war Motokis Idee, nicht wahr?“
 

Mamoru runzelte seine Stirn. „Was redest du da?“
 

„Der Heiratsantrag. Das war auch Motokis Idee, nicht wahr? Genau wie die Abmachung. Und jetzt hier zu stehen und um mich zu kämpfen. Das war alles Motokis Idee.“
 

Natürlich hatte sie Recht. Mit jedem einzelnen Wort hatte sie so Recht. Erst jetzt wurde Mamoru bewusst, auf wie viele Sachen er sich eingelassen hatte, nur weil Motoki ihn in diese Richtung getrieben hatte. Was war, wenn er auch nur wegen ihm hier stand? Sein Herz schrie danach zu fliehen. Aber er konnte Bunny nicht endgültig verlieren. Er konnte einfach nicht.
 

Wie viel Schmerz sollte er ihr denn noch antun?
 

Manchmal musste man weniger an sich denken, um anderen nicht noch mehr zu schaden.
 

„Bunny, wenn ich dich nicht lieben würde, hätte ich dir weder den Heiratsantrag gemacht, noch würde ich hier stehen und um dich kämpfen, nur weil Motoki das gesagt hat.“
 

„Und wenn du mich wirklich lieben würdest, hätte es die Abmachung nicht gegeben.“
 

Mamoru starrte sie an. Wann war sie so erwachsen und reif geworden? Er strich über ihre Wange, fing ihre Tränen auf, bevor sie von den Wangen flossen. „Bitte, wirf wegen einem einzigen Fehler nicht alles hin. Ich weiß, dass es diese Abmachung nicht hätte geben dürfen.“
 

„Mamoru…“
 

„Bunny, bitte…“ Er zog sie zu sich heran und nahm sie in die Arme. „Ich will ohne dich nicht leben!“
 

Endlich brach das Eis. Bunny begann zu schluchzen, ließ sich von ihm auffangen, ließ all ihren Schmerz hinaus, der sich in den letzten Wochen angestaut hatte.
 

„Aus irgendeinem verrückten Grund kann ich ihn sogar verstehen“, schluchzte Bunny. „Denn welcher Vollidiot verliebt sich nicht in dich?“ Mamorus Herz krampfte sich zusammen. „Aber mit einer einzigen Entschuldigung kann nicht alles getan sein. Ich habe auch Gefühle, Mamoru. Und ihr habt sie maßlos verletzt. Ich bin erwachsen und reifer geworden. Glaubst du nicht, ich hätte mich nicht auch nach dir gesehnt?“ Sie löste sich von ihm und sah ihn herausfordernd an, aber wartete gar keine Antwort ab. „Ich würde dich so gerne hassen“, flüsterte sie verletzt. Mamorus Innere zerbrach.
 

Sie würde ihm nicht verzeihen können. Er hatte sie verloren. Die Angst stieg in ihm auf und nahm ihm die Luft zum Atmen. Er konnte und wollte ohne sie nicht leben. Nicht, als sie so vor ihm stand. Ihre Augen, die trotz des Schmerzes so viel Kraft und Ruhe ausstrahlten – ihr Wesen, ihr Charakter, ihr zerbrechlicher Körper, den er auf ewig beschützen wollte. Sie, die ihn einfach von der ersten Sekunde an schon immer verstanden hatte, für ihn da war und einen Halt spendete, sie, die das Licht in seiner Dunkelheit war – er wollte und konnte ohne sie einfach nicht leben! Wenn er sie jetzt gehen lassen würde, wäre er einfach ein Vollidiot.
 

Motoki war bereit gehen zu lassen. Also konnte er es auch, oder? Oder?
 

„Bunny“, wagte er sich vor, doch sie schüttelte vehement ihren Kopf: „Weißt du, ich kann Motoki nicht einmal böse sein, dass er sich in dich verliebt hat. Ich kann ihm nicht einmal böse sein, dass ihr euch körperlich angezogen gefühlt habt, weil ich ihn voll und ganz verstehen kann. Weil es mir verdammt noch einmal nicht anders ergeht. Ich will dich hassen, Mamo-Chan. Ich will dich nach allem, was du mir angetan hast, einfach hassen. Ich wünschte, ich könnte es. Aber egal, wie sehr du mir weh getan hast und wie sehr du mein Vertrauen missbrauchst hast… Ich sehne mich noch immer nach dir. Und ich vermisse dich.“
 

Mamoru ging erneut einen Schritt auf sie zu, aber Bunny wich ihm aus. Sie hob abwehrend ihre Hände: „Weißt du eigentlich, durch welche Hölle ich gegangen bin? Du hast mich betrogen, Mamoru. Mit deinem besten Freund. Du hast mir regelrecht den Boden unter den Fußen gerissen. Manchmal wünschte ich, wir würden wieder gegen irgendwelche Feinde kämpfen, weil der Schmerz, den du mir bereitet hast, größer war als alles andere, was ich jemals durchstehen musste. Ich verabscheue dich und Motoki dafür, dass ihr auf solch eine idiotische Idee gekommen seid. Aber weißt du, was ich noch viel mehr verabscheue?“
 

Hilflos schüttelte Mamoru seinen Kopf.
 

„Ich verabscheue mich dafür, dass ich dich nicht einfach in den Wind schießen kann. Ich wünschte, ich könnte dir eine Ohrfeige geben und dich aus meinem Leben streichen. Aber ich kann einfach nicht.“ Sie fing an zu zittern und langsam glitten Tränen von ihren Wange.
 

„So sehr ich auch will, ich kann nicht. Ich begreife nicht, warum ihr nicht nachgedacht habt. Aber ich… Mamoru, ich halte es ohne dich nicht aus. Ich sollte hier nicht stehen, sondern dich ein für alle Mal loswerden und mit einem gut aussehenden, reichen Mann nach Südamerika verschwinden und euch alle alleine lassen. Ich sollte jemanden nehmen, der mich nicht betrügt und erst Recht nicht mit seinem besten Freund. Ich habe Motoki gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich es kann… Ob ich verzeihen kann.“
 

Mamoru berührte sie zaghaft an der Wange und sie fing noch mehr an zu weinen. „Aber weißt du, was ich noch weniger kann? Dich gehen zu lassen. Und ich hasse mich dafür, dass ich dir nicht auf ewig sauer sein kann.“
 

„Ich liebe dich“, platzte es aus Mamoru heraus. Er griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich. Er nahm sie in die Arme, hielt ihren zierlichen Körper fest. Er wollte sie nie wieder loslassen. Er wollte sie bei sich haben, wollte das Leben mit ihr verbringen. Er wollte sie an seiner Seite haben und nichts auf dieser Welt würde ihn daran hindern können.
 

Motoki.
 

Gott, was ging nur in seinem Kopf vor? Was war, wenn Bunny Recht hatte, und er nur hier stand, weil er es ihm gesagt hatte? Den Antrag nur wegen ihm gemacht hatte?
 

War es nicht naiv, sich einer bekannten Liebe hinzugeben, nur weil es Gewohnheit war? Vorbestimmt? Was war, wenn sein Glück ganz woanders auf ihn wartete? In etwas Neuem?
 

Er schüttelte innerlich seinen Kopf. Nein, nein. Er wollte sie nicht los lassen. Nie wieder. Er wollte sie beschützen, er wollte bei ihr sein.
 

Er spürte, wie sich die Tränen langsam einen Weg über Bunnys Wangen kämpften. Als sie schluchzte und anfing zu zittern, löste er sich von ihr.
 

„Ich weiß nicht, ob es richtig ist hier zu sein“, flüsterte sie und schüttelte ihren Kopf. Sie presste ihre Fäuste auf die Augen, um die Tränen aufzuhalten, aber sie schaffte es nicht. „Ich weiß es wirklich nicht.“
 

„Bunny, du glaubst gar nicht, wie sehr ich die letzten Tage bereue, dir all das angetan zu haben. Ich liebe dich. In meinem ganzen Leben habe ich keinen Menschen so sehr geliebt wie dich.“ Er drückte ihre Hände nach unten und zwang sie, ihn anzusehen.
 

„Du bist mein Leben, Usagi Tsukino. Manchmal muss man einen verrückten Umweg gehen, um all dies zu realisieren, aber ich habe verstanden, was du mir bedeutest und was du mir immer bedeuten wirst. Ich habe in den letzten Tagen viele Fehler gemacht, aber ich habe auch viel dazu gelernt. Ich habe gelernt, was es heißt, einen Menschen wirklich vom ganzen Herzen und aufrichtig zu lieben. Ich habe es so sehr genossen, die Stunden mit dir zu verbringen, dir näher zu kommen. Ich habe es aus einem falschen Beweggrund gemacht, ja. Ich hätte mit Motoki nicht die Abmachung treffen dürfen, dass irgendjemand von uns besser im Verführen ist oder eben nicht. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Bunny, in deiner Nähe … Ich fühle mich gleichzeitig wohl und doch machst du mich einfach verrückt.“
 

Sprach er von sich beiden – oder von sich und Motoki? Er verdrängte ihn ein für alle Mal aus seinem Gedächtnis. Er war hier, um um Bunny zu kämpfen. Und sonst nicht zählte.
 

„Bunny, keinem Menschen auf der Welt außer dir würde ich dir mein Leben anvertrauen. Ich will bei dir sein und ich will mit dir zusammen sein. Weil alles, was ich wirklich brauche, du bist.“
 

Er legte ihr einen Finger unter das Kinn und hob ihren Kopf leicht an. „Ich bin ein Idiot und ich weiß das. Ich habe so viel falsch gemacht und es tut mir unendlich leid. Ich kann dich nur vom ganzen Herzen bitten, dass du uns noch eine Chance gibst und du mir verzeihen kannst. Ich erwarte auch nicht, dass du mir jetzt gleich um den Hals fällst und damit alles wieder in Ordnung ist, aber ich bitte dich, Bunny – bitte, gib uns noch eine Chance! Ich kann und will mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen können.“
 

„Mamoru, es hat so weh getan…“, hauchte sie zerbrochen. Mamoru strich ihr eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie einen Weg über ihr Gesicht finden konnte. Ihr verletzter Blick traf ihn härter als alles andere. Er schluckte seine Angst hinunter, dieses Mädchen für immer verloren zu haben. Er wollte sie nicht aufgeben. Niemals.
 

„Ich weiß. Ich kann dir nur sagen, dass es mir leid tut. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich und deine Gefühle weder benutzen, noch missbrauchen. Oh, Bunny, wenn du wüsstest, wie leid mir das einfach alles tut. Diese Abmachung war ein Fehler. Motoki und ich haben es beide eingesehen. Ich liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt. Ich werde mir niemals verzeihen können, dass ich dich betrogen habe. Aber ich werde es dir und uns nie wieder antun, eher würde ich mir die Hand abhaken.“
 

„Du meinst wohl etwas anderes abhaken“, flüsterte sie und rang sich zu einem zierlichen, zerbrechlichen Lächeln durch. Mamoru schluckte seinen Kloß im Hals hinunter und drückte sie fest an seinen Körper.
 

„Es tut mir leid“, wisperte er in ihr Ohr. „Wir haben uns zu einem großen Fehler hinreißen lassen. Ich bereue es wirklich. Ich bereue es aus tiefstem Herzen. Aber ich liebe dich, Bunny. Du bist die schönste Frau für mich, du bist der Part, der mich ergänzt, du bist das Wesen, das ich an meiner Seite brauche. Bitte, gib uns nicht auf. Ich liebe dich!“
 

Bunnys Hände suchten Halt in seiner Brust. „Ich liebe dich auch, Baka…“, murmelte sie.
 

Mamoru vergrub sein Gesicht in ihrem blonden Haar, presste ihren Körper an sich und bedeckte ihren Scheitel mit Küssen.
 

„Ich lasse dich nie wieder los, Usako…“
 

Doch in diesem Moment wurde er herum gerissen. „Fehler? Bereuen!?“
 

Mamoru schloss seine Augen, die sanfte Stimme erreichte seine Ohren. Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, wer ihn unterbrochen hatte. Verzweifelt öffnete er seine Augen und stand wie erwartet Motoki gegenüber. „Was machst du hier?“, murmelte er verstört.
 

„Ich bin euch gefolgt. Und ich habe jedes Wort gehört“, flüsterte er so leise, dass nur Mamoru ihn hören konnte. Mamorus Herz hämmerte wie wild. Jedes Wort…
 

„Mamo…“ Bunny griff nach seiner Hand und sah an ihm vorbei, blickte Motoki ins Gesicht. „Hey…“, murmelte sie überfordert. „Ich… Ich habe mit ihm geredet, wie du gesagt hast“, flüsterte sie.
 

„Ja…“ Motoki trat einen Schritt nach hinten. „Ja, das freut mich für euch. Ich wünsche euch alles Gute.“
 

Er wandte ihnen den Rücken zu.
 

Fehler.
 

Bereuen.
 

Mamoru ging dieser verletzte Ton nicht mehr aus dem Kopf. Er blickte abwechselnd zu Bunny und dann zu Motoki, ließ das Gespräch mit Bunny Revue passieren, dachte an die Woche. Nein, es war einfach zu viel ungeklärt, als einen von beiden so verletzt gehen zu lassen.
 

„Nein, Motoki, warte noch! Ich muss euch etwas sagen - beiden! Damit das hier endlich ein richtiges Ende findet.“
 

Motoki drehte sich voller Hoffnung zu ihm. Seine Augen bettelten und flehten ihn regelrecht an.

Und auch in Bunnys Blick lagen die Hoffnung und die Sehnsucht.
 

Und Mamoru ließ endlich, endlich sein Herz sprechen.

Tag 10 - Zeit heilt alle Wunden (3/3)

„Hört zu, so geht das nicht weiter. Die letzten zehn Tage waren einfach das reinste Chaos.“
 

Bunny griff mitfühlend nach seiner Hand, doch er schüttelte leicht seinen Kopf. „Nein, bitte, hört mir erst zu. Es tut mir leid, wie sich alles entwickelt hat. Ich weiß bis heute nicht, warum ich mich auf diese Abmachung eingelassen habe.“
 

Weil du wolltest, flehten Motokis Augen stumm, doch sein Blick blieb unerwidert.
 

„Jedenfalls ist es ein Fehler, den ich nicht mehr rückgängig machen kann und das Einzige, was wir jetzt machen können, ist es mit den Folgen zu leben und alles wieder normal werden zu lassen.“
 

Motoki biss sich bei diesen Worten auf die Unterlippe. Und ihm wurde mit einem Schlag bewusst, dass er sich die Suppe selbst eingebrockt hatte – er hatte Mamoru verführt, ja. Aber er hatte ihn auch immer wieder, und vor allem am Ende, zurück in Bunnys Arme getrieben. Er hätte ihm die Entscheidung nicht abnehmen dürfen. Verzweiflung zerriss sein Herz.
 

„Ich… Ich kann für drei Tage Ausflug in eine andere Welt nicht mein ganzes Leben aufgeben, Motoki. Ich kann für drei Tage nicht eine Beziehung aufgeben, die ich schon ein Leben lang habe.“ Mamoru drehte sich zu ihm und sah ihn hilflos an. „Bitte, versteh das doch“, flüsterte er so leise, dass nur er es hören konnte.
 

„Tu mir das nicht an“, murmelte Motoki und kämpfte gegen seine Tränen an. „Bitte, bitte tu mir das nicht an.“
 

„Aber du hast es doch auch so gewollt“, sagte Mamoru leise, doch dann brach seine Stimme weg und der Schmerz erfasste ihn. In Motokis Augen standen die Tränen. Er wollte etwas sagen, er wollte ihn aufhalten, er wollte ihn für sich gewinnen. Er wollte mit ihm zusammen sein und der Welt beweisen, dass eine vorherbestimmte Liebe nicht jene sein musste, die man auch wirklich wollte. Mamoru sammelte seine Kräfte.
 

„Ich liebe Bunny.“ Seine Stimme wurde fester und er griff nach ihrer Hand. „In der Vergangenheit, heute, in der Zukunft. Mir wird immer wieder erneut bewusst, was ich für diese Frau empfinde.“
 

Bunnys Augen besänftigen sich. In Motoki wütete der Sturm.
 

Das kann doch nicht alles sein, wollte er ihm sagen. Für dich waren es nur drei Tage, aber für mich war es die Welt.
 

„Ich kann nur hoffen, dass Bunny mir verzeihen kann. Ich will damit nicht sagen, dass mir die drei Tage egal waren, sie sind passiert und sie stehen nun zwischen uns. Motoki, einst sagtest du, du könntest die Gefühle für uns alle in den Griff bekommen. Wir könnten wieder die beste Freunde sein. Ja, die Tage sind passiert, das kann ich auch nun nicht mehr ändern. Aber der Mensch, mit dem ich zusammen sein will, ist Bunny. Es war schon immer so.“
 

Das kannst du nicht, schwirrte es ihm durch den Kopf. Nur weil es so sein soll, kannst du dich nicht für sie entscheiden.
 

„Ich habe dir schon immer vertraut, Motoki. Und als du meintest, ich solle um Bunny kämpfen… Da war ich mir erst recht sicher.“ Mamoru zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich.
 

Motoki stand wie ein Häufchen Elend da. Er hätte schreien sollen, nicht wahr? Hätte sie anschreien sollen, wie unfair diese Situation war. Er hätte ihn durch schütteln sollen und ihm sagen, dass er endlich seine Augen aufmachen sollte. Nur weil es schwierig war, nur weil es voller Hindernisse war, war es doch nicht unmöglich, dass sie eines Tages zusammen sein würden. Gott, Mamoru konnte ihm das einfach nicht antun. Denn egal wie oft Mamoru beteuerte, dass er ganz genau wusste, wen er wollte… Egal wie oft er behauptete, dass er Bunny liebte. Motoki kannte ihn. Und er sah in seien Augen, dass es nicht die Wahrheit war, dass er wie Motoki gerade die Hölle durchlitt. Warum hatte er sich für den einfachsten Weg entschieden? Motoki starrte ihn an. Wut, Trauer, Hilflosigkeit. Mamoru konnte seine Worte einfach nicht ernst meinen.
 

Aber er war selbst schuld, nicht wahr? Er hätte ihn nicht zum Heiratsantrag bewegen dürfen. Und am Ende hätte er nicht mit Bunny reden dürfen. Mamoru ging den Weg, den Motoki geebnet hatte.
 

Er war selbst schuld.
 

„Ich möchte, dass am Ende alles wieder okay ist“, flüsterte Bunny und sah abwechselnd zu Motoki und Mamoru. „Wenn ich bereit bin zu verzeihen, dann möchte ich euch wieder als die besten Kumpels sehen, die ihr immer wart. Möchte euch vertrauen können, wenn ihr zu zweit unterwegs seid…“
 

Motoki hielt die Schmerzen kaum aus. „Das wirst du können“, flüsterte er. „Bunny, ich stehe zu meinem Wort. Nicht nur Mamoru ist mein bester Freund, sondern du auch meine beste Freundin. Erinnerst du dich an unser Gespräch? Du sagtest mir, Mamoru sei das Wichtigste in deinem Leben. Und ich habe dir mein Wort gegeben, dass zwischen mir und Mamoru nie wieder etwas laufen wird.“
 

Er holte tief Luft. Vertrieb die Tränen und Ängste aus seinen Gedanken.
 

Er war doch selbst schuld.
 

„Vertrauen kann wachsen, wenn die Liebe stark genug ist. Weißt du noch, als ich dir das gesagt habe?“
 

Bunny nickte schwach, selbst den Tränen nahe.
 

„Und ich habe dir gesagt, dass ich bereit dazu bin. Bereit bin, gehen zu lassen. Weil ich weiß, dass ihr zwei zusammen gehört. Und all das kann ich nicht, obwohl ich Mamoru liebe – sondern weil.“
 

Mamoru schluckte. Für einen kurzen Augenblick ließ er Bunnys Hand los und drehte sich zu ihm, doch im gleichen Atemzug ging er einen Schritt nach hinten und sie griff wieder nach seiner Hand.
 

„Es wird wieder normal. Es wird ein wenig dauern, aber dann ist alles wieder okay zwischen uns ist. Ihr gehört zusammen und könnt die Beziehung wieder genießen. Und ich und Mamoru können wieder die besten Freunde sein. Es soll so sein, nicht wahr? Und es wird wieder so sein.“
 

Mamorus Kloß im Hals wurde größer. Zweifel nagten an ihm. Nicht wegen der Gefühle zu Bunny, sondern ob der Weg, den sie eingeschlagen waren, der Richtige war. Aber Motoki sagte es doch selbst, Motoki hatte diesen Weg doch erst geebnet.
 

Aber… Mamoru sah ihn an. Sie fixierten sich gegenseitig. Bis Mamorus Innere aufgab.
 

„Ja, so ist es am Besten. Ich liebe Bunny und will mit ihr zusammen sein.“
 

Und in diesem Moment gab auch Motoki auf. Drei Tage waren es für Mamoru wohl nicht wert, um zu kämpfen. Sein Herz zerbrach in Stücke, als er Mamoru anlächelte – zum letzten Mal, zum Abschied. Der letzte Tanz sollte ihnen einfach nicht gehören. Egal, wie sehr er es sich gewünscht hätte.
 

Bunny ließ Mamorus Hand los und lief auf Motoki zu. Und in diesem Augenblick stach das naive, unschuldige Mädchen hervor. Und auch Motoki wurde klar, dass er sie einfach nicht verletzen konnte.
 

Weinend ließ sie sich von ihrem besten Freund in die Arme ziehen.
 

„Danke, Motoki“, hauchte sie.
 

Motoki schloss sie in sie Arme, sah an ihr vorbei zu Mamoru. Gab nach. Er schloss seine Augen und umarmte sie.
 

„Nicht dafür, kleine Bunny.“
 

○ ●
 

Motoki kickte gedankenverloren einen Stein vor sich her. Die Leere, das Chaos, das Haltlose. Das Leben zog an ihm vorbei. Wieder einmal. Um ihn herum hechteten die Menschen durch die Straßen, die Einkaufstüten prall gefüllt, die einen telefonierten, die anderen unterhielten sich mit ihrem Begleiter. Autos hupten, Vögel – Wind – Natur? Nichts von alldem hörte er. Er hörte den Verkehr, die quietschenden Reifen, das Gerede der Menschen, Fahrradreifen, die über den Asphalt rasten, das Piepen von Ampeln, das Klingeln von Handys. Er schluckte seine Unsicherheit hinunter, als er dem regen Trubel zusah. Er fühlte sich hilflos. Nicht angekommen. Allein. Die Zeit lief an ihm vorbei, ohne, dass er sie aufhalten konnte.
 

Wie sollte er sich dem rasenden Leben nur stellen können, wenn er seinen Platz verloren hatte?
 

Er hätte ihn nicht in ihre Arme treiben dürfen. Er hatte verzichtet, obwohl er nicht im Ansatz dazu bereit war. Ja, man sollte zu seinen Freunden stehen, es sollte die Freundschaft sein, die einem wichtig sein sollte, die fürs Leben hielt. Und beide waren seine besten Freunde.
 

Aber es tat weh. Es tat so unendlich weh.
 

Er hatte ihnen gesagt, dass er es konnte. Aber wie? Wie sollte er seine Gefühle einfach so in den Griff kriegen? Er strich sich die Tränen aus dem Gesicht, ehe sie von seinen Wangen flossen. Er musste es einfach können. Der Freundschaft Willen. Dann würde es auch allen wieder gut gehen … Es war von Anfang an klar, dass er den Kürzeren bei der ganzen Sache ziehen würde. Er hatte doch nicht ernsthaft daran geglaubt, dass …
 

„Leb wohl“, flüsterte er und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge. Es würde wieder alles normal werden, wenn sie sich nur die Zeit gaben. Die Zeit... Die Zeit würde seine Wunden schon heilen. Es war das Einzige, worauf er hoffen konnte. Und dann würde er Mamoru wenigstens als besten Freund halten können.
 

Und er war selbst schuld, nicht wahr?
 

○ ●
 

Bunnys und Mamorus Finger waren fest ineinander verharkt, als sie sich langsam auf dem Weg nach Hause machten. Mamoru konnte noch immer nicht glauben, welchen Wahnsinn ihn die letzten zehn Tage heimgesucht hatte und dass dieser wohl endlich ein Ende genommen hatte. Er lächelte glücklich, als Bunny sich bei ihm einharkte und ihren Kopf gegen seinen Arm schmiegte.
 

„Ich bin froh, dass wir endlich wieder zueinander gefunden haben. Die letzten Tage waren grausam ohne dich.“
 

„Ja…“ Mamoru strich ihr abwesend durchs Haar. „Deine Spieluhr ist noch immer bei mir.“
 

Bunny lächelte leicht. „Stimmt. Ich wusste mir echt nicht mehr zu helfen. Ich war so verzweifelt, als dass alles passiert ist. Gott, ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir uns nicht…“ Sie brach ab und blieb stehen. Glücklich drehte sie sich zu ihm. „Ich weiß, warum Motoki unser bester Freund ist“, sagte sie und blickte ihn ernst an. „Weil er immer Herr über der Lage ist und weiß, was am Besten ist.“
 

Mamorus Herz zog sich zusammen. „Ja, er kann zwar auch auf idiotische Ideen kommen, aber im Endeffekt…“
 

„Wenn er nicht mit mir geredet hätte, was wäre dann passiert?“
 

Mamoru sah ihn ihre blauen Augen. Und sein Herz klopfte beruhigt. „Ich hätte so oder so um dich gekämpft“, meinte Mamoru. Bunny lächelte ihn an.
 

„Ich bin so, so froh… Meinst du, wir kriegen das hin? Und dass es wieder normal mit Motoki wird?“
 

„Klar… Wir brauchen zwar alle Zeit, aber wir schaffen das.“
 

Mamoru umrahmte mit beiden Händen ihr Gesicht. „Ich liebe dich, Bunny“, murmelte er und meinte jedes Wort genau so, wie er es sagte. „Ich liebe dich wirklich. Und ich verspreche dir, dir nie wieder weh zu tun. Du warst es schon immer, und du bist und bleibst der Mensch, den ich für mein Leben brauche.“
 

Bunny stellte sich leicht auf den Zehenspitzen. „Ich liebe dich auch, Mamoru.“
 

Und dann verschmolzen sie zu einem innigen Kuss.

Epilog

Da die FF schon fertig war, konnte ich sie recht flott online setzen. Ich hoffe, der eine oder andere hatte Freude am letzten Tanz und Spaß beim Lesen ♥! :)
 

---
 

„Du machst Witze!“

Das Tanzlokal war komplett gefüllt. Mamoru starrte seine Freundin an, mit der er an einem Tisch in der hintersten Ecke saß. Plötzlich wurde dem Studenten ganz heiß. Vor einiger Zeit hatte hier der Wahnsinn mit Motoki begonnen, jetzt endete er am gleichen Ort mit Bunny.

„Ich meine das ernst“, gluckste Bunny und reichte ihm ein weiteres Bier. „Du wirst dich nicht wehren können.“

„Hör auf damit!“, sagte Mamoru kopfschüttelnd und schob ihr das Bier wieder zu. Dejávu. Aber vom Feinsten. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er den beiden eine Absprache vorgeworfen.

„Und Motoki hat dich nicht zufällig auf diese Idee gebracht?“

„Schon vergessen, dass er dich auf komische Ideen bringt? Das war dieses Mal ganz alleine meine Idee.“

Misstrauisch verengte Mamoru seine Augen zu Schlitzen. „Ich kann ihn anrufen und fragen!“, drohte er ihr. Motoki… Er ist und war sein bester Freund. Natürlich konnten beide noch nicht so schnell vergessen, was zwischen ihnen vorgefallen war, auch wenn sie sich alle Mühe gaben, für Bunny wieder das lockere Verhältnis zwischen ihnen aufrecht zu erhalten. Es war schwer, ja. Aber Mamoru und Motoki waren sich beide sicher, dass sie eines Tages dazu wieder in der Lage sein würden.

„Brauchst du nicht, er wird dir nur sagen, dass die Idee zwar nicht von ihm kommt, aber gut ist.“

„Ihr habt euch doch abgesprochen!“ Unsicher sah er nach links und rechts und hoffte, dass ihnen niemand zuhörte. Auf was für eine Idee sie da kam!

„Im Ernst, Bunny… Du bist dir damit sicher?“

„Warum sollte ich mir nicht sicher sein?“

Mamoru sah sie an, als sei sie von allen guten Geistern verlassen.

„Drei Tage“, sagte sie und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Cocktail. „Drei Tage halte ich dich hin. Und werde dich wahnsinnig im Bett machen. Eure Abmachung wird nichts dagegen sein.“

„Bunny… Wir können uns alle Zeit der Welt lassen.“

Bunny beugte sich grinsend vor. „Vor zehn Tagen klang es so, als würde dein kleiner Freund binnen einer Woche platzen, wenn er nicht zum Zug kommt.“

„Es muss einfach Motokis Idee gewesen sein.“

Bunny schüttelte lachend ihren Kopf. „Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, Mamoru. Was ihr könnt, kann ich schon lange. Ich werde dich nun um den Verstand bringen.“

„Das ist fies. Und wenn wir beide während der drei Tage schwach werden?“

„Werden wir nicht, dafür werde ich schon Sorgen.“

„Ich werde durch die Hölle gehen, Bunny. Du kannst mich nicht drei Tage lang geil machen und dann nie dran lassen“, maulte Mamoru. Ein neues Lied setzte ein. Bunny stand auf und reichte ihm die Hand.

„Das hast du nach allem nur verdient!“ Bestimmend ließ er sich von ihr vom Stuhl nach oben ziehen.

„Ich werde dich verführen. Und dieses Mal wirst du dich nicht dagegen wehren können. Die nächsten drei Tage habe ich dich in der Hand und dann…“

„Und dann?“, murmelte Mamoru atemlos und ließ sich von ihr auf die Tanzfläche ziehen.

„Dann, mein Lieber, wirst du dich niemals wieder von jemanden zu einer Abmachung hinreißen lassen müssen. Denn ich quäle dich drei Tage und dann haben wir unseren Sex… Und du wirst nie wieder daran denken, dass du dich jemals von einem anderen hast verführen lassen.“

„Bunny, du machst mich wahnsinnig.“

Sie lächelte und gab ihm einen Kuss. „Das habe ich doch schon immer, oder? Dürfte ich um einen letzten Tanz für heute Abend bitten?“

Verdattert ergriff Mamoru ihre Hand, bewegte sich zum Takt der Musik. Noch so eine Abmachung... Aber ja, den letzten Tanz würde er eindeutig mit Bunny vollenden...
 

---
 

Eine "Fortsetzung" (auch verständlich, ohne den Letzten Tanz zu kennen) gibt es hier zu lesen: http://www.fanfiktion.de/s/51a340d500004ef82f4a1364

Auch für anonyme/nicht angemeldete User zu sehen :)

Zu lesen gibt es dort die Abmachung von Bunny, von der zuletzt die Rede ist!



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kathy2710
2023-12-22T16:28:52+00:00 22.12.2023 17:28
Ich hoffe ich werde nicht gleich zerfleischt 🥺 aber ich persönlich hätte mich sehr für Mamuro und Motoki gefreut. Ich hatte so gehofft das er sich für Ihn entscheidet 😭
Von:  Lunata79
2023-07-27T19:14:42+00:00 27.07.2023 21:14
Habe die FF nach langer Zeit mal wieder gelesen.
Bin immer noch der Meinung, dass Mamoru besser mit Motoki hätte zusammenkommen sollen.

Übrigens in Kapi 8: Wieso sagt Bunny "Kenji" zu ihrem eigenen Vater?

Lg
Lunata79
Von:  Lunata79
2014-10-13T10:46:09+00:00 13.10.2014 12:46
Nette FF.
Hätte mir fast gewünscht, dass Mamoru doch mit Motoki zusammenkommt.
Wäre zumindest mal was anderes gewesen. Schließlich war Bunny ja schon verletzt und von Mamoru getrennt. Den beiden Jungs hätte also nichts im Weg gestanden.

Lg
Lunata79
Von:  KC8
2014-04-15T16:27:18+00:00 15.04.2014 18:27
Schön mal ein anderes Pairing zu
Lesen, obwohl es am Ende doch wieder
ein bunnyxMamoru geworden ist. Schade eigentlich,
ich fand motokixmamoru auch sehr überzeugend :-).

KC8
Von:  bunny144
2014-03-15T20:04:14+00:00 15.03.2014 21:04
Das klang ja so als sei Motors schwur oder so
Antwort von:  bunny144
15.03.2014 21:05
Sory ich meine schwul
Von:  Logi86
2013-06-20T10:07:50+00:00 20.06.2013 12:07
Die Fortsetzung gibt es die auch bald auf hier zu lesen?
Antwort von:  -Menami-
20.06.2013 18:55
Jaa, die poste ich auch hier im Laufe der Woche :) ♥ Sie wird dann "Bunnys Tanz" heißen! :)
Antwort von:  Logi86
20.06.2013 19:33
cool freut mich schreibst du hier dann rein mit link? dann sehe ich das un kann es in meine favo liste stopfen
Antwort von:  -Menami-
20.06.2013 19:36
Ja klar, kein Problem :))
Antwort von:  Logi86
20.06.2013 19:37
danke
Von:  usako-chan1812
2013-06-18T08:37:03+00:00 18.06.2013 10:37
Toller Abschluss deiner ff bin froh das bunny und mamoru sich doch noch gekriegt haben :-)
Antwort von:  -Menami-
20.06.2013 18:55
Vielen, vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren ♥!
Von:  DoppelWhopper
2013-06-12T11:53:57+00:00 12.06.2013 13:53
nice. :)
Von:  Logi86
2013-06-08T21:02:51+00:00 08.06.2013 23:02
Jetzt eine Pause????
Man ich werdew noch verrückt hier.
Bin auch echt gespannt was Mamoru antwortet.
Von:  Usagi-Mamoru
2012-09-25T13:32:10+00:00 25.09.2012 15:32
Na was haben denn da meine Entzündenen Augen gesehen? HIHI die FF ist einfach so genial, mach weiter so.

LG
Usagi-Mamoru


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