Ein letzter Tanz von -Menami- ================================================================================ Kapitel 10: Tag 5 - Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht (2/2) ------------------------------------------------------------------------------------------------------ „Hm?“ Bunny sah noch immer müde aus und sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. Jetzt wäre ein Zeitpunkt gewesen, um seine dämliche Aussage wieder zurück zu ziehen und so zu tun, als wäre es ein Hustanfall, den sie gehört hatte, aber er war einfach zu treudoof, als es unter den Tisch zu kehren. „Kuss“, wiederholte er nur und klang wie ein Schuljunge, der von seiner Lehrerin ausgeschimpft wurde und sich nun schämte, überhaupt noch irgendetwas zu sagen. „Kuss?“, wiederholte Bunny ratlos und nur langsam verstand sie, worauf er hinaus wollte. „Kuss. Du. Motoki. Hm?!“ Sie riss ihre Augen auf und starrte ihn an. „Ihr habt euch geküsst???“, wollte sie entsetzt wissen und aus ihrem Gesicht wich jegliche Farbe. Okay, Mamoru. So viel dazu. Deine Freundin morgens zu wecken und sie zu überraschen – das war eine Spezialität von ihm. Aber dass das erste, was er zu ihr sagte, so etwas Dummes war, war Premiere für ihn. Also, nichts, worauf er stolz sein konnte, versteht sich. Er tätschelte sich etwas unbeholfen den Hinterkopf und Bunny rappelte sich nun endgültig auf. „Sag mir, dass ich mich verhört habe!“, murmelte sie und näherte sich ihm bedrohlich. Ihre Augen glühten vor Feuer. In einer anderen Situation hätte er es wahrscheinlich genossen, denn er liebte das Feuer und Brodeln in ihren Augen, das ihn jedes Mal um den Verstand brachte. Welche Optionen blieben ihm also? Wegrennen war unmöglich (sie wäre nämlich einmal in ihrem Leben schneller als Mamoru und zwar heute). Leugnen war wahrscheinlich zu spät (er hätte beim Husten bleiben sollen). Es todernst besprechen, würde sein Untergang bedeuten (hinterher glaubte sie noch, er würde etwas von Motoki wollen und eine homosexuelle Seite wollte er sich trotz aller unartiger Gedanken, die er in den letzten Tagen hatte, nicht andichten lassen). Es auf die witzige Schiene schieben (immerhin war die Abmachung auch ein Witz). „Nein?“, fragte Mamoru so kleinlaut wie möglich. Er klang wie ein fiepender Welpe. Eigentlich die beste Voraussetzung, dass sie nicht vollkommen ausrastete, oder? Oh, Gott, bitte! „Ihr habt euch geküsst?! Mamoru!“ Bunny schüttelte ungläubig ihren Kopf. Er hätte sie weiter schlafen lassen sollen, das war ihm jetzt auch klar, aber was sollte er machen? Die Zeit zurück drehen konnte er dann doch nicht. „Es war dumm und aus der Laune heraus! Du hast Minako mit Sicherheit auch schon einmal geküsst, oder? Bei Mädchen ist es doch normal, dass sich die besten Freundinnen küssen, da dachte ich… Ach, egal, was ich dachte! Er ist mein bester Freund und ich habe ein mega mieses Gewissen. Ehrlich!“ Er hob abwehrend seine Hände. „Ich glaube echt, mich tritt ein Pferd!“, murmelte Bunny. Sie wollte böse sein. Aber er sah auch ein ungläubiges, fast vergnügtes Lächeln, das sie versuchte zu unterdrücken. Was zur Hölle war daran denn jetzt so witzig? „Lachst du mich aus?“ „Nein“, sagte Bunny so ernst wie möglich, doch dann lachte sie los und hielt sich den Bauch. „Sorry, aber ich habe dir gerade offenbart, dass Motoki und ich…“ – „Es ist das Beste! Darf ich das bitte den Mädchen erzählen?“ „Willst du mich auf den Arm nehmen?“ Bunny strich sich die Tränen aus den Augen, die vor Lachen geflossen waren und bemühte sich, Mamoru ernst anzusehen. „Du bist ein Idiot“, flüsterte sie. „Ich liebe dich! Und du bist diejenige, mit der ich zusammen sein will“, murmelte Mamoru und griff nach ihrer Hand. Bunny sah ihn mit ihren großen Augen an und lächelte leicht. „Ich weiß“, sagte sie leise und ließ sich in den Arm nehmen. „Darum glaube ich dir, dass es wirklich aus einer Laune heraus war und nur unter Freunden passiert ist.“ „Wirklich?“ „Wirklich…“ Erleichtert drückte er sie an sich. Wie sehr er sie einfach liebte, wie sehr sie einfach sein Herz berührte. „Und ich dachte schon, du wirst mich wegen der Abmachung umbringen.“ „Abmachung?“ Erst jetzt machte es in Mamorus Kopf Klick. Gott verdammter Mist! Wie bescheuert war er eigentlich?! Das durfte jetzt echt nicht sein Ernst sein! „Was für eine Abmachung?“, fragte Bunny und löste sich aus der Umarmung. Jetzt saß die Liebe seines Lebens vor ihm, unschuldig, liebevoll, einfach umwerfend. Zuvor hatte sie den Kuss auch noch mit Humor genommen und jetzt? Mamoru hatte sich gerade wirklich sein eigenes Grab geschaufelt. Verzweifelt suchte er nach einer Lösung, aber er konnte es drehen und wenden wie er wollte, Bunny saß mit ihrem fragenden Blick vor ihm und wartete auf eine Antwort. Egal wie oft er versuchte zu blinzeln und zu hoffen, dass es ein Traum war und er gleich wieder aufwachte - nichts dergleichen geschah. Wunder geschahen eben nie, wenn man sie gerade brauchte. „Abmachung?“, fragte Mamoru scheinheilig nach und wollte wieder nach ihrer Hand greifen, doch dieses Mal zog sie diese weg und hielt ihre Hand bedrohlich in der Luft. Wieso sah sie so scharf aus, wenn sie sauer war? Sie wirkte einfach reif… Aber es war wohl der falsche Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. „Du meintest etwas von einer Abmachung“, murmelte sie leise. Ihr Unterton war eindeutig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie explodieren würde und sie würde es ungern vor Mamoru wollen. Und Mamoru wusste ganz genau, wie diese Explosion aussehen würde. Sie würde weinen. Anstatt all ihren Frust und ihre Wut vor ihm herauszulassen, würde er gehen sollen und sie würde schlicht und ergreifend weinen. Und das wollte er ihr nicht antun. Sich gegen die Wahrheit wehren konnte und wollte er jetzt sowieso nicht mehr… Sie hatte verdient zu wissen, mit welchem Idioten sie zusammen war. Und er musste ehrlich sein. Wenn er sie einmal belog, würde sie ihm nie wieder vertrauen und das wollte er nicht riskieren. Also, wie beschrieb er am besten die Abmachung? Oder besser gesagt, wie erklärte er es ihr? „Ach, Abmachung“, stammelte Mamoru unter den brechenden Blicken von Bunny, die langsam wieder ihre Hand sinken ließ. „Wir hatten da so eine, aber nicht der Rede wert!“ „Nicht der Rede wert? Was hat überhaupt dieser idiotische Kuss damit zu tun?“ Jetzt war der Kuss schon nicht mehr witzig und eine lustige Story bei den Mädchen wert, sondern idiotisch. Langsam wurde es gefährlich. Mamoru nahm all seinen Mut zusammen. Aus der Sackgasse würde er sowieso nicht rauskommen. Komm schon, sei ein Mann und steh zur Wahrheit! „Nun, wir haben da diesen Abend etwas zu viel getrunken.“ – „Und?“, fragte Bunny nach und hob ihre Augenbrauen argwöhnisch nach oben. „Mir ist rausgerutscht, dass wir keinen Sex haben, dann hat Motoki vorgeschlagen, dass alles innerhalb einer Woche zu regeln indem wir diese Abmachung machen, entweder ich verführe dich oder er mich, hauptsache, mein sexueller Frust hat sich nach der Woche verabschiedet und jetzt sind noch zwei Tage übrig…“ Er sprach und sprach und sprach, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. Währenddessen riss Bunny entsetzt ihre Augen auf, öffnete empört ihren Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut und stand zitternd auf. „Was zur Hölle ist denn in dich gefahren? Hast du mich deswegen so im Kino angefasst? Gott, und ich wollte auch noch an dem Abend mit dir schlafen!“ „Wolltest du?!“, fragte Mamoru glücklich, schloss aber sofort unter den verzweifelten Blicken von Bunny seinen Mund. „Ich habe mir langsam echt vorstellen können, so etwas mit dir zu genießen, weil wir zusammen älter geworden sind! Ich habe mich darauf gefreut, dir auch anders zu zeigen, wie viel du mir bedeutest. Aber weil ich dich liebe! Und nicht wegen so einer dämlichen Abmachung!“ Sie bewarf ihn mit einem Kissen. Es hätte eindeutig schlimmer kommen können. Mamoru stand auf und hob abwehrend seine Hände. „Bunny, bitte. Du weißt doch, dass ich dich liebe…“ – „Du darfst gehen.“ – „Jetzt sei doch nicht so…“ – „Nicht so sein!? Gott, geh doch zu Motoki und hab Sex mit ihm, damit du diese Abmachung endlich aus deinem Kopf bekommst und wieder normal wirst!“ Sie wollte schreien, das wusste er. Sie wollte auch hysterisch sein und wütend werden. Aber es war Bunny. Und das konnte sie einfach nicht. Stattdessen stand sie wie ein Häufchen Elend vor ihm und kämpfte gegen ihre Tränen. Er war solch ein Idiot. Mamoru wurde von ihr nach draußen geschoben und da stand er nun an der frischen Luft. Er bezweifelte, dass sie die letzte Aussage ernst gemeint hatte und ihm quasi erlaubt hatte, mit Motoki ins Bett zu gehen. Er stand etwas unschlüssig vor Bunnys Haustür. Gemütliche zählte er bis drei - mit einem Kissen an den Kopf schien er ja recht glimpflich davon gekommen zu sein – und klingelte noch einmal an. Er konnte und wollte es nicht so stehen lassen. „Was willst du jetzt noch?“, fragte Bunny. Sie weinte. Sie war aufgelöst. Mamorus Herz zerbrach bei diesem Anblick. Doch Bunny beobachtete Mamoru nicht länger und sah an ihm vorbei. Scheinbar hatte sie etwas entdeckt, was interessanter war als er. Mamoru drehte sich um und folgte ihrem Blick. Na, klasse. „Und was zur Hölle willst du hier, Motoki? Ihm noch mehr Flausen in den Kopf setzen?“, murmelte Bunny und strich sich die Tränen aus dem Gesicht. Mamoru sah seinen Freund an. Das Chaos war hiermit also perfekt. Ein Aufeinandertreffen zu dritt?! Der eine stammelte vor sich hin, der andere war glücklich, dass er mit einem Kissen getroffen wurde und nicht mit einer Vase und seine geliebte Freundin hatte er zum Weinen gebracht. Das konnte ja was werden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)