Ein letzter Tanz von -Menami- ================================================================================ Kapitel 5: Tag 3 - Faustdick hinter den Ohren (1/1) --------------------------------------------------- Mamoru wachte mit Kopfschmerzen auf. Ein besonders gutes Zeichen war das nun wirklich nicht. Tag 3. Und wenn er ehrlich war, war er nicht ein Stück weiter, ob nun bei Bunny oder Motoki bei ihm. Grummelnd schlug er die Bettdecke zur Seite und wollte am liebsten gleich zu Bunny eilen, um zur Sache zu kommen. Aber er hatte die bescheuerte Abmachung Nummer 2 nicht vergessen, dass er heute den ganzen Tag mit Motoki unterwegs sein würde. Wie viel Doofheit ertrug ein Mensch eigentlich auf einmal?! Erst sagte er überhaupt dazu zu, dass die zwei um die Wette verführten und jetzt hatte er sich für einen unbrauchbaren Ratschlag auch noch zu einem Tagesausflug überreden lassen. Es wurde Zeit, dass er langsam erwachsen wurde. Wie auf Bestellung klingelte es auch an der Tür und Mamoru öffnete seinem vermeintlich besten Freund. Er kam gut gelaunt und pfeifend die Treppenstufen nach oben. „Du bist ja noch im Schlafanzug!“, rief Motoki lachend. Mamoru sah ihn skeptisch an. Ah, Moment. Schlafanzug. Mamoru sah an sich herunter. Boxershorts. Natürlich schlief er nicht in einem abschreckenden, rosa Hasenpyjama, nein, es musste seine eng anliegende Boxershorts sein. Naja, immerhin schlief er nicht nackt. „Der Anblick gefällt mir“, murmelte Motoki, als er an Mamoru vorbei in die Wohnung lief. Mamoru entschied sich dafür, die Aussage unkommentiert stehen zu lassen. Alles andere würde nur zu sinnlosen Diskussionen führen. „Ich hoffe, du hast dir den Tag frei genommen?“, fragte Motoki gut gelaunt und machte es sich am Küchentisch gemütlich. Mamoru setzte Kaffee auf und gesellte sich zu ihm. „Ja, wie versprochen“, antwortete Mamoru. Motoki lächelte ihn freudestrahlend an. „Prima, dann können wir ja gleich los!“ „Wohin geht es überhaupt?“, wollte Mamoru wissen. „In den Zoo.“ Zoo. Ja. Auf die Idee wäre Mamoru wahrscheinlich auch als erstes gekommen. „Was wollen wir im Zoo?“, fragte Mamoru. „Na, den Tag zusammen verbringen?!“ „Im Zoo?? Hätte dir nichts Besseres einfallen können?“ Gespielt enttäuscht schob Motoki seine Unterlippe nach vorne: „Nichts gegen meine Idee“, schmollte er. „Was erhoffst du dir vom Zoo? Dass es Affen miteinander treiben und ich geil davon werde?“, fragte Mamoru grinsend. „Hey, du solltest mir schon mehr Verführungskraft zutrauen, als dir irgendwelche Affen beim Geschlechtsverkehr vorzusetzen!“ Mamoru hörte das Piepsen der Kaffeemaschine und stand auf. Noch immer grinste er vor sich hin, als er ihnen beiden einen Kaffee einschenkte. Wenn er ehrlich war, freute er sich auf den Tag. Im Zoo würde es ihm ein Leichtes sein, sich jeglichen Verführungsversuchen von Motoki zu entziehen. Mitten in der Öffentlichkeit konnte er ja nun wirklich nicht in die Offensive gehen. „Freu dich nicht zu früh“, sagte Motoki, der scheinbar Mamorus Gedanken gelesen hatte, als er von ihm den Kaffee entgegennahm. „Ich bekomme dich schon noch rum!“ Der Ausflug im Zoo erinnerte Mamoru durchgehend an einen weit zurück liegenden Kindergartenausflug, den er damals mit seiner Klasse gemacht hatte. Jetzt war er Student, hatte eine Wette mit seinem besten Freund am Laufen, wer der bessere Verführer war und hoffte auf Sex in den nächsten vier Tagen. Das Niveau hatte sich im Gegensatz zu damals also nicht im Geringsten verändert. „Guck dir mal die Giraffe an!“, rief Motoki und zerrte ihn weiter. „Sie ist ja noch ganz klein.“ „Die ist riesig“, sagte Mamoru trocken. „Sie ist noch ein Kind!“, protestierte er. „Für ein Kind ist es trotzdem groß“, schmollte Motoki. „Übrigens“, fügte er im gleichen Atemzug hinzu, „kenne ich noch etwas, dass groß ist.“ Mamoru verschluckte sich und hustete einige Male, bevor er sich mit großen Augen zu Motoki umdrehte. „Hör auf damit!“, brummte Mamoru. „Womit?“ „So etwas so laut herum zu schreien! Wir beide werden sowieso schon schräg von der Seite angeguckt, dass wir in unserem Alter zu zweit im Zoo sind!“ Motoki konnte sich ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen. „Ach, Mamoru. Du stehst auf mich. Ich merk das.“ Mamoru schüttelte seinen Kopf und lief vor. Gar nichts wusste er! Jetzt wollte er erst einmal was essen. Mit leerem Magen ließ es sich schwieriger beleidigt spielen. Mamoru sah nach hinten zu Motoki, der die Giraffe noch immer beobachtete. Wenn er nicht so verdammt dumme Ideen hatte, dann war er wirklich der beste Freund, den er sich wünschen konnte. Aber beste Freunde waren scheinbar dazu da, den anderen auf dumme Gedanken zu bringen… Die zwei saßen in einer Imbissbude und schlugen sich plappernd den Bauch voll. Bisher hatte Motoki, bis auf den Satz bei den Giraffen, keine ernsthaften Anstalten gemacht, Mamoru irgendwie anzumachen. Erst wollte er konsequent skeptisch bleiben, aber mittlerweile hatte er Motokis böse Absichten vergessen und genoss den Tag. Aber schneller als erwartet zeigte Motoki wieder, worauf es ihm ankam. Er deutete Mamoru mit einem Blick an, dass er ihm folgen sollte. Widerwillig tat Mamoru wie geheißen, auch wenn er nichts gegen eine zweite Portion gehabt hätte. Natürlich schleppte Motoki ihn in einen Teil des Zoos, in dem keinerlei Besucher waren. Besser gesagt standen sie hinter dem Affenhaus in einem Gebüsch und waren über einen Zaun geklettert. Hervorragend. Manchmal fragte Mamoru sich, warum er die ganze Sache nicht einfach abblies und nach Hause fuhr. Wieso hatten Männer auch ihren Stolz? Und beharrten regelrecht darauf? „Ein hübscher Busch“, bemerkte Mamoru und zupfte sich hängen gebliebene Äste aus seinem Haar. „Ja, nicht wahr?“, stimmte Motoki ihm zu. Und dann stand er plötzlich ganz nah vor Mamoru. Mamoru hielt den Atem an. Er hatte keine Ahnung, wie er das gemacht hatte. Im nächsten Moment konnte er Motokis Duft einatmen und es vernebelte ihm vollkommen die Sinne. Schwer atmend versuchte Mamoru einen Schritt nach hinten zu weichen, aber er war wie gelähmt. Tranceartig sah er Motoki direkt in die Augen. „Was wird das hier? Ein Spiel?“, fragte Mamoru. Er wollte angriffslustig klingen, aber seine Stimme verlor sich in den Weiten des Gebüschs. Warum zur Hölle mussten sie sich auch hinter diesen Zaun gezwängt haben? Bei nächster Gelegenheit sollte Mamoru seine Denkfähigkeit überprüfen lassen. „Für mich ist das kein Spiel“, hauchte Motoki. Er umfasste mit beiden Händen sein Gesicht und näherte sich ihm. Mamorus Herz raste und explodierte regelrecht. Sie standen kurz davor sich zu küssen. Seine Lippen… „Wenn ich dich jetzt küssen würde…“ „Dann hast du nicht gewonnen!“, murmelte Mamoru. „Bunny küsse ich immerhin auch und das zählt nicht zum Verführen!“ Die Augenblicke verstrichen, in denen sie sich kaum einen Millimeter voneinander entfernt befanden. Motokis Atem streifte Mamorus Lippen. Er konnte sich nicht bewegen, war ihm mehr verfallen, als er erwartet hatte. Seine Haute brannte, sein Inneres rebellierte. Doch dann ließ Motoki ihn los. „Du hast recht“, sagte er schließlich und streckte seinen verspannten Körper. „Sollen wir langsam zurück? Wir haben die Bären, glaube ich, noch nicht gesehen.“ „Willst du mich verarschen?“, fragte Mamoru und kämpfte sich hinter ihm durch das Gebüsch zurück. Als sie über den Zaun kletterten, wurden sie von den Zoobesuchern mehr als verwundert angesehen. Mamoru verließ sich auf die Erkenntnis, dass er die Leute wahrscheinlich sowieso nie wieder sehen würde, also war es ihm egal, was sie dachten. „Nein, aber du hast recht. Mit einem Kuss habe ich noch nicht gewonnen. Und wenn, dann will ich gleich das ganze Programm. Warte ab, was ich noch so auf Lager haben werde.“ Mamoru schüttelte seinen Kopf und lief neben Motoki her. „Ich hätte dich nicht geküsst“, sagte er schließlich. Doch Motoki lachte nur und antwortete nicht. Mamoru lief schweigend hinter ihm her. Ja, es war berauschend gewesen, ihm so nah zu sein. Aber das bedeutete gar nichts. Er wollte Bunny und mit ihr schlafen. Nur würde sie ihm das jemals verzeihen? Und was war, wenn er Motoki noch einmal ausgeliefert war – alleine? Konnte er sich wirklich so sicher sein, dass er Bunny wollte und nicht Motoki? „Mamoru? Schau mal, das sieht aus als würde sich der Bär am Hintern kratzen.“ Mamoru schüttelte ungläubig seinen Kopf. Was ging nur in Motokis Kopf manchmal vor?! Vielleicht sollte er sich schleunigst sicher werden, bevor die Woche vorbei war. Noch hatte er immerhin vier Tage… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)