Unsere Pokémon-Legenden von Sen-San (oder "Wie unsere Welt endstand") ================================================================================ Kapitel 18: echte Pokémon? -------------------------- Maru war zu Besuch bei Sam und seiner Familie. Es war geplant, dass sie diese Nacht in Schleiede verbrachte und am nächsten Tag mit Sam nach Sonnewik ging, um dort einige Einkäufe zu machen. Der Abend war lustig und Maru fühlte sich fast wie in ihrer eigenen Familie. Nur das hier ein Großvater statt ihre Großmutter mit am Tisch saß. Dennoch war die Stimmung heiter und Alberto erzählte von seiner Jugend und der noch jungen Megumi. Sonst hörte Maru wenig von der Vergangenheit ihrer Großmutter. Und sie wusste auch nicht sonderlich viel von Alberto. Dies änderte sich an diesem Abend aber allmählich. Nach dem Essen entschieden sich Sam und Maru etwas fern zu sehen. Sie schalteten durch die Sender und blieben an einer Reportage über einen Berg hängen. Dieser Berg stand in Johto und war ein beliebtes Reiseziel von Touristen. Und genau darum ging es auch in dieser Reportage. Im Fernsehen wurden über mysteriöse Ereignisse berichtet. Unter anderem geschah es bei einigen Touristen, dass plötzlich ihr Essen und der Picknickdecke ohne ersichtlichen Grund abhob und in ihre Pension zurück flog. Andere Touristen gaben an, ein seltsames und Angst einflößendes Pokémon gesehen zu haben. Allerdings war dies unwahrscheinlich und die Betroffenen selbst waren sich auch nicht zu 100 % sicher, ob sie es wirklich gesehen haben oder es sich nur eingebildet hatten. “Das ist wirklich seltsam. Ich glaube nicht, dass dort ein so böses Pokémon leben soll.“ meinte Maru plötzlich. “Da stimme ich dir zu. Wer weiß, was diese Touristen gesehen haben. Vielleicht wollte sich jemand nur einen Scherz erlauben.“ “Das kann sein. Auf jeden Fall ist es richtig, dass diesen Touristen mal etwas Angst gemacht wird. Sie verunstalten die ganze Landschaft und hinterlassen überall ihren Müll. Ich kenne das auch aus Ewigenau. Touristen haben keinen Respekt vor der Landschaft.“ meckerte das junge Mädchen. Sam´s Großvater sah sich die Reportage aus etwas größerer Entfernung an. Im Fernsehen fing auf einmal alles an in die Luft zu gehen. Selbst die Reporter hoben ab. Sie waren in leicht schimmerndes bläuliches Licht gehüllt. Ihre ängstlichen Schreie ertönten durch die Mikrofone. Und mit einem mal fiel alles zu Boden. Es verging genauso plötzlich wie es gekommen war. “Was war das?“ fragte der Reporter seine noch immer geschockte Kollegin. “Keine Ahnung. Warum sind wir auf einmal abgehoben?“ “Das ist bestimmt auch einigen Touristen passiert, so wie sie es uns erzählt hatten.“ entgegnete der Reporter. Verwundert sahen sich alle Beteiligten im Bildschirm an. Aber keiner hatte eine Erklärung dafür. In der Ferne konnte man einen Schatten sehen. Es war mehr eine Silhouette, die sich im Wasser spiegelte. Links im Bildschirm schwebte etwas pinkfarbenes durch den Bildschirm, was aber niemand wahrnahm, außer Alberto. “Das war sicher nur inszeniert, um es spannender zu machen.“ erwähnte Sam auf einmal mit gelangweilter Stimme. “Das muss nicht sein. Vielleicht lebt dort ein Psycho-Pokémon, dass die Gegend sauber halten will und darum die Touristen einschüchtert.“ “Und was soll das für ein Pokémon sein?“ “Ich bin mir nicht sicher. Immerhin gibt es so viele. Aber es muss eines gewesen sein, dass Psychokinese beherrscht. Sonst wäre das kaum möglich.“ “Du hast recht. Mir ist es egal, ob die Reporter oder Touristen glauben, es sei ein böses Pokémon. Solange das Pokémon damit sein Ziel erreicht, ist es in Ordnung. Die Leute sollen ruhig mal etwas Angst bekommen und ihre Fehler bemerken. Sonst zerstören sie die wunderschöne Landschaft dort noch mehr.“ “Da gebe ich dir absolut recht, Sam.“ grinste Maru und beide schauten weiter fern. Alberto allerdings ging in sein Zimmer. Von dort rief er bei Maru zu Hause an. Praktischerweise meldete sich gleich eine ihm bekannte Stimme. “Hallo. Hier ist Alberto.“ “Oh, Alberto. Schön deine Stimme zu hören. Aber warum rufst du an? Ist etwas mit Maru?“ wurde die Stimme besorgt. “Nein. Ich habe gerade etwas im Fernsehen gesehen, dass ich mit dir besprechen möchte. Allerdings nicht immer am Telefon. Hast du Morgen Zeit? Sam und Maru sind in Sonnewik und mein Sohn und seine Frau sind Arbeiten. Ich habe also viel Zeit.“ “Natürlich. Gerne. Wann und wo wollen wir uns treffen?“ “Ich würde vorschlagen zur Kaffeezeit. Aber den Ort darfst du aussuchen, Megumi.“ “Du bist noch immer ein Gentleman. Ich war so lange nicht mehr in Schleiede. Ich möchte, dass du mir ein wenig deine Stadt zeigst. Hol mich also Morgen am westlichen Stadtrand um 15 Uhr ab. In Ordnung?“ “Natürlich. Bis Morgen dann. Tschüss.“ Alberto legte auf und ein Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht. Schon lange hatte er Megumi nicht mehr gesehen. Er kannte ihr momentanes Aussehen nur von Bilder, die Maru ihm gezeigt hatte. Er freute sich sehr auf den nächsten Nachmittag. Am nächsten Morgen frühstückten alles zusammen und Sam´s Eltern verließen das Haus. Sie gingen wie jeden Tag zur Arbeit. Kurze Zeit später verabschiedeten sich auch Maru und Sam. Ihr heutiges Ziel war Sonnewik. Und um genug Zeit dort zu haben, gingen sie auch schon Vormittags los. Erst zum Abend wollten sie wieder zurück sein. Alberto vertrieb sich zu Hause die Zeit. Und dann wurde es endlich Nachmittag. Er ging zum Stadtrand, wo er sich mit Megumi treffen wollte. Wie von ihr gewohnt, war die nun schön alte Dame pünktlich. “Pünktlich. Genau wie man es von dir gewohnt ist.“ “Sehr freundlich von dir. Ich sehe, dass du noch immer aussiehst wie früher.“ “Auch dir konnte die Zeit nichts anhaben. Auch du siehst noch genauso gut aus wie früher.“ “Du bist wirklich ein Schmeichler, Alberto. Aber ganz spurlos ist die Zeit wohl doch nicht an uns vorbei gegangen.“ lächelte sie. Auch Alberto lächelte und stimmte ihr somit stumm zu. Sie schlenderten durch die Stadt und kamen zu dem Punkt in der Stadt, wo Alberto immer seine Geschichte erzählte. Auch heute waren viele Kinder und Jungendliche hier versammelt. Alberto schaute Megumi fragend an. Diese nickte sanft. “Nur zu. Ich möchte auch gerne mal wieder die Geschichte von dir hören.“ Stumm und mit einem Lächeln nickte er ihr zu. Alberto setzte sich auf eine Bank und die Kinderscharen versammelten sich nun und rückten noch ein Stück näher nach vorne und dichter aneinander. Megumi nahm eine Bank neben Alberto Platz und lauschte seiner ruhigen Stimme, die wie geschaffen wahr, um diese Geschichte zu erzählen. Nachdem er fertig war und einige fragen von Kindern beantwortete, die nicht aus Schleiede kamen, gingen er und Megumi weiter. Sie schauten sich einige Schaufenster an und machten dann Pause an einem Café. Sie bestellten etwas und redeten weiter. Nachdem der Kellner alles gebracht hatte fragte Megumi “Was wolltest du mir eigentlich sagen? Du hast mich gestern doch angerufen, weil du etwas mit mir besprechen möchtest.“ “Genau. Gestern habe ich eine Reportage gesehen, in der einige Touristen berichtet haben, ihnen seien merkwürdige Dinge passiert und einige haben angeblich sogar ein Angst einflößendes Pokémon gesehen.“ “Und du glaubst das?“ “Zuerst habe ich das nicht, aber dann sind die Reporter in der Luft geschwebt und plötzlich wieder herunter gefallen. Ich habe sogar eine Silhouette im Wasser gesehen und danach im linken Teil des Bildes etwas pinkfarbenes, dass über den See geflogen ist.“ “Und weißt du vielleicht wo das passiert ist?“ “Es war ein beliebter Touristenort. Es war der See der Reinheit am Berg Quena in Johto. Den kennst du doch noch, oder?“ “Ja, natürlich. Aber dort ist das Wetter immer so unbeständig. Ich wusste nicht, dass sich dort Touristen aufhalten.“ “Das fand ich auch überraschend, aber sie waren wegen der schönen Landschaft dort, die sie aber völlig vermüllt zurückgelassen haben.“ klang Alberto erbost. “Aber das ist nicht der Grund, oder? Es geht um die Silhouette und das pinkfarbene etwas. Habe ich recht?“ “Ja. Du verstehst wirklich schnell. Genauso wie früher.“ lachte der alte Mann. “Wenn du meinst. Also, was ist deine Vermutung?“ “Das pinkfarbene Etwas war, da bin ich mir ziemlich sicher, Mew.“ “Was?! Ist das dein ernst? Aber es heißt doch, dass Mew sich niemandem zeigt. Und erst recht nicht Menschen mit einer Kamera.“ “Ich denke auch nicht, dass es wegen der Reporter dort war. Sondern eher wegen der Silhouette.“ “Meinst du? Was könnte diese Silhouette denn gewesen sein?“ “Ich vermute es war Mewtu.“ “Glaubst du wirklich? Es geht zwar das Gerücht herum, dass es einigen Wissenschaftlern wirklich gelungen ist, Mewtu zu erschaffen. Aber warum ausgerechnet es? Nehmen wir mal an, Mewtu würde es tatsächlich geben. Dann könnte man Mew´s Auftauchen damit erklären, dass es weiß, wo sich Mewtu befindet.“ “Das wäre denkbar. Immerhin ist Mewtu aus Mew geklont worden und somit ist es ein Teil von Mew. Darum könnte Mew es spüren.“ “Das wäre eine Erklärung. Und da Mew und somit auch Mewtu Psycho-Pokémon sind, wäre es auch möglich, die Reporter und alles andere zum schweben zu bringen. Immerhin besitzen sie mit ziemlicher Sicherheit die Attacke Psychokinese.“ Beide schauten sich skeptisch an. Normalerweise ist es ein Ding der Unmöglichkeit, Mew auf Bild oder gar auf einen Film zu bannen. Sollte es dieses Mal anders gewesen sein? “Also ich weiß nicht so recht, Alberto. Es wäre schön wenn es wirklich Mew und Mewtu wären, aber sicher ist das nicht. Vor allem, da diese Pokémon noch nie auf einem Foto zu sehen waren. Das einzige, was man von ihrem Aussehen weiß sind Wandmalereien und Erzählungen. Und von Mewtu weiß man gar nichts, nur Erzählungen von Trainern und anderen Leuten, die es gesehen haben wollen.“ “Leider hast du recht. Ich weiß auch nicht, warum Mew in seiner wahren Form dort gewesen ist. Immerhin kann es sich wie ein Ditto in jedes Pokémon verwandeln. Dann hätte es sogar zu den Reportern schweben können. Ich versteh das nicht.“ verzweifelte Alberto langsam. “Mach dich nicht verrückt. Es wäre doch denkbar, dass Mewtu nicht durch das veränderte Aussehen hindurch schauen kann und Mew sonst nicht erkannt hätte. Was mich eher beschäftigt, ist die Tatsache, dass Mew in diesem Moment dort aufgetaucht ist. So dumm ist es doch nicht, dass es nicht weiß, was die Reporter und die Kamera zu bedeuten hatten.“ “Ja. Es heißt schließlich, dass Mew sehr intelligent ist. Es hätte gewusst, was es für Folgen haben kann, wenn es sich einfach zeigt. Normalerweise hätte es sich doch in ein anderes Pokémon verwandelt.“ “Die einzige Erklärung für mich ist, dass Mew es mit Absicht getan hat.“ “Mit Absicht?“ schaute Alberto überrascht und verwirrt zur gleichen Zeit. “Warum sollte Mew das mit Absicht tun?“ “Warum nicht? Mew ist nicht so dumm, dass es die Reporter nicht mitbekommen hat. Also wäre doch logisch, dass sich Mew mit Absicht gezeigt hat. Es kann doch sein, dass es wollte, das einige Menschen es sehen.“ “Einige Menschen? Ich denke, viele Menschen haben diese Reportage gesehen. Immerhin ist die Gegend dort ein beliebtes Touristenziel.“ “Das kann gut sein, aber nicht vielen wird die Silhouette und das pinkfarbene Etwas aufgefallen sein.“ “Da muss ich dir widersprechen. Es könnte vielen aufgefallen sein.“ “Ist es Sam und Maru aufgefallen?“ “Nein. Keinem von beiden ist es aufgefallen.“ “Siehst du! Maru und Sam sind doch wie wir damals. Sie interessieren sich sehr für solche Dinge und haben darum auch ein gutes Auge für solche Details. Aber wenn es ihnen beiden nicht aufgefallen ist, welcher ´normale´ Mensch soll es dann bemerkt haben? Wissenschaftlern wird es vielleicht auffallen. Vielleicht aber auch nicht.“ “Auch wieder wahr. So genau sehen sich die Wissenschaftler nicht die Gegend an, sondern eher das Hauptgeschehen. Und Mewtu und Mew waren eindeutig nicht dabei. Man musste wirklich schon ziemlich genau hinsehen, dass es auffällt.“ “Sage ich doch. Mew hat sich bestimmt nur gezeigt, dass besondere Menschen es sehen und nachdenken oder vielleicht etwas für die Gegend dort tun, oder was sonst noch alles. Aber ich bin mir sicher, dass es absichtlich gehandelt hat.“ “Ich glaube du hast recht, Megumi.“ lächelte Alberto. “Vielen Dank.“ grinste die alte Dame versohlen zurück. Die beiden älteren Herrschaften tranken und aßen ihre Bestellung und unterhielten sich dann über andere Themen. Beide hatten viel zu erzählen. Immerhin hatten sie sich schon lange nicht mehr gesehen und auch am Telefon unterhielten sie sich nur selten. So verging der Nachmittag und Alberto ging mit Megumi zu seinem Haus. Es dauerte nicht lange und Sam kam zusammen mit Maru und etlichen Einkaufstüten zurück. “Großmutter? Was machst du denn hier?“ “Bist du überrascht mich zu sehen?“ “Überrascht ist noch untertrieben.“ entgegnete Maru nur. “Alberto hat mich eingeladen und mir die Stadt gezeigt. Schleiede ist wirklich eine sehr große Stadt geworden. Früher war sie viel kleiner.“ lachte die alte Dame. “Und hat es dir hier gefallen?“ fragte nun Alberto. “Ja. Sehr sogar. Bestimmt komme ich dich jetzt öfter besuchen. Und auch du kannst jederzeit nach Ewigenau kommen.“ “Das Angebot werde ich sicher noch annehmen.“ grinste Alberto zufrieden. Maru und Sam kamen sich etwas albern vor. Sie fühlten sich unbehaglich und etwas überflüssig. Aber es war auch schön zu sehen, dass ihre Großeltern sich auch noch fast wie Kinder benehmen konnten. Auch wenn es nur selten war und nur gegenüber von alten Freunden. Maru und ihre Großmutter verabschiedeten sich von den Männern und gingen zurück nach Hause, nach Ewigenau. “Worüber habt ihr euch so unterhalten?“ fragte Maru plötzlich mitten auf ihrem Weg. “Über alles mögliche. Was wir so alles in den letzten Jahren gemacht haben und was heute aus uns geworden ist. Ich bin erfreut, dass Alberto so ein tolles Leben hatte.“ “Du hattest und hast auch heute noch ein tolles Leben, Großmutter.“ “Das stimmt. Aber es ist auch schön zu hören, dass es ihm ähnlich gut ergangen ist und er damit zufrieden ist.“ Dann fragte Maru ihre Großmutter noch über einiges aus. Der Weg war noch lang genug für Fragen und Antworten. Aber über die Reportage und was Alberto dort sah, verlor Megumi kein Wort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)