Vanillepudding & Pflaumenmus von Ringelstrumpf (SasuxSaku) ================================================================================ Kapitel 1: Ton -------------- * Was im Ton übereinstimmt, schwingt miteinander. Was wahlverwandt ist im innersten Wesen, das sucht einander. Buddhistisches Sprichwort * Das leise Ticken der Küchenuhr durchbrach in kleinen, rhythmischen Abständen die ansonsten andauernde Stille. Seine Augen waren auf den Sekundenzeiger gerichtet, welcher unablässig seinen Weg ging. Genau wie er es tat. Jeden Tag Stunde um Stunde. Und eigentlich fühlte sich diese Routine gut an, denn sie bot nichts anderes als Sicherheit, an der man sich festhalten konnte, drohte alles aus den Rudern zu laufen. Warum so melancholisch heute? Ja, warum eigentlich? Vermutlich, weil ihm die Decke auf den Kopf fiel, was daraus resultierte, dass er nichts mit sich anzufangen wusste. Urlaub war wirklich etwas Schreckliches – wenn man keine Freunde hatte, wie es bei ihm der Fall war. Er hatte sein Medizinstudium und seine Ausbildung zum Unfallchirurgen vor nun mehr drei Jahren beendet, war anschließend nach Amerika gezogen und dank seiner Abneigung gegenüber langen E-Mails und Telefonaten und dank seiner höllischen Arbeitszeiten waren die weitentfernten Bekanntschaften mehr und mehr abgebrochen. Hier und da ein sporadischer Kommunikationsversuch, aber auch die Zeitverschiebung tat ihr übriges. Hier in den USA war er sofort in das Berufsleben eingestiegen und da sich die Anzahl der Werk- und Urlaubstage doch stark von denen in seiner alten Heimat unterschieden, hatte er – sehr zu seinem Erstaunen – keinerlei Zeit gehabt, Freunde zu finden oder überhaupt zu vermissen. Arbeiten, schlafen. Und das oft von Montag bis Samstag. Dafür war die Bezahlung aber auch gut. Der Dunkelhaarige schob den Stuhl, auf dem er gesessen hatte und der trotz seines unverschämten Einkaufspreises verdammt unbequem war, zurück und erhob sich, ehe er zu dem Amerikanischen Kühlschrank schritt, ihn öffnete und, wie eigentlich jeden Tag auch, nichts darin vorfand. Wofür genau hatte er sich dieses scheißteure Teil gekauft? Richtig, weil es gut ausgesehen hatte. Als ob das alles im Leben war. Eigentlich hatte er sowieso keinen Hunger, vielleicht könnte er ja zur Abwechslung mal wieder ein Sportstudio von innen betrachten. Nicht, dass er kein Sport machte, aber sich jeden Abend durch ein ähnliches Trainingsprogramm zu quälen war auf Dauer nicht das Nonplusultra. Hätte er sich anstatt des leeren Kühlmonstrums in seiner Küche mal lieber ein Laufband zugelegt – das würde zumindest mehr seinen Zweck erfüllen. Jetzt schon ein wenig motivierter betrat er sein Schlafzimmer, dessen Mittelpunkt sein – für seinen Geschmack – viel zu großes Bett bildete. Irgendwie war ihm seine gesamte Wohnungseinrichtung heute suspekt, was ihm eindeutig zeigte, dass er mal wieder rauskommen musste. Die Sporttasche war schnell gepackt, die Autoschlüssel schnell gefunden, der Weg zum Sportstudio... na ja, von schnell konnte angesichts des eigentlich immer herrschenden Feierabendverkehrs nicht die Rede sein. Dallas eben, was erwartete er auch? Ungeduldig trommelte er mit den Fingern irgendeinen beknackten Rhythmus, den er erst letztens im Aufzug des Krankenhauses, in welchem er arbeitete, gehört hatte und welcher sich leider in sein Gehirn gebrannt hatte. Vielleicht würde ihm das Radio helfen – Ohrwürmer bekämpfte man ja bekannter Weise mit ihren eigenen Waffen. * Als er nach Hause kam, blinkte das kleine Lämpchen an seinem Anrufbeantworter munter vor sich hin, doch mehr als eines Blickes würdigte er es nicht. Eine große Auswahl an möglichen Anrufern bestand nicht und schon gar nicht war auch nur einer davon es wert, sich den Abend stören zu lassen. Würde er wissen wer ihn angerufen hatte, er würde sich dazu genötigt sehen, zurückzurufen. Ansonsten würde ihn den gesamten Abend das schlechte Gewissen plagen. So herzlos er auch sonst sein konnte. Munter vor sich hin summend stopfte er erst einmal seine verschwitzten Sportsachen in die Waschmaschine und machte sich dann auf den Weg in sein Wohnzimmer. Freitagabend, und er würde auf der Couch sitzen. Wunderbar. Das war das Leben, welches er sich mit 19 Jahren vorgestellt hatte. Keine Party, keine heißen Dates – stattdessen erste Anzeichen von Falten, welche der Dunkelhaarige sogar an seinem Spiegelbild in der Fensterscheibe erkennen konnte. Wie hieß es so schön? Je älter ein Mann ist, desto attraktiver wird er? Für wenige Sekunden musterte er sich selbst, drehte sich nach links und nach rechts, ehe ihm bewusst wurde, dass man ihn von dem gegenüberliegenden Gebäudekomplex sehen konnte. Es mussten ja nicht alle wissen, dass er gerade drohte, in Selbstkomplexen zu ertrinken. Denn an den aufkommenden Falten konnte selbst sein – in seinen Augen – noch immer sehr wohlgeformtes und durchaus anbetungswürdiges Hinterteil nichts ändern. Auch wenn es ihn, zugegebener Maßen, doch wieder ein Stück aufbaute. Mit sich wieder etwas mehr im Reinen, wandte er sich von der sich über die gesamte Seite ziehenden Fensterfront ab und überlegte, während er den Raum durchquerte, ob er sich nicht doch mal wieder in das Nachtleben Dallas stürzen könnte. Tanzen konnte nie schaden. Alkohol im Übrigen auch nicht. Und vielleicht würde er bei Gelegenheit auch jemanden finden, der mit ihm sein viel zu großes Bett endlich einmal sinnvoll nutzte. Vorher würde er sich allerdings doch der Nachricht auf seinem Anrufbeantworter erbarmen, auch wenn es bedeuten würde, noch ein Telefonat zu führen – er hatte schließlich noch etwas Zeit und musste diese halbwegs sinnvoll nutzen. Sasuke Uchiha konnte ja nicht ahnen, dass der kleine Signalton nach seiner Bandansage sein Leben verändern würde, ansonsten wäre er vermutlich einfach gegangen und hätte Anrufer Anrufer sein gelassen. Hätte sich ins Nachtleben gestürzt und wäre vermutlich wirklich neben irgendeinem bedeutungslosen, aber auch verdammt heißen One-Night-Stand aufgewacht. Doch er hatte sich für das Telefonat entschieden. Und damit für eine einschneidende Veränderung. „Hallo Sasuke, hier ist Sakura. Ich wollte dir nur sagen, dass du einen Sohn hast. Sorry, hatte noch keine Zeit, dir Bescheid zu geben und außerdem hatte ich deine Nummer verlegt. Aber jetzt weißt du´s ja. Kannst dich ja mal melden, falls dir danach ist. Iori freut sich bestimmt auch, seinen Vater mal zu hören. Mach‘s gut, meine Nummer hast du ja jetzt.“ Ein Rauschen, dann war die Ansage vorbei und Sasuke stand fassungslos im Flur. Ein Blick auf die digitale Anzeige seines Telefons. Nein, heute war definitiv nicht der 1. April. Mit einem Mal war ihm gar nicht mehr nach Feiern zu Mute… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)