Yaten und das Pizzaphone von Ruki_Mitarashi ================================================================================ Kapitel 1: Mief!! ----------------- Es war einfach ein wundervoller Tag! Kein Seiya, der mir mit seinem ewigen Liebesgenöle wegen dem Blondchen auf die Nerven ging. Kein Taiki, der mir Moralpredigten aufgrund meiner etwas ausschweifenden Badeorgien hielt und nicht zu vergessen, keine Pseudo-Liebesgöttin, die versuchte mich zu bespringen und dabei in viel zu engen Outfits poste. Also alles in allem war es ein schöner, sonniger Tag, den ich gerade damit verbrachte, in der großen Badewanne unseres Hotels zu liegen und mich zu entspannen. Seufzend sank ich immer weiter in das wohltuende Nass. So ein bisschen Erholung tat mir definitiv gut, der Kampf gegen Galaxia war anstrengend gewesen und es hatte gedauert, bis wir unsere Heimat aufgebaut hatten, aber es hatte sich letzten Endes gelohnt und zum Dank erlaubte uns die Prinzessin einen langen Urlaub auf der Erde zu nehmen. Insgeheim war sie wohl froh uns los zu sein - oder eher Seiya. Ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass Seiya natürlich sofort begeistert war und Fähnchen schwenkend und Liebeslieder trällernd in der Gegend herumhopste. Taiki kommentierte es nur mit einem dankenden Lächeln, aber mich konnte er natürlich nicht täuschen. Auch er genoss die Gegenwart von einem ganz gewissen Mädchen mit kurzen blauem Haar und einem IQ, der Albert Einstein hätte blass vor Neid werden lassen. Meine Wenigkeit freute sich zwar einerseits, aber andererseits … nun ja ... Ich musste immer wieder an Minako denken und dann begann mein Magen Karussell zu fahren und das nicht unbedingt auf positive Art und Weise. Ich mochte sie, ich mochte sie wirklich, allerdings nicht so, wie Madame das wohl gerne gehabt hätte. »Yaten, mach dich nicht verrückt. Hör auf, über solche Dinge nachzudenken und genieße deine freien Stunden!«, murmelte ich vor mich hin und massierte mir dabei die Schläfen. Plötzlich öffnete sich die Tür und Seiya stürmte mit fasst gänzlich heruntergelassenen Hosen herein. Jetzt war alles vorbei! Geschockt und mit weit aufgerissenen Augen beobachtete ich das Geschehen. Es war nicht die Tatsache, dass er einfach hereingestürmt war, die mich aufregte. Noch nicht mal, dass seine Hose auf halb acht hing, konnte mich schocken, aber das, was er jetzt tat, brachte das Fass zum überlaufen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich seinen Bauch und beeilte sich sichtlich es auf die Toilette zu schaffen. Als ich heftig dagegen demonstrieren wollte, saß er bereits auf dem Pot und ließ der Natur freien Lauf. Gerade so schaffte ich es, mir ein Handtuch um meine schmalen Hüften zu schlingen und aus der Gaskammer zu entkommen. »Buääähhhh. Seiya, du ekliger Vollpfosten! Du kannst doch nicht einfach auf die Toilette gehen, wenn ich noch am Baden bin! Wieso bist du denn nicht in der Lobby gegangen?« Wütend schrie ich in Richtung Badezimmertür und gestikulierte wild mit meinen Armen. Ich hatte damals aufs Schärfste protestiert, als es darum ging, ein gemeinsames Zimmer zu buchen und jetzt wo ich aus meinem Wellness-Paradies quasi ausgegast wurde, bereute ich es, nicht doch hartnäckig geblieben zu sein. Jetzt allerdings tat sich eine neue Frage in mir auf. Was machte dieser liebeskranke Torfkopf hier? Eigentlich wollte er sich doch mit Bunny und den anderen im Hiwakara-Tempel bei Rei treffen. Kurz entschlossen der Sache noch auf den Grund zu gehen, ging ich zunächst an den Kleiderschrank und holte mir ein paar bequeme Klamotten heraus. Schnell frottierte ich mir noch die Haare ab … nun ja, schnell? Ich hatte Haare bis zum Arsch, daher dauerte es natürlich schon eine kleine Ewigkeit, bis ich damit fertig war. Dann endlich kam Seiya wieder aus dem zur Gaskammer umfunktionierten Bad heraus. Mit schweißnasser Stirn und einem erleichterten Lächeln auf den Lippen schlurfte er direkt auf die leere Ledercouch zu und ließ sich dort auf seinen vermutlich schmerzenden Hintern plumpsen. »Na, bist du fertig?«, gab ich gereizt von mir. »Hey, du bist auch hier?« Das Schlimme war, dass sein Gesichtsausdruck mir verriet, dass er wirklich nicht mitbekommen hatte, das ich in der Badewanne gelegen hatte. Der musste wirklich Schmerzen gehabt haben, sonst hätte er mitbekommen, dass ich wie ein Karnickel auf der Flucht aus der Wanne gehechtet und halb nackt an ihm vorbeigeflitzt war. »Ja? Ich habe in der Wanne gesessen, als du meintest, die Luft verpesten zu müssen«, gab ich säuerlich zurück. Schlagartig lief er rot an, kratzte sich am Hinterkopf, ließ eine Salve von Entschuldigungen los und gelobte mir, in Zukunft anzuklopfen. Bei diesem Versprechen konnte ich nur seufzen und meine Augen verrollen. Wie oft hatte der Kerl das jetzt schon gesagt? Und wie oft war ich unter der Dusche oder selbst auf der Toilette gewesen, als er plötzlich reinstürmte? »Was war eigentlich los? Wolltest du nicht was mit den anderen unternehmen?« Schlagartig, als hätte man einen Schalter umgelegt, verfinsterte sich seine Miene. Er blies beleidigt die Backen auf, drehte den Kopf zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust, wie ein motzendes Kind. Oweia! »Eigentlich ja, aber ich habe vorher zu viele Dangos gegessen und als ich dann zum Tempel ging, dort Bunny mit dieser Promenadenmischung von einem eifersüchtigen Wachhund gesehen hatte und mein Magen auf einmal anfing Salsa zu tanzen, hab ich mich für den taktischen Rückzug entschieden. Außerdem war Haruka da und nachdem ich Michiru das letzte Mal etwas zu nahe gekommen bin für ihren Geschmack, reagiert sie irgendwie allergisch auf mich. Und dabei war ich doch nur nett zu Michiru.« Unglücklich schürzte er die Lippen und hielt sich wieder seinen Bauch. Bevor ich noch einen Kommentar dazu abgegeben konnte, schrie er etwas Unverständliches, sprang wie von der Tarantel gestochen von der Couch auf und stürmte in Richtung Toilettentüre, welche mit einem lauten Knall zuschlug. Igitt! Das Bad war definitiv für die nächsten paar Stunden verseucht und für nicht radioaktivimune, menschliche Lebensformen daher lebensbedrohlich. Genervt schnappte ich mir meine Schlüssel und mein Handy, zog meine Schuhe an und schlurfte hinaus in den prachtvollen Marmorflur. Ja, dieses Hotel war verdammt teuer, aber sei es drum. Langsam schlenderte ich Richtung Fahrstuhl und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden herum, weil die Blechbüchse sich viel zu viel Zeit ließ. Wie sehr ich diese Teile doch hasste, aber zum runterlaufen war ich dann doch zu faul gewesen. Meine Gedanken drifteten kurz zu meinem Bruder. Hoffentlich hatte wenigstens Taiki einen schönen Tag. Resignierend ließ ich meinen Kopf hängen und stieg in das quadratische Fortbewegungsmittel ein. Kaum schloss sich die Tür, dudelte auch schon so ein fröhlicher Mozartsound durch die Lautsprecher und ich versuchte verzweifelt dagegen anzusingen, indem ich in Gedanken immer wieder Search for your Love runterratterte, das funktionierte nur leider nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte. Das Ende vom Lied war, dass ich eine ganz fürchterliche Mixversion mit beiden Liedern hatte. Da war sogar Seiyas Katzengejaule besser gewesen, als er sämtliche Balladen heruntergerattert hatte, die ihm einfielen. Schnell stürmte ich aus der zu groß geratenen Jukebox und hinaus an die frische Luft. Dass die Dame von der Rezeption mir verwirrt und mit schwärmenden Blicken hinterhergeiferte, ignorierte ich gekonnt. »So, vielleicht kann ich ja jetzt endlich mal meine Ruhe haben.« Gerade als ich mich auf den Weg zu dem wirklich einladenden Café auf der anderen Seite machen wollte, fing meine Hose zu vibrieren an. Irritiert starrte ich auf meine Hosentasche und beäugte sie misstrauisch. Dann fiel mir plötzlich ein, dass es ja nur mein Handy sein konnte. Ich holte es hervor und sah mir die Nummer auf dem Display genau an. Sie kam mir so gar nicht bekannt vor und ich hatte ein mehr als nur ungutes Gefühl. Seiya hatte doch wohl nicht schon wieder meine Handynummer an irgendwelche durchgeknallten Fans vergeben? Das letzte Mal, als er das getan hatte, konnte ich eine ganze Woche nicht schlafen, weil ich Telefonterror hatte. Ein besonders aufdringliches Mädchen hatte mir sogar Bilder von … nein, Yaten, darüber solltest du nun wirklich nicht nachdenken! Also tief Luft holen und schon tippte mein Finger auf den Anrufannahmeknopf. Kapitel 2: Ring, ring, ring, ring Pizzaphone -------------------------------------------- Kaum ging ich ans Telefon, schon bereute ich es. Fast sofort hämmerte eine unangenehm hohe Männerstimme auf mich ein - sie erinnerte mich stark an einen Eunuchen - und ich beschloss, das Wesen vom anderen Stern (haha, dabei war ich selbst bei genauerer Betrachtung ein Alien) erst einmal ausreden zu lassen. Kurze Zeit später war es still an der anderen Leitung. Hm … das ging aber schnell! »Hallo? Entschuldigung, sind Sie noch dran? Wie lange wird es denn dauern die Pizzen zu liefern? Hey, ich rede mit Ihnen, verflucht! So ein unhöflicher Kerl … Bei Ihnen bestell ich so schnell nix mehr.« Da hatte ich mich wohl eindeutig zu früh gefreut. Aber was hatte der Kerl doch gleich gesagt? Pizzen? »Äh, es tut mir ja leid, aber hier ist Yaten Kou. Ich bi-« Doch der Kerl war schlimmer als Minako, wenn sie grad auf volle Touren kam und für eine Seifenoper vorsprach. Munter quasselte der Pizzafetischist weiter und ignorierte meine Versuche, ihn auf mich aufmerksam zu machen. »Also, ich hätte dann gerne eine Pizza Napoli in groß und zwei Margaritha-Pizzen in Familiengröße. Was haben Sie zu trinken? Hallooo?« »Darf ich bitte fragen, wer da -?« »Ach so, ja, Sie müssen ja wissen, wohin damit. Also bitte bringen Sie das in die Hanbara Straße 4b, Jedite ist mein Name.« Verstört und unschlüssig, was ich jetzt tun sollte, starrte ich das Handy in meiner Hand beschränkt an. Ich verstand nämlich grad nur Bahnhof! Was zum Kuckuck hatten Napoleon und ein Cocktail mit Pizzen zu tun? Napoleon war ein Franzose gewesen und kein Italiener, der wird wohl kaum Pizzen gefrühstückt haben. Eher sowas ekliges wie Froschschenkel oder Schnecken. Na ja und das mit der Margaritha … Wenn ich so auf meine Rolex sah … das schien wohl ein Alki zu sein! Gerade mal 14:00 Uhr und der Mann wollte zwei riesen Eimer mit einem Cocktail drin. »Stopp! Ich bin doch keine Pizzeria! Sie haben sich verwählt, guter Mann.« Aber irgendwie schien der Depp meinen Protest gar nicht wahrzunehmen. Schon ging das Ganze von vorne los. »Also, wie gesagt: Eine Pizza N-« Und da verabschiedete sich mein Gehirn. Ohne mit der Wimper zu zucken, drückte ich das Gebrabbel weg und steckte das Handy in die Hosentasche zurück. Völlig entnervt massierte ich mir die Schläfen und sehnte mich bereits nach meiner schönen Badewanne, als ich schon wieder anfing zu vibrieren. Die Mädels, die genau in diesem Moment vorbeikamen, kicherten hinter hervorgehaltener Hand und ich verfluchte mich innerlich, das blöde Teil nicht einfach ausgestellt zu haben. Insgeheim hoffte ich, es würde Taiki sein, der mich abholen wollte, um ein bisschen Kultur mit mir zu genießen, aber als ich erneut auf das Display sah, lief ich krebsrot an und einige kleine Zornfältchen bildeten sich auf meiner Stirn. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Der war je noch schwerer von Begriff, als unsere Hohlbirne Bunny! Der konnte jetzt was erleben! »Ja, hallo? Städtisches Krematorium Hochofen 4, Takagi am Apparat, was kann ich für Sie tun?« Das hatte gesessen. »Äh … also … wie jetzt?!« Ja, er war verwirrt. »Na, Sie haben hier das Städtische Krematorium am Telefon, wie heißt denn der Hinterbliebene, den Sie verbrennen lassen möchten?« Oh, ich war so herrlich fies. »Krema- was?! Na ja, egal … ich möchte bitte eine große Pizza N-« »Tut mir wirklich leid, aber wir verbrennen hier nur menschliche Überreste. Wir sind hier keine Müllverbrennungsanlage!« Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Was war das denn für ein abnormaler Perverser? Ich redete hier davon, Leichen ins Feuer zu schmeißen und der wollte munter weiter Pizzen bestellen. Der ist ekliger als Seiya mit seinen Blut-spritzt-Gedärme-fliegen-Filmen. Und mein werter Bruder isst dabei noch ohne mit der Wimper zu zucken Eiscreme und so Zeugs. »Ich will aber doch niemanden verbre-« »Tja, dann haben Sie sich verwählt.« So und schon drückte ich auf das rote Knöpfchen und Yaten hatte endlich mal Ruhe. Also wirklich, Leute gab‘s! Gemächlich schlenderte ich nun Richtung Eiscafé. Jetzt würde ich wohl doch zum Tempel gehen und mich mit den anderen treffen, da mein innerer Friede eh so was von gestört war, konnte ich den Tag auch gleich in die Tonne kloppen. Hoffentlich war wenigstens Setsuna da. Zwar machte sie mir gelegentlich ein wenig Angst mit ihren giftmüllgrünen Haaren, aber sie war intelligent und man konnte sich gut mit ihr unterhalten. Lässig lehnte ich mich im Stuhl zurück und winkte eine der netten Kellnerinnen her, die wie von der Tarantel gestochen zu mir eilte und dabei fast sämtliche Stühle und Tische mitnahm, die ihr im Weg standen. Immer diese Fangirls! Nachdem sie mit sabberndem Mund und Herzchenaugen meine Bestellung entgegen genommen hatte, fing ich an, mich ein wenig zu entspannen. Es waren jetzt genau fünf Minuten vergangen und ich wurde nicht angerufen. »Hach ja … ist das schön.« Genießend schloss ich die Augen und ließ mich von der Sonne wärmen. Vielleicht könnte es doch noch ein wundervoller Tag werden. Tja und dann vibrierte meine Hose erneut. Wütend fummelte ich in meiner Hosentasche herum, zog das Handy heraus und starrte das Teufelsgerät mit der dämonischen Nummer so böse an wie möglich, in der Hoffnung, das Teil würde verpuffen. Ich musste wohl etwas wahnsinnig ausgesehen haben, denn als die junge Kellnerin mit meinem Kaffeelatte an den Tisch kam, machte sie große Augen und ließ meine Bestellung auf den Boden knallen. Sofort entschuldigte sie sich und machte sich daran die Scherben aufzuwischen, allerdings nicht ohne mich stetig im Auge zu behalten. Hatte sie etwa Angst, ich könnte sie fressen? Ich war doch nicht Ossy Osborn oder Lady Gaga! Okay, Yaten, jetzt ganz ruhig. Du gehst jetzt noch einmal dran, erklärst diesem gehirnlosen Klops, dass du keine Pizzeria, Dönerbude oder sonst was bist und gut ist. Ein weiteres Mal holte ich tief Luft und murmelte vor mich hin. »Ohmmmmmm, ich bin ein Fels in der Brandung und wirklich nichts kann mich zu Fall bringen! Ohmmmmmmm, ich bin ein Baum auf einer mit Blümchen bepflanzten großen Wiese.« Ja, das innere Gleichgewicht war nicht leicht herzustellen, wenn man so impulsiv und schnell gereizt war wie ich. So gestärkt ging ich erneut ran und machte diesmal große Augen. »Ja, guten Tag. Hier ist Matsuda von der Versicherungsgesellschaft Oda. Spreche ich mit Herrn Yaten Kou?« Beschränkt und mit offenem Mund starrte ich mein Handy an. Das war aber doch die andere Nummer gewesen … oder war ich jetzt völlig Banane? Hm … nun gut … was hatte ich denn für eine Versicherung bei dem da abgeschlossen. Oda sagte mir nämlich gar nix. »Äh, ja, mit dem sprechen Sie gerade, aber sagen Si-.« »Nun gut, umso besser. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, dass sie laut §8 unseres Vertrages eine Verletzung begannen haben und wir von Ihnen hierfür Schadensersatz einklagen werden. Wenn Sie natürlich dazu bereit wären, dieses Missverständnis außergerichtlich zu klären, könnten wir davon absehen uns sämtliche ihrer Besitztümer anzueignen.« Jetzt war ich an der Reihe damit das Telefon verwirrt und panisch anzuglotzen. »Waaaaaaaaas?! Bitte, Moment mal, wovon reden Sie eigentlich? Wer sind Sie überhaupt?! Ich habe doch gar keine Versicherung bei Ihnen abgeschlossen!« Endlich hatte ich meine Stimme wiedergefunden und startete nun den Gegenangriff. Dann hörte ich lautes Gelächter und meine Verwirrung hatte den Höhepunkt erreicht. Ich wusste ja, dass Versicherungsheinis nervig sein können, aber nun ja … »Bitte entschuldigen Sie. Ich sehe gerade, dass ich mich geirrt habe. Sie sind nicht der Yaten Kou, den meine Kollegen herausgesucht hatten. Das tut mir sehr leid. Aber sagen Sie, haben Sie nicht vielleicht doch Interesse an einer Versicherung?« »Nei-« »Zurzeit sind sie sehr günstig und wir geben Rabatte auf Kundentreue-« Piep, piep, piep und schon hatte ich ein weiteres Mal aufgelegt. Wenigstens hatte mich dieser Pizzadepp nicht mehr genervt. Aber mein armes, kleines Herzchen raste immer noch, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir gehabt. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn die wirklich alles hätten pfänden wollen. Taiki hätte mir den Hals umgedreht. Nachdem Seiya damals versehentlich eine Internetseite besucht hatte, die sagen wir mal kostenpflichtig war, und dann der Gerichtsvollzieher vor der Türe gestanden hatte, war der Braunhaarige regelrecht ausgerastet. So fuchsteufelswild hatte ich ihn noch nie erlebt und mein Gehör auch nicht. Ich hatte bis dahin noch nicht einmal gewusst, dass Taiki über einen solch vulgären Wortschatz verfügte. Als er dann sah, weshalb das Männlein vom „Staate Nimm“ bei uns war, fiel er wie in so eine Art katatonischen Zustand. Erst die sanften Klänge Mozarts hatten ihn wieder zurückholen können. Das erneute Vibrieren meines Teufelsgerätes riss mich aus meinen Gedanken. Jetzt reichte es mir wirklich! Ich ignorierte das penetrante Gebrumme an meinem Bein und konzentrierte mich auf die schönen Blumen vor meinem geistigen Auge. Stiefmütterchen, ja, die waren … nein, die erinnerten mich irgendwie an Minako. Okay dann eben Rosen … ihhhh, nein, da musste ich automatisch an Tuxie Mask denken, das war auch nicht das Gelbe vom Ei. Nach geschlagenen zwei Minuten gab ich auf und ging doch an das Telefon. Plötzlich rauschte ein nervtötendes lautes Fiepen an meine Ohren und mir war, als würde ich direkt neben einem Schiffshorn stehen. Benebelt und vor allem erschrocken, war ich vom Stuhl gefallen und tat das einzig richtige. Ich warf mein Handy weg und zwar genau in die Tomatensuppe einer älteren Dame. Diese spritze, wie sollte es auch anders sein, in die Höhe und genau in das Gesicht der Frau, welche erbost zu mir herüber gestampft kam und mir mein Telefon ins Hemd stopfte. Wäh, fühlte sich das glitschig und warm an. Vorsichtig hielt ich mir das Ungetüm ans Ohr und was ich hörte, machte mich unsagbar wütend. »Hahahah. So, das hast du jetzt davon, dass du mich andauernd wegdrückst! Sogar als ich dir die Versicherung verkaufen wollte, hast du einfach aufgelegt. Aber wenigstens konnte ich dich schocken.« Das Gelächter des wahnsinnigen Pizzabrötchens jagte mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken. »Niemand legt sich ungestraft mit Jedite an!« Da hatte wohl jemand den Knall nicht rechtzeitig gehört oder wurde er vielleicht nicht genug von seiner Mutter umarmt? »Jetzt hör mir mal zu, du gehrinamputierter, nichtsnutziger, psychisch gestörter Pizzafetischist! Ich habe langsam genug von dir! Ich bin verflucht noch mal, keine beschissene Pizzeria und ich habe auch nicht vor in das Gastronomiegeschäft einzusteigen, außer es wird ein singender und tanzender Kellner gesucht!« Mein Geduldsfaden war nun endgültig gerissen und ich ließ meinem Frust freien Lauf. Dass mich sämtliche Gäste des Cafés verängstigt ansahen und sich langsam von mir entfernten, ignorierte ich. »Du ignoranter Fatzke hörst mir jetzt gut zu! Ich bin keine Pizzeria und ich habe weder eine Margaritha noch kann ich dir Napoleon herbeizaubern, also tu dir und der Welt einen Gefallen und geh auf die Gleise spielen!« Wütend hüpfte ich auf und ab und schrie wie von Sinnen in das kleine elektronische Gerät in meinen Händen. Dann war Stille an der anderen Leitung. Schwer atmend und schweißgebadet setzte ich mich zurück auf meinen Stuhl. Doch dann hörte ich ein Schluchzen und ich fühlte mich ein bisschen schlecht. Aber auch wirklich nur ein bisschen. » Ich … ich wollte d-doch n-nur-« Und dann drückte ich erneut das rote Knöpfchen. Wie gesagt, ich hatte nur ein bisschen ein schlechtes Gewissen. »Ist irgendetwas?« Genervt sah ich zu dem umstehenden Leuten. Im Nachhinein tat mir mein Auftritt natürlich leid, die Schlagzeile konnte ich schon vor mir sehen. Seufzend erhob ich mich, gab der perplexen Bedienung das Geld für meinen Kaffeelatte und etwas Trinkgeld als Entschädigung. Dann schlenderte ich gemütlich Richtung Tempel. Kapitel 3: Es ist geil ein Arschloch zu sein! --------------------------------------------- Meine Güte, was für ein verrückter Tag! Das Schlimmste an dieser Erkenntnis war, dass es jeder Zeit noch schlimmer kommen konnte. Vielleicht würde Justin Biber mit uns eine Platte aufnehmen wollen oder noch schlimmer, die Wildecker Herzbuben. Die Deutschen hatten auch nicht mehr alle Latten am Maschendrahtzäunchen. Schnell machte ich mich vom Acker und zog dabei den Kopf so weit wie möglich ein. Wenn jetzt noch Pressehaie auftauchen würden und mich von dem völlig ramponierten Café weggehen sahen, wäre die nächste Schlagzeile wirklich perfekt. „Three Lights Diva Yaten Kou, zertrümmerte in einem Anfall von Hysterie ein Eiscafé und versetzte das Personal in Angst und Schrecken.“ So in etwa würde wohl die Überschrift lauten. Tja, so war das eben, wenn man berühmt war. Alles nur Neider! Aber die wussten ja auch nicht, wie anstrengend es war berühmt zu sein. Fangirls, die einem hinterher hechelten und dich dabei noch fast bis auf deine Unterhose auszogen, nur um etwas von dir ergattern zu können, dass mir dabei der Hintern blank gezogen werden könnte, war denen auch egal. Andere hingegen sprangen dich nur mit einem Handtuch bekleidet an und schrien, dass sie ein Kind von dir wollten und ganz andere versteckten sich nachts in deinem Kleiderschrank oder unter deinem Bett. Das war im Übrigen einer der Gründe, warum ich nur noch mit meinem heiß und innig geliebten Hello Kitty Nachtlicht schlief. Das verscheuchte wirklich alle bösen Geister oder nervige Seiyas, der hatte nämlich Angst vor dem flauschigen Kätzchen. Na gut, ich mein das Härteste war eigentlich damals die installierte Kamera in unserer Dusche. Irgendjemand hatte es nämlich geschafft, da so ein Teil zu installieren … Leider hatte Seiya das Pech aufgenommen worden zu sein, bevor wir sie entdeckt hatten. Seitdem war er auf Youtube unter dem Klick „Die stärkste Hühnerbrust der Welt“ zu finden. Also wenn wir mit Three Lights nicht berühmt geworden wären, dann hätte Seiyas kleiner ungewollter Internetauftritt uns berühmt gemacht. Fast zehn Millionen Klicks insgesamt. Seitdem war ich auch mehr als nur paranoid! Ich ging nicht ins Internet … ich wusste auch nicht, wie man es benutzte (hatte damals das Icon für die Internetverbindung vom Desktop entfernt und gedacht, ich hätte das Internet auf der ganzen Welt gelöscht, sehr peinliche Sache!) und zur Bank brachte ich mein Geld auch nicht! Das waren doch alles bloße Abzocker! Nee, nee, da versteckte ich doch lieber mein Geld in einem Sparstrumpf unter oder eher in meiner Matratze. Da fiel mir ein … ich bräuchte langsam mal wieder neue Socken. Taiki und Seiya waren auch schon misstrauisch geworden, weil unsere Waschmaschine permanent ihre Socken verschlang. Hm … mal ganz zu schweigen von ihren bösen Rückenproblemen! Tja, in meiner Matratze war halt kein Platz mehr für das Kleingeld gewesen, das habe ich intelligenterweise in deren Betten untergebracht. Ich war doch nicht blöd und ruinierte mir meinen Rücken. Gedankenversunken schlenderte ich weiter und spürte wie meine Mundwinkel nach oben rutschten. Ja, so langsam würde der Tag vielleicht doch noch gut werden und dann … dann spürte ich es in meiner Hose vibrieren und mein Herz hörte fast auf zu schlagen. Erschrocken hüpfte ich im Kreis herum, wedelte mit den Armen wie ein aufgescheuchtes Chicken Wing, fischte das Handy heraus und petzte die Augen zusammen. Das durfte doch wohl ni-! »Jaa??« Kleinlaut und resigniert ging ich dran. »Yaten? Mann, endlich komm ich mal durch. Ich versuch‘s jetzt bestimmt schon zum sechsten Mal oder so.« Einen Moment lang starrte ich treudoof in die Gegend, bis ich die Stimme erkannte. Minako! Es war das kleinere Übel von beiden. Erleichtert seufzte ich und ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Die Möchtegern-Aphrodite war mir definitiv lieber als der Pizza King von Alkihausen! »Sag mal, willst du nicht vorbeikommen? Taiki ist auch noch gekommen und Seiya wollte zwar kommen, aber irgendwie ist er noch nicht da. Hast du ihn vielleicht gesehen?« Toll! Jetzt musste ich wieder an die umfunktionierte Gaskammer oder wie ich das Bad nun nannte, die Stink-Büchse der Pandora, denken. Ich verkniff mir meinen aufkommenden Würgereiz und konnte ein wahres Stimmengewirr an der anderen Leitung hören. »Ähh … ja, Müffi hat Analhusten!«, platze es da auch schon aus mir heraus. »Ähh, bitte … was?« Genervt verdrehte ich die Augen und schnalzte mit der Zunge. »Naja, unser müffelndes Mufflon hat Analhusten und zwar vom feinsten, der kommt gar nicht mehr vom Pott runter.« Bevor das Telefonat dann doch noch peinlich werden könnte, entschied ich mich dazu Minako einen schnellen Höhepunkt zu verschaffen, indem ich ihr ihren Willen gab. »Bin schon auf dem Weg zu euch. Bye.« Ich beschleunigte meinen Schritt ein wenig und lief an diversen alten Mütterchen vorbei, die mir fast mit ihrem Rollator eins übergegeben hätten, weil ich ihnen kein Autogramm geben wollte. Und verflucht konnten sich die runzligen Schachteln schnell mit dem Gestell bewegen! Fast hätte mich eine von den Rowdy Omas tatsächlich mit dem Rollator bewusstlos gehauen. Doch ich war schneller. Keine fünf Minuten später war ich endlich am Tempel angekommen oder viel mehr an den Treppen, die musste ich jetzt nur noch irgendwie erklimmen. Zehn Minuten später stand ich, die Hände auf die Knie gestützt und schwer atmend, am oberen Ende der Treppe. Meine Sailor-Karriere in allen Ehren, aber so fit war ich auch nicht mehr. Ich hatte eben meine Vorliebe für Nachos, Dangos und Fastfood im Allgemeinen entdeckt und daher auch eins, zwei Kilochen zugenommen. Okay, ja, ich passte nicht mehr ganz so in meine 36er Größe, aber was sollte es. Ich wollte ja schließlich nicht beim Modelkontest von Miss Hawaii-Kiki teilnehmen. Dafür mochte ich Käsesahnetorten auch viel zu sehr. Nachdem ich mir dann die Seele aus dem Leib geröhrt hatte, das Bergsteigen hatte mich doch mehr angestrengt, als ich dachte, aber ich war ja auch keine Bergziege oder so bewegungsfanatisch wie gewisse blonde, männerhassende Kampfamazonen. Obwohl … wenn ich es recht bedachte, war Haruka gelegentlich doch männlicher als unser Seiya, zumindest schrie sie nicht auf, wenn man ihr eine Spinne vor die Nase hielt. Nein, wirklich nicht! Stattdessen hatte man dann ihre Faust im Gesicht und konnte plötzlich höher singen als Justin Timberlake zu seinen Glanzzeiten. »Yaten!!« Ruckartig riss ich meinen Kopf hoch und das gerade noch rechtzeitig, denn schon rannte Minako mit weit ausgebreiteten Armen auf mich zu, sabberte wie wild und sprang mich wie ein liebestolles Karnickel zur Brunftzeit an. Zwar konnte ich mich gerade noch rechtzeitig aufrichten, aber für einen filmreifen Slow-Mo-Sprung zur Seite fehlte mir dann doch die Zeit. Die Wucht, mit der sie gegen mich prallte, war so enorm, dass ich rückwärts taumelte und mit den Armen wild zu rudern begann. Mit weit aufgerissenen Augen wippte ich vor und zurück und versuchte nicht rücklings von diese vermaledeiten Treppe herunter zu kullern. Natürlich Blond klammerte sich indes an mich, wie ein Klammeräffchen, das gerade eine Bananenstaude bespringen wollte und rief immer wieder wie von Sinnen meinen Namen. Dabei versicherte sie mir noch zig Mal, dass sie ja nur mich lieben würde und mir nicht untreu geworden war. Wer‘s glaubte, war seelig und wer nicht, kam auch in den Himmel oder so ähnlich. Mühsam schwang ich mich nach vorne und hechelte wie ein Hund, der gerade erfolgreich vor einem Hundesalon geflohen war. »M-Mi-« Weiter kam ich nicht, da Möchtegern Aphrodite mir mit ihrer Liebe wahrlich die Luft zum Atmen raubte. Während ich fröhlich die Farbe wechselte wie ein Chamäleon, konnte ich Rei anstampfen sehen, bewaffnet mit einem Brecheisen. Moment mal! Die wollte doch wohl hoffentlich nicht … doch, sie wollte. »Minako, du hast ganze drei Sekunden Zeit, bevor wir dich gewaltsam von Yaten pellen werden.« Brecheisenschwingend kam Rei auf mich zu, während Ami beschwichtigend irgendetwas hinterher rief, Bunny große Augen machte und Makoto körperlich versuchte, sie davon abzuhalten, indem sie sie einfach hochhob und sie leicht hin und her wiegte wie ein Baby. »Oh, Yaten, ich bin ja so froh … Yaten?« Doch zum Antworten war ich nicht mehr fähig. Ich klappte zusammen wie ein Klappstuhl und hörte nur noch lautes Gezeter. »Na, bravo, Minako! Jetzt hast du den armen Kerl kaputtgemacht.« »Gar nicht wahr! Yaten wollte sich bestimmt nur kurz hinlegen!« »Wovon träumst du eigentlich nachts? Warte … das will ich nicht wissen.« »Rei, du bist sooo fies!« Dann spürte ich Hände, die mich auf die Füße zogen und ich öffnete schwer die Augen. Taiki und Setsuna hatten mir mit einem mitfühlenden Grinsen auf die Beine geholfen und klopften nun den Staub von meinem Anzug. »Na?« »Taiki, halt den Mund, nie bist du da, wenn man dich braucht!« Verständnislos sah er mich an, ließ meinen Arm los und schon kippte ich vorn über und Setsuna ins Dekolleté, diese sah mich wiederum erschrocken an und wich zurück. Das Ende von Lied war, dass ich wieder auf der Nase lag und Dreck fraß. Super lecker! »Weißt du, Yaten, du musst mir nicht zu Füßen liegen, auch wenn das sehr freundlich ist.< Erneut wurde ich hochgehoben, doch diesmal half mir die Kampfamazone auf die Beine und Michiru hielt sich damenhaft wie immer die Hand vor den Mund, während sie leise kicherte. »Du siehst etwas fertig aus«, stellte Haruka kurz fest. »Sagen wir einfach, ich hatte einen anstrengenden Tag.« »Oje und dabei ist gerade mal Mittag.« »Hey, wollt ihr da Wurzeln schlagen? Lasst uns reingehen, Jedite ist gerade mit den Pizzen angekommen«, rief Bunny aus, während sie herumhüpfte und Mamoru am Arm hinter sich her schleifte. Ähhhh …. Also irgendwie kam mir dieser Name doch ziemlich bekannt vor. Irgendetwas klingelte da bei mir, aber ich wusste noch nicht so ganz was. Hm, vielleicht hatte ich mal einen Jedite bei der Maniküre getroffen? Ach egal. Ich schlurfte den anderen hinterher in Reis Haus und setzte mich in den Kreis meiner Lieben. Endlich war der ganze Ärger um das Pizzabrötchen vergessen. Doch da war ein völlig neues Gesicht, mit dem ich so überhaupt nichts anfangen konnte. Kurzes blondes Haar mit einem sehr femininen Gesicht. Der Kerl trug Jeans und ein Hemd, was er wie einer dieser Playboys offen gelassen hatte. Es fehlte nur noch die Sonnenbrille, Ohrringe und eine Kette um den Hals und ich hätte gesagt, er wäre einer dieser Playboys für ältere Damen. So einer, der in den Schrank gestellt wird und dann abgestaubt wurde, wenn Freundinnen kamen oder aber Minako hatte ihn mit LSD vollgepumpt und er hatte jetzt irgendwelche Wahnvorstellungen. Hm … möglich wäre natürlich auch, dass sie ihn irgendwie hypnotisiert hatte und er nun ihr persönlicher Toyboy war. Irgendwie machte mir diese Vorstellung ein wenig Angst. »Endlich kommst du mit den Pizzen! Sag mal, wieso hat das denn so ewig gedauert? Wir sind ja halb verhungert!«, kam es nörgelnd von Minako, während Ami sich höflich entschuldigte und dem Blonden einen Teller reichte. Sein Gesicht hatte während der Frage eine ungesunde Farbe angenommen und ich hatte das Gefühl, ihm würde gleich Tomatensaft aus den Ohren quellen. »Ach, hör mir bloß auf! Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich nachdem ich endlich aus diesem blöden Stein raus konnte, ein neues Leben beginnen könnte. Aber irgendwie nimmt mich immer noch keiner ernst!« Hektisch zerteilte (oder vergewaltigte er nicht eher?) die Pizza und gab sie den Anwesenden. Außer Michiru und Haruka, die beiden begnügten sich mit einem Salat. Typisch! Es wunderte mich jedoch, dass es ein ganzer Salat war und nicht nur ein Salatblättchen. Dann sah ich wieder zu Jedite und irgendetwas machte mir Magenschmerzen. Pizza und dieser Name. Okay, mal abgesehen davon, dass ich genug von Pizza hatte, weil sie mir sprichwörtlich aus den Ohren rauskam. »Wieso nimmt dich denn keiner ernst?«, wollte Makoto wissen, während sie sich daran machte ein großes Stück Pizza zu essen. »Weil der komische Pizzaverkäufer andauernd gesagt hat, ich sei falsch verbunden und richtig unhöflich war«, ließ er weinerlich verlauten und dann machte es Klick in meinem Kopf und mir kam die Erleuchtung. Dieser Vollpfosten von einer Pizza! »Oh, das tut mir leid«, kam es von Ami und sie tätschelte ihm aufmunternd den Arm. »Tja-ha, aber ich habe mich gerächt! Ich habe ihm eine Tröte ans Telefon gehalten und dann war er erst mal sprachlos!« Vor Stolz schwoll seine Hähnchenbrust förmlich an. »Das Härteste war ja, dass der Kerl ja noch Werbung in Form eines Flyers gemacht hatte.« Schon hielt er ein buntes, kleines Stück Papier empor und zeigt es den anderen. Darauf zu sehen war meine Nummer und ein Bild von einem dicken, behaarten Italiener. »Hatte gemeint, ich hätte mich verwählt und gesagt, ich wäre bei Yaten Kou gelandet, na ja, aber was soll‘s. Wir haben ja unsere Pizza.« Da grinste der Psychopath und mir platze nun endgültig der Kragen. »Du!!« Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, nahm mir ein Stück Pizza und schmiss es ihm in sein Mädchdengesicht. »Du hast mir meinen Tag versaut mit deinen verdammten Anrufen! Hast du überhaupt eine Ahnung, was ich deinetwegen durchgemacht habe?« Und schon entfachte ein lodernder Kampf zwischen uns. Während er sich die Pizza vom Gesicht pellte, nahm ich die herumstehende Salatsoße und goss sie über seine Haare. Zufrieden rieb ich mir die Hände und war schon wieder im Begriff mich zu setzen, doch da wurde ich wieder zurückgezogen und irgendetwas Labbriges landetet auf meinem Kopf und wurde dort mehr oder minder in meine Haare massiert. Grollend drehte ich mich zu Jedite um. Das würde er bitter bezahlen. Ohne weiter zu zögern, gingen wir auf einender los, machten dabei Reis Tisch kaputt und bewarfen uns gegenseitig mit Essen, während wir uns in der am bodenliegenden Pizza suhlten. Taiki, Ami und Co. sahen verwundert zu und versuchten uns auseinander zu zerren, was allerdings fehlschlug. Es endete damit, dass sie ebenfalls im Essen landeten. Haruka feuerte uns begeistert an, Mamoru wich pikiert zurück und Rei trauerte um ihr Zimmer, war jedoch außer Stande irgendetwas gegen uns zu unternehmen. Nach kurzer Zeit entschieden wir unsere Diskussion nach draußen zu verlegen und schlugen uns wie zwei Kampfzicken mit wedelnden Händen. »Aaaaaaarrrrgggghh.« Plötzlich spritzte uns etwas Kaltes ins Gesicht und wir wurden von den Füßen gerissen. »Jetzt aber genug, ihr zwei Kampfhänchen!« Michiru hatte sich in ihr Alter Ego verwandelt und uns tatsächlich attackiert. Prustend und uns böse anfunkelnd rappelten wir uns auf. »Was genau ist eigentlich passiert?« »Die Pizzafresse hat mich als genervt, von wegen er will Pizza, obwohl ich ihm noch freundlich erklärt habe, dass ich kein Pizzabäcker bin.« »Pühhh und deshalb musstest du mir sagen, dass du mich verbrennen willst?« »Ich wollte dich nicht verbrennen, du Hochglanz-Püppchen!« »Du hast gesagt, dass ich beim Krematorium gelandet bin!« »Ja, aber du hast mich genervt.« »Ab -« Also irgendwie führte das zu nichts. Ich beschloss noch einmal tief durch zu atmen und ihn das zu fragen, was ich mich schon die ganze Zeit fragte. »Sag mal, wer zum Henker hat dir eigentlich die Nummer gegeben?« Unschlüssig sah er zu mir herüber und verschränkte die Arme vor der Brust. »So ein komischer Kauz mit langen schwarzen Haaren. Jetzt, wo ich dich genauer betrachte und auch Taiki, fällt mir auf, dass ihr euch ähnelt!« Meine Augenbraue zuckte nervös und ich beschloss Seiya das Leben zur Hölle zu machen, sobald er von der Kloschüssel herunter war. Wie wusste ich noch nicht so ganz, aber mir würde etwas einfallen. »Du hast meinen Bruder kennengelernt! Der Witzbold macht sowas nämlich unglaublich gerne.« »Das heißt, der hat uns beide hereingelegt?«, erwiderte er skeptisch. »Jap, ganz genau.« In diesem Moment grinsten wir uns gegenseitig an und ich wusste, dass wir dasselbe dachten. Rache war Blutwurst!! Genau dreißig Minuten später war ich im Hotel angekommen und trat in unser Zimmer ein. »Hey, bin wieder da.« Aus dem Bad konnte ich es laut rumoren hören und noch so einiges anderes. Sehr schön. Jedites und mein Plan wird aufgehen, zumindest hofften wir das. »Hey, Yaten.« Oha sah der fertig aus. Ganz bleich und schweißgebadet und da klingelte auch schon Seiyas Handy. Showtime! »Könntest du bitte grad mal dran gehen?« Grinsend nahm ich ab und hörte auch schon Jedites vertraute Stimme. Seiya konnte jetzt etwas erleben. »Ja, guten Tag, Yaten Kou. Nein, tut mir leid, mein Bruder ist gerade verhindert. Ach … ein Fotoshooting mit Playmates?« Schon lugte sein Kopf um die Ecke und er fuchtelte wild mit den Armen herum, was so viel heißen sollte wie „warte ich wisch mir den Hintern ab, stecke einen Korken rein und komme.“ »Ähhh, nun, er ist gerade leider etwas verhindert, glaube ich.« Schon rannte er aus dem Bad mit Klopapier, das ihm aus der Hose hing und nahm mir sein Handy aus der Hand. »Ja, hallo, Seiya Kou!« Und schon spielte Seiya Strahlemännchen. Aber unser Plan schien aufzugehen. »Ja, ich w-würde m-m-m-mi … ahhhh, Entschuldigung, ich …« Und schon drückte er mir das Teil in die Hand und verschwand wieder im Bad. Röhrend, keuchend und noch andere Geräusche, die wirklich widerwärtig waren. An der anderen Leitung konnte ich verhaltene Gelächter hören und so wie es schien, hatten auch die anderen ihren Spaß daran. So, dann wollten wir Seiya mal ärgern. »Ja, es tut mir wirklich leid. Ja, Seiya hat leider eine kleine Magenverstimmung, vermutlich wird das mit dem Fotoshooting nichts. Ja, tut mir wirklich leid.« »Yaten, mach keinen Scheiß!!«, schrie er aus dem Bad und versuchte wohl gerade verzweifelt vom Pott herunter zu kommen. »Verdammt, ich will dieses verdammte Shooting machen!« »Ich? Na ja, ich weiß ja nicht, ob … sind Sie wirklich sicher? Na gut! Dann würde ich sagen, werde ich morgen gegen 13:00 Uhr bei Ihnen sein. Ja, sehr schön, ich freue mich.« Doch bevor ich auflegen konnte, wurde mir von Seiya mit heruntergelassener Hose das Handy aus der Hand gerissen und er ging quietschend dran, doch was er zu hören schien, war wohl alles andere als erfreulich. Jetzt konnte ich mir mein Lachen nicht mehr verkneifen. Schadenfroh grölte ich und kugelte mich auf dem Boden, während Seiya fluchend in der Gegend herumhüpfte, das Telefon plötzlich los ließ und dann wie von der Tarantel gestochen in die Gaskammer rannte und schrie »Mein Arsch blutet!!« Danach war ich befriedigt, Jedite schadenfroh und Seiya hatte seine gerechte Strafe erhalten. Es war also doch noch ein guter Tag geworden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)