Chasing The Challenge von -Miaka- (Puzzleshipping (Yami x Yugi)) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Mahl mit dem Teufel ---------------------------------- Kapitel 2 – Ein Mahl mit dem Teufel (http://www.fanfiction.net/s/7748449/2 (http://www.fanfiction.net/s/7748449/2) ) Yugi vergrub sein vor Wut hämmerndes, rotes Gesicht in seinen Handflächen. Er konnte es nicht glauben! Was hatte er getan, dass er solch ein Schicksal verdiente? Yami war schon zu Highschoolzeiten schlimm genug gewesen, aber wenn man bedachte, was er ihm jetzt als Erwachsener alles antun könnte! Oder vielleicht, falls Yugi Glück hatte, war Yami ... reifer geworden. Ein kurzer, verstohlener Blick aus der Sicherheit seiner Hände bewies ihm das Gegenteil, als er dem süffisanten Grinsen des Anderen begegnete. Vielleicht würde er ja aufhören zu atmen, wenn er sich seine Handflächen noch ein wenig fester ins Gesicht drückte... „Yugi, ich weiß, dass du da drin bist.“ Yami lachte in sich hinein und lehnte sich zu Yugi, der betreten hinter seinem neuen Schreibtisch saß, hinunter, bis er mit ihm auf Augenhöhe war. „Geh weh!“, schrie Yugi gegen die Innenseiten seiner Hände und versuchte dabei, so ernst wie möglich zu klingen, was ihm jedoch nicht gelang, denn der vermeintliche Befehl klang in Yamis Ohren eher wie alles andere als das. 'War ja klar, dass ich von allen, für die ich hätte arbeiten können, natürlich an Japans Trottel Nummer eins gerate.' Yami hatte letztendlich genug und streckte seine gefühllosen Hände nach Yugis aus, um sie sanft aus dessen makellosem, wie aus Porzellan gemacht wirkendem Gesicht zu nehmen. Yugi wehrte sich, doch leider hatte Yami mindestens dreimal so viele Muskeln wie er und konnte dem schwachen Widerstand des Anderen ohne Probleme standhalten. „Ich sagte GEH WEG, VERDAMMT!", knurrte er und wand seine Hände aus dem Griff des Anderen, wobei er diesen mit besagtem Körperteil aus Versehen im Gesicht traf. Yami stöhnte vor Schmerz auf und hielt sich leicht seine verletzte, rote Wange. Yugi fühlte einen Anflug von Schuldgefühlen über sich hereinbrechen, über den er jedoch schnell hinwegkam, als ihm klar wurde, wie sehr der Größere es ja eigentlich auch verdient hatte. Yugi war es gewohnt, der Klügere zu sein und die Vergangenheit beiseite zu schieben, aber bei allem, was in irgendeiner Weise mit Duke in Verbindung stand, fühlte er sich nicht so nachsichtig. „Willst du unbedingt gefeuert werden?" Yamis Stimme klang gefährlich tief, als ob eine andere Person den Platz, an dem er gerade noch stand, eingenommen hatte. Yugi gab zu, es machte ihm ein wenig Angst. Sogar damals, als Yami ihn in der Schule geärgert hatte, hatte seine Stimme immer ruhig und locker geklungen, ganz anders als jetzt. Obwohl es irgendwie ... beängstigend war, würde Yugi es ganz sicher nicht zeigen. Nicht vor diesem Arschloch. „Eigentlich klingt das gar nicht mal so schlecht.", knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen und versuchte, seinen berüchtigten Zorn auf ein Minimum zu halten, um die hart arbeitenden Angestellten um sie herum nicht zu stören. Irgendwo tief im Inneren taten ihm Yamis Mitarbeiter leid. Wahrscheinlich gingen sie jeden Tag, an dem sie für ihn hatten arbeiten müssen, mit dem überwältigenden Drang, jemanden zu erschießen, nach Hause. Yamis steife Miene brach in Gelächter aus, Euphorie funkelte in den rubinroten Augen. „Yugi Mutou, du schaffst es immer wieder, mich zu verblüffen." Der Ton in seiner Stimme klang weich und ehrlich. Und er saß. Yugi fühlte, wie sein Gesicht sich erhitzte und knallrot wurde. Schon Andere hatten so über ihn geredet. Mai zum Beispiel und sein Professor bei seinem Schulabschluss. Doch nichts davon hatte ihn so ... so ... wahnsinnig wütend gemacht! Was für ein Spiel spielte der Typ eigentlich mit ihm? Yugi wollte nichts von Yami wissen, nie mehr in seinem langen, stumpfsinnigen, einsamen Leben. Und noch viel weniger wollte er dessen Schmeicheleien hören. „Hör zu, du kannst mich feuern, du kannst mir auch für den Rest meiner Zeit hier all deinen Papierkram aufhalsen oder allen von meiner demütigenden Zeit in der Schule erzählen, aber bitte tu' mir einen Gefallen und lass mich verdammt nochmal in Frieden!", knurrte Yugi abermals tief und fing an, Ordner aus einer Schublade seines Schreibtisches zu räumen. Und das in einer Geschwindigkeit, bei der sogar einer Katze schwindelig geworden wäre. Yami tippte sich nachdenklich ans Kinn und war scheinbar mit der Idee beschäftigt, sich den Anderen als persönlichen Sklaven zu halten. Mit dem konnte man einfach nicht reden. Am Ende war aber genau das der Punkt, an dem sich das Blatt plötzlich wendete. „Nun ja ... wenn ich dich entlasse, kann ich ja nichts von alledem tun, was du so schön vorgeschlagen hast. Wenn ich aber all meine Arbeit auf dich abwälze, würdest du das viel zu sehr mögen, so als der Workaholic, der du ja nun mal bist." Er grinste nur, als er Yugis völlig eingeschüchterten, trotzigen Blick sah. „Und was das Dritte angeht, so unreif bin ich nun auch wieder nicht.“, beendete er und setzte sich auf Yugis Seite des Tisches, wie zum Versprechen, dass er ganz genau nirgendwohin gehen würde. „Da wäre ich jetzt fast drauf 'reingefallen.“, zischte Yugi giftig und knallte die schmale Schublade in einem plötzlichen Anfall von Wut zu. Yami seufzte. „Okay, Zeit für deinen ersten Arbeitstag." Yugi war sichtbar erleichtert über diesen Satz. Gott sei Dank! Er würde Berge von Arbeit brauchen, um diese ... von Yami hervorgerufenen Kopfschmerzen loszuwerden. Vielleicht würde er jetzt endlich aus seiner Nähe verschwinden, dachte er mit boshafter Vorfreude, kurz bevor seine Laune wieder sank, als er sah, wie sein neuer Boss die Ordner, die er erst vor wenigen Minuten herausgenommen hatte, zur Hand nahm und wieder wegräumte. „Was machst du da? Wie soll ich ohne die arbeiten?“, rief Yugi verzweifelt und versuchte, zum wiederholten Male in das Schubfach zu greifen. Yami jedoch fasste ihn fest am Handgelenk und hielt ihn so aus Affekt vom Schubladengriff fern. Yugi sah zu Yamis hinterhältigem Grinsen auf und fühlte, wie die Angst sich ihren Weg durch seinen Magen hoch zu seiner Kehle bahnte. „Wer hat denn was von Dokumenten und Ordnern gesagt? Hör zu, Yugi, wenn du hier überleben willst, solltest du wissen, dass das nicht die Art von Arbeit ist, die wir in diesem Abteil machen.“, erklärte Yami ruhig, jedoch nachdrücklich und schien damit wie das komplette Gegenteil von Yugis verblüffter Miene. Es wirkte, als ob dieser sich jeden Moment das nächste Messer greifen und dann immer wieder auf Yami einstechen könnte. „Was meinst du mit 'Nicht die Art von Arbeit, die wir in diesem Abteil machen'! Ich hab's auf dem Bewerbungsbogen doch gelesen!“, stritt Yugi und sprang von seinem neuen Schreibtischstuhl auf. Yami rollte nur mit den Augen, lachte und lief zu seinem eigenen Schreibtisch, um seine Waffe zu holen (was Yugi dann doch ein wenig beängstigte) und sein Portemonnaie. „Ja, Yugi, eigentlich sollten wir das tun, aber wir lassen es einfach. Wir brauchen keinen Papierkram. Das ist doch sowieso total hoffnungslos und hat das je geholfen, einen Fall zu lösen? Nein, noch nie.“, ächzte er und lud seine Pistole nach. Yugi schmollte und kreuzte die Arme vor der Brust, um wie jemand auszusehen, vor dem man Respekt haben sollte, wirkte dabei letztendlich aber eher wie jemand, den man knuddeln wollte. „Ein Grund mehr! Wenn ihr eure Zettelwirtschaft schon nicht beherrscht, dann lasst sie mich doch einfach machen. Irgendwer hier muss ja mal ein wenig Verantwortungsbewusstsein zeigen.“, schnaubte er wütend, drehte sich um und versuchte abermals die Schublade zu öffnen. Er würde verdammt sein wollen, wenn er diesen Job verlor. Yugi hatte gewusst, dass Yami sein Angebot, ihn zu feuern, ablehnen würde, um ihn weiterhin foppen zu können. Und wenn Yugi wirklich nicht hier sein wöllte, hätte er einfach gekündigt. Das allerdings konnte er sich mit seinem kleinen Neffen und seiner Schwester, die beide momentan bei ihm lebten, wirklich nicht leisten. Schon hatte Yami den Weg zurück zu Yugis Schreibtisch gefunden und dessen dünnes Handgelenk wieder fest umgriffen. „Ich meine es ernst, Yugi-chan." Als er seinen alten, vertrauten Spitznamen von damals hörte, erreichten Yugis Emotionen förmlich ein Rekordhoch. Dies war eine weitere von Yamis Methoden, den armen Jungen zur Verzweiflung zu treiben, zudem war es der eine Kosename für Yugi, der ihn jedes Mal gleichzeitig verwirrte und wütend machte. Er fühlte die Verlegenheit, die Wut und die Reue, aber vor allem fühlte er sich geschmeichelt ... und wusste nicht warum. „Nenn mich nicht so!“, knurrte Yugi gefährlich und befreite seinen Arm ein zweites Mal aus Yamis Griff. In einer Minute würde er diesen mehr als nervigen Typen niederschlagen. Nicht, dass das irgendetwas ändern würde, denn Yami würde Yugi jetzt wohl ohnehin nie mehr aus diesen Sticheleien entkommen lassen. Und nach all den guten Jahren 'Yami-freien Lebens' war er nun anscheinend komplett in die Enge getrieben. Yami zuckte mit den Schultern und lief zurück in Richtung der Doppeltür des Empfangs. „Kommst du, Aibou?“, rief er. 'Aibou?', dachte Yugi mit hochgezogenen Augenbrauen. 'Super, genau was ich brauche. Noch einen mädchenhaften Spitznamen.' Obwohl widerwillig, bewegten sich seine Beine letztendlich doch zu Yami. Zu seiner Rechtfertigung, und damit er nicht aussah wie sein Weibchen, folgte er Yami nur aus der flüchtigen Angewohnheit, die Befehle eines Vorgesetzten zu befolgen. Nicht, dass Yami ihm irgendwie überlegen war, abgesehen von den Muskeln und den Frauen und der Größe und – ihr wisst schon. „Wo gehen wir hin?“ Das war wahrscheinlich das Erste, das Yugi an diesem Tag weder aus Hass noch Gehässigkeit sagte und überraschenderweise merkte er, wie seine Wut langsam begann abzuklingen, während sie die dunkelblaue Polizeiwache verließen. Yami gab keine Antwort. Er lief stattdessen stetig weiter den Gehweg entlang und starrte mit selbstgefälliger Miene geradeaus. Plötzlich fühlte Yugi, wie die Wut verzehnfacht zu ihm zurückkehrte. "Sag's mir oder ich komm‘ nicht mit!", knurrte er, nachdem sein letzter Geduldsfaden gerissen war. In Wahrheit genoss er die Tatsache, dass Yamis sexy Stimme gerade nicht in seinen Ohren klang. Sah man einmal davon ab, dass eben diese Stimme es schaffte, ihn komplett von seinen Gedanken ablenken zu können, so bedeutete es auch, dass er sich glücklicherweise mal keine Beleidigungen aus dem Mund des Anderen anhören musste. Trotzdem würde er sich nicht blind von seinem lebenslangen Erbfeind durch die Stadt führen lassen. Er vertraute Yami überhaupt nicht. Wenn er ein zweites Mal unachtsam sein würde, war er sicher, dass Yami ihn wahrscheinlich in eine Gasse stoßen oder einer Gruppe Verbrechern als Knastköder überlassen würde. Allein der Gedanke daran jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Davon angetrieben begann Yugis unvernünftige Seite sich kundzutun. „Gut! Ich mache hier nicht mit! Ich KÜNDIGE!“, brüllte Yugi, machte eine 180-Grad-Wende auf dem Absatz und lief in die Richtung zurück, aus der sie kamen. Er hatte genug von den Leuten, die ihn mit Füßen traten. Und auch Yami sollte das wissen. Yami schmunzelte. „Temperamentvoll wie eh und je." Yugi drehte sich herum und war nun durch Yamis doppelpolige Reaktion und seine unausgesprochenen Beweggründe restlos verärgert. Jeden Moment würde er zu ihm gehen, ihm die Waffe aus den Händen reißen und ihn geradewegs erschießen. Das Einzige, was ihn davon abhielt, war das charmante Lächeln auf dem Gesicht des Anderen. Verführerisch wie immer. 'Was, wenn ich ihm das Lächeln einfach aus dem Gesicht schlage?', dachte Yugi boshaft. Inmitten seines inneren Konfliktes darüber, ob er Yami nun umbringen oder nur schlagen sollte, bemerkte er, wie er sich mit großen Schritten wieder zu seinem nervigem Boss zurück bewegte. „Ich habe Rechte! Du und deine unreifen, kleinen Groupies haben mein gesamtes Highschool-Leben unerträglich gemacht! Warum sollte ich dir folgen und nach deiner Pfeife tanzen! VOR ALLEM, WENN DU MIR NICHT MAL SAGEN KANNST, WOHIN WIR GEHEN!“, schrie Yugi. Er wusste, dass er ein ganz klein wenig überreagierte. Aber all das hatte er jahrelang verschwiegen. Weil er seine Wut nicht an Anderen auslassen wollte, war er still geblieben, aber jetzt war Yami hier - die perfekte Gelegenheit, ein wenig vom dem Stress, den er so lange mit sich herumgetragen hatte, abzubauen. „Weil du für deine Schwester und deinen kleinen Neffen alles tun würdest, deshalb kannst du es nicht riskieren, diesen Job zu verlieren, ganz egal wie sehr du ihn jetzt schon hasst.“, antwortete Yami kaltlächelnd. Yugi rang nach Luft, als er die exakt zutreffende Antwort hörte und bemerkte, wie viel der Andere eigentlich wusste … auch wenn … wie zum Teufel –nein-- WOHER zum Teufel hatte er diese Information! Und was dachte er eigentlich, wer er sei, dass er ihm hier erzählte, was er selbst längst wusste! „Ich weiß mehr als du denkst, Yugi. Hab' ich schon immer.“, murmelte Yami still, fast unhörbar, doch zum Glück hatte Yugi ziemlich gute Ohren. Yami fing langsam wirklich an, ihm auf die Nerven zu gehen. Erst führt er sich auf wie der letzte Arsch und dann denkt er, er könne die Rolle seines verfickten Schutzengels oder so spielen! Aber in einer Sache hatte er Recht. Yugi brauchte den Job und egal wie sehr er es auch wollte, Kündigen war keine Option für ihn, ebenso wenig gefeuert zu werden. „Schwachsinn!“, zischte Yugi, drehte den Kopf weg und schlang die Arme um seine Brust, als sein Körper bemerkte, wie niedrig die Temperaturen eigentlich waren. Die Wut musste ihn so sehr aufgeheizt haben, dass die Luft draußen nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit für ihn darstellte. Yami hielt an und drehte sich noch immer lächelnd zu Yugi um. „Wolltest du nicht kündigen? Oder hab ich's endlich geschafft, zu Yugi Mutous Dickschädel durchzudringen?“ Yugi errötete von Kopf bis Fuß. Verdammt, das hatte seinen Stolz verletzt. Na ja, es hatte keinen Sinn, noch länger zu jammern, Yami würde es ihm sowieso nie vergessen. Das tat er schließlich nie. „Sagst du mir, wohin wir gehen? Oder hast du vor, mich in eine dunkle Gasse zu bringen und mich dir dort gefügig zu machen?“ Yugi starrte ihn zornig an und wartete darauf, dass Yami bei solch einem ekelerregenden Gedanken ins Stocken geriet, doch überraschenderweise … erhellte Yamis Miene sich mit einem gefährlichen Grinsen. „Nun ja, das war nicht der eigentliche Plan, aber wenn du darauf bestehst.“, sagte er heiser und das Grinsen kam seinen Augen mit jedem gesprochenen Wort näher. Yugi wurde rot wie eine Tomate. Klar, er hatte eine scherzhafte Antwort erwartet, aber eher etwas wie: „Wie du willst." oder „Tut mir leid, Yugi, ich bevorzuge das andere Ufer.", aber dass er mit ihm flirtete, damit hatte er wirklich nicht gerechnet! Andererseits wusste er, brauchte er nicht überrascht sein, Yami war damals schon der Playboy Nummer Eins gewesen, aber normalerweise waren es keine Männer gewesen, hinter denen er her gewesen war ... NICHT, dass er irgendwie hinter Yugi her war! Nein! Er war ... nur ... na ja ... ein Arschloch, wie immer. Ja, ein nerviger Arsch, der ein Problem mit seinem Ego hatte. „Sag mir einfach, wo wir hingehen.“, forderte Yugi und hatte seine Hände nachdrücklich auf seine Hüften gestützt, als wäre er eine ihren Ehemann rügende Ehefrau. „Wirst du schon sehen, Yugi, Geduld ist eine Tugend.“ Yami zwinkerte. Vergewaltiger! Yugi schnaubte, während er seinen Kopf zur Seite drehte. Zur Hölle, wenn er schon keine Informationen aus dem Anderen quetschen konnte, war es vielleicht das Beste, einfach die Landschaft zu genießen. Er war gerade erst vor zwei Nächten mit seiner Schwester und seinem Neffen, all ihrem Gepäck und den Bewerbungsbögen umgezogen, da war er noch nicht einmal dazu gekommen, ihre neue Nachbarschaft anzusehen. Überall gab es Hochhäuser und umherfahrende Autos. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er in Tokio sein können. Es war überfüllt und trotzdem sauber, belebt und dennoch beruhigend, auf jeden Fall nicht schlecht. Aber Yugi hätte einen … gemütlicheren und langsameren Ort bevorzugt… und einen mit sehr viel weniger Yami. Gott, wie Yugi Mutou sein Leben liebte. * * * „Du machst Witze … oder?“, fragte Yugi frei heraus, als ob er die Antwort bereits kante. Sie standen vor einem kleinen Café, die Buchstaben Anemone Café hingen über der kleinen Glastür des hellbraunen Backsteingebäudes. Reben und andere Pflanzen rankten von den Wänden und erschufen eine alte, aber hübsche Atmosphäre von Anmut. Von außen sah es aus wie ein Haus, das man in einem Wald oder im Mittelalter hätte finden können, dennoch lag es genau in der Mitte einer konstruierten und geschäftigen Großstadt und fiel auf wie ein bunter Hund. „Na ja, du hast noch kein Frühstück gegessen, da du ja so beschäftigt damit warst, spät aufzustehen." Yugi blickte finster drein. „Also hab ich mir gedacht, wenn du etwas in den Magen bekommst, hörst du vielleicht auf, so furchtbar zickig zu sein." Yami grinste den verärgerten Jungen neben sich an. Yugis Nerven zu strapazieren war eine der unterhaltsamsten Beschäftigungen, an denen er je teilgehabt hatte. Es war wie eine Droge, dieser niedliche Schmollmund, den er machte, wenn er versuchte, bedrohlich zu wirken. Yugi war seinerseits nicht so zufrieden und fing langsam an, sich ernsthaft darüber zu wundern, warum er bei all den Mordgedanken, die er gesponnen hatte, noch keinen davon in die Tat umgesetzt hatte. Yami grinste und hielt mit seinen Händen die Tür auf, als sei er ein professioneller Türhalter ... wenn ... so was ... denn überhaupt existierte. „Ladys first.“ Anstatt Yami zu packen und ihn ins nächste Gewässer zu werfen, lief Yugi einfach schnurstracks vorwärts und kam Yamis Forderung nach. Jedoch nicht ohne seinen Ellenbogen auszufahren und auf halbem Weg durch die Tür in Yamis Bauch zu rammen. Süße Genugtuung. Das war genau das glückselige Gefühl, das ihn mehr und mehr überkam, als er einen Blick hinter sich warf und sah, wie der Mann, der die Tür hielt, sich nun mit einem Ächzen leicht nach vorn bog. Entgegen der verbreiteten Ansicht war Gewalt die einzige Lösung, zumindest was Yugi Mutous arroganten Idiot von einem Boss anging. „Yami! Schön, dich wiederzusehen! Komm rein, Süßer!“, begrüßte ihn eine Frau mit schulterlangem, braunem Haar und kam hinter dem Tresen hervor, um sie willkommen zu heißen. Yami lächelte, stellte sich aufrecht und trat an Yugis Seite. „Hallo Tea. Tut mir leid, dass wir in letzter Zeit nicht herkommen konnten, wir haben einiges an Papierarbeit abzuarbeiten.“ Bei dieser Lüge glotzte Yugi nur dumm. Wenn es anscheinend um Frauen ging, war Yami das Netz und sie die Fische. Typisch. „Mach dir deswegen keine Gedanken.“, winkte Tea ab. „Dein Tisch ist immer reserviert, wenn du herkommen willst, der gleiche Platz wie immer. Ich bin gleich bei euch.“ Sie lächelte und lehnte sich zu Yami, um ihm einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben, bevor sie wieder hinter dem Tresen und in der weißen Küche verschwand. Yugi starrte Yamis vor wenigen Sekunden geküsste Wange an. War Yami wirklich schon so weit, sich niederzulassen? Hatte es eine Frau wirklich geschafft, das wilde Herz des Anderen zu erobern und zu zähmen? Er sollte froh sein … denn das hieß, Yami war erwachsen geworden, wenigstens was die Verantwortung mit einer Frau betraf … aber aus unerfindlichen Gründen fühlte er sich alles andere als erleichtert. „Hast du dich bald mal an meinem attraktiven Gesicht sattgesehen? Oder soll ich dich lieber tragen, ich meine, falls du Probleme haben solltest, mit deinen dünnen Beinchen.“, gluckste Yami und brachte Yugi damit letztendlich aus den Tiefen seiner Eifersucht zurück auf die Erde – oh ja, Zweiteres klang definitiv richtiger. Yugi hob eine Augenbraue. „Ich weiß nicht, womit du dich mehr irrst. Mit der Tatsache, dass du glaubst, dass ich mich von dir anfassen lassen würde -ganz zu schweigen davon, mich von dir tragen zu lassen- oder dass du denkst, du seist attraktiv.“ Yugi grinste. Ein seltener Anblick in den letzten Tagen Bei all dem Stress blieb keine Zeit zum Lächeln. Nicht, dass Yami ihn zum Lächeln gebracht hatte, höchstens dessen Inkompetenz und Dummheit. „Hmmm, du hast Recht, es ist Letzteres. Ich bin nicht attraktiv., ich bin einfach nur wahnsinnig sexy.“, sagte Yami lasziv und begann, den Kleineren zu seinem regulären Esstisch zu führen. „Außerdem stört es mich nicht, dass ich dich mit meinen Händen nicht anfassen kann, es gibt andere Wege Körperkontakt herzustellen, weißt du.“ Er zwinkerte und wich dann dem Glasuntersetzer aus, der seinem Gesicht entgegenflog. In der Schule hatte Yami nie mit ihm geflirtet und offen gesagt fühlte Yugi sich dabei unwohl und peinlich berührt. Er wusste, dass Yami keine echten Gefühle für ihn hatte. Yami war nicht schwul, doch leider war Yugi es. Er fragte sich, was Yami tun würde, wenn er es herausfände. Bei dem Gedanken erzitterte Yugi. Dieser Job fing an, es mit jeder Sekunde weniger wert zu sein. Selbst auf der Straße zu leben, musste besser sein als das. Als beide sich in die kleine, rote Nische gesetzt hatten, drehte Yugi seinen Kopf und betrachtete die stumpfsinnigste Holzwand, die er je gesehen hatte, versuchte jedoch auszusehen, als ob er sich gut dabei amüsierte ... die Wand anzustarren ... Klar. Yami war kein Idiot, zumindest nicht, wenn es hierum ging. Er konnte förmlich spüren, wie der Blick des Anderen ein tödliches Loch in seinen winzigen Schädel brannte. „Also … Tea scheint … äh … nett zu sein.“ Gedanklich pfefferte er sich eine. Echt, Yugi? Du hättest wenigstens ein paar reizvollere Adjektive benutzen können, liebenswert, freundlich, wunderbar, reizend, der Wahnsinn! Aber 'nett' Du klingst wie eine eifersüchtige Nutte! Yugi nippte langsam an dem Glas Wasser vor ihm, während sich der Kampf, den er mit sich selbst austrug, in ihm fortsetzte. Noch immer sah er die uninteressante Wand an. Er wusste nicht warum, aber je weniger Augenkontakt er mit dem Mann gegenüber von ihm hatte, umso besser. Es war, als starrte man in die verdammte Sonne, um Himmels Willen, ein Blick und man bekam das Bild nicht mehr aus dem Kopf, außer dass man bei dieser Sache keine hübschen, bunten Farbkleckse sah, wenn man zwinkerte. Oder das hoffte er zumindest. „Ja, ist sie wirklich, nicht wahr? Die schönste Frau, die ich je getroffen habe. Gott, jedes Mal, wenn man ihr in die Augen sieht … ist es, als starrt man in zwei wunderschöne Vollmonde. Und ihr Kuss? Bei Ra! Wie ein Feuerwerk bei 100 Meilen die Stunde … Sie ist die perfekteste Frau, die ein Mann sich wünschen kann.“, seufzte Yami traumverloren. Yugis Griff um das Glas wurde fester, sein Gesicht knüllte sich zusammen und er schloss angespannt die Augen. Schmerz zuckte durch sein Herz und jedes Wort war wie ein Pfeil, der in seinen Körper einschlug, wie ein Schlangenbiss am Hals. Was war schon so besonders an dieser Tea? Er sah keine Monde in ihren Augen und obwohl er zugeben musste, dass sie hübsch war, so war sie trotzdem ganz bestimmt keine ... Göttin! „Ganz zu schweigen von ihren Künsten im Schlafzi--- „OK! ICH HABS KAPIERT!“, schrie Yugi und knallte mit seinen Händen auf den hölzernen Tisch. Beide waren still. Yami starrte Yugi mit undurchdringlicher Miene an. Yugi starrte auf den Tisch, auf dem seine Hände sich fest gegen die Holzplatte pressten. Für einen Moment fragte er sich, warum er geschrien hatte und warum er den Anderen nicht stattdessen mit einer anderen seiner brillanten, originellen Erwiderungen gestoppt hatte, doch die Frage wischte er schnell aus seinem Geist. Er bereute es nicht, den Anderen auf seiner Schiene angehalten zu haben. Jemand musste Yami einen Dämpfer beibringen und das war nur der Anfang gewesen. Die verwirrende Stille wurde von keinem Geringeren als dem Objekt seiner Gedanken durchbrochen. Yami hielt sich eine Hand vor dem Mund und lachte ununterbrochen. Yugi starrte ihn an, seine Miene schien völlig entgleist, während er dem Mann gegenüber zusah. Wirklich? Na, anscheinend hatte er durch seine Freundin doch noch nichts über Reife gelernt … nicht, dass Yami es je hätte lernen wollen. „Bei Ra, du bist wirklich eifersüchtig?" Nach dieser plötzlichen Erkenntnis legte Yami sein Kinn auf seinen Handflächen und beobachtete Yugis hämmernd rotes Gesicht. Dieser Bastard spielte die ganze Zeit mit ihm! Und er hatte es nicht nur geschafft, ihn zur Weißglut zu treiben, sondern er war auch noch direkt in die Falle des Anderen gegangen ... Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so elendig gefühlt, zumindest fühlte er sich so zum ersten Mal seit einer ganzen Weile. „Tea und ich sind gute Freunde. Und wenn es um den Kuss geht, weswegen du so in die Luft gehst, sie drückt ihre Zuneigung einfach gern durch physischen Kontakt aus. Wunder dich nicht, falls sie anfängt, es mit dir genauso zu machen.“ Er grinste. Yugi glitt langsam an der roten, gepolsterten Bank hinunter. Er musste sich zusammenreißen. Was machte es schon, dass er für seinen Feind arbeitete? Es gab schlimmere Dinge in seinem Leben, aber das bedeutete nicht, dass er sich jetzt wegen jedes kleinen Kommentars, den Yami losließ, aus der Ruhe bringen lassen musste. Ja. Okay, er gab zu, er war ein weniger verärgert wegen Yami und Tea, aber doch nur, weil er nicht wollte, dass einem so liebenswerten Mädchen wie dieser Kellnerin das Herz von einem Mann, der Sachen nicht ernst nehmen konnte, gebrochen wurde. „Das ist mir völlig egal. Ich will nur, dass du mir einige Fragen beantwortest.“, seufzte Yugi, lehnte sich zurück und wirkte nun gelassener. „Willst du mich nicht erst fragen, ob ich einen Anwalt will? Ts, ts, ts, Yugi, als Polizist hast du noch viel zu lernen.“, schimpfte Yami scherzhaft. Yugi blickte finster. „Ha ha, lustig.“, lachte er trocken. „Yami, woher wusstest du von Mai und Ethan?“ Yugi stellte sein Glas mit dem Wasser ab. Irgendwie hatte er Angst vor der Antwort. Nicht etwa, weil er Yami nicht sowieso schon unheimlich fand, aber der Gedanke, dass dieser jede Nacht vor seinem Fenster hocken könnte, setzte dem Ganzen noch eine Spur Antisympathie obenauf. Er macht sich die gedankliche Notiz, immer einen Baseballschläger aus Metall im Haus zu haben. „Stalkst … du mich etwa?“ Yami seufzte. „Nicht wirklich, obwohl du wahrscheinlich glücklicher damit wärst, wenn ich sagen würde, dass ich dich stalke. Also ja, lass uns einfach sagen, ich stalke dich.“ Er räusperte sich rau und fixierte den Tisch. Irgendetwas an diesem Bild stimmte nicht. Yami hatte den Augenkontakt bis jetzt nicht unterbrochen und normalerweise starrte er einen wie ein Falke in Grund und Boden. Leider. Und noch nie hatte er einen solch … zögerlichen Ton in der Stimme gehabt. Und was konnte schlimmer sein, als ein perverser Stalker, der einen seit ungefähr sechs Jahren beobachtete, ohne dass man davon wusste? „Es ist Duke, nicht wahr?“, spottete Yugi säuerlich. „Du bist immer noch mit diesem verrotteten Feigling befreundet?“ „Yugi...“ „Versuch erst gar nicht, ihn in Schutz zu nehmen! Gerade du solltest wissen, wie man Menschen richtig einschätzt! SIEHST DU NICHT, WAS FÜR EIN DRECKIGER SACK ER IST!“ „Yugi!“ „Ich wette, du hast gelacht! Ich wette, es war dir total egal, was er meiner Schwester angetan hat! Du standst sicher nur da und hast zugesehen, wie er ihr wehgetan hat-!“ „YUGI, VERDAMMT! HÖR MIR ZU!" Yami schlug mit einer Faust auf den Tisch. Yugis Iriden wurden um einiges größer. Die Worte zwischen ihnen starben für die längste Zeit an diesem Tag. Yami sah weg und Yugi starrte ihn geschockt an, die erstarrten Worte hingen noch von seinen Lippen. „Ich habe nicht … Ich und Duke, wir … sind nach der Highschool getrennter Wege gegangen, nachdem er versucht hat, mich zu küssen und was Mai angeht … na ja … Bevor du jetzt ausflippst, hör mir einfach zu, wir haben angefangen miteinander auszugehen.“ Yami machte eine Pause und suchte in Yugis Gesicht nach einer Gefühlsregung. Alles, was er fand, war Verwirrung, also sprach er weiter. „Wir waren ziemlich glücklich. Ich wollte ihr sogar einen Antrag machen, aber etwas hat mich davon abgehalten. Sobald ich den Mut hatte, es ihr zu sagen … wurde es kompliziert und letztendlich haben wir uns getrennt.“ Yami seufzte, ein fast liebevolles Lächeln fand den Weg auf seine schmalen Lippen. „Deine Schwester und ich wurden danach gute Freunde, aber als Mai Duke über unsere Trennung erzählte, kam er nach Domino zurück, um eine Beziehung mir ihr anzufangen.“ Seine Stimme klang höhnisch. „Ja, oder besser gesagt für den heißen Sex. Ich hab' versucht, Mai zu erklären, dass er es nicht wert ist, aber sie war nur ziemlich sauer und enttäuscht von mir, weil ich mich eingemischt hatte … also habe ich das alles geschehen lassen. Also irgendwo hast du schon Recht … ich stand dann einfach nur da und hab zugesehen, wie er sie verletzt hat...“ Yami lehnte sich auf der Bank zurück. Er fühlte, wie sein Herzschlag begann, sich zu verlangsamen, während das Gewicht seiner Worte geruhsam aus seinem Geist nach draußen drang, wo Yugi sie hören konnte. Er verdiente es, die Wahrheit zu wissen. Yugi war sprachlos. Er ertrank geradezu in dem Meer aus den unausgesprochenen Worten, die er über all das hätte sagen können, wie „Ja, stimmt.“ oder „Warum würde sie mir das verschweigen?“ oder sogar „Oh Gott, ich wusste nichts davon“. Aber nichts davon kam aus seinem Mund. Wenn er darüber nachdachte, ja, dann machte es Sinn, warum Mai nie über ihre Exfreunde sprach, oder warum sie ihr Handy nie aus der Hand legte und warum sie immer sagte, sie schreibe einem „Guten Freund“. Ja, wirklich, alles passte zusammen. Yugi wusste, dass Yami die Wahrheit sagte, bis auf jedes kleinste Detail. Er konnte es in den rubinroten Augen des Anderen sehen. Das war das Talent, das ihn zum Beruf als Polizist gebracht hatte - weil er immer wusste, wann jemand log oder ehrlich war. Letztendlich allerdings belief es sich trotzdem auf die geforderte Bildung und den größtmöglichen Gehalt. "D-Danke..." Beide waren von Yugis Antwort geschockt. Yami hatte erwartet, dass der Kleinere zum Unglaublichen Hulk werden und anfangen würde, den Ort in Schutt und Asche zu legen, und Yugi ... wusste noch nicht einmal, was er erwarten sollte. Aber um nicht gleichzeitig wie ein Trottel und ein Idiot auszusehen, nahm er den Faden seiner Erwiderung wieder auf: „Ich hab nur … immer irgendwie gedacht, dass es Mai nur deshalb besser geht, weil sie mich und Ethan bei sich hat … aber jetzt verstehe ich, dass du ihr bei dem Ganzen geholfen hast … und dass du … ähm … versucht hast, das alles zu verhindern … und äh … also.“ Er machte eine Pause und rang mit sich selbst, trotz seines Schocks und Unglaubens fortzufahren. „Jetzt mal ohne den ganzen unreifen Mist und die Sachen aus der Vergangenheit … ich schätze, ich bin dir was schuldig.“ Yugi sah in die Augen des Anderen, um der Ehrlichkeit, die sich durch jede Silbe zog, die über seine Lippen kam, Ausdruck zu verleihen. Yami starrte Yugi an, das altbekannte Grinsen legte sich abermals auf seine angespannte Miene und brachte die Stimmung letztlich wieder zum Kippen. „Gerne, Yu-" „Aber das macht uns NOCH LANGE NICHT ZU FREUNDEN! Niemals! Wir sind immer noch 100%ige Feinde! Verstanden?“ Yugi sah ihn wütend an und stellte somit klar, dass er selbst in einer heilen Welt NIEMALS mit Yami Sennen befreundet sein könnte. Und das war ein Versprechen, vor das er, wenn es sein musste, ein Schloss hängen und die Schlüssel wegwerfen würde. Yami schmunzelte nur und schob sein Glas zur Seite, als der Kellner das Essen vor sie Beide hinstellte. „Aber natürlich, Yugi-chan.“ Fortsetzung folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)