Der Fluch der Meerjungfrau von irish_shamrock (Die Gier und ihre verheerenden Folgen) ================================================================================ Kapitel 12: Von rettenden Ankern und mutigen Taten -------------------------------------------------- Der Fluch der Meerjungfrau ›Die Gier und ihre verheerenden Folgen‹ Kapitel Zwölf ≈ Vᴏɴ ʀᴇᴛᴛᴇɴᴅᴇɴ Aɴᴋᴇʀɴ ᴜɴᴅ ᴍᴜᴛɪɢᴇɴ Tᴀᴛᴇɴ ≈ Ein Schrei gellte durch die Nacht, deren Pracht nur noch vom vollen Mond in den Schatten verbannt wurde. Der Unheil bringende, alles zerstörende und doch so unschuldig wirkende Trabant, der seine Bahnen zog und nichts von all dem zu bemerken schien, das unter seinen schlafenden Augen geschah. Leuchtend und kraftvoll strahlte das Gestirn vom finsteren und bedrohlichen Firmament, eine Perle, schimmernd, glitzernd, in einem Meer aus Dunkelheit. Nicht einmal seine treuen Begleiter, die vielen, vielen Sterne, mochten ihm zur Seite stehen. Es war ein einsames Dasein. Während meine Augen zu erfassen versuchten, was meine Hände taten, schien der Rest meines Körpers mehr denn je zu verstehen, dass dies, mein Tun, alles oder nichts zu bedeuten hatte. Ich fiel, fiel mit der Hexe die steile Klippe hinab, deren Felsen wie Dornen waren und der nahende Abgrund mir wie ein gewaltiges Maul erschien, das begierig nach uns verlangte. Mit all der Kraft, die ich noch in mir zu tragen glaubte, hatte ich mich dem Irrglauben hingegeben, jenes machtvolle Wesen hinab in die Tiefe zu zerren. Tränen der Wut, der Verzweiflung und Genugtuung schwanden mit dem Wind, der mir entgegen schlug, während wir den Speeren näher kamen, die sich unter uns erhoben. Ein Laut, so unbekannt, fremd, erfasste meine Ohren. Ein Zischen, Ratschen und Zerren. Schmerz durchbohrte mich wie eine Salve kleiner Steine, abgefeuert aus einem Instrument des Todes. Mir war, als würde mir alle Luft aus den Lungen gerissen. Alles in mir erstarrte, als die Sekunden vergingen und ich mein Ende mit offenen Armen in Empfang nahm. »Robin!« Ich riss den Kopf hoch, ließ von der gierenden Gestalt unter mir ab. Doch die Hexe krallte sich in meine Schultern, stach durch Haut und erfasste Knochen. Schmerz, so elendig, dass ich mich der Hoffnung erwog, es möge schnell vonstattengehen. Schmerz, so heiß und sengend, dass ich glaubte, das Gerüst, das mich trug, würde verschwimmen. Schmerz, der mich zitternd nach Luft ringen ließ, und mir doch allen Atem nahm. Die langen Finger der Greisin verharrten in mir, bohrten sich durch mich hindurch, suchten und fanden einen Weg, mir den letzten Funken Zuversicht zu nehmen. »Lass sie gehen!«, vernahm ich jene vertrauten Klänge, doch tat ich das Gehörte mit einem Trugbild ab. »Ich kann sie nicht beide halten«, japste jemand, dessen Stimme mir lieb geworden war. Abermals versuchte ich, das Spektakel zu ergründen, doch die boshafte Frau zog mich an sich, als wolle sie in meinen Leib fahren. »Vergiss deine Freunde, vergiss deinen Liebsten. Sie können dich nicht mehr retten, Mädchen. Es ist vorbei. Komm mit mir! Komm ...« So verführerisch und verlockend waren ihre Worte. Meine Kräfte verließen mich. Ich fühlte mich leicht, ich schwebte und ergab mich. »Nami!« Nun war das Zischen lauter, dichter, beinahe schien es mir, als wollten jene Silben das Letzte sein, das ich bemerkte, bevor ich starb. »Gib auf, Jüngling!«, drohte die Hexe und mein Körper schlug hart gegen die Felswand. »Sie gehört mir!« Erneut vernahm ich den kreischenden Schrei, dicht an meinen Ohren. Das Gewicht, das jene dunkle Magierin auf mich ausgeübt hatte, schwand. Es wurde fortgerissen. Ich schmeckte Blut auf meiner Zunge, spürte die Qual, als mich die spitzen Fänge verließen. Das Wesen fiel, fiel tiefer, als ich es für möglich hielt. Wärme hüllte mich ein, doch schrieb ich es den letzten Atemzügen zu, die mir noch vergönnt waren. »Jetzt zieht uns endlich rauf!«, forderte die Stimme. Sie erschien mir kraftvoll, dennoch gebrochen. Und all dies bemerkte ich nur verschwommen und am Rande meines kläglichen Bewusstseins. »Schnell!« Eine Forderung die mich aus meinen Träumen riss. »Sie muss es tun, bevor die Sonne aufgeht!« »Nein, sie schafft es nicht!« Eine Erwiderung, die mich zweifeln ließ. Was war geschehen? War all der Schrecken nunmehr vorüber? Hatte ich verloren? Meinen Verstand, meine Seele und mein Herz jenen dunklen Kräften geschenkt? Unter flatternden Lidern versuchte ich etwas zu erfassen. Der harte Untergrund bohrte sich in meinen Rücken und ein Druck, der auf meinen Körper ausgeübt wurde, wollte nicht schwinden. Ich könnte die schnellen Schläge der Herzen hören, die um mich herum wie Trommeln einem Rhythmus nachgingen, der von Aufregung zeugte. Blut begann in meinen Ohren zu rauschen, wie die Wellen der wütenden See. Ich fuhr auf und blickte mich um. Über mir erhoben sich die Gesichter meiner Freunde. Ruffy, Zorro, Lysop, Brook, Franky, Chopper und Robin. Ich wandte mich der Archäologin zu, wollte bereits Worte formen, die meinen Mund verließen, doch stattdessen schnappte ich nach Luft. Mein Japsen vermischte sich mit dem aufbrausenden Wind. Ich war mir nicht bewusst, dass sich jene Töne, die keuchend von Lippen gewichen waren, zu einem Namen zusammengefügt hatten. Die Menge um mich herum teilte sich und bot mir freie Sicht auf jenen Mann, der mir zu Hilfe gekommen war. Am Rand der Klippe verharrte der Smutje. Ich versuchte mich zu erheben und erhielt Unterstützung bei meinem Vorhaben, da Franky und Chopper mich auf meinen wackeligen Beinen hielten. »Nami?« Ich wandte mich erneut zu Robin um, als diese zu mir sprach. »Die Zeit drängt. Du musst ...« Doch ich nickte nur. Ich hatte verstanden und begriff, was zu tun war. Dankbarkeit erfasste mich, ebenso regte sich Erleichterung in mir. Sie ließen mich gehen, ließen mich meinen Weg allein beschreiten. Tapfer setzte ich einen Fuß vor den anderen und endlich trat ich an Sanjis Seite. Ich sah in den nächtlichen Himmel auf und suchte nach dem vollen Mond, der mein Schicksal mit sich nehmen würde, sobald er seinen Platz mit der aufgehenden Sonne tauschte. Wortlos griff ich nach der Krone, die mir, und uns, so viel Leid beschert hatte. Die Tiara löste sich von meinem Haupt, mühelose. Ich spürte Sanjis Blick auf mir. Er hatte mich bemerkt und mein Tun ebenso. »Ganz leicht«, sagte ich und betrachtete das einst so funkelnde Gerüst aus Silber und Perlen. Doch all der Glanz schien erloschen. Stumpf, beinahe schwarz wirkte das Gebilde. Die feinen Glieder, die die Krone zusammen hielten, waren von Rissen durchzogen. Ein Windhauch würde genügen und die Tiara mit sich nehmen. Mein Blick fand den des Smutjes. Auf seinem ernsten Gesicht zeichnete sich ein aufmunterndes Lächeln, wenn auch nur einen Wimpernschlag lang. »Bereit?«, fragte er und ein wohliges Kribbeln kroch über meinen Rücken. Abermals nickte ich und warf die Krone von mir. Ich übergab sie der See und hoffte auf Erlösung. Mit einem leichten Platschen traf die Tiara auf die Meeresoberfläche und wurde sogleich von der tosenden See verschluckt. Gespannt warteten wir ob sich etwas tat. Doch nichts geschah. Verwundert sah ich zu Sanji, der ebenso misstrauisch wirkte. Beide wandten wir uns zu unseren Freunden um. Auf ihren Gesichtern allerdings vermochte ich Anspannung erkennen. »Was ist los?«, rief ich ihnen zu. Robin nagte auf ihrem Daumen herum, während der Rest der Truppe nervös hin und her blickte. »Nami«, erhob Robin ihre Stimme und trat einen Schritt näher. Etwas in ihrer Stimme verriet mir, dass der Schrecken noch nicht vorüber war. Panik erfasste mich. »Die Krone«, begann die Archäologin abermals, »sie muss erst auf den Meeresgrund gelangen. Und das, bevor die Sonne aufgeht.« »Was?«, erschrocken riss ich die Augen auf, doch Sanji schien den Ernst der Lage bereits begriffen zu haben. »Aber sie ist zu leicht!«, wimmerte ich ängstlich und wandte mich zu dem Meer um, das noch immer aufbrausend Wellen gegen die Felsen schickte. Wieder suchte ich den Himmel nach dem Mond ab. Ich fand ihn, doch rang mich plötzlich etwas nieder. Ich sackte zusammen und fühlte ein Gewicht auf mir, das sich nicht fortdrücken ließ. Wieder fühlte ich mich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ich brauchte Wasser, Meer ... Meine Hände, und Arme ... besetzt mit ... Ich sah zu Robin auf, die ebenso ängstlich wirkte. Ich tastete nach meinen Wangen und fühlte auch dort Fischschuppen ... »Nein!« Wie ein Hauch wich der Kummer von meinen Lippen. Ein Keuchen entrann meiner Kehle, ehe ich einen Schmerz verspürte, der meinen Körper erlahmen ließ. Aus meinen Beinen entwuchs eine Flosse, silbrig schimmernd. »Es ist zu spät...« Ich fuhr zusammen, konnte nicht verstehen, dass die Stimme der alten Hexe noch immer in mir widerhallte. »Sanji, nicht!«, vernahm ich Robins erstickte Worte und sah nur noch, wie sich der Smutje in die Wellen stürzte. »Sanji!« Ich versuchte meinen tauben Körper zu bewegen, als ich Ruffys Aufschrei bemerkte. Auch Zorro hörte ich etwas Unfeines fluchen, während er mit hastigen Schritten auf uns zu kam. »Dieser blöde Idiot!«, fauchte dieser und schien, ebenso wie der Smutje, keinen Gedanken daran zu verschwenden, was geschehen würde, als auch er in die Tiefen des Meeres sprang. »Was?«, entfloh es mir wimmernd. »Was macht ihr denn? Hört auf! Sag ihnen, dass sie aufhören sollen!«, bettelte ich und klammerte mich an Robin. Tränen strömten über mein Gesicht. Ich weigerte mich zu verstehen, was gerade vor sich gegangen war. Als auch Ruffy versuchte, sich die Klippe hinab zu stürzen, hielt Lysop ihn auf. »Du kannst ihnen nicht hinterher, Ruffy! Du würdest untergehen wie eine Bleiente!«, zischte Lysop und versuchte unseren Kapitän an den Armen zurückzuhalten. »Aber dann wäre ich schneller unten!«, herrschte Ruffy und versuchte, sich von dem Kanonier zu befreien. Erst Robins Einschreiten ließ den jungen Strohhut zur Besinnung kommen. »Sie schaffen es nicht«, winselte ich. »Das Meer wälzt sich ständig um und die Krone ist bereits so weit entfernt. Und sie bis auf den Meeresgrund zu bringen ... ist glatter Selbstmord. Es tut mir leid.« Schmerzvoll heulte ich auf. Versuchte mir mit den Fingernägeln die Schuppen von den Wangen zu kratzen. »Ich ... ich muss ...«, spie ich aus, entwand mich Robins Armen und robbte bis zum Klippenrand. »Nami«, schrie man mir nach, ehe ich den Boden unter mir verlor. »Franky, bitte!« Den Blick des Schiffszimmermannes wusste ich nicht zu deuten. Doch bemerkte ich den schweren Kloß, an dem Franky schluckte. »Pass auf dich auf!«, flüsterte er und warf mich der gierenden See entgegen. Sowie ich im kühlen Nass versank, begann alles in mir zu summen. Ich war daheim. Die Schuppen auf meinem Körper reagierten und das Meer hieß seine verlorene Tochter willkommen. Doch mir blieb keine Zeit, jenes euphorische Gefühl auszukosten, das ich der Meerjungfrauen-haften Seite zuschrieb. Ich musste mich beeilen! Also schwamm ich, schwamm so schnell, wie es mir möglich war, ehe ich ein Pochen vernahm. Ich suchte in dem Dunkel des Meeres nach jenem Schlagen und fand Zorro, der flink und hastig geg Boden abzielte. Ich haschte nach ihm und spürte sofort eine Klinge an meinem Hals. Zorro hob die Hände und eine entschuldigende Miene trat in sein Gesicht. Er deutete nach unten und ich begriff. Irgendwo dort musste Sanji stecken. Ich stieß den Schwertkämpfer beiseite, bedeutete ihm, dass er hinauf zur Oberfläche sollte, ehe ihm die Luft ausging. Doch Zorro zögerte. »Geh!«, herrschte ich und ließ von ihm ab. Weiter und immer tiefer tauschte ich hinab. Meine Ohren erfassten das Schlagen eines weiteren Herzens, doch es war schwach. »Nein«, schrillte alles in mir. Ich hastete vorwärts, drängte mich dem Wasser entgegen und erblickte endlich den Smutje, dessen Kräfte ihn alsbald verließen. Ich eilte auf ihn zu, griff nach ihm, erhaschte sein Gesicht. Einzelne Luftblasen verließen seinen Mund und das Pochen seines Pulses drohte in wenigen Augenblicken zuverklingen. Wie in Trance schwebte er vor mir her, erst dann entsann ich mich dem Druck, der in den Tiefen vorherrschte. Sein Körper hielt dem nicht stand. Ich presste Sanji meine Lippen den Mund und hoffte, ihm so ein bisschen mehr Zeit zu verschaffen. Luft strömte aus meinen Lungen in die seinen, ehe sich das Trommeln seines Herzens langsam zu stabilisieren schien. Ich glitt weiter mit ihm nach Oben, um ihn so von der Last zu befreien, die ihn beinahe hatte ohnmächtig werden lassen. Immer mehr Luft schenkte ich ihm, bis ich seinen Puls in meinen Ohren hörte. Sanji hob die geschlossenen Lider und sah mich an. Ich löste mich von ihm, doch er hielt mich auf. Der Smutje drückte mir etwas an die Hand, das ich nicht erkennen mochte. Ich nickte zur Oberfläche empor, doch Sanji schüttelte den Kopf. Er deutete auf meinen Schopfund dann verstand ich. Er hatte es geschafft. Es war ihm gelungen, einen Teil der Krone zu ergreifen. Wieder wallten Euphorie und Dankbarkeit in mir auf, doch noch war der Fluch nicht gebrochen. Ich stieß Sanji mit aller Kraft von mir. »Nach oben, jetzt beeil' dich!«, fuhr ich ihn an und wusste nicht einmal, ob er mich überhaupt hörte, geschweige denn verstand. Dann hetzte ich den letzten Metern entgegen, die über mein Schicksal entschieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)