Der Fluch der Meerjungfrau von irish_shamrock (Die Gier und ihre verheerenden Folgen) ================================================================================ Kapitel 7: Vom Rufen des Meeres ------------------------------- Der Fluch der Meerjungfrau ›Die Gier und ihre verheerenden Folgen‹ Kapitel Sieben ≈ Vᴏᴍ Rᴜғᴇɴ ᴅᴇs Mᴇᴇʀᴇs ≈ Wie lang mich Sanji in seinen Armen hielt, vermochte ich nicht zu sagen. Viel zu sehr musste ich mich konzentrieren und darauf bedacht sein, mich nicht in seiner Wärme, seinem Duft, der mir unweigerlich in die Nase stieg, und den plötzlich aufkeimenden Gefühlen zu verlieren. Seine Berührungen brachten mich durcheinander. Die Zuneigung seinerseits und die Worte, die von seinen Lippen gewichen waren, die Zuversicht, Mut und Erfolg versprachen. Noch immer verharrten seine langen Finger auf meiner glühenden Haut. Linderten die schmerzliche Hitze, die sich zitternd aus meiner Kehle quälte und meinen Körper zum Beben brachte. So sehr ich mich danach sehnte, befreit aufzuatmen, hielt ich jenen Drang unter Verschluss. Die Crew hatte durch meine Taten bereits genug Leid erfahren müssen und ein Aufschrei meinerseits würde nicht nur mich, sondern auch den Smutje, in eine prekäre Lage bringen. Ich musste etwas tun, doch versagten mir Körper und Verstand ihren Dienst. Ich wollte reagieren und Sanji, wenn es mir gelänge, sanft, aber bestimmt, von mir drücken, denn noch immer verharrte ich tatenlos und schlug nur behutsam mit der Flosse, um uns über Wasser zu halten. Die unmittelbare Nähe zu ihm verunsicherte mich. Ein Räuspern, dass meinen Lippen entfloh, klang kläglich und krächzend zugleich. Abrupt spürte ich einen kühlen Hauch, der mir versicherte, dass der junge Koch ein wenig Abstand zwischen uns brachte. Ich wagte es kaum, ihn anzusehen, denn ich war mir gewiss, dass Sanji fragend und besorgt dreinblicken würde. Dennoch konnte ich dem Drang nicht widerstehen, hob den Kopf und schluckte schwer, als mich das tiefe Blau seiner Augen traf. Die Intensität seiner Seelenspiegel schien ich mir in all der Zeit entgangen zu sein, doch nun, in diesem Moment, war mir, als hätte er mich nie anders betrachtet. Nur erahnen konnte ich, was in dem Mann vorging. »Nami.« Seine Stimme schickte ein Kribbeln über meine, von silbernen Schuppen besetzte, Haut, floss wie Honig über die brennenden Wunden meines Leides. Meinen Namen von seiner Zunge rollen zu hören, schien all das Übel zu lindern, benebelte meinen verzweifelten Verstand und betäubte jene Gedanken, die meinen Geist verdarben. »Ich werde dir helfen!«, versicherte er mir flüsternd. »Nami? Hey, Nami!«, dumpf drang die Stimme unseres Zimmermannes an meine Ohren. Verschlafen rieb ich mir die Augen und hob den Blick. Wie einfach es doch gewesen war, die Nacht in den Tiefen des Bassins zu verbringen, vermochte kaum in meinen Verstand vordringen. All das Nass um mich herum, die Bewohner des Beckens eingeschlossen, schien in Bewegung, wirkte ruhe- und rastlos, dennoch war es mir gelungen, ein wenig Frieden zu finden. Nachdem mir der Smutje seine Unterstützung versprach, verharrte er noch einige Wimpernschläge, die mir beinahe das Herz zerrissen. Denn nie zuvor hatte ich solch eine Zuwendung erfahren, nicht, nach all dem, was gesehen war. Jemandem bedingungslos mein Vertrauen zu schenken war etwas, das ich nur sehr selten tat. Und sich blindlinks Freunde zu machen, so wie es unser Kapitän hielt, zählte auch nicht zu meinen Stärken, ganz im Gegenteil. Ich prüfte so lang und wartete regelrecht darauf, enttäuscht zu werden, dass ich ein Leben als Einzelgängerin führte. Auch wenn ich in den Jahren meiner Jugend gejagt, gehetzt, hinters Licht geführt und verletzt wurde, musste ich doch erkennen, dass nicht jeder Böses im Schilde führte. Ganz langsam und Stück für Stück gelang es mir, die Crew, die Strohhüte, in meine Hoffnungen einzubinden. Und Sanji war unweigerlich ein Teil davon. Als dieser sich aus meinem Blickfeld entfernte, noch triefend nass bis auf die Knochen, war ich umso überraschter, dass sich eine eisige Kälte über mich zu legen drohte, die einer schweren Decke gleichkam, die mich umklammert hielt und sich weigerte, mich aus ihren Fängen freizugeben. Das Licht der Laterne war nur noch ein kleiner Punkt in Mitten von Schwärze. Erneute Angst nagte an mir. Mit dem stetig wandernden Mond spürte ich die Verlockung, eine Versuchung, auf ewig im salzigen Meer daheim zu sein. Ich kehrte dem Trabanten den Rücken, begab mich unter Wasser, um mir, sofern möglich, ein wenig Ruhe zu gönnen. Verblüfft stellte ich fest, dass das diffuse Leuchten der Lämpchen innerhalb der Aquarien-Lounge jene Räumlichkeit in sanfte Töne tauchten. Eine Gestalt huschte durch das Zimmer, ehe ich mich auf den Grund des Beckens niederließ und den Smutje erkannte, der, in eine Wolldecke gehüllt, auf der Sitzbank vor dem gläsernen Behälter Platz nahm. Lang betrachtete ich ihn, folgte, unbewusst, seinen ruhigen Atemzügen, ahmte diese nach und verfiel allmählich in einen dämmerigen Zustand vollkommener Schwebe. Erst Frankys Rufen riss mich aus meiner nächtlichen Flucht. Wieder sah ich zu unseren Zimmermann auf, der verschwommen vor meinen Augen tanzte, ehe ich meinen Blick auf Sanji richtete, den ich nicht ausfindig machen konnte. Von ihm, und der Decke, fehlte jede Spur. Dass der Smutje, trotz Nachtwache und seiner dummen, heiklen Aktion, die eine Erkältung sicherlich nicht ausschloss, seiner Arbeit mit Gewissenheit nachging, war mir bewusst, und doch konnte ich nicht leugnen, dass mir sein Fehlen abermals einen Stich ins Herz versetzte. Ich besann mich, schüttelte weitere Gedanken von mir und begab mich zu Franky an die Oberfläche. »Guten Morgen, Franky«, rief ich ihm zu, doch dieser legte den Kopf schief, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte und mit dem linken, nackten Fuß auf die Dielen tippelte. »Ist alles in Ordnung?«, fragte der Zimmermann. Ich nickte, doch dann entsann ich mir meinem Vorhaben, ihn auf die Umstände innerhalb des Tanks aufmerksam zu machen. Also bat ich Franky darum, alles so zu belassen, wie er es vor meiner Malediktion für richtig befunden hatte. Mit wild umher fuchtelnder Gestik gebot ich ihm, dass ich nicht für den Tod der vielen, vielen bunten Fische verantwortlich sein wollte und hoffte, dass er auch die Lichter löschte, breche die Nacht herein. Franky zeigte sich verständlich, nickte und ich hoffte, dass er meinen Anliegen entgegen kam. »Ah, Nami«, begann er von Neuem. »Lysop hat sich da etwas einfallen lassen.« Mir schwante bereits Übles. Nicht, dass ich kein Vertrauen in die Fähigkeiten unseres Kanoniers und Hobby-Bastlers hatte, doch wenn es um das Funktionieren diverser Gerätschaften ging, dann machte man um Lysop lieber einen großen, sehr großen Bogen. »Oh je«, platzte es dennoch aus mir heraus, ohne, dass ich es den Silben hätte verbieten können. »Keine Panik, seine Idee ist eigentlich ganz cool«, meinte Franky und ob grinsend den Daumen gen Norden. Und obschon sich wieder jene Buchstaben in meinem Kopf zu sammeln drohten, hielt ich sie unter Verschluss. »Ich zeig es dir!« Mit jenen Worten hatte mir der Zimmermann seine Hände gereicht, mich aus dem Becken gefischt und rauschte, mit mir im Schlepptau, unter hastigen, trampelnden Schritten über das Deck. »Achtung, Leute, hier kommt sie!«, flötete Franky und ich glaubte schon daran, dass eine Horde wilder Barbaren auf uns wartete und Franky nur freundlich tat, um mich in Sicherheit zu wiegen, um mich dann, als Attraktion, den Frevlern vorzuführen. Aber meine Ängste und Bedenken zerstreuten sich binnen weniger Sekunden. Vor uns ragte eine riesige Glaskugel auf, die entfernt an ein hiesiges Goldfischglas erinnerte. Im Innern vermochte ich sogar so etwas wie leuchtende Steine und Algen erkennen. Rings um die Kugel standen Ruffy, Chopper und Lysop, dessen Brust vor Stolz anschwoll. »Da guckst du, hm, Nami?«, fragte Lysop und lachte kehlig. Ich verzog das Gesicht und warf Franky einen fragenden Blick zu. »Ist doch gut geworden.« Ich wandte meinen Kopf, um hinter Franky zu spähen und sah Robin aus unserer Kajüte kommen. Langsam stieg sie die Stufen zur Rasenfläche hinab und gesellte sich, ganz die Ruhe selbst, zu unserer Gruppe. Je länger ich dem kühlen Nass fernblieb, desto mehr drängte alles in mir danach, so schnell wie möglich wieder salziges Wasser um mich herum zu spüren. Unweigerlich leckte ich mir die Lippen. »Franky«, erhob Robin erneut ihre Stimme, und deutete mit einem Nicken auf das Gefäß. Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. Robins Gespür für Situationen und ihre Beobachtungsgabe waren für uns unverzichtbar. »Okay«, lachte Franky auf und ging um die Glaskugel herum. Erst jetzt erkannte ich, dass Lysop eine Art Treppe, oder eher Trittleiter, an den Behälter geschlagen hatte, sodass mich der Schiffszimmermann mühelos über den Rand hievte und ins Wasser gleiten ließ. Ein stiller, zufriedener Seufzer verließ meinen Mund, als mein Körper wieder seine, für ihn neue, Umgebung ausmachte, aber dieses Glasding war weit weniger geräumig, als es das Bassin tat, doch um mich benetzt zu halten, genügte es offenbar. »Was sollen die Steine?«, fragte ich und griff nach dem Rand der Kugel, um mich empor zu heben. »Das ist Deko«, meinte Ruffy stolz. »Das ist Blödsinn!«, fauchte ich unwirsch und entschuldigte mich sofort. Wieder entwich ein Seufzer meinen Lippen, doch dieses Mal laut und geräuschvoll. »Keine Deko?«, wollte unser Kapitän wissen und zog betreten eine Schnute. »Doch, doch Ruffy«, entgegnete ich resigniert und zwang mich zu einem Lächeln. »Hey, Nami!« Rasch schien meine Unzufriedenheit vergessen, sodass Ruffy breitgrinsend auf mich deutete. »Sieh mal!« Ein Ruck durchfuhr meinen Körper, drängte mich gegen die gläserne Wand und zog mich immer weiter. Dass Lysop das Gefäß auf eine Art Handwagen bugsiert hatte, war mir entgangen und auch Franky schien diese Konstruktion nicht sonderlich zu behagen, zumindest, wenn ich seinem Gesichtsausdruck Glauben schenken konnte. Munter fasste unser Kapitän nach der Griffstange und zog mich über das Grün, jauchzte und lachte, während Lysop hinter ihm her hechtete und aus voller Kehle jubelte und grölte. Selbst Chopper, zu Beginn noch ein wenig verhalten, schien Gefallen daran zu finden und bat darum, mich auch einmal durch die Gegend zerren zu dürfen. »Hey Jungs«, hörte ich abermals Robins Stimme. »Nami sieht schon ziemlich grün aus, im Gesicht!« Abrupt stoppte das Ruckeln und ich schwankte leicht zur Seite. Mich trafen argwöhnische Blicke, als ob ich mich erst über ihre Köpfe würde erbrechen müssen, bis Ruffy und Lysop mit dem Theater inne hielten. Einzig unser Schiffsarzt brachte mir einen besorgten Blick entgegen. »Nami«, begann Chopper und starrte vorwurfsvoll zu mir auf. »Warum hast du denn nichts gesagt?« Noch immer schwirrte alles um mich herum, sodass ich Choppers Anliegen erst einmal ordnen musste. Ich schüttelte den Kopf. »Ich wollte euch den Spaß nicht verderben«, sagte ich stattdessen und zwang ich zu einem Lächeln. »Ja ja, spätestens wenn sie ins Becken gekotzt hätte«, ätzte Lysop, doch ich schlug mit der Flosse auf die Oberfläche, sodass den Kanonier ein Schwall Meerwasser überfiel. »Nami!« Dem Wutanfall des Kanoniers wusste ich mit dem Herausstrecken meiner Zunge entgegen zu wirken. Uns allen entging der skeptische Blick Zorros nicht, als dieser, nach seinem Training, auf uns zu kam. Ein Schnauben, dann das Schütteln des grünen Schopfes folgte, ehe der Schwertkämpfer den Weg in Richtung Kajüten der Männer einschlug. »Also, ich finde meine Idee gut!«, verteidigte sich Lysop, nachdem Zorro im Innern des Schiffes verschwand. »Ich auch«, pflichteten ihm Ruffy und Chopper bei und nickten eifrig. Knarrend wurde die Tür zur Kombüse geöffnet. Sich die Hände an einem Geschirrtuch trocknend, schweifte Sanjis Blick über das Deck. Der Smutje trat an die Reling und wollte wohl soeben mit dem Sprechen beginnen, als ihm die Worte offenbar in der Kehle stecken blieben. Er hastete ans Geländer, kniff die Augen zusammen, sodass sich eine Sorgen- und Grübelfalte bildete. Seine Miene, erst angespannt, löste sich innerhalb weniger Sekunden mit einem breiten, freudigen Grinsen ab. »Da seid ihr ja«, flötete er lachend. »Was haltet ihr davon, wenn wir heute draußen essen?« Seinem Vorschlag kamen vor allem die Jungs mit Begeisterung nach, während ich nur ein schiefes, wenn auch dankbares Lächeln zustande brachte. Denn mich, innerhalb dieser Glaskugel, bis in die Kombüse zu wuchten, käme wohl eher einem Akt der Verzweiflung gleich. Eiligst wies der Koch seine Kameraden an, Tische und Bänke herbei zu schaffen, während Robin, unter Zuhilfenahme ihrer Teufelskräfte, die Tafel deckte. »Ich würde dir gern helfen«, sagte ich an die Archäologin gewandt, doch diese schüttelte, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, den Kopf. Abermals schob man mich an einen freien Platz. »Jungs«, setzte ich an, »das ist mir peinlich.« »Ach ja?«, hörte ich Lysop fragen, der in meiner Aussage wohl eine kritische Äußerung suchte. »Aber sieh es doch mal Positiv, so können wir dich überallhin mitnehmen.« »Na toll«, murmelte ich und ließ mich, für einen kurzen Augenblick, wieder ins Wasser gleiten. Überallhin? Aber ich wollte nicht für Ewig mit einer schuppigen, riesigen Schwanzflosse geschlagen sein. Ich kämpfte den erneuten Zwist der menschlichen- und meerjungfrauenhaften Seite nieder, denn ich spürte, wenn meine Gedanken eine solche Richtung nahmen, den Krieg zwischen ihnen mehr als deutlich. »Komm ... komm zu mir!« Ich hob den Kopf und hielt in der Bewegung, mir die Gabel zum Mund zu führen, inne. »Hat jemand von euch gerade etwas gesagt?«, fragte ich in die Runde, während die Schmatzgeräusche anhielten. Wie immer war es laut und lärmend, und dass wir nun an Deck speisten, minderte diesen Umstand wenig. Ringsum schüttelten meine Kameraden die Köpfe, während ich Robins argwöhnischen Blick auffing, die vorsichtig ihr Haupt von einer Seite zur anderen wandte. Wieder gab man sich dem Verköstigen der Speisen hin und ich tat jenes Flüstern, das an meine Ohren gedrungen war, als Hirngespinst ab. »Ich warte!« Erneut horchte ich auf, doch niemand, nicht einmal Robin oder Franky, gaben einen Laut von sich. Viel zu sehr waren sie mit sich, dem Essen und ihren Gedanken beschäftigt. »Komm ... ich warte auf dich ... so lange schon ...« Klirrend fiel mir die Gabel aus der Hand und landete geräuschvoll auf den Teller. Meine Nervosität tat ich mit einem Zucken der Schultern ab, als mich verdutzte Blicke trafen. Die Sonne über uns setzte ihren Weg fort, sodass es mir in meinem Fischglas allmählich zu warm wurde. »Du siehst blass aus«, meinte Robin, während ich das feine Porzellan auf der einen Hand balancierte und mir mit der anderen Luft zuzufächeln versuchte. Ein Keuchen entrann meiner Kehle, als ich den Kopf schüttelte. Plötzlich verschwand der Teller aus meinen Fingern, wurde mir vor der Nase entführt und über den Rand der Glaskugel gehoben. Das man, in meinem Zustand, nicht kalte Schweißperlen von kühlen Wassertropfen zu unterscheiden vermochte, machte meine Situation in diesem, um mich herum und für mich brodelnden Kessel, nicht erträglicher. »Findet ihr nicht, dass es hier nach Fischsuppe riecht?« Eine solche Frage konnte einzig nur von unserem Kapitän gestellt werden. Alarmierend schossen sämtliche Köpfe in meine Richtung. »Nami!« Donnerten Stimmen auf mich ein, doch ich zog betreten meinen Schopf unter Wasser. »Franky, los!«, ordnete Sanji an, der bereits auf dem Sprunge schien. »Schaff sie in den Tank zurück, sofort!« Während mich der Zimmermann aus dem Gefäß wuchtete, keifte der Smutje weiterhin Befehle und Beleidigungen und ließ kein gutes Haar an der Idee des »selbst ernannten Vize-Kapitäns«. Verteidigend schleuderte Lysop ihm eine Begründung nach der anderen entgegen. »So eine vollkommen idiotische Idee, sie in der Mittagszeit in ein Glas zu stecken, das sich aufheizt!«, fauchte der Smutje weiter, ohne auf Robins beruhigende Worte Acht zu geben. »Aber Lysop hat es doch nur gut gemeint«, hob Chopper an und verstummte jäh. Unter quietschenden Lauten öffnete Franky mit einem Fuß die Luke zum Tank und ließ mich, abermals behutsam, ins Wasser sinken. Ich warf ihm einen sorgenvollen Blick zu, den Franky nur mit einem ebenso mitleidigen Zucken der Schultern erwiderte. »Und zur Strafe wascht ihr ab!«, vernahmen wir Sanjis Stimme, ehe schwere, wütend klingende Schritte an unsere Ohren gelangten. Der Smutje steuerte auf uns zu, zündete sich im Gehen eine Zigarette an, während der Ausdruck auf seinem Gesicht wohl jeden, der sich anschickte ihn anzusprechen, in ein Häufchen Asche zu verbrennen drohte. »Du bist nahe!« Fröstelnd fuhr ich mir über die Arme, und zu meinem Glück lag Frankys Interesse bei der Verstimmtheit des Schiffskochs, als auf meiner Person. Dennoch hatten wir Sanji selten so wütend erlebt. Ähnlich einer Dampfwalze ging er den schmalen Gang zwischen Fischtank und Reling auf und ab. Eilte an Franky und mir vorbei, nur um dann, nach ein paar Schritten, wieder umzukehren und mit diesem Spektakel fortzufahren. »Ich kann dich riechen, schmecken ... spüren!« Unruhig warf ich einen Blick zwischen Sanji und Franky hin und her. Keiner von ihnen schien die Stimme zu hören, die nach mir verlangte und mich gleichsam in Panik versetzte. Als der Zimmermann ging, blieb der Smutje bei mir, ließ in seinen Bewegungen jedoch keine Änderung erkennen. Noch immer schien Wut die Oberhand zu besitzen. Ich schüttelte den Kopf und zuckte zusammen, als mich das Flüstern erneut erreichte. Verzweifelt presste ich beide Hände an meine Ohren, um dem Wispern so zu entkommen. »Sanji«, meine eigenen Worte drangen brüchig, zögernd und zaghaft aus mir heraus. Dieser hielt inne und betrachtete mich mit forschem und unruhigem Blick. Der Smutje kniete sich vor das Gatter und streckte seine Finger nach mir aus. Als seine Fingerspitzen meine Wange streiften, vernahm ich das fordernde, drängende Hauchen erneut. »Was ...?« Mit großen Augen sah ich zu Sanji auf. »Nami, was ist das?« Erleichterung überkam mich, da ich mir nun sicher war, nicht den Verstand verloren zu haben. Und als ob die Berührung seiner Glieder nicht genügte, haschten seine Hände nach meinem Gesicht. Halb drohte der junge Koch erneut zu mir ins Becken zu fallen, doch ich reckte mich ihm entgegen, sodass ein Absturz vielleicht verhindert werden konnte. »Nami«, leise, aber umso beunruhigter erklangen seine Worte. »Was ist das? Wer ruft nach dir?« Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ohne, dass eine Silbe von meinen Lippen wich, schüttelte ich den Kopf. Sanjis Finger lösten sich von mir. Zeitgleich schien die Stimme über mich herzufallen. Wieder spürte sich seine Hände auf meinen Wangen, ebenso wurde ich etwas aus dem Wasser heraus und in die Höhe gezogen. Der Smutje legte seine Stirn an meine und schloss die Augen, als ob er sich sehr konzentrieren müsse. »Du gehörst zu mir! Wir brauchen einander ... Beeil' dich!« »Sanji ...«, flehte ich und wurde von einem Zischlaut seinerseits unterbrochen. Angestrengt lauschte der junge Mann Worten, die in meinem Kopf umher spukten. »Das Meer«, sagte er, ohne die Lider zu heben. »Das ist es. Das verlangt nach dir.« Ich versuchte den Kopf zu schütteln, doch Sanji hinderten mich daran. »Seit wann hörst du diese Stimme?«, verlangte er zu wissen. »Seit ihr mich in dieses doofe Glas gesteckt habt. Aber vielleicht habe ich es, in all der Aufregung, einfach nicht hören können«, gestand ich und schluckte zitterig, während Wellen, mit jedem Herzschlag drängender, begierig an unser Schiff schlugen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)