Um Himmels Willen! von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 18: In der Defensive ---------------------------- Viel zu schnell ist der Moment wieder vorbei und Light löst sich von mir. Seine Hand weiterhin an meinem Gesicht lächelt er liebevoll zu mir hinauf. „Und? Hat es funktioniert?“, will er wissen, und ich brauche einen Moment bis ich verstehe was er meint, dann muss auch ich lächeln und antworte: „Was funktioniert?“ „Siehst du? Geht doch. Und jetzt lass uns schlafen, auch wenn morgen Samstag ist und ich nicht in die Uni muss, ich bin ziemlich am Ende und mir tut alles weh.“, flüstert er, streichelt mir noch einmal sanft übers Gesicht und dann ist die Spannung die gerade noch über uns geschwebt hat plötzlich verschwunden, und hat einer äußerst friedlichen Atmosphäre Platz gemacht, in die ich mich nun mehr oder weniger entspannt einsinken lasse; auch ich spüre, wie erschöpft ich von der ganzen Aufregung bin. Doch obwohl ich mir die größte Mühe gebe, vergehen noch gute zwei Stunden bevor ich endlich einschlafen kann. Meine Gedanken hängen immer noch bei dem Kuss fest. Was ist nur in mich gefahren? Oder in ihn? Es ist ja wohl offensichtlich, dass er die treibende Kraft hinter dem Ganzen ist. Aber warum? Was verspricht er sich davon? Denkt er, wenn er so etwas tut werde ich einfach vergessen was geschehen ist, bzw. dass ich in Zukunft die Augen davor verschließe, dass er immer noch diesen wahnwitzigen Plan von seiner neuen Welt verfolgt? Heute ist niemand gestorben. Das verbuche ich jetzt trotz allem was heute geschehen ist, als vollen Erfolg, aber… Ich frage mich, wie das hier noch weitergehen soll… Irgendwann sind mir dann wohl doch die Augen zugefallen, denn das Nächste was ich mitbekomme, ist eine warme Hand die sich unter mein Shirt geschoben und auf meinen Bauch gelegt hat, wo sie mit sanften, kreisenden Bewegungen über meine Haut wandert. Diese Berührung hat nichts anregendes, fühlt sich einfach nur gut an und entspannt bleibe ich reglos liegen und genieße die Streicheleinheiten. Seit ich als kleines Kind mit Bauchschmerzen im Bett gelegen habe, hat mich niemand mehr so angefasst, es ist wirklich unglaublich angenehm. Ohne dass ich es verhindern kann, schleicht sich ein leises wohliges Seufzen über meine Lippen und die Bewegung kommt ins Stocken. Schade. „Guten Morgen.“, schnurrt es leise an meinem Ohr und irgendwie ist mir gerade danach zu lächeln, ich weiß selbst nicht so genau warum. „Morgen.“, antworte ich und strecke mich gähnend. Ich muss sagen, ich habe ausgezeichnet geschlafen. Die Matratze war so unglaublich bequem, es war schön warm unter der Decke und überhaupt… Langsam beginnt mein Verstand sich wieder zu melden und jagt meine grauen Zellen aus den Federn, denn es wird Zeit zu arbeiten. Und je fleißiger die kleinen Biester wieder loslegen desto bewusster wird mir, wo ich mich gerade befinde. Und vor allem mit wem. Von einer auf die andere Sekunde verschwindet die entspannte Ruhe die mich bis eben noch eingehüllt hat und weicht einer vorsichtigen Wachsamkeit. „Hast du gut geschlafen?“, fragt mich der junge Mann der etwas zerzaust, aber offensichtlich ausgeruht neben mir liegt und mich aufmerksam mustert. „Ja, habe ich. Vielen Dank, dass ich mit in deinem Bett schlafen durfte.“, erwidere ich höflich distanziert und beginne mich aus den Laken zu winden, ich muss hier dringend raus, bevor wieder etwas… Merkwürdiges passiert. „Gern geschehen. Jeder Zeit wieder.“ Light lächelt immer noch während er das sagt, und jetzt streckt er seine Hand nach mir aus, will mich wohl an meiner Flucht hindern, aber das lasse ich nicht zu. Bevor er es schafft mich zu berühren schüttle ich meinen Kopf, schiebe mich zum Bettrand, stehe auf und tappe erst mal hinüber zu seinem Schreibtisch wo ich seinen Stuhl zwischen ihm und mir postiere. Nicht gerade das effektivste Schutzschild, aber besser als nichts. «So schüchtern auf einmal L? Das hat gestern aber noch ganz anders ausgesehen.», lässt sich Ryuk aus einer Ecke des Zimmers vernehmen, der soll sich lieber um seinen eigenen Kram kümmern. Ohne eine Antwort werfe ich ihm einen giftigen Blick zu, bemühe mich aber, keine dazu passenden Gedanken zu bilden, ich habe keine große Lust, mich schon in aller Frühe in Schmerzen auf dem Boden zu winden, darauf kann ich gut verzichten! „Lass ihn in Ruhe Ryuk.“, meint Light und steht ebenfalls auf. Super, vor meinem Mörder vor dem Spott seines Shinigamis gerettet, das baut mich doch gleich auf! «Na aber stimmt doch.», brummt das Monster, hat aber im nächsten Moment schon wieder vergessen was es noch sagen wollte, holt Light doch gerade einen Apfel aus seinem Nachtkästchen und wirft ihn dem Todesgott zu, der ihn freudestrahlend und Saltos schlagend auffängt, und innerhalb weniger Sekunden verschlingt. „So!“, gähnt Light und streckt sich ausgiebig. „Was machen wir heute Schönes?“, fragt er dann an niemand bestimmtes gerichtet in den Raum hinein. Irgendwie ist es schon komisch. Da steht ein gutaussehender junger Mann in der Blüte seiner Jugend, und die einzigen Personen mit denen er sich abgibt, sind ein Todesgott und ein Engel. Andere Jungen in seinem Alter treffen sich mit Mädchen, gehen aus, machen Sport oder sonst etwas, nur er, er hockt zu Hause und versucht die Welt nach seinem Bild neu zu erschaffen, wie krank und armselig ist das eigentlich? Kopfschüttelnd sehe ich ihm dabei zu, wie Light sich aus seinem Schrank eine frische dunkle Hose, ein weißes Hemd und einen dunkelgrünen Pullover, sowie ein Paar Socken und Unterwäschen holt. „Ich geh dann mal duschen. Das würde dir im Übrigen eigentlich auch nicht schaden mein Lieber…“, sagt er zu mir, eine Hand schon am Türgriff. „Willst du mir vielleicht sagen, dass ich stinke Light?“, will ich etwas angefressen von ihm wissen, schließlich hat er sich ja nicht davon abhalten lassen die Nacht über halb auf mir, halb neben mir zu liegen, sollte ich mit meinen Ausdünstungen – unauffällig hebe ich meinen Arm und versuche an meinen Achseln zu schnuppern, ich will nur auf Nummer sicher gehen - seine feine Nase beleidigt haben, ist er doch selbst schuld! „Ach Quatsch, so meine ich das doch gar nicht, aber wer weiß, wie lange du deine Sachen schon anhast, ich würde mich so einfach nicht wohlfühlen, aber wenn du damit klar kommst, soll´s mir recht sein.“ Grinsend lässt er den Türgriff wieder los und kommt näher. Zu nahe für meinen Geschmack. Lässig legt er seine Hände auf die Lehne seines Schreibtischstuhls und beugt sich ganz nahe zu mir herüber. „Aber mitkommen kannst du trotzdem, ich hätte nichts gegen ein bisschen Gesellschaft.“, raunt er mir leise zu und ich kann spüren, wie meine Ohren heiß werden. „Außerdem tue ich mir immer so unheimlich schwer wenn ich mir selbst den Rücken waschen muss. Also L, wie sieht´s aus?“ „Jetzt bist du achtzehn Jahre lang allein klar gekommen und ich bin mir relativ sicher, dass das auch für den Rest deines Lebens umsetzbar ist. Ich denke nicht, dass du dafür ernsthaft meine Unterstützung brauchst.“, erwidere ich und hoffe dabei möglichst ungerührt zu klingen, bei dem Gedanken an Light, nackt, in der Dusche wird mir gerade nämlich aus unerfindlichen Gründen verdammt heiß. „Och…“, schmollt er und sieht mich ganz zerknirscht an. Was stimmt eigentlich nicht mit ihm? Gestern Vormittag hat er noch einen riesen Aufstand gemacht, nur weil ich ihn angefasst habe, und jetzt will er mich auf Biegen und Brechen in die Dusche zerren? Ich verstehe langsam gar nichts mehr! Und mich und meinen Körper am allerwenigsten, denn wenn ich mir das so bildlich vorstelle, fängt mein Magen ganz komisch an zu kribbeln und meine Handflächen werden feucht, das ist bestimmt so ein Engelsding… ganz sicher… mit mir hat das alles nichts zu tun! „Tjaaa…,“, meint er dann gedehnt und ich kann ihm ansehen, dass mir das was er gleich sagt sicherlich nicht gefallen wird! „wenn das so ist, nehme ich mir eben eine andere Beschäftigung mit ins Bad, ich habe mir nämlich gerade überlegt, dass ich jetzt viel lieber baden statt duschen gehen würde, und da wird mir immer so schnell langweilig, weißt du?“ Mit diesen Worten schiebt er mich sanft zur Seite und bevor ich darüber nachdenken kann wovon er redet, oder was genau er vorhat, hat er schon das Death Note aus seinem Schreibtisch geholt, es sich unter den Schlafanzug geschoben und ist Richtung Tür unterwegs. Scheiße, was mach ich jetzt?!? Was ist wichtiger? Das was ich will, bzw. nicht will, oder ein Menschenleben? Okay, über die Antwort zu dieser Frage muss ich nicht einmal eine Millisekunde nachdenken. „Warte!“, rufe ich, er ist schon halb auf dem Flur, bleibt aber gehorsam stehen. „Ich komme mit, pack das verdammte Buch wieder weg!“, presse ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor, es ist einfach unglaublich! Was verspricht er sich davon? „Schön, dass du doch noch vernünftig wirst L!“ Mit einem zuckersüßen Lächeln dreht er sich zu mir herum, geht zurück zu seinem Schreibtisch, wobei er mich nicht eine Sekunde aus den Augen lässt, packt das Mordnotizbuch wieder in sein Versteck und wartet darauf, dass ich mich in Bewegung setze. „Oh, und Ryuk, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du uns NICHT folgen würdest.“, setzt er an den Shinigami gewandt hinzu, während er mich dabei beobachtet, wie ich mich für den kurzen Weg ins Bad unsichtbar mache. Sein Vater würde garantiert an einem Herzinfarkt sterben, sollte er mich mehr oder weniger lebend, und noch dazu mit meinen übergroßen Flügeln sehen. «Geht klar Kleiner, aber dafür kaufst du mir später noch mehr Äpfel!» Mein Gott, dieser Shinigami macht mich fertig, hat der keine anderen Probleme? TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)