Rhythm of Life von 13thBlackCat (Das Leben ist ein Tanz) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Der soziale Arbeitstag war trotz des Geldes, das ich bekam, die reine Folter. Solange ich die Sauna betreute, musste ich nur ab und an freundlich – oder zumindest nicht feindselig – wirken. Nachdem sie aber wegen der hohen Außentemperatur, bei der keiner mehr Interesse an zusätzlichem Schweiß hatte, um die Mittagszeit geschlossen wurde, schickte ein Giftzwerg von Mann, der sich mir zuvor noch nicht einmal vorgestellt hatte – nicht dass ich darauf Wert gelegt hätte – mich erst in die Damen-, dann in die Herrenumkleide, um dort zu wischen. An sich machte mir beides natürlich nicht viel aus, doch als ich die Treppe aus dem Keller, in welchem sich die Sauna befunden hatte, hochgestiegen war, erwartete mich eine äußerst unangenehme Überraschung: Sasuke stand an der Rezeption und unterhielt sich mit einer schlanken jungen Frau, die ihr Glück gar nicht zu fassen schien. Er hatte gerade sein typisches einschmeichelndes Grinsen aufgesetzt, als sein Blick mich streifte und für einen Moment schien sein Lächeln zu gefrieren. Doch dann hatte er sich wieder in der Gewalt und wandte sich erneut an die Aschblonde. Der Gedanke, dass ich ausgerechnet mit diesem arroganten Schnösel zusammen arbeiten musste, verschlechterte meine Stimmung enorm, sodass ich mich höllisch zusammenreißen musste, um einen Mann im Alter der Midlife Crisis nicht anzufahren, als der versehentlich meinen Wassereimer umkippte, weil er ihn beim Rückwärtsgehen nicht gesehen hatte. Zu allem Überfluss wurde ich, nachdem ich auch noch den Trainingsraum aufgeräumt hatte, in den Kiosk gesetzt, um Erfrischungsgetränke und Nahrungsergänzungsmittel für ein effektiveres Training zu verkaufen. Ich hatte mir vor langer Zeit geschworen, niemals mithilfe einer Ernährungsumstellung oder sonstiger Veränderungen meinen Körper zu verbessern. Alles, was ich leistete, gründete auf der Kraft, die ich mir durch mein jahrelanges Training angeeignet hatte und ich verachtete jeden, der sich auch nur einen Proteinshake kaufte, insbesondere, wenn seine Oberarme so dick waren, wie meine Taille. Der Kiosk befand sich schräg gegenüber von der Rezeption, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als Sasukes Anblick zu ertragen, sobald er seinen Platz verließ um dem Hilferuf der einen oder anderen Tussi zu folgen. Das Ende des Arbeitstages, das ich sehnlichst herbeisehnte, zeichnete sich schließlich ab und als ich endlich in den Park hinaus trat, kam ein junge Hund zielstrebig auf mich zu als hätte er auf mich gewartet. Schwanzwedelnd und hechelnd sah er mich fast erwartungsvoll an. Unwillig verzog ich das Gesicht. „Na los, geh nach Hause.“ Er bellte einmal kurz auf. Ich holte tief Luft, dann drehte ich mich weg und ließ ihn zurück. Ich widerstand dem Drang, mich umzublicken. Nach wenigen Schritten aber hatte er mich eingeholt und lief neben mir her. Abrupt blieb ich stehen und sah auf ihn hinunter. Er winselte mich freudig an. Seufzend kniete ich mich hin und sofort stellte der Kleine seine Vorderpfoten auf meine Beine, reckte die Nase zu meinem Gesicht. Ich musste lächeln und kraulte ihn kurz hinter den Ohren, doch dann hob ich ihn hoch und setze ihn so weit weg wie ich konnte. Augenblicklich kam er zu mir zurück. Verzweifelt zog ich die Augenbrauen zusammen. „Hör zu, du kannst nicht mitkommen.“ Wieder sahen mich diese traurigen braunen Augen hoffnungsvoll an. Einen unwilligen Laut ausstoßend warf ich meinen Kopf in den Nacken und blickte in den wolkenlosen Himmel. Warum immer ich? Dann sah ich wieder hinunter auf das quirlige Fellknäuel. „Du wirst alleine durchkommen müssen, Kleiner. Niemand wird dir helfen. Hänge dich nicht an die Menschen. Und vertraue ihnen vor allem nicht. Glaub mir, damit kommst du am besten durch. Na los, jetzt verschwinde endlich.“ Ich stieß ihn sanft, aber nachdrücklich von meinem Schoß und stand auf. Diesmal wartete er nicht, sondern lief gleich mit mir mit. „Das geht nicht, verstehst du das nicht? Hau ab!“ Ein leichter Schubs mit dem Fuß sollte ihn abwehren. Er sah mich irritiert an. Wenn ich diese Situation nicht nutzte, würde ich ihn nicht mehr loswerden. Energisch stampfte ich mit dem Fuß auf und knurrte ihn an. Erschrocken wich der junge Hund zurück. Noch immer wedelte er unschlüssig mit dem Schwanz, doch seine Ohren drückten Furcht aus. Der Anblick zerriss mir fast das Herz, doch was sollte ich machen? „Allein bist du am besten dran.“ Dann klatschte ich einmal kräftig in die Hände und machte noch einen aggressiven Schritt auf ihn zu. „ZIEH AB!“, schnauzte ich. Diesmal zuckte er heftig zusammen und lief davon. Nach wenigen Augenblicken konnte ich ihn zwischen den Sträuchern nicht mehr ausmachen. Zitternd holte ich Luft als ich mich aufrichtete. Einen Moment lang ballte ich die Hände zu Fäusten und kämpfte mit den Tränen. Scheiße. Ich versuchte noch, mich wieder zu fassen, als ein leises Geräusch mich herumfahren ließ. Ich sah zum Eingang des Fitnessstudios, der keine fünfzehn Meter entfernt war. Sasuke stand auf der obersten Treppenstufe und warf mir einen durchdringenden Blick zu. Obwohl ich nicht wusste, was er gehört oder gesehen hatte, fühlte ich mich durchschaut, doch auch wenn ein gleichgültiges Verhalten am klügsten gewesen wäre, waren meine Empfindungen zu aufgewühlt als dass ich meine Gesichtszüge unter Kontrolle hätte bringen können. So legte ich all den Hass und die Wut, die ich für ihn hegte, in einen einzigen Blick, mit dem ich ihn bedachte. Seine Züge verloren jeden Ausdruck und die Gleichgültigkeit legte sich wie ein Schleier über sein Gesicht. Wütend darüber, dass ich nicht die gleiche Kontrolle über meine Gefühle hatte, wandte ich mich ab und verschwand zwischen den Hecken. „Brauchen Sie den Bon?“ Wortlos winkte ich ab, griff nach meinem Einkauf – zwei Flaschen Rum – und öffnete die erste, noch bevor ich den Laden verlassen hatte. Ein älteres Ehepaar sah mich im Vorbeigehen schockiert an. Ich ignorierte sie und stapfte weiter die Straße entlang bis ich in Sichtweite meines Hauses kam. Erst als es schon zu spät war, bemerkte ich die Gestalt, die dort an die Mauer gelehnt dastand. Er hatte mich bereits gesehen, denn mit einer lockeren Bewegung stieß er sich von der Wand ab und wandte sich mir zu, eine Hand in der Hosentasche und offensichtlich voller Ungeduld. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Schritte einen Augenblick stockten. Bitte nicht. Dafür hatte ich nun wirklich noch nicht genug getrunken! Aber mir blieb keine andere Wahl. Ich biss die Zähne zusammen und setzte mich wieder in Bewegung. Er hatte mein Zögern durchaus bemerkt, denn ein überlegenes Grinsen stahl sich in dem Moment, da ich mich weiter auf ihn zubewegte, auf seine Lippen. Wortlos kam ich neben ihm zum Stehen und schloss die Tür auf. Er trat dicht hinter mir ein und folgte mir stumm bis vor meine Wohnungstür. Ein lautloses Seufzen entwich meinen Lippen als ich auch diese öffnete. Es gelang mir gerade noch, einen einigermaßen sicheren Stellplatz für die geöffnete Flasche auf einer zugemüllten Kommode zu finden, bevor mir Neji das Hemd von den Schultern riss und das Top über meinen Kopf zerrte. Ich ließ es geschehen. Mein Widerstand war für diesen Tag aufgebraucht. Ich gewährte ihm vollkommene Handlungsfreiheit. Kurze Zeit später fand ich mich an den Küchentisch gefesselt wieder. Das dreckige Geschirr hatte er mit einer einzigen Armbewegung herunter gefegt. Während Hinatas Cousin sich an mir zu schaffen machte, blickte ich teilnahmslos auf einen unter mir liegenden zerbrochenen Teller, dessen Scherben ein merkwürdig verworrenes Muster bildeten. Es schien ewig zu dauern, bevor er wieder von mir abließ und eine Hand losband, damit ich mich selbst befreien konnte. Währenddessen zog er sich kommentarlos wieder an und verschwand so selbstverständlich, wie er die Wohnung betreten hatte. Ich machte mir nicht die Mühe, mich noch einmal anzuziehen. Halbnackt wie ich war, wankte ich in den Flur, griff nach der offenen Rumflasche und ließ mich an Ort und Stelle auf den Boden sinken. Der Hochprozentige brannte mir die Kehle aus als ich ihn hinter kippte. Es war mir egal. Früher oder später würde ich nichts mehr davon fühlen . Würde ich nichts mehr fühlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)