Die Sonne von Shin Mazako von Akio21 ================================================================================ Erinnerung ---------- Kurayami hörte die Worte und Gedanken. Es war nichts Neues oder Besonderes für ihn, missverstanden zu werden und es kümmerte ihn auch nicht. Solange es Akashi gab, war alles in Ordnung. Und sollte es ihn irgendwann nicht mehr geben, dann war es beruhigend, zu wissen, dass es auch ihn nicht mehr geben würde. Flashback „Wir müssen uns trennen, Geliebter.“ Akashis Stimme klang traurig, aber bestimmt. Damit hatte Kurayami schon gerechnet. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte. Und obwohl er es wusste, fragte er dennoch: „Wieso?“ „Als ob du es nicht wüsstest. Hast du vergessen, dass ich ein Teil von dir bin? Ich fühle und weiß das Gleiche wie du.“ „Wenn wir uns trennen, dann – wird es anders sein. Dann können wir nie wieder zusammen sein, Akashi. Du sagst, du fühlst wie ich. Dann muss es dir doch genauso unmöglich sein wie mir, dich von mir zu trennen.“ „Die Bäume, die ich zum Blühen erbringe, sterben sofort, sobald sie von deiner Kälte berührt werden. Selbst die Sonne wird kalt. Wir hatten so viel Arbeit, sie aus Feuer zu erschaffen. Und ich rede nur von einem Planeten. Die Sonne ist gestorben. Und mit ihr fast alles Leben.“ „Dann war es eben nicht wert, gelebt zu werden. Die Sonne wurde zum Mond. Na und? Tod und Leben ist das Gleiche. So wie du und ich.“ „Ich denke trotzdem anders.“ „Wieso? Ich verstehe es nicht. Wann hast du angefangen, anders zu denken, als ich? Fühlst du auch anders?“ „Nein, ich fühle die gleiche Liebe zu dir, wie du zu mir, das hat sich nicht geändert. Aber andere Gefühle haben sich verändert. Und auch mein Denken, ja. Das Leben sollte hochgehalten werden.“ „Ich verstehe nicht, wieso? Eben habe ich dir doch gesagt – du weißt es doch selbst, Akashi.“ „Schon. Und trotzdem, das Leben ist kurz, der Tod lang. Darum hat sich meine Ansicht geändert. Außerdem, ich sehe die Schönheit, im Licht. Du kannst sie nicht erkennen in der Dunkelheit. Wir sind nun mal Gegensätze. Wenn du Wasser bringst, bringe ich Dürre. Wo du Dunkelheit hinschickst, sende ich Licht. Es geht nicht. Wir müssen es getrennt tun.“ Kurayami schwieg. Er wusste, Akashi hatte recht. Ihre Existenz war sinnlos, solange alles was sie taten sich wieder in Nichts auflöste. Durch ihre Gegensätzlichkeit. Und trotzdem - „Wir haben eine Sache gemeinsam. Unsere Liebe. Lass uns zusammen bleiben, der Rest kann uns egal sein.“ Akashi seufzte. Warum machte es ihm Kurayami so schwer? „Auch wir werden vergehen, wenn wir nichts mehr tun.“ „Nein, wir sind unsterblich.“ „Mit vergehen meinte ich nicht sterben. Aber wir – werden nur noch vor uns hin vegetieren.“ Er sah zur Erde. „Genau wie die Pflanzen dort.“ „Vegetieren und Existieren. Aber ich kann ohne dich nicht sein, Akashi, das weiß ich. Ich habe Angst.“ Akashi lachte. „Das ist das, was du als Dunkelheit verbreitest, wenn es dir schlecht geht. Angst.“ Kurayami schwieg. Nach einer Weile sprach Akashi weiter. „Es gibt eine Möglichkeit. Eine kleine Chance uns zu treffen. Auch wenn wir nie mehr zusammen sein können. Wenigstens – können wir uns dann sehen. Wenn auch nur einen Augenblick, aber es ist besser, als gar nichts.“ „Erklär es mir.“ „Wenn du dich zur Ruhe begibst, werde ich aktiv werden. In dieser Sekunde können wir uns wenigstens aus der Ferne sehen.“ Kurayamis Herz wurde schwer und noch dunkler. „Einverstanden.“ Flashback Ende Wie viel Zeit war vergangen? Er wusste es nicht. Und was sollte er mit Yuris Körper? Sein Blick glitt zum Fenster. War es nicht egal, ob er ihn auf den Armen trug oder hinauswarf? „Was soll das? Du hast dich wirklich verändert.“ „Und? Wessen Schuld ist das?“ „Ich bin doch hier. Ich war niemals weg. Aber anscheinend hast du das niemals wirklich verstanden. Yuris Körper würde am Fenster zerschmettert werden, wenn du versuchst ihn raus zu werfen.“ „Ist das wirklich der einzige Grund?“ „Kurayami, du vertraust mir nicht mehr?! Ich übernehme. Gib her.“ Kurayami zog sich zurück. Er wollte Akashi ja gerne vertrauen, und er wusste, das er ihn liebte. Aber er wusste auch, dass Akashi ihn wieder verlassen würde. - Ich war niemals weg. - Wenn er das nur auch so empfinden könnte. Akashi, der jetzt Kurayamis Körper steuerte, klappte mit seinem Willen die Lehnen zwischen den Sitzen im Abteil hoch und legte dann Yuri darauf. Dann befestigte er ihn mit unsichtbaren Seilen. Zuallerletzt zog er noch einen Schutzkreis um ihn. So würden normale Menschen ihn nicht sehen können, und alle die ihn sehen konnten, konnten ihm dennoch, oder besser seinem Körper nichts tun. Er brauchte ihn noch. Akashi wusste, wie sehr Kurayami unter ihrer Trennung litt. Er selbst hatte sich damit aber abgefunden. Das Leben auf den verschiedensten Planeten war schön. Er sah ihm gerne zu. Und immer wenn der Tod auftauchte, dann war Kurayami in seiner Nähe. Akashi war damit zufrieden und glücklich. Aber Kurayami war es nicht. Trotzdem durften sie deshalb nicht egoistisch sein. Letztendlich wäre das auch ihr eigener Untergang, selbst wenn es Kurayami nicht interessierte. Wolfram kam ins Abteil gestürzt. Sofort fiel sein Blick auf Yuri und er rannte auf ihn zu und nahm seine Hand. Wolfram wollte Yuri nichts Böses, darum konnte er ohne Probleme die magische Grenze passieren. Erleichtert seufzte er auf, als er die Wärme spürte. „Yuri, Yuri wach auf,“ forderte er energisch und schüttelte dessen Hand. „Ich weiß, das Geduld nicht deine Stärke ist. Wolfram. Aber es wird dir nichts anderes übrigbleiben. Du musst noch etwas warten.“ Wolfram warf Kurayami einen finsteren Blick zu und riss dann erstaunt die Augen auf. Kurayami lächelte warmherzig. Die Kälte und Gnadenlosigkeit war aus seinen schwarzen Augen verschwunden, mehr noch, als das – es waren – Yuris Augen, oder nicht? Conrad und Gisela, die sich vor dem Abteil aufgehalten hatte, kamen nun ebenfalls herein. „Yuri?!“ flüsterte Wolfram so leise, das nur Akashi ihn hören konnte. Verwirrt sah Wolfram auf Yuris Körper und wieder in Akashis Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)