Die Sonne von Shin Mazako von Akio21 ================================================================================ Ein Wiedersehen --------------- Konrad betrat das prachtvolle Zimmer seines neuen Königs. Lächelnd blieb er stehen. Er lag in seinem Bett, auf dem Rücken. Der junge König war wirklich sehr schön. Das musste er neidlos zugeben. Das schwarze Haar so dicht und lang, das es praktisch das weiße Kopfkissen völlig bedeckte. Ohne zu wissen warum eigentlich, sah Konrad genauer hin. Ja, er konnte kein Weiß durch die Fülle des schwarzen Haars erkennen. „Julia, die Weiße.“ Konrads Lächeln gefror. Was war das? Eine Stimme? Ein Gedanke? Wieso jetzt? Er schüttelte den Kopf. Wolfram saß neben seiner Majestät, und hielt seine Hand. Besorgt sah er ihm ins Gesicht. Mit einem solchen Ausdruck hatte Konrad seinen jüngeren Bruder noch nie gesehen. „Der Kleine wird erwachsen“, dachte er. „Nun, wie geht es unserem König?“ Erschrocken fuhr Wolfram hoch. Er hatte Konrad nicht bemerkt. „SIEHST DU DAS NICHT? Und – was machst DU hier?“ „Konrad!“ flüsterte plötzlich eine leise Stimme. Beide unterbrachen ihren Streit und starrten auf das Bett. Yuris Augen waren nach wie vor geschlossen. Unsinn, war etwas in diesem Tee? Er war ihm wohl nicht bekommen, zuerst die Stimme, die den Namen seiner geliebten Frau nannte, nun sein eigener Name. Der König kannte weder ihn noch seinen Namen. Sie hatten sich nur kurz getroffen, und zu dem Zeitpunkt war er nur ein Junge gewesen, der Baseball liebte. Es war also nur Einbildung gewesen. Konrad entspannte sich wieder. Vielleicht sollte er Gisela bitten, ihn zu untersuchen, wenn sich das wiederholen sollte. Als Befehlshaber musste er einen klaren Verstand haben, sonst brachte er seine Männer in Gefahr. Aber das Wohl des Königs ging nun selbstverständlich vor. Allerdings war Konrad immer noch überzeugt davon, das der Junge lediglich erschöpft war. Oder das ungewohnte Essen nicht vertragen hatte. Er warf einen Blick auf die beiden halbleeren Teller. „Konrad!“ Konrad schreckte herum. Yuri hatte ihm sein Gesicht zugewandt und sah ihm geradewegs in die Augen. „Yuri? Bist du wach? Wie geht es dir?“ fragte Wolfram sofort. Yuri sah immer noch Konrad an. Der hatte sich wieder gefangen. „Majestät? Ich freue mich sehr, das ihr wieder bei Bewusstsein seid. Offenbar war alles ein wenig zu anstrengend? Aber sehr verständlich. Also macht euch keine Sorgen.“ Konrad trat an das riesige Bett. „Ich bitte euch, Majestät, regt euch nicht zu sehr auf. Außerdem wird Gisela gleich hier...“ „Ich bin nicht aufgeregt, Konrad“, erwiderte der Junge. „Wie ich sehe, trägst du das Schwert?! Ich hoffe, du behandelst es gut.“ „Meine Güte, was faselst du da, Yuri? Träumst du?“ Wolfram beugte sich vor. „D-das Schwert, ich, ja ich behandele es gut. Selbstverständlich tue ich das“, stammelte Konrad. Was wusste dieser König? „Verstehe, dann ist es gut.“ Yuri hob seine Hand, und gab damit sein Einverständnis, das Konrad sie küssen durfte. „Bist du das, Julia?“ fragte Konrad ihn, aber kein Laut kam über seine bebenden Lippen. Zu sehr war er erschüttert. Wolfram schlug Yuris Arm nach unten. „Yuri, was machst du denn da? Kennst du die Bedeutung dieser Geste nicht? Was frage ich überhaupt, natürlich nicht, du bist ja auf der Erde aufgewachsen. Pass auf, ich erkläre es dir.“ „Das wird nicht nötig sein“, unterbrach Konrad ihn schnell. Wie und warum? War das möglich, konnte es wirklich sein? „Majestät, entschuldigt, als ich hörte, ihr seid ohnmächtig geworden, bin ich sofort losgelaufen.“ Gisela stürmte ins Zimmer. „Ah Gisela. Schön dich wieder zu sehen, ich freue mich.“ „Wie meinen, Majestät?“ fragte sie verwirrt. Verdammt. „Entschuldigt mich.“ Er musste hier raus. Fluchtartig verließ Konrad das Zimmer. Wolfram lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Es gefiel ihm überhaupt nicht, wie Yuri Konrad angesehen hatte. Und schon gar nicht, das er ihm erlaubt hatte, seine Hand zu küssen, auch wenn er nicht gewusst hatte, was es bedeutete. Und Konrad sie nicht ergriffen hatte. Trotzdem. Es war auch unverschämt, das er Gisela die ganze Zeit anlächelte, während sie ihn untersuchte, und nach dem Befinden ihrer Familie fragte. „Grrr.“ Gisela stand auf und wandte ihm ihr Gesicht zu. Die grünen Augen blickten ihn besorgt und verwirrt an. Sein Ärger war vergessen. „Was? Ist es etwa ernst?“ Gisela schüttelte den Kopf. „Ich kann nichts finden, was mit seinem Körper nicht stimmen würde.“ Wolfram war keineswegs beruhigt. „Er muss sich ausruhen und schlafen“, fügte sie schnell hinzu, senkte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Wolfram lief schnurstracks zu Yuri. „Du hast vielleicht Nerven. Einfach vor mir in Ohnmacht zu fallen, und das ganze Schloss vor Sorge komplett verrückt zu machen.“ warf er Yuri vor, und überging die Tatsache, das eigentlich er alle nervös gemacht hatte. Yuri legte den Kopf schief und lächelte. „Komisch. Das bist du,“ empörte sich Wolfram. Im Tempel standen Murata und Shinou vor der Seelenkugel. Beide hatten sich halb abgewandt und hielten sich die Arme vor das Gesicht. Zu sehr wurden sie von dem Licht geblendet, das grell weiß leuchtete, und alle Regenbogenfarben spiegelte. „Ist das richtig so? Ich merke nichts von Gewöhnung.“ „Das braucht ja auch noch Zeit“, brüllte Murata zurück, um sich durchzusetzen gegen die lauten hellen Töne, die von der Kugel kamen. Das Licht hat im Moment also die Oberhand, aber hör nur, wie es schreit, dachte Murata. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)