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SAW IX

The last game
von

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Prolog

Es ist ein unheimlicher Raum.

Früher schien es ein Hotelzimmer gewesen zu sein, doch es wurde wohl schon vor Jahren geschlossen.

Das Mobiliar ist an die Wände, an denen schon die Tapete abblättert und Moos an jenen Stellen wächst, gestellt.

Der Boden ist ein wenig, durch die feuchte Luft, nach oben gewölbt.

Das Licht flackert. Das ganze Zimmer wird dadurch in eine unheimliche, bedrohende, horrorfilmähnliche, Atmosphäre getaucht.

In einer Ecke, rechts neben der großen Tür, unter einem mit Brettern verriegelten Fenster, liegt eine, etwa vierzehnjährige Jugendliche mit hüftlangem, braunem Haar. Sie trägt ein weißes T-Shirt, schwarze Jeans und schwarze Motorradlederstiefel mit rotem Reisverschlusseinsatz. Langsam habt und senkt sich ihr Brustkorb. Dennoch wirk sie wie eine Leiche...

Plötzliche zucken ihre Augenlider. Dann ihr rechter Fuß. Nach und nach erlangt sie ihr Bewusstsein wieder. Ihre, auf dem Bauch gebetteten, Hände rutschen auf den harten Laminatboden. Als sie bemerkt, dass sie nicht auf ihrem Bett liegt, reißt sie geschockt die Augen auf. Sie sind strahlend blau-grau.

Panisch richtet sie sich auf. Von Angst ergriffen beginnt sie zu keuchen. Kleine, weiße Atemwölkchen kommen aus ihrem Mund. Es ist eiskalt.

Verwirrt schaut sie sich um. Sie kennt diesen Ort nicht. Er ist ihr vollkommen unbekannt. Sie kann nur die schemenhaften Umrisse der Möbel ausmachen. Sie sieht keine weitere Person. Dennoch versucht sie ihr Glück und ruft, "H...Hallo???", vorsichtig wagt sie es einen Schritt nach vorne zu gehen.

Sie zittert.

Kurz wendet sie sich nach rechts. Dort ist eine große, flügelartige Tür. Unsicher versucht sie diese zu öffnen, aber in dem Moment, in dem ihre linke Hand den Knauf berührt, hört sie ein Husten.

Erschrocken lässt sie wieder von ihr ab und beginnt zu lauschen. Es ist still... totenstill. Das einzige, was sie hören kann ist das angsterfüllte Schlagen ihres eigenen Herzens, "Hallo???"

"Michaela?", antwortet auf einmal eine männliche Stimme, "Bist dus?"

"J...ja...", sie schaut in die Richtung, aus der der Mann sprach. Erst jetzt erkennt sie die sich bewegende, männliche Silhouette in der gegenüber liegenden Ecke. Ein großer Mann richtet sich gerade auf.

Sofort erkennt sie, um wen es sich handelt und geht rückwärts wieder in ihre Ecke. So fest sie kann, presst sie sich dagegen. Sie wünschte, sie könnte in ihr versinken. Sie zittert immer noch. Doch dieses Mal nicht vor Kälte, sondern aus Angst.

"Was ist das für ein krankes Spiel?!? Was hast du mit mir gemacht?!?", aggressiv geht er einen Schritt auf sie zu. Er scheint zu allem fähig zu sein.

Er kommt immer näher.

Panisch drückt sie sich noch stärker gegen die Wand.

Doch dieser Mann bleibt plötzlich in der Mitte des Raumes stehen. Ein Fernsehapparat schaltet sich in genau diesem Moment ein. Die Person dreht sich zu dem Elektrogerät zu seiner Rechten. Auch Michaela schaut auf den Bildschirm. Wie aufs Stichwort erscheint plötzlich eine unheimliche Puppe mit weißem Gesicht. Auf den Wangen dieses Wesens sind genauso rote Spiralen gemalt, wie es Augen hat. Es trägt einen Smoking und eine rote Fliege. Seine markanten Wangen werden von einer Halbglatze mit etwas längeren, schwarzen Haaren noch mehr betont.

Es öffnet den roten Mund mit den Marionettenfalten und beginnt mit einer ruhigen, unheilvollen Stimme zu sprechen,

"Hallo Mika.

Ich möchte ein Spiel spielen.

Vor dir steht der Mann, der deine Mutter umbrachte. Der Mann, der dein Leben in Angst und Schrecken versetzt. Der Mann, von dem du als Kind glaubtest, dass diese nur in Märchen vorkamen. Dieser Mann ist dein Stiefvater. Er legte dir die Ketten der Sklavenschaft auf. Du bist seine Leibeigene. Du liest ihm jeden Wunsch von den Lippen ab. Deshalb leidet auch dein freundschaftliches Umfeld darunter. Wiedersprichst du ihm, oder kannst seinen Anweisungen nicht folgen, so misshandelt er dich, nimmt dir das Essen weg oder missbraucht dich, wie er es schon unzählige Male getan hat. Du hast noch NIE den Mut aufgebracht, dich gegen ihn zu wehren...

Heute kannst du die Ketten sprengen, die er dir auferlegte:

Du hast fünf Minuten Zeit um diesen Mann, der dein Leben zerstörte, zu töten und aus diesem Raum zu entkommen. Schaffst du es nicht, so wird ein tödliches Nervengas deinen Körper durchdringen und deine Innereien werden beginnen, sich zu verflüssigen…

Aber sei gewarnt: Er wird sich wehren…

Leben oder Sterben... Du musst wählen."

Das Wesen grinst und der Bildschirm schaltet sich wieder ab.

Scheinbar.

Mit einem Mal erscheinen rote Ziffern im Bild. Sie beginnen von 05:00 (Minuten) rückwärts zu zählen.

04:59

04:58

04:57

Langsam wendet sich der Mann wieder Michaela zu. In seinem Gesicht, das sie jetzt erst erkennen kann, spiegelt sich Wahnsinn und Zorn wieder. Mit diesem Ausdruck tötete er auch ihre Mutter. Er kommt auf sie zu und bleibt erst direkt vor ihr stehen, "Verdammt, was soll das, du Schlampe!!!" Durch seine Ohrfeige fällt sie auf den Boden. Immer noch an die Wand gedrückt reibt sie sich ihre Wange. Ein paar kleine Blutstropfen rinnen unter ihrer linken Hand hindurch. Entschlossen schaut sie zu ihm auf. Tastet mit ihrer Rechten hinter ihrem Rücken -in der Ecke- nach irgendeiner Waffe, mit der sie sich gegen dieses Monster wehren kann.

"Jack. Das ist eine Jigsaw-Falle.", gibt sie ruhig zurück, "Er testet, wer sein Leben mehr schätzt. Derjenige wird überleben..."

Jack beugt sich zu ihr herab, "Wenn das so ist...", er grinst diabolisch. Seine dunklen Augen flammen vor Freude, "Das wollte ich schon machen, als ich deine verdammte Mutter heiratete..."

Bevor Mika auch nur die Chance hat reagieren zu können –oder irgendwas zu unternehmen- packt er sie an der Kehle und hebt sie auf ihre Beine. Ihre Augen weiten sich vor Angst. Sie gibt gurgelnde Geräusche von sich.

Er drückt noch fester…

Langsam...

nach und nach...

verliert sie ihr Bewusstsein...

Sie versucht sich noch einmal zu wehren…

doch ihre Hände rutschen herab...

baumeln neben ihren Hüften…

"N... ei... n bitt...e n...i...c...h...t..."

nach einer Weile wird ihr Körper lasch.

Achtlos lässt er sie auf den Boden fallen, "Das wars dann, Miststück."

In mörderischer Lust beugt er sich über sie. Ihr lebloser Körper liegt verwinkelt auf dem Boden. Das Gesicht ist zu ihm gewandt. Ihre Augen schauen ihn entsetzt an.

Er holt ein Messer aus seinem rechten Springerstiefel und legt die Klinge auf ihr Gesicht. Langsam erhöht er den Druck. Schon damals, als er ihre verdammte Mutter heiratete -und das nur wegen seiner Tarnung- war sie ihm schon ein Klotz am Bein. Jetzt kann er es ihr endlich heimzahlen...

Doch plötzlich bewegt sie sich. In Sekundenschnelle reißt Mika ihren Arm in die Höhe und rammt einen Kugelschreiber in seinen Hals.

Überrascht fällt Jack nach hinten auf den Boden. Der Stift hat die Arterie durchtrennt. Blut strömt aus der Wunde.

Panisch richtet sich Mika auf –auf wackeligen Beinen- und rennt in die andere Ecke des Zimmers. Dabei fällt ihr Blick auf die Uhr.

03:00

02:59

"Scheiße...", sie schaut sich ängstlich um. Gott sei Dank, dass sie noch diesen Kugelschreiber in ihrer Hosentasche hatte. Und Jack hatte sie immer deshalb ausgelacht… Sie hatte echt Glück… Sonst wäre sie jetzt tot... Neben ihr, auf dem Tisch, liegt ein Messer. Schnell nimmt sie er in die Hand. Dann schaut sie wieder zu ihrem Gegenspieler. Ihre Knie zittern. Sie hat Angst, dass sie ihn wegen des Mangels an Muskelkraft nicht töten kann. Jack ist sehr kräftig…

Dieser steht in diesem Moment wieder auf.

Sein blaues Hemd ist mit Blut getränkt.

Er stürzt auf sie zu.

Das Messer ist in seiner Hand.

Er ist schnell.

Sehr schnell.

Nach einem Augenzwinkern hat er Mika erreicht.

Er hebt in rasanter Geschwindigkeit die Hand mit dem Messer.

Dieses saust auf Mikas Kopf hinab.

Gerade noch so kann sie der Waffe ausweichen. Sie duckt sich. Mit aller Kraft rammt sie ihres in seine Brust. Doch genau in diesem Moment bekommt sie einen Tritt in die Magengegend. Sie klappt zusammen und sinkt auf den Boden.

Vergeblich versucht sie sich wieder aufzurappeln. Zu kämpfen. Sie stützt sich mit den Händen ab. Versucht aufzustehen. Doch dabei wird ihr schwindelig. Alles verschwimmt in einem Strudel aus Schwarz. Ihre Umgebung verliert an Schärfe. Mikas Hände rutschen weg. Sie fällt wieder mit ihrem Oberkörper auf den Boden und verliert dieses Mal wirklich das Bewusstsein.

"Scheiße bei so ner Krankheit.", zornig reißt der Mörder ihren letzten Wiederstand aus dem Körper. Dann den Kugelschreiber. Auch ihm wird schwindelig. Doch er lässt sich nicht davon beirren. Noch einmal geht er auf die Knie und beginnt mit den zwei Messern ihren Rücken aufzuschneiden. Das weiße T-Shirt färbt sich sofort rot. Blutrot. Es bedeckt nur noch in Fetzen ihren einst makellosen Rücken. Er schneidet ihren ganzen Rücken auf. Danach schleudert er sie -mit wahnsinnigem Blick- auf diesen und beginnt ihren Bauch zu massakrieren. Er macht weiter. Immer weiter. Sie soll leiden. Sie soll an ihrem eigenen Blut ersticken. Sie soll spüren, was ihre verdammte Mutter gefühlt hat, als er sie zu Tode quälte…

Er beugt sich über ihren rechten Oberschenkel und beißt hinein. Will ihr ein Stück ihres zarten Fleisches herausreißen…

Doch plötzlich kann er sich nicht mehr halten. Er lässt von ihr ab. Er kippt nach vorne. Auf ihre Beine. Er spürt, wie sein Lebenssaft den Körper verlässt. Kälte umfängt ihn ganz. Nicht die Kälte, die man im Winter spürt. Es ist die Kälte des Todes… Er wird müde. Im Zorn verblutet er genau in dem Moment, in dem die Zeit des Spiels abgelaufen ist...

'Die Tür ging auf, als ihr Gegenspieler verblutete. Sie war paralysiert vor Schmerz. Sie konnte sich weder regen, noch schreien. Sie lag einfach nur da. Ein Mann kam auf sie zu und stieß ihren fast Mörder zur Seite. Sie hatte jemanden umgebracht! Sie konnte es einfach nicht glauben...

Der Unbekannte beugte sich zu ihr herab und fühlte prüfend ihren Puls. Sie wusste, dass er sehr schwach war. Sie würde verbluten, wenn sie nicht behandelt werden würde...

Schnell zieht er seine Hand zurück, packt sie unter den Armen und zieht sie aus dem verwahrlosten Tatort.

Als sie dieses Zimmer verlassen hatten lässt er sie kurz liegen. Er schließt die Tür. Dann geht er wieder zu ihr, "Bist du wach?"

Seine Gestalt schien einem Schutzengel zu gleichen. Schwach hebt sie ihren Kopf und schaut zu ihm auf. Doch nur für einen kurzen Augenblick. Kraftlos fällt er wieder auf den Boden.
 

Als sie das nächste Mal ihr Bewusstsein wieder erlangte lag sie auf einem Bett in einer Schaufensterpuppenfabrik. Ihre Wunden wurden aufs säuberlichste gereinigt und verbunden. Dieser Mann trat wieder ein. Sie erkannte ihn sofort: Es war der Mann, der nach ihrer Sitzung beim Psychiater sie nach dem Weg fragte und sie dann, als sie ihm Auskunft geben wollte, betäubte. Es war John Kramer.

Er stellte ihr nur eine Frage: 'Willst du deine Ansichten teilen?'

Bevor sie ihm eine Antwort geben konnte, verlor sie wieder das Bewusstsein...
 

Dann war sie im Krankenhaus. Ihre Wunden wurden noch einmal verbunden. Ein Arzt kam herein und... '

"Mika??? Erde an Mika!!!", besorgt winkt eine Jugendliche mit hellbraunen, schulterlangen Haaren -mit ihrer Hand- vor dem Gesicht Michaela Connors a.k.a. Korey Bishop a.k.a. Michaela Bishop.

Diese hatte ihr Kinn auf ihrer rechten Hand gebettet und malt mit einem Kugelschreiber auf einem weißem Blatt Papier herum. Es ist, obwohl sie sich nicht sonderlich Mühe gab, sehr realistisch. Der gezeichnete Kopf Mark Hoffmans starrt sie leblos an. Irritiert schaut Mika erst ihr Bild, dann ihre Sitznachbarin, dann wieder das Bild an, "Was ist los, Anika?"

"Seit wann bist du so unkonzentriert?", fragt Mikas beste Freundin, "Das ist eigentlich MEIN Part. Du bist die ordentliche, die immer dem Unterricht folgt und dem Lehrer an den Lippen hängt.", sie scheint wohl wirklich besorgt zu sein, "Verheimlichst du mir was? Einen Mord oder... einen FREUND?"

"N... NEIN!!!", die Waise ist empört. Natürlich weiß ihre Schwester im Geiste nichts von ihren Machenschaften nach der Schule. Immer wenn Anika einen solchen Witz macht meint sie, ihr Herz würde stehen bleiben. 'Wenn sie nur wüsste...' "Wann und WO hätte ICH denn einen Freund aufgabeln sollen??? Und... komm schon ICH und ein MORD???"

"War ja nur ne Frage...", dann fällt auch der Blick der jungen Thomis auf das Bild, "Ist er das? Ist das dein Vater? Wie ist er so?"

Michaela nickt, "Naja... er ist nicht sonderlich familiär... Wir haben uns oft gestritte-"

"Miss Bishop!", unterbricht sie plötzlich eine ernste, männliche Stimme. Die des Lehrers, Mr. Blitly, "Wir sind hier in der Schule und nicht beim Kaffeklatsch!"

"Verzeihung...", beschämt schaut die erste Schülerin John Kramers auf ihre Zeichnung.

"Wenn Sie schon so in Fahrt im Thema reden sind, dann können Sie auch gleich Ihre Hausaufgabe vortragen.", der Mann im mittleren Alter trägt, wie jeden Tag, einen Blazer über dem Hemd -mit Krawatte- und seinen dunkelblauen Jeans. Seine blonden Haare hat er, so gut es irgend möglich ist, über seine Geheimratsecken gekämmt. Prüfend schaut er sie über seine schwarze Brille an, während er sich auf den Stuhl setzt, der vor dem Pult steht. Provokant verschränkt der Psychologie- und Lateinlehrer seine Arme vor der Brust, "Wir sind sehr gespannt auf Ihre psychologische Analyse über John Kramer..."

Zögernd steht die Siebzehnjährige auf. Plötzlich beginnt ihr Herz zu rasen. Sie weiß nicht, warum ihr die Erinnerung an ihren Test wieder durch den Kopf schoss... Aber sie weiß, warum sie so aufgeregt ist. Jigsaw ist ein sehr heikles Thema. Sowohl hier, bei ihr in der Schule, als auch überall sonst. Sie kann John in diesem Vortrag nicht verteidigen, aber einige Aspekte klarstellen. Zum Beispiel den, dass er ihr Leben durch ihren Test rettete. Oder, dass er in gewisser Hinsicht nur missverstanden wurde. Während der Rest ihrer Klasse irgendeinen Star analysierte, wollte sie versuchen, die Ansichten ihres wahren Meisters verständlicher zu machen.

Ein Raunen geht durch die Reihe, als sie zur Tafel tritt. Mika hat keine Notizen. Sie braucht keine. Sie kannte John besser, als jeder andere Schüler.

Vorne angekommen dreht sie sich zur Klasse. Sie atmet tief ein, "John Kramer war Jigsaw.

Aber war er auch wirklich ein MÖRDER?

Ich sage NEIN. Er war ein missverstandenes Genie, dass durch die Offenbarung einen Hirntumor zu haben UND durch den Verlust seines Sohnes begann das Leben zu schätzen, wie nur Menschen es können, die dem Tod sehr nahe waren.

Er wollte der Gesellschaft helfen!!! Nicht in Angst und Schrecken versetzen.

Moralisch war das, was er tat nicht vertretbar. Aber seine Opfer sind ihm heute noch dankbar, dass er sie durch diese Hölle schickte und-"

"Wie du, du Jiggy-Fan.", bringt ein Mitschüler sie zum Schweigen. Es ist Josh Marx. Ein Möchtegern Macho von der Sorte, die immer weibliche Wesen, die nicht auf ihre billige Anmache eingehen, in Verruf bringen. Angeberisch streicht er seine dunklen, schulterlangen Haare aus dem Gesicht. Er ist mit seinen grünen Augen der Mädchenschwarm schlechthin, "Stimmt doch, oder? Du verehrst ihn."

"Er hat mein Leben verändert.", gibt sie trocken zurück. Innerlich kocht Mika vor Wut. Sie hätte nicht nur diesen gewissen Lehrer, sondern auch ihn testen sollen...

"Das kann eine tägliche Ladung Koks auch.", er grinst bösartig mit seinem breitem Mund, "Oder eine Beziehung... Sorry, ich vergaß: Du bist ja noch Jungfrau!", Josh beginnt zu lachen. Genau wie der Rest der Klasse. Nur Anika nicht. Ihr Blick zeigt Mitleid.

"Wenigstens kann ich von mir behaupten, dass ich n-", doch sie kommt nicht dazu ihren Satz zu beenden. Wie auf Knopfdruck bricht sie zusammen und bleibt bewusstlos auf dem Boden liegen.

Anika reagiert sofort. Sie spritzt auf und eilt zu ihrer besten Freundin. Schallendes Gelächter folgt ihr. Auch das unnötige und -vor allem- sarkastische Kommentar von Josh "Jetzt weiß ich gar nicht, was die kleine Heulsuse sagen wollte. War bestimmt wichtig. Wie alles, was sie sagt."

Sie würde gerne etwas auf diese kindische Aussage erwidern, aber Mika ist wichtiger. Sie weiß über ihre Synkopen Bescheid. Bloß hat sie in der Regel irgendwelche Symptome und schafft es gerade noch rechtzeitig auf die Schülertoilette zu gehen, damit genau DAS nicht passiert.

Mit einer gewissen Routine legt die Schwester von Hoffmans letztem Testobjekt Mikas Beine auf einen Stuhl. Dann versucht sie sie wach zu rütteln, "Komm schon, Ka. Wach auf."

Keine Reaktion. Mika sieht aus, wie eine Leiche: Blass, regungslos und sie ist eiskalt. Ihre Augen sind geschlossen.

"Wach auf!", dieses Mal stößt die helle Brünette sie in die Seite.

Schlagartig schlägt Mika die Augen auf. Desorientiert schaut sie sich um. Als sie versteht, was gerade passiert war, schüttelt sie genervt den Kopf, "Ich bin jetzt nicht-"

Anika nickt nur.

Plötzlich steht ihr Mr. Blitly neben ihnen. Er hat sich wohl von seinem Schock erholt, "Mika, gehen Sie bitte ins Krankenhaus. Sie müssen sich untersuchen lassen. Aus Ihrer Reaktion schließe ich, dass diese Ohnmachtsattacke nicht das erste Mal war. Solche Anfälle sind Anzeichen für Herzrhythmusstörungen, zum Beispiel..."

"Ich war scho-", doch als sie seinen entschlossenen Blick bemerkt hält sie inne.

"Miss Thomis, bitte begleiten Sie Miss Bishop. Ich möchte, dass Sie sicher gehen, dass sie sich wirklich von Oben bis Unten auf Krankheiten inspiziert wird. Natürlich sind Sie beide für den restlichen Tag entschuldigt."

Folgsam hilft Anika Mika auf und die zwei verlassen den Klassenraum.
 

Genervt sitzt Alexander hinter dem Lenkrad seines Wagens und starrt auf den mäßig gefüllten Parkplatz der East Senior High School. Nach einer kurzen Weile schaut er -wie die vorigen fünfundvierzig Mal- auf die digitale Uhr, die über dem integrierten Radio eingebaut wurde.

11:18 Uhr

Verständnislos schüttelt er den Kopf. Er wartet seit geschlagenen ZWEI STUNDEN auf seine Verabredung.

Er seufzt schwer, "Normaler Weise ist er doch überpünktlich..."

Eigentlich hätte er wichtigeres zu tun, aber seine Verabredung ist die einzige Person, die in dieser ganzen Stadt mit ihm kooperiert. Er dachte immer, wenn er endlich mal einen Job in dieser Behörde bekommen würde, würde jeder ihn respektieren... Falsch gedacht, wie sich herausstellte. Nur sein bester Freund, der jetzt verdächtigt wird ein Serienmörder zu sein, half ihm manchmal im Thema 'Respekt verschaffen'. Alexander ist einfach zu gutmütig. Was dabei raus kommt erfuhr er vor einigen Tagen...

Noch einmal lässt er seinen Blick über die Stellplätze der Schüler und Lehrer schweifen. Dabei fallen ihm zwei junge Frauen, etwa achtzehn Jahre alt, die in die Richtung seines Fahrzeugs laufen. Beide kamen wohl gerade aus der Schule, denn sie tragen noch immer die typische Mädchenuniform: Der Faltenrock mit weißem Saum, die Bluse mit der Krawatte und die Kniestrümpfe. Die erste, etwa ein Kopf größere, Hellbrünette zeigt -mit einem mehr oder weniger heiterem Blick- wohl -mit ihrem rechtem Zeigefinger- den Weg, den sie gehen müssen, um zu ihrem Auto zu gelangen. Es muss irgendwo in seinem Gebiet parken.

Die andere ist etwas kleiner, zierlich und hat dunkelbraune, hüftlange Haare, die von einem weißen Haarreif zurückgehalten werden. Als wäre ihr schlecht, hat sie ihre Arme vor ihrem Bauch verschränkt und geht ein wenig geduckt. Schon aus der Ferne kann er erkennen, dass sie leichenblass ist. Sie schleicht, mit einem Gesichtsausdruck, neben ihrer Freundin her, den man als einen solchen interpretieren kann, den man hat, wenn man sich vor der ganzen Klasse blamiert hat...

Als die zwei näher kommen winkt die größere Alexander zu. Erst jetzt erkennt er, dass es seine jüngste Tochter Anika ist. Das Mädchen neben ihr ist ihre beste Freundin Mika, eines der ersten Opfer Jigsaws. Sie hilft, so gut sie kann, den Fall voran zu bringen...

Mittlerweile haben die jungen Frauen sei Vehikel erreicht. Anika öffnet die Beifahrertür, "Hey, Dad. Musst du nicht arbeiten?"

Doch bevor Alexander Thomis antworten kann, spricht Mika für ihn, "Sie sind gerade dabei, stimmts, Mr. Thomis? Sie warten auf den einzigen, mit dem FBI, kooperierenden Cop an der ganzen Westküste. Doch normalerweise ist Chris doch pünktlich...", sie ist wirklich clever.

Aber in einigen Punkten ist der FBI-Agent irritiert, "Seit wann sprichst du mich mit meinem Nachnamen an, Mika? Und woher weißt du, dass ich gerade im Dienst bin? Ich könnte doch auch Anika abholen wollen."

"Erstens: Sie sind im Dienst. Und dort sind Sie eine Respektsperson. Zweitens: Sie tragen ihren Anzug. Auch schaut, von meinem Blickwinkel betrachtet, ihr FBI-Ausweis aus der Innenseite ihres Jacketts heraus. Außerdem wissen Sie, dass wir immer bis mindestens drei Uhr Schule haben. Und Sie haben andere Sorgen, als ihre Tochter von der Schule abzuholen, wo sie doch ein Motorrad hat."

"Gut beobachtet, Sherlock.", lacht er. Doch dann wird er wieder ernst, "Warum seid ihr nicht im Unterricht?"

Sein prüfender Blick bleibt an seiner Tochter hängen.

"Ka hatte einen Anfall und Mr. Blitly wollte, dass sie im Krankenhaus untersucht wird.", verteidigt diese sich mit einem, beschämten, aber zustimmenden Nicken Michaelas, "Kannst du uns bitte dorthin fahren? Du hast doch sowieso nichts zu tun..."

Er wendet sich an die siebzehnjährige, "Hast du was von Chris gehört?"

"Wir hatten gestern Abend kurz telefoniert. Er klang ziemlich krank.", antwortet sie wie aus einer Pistole geschossen, "Chris ist selten krank. Aber wenn es ihn erwischt, dann richtig..."

"Steigt ein.", mit einer Kopfbewegung weist er auf die Rückstize.

Dankbar kommen die jungen Erwachsenen seiner Anweisung nach.

"Ich fahr dich dann ins Angels Mercy Hospital.", meint er, während er seinen schwarzen Dienstwagen vom Parkplatz fährt.

"Nein... Mein behandelnder Arzt arbeitet im St. Eustace.", korrigiert Mika schnell.

"Ich dachte dein Arzt ist im Angels-"

"Er bat um eine Versetzung."

"Du musst ihm ganz schön treu ergeben sein, wenn du sogar in das -von deiner Wohnung- weiter entfernte Krankenhaus fährst."

"Wir Jigsaw Opfer müssen doch zusammen halten.", lacht sie trocken, "Er hatte auch wegen mir eine Ausnahme gemacht und behandelt mich, obwohl ich ein nicht krebsleidender Patient bin... Apropos... Gibt es etwas Neues im Jigsaw Fall? Chris hatte in letzter Zeit auch viel um die Ohren... Deshalb konnten wir nicht so lange miteinander sprechen."

"Sagt dir der Name Kathrin Scorpion was?", Alex weiß, dass dieser Name Mika ein Begriff sein wird. Ihr Stiefvater tötete und aß Kathrins Mann und Tochter.

"Äh... ja... warum?"

"Sie und ihre Mitverschworenen wurden getestet. Typische Jigsaw Falle. Dieses Mal war es das alte Hallenbad am anderen Ende der Stadt. Drei überlebende. Jayden Johnson, ihr Sohn Tobias und Susan Morrigs."

"Die Halbschwester von Lynn Denlon?!?"

"Genau die."

"Habt ihr irgendwelche Spuren gefunden?", fragt sie interessiert.

"Nein. Leider nicht.... wie immer"

Darauf schweigt sie.

"Hey, Ka", jetzt versucht Anika ein Gespräch anzuknüpfen, "wenn diese Tests im Krankenhaus nicht so lange dauern, dann können wir doch zu dir und einen Horrorfilm Marathon machen. Das hatten wir schon ewig nicht mehr gemacht!"

Verneinend schüttelt Mika den Kopf, "Nein. Geht nicht. Sorry. Muss lernen."

Genervt verrollt die junge Thomis darauf die Augen, "Deine Lebenserfüllung ist seit neustem Lernen, oder was? Du bist gut in der Schule. Da kannst du doch mal EINEN Nachmittag entbehren!!!"

"Ich muss wirklich-"

"Dann lern ich mit.", Anika ist wirklich eine gute Freundin. Sie weiß, dass, seit ihre beste Freundin getestet wurde, etwas nicht mit dieser stimmt. Deshalb will sie irgendwie herausfinden, wie sie ihr helfen kann. Auch sie hat bemerkt, dass Mikas Synkopen sich häufen. Auch wenn sie sich nur noch in der Schule sehen.

"Nein. Ich lerne alleine.", diese zwei Sätze dulden definitiv keine Wiederrede.

"Sag ma, Michaela Bishop-", Anika ist sich im Klaren, dass sie es hasst, mit dem Nachnamen ihres Stiefvaters angesprochen zu werden. Obwohl Mika im Zeugenschutzprogramm des FBI -wegen Jack Bishop- ist nennt Mr. Blitly sie immer bei diesem Namen.

"Verdammt, ich heiße CONNOR!", jetzt wird die Haarreifträgerin aggressiv. Genau das will Anika. Dadurch wird Mika vielleicht rausrutschen, was sie in letzter Zeit andauernd macht.

"-führst du ein Doppelleben? Oder hast du einen Freund, von dem du mir nichts sagen willst?"

"Ich gehe jetzt nicht auf deine bescheuerten Fragen ein.", demonstrativ verschränkt sie ihre Arme vor der Brust.

"Sie sind nicht bescheuert. Wenn du doch nichts verbirgst kannst du dir heute doch einen Tag frei nehmen und etwas mit mir machen. Ich bin deine beste Freundin. Sogar ICH weiß nicht, was seit neustem mit dir los ist."

"Ich führe KEIN VERDAMMTES DOPPELLEBEN!!!", jetzt beginnt Mika zu schreien. Ihre Emotionen können sich schlagartig ändern. Das macht sie so unberechenbar.

"Dann beweis es mir, in dem du mit mir ins Kino gehst!"

Wütend beugt sich die Blauäugige nach vorne zu Alexander, "Wagen anhalten."

"Wa-?", er ist verwirrt. Sie haben schon die Auffahrt des Krankenhauses erreicht.

"HALT DEN BESCHEUERTEN WAGEN AN!!!"

Der Agent tritt auf die Bremse. Alle werden in die Gurte gedrückt. Doch kaum steht das Auto steigt Mika aus und knallt die Tür hinter sich zu. Verärgert stapft sie den Weg zum Hauptgebäude alleine entlang.

Es ist ein wundervoller Tag. Zumindest für den mehrfach ausgezeichneten Psychiater Leon Walker, dessen Privatpraxis heute fast aus allen Nähten platzte. Unter anderem waren auch fast alle seiner Stammpatienten vertreten. Er muss seinem Bruder danken, dass die Opfer des berühmt berüchtigten Jigsaw-Killers zu ihm kommen sollen. Sonst wäre Leon jetzt pleite. Als vor vier Jahren die Jigsaw Morde begannen er erst sich einen Namen zu machen. Seine Existenz stand am Rande vor dem Abgrund. Doch dann kam seine treueste Patientin, die schon wegen ihrem Vater in Therapie war, und bat jenes Thema zu vergessen und über den Massenmörder zu sprechen. Sie war das erste Opfer, das überlebt hatte. Danach folgten einige weitere: Amanda Young, Dr. Lawrence Gordon, Daniel Matthews und alle anderen, die auch in der Gruppentherapie von Bobby Dagen zu finden sind. Er bekam einen Namen in der Psychiaterbranche.

Gut gelaunt tritt der gut aussehende Mittdreißiger mit etwas längeren, blonden Haaren und einem freundlichen Gesicht, aus seinem Arbeitszimmer. Leon trägt, wie jeden Tag, einen schwarzen Blazer, schwarze Stoffhosen und ein T-Shirt darunter. Er ist ziemlich modern angezogen.

Strahlendes Sonnenlicht strömt ihm entgegen. Sein Wartezimmer ist hell erleuchtet. Auch sitzen schon zwei weitere Klienten in den Sesseln. Tara und Simone, zwei der neueren Opfer.

"Also Bobby", mit einer höflichen Geste seiner Hand weist Leon Bobby Dagen an, den Raum zu verlassen, doch dieser bleibt in der Tür, neben seinem Psychiater stehen, "Sie machen Fortschritte. Sie haben begonnen über das Geschehene reden.", er schüttelt die Hand des Mannes, der behauptete von Jigsaw getestet worden zu sein, obwohl er wusste, dass er log. Vor genau einer Woche wurde er wirklich getestet und verlor jedes Spiel. Und mit jedem Spiel, das er verlor, verlor einer seiner Mitverschworenen oder Freunden das Leben. Seit dem konnte Bobby keine klaren Sätze mehr formulieren oder seine Gruppentherapie weiterführen.

Des psychisch Labile nickt nur. Mit dem Tod seiner Frau Joyce verlor sein Leben jeglichen Sinn.

"Und machen Sie sich keine Sorgen über Ihr psychologisches Profil vor Gericht. Alles wird gut."

Ohne ein Wort tritt Bobby an Leon vorbei.

Die Blicke der zwei wartenden Frauen ruhen -mit gewünschter Vernichtung- auf ihm.

Beschämt starrt der Mittvierziger auf den Boden. Er will nicht sehen, wer dort sitzt. Er kann einfach nicht in die zornigen oder enttäuschten Gesichter der Belogenen sehen. Gott sei Dank ist es erst zwölf Uhr Mittags und nur wenige der Menschen aus seiner Gruppe warten darauf therapiert zu werden.

Schweigend passiert Bobby die Couchecke, in denen die Patienten darauf warten, therapiert zu werden, und hat fast die Tür erreicht, da öffnet sich jene und drei Männer treten ein. Der jüngste von ihnen ist achtzehn und die älteren siebenundzwanzig Jahre alt.

Dieses Mal blickt Bobby auf. Er erkennt sofort, wer die Neuzugänge sind. Der etwas größere, blonde ist Ryan, der mit dunklen Haaren heißt Brad. Sie wurden gemeinsam getestet und waren die neusten in seiner ehemaligen Selbsthilfegruppe. Der jüngere mit dunkelblonden, etwas lockigen Haaren heißt Daniel Matthews, dessen Vater durch eine Jigsaw Falle starb und der selbst auch durch eine solche Hölle gehen musste. Daniel war, nach Michaela Bishop, mit der er sich gut zu verstehen scheint, der jüngste und nach ihr und Dr. Lawrence Gordon einer der längst erhaltenen Teilnehmer der Gruppe.

Alle drei staunen, als ihr Blick auf Bobby fiel. Ihr Atem blieb in ihren Kehlen stecken.

Wieder wendet Mr. Dagen seinen Blick dem Boden zu. Ohne noch einmal aufzublicken will er an den drei vorbei gehen, aber Ryan versperrt ihm den Weg.

"Ist das nicht der Leiter unserer sogenannten Selbsthilfegruppe, Dan?", fragt Ryan herausfordernd.

Genau in diesem Moment stehen auch Tara und Simone auf.

"Ja. Genau der.", antwortet Daniel nur.

Der Streit war unvermeidlich. Zornig packt Simone Bobby mit ihrer einzigen lebenden Hand an der Schulter und zerrt ihn herum, "Haben Sie uns etwas zu sagen? Zum Beispiel, dass Sie unsere ganze Lage schamlos ausgenutzt haben?", ihre Stimme ist schrill vor Zorn.

Bobby nickt nur. Er kann nichts sagen. Er kann sich nicht einmal überwinden und ihr -oder den anderen- ins Gesicht zu schauen.

"Sie waren unser Vorbild!!!", schreit Tara weiter. Seit ihrem Test wurde ihr Sohn wahnsinnig. Er hatte sich seinem Hass hingegeben und sich in den paar Wochen selbst zu Grunde gerichtet. Sie konnte nichts dagegen tun, "Sie hatten uns gezeigt, dass man etwas aus Jigsaws Spielen lernen und wieder ein normales Leben leben kann, ohne von der Angst geplagt zu werden von einem dieser merkwürdigen Wesen noch einmal entführt zu werden. Sie haben uns ALLE belogen!!!", Tränen treten in ihre Augen. Weinend sinkt sie auf ihre Knie.

Bobby erwidert immer noch nichts. Er kann ihren Schmerz spüren. Er weiß von ihrem Zorn und ihrem Leid. Er fühlt diese Schmerzen genauso sehr wie sie.

"Sie sagen nicht einmal etwas!!!", aggressiv steht sie wieder auf und öffnet ihre Tasche. Sie zieht ein Buch mit Bobbys Bild darauf heraus und wirft es vor seine Füße, "S.U.R.V.I.V.E., dass ich nicht lache! Sie hatten das alles wegen des Geldes gemacht!!! Unsere Leiden waren Ihnen vollkommen egal!!! Jetzt wissen Sie, wie es sich anfühlt, wenn man getestet wird. Und jetzt wissen Sie, wie schwer es ist an Ihre Regeln zum Überleben zu glauben!!! Wissen Sie was?!? Sie haben es nicht anders verdient, als getestet zu werden!!!", unglaublich zornig rempelt sie Bobby an und stampft aus der Praxis.

Simone gibt ihm eine Ohrfeige und auch sie verlässt das Haus, in dem Leon Walker auch wohnt.

Jetzt erst schaut der braunhaarige auf und reibt sich seine schmerzende, rechte Wange. Mit glasigem Blick schaut er ihr nach, so wie alle anderen.

"Einen guten Tag noch, Mr. Walker. Ich denke ich werde meinen Termin verschieben.", mit einem Wink seiner rechten Hand verabschiedet sich Daniel und macht es den zwei Frauen gleich. Brad und Ryan folgen ihm, kaum hatte sich die Tür hinter seinem Rücken geschlossen.

Wieder senkt Bobby seinen Blick. Leon ist, nachdem Daniel seine Verabredung abgesagt hatte, wieder in sein Büro gegangen. Nach einer Weile verlässt auch er die Praxis.

Mit schallendem Gelächter betreten Brad, Ryan und Daniel den Überwachungsraum, in dem an diesem Abend ein weiteres Spiel gespielt werden soll. Ein wenig irritiert taucht Adam unter einem der Schreibtische, auf dem ein PC-Monitor steht, hervor, "Hey, was ist los?"

Grinsend schüttelt Daniel den Kopf, "Bobby. Wir waren heute bei unserem 'Psychiater'. Tara und Simone waren auch da. Natürlich kam es zu einem Streit.", dann erst bemerkt der jüngste dieser Truppe, dass etwas nicht stimmt, "Sag mal Adam, solltest du nicht die Fallen beenden?"

Unsicher hebt Adam eine Augenbraue, "Äh... ja. Kor- Ich meine Mika ist noch nicht da. Deshalb musste ich auch, wohl oder übel, versuchen die Monitore mit den Kameras zu verbinden...", dann schüttelt er verlegen den Kopf.

"Wie Ka ist noch nicht da?", instinktiv schaut Daniel erst auf seine Uhr, dann auf sein Handy. Es ist ein Uhr nachmittags und sie hatte ihm keine Nachricht hinterlassen, obwohl sie ihm –hoch und heilig- versprochen hatte, dass sie, wenn sie es nicht rechtzeitig zum letztem Test schaffen kann aus der Schule entlassen zu werden, ihm eine Nachricht auf der Mailbox oder zumindest eine SMS hinterlassen würde, "Eigentlich wollte sie seit einer halben Stunde hier sein..."

"Wem sagst du das? Ohne unsere Technikerin haben wir ein Problem...", seufzend setzt sich der Fotograph auf den nächstbesten Stuhl.

"Ich bin sowieso ziemlich erstaunt, dass Larry nichts von unseren Planungen mitbekommen hat. Schließlich haben wir erst vor einer Woche mit diesen Fallen angefangen und alle sind sehr aufwendig zu bauen."

"Mika ist wohl wirklich gut im zweigleisig fahren.", murmelt Ryan als Antwort.

Daniels Miene verfinstert sich. Er schweigt.

"Aber auch nur im Punkto Spiele.", wirft Adam schnell ein. Ihm ist Daniels Reaktion nicht entgangen. Dan und Ka mögen sich sehr. Aber keiner traut sich dem anderen dies zu offenbaren.

"Und Freunde.", ergänzt der Sohn von Eric Matthews bitter.

"Stellt euch mal vor sie hätte einen Freund.", grinst Adam schadenfroh.

Als wären sie eine Person schütteln Brad, Ryan und Adam den Kopf, "Neee..."

Ein leichtes Lächeln huscht über Daniels Lippen, "Das ist gemein."

"Wir sind Männer.", kontert der älteste der Truppe.

"Apropos... hättet ihr ihr wirklich geglaubt, wenn sie behauptet hätte Hoffmans Tochter zu sein?"

Kopfschütteln aller.

"Niemals. Ich hätte nie gedacht, dass eine Frau freiwillig mit IHM in die Kiste steigt. Da muss ne Menge Alkohol im Spiel gewesen sein...", verständnislos winkt der vermeintlich Tote ab.

"Aber John wusste es von Anfang an... sie auch?"

"Keine Ahnung. Ich war mehr von der Tatsache überrascht, dass sie die Zwei wirklich testet. Larry ist für sie der Wunschvater und Hoffman ihr leiblicher. Beide liegen ihr -mehr oder weniger- am Herzen."

"Würdet ihr euch auch so entscheiden? Familie ist immerhin Familie. Man ist für den anderen da, hilft einem usw.", auch Dan setzt sich jetzt, "Sogar MEIN Dad hatte versucht mich zu retten. Auch wenn er sich nicht unbedingt an die Regeln gehalten hat..."

"Doch Hoffman hatte versucht sie umzubringen.", fügt Brad hinzu, "Das hast du gestern, als wir auf ihren Anruf gewartet haben, selbst gesagt. Immerhin hast DU ja alles beobachtet. Hättest du deinen Vater auch nicht getestet, wenn er dir eine barbarische Falle angelegt, oder dich dir Treppe hinunter geworfen hätte? Ich denke in diesem Moment siehst du diese Person nicht mehr als Familie, sondern als Feind, den du um alles in der Welt tot sehen willst. Ich denke in mancher Hinsicht war dieser Test von Hoffman und Dr. Gordon ein persönlicher Rachefeldzug... Sie weiß, dass sie sich nicht gegenseitig helfen werden zu überleben, also konnte sie sie somit, mit dem Alibi einer Jigsaw-Falle, ermorden."

Jetzt tritt Daniel zu ihrer Verteidigung ein, "Mika hatte selbst gesagt, dass sie nicht weiß, wie dieses Spiel mit der Bondom-Trap enden wird. Sie ist zwar gut im voraussehen von menschlichem Verhalten, aber irgendwann hat diese Gabe auch ihre Grenzen. Man könnte meinen, dass sie, weil sie Larry und Hoffman besser kennt, auch ein Ende präzise voraussagen könnte, aber GENAU deshalb kann sie es nicht. In dieser Voraussage kann sie nicht objektiv bleiben. Im Innersten hofft sie, dass beide überleben. Wie gesagt: Familie ist Familie. Dieses Ende wird eine Überraschung für uns alle sein... Hoffentlich verschwören sich die Zwei nicht und wollen sich an uns rächen, weil wir Mikas Plan unterstützt haben...", Dan lacht trocken.

"Sie würden nur SIE töten oder testen.", antwortet Ryan, "Wir haben die Masken getragen. Nur sie hat ihr wahres Gesicht offenbart... Es könnte ja sein, dass wir unschuldig sind. Dass sie in Bobbys Selbsthilfegruppe noch ein paar Gehilfen angeheuert hat."

Der Blick Daniels ist zweifelnd. Um das Thema zu wechseln wendet er sich den Monitoren zu. Er sind acht Stück, "Sind alle Fallen fertig?"

"Ich hatte ja nichts anderes zu tun...", gibt Adam, ein wenig traurig, zurück. Ihm war bewusst, dass, wenn er auf Johns Vorschlag eingeht, er nur an die frische Luft kommen würde, um Testpersonen zu fotografieren (oder wie die anderen Schüler es nennen: Stalken). Sonst muss er immer an einem ruhigen, verlassenen Ort bleiben und Fallen bauen. Die Gefahr ist einfach zu hoch, dass er unverhofft in eine Kontrolle gerät, in der er als den vermissten Adam Stanheight identifiziert werden würde. Das könnte alle gefährden. Insbesondere Lawrence, Daniel und Mika. Es würde so ausgelegt werden, dass sie alle -als sehr 'alte' Opfer- an dem bekanntem Stockholm-Syndrom leiden würden. Dies spricht allerdings nur auf den Arzt zu. Jeder andere hatte seine persönlichen Gründe: Überleben, andere überzeugen… bloß weiß Adam bis heute nicht, warum der junge Matthews WIRKLICH mitmacht. Am vorigen Abend sagte er, dass es wegen der Wahrheit sei, aber diese Geschichte ist -seiner Meinung nach- nicht wahr. Zumindest nicht ganz.

"Wir werden einen Weg finden dich auch mal zum Vergnügen nach draußen zu lassen.", gibt Dan, nach einer Weile des Schweigens, zurück, "Ich werde Mika schon dazu bringen dir Freigang zu gewähren."

"Für dich macht sie alles.", das Grinsen des Rauchers ist gehässig.

"Nicht wirklich...", seufzend steht Daniel von dem Bürostuhl auf. Er geht zur Tür, "Ich versuche sie noch einmal zu erreichen. Danach fahre ich los.", mit einem Wink seiner rechten Hand verlässt er den Überwachungsraum.

"Verdammt, Mika, lass mich hier rauuuusss!!!", schreit Mark Hoffman verzweifelt. Noch einmal rüttelt er an den Handschellen, die ihn an den Stuhl fesseln, auf dem Mika ihn vor einem Tag fragte, ob er wisse, ob John so etwas vorausgesehen hatte. 'So ein missratenes, verlogenes Kind!!! Sie wusste doch genau, was John geplant hat!!!‘ Es ist hoffnungslos. Verzweifelt lässt er von dem Versuch ab, sich zu befreien. Er hatte es seit sie sie hier eingesperrt hatte versucht. Ohne Erfolg. Warum hätte es ausgerechnet JETZT funktionieren sollen? Er weiß nicht, wie lange sie schon hier unten gefangen sind. Es fühlt sich so an, als wären sie schon seit einer Ewigkeit hier, oder nur fünf Minuten… Er hat jegliches Zeitgefühl verloren. Aber nicht nur er. Gordon geht es wohl genauso. Allerdings hat er, nachdem Mika sie ihrem Schicksal überlassen hatte, damit aufgehört, sich gegen die Fesseln zu wehren. Lawrence gibt keinen Ton von sich. Gelegentlich ein Schluchzen, aber mehr nicht.

'Diese... diese Mika...! Meine missratene Tochter wird mich NICHT umbringen!!! Wenn ich hier raus komme...!!!’, Hass kommt in ihm hoch. Zornig stemmt er sich noch einmal gegen die Schellen...

Sinnlos...

Außer Atem sinkt er wieder zurück auf seinen Stuhl, "Verdammt!"

"Hast du schon deine Hosentaschen nach einem Schlüssel abgesucht?", fragt der Arzt mit einer traurigen, melancholischen Stimme. Er wurde jetzt schon zum zweiten Mal getestet. Das würde jeden fertig machen...

"Warum sollte ich?!?", blafft Hoffman zurück.

"Sie hatte auch Strahm eine Wahl zum Überleben gegeben. Sie steckte ihm den Kugelschreiber in die Hosentasche. Es war IHRE Silhouette, die er durch das Wasser gesehen hatte..."

Genervt verrollt Mark die Augen. Wenn sie sie wirklich umbringen wollte -was, laut ihm, eindeutig ihr Ziel ist- hätte sie ihm nicht den Schlüssel gegeben. Dennoch, um die Fehlbarkeit des Doktors zu beweisen und um sein Vertrauen auf ihre Ehrlichkeit zu zerstören, steckt er seine linke Hand in die Hosentasche.

Wie erwartet: Nichts. Nur die Fussel aus ihrer Waschmaschine.

"Siehst du, Krüppel. Sie möchte uns töten.", aus irgendeinem Grund nennen weder Hoffman, noch Gordon, ihre Testerin nicht beim Namen. Irgendwie erinnert diese Situation sie an eine, die John herbeigeführt haben könnte. So bleibt immer noch der Funke der Illusion vorhanden, dass sie dieses Spiel überleben könnten...

"Das passt nicht zu ihr."

"Woher möchtest DU das wissen?!? Sie ist eine kleine, hinterhältige Schlamp...", kurz hält der Ex-Detective inne. Ihm war so, als hätte er etwas in seiner Tasche gespürt... Etwas Hartes...

"Ich kenne sie besser als du.", gibt Gordon zurück. In seinem tiefsten Innerem weiß er, dass sie sie nicht tot sehen will, "Und sie testet uns nur, weil wir Mörder sind, oder sein würden, wenn sie uns nicht aufgehalten hätte..."

Von Hoffman kommt keine Antwort. Irritiert schaut der Onkologe über seine Schulter. Sein Mitspieler... steht?!?

Er ist gerade dabei, ohne auf den Hinterbliebenen zu achten, zur Tür zu humpeln. Plötzlich ertönt ein piepsendes und ladendes Geräusch. Erschrocken bleibt er auf der Stelle stehen.

Sofort wird ihm klar, was dieses beengende Gefühl um seinen Brustkorb zu bedeuten hat. Abrupt macht Mark kehrt und geht wieder zu Lawrence zurück.

Schlagartig verstummen die bedrohenden Töne wieder.

Genervt löst der mehrfache Mörder -mit einer routinierten Bewegung- die Handschellen. Dankbar steht dieser auf und schaut sich noch einmal um. Ein kleiner Fernseher steht genau der Tür gegenüber, an der Wand. Vor dem Schreibtisch, auf dem das Gerät vor Ewigkeiten platziert worden war, liegt rücklings eine fast vollkommen verweste Leiche, umgeben von einer riesigen, eingetrockneten Blutlache.

"Wer ist das?", fragt der Arzt irritiert. Der Körper muss schon seit zwei -oder drei- Jahren hier liegen. Erst jetzt bemerkt Lawrence den starken Geruch nach Verwesung.

"Woher soll ich das wissen?", erwidert Hoffman geladen, während er sich in die Ecke, zur linken der Tür, beugt. Er kniet sich hin und nimmt etwas in die Hand, das Gordon nicht erkennen kann.

"Was ist dort?"

Als Antwort hebt Mark eine filigrane Kette in die Höhe. Daran hängt ein kleines, silbernes Medaillon in Herz-Form. Es ist aufgeklappt und zwei Fotos sind in die Innenseiten geklebt worden. Auf der rechten Seite kann er ein Bild der wahren Korey Connor, wie sie ihre neunjährige Tochter Mika umarmt, und auf der linken Hälfte ein Foto eines jungen Mark Hoffmans, der lachend neben seiner Schwester steht, erkennen. Die Außenseite des Anhängers selbst ist angelaufen und verschmutzt. Nur vage kann er die Gravur 'Deine Familie' erkennen.

Hoffman ist hörbar wütend, "Ich denke dieser Ort bedeutet Mika genauso viel, wie dir dieses verdammte Badezimmer. Es gehört ihr."

Wie aufs Stichwort beginnt etwas zu lachen. Dieses unheimliche, unmenschliche Lachen kann nur von einem Wesen stammen!

Erschrocken drehen sich beide zur Tür. Durch eine kleine Klappe kommt Billy, auf einem roten Dreirad, in den Raum gefahren. Etwa einen halben Meter von den Stühlen entfernt kommt Johns Tribut an Gideon zum stehen.

Die Puppe beginnt zu sprechen. Allerdings ist die Stimme weder geheimnisvoll, noch beruhigend, wie die Aufnahme sonst immer ist. Sie ist weiblich. Es ist Mikas Stimme,

"Willkommen in der Bondom-Trap, eurer Eintrittskarte in ein neues Leben.

Doch um dieses führen zu können müsst ihr noch beweisen, dass ihr sie überhaupt verdient habt: Zuerst musst du, Mark, dir deine tödliche Falle selbst anlegen. Du findest sie unter deinem Stuhl. Sobald du The Divider trägst, läuft die Zeit. Nun liegt es an dir, Larry, ihn zu befreien, WENN du ein neues Leben führen willst: In der Leiche von Jack Bishop ist irgendwo der Schlüssel versteckt, mit dem du diese Falle, aus der es kein Entrinnen geben sollte, entschärfen kannst. Schaffst du es nicht, so wird Mark, dein schlimmster Feind, entzwei geteilt. Und der Gurt um deine Brust wird detonieren. Dann wirst auch du sterben... Das Gleiche gilt auch für den Fall, dass einer von euch mogelt...

Aber sei vorsichtig, mit Jack:

Zu Lebzeiten war er schon gefährlich. Daran hat sich auch im Tod nichts geändert. Passe auf deine Finger auf...

Leben oder sterben... Du musst wählen."

Noch einmal lacht Billy. Genau in diesem Moment schaltet sich der Fernseher ein. Ein Pfeil deutet in Richtung von Hoffmans Stuhl.

Wortlos schauen sich die Zwei an. Hoffman humpelt zum Stuhl. Tatsächlich: darunter liegt die Apparatur, die er an Christian oder Mika das Erste Mal testen wollte. Als wäre sie eine antike Vase nimmt er sie in die Hand. Sie hatte die Klingen noch einmal geschärft. Auch prunkt jetzt ein Schloss an dem Halsteil. Wütend und ängstlich zugleich schaut er zu Gordon. Unsicher nickt dieser.

Tief atmet Mark Hoffman ein. Dann noch einmal aus. Es könnten die letzten Atemzüge in vollkommener Ruhe sein. Mark gibt sich einen Ruck und zieht sich die tödliche Falle an... Genau in diesem Moment erscheint der Count Down auf dem Fernseher.

Sie haben sechzig Sekunden Zeit, um ihr Leben zu retten…



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Zorroline
2013-01-07T18:13:46+00:00 07.01.2013 19:13
Wie unfair!! xD
Wollt grad so voll gespannt die nächste Seite machen - BÄÄM!! - geht nich xD
Schade, voll kacke, war grad so voll mittendrin XD
Aber muss ich Dir ja schon lassen... Keine schlechte Idee, die du da nieder geschrieben hast :D
Hat auf jeden Fall derbe Spaß gemacht zu lesen!
Naja.. Spaß.. Ich weiß ja nich.. xD Sagen wir mal, es war cool, spannend und aufregend, konnte bis jetzt gerade gar nicht aufhören zu lesen xD
Schade, schade, schade xD
*du nun wenigstens EINEN Fan hast* xD
<3


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