Wolfsgeheul von Ryouxi (Zoro x Sanji) ================================================================================ Kapitel 9: Zwiespalt -------------------- Sanjis Ohren zuckten leicht, als er langsam aufwachte. „Nami“, murmelte er noch im Halbschlaf und streckte seine Läufe aus. Jäh wurden seine Träume unterbrochen, als ein stechender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Schnell wurde sich der Wolf bewusst, was dies für Schmerzen waren und woher sie rührten. Schnell öffnete er die Augen und wollte aufspringen, was ihm allerdings misslang. Seine Gliedmaßen waren steif von dem kalten Boden, auf dem er geschlafen hatte. Zudem schmerzten seine Wunden zusätzlich, wie er ja bereits gemerkt hatte, weshalb er sich erst einmal mit ein paar Streckübungen im Liegen begnügte. Seine Augen ließ er dabei aber aufmerksam durch die Höhle schweifen, in die nun ein schwacher Lichtschimmer fiel, und seine Ohren waren gespitzt. „Na, schön geträumt?“ Im gleichen Augenblick, in dem er Zoro hörte, erblickte er ihn auch. Sein Kopf war leicht angehoben und er schaute mit gebleckten Zähnen zu dem gelben Wolf. „Was? Bist du etwa immer noch hier?“ Sanji hatte gehofft, dass dieser Zoro vielleicht verschwunden war. Trotzdem entspannte er sich wieder etwas, auch wenn er sich über den Spott des anderen Wolfes ärgerte, und setzte sich langsam auf. „Ich war ja wohl zuerst hier, also was willst du hier noch?“ Sofort merkte Sanji, dass Zoro noch immer sehr schwach wirkte. Und nun, in dem trüben Licht, fiel ihm erst richtig das üble Aussehen des grünen Wolfes auf, was ihm sein Fell zu Berge stehen ließ. Zoros Fell, unter dem man deutlich seine Knochen und Muskeln sehen konnte, war dreckig und verklebt von seinem eigenen Blut. Zudem glaubte Sanji Wunden zu sehen, die nicht von ihm stammten. Entweder hatte Zoro danach noch einen Kampf im Wald gehabt, oder er hatte es nicht rechtzeitig aus dem Fluss geschafft und war in die starke Strömung geraten. Dann allerdings war es fast schon ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Er schien Zoro eine ganze Weile einfach nur angestarrt zu haben, da dieser ihn mit einem Mal anknurrte, und somit aus seinen Gedanken riss. „Was ist? Gaff nicht so blöd.“ Er wirkte eindeutig gereizt. Kurz schüttelte Sanji seinen Kopf, ehe er sich umdrehte und zum Ausgang der Höhle ging. Sein Gang war noch etwas ungelenk, da sein Körper noch immer schmerzte, doch das würde sich schon noch geben – hoffentlich. Am Eingang der Höhle musste Sanji sich erst einmal nach draußen graben, da der Schnee ihn fast vollständig verschloss. Als Sanji dann endlich ins Freie treten konnte, wurde er erst einmal von dem weißen Schnee geblendet. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich seine Augen an das helle Licht gewöhnt hatten. Obwohl die Sonne schien, brannte ihm die frische, kühle Luft in der Lunge. Der Schnee war an der Oberfläche leicht gefroren. Trotzdem brach Sanji immer wieder in den Schnee ein, da er einfach zu schwer war. Nun etwas zu jagen würde verdammt schwierig werden. Eigentlich hätte er ja einen Weg über den Fluss suchen sollen, doch bei all seiner Treue zum Rudel, so konnte er diesen Wolf dort doch nicht einfach sterben lassen. Vielleicht war er ja dumm, aber er konnte das einfach nicht. Auch wenn es vermutlich wieder nur zu einem Kampf kommen würde, würde sich Zoro erholen. Aber vielleicht war es ja auch gerade das, was Sanji erreichen wollte, vielleicht wollte er diesen Kampf einfach nur zu Ende bringen, auch wenn das eigentlich gar nicht seine Art war. Wie auch immer, erst einmal würde er nun schauen, dass er etwas zu fressen fand und danach konnte er sich noch immer Gedanken über das Ganze machen. So stapfte er durch den Schnee, versuchte eine Witterung aufzunehmen oder etwas zu hören. Wobei seine Gedanken wieder abschweiften. Würden Ruffy und die anderen davon erfahren was er hier tat, wären sie sicherlich enttäuscht von ihm, würden ihn womöglich noch verstoßen. Allerdings fragte er sich auch, wie Ruffy an seiner Stelle handeln würde. Würde er einfach einen Artgenossen seinem Schicksal überlassen, was möglicherweise bedeutete, dass dieser starb? Er wusste es nicht. Ein plötzliches Geräusch zog Sanjis gesamte Aufmerksamkeit auf sich und ließ den Wolf in seiner Bewegung erstarren. Konzentriert richtete er seine Ohren in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und versuchte etwas zu sehen. Den Geräuschen nach zu urteilen musste es ein größeres Tier sein, das Sanji aber nicht sehen konnte. Langsam, seinen Ohren folgend, schlich der Wolf in geduckter Haltung näher. Mal wieder stand der leichte Wind günstig, so dass er schnell eine Witterung aufnahm. Es schien ein Hase zu sein, den er aber erst sehen konnte, als er sich noch ein Stück näher herangeschlichen hatte. Ein grauer, nicht sonderlich gut genährt wirkender Hase saß unter einem kahlen Busch und schien nach etwas Fressbarem zu suchen. Es würde ziemlich schwierig werden, dieses Tier zu fangen. Mit seinem leichten Gewicht war er Sanji in dem hohen Schnee deutlich überlegen. Trotzdem ließ es der Wolf auf einen Versuch ankommen, schlich sich geduckt näher heran. Mit einem Mal richtete der Hase die Ohren auf und begann gleich darauf los zu hoppeln. Im gleichen Augenblick sprang Sanji auf und setzte hinter ihm her. Natürlich kam es so, wie es kommen musste. Der Hase glitt praktisch über den Schnee, während Sanji dauernd nur stecken blieb und es schließlich aufgab. Auch wenn er gestern erst etwas gefressen hatte, so war er trotzdem geschwächt und hatte Schmerzen. Er legte sich bedrückt in den Schnee und blieb dort eine ganze Weile liegen. Plötzlich bewegte sich die Schneedecke vor ihm kaum merklich. Lediglich seine Ohren nahmen das dabei entstehende Geräusch wahr. Diese hatte Sanji nun steil nach vorne gerichtet und wartete gespannt. Sollte er doch noch Glück haben? Eine ganze Zeit lang schaute der Wolf dem Treiben aufmerksam zu, wie sich der Schnee immer mal wieder anhob. Irgendwann begann er sich langsam aufzurichten, darauf bedacht, möglichst keine allzu heftige Bewegung zu machen, die den kleinen Nager auf das Raubtier aufmerksam machen konnte. Mit gespanntem Körper verharrte der Wolf einen Augenblick, ehe er nach vorne sprang und dabei versuchte eine Flucht seiner Beute mithilfe seiner Pfoten zu verhindern. So ganz gelang es ihm nicht. Eine panische, anscheinend gut genährte Ratte kam aus ihrem Versteck gesprungen und wollte davon rennen. Blitzschnell schnappte Sanji mit den Zähnen nach ihr, bekam sie zu fassen und tötete sie augenblicklich. Zufrieden und mit der Ratte im Maul, richtete sich der Wolf wieder auf und lief los. Das warme Fleisch in seinem Maul wie auch der Geruch seiner Beute machten es dem Wolf schwierig, sie nicht einfach selbst zu fressen. Es war zwar keine allzu große Ratte, dafür war sie aber etwas dicker. Im Gegensatz zu dem Hasen vorhin hatte sie Vorräte, von denen sie sich ernähren konnte. Doch ehe Sanji wieder bei der Höhle, in der sich Zoro hoffentlich noch befand, ankam, hörte er ein Heulen in der Ferne. Sofort blieb der Wolf stehen, zögerte kurz, ehe er die Ratte fallen ließ und ebenfalls heulte. Es war eine Antwort an sein Rudel, das sich anscheinend Sorgen machte. Nun erst wurde ihm wirklich klar, was er hier tat. Er ärgerte sich über sich selbst, trotzdem nahm er seine Beute wieder auf und lief, nun etwas schneller, weiter. Eigentlich wollte er diesen Zoro nicht mehr sehen, die Ratte aber einfach vor der Höhle abzulegen und zu hoffen, dass der Richtige sie bekam, war ihm aber auch zuwider. Also gab sich Sanji einen Ruck, schlüpfte durch den Spalt in das Innere der Felsen und sah im ersten Augenblick gar nichts mehr. Allerdings wurde er von einem gereizten Knurren begrüßt. „Was willst du denn schon wieder hier?“ Zoro hatte sich keinen Zentimeter wegbewegt, schien immer noch genauso da zu liegen wie schon vorhin, als Sanji die Höhle verlassen hatte. „Ich...“ Sanji beließ es lieber bei einem bedrohlichen Knurren, als eine Antwort zu geben, nachher überlegte er es sich doch noch anders. Ein wenig zögerlich trat er näher an den grünen Wolf, der aber nicht mal mehr die Augen öffnete, als das andere Tier näher kam. Nur seine Zähne bleckte er bedrohlich, was im Gesamtbild aber eher armselig wirkte. Und wieder kam Mitleid in dem gelben Wolf auf, wofür er sich am liebsten selbst in den Schwanz gebissen hätte. Ohne noch etwas zu sagen setzte sich Sanji hin und ließ die Ratte fallen. Er bemerkte, wie sich Zoros Fell kurz, kaum merklich sträubte. „Denkst du etwa, ich will dein Mitleid?“ Knurrte er gereizt, doch es hatte eher die gegenteilige Wirkung auf Sanji. Nicht mehr daran denkend, dass Zoro eigentlich sein Gegner war, den er vor gar nicht allzu langer Zeit noch hatte besiegen wollen, legte sich Sanji nun etwas näher an den anderen Wolf. Sein Körper wirkte ziemlich kühl. Vorsichtig stupste Sanji ihn mit seiner Nase an die Schulter. Sofort begann Zoro wild zu knurren, wollte aufspringen, doch knickte gleich wieder ein und winselte kurz leise. Auch wenn Zoro ausgehungert war, sich ein paar Wunden im Kampf gegen Sanji eingefangen hatte und im eiskalten Wasser baden gegangen war, so schwach konnte er deswegen nicht sein. Sanji hatte das immerhin auch durchgemacht – mehr oder weniger. Er musste also wirklich noch weiter flussabwärts getrieben worden sein. Immer noch mit höchster Vorsicht, da sich der gelbe Wolf aufgrund seiner Gutherzigkeit keine weitere Bisswunden einfangen wollte, drückte er seine Nase sachte gegen Zoros Kopf, der sofort zusammen zuckte. Es war also doch keine Einbildung gewesen, als Sanji geglaubt hatte, neue Wunden an Zoros Kopf entdeckt zu haben. Das Fell dort war mit getrocknetem Blut völlig verklebt und Sanji musste sich fragen, ob sich der Wolf noch schlimmere Verletzungen als diese zugezogen hatte. Nun begann das gelbliche Tier aber, den Kopf Zoros mit seiner Zunge möglichst behutsam zu säubern. Bis auf ein mürrisches Grummeln ließ der Wolf nichts weiter mehr von sich hören und ließ die Pflege über sich ergehen. Die Sonne war bereits wieder dabei unterzugehen, als Sanji zwischen den Felsen hervor trat. Er hatte sich noch eine ganze Weile mit der Fellpflege des anderen Wolfes befasst. Beide hatten während der ganzen Zeit nichts mehr gesagt, auch hatte Zoro die Ratte nicht angerührt. Sanji konnte nur hoffen, dass er dies jetzt noch tat und sich auch erholte. Das alles wollte er ja nicht völlig umsonst gemacht haben. Mit gemischten Gefühlen machte er sich schnellen Fußes auf den Weg am Fluss entlang zu laufen. Nicht schon wieder wollte der Wolf bei Nacht einen Überweg suchen müssen. Zudem hatte er ein schlechtes Gewissen seinem Rudel gegenüber und wollte schnell zurück zu diesem. Die Sache mit Zoro war für ihn abgeschlossen, in ihr Revier würde der Wolf wohl nie wieder kommen, und somit würden sie sich auch nicht mehr über den Weg laufen. Nun musste nur noch er selbst einen Übergang über den Fluss finden. Doch dies sollte ihm schneller gelingen, als er glaubte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)