es besser machen. von Violie (- a next generation story -) ================================================================================ Kapitel Drei. ------------- Es besser machen. Kapitel Drei. Am Donnerstagmorgen war für alle diesjährigen Siebtklässler eine Freistunde angesetzt. Und in dieser fand Albus endlich die Gelegenheit, mit Alice zu sprechen. Er folgte ihr nach dem Frühstück, welches sie übereilig verlassen hatte, hinaus auf die Ländereien. So langsam verfestigte sich Albus‘ Eindruck, dass Alice ihm mit Bestimmtheit aus dem Weg ging. Seit Beginn des Schuljahres hatten sie noch keine Minute allein verbracht und das war wirklich untypisch. Noch dazu war es ja nicht so, als hätten sie absolut keine Möglichkeit, sich irgendwo zu treffen und Zeit miteinander zu verbringen. „Hey Alice! Warte doch mal!“, rief er über die weitläufigen Rasenflächen hinweg und Alice‘ braune Haare wirbelten im Wind, als sie sich zu ihm herumdrehte. Ein Lächeln zierte ihre Lippen, doch es schien nicht so echt und offen wie sonst auch. Auf eine merkwürdige Art und Weise schien es sogar falsch. Albus eilte auf seine Freundin zu und schloss sie fest in die Arme, bevor er sie sanft auf den Mund küsste. „Merlin, ich habe dich vermisst. Es kommt mir vor, als hätten wir uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.“ Alice lachte nur halbherzig: „Jetzt übertreib mal nicht, wir haben uns in den Ferien fast jeden Tag gesehen. Ich glaube es tut keiner Beziehung gut, wenn man ständig nur aufeinander hockt.“ „Sag mal, willst du mich loswerden?“ Albus sprach noch immer scherzhaft, doch in Alice‘ Augen blitzte eine ungewöhnliche Ernsthaftigkeit. „Kannst du dich auch einmal deinem Alter entsprechend reif verhalten? Ich will dich nicht loswerden, Albus, ich möchte nur ein wenig Abstand. Kannst du das nicht verstehen?“ Wütend verschränkte die Longbottom ihre Arme vor der Brust und es war wirklich erstaunlich, wie schnell sich ihre Laune verändert hatte, und dann noch wegen einer solchen Belanglosigkeit. „Also bist du mir doch mit Absicht aus dem Weg gegangen“, stellte Albus daraufhin nur nüchtern fest und trat einen Schritt zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht. „Gibt es einen Grund dafür? Ich meine, habe ich etwas falsch gemacht?“ „Nein, hast du nicht.“ „Das ist alles? Keine Erklärung? Nichts?“ Nun verhärteten sich auch die Gesichtszüge des Potters. Was war denn heute bitte los? „Findest du nicht auch, dass uns etwas Abstand gut tun würde? Ein wenig Zeit für uns, in der wir nicht andauernd aufeinanderhängen?“ „Um ehrlich zu sein - nein! Ich weiß überhaupt nicht, wie du auf diese absurde Idee kommst. Vor wenigen Tagen war alles noch perfekt und es hat dich nicht im Geringsten gestört, Zeit mit mir zu verbringen. Aber natürlich möchte ich dir nicht zur Last fallen.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und nahm eine abwehrende Körperhaltung an. „So meine ich das doch nicht, Al. Ich liebe dich, das weißt du. Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Aber jetzt, in diesem Moment, glaube ich, dass uns eine kleine Pause gut tun würde. Ein paar Wochen nur.“ Zunächst kam es Albus in den Sinn, laut loszulachen. Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein? Wieso, um Merlins Willen, sollte er das wollen? Und noch viel wichtiger - warum wollte sie das? Doch als er wieder in Alice‘ blaue Augen sah, wusste er, dass sie keine Witze machte. Und es brach ihm fast das Herz. „Sag mal tickst du noch ganz richtig? Wie kommst du auf diese schwachsinnige Idee? Wer hat dir diesen Müll eingeredet? Beziehungspause, pah! Wenn du keine Lust mehr auf mich hast, dann sag es mir wenigstens ehrlich heraus und schieb nicht solche fadenscheinigen Ausreden vor. Also, was genau willst du von mir?“ Alice schüttelte hilflos den Kopf. „Genau das, was ich gesagt habe. Eine Pause, Funkstille. Aber nicht für immer. Natürlich nicht für immer. Hast du mir nicht zugehört?“ Verwirrt sah sie ihn an. Ihre Wut war verschwunden und plötzlich hatte sie Angst, dass das alles in eine vollkommen falsche Richtung lief. Konnte er ihre Gedanken denn nicht nachvollziehen? Hört er nicht richtig zu? „Doch, ich habe ganz genau zugehört, Alice. Aber bei so einem Blödsinn mach‘ ich nicht mit. Entweder es bleibt alles so wie es jetzt ist oder es ist ganz und gar vorbei. Entscheide dich!“ Der unterschwellige Zorn in Albus‘ Stimme ließ die Gryffindor vor ihm zurückzucken. Sie zögerte. Eine Sekunde zu lang für ihn. „Okay, na schön, dann ist es eben vorbei.“ Der Slytherin warf die Hände in die Luft, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und stapfte zurück ins Schloss. Und Alice stand da, als wäre sie soeben versteinert worden. Sie blinzelte nicht einmal. Alle Luft schien aus ihrem Körper gepresst worden zu sein und das Schlucken fiel ihr schwer. Das einzige, was sie mit dieser Pause hatte bezwecken wollen, war ein wenig Zeit für sich. Sie musste über verschiedene Dinge nachdenken und Albus war momentan der letzte Mensch, den sie bei diesen Überlegungen an ihrer Seite wollte. Aber das hieß doch nicht, dass sie ihn sonst nicht an ihrer Seite wollte! Ganz sicher hatte sie sich von dieser Pause nicht erhofft, dass Albus und sie am Ende getrennte Wege gehen würden. Wie könnte sie das jemals wollen? Albus war der wichtigste Mensch in ihrem Leben! Und nun hatte sie innerhalb von fünf Minuten all das kaputt gemacht, was ihr das Wichtigste auf der Welt war. ___ Bei all den Fächern, die Rose gezwungenermaßen belegte und in denen sie sich redlich Mühe gab, auch wenn sie ihr zum Hals raushingen, war Zaubertränke bei weitem das Schlimmste. Das Talent, stinkende Kräuter und ekelerregende Tierausscheidungen zusammenzumischen, hatte sie eindeutig von ihrem Vater geerbt. Kurz gesagt: es war nicht vorhanden. Und so begann die erste Doppelstunde des Jahres und Rose war schon jetzt nach Schwänzen zumute. Aber letztendlich war es doch Alice, die dem Unterricht fernblieb und Rose, die sich durch jede verdammte Stunde durchkämpfte, nur um vor ihren Eltern den Anschein zu wahren, dass sie eine engagierte und fleißige Schülerin war. Merlin, wie satt sie dieses Theaterspiel hatte! Der Blick in Professor Mantecas Augen machte Rose zusätzlich misstrauisch. Es war, als hätte die Frau eine Idee, die besonders Rose ganz sicher nicht gefallen würde. Missgelaunt schmiss die Rothaarige ihre Bücher auf den Tisch und wartete das Klingeln ab. Dominique stürzte in letzter Sekunde in den Raum und Alice tauchte, wie zu erwarten, gar nicht erst auf. „Nanu, so spät heute?“, neckte Rose ihre Cousine und schob Alice‘ leeren Stuhl beiseite, um sich und Dominique mehr Platz und Beinfreiheit zu beschaffen. „War noch in der Bibliothek. Der Aufsatz für Kräuterkunde, du weißt schon.“ Rose verdrehte die Augen und versuchte nicht einmal, ihren Unglauben zu verbergen. „Dome, die nächste Stunde Kräuterkunde liegt am Montag an. Das sind noch über drei Tage, in denen du deine Zeit dafür opfern kannst. Warum eine Stunde weniger schlafen? Da haben wir schon einmal die erste Stunde frei und du nutzt deine Gelegenheit trotzdem nicht.“ „Ich hab’s total vergessen und bis es mir wieder klar war, war ich schon komplett angezogen. Ich wäre sowieso nicht wieder eingeschlafen, warum also die Zeit vergeuden?“ Rose kicherte kopfschüttelnd. „Wer’s glaubt!“ Weiter kamen die Cousinen in ihrem Gespräch nicht, da Professor Manteca den Unterricht begann. „Für die heutige Doppelstunde habe ich eine ganz spezielle Idee. Sie werden in Gruppen arbeiten und somit paarweise einen Trank brauen. Und nein, Sie werden die Gruppen nicht selbst einteilen. Ich habe das schon getan. Ich lese jetzt die Einteilungen vor - finden Sie sich bitte mit Ihrem zugeteilten Partner zusammen und warten Sie dann auf weitere Anweisungen. Also gut - “ Und sie begann damit, eine schier endlose Liste von Namen vorzulesen. Rose glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als ihr Name gemeinsam mit dem von Scorpius Malfoy genannt wurde. Zuerst hoffte sie, sich verhört zu haben, doch ein Blick in Dominiques Augen verriet ihr das Gegenteil. Im zweiten Impuls hoffte sie eindringlich, dass Scorpius die Stunde schwänzte oder im Krankenflügel lag. Sie ließ die Augen durch den Raum schweifen und entdeckte zu ihrer enormen Enttäuschung einen Schopf weißblonder Haare. Merlin, sie hasste Zaubertränke und sie hasste Professor Manteca und sie würde es tatsächlich als Wunder bezeichnen, sollte sie die heutige Stunde ohne Nachsitzen verlassen. „Weasley?“ Die kühle und dennoch spöttische Stimme des Malfoys riss sie aus ihren Überlegungen, in wie viel verschiedenen Weisen sie sich eben dieses Nachsitzen einhandeln könnte. Es schienen unendlich viele Möglichkeiten und es wurde von Sekunde zu Sekunde unwahrscheinlicher, dass sie diesen Raum glücklich verlassen würde. „Was?“, blaffte sie, gar nicht erst versucht, mit dem verwöhnten Mistkerl auszukommen. Als würden sie das jemals schaffen. Die Mühe würde sie sich sparen. „Hast du der Professorin zugehört?“, fragte der Slytherin und ging nicht weiter auf ihren unhöflichen Tonfall ein. „Nein.“ „Ich hätte auch nichts anderes erwartet. Wir sollen den Trank Amortentia brauen.“ „Na das passt ja super.“ Zutiefst verstimmt legte Rose den Kopf auf den Tisch und hoffte, wenn sie einfach nur lang genug kein Zeichen mehr von sich gab, würde Malfoy das schon alleine machen. In Zaubertränke konnte sowieso niemand auf ihre Hilfe zählen. „Vielleicht bewegst du mal deine Beine und holst die Zutaten. Ich braue das Zeug sicherlich nicht allein. Obwohl du als totale Niete in Zaubertränke mir natürlich nicht wirklich weiterhelfen wirst. Aber die Etiketten auf den Zutaten wirst du ja sicherlich noch lesen und ein Messer bedienen können. Also los!“ Es war, als hätte Scorpius diese Worte an seinen Hauselfen gerichtet. Noch nie hatte jemand in einem solchen Befehlston zu ihr gesprochen. Merlin, hab Gnade, war ihr einziger Gedanke bevor sie sich schlurfend erhob und auf den Weg zu den Aufbewahrungsschränken machte. Natürlich ließ sie es sich nicht nehmen, Malfoy im Weggehen den Mittelfinger zu zeigen. ___ Dominique hatte es mit ihrem Zaubertränke-Partner weitaus besser getroffen als Rose, aber das war ja auch nicht wirklich schwer zu schaffen. Jeder Schüler im Raum wäre ein besserer und vor allem umgänglicherer Zeitgenosse als Malfoy. Die Augen der Ravenclaw schweiften durch den Raum und blieben an Elias Klix hängen. Er war gerade dabei, die Kräuter für ihren Zaubertrank zu beschaffen. Dominique hatte noch nie wirklich mit dem Gryffindor geredet, es hatte sich nie eine Möglichkeit ergeben. Aber er schien ein freundlicher Junge zu sein und mehr brauchte sie am heutigen Tag nicht. Nur Ruhe, Frieden und Freundlichkeit. „So, das dürfte alles sein. Bist du eigentlich gut im Brauen? Ich gestehe dir nämlich lieber gleich, dass ich dafür leider überhaupt keine Begabung habe.“ Elias war an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt und ordnete die Zutaten säuberlich auf dem Tisch an, bevor er seine Hände in den Hosentaschen vergrub. „Keine Angst, zusammen schaffen wir das schon.“ Dominique lächelte ihm beruhigend zu und zog dann ihr Buch näher zu sich, um die ersten Arbeitsschritt genau durchzulesen. „Kannst du den Kessel schon mal erhitzen? In der Zeit beginne ich das Nieskraut zu schneiden.“ Während die beiden vor sich hinarbeiteten, wobei Dominique alle Anweisungen gab und Elias sie ohne Wiederrede befolgte, begannen sie über Belanglosigkeiten wie die Schulfächer, die Lehrer und das Wetter zu reden. Dominique bemerkte schnell, dass es einige verbindende Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gab. Elias verbrachte zum Beispiel ebenso viel Zeit wie sie in der Bibliothek, er nahm sich Zeit gute Bücher zu lesen und sein Lieblingsgetränk war grüner Tee. Den Rest der Stunde beobachtete die Ravenclaw ihren Sitznachbarn verstohlen, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Elias‘ hellbraune Haare fielen ihm immer wieder in die grünen Augen, woraufhin er sie mit einer eingeübten Handbewegung einfach beiseite strich. Während er Aschwinderinnen-Eier und Mondsteine zu Pulver rieb, war seine Stirn in Anstrengung verzogen. Ihr fiel auf, dass seine Hände sehr gepflegt aussahen. Ab und zu biss er sich, wahrscheinlich ohne es zu bemerken, auf die Unterlippe. Wenn er lächelte, hatte er süße Grübchen. Und als er sich Notizen machte, erkannte sie, dass er Linkshänder war. Erst als ihr Zaubertrank, charakteristisch für den Amortentia, alle Farben des Regenbogens wiederspiegelte und der Rauch spiralförmig aufstieg, schaffte sie es, ihre Aufmerksamkeit von Elias wegzulenken. Auch Professor Manteca schien zufrieden mit der geleisteten Arbeit und ließ die beiden noch vor Ende der Stunde gehen, während ihre Mitschüler noch mit ihren Zaubertränken zu kämpfen hatten. „Also Dominique, nachdem du mich nun fast zwei Stunden lang beobachtet hast, meinst du ich bin es wert, dass du dich mit mir auf einen grünen Tee triffst?“, fragte Elias ohne lange zu zögern, sobald sie den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatten. Überrascht drehte die Weasley sich um. Zunächst wollte sie leugnen, ihn überhaupt angeschaut zu haben, aber wo lag da schon der Sinn? „Das hast du bemerkt?“, stellte sie stattdessen die Gegenfrage, woraufhin er leise lachte. „Also an deinen Beobachtungs-Fähigkeiten solltest du dringend arbeiten. Würde mich wundern, wenn es irgendjemand nicht mitbekommen hätte.“ Dominique wünschte sie könnte etwas gegen die Röte in ihren Wangen tun. „Tut mir Leid“, stammelte sie sichtlich beschämt. „Das muss dir doch nicht leidtun. Mich hat es nicht gestört, im Gegenteil. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Haben deine Beobachtungen und Studien ergeben, dass ich es würdig bin, dich um ein Date zu bitten?“ Noch immer lag ein Grinsen auf seinen Lippen, doch die Ravenclaw meinte, einen Hauch von Unsicherheit in Elias‘ Gesicht wahrzunehmen. Auch sie war nervös. Sie war noch nie um ein Date gebeten worden, zumindest nicht in dieser Form. Sie wollte ja sagen, schließlich war Elias wirklich nett und sie verstanden sich außergewöhnlich gut, obwohl sie sich gerade einmal zwei Stunden kannten. Andererseits, sie hatte noch nie ein Date gehabt und sie wollte nichts falsch machen und sich schon gar nicht blamieren. Wie konnte sie sicherstellen, dass nicht genau das passierte? „Du musst dich nicht verpflichtet fühlen. Sag einfach nein, wenn du nicht willst“, unterbrach Elias ihren Denkvorgang und zuckte mit den Schultern, um ihr zu zeigen, dass es kein Weltuntergang wäre. Wahrscheinlich hatte ihre Antwort einen Moment zu lange auf sich warten lassen. „Oh nein, so ist es ja gar nicht. Ich … ich bin nur noch nie auf einem Date gewesen und ich will nichts falsch machen und … du weißt schon.“ Sie konnte ihm kaum in die Augen sehen, während sie das sagte. Sie war 17 Jahre alt und hatte noch nie eine Verabredung gehabt. Erst jetzt wurde ihr klar, wie peinlich das eigentlich war. Was dachte er nun wohl von ihr? „Was? Du bist noch nie auf einem Date gewesen? Du kannst mir nicht erzählen, dass dich noch nie jemand gefragt hast. Ich meine, schau dich nur mal an.“ Elias schüttelte ungläubig den Kopf und kam dann einen Schritt auf sie zu. „Wie meinst du das?“, fragte die Ravenclaw, nun noch verunsicherter. „Was ich sagen will ist, dass du unglaublich gut aussiehst und jeder zweite Junge der Schule nachts von dir träumt. Aber das kann dir ja wohl unmöglich entgangen sein.“ Nach diesen Worten wurde Dominique, falls das überhaupt möglich war, noch röter. Das war nicht sein Ernst. Er wollte sie nur umgarnen. „Hör zu, du musst dich nicht mit mir treffen. Wenn du kein Interesse an mir hast, ist das vollkommen okay.“ Durch Dominiques Verlegenheit schien Elias sehr viel selbstbewusster zu werden. „Aber du solltest wissen, dass ein Date mit mir durchaus unkompliziert ist. Wir gehen was trinken oder essen, reden und schauen einfach, was sich ansonsten so ergibt. Sag mir einfach demnächst Bescheid, wie du dich entschieden hast.“ Er nahm eine ihrer Hände und drückte sie kurz zum Abschied, bevor er sich umdrehte und Richtung Treppe davonging. Aber Dominique hatte sich schon längst entschieden. „Elias! Ich würde mich sehr gerne mit dir treffen. Meine Studien haben ergeben, dass du es tatsächlich wert bist“, rief sie ihm lachend hinterher und schlug sich dann erschrocken die Hand vor den Mund, aus Angst zu laut gewesen zu sein und sich Ärger einzuhandeln. Der Gryffindor drehte sich noch einmal zu ihr um und nickte lächelnd, um zu verdeutlichen, dass er sie verstanden hatte. Dann verschwand er um die nächste Ecke und Dominique konnte das breite Grinsen auf ihrem Gesicht kaum zurückhalten. ___ Fred nutzte seine freie Stunde vor dem Mittagessen für einen Spaziergang über die Ländereien. Seit seiner Ankunft hatte er noch keine Zeit gefunden, zu erforschen was sich in den letzten Jahren, die er nicht an der Schule verbracht hatte, verändert hatte. Allzu schnell wurde ihm jedoch klar, dass alles so aussah wie immer. Die Gewächshäuser standen nach wie vor in Reih und Glied, Hagrids Hütte war, wie schon zu seiner Zeit, von zahlreichen Beten und Käfigen umgeben, der Verbotene Wald ragte wie immer hinter genannter Hütte auf und bildete eine Grenze des großen Schulgeländes und der Schwarze See zu seiner linken bildete eine weitere. Absolut alles war gleich geblieben, selbst die peitschende Weide schien sich nicht um einen Ast verändert zu haben. „Verrückt, nicht wahr?“, erklang eine, ihm gänzlich unbekannte, Stimme neben ihm und er zuckte vor Schreck kaum merklich zusammen. Donna Zabini, die zweite Referendarin dieses Schuljahres, war neben ihn getreten und betrachtete die Ländereien genau so, wie er es noch vor einer halben Minute getan hatte. „Was meinst du?“, fragte er aufrichtig verwirrt und schaute dabei dem Riesenkraken beim Rückenschwimmen zu. „Das alles hier. Nichts scheint anders zu sein. Es ist so seltsam, wenn man bedenkt, was wir inzwischen alles erlebt haben. Wie hektisch unsere Leben sind und welche Ruhe und Gelassenheit dieses Stückchen Landschaft hier noch immer ausstrahlt. Ich finde es wundervoll, wieder hier zu sein. Seit ich die Schule verlassen habe, war es mein größter Traum, so schnell wie möglich zurückzukehren.“ Fred hörte ihr aufrichtig interessiert zu und konnte letztendlich nicht anders, als ihr zuzustimmen. „Du hast Recht“, erklärte er schlicht und einfach, und begann dann auf den Schwarzen See zuzugehen. Donna folgte ihm, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Aber das war es nicht. Damals, als er ein stolzer Gryffindor und sie eine arrogante Slytherin gewesen war, waren sie sich bei jeder Begegnung förmlich an den Hals gesprungen. Die Zeit, die sie als Vertrauensschüler ihrer jeweiligen Häuser zusammen hatten verbringen müssen, war wirklich nichts, an das er sich gerne erinnerte. Sie beide hatten wirklich jedes Klischee, das sich auf Gryffindor und Slytherin bezog, wahrgemacht. Jetzt, drei Jahre später, erschien es fast lächerlich wie sehr sie sich gehasst hatten. „Weißt du, ich denke es muss nicht so zwischen uns sein“, begann Donna schließlich erneut zu sprechen. Sie standen am Ufer des Sees und schauten auf das schwarze Wasser nieder. „Wir sind keine dummen Schüler mehr. Wir sind erwachsen geworden, reif und vernünftig, und ich denke wir müssen das kommende Jahr nicht als Feinde verbringen. Wir sollten unsere Schulzeit hinter uns lassen und von vorne beginnen. Du bist der einzige Mensch in meinem Alter hier und ich würde es wirklich bevorzugen, wenn ich dich einen Freund nennen könnte. Denn ich habe vor, dieses Jahr wirklich zu genießen, schließlich könnte es das letzte sein, dass ich hier verbringen darf.“ Es gelang Fred diesmal wirklich schwer, seinen Unglauben zu verbergen. Nicht in seinen kühnsten Träumen hätte er jemals gedacht, solche Worte aus Donna Zabinis Mund zu hören. Doch erneut musste er ihre Worte als wahr anerkennen. Auch er wollte die Zeit auf Hogwarts vollkommen auskosten, für den Fall, dass er keine Chance bekam, jemals zurückzukehren. „Ich glaube du hast schon wieder Recht, Zabini.“ Ein kleines Lächeln huschte über Freds Züge, als er sich zu ihr umdrehte. „Ach, ist das so?“, hakte sie grinsend nach und streckte dann ihre Hand aus. „Übrigens, mein Name ist Donna.“ „Freut mich dich kennenzulernen, Donna. Ich bin Fred, aber das weißt du sicher. Schließlich bin ich überaus bekannt auf diesem Fleckchen Erde.“ Und er ergriff ihre Hand und schüttelte sie theatralisch. „Wow, es gehört sicherlich viel Mut dazu, schon bei der ersten Begegnung so arrogant daherzureden.“ „Ich will ja einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“ „Ja, den hinterlässt du mit Sicherheit immer.“ „Natürlich!“ „Okay, genug von dem Geplapper. Lass uns was Essen gehen. Ich verhungere gleich!“ ___ Scorpius war kein Mensch, der sich vorrangig um das Wohlergehen anderer Menschen sorgte. Er hatte kein Problem damit, an weinenden Mädchen vorbeizulaufen und sie sich selbst zu überlassen. Wenn zwei ältere Schüler einen jüngeren bedrohten, hatte er nicht das Verlangen sich einzumischen und den Helden zu spielen. Es war ihm schlicht egal, ob es anderen Menschen gut oder schlecht ging. Warum sollte es ihn auch kümmern? Anders war das nur bei einer Person auf dieser ganzen Welt. Bei Albus Potter, seinem besten Freund. Er wollte tatsächlich für Albus da sein, wenn es ihm schlecht ging. Dabei gab es nur ein Problem: Er wusste absolut nicht, wie um Merlins Willen er ihm helfen konnte. Und zu seinem Glück musste er sich nie weitergehend mit diesem Problem beschäftigen, denn Albus hatte die nette Angewohnheit, immer gut gelaunt und aufgeschlossen zu sein. Bis zum heutigen Tag zumindest. Scorpius hatte nicht wirklich alles verstanden, was Albus in sein Kissen genuschelt hatte, mit welchem er versuchte, seine Tränen zu verbergen. Schlussendlich war es wohl so, dass Albus die Beziehung mit Alice beendet hatte, weil … Ja, weil. Der Malfoy hatte wirklich keine Ahnung, warum. Nur, dass Albus anscheinend nicht vorgehabt hatte, die Beziehung zu beenden. Wieso er es dann getan hatte, blieb ein Rätsel. Das Problem jedoch blieb: Albus ging es dreckig und Scorpius, als bester Freund, hatte dafür zu sorgen, dass es ihm baldmöglichst besser ging. Nur hatte er keine Idee, wie. Nach dem Mittagessen, welches er verpasst hatte, da er die Zeit mit Albus im Schlafsaal verbracht hatte, machte er sich allein auf den Weg durch die Kerker zum Zauberkunst-Klassenzimmer. Der Potter war heute offensichtlich nicht mehr Unterrichtstauglich. Er hatte den Kerker noch nicht einmal verlassen, als ihn jemand frontal umrannte. Obwohl, umrennen konnte man es kaum nennen. Der zierliche Körper, der in ihn rannte, wurde vom Aufprall zurückgeworfen und landete auf dem Boden, während er ohne große Anstrengung stehen blieb. Überrascht sah er nach unten. Was für ein Zufall. Alice Longbottom sah mit großen, blauen Augen zu ihm auf, als warte sie auf irgendeine Reaktion von ihm. Sie bekam keine. Er hielt ihr nicht einmal die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Wegen dieser Göre weinte sich sein bester Freund im Schlafsaal schließlich die Augen aus. Bei genauerem Hinsehen erkannte er jedoch, dass auch Alice‘ Augen rot unterlaufen waren. Es war ihr also nicht völlig egal, dass die Beziehung vorbei war. Na immerhin. Alic rappelte sich letztendlich selbst vom Boden auf und schaute ihn dann flehentlich an. Was war denn jetzt los? „Wie geht es ihm?“, fragte sie dann kaum hörbar. Merlin! „Na super! Was glaubst du denn wie es ihm geht?“ Er gab sich keine Mühe, Abscheu und Spott aus seiner Stimme zu verbannen, was er sonst Albus zuliebe immer getan hatte. Aber dafür gab es ja jetzt keinen Grund mehr. „Hör zu, ich wollte das nicht! Das unsere Beziehung endet, ist das letzte, dass ich jemals wollen würde. Es war nur ein Missverständnis. Ich wollte doch nur eine Pause, ein bisschen Zeit für mich. Und er hat alles gleich persönlich genommen und einfach Schluss gemacht.“ „Ich weiß nicht, warum du mir das erzählst.“ „Rede mit ihm, bitte!“ Scorpius wäre beinahe der Mund aufgeklappt, so erstaunt war er über ihre Worte. Er sollte mit Albus reden? Über sie? In welchem verdammten Universum lebte sie denn? Glaubte sie vielleicht, er würde auch nur ein gutes Wort für sie einlegen? „Bitte, Scorpius. Erkläre ihm, dass ich das alles nicht wollte“, bettelte sie weiter, als er nicht antwortete. Der Slytherin wollte kein weiteres Wort aus ihrem Mund hören. Er musste hier weg, er hatte Unterricht und er konnte die Gesellschaft dieses Mädchens in diesem Moment noch weniger ertragen als sonst. Ohne Alice noch einen Blick zu würdigen, ging er an ihr vorbei. „Scorpius, wenn du wüsstest … ich … ich kann es ihm nicht sagen. Ich habe es noch niemandem gesagt. Ich schaffe das nicht. Ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Alles ist schiefgelaufen und … ich brauche Hilfe. Scorpius, bitte!“ Er musste nicht zurückschauen um zu wissen, dass sie weinte. Ihre Worte ergaben keinen Sinn in seinem Kopf. Wovon zur Hölle sprach sie bitte? Von ihrer Trennung? Er wusste nicht, warum er schlussendlich doch stehen blieb und zu ihr zurückging. „Wovon redest du eigentlich?“, fragte er frei heraus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das kann ich nicht sagen“, schluchzte sie. Er hätte gehen sollen. Einfach gehen sollen. Wie sollte er ihr denn helfen, wenn sie nicht sprach? Abgesehen davon, dass er sich immer noch nicht sicher war, ob er ihr wirklich helfen wollte. „Aber wie soll ich dir dann helfen?“, fragte er höflich und bemüht, seine Fassung zu behalten. Die Stunde Zauberkunst konnte er nun auch sausen lassen. Wenn er jetzt noch erscheinen würde, würde das Slytherin nur unnötig Punkte kosten. „Ich … ich weiß ja auch nicht. Kannst du mich … in den Arm nehmen … bitte?“ Wäre sie nicht so offensichtlich vollkommen am Ende, würde er sie wahrscheinlich auslachen. Langsam kam er sich echt verarscht vor. Er umarmte nicht. Niemanden. Und trotzdem, weil er irgendwo in seinem Herzen vielleicht doch einen kleinen Platz besaß, der sich für Menschen abgesehen von Albus und natürlich sich selbst interessierte, zog er Alice in seine Arme und streichelte ihr ungeschickt den Rücken. Merlin, dieses Mädchen hatte ernsthafte Probleme, wenn sie schon auf eine Umarmung von ihm angewiesen war. ___ tbc ___ Danke für alle Kommentare und Favoriteneinträge! :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)