Zwitschernde Vögel von Rawr_ (..und ihre Bedeutung.) ================================================================================ Kapitel 1: Sie -------------- Stunden vergingen. Oder waren es auch nur Minuten, Sekunden? Das war nicht mehr auseinander zu halten. Welche Farbe der Himmel annahm konnte sie nicht genau erkennen. Es war ihr unerklärlich was hier alles vor sich ging. Ein breiter Anstrich, in der Farbe der leckersten Aprikose, an die sie sich erinnern konnte. So als ob ein unbekanntes Wesen, viel zu magisch für diese Welt, ihn angemalt hätte. Den Himmel. Und das einzig und allein für sie, Sakura Haruno. Dieser überwältigende Anblick offenbarte sich ihr gerade und sie hätte sich darüber gefreut. Ernsthaft, sie hätte sich darüber gefreut. Wirklich. Doch das konnte sie nicht. Nicht jetzt. Nicht hier. Vielleicht nie wieder. Ihre Beine trugen sie immer weiter, denn sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Von einem Patienten zum anderen. Alles lief automatisch in ihrem Kopf ab, wie jemand ihr mit einem panischen Unterton zurief welche Wunden der Verletzte vor ihr hatte, in welche Division sie eingeteilt war und aus welchem Dorf sie kam. Sonst war natürlich nichts bekannt. Wie sollte man in diesem Durcheinander denn noch mehr Informationen erhalten können? Für sie als Iryōnin sollte es grundsätzlich nicht wichtig sein wen sie behandelt, sondern, dass die Person überlebt. Denn jetzt zählte für jeden nur noch das Überleben. Jedoch nicht für sie. Die Angst, Menschen vor sich liegen zu sehen die sie liebte, zerfraß sich in ihr Herz, war eine viel größere Last. Jedes Mal spürte sie ein zartes Vibrieren in ihrer Herzgegend, wenn sie den nächsten Patienten vor sich sah. Es fühlte sich so an wie früher, als er ging. Beinahe genauso, nur machte sich ihr Herz in diesem Moment nicht darauf bereit mit dem Schlagen aufzuhören. Dieses Mal war sie stärker. Dieses Mal musste sie stärker sein. Und das nur aus einem Grund: Ohne sie wären diese Verletzten dem Tode geweiht. Solche furchtbaren Arten von Wunden und Vergiftungen waren unüblich. Nein eher völlig unbekannt, doch sie tat was sie konnte. Es war gut möglich, dass dieser Tag ihr letzter sein würde. Ebenso der, der anderen Menschen auf dem Schlachtfeld. Sie kämpften. Diese tapferen Ninjas kämpften für den Schutz ihrer Familie, den Frieden in ihrer Welt und die Hauptsache war, sie kämpften zusammen. Konohagakure, Sunagakure, Iwagakure, Kirigakure und Kumogakure. Selbst das Eisen-Reich unterstütze sie. Endlich waren sie Verbündete und diese Tatsache machte sie stolz, aber verletzte sie auch umso mehr. Eine immense Bitterkeit stieg in ihr auf und überschwemmte ihr Herz. In solchen Momenten fühlte sich ihr Körper unglaublich taub. Fast alle verbündeten sich um gegen den Feind anzutreten. Und er war der Feind. Viel Zeit war verstrichen, doch das bemerkte sie nicht nur an ihrer wachsenden Erschöpfung. Blutrot. Blutrot hatte sich der Himmel gefärbt, wie wenn er wüsste, wie viele Menschen an diesem Tag ihr Leben verloren hatten. Ihre Familie und ihre Freunde zurückgelassen hatten, um in diesem Krieg zu kämpfen. Ekelhaft war dieses Empfinden, zu wissen, dass diese Menschen in ihren Armen gestorben waren. Dass sie mehr hätte tun können, irgendwas um das Unmögliche zu vollbringen. Doch das Schlimmste daran war, den Befehl zum Rückzug erhalten zu haben. In die 3. Division war sie eingeteilt gewesen, spezialisiert auf den Nahkampf. Es hatte sie erschüttert, als ihr alter Meister diese Entscheidung getroffen hatte. Kakashi Hatake hatte sie danach sofort zurück zu den einzigen Leuten geschickt die sie nun brauchen würden, zu den Verletzten und Sanitätern. Diese Menschen brauchten nun ihre Hilfe und sie würde diese nie verweigern. So gerne sie auch gekämpft hätte, um sie zu beschützen. Selbstverständlich wollte sie auch Menschen beschützen die sie liebte, ihr ans Herz gewachsen waren, sie genauso glücklich wie auch unglücklich machten. Ihr altes Team. Geschworen hatte sie sich, nicht mehr an ihrem alten Team festzuhalten, denn es war verstreut, kaputt und eine lebende, schmerzhafte Erinnerung. Jedoch hatte sie es gespürt. Sie konnte nicht damit aufhören, sie alle zu lieben. Daran zu glauben, dass alles irgendwann wieder wie früher werden würde. Bei dem Versuch ihn zu töten war es ihr endgültig klar geworden. Wie ein Schwerthieb hatte sich diese Wahrheit angefühlt. Loszulassen war für sie undenkbar, daher versuchte sie es auch gar nicht mehr. Das Schwert steckte fest und wann sie verblutete war unklar. Währendessen sie einer Sanitäterin den Auftrag gab, noch einmal nach einem Patienten zu sehen, kehrte Ruhe in ihrem Kopf ein. Die absolute Stille, ihre Hände voller Blut ehrenhafter Krieger und ihr Herz am Schlagen. Momentan hatte sie nichts mehr zu erledigen. Alle Verletzten waren versorgt und in Sicherheit. Wenn sie nur die Bestätigung gehabt hätte, dass es den anderen auch gut ging, dass sie nicht in einem gewaltigen Kampf waren, dessen Ausmaß sie sich nicht traute vorzustellen. Daher schien es irrelevant zu sein die Namen der Menschen, die sie zurück ins Leben geholt hatte, zu erfahren. Und natürlich war es ihr aufgefallen. Niemand erwähnte je den Namen des Patienten, den sie behandelte. Es schien keinen zu interessieren und es hätte kostbare Zeit gekostet nachzufragen. Das eisige Nass, aus dem weißen Eimer, der unter dem Tisch dieses Medizinzeltes stand, fühlte sich angenehm kühl auf ihren Händen an. Eine Spur der Erfrischung auf ihrer Haut, befreiend, wie bei einem Vogel, der nach einem Sturm wieder losfliegen konnte. Mit ihren Fingern tastete sie vorsichtig die Stellen ihres Armes ab, an dem vor einigen Sekunden noch das Blut eines Verwundeten oder vielleicht Toten geklebt hatte. Darüber hinaus war das unwichtig, genauso wie diese Fakten: ihre Schutzjacke lag über dem Stuhl der rechts von ihr stand, der Liebesbrief des behutsamen, einfühlsamen Ninjas lag ungeöffnet in ihrer Jackentasche - vor einiger Zeit, die sie nicht einschätzen konnte, hatte sie einen Spion der Akatsuki entlarvt und gefangen genommen, nun stand sie hier und sah an sich herunter. Äußerlich hatte sie sich nicht verändert, wahrscheinlich sah sie immer noch so aus wie einige Stunden vor dem Krieg, eventuell mit dem kleinen Unterschied, dass man ihr die Erschöpfung deutlich ansah. Ein letztes Mal schöpfte sie, mit ihren Händen die eine kleine Mulde bildeten, Wasser aus dem Eimer. Flüchtig betrachtete sie ihr kaum reflektiertes Gesicht, säuberte es und trocknete es schnell mit einem Handtuch ab. So viele Vorstellungen hatte sie sich über den Krieg gemacht, sich Bilder der Verletzten des letzten Krieges angesehen und sich physisch sowieso psychisch auf alles vorbereitet. Doch nichts war vergleichbar mit diesem Moment. Mitten im Krieg zu stehen und zu erkennen, was er Schreckliches anrichten konnte. Inzwischen hatte sich das restliche Wasser im Eimer rot gefärbt. Die junge Iryōnin stand draußen, ihre Haare schließlich befreit von dem laschen, nutzlosen Haargummi und ihr Blick gen Himmel. Sachte wehte der Wind durch ihre roséfarbenen Haare und umspielte ihr hübsches Gesicht. Wohltuend fühlte der Wind sich an, sanft streichelte er ihr Gesicht. Die Sterne strahlten diese Nacht unwahrscheinlich klar, so wie schon lange nicht mehr. Manchmal frage sie sich warum sie nie eine Sternschnuppe sah. Tausende von Wünschen, nach denen sie sich sehnte, quälten sie. Jedoch war ihr größter Wunsch eindeutig. Team 7 wieder vereint. Ihre Familie. Allerdings erreichte sie nichts. Keine Sternschnuppe war zu sehen. Vollmond. Zwar waren die Sterne unbeschreiblich bezaubernd, dennoch konnten sie nicht mit dem scheinenden Vollmond mithalten, dessen Licht sie mühelos zu trösten schien. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre rosigen Lippen. Wen der Beiden würde sie retten? Eine Bürde, die ihr schwerer und schmerzhafter als jede zuvor vorkam. Für wen würde sie sich entscheiden? Konnte sie das überhaupt? Das war nicht mehr ein harmloser Wettstreit. Nicht irgendein ruhmsüchtiger, machthungriger Konkurrenzkampf. Auch keine pure Rivalität zweier Gegner. Es würde eine Schlacht geben, wie keine zuvor und das zwischen den Menschen die sie liebte. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg ihre Wange hinunter, über ihr Kinn und tropfte auf die Erde. Vogelgezwitscher. Das Lied, das diese kleinen, reizenden Vögel sangen, kam ihr so heiter und lebhaft vor. Eine Wiese voller Blumen, zu viert saßen sie zusammen, unterhielten sich, lachten. Für sie war es selbstverständlich gewesen, bei diesem Picknick für alle etwas zum Essen mitzunehmen. Wie sehr sich die Drei darüber freuten, wie schön dieser Tag war, wie friedlich. Gleichgültig war doch die Quelle des Gesangs oder? Das Wesentliche war doch, dass alle glücklich waren. Hoffentlich würden die Vögel für immer singen, auch wenn es mitten in der Nacht war. Zu befreiend war das Lied, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte sie sich fragen sollen, woher dieser Gesang kam und wie das zu dieser Tageszeit möglich war. Wie naiv war es von ihr gewesen, sich nicht einmal darüber Gedanken zu machen? Es war vom Beginn an klar gewesen, dass es kein Genjutsu war. Sofort hatte sie diese Tatsache erkannt. Überraschenderweise hatte sie einen äußerst bedeutenden Aspekt übersehen. Dieser Gesang war ihr vertraut. Leider war es längst überfällig sich darum zu kümmern. Ein Knall. Der Boden bebte unter ihren Füßen, drohte unter ihr nachzugeben? Der Gesang war verschwunden. Jemand schrie ihren Namen. Zaghaft und mit Bedacht offenbarte sie, der Welt vor ihr, ihre smaragdgrünen Augen. Der Wald. Der Wald lag vor ihr, sie stand immer noch an der gleichen Stelle. Wann hatte sie eigentlich ihre Augen geschlossen? Solange sie weiterhin den Sternenhimmel betrachtete, in ihrer heilen Welt war, unterdrückte sie den Drang sich umzudrehen. Sie wusste es. Hinter ihr brach das Chaos aus. Ihr Name wiederholte sich, aber es war erkennbar, dass der Besitzer dieser Stimme nicht wollte, dass sie sich umdrehte. „Renn! Schnell! Verschwinde!“ endlich konnte sie die Stimme einer Person zuordnen. Sie gehörte ihrem alten Sensei. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie es bereuen würde nicht zurückzugehen, ihre Verbündeten nicht zu unterstützen. Hätte sie gewusst, dass dies die letzte Chance war um ihren grauhaarigen Sensei zu sehen, hätte sie sich bestimmt umgedreht, wäre zurückgegangen. Doch das tat sie nicht. Darüber hinaus fühlte sich ihr Körper wie ausgelaugt an. In ihrem Kopf schwirrten zu viele Gedanken herum und diese herrlichen Lichter, die aus dem Wald bis zu ihr leuchteten, zogen sie an. Desto tiefer sie in den Wald hineinlief, umso heller wurden diese Lichter. Der Gesang der Vögel kehrte zurück, war wie eine verunsicherte und vorsichtige Berührung, die ihre Gedanken verdrehten, umbauten, neu gestalteten. Am Rande nahm sie zur Kenntnis wie glanzvoll und bildschön der Wald nachts aussah, vermutlich war das alles Werk des Vollmondes. Wie in Trance achtete sie nicht darauf in welche Richtung sie lief, und der Gesang der Vögel wurde lauter und lauter. Wahrhaftig fühlte sie sich schlagartig bedrückt, ein Dröhnen entstand in ihrem Kopf und stechende Schmerzen entfalteten sich. Warum hörte sie kein anderes Geräusch aus dem Wald? Anwesend war nur der Gesang der Vögel. Nein, sie sangen nicht mehr. War das die Weise auf denen die Vögel ihr Leiden teilten? Es klang so als ob jemand schrie. Einfach nur nach Hilfe schrie, um von Schmerzen befreit zu werden. Die Kunoichi blieb stehen. Das war das Ende ihrer Reise. Anschließend musterte sie den Nachthimmel, versuchte sich jedes Detail einzuprägen und strich sich eine verlorene, roséfarbene Haarsträhne hinter ihr Ohr. Der Geruch von Blut stieg in ihre Nase. Ihr Blick richtete sich auf das Schlachtfeld vor ihr, die Erde verwüstet, riesige Krater, die Bäume ausgerissen. Diese markerschütternden Schreie wollten einfach nicht abklingen, sie taten unheimlich weh, so weh. Unzählig viele, heiße Tränen rannen ihre Wangen herunter, ein Zittern erfasste ihre Beine und sie glaubte, sie würden gleich unter ihr nachgeben. Konnte ihr denn niemand helfen? Ihr Brustkorb hob und senkte sich schwer, kein Ton verließ ihren Mund und ihr Blick blieb starr auf den beiden Kontrahenten hängen. Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha. Niemand der Beiden hatte eine lebensbedrohliche Wunde, zumindest soweit sie das von hier einschätzen konnte. Nichtsdestotrotz kniete ihr blondhaariger Kamerad am Boden, drückte seinen rechten Arm auf seine verletzte Schulter und verzog qualvoll sein Gesicht. Der Schwarzhaarige, der früher ihr Herz mitgenommen hatte, stand leicht schwankend auf den Beinen und aus seinem linken Auge tropfte langsam Blut herunter. Sein Schwert steckte, neben dem einzigen Baum der noch auf diesem Platz stand, fest im Boden. Dieser Ort war zuvor sicherlich eine faszinierende Lichtung gewesen, das konnte sie sich gut vorstellen. Und die Beiden hatten diesen Anblick zerstört, denn sie waren blind. Blind vor Wut, Trauer und Tatendrang. Im Übrigen bemerkten die Zwei sie nicht, das Schwert wurde weiter in ihren Körper gestoßen und stoppte dicht vor ihrem Herzen. Knappe 30 Meter trennte sie von ihnen. Warum schienen die beiden jungen Männer dann so fern? Und als der Blonde sich angestrengt aufstellte, seinen Mund öffnete um dem anderen eine Nachricht zu übermitteln, die sie nicht hören konnte, weil das Geschrei sie immer noch an den Rand des Wahnsinns trieb, konnte sie es sehen. Die mickrige, unbedeutende Hoffnung, die eben noch in ihr herrschte, erstarb. Ohne es richtig mitzubekommen, wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Beide nahmen ihre Kampfposition ein, standen sich stolz gegenüber, bereiteten sich auf den endgültigen Angriff, den Gnadenstoß vor. Der Eine das Rasengan und der Andere das Chidori. Alles lief unerwartet langsam ab, wie in Zeitlupe, so als ob ihre stummen Gebete erhört wurden und es stoppen würde, dieses Gefecht. Sie sollten dort bleiben, wo sie standen, diese bedeutungslose Entfernung nicht überbrücken. Sie war alles, was die Beiden voneinander schützte. Ein weiteres Mal wurde ein Schrei ausgestoßen und sie ersehnte die Freiheit, um das nicht mehr ertragen zu müssen. In diesem Augenblick begriff sie es, blickte den Schwarzhaarigen fassungslos an und ihre Vorahnung wurde bestätigt. Sein Chidori, seine Schmerzen, seine Gefühle. Die zwitschernden Vögel drückten seine Gefühle aus und sie hatte sein Leid gespürt. Beide rannten bewaffnet los und einer würde verlieren, sterben, sie alleine lassen. Jetzt musste sie eine Entscheidung treffen, denn heute war ihr Sensei nicht da. Nichts war in Ordnung, nichts würde die Zwei aufhalten. Dieses Gefecht würde endgültig alles entscheiden, das war ihr bewusst. Jede Bewegung konnte sie genau beobachten, jeden Schritt, jeden Atemzug. Auf der Stelle stoppten sie, fluchtartig. Die Schreie. Ganz ruhig blieb sie stehen und überblickte die Situation. Ein klarer Gedanke. Wie von selbst bewegte sich ihr Körper, sie rannte, rannte und rannte. Hörte ihr Blut in den Ohren rauschen, ihren eigenen Pulsschlag, die Luft brannte in ihren Lungen. Für eine kurze Dauer versperrten einige Haarsträhnen ihre Sicht und sie dachte es wäre vorbei, sie hätte alles verloren. Wieso? Wieso war sie so langsam? Wieso verdammt kam sie nicht schneller vorwärts? Nichts sollte sie also erreicht haben, nach diesen ganzen Jahren Training, nach den vielen Tränen, nach dem Kämpfen. Nun ging es ihr auch ums Überleben. Sakura rannte um ihr Leben, kämpfte darum. Schließlich waren Sasuke und Naruto ihr Leben. Eigentlich hatte sie ihre Entscheidung schon von Anfang an getroffen. Keinen könnte sie sterben lassen, dafür liebte sie diese beiden Männer zu sehr. Nie, nie hätte sie sich lediglich für einen entscheiden können. Die Erkenntnis eine Möglichkeit gefunden zu haben, die sie nicht bereuen konnte, machte sie außergewöhnlich glücklich. Voller Stolz gab sie sich das Recht glücklich sterben zu dürfen. Jeder Schritt brachte sie näher zu den Menschen, die sie liebte. Das Licht des Vollmondes schwand dahin, eine Wolke nahm sie gefangen. Ein Herzschlag später entdecken Azurblaue und Onyxschwarze Augen sie. Die Zeit beschleunigte sich ruckartig und ihre Umgebung verschwand. ✿ Sie warf einen scheuen Blick hinunter, die totale Dunkelheit war was sie erkennen konnte. Weshalb stand sie vor dieser Klippe? Unmittelbar zuvor war sie doch noch auf der Lichtung gewesen. Sie wollte zurück, hier war es kalt, dunkel, einsam. Ihre Hände, jemand hielt ihre Hände. Ihr Herz schlug höher, als sie die beiden Ninjas neben sich registrierte, Wärme und Geborgenheit. Naruto, rechts von ihr und Sasuke, links von ihr. Der Chaosninja, mit dem schon beinahe verlorenen Grinsen im Gesicht. Die Mundwinkel des Schwarzhaarigen hatten sich leicht angehoben, bildeten ein kaum sichtbares Lächeln. Zusammen standen sie vor dieser Klippe und die Beiden nickten ihr zuversichtlich zu, gaben ihr Mut. Es war ihr Aufgabe, egal wie viel Angst sie hatte, auch wenn ihr Verstand schrie und sie warnte. Ihre weichen, feinen Hände gaben die ihrer Liebsten frei, sie breitete ihre Arme aus, wie zwei Schwingen, und sprang. ✿ Es passierte einen Augenschlag später, sie war zurück. Noch einmal sah sie die Zwei vor sich, hörte wie Naruto sie rief, nein nach ihr schrie, voller Furcht und Panik. Seine Augen weit aufgerissen, seine Pupillen vergrößerten sich, niemals würde er ihr verzeihen. Manchmal erinnerten sie seine Augen an das Meer, so prächtig und heiter. Aber beirren ließ sie sich nicht, führte ihren Weg fort, spürte jeden Schritt intensiv. Sie kam immer näher. Durchdringend sah Sasuke sie an, er sah sie an. Die dunklen Augen, des emotionslosen Rächers, hatten sich geweitet. „Sakura.“ Nur ein Hauchen, wie ein Windstoß sprach er ihren Namen aus. Allein in seinen Augen konnte sie es sehen, in deren Dunkelheit sie sich verloren hatte, schon so oft. Den Schock. Den Beiden schenkte sie ein letztes Lächeln, so fein und wunderschön. Als Abschiedsgeschenk? Ein federleichter Absprung, gewiss in den Tod. Würdevoll hob sie ihren Kopf, spürte den Luftzug auf ihrer Haut, wusste, dass das Ende gekommen war. Unaufhörlich schlug ihr Herz und sie stellte sich vor, wie es sich anfühlte zu sterben. Der Vollmond tauchte die Drei in sein Licht, denn er war wieder frei. Ihr Blick fiel auf Sasuke, stumme Worte verließen seinen Mund, die sie nie erfahren würde. Wollte er ihr etwas sagen? Kurz träumte sie davon, mehr Zeit mit ihnen zu haben. Und so gerne hätte sie Sasukes Worte verstanden, denn endlich sprach er mit ihr. Endlich. Der Vollmond war ein weiteres Mal ihr Zeuge gewesen. Die Befürchtung ihre Gesichter zu vergessen, wollte sie nicht loslassen. Mit Bedacht betrachtete sie, die Menschen, die sie liebte und schloss ihre grünen Smaragde. Narutos entsetzlicher Schrei. Der Aufschlag. Eine laute Explosion. Das Schwert stieß sich vollends in ihr Herz. Alles um sie herum wurde schwarz und still. To be continued... Kapitel 2: ...und Er? --------------------- Manche Menschen verabschieden sich herzzerreißend, bitten jene um sich herum, denen sie Unrecht getan haben, um Vergebung, wollen mit reinem Gewissen gehen. Andere wiederum lächeln einfach beim Sterben, Endorphine werden ausgeschüttet und es sieht schön aus. Wie wenn jemand im Schlaf lächelt, während eines Traumes. Ganz unbeschwert. War sie jetzt tot? Zögerlich, so als ob sie das Qualvollste der Welt erwarten würde, öffnete sie wieder ihre Augen. Ihre leuchtenden Seelenspiegel weiteten sich, kundschafteten ihre Umgebung hingegen nicht aus, schienen sie eher zu durchbohren. Das war leibhaftig nicht, was sie sich vorgestellt hatte. Angestrengt nahm sie einen kurzen Atemzug und hustete schwer auf. Einen Atemzug. Dunkelheit umgab die Roséhaarige, dazu noch Kälte und die Fähigkeit zu atmen. Letzteres bereitete ihr enorme Sorgen. Staubwolken, Schwärze, und die Luft schien sich ihr allmählich zu entziehen, doch das war doch irrsinnig. Hier in ihrer eigenen Hölle brannte die Luft in ihren Lungen, beißend und ziehend. Stiche tausender Nadeln. Damit tat sie sich keinen Gefallen. Auf jeden Fall wollte ihr jemand oder etwas das Atmen schwer machen, wie grausam. Zur Verfügung stand ihr nur diese Leere. Aus welchem Grund konnte sie atmen, fühlen, aber nicht sterben? Sie war doch tot, wo blieb die Erlösung? Für die Menschen die sie liebte war sie, ohne jegliche Bedenken, in den Tod gesprungen. Der Gesang der Vögel war wiedergekehrt, lieblich zwitscherten sie eine märchenhafte, entzückende Melodie. Einzigartig, dieses Gefühl, das ihren Körper durchströmte, trotz der unendlichen Schmerzen die sie ertrug. An den Umständen änderte sich nichts und sie schloss kraftlos ihre Augen. Doch sobald sie infolgedessen flach atmete, da sie unzweifelhaft erschöpft war und sie eine Ruhepause einlegen wollte, von allem oder auch nichts, was auch immer das hier sein sollte, brach diese Entdeckung herein. Eine milde, kaum wahrnehmbare Berührung. Sie hatte sich vollständig dem Schlaf überlassen wollen, aber anscheinend hatten sich die Vögel dafür entschieden ihr keine Erholung zu gewähren, denn sie wurden immer lauter. Eine Hand lag auf ihrer Taille. Ein gedämpftes Wispern. Sie konnte es nicht verstehen. Aufhören. Das war alles unfassbar, womit hatte sie das verdient? Gedanken ordnen, Sinneseindrücke sammeln und den Verstand nicht verlieren, das war jetzt ihr nächstes Ziel. Auf der Suche nach Antworten, tauchten mehr und mehr Fragen auf. Nun gut, sie lag mit ihrem Körper auf der Seite, was das schreckliche, stumpfe Empfinden in ihrem linken Arm erklärte, hinzu kam, dass die Hand, die auf ihrer Taille lag hinunter zu ihrer Seite wanderte und sie dort vollkommen umfasste. Eigentlich musste sie nur die aufsteigende Panik verdrängen, da der Besitzer dieser Hand sie noch ein Stückchen weiter nach hinten zog. Der Moment, in dem sie durch die dicken Staubwolken, das leichte, schwache Leuchten des Vollmondes auf ihrem Gesicht erahnte, und eine erwähnenswerte Feststellung machte, ließ sie erschaudern. Sie lebte. Wer war ihr so nah? Voller Erschütterung darüber, dass sie lebte, nahm sie einen tiefen, langen Atemzug, zumindest so gut wie es möglich war. Der Griff um ihre Taille wurde daraufhin gelockert und sie traute sich keineswegs sich bloß einen Millimeter zu bewegen. Der Gesang wurde grundlos leiser. Ihre Nackenhaare stellten sich unweigerlich auf, ein Frösteln huschte über ihren Körper, als der schwere Atem einer Person ihren Nacken streifte. Jemand lag hinter ihr, hielt sie fest und eine unangenehme Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus. Das Verlangen sich aufzurichten und diesen Schauplatz zu erkunden wurde von ihrer Mutlosigkeit ertränkt. Vielleicht wäre es ein großer Fehler sich zu bewegen, vor was hatte sie so viel Angst? Dieser Mensch, der gerade direkt hinter ihr lag, konnte ihr doch nichts antun. Nichts. Ihr Team würde sie schon beschützen. Es traf sie so, wie die früheren Abweisungen des Schwarzhaarigen, wobei jedes Mal ein weiterer Teil in ihrem Inneren zerbrochen war. Naruto und Sasuke. Sakura musste sie finden. Trotz der Angst, das wieder durchleben zu müssen, versuchte sie sich zu erinnern. Erst waren sie zu dritt auf dieser Lichtung gewesen, sie war gerannt, gesprungen, den stärksten Attacken, die sie kannte, entgegen und dann war da noch dieser Schrei. Narutos Schrei. Sofort öffnete sie ihre grünen Smaragde, konnte ihre Umgebung schon besser erspähen und der Wind wehte ihre Haare aus dem Gesicht. Den Schock herunterschluckend starrte sie auf den Krater vor ihr. Ein Schritt. Ein Schritt trennte sie von diesem Krater, dessen Grund sie nicht erkennen konnte. Solch einen großen Krater hatte sie zuvor auf dem Kampfplatz nicht gesehen. Der Schwindel hätte sie um ein Haar zurückgeworfen, so schnell hatte sie sich aufgesetzt, das Zittern ihres Körpers unterdrückend; er musste Gehorsam leisten, ein einziges Mal noch. Die Hand ließ sie los, zog unbewusst noch eine feine Spur über ihre Taille, bis sie auf der Erde aufschlug. Die Drei hatten alleine auf der Lichtung gestanden, sie war sich sicher, dass kein anderer Mensch in der Nähe gewesen war. Es konnte nicht Kakashi sein. Sasuke hatte ihr etwas sagen wollen und Naruto hatte nur geschrien. Er hatte sich die Seele aus dem Leib geschrien. Sie musste sich endlich umdrehen, der Wahrheit entgegenblicken und Naruto retten. Wie hatte er das nur geschafft? Sakura hielt in ihrer Bewegung inne, drohte in der Dunkelheit zu versinken. Onyxfarbene Augen blickten ihr entgegen. Stille. Das Herz der Kunoichi setzte einen Schlag aus, sie las Erleichterung aus den Seelenspiegeln ihres Gegenübers heraus. „Sasuke.“ Aus ihrer Stimme konnte er die Ehrfurcht und Überraschung heraushören. Jedoch gab es etwas, was das eindeutig übertönte. Die Liebe. Die Liebe zu ihm, die alles andere verdrängte, als sie seinen Namen aussprach. An diesem Tag hatte Sakura Haruno mehr Emotionen Sasuke Uchihas sehen dürfen, als je zuvor. - An diesem Tag hatte Sasuke Uchiha, Sakura Haruno gerettet, wie wusste kein Mensch, außer ihm selbst. An diesem Tag wurde der verletzte Naruto Uzumaki von Sakura Haruno gerettet. An diesem Tag verstarb Kakashi Hatake im Kampf für seine Heimat, im 4. Ninjaweltkrieg. Sakura Haruno hatte keine Möglichkeit mehr sich von ihm zu verabschieden. - OWARI Dankeschön fürs Lesen! :) Ich hoffe es hat einigen Spaß gemacht diese Geschichte zu lesen. Über Feedback, Kritik, Fragen oder auch nur einem kleinen Kommentar würde ich mich sehr freuen. ♥ Herzliche Grüße an alle, die es bis hierher geschafft haben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)