Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 149: Melancholie ------------------------ Spezial 24: Melancholie „Melancholie, wer maß je deine Tiefe? Fand den Boden, zu raten, welche Küst' am leichtesten der schwerbeladen Sorg' als Hafen dient?“ (William Shakespeare) Stefans Sicht: Es war anders. Wenn ich Damon und Elena miteinander beobachtete, wusste ich, dass es etwas anderes war, als das, was ich mit Katherine zusammen hatte. Oder vielleicht war es einfach von Elenas Seite aus anders. Ich konnte es nicht genau beschreiben, aber die Art, wie Elena ihre Hand nach Damon ausstreckte, ihn anlächelte, ihn Blicke zuwarf, ihn berührte, das alles unterschied sich von dem, was Katherine bei mir tat. Natürlich wusste ich das Katherine und Elena, trotz ihres identischen Äußeren, zwei verschiedene Personen waren. Sie waren so unterschiedlich vom Charakter, das ein Vergleich unmöglich schien. Dennoch… Ich konnte es fühlen. Die Liebe, die die beiden in sich trugen und den Menschen um sich zu spüren gaben, unterschied sich voneinander. Auf ihre Weise, schienen beide nur wenig Liebe zu tragen, dennoch schien sie sich anders zu verteilen. Katherine konzentrierte ihre Liebe eigentlich nur auf ihre Schwester, zumindest den größten Teil davon. Elena dagegen schien jedem, der ihr etwas bedeutete, aufrichtig zu lieben, auch wenn es nicht viel mehr war, als bei Katherine. Eine beste Freundin, eine Schwester, eine verflossene Liebe, einen Freund. Das hatten beide. Bei Katherine allerdings konnte man abschätzen, für wen sie sich über wen entscheiden würde. Allen voran glaubte ich, dass sie ihre Schwester jedem vorziehen würde. Elenas Liebe dagegen schien grenzenlos zu sein und das bei jedem einzelnen darüber. Ich fragte mich, ob sie es überhaupt konnte. Zu entscheiden, wen sie über wen stellen würde, in ihrer Bedeutsamkeit in ihrem Herzen. Liebe… Ihre Fähigkeit darin und die Bedeutung der sie diesem Gefühl beiwohnten, das war das worin sie sich wirklich unterschieden. Ihr unterschiedlicher Charakter trägt dazu nur noch mehr bei. Deswegen trafen sie auch so nicht komponierende Entscheidungen. Würden sie sich äußerlich nicht so ähneln würde keiner darauf kommen, das die beiden miteinander verwandt sind, sogar Schwestern sind, sogar Zwillinge sind. Ich sah es. Gerade jetzt. Elena sah meinen Bruder lächelnd an. Ruhig, vorsichtig, saß sie mit Abstand neben ihn, aber sie legte ihre Hand auf seine Wange und sah ihn in die Augen. Mehr brauchte es nicht, um zu beweisen, dass er derjenige war, den sie gewählt hatte. Dass sie ihn liebte, mehr als alles andere. Ich wusste es und fragte mich, wieso Katherine nicht genauso handeln konnte. Nicht war, sondern das sie genauso handelte. Es lag daran, dass sie nicht wie ihre Schwester war und das wollte ich auch nicht. Das einzige was ich wollte, war dieser Blick. Diese Berührungen, diese Worte, diese Augenblicke, die mein Bruder und Katherines Schwester miteinander teilten. Irgendwie machten sie mich eifersüchtig. Gaben mir das Gefühl etwas haben zu wollen, das wahrscheinlich unerreichbar war. Weil es nicht ging. Weil es so nicht möglich war. Ich hatte mich in Katherine verliebt und es schien eine Qual zu sein, für mich. Weil ich erkennen musste, das sie mir nicht das gab, was ich von ihr wollte, was ich mir tief im inneren wünschte. Dennoch wusste ich, dass ich sie liebte. Und wie ich sie liebte. Auch wenn sie oft Dinge tat, die ich für fragwürdig hielt und die mir nicht so gefielen, musste ich an all das denken, weswegen ich mich in sie verliebt hatte und das waren Sachen die den anderen Eigenschaften nicht unähnlich waren. Alles war mit einander verknüpft. Alles gehörte zusammen. Wenn ich das eine an ihr liebte, so musste ich das andere auch akzeptieren. Sowas wie perfekt gab es nicht. Damon aber war der Meinung, dass es sowas wie das perfekte Gefühl gab. Zumindest vor sehr langer Zeit. Ich fragte mich, ob er das gerade jetzt bei Elena spürte, wenn er mit ihr zusammen war, war da das Gefühl von Perfektion nah? „Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?“, hörte ich eine amüsierte Stimme hinter mir fragen und ich musste sogleich lächeln. Es war eine Stimme, die mich ganz automatisch verzauberte. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. „Bei allem und nichts, vor allem bei dir.“ Schmunzelnd drehte ich mich zu ihr um und sah wie ihre Augen aufblitzten. „Zumindest führen mich alle Gedanken zurück zu dir.“ Das war die Realität in der ich lebte. Alles kreiste sich um sie, ob sie nun dafür sorgte oder ich mich fragte, wieso sie so viel Macht über mich hatte. Es war ganz egal. Ich dachte immer wieder an sie. Handlungen von anderen, verglichen mit ihren, mit unseren. Deswegen wusste ich, dass ich sie liebte. Ich wünschte mir nur, dass sie mir den Freiraum gab, zu ergründen, wie tief meine Liebe für sie war, ohne dass sie die Einschränkungen aufhob. Katherine legte grinsend den Kopf schief, trat auf mich zu und sah mich an. „Zu tief sich in Gedanken hinein graben das ist nicht gut“, tadelte sie mich geschickt, denn ihre Stimme jagte Schauder über meinen Rücken. Funken von Feuer, Glut, durchlief meinen Körper in Sekundentakt. Angenehm und Nervenaufreibend zugleich. „Dennoch mag ich es, wenn sie um mich kreisen. Ich mag es generell wenn sich alles um mich dreht“, verriet sie mir etwas, was ich schon sehr lange wusste. Leicht nickte ich, wusste ganz genau, dass ihr all diese Aufmerksamkeit gefiel. Deswegen spielte sie auch immer wieder diese Spielchen. „Das weiß ich. Du brauchst dir keine Sorgen, meine Welt dreht sich sowieso um dich“, bestätigte ich ihr und ich sah an ihrem Blick allein, wie glücklich sie das machte. Ja, meine Welt drehte sich um sie. Ob ich das wollte oder nicht. Es war halt anders, nicht vergleichbar mit dem was Damon und Elena hatten, wie sehr ich mir das auch wünschte. Sie war anders. Es war anders. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)