Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 146: Für einen Augenblick --------------------------------- Spezial 21: Für einen Augenblick „Zwischen zu früh und zu spät liegt immer nur ein Augenblick.“ (Franz Werfel) Elijahs Sicht: Rückblick Ich hatte mir eine Kutsche bestellt, die nach Italien fuhr, denn bis dorthin zu laufen, war doch etwas schwieriger. Hier in Wien hatte ich eine Zwischenstation einlegen müssen, aber es sollte so schnell wie möglich weitergehen. Neue Quellen hatten mir berichtet, dass in Italien Vampir-Zwillinge finden würde, die dort schon eine Weile umherzogen. Es gab immer wieder solche Nachrichten und ich war mir ziemlich sicher, dass sie auch eigentlich immer korrekt waren, nur schien es so zu sein, das sie immer schneller waren und weg waren, bevor ich den Ort fand. Meist erinnerten sich die Leute an sie, gaben die genausten Beschreibungen von ihnen wieder, dass ich glaubte, sie vor mir zu sehen. Klaus hatte eine Zeichnung von den beiden gemacht, mit der ich immer wieder nachfragte. Auch hatte ich immer wieder das Porträt von Helena dabei. Es gelang mir nur nicht, sie zu fangen. Es war auch nicht klar, ob sie noch in Italien sein würden oder schon weitergereist waren, besonders wenn es jetzt bereits hieß, das sie dort schon eine Weile unterwegs waren. Man konnte in einem Land zwar sehr lange, an verschiedenen Stellen bleiben, doch für sie, wo sie wussten verfolgt zu werden, war das doch zu riskant. Doch ich ging einfach jeder Spur, die ich fand, nach. Sie liefen weg und ich folgte ihnen, so war es jetzt bereits seit zweihunderteinundneunzig Jahren. Ich zählte jedes Jahre, eigentlich sogar jeden Tag und ich war überrascht, dass es immer wieder aufs Neue weh tat. Ein Schmerz der anscheinend niemals losließ, er saß wohl einfach viel zu tief. Und mit diesem Schmerz, kam die dazugehörige Wut. Dennoch versuchte ich sie im Zaum zu halten, damit ich mich besser kontrollieren konnte und mich zu keinen überstürzten Handlungen hinreißen ließ. Auf einer Karte, die ich angelegt hatte, trug ich, die vermuteten Orte ein, wo sie wohl gewesen waren, später markierte ich, ob es wahr war oder bei der Vermutung blieb. Die beiden hatten bereits eine große Strecke zurück gelegt, eine wirklich beachtliche und sie zeigten auch, das sie guten Geschmack hatten. Dabei sagte mir eine Stimme hinten in meinem Kopf, dass ich all diese Plätze am liebsten zusammen mit Helena erforscht hätte. Immer wieder drang diese Gedanken zu mir, wie schön die Zeit mit ihr gewesen war, wie sehr ich sie geliebt hatte und wie eine mögliche Zukunft aussehen könnte. Anscheinend hatten meine Gefühle und mein Unterbewusstsein immer noch nicht vollkommen begriffen, dass sie mich verraten hatte und dass ich sie für all das, mit jeder Faser in meinem Leib hassen sollte. Ich schob die Gedanken beiseite und markierte die Punkte, an denen sie in Italien gewesen sein sollten. Catania, Palermo, Messina, Bari, Neapel, Rom, Florenz, Bologna, Pisa Genua, Padua, Venedig, Verona, Mailand und Turin Sie waren auch an abgelegenen Orten gewesen, aber zumindest dort waren sie von anderen magischen Wesen gesehen wurden. Menschen zählten nur selten als Quellen, meist eher im Nachhinein. Hexen behielten uns Vampire immer sehr genau im Auge und Klaus und ich hatten überall unsere Informanten. Nur zwei Städte von dieser Liste waren wirklich jetzt bereits bestätigt und sicher. Einmal Padua, wo Helena unter dem Namen Heliane Piscopia studierte und einen Doktortitel in Literatur bekam. Sie gab sich als Nachfahrin von Elena Lucrezia Cornaro Piscopia aus, der ersten Frau, der jemals ein Doktortitel verliehen wurde, allerdings würde es mich nicht wundern, wenn die beiden ein und dieselbe Person wären. Ich hatte herausgefunden, dass sowohl Katerina und Helena öfters die Plätze in Leben einer Frau in ihrem Alter einnahmen, wenn sie ähnliche Namen hatten wie sie und auch vom Äußeren her, ähnlich aussagen. Von Heliane hatte ich ein Schriftstück bekommen, das ein Vampir, der dort auch studiert hatte, gefunden hatte. Es war Helenas Handschrift, deswegen bestand für mich darin kein Zweifel. Außerdem traute ich es ihr durchaus zu, das sie studierte und sich die Mühe machte einen Doktortitel zu erwerben. Es passte ganz einfach zu ihr. Ich glaubte sie noch immer zu kennen, denn die Spuren die sie hinterließ, deuteten darauf hin. In Florenz gab es eine Caterina Pellicano, die ihre beiden Geliebten, Zwillinge, getötet haben sollte. Auffällig dabei war, dass dieses Gerücht erst durch die ganze Stadt ging, es dann aber nicht einmal eine Festnahme gab. Allerdings sollte Caterina Pellicano mit ihrer Zwillingsschwester Eleonore bei der Familie Rotolo unter gekommen sein. Die Zwillingsschwestern, die wahrscheinlich echten, starben bei einem Überfall bei einem Umzug von Rom nach Florenz. Zu viel Zufall meiner Meinung nach und genau auf solche Berichte hatte ich es angelegt. Man fand sowas überall, das waren Tricks, die wir alle Vampire benutzen und die beiden waren besonders raffiniert dabei. Das machte es so schwer, sie zu erwischen. Doch wie alle, hinterließen auch sie dennoch Spuren, wenn auch nur selten. Wenn sie sich in Großstädten und unter Menschen begaben, dann kamen sie auch gar nicht darum. Sowas war einfach unmöglich. Katerina zeichnete sich vor allem durch ihre Affären aus. Öfters hatte ich schon gehört, dass sie von irgendwem die Mätresse war, selbst bei berühmten Persönlichkeiten. Unbedeutende Menschen schienen oft durch ihre Hand zu sterben. Von Helena fand ich Nachweise, dass sie etwas geschrieben hatte, etwas veröffentlicht unter einem Pseudonym, doch ich kannte ihre Handschrift und mittlerweile auch ihren Schreibstil und die Signatur zu genau, um dies zu bemerken. Sie studierte auch oft, was zu dem belesenen Mädchen, das ich in Erinnerung hatte, passte. Viele kleine Spuren, die ich in all der Zeit gesammelt hatte und doch kam ich ihnen nicht rechtzeitig hinterher, da man sowas immer erst im Nachhinein erfuhr. Die Straßen waren voll, überall Gedränge. Wien allerdings war eine große und beliebte Stadt, sodass es nicht verwunderlich war, das so viele Menschen auf den Straßen waren. Dennoch konnte es lästig und hinderlich sein. Meine Kutsche stand bereit, weswegen ich die Karte zu meinen anderen Sachen verstaute und diese aufladen ließ. Mein Blick schweifte durch die Massen, beobachtete die Menschen in ihrer kleinen eingeschränkten Welt, unwissend, was es alles auf der Welt gab. Die Umarmungen, die Streitereien, die Liebe. Am meisten hasste ich die Liebe, obwohl ich doch sonst anderen immer ihr Glück gönnte. Doch solche Gesten erinnerten mich immer an etwas, das ich nicht hatte, das ich aber verzweifelt suchte, auch wenn ich es wohl nur zerstören oder bestrafen wollte. Ich stutzte, denn da war etwas, das mein Herz schlagen ließ, unregelmäßig und mich völlig aus der Fassung brachte, wie ein gewöhnlicher Mensch. Für einen Augenblick glaubte ich sie zu sehen und ich hätte nur rufen müssen. Doch ich hatte Angst vor dem was ich tun würde. Ich war mir nicht sicher und dann war der Augenblick vorbei, als mich der Fahrer erinnerte aufzusteigen. Noch einmal sah ich mich um, aber das was ich suchte, war nicht da. Rückblick Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)