Exploratory Urge von -shiyuu ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schon immer war Aoi ein Perfektionist gewesen. Er hatte immer der Beste sein wollen: in der Schule, im Sport, in der Musik – vor allem in der Musik. Wenn er ein Ziel vor Augen hatte, erreichte er dieses meistens auch ohne große Komplikationen. Sein Ehrgeiz hatte ihm dabei immer sehr geholfen. Und seine Eltern, denen er es nie hatte recht machen können. Früher hatte er all das nur getan, um sie glücklich zu machen, um gelobt zu werden, um geliebt zu werden, und es hatte eine sehr lange Zeit gedauert bis er verstanden hatte, dass er all das nie bekommen würde. Zumindest nicht von seinen Eltern. Als erst sein Bruder und dann auch noch seine Schwester zu Hause ausgezogen waren, war es unerträglich geworden. Er hatte es nicht mehr ausgehalten, hatte seinen Kram gepackt und war in den nächsten Zug nach Tokyo gestiegen, ohne dort auch nur einen Menschen zu kennen. Die erste Zeit war hart gewesen, doch er hatte sich durchgeschlagen, bald eine Band gefunden und die ersten Auftritte mit ihr gehabt. Viel hatte er nicht verdient, aber er war über die Runden gekommen. Wenn er an seine Anfangszeit als Musiker zurückdachte, musste er lächeln. Jedes Mal. Es war erstaunlich, wie weit er ohne jegliche Unterstützung von zu Hause gekommen war. Mittlerweile war er Gitarrist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Bands Japans und auch im Ausland wurden sie immer bekannter und gefragter. Kaum zu glauben, dass es The Gazette schon fast ein Jahrzehnt gab und sie immer noch miteinander zurechtkamen – was wohl auch daran lag, dass sie zwar Freunde waren, aber nicht ihre gesamte Freizeit miteinander verbrachten. So hatten die anderen seine Freundin bisher erst ein paar mal gesehen und das störte ihn nicht unbedingt. So gern Aoi seine Bandkollegen auch hatte, er musste sie nicht 24 Stunden, sieben Tage die Woche um sich haben. Nicht nur er hatte seine Macken und konnte allen damit auf den Senkel gehen. Umso besser, dass Mai sie ertrug – was wohl nicht zuletzt daran lag, dass er eben er war, berühmt und nicht unbedingt hässlich. Und er ließ auch ihr ihre Freiheiten. Wenn er ehrlich war, wusste Aoi gar nicht mehr richtig, wie sie zusammen gekommen waren. Vor etwa einem Jahr hatten sie sich in einem Club getroffen, er hatte sie mit zu sich genommen, sie hatten eine wundervolle Nacht miteinander gehabt und auf einmal war sie da gewesen. Aoi war sich nicht mal sicher, ob er sie wirklich liebte, aber sie verlangte nicht danach, dass er es sagte, also musste er sich darüber keine Gedanken machen. Wenn er wirklich ernsthaft darüber nachdachte, würde er wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass es keine Liebe war. Er mochte sie zwar sehr und sie war eine nette Abwechslung zu dem anstrengenden Bandalltag, aber Liebe war es nicht unbedingt. Vielleicht wusste sie das ja und hielt sich deshalb zurück. Vielleicht hatte sie aber auch einfach Angst, dass er sie auf die anderen Männer ansprach, die sie regelmäßig traf, und dann Schluss machte. Woher sollte er das wissen? Er kannte sie mittlerweile zwar sehr gut, aber auch er konnte den Menschen nur vor den Kopf gucken. Und solange sie nicht auf die Idee kam, mit anderen auszugehen, wenn er zu Hause war, war ihm das ehrlich gesagt egal. Auch er war kein Unschuldslamm. So eine Tour konnte verdammt lang sein und auch er war nur ein Mann – auch wenn er darauf achtete, dass der Rest der Band nichts davon mitbekam, denn er hatte keine Lust sich von Kai Vorwürfe machen zu lassen, was er so trieb, wenn seine Freundin zu hause saß und ihn vermisste. Sie vermisste ihn bestimmt nicht, dessen war er sich sicher. Er drehte sich um und betrachtete ihre Silhouette in dem schwachen Licht, das durch die geöffneten Vorhänge von draußen herein drang. Sie war nackt. Er liebte es, wenn sie nackt neben ihm lag, also hatte sie es sich zu Gewohnheit gemacht, fast immer nackt zu schlafen. Vorsichtig berührte er ihre Schulter, fühlte die weiche Haut und ließ seine Finger darüber tanzen, fuhr langsam ihre Wirbelsäule herab und er kam nicht drum herum, sich zu fragen, warum er es ausgerechnet mit ihr schon so lange aushielt. Natürlich hatte er auch vor ihr Beziehungen gehabt, doch die waren immer kurzlebiger geworden, je bekannter The Gazette geworden war. Er war sich sicher, dass das in erster Linie der Grund war, warum sie bei ihm geblieben war, aber sie versuchte nicht ihn für sich allein zu haben. Ihr Glück, sonst wäre sie schon längst wieder weg gewesen. Mai seufzte leise, als er mit seiner Hand ihren Hintern erreicht hatte. Er strich darüber und konnte es nicht sein lassen kurz mit den Fingern zwischen ihren Beinen zu verschwinden. Aber wirklich nur kurz, schließlich wollte er sie nicht wecken. Erneut entkam ihren Lippen ein Seufzen und sie drehte sich auf den Rücken, sodass er ihren schönen Körper in voller Pracht betrachten konnte. Er lächelte. Wieder begann er über ihre Haut zu streicheln, zupfte vorsichtig an ihren Brustwarzen, die sich ihm schnell gierig entgegen reckten. Es erstaunte ihn immer wieder aufs Neue, wie gierig ihr kleiner Körper doch war. Er spielte noch ein wenig an ihren Brüsten herum, die selbst kleiner waren als die seiner ersten Freundin in der Schule damals, aber das störte ihn nicht. Er mochte es sogar, ihre kleinen Brüste und ihren flachen Hintern. Ihr fast knabenhaftes Aussehen. Hätte sie nicht ein so hübsches Gesicht und so lange Haare, hätte man sie wirklich fast für einen sechzehnjährigen Jungen halten können. Er schluckte und hielt in seinen Liebkosungen inne. Nicht zum ersten Mal kam ihm dieser Gedanke, doch er war jedes mal auf's Neue erschreckend für ihn. Es häufte sich, dass er darüber nachdachte, dass sie kaum weibliche Kurven hatten und ihr Körper sich wirklich nicht sehr von dem eines Jungen unterschied. Neulich hatte er sich selbst sogar dabei erwischt, wie er sich vorgestellt hatte, sie hätte einen Schwanz und er würde sie in den Hintern ficken, was ihn enorm angemacht hatte, doch im Nachhinein war es ihm peinlich gewesen, also hatte er versucht es zu verdrängen. Eine Weile hatte das auch ganz gut geklappt, bis er eines Nachts schweißgebadet aufgewacht war – nicht, weil er einen Albtraum gehabt hatte, nein. Er hatte einen sexy Traum gehabt, war mit Mai zugange gewesen, doch kurz bevor es zur Sache gegangen war, hatte sie ihn plötzlich gepackt und herumgedreht. Aus ihrem winzigen String kam ein riesiger Schwanz hervor, mit dem sie ihn hart und erbarmungslos genommen hatte. Als er aufgewacht war, hatte er feuchte Shorts gehabt. Und als er ins Bad verschwunden war, um sich zu waschen, war er immer noch so scharf gewesen, dass er sich erst mal einen runter holen musste, um auch nur wieder ans Schlafen denken zu können. Er wusste, was all das zu bedeuten hatte, er war ja nicht dumm. Es fiel ihm nur schwer es sich einzugestehen. Er wollte Sex mit Männern. Wenigstens ein Mal, um zu wissen, wie es ist. Doch wie sollte er das Mai beibringen? Auch wenn das zwischen ihnen nicht wirklich eine Liebesbeziehung war, so lebten sie doch zusammen und sie war ihm wichtig, also konnte er nicht einfach mit einem Mann ins Bett steigen – mal ganz davon abgesehen, dass er nicht mit irgendwem ins Bett wollte. Er hatte schon gewisse Ansprüche, die erfüllt werden mussten... Und er musste aufpassen, wen er sich aussuchte. Wenn die Weiber herum erzählten, er hätte sie abgeschleppt, war das eine Sache, aber wenn sich herumsprach, dass er es mit einem Kerl getrieben hatte, war das etwas ganz anderes! Das größte Problem war aber wohl, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, wo er nach einem potentiellen Bettgefährten suchen sollte. „Hey, was spielst du mir da unten rum? Schon wieder geil?“ Aoi zuckte zusammen und sah erst Mai an, dann zu seiner Hand, die, ohne dass er es mitbekommen hatte, zwischen Mais Beinen verschwunden war und da ihr Unwesen trieb. Sofort zog er sie zurück und schüttelte den Kopf. Nein, er war nicht schon wieder geil. Seine Schweigsamkeit schien Mai zu beunruhigen, denn sie drehte sich auf die Seite und musterte ihn mit gekrauster Stirn. Eine ganze Weile schwieg sie, dann legte sie ihre Hand an seine Wange und strich behutsam darüber. „Was ist los, Süßer?“ Aoi brauchte eine ganze Weile, bis er realisierte, dass sie sich ernsthaft Sorgen machte. Das wollte er natürlich nicht. Das einfachste war wohl ihr zu sagen, dass er sich Sorgen wegen der Deadline für die neue Single machte, aber es fühlte sich falsch an jetzt auch nur daran zu denken sie anzulügen. Und wenn sie wirklich wissen wollte, was ihn bedrückte, konnte er wohl auch mit der Sprache raus rücken, oder? Bisher war sie ja auch immer offen für seine Ideen gewesen, egal wie pervers sie gewesen waren. Mai war kein kleines schüchternes Mädchen. „Ich hab nur nachgedacht...“, sagte er um sich ein wenig Zeit zu verschaffen sich über seine Antwort klar zu werden. „Worüber?“ Warum war sie nicht müde? Sie hatte doch bis eben noch tief und fest geschlafen, wie konnte sie da so schnell reagieren, verdammt? Aoi seufzte, er konnte nicht anders. Dieses Mal ließ er sich Zeit mit seiner Antwort, denn er wollte nicht zu direkt sein und sie verschrecken. Vielleicht machte es alles ja besser, wenn sie dabei war? Er musste sich ja nicht allein mit einem Mann treffen und Sex haben. Wenn er darüber nachdachte, war es ihm sogar lieber, wenn Mai dabei war. Dann musste er da nicht allein durch. Mai würde so eine Situation bestimmt um einiges auflockern können. „Was hälst du von einem Dreier?“, fragte er schließlich und sah sie unsicher an. Ihre Stirn krauste sich und er sah die kleinen Rädchen hinter ihrer Stirn förmlich rattern. Es dauerte ein paar Augenblicke, aber schließlich entspannte sich ihr Gesichtsausdruck und ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. „Sag doch einfach, dass du mal was anderes im Bett brauchst. Dazu brauchst du doch nicht meine Erlaubnis. Aber nett, dass du auch an mich denkst.“, schnurrte sie und schmiegte sich ganz eng an ihn. Er spürte die Wärme ihres Körpers und ihre kleinen harten Nippel an seiner Haut. Er musste unwillkürlich schlucken. „Eigentlich dachte ich an einen anderen... Mann...“, sagte er so leise, dass er selbst nicht sicher war, ob sie es überhaupt mitbekommen hat. Aber sie begann über seine Seite zu streichen und drückte sich an ihn. „Ich wusste ja gar nicht, dass du voyeuristisch veranlagt bist, Schatz.“ Wieder musste er schlucken. Wo kam plötzlich dieser riesige Kloß in seinem Hals her? Es fiel ihm doch sonst nicht so schwer mit ihr über so was zu reden! Er konnte nichts sagen. Allein das Andeuten eines Kopfschüttelns zustande zu bringen, verlangte ihm grade sehr viel ab. Fragend sah sie ihn an, aber er blieb stumm. Wieder kräuselte sich ihre Stirn. War es wirklich so schwer zu verstehen, was er wollte? Aoi gab sich einen Ruck. Er nahm all seinen Mut zusammen, atmete tief durch und ließ dann die Bombe platzen. „Eigentlich würd` ich mich gern ficken lassen.“ Und das schlug wirklich ein wie eine Bombe. Ruckartig zog Mai sich zurück und sah ihn geschockt an. Sie schien vollkommen überfordert, was Aoi ihr nicht einmal verübeln konnte. „Mai...“, begann er, doch sie schüttelte den Kopf. Er hätte ohnehin nicht gewusst, was er sagen sollte. Es herrschte betretenes Schweigen. Mai war überfordert mit seinem Wunsch und Aoi... Aoi war selbst auch überfordert damit. Dass sie jetzt aber so heftig reagierte, machte es nicht besser. Er wollte die Situation auflockern, sie zu sich ziehen und ihr beruhigend zureden, doch er lag einfach da und starrte ins Nichts. Mai war die erste, die aus ihrer Starre erwachte. Ohne ein Wort zu sagen stand sie auf und ging zum Kleiderschrank, aus dem sie zielsicher ihre Klamotten fischte und auf den Boden warf. Als sich dort ein stattlicher Haufen gebildet hatte, ging sie kurz raus und kehrte nur Augenblicke später mit einer riesigen schwarzen Reisetasche zurück, von der Aoi nicht einmal wusste, dass sich so etwas in seiner Wohnung befand. Mai zog sich einen engen Rock und ein Shirt über, dann stopfte sie ihre Sachen in die Tasche und erst, als sie das letzte Teil in der Hand hielt, begriff Aoi, dass sie dabei war ihn zu verlassen. Sie würde gehen und er konnte nichts dagegen machen, das wusste er. Als der Reißverschluss der Tasche geschlossen war, stellte Mai sich gerade hin und sah ihn an. Ihre Unterlippe zitterte. „Das ist... verdammt schade... Aber wenigstens hatten wir eine schöne Zeit.“ Sie kam zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, dann drehte sie sich um und verschwand. So einfach konnte man heutzutage also die Frauen vergraulen... Dumm nur, dass er Mai gar nicht hatte vergraulen wollen. Aoi fühlte sich benommen, als hätte er zu viel Alkohol getrunken. Wie ewig es doch schon her war, dass er verlassen wurde. Er war wirklich traurig darüber, auch wenn Mai nicht die Liebe seines Lebens war. Sowieso glaubte Aoi an so etwas nicht. Menschen veränderten sich stetig und es war Tatsache, dass man sich irgendwann auseinander lebte. Einige hatten eben Glück, dass sie schon zu alt waren um sich eine Trennung noch zuzumuten, wenn sie es bemerkten. Er wusste nicht, wie lange er einfach nur ins Dunkel gestarrt hatte, aber irgendwann hörte er ein Piepen, das unverkennbar von seinem Handy kam. Er seufzte schwer, stand aber auf und schob sich in die Küche, wo das Ding munter blinkend auf dem Küchentisch lag. Direkt daneben lag Mais Wohnungsschlüssel. Im Nachhinein war es wohl eine gute Entscheidung gewesen, dass sie die Wohnung nicht neu eingerichtet hatten. Sie war einfach zu ihm gezogen, in seine Wohnung, und hatte lediglich ein paar Klamotten mitgebracht. Darüber war er jetzt sehr erleichtert. Als er jedoch auf sein Handy sah, war dieser fette Kloß plötzlich wieder da. Eine Nachricht von Mai. Er zögerte, öffnete sie dann aber und als er sah, was sie geschrieben hatte, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. „Vielleicht hast du hier mehr Glück.“ Das war's. Das und ein Link, den Aoi ohne Bedenken anklickte. Sie Website brauchte eine Weile zum Laden – sein Handy war nicht mehr das neueste und hatte auch schon ein bisschen leiden müssen – aber als die Seite fertig geladen war, musste er sich hinsetzen. Schwartz stand da in großen gotischen Lettern. Und darunter Der etwas andere Club. Frauen unerwünscht. Mehr gab die Mobilansicht nicht her, dafür würde er schon seinen Laptop bemühen müssen, doch das musste warten. Er wusste nicht, ob seine Beine es bis ins Wohnzimmer schaffen würden. Wieso zum Teufel schickte Mai ihm so einen Link? Woher wusste sie überhaupt, dass es so einen Club gab? Aoi war überfordert, mehr als das sogar. Er konnte nichts anderes tun als dazusitzen und so angestrengt auf sein Handy zu starren, dass ihm die Augen brannten und die weiße Schrift beinahe mit dem schwarzen Hintergrund verschwamm. Er wischte sich über die Augen. Heute Nacht würde er definitiv keinen Schlaf finden. Und das lag nicht daran, dass er nach so langer Zeit wieder Single war. _________________________ Bei dem Clubnamen hab ich mich von einem Buch, das ich kürzlich gelesen habe, inspirieren lassen. Wer's kennt, bitte melden ;) Ich hoffe das erste Kapitel hat gefallen und ihr seid gespannt auf mehr! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)