Opposites attract von -Kuraiko ================================================================================ Kapitel 16: Winterferien ------------------------ Seit dem Karaokeabend waren inzwischen zwei Monate vergangen. Mittlerweile war es Anfang Januar und wir genossen die Winterferien. Wärmer war es nicht gerade geworden. Im Gegenteil – einer weißen Weihnacht war ein noch viel weißeres Neujahr gefolgt. Und gestern hatte es schon wieder geschneit. Langsam aber sicher machte die Schneedecke es einem wirklich schwer Wege zu gehen, die der Winterdienst noch nicht freigeräumt hatte. Es war neun Uhr morgens und ich hatte mich endlich dazu überwinden können aus meinem warmen Bett zu kriechen. Ich hatte gestern Abend die Heizung ausgestellt und diese Entscheidung dankte der Raum mir nun mit einer unschönen Kälte. Da fiel es gleich doppelt schwer die warme Decke zurückzuschlagen und aufzustehen. Noch reichlich verpennt schlurfte ich in die Küche, wo meine Mutter gerade dabei war das Frühstück vorzubereiten. „Morgen...!“, begrüßte ich sie. Mom stellte die Kaffeekanne auf den Tisch und warf mir ein Lächeln zu. „Ah, guten Morgen Schätzchen.“ Ich verdrehte die Augen. „Mom!“ Aus dem Alter für solch alberne Spitznamen war ich nun wirklich raus. „Du bist schon wach? Das wundert mich jetzt aber.“, meinte sie dann. Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte mich an den Tisch. „Ich treffe mich gleich mit meinen Freunden.“, erklärte ich dann. Sie schien zu verstehen. „Ach deswegen bist du schon auf. Aber zieh dich bloß warm an. Es ist noch kälter als gestern.“ Das ich mich mit Freunden traf stimmte wirklich, nur das ich nicht erwähnt hatte, das ich mich auch mit meiner Freundin treffen würde. Besser gesagt : unsere Eltern wussten noch gar nichts davon. Ich war mir nicht ganz sicher, wie meine Mutter darauf reagieren würde und die Reaktion von Lilys Eltern konnte ich mir schon lebhaft vorstellen. Ein Erlebnis, auf das man auch gut verzichten konnte. Von daher hatten wir beschlossen es vorerst nur unseren Freunden zu sagen. Diese hatten es eigentlich alle ganz locker genommen. Da es für zwei Frauen noch relativ einfach war eine Beziehung zu verbergen, wunderten die lieben Eltern sich auch nicht wirklich darüber, wenn wir bei der jeweils anderen übernachteten. Sie hielten uns einfach nur für gute Freundinnen. Und da war es ja ganz normal, das wir uns fast jeden Tag sahen. Nach dem Essen ging ich ins Bad, duschte noch eben, putzte meine Zähne und zog mich um. Als ich soweit fertig war, föhnte ich noch eben meine Haare. Dann war es auch schon an der Zeit in Jacke, Schal und Stiefel zu schlüpfen um das Haus zu verlassen. Kurz verabschiedete ich mich noch von meiner Mutter, dann verließ ich die warme Wohnung und begab mich in die Kälte. Für heute waren wir mal wieder im Park verabredet. Zwar war es verdammt kalt, doch unser Lieblingstreffpunkt würde auch weiterhin unser Lieblingstreffpunkt bleiben. Doch bevor ich den Weg zum Park einschlug, nahm ich noch einen kleinen Umweg in Kauf um an der Bushaltestelle vorbei zu sehen. In ein paar Minuten müsste der Bus, mit dem meine Freundin meistens zu mir fuhr, hier halten. Da wollte ich sie doch gleich mal abholen. Und richtig. Ich hatte noch keine vier Minuten an der Halte gestanden und gewartet, da fuhr auch schon der Bus vor. Ich war ganz froh darüber, denn vom Rumstehen wurde es einem noch kälter als eh es schon war. Wie erwartet verließ die Blonde durch die mittlere Tür den Bus, sah sich kurz um, entdeckte mich schließlich und kam mit einem herzlichen Lächeln auf mich zu. „Morgen!“, begrüßte sie mich. „Irgendwie hatte ich es im Gefühl das du hier sein würdest.“ Auch ich lächelte. „Morgen Süße. Und klar warte ich auf dich.“ Wir umarmten uns erst einmal. Zwar hatten wir uns gestern das letzte Mal gesehen, doch war mir die Zwischenzeit wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen. Es war jedes Mal ein schönes Gefühl sie wieder in die Arme schließen zu können. Da es mich nicht wirklich kümmerte was fremde Leute über uns dachten, beugte ich mich zu ihr runter und gab ihr einen kurzen Kuss. Inzwischen wusste ich, das die Blonde es nicht darauf belassen würde. Wie immer schlang sie die Arme um meinen Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, nur um mir noch einen Kuss zu stehlen. Hand in Hand gingen wir schließlich los in Richtung Park. Eine alte Oma guckte uns schief an, doch wir ignorierten sie. „Mir ist der gestrige Abend vorgekommen wie eine Ewigkeit. Ich hab dich vermisst.“, jammerte Lily und warf mir einen Blick zu. „Mh, dann bleib doch heute einfach bei mir. Was hälst du davon?“ Sie nickte. „Klar, wieso auch nicht.“ Meine Mutter wunderte sich inzwischen nicht mehr darüber das entweder wir dauernd Besuch hatten, oder ich drüben bei meiner Freundin war. Endlich hatten wir den Weg zum Park erreicht. Die Blondine seufzte. „Der Winterdienst hat vergessen den Weg freizuschaufeln!“, meckerte sie. Ich konnte nur schwer ein Kichern unterdrücken. „Ach komm, das schaffen wir jetzt auch noch. Oder soll ich dich etwa tragen?“ Ich zwinkerte ihr zu und sie knuffte mich leicht gegen den Oberarm, was wegen meiner dicken Winterjacke nicht wirklich weh tat. „Hey, so kurze Beine hab ich nun auch wieder nicht, als das der Schnee da ein unüberwindbares Hindernis dastellen würde!“ Wir grinsten uns gut gelaunt an und liefen los. Warum genau wir von jetzt auf gleich losrannten, konnte ich selbst nicht so genau sagen. Bis auf einige wenige Spuren war die Schneedecke auf dem Weg noch umbeschädigt. Da ich von Natur aus schneller war und längere Beine hatte, kam ich natürlich schneller vorran als meine kleinere Freundin. Doch nach ein paar Metern war ich so nett auf sie zu warten. Lily hielt deswegen allerdings nicht an. Im Gegenteil, sie lief genau auf mich zu und jumpte mich an. Zwar taumelte ich nach hinten, doch den Gefallen im Schnee zu landen, tat ich ihr nicht. „Hey, hey, stürmisches Mädchen.“, lachte ich und bekam einen Kuss aufgedrückt. „Lässt du mich wieder runter, Meiko?“, wollte die Blonde dann im übertrieben süßen Tonfall wissen. Als sie sich mir eben wortwörtlich an den Hals geworfen hatte, hatte ich sie reflexartig aufgefangen. „Ich weiß nicht. Was bekomm ich denn dafür?“ Grinsend sah ich sie an. „Lass mich mal überlegen...vielleicht das hier?“ Mit diesen Worten überwand meine Freundin die Distanz zwischen und erneut und legte ihre Lippen auf meine. Als ich den Kuss erwiderte, strich sie mit der Zunge leicht über meine Unterlippe. Ein Spiel, auf das ich mich nur zu gern einließ. „Hey, nehmt euch n Zimmer Leute!“, riss eine Stimme uns in die Realität zurück. Hinter uns stand Gumi, die uns leicht tadelnd ansah, dann jedoch lächelte. „Die anderen warten bestimmt schon am See. Was meint ihr?“ Erstmal ließ ich Lily wieder los und drehte mich zu der Grünhaarigen um diese kurz zu begrüßen. „Damit könntest du Recht haben. Die sind bestimmt schon da.“, meinte ich dann. „Dann lasst uns mal weiter gehen.“, mischte die Blonde sich ein. Zu dritt erreichten wir den See kurze Zeit später dann auch. Außer drei Personen war niemand hier. Und diese drei Leute waren keine anderen als unsere Freunde Kaito, Gakupo und Len. Wo Rin war wusste ich nicht, doch vermutlich würde Len es gleich eh erzählen. Wir begrüßten die Drei zumindest erstmal. „Na, schon lange hier?“, wollte Gumi wissen. Gakupo schüttelte den Kopf. „Vielleicht seit zehn Minuten.“ „Wo habt ihr Rin gelassen?“, fragte ich dann. „Die liegt mit ner Erkältung im Bett.“, erklärte Len. „Sie wollte eigentlich mitgekommen sein, aber Mom hat sie nicht aus dem Haus gelassen.“ „Na immerhin machen eure Eltern sich Sorgen.“, streute Lily ein. Inzwischen wussten auch die anderen, wie ihre Eltern drauf waren. „Ach, manchmal kann's aber auch ganz schön nerven.“, meinte Len. Gemeinsam liefen wir ein Stück um den See und erreichten kurze Zeit später eine überdachte Tischtennisplatte. Wenigstens lag hier kein Schnee. Der Blauhaarige hatte zum Glück eine Decke mitgenommen, die er auf der Tischtennisplatte ausbreitete und auf die sich alle irgendwie quetschten. So zu sitzen war zwar eng, aber wenigstens war es angenehm warm. Wir quatschten den ganzen Vormittag über und beschlossen gegen Mittag rüber in die Stadt zu fahren. Zum einen weil wir etwas essen wollten, zum anderen weil es langsam doch frisch wurde. Bis zu den Arkaden war es nicht unbedingt weit. Mit dem Bus hatten wir unser Ziel in etwa 20 Minuten erreicht. Es war eine Wohltat die Tür der Arkaden zu öffnen, denn hier war alles gut beheizt. Kurze Zeit später saßen wir auch schon bei MCDoof und genehmigten uns ein warmes Mittagessen. Nach dem Essen ging es noch einmal quer durch die Arkaden. Wir sahen in einigen Läden vorbei und schliffen die Jungs einfach mit, ob sie nun wollten oder nicht. Erst Nachmittags beschlossen wir dann langsam mal wieder die Heimreise anzutreten. Zwar waren es noch Ferien, doch wurde es im Winter ja immer früh dunkel und irgendwie hatte jeder noch etwas zu tun. In vier Tagen würde ich mich abends noch mal mit Kaito und Gakupo in der Bar treffen, um das letzte Wochenende der Winterferien auszunutzen. Lily nahm ich besser nicht mit, denn seit wir zusammen waren, versuchte sie dauernd mich von meinem heißgeliebten Alkohol zu trennen. Nun...der Erfolg war eher mäßig, doch waren solche Aktionen in einer Bar eher schlecht. Als wir uns von den anderen verabschiedet hatten und nachhause gefahren waren und schließlich meine Wohnung erreichten, war es 18 Uhr. Extra zu sich Nachhause fahren und Sachen holen musste die Blonde nicht mehr, denn sie hatte nach und nach alles Wichtige schon bei mir gebunkert. So konnte sie auch spontan bei mir übernachten ohne vorher noch mal durch die halbe Stadt reisen zu müssen. Im umgekehrten Fall verhielt es sich genau gleich. Auch ich hatte Ersatzklamotten und anderen Kram in ihrem Zimmer gelassen. Als wir uns aus den Wintersachen gepellt hatten und kurz einen Blick ins Wohnzimmer warfen, begrüßte meine Mutter uns schon gut gelaunt. „Ah, haben wir heute wieder einen Gast?“, wollte sie mit einem freundlichen Lächeln wissen. „Jepp, sieht ganz so aus, was?“, grinste ich sie an. „Ich hoffe es stört Sie nicht, das ich mich so oft hier einquartiere?“, wollte Lily höflich wissen. Meine Mutter lachte nur und schüttelte leicht den Kopf. „Ach Quatsch, wie kommst du denn auf die Idee, Liebes? Ihr seid doch so ein süßes Paar.“ Uns entgleisten gleichzeitig die Gesichtszüge. Woher...? Wir hatten meiner Mutter nichts davon erzählt. „Wie...meinst du das Mom?“, hakte ich nach, als ich die Sprache wieder gefunden hatte. Sie warf mir ein warmes Lächeln zu. „Also wirklich Meiko! Mütter kennen ihre Kinder. Ich hab doch gemerkt das du irgendwie anders bist. Und wenn ihr euch anseht, dann knistert die Luft förmlich.“ Ihr Grinsen war nun eine Spur breiter geworden und sie strich sich eine lange, braune Strähne aus dem Gesicht. Unsere Gesichter hatten deutlich an Farbe gewonnen. Lily und ich blickten uns ein wenig ratlos an. „Und es macht Ihnen nichts aus?“, wollte die Blonde dann vorsichtig wissen. „Ich meine, immerhin sind wir-“ Meine Mutter unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. „Nein, warum sollte es das? Es ist doch eure Sache. Und solange meine Tochter glücklich ist, bin ich es auch.“ Zwar hatte Mom uns ziemlich überrumpelt, doch war es irgendwie auch schon wieder gut daheim kein Versteckspiel mehr spielen zu müssen. Irgendwie war mir ein Stein vom Herzen gefallen. Und ich war verdammt froh darüber, das sie so locker damit umging. Wenn doch nur alle Eltern... Nachdem meine Mutter uns 'entlarvt' hatte, setzten wir uns noch etwas zu ihr ins Wohnzimmer. Zwar war sie sehr tolerant, doch leider auch mindestens genauso neugierig. Jetzt wo es offiziell war, wollte sie auch alles wissen. Anfangs hatten wir uns noch gehasst und jetzt dieser Gefühlsumschwung innerhalb kürzester Zeit. So erzählten wir also was es zu erzählen gab und hofften, das diese Fragerunde irgendwann auch mal ein Ende haben würde. Erst nach einer guten halben Stunde waren wir erlöst. So fluchtartig hatte ich wohl schon lange nicht mehr das Wohnzimmer verlassen. Lily folgte mir mindestens genau so schnell. In meinem Zimmer angekommen setzten wir uns aufs Bett und schalteten den Fernseher ein. Zur Abwechslung war es in meinem Zimmer mal halbwegs ordentlich. Zwar war ich nach wie vor kein Putzteufel, doch die Blonde achtete zu meinem Leidwesen darauf, das es hier nicht zu chaotisch aussah. Sie liebte nun mal die Ordnung. Und um Streit und Rumgezicke zu vermeiden räumte ich seit Neuestem wenigstens halbherzig auf. „Wow, deine Mom ist echt cool drauf.“, stellte sie fest und lehnte sich an meine Schulter. Fast ganz automatisch legte ich einen Arm um sie. „Ich hab echt nicht einschätzen können wie sie's auffassen würde, aber das sie's auch noch von ganz allein gemerkt hat, hat mich echt überrumpelt.“, gab ich zu. „Also ich bin froh das es sie so gar nicht stört.“, freute meine Freundin sich. „Na und ich erst.“ Im Fernsehn lief der letzte Mist. Ich angelte nach der Fernbedienung um das Programm umzuschalten. Hoffentlich kam noch irgendwo was gescheites. Da ich auch nach mehrfachem Umschalten kein vernünftiges Programm gefunden hatte, stand Lily schließlich auf um die Fernsehzeitung vom Schreibtisch zu holen. Diese blätterte sie aufmerksam durch. „Hey, lass mich auch mal sehen.“, verlangte ich. Die Blonde warf mir ein Grinsen zu und drehte die Zeitschrift so, das nur sie hineinsehen konnte. „Hey!“, beschwerte ich mich und versuchte das Heft zu angeln. Sie war schneller und zog es weg. Keine zwei Sekunden später war ein Kampf um die Fernsehzeitung entbrannt. Doch ich war eindeutig im Vorteil da ich größer war und somit auch längere Arme hatte. „Du kriegst sie nicht!“, rief die Blondine gut gelaunt aus und streckte sich noch ein Stückchen weiter weg um die Zeitung aus meiner Reichweite zu bringen. „Das glaubst aber auch nur du.“ Mit einem Grinsen reckte ich mich noch ein Stück, berührte das Titelblatt der Zeitschrift schon mit den Fingerspitzen...und dann ging es abwärts. Bei dem Kampf um die Fernsehzeitung waren wir zu nah an die Bettkante gerückt. Ich sank mit den Knien in der weichen Matratze ein, verlor das Gleichgewicht und riss meine Freundin gleich mit. Eine Sekunde später fanden wir uns vor dem Bett liegend wieder. Hätte jemand wegen dem Rumpeln die Tür geöffnet, demjenigen hätte sich sicherlich ein recht belustigendes Bild geboten. Unser Absturz erinnerte an einen schlechten Comic. Während unsere Beine noch oben auf dem Bett lagen, waren wir zum Rest die Bettkante runter gerauscht. Zu allem Übel war ich auch noch auf meiner Freundin gelandet, welche mit der rechten Hand zuckte. „Hast du dir weh getan?“, wollte ich wissen. Angesprochene erlitt gerade einen Lachflash und brachte nur ein Kopfschütteln zustande. Immer noch grinsend drückte ich ihr einen Kuss auf. Langsam aber sicher hatte ich das Gefühl das meine Wirbelsäule zerbrechen würde, wenn ich noch länger in dieser misslichen Lage bleiben würde. Ich zog die Beine vom Bett, was meine Position doch gleich schon wieder viel bequemer machte. Dann rollte ich mich von der Blonden, sodass auch sie aufstehen konnte. „Komm schon Mei-chan, hilf ner Lady mal vom Fußboden hoch.“ Immer noch gut gelaunt grinsend blickte Lily mich an. „Ganz schön von sich eingenommen die Dame.“ Dennoch reichte ich ihr eine Hand und zog sie wieder auf die Füße. Ihrer Mimik war anzusehen, das sie irgendwas vorhatte. Einen Moment später hatte die Blonde auch schon eine Hand in meinen Nacken gelegt und zog mich ein Stück weit zu sich runter, um nun wiederrum mir einen Kuss zu geben. Da im Fernsehn im Hintergrund immer noch Mist lief, würdigten wir das Teil keines Blickes. Sollte die Nachrichtentante uns ruhig die Tagesthemen erzählen, sowas konnte man gut ausblenden. Ich konnte nicht so genau sagen was es war, doch in der letzten Woche hatte sich schon wieder etwas zwischen uns verändert. Wo vorher die Angst vor der Antwort der anderen gewesen war, wuchs nun langsam ein stärker werdendes Verlangen. Zu Beginn unserer Beziehung war es noch nicht da gewesen, waren wir doch erstmal einfach nur froh darüber gewesen, das wir uns ausgesprochen hatten und alles sich zum Guten gewendet hatte. Doch nun, da wir uns aneinander gewöhnt hatten und der jeweils anderen fast blind vertrauten, keimte dieses neue Gefühl langsam aber sicher auf. Jeder Kuss, jede Berührung und jeder lange Blick hatten an neuer Intensität gewonnen. „Hat hier jemand n Taxi bestellt?“, riss uns eine Stimme aus unserer eigenen kleinen Welt. Erst blickten wir einander verwirrt an, dann gleichzeitig rüber zum TV. Ohne das wir es gemerkt hatten, hatte im Hintergrund der Film Traumschiff Surprise begonnen. „Der kam ja schon ewig nicht mehr.“, stellte Lily fest und ließ sich wieder aufs Bett fallen. Auch ich hatte nichts dagegen mir den Film noch mal anzusehen und setzte mich zu ihr. So verging die Zeit wie im Flug. Obwohl wir den Film beide schon kannten, brachte er uns doch wieder zum lachen. Manche Szenen waren und blieben eben lustig, egal wie oft man sie sah. Als der Film schließlich endete, folgte direkt im Anschluss ein Horrorfilm. Ich kannte schon so ziemlich jeden aktuellen Horrorfilm, doch dieser hier war mir neu. Diese Bildungslücke musste natürlich geschlossen werden. Während wir nun also schon den zweiten Film sahen, unterhielten wir uns nebenbei über Gott und die Welt. Da meine Heizung ab einer bestimmten Uhrzeit abgestellt wurde und es im Raum langsam kühl wurde, hatten wir uns unter die Bettdecke gekuschelt. So war es zum einen gemütlich, zum anderen auch schön warm. Im Rest der Wohnung war es schon still. Ein Blick zur Uhr verriet mir auch warum. Es war inzwischen 0 Uhr und meine Mutter war schon schlafen gegangen, da sie morgen Frühschicht hatte. Im Gegensatz zu uns hatte die Gute eben keinen Urlaub mehr. Naja, unsere Ferien würden auch bald vorbei sein. Vermutlich mal wieder schneller, als uns lieb war. Als auch der Horrorfilm zuende war und wir langsam das Gefühl hatten viereckige Augen zu kriegen, griff die Blonde zur Fernbedienung und schaltete das Gerät aus. „Was für ein sinnloses Gemetzel“, tat sie ihre Meinung über den Film kund. „Es gibt wirklich bessere Filme.“, stimmte ich zu und streckte mich. „Und jetzt?“ Ich zuckte nur leicht mit den Schultern. Was konnte man um diese Uhrzeit noch großartig tun? Die Musik laut aufdrehen schon mal nicht, sonst würde Mom mich umbringen, fern gesehen hatten wir eben und ne Flasche Sake töten, das wollte meine Freundin bestimmt nicht. „Keine Ahnung. Vielleicht schon mal umziehen? Schlabberlook ist doch viel bequemer.“ Ich war eben sehr praktisch veranlagt. Und da ich heute bestimmt nicht mehr das Haus verlassen würde, war es mir auch egal ob ich nun meine Alltagsklamotten oder einen Schlafanzug trug. „Stimmt eigentlich.“, stimmte die Blonde mir zu. „Du hast meine Sachen auch im Kleiderschrank gebunkert, ne?“ „Jepp, ich war so frei.“ So suchten wir uns Schlafklamotten aus dem Schrank und begannen uns umzuziehen. Da wir dafür nicht extra rüber ins Bad rennen wollten, blieben wir zwar im Zimmer, hatten uns aber höflichkeitshalber den Rücken zugedreht. Ich schälte mich also aus Pullover und Hose und warf die Sachen gekonnt über meinen Schreibtischstuhl. Irgendwie landete alles so auf der Lehne, das es nicht herunter fiel. Von meinem Standpunkt aus hatte ich einen guten Blick nach draußen. Zwar war es schon stockfinster, doch da in meinem Zimmer kein Licht brannte, spiegelte die Fensterscheibe auch nicht. Es schneite schon wieder, wie ich feststellte. Konnte man das Wetter da draußen überhaupt noch einfach nur 'schneien' nennen? Die Eishölle da erinnerte mich eher an einen mittelmäßigen Schneesturm. Da mir allein schon beim Blick aus dem Fenster kalt wurde, wollte ich möglichst eilig nach meinem Schlafanzugobereil greifen, welches auf dem Bett lag. Doch bevor ich noch danach greifen konnte, schlangen sich zwei Arme von hinten um mich. Sie schmiegte sich an meinen nackten Rücken. Ich spürte ihren Atem auf meiner Haut. „Und was, wenn ich mich doch noch nicht umziehen will?“ Obwohl ich meiner Freundin nicht ins Gesicht sehen konnte, wusste ich, das sie vermutlich ein Grinsen aufgesetzt hatte. Ihre Hände strichen über meine Haut, wanderten langsam weiter nach oben. Mir wurde heiß. „Wenn du dich nicht umziehen willst, dann lass mich dich wenigstens ausziehen.“ Ebenfalls leicht grinsend drehte ich mich in der Umarmung, sodass ich sie ansehen konnte. Auf meinen Einfall hin, hatten ihre Wangen zwar schlagartig einen Rotton angenommen, doch sie schien nichts dagegen zu haben. Im Gegenteil. Lily stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich. Ich erwiderte und bald schon wurde der Kuss verlangender und leidenschaftlicher. Ich ließ meine Hände über ihre Haut wandern, strich langsam hoch zu ihrem Oberkörper. Die Blonde öffnete ganz nebenbei den Verschluss meines BHs und strich den linken Träger von meiner Schulter. Noch vor ein paar Tagen hatte ich mir den Kopf über genau dieses Thema zerbrochen, doch die Nervosität mit der ich gerechnet hatte, blieb aus. Ich vertraute ihr eben blind. Wohl wissend das die Blonde die Bettkante in den Kniekehlen hatte, ging ich trotzdem noch ein kleines Stückchen auf sie zu, sodass wir uns im nächsten Moment auf der Matratze wiederfanden... Irgendetwas kitzelte mich im Gesicht. Ich versuchte diese Tatsache erst zu ignorieren, doch es hörte einfach nicht auf. Mit einem leisen Murren öffnete ich die Augen und blinzelte verschlafen. Im Zimmer war es für diese Jahreszeit schon wieder richtig hell. Erneut blinzelte ich. Wie spät war es? „Morgen Mei-chan.“ Ich sah zur Seite und somit praktisch direkt in das Gesicht meiner Freundin. Lily hatte ein harmloses Lächeln aufgesetzt, doch die Feder in ihrer Hand, die sie vermutlich aus dem Kopfkissen gerupft hatte, verriet sie. Scheinbar hatte die Blonde mir eben mit der Feder durchs Gesicht gestrichen bis ich aufgewacht war. „Morgen Süße.“, begrüßte ich sie und drehte mich zu ihr. Viel mehr als gestern Nacht hatte sie nicht an. Ich schnappte mir eine der blonden Strähnen, spielte damit und beugte mich dann zu ihr rüber um sie zu küssen. Sie erwiderte und streichelte sanft über meine Wange. „Sorry das ich dich aufgeweckt habe Meiko.“ Lily warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „Wie spät ist es eigentlich?“, wollte ich dann wissen. „Kurz nach 8 glaube ich.“, war die Antwort. „Ich muss doch um 11 beim Cheerleadertraining sein.“ Ich zog ein extra gequältes Gesicht. „Musst du da denn unbedingt hin?“ Es war meiner Meinung nach viel gemütlicher noch ein Weilchen im Bett zu chillen und das kalte Wetter nur von dem warmen Zimmer aus zu studieren. Außerdem wollte ich sie noch nicht gehen lassen. „Das weißt du doch.“ Mit einem Lächeln küsste sie mich erneut, schlug dann jedoch die Bettdecke zurück und stand auf. Wie gemein! Wobei... zwar kühlte gerade das Bett aus, doch blieb mein Blick an ihrem Körper hängen. Sie war zwar sehr zierlich, in meinen Augen aber perfekt. Nun schien auch Lily gemerkt zu haben, das ich sie anstarrte. „Meiko! Du bist echt schlimmer als n Kerl, weißt du das?!“, rief sie gespielt empört aus und warf ein Kissen nach mir. Ich wehrte das Geschoss ab, zuckte nur leicht mit den Schultern und setzte ein Grinsen auf. „Und wenn schon.“ Die Blonde krallte sich meinen Bademantel, streckte sich noch einmal und begab sich dann ins Bad. Auch ich beschloss langsam mal aufzustanden. Ich schnappte mir den zweiten Bademantel, schlüpfte hinein und klaubte dann die Klamotten vom Fußboden. Als dies erledigt war, tappte ich rüber zum Fenster und öffnete dieses. Draußen lag schon wieder neuer Schnee. Oh man, hörte das denn nie auf?? Da wir die Wohnung heute morgen für uns allein hatten, begab ich mich rüber in die Küche um schon mal Kaffee zu kochen. Irgendwie musste ich die Zeit, bis das Bad frei wurde, ja sinnvoll nutzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)