BlueberryCastle von PumpkinQueen (Weil ihr anders seit) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Vor der Tür stand ein kleines Mädchen mit grünlichen Locken, die sich um ihren Kopf kräuselten als wäre sie eine Pusteblume. Alice schätze sie auf etwa 12 Jahre. Ihr Hände versteckte das Mädchen schüchtern hinter ihrem Rücken und auch ihre Haltung, eingesunken und nervös, strahlte Zurückhaltung aus. Obwohl es draußen recht kühl war aufgrund des Sauwetters, trug sie lediglich ein durchnässtes langes Hemdchen und ging Barfuß- Genauer gesagt: „Du hast Flossen an den Füßen“, gab Alice geistreich von sich. Als sie Toulouses belustigtes Schnurren hörte, löste sie sich aus ihrer Starre und blickte dem Mädchen zum ersten Mal in die blauen Augen, die so wirkten als schaue sie direkt in einen See. „Ähm... Ich bin Alice, guten Tag. K-komm doch rein?“ Zögernd trat Alice einen Schritt zur Seite. „Ich kann nicht“, flüsterte das Mädchen, „aber ich wollte dich unbedingt kennen lernen. Ich bin Coraline.“ Schüchtern wackelte sie ein bisschen hin und her, schien unschlüssig was sie nun tun sollte. Nun viel es Alice wieder ein. „Du bist die, die nur bei Regen hierher kommen kann oder? Da war irgendwas mit einem See, in dem du lebst. Aber du kannst doch nun nicht die ganze Zeit hier draußen stehen bleiben... Was ist, wenn die Vampire zurückkommen oder andere schreckliche Wesen, von denen mir noch nicht erzählt wurde. Oder noch schlimmer: Meine Hausdame findet mich!“ Erschrocken darüber, dass ihr erst jetzt eingefallen war, dass, aller Vernunft entgegen, vielleicht doch jemand einen Suchtrupp losgeschickt haben könnte, wurde Alice Angst und Bange. Der Wald, der sowieso schon Gefahr und unheimliche Stille ausstrahlte, kam ihr nun vor wie eine tickende Zeitbombe. Irgendwas würde sie früher oder später hier finden. Es war für die Vampire ja auch kein Problem gewesen das Haus zu betreten. Waren Victor, Toulouse und die Anderen sich wirklich sicher, dass sie hier bleiben konnte? Oder brauchten ihre neuen Mitbewohner Alice gar für ein... ein Ritual oder eine Opferung? Was war das denn nun? Warum bekam sie plötzlich solch eine Panik? „Ich komme eigentlich immer durch das Küchenfenster und klettere in die Spüle wo ich mir dann ein Bad einlasse. Aber ich dachte ich würde dich vielleicht erschrecken“, murmelte Coraline auf Alice´ Frage hin und riss diese damit wieder aus ihren Gedanken. Die Panik ebbte wieder ab, verdrängt von dem entschuldigenden Lächeln Coralines, die, nebenbei bemerkt, ein ganz entzückendes Gesicht hatte. Sogar noch niedlicher als das der Dämonenzwillinge. Alice war durcheinander. Irgendwas stimmte mit dem Mädchen nicht. „Wir lassen dich in der Küche rein“, beteiligte sich Toulouse nun auch endlich mal an dem Gespräch, bemerkte Alice ein wenig ärgerlich darüber, dass der Kater sie immer nur zu beobachten schien. Ein paar Momente später befanden sich Alice und Toulouse dann auf dem Weg in die Küche. „Du fragst dich jetzt sicher warum du so durcheinander bist, nicht wahr?“ Der Schattenkater musterte seien Begleitung amüsiert als sie nickte und sich an den Kopf fasste. „Coraline ist eine Asrai. Sie verfügt über die Bürde Männern dermaßen den Kopf zu verdrehen, dass sie sie unbedingt besitzen müssen. Frauen und nicht menschlichen Wesen bereitet sie bloß Wechselbäder der Gefühle, die zwischen Angst, Freude, Hass und Zuneigung schwanken können. Sie weiß das und ist deswegen stets recht zurückhaltend. Wenn manchmal ihre eigenen Gefühle in Wallung gerieten, ist schon manch einer von uns einfach umgefallen.“ „Ihr seit schon ein seltsamer Haufen... Ich wusste eben gar nicht was mit mir passiert ist. Warum wurde sie ausgestoßen?“ „Normalerweise kann eine Asrai die Wasseroberfläche nur einmal in jedem Jahrhundert durchbrechen, wenn Vollmond ist. Sie wachsen auch nur in dieser einen Nacht, leben folglich sehr lang. Coraline kann aber ihren See verlassen wann immer es regnet. Sie kann an Land gehen und uns besuchen. Daraus folgt, dass sie auch schneller wächst und zwar in jeder verregneten Vollmondnacht. Das machte all ihre Artgenossinnen eifersüchtig und brutal ihr gegenüber. Sie lebt nun allein in einem See im Garten des Hauses.“ „Wie alt ist sie denn dann?“ „Etwa 100.“ Daraufhin klappte Alice die Kinnlade runter. Im selben Moment erreichten sie die Küche, in der die kleine Asrai lächelnd im Waschbecken saß und die Beine über den Rand baumeln ließ. Alice briet gerade Speck und Spiegeleier als die Zwillinge ihre grauen Schöpfe zur Tür reinsteckten. Der Duft des Essens hatte sie sicher hervorgelockt. Sie begrüßten Coraline kurz wie Geschwister, die sich jeden Morgen sahen und setzten sich an den Tisch. „Hunger!“, war die klare Aufforderung an Alice, die gleich darauf einen Löffel nach ihnen warf und „Ihr wartet bis ich fertig bin!“, forderte. Das Besteck flog jedoch meilenweit an den Zwillingen vorbei und landete vor den Füßen von... von wem eigentlich? „Oh“, entwich es Alice als sie in das mürrische Gesicht von Killian blickte. „Tschuldigung.“ Wie peinlich, dabei hatte sie sich doch vorgenommen in der Küche Ordnung zu halten. Sie ignorierend und ohne den Löffel aufzuheben, stieg das Model einfach darüber hinweg und öffnete den Kühlschrank. Aus dem Augenwinkel sah Alice wie Coraline, die Zwillinge und Toulouse die Szene neugierig beobachteten. Die Asrai hatte aufgehört mit den Beinen zu wippen und das Kinn auf ihren Knien abgelegt. Sich wieder Killian zuwendend, musste Alice mit einigem Entsetzten erblicken wie ebendieser eine Packung Milch nahm, sie öffnete und daraus trank. „Hey! Kannst du kein Glas benutzen? Ich hab sie immerhin extra abgewaschen!“ „Stell dich nicht so an“, war seine einzige und Alice empörende Antwort. „Sieh mal“, versuchte sie es auf die sanfte Tour, „ich bin hier der einzige Mensch und auch noch unwissend also solltest du es verstehen, dass ich nicht einfach so aus der selben Packung Milch trinke wie du. Denn ich muss befürchten mir irgendwas einzufangen, das mich tötet.“ Wenn das kein Argument war! Killian jedoch zuckte die Schultern. „Dann lass es.“ Damit stellte er die Milch zurück und schloss den Kühlschrank wieder. Nun war klar, dass sie ihm egal war. Dass sie gestern den Eindruck hatte, er wolle sie zurückhalten als sie zu den Vampiren ging, stellte sich somit als Fehleinschätzung heraus. Beleidigt drehte Alice sich zur Pfanne, verteilte das Essen auf Teller und stellte diese dem Kater und der Dämonenbrut vor die Nase, die sich gleich darüber hermachten. Coraline, so hatte Alice erfahren, ernährte sich vegetarisch. Anscheinend liebte sie Seetang und Schilf. Ob es dafür wohl viele Rezepte gab? Killian allerdings bekam nichts und Alice blickte ihn herausfordernd an. „Wenn du glaubst, dass ich das esse, was du kochst dann hast du dich getäuscht, Mensch. Außerdem bin ich Model und muss auf meine Figur achten. Du gefährdest meine Karriere mit so einem Fraß.“ Alice holte tief Luft um das arrogante Individuum vor ihr auf Teufel komm raus zu beleidigen, stoppte aber als sie plötzlich merkte, wie sich eine ungewollte Ruhe in ihr ausbreitete. „Sie hat einen Namen Killian... Ich glaube sie verdient es genau wie du hier freundlich aufgenommen zu werden“, flüsterte es vom Waschbecken aus. Coraline blinzelte durch ihre langen schwarzen Wimpern und machte so ein entzückend vorwurfsvolles Puppengesicht, dass es Alice sofort das Herz aufging. War das nun ihre realer Empfindung oder spielte ihr Coralines Aura einen Streich? Man sah es Killian deutlich an, dass es ihm schwerfiel seine arrogante Haltung aufrecht zu erhalten. „Ich dulde sie in meinem Haus nur wegen Victor“, zischte er. „Meiner Meinung nach hat ein Mensch hier nichts verloren, ob verstoßen oder nicht, was wir doch nicht mal sicher wissen! Und wenn dieser Mensch mir dann auch noch Vorschriften machen will, dann braucht sich keiner zu wundern, wenn ich ihr-“ Obwohl Alice es gewohnt war, dass man in ihrem Beisein so über sie sprach, wurde sie immer kleiner. Bisher war es ihr egal gewesen, doch hier wollte sie gemocht werden. Dementsprechend erleichtert war sie als Killian stoppte. Über den Grund jedoch war sie erstaunt, denn die Zwillinge hatten ihre Mahlzeit unterbrochen und schienen mit ihren Blicken Löcher in Killians Stirn brennen zu wollen. „Alice ist unser Spielzeug“, begann Time „und wir wollen nicht, dass du so über sie redest“, beendete Clock den Satz. Killian stand ruckartig auf, sodass er den Stuhl dabei fast umkippte, er musterte Alice mit ungeschminkter Wut, und stampfte aus der Küche. Seufzend ließ sich das Mädchen auf einen Stuhl sinken. „Ist er immer so oder hab ich irgendwas gemacht? Ich geb zu das mit der Milch war vielleicht ein bisschen pingelig...“ Obwohl sie das eigentlich anders sah. Sie zuckte leicht zusammen als Toulouse plötzlich neben ihr auf dem Tisch saß. „Es ist mir nicht ganz klar. Er hat einen schwierigen Charakter, aber normalerweise wird er nicht gleich so verletzend.“ „Das war lecker! Bekommen wir das jetzt jeden Tag?“, fragten Clock und Time im Gleichklang. „Wie?“ Alice musste zuerst ihre Gedanken sortieren bevor sie antworten konnte. „Wenn ihr mögt.“ „Super!“ Sie lächelte über die beiden. Trotzdem bekam sie das schwere ziehen in ihrem Hals nicht los. „William und Sophia waren hier“, bemerkte nun Coraline und schnitt damit ein neues Thema an, über das Alice sowieso noch hatte reden wollen und sofort auf das sie sofort einging: „Wie kamen sie hier rein? Ist euer Schutzbann denn so leicht zu durchbrechen? Und was wollten die genau?“ „Sie wollen keinen Mensch in ihrem Wald dulden. Sie verachten die Menschen...“, flüsterte Coraline. „Der Bann hält sie nicht auf, aber er schwächt sie. Es war riskant in das Haus zu kommen.“ „Dann wollen sie mit mir das Selbe machen wie mit all den anderen, die gefunden wurde? Mich an einen Baum nageln zum Beispiel? Aber warum verachten sie denn die Menschen?“ „Nun, Alice....“ Aufgrund von Toulouses schwerfälligem Tonfall, ahnte sie, dass nun eine längere und bedauernswerte Erzählung folgen würde. „Es ist so, dass die Menschen jede Spezies nach und nach verdrängen. Ihr übernehmt die Welt als eine Selbstverständlichkeit, lasst außer Acht, dass sie nicht nur euch gehört und vergesst uns dann. Viele hassen euch deswegen und verteidigen die wenigen Plätze, an denen sie noch ungestört leben können, bis aufs Blut. Vor langer Zeit, als noch jeder wusste, dass wir existieren hattet ihr durch eine Religion die schlimmsten Ängste vor uns, tötet und verfolgtet uns. Ihr habt uns in Märchengeschichten verbannt. Und in Wälder wie diese hier. Viele Wesenheiten sind eigentlich stärker als die Menschen, kommen aber gegen ihre Technologien nicht an. Heute könnt ihr nur ahnen wer wir sind, unsere Zufluchtsorte abschotten und euer engstirniges Leben weiterführen. Wir sind wenige geworden und es kommt immer wieder vor, dass es Genveränderten Nachwuchs gibt. Durch Inzest, aber auch durch Gifte und Abgase, Verstrahlung und nun ja... Vergewaltigung zwischen den Arten.“ Das Fazit war, dass solche dabei herauskamen wie die hier im Haus Lebenden. Aber obwohl es allen klar war, sprach es keiner aus. So herrschte eine Weile lang Stille bis Alice Mut fasste. „Toulouse? …Aber das wusste ich alles gar nicht, versteht ihr?“ „Ich weiß, dass du nun befürchtest wir würden dir die Schuld geben. Aber jeder von uns weiß, und das gilt auch für Killian, dass du aus einer Generation stammst, die nur die Last ihrer Vorfahren trägt. Keine Sorge Alice. Wir haben dich schon jetzt sehr gerne.“ Erleichtert und auch gerührt vermochte sie nur ein Lächeln und versank dann wieder in Schweigen. Was sie eben gehört hatte war ein Kapitel Geschichte, dass für sie immer im Dunkeln gelegen hatte. Wenn sie im Geschichtsunterricht gesessen und dem Lehrer ausnahmsweise mal zugehört hatte, war ihr mehr als einmal aufgefallen, dass nicht alles so aufging wie er es berichtete. Natürlich war es nicht offensichtlich, eher ein Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Wenn ihr erzählt wurde wie einige Städte entstanden waren, wie seltsame Kreaturen auf Bildern, in Stein gehauen und noch auf viele andere Arten und Weisen gefunden worden waren, wie ganze Horden von Gestalten verehrt und gefürchtet worden waren, dann hatte sie sich stets gefragt ob sich die Menschen wirklich alles hatten ausdenken können. Und dann die verbotenen Gebiete. Es gab viele Erklärungen: Alte Kriegsmienen, die es zu gefährlich machten einen Fuß hinter die Sperrzonen zu setzten, wilde Tiere, geschützte Reservate, Jagdgebiete, Mörder, Verrückte und viele viele mehr. Sie ahnte nun, dass sie hier auf etwas gestoßen war, das ihre Vorstellungen weit übertreffen, ihr Weltbild ändern würde. Und sie fragte sich erneut warum Victor sie hergebracht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)