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Lapis Serpentis

von

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Der Heiler

Hastiges Schwatzen von Frauen, Kindern und den Händeln die ihre Ware auf dem Markt verkaufen wollten, erfüllte die Gassen der kleinen Stadt.

Dicke Rauchwolken stiegen aus den Kaminen der Bäckerei und die Frauen unten an den Schneidebänken fluchten besser als jeder Ritter es je könnte.

Der Duft von frischen Backwaren mischte sich mit dem Unrat der Bewohner der Stadt und dem Fischgestank des Verkäufers am unteren Ende der Straße.

Die Stadt war auch nicht mehr das was sie einmal war - Jeder dachte es, doch niemand wollte diesen Gedanken laut aussprechen. Der Graf dieser Stadt hatte seine Wachen überall platziert und er hörte es garnicht gerne, wenn jemand seine Art sich zu kümmern bemängelt wollte. Er war herzlos und unnachgiebig was seine Bestrafungen für die einfachen Leute anging. Die meisten nagten jetzt schon am Hungertuch, weil die Abgaben unverschämt hoch waren.

Zudem machten Beutelschneider den Leuten zu schaffen, die das bisschen Geld was sie besaßen auch noch klauten.

Es waren dunkle Zeiten, aber jeder versuchte das Beste daraus zu machen.
 

Der Rand des abgetragenen Gewands des junges Mannes war ganz schmutzig vom Dreck der Straße. Doch hier nicht schmutzig zu werden war ganz unmöglich.

Severus machte sich nicht mal mehr die Mühe überhaupt darauf zu achten. Seine paar Sachen standen regelrecht vor Dreck und das letzte Bad im Fluss lag auch schon länger zurück. Jedoch störte der Gestank hier sowieso niemanden. Baden war Luxus und Zeitverschwendung.

Der Weg führte ihn Richtung Wald, der genau an die Stadtmauern anschloss. Hier konnte er alles finden was er brauchte. Kräuter. Blüten und frisches Wasser für seine Tränke und Tinkturen.

Der Schwarzhaarige verdiente sich sein bisschen Geld als Heilkundiger, doch die Geschäfte liefen nicht gut. Hinter vorgehaltener Hand schimpfte man ihn, er seimit dem Teufel im Bunde. Kein normaler Mensch könne so viel über die Heilkunst wissen ohne, dass da was faul war.

Nur wenige wollten sich mit der Sünde belasten sich von ihm behandeln zu lassen, auch wenn er wirklich helfen konnte. Die Methoden des Arztes hier waren geradezu lächerlich.

Severus wusste ganz genau, dass ein Aderlass nicht bei einer schweren Erkrankung helfen konnte und schon garnicht 20 Vater-unser. Vielmehr waren es Kräuter die aufgekocht wurdenoder zu Salben weiterverarbeitet wurde, die den Menschen wirklich halfen. Aber gerade wegen seiner Einstellung gegenüber den üblichen Methoden mied man ihn häufig.

Der Arzt der Stadt hatte auch schon öfter versucht ihn beim Priester anzuschwärzen um ihn endgültig los zu werden. Doch Severus konnte seine Unschuld gerade so beweisen indem er

seine Kräuter und Salben nach Heiligen benannte und vor jeder Behandlung ein Gebet sprach. Nur das rettete ihn vor Strafe.

Im Wald füllte er seinen Korb mit allerhand Pflanzen und füllte seine Fläschchen mit Wasser. Der Tag war ungewöhnlich warm und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Das war wirklich kein geeigneter Zeitpunkt um im Dreck nach Blumen zu suchen. Deswegen blieb er nicht lange und machte sich zügig auf den Weg zurück in sein kleines Haus am Rand der Stadt.

Näher durfte er nicht wohnen. Die Leute trauten ihm eben nicht. Und Severus mochte die anderen auch nicht besonders. Also blieb er gerne weiter weg wohnen, ehe man ihm nachsagte er hätte eins der Kinder verflucht... Obwohl er das manchmal gerne getan hätte. Die Blagen zerstörten ihm regelmäßig seinen kleinen Garten.

Am Haus angekommen machte er sich daran die Pflanzen an die Dachbalken zum trocknen zu hängen. Anschließend musste er noch ein paar Salben für die Schwangere drei Straßen weiter machen.

Ihr Mann hatte ihn eines Abends ganz verzweifelt aufgesucht, sie hätte furchtbare schmerzen. Severus hatte die Situation schnell erfasst und ihr einen Tee und ein paar Salben verkauft, die ihr helfen würden die schwierige Schwangerschaft zu überstehen. Niemand sollte wissen, dass er der Frau geholfen hatte. Darum hatte ihr Mann ihn gebeten, denn die Nachbarn würden schlecht über sie reden.

Also begnügte sich Severus damit die Salben nach Einbruch der Dunkelheit rüber zu bringen.
 

Lange Zeit um seine Kräuter zu verstauen hatte der junge Heiler allerdings nicht.

Seine Tür wurde furchtbar unsanft aufgestoßen, dass sie fast aus dem Türrahmen rausbrach. Zum Glück war nichts passiert, denn eine Reparatur konnte er sich nicht leisten.

Zwei große, kräftige Männer in voller Rüstung betraten sein kleines Haus und lachten amüsiert angesichts der Armut die hier herrschte.

Severus erkannte sofort um wen es sich handelte. Das waren die Brüder Lestrange die als Wachen in der Burg arbeiteten und oft genug Ärger in der Stadt machten.

Als Wachen des Grafen hinderte sie niemand daran, wenn sie sich einfach Brot wegnahmen oder das Hurenhaus nutzen ohne zu bezahlen.

Severus verabscheute solche Kerle... Sie waren dumm und stanken und hatten auch noch spaß dabei. Doch seinen Argwohn durfte er sich natürlich nicht anmerken lassen, also verneigte er sich höflich.

"Welch eine Ehre, dass ihr euren Weg in mein Zuhause gefunden habt.", presste er mühsam hervor, als der eine Kerl ein Töpfchen mit einer Salbe runterwarf und darüber lachte.

Rodolphus strich sich das fettige dunkle Haar zurück und grinste den mageren Heiler spöttisch an. Nur ein wertloser kleiner Sünder, dachte er sich. Gerne hätte er ihm ein paar Manieren beigebracht, denn sich so mit Kräutern zu beschäftigen konnte nur Teufelswerk sein. So was wollte man hier nicht! Allerdings kamen die Brüder mit einer anderen Aufgabe hierher die sie nur zu gerne ausführten.

"Der Graf will dich sehen.", knurrte sein Bruder schlecht gelaunt. "Er hat... Probleme und ihm ist zu Ohren gekommen, dass du heilen kannst. Der Burgarzt ist ein verdammter Quacksalber.", fügte er mürrisch hinzu.

Rodolphus lachte daraufhin nur auf. "Aber seine Frau lässt sich gut besteigen." Das brachte die Brüder zum lachen, doch Severus verzog keine Miene. In seinem Kopf arbeitete es wie verrückt.

Der Graf wollte ihn sehen? Was hatte das zu bedeuten? Noch nie war er auf die Burg gerufen worden. Ob das nur ein Vorwand war um ihn in den Kerker zu werfen? Nein... da hätten die Brüder ihn gar nicht gebeten, sondern ihn einfach hingebracht. Vielleicht gab es ja wirklich ein Problem? Aber... Was wenn er nicht helfen konnte? Drohte ihm dann doch der Tod? Wieder trat Schweiß auf Severus Stirn, doch diesmal war es die Angst.

"Na los steh auf und kommt mit Bursche!", fuhr ihn Rodolphus an. "Du willst den Grafen doch nicht warten lassen?!"

Sofort sprang der Heiler auf, packte in seinen Korb was er brauchen konnte und folgte den Wachen durch die Straßen.
 

Natürlich lagen nun alle Blicke auf ihm. "Wird er endlich gehängt?", spottete eine Frau mit Kind, der Severus nicht hatte helfen können als sie ihn bat sie mit seinen Hexenkräften schöner zu machen.

Der Weg zur Burg kam dem Mann unendlich weit vor. Was würde ihn da nur erwarten? Sollte das schon sein Ende sein?

Als sie das große Tor durchquerten hätte er sich am liebsten Übergeben. Ihm drehte sich schon der Magen um... Der Kerker wartete sicher auf ihn. Da gab es garkeinen Zweifel, dachte er sich. Auch wenn es nicht danach aussah.

Die Brüder führten ihn durch einen großen, dunklen Gang aus Stein, an dessen Wände prachtvolle Bilder hangen. Vor einer großen, reich verzierten Holztür blieben sie stehen.

"Der Graf erwartet dich, du Wurm. Ich rate dir ihn nicht zu verärgern!", brummte noch der eine Bruder ehe er die Tür aufmachte, den Heiler ankündigte und den armen Severus einfach hindurch schubste.
 

Dem Heiler blieb das Herz fast stehen als er sich umsah. Offensichtlich aß der Graf gerade zu Mittag... Die Tafel war reich gedeckt mit Fleisch und Brot und Wein. Allein der Duft ließ dem Schwarzhaarigen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Diener huschten hin und her um den Leuten an der Tafel Wein nachzuschenken. Hier saßen die ranghöchsten Ritter mit ihren Frauen zusammen und lachten und erfreuten sich am Lautenspiel des Hofnarren.

Ganz am Ende der Tafel erblicke Severus dann auch endlich ihn. Den Grafen Riddle. Seine kalten Augen richteten sich sofort auf den Heiler, als dieser ungeschickt in den Raum gestolpert kam.

Schnell verbeugte sich Severus tief und glaubte für einen Moment vergessen zu haben wie man atmet.

Riddle ließ ihn warten. Sagte lange einfach kein Wort bis er dann endlich den Mund aufmachte.

"So so? Du bist also dieser Heiler, ja?", begann er und sofort wurde die Runde still. Alle Blicken richteten sich auf Severus.

"Komm näher.", murrte der Graf und Severus machte sich schnell daran näher zu dem Stuhl des Grafen zu huschen, ehe er wieder auf die Knie ging.

"Ich hab dich was gefragt!", herrschte der Graf Riddle ihn ja.

Für einen Augenblick wusste der junge Mann garnicht was Riddle von ihm wollte. "Oh.. ja Sire. Ich bin der Heiler. Severus Snape mein Name.", redete er und versuchte dabei beherrscht zu klingen – doch er hörte ein paar Frauen spöttisch kichern.

Die Finger des Grafen klickten unruhig auf das Holz des Tisches.

"Man sagt mir du seist gut.", murmelte er. "Und mein Arzt konnte mir nicht weiterhelfen. Seit Tagen plagen mich diese Schmerzen im Magen. So kann ich nicht mal die Tafel genießen! Oder die Anwesenheit der hübschen Damen.", grinste er beinahe gemein und eine Frau am Tisch kicherte besonders laut.

Severus Blick landete unweigerlich auf eben dieser und seine Augen wurden kurz größer.

Die Frau hatte schwarze, lockige hochgesteckte Haare, ein hübsches Gesicht und ihr Kleid war vermutlich wertvoller als alles was er besaß. Vor allem ihr großzügiger Ausschnitt lenkte Severus kurz ganz ab.

Er hatte nie genug Geld gehabt um sich eine Frau zu leisten. Und heiraten wollte ihn schonmal garkeine. Immerhin war er ja angeblich mit dem Teufel im Bunde.

Vor ein paar Jahren hatte er mal versucht die Tochter des Webers Evans für sich zu gewinnen.... Doch die schöne Lily war nun mit dem blöden Töpferssohn Potter verheiratet und erwartete bereits ein Kind.

Die Schönheit einer adligen Frau lenkte ihn demnach erschreckend schnell ab.

Gerade rechtzeitig bemerkte er, dass er sich lieber dem Grafen widmen sollte.

"Ich habe Tees, Sire.", nuschelte er. "Die werden wunderbar helfen bei Magenproblemen."

Der Graf lachte ein bisschen skeptisch auf und winkte mit der Hand ab. "Tee?", spottete Riddle. "Nun wenn du meinst. Irgendwas muss mir ja helfen."

Ein Diener huschte zu ihm. "Ich will, dass du dem Heiler eine Kammer einrichtest. Er ist... unser Gast."

In dem Moment wurde es zur furchtbaren Gewissheit. Hier ging es doch garnicht um Magenprobleme... Irgendwas hatte der Graf mit Severus vor. Und ihm graute jetzt schon davor was.

Der Diener nickte nur knapp und wies Severus kurz an ihm zu folgen. Der junge Heiler war wirklich froh darüber jetzt von der Tafel entlassen worden zu sein.
 

Seine Anspannung wollte allerdings nicht von ihm abfallen. Jetzt musste er sich ernsthaft fragen was der Graf mit ihm plante. Er war sich ziemlich sicher, dass auch ein noch so unfähiger Arzt mit Magenproblemen halbwegs zurecht kommen musste.

Ein letztes Mal warf Severus einen Blick auf die Runde und sah, dass die Frau mit den dunklen Haaren ihm mit ihrem Blick folgte.

Irgendwas lief hier ganz und gar nicht richtig.

Der Diener führte ihn zu einer freien Kammer, die nur für eben jene Diener vorbehalten war. Allerdings war es eine Einzelkammer, deren Einrichtung besser und teurer war als die in seinem eigenen Haus unten in der Stadt. Hier wollte Severus gerne bleiben…. Wäre da nur nicht der Verdacht, dass er das hier bald gegen den Kerker tauschen musste.

Was konnte ein Graf nur von ihm wollen? Er konnte doch nichts außer ein paar Tränke zu machen, die Schwangeren halfen oder Schmerzen linderten. Dass Severus den Arzt hier ablösen sollte war ganz unmöglich. Dazu waren seine Heilmethoden viel zu wenig anerkannt und der Graf würde Spott auf sich ziehen, wenn er so einen als Arzt beschäftigte.

Mit einem Seufzen sah der schwarzhaarige Mann aus dem Spalt in der Mauer nach unten auf den Hof. Kurz beobachtete er einen jungen Knappen mit blonden Haaren, der sich gerade um ein Pferd kümmerte. Das Tier sah sehr wertvoll aus und hatte sicher eine ganze menge gekostet.

In was für einer Welt war er hier nur gelandet? Mit einem Mal schämte er sich wegen seiner alten und kaputten Sachen. Die Leute stanken auch nicht so schrecklich… Nun zumindest nicht alle, fügte er gedanklich hinzu als er an die Lestrange Brüder dachte, die gerade unten auf dem Hof eine Magd belästigten. Widerliche Kerle…

Snape seufzte nochmal und ließ sich auf das Bett sinken das so viel weicher war als das was er Zuhause hatte.
 

Auf einmal klopfte es an seiner Tür.

„Herein…?“, bat er etwas verunsichert was ihm jetzt schon wieder erwarten würde. Hatte der Graf es sich doch anders überlegt?

Doch es trat nur eine der Mägde ein und machte einen kurzen Knicks. Niemand hatte je zuvor vor ihm geknickst!

„Ich komme mit neuer Kleidung.“, wisperte sie scheu. „Und ich soll euch ein Bad einlassen. Der Graf wünscht, dass Ihr heute Abend zu seiner Tafel kommt… und dabei angemessener ausseht.“, erklärte sie kurz und reichte Severus ein Bündel neuer Sachen.

Severus staunte nicht schlecht… neue Sachen? Ein Bad? Diese Kammer hier und jetzt sollte er wieder zur Tafel kommen? Er sollte wohl möglichst schnell rausfinden was hier los war. Das konnte auch eine furchtbare List sein ihn in Sicherheit zu wiegen. Sicherlich steckte dahinter ein ganz anderer Plan. Der Graf war grausam und gemein. Warum behandelte er ihn also so?

„Kannst… du mir vielleicht sagen was das hier alles soll?“, fragte er dann einfach zögerlich die Magd.

Doch das Mädchen schüttelte nur gehorsam den Kopf.

„Ich warte draußen, wenn ihr euch umgekleidet habt. Danach zeige ich euch wo Ihr baden könnt.“, mit diesen Worten huschte sie schnell aus dem Raum und ließ einen verwirrten Severus zurück.

Nun dann muss ich es wohl selbst rausfinden… , dachte er sich und machte sich daran die neuen Sachen anzuprobieren.

Unerwartete Wendungen

Fliegen machten ein summendes Geräusch während sie langsam im kalten Badewasser ertranken.

Severus Lippen umspielte ein leichtes Grinsen als er den lästigen Viechern beim Todeskampf zusah.

Das Bad was man vorbereitet hatte war eiskalt und schon längst schmutzig. Er mochte garnicht daran denken wie viele Leute schon vor ihm hier drin saßen. Doch Baden war ein Luxus und das warme Wasser konnte nicht ständig aufgefrischt werden.

Lange hielt es den jungen Heiler nicht in dem Holzbecken. Kaum hatte er sich halbwegs gesäubert stieg er schon wieder aus der schmutzigen Brühe und zog sich seine neuen Kleider über den Kopf.

Der Stoff war kratzig aber er hatte Stickereien und war viel edler als das, was er selbst besaß. Natürlich wollte man, dass er ein gewisses Bild abgab und in seinen Lumpen konnte er dann nun wirklich nicht mehr rumlaufen.

Vermutlich würde man ihn hängen, wenn er den kostbaren Stoff kaputt bekam. Was Severus nicht wusste war, dass seine neue Kleidung in diesen Kreisen garnicht so besonders wertvoll war. Dem armen Heiler kam es nur unglaublich teuer vor, da er nie so etwas besessen hatte und es sich vermutlich auch nie leisten können würde.
 

Nachdem er den kleinen Raum, in dem die Holzwanne stand, verlassen hatte, huschte auch sofort wieder die Magd zu ihm und hatte ein kleines Messer dabei.

Severus Haare sollten gestutzt werden und so fand er sich bald auf einem Schemel und seine langen schwarzen Haare wurden auf Schulterlänge gekürzt. Snapes Herz rutschte ihm dabei fast in die Hose. Diese Frisur wurde meist von Rittern oder Bürgern getragen und nun lief er damit rum. Das würde ihm sicher einigen Spott in der Stadt, wenn nicht sogar Schläge einbringen.

Aber er wagte er nicht zu wiedersprechen. Immerhin hatte der Graf es so angeordnet. Ob das sein Plan war? Wollte er ihn zum Vergnügen demütigen? Doch recht schnell fand er diese Idee zu lächerlich. So langweilig konnte nun wirklich keinem sein…
 

Nachdem Severus nun also eingekleidet war, machte er sich daran die Burg zu erkundigen. Bis zum Abendessen hatte er noch Zeit und solange er niemandem in die Quere kam, dürfte er sich bestimmt ein bisschen umsehen. Mit den neuen Sachen und der Frisur kam er sich auch garnicht mehr so fehl am Platz vor.

Die Burg war wirklich prächtig. Überall hangen Bilder und kostbare Teppiche an den Wänden. Fast jedes Zimmer schien einen Kamin zu haben um den kalten Stein warm zu halten. Bis auf die Räume der Bediensteten natürlich.

Snapes Weg führte ihn nach draußen auf den Hof und sein Blick fiel sofort auf den großen Brunnen in der Mitte. Selbst dieser war reich verziert und fein gearbeitet. Der Graf musst eine menge Geld besitzen… Nun kein Wunder bei den Abgaben die er von seinem Volk verlangte, dachte er sich.

Die Pferdekoppel war direkt nebenan und wieder entdeckte der Heiler den blonden Knappen bei seinem kostbaren Pferd. Unsicher trat er ein bisschen näher heran.

„Bist du der neue Stallbursche?“, murrte der Blonde abfällig, obwohl er so viel jünger war als Severus.

„Ich bin der Heiler.“, murmelte Severus schnell und war sich nicht sicher ob er sich vor dem Knappen verbeugen sollte. „Der Graf hat mich hergerufen.“ Sofort erkannte Snape, dass seine Kleidung wohl doch nicht so wertvoll war… Sonst hätte der Junge ihn wohl kaum für einen Stallburschen gehalten.

Noch ehe der blonde Knappe etwas erwidern konnte, schritt ein Mann, offensichtlich ein Ritter, mit längeren blonden Haaren auf ihn zu und tätschelte fürsorglich und etwas spöttisch dessen Kopf.

„Na Draco? Wie geht es deinem Hengst? Hast du ihn endlich eingeritten?“, meinte der Mann und schien Severus Anwesenheit garnicht zu bemerken.

„Ich hab es versucht… Aber das Vieh ist verdammt stur.“, murrte der Knappe namens Draco. „Es lässt sich nicht vernünftig einreiten.“

„Nun vielleicht sollte ich dir lieber die Stute deiner Mutter geben.“ Der Ritter ermahnte seinen Sohn sich nicht so anzustellen. Immerhin sei das Pferd der wichtigste Wegbegleiter eines jeden Kämpfers. Er müsse eins sein mit dem Tier.

Severus runzelte die Stirn und beobachtete die Szene mit Abstand. Das musste der Ritter Malfoy sein und der Knappe sein Sohn. Oft hatte er den älteren Malfoy mit seinen Männern durch die Stadttore reiten sehen und ihn insgeheim beneidet. Der Mann verstand es mächtig Eindruck zu schinden. Angeblich gehörte er zu den näheren Vertrauten des Grafen Riddle und Snape meinte ihn auch vorhin mit seiner Frau an der Tafel gesehen zu haben.

Plötzlich fiel der Blick auf ihn und der Heiler schluckte schwer, wagte es nicht auch nur ein Wort zu sagen.

„Dieser Heiler, hm?“, grinste Malfoy und ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Ich bin mir sicher du wirst uns gute Dienste leisten. Ich rate es dir!“, der kalte Unterton war deutlich zu hören und Severus wurde ganz anders zu mute. Also schienen sie wirklich etwas mit ihm zu planen.

Es gehörte sich allerdings nicht zu viele Fragen zu stellen. Schon mal garnicht vor einem Ranghohen Ritter wie Malfoy. Also nickte Snape nur höflich und murmelte mit gesenktem Blick –

„Ich werde Euch nicht enttäuschen.“

Das schien genau das gewesen zu sein was Malfoy hatte hören wollen, denn nun wand er sich wieder ab und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Sohn und dessen Pferd.

Die Gelegenheit nutzte der Schwarzhaarige um schnell zu verschwinden.

Sofort zog er sich zurück in die Kammer die ihm zugeteilt wurde. Besser er beendete für heute seine Erkundungstour. Sein Glück wollte er nämlich nicht herausfordern und der Kerker drohte weiterhin in seinen Gedanken wie ein furchtbarer Alptraum.
 

Gegen Abend klopfte es erneut an seiner Tür und die Magd von heute früh bat ihn in den Speisesaal zu gehen. Die Tafel wäre jetzt eröffnet.

Mit mulmigen Gefühl machte sich der Heiler wieder auf den Weg in das Zimmer, an dessen Tischen wieder reichlich gedeckt war.

Musik lag in der Luft, gemischt mit dem Duft des wunderbaren Essens. Severus war ganz überfordert von all den Eindrücken. Er bekam kaum mit, dass ein Diener ihn zu einem der Tische führte an dem die weniger wichtigen Leute saßen.

Snapes Blick huschte rüber zu dem Grafen. Von seinem Platz aus konnte er halbwegs verstehen was bei den Ranghöheren gesprochen wurde.

Die dunkelhaarige Frau von vorher hatte sich zum Grafen gelehnt und flüsterte mit einem kichern auf den Lippen etwas in sein Ohr. Die Geste schien so vertraut und so unangebracht, dass Severus Ohren ganz rot wurden.

„Peinlich sowas.“, hörte er eine Frau in seiner Nähe tuscheln, die eben auch jene Szene zu verfolgen schien. „Bellatrix ist verheiratet und trotzdem liegt sie so manch eine Nacht beim Grafen. Wenn ich mir das erlauben würde, würde mein Mann mich davonjagen. Ehebruch ist eine Sünde.“, grinste sie kalt.

Die Frau daneben, mit langen blonden Haaren und einem edlen Schleier rümpfte darauf bloß die Nase.

„Du vergisst sie ist meine Schwester. Ich will nicht, dass du so schlecht über sie redest. Immerhin geht es hier nur um den Grafen. Sie kann ihn ja wohl kaum ablehnen. Und Rodolphus rennt auch lieber ein paar armen Mägden und Kammerfrauen nach.“

Daraufhin verstummte die erste Frau sofort und Severus ließ sich das durch den Kopf gehen. Rodolphus Frau… Einer der Lestrange Brüder. Snape verstand nicht viel von solchen Dingen und konnte sich nur darüber wundern. Wenn er so eine schöne Frau hätte, würde er sicherlich keinen Kammerfrauen nachrennen oder zu dem Hurenhaus gehen.

Sofort dachte er etwas wehmütig an Lily, die jetzt mit ihrem dummen Mann in ihrer wunderbaren Hütte saß. Das Leben war nicht fair.

Der Graf hob auf einmal sein Glas und damit war die Tafel eröffnet. Die Leute tranken und aßen und auch der Heiler konnte garnicht genug bekommen. Zwar gab es an seinem Tisch nur dünnes Bier und Brot mit ein wenig Fisch, aber das war für ihn ein wahres Festmahl. Er schlug sich ordentlich den Bauch voll und bemerkte nicht recht den argwöhnischen Blick neben sich.

„Dich haben sie also hergeholt, ja?“, knurrte der dickliche Mann neben ihn.

Snape erstarrte kurz angesichts der Feindseligkeit in der Stimme seines Sitznachbarn. Der Mann neben ihn war sehr rund und vorallem ziemlich hässlich. Er hatte eine Knollnase und seine Haut war voller Narben und Akne. Wirklich kein schöner Anblick.

„Sieht so aus...“, nuschelte der Schwarzhaarige. Er wusste, dass er sich hier den höflichen Ton sparen konnte. Immerhin saßen sie an einem Tisch und standen damit fast auf gleicher Stufe.

Mit einem falschen, gelben Lächeln reichte der dicke Mann ihm die Hand.

„Mein Name ist Pettigrew. Ich bin der Arzt hier.“, stellte der Hässliche sich vor.

Das erklärt auch seine Abneigung in der Stimme, dachte sich Snape und nickte Pettigrew zu. „Ich bin Severus Snape.“, meinte er knapp und aß dann einfach weiter. Sicherlich würde der Hässliche ihm noch ärger machen.

„Kräuter, ja?“, spottete der Arzt auch gleich drauf los. „Sündige Methoden die du da benutzt. Du solltest die Leute beten lassen und darauf hoffen, dass Gott sie verschont.“

Severus grinst etwas spöttisch. Darauf hatte er doch nur gewartet. Jeder griff ihn sofort über die Schiene an.

„Oh aber kommen meine Kräuter nicht aus Gottes Erde? Sind es nicht Dinge die Gott uns geschenkt hat? Ich benenne jede meiner Pflanzen nach einem Heiligen um ihm zu danken.“, leierte er seinen Text runter. Diese Show schützte ihn vor weiteren Fragen und Anschuldigungen und tatsächlich verstummte der Arzt darauf.

Nach einer Weile erklang das Geräusch von einer Gabel die auf feines Glas traf und kündigte damit den vergnüglichen Teil des Abends an. Manches Paar stand auf und wagte einen Tanz zu dem Musikstück des Hofnarren, der gerade von einem unglücklichen Liebespaar sang.

Severus wurde mitgeteilt er solle sich beim Grafen melden und so fand er sich bald wieder vor dessen Stuhl und auf den Knien wieder.

„Severus Snape.“, begann Riddle etwas kühl und diese Bellatrix saß direkt in seiner Nähe mit einem nicht weniger urteilendem Blick.

Was erwartete ihn jetzt nur…?

„Ich frage mich ob du schon von Dumbledore gehört hast, Severus Snape.“, setzte der Mann seine Rede weiter fort.

„Dumbledore..?“, nuschelte der Heiler kurz nachdenklich. Worauf wollte der Graf nur hinaus? „Er ist der Graf der Nachbarstadt. Man… sagt viel Gutes über ihn.“

„Lügen!“, kam es sofort wütend und laut von Riddle. Sofort verstummte die Musik und die Anwesenden ebenso.

„Dumbledore plant einen Krieg gegen mich! Er hat es auf meine Stadt abgesehen!“, fauchte der Kaltherzige. „Er ist ein dummer alter Narr mit falschen Überzeugungen! Man solle die Siedler gütig behandeln, dabei sind sie nicht mehr als Dreck unter den Nägeln eines richtigen Herrschers!“ Wie auf Kommando nickten die Leute von allen Seiten und stimmten ihrem Grafen zu.

Snape wurde ganz anders zu mute. Er war selber ein Siedler… Kein Bürger, kein Kaufmann, kein Adliger – sondern ein armer Siedler. Andererseits überraschte es ihn nicht, dass sein Graf so dachte.

Wäre doch nur alles etwas anders in seinem Leben gelaufen… Seine Mutter kam aus dem Bürgerstand, aber sein Vater war ebenso Arm wie er jetzt. Aus Liebe hatte seine Mutter ihren Reichtum und ihren Stand aufgegeben und dafür mit dem Leben bezahlt. Jetzt musste Severus diese Fehlentscheidung ausleben.

„Wie kann ich euch helfen, mein Graf…?“, nuschelte der Heiler höflich.

Sofort schien Riddle sich zu beruhigen und ein Grinsen spielte wieder auf seine dünnen Lippen.

„Du bist ein kluger Mann, Snape. Du kannst mir tatsächlich helfen. Dieser Krieg soll zu meinen Gunsten ausfallen. Aber…“, er machte eine Handbewegung, „Alles zu seiner Zeit. Ich will sehen wie du dich machst. Ich will, dass du hier bleibst und mir ein paar deiner Kräuterspielerein zubereitest. Sicherlich finden wir dann eine geeignete Aufgabe für dich.“

Dem Heiler lief es kalt den Rücken runter. Sicherlich stand diese Aufgabe längst fest… Es würde also bald einen Krieg geben und ich soll helfen, schoss es dem jungen Mann durch den Kopf.

Immernoch hafteten zwei Augenpaare auf ihm.

„Ich… werde tun was in meiner Macht steht, mein Graf.“, versicherte Snape.

„Gut so.“ – damit war Severus wieder entlassen.

Jetzt stand also fest, dass er hier bleiben würde. Auf einer Burg… Und es würde Krieg geben. Das war noch schlimmer als der Kerker.

Wie sollte er hier bei all den Intrigen nur überleben?

Bekanntschaften

Severus verzog sich lieber in die hinterste Ecke des Raumes. Noch war der Abend nicht vorbei und einfach gehen wäre unangebracht. Doch er musste dringend nachdenken.

Konnte er sich irgendwie abmelden? Den Grafen dazu bringen ihn einfach gehen zu lassen? Vielleicht wenn er bei seinen Tränken etwas absichtlich falsch machte. Aber das könnte auch schief gehen und dann würde man ihn dafür bestrafen.

Auf die Schnelle sah Snape einfach keinen Ausweg aus diesem Ärgernis. Seine Gedanken wanderten weiter zu Dumbledore… Der Graf der Nachbarstadt war nett und nahm seinen Siedlern nicht ihr ganzes Geld ab. Ganz im Gegenteil – er half seiner Stadt und deren Bewohnern egal aus welchem Stand sie kamen. Eigentlich wäre jeder gerne Bewohner dieser Stadt, doch einfach umzuziehen war garnicht so leicht. Man müsste sich hier abmelden und der Graf würde es kaum zulassen irgendwen in die feindliche Stadt gehen zu lassen. Natürlich gab es auch Leute die es schafften dorthin zu flüchten, allerdings war Dumbledores Reich mittlerweile so voll, dass er Leute ablehnen musste. Diese könnten vor den Stadtmauern leben, doch sollte es wirklich zu einem Krieg kommen wären diese die Ersten die dann mit dem Leben bezahlen mussten. Keine Stadtmauer würde sie schützen. So war es sowieso oft bei Kriegen… Die Siedler und Bürger der Städte hatten am meisten darunter zu leiden.

Severus seufzte schwer und sah aus einem der wenigen Fenster in der Burg, runter auf seine Heimat. Es war schon später und die Nachtwachen drehten schon ihre Runden. Wie gerne wäre er jetzt für sich allein.

Doch das war ihm nicht vergönnt, denn die dunkelhaarige Frau raffte gerade ihre Röcke und kam direkt auf ihn zu.

„Snape.“, sprach diese Bellatrix ihn kühl an. „Du scheinst dich ja garnicht zu amüsieren.“, spottete die Frau drauf los. „Dabei sollte es doch für einen armen, erbärmlichen Siedler wie dich etwas ganz tolles sein. Hier gibt es essen.“, dann fing sie an zu lachen als hätte sie einen besonders lustigen Witz gemacht.

Die Frau war doch Irre, dachte sich Snape und hatte Probleme damit höflich zu bleiben.

„Ich bin satt und müde.“, erwiderte er bloß knapp und drehte sein Gesicht wieder weg. Der Anblick der Stadt schien ihm im Moment umso vieles angenehmer.

Jedoch schien es der Frau von Lestrange ganz und garnicht zu gefallen, dass der Heiler sich einfach von ihr wegdrehte. Unhöflich und respektlos war das! Mit einer schnellen Handbewegung hatte sie dessen Kinn gepackt und ihn einfach wieder zu sich hingedreht. Snape erstarrte kurz vor Schreck, denn so mit jemandem umzugehen war gerade für eine Frau verdammt ungewöhnlich und gehörte sich eigentlich nicht.

„Du hast mich anzusehen, wenn ich mit dir spreche, Snape.“, zischte sie leise und ihr Auge zuckte ein wenig vor Wut. Mit aufsteigender Skepsis fragte sich Severus was das alles sollte. Warum kümmerte es die Frau überhaupt, dass er da war? Vorhin bei seinem Gespräch mit dem Grafen war sie auch ganz in der Nähe gewesen und ihr Blick war vernichtend.

„Bedauerlicherweise hat der Graf mir die ehrenvolle Aufgabe gegeben dich in das Leben am Hof einzuführen.“, klärte sie damit sofort die aufkommenden Fragen. „Du gehörst nun zu unserem Hofstaat und wir können es uns nicht erlauben, dass so ein unwissendes Siedlerwürmchen unseren Ruf zerstört. Deswegen ein paar Tipps für dich!“, knurrte Bellatrix herrisch. „Sprich nicht mehr mit deinen Siedlerfreunden. Wenn du überhaupt welche hattest. Sie stehen jetzt unter dir! Tu gefälligst alles was der Graf dir sagt und sorge dafür, dass dein Kräutermist auch funktioniert. Halt dich von Wurmschwanz fern und –„

„Wurmschwanz?“, unterbrach sie Snape sofort fragend.

„Peter Pettigrew. Der Hofarzt. Sieht doch aus wie eine Ratte der widerliche Kerl. Und unterbrich mich niemals!“, fauchte sie und ein paar Strähnen lösten sich aus ihrer kunstvollen Frisur und vom Schleier, den sie als verheiratete Frau zu tragen hatte. Die paar dunklen Locken fielen über ihr Gesicht und bereiteten ihr ein ziemlich zerzaustes Aussehen. Severus war ganz angetan von diesen Haaren, die sonst zum größten Teil unter dem Schleierstoff versteckt oder in dem Frisurknoten verborgen blieben. Die meisten Frauen hatten bisher Severus Nähe gemieden. Unter den Siedlerinnen hätte er niemals eine gefunden und hier schon mal garnicht.

„Verstehe…“, nuschelte der Heiler schließlich und diese Bellatrix ließ endlich ihren groben Griff von ihm. Vielmehr beschäftigte sie sich nun damit die losen Haarsträhnen zurückzustecken.

„Und wage es ja nicht mich noch einmal so anzusehen.“, warnte die Dame scheinbar nebensächlich, worauf Severus Ohren plötzlich ganz warm wurden. Sie hatte seinen faszinierten Blick also bemerkt.

„Ich kann dir eine Magd in die Kammer schicken. Zu etwas anderem sind die Gänse auch kaum zu gebrauchen.“

Snape brauchte einen Moment bis er überhaupt verstand was ihm da gerade angeboten wurde. Mehr und mehr fühlte sich der junge Heiler wie in einer fremden Welt… War das der Hochflug vor dem Fall?

„Nein danke.“, lehnte er dann dennoch ab. Nein… Er wollte keine Frau bei ihm liegen haben, die dazu genötigt worden war. Er war nicht so wie die Lestrange Brüder. Lieber ging er unberührt in den Tod.

Das Lachen der Bellatrix riss ihn darauf aus seinen edlen Gedanken. „Nein danke?“, prustete sie. „Als könntest du halbe Portion es dir erlauben so eine Gelegenheit auszuschlagen. Aber wie du willst. Keine Frau für dich. Wird sich eben jemand anderer über sie hermachen.“, zog sie ihn auf, bemerkte aber, dass sie da auf taube Ohren stieß.

Ungewöhnlich, dachte die Dunkelhaarige. Keiner den sie kannte hätte so ein Angebot abgelehnt. Vielleicht hatte der Heiler nur Probleme, die ihm zu unangenehm waren um sie ihr mitzuteilen und lehnte deshalb ab? Oder er hatte schon ein Mädchen das auf ihn wartete? Ja das musste es sein. Konnte ihr eigentlich auch egal sein.

„Ich werde dich Morgen rumführen, wenn der Graf zur Jagd geht.“, schloss sie dann ihre kurze Begegnung mit dem Neuen ab.

Immerhin wartete der Graf wieder auf sie und ihr Mann würde mit Sicherheit auch heute Abend mit seinem Dienst fertig sein. Nicht, dass sie sich darüber freute.

Geraffte Röcke flogen im seichten Wind beim gehen, als Bellatrix sich dann auf den Weg zur besseren Gesellschaft machte und den Heiler wieder allein mit seinen Gedanken stehen ließ.

Warum wurde ausgerechnet diese Ziege ausgesucht um ihn rumzuführen, fragte Severus sich. Vielleicht sollte sie ihn aushorchen und die Informationen direkt an den Grafen weiterleiten?

Das bedeutete für Snape, dass er darauf achten musste was er sagte. Das sollte er sich hier sowieso angewöhnen. Jedes Wort konnte gegen ihn verwendet werden. Er fühlte sich wie auf einem dünnen Brett das über einem Abgrund von Dämonen hing. Ein falscher Schritt und stürzte hinab…

Der Arzt machte ihm zudem auch sorgen. Dieser Wurmschwanz, wie sie ihn zu nennen schienen, wirkte so als würde er ihn mit Freude beim nächsten Abendmahl vergiften. Severus nahm sich vor besser aufzupassen was er zu sich nahm und am besten immer ein paar Kräuter dabei zu haben, die ihn vor einer Vergiftung zumindest etwas schützen konnten.
 

Sein Blick wanderte durch den Raum und er entdeckte wieder den Ritter Malfoy der mit einer wunderschönen blonden Dame tanzte. Das musste seine Frau sein. Und das war auch jede die die bösen Nachreden über Bellatrix zuvor so barsch unterbunden hatte. Severus konnte sich darauf also entnehmen, dass Malfoys Frau die Schwester von Bellatrix Lestrange war.

Der Heiler hatte oft die Bäuerinnen darüber reden hören wie der Adel im Stammbaum zueinander stand. Das war an so manchen trüben Tagen das einzige heitere Thema.

Jetzt wurde es Severus bewusst, was die Bäuerinnen damit eigentlich sagen wollten. Hier schien jeder irgendwie eine Verbindung zum anderen zu haben. Der Adel blieb unter sich… Das reine Blut musste behalten werden. Heimlich sagte man sich auch, dass der Adel nicht vor der Vermählung von Bruder und Schwester zurückschreckte. Ob das allerdings die Wahrheit war oder doch nur eine Lüge von Bauern die zur Übertreibung neigten, konnte Severus nicht sagen. Wirklich viel übrig für solche Geschichten hatten er auch nie gehabt. Er blieb lieber realistisch und konzentrierte sich auf das was wirklich wichtig ist.

Normalerweise war das jeden Tag aufs neue der Gedanke wie er etwas zu Essen auf den Tisch bekam. Aber das schien hier erst einmal nicht nötig zu sein.

Den Heiler überkam die Müdigkeit und seine Gedanken wanderten zurück zu wunderschönen dunklen Locken.
 

Wieder erklang das Klingeln von einer Gabel auf Glas, was diesmal das Zeichen dafür war, dass die Tafel geschlossen wurde.

Erleichtert wartete Snape die paar quälenden Minuten bis die wichtigsten Personen den Raum verlassen hatten. Dann huschte er zusammen mit den anderen Leuten auch nach draußen. Gerade konnte er noch aus dem Augenwinkel entdecken wie Bellatrix ihrem Grafen folgte. Der Magen des Heiler zog sich zusammen und er wollte garnicht genauer darüber nachdenken was das zu bedeuten hatte.

Konnte er auch nicht, da ihm gerade ein Hühnerknochen vom Essen an den Kopf geschmissen wurde.

Etwas erschrocken drehte er sich um und entdeckte den blonden Knappen Draco mit ein paar anderen Jungs in seinem Alter, die ebenfalls Knappen zu sein schienen.

„Habt ihr den Treffer gesehen?“, lachte der Blonde und hielt sich den Bauch. „Komm Crabbe versuch es doch auch mal!“

Mit diesen Worten nahm ein dicker, dümmlich aussehender Bursche ebenfalls einen dicken Hühnerknochen und holte aus.

Severus Augen verengten sich zu schlitzen und er war so unendlich sauer darüber, dass ein paar Jungs die viel jünger waren als er sich so über ihn lustig machten. Doch er durfte das Wort nicht gegen sie erheben, also machte er einen Schritt zur Seite als der Knochen auf ihn zuflog und machte sich schnell aus dem Staub.
 

Er hasste es hier! Diese Menschen behandelten ihn schlecht und jeder hier schien an ihm zu zerren. Als warteten sie nur darauf ihn stürzen zu sehen…

Mit einem seufzen ließ er sich auf das weiche Bett in seiner Kammer fallen und starrte an die kahle, kalte Decke.

Wenn er so recht darüber nachdachte waren die Siedler auch nicht besser zu ihm… Ebenso wenig die Siedler-Jungen in Dracos Alter. Die hatten ihn zwar nicht mit Knochen beworfen, aber seinen Garten mutwillig zerstört.

Würde es irgendwann schaffen mehr wert zu sein? Konnte man ihn nicht auch einmal respektieren?

Ihm kam der Gedanke an die Magd, die ihm jetzt hätte Gesellschaft leisten können… Innerlich verfluchte er sich kurz für seine Einstellung. Was würde er nicht dafür geben einmal die Wärme einer Frau zu spüren die Nachts bei ihm lag. Wie sehr wünschte er sich jemanden der ihn unterstützte. Es musste ja nicht mal eine Frau sein… Aber ein Freund wäre doch mal ein Anfang.

Severus Gedanken glitten wieder zu seiner Lily. Die rothaarige Schönheit wäre perfekt für ihn gewesen. Diese grünen Augen und dieses Lachen… Als Kinder hatten sie miteinander gespielt und waren glücklich gewesen. Doch kaum war Lily alt genug gewesen um verheiratet zu werden, gehörte er sich auf einmal nicht mehr wenn man sie zusammen sah. Und, dass er sie heiraten konnte war vollkommen unmöglich. Sie hatte ihn auch nie gewollt. Dieser verdammte Potter konnte ihr und ihren zukünftigen Kindern ein Einkommen sichern. Ein Dach über dem Kopf… Zudem war er verdammt mutig, so ungern Severus das auch zugab… Doch man erzählte sich von einer Widerstandsgruppe gegen den Grafen. Sie nannten sich der Orden des Phönix.

Wenn das stimmte dann begaben sie sich in große Gefahr. Kam der Graf dahinter würde er diesen Orden mit blutigen Mitteln zerschlagen.

Da kam Snape eine zündende Idee… Würde er den Orden verraten stand er vielleicht in der Gunst des Grafen und könnte das hier alles besser überstehen. Er müsste nur dafür sorgen, dass Lily dabei nichts geschah… denn das könnte er sich nie verzeihen.

+++

(Anm des Autors ;P - Zeitlich ist hier eine Sache durcheinander. Draco mit seinen Kumpanen ist hier wesentlich älter als er zu der Zeit, in der Lily noch mit Harry schwanger war. Bzw er ist überhaupt schon da. Das ist eine Sache die ich mir aus Storygründen rausgenommen habe. ^^ und hoffe mal man kann drüber weg sehen.)

Der Platz am Hof

Der nächste Morgen kündigte sich überraschend spät an. Severus hatte nie wirklich die Gelegenheit auszuschlafen, denn es gab sonst viel für ihn zu tun. Sein Garten musste bewässert werden, dafür musste er zum Brunnen bei dem zu späteren Zeiten immer viel zu viel los war. Dann machte er sich ein karges Frühstück. Anschließen bereitete er ein paar Tränke, verarbeitete Zutaten und versuchte ein paar von diesen zu verkaufen. Darauf ging er meist in den Wald um neue Vorräte ranzuschaffen. Diese mussten schließlich verarbeitet werden und dann war es auch fast wieder Abend.

Hier am Hof mahlten die Mühlen allerdings ein bisschen langsamer. Vorausgesetzt man war kein Angestellter.

Draußen plapperten schon Mägde und die Stallburschen auf dem Hof. Ein paar fleißige Knappen drehten schon ihre ersten Trainingsrunden an, als der Heiler langsam seine Augen aufschlug.

Durch den schmalen Spalt an der Wand schien ihm die Sonne ins Gesicht und der junge Mann richtete sich verwundert auf. Severus brauchte einen Moment ehe er verstand, dass er nicht in seiner kleinen Hütte war sondern hier in seiner Kammer am Hof. Niemand verlangte jetzt von ihm, dass sein Garten bewässert wurde… Andererseits bedrückte Snape genau die Tatsache, denn nun würden seine Pflänzchen verdorren.

Mit einem Seufzen setzte er sich auf und wagte es sich zaghaft zu strecken. Warum hatte ihn noch niemand geweckt? Vermutlich wollte im Moment einfach niemand etwas von ihm.

Hunger hatte er auch noch keinen, denn das Festmahl vom Vorabend lag noch schwer und wohltuend in seinem Magen.

Das Gefühl sich ausgeschlafen zu haben war ganz ungewohnt für ihn und so stand er mit etwas weichen Knien auf, strich seine Kleidung glatt und wagte einen Blick vor die Tür.

Rechts – Niemand zu sehen. Links – Auch niemand.

So entschloss sich Severus wieder zu einem Erkundungsgang. Immerhin würde er jetzt wieder erst mal eine Zeit lang für sich allein sein. So dachte er zumindest.

Sein Weg führte ihn diesmal eine schmale Wendeltreppe hinauf, die sich ein paar Meter von seiner Kammer befand. Hier war es so dunkel, dass die Gänge, die nach der Treppe folgten, mit einfachen Fackeln beleuchtet wurden.

Severus fragte sich wer hier lebte. Dieser Teil der Burg schien so finster und kalt, dass es dem Heiler einen Schauer über den Rücken jagte.

Bedrohliche Staturen, dämonenähnliche Fratzen waren hier aufgestellt und schienen den unerfahrenen Siedler geradezu anzuknurren.

Snape machte einen großen Bogen um den kalten Stein und wieder überkam ihm das Gefühl, dass man ihn zerrte und nur auf seinen Fall wartete.

Alles hier schien so bedrückend und bedrohlich und in Snape wurde der Wunsch größer einfach umzukehren.

Gerade wollte er auch genau dies tun… Sein Herz schlug schneller und kalter Schweiß bildete sich zwischen seinen Schulterblättern… Da öffnete sich eine der schweren Holztüren und Snape erstarrte in seiner Bewegung.

Eine zierliche Frauenfigur trat hinter der Tür hervor und setzte einen Fuß vor den anderen. Ihr Kleid schien zerknittert und ihr Schleier war auf den dunklen Locken verrutscht.

Bellatrix wirkte müde und ihre Augen huschten unruhig hin und her. Sie brauchte einen Moment bevor sie überhaupt begriff, dass der Heiler im Gang stand und sie ansah.

„Was willst du denn hier?!“, zischte sie, mit einem Mal sehr wütend. „Du hast in diesem Gang absolut garnichts verloren! Das hier sind die Kammern des Grafen du undankbares Würmchen!“, zeterte die Dame nur weiter und trat ein paar hastige Schritte auf den Heiler zu, der darauf unweigerlich zurückwich.

Das hier waren also die privaten Räumlichkeiten des Herrschers… Natürlich hatte Severus hier nichts zu suchen, das wusste er. Nur hatte er eben bis gerade nicht gewusst wo er hier war.

„Ich wusste nicht, dass das hier dem Grafen gehört.“, nuschelte Snape knapp und beherrscht. Immerhin hatte er es ja wirklich nicht gewusst.

„ALLES in dieser Burg gehört den Grafen!“, keifte die Frau plötzlich so laut, dass Snape unweigerlich zusammen zuckte. Bellatrix hatte ein lauteres Organ als die Bauernfrauen. Und die waren schon laut. „Und du hast hier nicht rumzuschnüffeln! In den Kerker sollte man dich werfen!“, Bellatrix Locken lösten sich wieder aus ihrem ohnehin schief sitzenden Schleier, denn sie stampfte vor Wut auf den Steinboden.

Jedoch wurde sie dann, ganz zu Severus Erleichterung, wieder etwas leiser und sah sich verstohlen um.

„Der Graf ruht. Wir sollten Beide nicht mehr hier sein.“ , Bellatrixs Stimme war nunmehr eher kalt.

Die Lestrange Frau ließ die letzten Schritte zwischen ihr und dem Heiler hinter sich, packte einfach seinen Arm und zerrte ihn zurück zur Treppe.

Erneut konnte sich Snape nur wundern. Bellatrix war so ganz anders als das was er von den Frauen am Hof gehört hatte. Eigentlich hatte er Zurückhaltung und stille Scham erwartet. So wie man es immer über die Frauen hier zu tuscheln vermochte. Aber diese hier hatte überhaupt keine Zurückhaltung und von Scham war auch keine Spur zu sehen.

Der Heiler fragte sich, ob sie sich hier schlicht eine Position erarbeitet hatte, die es ihr als Frau erlaubten so zu reagieren und zu handeln. Vielleicht wagte es auch einfach niemand ihr etwas vorzuschreiben. Denn immerhin schien sie sich… gut mit dem Grafen zu verstehen.

Da kam dem Schwarzhaarigen auch sofort der Gedanke, dass sie dieses zu ihrem eigenen Vorteil nutzte. Oder folgte sie dem Graf dann doch gern in seine Kammer?

Mit zig Fragen im Kopf ließ er sich von der Dame nach unten ziehen und wieder in die helleren Gänge der Burg führen.

Tatsächlich wagte er es nicht ihr etwas zu sagen. Dazu war er garnicht in der Position. Wäre er höher gestellt hätte er sich Widerworte erlauben können… Vielleicht kam es auch noch dazu, wenn er an seinem Plan festhielt den Orden zu verraten.

Kurz blieb Bellatrix stehen, strich ihr Kleid glatt und richtete ihren Schleier. Mit stummer Faszination beobachtete der Heiler ihre geschickten und routinierten Handgriffe.
 

„Nun ich hatte sowieso vor dich aufzusuchen, Heiler.“, murrte die Dame Lestrange dann etwas verstimmt.

„Immerhin ist es meine Aufgabe dich hier rumzuführen und dir zu erklären wie du dich zu verhalten hast. Hier direkt eine weitere Lektion – Geh NIE wieder in die Gänge des Grafen! Es sei denn es ist sein ausdrücklicher Wunsch.“, ermahnte sie Snape, der darauf verärgert mit den Zähnen knirschte.

Er war doch nicht dumm! Er wusste sehr gut, dass er einen Fehler begangen hatte und diesen sicherlich kein zweites Mal tun würde. Sie musste doch nicht mit ihm sprechen wie mit einem Kind…

Doch wieder hüllte er sich in Schweigen.

Da er nichts dazu zu sagen hatte ging Bellatrix weiter, mit der Absicht, dass Severus ihr folgte.

„Du wirst bald sehen, dass der Graf dir deine ersten Aufträge zuteilt. Du wirst uns sehr nützlich sein. Dein Wissen wird uns nützlich sein.“, plapperte sie. „Solltest du dich wirklich als so talentiert herausstellen wirst du bald mehr sein als ein einfacher Heiler. Du wirst vielleicht sogar in unseren Stand erhoben… Als Edelfreier sozusagen. Denn wenn du wirklich die hohe Position des persönlichen Heilers des Grafen annehmen solltest, dann kannst du nicht länger ein Siedler sein. Ich rate dir also dich anzustrengen.“

Während sie so redete und Severus ihr aufmerksam zuhörte, führte die Dunkelhaarige ihn auf den Hof.

Ein Edelfreier zu sein klang traumhaft in Snapes Ohren. Damit stand er noch über den Bürgern und niemand würde es mehr wagen ein schlechtes Wort über ihn zu verlieren!

„Während den Mahlzeiten solltest du den Blickkontakt mit dem Grafen vermeiden. Das gehört sich nicht. Du bist keiner seiner Ritte. Die dürfen das nämlich durchaus.“, sprach Bellatrix so weiter, als plötzlich ein Pfeil an ihr vorbeizischte.

Die Schrecksekunde war furchtbar… Denn wäre sie nicht auf einmal stehengeblieben hätte der Pfeil sie direkt durchbohrt.

Ihre Brust hob und senkte sich angestrengt und ihr Blick wanderte rüber zu dem Knappen der den fast tödlichen Schuss abgegeben hatte.

„Du!“, fauchte sie. „Das wird noch Folgen haben!“

Snapes blieb einen Moment ganz erschrocken stehen. Diese Reflexe! Sie musste etwas geahnt haben, sonst wäre sie nicht einfach stehen geblieben! Der Gedanke kam ihm, dass sie ein grandioser Kämpfer geworden wäre, wäre sie nur ein Mann.

Der Knappe wurde ganz blass als Bellatrix seinen Lehrmeister zu sich rief, der sofort veranlasste den Jungen drei Tage bei Brot und Wasser zu halten und ihn zur Strafe im Stall schlafen zu lassen. Das würden furchtbare Tage für den Jungen werden. Doch die Strafe war nur notwendig.

Immerhin hätte er fast eine Frau von Stand verletzt oder gar getötet.
 

Kurz darauf setzten Bellatrix und Snape ihren Weg fort.

„Das war schnell reagiert.“, wagte er es anzumerken und sah verstohlen zu der hübschen Frau hinüber.

„Natürlich war es das.“, meinte sie bloß kühl und erwiderte seinen Blick nicht. „Meinst du ich renne einfach so in eine Gefahr rein?“, das war mehr ein Vorwurf und Severus senkte seinen Blick wieder.

„Nein natürlich nicht…“, murmelte er und kaum hatten sie den Bogen, der sie zurück ins Burginnere führte, erreicht wurde der Hof auf einmal in helle Aufruhr versetzt.

Ein Reiter kam durch das Tor geritten und kam mit einem dramatischen Zug an den Zügeln seines Pferdes zum stehen.

Das Tier war ganz verschwitzt und deutete auf einen langen, anstrengenden Ritt hin.

Sofort kamen Knechte angerannt um dem Reiter aus dem Sattel zu helfen, das Tier zu versorgen und etwas zu trinken zu reichen.

Bellatrix machte auf dem Absatz kehrt und ging auf den Reiter zu. Wieder ziemlich untypisch, schoss es Snape durch den Kopf, der ihr langsam folgte.

Malfoy kam von der anderen Seite auf den Neuankömmling zu und machte eine nicht unbesorgte Miene.

„Welche Botschaft bringst du?“, fragte er sofort.

Der unbekannte Reiter nahm seinen Helm ab und braunes Haar klebte nassgeschwitzt an seinem Gesicht. Dunkle Stoppeln und tiefe Augenringe zeichneten seine Miene.

Severus vermutete, dass der Mann tagelang durchgeritten sein musste.

„Ich bin nicht weit gekommen….“, meinte der Reiter fest, aber sichtlich enttäuscht.

„Dumbledore hat überall Wachen aufgestellt. Scheinbar wusste er bescheid, dass ich mich in seiner Stadt umhören sollte. Ich wurde in keine Gaststätte gelassen!“, beschwerte er sich und löste seine Beinschoner, die darauf sofort von einem Knappen abgenommen wurden.

„Der Graf wird nicht erfreut darüber sein…“, murrte Malfoy und Bellatrix wagte es sich ebenfalls einzumischen.

„Man wusste, dass du kommst, Yaxley?“, ihr Gesicht verzog sich in eine nachdenkliche Miene. „Wer hätte wissen können, dass wir dich schicken? Dass du überhaupt von hier kommst? Jemand muss uns belauscht und dich verraten haben!“

„Willst du damit sagen wir haben einen Verräter in unseren Reihen? Das sind schwere Anschuldigungen, Bellatrix.“, seufzte der blonde Ritter und strich seine langen Haare zurück. Sein Blick wanderte rüber zu Snape, der offensichtlich ihrem Gespräch lauschte.

„Komm Yaxley. Ich sehe zu, dass du den Grafen sprechen kannst.“, meinte Malfoy sofort darauf und führte den erschöpften Reiter weg.

„Und du kümmerst dich besser um deine Aufgaben, Bellatrix!“, schnaubte er noch und nickte zu dem mageren Heiler rüber. „Du solltest wirklich nicht bei solchen Gesprächen dabei sein.“

Damit waren der Ritter und der Reiter im Inneren der Burg verschwunden.

Bellatrix blieb einige Momente wie angewurzelt stehen. In ihrem Gesicht las Snape tiefe Betroffenheit.

Aber hatte der Ritter denn nicht Recht? Sie als Frau hatte sich in solche Themen nicht einzumischen. Als hohe Dame waren ihre andere Aufgaben zugeteilt, als Kriegsführung und die Geschäfte der Männer.

Jedoch schien ihr genau das nicht zu passen. Mit einem wütenden und garnicht damenhaften Fluch auf den Lippen drehte sich die Lestrange um und verschwand in eine Richtung, ganz ohne dabei Severus noch zu beachten.

Neugierig geworden über die Ereignisse fragte sich der Heiler kurz ob er den Männern folgen konnte um weiteres über den Reiter namens Yaxley zu erfahren, oder ob er doch lieber der Frau folgen sollte.

Schließlich entschloss er sich für Letzteres, da er sich sicher war, dass er keine Chance haben würde soweit zu folgen, dass er noch etwas über Yaxley mitbekam.

Vorsichtig machte er sich also auf den Weg in diese Richtung. Nicht ahnend, dass das vielleicht eine falsche Entscheidung gewesen war.

Denn ganz unbeobachtet war Snape nicht geblieben. Trotz seines kurzen Aufenthalts wusste er zu viel und doch viel zu wenig.

Und er hatte sich bereits Feinde gemacht…



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  WhirlwindVio
2012-02-12T23:09:24+00:00 13.02.2012 00:09
Es geht schon so lange nicht weiter. *maul* ^^
Aber ich konnte mich endlich dazu treten, dir hier einen Kommentar zu hinterlassen *hust*.

Ich mag die Idee bzw. die Grundstory auch. Die Charaktere sind gut zugeordnet und man kann sich vor allem Snape, Bellatrix und die Malfoys lebhaft vorstellen. Gerade Severus ist, mit seiner Rolle als geächteter, aber unantastbarer Mann, der sich immer gerade so rauswinden kann (außer beim Grafen kam) recht gut adaptiert.
Bei den Nebencharakteren interessieren mich vor allem die Lestrange-Brüder. Ich bin gespannt, ob da noch was kommt. Denn sie sind ja schon recht markant als Trunkenbolde und Ehebrecher (zmd. Rodolphus) charakterisiert worden, während man im Original eigentlich gar nichts über ihr Wesen erfährt (abgesehen davon, dass sie die Longbottoms gefoltert haben).
Warum ist der Graf eigentlich einfach 'Riddle' und nicht 'der so schreckliche, dass keiner seinen Namen auszusprechen wagt'? ;D

Btw: Der TÖPFERsohn Potter! Find ich witzig. ;)
Bin gespannt, ob sein noch ungeborener Sohn bzw. die Potters generell später noch eine Rolle in der FF spielen wird.
Von:  Zimtphilosophie
2011-11-09T17:16:09+00:00 09.11.2011 18:16
Abend!

Recht interessante Ideen, die du in deiner Fanfiktion aufgegriffen hast.
Schade nur, dass bisher niemand sich die Mühe gemacht hat, dir ein kleines Feedback zu hinterlassen.
Dein Schreibstil finde ich eigentlich ziemlich angenehm, allerdings wirken einzelne Textabschnitte etwas gewichtig, könnte aber auch nur an der von dir gewählten Textformatierung liegen.
Solltest diese vlt etwas breiter gefächert anlegen!

mfg
holmesthoughts


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