かくり - タウン von -hoshi- (kakuri-town) ================================================================================ Kapitel 1: -1- -------------- -1- Sorgsam strich er den Stoff seiner schwarzen Hotpants zurecht, warf einen kurzen Kontrollblick in den großen Wandspiegel, bevor er das kleine Hinterzimmer verließ und in den Clubraum trat. Die Luft war stickig und feucht, wie immer im Sommer und da der Raum kaum richtige Fenster hatte, gab es auch nichts, was das Innere von der Hitze draußen abschirmte. Langsam schlenderte der Blonde zu seinem Platz, dort wo er jeden Abend saß und auf Kunden wartete. Schon allein diese minimale Anstrengung legte einen kleinen Schweißfilm auf seine Haut und am liebsten wäre er direkt wieder gegangen. Aber es gab nun mal keinen Ort in dieser Stadt, an dem man der Hitze entkommen würde, keine klimatisierten Zimmer oder kühlen Kellerräume. Es war überall gleich unausstehlich. Zwar besaß der Blonde durchaus so etwas wie einen Ventilator in seiner Wohnung, aber er konnte es sich nicht leisten, seinen Arbeitsplatz einfach so zu verlassen, vor allem da er heute seinen besten Kunden erwartete und den wollte er nicht verprellen. Schließlich war er ja professionell. Mit ausdruckslosem Gesicht ließ er sich auf dem alten Sofa nieder, schweifte mit seinem Blick durch den Club. Obwohl es streng genommen nur eine alte Lagerhalle war mit zum Teil eingeschlagenen Fenstern und Putz der von den Wänden und der Decke bröckelte. Überall verteilt standen Sitzgruppen, auf denen mehr oder weniger gut aussehende Frauen und Männer saßen, die ihre Körper zum Verkauf anboten. Die meisten von ihnen einfach nur billig, nicht so elegant und erotisch wie er. Der Blonde schlug seine Beine übereinander und spielte gelangweilt an seinen Fingernägeln herum. Hoffentlich würde er nicht mehr zu lange hier sitzen müssen. Aber draußen war es noch nicht einmal richtig dämmrig, also würde es sicher noch dauern. „Uruha?“, riss ihn eine bekannte Stimme aus seinen Gedanken und der Blonde hob mit einem leichten Lächeln sein Gesicht, blickte zu dem Rothaarigen, der ihn gerade angesprochen hatte. „Können wir uns zu dir setzen?“, fragte dieser sanft und zeigte auf sich und einen größeren braunhaarigen Jungen, der halbversteckt hinter ihm stand. Uruha hatte ihn schon öfter hier gesehen, zwar immer nur in Begleitung von Kazuki, aber seinem Äußeren nach arbeitete er auch hier. „Klar.“, meinte der Ältere nur kurz und rückte ein Stück, war so wenigstens nicht alleine. „Stellst du mir deinen Bekannten vor?“, wandte sich Uruha an den Rothaarigen, drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite, um die beiden anzusehen, die sich neben ihn gesetzt hatten. „Oh sicher, das ist mein Freund Reno.“, meinte der Jüngere mit einem leichten Lächeln und griff nach der Hand des Braunhaarigen, verhakte ihre Finger. So meinte er Freund also. Uruha fand es ja schon süß, dass manche der Stricher sich immer mal wieder ineinander verliebten, aber er war auch realistisch genug zu wissen, dass solche Beziehungen niemals halten würde. Daher hatte er auch nie eine gehabt. Mit interessiertem Blick musterte er den Braunhaarigen von oben bis unten, dieser sah dabei nur beschämt zu Boden. „Wenn du immer so schüchtern bist, dann ist das hier vielleicht der falsche Job für dich.“, meinte Uruha und konnte nicht anders als dabei leicht belustigt zu klingen, was Reno nur einen leichten rosa Schimmer auf die Wangen zauberte. „Mach dir mal keine Gedanken, er schafft das schon.“, mischte Kazuki sich ein, tätschelte seinem Freund dabei leicht den Handrücken, während dieser sich noch näher an den Kleineren schmiegte. Der Anblick hatte schon etwas herzerweichendes, aber in Uruhas Augen waren die beiden Jüngeren vor allem unheimlich naiv. Aber Uruha wollte jetzt lieber nichts mehr dazu sagen, er wollte den Kleinen ja nicht ihre Hoffnung nehmen. Mit leicht in den Nacken gelegtem Kopf lehnte er sich wieder auf der Couch zurück, zog die stickige Luft ein, die sie umgab. Hoffentlich kam sein Kunde bald, das würde ihn von der unausstehlichen Schwüle ablenken. Nach einigen weiteren Minuten, die die Drei einfach nur still in dem Club saßen, erblickte Uruha endlich den Braunhaarigen auf den er gewartet hatte. Ohne ein Wort des Abschieds schwang er sich vom Sofa, setzte sein schönstes Lächeln auf und tänzelte auf den anderen zu. „Ich hab auf dich gewartet Saga.“, hauchte er dem Älteren ins Ohr, schlang gleich einen Arm um dessen Taille und schmiegte sich mit unterwürfigem Blick an ihn, spürte wie eine Hand des anderen schon zu seinem Hintern wanderte. Uruha lachte neckisch und vergrub sein Gesicht kurz in dessen Halsbeuge, ließ sich bereitwillig von dem Kleineren betatschten. Immerhin zahlte der auch gut dafür. „Wohin gehen wir?“, flötete der Stricher mit gespielt hoher Stimme und klimperte mit den Augen, hoffte nur, dass der Braunhaarige jetzt sein Auto vorschlagen würde, denn dort war es wenigstens klimatisiert. „Zimmer.“, raunte der Ältere nur und zog Uruha schon etwas unsanft Richtung Ausgang. Der Blonde unterdrückte seine Enttäuschung gekonnt, bereitete sich innerlich schon einmal auf das kleine, stickige Zimmer vor, in dem er die nächsten paar Stunden verbringen würde. Aber letztendlich war der Ort egal, Sex war Sex und es würde dem Blonden überall gleich wenig gefallen. Auch wenn er Saga sicher noch zu seinen angenehmeren Kunden zählte, der Braunhaarige war wenigstens gutaussehend und wenn er gut gelaunt war, nahm er sogar ein wenig Rücksicht auf den Blonden unter ihm. Gemeinsam verließen sie den Club, gingen in das angrenzende Gebäude. Es war sozusagen das Love-Hotel von K-Town, zumindest würde Uruha dieses Gebäude Fremden so beschreiben. Es gab auf vier Etagen mehrere kleine Zimmer, die nur mit einem Bett ausgestattet waren. Manche der Räume hatten ein zusätzliches Badezimmer mit einer kleinen Wanne. Außerdem gab es angeblich ein paar Kellerräume, aber obwohl Uruha schon seit über sechs Jahren hier arbeitete, war er dort noch nie gewesen. Langsam öffnete der Blonde die Tür, trat in das Zimmer, wo ihm direkt die erdrückende, abgestandene Luft entgegenkam. Doch wirklich Zeit sich zu beschweren hatte der Jüngere nicht, da er im nächsten Moment schon bestimmt gegen die Wand gepresst wurde, spürte wie eine fremde Hand in seine Hose wanderte. „Ich hab nicht viel Zeit.“, hauchte Saga ihm ins Ohr, ließ Uruha einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ein tonloses Seufzen kam über die Lippen des Größeren. Schnell war gleichbedeutend mit schmerzhaft oder zumindest unangenehm, aber eine Wahl hatte er nicht und im Endeffekt brauchte er das Geld. Also würde er es über sich ergehen lassen. Vielleicht könnte Uruha dann heute noch ein paar Kunden abfertigen, wenn der Ältere ihn nicht zu lange und zu intensiv beanspruchte. * Mittlerweile war es schon fast dunkel und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zu ihrem nächtlichen Raubzug aufbrechen würde. Heute mussten sie unbedingt Beute machen sonst würde sie die nächsten Tage schrecklich hungern. Nicht dass Ikuma dieses Gefühl wirklich stören würde. Solange man noch Hunger fühlte, war man zumindest am Leben, denn wenn der Blonde sein jämmerliches Dasein so betrachtete, gab es nicht viele Sachen, die ihm das Gefühl gaben ein Mensch zu sein, abgesehen von der Sache mit dem Hunger. Und Ko-ki vielleicht. Sich vorsichtig nach allen Seiten umsehend, steckte er eine Hand in ein kleines Loch in der Wand des alten Bahnhofgebäudes, tastete bis er den Stein gefunden hatte unter dem er seinen ‚Schatz‘ versteckt hatte. Es war zwar nie jemand außer ihm und Ko-ki hier, aber man konnte nicht achtsam genug sein. Mit einer schnellen Bewegung zog Ikuma das Bündel heraus, öffnete langsam den Knoten um den alten Lederlappen, in den er seine Wertsachen eingepackt hatte. Dabei sah er sich immer noch um, wie als erwartete er jeden Moment überfallen zu werden, aber es war niemand hier und eigentlich wusste er das auch. Der Straßenjunge entfaltete den Lappen und nahm fast ehrfürchtig die Geldscheine hinaus, fuhr sachte mit seinen Fingerspitzen darüber, wie als könnten sie bei zu starken Berührungen zerfallen. Wie fast jeden Tag begann er das Geld zu zählen, obwohl er genau wusste wie viel es war: 41.309 Yen. Für jemanden wie ihn fast unvorstellbar viel, aber dennoch viel zu wenig. Seit einem Jahr sparte er jetzt, aber wenn es so weiter gehen würde, würde er es nie schaffen die zehn Millionen aufzutreiben. Dabei brauchte er es doch so dringend und er würde fast alles dafür tun. Ikuma wurde von einen Geräusch aus seinen Gedanken gerissen, packte die Scheine hastig wieder ein und schob sie zurück. Gerade rechtzeitig bevor er schon Ko-kis pinke Haare hinter einem der umgestürzten Pfeiler erblickte. Mit einem sanften Lächeln beobachtete er, wie der Jüngere mit einer Dose in der Hand umständlich über die Trümmer stieg und lachend auf ihn zu ging. „Sieh was ich gefunden habe, Onii-chan.“, jubilierte er fast schon, man sah seinem Gesicht deutlich an, wie stolz er auf sich selber war und triumphierend hielt er dem Blonden die Dose vors Gesicht, als er bei ihm war. „Ravioli?“ Ikuma zwang sich hart nicht angewidert das Gesicht zu verziehen. Schließlich wollte er dem anderen seine Entdeckung nicht mies machen und es war auch definitiv besser als kein Essen. „Naja, geb mal her.“, fügte er schnell hinzu, griff die Dose, zog sein Messer aus der Tasche und versuchte sie zu öffnen. Ko-ki hatte sich mittlerweile auf einen Mauerrest neben ihm gesetzt, immer noch ein fettes Grinsen im Gesicht. Es war für den Älteren schon ein bisschen unwirklich, dass der andere immer so fröhlich war und das, obwohl sein Leben einfach schrecklich war. Und das Schlimmste daran, im Gegensatz zu den meisten hier, Ikuma eingeschlossen, konnte der Jüngere noch nicht mal etwas dafür. Er war hier hineingeboren und das war nicht fair. „Sag mal, wo hast du die eigentlich her?“, fragte er nur beiläufig, roch kurz an dem Inhalt, um festzustellen, ob die Nudeln noch essbar waren, aber sie schienen wirklich noch gut zu sein, zumindest wenn man nach Geruch und Aussehen ging. „Ist vorhin von einem der Lieferwagen für die Fabrik gefallen.“, erklärte Ko-ki und zog eine kleine Kiste aus einem versteckten Hohlraum in der Wand, holte zwei verbeulte Löffel und zwei alte Schüsseln heraus. Ikuma teilte die Nudeln auf die beiden Schüsseln auf, begann dann gierig das kalte Essen runter zu schlingen. Einerseits weil er schon lange nichts mehr gegessen hatte und andererseits weil man den widerlichen Geschmack dann nicht so merkte. Ikuma hasste diese Art von Leben. Sein vorheriges war zwar kaum besser gewesen, aber wenigstens noch etwas, was man als Leben bezeichnen konnte. Seufzend legte er sich zurück gegen die Mauer, ging im Kopf seinen Plan für heute Nacht durch. Sie würden es im Grenzbereich versuchen. Das war zwar riskanter als normale Einwohner von K-Town zu überfallen, aber es war auch erfolgsversprechender. Vielleicht hatten sie ja mal wieder Glück und eine der Yakuza-Nutten war so fertig, dass sie es vor Schmerzen nicht mehr bis nach Hause geschafft hatte. Solche Leute gaben leichte Opfer ab und hatten meistens sogar noch eine beachtliche Summe Geld dabei, zumindest für Straßenkinder-Verhältnisse. Es war nicht so, dass es Ikuma Spaß machte Leute zu überfallen, die genauso arm dran waren wie er. Natürlich würde er lieber die reichen Touristen ausrauben, aber das war deutlich gefährlicher und schwerer und im Laufe der Jahre hatte der Blonde verlernt was Mitleid war. Es gab niemanden hier, der Mitleid mit ihm hatte, warum sollte er sich also um irgendeine unbekannte Nutte kümmern, anstatt sie auszurauben, um von ihrem Geld die nächsten Tage Essen kaufen zu können? Der Blonde war kein schlechter Mensch, er war einfach nur kalt geworden, so wie alle hier es irgendwann wurden. Und vor diesem Schicksal wollte er Ko-ki bewahren. „Gehen wir?“, holte ihn die Stimme des Pink-Haarigen zurück in die Realität. Der andere hatte unterdessen das Geschirr gewaschen. Es war schon ein kleines Wunder, dass es in diesem Bahnhof doch wirklich noch ein paar Wasserleitungen gab, die funktionierten. „Klar gehen wir.“, antwortete der Ältere, packte sein Messer zurück, vielleicht würde er es noch brauchen und richtete sich auf. Draußen war es jetzt stockfinster, es war eine gute Zeit um auf Raubzug zu gehen. Niemand würde sie sehen und selbst wenn, es würde niemanden interessieren. * Gemächlich rollte die schwarze Limousine über die Straßen Tôkyôs die trotz der späten Stunde noch immer gut gefüllt waren. Der Schein der bunten Reklametafeln, der durch die getönten Scheiben fiel, malte ein buntes Muster auf die weißen Ledersitze des Wagens. Rui rutschte etwas gelangweilt auf seinem Platz herum, starrte immer wieder auf sein Handy. Eigentlich wollte er in fünf Minuten an dem Club sein, in dem er sich mit seinen Freunden verabredet hatte, aber das würden sie wahrscheinlich nicht schaffen. „Hey, wie lange dauert das noch bis wir da sind?“, rief er seinem Fahrer durch die Glasscheibe zu, versuchte dabei nicht genervt zu klingen, auch wenn ihm das schwer fiel. Dabei konnte der Fahrer sicher nichts dafür, dass sie zu spät waren, was Rui aber auch relativ egal war. „ Noch eine Viertelstunde, Rui-san.“, kam es mit unterwürfigem Ton von vorne und der Braunhaarige seufzte nur leise, tippte schnell ein paar Zeilen für seine Freunde, bevor er sich wieder auf seinem Sitz zurücklehnte. Nach weiteren zwanzig Minuten kamen sie dann auch wirklich an dem Club an und Rui sprang elegant aus dem Wagen, signalisierte dem Fahrer, dass er anrufen würde, wenn er geholt werden wollte und stolzierte dann einfach an der wartenden Schlange vorbei. Kurz begrüßte er die Türsteher, betrat dann auch schon das Gebäude. Draußen war es ziemlich warm gewesen, aber hier drinnen war es im Moment noch relativ angenehm, zwar warm aber nicht stickig. Sich nach allen Seiten umblickend schritt er durch den Club, erblickte dann seine Freunde in einer Ecke. Langsam schlenderte der Braunhaarige auf sie zu, hatte im nächsten Moment auch schon seine Freundin am Hals hängen, die ihn abwechselnd küsste und Vorwürfe machte, er sei zu spät. Es war schon fast drei Uhr morgens, als Rui ziemlich betrunken den Club verließ und zu seinem Fahrer in den Wagen stieg. Eigentlich musste er morgen zur Uni, aber das war ihm relativ egal. Am liebsten hätte er noch ein wenig weiter gefeiert, aber die meisten seiner Freunde waren schon gegangen und auf seine nervige Freundin hatte er gerade so etwas von gar keine Lust mehr. Sie war zwar süß und hübsch und reich, aber dafür die meiste Zeit auch nervig und eine Zicke. Leicht torkelnd lief er zu der Tür seines Apartmentkomplexes, brauchte fast fünf Minuten um den Schlüssel ins Schloss zu kriegen und nahm dann besser den Aufzug, bevor er sich beim Treppensteigen noch was brechen würde. Als er den Aufzug verließ, erblickte er schon den Mann, der vor seiner Wohnungstür stand, an die Wand gelehnt auf irgendwen zu warten schien. Rui war sich etwas unschlüssig, was er tun sollte, aber gerade auch zu betrunken, als dass er wirklich darüber nachdenken konnte, was ein vollkommen unbekannter Mann mitten in der Nacht vor seiner Tür machte. Sicheren Schrittes ging er zu seiner Wohnung, ignorierte den Mann einfach und suchte wieder mit dem Schlüssel das Türloch. „Hey, bist du Rui?“, fragte ihn dann eine fremde Stimme. Der Mann hatte sich von der Wand abgestoßen und stand nun direkt hinter ihm, sodass der Student dessen warmen Atem in seinem Nacken spüren konnte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und er drehte sich mit weit aufgerissen Augen um, blickte genau in das kalte Lächeln des Älteren. Mittlerweile machte sich doch ein Gefühl der Angst in Rui breit, wenn er den anderen so ansah, er wirkte nicht sonderlich freundlich. Unsicher versuchte er ein paar Schritte zurückzugehen, wurde daran aber von der Tür gehindert, gegen die er leicht schmerzhaft stieß. Der andere fuhr sich mit einer Hand durch die braunen Haare, besah Rui immer noch mit diesem fiesen Grinsen und zog dann einen Brief aus der Jackentasche, hielt diesen vor die Nase des Jüngeren. „Gib das deinem Vater.“, raunte er nur, drückte Rui den Umschlag in die Hand und verschwand dann auch schon in Richtung Treppenhaus. Der Student war gerade noch zu verwirrt, um irgendwie zu reagieren, hielt nur den Brief fest in der Hand und starrte auf die noch nachschwingende Flurtür. Was war das denn gerade gewesen? Rui konnte sich keinen Reim darauf machen, war aufgrund des Alkohols aber auch nicht wirklich in der Lage nachzudenken. Er würde seinen Vater einfach morgen besuchen und fragen, vielleicht würde der ihm ja etwas sagen. Denn gruselig fand der Braunhaarige die Situation immer noch. * Erschöpft schob er die Haustür zu dem Wohnblock in dem er lebte auf. Es war immer noch unerträglich warm und das obwohl es sicher schon drei Uhr morgens war. Aber es war nun auch deutlich schwüler als noch am frühen Abend und so hatte der Blonde doch wenigstens die kleine Hoffnung, dass es demnächst ein Gewitter gab. Das würde diese dreckige Stadt abkühlen. Aber vielleicht war es auch schon viel früher am Morgen. Uruha konnte nicht sagen, wie lange er gebraucht hatte, um nach Hause zu laufen, denn besonders schnell gehen konnte er gerade nicht. Sein Unterleib pochte schmerzhaft, Saga war wirklich schnell und grob gewesen und die Tatsache, dass der Blonde dann noch drei andere Kunden bedient hatte, hatte den leichten Schmerz nicht unbedingt besser gemacht. Auch wenn es ihm nicht annähernd so dreckig ging, wie als er mit diesem Job angefangen hatte. Man gewöhnte sich an alles und eigentlich war das Gefühl auch mehr unangenehm als wirklich schmerzhaft. Mit einen leisen Klimpern zog er seine Schlüssel aus der Tasche, wollte gerade seine Wohnungstür aufschließen, als er ein Wimmern hörte, welches seine Aufmerksamkeit unwillentlich auf sich zog. Einen Moment überlegte Uruha es einfach zu ignorieren, die Tür aufzumachen und in seiner Wohnung zu verschwinden. Aber irgendwas in ihm hinderte ihn daran, was nicht zuletzt daran lag, dass er die weinende Stimme schon erkannt hatte. Leise seufzend steckte er den Schlüssel zurück in die Tasche, folgte dem Weinen bis zur Treppe. Es war zwar ziemlich dunkel im Treppenhaus, aber das bisschen Mondlicht welches durch die kleinen Gucklöcher schien, reichte, dass er die Person erkannte, die dort zusammengekauert auf der Mitte der Treppe saß, leicht an die Wand gelehnt und sich versuchte am Geländer weiter nach oben zu ziehen. Uruha hatte die Stimme vorhin richtig zugeordnet, wie er jetzt feststellte, beobachtete noch kurz die Szene und entschloss sich dann, dem anderen zu helfen. Alleine würde er es niemals noch zwei Stockwerke in seine Wohnung schaffen. „Shh, San.“, versuchte er den anderen zu beruhigen, aber mehr aus Eigennutz, weil er dessen schreckliche Geräusche einfach nicht ertragen konnte. „Ich helfe dir.“, meinte er knapp und war schon bei dem anderen angekommen, hatte ihm unter die Arme gegriffen und ihn hochgezogen. Es war etwas kompliziert den anderen durch die Gegend zu tragen, da San größer war als er selber, also zog er ihn mehr hinter sich her, die Treppen nach unten und zu seiner Wohnung. Zu Sans Wohnung würde der Blonde es mit dem anderen auch nicht schaffen. So rücksichtsvoll es ging hievte er den Blauhaarigen in seine Wohnung und auf sein Sofa, wäre im Dunkeln fast über seine eigenen Sachen gefallen und machte erst dann das Licht an, erntete dafür ein erschrockenes Quieken von San. Eigentlich hasste Uruha sich gerade noch selber für seine Hilfsbereitschaft dem Größeren gegenüber, aber als er den geschundenen Körper des Blauhaarigen im gleißenden Licht seiner Zimmerlampe sah, musste er augenblicklich schlucken. „San, was…“, begann er leicht stotternd, wusste die Antwort jedoch schon. Es war ja nicht das erste Mal, dass der Jüngere so fertig war, aber so schlimm wie heute war es auch noch nie gewesen. San lag seltsam verkrampft auf dem Sofa, hielt sich mit einer Hand die Augen zu, da das Licht ihn zu blenden schien. Mit der anderen Hand hielt er krampfhaft den Stoff seines Kleides zusammen, welches komplett zerrissen war, sodass der Größere fast nackt vor Uruha lag, nur sein Rücken und sein Unterkörper waren noch durch Stoff mehr oder weniger gut bedeckt. Sein Oberkörper war voller roter Striemen und teilweise zeichneten sich schon blaue Flecke zwischen dem Rot ab. Am Hals waren deutlich die Spuren eines Gürtels oder eines dicken Seils zu erkennen. An seinen Oberschenkel klebte getrocknetes Blut und der Blonde konnte sich gut vorstellen, woher dieses kam. Langsam ging Uruha auf die Couch zu, kniete sich vor dem anderen nieder und strich ihm sanft die Haare aus dem Gesicht, sodass er San wenigstens ansehen konnte. Der Blonde musste wieder schlucken, als er sah wie schlimm das eigentlich hübsche Gesicht des Größeren zugerichtet war. Seine Lippen waren aufgeplatzt und geschwollen, er hatte einen Cut über dem rechten Auge und seine Wange war dick und blau. „San, ganz ruhig, du bist hier sicher.“, nuschelte der Ältere und hauchte San einen sanften Kuss auf die Stirn. Die beiden lebten schon ziemlich lange zusammen in diesem Haus und Uruha mochte den Blauhaarigen, sie waren sogar sowas wie Freunde und es tat dem Blonden in der Seele weh, den anderen immer so sehen zu müssen. „Es wird alles wieder gut, mein Kleiner.“ Das Schlimmste an der Sache war, dass Uruha wusste, wie gelogen diese Worte waren. San würde wieder und wieder so zugerichtet hier auftauchen, zumindest bis dieser sadistische Yakuza sich ein anderes Opfer suchte. Und der Ältere hoffte nur, dass das bald passieren würde. Aber erst mal würde er den Blauhaarigen jetzt wieder herrichten müssen, schließlich konnte es sich keiner von ihnen leisten mehrere Tage nicht zu arbeiten. tbc -------------------------------------------------------------------------------------- So, das war das erste Kapitel. Wenn jemand bis hier gekommen ist, würde ich mich über Kommentare freuen. Ansonsten hab ich nicht viel zu dem Kapitel zu sagen... Updates gibt es jeden Monat, obwohl ich immer noch am Überlegen bin, ob ich am 12.12, 1.1, 2.2 und so mache oder einfach wirklich jeden Monat am 11., entscheide ich spontan^-^... Kapitel 2: -2- -------------- -2- Ruki entwich ein leises Seufzen, als er aus dem kleinen Fenster beobachtete, wie der asphaltierte Boden des Flughafens immer näher kam. Ein leichtes Rütteln und der Flieger hatte auf dem Boden aufgesetzt und stand im nächsten Moment auch schon still. Er war zurück in Japan, die Frage war nur für wie lange. Natürlich mochte er seinen Beruf, aber es war auch anstrengend die ganze Zeit quer durch die Welt zu verschiedenen Shootings und Modeschauen zu fliegen und vor allem machte es einsam. Langsam erhob er sich von seinem Sitz, beobachtete die Assistentin dabei, wie sie mit dem Handgepäck kämpfte und verließ dann den Flieger, gefolgt von seinem Manager, der ihn zu einem schon wartenden Wagen drängte und auf die Rückbank schob. Es war klar, dass Ruki jetzt nicht einfach nach Hause gehen konnte, nein erst musste er noch zu einer seltsamen Besprechung, was die Termine des nächsten Monats anging. Der Braunhaarige wusste nicht genauer, worum es ging oder was den nächsten Monat so anstand, aber er wollte es auch besser nicht wissen, denn dann wäre er jetzt schon wieder schlecht gelaunt, weil er wahrscheinlich nicht einmal mehr als zwei Tage hintereinander zu Hause sein würde. Es war besser Termine erst kurz vorher zu erfahren. Erschöpft und mit deutlichen Anzeichen des Jetlags ließ er sich auf den Autositz fallen und schloss einfach die Augen, wartete bis der Wagen wieder hielt und er schon hektisch in das Agenturgebäude geschoben wurde. Die Besprechung dauerte ganze drei Stunden, wobei Ruki die meiste Zeit sowieso nicht zu hörte, nicht weil es ihm egal war, was er morgen tun sollte, sondern weil er einfach nicht in der Lage war, sich auf die Worte der Leute vor ihm zu konzentrieren. Er musste die ganze Zeit nur ans Schlafen denken. Am Ende wusste er nicht mal für welches Magazin er morgen ein Shooting hatte, nur dass er dafür nach K-Town fahren müsste, hatte er mitbekommen. Aber auch nur weil er die Vorstellung dort hinzugehen grausam und beängstigend fand. Zwar war der Braunhaarige noch nie dort gewesen, aber er hatte viel darüber gehört und er wusste sehr wohl, welcher Abschaum dorthin verbannt wurde. Eilig verließ er die Agentur, nahm sich ein Taxi und ließ sich zu seiner Wohnung fahren. Er war schon über einen Monat nicht mehr dort gewesen und als er die Tür öffnete, schlug ihm die abgestandene, warme Luft entgegen. Es war zwar alles so, wie er die Wohnung verlassen hatte, aber irgendwie fühlte er sich in letzter Zeit nicht mehr wirklich zu Hause hier. Es kam Ruki vor, als wäre das hier nur ein weiteres Hotelzimmer, in dem er ein paar Nächte schlafen würde, bevor er weiter zog. Langsam schlüpfte er aus seinen Schuhen, hing seine Tasche an die Garderobe und lief dann erst einmal durch alle Räume, öffnete die Fenster, auch wenn das nicht wirklich half, da es draußen sehr schwül war. Und so ging er gleich eine weitere Runde durch alle Räume und schloss sie wieder, entschied sich dann dafür direkt schlafen zu gehen. Schnell machte er sich im Bad fertig, zog sich bis auf seine Shorts aus und krabbelte auf das große Bett. Auch wenn Ruki total erschöpft war, konnte er einfach nicht einschlafen. Es war zu heiß und zu drückend in dem Schlafzimmer, außerdem wollte er auch nicht schlafen. Denn wenn er wach blieb, würde der nächste Tag nicht so schnell kommen. Und der Brünette wollte nicht, dass es Morgen wurde. Einerseits weil er keine Lust auf Arbeit hatte, am liebsten würde er mal ein paar Tage Urlaub machen, er hatte schon lange nicht mehr frei gehabt. Andererseits wollte er nicht nach kakuri-town, er wollte nicht an diesen Ort, wo sich nur Kriminelle, Drogenabhängige und sonstiger Abschaum aufhielten. Es war zwar nicht direkt so, dass Ruki Angst hatte, aber ein wenig mulmig war ihm schon zu Mute, wenn er daran dachte. Er wusste ja nicht genau in welchen Teil dieses Viertels er musste und worum es bei dem Shooting überhaupt ging, aber über einige Teile dieser Gegend hatte er schlimme Geschichten gehört und die wollte er nur ungern auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Eine Weile wälzte der Blonde sich noch hin und her, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel. Und als er wieder aufwachte, stellte er fest, dass er nicht mal vier Stunden geschlafen hatte. Es war nicht so, dass Ruki sich sonderlich ausgeschlafen fühlte, er war eher noch erschöpfter als gestern. Aber er konnte nun mal nichts tun, er schlief einfach schlecht in letzter Zeit, vielleicht hatte er zu viel Stress und zu wenig Freizeit. Aber vielleicht lag es auch immer noch am Jetlag und sein Rhythmus war nicht darauf ausgerichtet, um diese Zeit zu schlafen. * Langsam schlenderte er durch den Regen zurück zu seiner Wohnung. Es war schon wieder sehr dämmrig, fast dunkel, aber eigentlich war es das meistens, wenn er von der Arbeit nach Hause lief. Obwohl ‚zu Hause‘ nicht unbedingt die Formulierung war, die er für das Loch, in dem er lebte, wählen würde. Es war klein und eng, im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt, die Einrichtung alt und abgenutzt. Es war schlichtweg so wie alles hier: trist, grau und heruntergekommen. Mao stieg die letzten Stufen bis zu dem Stockwerk, in dem sich seine Wohnung befand, hinauf, hinterließ eine nasse Spur im Treppenhaus. Er hatte keinen Schirm dabei gehabt, wahrscheinlich besaß er so etwas nicht einmal und selbst wenn, er brauchte ihn nicht. Es war dem Blonden relativ egal, ob er nass wurde oder nicht, das Wetter war so ziemlich das Letzte, um dass er sich kümmerte. Der Blonde öffnete die Tür und schleuderte seine Schuhe gleich in die Ecke des kleinen Flurs, ließ seine Jacke einfach auf den Boden fallen. „Maaaooo!“, empfing ihn eine laut quietschende Stimme und ihm nächsten Moment hatte der Kleine schon seinen Mitbewohner an sich hängen. „Wo warst du so lange? Ich habe besorgt.“, meinte der Braunhaarige mit seinem süßen Akzent und blickte den anderen mit großen Augen an. „Das heißt: ‚Ich war besorgt‘ oder ‚Ich habe mir Sorgen gemacht‘, Süßer. Und ich war arbeiten, einer muss ja die Wohnung und das Essen bezahlen.“, erwiderte der Ältere und setzte ein freundliches Lächeln auf. Es war immer wieder unglaublich, wie anders Mao seinem Mitbewohner gegen über doch war, so lieb und zahm. „Und was hast du den ganzen Tag gemacht?“, fragte er, wuschelte dem Größeren leicht durch die Haare und ging dann erst mal ins Schlafzimmer, zog sich eine trockene Hose an. „Ich war schlafen, nein… ich habe geschlafen und ich habe gekocht.“, grinste der Junge breit und verschwand in der Küche, holte zwei Teller. „Schaue Mao!“ Der Größere schien mächtig stolz auf das, was er gemacht hatte und es freute den Blonden, dass der andere so glücklich mit der Situation hier war. „Danke, Mizuki.“, hauchte er sanft, nahm den Teller entgegen und setzte sich zu dem anderen auf das Sofa, zwang sich etwas zu essen, auch wenn er nicht wirklich Hunger hatte. Er hatte zwar den ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen, aber das war mittlerweile ganz normal für ihn. Er aß wenig, denn meistens wurde ihm vom dem Essen sowieso nur schlecht. Aber er wollte den Jüngeren auch nicht enttäuschen, weil dieser sich doch so viel Mühe gegeben hatte. Nachdem Mao die Hälfte seines Essens in sich geschoben hatte, stellte er den Teller auf den kleinen Tisch vor ihnen, merkte, dass seine Finger schon wieder leicht zu zittern begannen. Er würde sich jetzt beeilen müssen, wenn er noch in der Lage sein wollte ordentlich eine Vene zu treffen. „Ich geh noch ein bisschen spazieren.“, meinte der Blonde nur kurz, griff sich seine Fixerutensilien aus dem Schlafzimmer und verließ schnell die Wohnung, damit Mizuki nicht zu viel Zeit hatte, um Einwände zu äußern. Seit der Braunhaarige bei ihm wohnte, spritzte Mao sich seine Drogen nicht mehr im Wohnzimmer oder im Bad. Er wollte nicht, dass der andere das sah, auch wenn ihm klar war, dass Mizuki genau wusste, was er tat, wenn er ‚spazieren‘ ging. Er wollte nicht, dass der Jüngere sich Sorgen um ihn machte, denn eigentlich sollte es umgekehrt sein. Mao hatte Mizuki versprochen für ihn zu sorgen. Er hatte Mizuki damals vollkommen verhungert und einsam auf der Straße gefunden und bei sich aufgenommen. Es war eigentlich gar nichts Maos Art so etwas zu tun, er war nicht hilfsbereit, nicht mal gegenüber den Leuten, die er kannte und schon gar nicht gegenüber Fremden. Hier lagen viele Leute einfach in irgendwelchen Straßenecken und noch nie hatte er auch nur das kleinste bisschen Mitgefühl für irgendeins dieser Wesen gehabt, sie waren nicht mal Menschen für ihn. Warum auch, der Blonde musste auch selber zusehen, wie er hier überlebt? Aber Mizuki war anders, irgendetwas an ihm hatte Mao daran gehindert einfach an ihm vorbeizugehen. Vielleicht war es sein Lächeln, so warm, obwohl er hier doch nichts als Kälte erfahren hatte. Vielleicht waren es seine Augen, die so vor Hoffnung strahlten, obwohl seine Situation so ausweglos schien. Er wusste nicht warum, aber damals hatte er sofort gewusst, dass er dem Jüngeren helfen musste und so hatte er ihn letztendlich einfach mit zu sich nach Hause genommen. Als er nach ein paar Minuten am Abgang zur alten U-Bahnstation angekommen war, beschleunigte er seine Schritte ein wenig, hastete die Treppen nach unten. Er schwitzte schon leicht und das Zittern wurde schlimmer, also wurde es langsam Zeit. Es gab noch zwei ehemalige Untergrundstationen in K-Town, wobei natürlich schon lange keine Züge mehr fuhren, jetzt waren es Treffpunkte für Drogenabhängige und Dealer oder die zahllosen Obdachlosen, die keinen anderen Ort hatten, an den sie gehen konnten. Früher war Mao nie hier gewesen, er wollte keinen Umgang mit dem anderen Abschaum, aber seit Mizuki bei ihm lebte, war er oft hier, sehr oft. Wie gewohnt hockte der Blonde sich in eine Ecke, etwas verdeckt hinter eine Stützsäule, wo möglichst wenige andere Leute herumsaßen und kramte Nadel, Löffel und Feuerzeug hervor, tröpfelte etwas von dem Wasser-Zitronensaft-Gemisch aus einer Flasche auf den Löffel und mischte das weiße Pulver unter, bevor er es erhitzte. Mittlerweile war er ziemlich schnell darin und es dauerte nur noch wenige Minuten, bevor er die Nadel an seinem abgeschnürten Arm ansetzen und sich seine Erlösung spritzen konnte. Zufrieden sackte der Kleine gegen die Wand, spürte wie sich das Gift in seinem ganzen Körper ausbreitete und sich jeder einzelne Muskel seines Körpers entspannte. Es war unglaublich berauschend und für einen Moment ließ es Mao alles vergessen, sein armseliges Leben, seine mickrige Wohnung, überhaupt diese ganze dreckige Stadt. Mao wusste nicht wie lange er auf dem kalten Boden gehockt und sich einfach diesem Glücksgefühl hingeben hatte, aber irgendwann riss ihn eine bekannte Stimme aus seinem Trancezustand. Verwirrt blickte er zu dem Schwarzhaarigen, musste erst einen Moment lang seine Gedanken ordnen, bevor er wieder wusste, wo er sich gerade befand. „Hey, Aoi.“, begrüßte er den anderen, der sich mittlerweile zu ihm nach unten gebückt hatte und direkt vor dem Blonden hockte, ihn aus seinen vom Schlafmangel gezeichneten Augen anlächelte. Aoi sah von Mal zu Mal schlimmer aus, hatte Mao so das Gefühl, auch wenn es ihn nicht interessierte. „Und, brauchst du mal wieder meine Dienste?“, kam der andere auch gleich darauf, was er wollte. „Ich komm schon, wenn ich neuen Stoff brauche.“, entgegnete Mao nur kühl, richtete sich langsam wieder auf. „Was hängst du eigentlich hier rum? Warum bist du nicht bei deinem Stricherfreund?“, begann der Blonde dann doch noch ein Gespräch, weil Aoi anscheinend nicht vor hatte, ihn einfach gehen zu lassen, sondern dem Kleineren hinterherlief. „Ach, der hat keine Zeit, kümmert sich um irgend so ‘nen Typen, der anscheinend ziemlich übel zugerichtet wurde. Da bin ich lieber wieder gegangen, hab genug eigene Probleme.“, antwortete der Schwarzhaarige ziemlich gelangweilt, klang irgendwie auch ein bisschen so, als wäre er sauer auf seinen Freund, dass er sich lieber um eines der Sadisten-Opfer kümmerte, als seinen Entertainer zu spielen. Aber eigentlich konnte Mao es ihm nicht verübeln, es interessierte ihn auch nicht, wenn ein Fremder halbtot in der Gosse lag. Wie gesagt, auch der Blonde hatte genug eigene Probleme. „Naja, man sieht sich.“, endete Mao dann einfach ihre Unterhaltung, als sie wieder an der Oberfläche waren, wendete sich ab und ging entspannt zurück zu seiner Wohnung. Irgendwie war der einzige mit dem er seine Zeit jetzt noch verbringen wollte Mizuki, auf andere Leute hatte er keine Lust, auch wenn die Drogen dazu geführt hatten, dass er deutlich besser gelaunt war als normal. * Die langsam vorbeiziehenden grauen Gebäude vor seinem Autofenster erzeugten wieder dieses mulmige Gefühl in seinem Inneren. Aber wenn er ehrlich war liebte er dieses Kribbeln, die Unsicherheit jedes Mal wenn er hierher kam in diese seltsame, fremde Welt. Seit er das erste Mal hier war, kam der Rothaarige oft hierher. Abends an Tagen an denen er nicht so viel hatte Arbeiten müssen, so wie heute. Nur um die Atmosphäre einzusaugen, diese einzigartige Atmosphäre, die so fremd war, im Vergleich zu der leuchtenden Welt aus der er kam. Kisaki parkte seinen Wagen am Strand und stieg aus. Der Regen hatte die Luft mittlerweile angenehm abgekühlt und die Sonne war auch gerade dabei ganz am Horizont zu verschwinden. Das Wasser sah schon fast schwarz aus, wie es langsam gegen den Strand floss, da kaum Wind war, war es fast still, so als würde auf den aschfarbenen Strand ein dunkler Abgrund folgen. Ein seltsames Geräusch ließ den Rockstar in seinen Bewegungen durch den Sand inne halten und er warf einen Blick in die Richtung aus der der Laut kam, erblickte dort eine dunkle Gestalt, die Gegenstände auf einen Haufen warf. Eigentlich sprach alles dafür schnell hier zu verschwinden und normalerweise hielt Kisaki sich auch immer fern von den Menschen, die hier lebten, aber gerade fand er es auch unheimlich faszinierend. Ohne dass er wirklich etwas dagegen tun konnte, trugen seine Beine ihn automatisch zu der Gestalt, die unterdessen aufgehört hatte, den Berg weiter aufzuschichten und stattdessen in seinen Jackentaschen herumkramte. Anscheinend hatte der Typ Kisaki noch nicht bemerkt, denn er machte unbeirrt weiter, fummelte ein Feuerzeug aus seiner Tasche und steckte den Berg dann einfach in Brand. Erschrocken fuhr Kisaki zurück, konnte sich einen Aufschrei nicht verkneifen und hatte jetzt doch die volle Aufmerksamkeit des, wie er jetzt erkennen konnte, blonden Mannes. Wenn er sich den Blick des anderen so besah, war es vielleicht doch keine ganz so gute Idee gewesen hierher zu kommen. Der Blonde starrte ihn mit so einem kalten Blick an, dass er von innen heraus unwillentlich erzitterte. „Was willst du hier?“, fauchte der Kleinere. Sein Gesicht wurde seitlich von dem flackernden Feuer beschienen, was ihn noch gespenstischer wirken ließ. Auch wenn Kisaki den Mann noch nie gesehen hatte, keine Ahnung hatte, vor wem er da stand, wusste er, dass dieser Typ gefährlich war. Seine Hände zitterten vor Angst, aber der Rothaarige schaffte es immer noch nicht sich von dem Anblick des anderen zu lösen. Auf eine seltsame Art war er faszinierend und Kisaki wollte ihn unbedingt kennen lernen. Ohne zu Antworten ging er auf den Blonden zu, hatte seine Hände in den Jackentaschen vergraben, damit sein Zittern nicht so auffiel und stellte sich direkt neben ihn. Seinen Blick wandte er dabei zu den gelb-lodernden Flammen. „Ich fliehe vor meinem Leben. Was machst du hier?“ Selbst etwas verwundert registrierte er, dass seine Stimme fest und ruhig war, so gar keine Anzeichen von Nervosität oder Angst beinhaltete. „Dir ist schon bewusst, dass ich dich töten muss, wenn ich dir das sage.“, antwortete der andere mit einem kalten Lachen. Seine Stimme erzeugte eine Gänsehaut auf Kisakis Haut, dabei war sie noch nicht einmal besonders tief oder bedrohlich. „Du bist nicht von hier oder?“ Kisaki blickte etwas verwirrt zu dem anderen. Einerseits überraschte die Frage ihn, andererseits verspürte er immer noch den Drang den mysteriösen Blonden näher kennen zu lernen. „Nein, ich wohne in Tokyo.“, antwortete er, hockte sich neben den Kleineren, der sich mittlerweile in den Sand gesetzt hatte und das Feuer beobachtete. „Und warum bist du dann hier? Ich meine, wer kommt schon freiwillig hier hin?“ Kisaki stutzte kurz, überlegte wie er jemanden der in diesem Grauen lebte, erklären sollte, dass er diesen Ort entspannend und faszinierend fand. „Weil es hier so vollkommen anders ist, als da wo ich herkommen. Wenn ich das hier sehe, kann ich mein stressiges Leben vergessen, weil es hier einfach nichts gibt, was mich daran erinnern könnte.“, versuchte der Rothaarige es dann doch, wusste nicht, ob sich das für den Blonden vielleicht seltsam anhörte. „Warum bist du hier?“, war zwar nicht unbedingt die Art von Frage, die der andere beantworten würde, aber er konnte es trotzdem mal versuchen. Denn es interessierte ihn, irgendwie war er gebannt von dem anderen. „Mord.“, hauchte der Kleinere nur tonlos, stocherte mit einem Ast etwas in dem Feuer rum. Allein dieses eine Wort ließ Kisaki einen erneuten Schauer über den Rücken laufen. „Und du solltest nicht hier sein, es ist zu gefährlich. Und egal wie schön die Zerstreuung, die du hier findest auch sein mag. Sie ist es nicht wert, dafür sein Leben zu riskieren.“, fügte der andere mit genauso ruhiger Stimme wie die ganze Zeit hinzu, blickte Kisaki dabei nicht einmal an. „Ich weiß schon, was man sich über diesen Ort erzählt, aber bis jetzt war ich noch nie in Gefahr.“, entgegnete er, rutschte dabei etwas näher zu dem Blonden, der ihn aber immer noch keines Blickes würdigte, stattdessen anfing laut zu lachen. Kisaki wusste zwar nicht, was so lustig war, aber irgendwie machte dieses Lachen ihm noch mehr Angst. „Ich bin deiner Meinung nach also keine Gefahr?“ Der Blonde schien wirklich belustigt und wenn Kisaki genauer darüber nachdachte, spielte er gerade wirklich mit seinem Leben. Es war schon ziemlich dumm gewesen, nicht direkt abzuhauen, als er den anderen gesehen hatte. „Keine Angst, ich hab nicht vor dich zu töten. Du stellst keine Gefahr für mich da und ich töte nicht aus Spaß.“, fügte der Kleinere hinzu, schien bemerkt zu haben, wie der Rothaarige wieder begonnen hatte, zu zittern. Dabei war es noch nicht einmal Angst, was ihn zum Schaudern brachte, es war mehr die seltsame Ausstrahlung des Mannes neben ihm. Die beiden saßen eine ganze Weile nebeneinander im Sand, beobachteten das Feuer, welches knisternd vor sich hin loderte. Ein seltsames Schweigen hatte sich über sie gelegt, das keiner von beiden brechen wollte. Irgendwie fühlte es sich für Kisaki auch nicht sonderlich unangenehm an, es war mehr so als würde ihn die Nähe des anderen irgendwie entspannen. „Was machst du in Tokyo, das so stressig ist, dass du davor weg laufen musst?“, brach der Blonde irgendwann die Stille, stocherte mit seinem Stock weiter in der Glut, des mittlerweile fast völlig verbrannten Bergs vor ihnen. „Ich bin Musiker. Sogar ziemlich erfolgreich, aber Erfolg ist nun mal anstrengend.“, antwortete der Größere, sah seinem Nachbarn dabei zu wie er mit dem Feuer spielte. „Aber ich mach es gerne, auch wenn es manchmal stressig ist.“ Er liebte seinen Job wirklich, immerhin hatte er das Glück gehabt, seinen Traum zu verwirklichen, aber es war viel mehr Arbeit, als er damals zu Anfang gedacht hatte. „Musiker.“, murmelte der andere vor sich hin. „Naja vielleicht bin ich nur schon zu lange weg aus Tokyo, um zu verstehen, dass man sich manchmal von dem Leben dort erschlagen fühlt.“ Also kam der Blonde auch aus der Stadt, zumindest schloss Kisaki das aus seinen Worten. Aber die meisten die hier lebten, hatten ja mal irgendwo außerhalb gewohnt. Immerhin gab es dieses Sperrgebiet erst ungefähr 18 Jahre und der Blonde war doch sicher einiges älter. „Würdest du gerne wieder zurück?“ Kisaki war diese Frage einfach so rausgerutscht, ohne dass er wirklich darüber nachgedacht hatte und im nächsten Moment war sie ihm unheimlich peinlich. Der andere war ja nicht freiwillig hier, nahm der Rothaarige mal an und sicher wollte jeder der an diesem tristen Ort lebte, hier weg. Zwar war Kisaki gerne hier, aber nur für ein paar Stunden jede Woche nicht für den Rest seines Lebens. „Ich weiß nicht.“ Der Größere stutzte, hatte er das gerade richtig verstanden? „Hier ist es zwar nicht schön, aber naja, wie soll ich das sagen… hier bin ich jemand. Respekt ist mehr wert als Geld.“ Es überraschte Kisaki, dass der Blonde so offen war und irgendwie freute es ihn auch. „Verstehe.“ Der Rothaarige konnte es nicht wirklich nach vollziehen, aber vielleicht weil er beides hatte. Außerdem wusste er nicht, wie das Leben des Kleineren gewesen war, obwohl die Vorstellung hier könnte es besser sein, nicht wirklich in seinen Kopf wollte. Sie saßen noch an der Stelle bis das flackernde Licht der Flammen langsam erloschen war. Kisaki hatte nicht das Bedürfnis zu gehen und auch wenn er nichts mehr zu reden hatte, könnte er noch ewig hier mit dem anderen sitzen. Doch der Blonde schien nur darauf gewartet zu haben, dass sein ‚Müll‘ abgebrannt war, denn er erhob sich, klopfte den Sand von seinen Klamotten und verabschiedete sich mit einer kurzen Handbewegung. „Hey, warte. Ich weiß deinen Namen doch gar nicht.“, rief Kisaki dem Unbekannten hinterher, hüpfte auch schnell auf die Beine und folgte dem anderen ein paar Schritte, welcher nur unbeirrt weiter Richtung Stadt lief. „Ich bin Kisaki. Wie heißt du?“ „Kisaki.“, hörte er ein leises Murmeln, während der andere sich umdrehte, den Rothaarigen zum ersten Mal ansah, unterdessen leise ein Wort raunte. „Riku.“ tbc --------------------------------------------------------------------------------------- So wie ihr seht, hab ich mich dafür entschieden immer am 11. abzudaten... außerdem, da jetzt ja bald Weihnachten ist, hab ich mir überlegt, poste ich Weihnachten(also am 25.) schon das nächste Kapitel^-^ Außerdem hab ich begonnen ein paar OS so mit Sidestories zu der FF zu schreiben(irgendwie hab ich die Angewohnheit das in letzter Zeit bei all meinen Geschichten zu machenxDDD). Die werd ich dann zwischen den Kapitel posten, wo sie am besten passen, mal sehen... Achso was ich zu den Kapitel noch zu sagen habe(vielleicht hab ich das auch schon letztes Mal gesagt): Man kann das zeitlich so einordnen, dass jedes Kapitel ein neuer Tag ist... @SachikoHirosawa: Ich antworte dir bei ff.de ne^-^ @Mizuki_ViViD: Danke für den Kommentar^-^ Ja ich würde dich jetzt gerne beruhigen, aber es wird noch mehr Drama geben. Und im Moment geht es zwar allen schlecht, aber manchmal hat man ja auch Glück im Leben^-^ Kapitel 3: -3- -------------- -3- Gelangweilt schwang Ruki mit seinen Füßen vor und zurück, seinen Blick hatte er dabei nach unten gerichtet, betrachtete den kahlen Betonboden. Seit einer halben Stunde saß er hier fertig gestylt am Set und wartete darauf, dass die Assistenten des Fotografen endlich fertig mit ihren Aufbauarbeiten waren und langsam ging ihm diese Unprofessionalität auf die Nerven. Es gab doch schon gewisse Unterschiede zwischen den Shootings, die er letzte Woche in Mailand hatte und diesem hier. Abgesehen davon, dass hier auch noch dieser seltsame Ort hinzu kam. Ruki war heute Morgen schon mit einem flauen Gefühl im Magen aufgewacht bei dem Gedanken nach kakuri-town fahren zu müssen und besonders gut geschlafen hatte er auch nicht. Aber seit der Ankunft fühlte er sich noch ein Stückchen schlechter. Zwar hatten sie unheimlich viel Security hier am Set, aber eine beruhigende Wirkung hatten diese Schränke auch nicht gerade. Es verunsicherte den Braunhaarigen eher noch mehr, denn wäre es hier wirklich so ungefährlich wie sein Manager behauptete, würden sie die ja nicht brauchen. Und wenn diese Typen in etwa genauso fähig waren wie der Rest der Crew, würden sie in einer potentiellen Gefahrensituation auch nicht helfen können. „Okay, wir können anfangen.“, riss ihn die quakende Stimme des Fotografen aus seinen Gedanken. Wenigstens musste Ruki jetzt nicht mehr dumm rumsitzen, auch wenn er auf Arbeit nicht wirklich mehr Lust hatte. Das Model hüpfte von seinem Stuhl, stolzierte auf das Set zu und ließ sich in Position schieben, bevor er begann gekonnt vor der Kamera zu posen. Mittlerweile hatte er so viele Shootings hinter sich, dass es fast von alleine funktionierte, ohne dass er viel darüber nachdenken musste, welche Wirkung seine Posen erzielten und was in bestimmten Situationen gut aussah. Zwei Stunden und etliche Sets später war der Großteil des Shootings glücklicherweise gelaufen und sobald diese unfähigen Assistenten es geschafft hatten, die letzte Kulisse aufzubauen, könnte Ruki auch für die finalen Bilder posieren und dann zurück nach Tokyo. Der Braunhaarige wusste zwar noch immer nicht für welches Magazin er heute überhaupt arbeitete, aber da er bis jetzt eher spärlich bekleidet gewesen war und sich die meiste Zeit irgendwie lasziv räkeln musste, würde er auf ein Frauen- oder Schwulenmagazin tippen. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, ertönte schon wieder die befehlende Stimme des Fotografen. Lustlos schlich er auf den kleinen, untersetzten Mann zu, tippte ihn leicht an die Schulter. „Ehm, ich habe kein neues Outfit bekommen.“, meinte er nur mit unterkühlter Stimme, konnte es sich gerade so verkneifen über die Unfähigkeit der Angestellten hier zu meckern. Aber dass er von den Stylisten zwischen zwei Fotosets vergessen wurde, war ihm auch noch nie passiert. Wenn Ruki seinen Manager heute nochmal sehen sollte, würde der sicher etwas zu hören bekommen, ließ ihn erst hier alleine und dann waren auch noch alle Anwesenden außer ihm selber vollkommen unfähig. „Nein das ist schon richtig.“, kommentierte der ältere Mann nur, beäugte noch kritisch die aufgestellten Requisiten. „Das werden Nacktbilder.“ „Was?“, quietschte das Model, blinzelte verwirrt mit den Augen. Das war jawohl ein Scherz. Natürlich hatte Ruki schon Nacktbilder gemacht, aber das würde er sicher hier nicht machen, nicht draußen an so einem öffentlichen Ort, in so einer schmierigen Kulisse. So nötig hatte er das Geld auch nicht, dass er das tun würde. „Niemals. Hier ziehe ich mich sicher nicht aus.“ „Err…“ Der Fotograf schien sichtlich überrascht, wobei sein Gesicht schnell zu wütend wechselte und er dieses Mal begann mit deutlich lauterer Stimme fast schon zu schreien. „Mit so einer kleinen Diva muss ich mich jawohl nicht rumärgern. Du wirst bezahlt, also machst du das jetzt oder muss ich dich ausziehen?“ „Fassen Sie mich nicht an.“, fauchte der Braunhaarige, wich einen Schritt zurück nur zur Sicherheit, denn betatscht werden wollte er von so einem Widerling nicht. „Auf das Geld kann ich verzichten.“, meinte er noch, drehte sich dann auch schon demonstrativ um, schnappte sich seine Jacke und verschwand einfach mal um die nächste Hausecke, um auch klar zu signalisieren, dass er für Bilder heute nicht mehr zur Verfügung stand. Dass Ruki sich noch immer in k-town befand, hatte er in diesem Moment komplett vergessen und dass auch sein Manager nicht anwesend war, um ihm wie gewöhnlich hinterher zu laufen und ihn zurückzuholen, fiel ihm auch nicht auf. Also fingerte er einfach nur eine Zigarette aus seiner Tasche, schlenderte genüsslich rauchend ein wenig durch die abgenutzten Straßen. Als Ruki sich seiner Situation, nämlich dass er gerade halbnackt und alleine durch diese Verbrecherstadt irrte, bewusst wurde, war schon einiges an Zeit vergangen und der Braunhaarige in seiner Wut auch sicherlich schon mehr als nur ein paar Straßenecken vom Set geflüchtet. „Scheiße.“, kam es leise über seine Lippen, nachdem er sich ein paar Minuten unschlüssig umgesehen hatte und sich jetzt seufzend an einer Hauswand hinab gleiten ließ. Wie dumm war er eigentlich. Normalerweise hatte das Model sich doch sonst so gut unter Kontrolle und gerade heute war er ausgerastet und weggerannt. Dabei wusste er doch genau, was für jemanden wie ihn hier in jeder Gasse lauerte: der sichere Tod. „Hey Schönling.“ Ruki zuckte heftig zusammen als die fremde Stimme ihn ansprach, traute sich überhaupt nicht aufzusehen. Er hatte es von Anfang an gewusst, dass dieser Tag schrecklich enden würde, dass es ein Fehler war nach k-town zu kommen und jetzt saß er hier an irgendein heruntergekommenes Haus gelehnt, sein Untergang direkt vor ihm. Während sein Kopf schon sämtliche Horrorszenarien durchspielte, was ihm jetzt passieren könnte, merkte er nicht, wie der Fremde ihn grob hochzog. Erst als er mit dem Rücken gegen die Wand geschlagen wurde und sich seine Atmung einen kurzen Moment in lautem Japsen verabschiedete, schaffte er es seinen Blick zu heben. Und was er dort sah, ließ ihm fast vor Unglauben die Augen heraus fallen. Der Blonde vor ihm war fast noch ein Kind, kaum größer als er selber und wenn seine Augen nicht so kalt und bedrohlich gefunkelt hätten, wäre er fast niedlich gewesen. „Glotz nicht so verängstigt, ich will nur dein Geld.“, zischte der Blonde während er mit einer Hand Rukis Kleidung abtastete, ihn mit der anderen immer noch gegen die Wand presste. „Ich… ich hab kein Geld dabei.“, stotterte der Braunhaarige ängstlich. Am liebsten würde er hier so schnell wie möglich abhauen, aber er hatte zu viel Angst sich auch nur minimal gegen seinen Angreifer zu wehren. Vor allem da er das Messer am Gürtel des anderen hatte glitzern sehen. „Verarsch mich nicht.“, zischte der Größere aggressiv und drückte Ruki noch fester gegen die kalte Hauswand. „Ich seh doch, dass du ein reicher Stadtsnob bist.“ „A… aber…“ Ruki konnte kaum noch richtig antworten so sehr zitterte seine Stimme. Wieso war er nur hierhergekommen? Er hätte diesen Auftrag ablehnen sollen, er hätte von Anfang an auf seinen Vater hören sollen und einen ordentlichen Beruf lernen anstatt Model zu werden. Dann wäre er jetzt nicht hier und dann wäre sein Leben auch noch nicht zu Ende. Sicher er hasste sein Leben, sein Alltag machte ihn fertig, aber er wollte doch nicht sterben. Er war doch noch so jung. „Heulst du kleiner Pisser jetzt? Oh Mann, ihr seid doch alles jämmerliche Flaschen.“ Der Braunhaarige hatte nicht einmal mitbekommen, dass er begonnen hatte zu weinen, er spürte nur noch wie sein ganzer Körper vor Angst zitterte, dass der Junge vor ihm mit ihm redete, nahm Ruki dabei nur am Rande war. „Ja heul nur um dein Leben, als ob es so wertvoll wäre.“ Das kalte Lachen des Jüngeren ließ Rukis Inneres gefrieren und gerade nahm er nur noch nackte Panik wahr. „Bitte…“, keuchte er schwer, sah seinen Gegenüber schon gar nicht, da sein Blick langsam schwarz wurde, während sich alles in seinem Kopf zu drehen schien, sein Atem immer schneller ging. Das letzte, was er spürte, war wie sich die Hand von seinem Oberkörper löste und er auf den harten Boden schlug, bevor er endgültig von Dunkelheit umfangen wurde. Als Ruki sein Bewusstsein wieder erlangte, fand er sich auf einer alten Matratze liegend wieder. Seine rechte Seite schmerzte, sein Kopf dröhnte und ihm war kalt, unendlich kalt. Obwohl er seltsamerweise eine zweite Jacke trug. Einen alten schwarzen Kapuzenpulli, der definitiv nicht ihm gehörte. Sowieso wo war er überhaupt? Sah so der Himmel aus oder an welchen Ort man nach dem Tod auch immer kam? Das letzte woran er sich erinnern konnte, war der Blonde. „Na, endlich wach?“ So schnell es ihm gerade möglich war, wandte Ruki seinen Kopf zu der fremden Stimme und blickte direkt in das lachende Gesicht eines pink-haarigen Jungen. „Nii-chan hat dir ganz schön Angst gemacht, ne?“ Ruki blinzelte nur ungläubig, war irgendwie nicht in der Lage, dem anderen zu antworten. In seinem Kopf arbeitete es gerade fürchterlich. Anscheinend war er nicht tot, okay er war wach und da er nicht an Leben nach dem Tod und so einen Mist glaubte, war das eigentlich klar gewesen. „Sehr gesprächig bist du ja nicht.“ Der Junge setzte sich auf den Boden vor Rukis provisorischem Bett. Ihm war zwar anzusehen, dass er definitiv von hier kam, aber seltsamerweise hatte Ruki gerade keine Angst vor ihm. Der Pink-Haarige wirkte so freundlich mit seinem offenen Lächeln und wenn Ruki ihm genau in die Augen sah, glaubte er in ihnen etwas zu sehen, was er selber schon lange nicht mehr bei sich gesehen hatte, Unbeschwertheit und Lebensfreude. „Ist dir noch kalt? Du hast so gezittert, da hab ich dir eine Jacke von Nii-chan angezogen. Ein paar Sachen könnte ich dir noch geben, aber allzu viel haben wir selber nicht.“ Je länger der andere redete, desto sicherer war sich das Model, dass er ihm geholfen haben musste. Aber wie der Kleine es geschafft hatte, ihn vor dem Blonden zu retten, war Ruki ein Rätsel. „Danke.“ Würde der Junge Ruki jetzt besser kennen, würden ihm sicher vor Überraschung die Augen raus fallen, denn der Braunhaarige bedankte sich niemals. Wieso auch? Es gab niemanden in seinem Leben, der etwas für ihn tat, wofür er dankbar wäre. Aber so erntete er nur ein breites Lächeln. Es fiel Ruki ehrlich schwer, sich zu bedanken, denn Dank war immer auch ein kleines wenig wie zugeben, dass man etwas alleine nicht geschafft hätte und das ließ Rukis Ego nicht zu. Er war immer alleine und er war in der Lage alles alleine zu schaffen. Aber gerade hatte er das Gefühl, diesem Jungen dankbar sein zu müssen. Ächzend versuchte Ruki sich langsam auf zu richten, denn ewig wollte er hier auch nicht mehr rumliegen. Immerhin wusste er noch immer nicht wo er war. Von der Umgebung konnte er zwar erahnen, dass das hier irgendwann mal ein Bahnhof gewesen war, aber wie er zurück nach Tôkyô kam, war ihm nach wie vor ein Rätsel. „Ko-ki bleib weg von dem.“, schallte eine dunkle Stimme durch das verfallene Gebäude und Ruki lief unweigerlich ein eisiger Schauer über den Rücken. Er musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass das der blonde Typ war, der ihn angegriffen hatte. „Nii-chan, sei doch nicht immer so gemein zu allen Leuten.“ Nii-chan? Okay, dann waren die beiden, was Ruki beim besten Willen nicht glauben konnte, Brüder. Was aber immerhin eine Antwort auf seine Frage gab, wie der kleine Pink-Haarige ihn retten konnte. „Und du bist viel zu leichtgläubig.“ Der Blonde hatte sich neben den anderen auf den Boden gesetzt und betrachtete Ruki kritisch. Und obwohl der Braunhaarige gewöhnt war, angestarrt zu werden, fühlte er sich gerade von Sekunde zu Sekunde unwohler. Er hatte noch nie einen so durchdringenden Blick gespürt. „Aber jetzt wo du ihn angeschleppt hast, müssen wir ihn wohl erst mal mitnehmen. Hast du gehört Schönling? Du bleibst erst mal bei uns und wenn du dich benimmst, tu ich dir auch nichts. Vielleicht können wir von deinen Angehörigen ja noch ein bisschen Geld rausschlagen, wenn wir dich zurückgeben.“ * Mit einer flinken Bewegung schloss Byou seine Jacke jetzt doch komplett, schlang seine Arme fest um den eigenen Körper. Es war deutlich kälter, als er erwartet hatte und irgendwie verbesserte das seine Laune nicht gerade. Aber es war schon ein wenig seltsam, dass es von einem auf den anderen Tag Herbst geworden war. Tagsüber war es zwar noch relativ warm, trotzdem nichts im Vergleich zu den Wochen davor, aber sobald die Sonne untergegangen war, kühlte es erstaunlich aus. Vielleicht sollte er sich von dem Geld für seinen nächsten Auftrag endlich eine richtige Jacke kaufen, auch wenn es ihm widerstrebte, Geld für Klamotten auszugeben. Eigentlich wollte er doch sparen, um so schnell wie möglich hier weg zu kommen. Als der Braunhaarige an dem Treffpunkt angekommen war, der in dem Brief genannt wurde, war noch alles leer. Was aber auch nicht weiter verwunderlich war, da Byou zu früh war. So wie immer. Er hatte einfach die Angewohnheit seine Auftraggeber nicht warten lassen zu wollen. Lässig lehnte er sich gegen eine der Wände des alten Gebäudes, welches weit und breit das einzige war, welches sich in die Luft erstreckte. Auch wenn es eher den Eindruck machte, als würde es selbst auch nicht mehr lange hier stehen, so verfallen wie es bereits war. Soweit Byou wusste, befand er sich gerade am alten Hafen, der schon lange bevor dieser Stadtteil von Tôkyô abgekapselt wurde, keine Verwendung mehr hatte. Aber eigentlich konnte er auch überall sonst in k-town sein. Dort wo früher mal die Piers gewesen waren, ragten nur noch vereinzelt morsche Holzfälle aus dem Wasser, bis auf die einer Halle vor der er stand, waren alle Lager und ehemaligen Hafengebäude schon in einander gestürzt oder abgerissen worden und nur gelegentlich zeugten kleine Überreste von Steinmauern davon, dass dort irgendwann mal ein Gebäude gestanden hatte. Das hier war nun wirklich die hinterste Ecke dieses Gebiets, wo sich noch nicht einmal Obdachlose auf der Suche nach Zuflucht hin verirrten, warum auch, hier gab es ja nichts und genau deswegen war der Ort von seinen Auftraggebern wahrscheinlich ausgesucht worden. Hier würde sie niemand stören. Es dauerte eine ganze Weile bis der Braunhaarige in der Ferne eine zweite Gestalt erkannte, die immer näher auf ihn zu gelaufen kam. Im ersten Moment hielt er den anderen für seinen Auftraggeber, bis er ihm so nahe gekommen war, dass er das fremde Gesicht im schwachen Licht des Mondes erkennen konnte. Das war sicherlich niemand, der in bezahlen würde, es war sozusagen sein Nachbar. Byou kannte ihn nicht näher, aber er hatte ihn ein paar Mal gesehen und wusste, dass er im selben Viertel wohnte wie er selbst. „Was machst du hier?“, fauchte ihn der Schwarzhaarige auch direkt an, hatte ihn anscheinend auch erkannt und schien genauso wenig erfreut über ihr Zusammentreffen wie Byou. „Das gleiche könnte ich dich fragen.“ Die beiden blickten sich eine ganze Weile stumm an, wobei wohl jedes ihrer Gesichter den Versuch wiederspiegelte, den anderen mit Blicken zu töten, bis die Stille irgendwann von einem Motorengeräusch durchbrochen wurde. Dadurch dass es hier wirklich nichts gab, keinerlei natürliche Geräusche, wirkte das näherkommende Auto fast schon grausam laut und erst als es direkt neben den beiden Männern hielt, wandten sie ihren Blick voneinander ab und dem Wagen zu. „Schön, dass sie kommen konnten meine Herren. Bitte steigen sie ein.“ Die Scheibe der Beifahrerseite war nach unten gefahren und ein braunhaariger Kerl, den Byou schon öfter hier gesehen hatte, sprach sie mit sanfter Stimme an. Soweit er wusste, war dieser Typ ein Yakuza, zumindest war er immer in Begleitung des Yakuza-Zuständigen für k-town, den Byou auch jetzt hinter dem Lenkrad erblicken konnte. Auf jeden Fall wusste er so schon mal, wer seine Auftraggeber waren. Genauso wie der Schwarzhaarige nickte er nur kurz und bestieg dann hinter diesem den hinteren Teil des Wagens. Auch wenn es ihm irgendwie missfiel, ließ er sich dort direkt neben den anderen nieder, dem dritten Wageninsassen gegenüber, aber da dieser sicher ihr Auftraggeber war, gebietete es allein der Anstand sich nicht neben diesen zu setzen. „Kamijo, wir wollen uns ungestört unterhalten.“ „Ja, Chef.“ Der Fahrer nickte nur, bevor er die Trennwand zwischen hinterem und vorderem Bereich des Wagens hochfuhr und die Drei damit unbeobachtet von den anderen Insassen zurückblieben. Byou ließ seinen musternden Blick wieder über den Blonden vor sich schweifen. Der Braunhaarige hatte Chef gesagt, somit musste sein Gegenüber wohl der oberste Yakuza sein, denn der Braunhaarige gehörte selber zum Führungskreis soweit Byou richtig informiert war. Jetzt saß er also diesem ominösen Jin gegenüber, von dem er so viel gehört hatte, Schlechtes gehört hatte und dass ließ dann doch eine gewisse Nervosität in dem Braunhaarigen aufsteigen. Was auch immer der Yakuza-Boss von ihm wollte, es ging sicher weit über das hinaus, was er normalerweise tat. „Ich will nicht lange darum reden und euren Gesichtern sehe ich an, dass ihr genau wisst, wen ihr vor euch habt.“ Auf die Lippen des Blonden legte sich ein gefährliches Grinsen und unweigerlich erzitterte Byou. Er würde nicht sagen, dass er Angst vor dem anderen hatte, es war eher Respekt. „Ich weiß alles über euch und deswegen habe ich mir euch für diesen Auftrag ausgesucht. Ich will, dass ihr diesen Jungen“ Jin reichte den beiden jeweils ein Foto. Es zeigte einen lachenden, braunhaarigen Jungen, der wahrscheinlich nicht viel älter als 20 war. „entführt und solange hier versteckt, bis sein Vater zu unserer Zufriedenheit mit uns kooperiert.“ „Wer ist sein Vater?“ Der Schwarzhaarige hatte die Stille gebrochen, beäugte das Foto aber immer noch kritisch. Byou war das Misstrauen in der Stimme des Schwarzhaarigen nicht entgangen und wenn er ehrlich war, glaubte er auch nicht so ganz daran, dass es sich hier um eine einfache Entführung handelte. Die Yakuza hätte doch nicht ihren Boss geschickt, wenn es so simple wäre. „Sato-san.“ Vor Schreck riss der Braunhaarige die Augen weit auf, starrte seinen Gegenüber nur ungläubig an, aber sein Nebenmann sah in diesem Moment wohl auch nicht viel besser aus. Denn sie wussten sicher beide, dass mit Sato der Fabrik-Tycoon gemeint war, dem sozusagen der Teil von k-town gehörte, denn die Yakuza nicht betrieb. „Das mach ich nicht.“ Der andere klang entschieden und Byou schüttelte nur ebenfalls den Kopf. „Glauben sie ich bin lebensmüde? Auch wenn sie wahrscheinlich glauben, dass unser Leben hier sowieso nichts wert ist, ich werde meins garantiert nicht für die paar jämmerlichen Yen riskieren, die man mit einer Entführung verdient.“ Der Meinung war Byou ehrlich gesagt auch. Er hasste sein Leben hier zwar, aber sterben wollte er auch nicht. Der Yakuza blickte sie nur einen Moment genauso neutral an wie die ganze Zeit, bevor er in leises Lachen ausbrach. „Wie ich bereist sagte, weiß ich alles über euch.“, fing er an, strich sich mit einer Hand durch die Haare, während er die beiden Männer nur wieder mit diesem seltsamen Grinsen bedachte. „Ihr wollt hier weg und das ist euer Ticket in die Freiheit. Erfüllt den Auftrag und ich sorge dafür, dass ihr augenblicklich hier rauskommt und mache euch zu ehrenwerten Mitgliedern der Yakuza.“ Seine Augen funkelten bedrohlich und Byou war sich in diesem Moment sicher, dass er nicht ablehnen würde. Nicht weil das Angebot so gut war, sondern weil er wusste, dass es wirklich seine einzige Chance war hier raus zu kommen. Würde er ablehnen, würde er wohl kaum noch Aufträge bekommen. Trotzdem warf er keinen kurzen Blick zu dem Schwarzhaarigen, der noch immer verbissen das Foto anstarrte. Aber der Braunhaarige konnte ihm ansehen, dass er schon die gleiche Entscheidung getroffen hatte. „Wir machen es.“, antwortete er also für sie beide, worauf Jin nur kurz lächelte, bevor er ihnen die Details des Auftrages erläuterte, nur um sie nachdem alles geklärt war, aus dem Wagen zu schicken und davon zu fahren. „Also ich bin Sono.“, begann der andere nach einer Zeit des Schweigens. „Byou.“, knurrte er nur als Antwort bevor dieser Sono weitersprach. „Ich arbeite normal nicht mit anderen, aber wir haben wohl keine andere Wahl, also lass uns das morgen möglichst professionell über die Bühne bringen. Was machst du normalerweise?“ „Entführungen und du?“ „Einbruch und Diebstahl.“ Und jetzt war Byou auch noch klarer, warum der Yakuza sie beide gewählt hatte. Das sie beide unbedingt hier weg wollten, war wohl nur Nebenbedingung. * Mit einem müden Lächeln auf den Lippen drehte Kazuki den Schlüssel im Türschloss und öffnete leise die Tür. Reno war schon einige Zeit früher nach Hause gegangen, schlief wahrscheinlich schon und der Rothaarige wollte seinen Freund nur ungerne wecken. Immerhin war ihr Arbeitstag unheimlich anstrengend und man brauchte jede Sekunde Schlaf, die man bekommen konnte. Ebenso leise schlüpfte er aus seinen Schuhen und schlich auf Zehenspitzen Richtung Schlafzimmer, wo zu seiner Verwunderung aber noch Licht brannte. Reno saß, ein Buch lesend, auf dem Doppelbett, seine langen Haare lose zu einem Zopf nach hinten gebunden. Das schummrige Licht der alten Deckenlampe warf einen warmen Schimmer auf die sonst oft so bleich wirkende Haut des Jüngeren und wenn das Zimmer und die Einrichtung nicht so heruntergekommen wären, könnten sie Kazuki fast das Gefühl geben ihren Traum schon erfüllt zu haben. „Du bist noch wach?“ Der andere schien ihn seinem verblüfften Gesicht nach wirklich erst jetzt bemerkt zu haben, aber im nächsten Moment legte Reno sein wunderschönes Lächeln auf, welches Kazuki vom ersten Moment an verzaubert hatte. Es wirkte immer so unschuldig und zurückhaltend und bestärkte den Rothaarigen nur noch in seiner Meinung, Reno um jeden Preis beschützen zu müssen. „Ich wollte auf dich warten.“, kam es gehaucht vom Bett. Reno hatte den Blick wieder etwas gesenkt und sein Gesicht zierte ein leichtes Rosa. Auch wenn sie seit mittlerweile fast einem Jahr ein Paar waren und sich nun schon über zwei Jahre kannten, war der Jüngere noch immer unheimlich verschüchtert. Aber das war etwas, was Kazuki unheimlich an dem Größeren liebte. „Du bist wahnsinnig niedlich, Reno.“ Der Rothaarige ging die paar Schritte zum Bett, krabbelte neben seinen Freund und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, was dieser nur mit einem leisen Schnurren quittierte. „Ich liebe dich so sehr.“ Vorsichtig nahm er dem Braunhaarigen das Buch aus der Hand, legte es neben ihr Bett, bevor er sich ihm wieder zuwandte und ihn sanft in seine Arme zog. Reno seufzte nur zufrieden und ließ seinen Kopf auf Kazukis Brust nieder, schlang seine Arme ebenfalls um den anderen. „Wie war dein Tag?“ „Hmm? Ganz okay, ich hatte nur zwei Kunden.“, nuschelte Reno leise und kuschelte sich nur noch enger an den Älteren. Es war ihm anzuhören, dass er kurz vorm Einschlafen war und so fand Kazuki es nur noch ein Stück süßer, dass der Braunhaarige wach geblieben war, um auf ihn zu warten. „Wie war deiner?“ „Ich hab einen neuen, sehr spendablen Kunden. Wenn ich den halten kann, kommen wir unserem Traum ein ganzes Stück näher.“ Verträumt streichelte er dem Jüngeren durch die braunen Haare, genoss es einfach immer wieder unsagbar, wenn sie so hier lagen, wie als wären sie ein vollkommen normales Pärchen. „Das ist schön.“ Reno schien dem Land der Träume wirklich schon näher als der Realität, aber das störte Kazuki wenig. Sein Freund hatte verdient schlafen gelassen zu werden, da ihr Beruf wirklich anstrengend war. Für Kazuki nicht unbedingt, er mochte es nicht, aber es störte oder ekelte ihn auch nicht wirklich, sich zu verkaufen. Hauptsache er kam möglichst schnell an möglichst viel Geld. Aber der Rothaarige wusste wie viel Überwindung es Reno kostete und wie sehr es den Jüngeren auszerrte. Er wusste, dass Reno nur aus einem Grund als Stricher arbeitete, weil er Kazuki vertraute, dass es der schnellste Weg war hier raus zu kommen. Und deswegen würde Kazuki alles tun, um bald die zwanzig Millionen zusammen zu haben. Auch wenn das bedeutete, dass er doppelt so viele Kunden bedienen musste wie früher. Denn sie mussten so schnell wie möglich hier weg. Kazuki spürte, dass Reno es nicht mehr allzu lange hier aushielt. Seit sie begonnen hatten, war der Jüngere immer ruhiger und in sich gekehrter geworden, lächelte weniger und auch wenn Reno immer beteuerte, es ginge im gut. Kazuki wusste, wie gelogen das war. „Kazu, machst du das Licht aus, bitte.“ „Klar.“ Vorsichtig befreite der Kleinere sich aus der Umklammerung seines Freundes, tapste zur Tür und löschte das Licht, bevor er im Dunklen zurück zum Bett ging. Er entledigte sich schnell seiner Klamotten und kletterte dann zurück unter die Decke. Reno schmiegte sich augenblicklich wieder an den anderen Körper und entlockte Kazuki so nur ein zufriedenes Kichern. Er mochte es, dass sein Freund so unheimlich anhänglich war. Sanft legte er seine Arme ebenfalls um den Körper des Braunhaarigen, fuhr mit einer Hand wieder durch die weichen Haare. Er war selber auch ziemlich müde, aber schlafen wollte er noch nicht. Er wollte noch einen Moment genießen mit dem anderen zusammen hier zu liegen und sich für diesen Moment vollkommen sorgenfrei zu fühlen. Die angenehme Brise, die durch das halbgeöffnete Fenster ins Zimmer wehte, machte die Atmosphäre noch ein wenig romantischer. Es war die letzten Tage glücklicherweise etwas kühler geworden, nicht mehr ganz so hochsommerlich heiß. Was dem Rothaarigen deutlich besser gefiel, auch wenn das bedeutete, dass es demnächst Herbst und damit in diesem Teil der Stadt noch trister als sowieso schon werden würde. „In zwei Wochen haben wir unser Einjähriges.“, riss ihn Renos Stimme irgendwann aus seinen Gedanken. Anscheinend schlief der Jüngere doch noch nicht. „Ich weiß und an dem Tag werden wir was Schönes zusammen machen.“ Kazuki hatte sich zwar bis jetzt keinerlei Gedanken darüber gemacht, aber er wollte, dass wenigstens dieser Tag schön für Reno wurde. „Danke Kazuki, dass du bei mir bist.“ Der Braunhaarige küsste den Älteren flüchtig, bevor er sich wieder in seine liegende Position zurückbegab, seinen Kopf auf Kazukis Brust bettete und die Augen schloss. „Du musst dich nicht bedanken.“, entgegnete er noch leise, war sich aber nicht sicher, ob Reno es überhaupt noch hörte. Dabei war es selbstverständlich für ihn, dass er bei ihm war. Er liebte den Jüngeren doch. Er liebte ihn mehr als sein Leben. tbc ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Mir ist gerade erstmal aufgefallen, dass Weihnachten vergessen habe das Kapitel bei animexx zu posten... Ja auf jeden Fall dann jetzt das dritte und wenn ich von der Uni heimkommme, gibt's das vierte auch noch heute^-^ @ SachikoHirosawa: Also ich hab dir sicher bei ff.de geantwortet, keine Ahnung, was ich geschrieben habe^-^ also auf jeden Fall möchte ich sicher genau dasselbe sagenxDD @ _shiro_: Vielen Dank, ich fühl mich jetzt wirklich geehrt und ja ich les auch lieber abgeschlossene Geschichten, weil es nervt mich auch immer an, wenn dann kein Ende kommt^-^ Auf jeden Fall kann ich dir noch viel Drama versprechen, aber natürlich verrat ich nicht was passiert^-^ Kapitel 4: -4- -------------- -4- San warf einen letzten Kontrollblick in den Spiegel in seinem kleinen Bad, zupfte ein paar der blauen Strähnen zu Recht. Er wollte wenigstens so gut aussehen wie es gerade eben möglich war, für sein Ego, dem anderen war es sicher egal wie er aussah. Wahrscheinlich würde der Yakuza die noch immer sichtbaren blauen Flecken, mittlerweile waren sie eher gelblich, und die Kratzer mit denen sein ursprünglich mal makelloser Körper übersät war, noch zusätzlich erregend finden. Vielleicht würde Jin ihn dann heute auch nicht zu schwer misshandeln, wenn man die Verletzungen des letzen Mals noch sah. San wusste selber, dass das Wunschdenken war, aber er brauchte diese Aussicht, um sich an Tagen wie heute dazu zu motivieren, zur Arbeit zu gehen. Mit einer schnellen Bewegung hatte der Blauhaarige seine Overknees übergezogen, stöckelte aus seiner Wohnung und die Treppe hinunter. Er machte sich wieder auf den Weg zu Jin, auf den Weg in sein Verderben. Denn das war es, auf was es unweigerlich hinauslaufen würde: seinen Untergang. Natürlich hätte San sich von Anfang an nicht darauf einlassen können, auch jetzt könnte er jeder Zeit aufhören, den Älteren zu bedienen. Aber er tat es trotzdem nicht und er wollte es auch nicht. Wann immer Uruha oder irgendein anderer seiner Freunde ihn fragte warum, erzählte er, er tue es wegen des Geldes. Sicher zahlte der Blonde besser als alle anderen Freier, die San bis jetzt hatte, aber genauso sicher war der Stricher sich bewusst, dass es nur eine Ausrede war. Das Geld war nicht der Grund, warum auch? Ohne Jin hatte er ebenfalls genug gehabt, um hier gut zu leben und selbst durch Jin würde er niemals genug verdienen, um von diesem Ort zu entkommen. Nein, San war eher fasziniert von dem anderen, fühlte sich so unheimlich zu ihm hingezogen, dass es ihm einfach unmöglich schien, sich jemals aus dessen Bann zu befreien. Jin war nicht zärtlich zu ihm, er kümmerte sich kein bisschen um ihn, man konnte nicht mal behaupten er sei bloß grob. Es war viel schlimmer, Jin quälte, folterte ihn regelrecht, nahm ihm alle Würde und behandelte San wie ein Spielzeug, das man wegwarf, wenn man fertig mit Spielen war. Aber San genoss es, er genoss jeden Schlag des anderen, jede Art der Qual, denn so konnte er dem anderen nahe sein. Auf eine andere Art würde er niemals die Aufmerksamkeit des Yakuza bekommen, Schmerz war der einzige Weg. Und wenn er sich einbildete, es sei die einzige Form durch die Jin zeigen konnte, dass ein anderer Mensch ihm nicht egal war, dann konnte er es genießen. Deswegen ging San immer wieder zu ihm und Jin kam jedes Mal wieder zu dem Blauhaarigen, was diesen in seinem Glauben nur bestärkte. Langsam kamen die alten Fabrikhallen am Horizont immer näher. San würde sich nicht beeilen müssen, er war früh. Er war immer früh, denn er wollte Jin auf keinen Fall verpassen, wollte nicht riskieren, dass der Kleinere sich einen anderen nahm. Selbst von Fernem konnte er erkennen, dass schon eine ganze Zahl dunkler Limousinen vor den Eingängen stand. Trotz der Uhrzeit zu der die meisten normalen Menschen eigentlich noch arbeiten mussten. Wenn man genauer darüber nachdachte, zeigte dieses Bild wunderbar, wie verkommen diese Welt, wie Kehrseitig die Moral dieser Oberklasse, dieser ‚anständigen Menschen‘ in Wirklichkeit doch war. Sie verbannten Prostituierte aus ihrer reinen Gesellschaft, um sie dann in diesen schmutzigen Baracken zu besuchen. Sie fickten die, die angeblich nicht mehr wert waren als Abfall, waren dabei mindestens genauso verwerflich mit dem einzigen Unterschied, dass sie die Regeln selber gemacht hatten und anscheinend über ihnen standen. Als der Blauhaarige das Gebäude erreichte, erblickte er fast direkt die dunkle Limousine. Sie sah aus wie jede andere hier auch, aber San erkannte den Fahrer, den Braunhaarigen, der meistens in Begleitung von Tsurugi hier auftauchte. Also war Jin schon da, mehr als eine Stunde früher als normal und irgendwie missfiel es San gewaltig. Der Yakuza würde nicht auf ihn warten, er hatte sich sicher einen anderen gesucht. Noch bevor der Stricher mit seiner nun mehr schlechten Laune die Halle betreten konnte, wurde er grob am Arm gepackt und herumgerissen. „Da bist du ja. Ich mag es gar nicht, wenn man mich warten lässt.“ Einerseits ließen die kalte Stimme und die eisigen Augen Jins San das Blut in den Adern gefrieren, bedeutete beides doch, dass es heute besonders schlimm werden würde. Andererseits breitete sich eine gewisse Erleichterung in dem Blauhaarigen aus, immerhin hatte der andere auf ihn gewartet. „Es tut mir leid, Jin-sama. Werde ich jetzt bestraft?“ Der Blauhaarige hatte die schüchterne Stimme, den unterwürfigen Blick, mit dem er den andere jetzt bedachte, lange geübt und war mittlerweile perfekt darin, sich wie das brave Haustier des Yakuza zu verhalten. Jins Gesicht zierte ein dreckiges Grinsen und der andere wusste genau, was dieses bedeutete: Schmerzen und er wollte sie, er wollte sowas von bestraft werden, solange der Yakuza es war, der ihn bestrafte. Widerstandslos ließ er sich von dem Älteren mitziehen, in das Hotel und die verborgene Treppe nach unten in den Keller. Die meisten Leute wussten wohl nicht einmal, dass hier noch Räume existierten und San hatte es, bevor er Jin kennen lernte ebenfalls nicht gewusst und manchmal wünschte er sich auch nie von diesen erfahren zu haben. Denn das was sich teilweise dahinter verbarg, konnte man getrost als tödliches Folterwerkzeug beschreiben. Der Blauhaarige war sich ziemlich sicher, dass schon einige Stricher hier unten gestorben waren und jedes Mal, wenn der Yakuza irgendein neues dieser Instrumente herbeiholte, bekam er ein leicht ungutes Gefühl. Aber trotzdem: keine Todesangst könnte jemals so groß sein, dass sie ihn von Jin fern halten würde. Und wenn er hier sterben sollte, dann würde er wenigstens in den Armen des Älteren sterben. Irgendwann war jedes Leben sowieso vorbei, wenn man das, was San hatte überhaupt als Leben bezeichnen konnte. Der Blauhaarige hatte seinen Blick während des ganzen Weges gehorsamen gesenkt, denn Jin mochte es gar nicht, wenn der Größere nicht vollkommen unterwürfig war. Erst als sie einen Raum betraten, hob er seinen Blick vorsichtig, um sich umzusehen und erleichtert auszuatmen, als er sah, dass sie sich in einem Standardraum befanden. Zumindest würde es also nicht schlimmer werden als normal und San würde auch keine neuen „Spielzeuge“ testen müssen. Trotzdem betrachtete er den Kleineren mit angsterfüllten Augen, denn genau das wollte Jin von ihm und wenn er keine Angst bei dem Blauhaarigen sah, würde er ihn schlimmer quälen, solange bis dieser zitternd und flehend zu seinen Füßen liegen würde. Diesen Fehler hatte er einmal begangen und an diesem Abend war er nicht einmal in der Lage gewesen überhaupt noch aufzustehen und es war nur Tsurugi zu verdanken, dass er damals noch nach Hause gekommen war. „Dahin.“, riss ihn Jins bedrohliche Stimme aus seinen Gedanken. Der Ältere zeigte auf einen Tisch, der auf den ersten Blick an Billiardtische erinnerte, wenn man aber die Hand- und Fußfesseln dazu nahm, hatte es mehr von einer Streckbank. San nickte nur, ging zu dem Tisch und legte sich mit dem Rücken darauf, seine Arme und Beine so positionierend dass Jin ihn problemlos mit den Fesseln festschnallen konnte. Die Position mit den über dem Kopf festgezurrten Armen und den leicht gespreizten Beinen war natürlich unangenehm, vor allem weil die Fesseln in seine Handgelenke schnitten, aber mit der Zeit hatte er sich an so etwas gewöhnt. Das war gerade noch der angenehmste Teil, den er heute Abend wohl zu erwarten hatte. „So Kleiner. Jetzt treiben wir dir erst mal deine Unpünktlichkeit aus.“ Jin stand neben dem Tisch, strich mit einer Hand sanft Sans Seite nach oben und dieser schloss einfach nur die Augen, genoss diese Berührung. Sie war so unglaublich zärtlich und auch wenn der Blauhaarige wusste, dass Jin das nur tat, um ihn zu verhöhnen, um ihn noch mehr zu peinigen, schrie Sans Herz doch unaufhörlich, dass es eine Geste der Zuneigung war. Diese kurzen Momente gaben ihm immer wieder das Gefühl, dem Älteren doch mehr zu bedeuten. Aber eben nur für einen kurzen Moment, denn im nächsten Augenblick durchzog ein schmerzhaftes Ziehen seinen Körper und San musste sich hart auf die Lippen beißen, um nicht laut los zu schreien. Natürlich hatte er die Peitsche in Jins anderer Hand schon vorher gesehen und er hatte auch schon öfter Schläge damit bekommen, aber es blieb doch trotzdem ein Gefühl, an das man sich nicht gewöhnen würde. Es tat weh und es würde auch jedes Mal wieder weh tun. „Schrei, dreckige Schlampe! Ich will dich leiden sehen.“ Der Yakuza ließ die Peitsche erneut gegen Sans Oberschenkel schlagen, entlockte diesem nur ein gequältes Ächzen. Und dann schlug er wieder zu und immer wieder. Und es schmerzte mit jedem Schlag, der die bereits rote Haut traf mehr, es dauerte nur wenige Schläge bis die Beine des Blauhaarigen so stark brannte, dass er sein Schreien nicht mehr unterdrücken konnte, bei jedem weiteren Peitschenhieb nur schmerzerfüllt aufschrie. Er hasste dieses Gefühl, das Geräusch wie kaltes Leder auf seine Haut knallte, das Ziehen und die hässlichen Striemen, die ihn noch tagelang begleiten würden. Aber genauso gut wusste er, dass Jin es liebte, dass es den Blonden heiß machte, wenn er sich wie gerade leidend auf dem Tisch wand, die Fesseln durch seine ruckartigen Bewegungen nur dazu brachte, noch tiefer in die Haut einzuschneiden. Und er wollte Jin erregen, wollte ihn befriedigen, weil er ihm verfallen war, vollkommen verfallen. * „Sag mal, warum arbeitest du heute nicht?“ Uruha wandte sich dem Fragensteller zu, der gelangweilt mit den Füßen baumelnd auf seiner Küchenanrichte saß und den Blonden vom Kochen abhielt. „Weil Tsurugi kommt und ich ihn zum Essen eingeladen habe. Und warum bist du schon wieder hier?“, antwortete er mit leicht gereiztem Unterton. Es war nicht so, dass er Aoi nicht mochte oder die Gesellschaft des Älteren ihm unangenehm war, aber die letzten Tage nervte der Schwarzhaarige ihn schon. Uruha hatte ja schon genügend damit zu tun gehabt, San wider zusammen zu flicken und dann war Aoi auch noch die ganze Zeit um ihn herum gesprungen und hatte nach Aufmerksamkeit verlangt. Da war es doch ganz natürlich, dass der Blonde sich manchmal wünschte, seinen besten Freund gegen die nächste Wand zu schlagen. „Hmm… ich geh dann, wenn er kommt, aber lass mich solange noch zu gucken okay?“ Der Schwarzhaarige klang bei seinen Worten ungewohnt traurig und das weckte Uruhas schlechtes Gewissen schon wieder. Immerhin war Aoi sein bester Freund und er hatte wirklich wenig Zeit für ihn gehabt die letzten Wochen. Dabei war der Ältere ihm doch unheimlich wichtig. Der Größere legte das Messer zur Seite und schritt langsam auf seinen besten Freund zu, blieb direkt vor ihm stehen, dass ihre Gesichter nur einen Hauch voneinander entfernt waren. „Ist okay, Aoi. Du kannst hier bleiben.“, antwortete er sanft lächelnd, legte seine Hand auf die kalte Wange des anderen. Und dabei war es noch gar nicht so kalt draußen, dass man frieren musste. Aber Uruha wusste ja selbst, warum Aois Haut so kalt war, woher die dunklen Augenringe kamen und es schmerzte ihn jedes Mal mehr zu sehen, dass er Aoi nicht helfen konnte. So gerne würde er dem anderen helfen, ihn von den Drogen losbekommen, aber er hatte keine Ahnung wie. Uruha half seit Tsurugi weg war den meisten jungen Leuten hier, er war sozusagen sowas wie die neue Bordellmama geworden, aber wenn es um seinen besten Freund ging, war er hilflos. Egal was er tat, es würde nichts ändern, Aoi würde weiter süchtig sein. „Danke, Ruha.“, nuschelte der Ältere, legte seinen Arme vorsichtig um Uruha und zog ihn in eine kraftlose Umarmung. Aoi war von Tag zu Tag ausgelaugter und Uruha litt mit ihm. Nach ein paar Minuten hatten die beiden Männer ihre Umarmung wieder gelöst und sich daran gemacht, Essen vorzubereiten. Und so waren sie dann kurz bevor Tsurugi kam auch fertig geworden. „Komm rein.“, begrüßte der Blonde seinen Gast, der der Aufforderung auch direkt nach kam und sich in die Küche der kleinen Wohnung geleiten ließ. „Hey, Aoi.“ Die beiden Älteren tauschten auch kurz Begrüßungen aus, bevor sie sich am Küchentisch niederließen, warteten, dass Uruha ihnen das Essen servierte. „Und wie ist es euch so ergangen die letzten Wochen hier?“ „Ach, es ist wie immer.“, entgegnete Uruha freundlich, während er seinen Gästen Saft einschenkte. Tsurugi hatte ja selbst lang genug hier gelebt, um zu wissen, was er meinte. Natürlich hatte der Jüngere sich unheimlich für den anderen gefreut, als er hier weggekommen war, auch wenn dieser nicht mal ihm erzählt hatte, woher das Geld kam. Aber genauso war er auch traurig gewesen, denn Tsurugi war immer so etwas wie ein großer Bruder für Uruha gewesen und er wollte ihn nicht verlieren. Umso froher war er, dass der Ältere ihn noch immer regelmäßig besuchen kam. „Und wie geht’s dir so?“ „Gut, aber momentan muss ich auch nicht so viel arbeiten.“ „Das ist schön.“ Uruha wusste zwar nicht so genau, was Tsurugi arbeitete, nur dass es nicht legal war und vielleicht wusste er gerade deswegen so wenig. Und wenn er ehrlich war, interessierte es ihn auch wenig. „Und hast du mittlerweile jemanden gefunden?“ Das Privatleben seines Freundes war doch sowieso viel spannender. Vor allem da er dem anderen nicht wirklich glauben konnte, dass jemand wie Tsurugi in zwei Jahren Außenwelt überhaupt keinen Partner fand. „Interessiert dich eigentlich auch was anderes?“, fragte der Ältere, hatte dabei aber ein Lächeln auf den Lippen. „Ruha ist halt einfach neugierig.“, mischte sich jetzt auch Aoi ein, der als einzige schon begonnen hatte, zu essen. Und diese Tatsache ließ Uruha den Kommentar einfach mal überhören. Wenn Aoi aß, hieß das, er hatte sich heute oder zumindest seit einigen Stunden nichts gespritzt. Der Blonde glaubte zwar nicht mehr, dass sein Kumpel irgendwann vollkommen drogenfrei sein würde, aber es würde ihm schon reichen, wenn der andere seinen Konsum verringerte. Er hatte nun mal einfach Angst, seinen besten Freund zu verlieren. „Ja, ich weiß und das erstaunliche, als ich ihn damals kennen gelernt habe, war er noch viel schlimmer. Aber um deine Frage zu beantworten, Uruha, nein ich habe niemanden und ich bin auch nicht auf der Suche.“ Das war die gleiche Antwort wie jedes Mal und wenn Uruha ehrlich war, glaubte er Tsurugi nicht. Immerhin kannte er den anderen seit Jahren und der Braunhaarige war solange er hier gelebt hatte nie so ausgeglichen und fröhlich gewesen. Zwar hatte Tsurugi nach außen immer gelächelt und anderen Mut gemacht, aber seinen Augen waren die Hoffnungslosigkeit und die Einsamkeit anzusehen gewesen. Aber seit der Ältere hier rausgekommen war, strahlte er schon förmlich und das konnte einfach nicht nur am Ortswechsel liegen. Denn so traumhaft war Tokyo auch nicht, Uruha hatte schließlich auch mal dort gelebt. Aber mehr würde er aus Tsurugi nicht herausbekommen, also wechselte er das Thema. Das Essen bekamen sie auch gut rum und gerade hatten die Drei es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Wobei Aoi nach wenigen Minuten auf dem Sessel eingeschlafen war. „Nimmt er immer noch so viel? Er sieht ziemlich fertig aus?“ Uruha hätte sich denken können, dass diese Frage irgendwann kommen würde, denn auch wenn Aoi und Tsurugi nie richtige Freunde gewesen waren, sorgte er sich doch um den Schwarzhaarigen, einfach weil er Uruhas bester Freund war. „Noch mehr, glaube ich.“, entgegnete der Blonde schwach, seinen Blick dabei auf Aoi gerichtet. Obwohl er schlief, sah er noch immer so unglaublich fertig aus und wenn er ihn genau betrachtete, war er in letzter Zeit auch verdammt abgemagert. Der Größere wollte gerade noch etwas erwidern, als die Türklingel ihr Gespräch unterbrach. Eigentlich erwartete Uruha keinen Besuch, trotzdem machte er sich auf den Weg, um seiner Tür zu öffnen. Wahrscheinlich war es seine Nachbarin, die wieder irgendwelche Gewürze oder ähnlichen Kleinkram brauchte. Aber als er seinen Besucher erblickte, war er dann doch etwas überrascht. „Ich bin hier, um Tsurugi abzuholen.“, sprach sein Gegenüber ohne ein Wort der Begrüßung. „Kamijo?“ Anscheinend war sein Freund ihm in den Flur gefolgt und genauso überrascht über den Besuch. Er starrte den Mann von der Tür fragend an und Uruha meinte für einen kurzen Moment ein Lächeln auf Tsurugis Lippen gesehen zu haben. Aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet, denn der Braunhaarige hatte sich schon wieder gefasst, blickte gleichgültig zu dem Fremden, während er seine Schuhe und Jacke anzog. „Also Ruha, wir sehen uns und pass auf dich auf.“ „Ja mach ich. Danke fürs Kommen.“ Uruha umarmte Tsurugi zum Abschied, war wirklich froh, dass sein Kumpel ihn besucht hatte und blickte dem Braunhaarigen noch nach wie er mit dem anderen Mann aus dem Haus verschwand. Als er wieder zurück in sein Wohnzimmer kam, lag Aoi noch immer schlafend im Sessel. Einen Moment beobachtete Uruha seinen Freund einfach nur, der friedlich vor sich hindöste, bevor er eine Decke aus seinem Zimmer holte und sie vorsichtlich um den Älteren legte. Er wollte Aoi nicht wecken, wenn dieser schon mal schlief. * Draußen war es bereits dunkle Nacht, als Byou sich leise und unauffällig dem Fabrikgelände näherte. Er hatte sich dort mit Sono verabredet, der die Vorkehrungen für ihren Einbruch tätigen wollte. Der Plan der Yakuza war es gewesen, den Vater des Jungen dazu zu bringen, seinen Sohn von seiner Tokioter Wohnung in die Häuser bei den Fabriken umzuziehen, was der Alte auch getan hatte. Er glaubte wahrscheinlich, dass dieser Ort sicherer war als Tokyo, aber ungewollt hatte er der Yakuza damit direkt in die Hände gespielt. Sicher das Gelände war in Richtung Stadt wahnsinnig gut überwacht, aber Richtung k-town gab es laut Sonos Auskunft mehrere Schlupflöcher, durch die sie mit Leichtigkeit ungesehen in eine der Fabriken und von dort aus zum Haupthaus gelangen konnten. Byou war noch immer nicht ganz wohl bei der Sache, aber das war seine einzige und beste Chance aus diesem Gefängnis zu entkommen und diese musste er nutzen. Als er den Treffpunkt erreichte, sah er den Schwarzhaarigen schon, der an einen kaputten Zaun gelehnt wartete. „Es ist noch einfacher als ich dachte.“, grüßte dieser ihn mit leiser Stimme. Die Lautstärke würde wahrscheinlich so ziemlich das einzige sein, auf das sie achten mussten. In k-town war es immer leise, teilweise fast totenstill. „Wir können mehr oder weniger einfach reinspazieren. Ich glaube, die alten, reichen Säcke fühlen sich mittlerweile ein bisschen zu sicher in ihren Palästen.“ Byou nickte zustimmenden, reichte Sono die Waffen, die er für sie besorgt hatte und folgte dem Schwarzhaarigen dann unauffällig durch eine Vielzahl kaputter Maschendrahtzäune, die alle ihre Funktion wohl nicht mehr im Geringsten erfüllten. Sono hatte Recht gehabt, den Weg bis in die erste Fabrik und durch diese hindurch legten die beiden ohne Problem zurück und das eine Schloss, welches die Hintertür der Fabrik verschloss, hatte den Kleineren auch nicht länger als 20 Sekunden aufgehalten. Byou konnte sich noch erinnern, dass zu Beginn hier alles voller Security war und die Produktionsstätten besser geschützt waren als die meisten Firmen innerhalb Tokyos. Aber mit der Zeit hatte es nachgelassen, die Besitzer hatten gemerkt, dass die Einwohner k-towns wenig bis gar keine Anstalten gemacht hatten, in irgendeiner Weise dort einzubrechen und somit hatten sie den bloßen Kostenfaktor Sicherheitsbeamte schnell eliminiert gehabt. „Okay, bis hierhin war es einfach.“, durchbrach Sonos Flüstern die Stille, als sie sich dem Ausgang der Fabrik und somit dem Hauptgelände näherten. „Von hier aus müssen wir aufpassen. Momentan ist nur das Haupthaus bewohnt und auch nur mit der Zielperson. Normalerweise gibt es vor dem Haus einen Securityposten, aber ich bin mir sicher, der Alte hat noch ein paar persönliche Beschützer für seinen Sohn abgestellt.“ „Verstehe. Lass die meine Sorge sein. Du kümmerst dich nur darum, dass wir da reinkommen.“ Sono nickte nur, kramte einige Sachen aus einer Tasche, die er bei sich trug. Darunter auch zwei schwarze Sturmhauben, von denen er eine an Byou weiterreichte, der diese mit einem melancholischen Grinsen aufsetzte. Wie sehr ihn diese alte, abgedroschene Ausrüstung doch an sein früheres Leben erinnerte, dass er, so schlecht es manchmal auch gewesen war, so gerne wieder hätte. „Wir versuchen hinten durch die Lichtschächte in das Gebäude zu kommen. Bis ich die auf habe, wird es einige Zeit dauern, du musst uns solange die Wachen vom Leib halten.“ Byou nickte nur und tat es Sono gleich, der sein Equipment zusammen baute. Glücklicherweise waren die Yakuza doch nicht so dumm gewesen, wie er immer gedacht hatte, denn sie hatten dem Braunhaarigen Schalldämpfer besorgt und die Gerätschaften seines Partners sahen auch hochprofessionell aus, sofern er das als unerfahrener Einbrecher beurteilen konnte. Aber eins interessierte ihn dann doch noch. „Woher weißt du eigentlich so genau über die Gebäudekonstruktionen hier bescheid?“ „Ich dachte, du weißt, wer unser Auftraggeber ist?“ Der Schwarzhaarige klang überrascht, hielt kurz in seinem Tun inne. „Der ist professionell genug, um mir vorher Baupläne zu beschaffen. Sonst wäre ich hier niemals eingebrochen.“ Das klang irgendwie verständlich. Und immerhin war der Yakuza-Boss höchstpersönlich ihr Auftraggeber und der würde sicher nichts dem Zufall überlassen oder gar riskieren, dass sein Plan schief ging. Über ein Scheitern wollte der Braunhaarige eigentlich auch gar nicht nachdenken, denn das würde wohl das Ende seines Lebens bedeuten. An der Hinterseite des Gebäudes befanden sich, wie Sono gesagt hatte, Lichtschächte, die in den Keller führten und während der Schwarzhaarige daran machte, diese möglichst leise aufzubrechen, beobachtete der Größere die Umgebung eindringlich. Langsam wurde auch er nervös. Natürlich war er oft in lebensbedrohliche Situationen geraten, hatte schon mehrere Menschen getötet und das unsicherer Zittern, wenn man zum ersten Mal eine Waffe auf jemanden richtete mit dem Ziel diesen zu töten, fühlte er schon lange nicht mehr. Aber aufgeregt war er trotzdem in solchen Momenten. Immerhin könnte er heute noch sterben und so schlecht sein Leben gerade auch war, er hing daran lebendig zu sein. Am liebsten wäre es Byou, wenn er sich endlich in den Schutz des Hauses flüchten könnte, denn aus eigener Erfahrung wusste er, dass es in einen geschlossenen Gebäude deutlich leichter war sich zu verstecken und seine Gegner frühzeitig zu bemerken als in offenem Gelände bei Nacht. Genau deswegen war er auch kein Einbrecher geworden. Er hasste es nicht die Kontrolle über eine Situation zu haben und das war momentan der Fall. Eine Geisel konnte er kontrollieren, einen geschlossenen Raum mit absehbaren Ereignissen auch, aber eine völlig freie, unübersichtliche Landschaft, wo jederzeit alles passieren konnte, nicht. Es dauerte noch fast zehn Minuten bis Sono ihn letztendlich leicht anstupste, um zu signalisieren, dass er das Gitter geöffnet hatte und sie einsteigen konnten. Byou wartete bis der Schwarzhaarige durchgekrochen war und folgte ihm dann lautlos durch den Schacht, der sie direkt in einen dunklen, warmen Keller führte. „Ab jetzt folgt dein Part, die Tür führt in den Flur. Von da aus musste du zwei Stockwerke nach oben. Das Zimmer des Jungen ist am Ende des Ganges.“ „Kommst du nicht mit?“ Nicht dass es Byou störte, er arbeitete lieber alleine und von hier an, war auch er der Profi. „Getrennt sind wir sicherer, wenn es einen erwischt, hat der andere noch immer eine Chance.“ So nüchtern sich das jetzt anhörte, es war ein Tatsache. „Ich komm in zehn Minuten nach.“ Byou nickte nur und machte sich dann langsam auf den Weg durch den ebenfalls dunklen Flur. Es war erschreckend leise in dem großen Gebäude und so brauchte der Braunhaarige eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich die Treppe erreichte und diese langsam nach oben steigen konnte. In einer Hand hielt er seine Waffe, jederzeit bereit eine plötzlich auftauchende Person zu erschießen und in der zweiten ein Messer. Das Ende der Treppe führte direkt in eine große Eingangshalle von der aus eine breite Marmortreppe nach oben führte. Definitiv die Art von Aufgang, die Byou jetzt nicht gebrauchen konnte, da sie perfekte Sicht auf ihn bieten würde. Es schien sich zwar niemand in der Halle aufzuhalten, aber sicher war sicher und so schlich der Braunhaarige erst eng an der Wand entlang durch den geräumigen Raum und Richtung eines weiteren Vorraums. Und genau dort stand auch, was er erwartet hatte: ein in schwarzen Anzug gekleideter, großer Mann, der die Eingangstür zu beobachten schien. Würde dieser sich umdrehen, hätte er perfekte Sicht auf die Treppe und das war ein zu großes Risiko. Byou musste diesen Schrank loswerden und dazu hatte er nur eine Chance. Langsam hob er seine Waffe und zielte auf den Fremder, der wenige Meter von ihm entfernt stand. Und drückte dann, als er sicher Ziel genommen hatte, ab, der Körper des Mannes kippte augenblicklich nach vorne und blieb liegen, tot. Ohne eine Miene zu verziehen wandte der Braunhaarige sich wieder der Treppe zu, um in den zweiten Stock zu gelangen. Der Sicherheitsmann war nicht sein erster Toter und da Byou streng nach dem Motto lebte, wenn er seine Gegner nicht tötete, würden sie ihn töten, hatte er auch keinerlei Gewissensbisse. Der zweite Stock war längst zum ersten aufgebaut und so konnte man von der Treppe aus von einem kleinen Vorflur aus rechts und links einen Gang entlang gehen. Irgendwie hatte Sono das leicht anders beschrieben und Byou bekam schon leicht Lust einfach auf den Schwarzhaarigen zu warten, bevor er in das falsche Zimmer schleichen würde, als er jedoch hinter der Wand geduckt um die Ecke in den rechten Gang spähte, entdeckte er dort einen weiteren Sicherheitsmann, der in sein Telefon vertieft vor der Tür am Ende des Flurs stand. Besonders aufmerksam schien er nicht, trotzdem war es zu riskant von hier aus einen Schuss zu versuchen, vor allem da die Entfernung zu weit war und auf ihn zugehen war aufgrund des doch recht langen Flurs auch keine Option. Es gab eigentlich nur eine Chance, kam es Byou nach einigen Minuten des Überlegens in den Sinn. Er musste den Sicherheitsmann irgendwie von der Tür weglocken. Aber wie, wusste er nicht. Er hatte keinerlei Hilfsgegenstände dabei, die er jetzt benutzen könnte. Es vergingen weitere wertvolle Minuten in denen der Braunhaarige angestrengt nachdachte, aber zu keinem Ergebnis kam, als er ein leises Geräusch von unten vernahm. Wenn jetzt noch ein weiterer Man käme und die Leiche fand, wäre es garantiert vorbei. Vorsichtig schielte er über das Treppengeländer und war gerade ehrlich das erste Mal in seinem Leben glücklich bei diesem Auftrag einen Partner zu haben. Der Schwarzhaarige schlich gerade eben so vorsichtig wie Byou vorhin durch die Eingangshalle. Byou bräuchte Sono um den Wachmann vor der Tür der Zielperson wegzulocken, da war er sich sicher. Langsam trat er näher an das Geländer und hoffte einfach mal, dass der Schwarzhaarige ihn sah, was nach einigen Sekunden auch geschah. Wobei Sono nicht halb so glücklich über das plötzliche Auftauchen seines Partners zu sein schien wie Byou gerade. Mit kurzen Handzeichen gab er ihm zu verstehen, dass hier oben ein weiterer Mann stand, denn er weg haben wollte und der Kleinere schien zu verstehen, denn kurz nachdem Byou wieder hinter dem Geländer verschwunden war, ertönte von unten ein Klirren. Und gleich darauf stürmte besagter Wachmann auch schon den oberen Flur entlang und zu Byous Freude schien er wirklich nicht sehr viel zu bemerken, denn er lief einfach an ihm vorbei und auf die Treppe zu. Das war genau der richtige Moment. Wieder zückte der Braunhaarige seine Waffe und drückte eiskalt ab. Kopfschuss und der Mann war sofort tot. Ohne weiter nachzusehen, wandte der Braunhaarige sich ab und lief den Flur nach unten zu dem Zimmer hinter dem sich ihr Ziel befand. Jetzt nur noch rein, den Jungen rausholen und dann abhauen. Vorsichtig drückte er die Klinke der Tür nach unten, hoffte einfach, dass dort jetzt kein weiterer Sicherheitsmann stehen würde. „Ich habe doch gesagt hier soll keiner…“ Der Junge auf dem Stuhl hatte sich zu Byou umgedreht, hielt erstarrt in seinem Satz inne. Es war blankes Entsetzen was Byou in den Augen des Jüngeren sehen konnte und das sorgte doch für ein kleines Lächeln auf Byous Lippen. Wenn der andere solche Todesangst hatte, würde er sich wenigstens benehmen. „Kein Wort, Kleiner oder du bist tot.“ Demonstrativ hob Byou seine Waffe an, während er auf das zitternde Etwas vor sich zu ging. Manche Leute hätte jetzt sicher ein schlechtes Gewissen, immerhin war der Junge sicher unschuldig in diese Situation geraten. Aber Byou nicht, er hatte kein Mitleid mit verzogenen, reichen Söhnchen und etwas anderes war der Braunhaarige bestimmt nicht. „Du kommst jetzt mit ohne zu zicken und dann tu ich dir nichts.“ Und nach einem weiteren Winken mit der Pistole, erhob der Jüngere sich und ließ sich von Byou aus dem Raum und die Treppen runter ziehen. „Endlich. Zwei weitere Wachmänner.“ Sono deutete in den Vorraum, wo mittlerweile drei Leiche lagen. Der Junge in Byous Armen quiekte nur erstickt auf, seine Augen wurden dabei noch angsterfüllter. Anscheinend begriff er gerade erst den vollen Ernst der Situation. „Ich weiß nicht, wie viele noch da sind, lass uns besser so schnell wie möglich gehen. Wir nehmen die Terrasse.“ Und so verschwanden die beiden so schnell und leise wie sie gekommen waren wieder, mit dem Unterschied, dass sie jetzt ihre Geisel mit sich führten. Und zum ersten Mal seit Byou in k-town wohnte, hatte er wirklich das Gefühl, dass sein Leben langsam wieder in die richtige Bahn kommen würde. Wenn dieser Auftrag beendet war, käme er hier raus in die Freiheit. Freiheit war alles, was er wollte und dafür würde er kämpfen. tbc --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- So irgendwie hatte ich total verpeilt, dass heute der 11. ist, aber das Kapitel war ja fast schon fertigxDDD Nunja bei San hab ich lange, lange überlegt, ob ich weiter beschreiben soll, was Jin ihm noch so antut, aber ich hab mich entschlossen es eurer Fantasie zu überlassen und ich will ja auch nicht in sinnlose Gewaltbeschreibungen ausarten, außerdem meinte meine Schwester, keiner will lesen, wie San gequält wird^-^... wobei ich ein paar Ideen gehabt hätte... Also bis zum nächsten Mal, wobei ich als nächstes vielleicht ein extra Kapitel zu San und Jin poste... @SachikoHirosawa: Okay, sehr gut^-^ Ja ach animexx ist gelegentlich schon irgendwie doofxDDD ich beschäftige mich erst gar nicht mit den Funktionen... 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