かくり - タウン von -hoshi- (kakuri-town) ================================================================================ Kapitel 3: -3- -------------- -3- Gelangweilt schwang Ruki mit seinen Füßen vor und zurück, seinen Blick hatte er dabei nach unten gerichtet, betrachtete den kahlen Betonboden. Seit einer halben Stunde saß er hier fertig gestylt am Set und wartete darauf, dass die Assistenten des Fotografen endlich fertig mit ihren Aufbauarbeiten waren und langsam ging ihm diese Unprofessionalität auf die Nerven. Es gab doch schon gewisse Unterschiede zwischen den Shootings, die er letzte Woche in Mailand hatte und diesem hier. Abgesehen davon, dass hier auch noch dieser seltsame Ort hinzu kam. Ruki war heute Morgen schon mit einem flauen Gefühl im Magen aufgewacht bei dem Gedanken nach kakuri-town fahren zu müssen und besonders gut geschlafen hatte er auch nicht. Aber seit der Ankunft fühlte er sich noch ein Stückchen schlechter. Zwar hatten sie unheimlich viel Security hier am Set, aber eine beruhigende Wirkung hatten diese Schränke auch nicht gerade. Es verunsicherte den Braunhaarigen eher noch mehr, denn wäre es hier wirklich so ungefährlich wie sein Manager behauptete, würden sie die ja nicht brauchen. Und wenn diese Typen in etwa genauso fähig waren wie der Rest der Crew, würden sie in einer potentiellen Gefahrensituation auch nicht helfen können. „Okay, wir können anfangen.“, riss ihn die quakende Stimme des Fotografen aus seinen Gedanken. Wenigstens musste Ruki jetzt nicht mehr dumm rumsitzen, auch wenn er auf Arbeit nicht wirklich mehr Lust hatte. Das Model hüpfte von seinem Stuhl, stolzierte auf das Set zu und ließ sich in Position schieben, bevor er begann gekonnt vor der Kamera zu posen. Mittlerweile hatte er so viele Shootings hinter sich, dass es fast von alleine funktionierte, ohne dass er viel darüber nachdenken musste, welche Wirkung seine Posen erzielten und was in bestimmten Situationen gut aussah. Zwei Stunden und etliche Sets später war der Großteil des Shootings glücklicherweise gelaufen und sobald diese unfähigen Assistenten es geschafft hatten, die letzte Kulisse aufzubauen, könnte Ruki auch für die finalen Bilder posieren und dann zurück nach Tokyo. Der Braunhaarige wusste zwar noch immer nicht für welches Magazin er heute überhaupt arbeitete, aber da er bis jetzt eher spärlich bekleidet gewesen war und sich die meiste Zeit irgendwie lasziv räkeln musste, würde er auf ein Frauen- oder Schwulenmagazin tippen. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, ertönte schon wieder die befehlende Stimme des Fotografen. Lustlos schlich er auf den kleinen, untersetzten Mann zu, tippte ihn leicht an die Schulter. „Ehm, ich habe kein neues Outfit bekommen.“, meinte er nur mit unterkühlter Stimme, konnte es sich gerade so verkneifen über die Unfähigkeit der Angestellten hier zu meckern. Aber dass er von den Stylisten zwischen zwei Fotosets vergessen wurde, war ihm auch noch nie passiert. Wenn Ruki seinen Manager heute nochmal sehen sollte, würde der sicher etwas zu hören bekommen, ließ ihn erst hier alleine und dann waren auch noch alle Anwesenden außer ihm selber vollkommen unfähig. „Nein das ist schon richtig.“, kommentierte der ältere Mann nur, beäugte noch kritisch die aufgestellten Requisiten. „Das werden Nacktbilder.“ „Was?“, quietschte das Model, blinzelte verwirrt mit den Augen. Das war jawohl ein Scherz. Natürlich hatte Ruki schon Nacktbilder gemacht, aber das würde er sicher hier nicht machen, nicht draußen an so einem öffentlichen Ort, in so einer schmierigen Kulisse. So nötig hatte er das Geld auch nicht, dass er das tun würde. „Niemals. Hier ziehe ich mich sicher nicht aus.“ „Err…“ Der Fotograf schien sichtlich überrascht, wobei sein Gesicht schnell zu wütend wechselte und er dieses Mal begann mit deutlich lauterer Stimme fast schon zu schreien. „Mit so einer kleinen Diva muss ich mich jawohl nicht rumärgern. Du wirst bezahlt, also machst du das jetzt oder muss ich dich ausziehen?“ „Fassen Sie mich nicht an.“, fauchte der Braunhaarige, wich einen Schritt zurück nur zur Sicherheit, denn betatscht werden wollte er von so einem Widerling nicht. „Auf das Geld kann ich verzichten.“, meinte er noch, drehte sich dann auch schon demonstrativ um, schnappte sich seine Jacke und verschwand einfach mal um die nächste Hausecke, um auch klar zu signalisieren, dass er für Bilder heute nicht mehr zur Verfügung stand. Dass Ruki sich noch immer in k-town befand, hatte er in diesem Moment komplett vergessen und dass auch sein Manager nicht anwesend war, um ihm wie gewöhnlich hinterher zu laufen und ihn zurückzuholen, fiel ihm auch nicht auf. Also fingerte er einfach nur eine Zigarette aus seiner Tasche, schlenderte genüsslich rauchend ein wenig durch die abgenutzten Straßen. Als Ruki sich seiner Situation, nämlich dass er gerade halbnackt und alleine durch diese Verbrecherstadt irrte, bewusst wurde, war schon einiges an Zeit vergangen und der Braunhaarige in seiner Wut auch sicherlich schon mehr als nur ein paar Straßenecken vom Set geflüchtet. „Scheiße.“, kam es leise über seine Lippen, nachdem er sich ein paar Minuten unschlüssig umgesehen hatte und sich jetzt seufzend an einer Hauswand hinab gleiten ließ. Wie dumm war er eigentlich. Normalerweise hatte das Model sich doch sonst so gut unter Kontrolle und gerade heute war er ausgerastet und weggerannt. Dabei wusste er doch genau, was für jemanden wie ihn hier in jeder Gasse lauerte: der sichere Tod. „Hey Schönling.“ Ruki zuckte heftig zusammen als die fremde Stimme ihn ansprach, traute sich überhaupt nicht aufzusehen. Er hatte es von Anfang an gewusst, dass dieser Tag schrecklich enden würde, dass es ein Fehler war nach k-town zu kommen und jetzt saß er hier an irgendein heruntergekommenes Haus gelehnt, sein Untergang direkt vor ihm. Während sein Kopf schon sämtliche Horrorszenarien durchspielte, was ihm jetzt passieren könnte, merkte er nicht, wie der Fremde ihn grob hochzog. Erst als er mit dem Rücken gegen die Wand geschlagen wurde und sich seine Atmung einen kurzen Moment in lautem Japsen verabschiedete, schaffte er es seinen Blick zu heben. Und was er dort sah, ließ ihm fast vor Unglauben die Augen heraus fallen. Der Blonde vor ihm war fast noch ein Kind, kaum größer als er selber und wenn seine Augen nicht so kalt und bedrohlich gefunkelt hätten, wäre er fast niedlich gewesen. „Glotz nicht so verängstigt, ich will nur dein Geld.“, zischte der Blonde während er mit einer Hand Rukis Kleidung abtastete, ihn mit der anderen immer noch gegen die Wand presste. „Ich… ich hab kein Geld dabei.“, stotterte der Braunhaarige ängstlich. Am liebsten würde er hier so schnell wie möglich abhauen, aber er hatte zu viel Angst sich auch nur minimal gegen seinen Angreifer zu wehren. Vor allem da er das Messer am Gürtel des anderen hatte glitzern sehen. „Verarsch mich nicht.“, zischte der Größere aggressiv und drückte Ruki noch fester gegen die kalte Hauswand. „Ich seh doch, dass du ein reicher Stadtsnob bist.“ „A… aber…“ Ruki konnte kaum noch richtig antworten so sehr zitterte seine Stimme. Wieso war er nur hierhergekommen? Er hätte diesen Auftrag ablehnen sollen, er hätte von Anfang an auf seinen Vater hören sollen und einen ordentlichen Beruf lernen anstatt Model zu werden. Dann wäre er jetzt nicht hier und dann wäre sein Leben auch noch nicht zu Ende. Sicher er hasste sein Leben, sein Alltag machte ihn fertig, aber er wollte doch nicht sterben. Er war doch noch so jung. „Heulst du kleiner Pisser jetzt? Oh Mann, ihr seid doch alles jämmerliche Flaschen.“ Der Braunhaarige hatte nicht einmal mitbekommen, dass er begonnen hatte zu weinen, er spürte nur noch wie sein ganzer Körper vor Angst zitterte, dass der Junge vor ihm mit ihm redete, nahm Ruki dabei nur am Rande war. „Ja heul nur um dein Leben, als ob es so wertvoll wäre.“ Das kalte Lachen des Jüngeren ließ Rukis Inneres gefrieren und gerade nahm er nur noch nackte Panik wahr. „Bitte…“, keuchte er schwer, sah seinen Gegenüber schon gar nicht, da sein Blick langsam schwarz wurde, während sich alles in seinem Kopf zu drehen schien, sein Atem immer schneller ging. Das letzte, was er spürte, war wie sich die Hand von seinem Oberkörper löste und er auf den harten Boden schlug, bevor er endgültig von Dunkelheit umfangen wurde. Als Ruki sein Bewusstsein wieder erlangte, fand er sich auf einer alten Matratze liegend wieder. Seine rechte Seite schmerzte, sein Kopf dröhnte und ihm war kalt, unendlich kalt. Obwohl er seltsamerweise eine zweite Jacke trug. Einen alten schwarzen Kapuzenpulli, der definitiv nicht ihm gehörte. Sowieso wo war er überhaupt? Sah so der Himmel aus oder an welchen Ort man nach dem Tod auch immer kam? Das letzte woran er sich erinnern konnte, war der Blonde. „Na, endlich wach?“ So schnell es ihm gerade möglich war, wandte Ruki seinen Kopf zu der fremden Stimme und blickte direkt in das lachende Gesicht eines pink-haarigen Jungen. „Nii-chan hat dir ganz schön Angst gemacht, ne?“ Ruki blinzelte nur ungläubig, war irgendwie nicht in der Lage, dem anderen zu antworten. In seinem Kopf arbeitete es gerade fürchterlich. Anscheinend war er nicht tot, okay er war wach und da er nicht an Leben nach dem Tod und so einen Mist glaubte, war das eigentlich klar gewesen. „Sehr gesprächig bist du ja nicht.“ Der Junge setzte sich auf den Boden vor Rukis provisorischem Bett. Ihm war zwar anzusehen, dass er definitiv von hier kam, aber seltsamerweise hatte Ruki gerade keine Angst vor ihm. Der Pink-Haarige wirkte so freundlich mit seinem offenen Lächeln und wenn Ruki ihm genau in die Augen sah, glaubte er in ihnen etwas zu sehen, was er selber schon lange nicht mehr bei sich gesehen hatte, Unbeschwertheit und Lebensfreude. „Ist dir noch kalt? Du hast so gezittert, da hab ich dir eine Jacke von Nii-chan angezogen. Ein paar Sachen könnte ich dir noch geben, aber allzu viel haben wir selber nicht.“ Je länger der andere redete, desto sicherer war sich das Model, dass er ihm geholfen haben musste. Aber wie der Kleine es geschafft hatte, ihn vor dem Blonden zu retten, war Ruki ein Rätsel. „Danke.“ Würde der Junge Ruki jetzt besser kennen, würden ihm sicher vor Überraschung die Augen raus fallen, denn der Braunhaarige bedankte sich niemals. Wieso auch? Es gab niemanden in seinem Leben, der etwas für ihn tat, wofür er dankbar wäre. Aber so erntete er nur ein breites Lächeln. Es fiel Ruki ehrlich schwer, sich zu bedanken, denn Dank war immer auch ein kleines wenig wie zugeben, dass man etwas alleine nicht geschafft hätte und das ließ Rukis Ego nicht zu. Er war immer alleine und er war in der Lage alles alleine zu schaffen. Aber gerade hatte er das Gefühl, diesem Jungen dankbar sein zu müssen. Ächzend versuchte Ruki sich langsam auf zu richten, denn ewig wollte er hier auch nicht mehr rumliegen. Immerhin wusste er noch immer nicht wo er war. Von der Umgebung konnte er zwar erahnen, dass das hier irgendwann mal ein Bahnhof gewesen war, aber wie er zurück nach Tôkyô kam, war ihm nach wie vor ein Rätsel. „Ko-ki bleib weg von dem.“, schallte eine dunkle Stimme durch das verfallene Gebäude und Ruki lief unweigerlich ein eisiger Schauer über den Rücken. Er musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass das der blonde Typ war, der ihn angegriffen hatte. „Nii-chan, sei doch nicht immer so gemein zu allen Leuten.“ Nii-chan? Okay, dann waren die beiden, was Ruki beim besten Willen nicht glauben konnte, Brüder. Was aber immerhin eine Antwort auf seine Frage gab, wie der kleine Pink-Haarige ihn retten konnte. „Und du bist viel zu leichtgläubig.“ Der Blonde hatte sich neben den anderen auf den Boden gesetzt und betrachtete Ruki kritisch. Und obwohl der Braunhaarige gewöhnt war, angestarrt zu werden, fühlte er sich gerade von Sekunde zu Sekunde unwohler. Er hatte noch nie einen so durchdringenden Blick gespürt. „Aber jetzt wo du ihn angeschleppt hast, müssen wir ihn wohl erst mal mitnehmen. Hast du gehört Schönling? Du bleibst erst mal bei uns und wenn du dich benimmst, tu ich dir auch nichts. Vielleicht können wir von deinen Angehörigen ja noch ein bisschen Geld rausschlagen, wenn wir dich zurückgeben.“ * Mit einer flinken Bewegung schloss Byou seine Jacke jetzt doch komplett, schlang seine Arme fest um den eigenen Körper. Es war deutlich kälter, als er erwartet hatte und irgendwie verbesserte das seine Laune nicht gerade. Aber es war schon ein wenig seltsam, dass es von einem auf den anderen Tag Herbst geworden war. Tagsüber war es zwar noch relativ warm, trotzdem nichts im Vergleich zu den Wochen davor, aber sobald die Sonne untergegangen war, kühlte es erstaunlich aus. Vielleicht sollte er sich von dem Geld für seinen nächsten Auftrag endlich eine richtige Jacke kaufen, auch wenn es ihm widerstrebte, Geld für Klamotten auszugeben. Eigentlich wollte er doch sparen, um so schnell wie möglich hier weg zu kommen. Als der Braunhaarige an dem Treffpunkt angekommen war, der in dem Brief genannt wurde, war noch alles leer. Was aber auch nicht weiter verwunderlich war, da Byou zu früh war. So wie immer. Er hatte einfach die Angewohnheit seine Auftraggeber nicht warten lassen zu wollen. Lässig lehnte er sich gegen eine der Wände des alten Gebäudes, welches weit und breit das einzige war, welches sich in die Luft erstreckte. Auch wenn es eher den Eindruck machte, als würde es selbst auch nicht mehr lange hier stehen, so verfallen wie es bereits war. Soweit Byou wusste, befand er sich gerade am alten Hafen, der schon lange bevor dieser Stadtteil von Tôkyô abgekapselt wurde, keine Verwendung mehr hatte. Aber eigentlich konnte er auch überall sonst in k-town sein. Dort wo früher mal die Piers gewesen waren, ragten nur noch vereinzelt morsche Holzfälle aus dem Wasser, bis auf die einer Halle vor der er stand, waren alle Lager und ehemaligen Hafengebäude schon in einander gestürzt oder abgerissen worden und nur gelegentlich zeugten kleine Überreste von Steinmauern davon, dass dort irgendwann mal ein Gebäude gestanden hatte. Das hier war nun wirklich die hinterste Ecke dieses Gebiets, wo sich noch nicht einmal Obdachlose auf der Suche nach Zuflucht hin verirrten, warum auch, hier gab es ja nichts und genau deswegen war der Ort von seinen Auftraggebern wahrscheinlich ausgesucht worden. Hier würde sie niemand stören. Es dauerte eine ganze Weile bis der Braunhaarige in der Ferne eine zweite Gestalt erkannte, die immer näher auf ihn zu gelaufen kam. Im ersten Moment hielt er den anderen für seinen Auftraggeber, bis er ihm so nahe gekommen war, dass er das fremde Gesicht im schwachen Licht des Mondes erkennen konnte. Das war sicherlich niemand, der in bezahlen würde, es war sozusagen sein Nachbar. Byou kannte ihn nicht näher, aber er hatte ihn ein paar Mal gesehen und wusste, dass er im selben Viertel wohnte wie er selbst. „Was machst du hier?“, fauchte ihn der Schwarzhaarige auch direkt an, hatte ihn anscheinend auch erkannt und schien genauso wenig erfreut über ihr Zusammentreffen wie Byou. „Das gleiche könnte ich dich fragen.“ Die beiden blickten sich eine ganze Weile stumm an, wobei wohl jedes ihrer Gesichter den Versuch wiederspiegelte, den anderen mit Blicken zu töten, bis die Stille irgendwann von einem Motorengeräusch durchbrochen wurde. Dadurch dass es hier wirklich nichts gab, keinerlei natürliche Geräusche, wirkte das näherkommende Auto fast schon grausam laut und erst als es direkt neben den beiden Männern hielt, wandten sie ihren Blick voneinander ab und dem Wagen zu. „Schön, dass sie kommen konnten meine Herren. Bitte steigen sie ein.“ Die Scheibe der Beifahrerseite war nach unten gefahren und ein braunhaariger Kerl, den Byou schon öfter hier gesehen hatte, sprach sie mit sanfter Stimme an. Soweit er wusste, war dieser Typ ein Yakuza, zumindest war er immer in Begleitung des Yakuza-Zuständigen für k-town, den Byou auch jetzt hinter dem Lenkrad erblicken konnte. Auf jeden Fall wusste er so schon mal, wer seine Auftraggeber waren. Genauso wie der Schwarzhaarige nickte er nur kurz und bestieg dann hinter diesem den hinteren Teil des Wagens. Auch wenn es ihm irgendwie missfiel, ließ er sich dort direkt neben den anderen nieder, dem dritten Wageninsassen gegenüber, aber da dieser sicher ihr Auftraggeber war, gebietete es allein der Anstand sich nicht neben diesen zu setzen. „Kamijo, wir wollen uns ungestört unterhalten.“ „Ja, Chef.“ Der Fahrer nickte nur, bevor er die Trennwand zwischen hinterem und vorderem Bereich des Wagens hochfuhr und die Drei damit unbeobachtet von den anderen Insassen zurückblieben. Byou ließ seinen musternden Blick wieder über den Blonden vor sich schweifen. Der Braunhaarige hatte Chef gesagt, somit musste sein Gegenüber wohl der oberste Yakuza sein, denn der Braunhaarige gehörte selber zum Führungskreis soweit Byou richtig informiert war. Jetzt saß er also diesem ominösen Jin gegenüber, von dem er so viel gehört hatte, Schlechtes gehört hatte und dass ließ dann doch eine gewisse Nervosität in dem Braunhaarigen aufsteigen. Was auch immer der Yakuza-Boss von ihm wollte, es ging sicher weit über das hinaus, was er normalerweise tat. „Ich will nicht lange darum reden und euren Gesichtern sehe ich an, dass ihr genau wisst, wen ihr vor euch habt.“ Auf die Lippen des Blonden legte sich ein gefährliches Grinsen und unweigerlich erzitterte Byou. Er würde nicht sagen, dass er Angst vor dem anderen hatte, es war eher Respekt. „Ich weiß alles über euch und deswegen habe ich mir euch für diesen Auftrag ausgesucht. Ich will, dass ihr diesen Jungen“ Jin reichte den beiden jeweils ein Foto. Es zeigte einen lachenden, braunhaarigen Jungen, der wahrscheinlich nicht viel älter als 20 war. „entführt und solange hier versteckt, bis sein Vater zu unserer Zufriedenheit mit uns kooperiert.“ „Wer ist sein Vater?“ Der Schwarzhaarige hatte die Stille gebrochen, beäugte das Foto aber immer noch kritisch. Byou war das Misstrauen in der Stimme des Schwarzhaarigen nicht entgangen und wenn er ehrlich war, glaubte er auch nicht so ganz daran, dass es sich hier um eine einfache Entführung handelte. Die Yakuza hätte doch nicht ihren Boss geschickt, wenn es so simple wäre. „Sato-san.“ Vor Schreck riss der Braunhaarige die Augen weit auf, starrte seinen Gegenüber nur ungläubig an, aber sein Nebenmann sah in diesem Moment wohl auch nicht viel besser aus. Denn sie wussten sicher beide, dass mit Sato der Fabrik-Tycoon gemeint war, dem sozusagen der Teil von k-town gehörte, denn die Yakuza nicht betrieb. „Das mach ich nicht.“ Der andere klang entschieden und Byou schüttelte nur ebenfalls den Kopf. „Glauben sie ich bin lebensmüde? Auch wenn sie wahrscheinlich glauben, dass unser Leben hier sowieso nichts wert ist, ich werde meins garantiert nicht für die paar jämmerlichen Yen riskieren, die man mit einer Entführung verdient.“ Der Meinung war Byou ehrlich gesagt auch. Er hasste sein Leben hier zwar, aber sterben wollte er auch nicht. Der Yakuza blickte sie nur einen Moment genauso neutral an wie die ganze Zeit, bevor er in leises Lachen ausbrach. „Wie ich bereist sagte, weiß ich alles über euch.“, fing er an, strich sich mit einer Hand durch die Haare, während er die beiden Männer nur wieder mit diesem seltsamen Grinsen bedachte. „Ihr wollt hier weg und das ist euer Ticket in die Freiheit. Erfüllt den Auftrag und ich sorge dafür, dass ihr augenblicklich hier rauskommt und mache euch zu ehrenwerten Mitgliedern der Yakuza.“ Seine Augen funkelten bedrohlich und Byou war sich in diesem Moment sicher, dass er nicht ablehnen würde. Nicht weil das Angebot so gut war, sondern weil er wusste, dass es wirklich seine einzige Chance war hier raus zu kommen. Würde er ablehnen, würde er wohl kaum noch Aufträge bekommen. Trotzdem warf er keinen kurzen Blick zu dem Schwarzhaarigen, der noch immer verbissen das Foto anstarrte. Aber der Braunhaarige konnte ihm ansehen, dass er schon die gleiche Entscheidung getroffen hatte. „Wir machen es.“, antwortete er also für sie beide, worauf Jin nur kurz lächelte, bevor er ihnen die Details des Auftrages erläuterte, nur um sie nachdem alles geklärt war, aus dem Wagen zu schicken und davon zu fahren. „Also ich bin Sono.“, begann der andere nach einer Zeit des Schweigens. „Byou.“, knurrte er nur als Antwort bevor dieser Sono weitersprach. „Ich arbeite normal nicht mit anderen, aber wir haben wohl keine andere Wahl, also lass uns das morgen möglichst professionell über die Bühne bringen. Was machst du normalerweise?“ „Entführungen und du?“ „Einbruch und Diebstahl.“ Und jetzt war Byou auch noch klarer, warum der Yakuza sie beide gewählt hatte. Das sie beide unbedingt hier weg wollten, war wohl nur Nebenbedingung. * Mit einem müden Lächeln auf den Lippen drehte Kazuki den Schlüssel im Türschloss und öffnete leise die Tür. Reno war schon einige Zeit früher nach Hause gegangen, schlief wahrscheinlich schon und der Rothaarige wollte seinen Freund nur ungerne wecken. Immerhin war ihr Arbeitstag unheimlich anstrengend und man brauchte jede Sekunde Schlaf, die man bekommen konnte. Ebenso leise schlüpfte er aus seinen Schuhen und schlich auf Zehenspitzen Richtung Schlafzimmer, wo zu seiner Verwunderung aber noch Licht brannte. Reno saß, ein Buch lesend, auf dem Doppelbett, seine langen Haare lose zu einem Zopf nach hinten gebunden. Das schummrige Licht der alten Deckenlampe warf einen warmen Schimmer auf die sonst oft so bleich wirkende Haut des Jüngeren und wenn das Zimmer und die Einrichtung nicht so heruntergekommen wären, könnten sie Kazuki fast das Gefühl geben ihren Traum schon erfüllt zu haben. „Du bist noch wach?“ Der andere schien ihn seinem verblüfften Gesicht nach wirklich erst jetzt bemerkt zu haben, aber im nächsten Moment legte Reno sein wunderschönes Lächeln auf, welches Kazuki vom ersten Moment an verzaubert hatte. Es wirkte immer so unschuldig und zurückhaltend und bestärkte den Rothaarigen nur noch in seiner Meinung, Reno um jeden Preis beschützen zu müssen. „Ich wollte auf dich warten.“, kam es gehaucht vom Bett. Reno hatte den Blick wieder etwas gesenkt und sein Gesicht zierte ein leichtes Rosa. Auch wenn sie seit mittlerweile fast einem Jahr ein Paar waren und sich nun schon über zwei Jahre kannten, war der Jüngere noch immer unheimlich verschüchtert. Aber das war etwas, was Kazuki unheimlich an dem Größeren liebte. „Du bist wahnsinnig niedlich, Reno.“ Der Rothaarige ging die paar Schritte zum Bett, krabbelte neben seinen Freund und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, was dieser nur mit einem leisen Schnurren quittierte. „Ich liebe dich so sehr.“ Vorsichtig nahm er dem Braunhaarigen das Buch aus der Hand, legte es neben ihr Bett, bevor er sich ihm wieder zuwandte und ihn sanft in seine Arme zog. Reno seufzte nur zufrieden und ließ seinen Kopf auf Kazukis Brust nieder, schlang seine Arme ebenfalls um den anderen. „Wie war dein Tag?“ „Hmm? Ganz okay, ich hatte nur zwei Kunden.“, nuschelte Reno leise und kuschelte sich nur noch enger an den Älteren. Es war ihm anzuhören, dass er kurz vorm Einschlafen war und so fand Kazuki es nur noch ein Stück süßer, dass der Braunhaarige wach geblieben war, um auf ihn zu warten. „Wie war deiner?“ „Ich hab einen neuen, sehr spendablen Kunden. Wenn ich den halten kann, kommen wir unserem Traum ein ganzes Stück näher.“ Verträumt streichelte er dem Jüngeren durch die braunen Haare, genoss es einfach immer wieder unsagbar, wenn sie so hier lagen, wie als wären sie ein vollkommen normales Pärchen. „Das ist schön.“ Reno schien dem Land der Träume wirklich schon näher als der Realität, aber das störte Kazuki wenig. Sein Freund hatte verdient schlafen gelassen zu werden, da ihr Beruf wirklich anstrengend war. Für Kazuki nicht unbedingt, er mochte es nicht, aber es störte oder ekelte ihn auch nicht wirklich, sich zu verkaufen. Hauptsache er kam möglichst schnell an möglichst viel Geld. Aber der Rothaarige wusste wie viel Überwindung es Reno kostete und wie sehr es den Jüngeren auszerrte. Er wusste, dass Reno nur aus einem Grund als Stricher arbeitete, weil er Kazuki vertraute, dass es der schnellste Weg war hier raus zu kommen. Und deswegen würde Kazuki alles tun, um bald die zwanzig Millionen zusammen zu haben. Auch wenn das bedeutete, dass er doppelt so viele Kunden bedienen musste wie früher. Denn sie mussten so schnell wie möglich hier weg. Kazuki spürte, dass Reno es nicht mehr allzu lange hier aushielt. Seit sie begonnen hatten, war der Jüngere immer ruhiger und in sich gekehrter geworden, lächelte weniger und auch wenn Reno immer beteuerte, es ginge im gut. Kazuki wusste, wie gelogen das war. „Kazu, machst du das Licht aus, bitte.“ „Klar.“ Vorsichtig befreite der Kleinere sich aus der Umklammerung seines Freundes, tapste zur Tür und löschte das Licht, bevor er im Dunklen zurück zum Bett ging. Er entledigte sich schnell seiner Klamotten und kletterte dann zurück unter die Decke. Reno schmiegte sich augenblicklich wieder an den anderen Körper und entlockte Kazuki so nur ein zufriedenes Kichern. Er mochte es, dass sein Freund so unheimlich anhänglich war. Sanft legte er seine Arme ebenfalls um den Körper des Braunhaarigen, fuhr mit einer Hand wieder durch die weichen Haare. Er war selber auch ziemlich müde, aber schlafen wollte er noch nicht. Er wollte noch einen Moment genießen mit dem anderen zusammen hier zu liegen und sich für diesen Moment vollkommen sorgenfrei zu fühlen. Die angenehme Brise, die durch das halbgeöffnete Fenster ins Zimmer wehte, machte die Atmosphäre noch ein wenig romantischer. Es war die letzten Tage glücklicherweise etwas kühler geworden, nicht mehr ganz so hochsommerlich heiß. Was dem Rothaarigen deutlich besser gefiel, auch wenn das bedeutete, dass es demnächst Herbst und damit in diesem Teil der Stadt noch trister als sowieso schon werden würde. „In zwei Wochen haben wir unser Einjähriges.“, riss ihn Renos Stimme irgendwann aus seinen Gedanken. Anscheinend schlief der Jüngere doch noch nicht. „Ich weiß und an dem Tag werden wir was Schönes zusammen machen.“ Kazuki hatte sich zwar bis jetzt keinerlei Gedanken darüber gemacht, aber er wollte, dass wenigstens dieser Tag schön für Reno wurde. „Danke Kazuki, dass du bei mir bist.“ Der Braunhaarige küsste den Älteren flüchtig, bevor er sich wieder in seine liegende Position zurückbegab, seinen Kopf auf Kazukis Brust bettete und die Augen schloss. „Du musst dich nicht bedanken.“, entgegnete er noch leise, war sich aber nicht sicher, ob Reno es überhaupt noch hörte. Dabei war es selbstverständlich für ihn, dass er bei ihm war. Er liebte den Jüngeren doch. Er liebte ihn mehr als sein Leben. tbc ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Mir ist gerade erstmal aufgefallen, dass Weihnachten vergessen habe das Kapitel bei animexx zu posten... Ja auf jeden Fall dann jetzt das dritte und wenn ich von der Uni heimkommme, gibt's das vierte auch noch heute^-^ @ SachikoHirosawa: Also ich hab dir sicher bei ff.de geantwortet, keine Ahnung, was ich geschrieben habe^-^ also auf jeden Fall möchte ich sicher genau dasselbe sagenxDD @ _shiro_: Vielen Dank, ich fühl mich jetzt wirklich geehrt und ja ich les auch lieber abgeschlossene Geschichten, weil es nervt mich auch immer an, wenn dann kein Ende kommt^-^ Auf jeden Fall kann ich dir noch viel Drama versprechen, aber natürlich verrat ich nicht was passiert^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)