The SAWs fade von BountyHunterXX13 ================================================================================ Kapitel 5: Winner ----------------- Schatten an der Decke. Noch einmal schaue ich auf meinen Wecker. 5.45am. Die Sekunden fühlen sich an, wie Minuten. Ich stehe auf. Ist doch nicht schlimm, wenn ich zumindest den Ausgang sehe. Die Einzelheiten erfahre ich später. Voller Elan schnappe ich mir meinen Stock, meine ‚Apprentice-Monitur‘ (ein Base Cap, der Terenzi Horror Nights, Lederhandschuhe und den alten Mantel) und ziehe mich um. Wahrscheinlich werde ich danach sofort aufs Revier fahren, also heißt das: Bluse, Rock, Blazer. So langsam kommt es mir so vor, als hätte ich nie etwas anderes getragen. Als John mich rekrutierte hatte ich auch sowas an. Und gestern… auch. Vorsichtig öffne ich die Tür. Wir hatten im Haus ein Problem mit Insekten, meinte Mark. Deshalb wohnen wir in einer der Wohnungen, in denen normalerweise Kronzeugen Schutz finden. Ich höre ihn atmen. Sein Zimmer liegt genau meinem gegenüber, also hört er jeden Mucks. Schon früher ist er wegen jedem merkwürdigem Geräusch aufgewacht. Das bringt anscheinend das Polizisten-Dasein mit sich. Deshalb muss ich besonders vorsichtig sein. Fast wie ein Geist husche ich zur Wohnungstür, verlasse das Haus. Kühle Morgenluft strömt mir entgegen. Schon ein bisschen zu kühl. Es geht auf Winter zu. Ich laufe los. Alles scheint ruhig und friedlich. Als würde Hass, Neid, Trauer und Fremdgehen, sogar der Tod, hier nicht existieren. „Pah, Von wegen.“, murmel ich. Der Schein trügt. Ich weiß es am besten. Mum und Dad waren nicht einfach extreme Lügner. Nein. John hat mir alle seine Informationen gezeigt. Michael war ein zwanghafter Lügner, Psychopath und Neurotiker. Sarah ging ‚nur‘ öfter fremd. Aber, um ehrlich zu sein, war Seth der ehrlichste von meiner ganzen blutsverwandten Bagage… und Mark ist eigentlich auch ein potentielles Opfer. Sein Alkoholproblem, die Wut in ihm, alles passt. Wenigstens konnte ich, durch meinen Lehrer, ihn beschützen, wenn ich nicht mal mich selbst retten kann. Scheiße. Genervt blicke ich auf den Boden. Mein Stock hat sich im Gullideckel verhakt. Na toll. Mit meinem ganzem Gewicht ziehe ich daran, doch ich bekomme ihn keinen Millimeter weiter heraus. Was soll ich machen? Mich bücken kann ich nicht. Das würde, durch das Verlagern Schwerpunkts, die Prothese verbiegen. Auch wenn ich nicht viel wiege, wäre das fatal. „Kann ich dir helfen?“ Erschrocken drehe ich mich um. Ein Junge, etwa in meinem Alter, steht vor mir. Er ist etwas größer als ich, hat blonde, lockige Haare. Irgendwoher kenn ich ihn. Aber von wo? „Alles in Ordnung?“, besorgt schaut er mich mit seinen dunklen Augen an. Sie verlocken zum hineinfallen. „Äh, ja.“, gebe ich nach einer Weile zurück. „Was ist passiert?“, er deutet auf den Stock, den ich eben total vergessen habe. „Ich wollte einen Freund besuchen, aber habe nicht auf den Boden geachtet. Langer Rede kurzer Sinn, er hat sich verhakt. Bücken kann ich mich aber nicht. Das wäre Gift für die Prothese.“ Ohne ein weiteres Wort, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, beugt er sich hinab. Nach ein paar Sekunden ist die Gehhilfe wieder frei. Doch wir bleiben einfach nur voreinander stehen. Sein Blick fällt auf meinen linken Fuß, der im rechten Winkel zu meinem rechten steht. „Ach das? Ich war selbst daran schuld.“ „Ich kenne dich.“, er mustert mich, „Du bist doch Leila Berret. Du arbeitest im Jigsaw Fall. Hast du nicht auch deinen Fuß dadurch verloren?“ Stumm nicke ich. Tja. So bleibt man halt in Erinnerung. Das jüngste Opfer des Puzzlemörders. Ja. Blos nicht als die Person, die wirklich in einem steckt, „Genau.“ „Also arbeitest du auch mit Eric Matthews zusammen? Wie ist er so?“ „Eric? Als Cop ist er besser als, als Vater… denke ich. Ich kenne ihn schon lange, aber über seinen Jungen, Daniel heißt er, spricht Eric nie. Wenn man ihm gewogen ist, kann er sehr menschlich sein. Glücklicherweise gehöre ich zu eben jenen. Er kann ganz schön gewalttätig werden. Warum fragst du?“ „Hat mich nur mal interessiert.“, er grinst gezwungen, gibt mir einen Zettel mit seiner Nummer, „Wenn du reden willst, können wir das gerne mal bei einem Kaffee machen. Ich muss jetzt aber los, bevor mein Dad merkt, dass ich nicht daheim bin.“, er dreht sich um und läuft die Straße weiter. Zum Abschied winkt er noch einmal. Genau wie ich. Diese Begegnung mit dem Jungen… irgendwie fühle ich mich lebendiger. Dieses Gefühl hatte ich seit meiner Diagnose nicht mehr. Dabei kenne ich noch nicht einmal seinen Namen. Im Schutz der Dunkelheit schlüpfe ich durch den Metallzaun, gehe den dunklen Kellergang entlang. Schreie sind zu hören, obwohl die Dead Line schon seit einer viertel Stunde überschritten ist. Plötzlich noch ein ein Schrei., „NNNEEEEIIIIIIINNNNN!!!“Das ist Adam! Da kommt jemand! Ich trete wieder zurück in den Schatten. Ein blonder Mann kommt angerobbt. Eine Blutspur zeigt den Weg, den er hinter sich gelassen hat. Hat er wirklich-? Okay… der Verlust eines Fußes ist ja keine Premiere von Jigaw… aber was macht er denn da? Vorsichtig tippt er an das Rohr, meinem Versteck gegenüber. Verstehe. Er zieht den Hosensaum nach oben. Der Stummel, an dem sein rechter Fuß einst war, kommt zum Vorschein. Mit solch einem Blutverlust wird er nicht mehr lange leben, deshalb schließt er die Wunde mittels einer… Verbrennung. Sein Schrei geht durch Mark und Bein. Lawrence, oder das was von ihm übrig ist, verliert das Bewusstsein. Sofort verlasse ich die Deckung, fühle seinen Puls. Er lebt noch. Gerade noch. Ich versuche ihn zum Wasserhahn zu ziehen. „Komm schon.“, doch das ist nicht so einfach. Auf einmal packen mich zwei Hände am Gelenk. Panisch drehe ich mich um. Ein blutverschmierter John steht vor mir, „Ich mach das.“, und schiebt mich etwas unsanft zur Seite. Er zerrt ihn an seinen Armen zu meinem Ziel. Ich lasse das Nass laufen und John bespritzt ihn damit. Langsam, ganz langsam, kommt der Doktor wieder zu sich. „Herzlichen Glückwunsch, Dr. Gordon, Sie haben überlebt.“, als würde John ihn taufen, tröpfelt er Wasser über seine Stirn, „Leila, wir bringen ihn nach oben.“ Gesagt, getan. Es war zwar ziemlich umständlich, aber wir haben ihn in den ersten Stock gehievt. Zwar ist er bei Bewusstsein, aber sein Zustand ist weiterhin kritisch. Vorsichtig legen wir ihn aufs Bett. Sofort hole ich den Alkohol. Erstens ist dies eine gute Betäubung, zweitens ein noch besseres Desinfektionsmittel. Langsam wird ‚Larry‘ immer munterer. Natürlich. Die Wunde ist weitestgehend geschlossen, also wird das produzierte Blut wieder zurück zum Herzen geführt. John tupft den Stummel sorgfältig ab. Das schmerzt. Deshalb habe ich dem Testobjekt einen Beißring (und meinen Arm) angeboten. Beides wird, um den Schrei zu unterdrücken, regelrecht zerquetscht. Nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei. Erschöpft fällt er auf die Matratze zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)