When I loved Jigsaws von BountyHunterXX13 (Das Leben einer Praktikantin im Jigsaw-Fall) ================================================================================ Prolog: Test ------------ Bewusstlos liegt sie da. Lea, die einzige Tochter eines psychopathischen Vaters und einer liebenswerten Mutter, Praktikantin beim FBI, unter der Aufsicht von Peter Strahm, der sie beauftragte ein Auge auf die Detectives der hiesigen Polizei zu werfen. Ihre rehbraunen, rückenlangen Haare sind mit Blut verklebt. Auch ihr schwarzes, schlichtes Kostüm ist von der roten Körperflüssigkeit durchtränkt. Kurz zuckt sie. Dann noch einmal. Plötzlich öffnet sie ihre Augen. Sie sind dunkelbraun. Keuchend richtet sie sich auf. Diese Umgebung ist ihr fremd... aber auch irgendwie vertraut. Wie diese Crackhöhle, in der ein guter Bekannter von ihr sein Geld verdient. Der karge, manchmal fleckige Betonboden, die zahlreichen durchgelegenen Matratzen, die herumliegenden Spritzen. Kurz schaudert sie. Schlechte Erinnerungen kommen in ihr hoch. Plötzlich hört sie ein leises Stöhnen. Da liegt noch jemand?!? Sie hastet zu der bewusstlosen Person. Gerade so kann sie ihn erreichen, denn ein stählernes Halsband, an dem eine Kette angelegt ist, hält sie zurück. "Hey, bist du wach?", sanft rüttelt sie ihn an der Schulter. "Was, du!", es ist... Andy??? Eben jener Drogendealer, der ihr Leben zerstört hat. Anfangs hielt sie ihn für einen Freund, bis er sie abhängig machte und ihre intimsten Geheimnisse ihrem Vater verriet. Die Folgen waren unbeschreiblich...und dann tötete er auch noch ihre beste Freundin durch eine Überdosis. Als ob ihr Leben nicht schon kompliziert genug wäre. "Du Schlampe, was hast du mit mir gemacht?", richtig bewegen kann er sich nicht. Vermutlich wegen eines Nervengifts Sie schweigt. Eine Antwort auf Anschuldigungen gibt sie nie. Daran war auch eben jener Vorfall schuld. Traurig schaut sie zur Seite, auf einen alten Kastenfernseher, der sich just in diesem Moment einschaltet. Ein weißes puppenähnliches Wesen mit roten Wangen und Augen im Smoking spricht zu ihr, "Hallo kleine Lea. Wie oft hast du dein Leben von anderen bestimmen lassen, nur weil du deine Meinung nicht Preisgeben kannst oder besser gesagt willst? Denkst du etwa, du kannst dadurch den Haussegen bewahren? Ein jeder nutzt dich deshalb nur aus. Dadurch wurdest du Drogenabhängig, manisch depressiv und suizidal gefährdet, wo du doch so viel aus deinem Leben machen könntest. Das wird jetzt vorbei sein. Siehst du den Timer über der Tür? Du hast drei Minuten zeit, um den Mann, der einen Teil zur Zerstörung deines Lebens beigetragen hat, zu töten und in ihm den Schlüssel für deine Halskrause zu finden. Dieser befreit dich von deiner Einschränkung und führt dich in dein neues Leben. Schaffst du es allerdings nicht, diesen Mann im Limit zu töten, so beginnt sich deine, nennen wir es mal Bürde, Stück für Stück zu verengen, bis du letztendlich, nach ein paar Stunden oder Tagen qualvoll erstickst und die Tür bleibt für immer verschlossen. Bist du fähig nach sechzehn Jahren deinen Dämon zu besiegen und dein Leben selbst in die Hand zu nehmen? Leben oder sterben, du musst wählen", das Gerät schaltet sich ab und die besagte Digitaluhr beginnt von drei Minuten rückwärts zu zählen. Geschockt steht sie da. Was soll ich tun? Ich kann ihn nicht töten, er ist immerhin ein Mensch...Ich will aber weiterleben, Leute treffen, mich verlieben... Dicke Tränen treten in ihre Augen. Langsam nähert sie sich einem kleinem hölzernem Kästchen... 2.15 ...und öffnet es. Ein allzu vertrautes japanisches Küchenmesser liegt darin. Zielstrebig packt sie es am Griff, "Verzeih mir, Andy." "Wehe, du versuchst mich zu töten.", kampflos lässt sich der Dealer nicht umbringen. Mit Wucht tritt er gegen ihre linke Kniescheibe. Unsagbare Schmerzen durchfahren sie, doch zu Boden gehen kann sie nicht. Nicht jetzt. Verzweifelt sticht Lea auf ihn ein. Blut spritzt ihr entgegen. Das Messer steckt in seiner Brust. Rasch krempelt sie den blauen Pullover des Dealers hoch. Ein großes Fragezeichen erstreckt sich über seinen gesamten Bauch, "Scheiße", und schneidet den Torso auf. 1.25 "Der Schlüssel, wo ist dieser beschissene Schlüssel?", langsam beginnt die Magensäure des Toten sich durch ihre Hände zu fressen. Immer mehr schwinden ihre Sinne. 0.35 Plötzlich, auf Höhe des Herzens spürt sie etwas... Es ist hart... Ihre Rettung! Zitternd packt sie ihn und öffnet die Halskrause. Panisch schaut sie auf die Uhr. Fünf Sekunden. Sie humpelt zur Tür. Ohne große körperliche Anstrengungen schwingt diese auf, der Teenager fällt heraus und keinen Augenblick später knallt sie wieder zu. Regungslos bleibt Lea auf dem schneebedeckten Boden liegen. Kein Muskel funktioniert mehr. Ihr ganzer Körper schmerzt. Alles ist nur noch verschwommen erkennbar. Auch die humpelnde Person mit Schweinsmaske, die sich ihr nähert. "I...ch hab...e ge...wonn...en.", alles um sie herum wird schwarz. Nachdenklich beobachtet der am Krückstock Gehende die Jugendliche. Blut fließt aus ihrem Mundwinkel herab. Die Handinnenflächen der Testperson sind zerfressen. Der Unbekannte winkt zwei weitere Maskenträger zu sich. Beide verstehen sofort. Sie packen die Ohnmächtige unter deren Armen und legen sie in ein Auto. Kapitel 1: Wahrheit und Lüge ---------------------------- Mitleidig betrachtet der einzige Arzt unter den sogenannten 'Pigheads' die junge Frau. Natürlich wird sie ihn sofort erkennen, wenn sie wieder aufwacht...falls sie wieder aufwacht. Er ist nämlich ihr behandelnder Arzt im St. Eustace Hospital. Spezialisiert auf die Otologie. Die kleine hier, Lea Bookforest der Name, hat nämlich mehrere Probleme gleichzeitig. Eines tödlicher als das andere. Deshalb, um sich über den Ernst der Lage Gewissheit zu verschaffen, hätte sie heute einen Termin bei ihm gehabt. Er seufzt und fühlt noch einmal ihren Puls. Insgeheim hofft er, Lawrence Gordon, sogar, dass sie nicht mehr aufwachen wird, denn die bevorstehende Diagnose wird ihr Leben drastisch verändern, sowie der Krebs und der Verlust Gideons Johns verändert hat. Blos... Lea ist noch so jung. Gerade erst sechzehn geworden. Und doch, auf gewisse, mentale, Weise so alt. Insgesamt zweiundzwanzig Mal, in den vergangenen sieben Monaten, hatte er ihr das Leben gerettet. Die Hälfte ungefähr wegen gewaltsamen Fremdverschuldens, der Rest waren Selbstmordversuche. Schon damals wusste er von ihrem unfreiwilligen Drogenproblem. Sie sollte schon öfter mit einem Psychologen reden, doch immer, kurz vor einem Termin, wurde sie verhindert. Wie sie einen Praktikumsplatz beim FBI bekommen hat ist ihm heute noch ein Rätsel. Von ihrer Vergangenheit weiß er aber einige Ausschlag gebende, aber auch vernichtende Argumente: Als Dreijährige kam sie in ein Internat. Dort lernte man sehr früh die Bedeutung von Höflichkeit und Zurückhaltung. Auch wurde gelehrt, welche Fragen gestellt werden dürfen. Dann, an ihrem fünften Geburtstag wurde sie auf ein weiteres Internat geschickt. Sowohl die üblichen Fächer, als auch Psychologie und Medizin wurden an jenem Ort unterrichtet. Mit zwölf kam sie wieder nach Hause, um gleich in eine weitere, unnötige Schule gesteckt zu werden. Jedoch musste sie seit dem bei ihren Eltern leben. Ann, ihre Mutter, ist ein Herz von einem Menschen. Allerdings weiß sie sich nicht gegen den tyrannischen Vater zu wehren. Wegen jeder Kleinigkeit wird er sofort handgreiflich. Mitleidsvoll senkt er seinen Blick. Ihr Vater weiß, Gott sei Dank, nichts von ihrem momentanen Aufenthaltsort. Zwar treffen sie sich am Wochenende, doch seit Beginn ihres Praktikums pendelt sie zwischen den Wohnungen von Special Agent Strahm, Detective Matthews und Hoffman, dem sie auch schon mitgeteilt hat, von seiner Nebenbeschäftigung zu wissen. Es ist eine Schande, dass ein sechzehnjähriger Teenager so viel erdulden muss und noch wird. Sorgfältig beschaut er noch einmal ihre bandagierten Hände. Die Innenfläche der linken ist vollkommen weggeätzt. Die der rechten nur teilweise. Lea wird, genauso wie er, für den Rest ihres Lebens an einen Krückstock gebunden sein. Ihre linke Kniescheibe ist zertrümmert und wegen ihrer Krankheit kann man nicht einmal versuchen diese zu operieren. Hierzu kommt noch der immense Blutverlust durch ihre Hände, "Herr, bitte erlöse si-" Wie aufs Stichwort schlägt sie ihre Augen auf und versucht sich einen Reim auf die Situation zu machen. Dann, erst nach dem schäbigen Boden und durchgelegenem Bett, bemerkt sie den Arzt, "Dr. Gordon? Was machen Sie hier? Wo bin ich?" Lawrence grinst traurig. Die Kleine wird gewiss die Hölle auf Erden erleben. "Du bist in Sicherheit. Du hast das Spiel gewonnen. Aber zu einem Preis, den du nicht hättest bezahlen dürfen." Verwirrt versucht sie aufzustehen, doch mit der kleinsten Berührung ihrer Handinnenflächen lässt Lea davon ab. Panisch schaut sie auf ihre Verbände, "Fuck", Bilder des vergangenen Abends schießen durch ihren Kopf. "Hast du was gelernt?" "Wie bitte?!?" "Du hast mich verstanden. Du hast das Spiel gewonnen, also musst du auch um eine Einsicht reicher sein." Verwirrt schauen ihre weichen, braunen Augen in die seinen. Und doch, hinter der Angst, dem Zorn und der Verletztheit, kann er eine Überzeugung sehen, die zuvor nicht im Geringsten zu finden war: Selbstvertrauen. Abrupt steht Lawrence auf, nimmt seine frisch aufgebrühte Tasse Kaffee, "Halt mal. Und lass sie nicht fallen", und drückt diese ihr in die Hand. Ein paar Sekunden behält sie das Porzellan in ihren Händen. Doch mit einem "Vergessen Sies.", schleudert sie sie, mit einem von Schmerz verzerrtem Gesicht, auf den Boden. "Aha." "Was, 'aha'?" "Früher hättest du meinem Befehl unter allen Umständen Folge geleistet.", zufrieden geht er Richtung Tür, "Willkommen im Klub." Ratlos sieht die Jugendliche ihm nach. Was soll das? Bin ich jetzt wirklich..., unter Schmerzen versucht sie das Bett zu verlassen. Wenn sich ihre Vermutung bewahrheitet, dann... Dann hat sie den Jigsaw Fall gelöst. Langsam dreht sie sich zur Kante, Erst das rechte Bein belasten...Gut... Nun das lin-, ein Fehler. Sie war auf alles gefasst, nur nicht darauf, dass Lawrence ihre Kniescheibe nicht operiert hat. Die Misshandelte fällt hart auf den Boden. "Deine Kniescheibe ist zertrümmert. Dr. Gordon konnte nichts machen.", ein etwas älterer Mann, Anfang fünfzig, mit himmelblauen Augen, im schwarzen Mantel mit rotem Futter steht vor ihr. Besorgt kniet er sich zu der Hilflosen herab und gibt ihr den fehlenden Halt um wieder aufs Bett zu gelangen. "Mein Name lautet John Kramer.", freundlich streckt er ihr die Hand entgegen. Misstrauisch mustert sie ihn, "Sie sind Jigsaw." Seufzend lässt John seine Rechte sinken und setzt sich auf den Stuhl, auf dem Dr. Gordon vorher saß, "Die Medien gaben mir diesen Namen. Ich selbst wollte ihn nie. Kannst du dir denken, warum ich das Puzzle-Teilchen aus meinen Testpersonen schneide, die verloren haben? Oder das Tatoo, das jetzt deinen rechten Arm ziert?" Sie schaut auf diesen. Größtenteils wird ein schwarzes, 'aufgenähtes' Puzzleteil verdeckt. Auf Höhe der Vene im Handgelenk, "Als Zeichen, dass ihnen etwas fehlte. Der Wille zu überleben. Ich hatte ihn verloren, aber wiedergewonnen." "Du bist klug." "-gemacht worden.", kurz zögert sie, "Warum haben Sie nicht meinen Vater zuerst getestet. Er hat es nötiger als ich, den Bezug, die Wertschätzung, zum Leben, zu finden." "Die Ehre, das Spiel zu entwickeln und auszuführen, wollte ich dir überlassen. Du hast schon öfter darüber nachgedacht, stimmts?", ein leichtes Lächeln huscht über die Lippen des 'Mörders', "Bist du dabei?", abermals hält er ihr seine Rechte hin. Nach einigen Augenblicken ernstesten Überlegens schlägt sie ein. "Dein Praktikum kannst du natürlich behalten. Es wäre sogar von Vorteil." "Aber Hoffman-" "-wird mit seiner gesamten Abteilung verdächtigt. Deshalb zog Agent Strahm eine Unbekannte, eine 'Neue', hinzu. Keiner weiß von deiner... Nennen wir es mal Spionage.", rasch steht der totkranke auf, "Es wird Zeit dich ins Krankenhaus zu bringen." Just in diesem Moment erscheint Lawrence neben John, mit einer Spritze in der Hand, "Das Mittel wird dich in den Delirium artigen Zustand zurückversetzen, in dem wir dich gefunden haben.", vorsichtig versenkt er die Nadel in ihrem linken Oberarm. Wieder wird alles unscharf, und dann, nach einer kurzen Weile, schwarz. Kapitel 2: Entscheidung ----------------------- Wie ein Rudel laufen die Ermittler des Jigsaw-Falles durch die Korridore des St. Eustace Hospitals, zum Zimmer eines neuen Opfers. Sie bekamen einen Anruf, dass eine Überlebende eines Spieles gefunden wurde. Aber ihr Zustand sei kritisch. Deshalb machten sie sich auf, um eben jenes zu sehen, wobei ihnen nicht bewusst ist, dass es sich um ihre Praktikantin Lea Bookforest, auf der Arbeit eher als Lea Frankner bekannt, handelt. Am Zimmer 266 angekommen klopft Detective Mark Hoffman bestimmend an der Tür. Keinen Augenblick später öffnet eine Schwester diese, "Noch mehr Ermittler?" Die Drei zeigen ihre Marken des Metropolitan Police Departments vor. "Na schön. Die Patientin ist soeben aufgewacht. Bitte seien Sie mit ihrer Wortwahl bezüglich der Themen Familie und Gesundheit vorsichtig. Meiden Sie sie weitestgehend. Auch weiß sie noch nichts von den bleibenden Schäden. Sowohl diese, die ihr schon zuvor zugefügt wurden, als auch die, die jetzt noch dazu kamen." Hoffman, Kerry und Matthews nicken, bevor die Schwester den Raum verlässt. Allesamt treten sie ein. Das Stutzen ist groß. Die 'Unschuldigen' wegen der Erkenntnis, wer vor ihnen liegt, Mark deshalb, weil diese noch lebt und der Tatsache, dass Peter Strahm bei ihr ist. Noch etwas benommen liegt sie im Bett. Special Agent Strahm sitzt neben ihr. Ihre Augen sind geschlossen. "L...Lea???", es ist Eric Matthews, der zuerst die Sprache wieder findet. Diese öffnet langsam ihre Augen und begutachtet jeden, "Ja." "Was ist passiert? Bist wirklich du das Opfer gewesen? Warum?" Kurz seufzt sie und schließt wieder ihre Augen, um sich an alles zu erinnern, "Ich bin in einem Raum aufgewacht, in dem auch Andy Meldourb lag. Er ist ein aktenkundiger Drogendealer, der nicht ganz unschuldig an meinem zerstörtem Leben ist. Ich sollte ihn in drei Minuten töten und in seinen Gedärmen den Schlüssel für das Halsband finden, welches mir angelegt wurde. Hätte ich es nicht geschafft, dann hätte es mich erstickt. In letzter Sekunde habe ich es geschafft. Und das alles, weil ich zu gefolgsam bin. Weil ich nicht wiederspreche...", kurz versagt ihre Stimme, "...widersprochen habe." Leas Augen sind tränennass, als sie diese wieder öffnet. "Wurden Ihre Eltern schon benachrichtigt?", argwöhnisch beobachtet Mark ihr zusammenzucken. Was hat er falsch gemacht? Zwar war sie Lawrences Idee, aber er brachte den Mann ins Gespräch, von dem er wusste, dass sie abhängig von ihm ist, der Drogen wegen. "Jeder, nur nicht meinen Eltern!", es ist eher eine Bitte, oder ein lautes Flehen, als eine Bestimmung. "Warum?", auch Kerry, die bis jetzt eher still gewesen ist, versteht nicht ganz. "Weil-", doch weiter kommt sie mit ihrer Begründung nicht. Die Krankenschwester und Dr. Gordon kommen ins Zimmer gestürzt. Letzterer humpelt zur Patientin, während die Blondine den Detectives vernichtende Blicke zuwirft. "Alles in Ordnung? Du hattest eben zwei Herzaussetzer.", er nimmt das Stethoskop und prüft ihren Herzschlag, "Es stolpert noch etwas." Schließlich wendet er sich an die Detectives, "Worüber haben Sie gesprochen? Wurden Sie nicht von Schwester Susanne aufgeklärt?" "Weshalb wollen Sie das wissen, Doktor?", wütend funkelt Hoffman den Arzt an, "Diese Besprechung war Teil der Ermittlung und darüber darf ich Ihnen leider keine Auskunft geben." "Wenn dadurch meine Patientin fast einen Infarkt bekommt, schon." "Er wollte wissen, ob meine... Meine...", kurz stolpert ihr Herz abermals, "...Erzeuger kontaktiert wurden." "Das ist nicht möglich.", stellt Lawrence fest. "Und warum nicht?", hakt, wieder, Mark nach. "Das liegt unter der ärztlichen Schweigepflicht." "Also, wenn Sie uns den Grund nicht nennen können, sehe ich keine andere Möglichkeit, als Lea zu befragen." "Sie ist weder in der physischen, noch in der psychischen Verfassung." "Nein.", langsam richtet diese sich auf, damit sie gerade im Bett sitzt, "Es ist Okay.", schwer holt sie Luft, "Mein...Vater...hat mich in den letzten sieben Monaten zwölf Mal krankenhausreif geprügelt. Die restlichen zwölf Besuche rühren von Selbstmordversuchen her." "Dein psychologischer Test war in diesen Kategorien negativ.", sowohl beeindruckt, als auch verwirrt schaut Hoffman sie an: Ihre braunen, langen Haare, das hübsche, zierliche Gesicht, ihre vollen Lippen, sie gleichen Angelina Julies und ihre ausdrucksstarken braunen Augen... Wenn sie wirklich die Wahrheit gesagt hat, musste Lea schon im frühen Alter gelernt haben, wie man lügt. Und das in Perfektion. "Die Tests taugen nichts. Die, die wirklich durch eine solche Hölle gehen mussten, wissen wie man sich dem Raster entzieht.", traurig schaut sie auf ihre Beine, "Einem Krüppel glaubt man in dieser Hinsicht leider weniger..." "Heißt das, Sie werden aufhören?" "...", kurz überlegt sie, "Nein... Niemals. Jigsaw ist daran schuld, dass ich jetzt so aussehe. Und ich werde ihn deshalb zur Rechenschaft ziehen. Ich werde Ihnen helfen ihn zu schnappen, koste es, was es wolle!" Zufrieden verlässt Hoffman den Raum. "Dr. Gordon, wann kann ich wieder an die Arbeit?" "Das wirst du frühestens morgen können. Diese Betäubungsmittel haben dir stark zugesetzt, wir werden dich noch den restlichen Tag und die Nacht beobachten müssen. Allerdings heißt das auch, dass du die ganze Zeit in diesem Zimmer verweilen musst. Ich gehe dir einen funktionierenden Fernseher und einen Rollstuhl holen.", er macht es dem Detective gleich. Nach einer Weile kommt er wieder mit einem unglaublich lauten Stimmengewirr zurück, das TV-Gerät samt Stuhl hinter sich her ziehend, "Ein gefundenes Fressen für die Medien." Ohne auf die fragenden Gesichter der Besucher einzugehen schaltet er das Gerät ein. Eine rothaarige, hübsche Nachrichtensprecherin ist darin zu sehen, "-dings hat uns keiner der Beamten mitteilen können, welche bleibenden Schäden Lea Frankner, oder besser bekannt als das Wunderkind Lea Bookforest, die mit elf schon in Medizin und Psychologie promoviert hat, haben wird.", ein Foto der Jugendlichen erscheint im Hintergrund, "Doch hat uns eine zuverlässige Quelle bestätigt, dass sie ihr Praktikum bei der hiesigen Polizei, bis zur Aufklärung der Jigsaw-Fälle, fortsetzen wird.... Jetzt schalten wir zu unserer Reporterin live aus dem St. Eustace Hospital, Pamela Jenkins." Diese erscheint nun im Bild. Sie steht vor der Tür des Zimmers 266, "Danke Sharon. Hier, hinter dieser Tür liegt sie, das jüngste Opfer des Jigsaw. Auch ist sie die erste, offizielle Testperson aus den Reihen der Polizei. Gegen vier Uhr morgens wurde sie hier eingeliefert, von einem Arzt, der allzu vertraut mit den Spielen des Mörders sein müsste, Dr. Lawrence Gordon. Wahrscheinlich hat er sie im Schnee liegen sehen, umgeben von einer großen Blutlache. Viel ist uns über das Befinden der sechzehnjährigen nicht bekannt, aber sie muss ein Problem mit ihren Beinen haben, da soeben der Doktor mit einem Fernseher und Rollstuhl das Zimmer betreten hat." Lea schaltet das Gerät ab, "Soll ich raus gehen?" "Auf keinem Fall.", es ist Strahm, "Ich sorge dafür, dass diese Aasgeier verschwinden. Durch solche Aktionen werden unsere Ermittlungen nur erschwert. Hinzu kommt noch, dass dein Vater jetzt deinen Aufenthaltsort kennt.", wütend steht er auf, "Ich bleibe heute bei dir, als Schutz. Morgen kannst du dann wieder deinem Praktikum nachgehen.", und verlässt den Raum. Plötzlich wird es still. Er tritt wieder ein, "Jetzt müsste Ruhe sein." Kapitel 3: Familienprobleme --------------------------- Vier Tage sind seit Leas Test vergangen. Mittlerweile kann sie wieder ihrem Beruf, eher Praktikum, nachgehen, besser gesagt rollen. Die Verätzungen an ihren Händen sind noch ziemlich frisch, deshalb sind ihre Kollegen so nett und helfen ihr zu den unterschiedlichen Räumen zu gelangen. Doch hauptsächlich versauert sie an ihrem Schreibtisch und schreibt psychologische Profile der Opfer. Seufzend tippt sie den dritten Bericht des Tages. Der beteiligte war kein geringerer als Seth Bexter. Natürlich versucht sie es so zu verfassen, dass Mark Hoffman nicht an dem sogenanntem Pendelmord involviert ist. "Lea?", vorsichtig tritt Allison Kerry ein. Die Brünette schaut auf, "Ja? Was ist los?" Traurig gleitet der Blick des Profilers an der körperlich behinderten herab. Seit jenem Tag hat sie sich verändert. Sie kann nicht sagen wie, abgesehen von der neuen Frisur, schulterlang und durchgestuft, aber es ist so, als sei sie ein völlig neuer Mensch. "Eine Frau behauptet ihr Mann sei von Jigsaw gekidnappt worden. Sie sitzt im Verhörraum. Willst du sie dir ansehen? Vielleicht merkst du etwas?" "Okay.", vorsichtig versucht Lea zur Tür zu rollen. Mit schmerzenden Händen ist das halt etwas kompliziert. Kerry schiebt sie zu dem Raum hinter den Spiegel. Hoffman ist bei einer blonden Bob tragenden Frau, die weinend hinter der Glasplatte an einem Tisch sitzt. "Also Mrs. Bookforest...erzählen Sie, warum glauben Sie Ihr Mann ist von Jigsaw entführt worden?", mit seiner rechten Hand stützt sich Hoffman auf dem Tisch ab und beugt sich mit seinem Oberkörper zu ihr herunter. "E...er hat meine Tochter manchmal etwas hart angepackt... Doch das war keine Absicht. Er hat sie geliebt. Wir haben ihr eine außergewöhnliche Schullaufbahn ermöglicht. Nur hin und wieder...hat sie etwas zickig reagiert...", Tränen rinnen ihre Wangen hinunter. Kurz schaut sie zu dem Detective auf, "Kenne ich Sie nicht irgendwo her." Plötzlich klopft es an der Tür zum Verhörraum. Er öffnet diese. Lea steht vor ihm, mit Schmerzverzerrtem Gesicht auf einem Krückstock gestützt, "Detective, ich würde gerne mit ihr reden. Sie untertreibt ungemein in ihrer Beschreibung." Mit einer allessagenden Geste lässt er sie eintreten. Die Brünette humpelt rasch zu einem Stuhl, der Frau gegenüber und lässt sich darauf nieder. "Mrs. Bookforest, das ist unsere Psychologin, Lea Frankner. Sie will Ihnen einige Fragen stellen." Ann schaut zu ihr, "L...Lea?!? Was machst du hier bei der Polizei? Wir dachten du machst ein freiwilliges soziales Jahr in Japan. Und was soll der Stock?" "Warum hast du gelogen, Mutter?", bewusst gibt die Jugendliche keine Antwort auf die Fragen. "Wie meinst-" "Mike war grausam. Alle zwei Wochen habe ich mich, wegen ihm, im Krankenhaus wiedergefunden. Er war zu allem fähig." "Das ist nicht wahr. Er liebte dich, wie sein eigenes Kind. Du bist meinen Fragen ausgewichen, junge Dame." "Ich bin weggelaufen und habe ein Praktikum begonnen. Wegen Mike wurde ich ein Opfer Jigsaws. Eigentlich ist mein Zeuger daran schuld, dass ich ein Krüppel bin. Er hat ja jegliches Selbstvertrauen aus einem raus geprügelt... Was meintest du mit wie sein eigenes Kind?" Keine Antwort. Nur eine ausweichende Geste. "Verstehe. Aber Mark war seins, stimmts?" "Du weißt gar nicht, was passiert ist.", bei dem Jungennamen zuckt sie furchtbar zusammen. "Nur an eines kann ich mich erinnern: Mark war mein Zwilling. Und plötzlich ist er verschwunden. Aber das Eigenartigste ist, dass ich drei Tage, nachdem er nicht mehr aufgetaucht ist, in ein Internat gesteckt wurde." Eine weitere Träne tropft auf den Aluminiumtisch. Ann ist mit ihren Nerven am Ende, "Du kannst dich doch an GAR NICHTS mehr erinnern!" "Nein. Aber Jigsaw weiß es. Er wird Mike dazu zwingen sich etwas anzutun. Vielleicht stirbt er. Nur weil wir nicht alles wissen. Das positive ist, ich muss kein Profil erstellen. Das habe ich vor fünf Wochen schon getan.", Lea macht es sich auf ihrem Stuhl bequem. Ihre Mutter holt tief Luft, "Du warst noch so jung. Damals konnte ich dir nicht sagen, dass du ein uneheliches Kind ist. Er war wegen Mord in U-Haft und da es meine einzige Chance ihn da raus zu bekommen war, habe ich halt mit einem der Detectives geschlafen, damit er die Beweise fälscht. Sein Name war Mark... Bei eurer Geburt dachte ich der Junge sei nicht das Kind meines Mannes. Doch später erkannte ich, dass du es bist. Keine Ahnung wie, aber dein Bruder hat es gemerkt. Deshalb hat er seinen Vater darauf angesprochen. Sie sind daraufhin spazieren gegangen. Neugierig folgtest du ihnen. Du hast beobachtet, wie dein Ziehvater Mark ausgeweidet hat. Wie sich seine seine Gedärme über den Boden verteilten. Das Blut floss auch die Böschung herab, unter der du alles beobachtet hast. Du warst damit getränkt. Geschockt ranntest du nach Hause, einen Finger deines Bruders umklammernd. Damit du nicht aussagst haben wir dich in ein Internat gesteckt." Lea ist kreidebleich. Entsetzen spiegelt sich in ihrem Gesicht wieder, "Das war das Gleiche, wie bei Onkel Frank." Deprimiert nickt ihre Mum. Ohne ein weiteres Wort schiebt der Zwilling den Stuhl nach hinten. Sie stützt sich auf den Stock, um den Raum zu verlassen, "Detective, wenn ich bitten dürfte." Hoffman öffnet, wie gebeten, die Tür. Schweigsam humpelt sie aus dem Zimmer. Die Wunden ihrer Hände platzen wieder auf. Blut rinnt den Stock herunter. Sie öffnet die nächstgelegene Tür. Es ist ein weiterer Verhörraum. In der gegenüber liegenden Ecke lässt sie sich bitterlich weinend auf den Boden sinken. Ihre Träume waren wahr? Sie hatte wirklich einen Zwilling? Ihr größter Wunsch ist in Erfüllung gegangen? Was ist nur aus ihr geworden? Nun sitzt sie da, allein, ohne familiären Halt. Von Blut umgeben. Die Gehhilfe hat sie in der Tür fallen lassen. Ihre ganze Welt ist zerbrochen. Alles wofür und wogegen sie gekämpft hatte. Alles war eine Lüge. Ihr wird schwindelig. Die Umgebung verschwimmt in einem Strudel, der nach und nach dunkler wird. Regungslos bleibt sie liegen. "Verdammt, wo ist sie hin?", hektisch sucht Hoffman nach der Praktikantin. Nachdem sie aus dem Verhörzimmer verschwunden ist, hat er sie nicht mehr gesehen und das war vor mittlerweile zwei Stunden. Der Rollstuhl steht hinter dem Spiegel, doch von ihr fehlt jede Spur. Sie ist zu labil. Wenn der Falsche sie jetzt findet, dann kann er für nichts garantieren. Noch einmal läuft er an den Verhörräumen vorbei. Doch erst jetzt fällt ihm auf, dass eine Tür nicht geschlossen ist. Vorsichtig öffnet er diese. Da liegt die Vermisste. In der Ecke, von einer Blutlache umgeben. "Lea?", sachte rüttelt er an ihrer Schulter, "Komm, wach auf." Langsam öffnet sie ihre Augen. Ihr ist immer noch schwindelig, "War es ein Traum?" "Nein.", er schaut auf ihre Hände. Die Blutung hat aufgehört, "Kannst du aufstehen?" Sie schüttelt ihren Kopf, "Mein Stock liegt da drüben." Leicht genervt nimmt er ihren Arm, schlingt sich diesen um seinen Hals und nimmt sie auf seine Arme. Er trägt sie in sein Büro. Dort setzt der Detective sie auf einem Stuhl ab. Lea ist immer noch leicht benommen. "Bist du wahnsinnig? Okay, laufen kannst du mehr oder weniger, aber...", ihm fehlen die Worte. Wegen solcher Labilität könnten alle enttarnt werden. "Verzeihung... Gehe ich heute Abend zu dir?" Er nickt. Kapitel 4: Herzschmerz ---------------------- Mittlerweile kann Lea ohne Probleme am Stock laufen. Alles hat sich in den letzten fünf Wochen gebessert: Ihre Hände sind geheilt und sie muss nicht den ganzen Tag im Büro verbringen, ganz von der neuen Beziehung mit Daniel Matthews abgesehen. Auch kann sie jetzt besser bei den Vorbereitungen für Johns Spiele helfen. Seit einigen Tagen hilft sie das sogenannte Trap-House zu verjigsawen und das Spiel vom Spitzel Michael vorzubereiten. Momentan gestaltet sie den Raum eines leerstehenden Gebäudes. Die 'Venus-Fliegenfalle' hat sie in dieser Nacht fertig gebaut. Noch einmal prüft sie den Fernseher, während John von Amanda Young rein gefahren wird, "Schreib bitte 'Look closer, Devtective Matthews' an die Decke." Lea ist gerade dabei die Leiter zu holen, als sie bemerkt, an wen die Nachricht gehen soll, "Sie meinen doch nicht Eric_Matthews, oder?" "So ist es.", nickt der Krebs leidene, "Mit diesem Satz wird ihm das Logo der Wilson Steel Factory auf der Fliegenfalle auffallen. Sie werden zu mir kommen. Natürlich wird gerade in dem Moment das Spiel seines Sohnes beginnen. Dadurch beginnt sein Spiel. Du wirst mit machen. Wir kennen uns nicht, besser gesagt du kennst mich nicht persönlich. Ich werde dich mit deinem zweitem Spiel konfrontieren. Eric und du, ihr werdet euch mit mir unterhalten. So scheint es _euer Test zu sein, auch wenn es in Wahrheit nur seiner ist. Du wirst nichts ausschlaggebendes unternehmen." Geschockt und zitternd steht die Jugendliche vor ihm. Langsam rutscht sie auf den Boden, kann sich aber noch rechzeitig an der Leiter festhalten, "S...du willst Daniel testen? D...du nimmst in Kauf, dass er sterben kann? E...er liebt sein Leben!" "Ich weiß, aber sein Vater schätzt es nicht." Tränen treten in ihre, durch Kontaktlinsen, grauen Augen. Bemitleidend beobachtet Amanda das Mädchen. Sie liebt ihn wirklich, und deshalb kann man sie nicht im ungewissem lassen, "Lea, ihm wird nichts geschehen. Versprochen. Ich passe auf deinen Freund auf, denn auch ich spiele mit.", freundschaftlich legt sie eine Hand auf die Schulter der trauernden. "Warum weinst du?" Lea zuckt zusammen, denn diese Stimme würde sie unter tausenden wiedererkennen. Es ist die von ihrem 'Mitbewohner' Mark Hoffman. "Du weißt warum.", wütend dreht sie sich um, "Von dir stammt doch die Idee." Vor ihr steht er, mit seinem schadenfrohem Grinsen und dem Hass in seinen Augen. Früher war das Töten vielleicht wirklich sein Dilemma, aber Stück für Stück wird er zu einem wahren Killer. Gott sei Dank, hat dieses Monstrum keine Kinder. "Ach, ja? Denkst du wirklich du kannst mit Dan eine Familie gründen? Glaubst du, er wird wegen dir bei seinem Vater wohnen bleiben?" Unsagbar sauer steht sie auf und humpelt aus dem Raum. Vor dem Gebäude steigt sie auf ihr Motorrad und rast davon. Frische Nachtluft strömt ihr entgegen. Der Wind bläst durch ihre Haare. Für diese Jahreszeit ist es ungewöhnlich warm. Doch nichts davon nimmt sie richtig wahr, denn sie interessiert nur eines : Sie will zu Daniel. Am liebsten würde sie ihn warnen, doch das ist nicht möglich. Deshalb wählt sie die zweite, logische Option. Mit quietschenden Bremsen kommt sie zum Stehen. Der Gebäudekomplex ist ihr allzu bekannt: Im sechsten Stockwerk wohnen sowohl Matthews Senior, als auch Junior. So schnell wie möglich eilt sie nach oben, öffnet die Wohnungstür mit ihrem Schlüssel. Daniel steht vor ihr. Wahrscheinlich wollte er ihr einen Überraschungsbesuch bei Hoffman abstatten. "Lea, was ist denn los? Warum weinst du?" Wieder rinnen Tränen ihre Wangen herunter. "Oh, Dan. Wir müssen reden." "Wie meinst du-" "Durch mich wirst du nur unnötig in Gefahr gebracht. Du bist der Einzige, der sowohl vom Vater, als auch von der Freundin gefährdet wird. Wenn ich jetzt weich werde wirst du irgendwann in eine der Fallen geraten. Verstehst du, was ich meine?" Er nickt, "Also willst du damit sagen-?" "Dass es unklug ist, weiterhin eine Beziehung mit dir zu führen oder bei euch zu wohnen. Nicht, weil ich dich nicht liebe, sondern...", ihr Schluchzen wird lauter, "...genau deshalb. Wenn dir irgendetwas geschehen würde, könnte ich mir das niemals verzeihen.", zittrig nimmt sie den Zweitschlüssel der Wohnung und drückt diesen Daniel in die Hand, "Wenn der Fall gelöst ist und...du mich noch willst... Können wir gerne weitermachen." Zärtlich gibt sie ihm einen Kuss, "Ich werde dich immer lieben." Ohne zurück zu sehen verlässt sie die Wohnung, das Gebäude. Erst in einer verlassenen, dunklen Ecke kommt sie zum stehen. Sie lehnt sich gegen die Hauswand und realisiert erst jetzt vollständig, was sie getan hat. Ihre einzige Chance auf eine Beziehung hat sie soeben zerstört. Wer will schon einen Krüppel zur Freundin? Weinend schließt sie ihre Augen, "Oh, Gott." Plötzlich packt sie jemand am Arm. Doch bevor sie schreien kann wird ihre Kehle zugedrückt. Ihre Augen weiten sich. Es ist ein Mann mit Schweinsmaske. Zorn spiegelt sich in seiner Körperhaltung wieder, "Du kleine Schlampe.", zischt er kaum hörbar in ihr Ohr, "Wegen einem Jungen verrätst du alles? Ich glaube wir zwei sollten mal ein Spiel miteinander spielen. Die Regeln sind einfach: halte fünf Minuten lang deine Luft an." Sie zittert, "Ich habe nichts verraten. Ich habe lediglich mit Dan Schluss gemacht.", ihr Atem wird knapp. Vergeblich versucht sie sich aus dem Griff zu lösen. "Und das soll ich dir glauben?", der Vermummte drückt nur noch fester zu. "J-a", kraftlos sackt ihr Kopf nach vorne und ihre Hände gleiten gen Boden. Erst nach ein paar Sekunden lässt er von ihr ab. Hart prallt sie auf dem Asphalt auf, doch von ihr kommt keine Regung. Er fühlt ihren Puls. Nichts. "Grüß deine Hure von Mutter." Er hört ein Knacksen. Hektisch schaut er sich um, Hat uns jemand gesehen oder gehört? dann wieder zu ihr herab. Hat sie nicht ihren rechten Arm ein paar Zentimeter weiter vom Stock entfernt gehabt? Er schüttelt den Kopf und wendet sich wieder richtung Gasseneingang. Keine Sorge. Keiner hat dich gesehen und sie ist to- .Ein stechender Schmerz durchdringt seinen Oberschenkel. Reflexartig tastet er nach der Stelle. Eine warme, klebrige Flüssigkeit verbreitet sich immer weiter über seine Hose und umrandet etwas Metallisches, hartes. Ein Messer. Sie ist also doch- Von Hass ergriffen schaut er zur Stelle, an der er Lea vor einigen Augenblicken hat liegen sehen, doch da ist sie nicht mehr. Kurz blickt er in die dunkle Gasse. Einige Meter entfernt kann er sie 'rennen' sehen. So schnell wie er nur kann hastet er ihr hinterher. Fast. Nur ein paar Meter._Fuck. Sie hat die Straße und damit nicht genug, auch ihr Motorrad, erreicht. Er kann noch erkennen, wie sie ein letztes Mal über ihre Schulter nach hinten sieht, bevor sie völlig mit der Nacht verschmilzt. Kapitel 5: Freundschaft ----------------------- Es klingelt. Im Halbschlaf schaut Peter Strahm auf den digitalen Wecker: 2.18__ Wer ist so dreist und läutet bei ihm mitten in der Nacht_? Wieder klingelt es. Die Person scheint es eilig zu haben. Genervt steht er auf. Wenn es wieder einmal der Nachbar ist, der sich aus Versehen ausgeschlossen hat, kann er für nichts garantieren. Jetzt beginnt es zu klopfen. "Ja, ja. Schon gut.", mit einer schnellen Bewegung hat er seine Hausschuhe angezogen und watet durch sein dunkles, vollgestelltes Zimmer. Hätte er nur diese ganzen Akten und Leas psychologische Profile ins Wohnzimmer gelegt. Der FBI-Agent schaltet das Flurlicht ein. Kurz wird er geblendet, doch nach einigen Blinzlern haben sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt. Wieder klopft es. Er geht zur Wohnungstür. Daneben liegt eine Waffe. Diese nimmt er und hält sie zur Sicherheit hinter seinem Rücken. Mit einer fließenden Bewegung dreht er den Schlüssel im Schloss herum und drückt die Klinke herunter. Kurz seufzt er. Erst dann öffnet Peter die Tür, bereit auf irgendeine Abnormalität zu schießen, doch weit gefehlt. Eine tränennasse Lea steht vor ihm, mit ziemlich dunklen Verfärbungen am Hals. "L...Lea? Was ist passiert? Warum bist du nicht bei Hoffman? Wurdest du etwa vergewaltigt?" KopfschÁütteln. Er tritt einen Schritt zur Seite, "Komm rein. Du weißt ja, wo das Wohnzimmer ist." Schweigsam befolgt sie seine Anweisungen. Im relativ engen, schlicht gehaltenem Wohnzimmer findet sie auf der Ledercouch platz. Der Agent kommt einige Momente später, mit zwei Kaffeetassen in der Hand, "Deiner mit Milch und vier Süßstoff, richtig." "Danke.", sie nimmt das Heißgetränk entgegen und nippt daran. Strahm setzt sich neben sie. Eine Weile beobachtet er nur ihre Körperhaltung, aber nach Minuten bricht er die Stille, "Also, was ist passiert?" Sie schaut traurig in ihre Tasse, als wisse diese die Antwort auf alle Fragen. "Lea." "Ich habe mit Daniel schluss gemacht." "Was? Du liebst ihn doch." "Genau deshalb. Er würde durch mich ein Doppelt so hohes Risiko eingehen, als andere Angehörige. Aber das war noch nicht alles: Ich wurde überfallen. Jemand hat versucht mich umzubringen. Ich hab mich tot gestellt und bin dann geflohen. Zum Glück hatte ich einen Infarkt, deshalb konnte er meinen Puls nicht fühlen. Und er wollte es weiter versuchen." "Inwiefern?" "Ich bin dann zuerst zu Detective Hoffmans Appartment gefahren, aber die Gestalt war schon da. Und sonst, auf die Schnelle ist mir, abgesehen von dir, niemand anderes eingefallen." "Vielleicht ein Junkie, der seine Drogen bei diesem Andy gekauft hat?" "Nein. Dafür war das, was er gezischt hat viel zu persönlich. Grüße deine Hure von Mutter. Ich weiß wirklich nicht, wer das hätte sein können. Keiner, auf den dieses psychologische Profil passt, weiß von den unehelichen Taten meiner Mutter, damit Mike wieder frei kommt." "Wie wÁäre es mit deinem leiblichen Vater? Er könnte dich damals im Fernsehen gesehen und dich erkannt haben." Sie schaut zu ihm, "Ich weiÁß nicht. Meine Mum meinte, kurz vor ihrem Verschwinden, er sei eigentlich ein rechtschaffender Cop, der niemals jemand unschuldigem etwas antun würde. Desha-" "Was meinst du mit, kurz vor ihrem Verschwinden? Wurde sie entführt?" Wieder beginnen Tränen zu fließen, "Ein Tag, nachdem Mike sich in Luft aufgelöst hat. Wir befürchteten, sie sei wegen Übergang des Gesetzes auch in ein Spiel involviert worden. Es ist plausibel, dass sie gegen ihn antreten muss... Ich meine musste. Das war vor fünf Wochen. Mittlerweile liegen sie wohl in einer Bruchbude und verwesen vor sich hin." "Sei froh, dass du überlebt hast. Ich bin mir sicher, du wirst diesen Fall lösen und da ist Jigsaw selbst dran schuld.", mitfühlend legt er seinen Arm um ihre Schulter und wiegt sie beruhigend hin und her, "...Moment mal. Wie hieß dein Vater nochmal?" Verwirrt schaut sie auf, "M...Mark, wieso-" "Wie wärs mit Mark Hoffman?" "Wie meinst du das? Hoffman mein Vater? Bestimmt nicht. Wir sehen uns nicht einmal ähnlich. Außerdem würde er so etwas niemals machen. Er ist nicht der Typ" "Mal ganz von den dunklen Haaren, den grauen Augen und den vollen Lippen abgesehen, besteht keine Ähnlichkeit. Nein.", der Sarkasmus in Peters Stimme ist deutlich zu hören, doch dieser verfliegt, nachdem er ihr Schluchzen hörte wieder, "Das würde auch dein erster Profilentwurf bestätigen. Wie hast du nochmal geschrieben?", hastig steht er auf und verschwindet in seinem Schlafzimmer. "Scheiße.", ein Poltern kommt daraus. Nach einigen Augenblicken tritt er wieder ein, mit zwei Aktenmappen in der Hand. Beide legt er, aufgeschlagen, nebeneinander auf den Tisch. Lea wirft einen Blick hinein, "Das ist mein erstes Profil von Hoffman und der Bericht darüber, dass Jigsaw mindestens einen aktenkundigen Mitarbeiter haben muss." "Stimmt genau.", er lässt sich wieder auf das Sofa fallen, "Was würdest du sagen, wenn dein Gedanke, den du nach deinem Test verworfen hast, der Wahrheit entspricht?" "Ich glaube nicht." "Doch. Er wurde beim 'Pendelmord' hinzugezogen. Dein erster Bericht spricht davon, dass Hoffman ein potentiell gefährlicher, eiskalter Mörder ist. Wenn diese Metamorphose nach dem Tod seiner Schwester begann, dann könnte er wirklich dein Vater sein. Laut Akten war Mike ein Freund Seth Bexters. Beide haben eine Zeit lang zusammen gesessen. Hoffman könnte befürchtet haben, deine Mutter würde ihn wiedererkennen. Dadurch wäre er vom Fall abgezogen worden. Wegen des persönlichem Bezugs." "A-aber...", wieder beginnt Lea bitterlich zu weinen. Ist das wahr? Stimmt das, was Peter gesagt hat? Dieses Monster-? Sie lehnt sich an die Schulter des FBI-Agents, der ihr Leben rettete und heult sich daran aus. Bemitleidend streicht er mit seiner freien Hand über ihrem Kopf. Eine Tochter wie sie, wünscht sich jeder, doch nur die, die solche Kinder nicht verdienen bekommen eines. Nach einer Weile versiegt der Tränenfluss. Lea ist eingeschlafen. Vorsichtig legt er sie auf der Couch ab und deckt sie zu, "Schlaf schön." Leise schließt er die Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)