Eine Nacht die alles verändert... von Aya_ko ================================================================================ Kapitel 1: Eine Nacht die alles verändert ----------------------------------------- Goldene Augen durchstachen die Dunkelheit doch kein Laut war zu hören als sich der schlanke Körper durch die Nacht bewegte. Einem Raubtier gleich durchstreifte er die Stadt ohne irgendeine Spur seiner Existenz zu hinterlassen. Doch im Grunde war er ja auch nichts anderes als eben das. Ein Raubtier mit der Absicht zu töten. Als seine feinen Sinne weit vor sich einen Menschen bemerkten beschleunigte er seine Schritte. Er hatte heute schon einige vor diesem aufgespürt doch bisher hatte ihm keiner zugesagt, diesmal aber war die Spur vielversprechend, der Geruch verlockend. In einer dunklen Seitenstraße holte er sein Opfer ein und wurde langsamer. Aufmerksam betrachtete Jin den jungen Mann vor sich, der sich mit schnellen Schritten die Straße entlang bewegte. Deutlich konnte er den beschleunigten Herzschlag hören und musste unweigerlich lächeln. Auf die Intuition der Menschen war verlass nur ignorierten sie es einfach zu oft und wurden dadurch leichte Beute. Nicht dass es ihn störte, er war kein Fan langer Jagden. Leise schlich er sich heran und musterte den Mann. Das kurze braune Haar wippte leicht im Takt seiner Schritte und gab immer wieder kurz den Blick auf seinen weisen Hals frei. Als er nervös über die Schulter sah erkannte er in dem hübschen Gesicht große, furchtsam aufgerissene braune Augen die unsicher die Dunkelheit zu durchdringen suchten. Jin machte sich keine Sorgen, er wusste dass er ihn nicht sehen würde, dafür waren die Augen der Menschen einfach viel zu schwach. Gern hätte er ihn noch länger beobachtet doch das Ende der Straße rückte näher und zwang ihn zum handeln, wollte er es nicht doch noch auf eine längere Verfolgung anlegen. Als sich der Untergrund änderte und plötzlich die Schritte seiner Beute in der Straße wiederhalten, blieb er wie angewurzelt stehen. Es war jetzt schon so lange her und doch war die Erinnerung noch so deutlich wie am ersten Tag. Die Erinnerung an seinen eigenen Tod. Damals war er noch jung gewesen. Jung und unvorsichtig und unbelehrbar. So oft hatten ihm seine Eltern gepredigt sich nachts nicht draußen herumzutreiben. Oder wenigstens nicht abseits der Menschenmengen. Er hatte sich nie wirklich etwas daraus gemacht. Er war gesund und stark und von all seinen Freunden obendrein auch noch der schnellste Läufer. Nicht das er je vorgehabt hätte wegzulaufen, das hätte sein Stolz nie zugelassen, aber es war immer eine gute Ausrede gewesen. Heute wusste er wie töricht es gewesen war sich für unantastbar zu halten, für jeden möglichen Angreifer überlegen. Jene Nacht hatte ihm eindrucksvoll die Augen geöffnet doch da war es für ihn bereits zu spät gewesen… ~+~ Wie so oft war er bis spät in die Nacht mit seinen Freunden feiern gewesen und als sie jetzt den Club verließen taten sie es auch nur weil ihnen das Geld ausgegangen war und nicht etwa weil sie genug hatten. Lachend und scherzend liefen sie durch die Straßen des Vergnügungsviertels und nach und nach löste sich ihre kleine Gruppe auf und jeder machte sich auf den Heimweg. An einer Kreuzung angekommen verabschiedete sich nun auch Jin von seinen beiden besten Freunden und winkte ihnen vergnügt nach als sie in die entgegengesetzte Richtung davon wankten. Jin blieb noch einige Augenblicke stehen und genoss einfach die kühle Nachtluft. Lächelnd sah er in den Himmel hinauf und betrachtete die wenigen Sterne die hinter der Wolkendecke hervorblitzen. Er liebte den Nachthimmel und er war gern nachts unterwegs und so gern er seine Freunde auch hatte, am liebsten streifte er nachts allein umher und genoss einfach die Ruhe die ihn dann umgab. Seine Freunde zogen ihn gern damit auf das er nie viel trank. Er behauptete immer dass er es nicht vertrug doch die Wahrheit war, dass er bei seinen Streifzügen einfach einen klaren Kopf haben wollte. So war sein Schritt auch jetzt sicher als er langsam die nur mäßig beleuchtete Straße entlang ging und den üblichen Nachtschwärmern den Rücken kehrte. Wie immer schlug er einen Weg ein der ihn in einem großen Bogen nach Hause führte und wie beabsichtigt dauerte es nicht lange bis er ganz allein war. Entspannt ging er die Straße entlang und ließ die nächtliche Stille auf sich wirken und spürte wie er zur Ruhe kam. Nach einiger Zeit aber begann er sich beobachtet zu fühlen. Zuerst redete er sich ein das er es sich nur einbildete, war doch weit und breit weder etwas zu hören noch zu sehen, doch das Gefühl wurde mit jedem Augenblick stärker. Unsicher geworden blieb der Blonde stehen und drehte sich langsam einmal im Kreis. Nirgends konnte er auch nur die Spur eines Menschen entdecken und doch lief ihm ein eisiger Schauer über den Rücken. Trocken schluckte er und setzte seinen Weg fort. Fest entschlossen nun doch den kürzesten Weg nach Hause zu nehmen bog er in eine schmale Seitenstraße ab und fand sich im nächsten Moment in völliger Dunkelheit wieder. Ein leiser Fluch entfuhr ihm und kurz überlegte er einen anderen Weg zu nehmen doch das Gefühl angestarrt zu werden trieb ihn vorwärts. Sich links und rechts mit den Fingern entlangtastend ging er langsam vorwärts und zwang sich nicht einfach blindlings loszurennen, was ihm aber mit jeder Sekunde schwerer fiel. Angespannt lauschte er in die Nacht doch außer seinen, in der Gasse wiederhallenden, Schritten konnte er nichts hören. Mit jedem Schritt den er machte wuchs seine Angst und schnürte ihm mehr den Atem ab. Mit wild klopfendem Herzen sah er immer wieder ängstlich über die Schulter doch seine Augen konnten die Dunkelheit nicht durchdingen, was seine Angst nur noch verstärkte, wurde das Gefühl nicht allein zu sein doch übermächtig. Als er etwa die Hälfte des Weges hinter sich hatte, schaffte es ein schmaler Streifen Mondlichts durch die Wolken und erleichtert beschleunigte er seinen Schritt, blieb aber wie angewurzelt stehen als er einen warmen Lufthauch im Nacken spürte. Inzwischen war er sich absolut sicher nicht allein zu sein. Er wollte sich umdrehen, wollte sich selbst beweisen das da niemand war, denn er hätte es doch gehört wenn sich ihm jemand genähert hätte, er wollte sich überzeugen...doch er hatte einfach nicht den Mut sich umzudrehen. Den Blick starr geradeaus gerichtet ging er, sich an der Wand abstützend zitternd weiter. Er wollte nur noch weg von hier, wollte nur noch nach Hause, doch die Angst war inzwischen so stark das er nicht mehr fähig war zu rennen und sich zu jedem einzelnen Schritt zwingen musste. Als er wieder einen Lufthauch spürte zuckte er zusammen und rein aus Reflex drehte er sich nun doch halb um. Die Gasse hinter ihm war leer und doch war er sich sicher dass es ein Atemzug gewesen war den er gespürt hatte. Beunruhigt wandte er sich wieder um und wollte weitergehen, erstarrte aber mitten in der Bewegung und starrte den jungen Mann mit weit aufgerissen Augen an, der da plötzlich direkt vor ihm stand. In dem hübschen, von braunen Haaren umrahmten, Gesicht zeigte sich ein amüsiertes Lächeln doch das bemerkte Jin kaum, denn das, was seinen Blick fesselte, waren die golden schimmernden Augen dieses Wesens, das ihm nur eine Sekunde später seine Fänge in den Hals stieß. Jin schrie laut auf als die Messerscharfen Zähne seine Haut durchbohrten und wollte den anderen wegstoßen, doch der presste ihn mit unmenschlicher Kraft an die Wand und ignorierte seine Gegenwehr einfach. Ein schmatzen war zu hören als er zu trinken begann, doch der Schmerz, der von seinem Hals ausging und seinen ganzen Körper durchzog, betäubte die Übelkeit die dieses Geräusch und vor allem das Gefühl des Saugens in Jin auslöste. Blind vor Schmerz trat der Blonde nach seinem Angreifer doch der stieß nur ein Knurren aus und grub seine Zähne noch tiefer in den Hals seines Opfers. Jin wollte schreien, doch alles was er herausbekam war ein schmerzerfülltes Wimmern. Er spürte wie ihn die Kraft verlies und nur Augenblicke später fielen seine Arme kraftlos herab und seine Beine gaben unter ihm nach. Er spürte wie der Fremde die Arme um ihn schlang und ihn aufrecht hielt. Stumme Tränen rannen ihm über die Wangen als auch seine Stimme versagte, doch er weigerte sich mit dem letzten Funken Lebenskraft den er noch hatte die Augen zu schließen, wusste er doch das er sie dann nie wieder öffnen würde. Eine eisige Kälte breitete sich in ihm aus und schließlich wurde alles dunkel. Als sich sein Bewusstsein wieder regte war sein erster Gedanke dass er Tod sein müsste. Er spürte keine Wärme in sich, kein schlagendes Herz, keinen drang zu Atmen. Nur der Schmerz in seinem Hals war noch da. Der und die Erinnerung an das was geschehen war. Erschrocken riss Jin die Augen auf und setzte sich auf. Irgendwas an seiner Sicht war anders doch er erkannte nicht was es war. Dafür aber, dass er nicht mehr in der Gasse sondert in einer Art Keller zu sein schien. Ängstlich sah er sich um doch er war allen und dann fiel ihm auch auf was nicht stimmte. In dem ganzen Raum war nicht eine einzige Lichtquelle und doch konnte er alles genau erkennen. Verwirrt schüttelte er den Kopf und stöhnte laut auf als der Schmerz an deinem Hals sich mit voller Wucht bemerkbar machte. Vorsichtig tastete er ihn mit den Fingerspitzen ab doch er konnte keine Wunde entdecken. Unter seinen Fingern war nur ein Rinnsal geronnenen Blutes auszumachen. Plötzlich, als hätte sein Bewusstsein es bisher ausgeblendet, wurde ihm klar dass er nicht atmete. Seit er erwacht war hatte er nicht ein einziges Mal Luft geholt und erschrocken legte er sich eine Hand auf die Brust, nur um gleich darauf einen ungläubigen Laut von sich zu geben. Sein Herz schlug wirklich nicht mehr. ´Aber ich lebe doch...´,dachte er fassungslos und versuchte einige Minuten dieses Rätsel zu ergründen, doch er fand einfach keine Antwort. Schließlich stand er langsam auf und sah sich unschlüssig um, bevor er auf die einzige Tür zuging die es gab. Erst als er näher kam erkannte er das an ihr ein kleiner Zettel befestigt war. Mit schief gelegtem Kopf starrte er auf die wenigen Zeilen die darauf standen und zweifelte an seinem Verstand. Immer wieder las er die Worte doch nur langsam sickerte die Erkenntnis in sein Bewusstsein das es die einzige Erklärung war, warum er gleichzeitig Tod und doch am Leben war. Und mit dieser Erkenntnis kam auch endlich die Panik die er schon die ganze Zeit vermisst hatte. Es dauerte lange bis er die Augen von der verschlungenen Schrift lösen konnte doch niemals würde er den kurzen Text jemals vergessen. Guten Morgen Kleiner. Willkommen in der Finsternis! Da du so tapfer gegen dein Ende gekämpft hast hab ich beschlossen dir ein kleines Geschenk zu machen. Die Unsterblichkeit. Du bist jetzt ein Vampir wie ich. Was das heißt dürftest du dir nach unserem Zusammentreffen wohl denken können. Wenn nicht...nun dann wirst du es sehr bald wissen. Ein kleiner Tipp noch: Öffne die Tür mit bedacht, wir wollen doch nicht das dir dein hübsches Gesicht in der Sonne verbrennt, nicht wahr. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann wieder, die Ewigkeit ist ja lang genug. Angenehme Nacht. < ~+~ Unwillig schüttelte Jin den Kopf und biss sich auf die Unterlippe um die Bilder und Gefühle zu vertreiben die ihn, wie schon so oft, mal wieder heimgesucht hatten. Ja, er war in jener Nacht zu einem Vampir geworden und bis heute suchte er den, der ihn dazu gemacht hatte um sich für diesen Fluch zu rächen. Doch er hatte nirgends eine Spur von ihm entdecken können. In der Zwischenzeit hatte er viel gelernt und war nicht mehr mit dem instinktgetriebenen Monster zu vergleichen das er am Anfang seiner neuen Existenz gewesen war. Er hatte so viele Leben genommen nur weil er sich nicht beherrschen konnte. Hatte so viel unnötigen Schmerz verursacht, weil er seine Kräfte weder richtig einschätzen konnte, noch wusste wie er am schnellsten tötete. Er hatte sich und seinen Schöpfer nach jeder Nacht verflucht und doch hatte er nie den Mut besessen einfach in die Sonne zu gehen und es zu beenden. Er hatte es versucht, mehrfach sogar. Doch letztlich war sein Lebenswille doch stärker gewesen, auch wenn es ein Leben auf Kosten andere war. Noch heute tat er es nicht gern, doch er musste zugeben das die Jagt inzwischen einen gewissen Reiz auf ihn ausübte. Und er musste nun mal töten um selbst überleben zu können. Nachdenklich sah er seiner Beute nach die das Ende der Straße fast erreicht hatte. Es kostete ihn nur eine Sekunde um wieder direkt hinter ihm zu stehen. Der junge Mann spürte den Luftzug und fuhr herum, doch bevor er mehr als einen Schatten erkenne konnte legte ihm Jin eine Hand über die Augen. Noch bevor er sein Opfer an die Wand drückte und so an der Flucht hinderte, schnellte sein Kopf vor und seine Fänge durchtrennten mühelos die zarte Haut. Der Schmerzschrei der durch die Gasse hallte wurde eins mit dem von Jins eigener Seele die sein Dasein verfluchte. Der Lebenswille des Vampirs trieb ihn zum Trinken, doch für jedes seiner Opfer vergoss er Tränen des Mitleids. 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