Love me to death von Projekt_Gemini ================================================================================ Kapitel 37: ------------ und es geht weiter Während Mai sich um seinen "Gast" kümmerte und für diesen Modell saß, um ihm die Zeit und die Nervosität zu vertreiben, war Duke bereits mit Yami und Tristan auf dem Weg zum Flughafen, um Serenity, die Schwester des Blonden, abzuholen. Das war allerdings noch längst nicht alles, was ihnen an diesem Tag bevorstand. Über den Rest jedoch wollte der Schwarzhaarige im Moment nicht weiter nachdenken. Seufzend schloss er seine Augen und lehnte seinen Kopf an die kühle Glasscheibe der Limousine. Durch die getönten Scheiben sah niemand außer Yami diesen kleinen Augenblick der Schwäche, denn Tristan hatte die Trennwand zum Fahrerbereich gleich nach dem Einsteigen diskret hochgefahren, um seinem Boss etwas Privatsphäre zu gönnen. 'Scheint fast so, als wüssten wirklich alle über Yami und mich Bescheid.' Offenbar, stellte Duke im Stillen für sich fest, waren sie bei ihren kleinen Stelldicheins bei weitem nicht so unauffällig vorgegangen, wie er immer geglaubt hatte. 'Ach, was soll's? Ist doch eigentlich auch völlig egal.' Immerhin ging diese ganze Sache seine Leute ja wohl gar nichts an. Obwohl, wenn er so genau darüber nachdachte, dann schien keiner von ihnen das, was zwischen Yami und ihm war, in irgendeiner Form zu missbilligen. Eher im Gegenteil. Besonders Mai hatte in den vergangenen Tagen ganz den Eindruck gemacht, als würde sie sich freuen – nicht nur für ihren jüngeren Halbbruder, sondern auch für ihren Boss. "Ist alles in Ordnung mit Dir? Du siehst ganz furchtbar müde aus." Yamis leise, eindeutig besorgt klingende Stimme holte Duke aus seinen Grübeleien wieder in die Realität zurück. Grüne Augen öffneten sich und ihr Besitzer schaffte ein mattes Lächeln, das seinen Gegenüber allerdings weder zu täuschen noch wirklich zu beruhigen vermochte. "Ich bin auch ziemlich müde. Die ganze letzte Zeit war Stress pur", gab Duke zu, nachdem er eingesehen hatte, dass er dem bohrenden Blick des Bunthaarigen derzeit einfach nicht standhalten konnte. "Erst die Anschläge und dann auch noch die ganze Sache mit Pegasus ..." Der Schwarzhaarige beendete seinen Satz nicht, aber Yami verstand ihn auch so. Er hatte schließlich ganz genau gespürt, unter welch enormem Druck sein Boss und Liebhaber in den letzten Wochen gestanden hatte. Und ebenso wusste er, dass Duke sich nicht vollends würde entspannen können, solange er ein solches Sicherheitsrisiko wie den blonden Künstler in seiner Villa und in seinem Leben wusste. "Was willst Du jetzt eigentlich endgültig wegen diesem Joey unternehmen?", erkundigte der Bunthaarige sich deshalb leise und Duke seufzte abgrundtief. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht", gestand er und seufzte erneut. Eigentlich konnte er es sich nicht leisten, jemanden, der es schon einmal auf sein Leben abgesehen hatte, einfach so gehen zu lassen, das wusste er. Der Gedanke jedoch, den Blonden töten lassen zu müssen, war ihm zuwider. Von Pegasus und seiner Organisation drohte schließlich keine Gefahr mehr – dafür hatten Yami und er selbst äußerst effektiv und nachhaltig gesorgt – und der Blondschopf hatte ja auch mehrmals deutlich betont, dass er nicht mehr länger Killer, sondern am liebsten nur noch Künstler sein wollte. Aber würde er es wirklich schaffen, von jetzt an ein ganz normales Leben zu führen, ohne jemals wieder zur Waffe zu greifen? 'Der Grundstein für sein normales Leben ist jedenfalls gelegt', sinnierte Duke und lächelte ganz leicht, als Yami neben ihn auf das Polster glitt und ihm kurz, aber ungemein zärtlich über den Arm streichelte. Auch ohne Worte gelang es dem Bunthaarigen immer wieder, ihn aufzuheitern und ihn seine Sorgen vergessen zu lassen. Es tat gut zu wissen, dass er da war und auch weiterhin da sein würde – nicht nur, weil er seinen Job machte, sondern aus einem Grund, der viel tiefer ging als bloße berufliche Loyalität. Das Bremsen des Wagens brachte Yami dazu, seine Hand zurückzuziehen. Ehe er jedoch aufstehen und die Tür der Limousine für seinen Boss aufhalten konnte, legte sich eine Hand in seinen Nacken und hielt ihn zurück. Nur zu gerne gab der Bunthaarige dem sanften Druck nach und seufzte wohlig, als er kaum eine Sekunde später warme, weiche Lippen auf den seinen spürte. Auch Duke konnte sich ein leises, angetan klingendes Seufzen nicht verkneifen. Wann immer er Yami so nah bei sich hatte, konnte er sich einfach nicht schlecht fühlen. Das war einfach ganz und gar unmöglich. Etwas unwillig löste er den Kuss erst wieder, als Tristan von außen diskret gegen die Fondscheibe klopfte. Ein letztes Geraderücken der Krawatte, ein letzter Blick in die violetten Augen Yamis, dann stieg der Schwarzhaarige aus und ging, begleitet von seinem Bodyguard, zum Terminal, um seinen neuen Gast in Empfang zu nehmen. "Miss Wheeler. Wie schön, Sie wiederzusehen." Mit einem charmanten Lächeln reichte Duke der jungen Frau, die gerade das Gate verlassen hatte, nur wenige Minuten später die Hand. Yami nahm unterdessen ihr Gepäck vom Gepäckband, hielt sich aber während der Begrüßung dezent im Hintergrund – ganz genau so, wie er es bei seiner ersten Begegnung mit ihr gehalten hatte. Immerhin war er jetzt so wie damals nur ein Angestellter und nicht mehr. Serenity erwiderte das Lächeln ihres Gastgebers etwas verlegen und ergriff die dargebotene Hand. Auf ihren Wangen lag ein zarter Rotschimmer, der weder Yami noch Duke entging. Allerdings ging keiner von beiden darauf ein. "Ich freue mich auch", murmelte die junge Frau leise und sah sich dann suchend um. "Ist Joey denn gar nicht mitgekommen?" "Als ich aufgebrochen bin, um Sie abzuholen, war Ihr Bruder so in seine Arbeit vertieft, dass ich ihn nicht stören wollte", bog Duke galant die Wahrheit – dass Joey einfach zu nervös gewesen war und dass er selbst sich die Anwesenheit des Blonden in diesem Zustand nicht hatte antun wollen – ein wenig zurecht und bot Serenity dann seinen Arm an, um sie zum Ausgang zu geleiten. Das Rot ihrer Wangen vertiefte sich noch ein wenig, aber dennoch nahm sie nach kurzem Zögern das Angebot an und hakte sich bei dem Schwarzhaarigen ein. "Ich bin sicher, Ihr Bruder wird nicht wissen, wie ihm geschieht, wenn er sieht, was für eine Schönheit aus seiner kleinen Schwester geworden ist", schmeichelte Duke der jungen Frau auf dem Weg zu seine Wagen und verbiss sich mühsam ein Schmunzeln. Serenity schien solche Komplimente nicht gewöhnt zu sein, denn sie errötete bei jedem Blick und jedem netten Wort nur noch tiefer – ein ganz reizender Anblick, der den Schwarzhaarigen ein wenig für den Stress der vergangenen Tage und Wochen entschädigte. Dennoch, mehr als ein harmloses kleines Spielchen war dieser Flirt für ihn nicht. Derjenige, der ihm wirklich wichtig war, ging in diesem Augenblick drei Schritte hinter ihm und trug noch immer das Gepäck. Tristan, der im Wagen gewartet hatte, stieg sofort aus, als er seinen Boss und Yami in Begleitung einer jungen Frau mit langen, hellbraunen Haaren auf sich zukommen sah. Eilig öffnete er den Kofferraum und hielt dann die hintere Tür der Limousine für seinen Boss und die junge Dame auf, während Yami ihr Gepäck verstaute. "Danke", murmelte Serenity etwas verschüchtert, als der große, muskulöse Mann, der ganz offenbar der Chauffeur ihres Gastgebers war, ihr die Tür der schwarzen Limousine aufhielt. So viel Luxus auf einem Haufen war sie einfach nicht gewöhnt, deshalb konnte sie nur hoffen, dass sie nicht irgendeinen dummen Fehler beging und sich dadurch bis auf die Knochen blamierte. Das war nun wirklich das Letzte, was sie wollte. Wie vom Donner gerührt blieb Tristan auch dann noch neben der Wagentür stehen, als selbst Yami bereits eingestiegen war. So etwas wie das hier war ihm in seinem ganzen Leben noch nie passiert. Die beinahe olivfarbenen Augen der jungen Frau, die ja wohl die jüngere Schwester von Joey war, hatten ihn nur für einen Sekundenbruchteil gestreift, ehe sie im Fond der Limousine verschwunden war, aber dennoch fühlte Tristan sich wie vom Blitz getroffen. Du lieber Himmel, was war das denn gewesen? Erst die Stimme seines Bosses – "Du kannst uns jetzt nach Hause fahren, Tristan." – holte den Brünetten wieder in die Realität zurück. Er beeilte sich, die Tür der Limousine zu schließen, glitt auf den Fahrersitz und fuhr los. Dabei ließ er es sich allerdings nicht nehmen, im Rückspiegel immer wieder nach dem Abbild Serenitys zu suchen. Diese war in eine lebhafte Unterhaltung mit seinem Boss verwickelt und Tristan bemerkte zu seinem nicht geringen Schrecken, dass er zum ersten Mal, seit er für ihn arbeitete, tatsächlich wütend auf den Schwarzhaarigen war. Sicher, bisher hatte er seinen Boss hin und wieder um dessen Wirkung auf Frauen und sein Talent, im richtigen Augenblick immer das Richtige sagen zu können, beneidet, aber es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass dieser scheinbar auch Serenity so spielend leicht um den Finger zu wickeln imstande war. Die junge Frau war für solche Spielchen eindeutig viel zu schade. Duke, der sich durch den harmlosen kleinen Flirt mit Serenity von seiner Anspannung der letzten Zeit ablenkte, bemerkte nichts von den Gedankengängen seines Fahrers. Auch Yami entging Tristans sich verfinsternde Stimmung, denn er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Wirklich glücklich war er nicht darüber, dass der Mann, den er liebte, vor seinen Augen mit einer Frau flirtete, aber er verbot sich selbst, etwas dazu zu sagen. 'Mach Dich nicht lächerlich, Yami!', versuchte er stattdessen, sich selbst zur Ordnung zu rufen. 'Mit Mai ist das doch auch nichts anderes. Es ist nur ein kleiner Flirt, sonst nichts. Es ist nicht echt und das weißt Du auch.' Und doch, obwohl er ganz genau wusste, dass von Dukes Seite ganz sicher keinerlei Gefühle im Spiel waren, versetzte ihm der Anblick des Schwarzhaarigen, der die junge Frau an seiner Seite mit seinem Charme immer wieder zum Erröten brachte, einen Stich. Aus diesem Grund war der Bunthaarige mehr als froh, als sie endlich die heimische Villa erreicht hatten. Sobald Tristan die Limousine geparkt hatte, öffnete Yami die hintere Tür, stieg aus und hielt sie für seinen Boss und dessen Begleiterin auf. Wie gewöhnlich blieb er auf dem Weg ins Haus drei Schritte hinter dem Schwarzhaarigen, behielt die Umgebung im Auge und atmete erst auf, als sie alle in der Villa waren. "Tristan, Du kannst so in einer halben Stunde noch mal zum Flughafen fahren. Dann müsste Bakura mit unseren beiden anderen Gästen eintreffen", instruierte Duke seinen Fahrer, ehe dieser sich in die Garage zurückziehen konnte. "Mach ich", erwiderte Tristan kurz angebunden und drehte sich auf dem Absatz um, um gleich wieder nach draußen zu gehen. Dieses Verhalten ließ Duke kurz stutzen, doch er hatte keine Zeit, sich näher mit den seltsamen Anwandlungen des Brünetten zu befassen. Schließlich hatte er einen Gast, um den er sich kümmern musste. "Wo ist Joey denn?" So sehr Serenity sich auch beim Eintreten in die wirklich riesige Villa ihres Gastgebers den Hals verrenkt hatte, von ihrem Bruder war weit und breit nichts zu sehen. Für einen Moment wollte die junge Frau wieder in Panik verfallen – was, wenn dieser Mr. Devlin ein ebensolcher Schurke war wie Mr. Pegasus und sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hergelockt hatte, um ihr Unsägliches anzutun? –, doch sie kämpfte dieses Gefühl entschlossen nieder. Sie wollte einfach nichts Schlechtes von dem Schwarzhaarigen glauben, der nach ihrer Entführung durch diesen schrecklichen Mr. Pegasus so nett zu ihr gewesen war und dafür gesorgt hatte, dass sie unbeschadet wieder nach Hause gekommen war. "Ich schätze, er wird wohl noch in seinem Zimmer sein. Kommen Sie, hier entlang." Anders als am Flughafen ließ Duke der jungen Frau jetzt den Vortritt und führte sie durch seine Villa bis zu dem Gästezimmer, in dem er den Blondschopf hatte unterbringen lassen. Aus dem Zimmer war laut und deutlich zweistimmiges Gelächter zu hören, doch daran störte der Schwarzhaarige sich nicht. Er klopfte kurz, wartete aber keine Antwort ab, sondern öffnete ungefragt die Tür und trat dann beiseite, um seinen Gast einzulassen. "Ich habe hier eine kleine Überraschung, die ich unbedingt persönlich abliefern wollte." Duke konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als Serenity sich, alle Höflichkeit vergessend, eilig an ihm vorbeidrängte, sobald sie die Gestalt ihres Bruders auf dem Bett entdeckt hatte. "Joey!" Mit einem Aufschrei stürzte sie auf den Blonden zu und fiel diesem so stürmisch um den Hals, dass er hintenüber kippte und rücklings auf dem Bett landete. Sämtliche Personen, die sonst noch anwesend waren, blendete sie dabei vollkommen aus. "Du hast mir so gefehlt!", schluchzte sie stattdessen in das weiße Shirt ihres Bruders und klammerte sich an diesem fest, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte. "Ich glaube, wir sind hier im Moment überflüssig." Mai erhob sich aus dem Sessel, in dem sie während der letzten Stunden gesessen hatte, und warf noch einen letzten Blick auf das frisch wiedervereinte Geschwisterpaar auf dem Bett, ehe sie gemeinsam mit ihrem Boss das Zimmer verließ und die Tür leise hinter sich ins Schloss zog. Unter gar keinen Umständen wollte sie das Wiedersehen Joeys mit seiner heißgeliebten und langvermissten kleinen Schwester stören – offenbar ebenso wenig wie Duke, denn dieser nickte der Blondine nur kurz zu und machte sich dann auf den Weg in seine eigenen Räumlichkeiten, wo Yami sicher schon auf ihn wartete. Mai sah dem Schwarzhaarigen einen Augenblick lang etwas wehmütig nach, dann straffte sie sich und verscheuchte energisch die düsteren Gedanken, die sich ihrer in den letzten Tagen verstärkt bemächtigt hatten. Ja, sicher, sie führte eine Scheinbeziehung mit einem Mann, dessen Herz eigentlich ihrem jüngeren Halbbruder gehörte, aber sie war in diesem Haus schließlich nicht die Einzige, die mit ihren Gefühlen und Wünschen und ihrer Einsamkeit zu kämpfen hatte. Tristan, Bakura, Noah und auch Joey waren ja schließlich auch noch da. 'Obwohl sich zumindest das Problem mit Bakura und Joey ja ganz einfach lösen ließe', sinnierte die Blondine und schlenderte gemächlich in Richtung des Pools davon. 'Ich bin ja mal gespannt, wie das weitergeht, wenn Bakura erst wieder zurück ist. Das wird auf jeden Fall interessant.' Und sie selbst würde um nichts in der Welt auch nur eine Sekunde der Bakura-und-Joey-Vorstellung verpassen, das nahm sie sich fest vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)