Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt! von -Sian- ((Reita x Uruha)) ================================================================================ Kapitel 11: Es wird ernst... Teil 1 ----------------------------------- Sein Blick hoch interessiert in den Seiten. Der Kloß in meinem Hals wollte einfach nicht verschwinden. Es kribbelte wieder überall und ich wusste wirklich nicht, ob ich es in diesem Moment angenehm oder ganz und gar unangenehm finden sollte. Meine Hände wurden schwitzig, mein Herz schlug schneller als beim Sprinten und ich musste tief einatmen, denn ich hatte das Gefühl zu kollabieren, wenn ich es nicht tue. Was ist das verdammt? Ich muss hier weg, sonst sterbe ich an Herzversagen! Langsam stand ich auf, damit ich Kouyou nicht über den Haufen renne und er Zeit hatte sich zu lösen. „Entschuldige, mir ist gerade nicht so gut.“ und damit spurtete ich ins Bad. Dort angekommen, beugte ich mich - auf den Händen abgestützt - über das Waschbecken. Mein Blick erhob sich in den Spiegel und ich sah mir selbst zu, wie ich hektisch atmete. Mein Herz wollte nicht langsamer werden und ich fasste mir an die Brust. Ich konnte mein leidlich aussehendes Spiegelbild nicht mehr ertragen und drehte mich mit etwas zu viel Schwung weg und knallte mit dem Rücken an die Tür. „Verdammt!“ fluchte ich und schlug mit der Faust gegen das Holz. Von draußen drang ein besorgtes „ Akira alles OK? Ich mach mir ernsthaft Sorgen!“ herein. „Alles wunder prächtig, lass mich einfach hier sitzen.“ rief ich zurück, während ich an der Tür hinab rutschte. Er klopfte zaghaft an und ein ruhiges „Bitte mach die Tür auf und rede mit mir. Ich will dir doch nur helfen.“ ertönte. Ich zog meine Knie weiter an mich heran, legte meine Arme darauf ab und sank mit dem Kopf dazwischen. „Akira...“ erklang es traurig von draußen herein. Ich seufzte und knurrte: „Du kannst mir nicht helfen, geh einfach! Ich komme hier eh erst raus, wenn du weg bist.“ Dann hörte ich nichts mehr. Stille. Ich starrte auf das Muster der Fliesen, an der Wand gegenüber. Ein wildes Durcheinander von unklaren Gedanken durchflutete meinen Kopf. Die Stille schien mir so unendlich laut. Beinahe aggressiv. So stell ich mir einen LSD-Flash vor. Langsam baute sich ein Gefühl von Energieüberschuss auf und es verlangte mir nach austoben. Rennen - irgendwo hin, kaputt schlagen - auf irgendwas drauf hauen. Ob 'Ruki's Trödelmarkt' auch so was wie Sandsäcke oder Punching-Bälle führt? Hanteln täten es zur Not auch. Gleich morgen mal eine Stange Zigaretten besorgen, das akzeptiert Takanori ja als Währung. Vielleicht sollte ich auch wieder anfangen, Nikotin beruhigt die Nerven. Kouyou ist ja mehr der Stress- und Gelegenheitsraucher. Oftmals wenn er trinkt oder ihm jemand eine Kippe anbietet. Und wenn er gerade fertig war... diverse Tätigkeiten in der Horizontalen zu verrichten... Ich sollte nicht so viel über ihn nachdenken. Wirklich nicht. Ich kann aber verdammt noch mal nicht anders... Seufzend richtete ich mich auf, schaltete das Licht aus und öffnete die Tür einen Spalt um nachzusehen, ob ich tatsächlich alleine war. Im Flur war es dunkel, nur Uruha's Zimmertür stand wie immer einen Spalt offen. Gedämpftes Licht war da zusehen. Ich trat näher und sah, wie er vermutlich vor seinem Laptop saß und auf der Unterlippe kaute, mit einer Hand strich er sich nervös über seinen Hals. Einen Moment lang fesselte mich dieser Anblick, doch ich löste mich schnell wieder, als Kouyou mich bemerkte und zu mir schaute. Anstalten machte sich zu erheben und zu mir zu kommen. Kurzerhand verschwand ich in meinem Zimmer. Das Aquarium leuchtete. Mein Bass lag noch immer auf meinem Bett. Ach ja das Kabel... Es liegt noch auf dem Küchentisch. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Eine Kurzmitteilung. Eigentlich wollte ich jetzt nichts lesen, hören oder schreiben. Dennoch es könnte ja wichtig sein, um die Zeit. Langsam zog ich es hervor und betrachtete das Display. Reila schrieb mir also... Sie versicherte mir, nicht mir Ruki über mein Problem gesprochen zu haben und wenn es mir helfe, sie ein offenes Ohr für mich hätte. Scheinbar hat der Kurze sie darauf angesprochen. Aber sie können mir beide nicht wirklich helfen. Wie denn auch? Wenn ich etwas gelernt habe aus dieser Sache, dann ist es das Gefühle zwar 'wie verhext' sind, man sie aber nicht einfach 'wegzaubern' kann. Wie ich schon einmal erwähnte, mir zog sich allein schon bei dem Wort, der Magen zusammen. Zum Glück war Wochenende und ich musste morgen nicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängend, in der Uni erscheinen. Ich setzte mich an das Kopfende meines Bettes zog meinen Bass auf mein Schoß und tippe gedankenverloren auf den Saiten herum. Beobachtete dabei mit leerem Blick die Luftblasen im Aquarium beim Aufsteigen. Ich komme mir echt so was von bescheuert und dermaßen trottelig vor. So wie ich hier da hänge und die Welt verfluche. Mein Blick fiel wieder auf das Handy neben meinem Kopfkissen. Ich schrieb also Ruki's Freundin zurück, das es OK ist und sie sich doch bitte mal bei ihm erkundigen sollte, ob er so was wie Boxsäcke auftreiben kann. Ohne weiter darauf ein zu gehen. Keine 2 Minuten später, kam eine positive Antwort. Er hätte wohl 2 Punching-Bälle. Wenigstens etwas läuft nach meinen Vorstellungen. Dieser Umstand ist ja in letzter Zeit recht spärlich vorhanden. Ich schrieb also zurück, was Ruki dafür haben möchte. Eine Schachtel Kippen wird wohl nicht ganz reichen. Wenige Augenblicke später die Antwort, diesmal von Ruki selbst: 'Lass gut sein Kumpel. Besondere Umstände erfordern besondere Rabatte. Ich schenke dir den vorzeitig zum Geburtstag. Mach kein Scheiß. Ruki' las ich und legte das Telefon zur Seite, nur um es im nächsten Moment wieder an mich zu nehmen, da noch eine Mitteilung einflog. Wieder Reila 'Takanori will ihn morgen vorbei bringen. Hat er vergessen zu sagen. Kopf hoch Großer!' Seufzend legte ich das Handy auf den Nachttisch und lehnte mit dem Kopf an der Wand. Kroch dann zum Aquarium vor und schaltete das Licht ab. Fahles Mondlicht fiel durch einen Spalt meiner zugezogenen Vorhänge. Es zog mich magisch an. Ich stand vom Bett auf und warf einen Blick hinaus. So melancholisch kenne ich mich gar nicht und es gibt mir zu denken. Das Schicksal meint es wohl wirklich nicht gut mit mir, denn meine Augen richteten sich auf einen Uruha, der an einer Zigarette zog. Er lehnte auf dem Geländer des schmalen Balkons und starrte in die Nacht hinaus. Er schien nachdenklich. Was ihn wohl beschäftigt? Das kalte Licht lies ihn noch blasser wirken. Ich will ihn berühren... verdammt! Ich möchte die Zigarette sein, die er gerade wieder zu seinen Lippen führt... Wie mit meinem Bass, möchte ich mit ihm 'spielen', wohlklingende Töne entlocken... Er richtete sich auf und zog ein letztes mal an seinem Glimmstängel und schnippte ihn weg. Er wandte sich um, um wieder hinein zu gehen. Hielt aber kurz inne und sein Blick glitt zu meiner Seite. Ich weiß er kann mich im Dunkeln nicht sehen. Ein fragend trauriger Blick lag auf seinen Zügen... So kenne ich ihn gar nicht und mich erkenne ich auch seit einiger Zeit nicht mehr wieder. Ich bin genervt von mir und ich hab Angst vor mir selbst. Eine Weile sah ich noch zwischen den Vorhängen hinaus, nach dem Kouyou wieder rein gegangen war. Diese Nacht schlief ich ewig nicht ein. Zuviel schwirrte mir im Kopf herum. Und diese Nacht war auch die schlimmste seit langem, sie über traf sogar die vor ein paar Tagen wo ich nur 3 Stunden Schlaf fand. Ich blieb in meinem Zimmer, den ganzen Samstag und Sonntag. kam nur Nachts raus. Uruha klopfte einmal leise und teilte mir mit das das Mittagessen kalt wird, wenn ich nicht raus komme. Ich aß aber nichts und trank kaum etwas. Dies war auch der Tag, an dem ich begann, mir dies alles hier von der Seele zu schreiben, wenn auch zu dem Zeitpunkt nicht allzu ausführlich. Am Abend klingelte es an der Tür. Als es das zweite mal klingelte war ich schon auf dem Weg um öffnen zu gehen, doch dann hörte ich, wie mein Mitbewohner murrend den Flur entlang lief und „Ja ja ...ich komme ja schon.“ maulte. Ich lehnte mich mit dem Kopf an die Zimmertür, bekam sogar ungewollt ein paar Worte mit. Zum Beispiel Ruki's amüsierte Begrüßung: „Du musst nicht kommen, erscheinen reicht völlig!“ Weiteres undeutliches Gemurmel und eine weibliche Stimme. Takanori's Freundin ist wohl auch da. Hörte nun ein „...weiß nicht was mit ihm los ist. Er redet nicht mit mir...“ von Kouyou und dann stieß ich mich von der Zimmertür ab. Etwas später klopfte es sehr zaghaft an, ich schwieg aber. Es klopfte wieder und Reila gab sich zu erkennen „Ich bin's mach bitte auf, ich hab hier was für dich Großer.“ Seufzend erhob ich mich wieder vom Bett und öffnete. Vernahm das Ruki bei Kouyou in der Küche war und sie sich über Musik unterhielten. Sie stand mit einem schwarzen Punching-Ball, um den eine weiße Schleife gebunden war, vor mir und lächelte matt. So deutet ich ihr eintreten zu dürfen und sie tat es. „Ich hab auch schon mal drauf gehauen, der ist wirklich gut.“ und legte das Objekt mitten im Raum ab. Ich fand es gut, das sie mich nicht unnötig fragte, wie es mir geht. Es war ja offensichtlich, wie bescheiden ich mich fühlte. „Ach und hier dein Kabel. Takanori sagt du brauchst es.“ Ja mein Kabel... Dankend nickend nahm ich es an mich und legte es auf den Verstärker, danach lief ich wieder zum Fenster und schaute, zwischen den immer noch zugezogenen Vorhängen, wieder nach draußen. Reila näherte sich mir und griff nach meiner Hand, drückte diese und hauchte ein Küsschen darauf. Ich blickte zu ihr, während sie sich wieder löste, mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte und und langsam zurück trat um den Raum zu verlassen. Auf dem ersten Blick mag manch einer denken, sie hätte wenig Anteilnahme an meiner Situation. Doch war es genau das Gegenteil. Reila wusste genau was sie tun musste und was sie bei mir besser lässt. Keine Fragerei nach meinem Befinden oder 'Alles-wird-wieder-gut'-Sprüche. Drüber geredet hatten wir schon, sie kennt also meine Einstellung dazu und das noch mal durch zu kauen, zieht nur noch mehr runter. So etwas brauch man an der Stelle einfach nicht. Jedenfalls ich nicht. Helfen, tut es ja auch recht wenig und im Nachhinein sieht man immer alles etwas anders. So gab sie mir das Gefühl, nicht ganz alleine da zu stehen. Uruha fragte mich einmal, was meiner Meinung nach das Gegenteil von Liebe wäre. Meine Antwort war, ohne viel nach zu denken: Gleichgültigkeit. Ja, nicht etwa Hass. Hass und Liebe liegen oftmals so nah bei einander, das die Grenzen zu verschwimmen scheinen. Und Hass ist ebenfalls eines der extremen Gefühle. Aber Gleichgültigkeit, ist so völlig emotionslos und kalt. Ich fragte ihn anschließend, was er sich in letzter Zeit am meisten gewünscht hatte. Er antwortete mir: Endlich wieder richtig verliebt zu sein. Ich weiß nicht, bin ich es? Wenn ja, wie kann man sich so was wünschen, vor allem wenn man nicht weiß was der Gegenpart davon hält. Ich will es auch nicht wissen, zumindest nicht, wenn die Antwort noch mehr weh tut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)