Black Cat von RyuAsuka (~ Their first adventure ~) ================================================================================ Kapitel 1: ~ Their first adventure ~ ------------------------------------ Black Cat ~ Their first adventure ~ „Geht jedem Hinweis nach! Folgt jeder Spur! Wie stellt sie sich das eigentlich vor?“ Ariane hörte den Worten ihres Mentors schweigend zu, ehe sie seufzte und ihn auffordernd ansah. „Wie wärs, wenn wir bei dieser Bar vorbei schaun und den Besitzer nach dieser gewissen ‘Karen White‘ fragen?“ Der Angesprochene sah seine Schülerin einen Moment lang zweifelnd an. Er wünschte, er wäre nur halb so enthusiastisch gewesen wie sie bei dieser Angelegenheit. Nicht, dass er nicht absolut versessen darauf gewesen wäre, SIE endlich zu finden, aber ihre Chancen waren so verschwindend gering, dass er sich manchmal fragte, wie er sich tatsächlich Hoffnung auf Erfolg hatte machen können. „Na schön, halt dich an mit fest, wir apparieren.“ Ariane verdrehte die Augen, gehorchte aber – von Seit-an-Seit Apparieren wurde ihr immer schlecht. Wenig später fanden sich die beiden vor einem herunter gekommenen Pub in London wieder, der den Eindruck vermittelte, die Absteige für zwielichtige Gestalten zu sein, aber sie hatten keine Wahl. Der Wirt begrüßte seine beiden Gäste, wirkte allerdings äußerst skeptisch als Arianes älterer Begleiter zielstrebig an den Tresen schritt. „Guten Abend, ich habe eine Frage. Könnten Sie mir…“ Doch sein Gegenüber unterbrach ihn äußerst unwirsch. „Ich kann und werde gar nichts. Entweder, Sie bestellen hier was zu trinken, oder scheren sich aus meinem Pub, verstanden?“ Der, der eben unterbrochen worden war, starrte seinen Gegenüber feindselig an, bestellte dann allerdings für sich und seine Begleiterin etwas zu trinken. „Na also, geht doch.“, brummte der Wirt und brachte den beiden wenig später die Getränke. Ariane sah angesichts der Cola, die nun vor ihr stand, etwas unglücklich drein. „Hast du eine Idee, ihn zum Sprechen zu bringen, ohne ihn gleich zu verzaubern? Ich hatte noch nie viel Kontakt zu Muggeln.“ Das Mädchen hob amüsiert eine Augenbraue. „Tatsächlich? Ich hätte jetzt spontan vermutet, du würdest ständig mit Muggeln herumhängen, Jacob. Ironie Ende.“ Sie grinste. „Ich werde sehen, was ich tun kann, okay?“ Also erhob sie sich und ging wieder zum Tresen, setzte sich auf einen Stuhl und lehnte sich ein wenig weiter vor als vielleicht nötig gewesen wäre. „Hi.“, sagte sie spontan und lächelte. „Mein Begleiter hat wohl ein wenig verplant, dass ich keine Cola trinke, aber, ich bin mir sicher, Sie als talentierter Barkeeper können mir etwas zusammen mischen, das mir sicherlich gefallen wird.“ Der Mann hinter der Theke nickte und wirkte begeistert von dem Kompliment, was er zum Anlass nahm, sogleich in Windeseile sämtliche Flaschen zu öffnen, ein wenig davon zu entleeren und schließlich zurück in das Regal zu stellen. Schließlich stand vor ihr ein etwas grünlich aussehendes Getränk vor ihr, das verdächtig nach einer Menge Alkohol roch. „Das ist meine Spezialität. De Name lautet ‘Snakes‘ Revenge‘. Probiers gleich mal aus.“ Ariane dachte nach. Sie musste diesen Kerl zum Reden bringen, ohne selbst betrunken zu werden. Also bat sie ihn um ein zweites Glas und schenkte etwa von ihrem Cocktail hinein. „Würden Sie mir die Ehre erweisen, mit mir gemeinsam zu trinken?“ Der Wirt schüttelte den Kopf. „Nein danke. Wenn ich im Dienst trinke, dann hab ich bald noch mehr so Polizeitypen wie deinen Begleiter am Hals und auf Knast hab ich keine Lust.“ Seine Gegenüber lachte leise. „Polizeityp? Dafür halten Sie ihn also? Keine Sorge, er ist alles andere als ein Beamter in grün. Sie können also beruhigt mit mir anstoßen.“ Der Barkeeper wirkte hin und her gerissen, hob sein Glas aber dann doch endlich, was Ariane auf eine spontane Idee brachte. Zuerst tat sie so als würde sie einen Schluck daraus trinken und als sie das Glas zurück stellen wollte, ließ sie es einfach fallen. „Oh Gott, verzeihen Sie! Ich bin manchmal verdammt schusslig. Natürlich werde ich das sofort aufwischen, wenn Sie mir nur einen Lappen geben würden?“ Sie sah äußerst reumütig drein, doch der Besitzer des Pubs schüttelte hastig den Kopf. „Unsinn, ich kümmere mich schon darum.“ Er ging nach hinten, holte einen Lappen und sorgte selbst dafür, dass die Flüssigkeit und die Scherben vom Boden verschwanden. Als er fertig war, lächelte er Ariane munter an. „Ihr seid also nur auf der Durchreise und keine Bullen? Nun, dann darf dein… (es schien als würde er über eine geeignete Bezeichnung für ihren Begleiter nachdenken) Freund mit gerne eine Frage stellen.“ Jacob blickte von seinem Bierkrug auf und ging zum Tresen. Der Blick, den er Ariane zuwarf sagte: Gut gemacht. „Kennen Sie eine Karen White und hat sie hier gearbeitet?“ Der Wirt fing lauthals an zu lachen. "Das schusslige Ding? Hat jedes Glas zerstört und ist immer auf die Schnauze geflogen. Wegen ihr hab ich meinen ganzen Glasbestand wieder neu auffüllen müssen. Blöde Nuss. Hab sie gefeuert letzten Monat. Hat sie wohl Dreck am stecken?" – „Wissen Sie, wo sie jetzt ist?“, hakte Jacob nach und blickte den Mann hinter der Theke an als würde er ihm an liebsten an die Gurgel springen, wenn er ihm nicht sofort die gewünschte Information preisgeben. „Is‘ mir ziemlich egal und ich wüsste nicht, was SIE das angeht! Der alte McGee weiß es bestimmt. Der war immer hier und hat sie angestarrt als wolle er sie fressen.“ Er wandte sich um, kritzelte etwas auf einen Zettel und gab ihn Ariane Begleiter. „Keine Ahnung, ob er daheim is und jetzt raus hier!“ Die beiden verließen den Pub ohne zu zögern und ohne sich zu verabschieden. „Meine Güte, was für ein übler Kerl. Zum Glück musste ich das Zeug nicht trinken. Das roch übler als jeder meiner Versuche, einen ordentlichen Zaubertrank zu brauen.“, bemerkte Ariane und versuchte einen Blick auf den Zettel zu werfen, den sie eben erhalten hatten. „Weißt du, wo das ist?“ Jacob nickte und setzte sich in Bewegung. Der Weg war nicht sehr lange, aber dieses Schweigen, das plötzlich ausgebrochen war, machte Ariane fast verrückt. Und es wurde nicht besser. Die Adresse, die man ihnen gegeben hatte führte zu einer Wohnung, die so aussah, als würde sie jeden Augenblick zusammen stürzen. „Oh nein, nicht schon wieder so ein Loch…“, murmelte das Mädchen und sah etwas nervös zu ihrem Begleiter, der den Ring, der um seinen Hals hing, immer wieder in die Hand nahm und los ließ, als sich die Türe auch nach dem dritten Klopfen nicht öffnete. „Verdammt nochmal!“, rief er aus „Wollen wir nicht einfach reingehen und uns umsehen?“, schlug Ariane vor, doch ihr Mentor schüttelte den Kopf. „Das wäre Hausfriedensbruch und solange wir in der Muggelwelt sind, müssen wir uns an ihre Regeln halten, ob wir wollen oder nicht.“ Jacob schrieb eine kurze Nachricht und seine Handynummer auf einen Zettel und klemmte ihn an die Türe. „Halt dich an mir fest. Wir verschwinden.“ – „Aber warum…?“ – „Kein aber. Los jetzt!“ Erneut wechselten sie in wenigen Sekunden ihren Standort und Ariane hatte ein weiteres Mal das Bedürfnis, sich zu übergeben. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Handy hast.“, meinte sie als sie ein paar Mal ruhig ein und aus geatmet hatte. „Was sollte diese ganze überstürzte Hast jetzt eigentlich?“, fragte sie und sah sich um. Ganz offensichtlich befanden sie sich jetzt in einem Wald – vermutlich irgendwo im Nirgendwo. „Wir werden verfolgt. Ich konnte ihn vorhin riechen, aber wer es war, kann ich dir nicht sagen. „ – „Ein Hoch auf deinen funktionierenden Wolfsgeruchssinn, aber wie wollen wir jetzt weiter vorgehen?“ Eigentlich lag ihr persönlich nicht so viel an dieser ganzen Mission, aber dieses Praktikum wurde, je weiter sie voran kamen, interessanter und außerdem würde sie hier keiner zurück halten wie an Hogwarts und ihr sagen, sie sei eine kleine, hilflose Schülerin, die sich verstecken sollte. „Zuerst einmal, werden wir hier bleiben und abwarten.“, teilte Jacob ihr mit und ließ sich unter einen der Bäume sinken. „Schön, warten wir eben ab. Das ist meine Lieblingsbeschäftigung!“ Ariane verzog das Gesicht und setzte sich ihrem Begleiter gegenüber auf den Boden. „Wie wärs, wenn wir die Zeit dann sinnvoll nutzen und du mir endlich mal mehr über diese ganze Sache erklärst? Ich meine, ich renne hier mit dir von einer Baracke zur nächsten, riskiere wies aussieht mein Leben und weiß nicht mal, für wen und warum eigentlich genau.“ Sie nahm einen herumliegenden Tannenzapfen und warf ihn nach ihm. „Komm schon, ich werds schon nicht an den nächstbesten weitererzählen.“ Eigentlich hatte sie ja erwartet, dass sie keine Antwort bekommen würde, denn so wie sie den Auror vor sich einschätzte, war dieser ganz und gar nicht der Typ, der aus dem Nähkästchen plauderte. Allerdings sollte sie sich täuschen, denn jener nickte wenig später. „Also gut, du wirst ohnehin keine Ruhe geben.“ Da lag er aber verdammt richtig! „Es geht um eine Person namens Mariah Black. Sie war meine Verlobte. Eines Tages verschwand sie einfach und keiner wusste wieso oder wohin. Ich habe überall nach ihr gesucht, aber keiner hatte etwas von ihr gehört. Schließlich habe ich für mich beschlossen, sie für tot zu erklären. Wieso auch nicht? Es war außerdem leichter als ewig darauf zu hoffen, dass sie zurück kehrte.“ Von allen Dingen, die Ariane erwartet hatte zu hören, war dies vermutlich so ziemlich das Letzte, womit sie gerechnet hätte. Sie schwieg einen Moment lang. Natürlich machte das alles diese Mission nicht persönlicher für sie, aber Jacob tat ihr irgendwie leid, da sie sehr gut nachvollziehen konnte, wie er sich fühlen musste. Schließlich stand sie auf und sah ihren Gegenüber entschlossen an. „Wir werden sie finden, okay? Und wer sich uns in den Weg stellt – nun, der wird ja sehen, was er davon hat!“ Jacob sah seine Schülerin einen Augenblick lang überrascht an, lächelte dann jedoch leicht. Plötzlich klingelte sein Handy. Hastig nahm er ab. "Ja hallo? Hier Jacob Cohen am Apparat?..." Es folgte eine kurze Pause, in der er aufsprang. "Wir sind gleich da... Aber woher... Okay wir machen uns auf den Weg. In knapp 15 Minuten sind wir da..." Ariane blickte ihn fragend an. „Nein, ich weiß nicht, wer das war und ob es der Besitzer dieser Bruchbude von vorhin ist, aber er sagt, er will sich mit uns in der Nocturngasse treffen, also gehen wir da jetzt hin.“ – „Ähm… nicht, dass ich plötzlich zum Moralapostel oder übertrieben vorsichtig werden will, aber, findest du nicht, dass sich das alles sehr nach einer Falle anhört?“ – „Natürlich, aber du weißt, wir müssen jeder Spur folgen.“ Das Mädchen seufzte und ließ die Apparierprozedur ein weiteres Mal über sich ergehen. Sie betraten den Tropfenden Kessel, um zur Winkelgasse und schließlich zur Nocturngasse zu gelangen. „Ich frage mich, woher dieser Kerl wusste, dass ich ein Zauberer bin.“, meinte Jacob. „Vielleicht ist er zufällig an der Türe vorbeigekommen und hat deine Nachricht gelesen?“, mutmaßte Ariane und blieb stehen als sie am Ziel ankamen, doch ehe ihr Mentor klopfte, sah er seine Schülerin auffordernd an. „Sollten wir erneut von unserem Verfolger angegriffen werden, dann möchte ich, dass du dir sein Aussehen einprägst, verstanden?“ Die Angesprochene nickte und wartete ab, bis sich die Türe öffnen würde. Sie war überrascht einen Mann zu sehen, der nicht älter sein konnte als Jacob. Er bat seine Gäste herein und bot ihnen Plätzchen und Tee an, doch beide lehnten ab. „Ihr sucht also Informationen über Karen White? Ich war derjenige, der ihr den Job bei Jonny verschafft hat. Der alte Haudegen ist ein alter Bekannter von mir und die Kleine sah so aus als würde sie den Job dringend brauchen. Ihr müsste wissen, ich hab das Mädchen hier gefunden und sie hat sich bei mir versteckt, bis…“ Weiter kam er nicht, denn ein grüner Lichtblitz schoss durch das Fenster und direkt auf den Mann, der daraufhin leblos zu Boden sank. Ariane zog ihren Zauberstab und wandte sich blitzschnell um. „Viel hab ich nicht gesehen, nur eine schwarze Robe und – eine…“ Sie kam nicht dazu, auszureden, denn Jacob hatte sich schon längst an die Verfolgung des Angreifers gemacht, allerdings ganz offensichtlich ohne Erfolg, denn wenig später kehrte er äußerst schlecht gelaunt zurück. „Wieso zum Henker habe ich ihn nicht gerochen? Das ergibt keinen Sinn.“ Gehetzt blickte er sich um und nahm eine der Tassen in die Hand, um daran zu riechen. „Okay, jetzt ist mir alles klar. Da sind geruchshemmende Stoffe drin im Tee. Also war das wirklich eine Falle…“ Ariane machte den Mund auf, schloss ihn allerdings gleich wieder, ohne etwas zu sagen. Das schien in dieser Situation gesünder zu sein. Sie hatte es ihm doch gesagt. Sie war kein Animagus und besaß deshalb keine tierischen Instinkte, aber für Gefahr hatte sie dennoch ein Gespür. „Na schön, was machen wir jetzt?“ Ihr Mentor hatte unterdessen Wolfsgestalt angenommen und durchsuchte das Haus; Arianes Blick wanderte voller Unbehagen zu der Leiche. „Sie war auf jeden Fall hier.“, teilte Jacob ihr mit, als er in Menschengestalt zu ihr zurück kehrte. „Gut und schön, aber…“ Oh oh oh. Es war wohl gerade besser, nichts zu sagen, denn der Blick, den sie gerade erhielt gehörte zu denen, die töten konnten. „Wir durchsuchen dieses Haus auf Hinweise. Wir stellen es auf den Kopf, bis wir etwas finden.“, war alles, was sie zu hören bekam, ehe sie wieder alleine mit der Leiche war. Nun, dann würde sie sich eben daran machen, in den Privatsachen eines Fremden – eines toten Fremden – herumzustöbern. Sie durchsuchte einen Stapel, einen weiteren und plötzlich ließ sie den dritten Stapel zu Boden fallen, der noch einige Dinge, die herumstanden, laut scheppernd unter sich begrub, als er aufkam. Alles wurde schwarz vor ihren Augen und eine Flut von Bildern stürzte auf sie ein; mit offenen Augen starrte sie ins Nirgendwo. Was sie sah, ergab keinen Sinn, aber das spielte auch keine Rolle, denn im Moment sah sie einfach nur diese Dinge vor sich, ohne die Möglichkeit zu haben darüber nach zudenken. Seifenblasen, hunderte von Seifenblasen, Fische die darin schwammen; wieso hielt sich eine schwarze Katze an so einem Ort auf? Ein Mann, der mit ihr sprach. Darwin? Kannte sie diesen Namen? Alles verschwamm vor ihren Augen. Anne. Joacims Mutter? Was...? Als die Bilder verschwanden und in ihrem Kopf und Gedanken wieder absolute Leere herrschte, kippte sie einfach nach vorne; ihre Augen fielen ihr dabei zu. Jacob hatte den Krach gehört und war hinunter ins Erdgeschoss geeilt, wo er das bewusstlose Mädchen am Boden liegend fand. „Was zur…“, murmelte er, hob sie hoch und legte sie auf die Couch. „Ariane. Hey Ariane!“ Er tätschelte mit etwas Nachdruck ihre Wangen, während er sich fragte, wieso sie ohnmächtig geworden war. „Ich hasse es, wenn meine Mutter Recht behält!“, war das erste, was sie sagte, als sie die Augen wieder aufmachte. Jacob seufzte erleichtert. Wenn sie so zickig reagierte, dann musste sie in Ordnung sein. „Ich habe da gerade ein paar Dinge gesehen, die ich nicht verstehe. Vielleicht kannst du mir ja eine Erklärung liefern?“, fragte sie an ihren Begleiter gewandt und setzte sich auf. Jener hob eine Augenbraue. „Ah, die Hellsehergabe von deiner Mutter hat sich also gemeldet?“ – „Woher…? Stimmt ja, sie hat ja ihren netten, kleinen Laden in der Winkelgasse. Na egal! Pass auf, ich habe folgendes gesehen…“ Sie erzählte ihm alles, was da gerade an Bildern durch ihren Kopf geschossen war und als sie geendet hatte, blickte sie noch ein bisschen verwirrter drein. „Fische in Seifenblasen? Hm… ich erinnere mich daran, dass früher an Hogwarts mal jemand gewesen ist, der mit sowas herum experimentiert hat, aber ich weiß seinen Namen nicht mehr.“ Ungläubig starrte Ariane ihren Mentor an. Dann war es wirklich eine Vision gewesen…? „Wundervoll. Was mich aber noch viel mehr interessieren würde ist die Frage, was das alles mit unserer Suche hier zu tun hat. Und, was sollte das mit der schwarzen Katze?“ Sie schwieg einen Moment lang. „Ah, mir fällt gerade noch ein, dass ich gesehen, gehört, keine Ahnung, wie ich das ausdrücken soll, habe, dass dieser Mann mit den Seifenblasenfischen wohl einen Zauber kennt, der spezielle Flüche brechen kann.“ Jacob war hellhörig geworden. „Flüche brechen also? Dann weiß ich, wieso sie dort war.“ – „Wer..sie? Deine Verlobte? Hör mal, da war kein Mädchen, nur eine schwarze Katze und…“ Plötzlich begriff sie. „Das ist es also. Die, die wir suchen ist ein Katzenanimagus, richtig?“ Ihr Begleiter nickte. „Ich wünschte, ich wüsste wie dieser Kerl mit den Fischen heißt. Mein Onkel, Darwin heißt er übrigens, würde sich bestimmt erinnern, aber der ist leider tot.“ Ariane hörte schweigend zu, dachte nach und schließlich kam ihr eine Idee. „Hör mal, meine Mutter hat mir gesagt, dass manche Leute, die diese hellseherische Gabe haben, mit den Toten sprechen können. Also, so eine Art Medium und…“ „Ariane, das ist genial!“, rief Jacob aus; das Mädchen hingegen legte den Kopf schief. „Natürlich, ein Medium. Ich kenne jemanden, der eins sein könnte. Sie hat zusammen mit Darwin unterrichtet. Kasandra Jones ist ihr Name. Ich kenne nur ihren Aufenthaltsort nicht. Ariane, so langsam bin ich wirklich froh, dich mitgenommen zu haben.“ Jene lächelte kurz. „Wie wärs, wenn wir dann das Ministerium fragen, wo sie wohnt? Jeder Zauberer ist doch bei denen irgendwie registriert, oder? Vor allem, wenn man mal unterrichtet hat.“ Da schien dieses kontrollsüchtige Ministerium doch mal zu was gut zu sein. Jacob schenkte ihr einen anerkennenden Blick. „Wieso habe ich nicht daran gedacht?“ Er schüttelte den Kopf und Ariane konnte sich gerade noch ein ironisches ‘das ist mir auch völlig unerklärlich‘ verkneifen, für das ihr ihr Mentor garantiert gerade den Kopf abgerissen hätte. „Wie auch immer. Lass uns zusehen, dass wir hier rauskommen und dann schick ich einen Patronus ans Ministerium, um an die Adresse zu kommen.“ Ariane ahnte es. „Das heißt, wir apparieren irgendwo hin, um zu warten?“ Jacob nickte und führte sie hinaus aus der Nocturn-, und Winkelgasse, sodass sie wenig später den Tropfenden Kessel verlassen und verschwinden konnten. Nur wenige Sekunden später standen sie wieder in dem Wald, von dem aus ihre Reise sie in die Nocturngasse geführt hatte. Jacob schickte den Patronus los. „Es wird dir nicht gefallen, aber wir werden nun nochmal ein bisschen warten müssen.“, teilte er seiner Schülerin mit und lehnte sich an einen Baum. Dieser hätte man diese unnötige Information ohnehin ersparen können, denn das war offensichtlich gewesen. Also begann Ariane damit, auf und ab zu gehen als wolle sie ein Loch in den Boden laufen. Die Zeit zog sich hin und nachdem sie glaubte, dass schon mindestens fünf Stunden vergangen sein mussten, erschien ein Patronus – augenscheinlich aus dem Ministerium – und teilte ihnen die Adresse mit. „Du brauchst nichts zu sagen, ich weiß, was wir gleich tun werden.“ Jacob lachte leise, wartete, bis sich Ariane an ihm festhielt und zum hundertsten Mal, wie es ihr vorkam, apparierten sie an einen anderen Ort. „Wo sind wir hier?“ – „Man sollte eigentlich meinen, dass gerade DU Dublin erkennst, wenn du dich dort befindest, Ariane.“ Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Mag ja sein, aber meistens, wenn ich in Irland bin, bin ich bei meinen Großeltern in Cork an der Küste. Wir sind nicht ganz so oft hier. Wie lautet die Adresse?“ Sie ließ sie sich sagen und nickte. „O’Connell Street. Ich weiß wo das ist, das ist nämlich eine der Hauptstraßen in der Nähe des Busáras.“ Sie hielt inne und musste lachen als sie sah, dass Jacob ganz offensichtlich nicht verstanden hatte, was das letzte Wort hieß. „Das heißt Busbahnhof. Komm, ich bring dich zu der Straße.“ Nachdem sie einige Minuten gelaufen waren, erreichten sie die Adresse und klingelten. Ariane fragte sich, wie jemand, der sich mit Wahrsagen und all diesem Unsinn, denn dafür hielt sie es eigentlich, abgab, hier in dieser belebten Straße wohnen konnte. Andererseits… derartige Hexen waren meist ziemlich egozentrisch, wie sie von ihrer eigenen Mutter kannte. "VERDAMMT RUBEN. HÖR AUF HIER ANZURUFEN, ODER ICH HETZE DIR EINEN FLUCH AUF DEN HALS!" Die Beiden zuckten zusammen, als sie das Geschrei von innen hörten, ehe sich die Türe öffnete. Eine Frau mittleren Altern, gekleidet mit einem grünen Pulli, einem grauen Rock und einer weiß-grünen Robe blickte ihre beiden Besucher mit wenig überraschtem Blick an. Insofern man diesen unter ihrem großen, schwarzen Hexenhut überhaupt sehen konnte. „Entschuldigt, ich wusste, eine männliche Person würde sich heute melden. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig, dass es mein Ex-Mann ist. Kommt ruhig rein.“ Jacob warf einen hilfesuchenden Blick zu Ariane, die zu all dem nur grinsen konnte. Irgendwie erinnerte sie diese Frau ein wenig an ihre Mutter. „Setzt euch. Wollt ihr Tee und Kuchen?“ Beide schüttelten den Kopf. „Das ist gut, ich habe nichts vorbereitet, da ich wusste, dass ihr nichts wollt.“ Ihre Gäste machten nicht den Eindruck als seien sie überzeugt von dieser Aussage Nachdem Jacob auch nach ein paar Sekunden nichts gesagt hatte, ahnte Ariane bereits, dass sie hier wohl das Wort führen sollte. Hatte ihr Mentor etwa Angst vor dieser Frau? Den Gedanken fand sie eigentlich sehr erheiternd. „Wissen Sie, Miss Jones… Misses Jones… Ähm…“ – „Kasandra reicht völlig, Schätzchen.“ – „Kasandra, wir brauchen ein Medium und hatten gehofft, Sie könnten uns da vielleicht helfen.“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Tut mir ja ehrlich leid, aber ich bin kein Medium. Die gibts schon lange nicht mehr in unserer Branche.“ Ariane sah gerade ihre letzte Chance auf Erfolg platzen wie diese dämlichen Seifenblasen, die sie in ihrer Vision gesehen hatte. „Aber Sie kennen Darwin McConnor, oder nicht? Er war mein Onkel.“ Sie sah überrascht zu ihrem Mentor, der ganz offensichtlich seine Sprache wieder gefunden hatte. Kasandra lachte. „Ja, den kenn ich. Er war echt lustig. Ich hätte vielleicht mit ihm ausgehen sollen. Na ja. Darwin hat sich ziemlich oft mit Orion gestritten. Er hat nämlich immer mit dessen Fischen gespielt. Die flogen übrigens durch die Luft. Lustig, nicht?“ „Wo hält sich dieser Orion auf?“, fragte Ariane hastig, ohne darüber nachzudenken, dass diese völlig übergangslose Frage vielleicht ein bisschen auffällig war. Kasandra schien das auch so zu sehen, denn ihr Blick wurde skeptisch. „Wieso wollt ihr das wissen? Hat er etwa schon wieder irgendwas ausgefressen?“ Jacob schüttelte hastig den Kopf. „Nein, es geht um diese peinliche Geschichte mit der Unterhose, die…“ Die ältere Frau unterbrach ihn leise kichernd. „Ah ja, DIESE Geschichte! Da erinnere ich mich dran. Ich schreib euch schnell die Adresse. Und ich geb euch Fischfutter mit. Ihr solltet allerdings aufpassen, dass ihr nicht dagegen lauft und sie zerplatzen. Da rastet Orion nämlich aus. Der hat vielleicht ein Temperament sag ich euch. Sogar seine Tochter ist davon gelaufen. Rea, was für ein hübsches Ding.“ Ariane hatte wirklich versucht, den Worten der Frau zu folgen, aber irgendwann hatte sich ihr Redeschwall für sie nur noch wie ein monotones Blah-Blah angehört, sodass sie dazu übergangen war, ab und an zu nicken. Ein Blick auf ihren Begleiter reichte aus, um zu sehen, dass dieser gleich ausrasten würde. Doch schließlich beendete sie ihre kleine ‘Rede‘ damit, dass sie sich bei ihnen dafür entschuldige, dass sie sie so lange aufgehalten hatte. Fast zeitgleich mit Jacob sprang sie auf und bereute dies nur wenig später. Ihr wurde schwindlig, ihr Blick wurde leer. Eine schwarze Katze, ein Mann der sie bedrohte, alles lag in Trümmern. Sie öffnete die Augen und sah in zwei völlig unterschiedliche Augenpaare. Während Jacobs Blick eher besorgt war, erschien ihr der von Kasandra äußerst neugierig. „Sie ist in Gefahr! Die schwarze Katze wird bedroht!“ Ariane sprang auf, während sie preis gab, was sie gesehen hatte. „Oh, mein Kind hast du etwa…?“, begann die ältere Hexe, „Ja, ja, sie hat wohl das zweite Gesicht. Danke für die Adresse!“, unterbrach Jacob sie hastig und schob seine Schülerin dabei schon halb zur Türe hinaus. „Nochmals danke. Einen schönen Tag noch.“ Und weg waren sie. Kasandra schüttelte den Kopf. Diese jungen Leute waren einfach viel zu hastig… Die beiden landeten direkt vor der Türe und während Ariane der Meinung war, dass dies wieder eine Falle sein konnte, war Jacob nicht mehr zu halten. Er brach die Türe mit einem Zauber auf und stürmte hinein. Wäre ihre Lage nicht ganz so brisant gewesen im Augenblick, so hätte Ariane ihn wohl scherzhaft danach gefragt, seit wann er so ‘gut‘ zaubern konnte, aber stattdessen folgte sie ihm ins Innere, das leer stand; zumindest auf den ersten Blick. „Komm schon, hier ist keiner. Wir sollten…“ – „Er war hier. Unser Verfolger, meine ich. Ich kann ihn riechen. Er kann nicht sehr weit sein.“ Jacob deutete erst auf den Boden, auf dem viele tote Fische herumlagen, offensichtlich waren ihre Seifenblasen zerplatzt worden. Die Spur führte zum Fenster, auf das er als nächstes deutete. „Ja, so eins habe ich gesehen. Ich schätze, er hat sich die Katze geschnappt und ist dort auch raus.“ Das Mädchen hätte sich ihre letzten Worte auch sparen können, denn ihr Begleiter hatte bereits denselben Weg genommen. Glaubte er vielleicht, er konnte ihn noch einholen? „Dad, bist du hier irgendwo? Hallo? Was ist hier eigentlich passiert?“ Ariane machte einen Satz zur Seite vor Schreck und sah zur Türe, durch die gerade eine junge Frau kam. „Hey! Wer sind Sie? Was wollen Sie hier? Ich ruf gleich die Auroren!“ Die Angesprochene hatte sich wieder von ihrem Schrecken erholt, da sie eine vage Vermutung hatte, wer ihre Gegenüber sein könnte. „Nicht nötig, mein Mentor ist ein Auror. Sobald er zurück kommt, wird er sich hoffentlich für diesen ‘Überfall‘ entschuldigen.“ Ariane zuckte mit den Schultern und lächelte leicht. „Sie sind Rea Sinistra, oder? Eigentlich wollten wir zu Ihrem Vater.“ Jene nickte und sah sich zweifelnd um. „Und Sie sind sich sicher, dass Sie das hier nicht waren?“ Ihr Blick war zweifelnd. „Jaaaah, ganz sicher.“, erwiderte Ariane. Allerdings kehrte Jacob wild fluchend nur wenige Sekunden später wieder zurück und hielt Rea seinen Aurorenausweis vor die Nase. „So, nachdem das geklärt ist würde ich gerne wissen, wo sich Orion Sinistra gerade aufhält.“, verlangte der Auror zu wissen und sah seine Tochter durchdringend an. „Ich bin schon hier und ich fürchte ich bin schuld, dass er (er deutete auf Jacob) so wütend ist. Ich bin ihm zuvor gekommen.“ – „Sie haben meinen Zeugen ausgeschalten!“ – „Er hat meine Fische getötet, das war ja wohl mein gutes Recht!“ „Papa, beruhig dich. Was ist hier eigentlich los?“, mischte sich Rea ein und auch Ariane warf ihrem Mentor einen Blick zu, der ihm hoffentlich klar machen würde, dass es nichts brachte, sich deswegen jetzt zu streiten. „Das würde ich allerdings auch gerne wissen! Fallen hier auch noch in mein Haus ein. Heute sind wohl alle komplett durchgedreht!“ Während Rea ihren Vater dazu brachte, sich zu setzen, tat Ariane das von alleine und beschloss ganz einfach die Frage zu stellen, wegen der sie hier her gekommen waren und die Sache aufzuklären. So wie sie Jacob kannte, war es ohnehin unmöglich in diesem Zustand auch nur ein vernünftiges Wort von ihm zu erwarten. „Wir haben Ihre Adresse von Kasandra Jones erhalten. Wissen Sie, wir glauben, dass Sie sich um eine schwarze Katze gekümmert haben, die wir suchen.“ Orion grinste leicht. „Du gefällst mir, junge Dame. Ja, ich habe mich eine Weile um so ein Tier gekümmert. Ich hab die Kleine gefunden und hatte den Eindruck, ein Fluch würde auf ihr lasten, also hab ich sie mitgenommen, um ihr zu helfen, aber leider ist es mir nicht gelungen. Und kurz bevor ihr hier aufgekreuzt seid, nun… ihr seht ja selbst was passiert ist. Glücklicherweise konnte ich einem der Männer, die mich überfallen haben, ein Siegel verpassen, das es möglich macht, seinen Aufenthaltsort zu bestimmen. Eine Karte reicht völlig aus, um ihn wieder zu finden.“ – „Und haben Sie diese Karte?“ – „Junge Dame, ich hätte ihm wohl kaum das Siegel verpasst, wenn ich nicht die Karte besitzen würde, die zu ihm führt, nicht wahr?“ Ariane wurde angesichts ihrer vollkommen sinnfreien Frage rot und wandte den Kopf ein wenig zur Seite, was es ihr ermöglichte, in das Gesicht ihres Mentors zu sehen, der einerseits ohne Zweifel an Orions Worten hing und andererseits vermutlich versuchte, nicht auszurasten. Sie konnte ihn ja irgendwie verstehen. Das alles musste wie eine nervenaufreibende Geduldsprobe für ihn sein. Der Besitzer des Hauses holte unterdessen eine Karte hervor und eine Runensteine. „Ich hab mal alte Runen unterrichtet. Ziemlich interessantes Fach und vor allem nützlich.“ Ariane erinnerte sich daran, wie sie ihn Wahrsagen mal Runen benutzt hatten und dass sie absolut nichts davon hielt. Aber in diesem Fall… Orion tippte die Runen mit seinem Zauberstab an und sah dann auffordernd zu seiner Tochter. „Vielleicht könntest du unseren Gästen etwas zu essen geben. Bis die Runen den genauen Standort bestimmt haben, wird es ohnehin eine Weile dauern.“ Rea nickte, wenn auch etwas widerwillig und machte sich auf den Weg in die Küche. Ariane folgte ihr, um ihr zu helfen. Als die beiden zurück ins Wohnzimmer kehrten, oder besser gesagt in das, was davon übrig war, hatte sich Jacob beruhigt und bedankte sich sogar, als seine Schülerin ihm einen Teller in die Hand drückte. Es tat gut, etwas zu essen, denn während sie mehr oder weniger ziellos durch die Gegend gestreift waren, war ihr nicht aufgefallen, WIE hungrig sie eigentlich inzwischen geworden war. Eine Stunde verging. Eine weitere folgte. Schließlich stand Jacob auf und bedeutete dem Mädchen, ihm zu folgen. „Ich muss dich jetzt mal aufklären über diese ganze Sache.“ Sie gingen in die Küche, in der Ariane sich mit dem Rücken gegen die Anrichte lehnte und ihren Mentor auffordernd ansah. „Ich höre?“ „Alles begann vor 14 Jahren. Mariah und ich waren frisch verlobt und die Hochzeit stand kurz bevor. An jenem Morgen erwachte ich und sah neben mich. Meine zukünftige Frau lag nicht mehr neben mir. Zuerst dachte ich, sie wäre schon früher aufgestanden und würde sich im Bad aufhalten, aber auch dort war sie nicht. Ich rief auf ihrem Handy an, aber es lag im Wohnzimmer. Zu dieser Zeit dachte ich mir noch, dass sie vielleicht auch noch eine Weile spazieren gegangen war und ihr Handy einfach vergessen hatte. Sie konnte zuweilen sehr schusslig sein. Aber auch nach einer ganzen Weile kehrte sie nicht zurück und ich begann damit, mir wirklich Sorgen zu machen. Ich rief Anne an und fragte sie, ob sie vielleicht irgendetwas wusste, aber auch sie konnte mir keine Antwort auf meine Frage geben. Und dann klopfte eine Eule am Fenster und ließ einen Brief in meine Hand fallen. Verrückt, dass so ein kleines Stück Pergament ein ganzes Leben ändern kann. Es war ein Brief von Mariah…“ Jacob kramte in seiner Hosentasche und zog ein kleines Stück Pergament heraus, welches er Ariane in die Hand drückte. Diese hatte während seiner Erzählung kein einziges Wort gesagt. Sie war sich nicht sicher, ob es in Ordnung war, wenn sie den Brief las, aber da ihr Mentor offensichtlich darauf bestand, tat sie ihm den Gefallen und las die Zeilen. Es waren nicht viele, aber als sie sie gelesen hatte, wusste sie, wieso Jacob sich gerade umwandte. „Jacob, es tut mir leid, dass es so kommen musste, aber ich kann mein Leben nicht mit dir teilen. Ich lasse alles hinter mir, was mir lieb und teuer war. Suche nicht nach mir, denn ich möchte nicht gefunden werden. Mariah" Einige Sekunden verstrichen, in denen Ariane noch immer schwieg. Aber dann faltete sie den Brief zusammen, trat vor Jacob und legte ihn ihm wieder in die Hand; lächelte ihn zuversichtlich an. „Wir werden sie finden, Jake. Ich schwöre, ich werde diese Mission mit dir zusammen beenden und den Weg weiter gehen, solange du nicht aufgibst!“ Sie streckte eine Hand aus und legte sie an seine Wange. „Also gib auch nicht auf, okay?“ Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihnen. „Die Runen sind stehen geblieben.“ Es war Rea, die, nachdem sie ausgesprochen hatte, zurück ins Wohnzimmer kehrte. Ariane und Jacob folgten ihr und blickten wenig später äußerst ungläubig auf die Karte und den Ort, den sie anzeigte. „Hogwarts?!?“, entfuhr es beiden gleichzeitig. „Ich schätze, es ist eher der Verbotene Wald, auf den die Runen zeigen.“ Orion nahm die Rune, die ganz an der Spitze lag und sprach einen Zauber darüber. Anschließend gab er sie Ariane in die Hand. „Sie wird aufleuchten, wenn der, der das Siegel trägt, in der Nähe ist. Aber ihr solltet vorsichtig sein, es wird sicherlich gefährlich werden.“, gab er zu bedenken. „Das war es von Anfang an. Vielen Dank!“, sagte Ariane grinsend und steckte die Rune in ihre Hosentasche. Sie bedankten sich bei Orion und machten sich wenig später auf den Weg. Jacob brachte sie beide per Apparieren bis nach Hogsmeade – Ariane hätte sich wieder mal am liebsten übergeben – und machten sich von dort aus auf Richtung Verbotener Wald, vor dem sie schließlich stehen blieben. „Ich will jetzt wirklich nicht Moralapostel spielen, aber ich wollte an dieser Stelle nur mal sagen, dass ich kein gutes Gefühl bei all dem habe.“, teilte Ariane ihrem Mentor mit, der ihr daraufhin einen zweifelnden Blick zuwarf. „So wie ich dich kenne, wird dich das trotzdem nicht davon abhalten, mitzukommen, oder?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich hab was versprochen. Also los. Treten wir dem ganzen Pack in den Hintern.“ Der Auror musste unwillkürlich über ihre Art die Dinge zu betrachten lachen, wurde dann allerdings schlagartig wieder ernst und nickte. Die Rune war in der Tat ziemlich nützlich, da sie wie versprochen aufleuchtete, wenn sie in die Richtung gingen, die sie ihrem Ziel näher brachte und wurde dunkler, wenn sie sich davon entfernten. Es schien als wären sie viele Stunden unterwegs gewesen, ehe sie einen riesigen Baum erreichten, der größer war als jeder normale. Die Runde leuchtete nun so hell, dass man es sicherlich auch aus weiter Entfernung sehen musste. Ob sie hier richtig waren? Ariane blickte nach oben. „Vielleicht sind unsere Gegner ja Affen und wir müssen zu ihnen hoch klettern?“, meinte sie sarkastisch und zuckte mit den Schultern. „Wohl kaum.“, erwiderte ihr Begleiter und machte sich auf die Suche nach dem Eingang, den nach kurzer Zeit fand. Jedem, der nicht danach suchte, wäre die etwas nach oben ragende Wurzel nicht aufgefallen, aber wenn man genauer hinsah, erweckte die Wurzel den Eindruck einer Art Türklinke. Bevor Jacob jedoch daran ziehen oder ähnliches konnte, trat Ariane zu ihm und sah ihn fragend an. „Wenn wir da rein gehen, werde ich sicherlich zaubern müssen. Wir sind hier zwar im Verbotenen Wald und nicht ganz außerhalb von Hogwarts, aber wer weiß wohin wir noch gelangen und ich habe keine Lust am Ende der Herbstferien einen Brief zu kriegen, in dem steht, dass ich leider aus Hogwarts raus geworfen wurde.“ Ihr Gegenüber grinste leicht. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe für die Zeit deines Aurorenpraktikums bei mir eine Ausnahmegenehmigung beim Ministerium beantragt. Bis zu dem Moment, da ich das Praktikum für beendet erkläre, darfst du zaubern. Selbst, wenn es außerhalb von Hogwarts ist.“ Das Mädchen grinste zurück. „Das hättest du mir auch gleich sagen können.“ – „Natürlich, aber ich bin mir sicher, du hättest es früher oder später ausgenutzt, stimmts?“ – „Könnte sein…“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zog er an der Wurzel, die sich leicht anhob. Kurz darauf öffnete sich ein kleiner Spalt am unteren Ende des Baumes, durch den ein erwachsener Mensch gerade so schlüpfen konnte. Die beiden taten dies und fanden sich nach einem kurzen Weg nach unten in einem dunklen, muffig riechenden Gang wieder. „Du kannst den Lumos ruhig benutzen, aber lösch ihn, sobald ich es dir sage. Wen auch immer wir suchen – sie sind in der Nähe. Ich kann sie wittern.“ Ariane nickte und ließ ein kleines Licht an der Spitze ihres Zauberstabes erscheinen. Sie folgten dem Gang bis an dessen Ende. Eine große, schwere Türe erwartete sie und beide machten sich bereit anzugreifen, sobald sie sahen, was dahinter lag. Doch zu ihrer Überraschung war der Raum leer. Lediglich Regale voller Bücher zierten die Wände und es sah nicht so aus, als könnte man von dem Zimmer aus irgendwohin gelangen. „Ich schätze, hier gibts irgendwo einen Geheimgang.“, sagten beide gleichzeitig und mussten kurz lachen. „Du weißt ja, zwei Deppen…“, begann Ariane, machte sich allerdings wie ihr Mentor daran, die Regale nach einem Schalter oder etwas Ähnlichem zu durchsuchen. Es musste einen Geheimgang geben. Wer auch immer hier ein und aus ging, konnte nur diesen Weg genommen haben. Nach einer Weile lehnte sie sich leicht gegen eines der Regale, um es nach einem Mechanismus abzutasten, welcher den Gang öffnen würde. Sie nahm eines der Bücher heraus, hinter dem vielleicht etwas sein konnte. Tatsächlich folgte ein kurzes Klicken und das Regal begann sich zu drehen. Ariane, die nicht damit gerechnet hatte, wurde geradewegs mitgerissen. Sie stolperte und fiel zu Boden. „Ich glaube, ich hab den Gang gefunden.“, stellte sie trocken fest, stand auf und klopfte gegen die Rückwand der verborgenen Türe. Vielleicht konnte man sie von dieser Seite aus auch öffnen. Darauf konzentriert das zu tun, bemerkte sie nicht, wie sich jemand hinter ihr näherte. Die Person verpasste dem Mädchen einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf, sodass Schwärze ihr Bewusstsein wenig später auslöschte. Auf der anderen Seite sah es nicht besser aus. Während Jacob seine magische Kraft darauf verwendete, die Türe erneut zu öffnen (scheinbar funktionierte der Schalter, den Ariane ausgelöst hatte, kein zweites Mal), tauchten auch dort mit einem Mal andere Zauberer auf. Da die Überraschung auf ihrer Seite war, hatten sie dem Auror wenig später dasselbe Schicksal wie dessen Schülerin zuteil werden lassen. „Sie getrennt voneinander zu attackieren war die beste Idee, die der Boss je hatte!“, meinte einer von ihnen und lachte böse. Als Ariane ihr Bewusstsein zurück erhielt, war das erste, was sie wahrnahm ein klopfender Schmerz an ihrem Hinterkopf. Wenn sie denjenigen, der dafür verantwortlich war, zwischen ihre Finger, oder besser gesagt vor ihren Zauberstab bekam, dann… apropos… wo war ihr Zauberstab eigentlich? Sie tastete im Halbdunkeln um sich, konnte aber nichts finden. Schön. Sie hatten ihr also auch noch den Zauberstab geklaut. Sie begann damit, sich umzusehen. Jetzt, da ihre Augen sich ein wenig an die Lichtverhältnisse angepasst hatten, konnte sie die Umrisse von Gitterstäben erkennen und davor eine Gestalt, die vermutlich alles andere als Tageslicht tauglich war. „Alles Verrückte…“, murmelte sie und schloss für einen Moment die Augen, um nachzudenken als ein Schrei ganz in ihrer Nähe sie jäh aus ihren Gedanken riss. Noch etwas schwankend stand sie auf und tastete sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. In der Zelle nebenan befand sich jemand und sie hatte so eine vage Vermutung, um wen es sich handelte. „Hey, Jacob! Hörst du mich?“ Dem schien nicht so zu sein, aber offensichtlich befand sich etwas um seinen Hals, das er los werden wollte, denn er zog daran so fest er konnte. Eine Kette rasselte. In einem anderen Augenblick hätte sie ihn für das Hundehalsband (oder was auch immer das darstellen sollte) ausgelacht, aber jetzt sorgte es dafür, dass ihr schlecht wurde. Ein weiterer Schrei folgte und Jacob fiel zu Boden, seine Augen waren glasig geworden; Letzteres konnte Ariane in der Dunkelheit natürlich nicht sehen. „Großmutter, es tut mir leid, ich wollte nicht unartig sein, bitte befreie mich... Großmutter bitte... Ich werde es auch nie mehr machen..." Wovon redete er eigentlich? Was war das für ein komisches Halsband, das ihm da angelegt worden war? Wer auch immer für all das hier verantwortlich war, musste ihn wirklich gut kennen. Ihr erster Gedanke war, dass die Frau, die sie suchten, vielleicht die Seiten gewechselt und sie jetzt gefangen hatte, weil sie auf ihre Spur gekommen waren. Gerade als sie den Gedanken verwerfen wollte, wurde sie von einem Fesselzauber getroffen und lag nun ziemlich bewegungsunfähig am Boden. „Du hast lange gebraucht, bis du mich gefunden hast... Es war ein langer, beschwerlicher Weg und doch bist du hier gelandet... Ich dachte schon, ich hätte dir, oder eher euch genug Steine in den Weg gelegt um meine Spuren zu verwischen, schließlich kennt dich keiner so gut wie ich." Eine Frau, deren feuerrotes Haar man selbst im Halbdunkeln erkennen konnte, war plötzlich an die Gitterstäbe getreten und musterte den am Boden liegenden Jacob mit einem Blick, der an den einer Raubkatze erinnerte, die ihre Beute fixierte. Dann schloss sie die Türe auf und ging vor ihm auf die Hocke; strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich brauche dich ja nicht zu fragen, wie es dir geht. Ich kenne die Situation, in der du dich befindest. So hilflos und ungeschützt. Sogar eine Katze, könnte dich tödlich verletzen, aber ich geb mir nicht die Mühe." Ihre Geste von eben wollte so gar nicht zu ihrer Stimme, mit der sie sprach, passen. Die Frau lachte humorlos, ehe sie ihre Gefangenen wieder alleine ließ. Nur die Wache, die auch schon vor ein paar Minuten vor der Zelle gestanden hatte, blieb zurück. Die Zeit verging. Ariane konnte sich kaum bewegen, aber sie redete dennoch ohne Unterlass auf Jacob ein, in der Hoffnung, ihn irgendwie aus seiner seltsamen Trance zu holen; doch vergebens. Plötzlich hörte sie Schritte die Treppe herunter kommen. Die Wache wurde von einem Zauber getroffen und fiel zu Boden. Jemand, den sie nicht identifizieren konnte, bückte sich kurz und nahm dem bewusstlosen Mann etwas ab und sprengte nur eine Sekunde später die Zellentüre zur Seite. Ariane spürte, wie sich ihre Fesseln lösten und dass der in schwarz Gewandtete Neuankömmling ihr etwas, das sich nach einem Zauberstab anfühlte, in die Hand legte. „Sag jetzt nichts. Ich bin hergekommen, um euch zu helfen.“ Ab diesem Augenblick wusste sie, wer es war. „Joacim…?“, flüsterte sie, sprang auf und ihrem besten Freund geradewegs in die Arme. Jener erwiderte flüchtig ihre Umarmung und deutete vage auf die Zelle neben ihr. „Wie…?“, begann sie, wurde allerdings unterbrochen. „Erklär ich dir später. Zuerst müssen wir meinem Onkel helfen.“ Die zweite Zellentüre flog auf. Joacim löste die Kette um Jacobs Hals und flößte ihm einen Trank ein, ehe er sich an Ariane wandte. „Wie lange war er in dieser Art der Bewusstlosigkeit?“ – „Das kann ich nicht so ganz beurteilen. Vielleicht ein paar Stunden.“, schätzte sie und ihr Gegenüber nickte. „Dann warten wir, bis er wieder fit ist und dann werde ich euch helfen, das Rätsel zu lösen.“ Joacim setzte sich neben Ariane, die sich ein wenig an ihn lehnte und die Augen für einen Moment schloss, um sich zu sammeln. „Ich fass es immer noch nicht, dass du hier bist. Wie hast du uns gefunden?“ Joacim sah auf das Mädchen neben sich und lächelte leicht. „Mithilfe eines Suchzaubers, den Professor Awerings mir beigebracht hat. Wie du weißt, war ich jetzt die ersten Tage der Herbstferien bei ihm.“ Ariane verstand noch immer nicht. Sie richtete sich auf und versuchte einen Lumos, um in das Gesicht ihres besten Freundes sehen zu können. Überrascht blickte sie ihn an. „Oh, das ist mein Zauberstab. Woher hast du ihn?“ – „Eure Wache hatte deinen und den meines Onkels wohl zur Aufbewahrung bekommen.“ – „Oh, ach so. Aber, zurück zum Suchzauber.“ Sie konnte sehen, dass Joacim mit einem Mal ein wenig rot wurde und hob deshalb eine Augenbraue. „Unsere… Freundschaftsringe. Erinnerst du dich, dass ich dich mal darum gebeten hab, mir deinen zu geben, weil ich etwas ausprobieren wollte?“ Die Angesprochene nickte. „Du hast einen Focus daraus gemacht, OHNE mir was davon zu sagen?“ Ariane seufzte als ihr Gegenüber zu einer Entschuldigung ansetzen wollte. Sie hatte schon von dieser Art der Magie gehört. Man nahm einen Gegenstand, der zwei Menschen miteinander verband und sprach einen Zauber darauf, der die beiden Dinge unsichtbar miteinander verband, sodass man den anderen jederzeit finden konnte. „Na ja, das war diesmal echt nützlich, also verzeihe ich dir.“ Neben ihnen hustete Jacob und rappelte sich auf, ehe er zu seiner Schülerin und seinem Neffen sah, die im Licht des Zauberstabs jetzt gut erkennbar waren. „Joacim, was tust hier?“ Er schien genauso verwirrt über dessen Anwesenheit zu sein wie Ariane einige Minuten vor ihm. „Eigentlich wollte ich nur den Suchzauber ausprobieren, den Professor Awerings mir jetzt endlich ganz beigebracht hat. Aber als er mich allerdings in den verbotenen Wald geführt hat, habe ich mich gefragt, was Ariane hier tut, obwohl sie doch eigentlich mit dir unterwegs sein sollte. So kam ich also hier her. Könntest du mir bitte erklären, was hier vor sich geht?“ Jacob nickte und erklärte seinem Neffen in groben Zügen, was sie bisher erlebt und herausgefunden hatte. „Ich verstehe. Ich kenn den Weg, der aus diesem Verließ führt.“ Jacob nickte und nahm Wolfsgestalt an. Die beiden Freunde wussten, dass er so ohne Probleme den Geruch derer aufnehmen konnte, hinter denen sie her waren. Die Drei machten sich auf den Weg. Sie irrten durch lange, dunkle Gänge, hielten hin und wieder an einer Weggablung an und standen schließlich ein weiteres Mal vor einer großen, schweren Türe. Jacob verwandelte sich wieder in einen Menschen und deutete vor sich. „Dahinter sind sie.“ Joacim gab ihm seinen Zauberstab. „Ich schätze, den wirst du brauchen.“ Sie blieben noch einen Augenblick lang so stehen und betraten den Raum, der dahinter lag. Die Frau mit dem feuerroten Haar saß auf einem Stuhl am anderen Ende und warf den Eindringlingen erst einen überraschten, dann jedoch beinah amüsierten Blick zu. Neben sich stand ein Käfig mit einer schwarzen Katze. In allen vier Ecken standen große Kerzenstände mit brennenden Kerzen und an den Wänden hingen schwere, samtene Vorhänge. „Jacob, mein Lieber. Du konntest dich befreien? Ich bin stolz auf dich.“, sagte sie gespielt liebenswürdig, während jener mit einem fast gehetzten Blick auf das Tier im Käfig sah. War das die schwarze Katze, die sie suchten? Aber wer war dann die Frau, die dort saß? War das Mariah, die sich tatsächlich den Todessern angeschlossen hatte und sie alle mit der Katze neben sich in die Irre führen wollte? Ariane konnte sich keinen Reim darauf machen. „Beachte das Tier gar nicht. Das ist nicht die, die du suchst.“ Die Frau erhob sich und lächelte. Irgendwie hatte dieses Lächeln etwas Bedrohliches an sich. „Ich bin die echte Mariah. Erkennst du mich etwa nicht?“ Jacob warf ihr einen kühlen Blick zu. „Nein, das bist du nicht. Ich weiß nicht, woher du diese Dinge über mich weißt, aber du bist definitiv nicht sie!“, erwiderte er. Ariane hob zog ihren Zauberstab und Joacim, der wusste, dass das Mädchen nicht grundlos in Alarmbereitschaft fiel, ebenso. Wieso zeigte die schwarze Katze keinerlei Zeichen der Wiedererkennung, obwohl sie direkt in Jacobs Richtung sah? „Männer – Angriff!“, rief die Frau plötzlich und hinter den Wandvorhängen sprangen ein halbes Dutzend Zauberer hervor, die genau das taten, was von ihnen verlangt worden war. Die ersten Zauber gingen ins Leere. Ariane und Joacim fanden sich bald Rücken an Rücken wieder und hielten sich jenen frei so gut sie konnten. Jacob hingegen hatte sich auf die Frau gestürzt, doch zwei ihrer Männer gingen dazwischen und schickten einen Betäubungszauber auf ihn, der halb traf. Ariane löste sich aus ihrer halbwegs sicheren Verteidigungsstellung und eilte zu ihrem Mentor, um ihn mit einem Heilzauber wieder auf die Beine zu bringen. „Jake, sieh zu, dass du den Käfig zwischen die Finger kriegst und die Frau unschädlich machst, wir kümmern uns um den Rest. Jacob sah seine Schülerin anerkennend an. Scheinbar hatte sie das Spiel dieser Rothaarigen ebenfalls durchschaut. Allerdings ließ sich dieser Plan nicht ganz so einfach in die Tat umsetzen, denn die Drei waren in der Unterzahl und sie hatten zuerst alle Hände damit voll zu tun, das halbe Dutzend Angreifer soweit unschädlich zu machen, dass sie eine Chance bekamen. Der Raum schien in diesen Minuten viel zu riesig. Joacim ließ seinen Gegner erstarren, Jacob hatte erneut Wolfsgestalt angenommen und riss einen anderen Feind zu Boden, während sich Ariane um einen dritten kümmerte. Allerdings bemerkte sie den Fluch, der von hinten auf sie zuflog zu spät. Sie schrie auf, als ihr linker Arm mit einem Mal von einem brennenden Schmerz durchzogen wurde und heftig zu bluten begann. Sie wusste nicht, welchen Zauber Joacim benutzt hatte, aber der, der ihr die Wunde zugefügt hatte, fiel erstarrt zu Boden. Der silberweiße Wolf riss einem anderen Angreifer die Kehle auf. Ariane, die versuchte den Schmerz zu ignorieren, schickte dem letzten Gegner einen Wasserschwall entgegen, ehe sie ihn fesselte, sodass Joacim, auf den sich dieser gerade stürzen wollte, ihm seinen Zauberstab abnehmen konnte. Die rothaarige Frau blickte halb entsetzt, halb rasend vor Wut auf ihre teilweise toten, teilweise betäubten Anhänger (oder was auch immer sie waren). Joacim trat zu Ariane und sah besorgt auf ihren Arm, doch sie winkte ab, riss sich ein Stück aus ihrer Kleidung verband die Wunde damit. Die Frau lachte. „Jacob, mein liebster, wieso bekämpfst du mich? Das neben mir ist nur eine wild gefangene Katze.“ – „Du bist nicht Mariah.“, sagte er erneut. „Ich erkenne ihren Geruch und den besitzt du nicht.“ Die Fremde lachte hohl. „Oh, sehr schön. Das hatte ich tatsächlich nicht bedacht.“ Sie griff durch die Gitterstäbe des Käfigs, doch das Tier schnappte mit ihren Krallen nach ihr. „Dieses arme Ding. Dabei hat sie dich wirklich geliebt… Bedauerlich. Was für ein leichtsinniges Mädchen einen Trank zu testen, der einen Menschen auf Dauer zum Tier macht.“ Ariane konnte sehen, wie ihr Mentor zusammen zuckte und eine Sekunde später so wirkte, als würde er gleich vollkommen ausrasten. Sie konnte ihn nur zu gut verstehen. „Ich erfuhr durch Zufall von der Existenz dieses Trankes und von der Kleinen. Also habe ich sie fangen lassen, nachdem ich ihren Aufenthaltsort herausgefunden hatte. Armes Ding. Sie hätte wirklich bei dir bleiben sollen.“ Ihre Stimme troff nur so vor Sarkasmus. „Aber ich wollte diesen Trank. Für immer ein Tier, ohne die lästigen Dinge, mit denen man sich als Mensch herumschlagen muss... Was für eine grandiose Vorstellung. Aber, sie besitzt wirklich interessante Erinnerungen.“ – „Sie haben den Verstand verloren!“, bemerkte Ariane und die Augen ihrer Gegenüber weiter vorne im Raum blitzten auf. „Du bist vielleicht dreist.“ Und dann geschah etwas, mit dem keiner der Drei gerechnet hätte. Die Frau schoss vollkommen untervermittelt einen Zauber auf Joacim, der dafür sorgte, dass er, aus mehreren Wunden blutend, zu Boden fiel. Die Verursacherin lachte, während das Mädchen aufschrie, sich neben Joacim kniete, um den Versuch zu unternehmen, seine Wunden irgendwie zu schließen. Jacob setzte zum Sprung an, verwandelte sich in einen Wolf, doch sein ‘Opfer‘ wich aus. Er wurde wieder zum Menschen und nahm den Käfig. „Freundschaft. Pah!“, rief sie aus, „In der Natur überlebt nur der Stärkste.“ Plötzlich wuchs ihr Körper, wurde größer, heller und schließlich stand ein ausgewachsener Schneetiger vor ihnen. Arianes Kleidung hing inzwischen nur noch in Fetzen von ihr, da sie das meiste abgerissen hatte, um die Wunden zu verbinden. Sie waren magisch und deswegen würden die Verbände nicht lange halten, aber dennoch… Danach stand sie auf und starrte feindselig in die Richtung des Schneetigers. „Oh Gott, wir müssen sie… wir sollten…“ – „Sag mir nicht, was wir tun SOLLTEN, sondern TU es einfach!“, rief Jacob aus, als die riesige Wildkatze zum Sprung ansetzte, um das Mädchen zu attackieren. „Lass sie am Leben. Ich brauche die Erinnerungen, die sie gestohlen hat.“ Die kurze Unterhaltung zwischen ihnen hatte nur wenige Sekunden gedauert und Ariane griff die Raubkatze mit einem Schockzauber an, der ihre Gegnerin am Bauch traf. Sie fiel zu Boden. Jacob schickte seinen Patronus ins Ministerium, um Verstärkung zu rufen. „Incendio!“ Ariane versengte ihrer etwas paralysierten Gegenüber den Schwanz, ehe sie ihn wieder löschte. „Das war für Joacim!“, rief sie aus, „Petrificus Totalus.“ Der Schneetiger lag wie erstarrt da und Ariane blickte einige Sekunden lang hasserfüllt auf das Tier, ehe sie zu Boden sank. Ihre magische Kraft war aufgebraucht. Das Letzte, was sie sah, ehe sie es schwarz vor ihren Augen wurde, war, wie Jacob vor dem Tiger auf die Knie ging, um ihr die Erinnerungen wieder zu entwenden… Ein paar Stunden später: Ariane erwachte. Ihr Kopf tat weh und die Beleuchtung des Zimmers stach in ihre Augen als sie versuchte, diese zu öffnen. Sie schloss sie wieder, wartete ab und versuchte es dann erneut. Diesmal tat es nicht mehr ganz so weh – im Gegensatz zu ihrem Kopf, der sich anfühlte als würde er zerspringen und ihrem Arm, der inzwischen etwas professioneller verbunden wurde – und sie konnte sich aufsetzen und umsehen. Im Bett neben ihr lag Joacim, noch immer schlafend, auf einem Stuhl unweit am Fenster Jacob mit dem Käfig auf dem Schoß. In einer Hand eine Phiole mit einer silbrigen Flüssigkeit. „Das ist sie, nicht wahr…?“ Ihre Stimme hörte sich ziemlich krächzend an. Jacob nickte und wirkte irgendwie geistesabwesend. „Wo sind wir hier?“ – „Im St. Mungo und Sie sollten eigentlich noch gar nicht sitzen.“, beantwortete eine der Heilerinnen, die gerade den Raum betrat. Jene warf dem am Fenster sitzenden Auror einen auffordernden Blick zu, der ihm sagen sollte, dass er draußen zu warten hatte. Nachdem er gegangen war, sah sich die junge Frau erst Ariane an und wechselte den Verband um ihren linken Arm, bevor sie zu Joacims Bett ging. „Wird er… wieder gesund? Ich meine, ist er schwer verletzt?“ Die Heilerin überlegte. „Nein, er hatte wirklich Glück, dass er so bald, nachdem er die Verletzung zugefügt bekommen hatte, hier her gebracht wurde.“ Das Mädchen nickte und beschloss aufzustehen. „Sie sind noch nicht fit genug, um das Bett zu verlassen.“ – „Ja ja, ich bin gleich zurück.“, beruhigte Ariane sie und verließ das Zimmer, auch, wenn sie den missbilligenden Blick der Heilerin im Rücken spüren konnte. Vor der Türe saß Jacob und sah noch immer ein bisschen gedankenversunken aus. „Wie… gehts dir?“, fragte sie mit einem besorgten Blick. „Sie konnten ihr die Erinnerung nicht wieder einpflanzen.“, war stattdessen seine Antwort und ihr tat es leid diese Neuigkeit zu hören. Sie streckte den Finger durch den Käfig, um die Katze zu streicheln. Das Tier miaute leise, ließ sie jedoch gewähren. „Gib nicht auf, okay? Wir werden schon einen Weg finden, ihr zu helfen.“ Ariane stand wieder auf, da die Heilerin das Zimmer gerade verließ und lächelte ihren Mentor aufmunternd an. „Sobald sie mich hier raus lassen, werde ich mal meinen Vater kontaktieren und ihn fragen, ob er nicht vielleicht helfen kann. Er hat eine Menge Bücher über Magie. Vielleicht findet sich ja was.“, versprach sie und kehrte zurück in den Raum, aus dem sie gekommen war. Wenn Joacim wach war, dann würde sie ihm zuerst eine Standpauke halten, weil er sich mutwillig in Gefahr gebracht hatte wegen ihr und dann… dann würde sie ihm dafür danken, dass er sie beide gerettet hatte. Dieser kleine Idiot…! The... end...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)