Das Vermächtnis des Kain von astala7 (Vergessene Magie) ================================================================================ Kapitel 2: Zwölf Jahre Askaban ------------------------------ Zwölf Jahre Askaban Harry erwachte vom Ticken einer Uhr. Vage erinnerte er sich an einen höchst seltsamen Traum. Darin hatte ihm ein fremdes Mädchen erzählt, er wäre jetzt ein Vampir und musste drei Monate lang bei einem zwielichtigen Zusammenschluss von Monstern bleiben, die sich vor dem Ministerium versteckten. „Guten Abend. Kannst du dich schon wieder bewegen?“ Harry drehte den Kopf. Doch statt des kaputten Fernsehers seines Cousins Dudley, der sein Zimmer zu einem Abstellraum machte, sah er in das Gesicht eines ihm unbekannten Jungen. Er trug verwaschene Jeans mit einer Vielzahl von Löchern darin, die sie nicht modisch, sondern einfach kaputt wirken ließen. Sein ehemals wohl weißes Hemd hatte auch schon bessere Tage gesehen und war an mehreren Stellen mit bunten Flicken vernäht worden. Seine kurzen Haare waren wohl mal schwarz gewesen, aber es zeigten sich einige graue Haare darin. Harry hielt ihn zuerst für einen früh gealterten Mittzwanziger, aber dann sah er genauer hin. Der Junge hatte keine Falten, auch wenn sein Gesicht wettergegerbt und braun gebrannt war. Seine Hände und die nackten Oberarme waren ziemlich knöchrig und er schien nicht ein Gramm Fett am Leib zu haben, dafür aber sehnige Muskeln. Er hatte ein unscheinbares Allerweltsgesicht mit einer undefinierbaren Augenfarbe. Sein Lächeln war schüchtern, fast vorsichtig, aber freundlich. Er hatte eine Schüssel mit langen, verholzten Pflanzenstängeln auf dem Schoß. Der Junge deutete entschuldigend auf seine Arbeit. „Es sollte immer einer bei dir sein, aber du hast dich ewig nicht gerührt. Da hab ich mir eine Beschäftigung mitgebracht, um mich nützlich zu machen.“ Aus einem der Stängel wanden sich ein paar grünliche Tentakeln, denen der Junge rasch einen warnenden Klaps gab, damit sie sich zurück zogen. Das regelmäßige Hineinfallen der abgeschnittenen Stücken in die Schüssel hatte Harry für eine tickende Uhr gehalten. Aber es gab keine Uhr. Der Raum war bis auf das Bett, in dem er lag, leer und kahl. Ruckartig setzte Harry sich auf. Sofort erfasste ihn Schwindel, aber immerhin konnte er sich bewegen. Moment, das bedeutete... Der grauhaarige Junge seufzte. „Nein, es war leider kein Traum. Tut mir Leid, aber ich muss dich leider bei den Zwielichtigen willkommen heißen. Mein Name ist Cale.“ Harry drehte sich zu ihm herüber. „Du hast insgesamt eine Woche lang geschlafen, seit du hier bist. Die Schmerzen sollten nachgelassen haben, deswegen wurden die Drogen abgesetzt.“ Cale lächelte zynisch. „Du bist jetzt bereit für deine Folter.“ Harry horchte sofort alarmiert auf. „Folter?“ „Er wird dir den letzten Nerv rauben, das versprech' ich dir. Er redet schon seit Tagen nur noch von dir. Vielleicht hast du schon mal von ihm gehört.“ Cale stand auf und stellte die Schüssel auf seinen Stuhl. „Ich darf dir den meist gesuchtesten Mann von ganz England vorstellen: Sirius Black.“ Es dauerte eine Weile, bis Harry begriff, dass das ein Scherz sein sollte. “Wenn's nach ihm gegangen wäre, hätte er vermutlich bei dir Wache gehalten. Aber wir dachten uns, dass das vielleicht nicht den besten Eindruck auf dich machen würde – er ist ziemlich fertig – also wurde es ihm verboten, aber, naja, Werwölfe sind gute Wachhunde.” Cale gab sich wirklich große Mühe, Harry ein wenig aufzulockern, aber gelingen mochte es ihm nicht. Sirius Black. Auch Gomora hatte den Namen gestern erwähnt, aber erst jetzt fiel Harry wieder ein, wo er den Namen schon mal gehört hatte. Er kam in den Mugglenachrichten, weil... Nein, er wusste nicht mehr, warum. Aber es war nichts Gutes gewesen. Als Cale zur Tür ging, tastete Harry sicherheitshalber nach seinem Zauberstab, aber den hatte er natürlich nicht dabei. Trotzdem folgte er dem Grauhaarigen aus dem Zimmer in einen Flur, immerhin war ihm hier noch niemand mit einer bösen Absicht begegnet. In seinem Zimmer hatte eine nackte Glühbirne das einzige Licht gespendet, hier war es vollkommen dunkel. Trotzdem fand Harry sich zurecht. Er glaubte, ein diffuses graues Licht von den Wänden ausgehen zu sehen. Dann aber fiel ihm ein, dass das Veela-Mädchen gesagt hatte, Vampire hätten bessere Augen. Jedenfalls waren diese Flure sauber und nach einer Weile wurden sie sogar mit Teppich ausgelegt. Kurz darauf betraten sie ein gemütliches Wohnzimmer. Rote und schwarze, weiche Sessel und hüfthohe Schränke aus Ebenholz, die mit afrikanischen Schnitzereien verziert waren, dominierten den Raum. Es gab einen Kamin an der Seite, in dem ein magisches Feuer brannte. Jedenfalls nahm Harry an, dass es magisch war, denn die Flammen waren schwarz. Es gab auch Fenster, vier Stück insgesamt, die den Blick auf einen wolkenbedeckten Nachthimmel freigaben. Vor dem Kamin lag ein großes, schwarzes Etwas. Harry hielt es zuerst für ein Bärenfell, dann für einen Haufen alter Kleidung. Doch als sie eintraten, zuckte das Ding und erhob sich. Im nächsten Moment stand ein Mann vor ihm und Harry wich erschrocken zurück. Er stank ziemlich schlimm, hauptsächlich nach nassem Hund. Sein schwarzes, gelocktes Haar war schulterlang und vollkommen verfilzt, genau wie sein kurzer Bart. Außerdem hatte er eine ungesunde Blässe. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe und unter seinem zerlumpten Mantel war sein Körper fast skelettartig abgemagert. „Harry“, krächzte der Mann mit rauer Stimme, als würde er ihn kennen. Entsetzen lag in seinem Blick. Entsetzen, Angst und... Schuld. Er sah zwar genauso grässlich aus wie der Mann aus den Nachrichten, aber bei Weitem nicht so gefährlich. „Ihr habt leider nur zwei Stunden“, sagte Cale und ging zu einer der zwei weiteren Türen, die aus dem Zimmer führten. „Danach bringen Sie ihn doch bitte zur Bar, Mr Black.“ Dann war er verschwunden und Harry war allein mit einem mutmaßlichen Mörder, der aussah, als würde er jeden Augenblick vor ihm davon laufen. „Äh, Gomora hat gesagt, Sie hätten mich vor ein paar Vampire gerettet. Also, vor welchen, die mich töten wollten. Danke dafür.“ Zumindest das schuldete er ihm wohl. Und hatte das silberhaarige Mädchen nicht gesagt, dass Black unschuldig im Gefängnis gesessen hatte? Das konnte natürlich gelogen sein, aber immerhin hatte er ihm nichts getan und sah auch nicht so aus, als hätte er das noch vor. Harry fand also, dass es angemessen anständig war, sich bei ihm zu bedanken. Black jedoch zuckte zurück, als hätte er ihm eine Ohrfeige gegeben. „D-Danke!?“, wiederholte er fassungslos. „Haben sie es dir etwa nicht gesagt?“ „Was gesagt?“ Black sah aus, als würde er in eine Zitrone beißen, als er zur gegenüberliegenden Wand zeigte. „Sie doch selbst! Wegen mir bist du jetzt... sowas da!“ Harrys Blick folgte dem ausgestreckten Zeigefinger und auch er fuhr jetzt zusammen. Aus dem Spiegel, der dort hing, sah ihn ein Gespenst an. Das war nicht mehr er selbst. Seine Haut war viel zu weiß, blendendes, im Dunkeln leuchtendes Weiß, die Haare viel zu schwarz, ein absorbierendes, verschwimmendes Schwarz und die Augen zu grün, ein fluroszierendes, funkensprühendes Grün. Mehr Farben gab es nicht in einem Gesicht, das auf einmal viel zu... magisch aussah. Er war tatsächlich ein Vampir. „Du kannst nie wieder ein normales Leben führen. Bei Gott, ich bin mir wirklich nicht sicher, ob der Tod nicht besser für dich gewesen wäre als so ein Schicksal!“, rief Black aus. „Ich habe dich hergebracht, weil ich dachte: Wenn dich einer retten kann, wenn dir einer hilft, dann sind sie es. Aber ich war zu spät. Es tut mir Leid. Du hättest nicht das da werden sollen.“ „Das da?“, knurrte Harry und ließ sich in den nächsten Sessel fallem, weil seine Beine ihn nicht mehr trugen. Der Schock über den unmittelbaren Beweis seiner Verwandlung traf ihn durchaus, aber Black war der Erste, der so abweisend auf seinen Anblick reagierte. Die beiden Jugendlichen von vorhin hatten ihm den Eindruck vermittelt, dass ja gar nicht so schlimm war, was mit ihm passiert war, ohne dass sie versucht hatten, ihn zu trösten. Er war schlichtweg nicht in der Stimmung für Selbstmitleid. „'Das da' klingt ja nicht sehr nett. Also wenn es besser gewesen wäre, wenn ich gestorben wäre, warum haben Sie mich dann gerettet? Sie sind doch ein berüchtigter Mörder, was kümmert Sie mein Leben?“ Black zuckte wieder zusammen. „Ich hab's versprochen“, murmelte er dann. „Ich hab versprochen, dass ich mich um dich kümmere.“ „Wem haben Sie es versprochen?“ Black ließ sich zu Boden fallen, ein kleines Häufchen Elend mit Tränen in den Augen. „Deinem Dad“, erwiderte er schluchzend. „Deiner Mum und deinem Dad.“ Dann begann er zu erzählen. Von seiner Freundschaft mit Harrys Vater James, von Remus Lupin, dem Werwolf, wegen dem sie Animagi wurden und von Petter Pettigrew, der Ratte. Er erzählte von dem Krieg mit Voldemort und von der Suche nach einem Versteck vor ihm. „Sie haben mehrmals versucht, Remus auf die dunkle Seite zu ziehen und zum Spion zu machen, weil er ein Werwolf war“, erzählte Black dem Jungen-der-lebt und der jetzt stumm zuhörte und jede Information über seinen Vater sehnsüchtig in sich aufsog. „Er wollte das nicht, aber für ihn war es durch das Minesterium und deren Furcht vor dunklen Kreaturen kaum noch möglich, auch nur einen legalen Atemzug zu machen, geschweige denn einen Job zu finden. Dann wollte Dumbledore, dass er sich unter die Werwölfe mischt und versucht, sie davon abzubringen, sich Du-weißt-schon-wem anzuschließen. Dumbledore stand dem Orden des Phönix vor, einem Geheimbund zum Widerstand gegen Du-weißt-schon-wem, dem wir angehörten, also musste er gehorchen. So ist Remus den Zwielichtigen begegnet, den einzigen dunklen Kreaturen, die nicht auf Du-weißt-schon-wer's Seite standen. Hier fand er ein Rudel. Er fand Leute wie ihn und war furchtbar glücklich. Er wurde akzeptiert. Wir fürchteten, ihn an die Werwölfe zu verlieren. Der Orden des Phönix wurde mistrauisch. Remus wollte sie überzeugen, mit dem Zirkel zusammen zu arbeiten, wollte aber keine allzu geheimen Informationen vom Orden zum Zirkel oder umgekehrt weitergeben. Von beiden Seiten war ihm das verboten und er wollte kein Vertrauen missbrauchen. Der Orden behauptete, er wäre übergelaufen. James und ich wollten das Gegenteil beweisen. Weil James Familie und einen so guten Ruf hatte, begleitete ich Remus zum Zirkel. Ich lernte seine Welt kennen. Sie akzeptierten mich in ihrer Mitte, aber ich war ein Mensch und ein bekannter Lichtmagier, deswegen verbargen sie ihre Geheimnisse vor mir. Ich konnte Remus niemals ganz von dem Verdacht freisprechen. Dann wollten Lily und James den Fidelus-Zauber benutzen, um sich vor Du-weißt-schon-wem zu verstecken. Sie brauchten einen Geheimniswahrer, jemanden, dem sie vertrauten. Die Wahl fiel auf mich, aber ich dachte, das wäre zu offensichtlich. Du-weißt-schon-wer würde wissen, das ich es war. Ich war bereit, für Lily und James zu sterben, aber um sie zu schützen wäre ich außer Land gegangen und hätte nicht weiterkämpfen können. Also schlug ich einen Plan vor, einen Bluff. Ein anderer Rumtreiber sollte der Geheimniswahrer werden, ohne dass es jemand wusste. Ich war so dumm... Ich misstraute Remus noch immer. Aber Remus war nie der Verräter. Peter war es.“ Dann berichtete Black von Peters Verrat, seiner Suche nach ihm, wie er ihn gestellt und wie die Ratte ihren Tod vorgetäuscht und die halbe Straße in die Luft gejagt hatte. Immer wieder unterbrach er sich dabei und vergoss haufenweise Tränen oder entschuldigte sich. „Sie haben mich nach Askaban gebracht. Eine durch und durch gerechte Strafe für meine Dummheit. Aber ich wusste immer, dass Peter noch da war, dass er mir entkommen war und dann sah ich ihn in dieser Zeitung, die Fudge mir auf seiner Visite überließ. Er hatte sich eine Zaubererfamilie gesucht, diese dreckige Ratte. Er geht bald nach Hogwarts und er wartet darauf, dass Du-weißt-schon-wer zurückkommt. Dann erst hätte der Feigling dich getötet und wäre in Ehren wieder unter den Todessern aufgenommen worden.“ „Moment“, unterbrach ihn Harry, „soll das heißen, ich bin zwei Jahre lang mit dem Mörder meiner Eltern in die Schule gegangen!?“ Black nickte unglücklich. „ Deswegen war ich nach Hogwarts unterwegs. Er versteckt sich bei den Weasleys.“ Diese Nachricht erschütterte ihn. Die Beschrebung passte genau auf Rons Ratte Krätze. Sogar das mit dem fehlenden Finger stimmte. „Ich weiß“, brachte er hervor. „Ich kenn sie. Die Ratte, meine ich. Sie wohnt sogar in meinem Schlafsaal.“ Auf einmal war ihm schlecht. Black wurde erst noch eine Spur blasser. Dann aber leuchtete etwas in seinen Augen auf und ein flehender Ausdruck trat auf sein Gesicht, als er sich vorbeugte. „Heißt das... Du glaubst mir?“ Harrys Gedanken überschlugen sich. Diese Geschichte war für ihn viel realer als die Vampir-Angelegenheit. Black war ohne Prozess verurteilt worden und wenn er sich selbst die Schuld am Tod von Harrys Eltern gab, war es auch kein Wunder, dass er keinen verlangt hatte. Und woher sollte Black sonst auch von Krätze wissen? Warum hätte er Harry retten sollen, warum sich entschuldigen und ihm von seinen Eltern erzählen, wenn er ein Anhänger Voldemorts war? „Ja, ich glaube Ihnen“, sagte er schließlich. Nach dem Vampir-Schock hatte er das Gefühl, dass ihn nichts mehr aus der Bahn werfen konnte. Black sackte in sich zusammen und fing an zu weinen wie ein kleines Kind, diesmal vor Erleichterung. Harry war das ein wenig peinlich. Er stand auf und hockte sich neben Black. „Ist schon gut“, sagte er und klopfte dem schmutzigen Mann auf die Schulter. „Lass es einfach raus. Du musst wohl drüber reden... schätze ich.“ „Mein Leben hatte keinen Sinn mehr, außer Reue“, schluchzte Black, „bis ich das Foto sah. Da wusste ich, dass ich die Sache zu Ende bringen und dich beschützen musste. Als Hund schlüpfte ich durch die Gitterstäbe und schwamm von der Insel.... Den Dementoren, den Wächtern in Askaban fällt es schwer, Tiere aufzuspüren. Ich floh, um Pettigrew zu finden und zu töten. Aber bevor ich aufbrach, wollte ich dich noch einmal sehen.“ „Der schwarze Hund im Magnolienring!“, entfuhr es Harry, als er sich daran erinnerte. „Das waren Sie?“ Black nickte. „Du sahst genauso aus wie dein Vater. Wie James. Ich hab auch das Geschrei aus dem Haus deiner Verwandten gehört. Deine Tante hast du aufgeblasen! Wirklich, wie dein Vater.“ Auf einmal wurde Harry kalt. Auch diese Erinnerung kam jetzt zu ihm zurück. Richtig. Tante Magda hatte seine Eltern beleidigt und er hatte sie aufgeblasen. Deswegen hatte man ihn von der Schule geworfen. Deswegen war er ein Ausgestoßener. Deswegen konnte er nie wieder zurück in die Zaubererwelt. Deswegen war es ganz egal, dass er ein Vampir war. „Ich konnte nicht anders, ich bin dir gefolgt“, erzählte Black weiter, der den Blick gesenkt hatte und Harrys Reaktion nicht bemerkte. „Bis nach London. War nicht leicht, du hast mich ja abgehängt, mit deinem Besen, aber ich hab ja gehnt, dass du in die Winkelgasse wolltest. In die Winkelgasse, aber doch nicht in die Nocturngasse! Naja, aber du bit vor irgendwem weggerannt, ich glaube Auroren, vielleicht wegen deiner Tante. Dann sah ich, wie diese Vampire dich angriffen. Einen von ihnen hab ich mit bloßen Zähnen den Kopf abgerissen. Ich war so wütend. Dem Anderen konnte ich den Zauberstab abnehmen und ihn anzünden. Der Rest ist entkommen. Aber du warst so schwer verletzt. Überall war Blut und du hast geschrien und ich wusste, die Typen kommen gleich mit Verstärkung zurück. Daran kannst du dich alles nicht mehr erinnern, wegen dem Vampirgift, und da kannst du wohl froh sein. Ich hab dich genommen und bin mit dir hergerannt. Ich dachte, der Zirkel wirft mich sicher raus oder liefert mich aus, aber wenigstens bestand die Chance, dass sie dir helfen würden. Erst waren sie nicht so gut auf mich zu sprechen. Doch ich hab ihnen alles erzählt und sie glaubten mir. Vielleicht wäre es ihnen aber auch ganz egal gewesen, wenn ich all diese Muggle damals wirklich umgebracht hätte, die Peter bei seiner Aktion in die Luft sprengte, damals, als ich ihn stellte. Ich wurde vom Ministerium gejagt und ich beschützte dich, war also auch kein Anhänger Voldemorts. Ob ich trotzdem ein Mörder war oder nicht, war ihnen wahrscheinlich egal. Sie geben jedem eine Chance, wenn er verspricht, sich an ihre Regeln zu halten. Obwohl ich sie von früher kannte, bin ich für sie erst jetzt ein richtiger Zwielichtiger. Das war auch der einzige Grund, warum sie dir halfen, obwohl du ein Symbol für die Lichtseite bist. Ich weiß nicht, ob für dich wirklich jede Hilfe zu spät kam, oder ob sie es darauf anlegten, dich zu verwandeln. Ich hätte dich nie herbringen dürfen!“ „Ist okay“, murmelte Harry wieder. „Jetzt ist es halt passiert. Nach Hogwarts hätte ich sowieso nicht zurück gekonnt. Die haben mich rausgeschissen, wegen der Sache mit meiner Tante. Sie hat wohl einiges Aufsehen erregt...“ Black starrte ihn an. Er konnte wohl nicht begreifen, dass er in dieser Situation Witze machte. Trotzdem zuckten seine Mundwinkel kurz. „Du kennst die Dursleys nicht“, setzte Harr drauf, „bei denen zu wohnen ist die Hölle. Werwölfe und Vampire sind eine Verbesserung, glauben Sie mir.“ Jetzt gab Black tatsächlich ein stotterndes Geräusch von sich, das klang, als hätte er jahrelang nicht gelacht und vergessen, wie es ging. Was vermutlich auch stimmte. „Also, besser ein blutsaugender als ein toter Ausgestoßener“, sagte Harry. „Nach dem, was mir Gomora erzählt hat, wird es ja gar nicht so schlimm. Ich meine, ich muss ja bestimmt keine Menschen töten oder so.“ „Natürlich nicht!“, rief Black sofort aus. „Hier werden dir auch alle helfen, damit klar zu kommen. Auch ich... wenn du willst.“ Jetzt hatte er wirklich etwas von einem Hundeblick und Harry musste unwillkürlich schmunzeln. „Klar.“ Black grinste und streckte die Hand aus. „Sirius. Oder Tatze, wenn du willst.“ Harry schüttelte sie und grinste ebenfalls. „Schön dich kennen zu lernen, Pate.“ Zum ersten Mal seit der Sache mit Magda spürte Harry ein Glücksgefühl in seinem Inneren. Sirius Black, der beste Freund seiner Eltern. Sein Pate. Seine Familie. Nie wieder Dursleys. „Ich hab gehört, du willst mir ein paar Flüche beibringen?“ Sirius nickte. „Verteidigungszauber, aber auch ein paar andere, damit du dich verstecken kannst und so. Vampiren ist der Gebrauch von Zauberstäben natürlich strengstens untersagt, also...“, er kramte in den Taschen seines zerlumpten Mantels, „...hier ist deiner zurück. Deine anderen Sachen haben wir auch hier, ein Zimmer ist schon für dich eingerichtet worden.“ Noch immer grinsend nahm Harry den Zauberstab entgegen. „Sag mal... Ist Remus eigentlich auch hier?“, fragte er dann. „Ich würde ihn gern kennenlernen.“ Sirius' Blick trübte sich wieder ein wenig. „Nach dem Tod deiner Eltern hat sich Remus von den Zwielichtigen distaziert. Keine Ahnung, vielleicht dachte er, sie stünden mit mir unter einer Decke. Aber erst vor ein paar Wochen – da saß ich noch in Askaban, hab's erst hier erfahren – hat er endgültig mit dem Zirkel gebrochen. Er hat sich entschlossen, in diesem Schuljahr die Stelle als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwartes anzutreten. Vielleicht sind die Anderen einfach nur neidisch. Jedenfalls sehen sie ihn jetzt als Verräter an.“ „Oh“, machte Harry. „Es ist schon nach elf“, fuhr Sirius fort, indem er das Thema wechselte. „Ich sollte dich jetzt zur Bar bringen.“ „Welche Bar?“ „Dort wirst du Luca kennen lernen Er ist der Besitzer der Stammkneipe hier. Tut mir Leid, aber du musst so schnell wie möglich alles über Vampire lernen, bevor du... durstig wirst, oder so-“ Harry stand auf – die Beine waren noch immer etwas wackelig – und folgte Sirius hinaus. Draußen im Innenhof empfing ihn eine Vielzahl wunderbarer Gerüche und er hielt für einen Moment inne, nur um die Luft zu schmecken und die Nacht zu riechen. Das Haku, wie es die Weißhaarige genannt hatte, war ein Gebäudekomplex aus fünf oder sechs riesigen Häusern, die alle aussahen wie kleine Burgen oder Kirchen. Sie waren alt und das Gemäuer verwittert, die Türme teilweise so schief, dass sie bestimmt nur noch von Magie zusammengehalten wurden. Obwohl das Haku auf einem Hügel stand, der mit Wald umgeben war, konnte Harry nirgendwo in der Ferne die Lichter einer Stadt ausmachen. Es erinnerte ihn stark an Hogwarts, selbst der Innenhof mit seinem verwilderten Garten und den paar mehr oder weniger eindeutig nicht menschlichen Spaziergängern. Doch als Sirius ihn in ein kleines Nebengebäude führte, merkte er schnell, dass die Einrichtung überall dem modernem Mugglestandart entsprach. Die 'Kneipe', wie sein Pate sie genannt hatte, war ein Disco mit lackierten weißen Wänden, Licht in allen möglichen – und unmöglichen – Farben und dröhnender Musik, die in den Ohren weh tat. Die Bude war voller tanzender Leiber, durch die sie sich hindurchdrängen mussten. Viele Hände griffen nach Sirius und blasse Mädchen schmiegten sich an ihn, aber er wehrte sie ab mit den Worten: „Kommt schon, ich hab diese Woche schon drei Mal gespendet, gönnt mir mal eine Pause, Mädels!“ Harry waren die Gestalten unheimlich. Sie hatten so unnatürlich weiße Haut und die Fingernägel waren lang und durchsichtig. Egal welche Augenfarbe sie hatten, ihre Iriden wirkten stets unglaublich intensiv und leuchteten in dem zuckenden Licht der Discokugel. Vampire. Harry wusste, dass er jetzt auch so aussah wie sie, trotzdem war es gewöhnungsbedürftig. Dann hatte Sirius die Theke erreicht. „Luca, das ist dein neuer Schützling, Harry Potter“, stellte er seinen Patensohn vor, wobei er fast schreien musste, um die Musik zu übertönen. Luca war ein schlanker, dunkelhaariger Vampir und etwa 180 Zentimeter groß. Seine Augen waren von einem schillerndem Grün mit braunen und blauen Einsprengseln und seine langen, feingliedrigen Finger sowie die hohen Wangenknochen verliehen ihm ein aristokratisches Aussehen. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover, von dem er die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte, und eine ebenso schwarze Hose, die ihn mit der Anrichte verschmelzen ließ. Hinter ihm im Regal standen haufenweise beschriftete Flaschen, wie in Snapes Zutatenschrank, nur nicht so bunt. Fast alle enthielten eine verdächtig rote Flüssigkeit. Luca nickte Sirius ernst zu, dann winkte er Harry zu sich. „Wir sehn uns morgen abend wieder“, verbschiedete sich Sirius, als Harry um die Theke herum ging. „Keine Angst, der beißt nicht.“ Da war sich Harry nicht so sicher. XxX Vielen lieben Dank für eure aufmunternden Kommis. Ich hab wirklich am Sinn dieser ff gezweifelt und bi ehrlich überrascht, dass es doch welche lesen. Ich freue mich immer über eure Rückmeldungen! Bitte aber diesmal keine Bemerkungen von wegen Sirius ist nicht so wie im Buch - da hat schon meine neue Beta mit mir geschimpft und darauf müsst ihr euch hier leider ein klein wnnig einstellen (zumal die ff ja ganz offensichtlich AU und totales Rumgespinne ist). Sirius ist nämlich 1. erst ein paar Wochen aus Askaban raus und noch dementoren-traumatisiert, 2. fühlt sich schuldig weil er weder James noch Harry retten konnte, 3. muss seine Rache erstmal auf Eis legen, um sich um Harry zu kümmern, 4. findet im Zwielicht auf einmal überraschend viel Akzeptanz und ist 5. unter die Feder der sadistischen astala7 geraten. Da darf man ruhig mal fertig sein. Alles andere dürft ihr ruhig anmerken^^ Und im nächsten Kapitel lernt ihr Luca kennen und Harry kriegt seine erste Blutstunde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)