Drehen von vampireMiyu ================================================================================ Kapitel 1: 01 ------------- Drehen, immer drehen, im Kreise, bis einem schlecht wird, schwindelig, man gezwungen wird aufzuhören, wieder die Welt sehen zu müssen. Es ist wie früher, ist wie damals, als ich noch klein war. Wie damals, als es noch in Ordnung war. Vor ihr tat sich die Sanduhr auf. Riesig erschien sie, streckte sich dem Himmel entgegen, während leise der Sand zu Boden fiel. Wüste um sie herum, nichts zu sehen, als die weite Einöde, als endloser Sand. „Es ist deine Uhr“, sagte er. „Deine Uhr“, wiederholte er. Eine kleine Geste, ein Kopfschütteln. „Es ist nicht meine Uhr. Es kann nicht meine Uhr sein!“ Seine knochigen Finge legten sich auf ihren Arm, versuchten sie zu beruhigen, doch Lächeln konnte er nicht. „Hätte ich es mir aussuchen können… Doch ich bin nur der Vermittler, der Begleiter, nicht derjenige, der entscheidet. Sobald das letzte Sandkorn den Boden erreicht…“ Abrupt stieß sie von sich. „Es kann einfach nicht sein, es DARF nicht sein!“, schrie sie aus voller Kehle. Tränen rannen über ihre Wange. „Ich bin nur der Tod. Ich begleite dich, versuche zu trösten, doch ändern kann ich nichts.“ Die Stimme eisern, kalt, gefühlslos, während er sich umdrehte und ging. „Und wie willst du mich trösten, wenn du gehst?! Wie willst du mich trösten, wenn du mich im Anblick meines Todes alleine lässt?“, schrie sie ihm noch hinterher. Kurz drehte er sich zu ihr, schaute sie aus seinem jungen Gesicht an, bevor er sich weiter von ihr entfernte, sie ihn aus den Augen verlor. In ihrer Verzweiflung blieb sie liegen, spürte den Sand unter ihren Händen, schloss die Augen. Wenn sie nichts sah, konnte nichts passieren. Wenn sie das letzte Sandkorn nicht sah, dann würde ihr nichts geschehen! Doch diesen Plan hielt sie nicht lange, bevor es sie innerlich immer weiter zerfraß, sie wieder hinschauen musste, ihre Schwäche verstand, sich wieder erhob. Es war kein stolzes Erheben, war nicht der Versuch irgendwelche Würde zu bewahren, Tapfer zu sein. Sobald ihr Körper aufgerichtet war, bewegte sie sich auf die monströse Uhr zu, zerrte an ihr, versuchte sie umzustoßen. Wenn sie doch kaputt wäre! Immer weiter drehte sie ihre Runden um die Uhr, machte sich an ihr zu schaffen, während Korn für Korn den Boden berührte. Es war, als wenn ihr die Zeit durch die Hände rinnen würde, viel zu schnell, viel zu hastig. Sie versuchte sie einzuholen, versuchte sich neue Zeit zu kaufen, doch jeglicher Versuch scheiterte. Erst irgendwann, als der junge Tod wiederkehrte, setzte sie sich zur Ruh, wartete, bis er in Hörweite war. „Kann ich wirklich gar nichts tun?“ Er schüttelte den Kopf, doch lächelte diesmal. „Du kannst es zwar nicht verhindern, aber wieso Zeit erhandeln, wieso Zeit horten, wenn du sie jetzt nutzen könntest?“ Immer näher kam er ihr, setzte sich zu ihr auf den heißen Boden. „Lange hast du sowieso nicht mehr“, seine Hand deutete auf die Uhr, „wieso versuchst du um jeden Preis mehr Sand hineinzubekommen?“ Sie kannte keine Antwort. Der Blick gen Himmel, erschien ihr wunderschön. Auch wenn die Sonne grell war, sie peinigte mit der Hitze, das Blau, das unendliche Blau, faszinierte sie. Wieso bemerkte sie es erst jetzt? Wieso… Schwarz. Das letzte Sandkorn fand seine Freunde, die schon längst am Boden lagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)