Khajiit Instinct von Tali-Zorah ================================================================================ Kapitel 7: Wir können nicht --------------------------- Der nächste Tag: Mittag Die Frauen standen inmitten von Anvil und Kyara handelte gerade mit dem Schmied um günstigere Pfeile. Währenddessen lehnte Tallia an eine der Säulen vor der ehemaligen Kämpfergilde. Sie war völlig gedankenverloren und dachte immer noch an das Geschehnis des gestrigen Abends. Als ein bärtiger Kaiserlicher an ihr vorbeiging, hielt sie ihn an und fragte. »Verzeihung, können sie mir helfen?« Der Bürger blieb stehen. »Kommt drauf an.« »Ich suche ein verlassenes Haus in Anvil. Wissen so eins stehen könnte?« Er runzelte die Stirn. »Suchst du ein Haus zum Kaufen oder das alte Geistergemäuer? Denn falls es letzteres ist, dann rate ich dir davon ab. So ein zartes Kindchen sollte nicht an solche Orte gehen.« Die alte Schwäche des Mädchens trat hervor. Ihre Angst vor Geistergeschichten ließ sie unsicher sprechen. »G-Geistergemäuer? Es spukt darin?« »Natürlich tut es das. Dieses Haus ist furchtbar alt. Es stand schon vor dem Krieg dort und reicht sogar bis vor der Zeit der Oblivion Kriese. Trotz all der Jahrhunderte steht es dort noch unversehrt. Zugewuchert, veraltet und verlassen, aber dennoch unversehrt.« »Aber wie kommt ihr darauf, dass es darin spukt?« Der Ausdruck des Mannes wurde ernster. Er kam näher und fing an leiser zu sprechen und Tallia wurde nervös. »Man sagt dort soll eine Gestalt leben, die aber noch nie jemand gesehen hat. Dieses Haus steht leer und niemand sieht jemanden rein- oder rausgehen. Dennoch hört man bei Nacht seltsame Geräusche daraus… Man hört wie Möbel bewegt werden und manchmal hört man sogar eine Frauenstimme…« Bibbernd hörte sich Tallia diese Horrorgeschichte an und hielt sich vor Zittern die Fäuste vor ihrer Brust. Gespannter hörte sie zu und sie wusste nicht, ob sie mehr hören wollte oder lieber weglaufen sollte. Der Mann sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck an und führte weiter fort. »Vor einiger Zeit bin ich vom Schloss gekommen, weil ich einige Kleider für die Bediensteten des Grafen anfertigen sollte. Das dauerte sehr lang wie du dir denken kannst. Also kam ich spät nachts vom Schloss wieder und kam an diesem verfluchten Haus vorbei. Ich schritt nichtsahnend die Straße entlang, als ich plötzlich eine Frau am Fenster sah. Sie war so schwarz wie die Dunkelheit selbst und ihre Augen waren greller als jeder Stern. Sie starrte mir direkt in die Seele und bei Akatosh ich schwöre dir, dass ich diese Frau gesehen habe. Vor lauter Angst gefror mir das Blut und erstarrte. Ich blinzelte ein einziges Mal und im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Ich lief nach Hause und seitdem kann ich diese grässliche Gestalt nicht mehr vergessen.« Tallia ertrug diese Vorstellung nicht und ihr lagen fast die Tränen in den Augen. Es lief ihr eiskalt den Rücken runter und sie wagte es kaum nachzufragen, doch sie musste es wissen. »U-u-u-u-und… wwwo befindet sich dies-ses Haus?« Emotionslos blickte der Kaiserliche nach rechts und sah in Richtung des zugewucherten Gebäudes am Ende der Straße. Er zeigte darauf und eindringlich sagte er. »Dort. Das ist es.« Er packte wieder seine Sachen und ging weiter mit den Worten. »Halte dich davon fern Täubchen. Das ist kein Platz für Mädchen wie dich.« Immer noch paralysiert von diesem Schock sah sie in das kaputte Fenster im ersten Stock. Konzentriert starrte sie und hatte Angst, dass sie jeden Moment wen erblicken könnte. Alles um sie herum wurde leiser und sie stierte in dieses schwarze Loch. Plötzlich stockte ihr der Atem, als sich irgendetwas darin bewegte. Sie wollte schreien, doch sie konnte nicht. Der Schreck saß zu tief. Gerade als sie losschreien wollte, horchte sie einer vertrauten Stimme, die hinter näher kam. »Ha! Guck mal Kleines! Zwei Köcher voll Pfeile! Einmal Stahl und einmal Silber und wenn du wüsstest was ich dafür bezahlt hab, dann würdest du-« Kyara konnte ihren Satz nicht zu Ende führen, da sie ihre Hand auf Tallias Schulter legte und das Dunmermädchen daraufhin hochschreckte. Sie stieß einen Schrei aus und drehte sich um, während sie wegschritt. Schwer atmend stand sie mit dem Rücken an der Wand und sah verschreckt ihre Herrin an. Die Khajiit blickte nur verdutzt ihre Schülerin an und fragte nach. »Tallia, ich bins. Was ist nur los mit dir? Seit gestern Abend benimmst du dich eigenartig.« Beschämt drehte Tallia ihren Kopf weg und kam wieder näher an ihre Meisterin. Sie tat etwas, was sie schon lange nicht mehr getan hatte. Sie umarmte ihre Herrin und presste sich fest an sie. Überrumpelt realisierte Kyara die Situation und sah auf ihre verschreckte Freundin. Fürsorglich fing die Khajiit an zu lächeln und umarmte das Mädchen. Beruhigend streichelte sie den Kopf ihrer Gefährtin und flüsterte in ihr Ohr. »Shhh… ist schon gut Süße. Dir kann keiner was. Egal was es ist, es muss dir keine Angst machen. Ich bin doch hier. Dir wird niemals etwas geschehen, solange ich in der Nähe bin.« Liebevoll küsste sie die Schläfe und sah ihr ins Gesicht. Das verschreckte Antlitz der Elfin war verschwunden und sie sah ihrer Herrin erleichtert ins Gesicht. Als sich die roten Augen der Dunmer und die silbernen Augen der Khajiit trafen, entstand ein kurzer Moment, der nur den beiden gehörte. Es fühlte sich alles so richtig an und die starke Zuneigung, die die beiden schon länger füreinander hatten, schien genau in diesen Moment einen Höhepunkt erreicht zu haben. Sanft streichelte die weiße Hand Kyaras über die azurblaue Wange ihrer Freundin. Niemand wagte es etwas zu sagen. Niemand wollte diesen Moment zerstören. Verlegen sahen sie einander an und spürten die Nähe des anderen. Tallia nahm ihren ganzen Mut zusammen und streckte sich zur Wange ihrer Meisterin. Sie küsste die Stelle neben den Mund der Khajiit und hielt beschämt ihre Hand. Die Frauen verspürten tiefste Verlegenheit, da diese Handlung eindeutig über das Verhältnis von Freundin zu Freundin überstieg. Um diese Situation nicht noch unangenehmer zu machen, schmunzelte Kyara verlegen und drehte sich um, um sich auf dem Weg zur Herberge zu machen. Sofort folgte Tallia auf und beide gingen nebeneinander her, ohne das vorige Geschehnis anzusprechen. Vor allem Tallia war das alles sehr unangenehm. Sie hatte ihre Meisterin auf die Wange geküsst. -Ich war vorschnell. Ich hätte so nicht handeln dürfen. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Natürlich sieht sie mich nicht so, wie ich sie sehe. Ich bin nur das ungeschickte, kleine Mädchen und sie die erfahrene Kämpferin. Sie würde niemals Interesse an mir zeigen. Und dennoch… es tat so gut. Außerdem hat sie mich einfach gelassen. Sie hat sich nicht einmal gewehrt oder etwas Schlechtes darüber gesagt. Vielleicht hab ich ja Chancen bei ihr… - Die Frauen gingen in die Herberge und mieteten ein Zimmer für eine Nacht. Der Weg führte sie die Treppe hinauf und sie betraten ihren Raum. Es war eine noblere Herberge, das sah man sofort. Das Bett sah weich und die Laken sauber aus. Auch das Inventar schien von einem guten Zimmermann zu stammen. Als sie vor dem Bett standen, brach als erstes Kyara die Stille. »Wir sollte es uns gemütlich machen. Ich nehme die Kommode links und den großen Kleiderschrank.« Ohne irgendein Wort über das vorige Ereignis zu verlieren, antwortete Tallia erleichtert. »Gut, ich nehme dann die zwei Kommoden auf der rechten Seite.« Sie gingen zu ihren jeweiligen Schränken und räumten ihre Gegenstände ein. Tallia machte sich weiterhin über ihre Tat Sorgen und räumte geistig abwesend ihre Kleider in die geräumigen Schubladen. -Wieso sagt sie nichts? War es ihr egal? Ist sie vielleicht wütend? Das Schweigen darüber macht mich sogar noch mehr fertig, als wenn sie mich dafür angeschnauzt hätte. Wüsste ich doch nur, wie sie darüber denkt. Und vor allem wie sie über uns denkt. Vermutlich bin ich für sie immer noch das kleine Kind... sie wird mich niemals so lieben wie ich sie liebe.- Ironischerweise beschäftigte sich zur gleichen Zeit auch Kyara mit ihren Gefühlen. Sie hängte ihre Rüstungs- und Kleidungsstücke auf, wobei sie zugleich ihre Gefühle ordnen musste. -Komm schon Kyara, reiß dich zusammen! Sie ist immer noch Tallia, deine kleine Schülerin. ... ach was mache ich mir vor? Sie ist inzwischen eine erwachsene Frau und dass sich da bei mir was tut ist doch wohl klar. ... und... was für eine Frau sie geworden ist. Sie ist so viel reifer und schöner geworden. Wer hätte gedacht, dass aus dem begabten Mädchen von damals so eine wunderschöne, junge Dame werden würde? Hätte ich das geahnt, hätte ich sie nie mitgenommen. Wieso mache ich mich eigentlich verrückt? Dieser Kuss hatte rein gar nichts zu bedeuten. Ich interpretiere da viel zu viel rein. Wenn dieser Kuss nichts zu bedeuten hatte, dann sollte ich mich auch nicht selbst verrückt machen. Sie ist meine Schülerin und ich sollte dieses Verhältnis nicht wegen meinen Schwächen gefährden. Sie ist nicht irgendeine Magd, die ich für ein warmes Bett überzeugen kann. Das ist Tallia, meine Freundin und Schülerin... Ich sollte etwas suchen, was mich davon ablenkt. Wenn ich heute Nacht ein weiteres Mal neben ihr liege, weiß ich nicht ob ich mich beherrschen kann. Hmm... oh man, ich brauche dringend was zu Trinken... mein Kopf explodiert fast.- Fast zeitgleich wurden die Freundinnen mit dem Einräumen fertig und beide zogen sich ihre bequeme Kleidung an. Synchron ließen sie sich auf ihr Bett fallen. Seufzend starrten sie an die Decke und Tallia ließ plötzlich genüsslich einen Stöhner entfliehen. »Mmmmhhh... das Bett ist so weich... ich hab selten so gut gelegen...« Ebenfalls angetan von dem federnen Schlafplatz, stimmte Kyara zu. »Ist schon ein ganz anderes Gefühl, als wenn man zwischen Stock und Stein rastet. Ich glaube ich gönne mir ein kleines Päuschen...« »Ich haue mich auch ein wenig aufs Ohr...« Aus dem Dösen wurde Schlafen und ehe sich die Frauen versahen, schliefen sie bereits tief und fest. Stunden später: Nacht Langsam und genüsslich öffneten sich die silbernen Augen Kyaras und wohl erholt rekelte sie sich, wonach ein katzenartiges Gähnen folgte. Seufzend wandte sie ihre Augen zur Seite und blickte ins schlafende Antlitz ihrer Schülerin. Ihr friedliches, samtblaues Gesicht war dicht an Kyaras und ohne irgendeine Bewegung zu machen, betrachtete die Khajiit ihre Freundin. Tallia lag auf der Seite und ihre Kurven ließen die wollüstigen Blicke von Kyara auf sich ziehen. Die silbernen Augen tasteten sich von vom Gesicht herunter bis zu den weichen, glänzenden Lippen, die langsam atmende Geräusche von sich gaben. Immer weiter strichen die Katzenaugen an Tallia herunter wanderten über die zarten Schultern und fuhren schließlich die Kurve zwischen Taille und Hüfte entlang. Das Bein der Dunmer war nach vorn angewinkelt und glänzte zart im Kerzenlicht. Es gab keine Stelle, die Kyara nicht mit ihrem Blick abtastete und ihr Verlangen ließ sie wieder eine Wollust verspüren, die sie schon länger plagte. In einem schwachen Augenblick rückte Kyara näher an ihre Schülerin und sie strich mit ihrem weißen Zeigefinger erst über das Kinn ihrer Freundin. Sie strich langsam und sanft, damit Tallia nicht aufwachte. Das Herz der Khajiit klopfte stärker und sie wurde nervöser. Vorsichtig umfasste sie das Kinn der Dunmer mit ihrem Zeigefinger und ihrem Daumen, worauf sie sich mit ihrem Gesicht näherte. Die Lippen der Freundinnen waren ganz dicht voreinander und Kyara spürte bereits den flachen Atem Tallias an ihren Mund. Gerade als sie ihre silbernen Augen schließen und zum Kuss ansetzen wollte, flüsterte Tallia im Schlaf. »Kyara...« Der Schreck durchjagte den Verstand Kyaras und sie riss schockiert die Augen auf. Umgehend ließ sie das Kinn ihrer Freundin los und rückte weg. Sie vergewisserte sich, dass Tallia noch schlief und setzte sich scharmerfüllt auf die Bettkante. Vor lauter Vorwürfe stützte sie ihre Ellenbogen auf ihre Knie und hielt sich die Handflächen an ihren Schläfen, um ihren Kopf zu stützen. Ernst sah sie zu Boden und sie konnte nicht fassen, was sie da gerade tun wollte. -Dibella steh mir bei... was ist in mich gefahren? Ich bin doch das verlogenste Miststück in ganz Tamriel. Fast hätte ich es getan... Ich hätte mir das nie verziehen. Und sie mir vermutlich auch nicht. Ich bin doch das Letzte! – Voller Wut über sich selbst, schlug sie mit der Faust auf den Nachttisch neben dem Bett. Von diesem Lärm wurde auch die Dunkelelfin wach und mit reibendem Auge sah Tallia zu Kyara hoch. »Mrrmm... Kyara? Was ist denn los?« Murmelte sie schläfrig. Ernst drehte sich das Haupt der Khajiit zur Seite und sprach emotionslos. »Gar nichts. Ich brauche was zu Trinken. Du kannst so lange Schlafen. Ich komme nach.« Bestimmend stand sie auf und ging in Richtung Tür. Bevor sie raus schritt sagte sie »Warte nicht auf mich. Das wird vermutlich spät.« Und mit einem Klacken schloss die Khajiit die Tür hinter sich. Verdutzt sah Tallia auf die verschlossene Tür und murmelte. »Was? Spät?« Noch zwei-, dreimal blinzelte sie, bis sie voller Panik aufsprang und zum Fenster sah. »Waaah! Nein! Nein nein nein nein! Ich komme zu spät! Wie spät haben wir es? Ist es schon Mitternacht? Oh nein! Ich muss doch die Eine da treffen.« Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. 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